Naturschutz 2020 20 Punkte für die natürliche Vielfalt - Kommunen für biologische Vielfalt

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Naturschutz 2020 20 Punkte für die natürliche Vielfalt - Kommunen für biologische Vielfalt
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                                                   Naturschutz 2020
                                               20 Punkte für die natürliche Vielfalt

www.artenvielfalt.schleswig-holstein.de
Naturschutz 2020 20 Punkte für die natürliche Vielfalt - Kommunen für biologische Vielfalt
Naturschutz 2020 20 Punkte für die natürliche Vielfalt - Kommunen für biologische Vielfalt
Inhaltsverzeichnis

Vorwort Minister Dr. von Boetticher .............................................................................................................................                  2
Naturschutz 2020 – 20 Punkte für die natürliche Vielfalt ..............................................................................................                            3
Einführung ....................................................................................................................................................................    4
1. Die Lage ist ernst – aber nicht hoffnungslos .........................................................................................................                          6
2. Rückgang der natürlichen Vielfalt: Die Gründe .......................................................................................................                           8
3. Resümee: Warum ist der Schutz der Biodiversität so wichtig?..............................................................................                                      12
4. Ziele für Schleswig-Holstein ..................................................................................................................................                14
5. Zielgerichtetes Handeln: Wo werden die Ideen umgesetzt? .................................................................................                                      16
6. Gemeinsam für den Naturschutz: Wer setzt die Ziele um? ...................................................................................                                     18
7. Die richtigen Instrumente: Wie werden die Ziele umgesetzt? ...............................................................................                                     20
8. Engagement ist gefragt: Was wollen wir erreichen? .............................................................................................                                22
9. Unser Weg: 20 Punkte für die natürliche Vielfalt in Schleswig-Holstein ................................................................                                        24
10. Naturschutz geht uns alle an .................................................................................................................................                46
Impressum ...................................................................................................................................................................     48

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Naturschutz 2020 20 Punkte für die natürliche Vielfalt - Kommunen für biologische Vielfalt
Vorwort

                                          gefügt werden. Wir brauchen eine        Ort anzusprechen und zu ermutigen,
                                          neue, längerfristige Strategie. Damit   den Naturschutz als ihre Aufgabe
                                          sie ihre Wirkung entfalten kann,        anzunehmen und sich zu engagieren.
                                          müssen konkrete Instrumente und
                                          Maßnahmen entwickelt und verein-        Unsere Instrumente sind das Fördern
                                          bart werden.                            (Finanzierung) und Fordern (Gesetze),
                                                                                  um den Verlust der biologischen Viel-
                                          So wollen wir die Angebote vor Ort      falt bis 2020 zu stoppen und umzu-
                                          stärken und finanziell besser ausstat-   kehren.
                                          ten. Wir entwickeln neue Formen des
                                          Vertragsnaturschutzes, flexibel und      Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist
                                          erfolgsorientiert, sowie innovative     eine großartige und schöne Aufgabe.
                                          Förderprogramme, beispielsweise         Deshalb wünsche ich mir auch mehr
                                          das Artenhilfsprogramm. Die lokalen     Leidenschaft für den Naturschutz,
                                          Aktionen und Naturschutzstationen       ohne die die besten Programme und
                                          des Landes führen die unterschied-      Fördermaßnahmen nur die Hälfte
                                          lichen Interessen der lokalen Partner   wert sind. Möge die vorliegende Bro-
„Von Natur aus bunt“ präsentierte         und Bürger zusammen. Ihre Stärke        schüre Menschen zum Mitmachen
sich Schleswig-Holstein zur internati-    ist die Gebietskenntnis und direkte     motivieren, um zukünftig im Natur-
onalen Vertragsstaatenkonferenz zur       Kommunikation aller Beteiligten.        schutz noch erfolgreicher zu sein.
Biodiversität 2008. Das haben wir         Das stärkt die Akzeptanz des Natur-
zum Anlass genommen, den Natur-           schutzes, so werden Entscheidungen
schutz in Schleswig-Holstein mit Blick    unkompliziert und schnell umgesetzt.
auf das Jahr 2020 neu auszurichten.
Präzisiert wird das durch diese „20       Die Naturschutzverwaltung wird
Punkte für die natürliche Vielfalt“.      weiter die Naturschutzziele vorgeben,
                                          Regeln festlegen und ordnungspoli-      Dr. Christian von Boetticher
Um die natürliche Vielfalt zu erhalten,   tische Schranken setzen. Wir sehen      Minister für Landwirtschaft,
müssen den bewährten Inhalten der         unsere Aufgabe darin, die verschiede-   Umwelt und ländliche Räume
Naturschutzpolitik neue Ideen hinzu-      nen gesellschaftlichen Gruppen vor      des Landes Schleswig-Holstein

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Naturschutz 2020 20 Punkte für die natürliche Vielfalt - Kommunen für biologische Vielfalt
Naturschutz 2020 –
20 Punkte für die natürliche Vielfalt

Die biologische Vielfalt in Schleswig-   Die 20 Punkte für die natürliche Viel-
Holstein zu erhalten und den Lebens-     falt stehen für eine Vision, die zu-
raum für Pflanzen und Tiere zu sichern,   gleich konkreter Handlungsrahmen
ist eine Aufgabe, die angesichts der     für eine Naturschutzpolitik ist, die
zunehmenden Bedrohung und des            alle Bürger anspricht und zum Mit-
wachsenden Rückgangs von Arten           machen einlädt. Sie zeigen Möglich-
und Habitaten immer wichtiger wird.      keiten auf, wie sich jede Schleswig-
Je mehr Menschen diese Aufgabe           Holsteinerin und jeder Schleswig-
als ihre persönliche begreifen, desto    Holsteiner aktiv an der Rettung der
größer ist die Chance, in den kom-       Arten und Lebensräume beteiligen
menden Jahren den Weg für einen          und so seinen und ihren Beitrag für
noch erfolgreicheren Umweltschutz        die Zukunft unseres Landes leisten
in Schleswig-Holstein zu bereiten.       kann.

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Naturschutz 2020 20 Punkte für die natürliche Vielfalt - Kommunen für biologische Vielfalt
Einführung

Im Juni 1992 haben die Vereinten         Vorteile sollen ausgewogen und ge-      Arten auf zu halten, erreicht wird.
Nationen auf der Konferenz für Um-       recht verteilt werden. Die CBD ist      Die Analyse der aktuellen Situation
welt und Entwicklung in Rio de Ja-       seit 1993 in Deutschland ratifiziert.    zeigt vor allem eins: Der weltweit
neiro das Übereinkommen über die                                                 festzustellende Rückgang der Arten
biologische Vielfalt (Convention on      Am 7. November 2007 präsentierte        und ihrer Lebensräume ist auch in
Biological Diversity, CBD) beschlos-     die Bundesregierung eine unter Fe-      Schleswig-Holstein deutlich nach-
sen. Inzwischen ist es in 190 Staaten,   derführung des Bundesumweltmi-          weisbar und konnte bisher nicht zu-
darunter auch Deutschland, völker-       nisteriums erarbeitete „Nationale       friedenstellend gestoppt werden. Es
rechtlich verbindlich. Ziel des Abkom-   Strategie zur biologischen Vielfalt“.   besteht somit dringender Hand-
mens ist, dass die beteiligten Länder    Diese sieht vor, dass bei der Umset-    lungsbedarf!
Pläne zur Erhaltung und nachhaltigen     zung der Ziele nicht nur Bund, Län-
Nutzung der biologischen Vielfalt von    der und Kommunen angesprochen,          Um die biologische Vielfalt zu erhal-
Arten und Lebensräumen (Biodiver-        sondern möglichst viele gesellschaft-   ten, sind neben bewährten Struktu-
sität) entwickeln und umsetzen. Die      liche Kräfte mobilisiert werden.        ren und Instrumenten der aktuellen
sich aus der Nutzung ergebenden                                                  Naturschutzpolitik neue Ansätze er-
                                         Im Mai 2008 war Deutschland Gast-       forderlich. Der in der Vergangenheit
                                         geber der 9. UN-Naturschutzkonfe-       stark als vorrangig staatliche Aufga-
                                         renz, bei der die Unterzeichner des     be missverstandene Naturschutz
                                         Übereinkommens über die biologische     muss gemäß der nationalen Strate-
                                         Vielfalt in Bonn zusammenkamen.         gie zur biologischen Vielfalt auf eine
                                         Schleswig-Holstein nutzte dieses        breitere Basis gestellt werden. Das
                                         Treffen zu einer Standortbestimmung     betrifft Inhalte ebenso wie Instru-
                                         und konkreten Weiterführung der         mente und beteiligte Partner.
                                         landeseigenen Naturschutzpolitik.
                                         Sichtbares Resultat der Planungen       Durch die Entwicklung vielfältiger
                                         sind die in dieser Broschüre zusam-     Angebote zur Beteiligung und die
                                         mengefassten Maßnahmen, die auf         Bereitstellung finanzieller Mittel
                                         einem hohen qualitativen Niveau si-     möchte das Land Schleswig-Holstein
                                         cherstellen, dass das Ziel der Biodi-   so viele Partner wie möglich motivie-
                                         versität, bis 2020 den Rückgang der     ren, sich aktiv für den Erhalt der Bio-

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diversität und den Naturschutz zu en-    können auf diese Weise unkompliziert      2020 zu stoppen und soweit wie
gagieren, seien es Landwirte, Jäger,     und schnell umgesetzt werden. Die-        möglich umzukehren. Sie stehen
Naturschutzorganisationen oder an-       se Strukturen, deren besondere Stär-      aber auch für konkrete Maßnahmen
dere Interessierte. Hierzu werden        ke ihre regionale Verankerung ist,        und Lösungsvorschläge zur Rettung
aktuell flexible und erfolgsorientierte   sollen weiter ausgebaut werden.           der Arten und der natürlichen Lebens-
Varianten des Vertragsnaturschutzes                                                räume. Diese Publikation richtet sich
sowie innovative und nachhaltige         Die Erhaltung der biologischen Viel-      an alle Schleswig-Holsteinerinnen
Förderprogramme entwickelt und er-       falt ist eine wichtige Aufgabe, die je-   und Schleswig-Holsteiner. Denn je
probt. Im Rahmen der lokalen Aktio-      den betrifft. Die vorliegende Bro-        mehr Menschen den Schutz der Na-
nen und in den Naturschutzstationen      schüre soll zum Mitmachen animie-         tur als ihre persönliche Aufgabe be-
des Landes werden unterschiedliche       ren und zugleich Wegweiser sein.          greifen, desto erfolgreicher können
Interessen durch aktive Kommunika-       Die 20 Punkte für eine neue Natur-        die in dieser Broschüre aufgeführten
tion mit lokalen Akteuren und Bürgern    schutzpolitik stehen für das Ziel, den    Maßnahmen auch umgesetzt werden.
zusammengeführt. Entscheidungen          Verlust der biologischen Vielfalt bis

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Die Lage ist ernst – aber nicht hoffnungslos

Die Standortbestimmung der Natur-       zu berichten: Im selben Zeitraum hat     denen Feldvögeln auch Kampfläufer,
schutzpolitik in Schleswig-Holstein     sich der Zustand vieler Lebensräume      Alpenstrandläufer, Gemeine Fluss-
gibt durchaus Grund zur Hoffnung:       wie Hoch- und Niedermoore, Heiden,       muschel, Juchtenkäfer und der Lachs.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten     Pfeifengraswiesen und Brenndolden-
haben sich im nördlichsten Bundes-      Auewiesen verschlechtert. Darüber        Auch in der Pflanzenwelt ist ein
land sichtbare Erfolge im Naturschutz   hinaus ist es vielfach nicht gelungen,   Rückgang bestimmter Arten zu be-
eingestellt. Dies betrifft zum einen    Lebensräume, die sich bereits in         obachten. So sind etwa die Begleit-
den Schutz einzelner Arten wie Uhu,     einem allgemein schlechten Zustand       flora der Äcker und des Grünlandes
Seeadler, Kranich, Ringel- und Non-     befanden, ausreichend aufzuwerten.       oder auch die typische alte Dorfflora
nengans, Otter und Biber, aber auch     Während die Bemühungen um den            (z. B. Guter Heinrich, Schwarznessel
die Regeneration von Fließgewäs-        Erhalt von Arten in Teilen den ge-       oder Herzgespann) weitgehend aus
sern wie dem oberen Eidertal und        wünschten Erfolg brachten, verrin-       der norddeutschen Landschaft ver-
Hochmooren wie dem Dosenmoor.           gern sich die Bestände anderer Arten     schwunden.
Es gibt aber auch weniger Positives     weiter. Hierzu zählen neben verschie-

                                                                                                                    7
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Rückgang der natürlichen Vielfalt:
Die Gründe
Landwirtschaft verändert                 die in ihnen lebenden Arten. Insbe-      Verkehrswege beschränken
Lebensräume                              sondere die an nährstoffarme Verhält-    Lebensräume
Spätestens im Mittelalter begannen       nisse angepassten Lebensräume            Verkehrswegebau und Wohnbebau-
die Menschen damit, Wälder zu roden      (z. B. Seen, Heiden und Hochmoore)       ung haben im Laufe der Jahre dazu
und so Raum für Siedlungen und           wurden und werden durch Nitrat-Ein-      geführt, dass die Landschaft in
landwirtschaftliche Nutzflächen zu        träge von umgebenden landwirtschaft-     Schleswig-Holstein zunehmend zer-
schaffen. Mit den neuen, auf unter-      lichen Flächen und aus der Luft be-
schiedliche Art und Weise genutzten      einträchtigt. Die Folgen der verstärk-
Kulturlandschaftsräumen entwickel-       ten landwirtschaftlichen Nutzung
ten sich auch neue Lebensräume für       sind in Schleswig-Holstein beson-
Pflanzen und Tiere. Dies wiederum         ders brisant, da sie mit einer umfas-
führte zur Einwanderung neuer Arten.     senden Veränderung des Gesamt-
Speziell Arten der Acker- und Grün-      wasserhaushaltes der Landschaft
landflächen, aber auch der Heiden,        einhergehen. In dem relativ flachen
konnten sich erheblich ausbreiten        Relief Schleswig-Holsteins hatten
und prägten fortan bis in das 20.        sich nach der Eiszeit, besonders in
Jahrhundert hinein die mitteleuro-       der Vorgeest und in Flussniederun-
päische Kulturlandschaft.                gen, großflächige Nieder- und Hoch-
                                         moore gebildet. Diese Moore sind
Diese Vielfalt ging jedoch ab den        im vergangenen Jahrhundert im
dreißiger und verstärkt ab den fünfzi-   Zuge der landwirtschaftlichen Flächen-
ger Jahren des 20. Jahrhunderts zu-      gewinnung in großem Umfang abge-
nehmend verloren. Die Ursachen           baut, zumindest aber entwässert
sind bekannt: Durch die Intensivie-      worden. Die hiermit verbundene Be-
rung der landwirtschaftlichen Nut-       einflussung des Wasserhaushaltes
zung einerseits und die Aufgabe tra-     hat erheblich zum Rückgang von Le-
ditioneller landwirtschaftlicher Nut-    bensräumen und Arten beigetragen.
zungsformen andererseits
verschwanden oder verringerten sich
viele Lebensräume und damit auch

                                                                                                                      9
siedelt und durch Verkehrwege zer-     Klimawandel erfordert Mobilität        für die mobilen Arten, die Existenz
teilt ist. Vor allem der Ausbau der    Der begonnene Klimawandel wird         eines Biotopverbundsystems voraus.
Verkehrswege hat seit langem be-       sich voraussichtlich als weiterer      Mangelt es an einem derartigen Ver-
stehende Verbindungskorridore in       „Stressfaktor“ auf die Ökosysteme      bundsystem, ist ein lokales Aussterben
der Landschaft unterbrochen. Heute     auswirken. Bislang haben die im        oder eine Vergreisung des Artenbe-
finden sich nur noch wenige großflä-     Jahresdurchschnitt steigenden Tem-     standes wahrscheinlich. Problematisch
chig zusammenhängende Räume, in        peraturen in den nördlichen Gefilden    dabei ist, dass sich Ökosysteme wie
denen sich Arten störungsfrei entwi-   eher dazu geführt, dass Wärme          Moore, Flussmündungen und Watt-
ckeln können. Besonders für wenig      bevorzugende Arten zuwandern, die      landschaften im Zuge des Klimawan-
mobile Kleintierarten wie Schnecken    früher nicht in Schleswig-Holstein     dels nicht unbeschadet nach Norden
und einige Insekten stellt bereits     beheimatet waren (z. B. Wespenspin-    oder Süden „verschieben“ und hier
eine asphaltierte Gemeindeverbin-      ne und Bienenfresser). Umgekehrt       in gewohnter Weise funktionieren
dungsstraße eine kaum zu überwin-      ist aber auch zu erwarten, dass es     können: Den wandernden Arten fehlt
dende Hürde dar. Arten, die auf ein    bei einer Fortsetzung dieses Trends    es an geeigneten Lebensräumen.
Gebiet beschränkt werden und sich      zu einer Abwanderung von Arten aus
nicht ausbreiten können, sind anfäl-   Schleswig-Holstein kommt, die eher
liger für Gendefekte, Krankheiten      kühlere Verhältnisse bevorzugen. So-
und anderen Notlagen und sterben       wohl eine Ab- als auch eine Zuwan-
schneller aus.                         derung setzt allerdings, zumindest

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Resümee:
Warum ist der Schutz der Biodiversität so wichtig?
Die biologische Vielfalt zu erhalten ist   • aus ökonomischen Gründen unver-       – viele Nutzpflanzen zur Fruchtbildung
• eine ethische Verpflichtung, da wir         zichtbar, da                            auf die Bestäubung durch teilweise
  unsere Lebensräume und Umwelt            – der Mensch für sein Wohlbefinden         stark spezialisierte Insektenarten
  als Erbe für künftige Generationen         eine intakte und vielfältige Natur      angewiesen sind.
  schützen müssen.                           benötigt und Naturerleben auch        – viele Wildformen von Kulturpflan-
• aus ökologischen Gründen not-              eine wichtige Grundlage für den         zenarten zur landwirtschaftlichen
  wendig, da                                 Tourismus darstellt.                    Biodiversität beitragen und wert-
– es ohne eine leistungsfähige Natur       – bei einer erheblichen Beeinträchti-     volle natürliche Gen-Reservoire bil-
  kein sauberes Grundwasser, keine           gung der natürlichen Leistungsfä-       den
  klare Luft und keine fruchtbaren           higkeit viele gebräuchliche Arznei-   – diese Leistungen der Biodiversität
  Böden gäbe.                                mittel nicht mehr verfügbar wären       technisch, ökonomisch und ökolo-
– Lebensgemeinschaften aufeinander           und mit jeder ausgestorbenen Art        gisch nicht ersetzbar sind.
  angewiesen sind und funktionieren-         pharmazeutische Nutzungsmög-
  de Ökosysteme zum Schutz der               lichkeiten ausfallen können.
  Arten bestehen bleiben müssen.

                                                                                                                      13
4

14
Ziele für Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein ist sich seiner         und Land zwischen Nord- und Ostsee         nenden Landbewirtschaftung mit de-
Vorreiterrolle in der Naturschutzpolitik   eine zentrale Bedeutung als Drehkreuz      nen einer global stetig steigenden
bewusst und hat sich dementspre-           für den internationalen Vogelzug.          Nachfrage nach landwirtschaftlichen
chend ambitionierte Ziele gesetzt.                                                    Produkten in Einklang zu bringen.
Zentrale Aufgabe des Naturschutzes
in Schleswig-Holstein ist, die Biodiver-   Ambitionierte Ansätze
sität bis zum Jahr 2020 dauerhaft zu       Die Pläne sind ehrgeizig: Mit einem
stärken. In diesem Zusammenhang            Netz aus Schwerpunkträumen, Puf-
soll ein nachhaltiges, sich selbst tra-    ferzonen und Verbindungsstrukturen
gendes System von Lebensgemein-            sollen die verschiedenen Lebensräu-
schaften erhalten bzw. wieder herge-       me in ihrem Bestand gesichert und
stellt werden, das möglichst allen         so weiter entwickelt werden, dass
natürlich vorkommenden Arten das           sie neuzeitlichen Einflüssen wie dem
Überleben sichert.                         Klimawandel standhalten können.

Die natürliche Natur- und Kulturland-      Ziel ist, sowohl die seit langem be-
schaft Schleswig-Holsteins wird            stehenden, kulturhistorisch wert-
durch Wattenmeer, Küsten, Seen             vollen Landschaften als auch die neu
und naturnahe Wasserläufe, durch           eingerichteten Weidelandschaften
Wälder und Moore, aber auch durch          und Wildnisgebiete zu erhalten und
Knicks, Alleen, große Grünlandregio-       zu entwickeln. Darüber hinaus sollen
nen und Heidegebiete bestimmt. All         Nutzungssysteme gestaltet werden,
diese Elemente prägen das Land,            die ökonomisch ertragreich sind, ohne
ziehen Menschen an und stehen für          ökologische Nachteile zu erzeugen.
ein unverwechselbares Stück Heimat.
Diese natürlich und historisch entstan-    Ein Beispiel hierfür ist „precision far-
dene Arten- und Lebensraumvielfalt         ming“ (präzise Landbewirtschaf-
soll erhalten und weiterentwickelt         tung). Bei dieser Form der landwirt-
werden. Dabei hat Schleswig-Holstein       schaftlichen Nutzung wird versucht,
als Brücke zwischen Nord und Süd           die Ansprüche einer ressourcenscho-

                                                                                                                       15
5

16
Zielgerichtetes Handeln:
Wo werden die Ideen umgesetzt?
Ausgehend von den Ergebnissen der                           Fachliche Schwerpunkte                      Die Schwerpunktgebiete sollen vor
9. UN-Naturschutzkonferenz im Mai                           • Schutz für Arten, Biotope und             Verschlechterungen geschützt und
2008 hat Schleswig-Holstein folgende                          Landschaften                              ihr ökologisches und biologisches In-
Schwerpunktgebiete festgelegt, in                                                                       ventar durch geeignete Maßnahmen
denen ein besonders hoher Nutzen                                                                        optimiert werden (siehe hierzu auch
für die biologische Vielfalt erreicht                       Regionale Schwerpunkte                      Punkt 4). Dabei müssen die Gebiets-
werden kann. Dementsprechend                                • NATURA-2000-Gebiete¹                      systeme so flexibel reagieren, dass
werden sich die Maßnahmen zur Er-                           • Naturschutzgebiete außerhalb von          eine Anpassung an neue Gegeben-
haltung bzw. Wiederherstellung der                            NATURA-2000-Gebieten                      heiten kein Problem darstellt. Dies
Biodiversität und die verfügbaren                           • Ökologisch wertvolle Flächen im           bedeutet aber auch, dass Schwer-
Ressourcen vor allem auf diese Be-                            Eigentum des Landes Schleswig-            punktgebiete, die entgegen der ur-
reiche konzentrieren.                                         Holstein und anderer Gebietskör-          sprünglichen Annahme kein Entwick-
                                                              perschaften                               lungspotenzial aufweisen, aus dem
Das bedeutet nicht, dass der flächen-                        • Flächen der Naturschutzstiftungen         Programm entlassen und stattdessen
hafte Naturschutz aufgegeben wird.                            und sonstiger Vereine und Verbände        besser geeignete Gebiete einbezogen
Die etablierten Naturschutzinstru-                          • Durch lokale Aktionen betreute Flä-       werden müssen.
mente wie die Eingriffsregelung, die                          chen
Landschaftsplanung oder der Arten-                          • Vertragsnaturschutz- und Ökokon-          Im Rahmen der Biotopverbundpla-
schutz gelten flächendeckend weiter                            toflächen²                                 nung des Landes sollen die Schwer-
und werden zum Beispiel durch Ar-                           • Durch Patenschaften betreute Flä-         punktflächen durch natürliche Struk-
tenhilfsprojekte auch außerhalb der                           chen                                      turen wie Wälder und Fließgewässer
Schwerpunktgebiete flankiert.                                                                            einschließlich ihrer Täler verbunden
                                                                                                        werden.

¹ Informationen zu Natura 2000-Gebieten erhalten Sie unter www.natura2000-sh.de
² Informationen zum Vertragsnaturschutz und zu Ökokonten erhalten Sie unter www.schleswig-holstein.de

                                                                                                                                          17
6

18
Gemeinsam für den Naturschutz:
Wer setzt die Ziele um?
Dem Verlust der biologischen Vielfalt       Als der die Landschaft am stärksten
entgegen zu wirken, ist ein gesamt-         prägende Wirtschaftszweig in
gesellschaftliches Anliegen. Daher ist      Schleswig-Holstein wird die Land-
es notwendig, so viele Interessens-         und Forstwirtschaft ermutigt, sich
gruppen wie möglich zu animieren,           gemeinsam mit im Naturschutz en-
sich aktiv am Naturschutz zu beteili-       gagierten Menschen für den Erhalt
gen. Neben der Land- und Forstwirt-         der Kulturlandschaft einzusetzen.
schaft und der gesamten Wirtschaft          Durch regional abgestimmte Maß-
betrifft es auch die Fischerei, die In-     nahmen kann die Land- und Forst-
dustrie, das Handwerk, das Dienst-          wirtschaft verstärkt Artenschutz be-
leistungsgewerbe, die Kommunen,             treiben und für die Lebensräume
die Kirchen und nicht zuletzt alle en-      wichtige Strukturelemente wie           des Naturschutzes. Aufgabe der Lan-
gagierten Bürgerinnen und Bürger.           Knicks, Fließ- und Kleingewässer in     desverwaltung ist es daher, Anreize
                                            die Landschaft bringen. Auf diese       zu schaffen und Initiativen auf allen
Die Maßnahmen zielen darauf ab,             Weise kann die Nutzung der natür-       Ebenen zu unterstützen.
mit einer kreativen und intensiven          lichen Ressourcen mit dem Erhalt
Naturschutzbildungsarbeit die Men-          der biologischen Vielfalt in Einklang   Darüber hinaus wird das Land Pro-
schen in Schleswig-Holstein wieder          gebracht werden.                        gramme auflegen, im Rahmen derer
stärker für die Natur zu sensibilisieren.                                           naturgebundene Erholung und Sport
Sie sollen lernen, auch die immateri-       Alle Naturschutzmaßnahmen können        in der Natur auf eine so bewusste Art
ellen Werte der Natur und Heimat zu         allerdings nur dann erfolgreich sein,   und Weise praktiziert werden können,
schätzen und zu schützen.                   wenn sie aktiv von den Bürgerinnen      dass die biologische Vielfalt keinen
                                            und Bürgern mitgetragen werden.         Schaden nimmt. Nicht Ausschluss der
An die Wirtschaft richtet sich der Ap-      Die Initiative der Schleswig-Holstei-   Bürgerinnen und Bürger, sondern Öff-
pell, ein tragfähiges Miteinander von       nerinnen und Schleswig-Holsteiner       nung der Natur für umweltfreundliche
wirtschaftlicher Entwicklung und Na-        in der praktischen Umwelt- und Na-      Freizeitaktivitäten lautet der Ansatz,
turschutz zu unterstützen. Dabei wird       turschutzarbeit, und hier kann beson-   bei dem der Schutz der heimischen
dem Thema Öko-Sponsoring eine be-           ders das freiwillige Ehrenamt hervor-   Natur stets Gradmesser für jegliches
sondere Bedeutung zukommen.                 gehoben werden, ist das Rückgrat        Handeln ist.

                                                                                                                       19
7

20
Die richtigen Instrumente:
Wie werden die Ziele umgesetzt?
Damit Ziele nicht nur Ziele bleiben,   • Konzentration auf das Wesentliche      • Qualifikation bereits gewonnener
müssen die dem Land zur Verfügung        (Schwerpunktgebiete)                     Fürsprecher und Partner
stehenden Mittel möglichst effektiv    • Vertragsnaturschutz                    • Ausbau der Vorbildfunktion des
eingesetzt werden. Das Maßnahmen-      • Biotopmaßnahmen und Grund-               Landes
programm verfolgt daher die Strate-      erwerb                                 • Entwicklung innovativer Finanzie-
gie, in der Vergangenheit bewährte     • Artenhilfsprogramme und Arten-           rungsmodelle
Aktionen im regionalen Naturschutz       schutz                                 • Weiterentwicklung rechtlicher
fortzuführen und zu intensivieren,     • Moorschutzprogramme                      Grundlagen für den Naturschutz
gleichzeitig aber auch neue Ansätze    • Ökokonten                              • Nachhaltige Planung mit kommu-
zu entwickeln, die den Naturschutz     • Ökosponsoring                            naler Beteiligung
für alle Bevölkerungsgruppen attrak-   • Lokale Aktionen                        • Gebietsbetreuung durch Ehrenamt-
tiv machen. Folgende Instrumente       • Öffentlichkeitsarbeit                    liche, Zivildienstleistende und Ab-
stehen im Mittelpunkt:                 • Ansprache und Motivationen neuer         solventen eines Freiwilligen Ökolo-
                                         Partner aus allen gesellschaftlichen     gischen Jahres
                                         Gruppen                                • Flexiblere Maßnahmen für die Be-
                                                                                  seitigung von Eingriffsfolgen ent-
                                                                                  wickeln und umsetzen

                                                                                                                  21
8

22
Engagement ist gefragt:
Was wollen wir erreichen?
Was genau würde es für die Natur in        • Der anhaltende Rückgang natür-         • Die Schwerpunktgebiete des Natur-
Schleswig-Holstein bedeuten, wenn            licher und naturnaher Lebensräume        schutzes befinden sich in einem
das gesamte Land an einem Strang             und der wildlebenden Arten in            stabilen Zustand und sind vernetzt,
zöge und sich viele Schleswig-Hol-           Schleswig-Holstein wird gestoppt.        sodass auch Beeinträchtigungen
steinerinnen und Schleswig-Holsteiner      • Der Anteil vom Aussterben be-            ihrer biologischen Systeme, zum
gemeinsam für den Erhalt der biolo-          drohter bzw. stark gefährdeter Ar-       Beispiel durch den Klimawandel,
gischen Vielfalt einsetzten? Die folgen-     ten wird verringert.                     abgefedert werden können.
den Auswirkungen machen deutlich,          • Einzelne Arten, die einst in Schles-   • Unzerschnittene, störungsarme
dass mit dem Engagement jedes Ein-           wig-Holstein heimisch waren, wan-        Räume werden erhalten sowie
zelnen eine Menge erreicht werden            dern wieder ein oder können er-          neue geschaffen oder verbunden.
kann:                                        neut in ihre einstigen Lebensräu-      • Durch innovative Modelle werden
                                             me angesiedelt werden.                   ökonomische und ökologische Ziele
                                           • Gefährdete Arten und Lebensräu-          wirksam und nachhaltig kombiniert.
                                             me, für die Schleswig-Holstein in-       Insbesondere in der Land- und Forst-
                                             ternational und national eine be-        wirtschaft werden durch den Ver-
                                             sondere Verantwortung trägt, wer-        tragsnaturschutz Konflikte ent-
                                             den in ihrem Zustand gesichert           schärft und Naturschutzleistungen
                                             und können sich weiter entwi-            honoriert.
                                             ckeln.
                                                                                    Dieses ehrgeizige Ziel verfolgt das
                                                                                    Land!

                                                                                                                          23
9

24
Unser Weg: 20 Punkte für die
natürliche Vielfalt in Schleswig-Holstein
Mit dieser Broschüre möchte das          Auf den folgen Seiten wird es darum
Land Schleswig-Holstein wichtige         gehen, konkrete Maßnahmen zu
Weichen stellen. Weichen, mit der        skizzieren, mit denen die entwickel-
die Naturschutzpolitik innerhalb des     ten Ziele praktisch umgesetzt werden
nächsten Jahrzehnts in eine positive     können. Die folgenden 20 Punkte bil-
Richtung gelenkt werden kann. Bei        den das Handwerkszeug für einen
einem so komplexen wie nachhal-          erfolgreichen Naturschutz in Schles-
tigen Projekt ist eines ganz klar: Nur   wig-Holstein. Handwerkszeug, das
mit vereinten Kräften kann die biolo-    alle Bürgerinnen und Bürger im Rah-
gische Vielfalt im Land zwischen den     men ihrer Möglichkeiten und Fähig-
Meeren so wiederhergestellt wer-         keiten benutzen können und sollten.
den, dass alle hier vorkommenden
Arten eine dauerhafte Überlebens-
chance haben.

                                                                                25
Konzentration auf das Wesentliche

       1
                      Mehr Schutz für gefährdete Arten

Auf Grundlage des schleswig-holstei-   und findet im gesamten Bundesge-
nischen Fachkonzeptes Artenschutz      biet Beachtung. Zukünftig sollen für
hat das Ministerium für Landwirt-      diese Initiative verstärkt finanzielle
schaft, Umwelt und ländliche Räume     Mittel bereit gestellt werden.
(MLUR) das Artenhilfsprogramm
„Gemeinsam für Knoblauchkröte,         Mit dem Artenhilfsprogramm spricht
Abendsegler & Co“ ins Leben geru-      die Landesregierung Vereine, Verbän-
fen. Dieses umfasst eine Vielzahl      de und Stiftungen an, die bei der
von Maßnahmen, durch die der           Umsetzung der Maßnahmen wert-
Schutz von Arten im Allgemeinen        volle Unterstützung leisten können.
und die Entwicklung der Bestände
im Besonderen gefördert werden.
Das Programm ist in Schleswig-Hol-
stein erfolgreich etabliert worden

26
Konzentration auf das Wesentliche

        2
                       Qualitätsoffensive für Schutzgebiete

Im Rahmen einer Qualitätsoffensive       Holstein die EU-rechtlichen Arten-      tige und kosteneffiziente Methode,
möchte das Land Schleswig-Holstein       und Gebietsschutzverpflichtungen         unsere Naturschutzziele, zum Beispiel
künftig verstärkt in die Sicherung und   umgesetzt werden können. Die fi-         in unseren großen Grünland ge-
Entwicklung bestehender Schutzge-        nanziellen Mittel und das Personal      prägten NATURA-2000-Gebieten, zu
biete und neuer, für den Naturschutz     des Landes konzentrieren sich we-       erreichen.
besonders wichtiger Gebiete inves-       sentlich auf die Naturschutzziele und
tieren.                                  -gebiete. Auch weitere Naturschutz-
                                         großprojekte wie der Bau künstlicher
Ein Erfolg versprechender Ansatz ist     Riffe in den Ostseeschutzgebieten
in diesem Zusammenhang die Ein-          oder die Vernässung der Geltinger
richtung von Landschaftspflegehöfen       Birk können in diesem Rahmen um-
in großen Grünlandgebieten. Diese        gesetzt werden. Hier lässt sich der
sollen dort, wo es keine entspre-        Rückgang der Lebensraumtypen und
chend ausgebildeten Landwirte gibt,      -arten auf großen Flächen nachhaltig
naturschutzgerechte Flächenpflege         bekämpfen.
betreiben. Das Konzept sieht vor,
dass die Landschaftspflegehöfe von        Schwerpunktmäßig soll die Qualitäts-
geeigneten Trägern aus Landwirt-         offensive in den NATURA-2000-Ge-
schaft und Naturschutz geführt und       bieten greifen. Hierzu werden mit
vom Land gefördert werden. Mittel-       Kooperation vor Ort in den meisten
fristig sollen sich die Landschafts-     NATURA-2000-Gebieten Manage-
pflegehöfe über Einnahmen selber          mentpläne erarbeitet und umgesetzt.
tragen.
                                         Darüber hinaus sollen weitere halb-
Gemeinsam mit dem Artenhilfspro-         offene Weidelandschaften, das sind
gramm bildet die Qualitätsoffensive      Landschaften in denen durch eine
die wichtigste Säule der schleswig-      extensive Beweidung hochwertige
holsteinischen Naturschutzpolitik bis    Naturschutzflächen entwickelt wer-
zum Jahr 2020. Sie trägt entschei-       den, geschaffen werden. Diese Wei-
dend dazu bei, dass in Schleswig-        delandschaften sind eine hochwer-

                                                                                                                   27
Konzentration auf das Wesentliche

      3
                  Moore und somit Klima schützen

                                    Moore haben eine große Bedeutung        halte- und Vernässungsmaßnahmen
                                    für Artenvielfalt, die Wasserspeiche-   eine zentrale Rolle.
                                    rung und die Nährstofffiltration. Dar-
                                    über hinaus wirken sie sich in Ihrer    Finanziert werden soll dieses Pro-
                                    Funktion als Kohlendioxidspeicher       gramm aus einem bei der Stiftung
                                    positiv auf unser Klima aus.            Naturschutz einzurichtenden Fonds,
                                                                            der aus hauptsächlich Ausgleichsgel-
                                    Das bisherige Niedermoorprogramm        dern gespeist wird.
                                    des MLUR wird daher künftig um ein
                                    Hochmoorschutzprogramm ergänzt.
                                    Das Ziel: noch entwicklungsfähige
                                    Hochmoore zu schützen und zu re-
                                    generieren. In diesen Zusammen-
                                    hang spielen unter anderem Wasser-

28
Konzentration auf das Wesentliche

                      „Hot Spots“
       4
                      des Naturschutzes prämieren

Bis 2010 sollen die 100 bedeutends-     Mithilfe eines Prämiensystems sol-
ten „Hot Spots“ des Naturschutzes       len daher in einem regelmäßigen
in Schleswig-Holstein definiert wer-     Rhythmus die am besten entwickel-
den. Diese Gebiete zeichnen sich so-    ten „Hot Spots“ prämiert und da-
wohl durch eine im bundes- und lan-     durch Anreize für weitere Natur-
desweiten Vergleich überragende Ar-     schutzmaßnahmen geliefert werden.
tenvielfalt als auch durch eine große   Darüber hinaus sollen diese Gebiete
landeskundliche Bedeutung aus. Die      Kristallisationspunkte für vielfältige,
Bewahrung und Entwicklung dieser        öffentlichkeitswirksame Projekte des
für Schleswig-Holstein typischen Na-    Landes sein.
tur- und Kulturlandschaften möchte
das Land fördern.

                                                                                  29
Konzentration auf das Wesentliche

        5
                        Freie Bahn für Wanderspezies

Wandernde Arten sollen bis 2020           neut zusammenzufügen. So kann           gen ausreichend große Randstreifen
ihre natürlichen Wanderbewegungen         zum Beispiel durch den Rückbau as-      zu erhalten bzw. zu schaffen. In
wieder auf das ganze Land erstrecken      phaltierter Straßen, die eine kaum zu   Schleswig-Holstein soll in Kürze über
können. Um zu gewährleisten, dass         meisternde Barriere für wirbellose      den Vertragsnaturschutz (siehe hier-
z. B. Rotwild, Wolf und Otter unge-       Tiere sind, die bestehende „Verinse-    zu Punkt 6) auf der Grundlage des
störte Streifzüge durch ihren Lebens-     lung“ von nicht überlebensfähigen,      Pilotprojektes im Bordesholmer Land
raum unternehmen können, ohne             isolierten Populationen aufgehoben      ein Vertrag zur Entwicklung blühender
plötzlich vor einem Autobahnzaun          werden.                                 Ackerstreifen angeboten werden. Für
oder einem anderen unüberwind-                                                    die Projektakquisition und Projektbe-
baren Hindernis zu stehen, ist der        Bei der Verbindung von Lebensräu-       treuung sollen u. a. die Strukturen der
Abbau von Barrieren notwendig. An         men spielen in Schleswig-Holstein       örtlichen Jägerschaft und interessier-
neuen und bestehenden Verkehrs-           auch Knicks, Gewässer sowie Wald-       ter örtlicher Naturschutzverbände ge-
wegen, die stark von Wild und ande-       und Wegränder eine wichtige Rolle.      nutzt werden.
ren Tierarten frequentiert werden,        Es ist daher sinnvoll, an Verkehrswe-
sollen verstärkt Verkehrsquerungen
wie Grünbrücken eingerichtet wer-
den. Hierbei soll das von der Stiftung
Naturschutz, der Schleswig-Holstei-
nischen Forstanstalt und dem Deut-
schen Jagdschutzverband begonnene
Projekt „Lebensraumkorridore“, das
vom Bundesamt für Naturschutz
finanziell gefördert wird, konzeptionell
zur Seite stehen.

Darüber hinaus sollen große, zusam-
menhängende Landschaften in
Schleswig-Holstein erhalten und alle
Möglichkeiten genutzt werden, be-
reits zerschnittene Lebensräume er-

30
Gemeinsam für den Umweltschutz

                                  Optimierung des
            6
                                  Vertragsnaturschutzes

Auch der Vertragsnaturschutz ³ soll im                       schutzvarianten zu entwickeln. Zurzeit   Darüber hinaus strebt das Land an,
Rahmen der Maßnahmen zum Erhalt                              wird geprüft, ob eine exemplarische      die Ausgleichszahlung für Grünland-
einer biologischen Vielfalt in Schles-                       Erprobung neuer Modelle, zum Bei-        flächen in NATURA-2000-Gebieten
wig-Holstein gestärkt werden. Ziel                           spiel ein gemeinschaftlicher Vogel-      und Naturschutzgebieten, die mo-
des Vertragsnaturschutzes ist, den                           schutz, in der Eider-Treene-Sorge-       mentan 80 Euro pro Hektar beträgt,
Grünlandanteil im Land in den Schwer-                        und der Oberalsterniederung mög-         zu modifizieren. Diese Prämie soll
punktgebieten des Naturschutzes zu                           lich ist.                                künftig regional so ausdifferenziert
erhöhen und qualitativ zu verbessern.                                                                 und flexibilisiert werden, dass es
Außerhalb der Schwerpunktgebiete                                                                      möglich sein wird, sie bei besonderen
sollen Grünlandflächen zumindest in                           Ausschreibung von Angeboten              Bewirtschaftungserschwernissen zu
ihrem derzeitigen Zustand erhalten                           Des Weiteren sollen konkrete Maß-        erhöhen (z. B. beim Beet-Grüppen-
bleiben. Als Anreiz für besondere                            nahmen zum Vertragsnaturschutz           System und beim engmaschiges
ökologische und speziell naturschutz-                        ausgeschrieben und interessierten        Grabennetz in Eiderstedt). Dies dient
orientierte Leistungen in der traditio-                      Landwirten auf diese Weise verstärkt     auch der Stärkung der gesellschaft-
nellen Grünlandbewirtschaftung kann                          angeboten werden (vgl. Steinburger       lichen Akzeptanz gegenüber Natur-
hierbei eine Flächenprämie dienen.                           Modell der Stiftung Naturschutz).        schutzaktivitäten in diesem Bereich.
                                                                                                      Eine Finanzierung soll insbesondere
                                                                                                      durch die Aufnahme dieser NATURA-
Ergebnisorientierte Prämien                                  Anpassung der Prämien                    2000-Prämie in die „Gemeinschafts-
Damit diese finanziellen Mittel noch                          Das Land Schleswig-Holstein wird         aufgabe Agrarstruktur und Küsten-
effizienter eingesetzt werden können,                         sich gegenüber der EU dafür stark        schutz“ (GAK) ermöglicht werden.
sollen die Flächenprämien künftig                            machen, dass die Ausgleichszulage
möglichst ergebnisorientiert, also                           für benachteiligte Gebiete so einge-     Darüber hinaus wird das Land einen
nach erwiesener Umsetzung einer                              setzt wird, dass ihre finanziellen        Wettbewerb um die artenreichsten
Maßnahme zum Schutz der Natur,                               Effekte vor allem dem Grünland in        Grünlandflächen ausarbeiten und
gezahlt werden. Hierfür wird es ggf.                         NATURA-2000-Gebieten zugute              prämieren.
nötig sein, neue, flexible Vertragsnatur-                     kommen.

³ Informationen zum Vertragsnaturschutz erhalten Sie unter www.schleswig-holstein.de

                                                                                                                                        31
Gemeinsam für den Umweltschutz

        7
                       Aufbau von Naturschutzstationen

Der Aufbau von örtlichen Betreuungs-     sich die drei bestehenden Stationen
strukturen soll insbesondere in den      und die von der Stiftung Naturschutz
Großschutzgebieten weiter vorange-       getragene Station Höltigbaum be-
trieben werden. Geplant ist, zunächst    währt. Eine neue Einrichtung könnte
zwei weitere Naturschutzstationen        sinnvoller weise zum Beispiel im öst-
einzurichten, die durch staatliche Be-   lichen Landesteil aufgebaut werden,
hörden oder sonstige öffentlich-recht-   um hier mögliche Konflikte mit dem
liche Körperschaften (Beispiel Stif-     Naturschutz zu identifizieren, Konflikt-
tung Naturschutz) oder gemeinsam         lösungen zu erarbeiten und notwen-
getragen werden. Gerade bei der          dige Maßnahmen umzusetzen.
Umsetzung und Implementierung
des NATURA-2000-Netzes haben

32
Gemeinsam für den Umweltschutz

        8
                       Ausbau lokaler Aktionen

Das Programm NATURA 2000 wird
in Schleswig-Holstein im Zuge ver-
schiedener lokaler Aktionen erfolg-
reich umgesetzt. Dieser Weg soll
fortgesetzt und weiter ausgebaut
werden. Ziel ist, bis zum Jahr 2010
etwa zehn lokale Aktionen zu grün-
den. Sollte sich herausstellen, dass
darüber hinaus geeignete Koope-
rationsgebiete existieren, könnten
nach 2010 weitere lokale Aktionen
gefördert werden.

                                                 33
Gemeinsam für den Umweltschutz

       9
                      Persönliches Engagement fördern

Kooperation mit Vereinen und           Dementsprechend soll die bisherige        schutz intensiv zu fördern. Zum
Verbänden                              Zusammenarbeit mit den Vereinen           Beispiel sollen zunehmend Paten-
Naturschutzorganisationen sind für     und Verbänden in den kommenden            schaften für einzelne Maßnahmen
den praktizierten Naturschutz von      Jahren weiter ausgebaut werden.           des Artenhilfsprogramms initiiert
großer Bedeutung. So leisten sie ei-   Vor allem bei praxisnahen Projekten       werden.
nen entscheidenden Beitrag bei der     soll die Kooperation durch eine ange-
Umsetzung des Artenhilfsprogramms      botsorientierte Naturschutzförderpoli-    Darüber hinaus möchte das Land
oder bei der Schutzgebietsbetreuung.   tik noch vertieft werden. Ein Beispiel:   verstärkt an die Spendenbereitschaft
Vereine und Verbände sind daher        Bis 2010 möchte das Land gemeinsam        der Bürgerinnen und Bürger, aber
wichtige Akteure der Qualitätsoffen-   mit dem Schleswig-Holsteinischen          auch der Wirtschaft appellieren.
sive Schleswig-Holsteins.              Heimatbund einen Alleenfonds aufle-        Spenden für Lebensräume und be-
                                       gen. Der Fonds soll dem Erhalt, der       drohte Arten ergänzen das finanzielle
                                       Pflege und der Neuanlage dieser ein-       Engagement des Staates und helfen
                                       zigartigen Landschaftselemente die-       dabei, Maßnahmen zum Naturschutz
                                       nen. Auch die gute Zusammenarbeit         noch effizienter umsetzen zu können
                                       mit dem Deutschen Verband für Land-       und das Naturschutzanliegen auf eine
                                       schaftspflege (DVL) soll über das Jahr     breite Basis zu stellen. Gerade Unter-
                                       2009 hinaus fortgeführt werden. Des       nehmen können auf vielfältige Weise
                                       Weiteren sollen künftig die Bemühun-      einen Beitrag leisten, zum Beispiel
                                       gen der Vereine und Verbände unter-       wenn ein Wohnungsbauunternehmen
                                       stützt werden, freiwilliges Engage-       seinen Wohnungsbestand arten-
                                       ment mithilfe von Fortbildungsmaß-        schutzgerecht saniert und so auch für
                                       nahmen noch besser zu qualifizieren.       Fledermäuse oder Mauersegler be-
                                                                                 wohnbar macht. Auch eine Natur-
                                                                                 schutz orientierte Informations- und
                                       Jeder kann helfen                         Öffentlichkeitsarbeit für verschiedene
                                       Neben der Kooperation mit Natur-          Zielgruppen ist ein Ansatz.
                                       schutzverbänden hat sich Schleswig-
                                       Holstein zum Ziel gesetzt, bürger-
                                       liches Engagement für den Natur-

34
Gemeinsam für den Umweltschutz

      10
                        Gründung einer Artenagentur

Um weitere Artenschutzprojekte ins        2009 sollen Verhandlungen zur Grün-
Leben rufen zu können, möchte das         dung einer Artenagentur aufgenom-
Land den Aufbau einer „Artenagen-         men und abgeschlossen werden. Als
tur“ durch einen geeigneten Träger        Träger käme zum Beispiel der Deut-
veranlassen. Ziel ist, eine Einrichtung   sche Verband für Landschaftspflege
zu schaffen, die geeignete Projekte       (DVL) infrage. Denn eine Artenagen-
identifiziert, Träger für Artenschutz-     tur könnte eine gute Ergänzung zur
projekte gewinnt und zusammen-            im DVL bereits bestehenden Weide-
führt, Finanzierungsberatung über-        agentur darstellen.
nimmt, ein Netzwerk interessierter
Projektpartner unterhält und Kon-
takte zwischen den Naturschutzbe-
hörden und den potenziellen Projekt-
partnern herstellt. Bereits im Jahr

                                                                                35
Gemeinsam für den Umweltschutz

      11
                     Naturparks entwickeln

Naturparks sind wichtige Modellregi-    len, sollen die Träger animiert werden,    geeigneten Träger gefunden werden,
onen und daher in den kommenden         sich um eine Anerkennung zu bewer-         ist die Anerkennung zu überprüfen.
Jahren weiterzuentwickeln (z. B. die    ben. Finanzierungsmöglichkeiten aus
Naturparks Aukrug und Hüttener Ber-     dem Europäischen Landwirtschafts-
ge). Gleichzeitig sollen in Zusammen-   fonds oder der ländlichen Entwicklung
arbeit mit den Kommunen neue Natur-     können hier mit einbezogen werden.
parks in geeigneten Regionen aus-
gewiesen werden. Entsprechende          Gleichzeitig müssen die derzeitigen
Beschlüsse bzw. Überlegungen be-        Trägerschaften einiger Naturparks,
stehen insbesondere im Bereich der      insbesondere im Kreis Rendsburg-
Schlei oder im Bereich der Eider-       Eckernförde, neu überdacht werden.
Treene-Sorge-Niederung. In Natur-       Eine sinnvolle Alternative zur jetzigen
parks, die alle Voraussetzungen für     Situation wäre die Entwicklung einer
UNESCO-Biosphärenreservate erfül-       regionalen Trägerstruktur. Sollten keine

36
Gemeinsam für den Umweltschutz

      12
                        Ausbau der Naturschutzbildung

Motivieren heißt immer auch infor-        zunächst Wander- und Fahrradtouren
mieren. Das Besucherinformations-         in NATURA-2000-Gebieten als attrak-
system für Schutzgebiete (BIS) ist in     tives Angebot im Einklang mit dem
den vergangenen Jahren mit einem          Naturschutz in Schleswig-Holstein
einheitlichen „Corporate Design“          entwickelt werden. Parallel dazu
zum Markenzeichen der Naturschutz-        werden die Hinweise auf kulturelle
vermittlung in Schleswig-Holstein         Sehenswürdigkeiten und gastrono-
geworden und nahezu einmalig in           mische Angebote der Region ausge-
der Bundesrepublik. Dieses System         baut.
soll für alle Schutzgebiete ausgebaut
und intensiviert werden. Bei Eignung      Die Gebietsbetreuung durch freiwilli-
sind auch entsprechende NATURA-           ges Engagement soll weiter profes-
2000-Gebiete in diese Konzeption          sionalisiert werden (siehe auch
mit einzubeziehen.                        Punkt 9). Hierzu erhält die Akademie
                                          für Natur und Umwelt den Auftrag,
Darüber hinaus hat an der Akademie        ein Fortbildungs- und Qualifizierungs-
für Natur und Umwelt in Flintbek die      programm zu entwickeln und umzu-
Bildungsinitiative „Naturland zwischen    setzen.
Nord und Ostsee“ begonnen. Aktuell
wird ein Informationsportal mit Hin-
weisen auf Bildungsangebote, Veran-
staltungen und Kurse aufgebaut.

Die Attraktivität, vor allem der Groß-
schutzgebiete, soll mithilfe eines Na-
turschutz orientierten und gleichzeitig
besuchergerechten Konzept gesteigert
werden, das neue Wege für eine na-
turverträgliche touristische Nutzung
der Schutzgebiete aufzeigt. So sollen

                                                                                  37
Kooperation mit öffentlich-rechtlichen Partnern

      13
                      Stiftung Naturschutz stärken

Die Stiftung Naturschutz hat sich in     stellt. Diese Dienstleistungen sind    Naturschutz ein wichtiger Partner.
der Vergangenheit vor allem durch        das Kerngeschäft der Stiftung Natur-   Ihre Initiativen, u. a. im Bereich Flä-
das Aufgreifen neuer Geschäfts-          schutz, das ausgebaut werden soll,     chen- und Artenschutz, werden auch
felder überaus positiv entwickelt.       wobei ein besonderer Schwerpunkt       weiterhin finanziell vom Land geför-
Dieser Prozess soll künftig mit Un-      auf der Bereitstellung und Vermark-    dert und ausgebaut. Dabei soll die
terstützung des Landes fortgeführt       tung von Ökokontoflächen liegt.         Stiftung verstärkt über Drittmittelpro-
werden. Wichtige Stütze des Stif-        Mögliche Konflikte mit der Landwirt-    jekte der EU (z. B. LIFE +) und des
tungserfolges ist die Ausgleichsflä-      schaft können durch frühzeitige Pla-   Bundes Finanzmittel für den Natur-
chenagentur, die als Dienstleister für   nung und Akquisition von Flächen       schutz in das Land holen. Die dafür
die Anbieter von Ökokontoflächen ar-      vermieden werden.                      notwendigen Kofinanzierungsmittel
beitet, aber auch eigene Flächen als                                            werden der Stiftung Naturschutz
Ersatzflächen für Ausgleichsmaß-          Auch in der Qualitätsoffensive zur     auch weiterhin vom Land zur Verfü-
nahmen zum Beispiel bei großen           Entwicklung der für den Naturschutz    gung gestellt.
Straßenbauarbeiten zur Verfügung         wichtigen Flächen ist die Stiftung

38
Kooperation mit öffentlich-rechtlichen Partnern

                      Entwicklung neuer
      14
                      Waldnaturschutzprojekte

Im Rahmen des Waldnaturschutzes         sollen gemeinsam neue Waldnatur-
ist eine enge Kooperation des           schutzprojekte entwickelt und um-
Landes mit der Anstalt Schleswig-       gesetzt werden.
Holsteinische Landesforsten, den
großen kommunalen Forstverwal-          Die bisher erfolgreich etablierten
tungen und den Naturschutzstif-         Waldnaturschutzprojekte der Schrob-
tungen mit Waldbesitz geplant.          ach-Stiftung und der Stiftung Natur-
                                        schutz werden fortgeführt und durch
Eine solche Kooperation könnte die      die finanzielle Förderung des MLUR
Sicherung und Entwicklung waldspe-      für Waldnaturschutzprojekte weiter
zifischer Arten und Lebensräume aktiv    ausgebaut.
und mit hoher Qualität vorantreiben.
Als wichtiger Baustein der Arten- und
Gebietsschutzoffensive des Landes

                                                                               39
Kooperation mit öffentlich-rechtlichen Partnern

      15
                        Naturschutz auch auf Landesflächen

Auf landeseigenen Flächen hat das         gen. Dieser Prozess soll in Zukunft     doch zur Bewahrung der Schöpfung
Land beim Thema Naturschutz eine          fortgeführt werden.                     bei.
klare Vorbildfunktion. Dies gilt insbe-
sondere für die Betreuung ökologisch      Das Land Schleswig-Holstein appel-
bedeutsamer Liegenschaften und            liert auch an andere Eigentümer öf-
anstaltseigener Waldflächen sowie          fentlicher Flächen, wie zum Beispiel
für die Verpachtung der landeseigenen     den Bund, die Kreise und die Ge-
Seen. Die sich in Besitz des Landes       meinden, bei der Flächenentwick-
befindlichen Liegenschaften sind in-       lung stärker als bisher den Schutz
tegraler Bestandteil der Qualitätsof-     und die Entwicklung der biolo-
fensive des MLUR zur Entwicklung          gischen Vielfalt mit einzubeziehen.
der Kerngebiete des Naturschutzes.        Auch für die Kirche dürfte der Erhalt
Geeignete Flächen wurden bereits          der biologischen Vielfalt eine wich-
auf die Stiftung Naturschutz übertra-     tige Handlungsmaxime sein, trägt er

40
Innovative Finanzierungsinstrumente

                       Effizienter Einsatz
      16
                       finanzieller Förderprogramme

In der Vergangenheit konnte das         die Qualitätsoffensive Naturschutz        aus Großprojekten entwickeln, mit
Land durch die Förderung effizienter     ausrichten. Dabei soll die Förderung      denen die Biodiversität in Schleswig-
Maßnahmen die Naturschutzqualität       im bisherigen finanziellen Rahmen          Holstein gestärkt werden kann. Die
in Schleswig-Holstein bereits stei-     fortgeführt werden.                       Akquisition von Drittmitteln für Na-
gern. Positiv ausgewirkt haben sich                                               turschutzprojekte soll sich auch auf
in diesem Zusammenhang z. B. der        Im Rahmen einer so genannten Dritt-       die Wirtschaft erstrecken. Diese ist
Vertragsnaturschutz, die Durchfüh-      mitteloffensive möchten das MLUR          aufgerufen, sich in Form von Öko-
rung von Biotop- und Pflegemaßnah-       und seine Partner darüber hinaus          sponsoring einen Beitrag zum Natur-
men, der Grunderwerb in NATURA-         verstärkt Mittel aus Finanzierungspro-    schutz zu leisten.
2000-Gebieten und eine verstärkte       grammen des Bundes und der EU
Naturparkförderung. In Zukunft wird     (z. B. „LIFE“) akquirieren (siehe hier-   Informationen zu den verschiedenen
das Land derartige Initiativen weiter   zu auch Punkt 17). Um das Interesse       Naturschutzförderprogrammen erhal-
unterstützen und die landeseigenen      der potenziellen Geldgeber zu wecken,     ten Sie unter:
Förderprogramme noch stärker auf        werden die Initiatoren ein Konzept        www.umwelt.schleswig-holstein.de

                                                                                                                    41
Innovative Finanzierungsinstrumente

     17
                 Den Bund in die Pflicht nehmen

                                 Mit der Föderalismusreform hat der                            Naturschutz- und Pflegeprogramme
                                 Bund seine unmittelbare Zuständig-                            in der Landwirtschaft aufzustocken.
                                 keit im Artenschutz verfestigt. Dies
                                 bedeutet aus Sicht des Landes                                 Des Weiteren fordert das Land
                                 Schleswig-Holstein aber auch, dass                            Schleswig-Holstein vom Bund, sein
                                 sich der Bund bei der Umsetzung                               finanzielles Engagement für national
                                 der u. a. im EU-Recht festgeschrie-                           bedeutsame Gebiete aufrechtzuer-
                                 benen, artenschutzrechtlichen Ver-                            halten und insbesondere die Natio-
                                 pflichtungen der Länder engagieren                             nalparks stärker in seinem Förder-
                                 muss. Daher setzt sich Schleswig-                             plan zu berücksichtigen.
                                 Holstein dafür ein, die „Gemein-
                                 schaftsaufgabe Agrarstruktur und
                                 Küstenschutz“ (GAK)4 für spezielle

                                 4 Informationen zum GAK finden Sie unter http://bundesrecht.juris.de/agrstruktg/index.html

42
Planungsinstrumente

      18
                       Neues Landschaftsprogramm ab 2010

Um die Neuausrichtung der Natur-
schutzpolitik auch planerisch umsetzen
zu können, beginnt das Land im Jahr
2010 mit der Aufstellung eines neu-
en Landschaftsprogramms. Dieses
soll die Basis für die Fortschreibung
der kommunalen Landschaftsplanung
im kommenden Jahrzehnt bilden und
als Entscheidungshilfe und Handlungs-
richtschnur für Kommunen, Behörden
und Bürgerinnen und Bürger fungie-
ren. Die interessierte Öffentlichkeit
soll bei der Entwicklung des Pro-
gramms intensiv einbezogen werden.

                                                       43
Mit Recht für den Umweltschutz

     19
                  Fortschreibung des Naturschutzrechts

                                 Zurzeit wird das Naturschutzrecht        setzungen für die gegebenenfalls
                                 auf Bundesebene novelliert. Dabei        notwendige Pflege und entfalten da-
                                 ist es das Ziel Schleswig-Holsteins,     bei gleichzeitig einen umfassenden
                                 dass die Anzahl der „naturschutz-        Schutz vor schädigenden Eingriffen.
                                 rechtlichen Spielregeln“ auf das er-
                                 forderliche Maß beschränkt werden.       Das MLUR beabsichtigt, auf prädes-
                                 Den von den Gesetzen betroffenen         tinierten Flächen neue Naturschutz-
                                 Organen wird auf diese Weise mehr        gebiete auszuweisen. Für diese sollen
                                 Raum für eine Anpassung an örtliche      mithilfe flexibler Verordnungen indivi-
                                 Besonderheiten, aber auch für eigene     duell angepasste Nutzungseinschrän-
                                 Initiativen im Naturschutz eingeräumt.   kungen festgelegt werden. Die natur-
                                 Den „neuen Freiheiten“ werden je-        schutzfachliche Entwicklung der neuen
                                 doch klare rechtliche Grenzen gesetzt,   Schutzgebiete soll durch örtliche Ak-
                                 die von den zuständigen Behörden         teure, z. B. im Rahmen von lokalen
                                 strikt zu beachten sind und durch-       Aktionen, begleitet werden.
                                 gesetzt werden müssen. Vorbild für
                                 eine gelungene Synthese aus recht-       Die Bestimmungen der bestehenden
                                 lichen Vorschriften und der Honorie-     Naturschutzgebietsverordnungen
                                 rung freiwilligen Engagements ist        sind teilweise überholt und punktuell
                                 das 2007 novellierte Landesnatur-        zu unflexibel. Daher soll in den kom-
                                 schutzgesetz Schleswig-Holstein.         menden Jahren evaluiert werden, in-
                                                                          wieweit inhaltliche Änderungen not-
                                                                          wendig sind oder die jeweiligen Natur-
                                 Neue Verordnungen für den                schutzgebiete räumlich angepasst
                                 Gebietsschutz                            werden müssen. Die Kreise und
                                 Naturschutzgebiete sind Kristallisati-   kreisfreien Städte sind aufgefordert,
                                 onspunkte für die Bewahrung der          auch ihre Verordnungen einer sol-
                                 Biodiversität. Sie sichern dauerhaft     chen Überprüfung zu unterziehen.
                                 die ökologisch wertvollsten Bereiche
                                 des Landes, verbessern die Voraus-

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