Neophyten - Neue Pflanzen im öffentlichen Raum - Was Gemeinden wissen sollten und was zu tun ist
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Grünraumservice Neophyten – Neue Pflanzen im öffentlichen Raum Was Gemeinden wissen sollten und was zu tun ist www.naturimgarten.at Eine Initiative des Landes Niederösterreich. 1
Was sind Neue Pflanzen oder können. Brennnesseln oder hartnäckige Unkräuter in Beeten sind gute Beispiele Neophyten? hierfür. Invasive Neophyten haben einen Vorteil, den Pflanzen aus anderen Teilen der Erde heimische Pflanzen nicht haben: Natürliche werden schon seit Jahrhunderten nach Fressfeinde, wie Raupen, Käfer oder andere Europa gebracht. Bewusst, um sie als Nutz- auf sie spezialisierte Tiere fehlen meist. oder Zierpflanze zu kultivieren, aber auch Zudem verfügen viele Neophyten über unbewusst und unbemerkt durch den Handel geschickte Ausbreitungsstrategien, was die oder durch Reisen. schnelle Verbreitung dieser Pflanzen noch Manche dieser Pflanzen fühlen sich bei uns verstärkt. derart wohl, dass sie sich ausbreiten und Nischen besetzen, die der Mensch ihnen schafft. Meist ist das völlig unproblematisch, Zehner-Regel der Neophyten – Keine Panik und gar nicht so selten profitiert unsere Von 1000 eingeführten Arten verwildern nur 100, heimische Tierwelt sogar von den Neubürgern. von diesen etablieren sich nur 10 dauerhaft, davon Nur sehr wenige dieser neuen Pflanzen zeigt eine einzige Art unerwünschte Auswirkungen sind konkurrenzstärker als die einheimische für die heimische Natur. Flora und neigen dazu diese zu verdrängen. Ein Großteil der eingeschleppten Pflanzen hat bei Diese Wenigen stellen uns allerdings im uns kaum Überlebenschancen. Nur 1% kann sich Naturschutz und im öffentlichen Raum dauerhaft ansiedeln und 99% von diesen bereichern vor Herausforderungen. Ihr massenhaftes die heimische Flora ohne Probleme zu verursachen. Auftreten lässt keinen Raum für angestammte, konkurrenzschwächere Arten und kann zum Beispiel an Gewässern zu instabilen Böschungen führen. Rechtliche Situation Einige der „Neuen Pflanzen“ sind gesundheitlich bedenklich, die anderen verdrängen einheimische Arten oder richten einen wirtschaftlicher Schaden an. Deshalb ist der Umgang mit bestimmten Pflanzenarten, die bereits als invasive Neophyten eingestuft sind oder potenziell solche werden könnten, Knöterich bildet dichte Bestände auf gesetzlich geregelt. Böschungen entlang von Wasserwegen Verbote des Handels, des Pflanzens oder auch, wenn bereits vorhanden, die Vorgabe zur Hier wird meist der Begriff „invasiv“ verwendet Beseitigung der Pflanzen finden sich in der EU- und man spricht von invasiven Neophyten, Verordnung 1143/2014. also sich stark ausbreitenden Pflanzen von anderen Kontinenten. Vergessen wird, dass auch einheimische Pflanzen, gelegentlich nach menschlichem Eingriff, „invasiv“ werden 2
Ergänzend zu dieser Verordnung ist seit Anfang August 2016 mit der Umgang und Strategien mit Durchführungsverordnung 2016/1141 eine Liste invasiver Tiere und Pflanzen Neuen Pflanzen/Neophyten veröffentlicht worden, die ständig aktualisiert werden soll. Oberstes Ziel hier ist die Erhaltung der Biodiversität und so der Ökosystemdienstleistung. Nicht alle dieser Arten kommen in Österreich vor oder haben auch derzeit keine Chance zum Überleben in Mitteleuropa. Trotzdem gilt für alle gelisteten Organismen die Verordnung 1143. Die Umsetzung der EU- Verordnung in österreichisches Recht ist im Laufen. Zu beachten sind hierzu die einzelnen Nach Bauarbeiten ist es wichtig, zerstörte Landesgesetze. Vegetationsschichten sofort wieder herzustellen. Klimaveränderungen werden auch künftig dafür sorgen, dass Neophyten ein dynamisches Sind im Grünraum bereits invasive Neophyten Thema bleiben. etabliert, empfiehlt es sich eine längerfristige Um Probleme zu vermeiden sollte bei allen Planung zu erarbeiten, um erfolgreich zu Pflanzungen in der Gemeinde bereits jetzt sein. Denn die direkte Bekämpfung ist nur ein darauf geachtet werden, dass die verwendeten Teilbereich der Strategie beim Neophyten- Pflanzen in der EU nicht als invasive Neophyten Management. eingestuft sind! Zudem ist die vollständige Bekämpfung bei einigen der nachstehenden Pflanzen nicht möglich. Es sollte die Eindämmung invasiver Pflanzen und die Verhinderung Informie der Weiterverbreitung im Fokus stehen. re über Ne n Sie in Ihrer G Hierzu sind unter anderem spezielles oph eme sowie ü yten, die recht indezeitung Wissen und Techniken zu erlernen und Für die In ber vorbeuge liche Situation anzuwenden. Der Österreichische Wasser- n eine Ge formation de de Maßnahme , und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) meinde r Bevölk n. sowie d zeitung erung k unterstützt hier Gemeinden und bietet a svo an Gärten k s Infoblatt Neo rlage mit Bilde n einen Ausbildungskurs zur „Fachkraft für ostenlo phyten f rn, herunte s von unserer H ür private Neophytenbekämpfung“ an. rge om www.na laden werden: epage Denn au s den Gä turimgarten.at Tipp Neophy rten kommen d ten in d ie freie ie meisten Reine Bekämpfung ist selten erfolgreich. Bilden Natur! Sie MitarbeiterInnen zu Neophyten-ManagerInnen aus, die dann durch Information, Beobachtung, vorbeugende Maßnahmen und ökologische Bekämpfungsstrategien Neophyten unter Kontrolle halten. Fortbildungen sollten genutzt werden. 3
Vorbeugung Konkurrenzpflanzen Prävention ist die beste und billigste setzen Maßnahme gegen die Ausbreitung invasiver Eine der wichtigsten Maßnahmen für Flächen, Neophyten. Nicht nur durch Gartenabfälle, auf denen durch Eingriff des Menschen auch durch Erdaushub von Baustellen werden die natürliche Vegetationsschicht zerstört keimfähige Samen oder Wurzelstücke dieser wurde („gestörte Flächen“ nach Rodungen, ausbreitungsstarken Pflanzen verfrachtet. Bauarbeiten, Arbeiten an Gewässerrändern Weiters sollte offener Boden vermieden und Böschungen), ist die umgehende werden, denn nicht selten siedeln sich Wiederherstellung der natürlichen Vegetation. Neophyten auf „gestörten“ Flächen an. Nach Wo der Mensch kahle Flächen schafft, breiten Baustellen, Rodungsarbeiten oder Ausbaggern sich schnell Neophyten wie Knöterich, Robinie, eines Flussbetts sollte sofort begrünt, oder Springkraut und andere aus. Durch sofortige in jedem Fall die aufkommenden Pflanzen Bepflanzung mit heimischen Gehölzen und beobachtet werden. Begrünung mit standorttypischem Saatgut entsteht eine gesunde Konkurrenz zu den sich Gartenabfälle dürfen keinesfalls in der freien stark ausbreitenden Neuen Pflanzen. Natur abgelagert werden. Viele Gemeinden halten den Grün-Sammelplatz jederzeit erreichbar; das vermeidet wildes Kompostieren und den Austrag invasiver Pflanzen in die Natur. Manchmal sind auch bestimmte Pflegemaßnahmen für Neophyten förderlich. Die Beifußblättrige Ambrosie beispielsweise ist konkurrenzschwach und kann sich in der freien Natur selten behaupten. Bei für die Fläche ungeeigneten Mähintervallen oder auf nicht begrünten Flächen kann sie jedoch große Auf offenen Flächen können sich Neophyten Bestände bilden und problematisch werden. ungehindert ausbreiten Tipp Da eine vollständige Bekämpfung selten möglich ist, sollte das Hauptaugenmerk auf die Prävention, die Eindämmung und die Verhinderung der Weiterverbreitung invasiver Pflanzen gelegt werden. In der Frühphase der Besiedelung kann noch am besten eingegriffen werden. Wichtig ist das sofortige Nachpflanzen von Gehölzen um das Eindringen von Neophyten zu verhindern 4
Strategie & Planung Effektiv und erfolgversprechend ist es, problematische Flächen in der Gemeinde zu definieren und festgelegte Maßnahmen konsequent über mehrere Jahre hinweg durchzuführen. Hierzu sollten folgende Punkte berücksichtigt und ein Maßnahmenplan für die nächsten Jahre erstellt werden: • Wann und wie vermehrt und verbreitet sich die Pflanze? • Wie kann die Besiedlung neuer Standorte verhindert bzw. eingeschränkt werden? • Sind ausreichend Personalressourcen verfügbar? • Maßnahmen zur Bekämpfung sollten koordiniert und MitarbeiterInnen gezielt geschult werden. Die Goldrute kann sich rasch auf Brachflächen ausbreiten • Was geschieht mit kontaminiertem Material (z.B. Erdaushub mit Sprossstücken, Pflanzenmaterial)? Eine Invasive Neophyten - Die sichere Entsorgung (Verbrennung, Heißrotte-Kompostierung) muss problematischen Acht gewährleistet werden. Nachfolgend ein Überblick welche Pflanzen • Wird beim Transport von im öffentlichen Grünraum Probleme bereiten Pflanzenmaterial beachtet, dass können, wie man vorbeugt und welche Sprossteile oder Samen dabei nicht Maßnahmen getroffen werden sollten um sie unabsichtlich verbreitet werden? umweltfreundlich zu regulieren. • Werden nach dem Transport von Pflanzenmaterial Geräte und Fahrzeuge Neophyten werden auch als „Wandernde Pflanzen“ gereinigt, um eine Verschleppung zu bezeichnet, deren Verhalten nicht unbedingt verhindern? vorhersehbar ist. Durch die vielseitigen klimatischen und geologischen Unterschiede in Österreich ist das • Sind Maßnahmen kompatibel invasive Auftreten verschiedener Neophyten nicht mit gesetzlichen Grundlagen gleich. In jedem Bundesland und sogar innerhalb (EU, Abfallwirtschaftsgesetz, der Bundesländer gibt es starke Unterschiede. Bundesluftreinhaltegesetz u.a.)? Daher können Vorkommen, Bewertung, Maßnahmen • Die Abstimmung mit und Gesetzgebung der Bundesländer voneinander Naturschutzbehörden ist sinnvoll. abweichen. Achten Sie bei Mäharbeiten außerhalb der Vegetationsruhezeit auf den Schutz von Reptilien, Vögeln und Kleinsäugern.
Beifuß-Traubenkraut, Ambrosie, Kleinere Bestände: Ragweed • Vor der Blüte ausreißen, ausgerissene (Ambrosia artemisiifolia) Pflanzen sollten nicht kompostiert werden, da Samen sehr hitzeresistent sind und Kompostierung überleben können. Etablierte Bestände: • Mindestens 2x pro Jahr mähen (Mitte Juli und Ende August). • Standorte, an denen Ambrosien vor- gekommen, sollten auch in folgenden Jahren kontrolliert werden, da die Samen im Boden lange keimfähig bleiben. • Pflanzen unbedingt vor der Samenbildung entfernen, da eine Pflanze ca. 3.000 Samen produziert. • Vogelfutterstellen im Frühjahr und Sommer auf Ambrosie kontrollieren. Verwechslungsgefahr: Verlot-Beifuß (Artemisia verlotiorum), Wermut (Artemisia absinthium), Weißer Gänsefuß (Chenopodium album), Färber-Resede (Reseda Der Pollen bzw. auch der Hautkontakt kann luteola), Rainfarn (Tanacetum vulgare) oder bei manchen Menschen starke Allergien Phazelie (Phacelia tanacetifolia). verursachen. Ambrosienbestände sollten vollständig entfernt werden. Verbreitung: Einjährige Pflanze, ausschließlich durch Samen, bis zu 40 Jahre keimfähig im Boden, kommt auch in Sonnenblumenfeldern vor und gelangt mit den Sonnenblumenkernen ins Vogelfutter - einer der wichtigsten Ausbreitungswege, Winterfutterstellen für Vögel sind typische Standorte, ebenso offene Böden, Straßenränder und Brachen. Blütezeit: August bis September Auf einen Blick Maßnahmen: Mähen Mitte Juli und Ende August, jährliche Bei allen Maßnahmen sollten Handschuhe, Kontrollen. Schutzbrille und Staubmaske getragen werden, um allergische Reaktionen zu vermeiden. 6
Drüsiges Springkraut Maßnahmen: (Impatiens glandulifera) Pflegemaßnahmen sind über mehrere Jahre erforderlich, da ein hohes Samenpotenzial im Boden vorhanden ist. Kleinere Bestände: vor der Blüte ausreißen und entsorgen, abmähen kurz vor der Blüte (April bis September) Verbreitung: Einjährig, bis 2 m hoch, sehr hohe Samenproduktion, Samen können bis zu 6 Jahre keimfähig bleiben und im Boden Etablierte Bestände: jahrelang überdauern, Fruchtkapseln schleudern Samen mehrere Meter weit, an • Mahd zu Beginn der Blütezeit: tief Flussläufen starke Ausbreitung über das abmähen, damit Pflanze nicht wieder Wasser, eine Pflanze kann ca. 2.000 Samen pro austreibt. Bei zu später Mahd, können Jahr bilden. die Samen in den Pflanzen noch Viele Vorkommen sind auf Material- ausreifen. Mähgut abtransportieren, ablagerungen zurück zu führen, die Samen denn liegen gelassene Stängel können enthalten. wieder bewurzeln. • Mulchmähen vor der Samenbildung. Blütezeit: Vorsicht: Mulchen reichert unerwünschte Juni bis Oktober Nährstoffe an und begünstigt Springkraut-Keimlinge durch feuchtes Bodenklima. • Bei Fließgewässer am Oberlauf beginnen! Es kommt zum Samennachschub über das Gewässer. • Nachkontrollen nach 3-4 Wochen Ökologische Bedeutung: Wurde als Bienentrachtpflanze angesät. Auf einen Blick Samenverbreitung und Samenreifung der einjährigen Pflanze verhindern. Maßnahmen unmittelbar vor der Blüte setzen, unbedingt aber vor der Samenreife. Mahd von Juni - September 7
Götterbaum Vermehrung: (Ailanthus altissima) Samen, Wurzelausläufer und Stockausschläge Blütezeit: Juni bis August Maßnahmen: • Siehe Robinie • Vorsicht: Kontaktallergien möglich! Schutzkleidung tragen! Götterbäume sind robuste Stadtbäume, dringen aber in naturnahe Lebensräume ein und verdrängen natürliche Baumbestände durch Abgabe chemischer Substanzen an den Boden (Allelopathie); Pflanzensaft ist giftig und kann Hautreizungen Typische Blattnarbe beim Götterbaum auslösen, Pollen können allergische Reaktionen hervorrufen. Ökologische Bedeutung: Guter Pollenlieferant, Bienenweide, hohe Resistenz gegen Schadstoffe und Salz (Alleebaum) Auf einen Blick „Ringeln“ des Baumes, um Wurzelausläufer und Stammausschläge zu vermeiden (Mai/Juni) 8
Japanknöterich und Vitalitätsschwächung und Verminderung der Sachalinknöterich Ausbreitung durch: (Fallopia japonica, Fallopia sachalinensis, • mehrmalige Mahd (mind. 6x/Jahr), Reynoutria spec.) Mähgut sorgfältig entfernen; herumliegende Sprossabschnitte bewurzeln bei feuchter Witterung wieder • Beweidung durch Schafe, Ziegen, Rinder… • Für Beschattung sorgen – Baumbestände nicht auslichten und Entwicklung anderer Hochstauden fördern • Weidenruten zur Bewurzelung kreuzweise legen (Weidenspreitlagen) Problematisch durch rasche Ausbreitung, Äußerste Vorsicht mit „Knöterich-Böden“! dichte Bestände und Verdrängung der Durchsetztes Aushubmaterial nicht mit einheimischen Flora. unbelastetem Material vermischen, denn mit Verbreitung: Pflanzenteilen durchsetztes Bodenmaterial Sehr schnelle Ausbreitung über unterirdische müsste 6 m mit Erde überdeckt werden, Sprossteile und deren Verfrachtungen um die Sprossteile am Austreiben zu (Hochwasser, Aushubmaterial, Gartenabfälle), hindern. Pflanze kann aus Rhizomen als Probleme für die Uferstabilität, da auch aus oberirdischen Trieben nachtreiben feinwurzelarm, regeneriert sich sehr rasch, (abgeschnittene und liegengelassene Stängel). daher ist Beseitigung sehr aufwändig Wachstum bis zu 30cm in 24 h. Ökologische Bedeutung: Bienenfutterpflanze Auf einen Blick Ausbreitung verhindern/eindämmen und neue Bestände sofort entfernen, Maßnahmen von April bis November Blütezeit: August bis Oktober Maßnahmen: kleinere Bestände: ausgraben und entfernen, bevor sie sich ausbreiten, im Rahmen von Baumaßnahmen tief ausbaggern und entsorgen (die unterirdischen Triebe reichen bis 2m tief) 9
Kanadische oder Gemeine • Vorsicht, dass Pflanze nicht durch Wasserpest Entfernungsmaßnahmen weiter (Elodea canadensis) verbreitet werden Nuttalls oder Schmalblättrige • Pflanzen nicht vermehren und Wasserpest (Elodea nuttallii) weitergeben • heimische Wasserpflanzen bevorzugen, da gebietsfremde Wasserpflanzen als Futter- oder Laichpflanzen für heimische Fische und Krebse meist ungeeignet sind Kleinere Gewässer und Vorkommen: • Vollständige Entfernung, wenn möglich Größere Gewässer und Flüsse: • Beschattung der Fließgewässer durch Gehölze verringert das Wachstum der Wasserpflanzen Können sich in Gewässern massiv ausbreiten, verdrängen die einheimische Flora und können die Bewirtschaftung und Nutzung der Wasserwege beeinträchtigen. Die Gemeine Wasserpest scheint gegenüber der Nuttalls Wasserpest im Rückgang zu sein. Verbreitung: durch Sprossteile, aus kleinsten Sprossfragmenten entstehen neue Pflanzen, Sprossteile werden mit fließendem Wasser, dem Schiffsverkehr, Wassersportgeräten (einschl. Angeln) und mit Wasservögeln weit Verwechslungsgefahr: transportiert. untereinander oder mit einer weiteren Kommen in warmen, wenig tiefen, Wasserpest (E. densa) und dem Großen nährstoffreichen, stehenden bis langsam Lagarosiphon (Lagarosiphon major) fließenden Gewässern, Seen und Teichen vor. Maßnahmen: Entsorgung: Vorhandene Bestände lassen sich schwer Kompostierung in Profianlagen, um regulieren, daher sind vorbeugende Hygienisierung zu gewährleisten Maßnahmen am wichtigsten. • Im Gartenteich nicht ausbringen, bzw. Auf einen Blick Wasserpest aus Teich entfernen vollständige Entfernung in kleinen Gewässern • Einheimische Arten in Teichen Beschattung von Fließgewässern fördern und verwenden Pflanzen nicht ausbringen bzw. weitergeben • Pflanzen nicht in die Natur ausbringen (aus Teich/Aquarien) Eine weitere problematische Wasserpflanze, • Mechanische Bekämpfung im Sommer die mitunter aus Aquarien in die Natur durchführen entsorgt wird, ist die Grüne Haarnixe (Capomba caroliniana), die von zunehmend warmen Wintern profitiert. 10
Riesenbärenklau, Herkulesstaude • Nachkontrolle nach 2 - 4 Wochen, da (Heracleum mantegazzianum) Pflanze neuen Blütenstand bilden kann (auch bei geringer Höhe). Pflanzen blühen nicht alle zum gleichen Zeitpunkt. • Mehrmalige Mahd hungert Pflanzen aus, kann aber dazu führen, dass sie länger als zwei Jahre leben, da sie keine Blüten bilden. • Mähgut sorgfältig behandeln - Weiterverbreitung durch Samen im Kompost vermeiden! • Abstechen des Wurzelstocks in einer Tiefe von 10 - 15 cm (30 - 60 cm tiefe Pfahlwurzel) – Pflanze stirbt dadurch ab. Problematisch, da Pflanzensaft in Kombination • Maschinelles Fräsen bis in eine Tiefe von mit Sonnenlicht zu schweren Hautverletzungen 10 cm möglich – anschließend begrünen führen kann. Verdrängt einheimische Vegetation durch große Blattmasse. Wichtig: Bei allen Maßnahmen Hautkontakt vermeiden! (Handschuhe, geschlossene Verbreitung: Kleidung, feste Schuhe). Bei Bewölkung Über Samen (bildet tausende Samen); Pflanze oder am Abend arbeiten. Bei Kontakt mit stirbt nach Samenbildung ab; Samen bleiben Pflanzensaft: Sofort mit Wasser und Seife mehrere Jahre im Boden keimfähig; werden abspülen, 2 Tage Sonne meiden. auch über Wasserwege verbreitet; Ökologischer Bedeutung: Blütezeit: Wurde als Bienenpflanze ausgesät. Juni bis September Maßnahmen: • Kleine Vorkommen und Einzelpflanzen sofort entfernen. Auf einen Blick • Bestände beseitigen bevor sie blühen. März bis Oktober: Wurzelstock abstechen, • Samenbildung verhindern - Blütenstand Samenstände entsorgen vor Fruchtreife abschneiden, damit sich Juni bis August: mähen keine Samenvorräte im Boden aufbauen. 11
Robinie, Scheinakazie Wurzelschosse müssen 3-5-mal jährlich (Robinia pseudoacacia) (über mehrere Jahre) entfernt werden. • Eine Methode, um Stockausschläge und Wurzelausläufer zu vermeiden, ist das „Ringeln“: Dabei wird nach dem Laubaustrieb im Frühjahr die Rinde, abhängig von der Baumstärke, mindestens 5-10 cm breit bandartig bis auf einen kleinen Steg entfernt. Das „Ringeln“ muss tief ins Holz erfolgen, um Überwallungen zu vermeiden. Im Folgejahr wird der Steg entfernt und sobald der Baum abgestorben ist, gefällt, ohne dass es zu einer massiven Schnelle Ausbreitung nach der Fällung einer Bildung von Wurzelausläufern kommt. Robinie Achtung: Bei einer Gefährdung durch abgestorbene Bäume müssen diese rechtzeitig entfernt werden. Anreicherung des Waldbodens mit Stickstoff durch Robinien-Reinbestand “Ringeln“ einer Robinie Robinien reichern Böden mit Stickstoff an und verdrängen so typische Pflanzenarten Ökologische Bedeutung: nährstoffarmer Böden. Rinde und Früchte sind Bienenweide, trockenheitsverträglich und stark giftig. unempfindlich gegenüber Staub, Rauch und Ruß Vermehrung: Auf einen Blick Samen, Wurzelausläufer und Stockausschläge „Ringeln“ des Baumes, nach dem Austrieb, um Blütezeit: Wurzelausläufer und Stammausschläge zu Robinie: Mai bis Juni vermeiden (Mai/Juni) Maßnahmen: • Vorsicht beim Fällen: Dies verursacht fast immer Stockausschläge und Wurzelausläufer, die dann dichte Bestände bilden! Jahrelange Nachkontrollen bzw. Nachrodungen sind dann unvermeidlich. • Bestehende Stockausschläge und 12
Späte und Kanadische Goldrute Maßnahmen: (Solidago gigantea, S. canadensis) Kleinere Bestände: • Bei feuchter Witterung vor der Blüte mit Wurzeln ausreißen. • Nach der Mahd im Frühjahr mit schwarzer UV-undurchlässigen Folie mindestens 3 Monate abdecken oder mehrmals tief abmähen. Etablierte Bestände: • Mahd 2 mal pro Jahr über mehrere Jahre drängt Goldruten zurück. • Mahdzeitpunkt an Vegetation und Blühtermine anpassen. • Mahd knapp vor der Blüte (Juni/Juli) schwächt Pflanzen kaum, verhindert aber Samenbildung. • Vorsicht: Mulchmähen fördert Wachstum, da Begleitvegetation unterdrückt wird. • Oberste Bodenschicht mit Pflanzenteilen Verbreitung: 5-10 cm abtragen und neu begrünen. Mehrjährig, über Samen und unterirdische Sprossteile. Besonders problematisch ist das • Entstehung offener Böden vermeiden. Eindringen in brachliegende Halbtrockenrasen, • Hinweis: vor der Blüte besteht Feuchtwiesen und Streuwiesen, da dies zum Verwechslungsgefahr mit Verschwinden seltener Arten führen kann. weidenblättrigem Alant. Blütezeit: • Pflanzenmaterial mit Samen in August bis Oktober Profianlagen kompostieren. Ökologische Bedeutung: Insekten- und Bienenfutterpflanze Auf einen Blick Kleine Bestände bei feuchter Witterung kurz vor der Blüte ausreißen, große Bestände 2x pro Jahr mähen (Mai und August vor der Blüte). 13
Weitere invasive Pflanzenarten Foto Name Auswirkung auf Natur bzw. Mensch Ausbreitung Empfehlung Verdrängt heimische Amerikanische standorttypische Pflanzen- und Kermesbeere (Phytolacca Tierarten und unterbindet Ausbreitung über Samen, Vögel verbreiten Im Grünraum nicht pflanzen, wilde americana) Waldverjüngung. Kann große Samen ebenfalls. Immer noch im Pflanzen- Bestände entfernen Asiatische Kermesbeere Bestände bilden und durch Handel erhältlich (Phytolacca acinosa) Wurzelausscheidungen andere Pflanzen komplett verdrängen Ausbreitung in freie Natur verhindern. Bambus Im eigentlichen Sinn kein invasiver Breitet sich durch Wurzelausläufer sehr stark Auf Bambus verzichten oder auf sichere (Phyllostachys, Neophyt, kann aber kleinräumig aus Wurzelsperre achten. Fargesia sp. ist die Pleioblastus) starke Bestände bilden einzige nicht ausläuferbildende Art Pflanze ist zweihäusig (männliche und Breitet sich als Pioniergehölz vor Nicht mehr im Grünraum verwenden, Eschen-Ahorn weibliche Pflanzen) und kann bis zu 20.000 allem in Aubereichen sehr stark aufkeimende kleinere Exemplare (Acer negundo) geflügelte Samen ausbilden aus. ausreißen Breitet sich aus Gärten und Parks Die Verbreitung durch kleine Wurzelstücke in die freie Natur aus und bildet Kleinere aufgehende Pflanzen ausreißen, Essigbaum in kontaminierter Erde ist die häufigste größere, verdrängende Bestände. größere Exemplare ringeln. Keine (Rhus typhina) Verbreitungsart. Auch Samenverbreitung Kann Haut- und Augenreizungen Pflanzungen im Grünraum möglich verursachen Heimische Schwarz-Pappeln Nicht mehr verwenden, (Populus nigra) sind durch Hybrid-Pappel Durch Samen Alternativpflanzen setzen, Hybridisierung betroffen, (Populus x canadensis) Absägen meist nicht erfolgversprechend, Hybridpappel wird häufig von da starker Stockausschlag Misteln besiedelt
Nicht mehr verwenden, Lanzett-Aster Zunehmende Bestände in der Verwildert aus Gärten durch Windaussaat, Ausbreitung in freie Natur durch (Aster lanceolatus) freien Natur immer noch im Pflanzen-Handel erhältlich Aussamen verhindern, Samenstände abschneiden Neubelgien-Aster (auch Nicht mehr verwenden, andere Herbstastern) Zunehmende Bestände in der Verwildert aus Gärten durch Windaussaat, Ausbreitung in freie Natur durch (Aster novi-belgii, Syn. freien Natur immer noch im Pflanzen-Handel erhältlich Aussamen verhindern, Samenstände Symphyotrichum novi- abschneiden belgii ,S. novae-angliae) Bis zu 1600 Samen pro Pflanze möglich, Nicht mehr verwenden. Schlitzblatt-Sonnenhut Bereits jetzt schon starke Ausläuferbildung. Auch kleine Rhizomstücke Wenn vorhanden, Ausbreitung in freie (Rudbeckia laciniata) Bestände in Uferstauden-Flächen können sich regenerieren. Natur durch Aussamen verhindern Keimung nur auf gestörten Flächen möglich! Ist relativ anspruchslos und Seidenpflanze Ausgraben oder komplett ausreißen. besiedelt viele Standorte wo sie (Asclepias syriaca diverse Samen und Wurzelstücke Nach der Blüte im Juli/ August die einheimische Flora verdrängen Synonyme) abschneiden oder mähen kann. Ausbreitung in freie Natur verhindern. Ausbreitung hauptsächlich über Gärtnerisch als Zierpflanze nicht Topinambur Verdrängung anderer Arten durch Sprossknollen. Samen reifen nur selten aus verwenden. Bei der Verwendung als (Helianthus tuberosus) Bildung größerer Bestände Nutzpflanze nicht aussamen lassen. Möglichst alle Sprossknollen ernten
Information und Service Für alle weiteren Fragen und Hilfestellungen ist die „Natur im Garten“ Grünraum- Viele Institutionen, Behörden und Servicestelle für Sie da. Kostenfrei für alle Unternehmen beschäftigen sich mit invasiven Niederösterreichischen Gemeinden. Neophyten. In der Regel steht hier der Kontakt: Grünraum-Servicestelle am Naturschutz im Fokus, Informationen und „Natur im Garten“ Telefon Management sind sehr gut aufbereitet. „Natur • Telefon: +43 2742 – 74 333 im Garten“ spricht sich klar gegen den Einsatz • gartentelefon@naturimgarten.at von chemisch-synthetischen Pestiziden zur Neophytenbekämpfung aus. Für weitere Hintergrundinformationen empfehlen wir Die geförderte Gestaltungsberatung vor Ihnen folgende Adressen: Ort von „Natur im Garten“ gibt Tipps für pflegearme, nicht-invasive Blühflächen. Bundesministerium für Land- Anmeldung beim „Natur im Garten“ Telefon und Forstwirtschaft, Umwelt und +43 2742/74 333 Wasserwirtschaft www.neobiota-austria.at/ Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) www.oewav.at/home/Service/Neophyten Gebietsfremde und invasive Arten in Deutschland www.neobiota.de Neophyten in Vorarlberg www.neophyten.net/ Für die Information der EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten Bevölkerung kann eine https://www.bmnt.gv.at/umwelt/natur- Gemeindezeitungsvorlage artenschutz/invasive_arten_euliste.html mit Bildern, sowie das Infoblatt Neophyten für EU- Verordnung 1143/2014 private Gärten kostenlos http://eur-lex.europa.eu/ von unserer Homepage heruntergeladen werden: EU-Durchführungsverordnung 2016/1141 www.naturimgarten.at https://www.bmnt.gv.at/ Aktionsplan Neobiota, Umweltbundesamt http://www.umweltbundesamt.at/ Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an das „Natur im Garten“ Telefon +43 (0)2742/74 333 oder gartentelefon@naturimgarten.at. Informationen zur Aktion „Natur im Garten“ unter www.naturimgarten.at. Impressum: Medieninhaber: Land NÖ, Abt. Umwelt- und Energiewirtschaft, 3109 St. Pölten; Redaktion: K. Batakovic, M. Spielauer; Text: F. Kiss, A. Steinert; Fotos: F. Kiss, A. Steinert, J. Brocks, Fotolia; 16 Eine Initiative des Landes Niederösterreich. Druck: Druckerei Berger UW686; März 2019
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