NEWS September | 2020 - Fürstenberg Institut
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NEWS
Fürstenberg Institut | 1
September | 2020
Wie Liebe gelingt
Beziehung und Partner-
schaft in herausfordernden
DEEP WORK:
Zeiten
Zufrieden arbeiten in
der neuen Normalität
2 | Newsletter 03 | 2020 Fürstenberg Institut | 3
DEEP WORK: In der neuen Normalität
konzentriert, effektiv und zufrieden arbeiten
Liebe Leserin, lieber Leser,
in den letzten Monaten hat sich für viele Menschen das Leben inten- Arbeitstage ohne Ablenkung? Mehrere Stunden am Stück für ein Pro-
siviert. Wir hatten durch den Lockdown erheblich weniger Vielseitig- jekt? Tief einsteigen in eine komplexe Thematik? Für viele Menschen
keit und Ablenkung. Das, was vorher schon war, zeigt sich deutlicher. macht konzentriertes, inhaltliches Arbeiten nur einen Bruchteil des
War ich vorher schon entspannt, konnte ich die Entspannung noch Arbeitstalltages aus. Das ist schade, denn häufig führen diese Arbeits-
mehr genießen. Stimmte die Beziehung nicht, kochten Konflikte rich- phasen zu besseren Ergebnissen und machen somit zufriedener.
tig hoch. Fühlte ich mich tendenziell einsam oder niedergeschlagen,
kam auch das verstärkt zum Vorschein. Das Gute ist: Dadurch, dass sich Davon profitieren nicht nur wir selber, sondern auch unser Team und
die Dinge klarer zeigen, fassen viele Menschen sie an und ändern sie. das ganze Unternehmen.
Vielen ist seit der Coronazeit klarer geworden, was sie wollen und vor
allem, was sie nicht mehr wollen. In unseren Beratungen dürfen wir Was ist Deep Work?
jeden Tag miterleben, wie derzeit Menschen sich selbst und ihre Le-
bensbereiche neu aufstellen. Denn wirkliche Veränderungen gesche- Deep Work meint professionelle Aktivitäten in ablenkungsfreier Kon-
hen in der Regel aus zwei Gründen: Aus Lust oder aus Leid. Corona zentration zu verrichten. Hier werden die kognitiven Fähigkeiten voll
bewirkt beides. ausgeschöpft und auf das Ergebnis fokussiert. Dieser Weg bewirkt be-
deutsame Arbeitsergebnisse – so der Informationprofessor Cal New-
In diesem Newsletter haben wir mehrere aktuelle Themen aufge- port, der den Begriff geprägt hat.
griffen: Von gelingender Partnerschaft über konzentriertes Arbeiten
(Deep Work) bis hin zu digitalen Nachlassregelungen. Das Beste dabei: Deep Work macht glücklich! Nach der Flow-Theorie
* Wir sind stets dabei, uns
empfinden Menschen es als besonders bereichernd, Arbeiten zu unter-
immer weiterzuentwi- Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen. Genießen Sie die schöne nehmen, die sie herausfordern. Zudem hilft Deep Work, schwierige Din-
ckeln und dazu gehört
auch unsere Sprache.
herbstliche Zeit! ge schnell zu lernen. Bekannte „Deep Worker“ haben es vorgemacht: In
Wir bemühen uns in reizarmer Umgebung sinnierten nicht nur Forscher wie Charles Darwin
unseren Publikationen
möglichst gendergerecht
Herzlich, und Psychiater Carl Gustav Jung, auch von vielen Autor*innen und
zu formulieren. Gerade politischen Lenker*innen ist bekannt, dass sie sich in die Stille zurück-
in der Umstellungsphase
gelingt uns dies vielleicht
zogen, wenn es größere Aufgaben zu durchdenken gab. Deep Work ist
nicht immer. Ihre Reinhild Fürstenberg also eine langerprobte Strategie der Exzellenz! Gemeint ist damit nicht,
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Chronische Ablenkung und chronisches Multitasking können süchtig ma-
chen. Die Konzentrationsfähigkeit ist hier stark geschwächt. Ablenkung
führt manches Mal zu schnellen, positiven Rückmeldungen, deshalb ha-
ben wir verständlicherweise oft den Drang, unsere Aufmerksamkeit auf
etwas Oberflächliches, Leichtes zu lenken. So kämpfen viele den ganzen
Tag gegen die Bestrebungen nach Ablenkung durch Essen, Schlafen, Pau-
se machen, E-Mails checken, Social Media, im Internet surfen usw. an.
Autor:
Moritz Hagedorn,
Doch der Wille zu mehr Ausdauer und damit Konzentration ist wie Berater,
Muskelkraft und kann trainiert werden. Selbstmanagement und Deep Fürstenberg Institut
Work gelingt, wenn man es schafft, Routinen in den Arbeitsalltag einzu-
die Arbeitszeit nur im stillen Kämmerlein zu verbringen oder strikt nur zu bauen, die konzentriertes Arbeiten fördern. Dazu gehören auch die be-
bestimmten „Telefonsprechzeiten“ zu kommunizieren. Gewinnbringend wusste Reduktion oberflächlicher Arbeit (weniger Meetings, weniger
ist aber, mehr konzentrierte Arbeitsblöcke in den Arbeitstalltag zu integ- E-Mails) und die Erlaubnis, auch mal vermeintlich unproduktiv zu sein.
rieren und diese auch bei den Kolleg*innen zu akzeptieren.
Doch warum fällt es heutzutage so schwer, konzentriert an einer Sache zu Wie kann Deep Work in Ihrem Arbeitsalltag aussehen?
arbeiten? Zunächst liegt dies an der Zunahme äußerer Reize, etwa der digi-
talen Kommunikation. Viele Menschen verbringen mehr als 60% ihrer Zeit 1. Organisieren und trainieren Sie Deep Work im Team und für sich
mit elektronischer Kommunikation und Internetrecherche. Zu Coronazei- selbst. Diskutieren Sie dazu, wie Sie alle mit wenig Anstrengung in
ten im Homeoffice sogar deutlich mehr. Heute herrscht in vielen Unterneh- konzentrierte Arbeitsphasen gelangen. Schauen Sie beispielsweise
men eine ungesunde „always-on“ Mentalität. Grund dafür ist das mensch- vor einer Deep Work Phase noch einmal in Ihre E-Mails und Ihren
liche Bedürfnis nach schneller Lösung: Wenn wir auf Antworten warten Kalender und fragen Sie sich, an was Sie noch denken sollten. Sam-
müssen, können wir Dinge nicht sofort abschließen. Wir müssen besser pla- meln Sie erste Ideen und schreiben Sie diese Punkte auf.
nen. Die Kehrseite der Medaille: Viele Teammitglieder und Manager*innen
bestreiten den Tag aus dem Posteingang oder in Updatemeetings und 2. Verständigen Sie sich im Team darüber, welche Orte für Deep
fühlen sich damit produktiv. Statt tief in Themen einzusteigen, mehrere Work besonders geeignet sind. Gibt es im Unternehmen Fokus-
Lösungsszenarien abzuwägen und zu durchdenken, checken sie immerzu Büros oder können Sie zeitweise im Homeoffice arbeiten? Akzeptie-
den Posteingang, antworten adhoc und erleben dabei oft Stress, Irritation, ren Sie, dass Ihre Kolleg*innen und Ihre Führungskraft in den Deep
Frust und Trivialität. Leider wird diese Art von Geschäftigkeit trotzdem man- Work-Phasen nicht gestört werden und nicht an das Telefon gehen
cherorts als Ausdruck von Produktivität missverstanden. oder auf Chatnachrichten antworten.
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3. Manche Teams probieren auch gemeinsame Arbeit im Stillen 8. Schalten Sie ab. Finden Sie Rituale zum Abschluss des Tages
aus. Stellen Sie sich vor, Sie alle wären in einer großen „Bespre- bzw. zum Umgang mit unerledigten Aufgaben. Tauschen Sie
chung“, nur dass jede*r für sich an einem Thema in voller Konzent- sich mit Kolleg*innen über Ihre Erfahrungen aus. Vielleicht gibt es
ration arbeitet. einen Ort, an dem die unerledigte, weniger zeitkritische, Arbeit
(symbolisch) gut verstaut werden kann oder es gibt einen Satz, den
4. Überlegen Sie, ob Sie abteilungsintern tage- oder stundenwei- Sie (sich) abends sagen wie „Für heute ist meine Arbeit getan“.
se die Mailbenachrichtigungen und Chatfunktionen abstellen
wollen. Ist das im Unternehmen akzeptabel? Überdenken Sie ge- Zum Weiterlesen sei hier empfohlen: Konzentriert arbeiten
meinsam, ob zusätzliche Kommunikationskanäle wie Chats oder von Cal Newport (2017)
adhoc-Videocalls wirklich für alle im Team einen Mehrwert schaf-
fen oder ob es Bereiche oder Zeiten gibt, in denen es diese nicht
braucht, da sie nur ablenken.
5. Verabreden Sie gemeinsam oberflächliche Arbeiten und An-
reize zu reduzieren. Abstimmungen und Meetings sind wichtig.
Aber gibt es auch einen Anteil freier Zeitfenster?
6. Schlagen Sie vor Meetings mit einer „Stillen Minute“ zu begin-
nen. Einer stoppt die Zeit, alle bleiben ruhig sitzen und gehen in die
Beobachtung. Sind Sie danach vielleicht sortierter und bereit, mit Webinar
voller Konzentration in die Inhalte zu gehen?
Deep Work – Wie gelingt konzentriertes
Arbeiten in einer Welt voller Ablenkung?
7. Wenn Sie sich Ihre Zeit frei einteilen können, machen Sie be-
wusste Pausen von konzentriertem Arbeiten, z.B. in dem Sie Donnerstag, 08.10.2020 | 11:00 Uhr
Blöcke über den Tag einplanen, in denen Sie sich ablenken Referent: Moritz Hagedorn
dürfen und oberflächliche Arbeiten erledigen. Denken Sie da-
rüber nach, wann und wie oft Sie sich ablenken wollen. Unabhän- Anmeldung über unser Kunden Login
gig davon, wie viele Phasen der Ablenkung geplant sind: Die Deep www.fuerstenberg-institut.de/kundenlogin.html
Work-Phasen müssen frei davon sein.
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Wie Liebe gelingt Viele Menschen fragen sich, wie erfüllende Beziehungen gelin-
Beziehung und Partnerschaft gen. Oder was es braucht, um in Beziehungen dauerhaft glück-
lich sein zu können.
in herausfordernden Zeiten Es gibt unzählige Ratgeber für Paarbeziehungen. Ich möchte Ihnen die
integrale Sichtweise anhand des Quadrantenmodells von Ken Wilber
vorstellen. In diesem geht es darum, sich selbst und seine Beziehun-
gen aus vier Perspektiven zu beobachten.
Die Quadranten haben Einfluss aufeinander, bedingen sich wechsel-
seitig und können manchmal nicht zu einhundert Prozent voneinan-
der getrennt werden.
Das Modell wird häufig in der Organisationsberatung verwendet, ich
wende es hier jedoch auf Paarbeziehungen an.
Quadrantenmodell von Ken Wilber
In meinem Freundeskreis gibt es ein Paar, dass unter eher ungewöhn-
lichen Bedingungen eine Beziehung führt. Der Mann ist Kapitän und
sticht mit seinem großen Containerschiff alle 3-4 Monate aus dem
Innen Außen
Hamburger Hafen für einige Monate in See.
Die beiden haben zwei kleine Kinder und sagen von sich, dass sie Individuell Einstellung, Verhalten
meist eine glückliche Beziehung führen. Glaubenssätze
Ich habe sie gefragt, wie ihre Beziehung funktioniert, wenn der eine mit
Kind und Kegel in Hamburg ist und der andere auf der anderen Seite Kollektiv Werte, Kultur Strukturen,
der Welt. Die beiden telefonieren nicht, sondern sie schreiben sich alle Prozesse,
4 Wochen einen Brief. Sie brauchen nicht viele Worte, schreiben was sie gemeinsame
sagen wollen und können sich auf diese Art und Weise nah sein. Dies ist Rituale
ihre Art mit der Situation umzugehen und diese zu meistern.
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Innen/ Individuell Außen/ Individuell
(oder: Wie der Blick auf sich selbst aussehen kann) (oder: Was jede*r Einzelne tun kann)
In der ersten Perspektive wird das Denken, Fühlen, die eigene Haltung Die zweite Perspektive bezieht sich auf das sichtbare Verhalten eines
und die eigenen Werte beobachtet. Menschen, auf sein Wissen, seine Kompetenzen oder Körperzustände.
Dazu möchte ich Ihnen ein Beispiel vorstellen. Auch dies lässt sich anhand eines Beispiels auf Paarbeziehungen
Autorin:
Jeder Mensch entwickelt im Laufe seines Lebens die Vorstellung einer beziehen: Nadja Verspohl,
idealen Partnerin, bzw. eines idealen Partners. Wir haben die Idee, dass Beraterin,
Kennen Sie das? Sie haben Angst vor dem Zahnarzt und gehen des-
Fürstenberg Institut
das Gegenüber verantwortlich ist, uns glücklich zu machen. In der Be- halb nicht mehr zur jährlichen Kontrolle und auch nicht zur Zahnrei-
ziehung selbst erleben wir dann eine Enttäuschung, wenn die andere nigung. Der Termin, den Sie dann nach einigen Jahren wahrnehmen
Person sich doch nicht so verhält, wie wir es uns eigentlich vorgestellt kann unter Umständen viel schmerzhafter sein als die kleinen regelmä-
hatten. Wir beziehen die Enttäuschung auf uunsere/n Partner*in. ßigen Termine. So ist es auch mit Aspekten in unserer Beziehung, mit
denen wir nicht einverstanden oder unzufrieden sind. Es braucht Mut
Eigentlich sind wir allerdings enttäuscht, dass unsere eigenen Vorstel- und Selbstüberwindung, dem Gegenüber zu sagen „Ich liebe Dich und
lungen, wie unser Gegenüber zu sein hat, nicht zutreffen. Dies macht ich möchte mit Dir zusammen sein, und dennoch bin ich nicht ein-
uns in Beziehungen traurig oder unzufrieden. verstanden, dass wir uns anschreien, keinen gemeinsamen Aktivitäten
nachgehen, keine Sexualität mehr stattfindet, etc.“
Mit dieser Einstellung gibt man die Selbstverantwortung für sein Dadurch, dass wir sagen was ist, schaffen wir wieder eine Nähe zu un-
eigenes Glück an das Gegenüber ab. serem Gegenüber.
Es gibt also einige Punkte, die die Basis sind, damit eine Beziehung Innen/ Systemisch
funktioniert. Dies ist die Selbstbewusstheit. Das bedeutet, dass man (oder: Wie ist die Beziehungskultur des Paares?)
sich bewusst über die eigenen Denkmuster und Annahmen, Glau-
benssätze und Werte wird. Die dritte Ebene bezieht sich auf das Innere einer Partnerschaft. Dies
können Beziehungskultur, Wir-Gefühl oder das Gefühl von Miteinan-
der sein.
In meinen Beratungen habe ich viele Paare erlebt, die sich gemein-
sam entwickeln und sich ein gemeinsames Leben aufgebaut haben.
Dieses wird meist spontan entschieden und situationsabhängig, weil
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es einfach „dran“ ist. Meine Erfahrungen dazu sind, dass diese Entschei- Außen/ Systemisch
dungen in das alltägliche Leben übernommen und dann nicht mehr (oder: Wie kann das Paar diese Kultur leben?)
hinterfragt oder verändert werden.
Die vierte und letzte Ebene beschäftigt sich mit den äußeren Rahmen-
Das kann sich zum Beispiel auf die Verteilung von Aufgaben und Zu- bedingungen, Ressourcen und Strukturen einer Partnerschaft.
ständigkeiten innerhalb der Beziehung oder auf die Durchführung ge- Wenn sich ein Paar gemeinsam überlegt und die bewusste Entschei-
meinsamer Feste oder Rituale beziehen. Es kann sich auch auf Regeln, dung getroffen hat, wie es leben und handeln möchte, geht es in dem
die innerhalb der Familie gelten, beziehen. Oder auch auf das tägliche letzten Punkt um die Umsetzung dieser.
Miteinander zwischen dem Paar. Also hätte die Entscheidung nach einer gleichberechtigten Beziehung
die Folge, dass sich das Paar zum Beispiel die Hausarbeit und Kinderbe-
Jedes Paar sollte sich in regelmäßigen Abständen zusammensetzen, treuung teilt. Oder der Wunsch nach einer gemeinsamen aktiven Zeit
um zu klären, ob gemeinsame Entscheidungen noch weiter ausge- die Folge, sich ein gemeinsames Hobby zu suchen. Oder der Wunsch
führt werden können wie bisher. Falls es Irritationen oder Unzufrie- sich regelmäßig auszutauschen die Folge, einmal in der Woche Essen
denheiten gibt, können diese verändert werden ohne dass gleich die zu gehen und sich die Zeit zu nehmen, sich zu unterhalten. Es geht
ganze Beziehung in Frage gestellt werden muss. Durch das bewusste also hier um die Umsetzung von Ritualen.
Einflussnehmen und Steuern der scheinbar alltäglich routinierten Ab-
läufe kann eine Partnerschaft zum einen wachsen und zum anderen Die Zeit, in der wir uns im Moment befinden, ist ganz besonders und
erleben die Beteiligten eine große Zufriedenheit aufgrund von Hand- noch nie da gewesen. Alte und unbewusste Bewältigungsstrategien
lungsfähigkeit. und Muster funktionieren eventuell nicht mehr. Dies haben viele Paare
in der Pandemie und mit dem Lockdown erlebt. Durch Corona ist es
Grundlage dieser Gespräche können darüber hinaus Fragen wie „Was notwendig geworden, aber vor allem gibt es auch die große Chance,
können wir gemeinsam gut? Was sind unsere Stärken? Welche Rituale seine Beziehung zu überprüfen und anzupassen. Für eine gleichbe-
wollen wir weiterführen, welche wollen wir verändern? Welche Regeln rechtigte und glückliche Partnerschaft.
gelten in unserer Partnerschaft? Welche Themen vermeiden wir in un-
seren Gesprächen? Welche schönen Erlebnisse haben wir bisher ge- Vielleicht fühlen Sie sich in manchen Bereichen angesprochen? Wenn
meinsam erlebt? Welche wollen wir noch gemeinsam erleben?“ sein. Sie möchten, stellen Sie sich die folgenden Fragen zur Selbstreflexion
und -entwicklung.
In welchem Quadranten gibt es in Ihrer Beziehung vielleicht Nachhol-
oder Verbesserungsbedarf?14 | Newsletter 03 | 2020 Fürstenberg Institut | 15
Hier finden Sie jeweils 3 Fragen zu jedem Bereich:
Innen/ Individuell (oder: Wie der Blick auf sich selbst aussehen kann)
Wie stelle ich mir die Beziehung zu einer anderen Person vor?
Welche Erwartungen habe ich an meine*n Partner*in?
Welche Glaubenssätze/ Einstellungen unterstützen mich dabei,
mich und meine*n Partner*in zu lieben?
Außen/ Individuell (oder: Was jede*r Einzelne tun kann)
Wie habe ich meinem Gegenüber zuletzt gezeigt/ gesagt, dass
ich dankbar für die Beziehung/ diesen Menschen in meinem
Leben bin?
Wie konnte ich mich in Anliegen/ Sorgen/ Themen meines Ge- Kommen wir noch einmal zurück zu dem Kapitän und seiner Frau vom
genübers einfühlen und mich dementsprechend verhalten? Beginn des Artikels. Die beiden handeln nach dem Quadrantenmodell,
Wann konnte ich meinem Gegenüber zuletzt wirklich verzeihen vielleicht ohne es zu wissen: Sie haben sich überlegt, was jede*r Einzel-
ohne nachtragend zu sein? ne braucht, um mit der Abwesenheit des/der Anderen gut umgehen
zu können und was sie gemeinsam brauchen. Sie sind zu dem Ent-
Innen/ Systemisch (oder: Wie ist die Beziehungskultur des Paares?) schluss gekommen, während der Trennungszeit in Kontakt zu bleiben
Wie möchten wir miteinander umgehen? und dies in Form eines Briefwechsels. Und nun schreiben sie sich Brie-
Mit welchem Geist soll unser Zusammenleben geprägt sein? fe, die die große räumliche Distanz zwischen den beiden etwas kleiner
Welche Werte sind wichtig für uns und von welchen Werten werden lässt.
wollen wir uns in unserer Beziehung leiten lassen?
Außen/ Systemisch (oder: Wie kann das Paar diese Kultur leben?)
In welchen Strukturen wollen wir leben?
Welche Rituale gibt es in unserer Beziehung?
Wie sind die Rahmenbedingungen unseres Zusammenlebens?16 | Newsletter 03 | 2020 Fürstenberg Institut | 17
Für immer offline… Die wichtigsten Empfehlungen:
Digitaler Nachlass: Was passiert Regeln Sie rechtzeitig, wer sich um Ihre digitale Vorsorge
mit meinen Daten? und Ihr digitales Erbe kümmern soll und legen Sie fest, was mit
Ihren einzelnen Konten und Daten passieren soll, wenn Sie sich
nicht mehr darum kümmern können.
Es ist sinnvoll, eine Person des Vertrauens mit allen Aufga-
ben rund um Ihr digitales Leben zu betrauen. Halten Sie dies
schriftlich in einer Vollmacht fest.
Erstellen Sie zudem eine Übersicht aller Accounts mit Benut-
zernamen und Kennworten für Ihre Vertrauensperson. Unsere
Muster-Vollmacht und Muster-Liste, z.B. von der Verbraucher-
zentrale, können helfen.
Wer Vermögen, Haus oder persönliche Gegenstände nach dem Tod
bekommen soll, haben viele Menschen im Testament geregelt. Doch Weitere Informationen:
auch überall in der digitalen Welt hinterlassen Nutzer*innen Spuren. www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/daten-
schutz/digitale-vorsorge-digitaler-nachlass-was-passiert-
Ob Facebook- oder Instagram-Profile, E-Book-Bibliothek, Online-Spie- mit-meinen-daten-12002
le, Kryptowährung oder kostenpflichtige Musikdownloads - nur 13%
der Menschen haben laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bit-
kom ihren digitalen Nachlass geregelt. In der Studie „Der digitale
Nachlass“ des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnolo-
gie und der Universitäten Regensburg und Bremen wurde das The-
ma nun untersucht.18 | Newsletter 03 | 2020 Fürstenberg Institut | 19
Buchtipp: Gemeinsam stark
Was tun bei Vorurteilen, Rassismus
Das Nachlass-Set oder Diskriminierung im Job?
Testament, Vermögensübersicht, Digitaler Nachlass,
Bestattungsverfügung
von Stiftung Warentest
Sie möchten Ihre Lieben bestens versorgt wissen, Wir ve
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doch scheuen sich, ein Testament zu verfassen? drei Ex
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Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-7471-0041-7 meidet, sorgt für Gerechtigkeit, beugt Streitereien vor - und erspart Mehr als ein Drittel der deutschen Berufstätigen hat nach eigenen An-
den Erben Steuern. Damit der letzte Wille in Erfüllung geht. gaben bereits Diskriminierung am Arbeitsplatz selbst erfahren oder
beobachtet. Ob Benachteiligungen aufgrund von Hautfarbe, Alter,
Geschlecht, sexueller Orientierung, Anfeindungen gegenüber religiö-
sen Gruppen - Ausgrenzung und Alltagsrassismus haben im Joballtag
Wir verlosen 3 Bücher viele Facetten.
Zur Teilnahme senden Sie eine Mail mit dem Betreff Diese reichen von Beleidigungen, unerwünschten Kommentaren oder
„Fürstenberg-Buchtipp“ an marketing@fuerstenberg-institut.de unangemessenen Witzen bis hin zum absichtlichen Ausschließen ei-
ner Person oder Behinderung der Arbeit zum Beispiel durch bewusstes
Einsendeschluss ist der 31.10.20 | Die Gewinner werden benachrichtigt Verschweigen von Informationen oder Löschung wichtiger Dateien.20 | Newsletter 03 | 2020 Fürstenberg Institut | 21
Kommt es zu einem diskriminierenden Vorfall, sind Unternehmen ge-
setzlich verpflichtet, ihre Beschäftigten zu schützen und entsprechen-
de Maßnahmen zu ergreifen. Kommen Betriebe diesen Verpflichtun-
gen nicht nach, haben Betroffene die Möglichkeit, sich zur Wehr zu
setzen: Sie können unter bestimmten Voraussetzungen sogar Scha-
densersatz- oder Entschädigungsansprüche gegen das Unternehmen
geltend machen. Außerdem steht ihnen das sogenannte Leistungsver-
weigerungsrecht zu, d.h. die betroffenen Beschäftigten sind berech-
tigt, ihre Tätigkeit ohne Verlust des Arbeitsentgelts einzustellen, soweit
dies zu ihrem Schutz erforderlich ist.
Was sollten Sie also am besten tun, wenn Sie Opfer diskriminierender
Äußerungen oder Taten werden? „Reagieren Sie sofort!“ empfiehlt das
Fürstenberg Institut. „Kontaktieren Sie die Personen direkt, entweder
Doch was tun, wenn man diese Vorkommnisse beobachtet oder selbst per E-Mail oder sprechen Sie über das Verhalten, das Sie als beleidi-
verbal angegangen oder ausgegrenzt wird? Zunächst ist wichtig zu gend empfinden und verlangen Sie, dass es umgehend aufhört.“
wissen: Unternehmen dürfen laut Allgemeinem Gleichbehandlungs-
gesetz (AGG) Diskriminierung nicht dulden und müssen konsequent Notieren Sie zeitnah Datum, Uhrzeit, Ort, Zeugen und was die andere
gegensteuern. Person gesagt oder getan hat und Ihre eigene Reaktion darauf. Diese
Notizen unterstützen, falls die Belästigungen fortfahren.
Eigentlich ist klar, dass vielfältig aufgestellte Teams durch ihre unter-
schiedlichen Perspektiven und Ansätze besser neue Ideen hervorbrin- Natürlich können in manchen Situationen Grenzfälle auftreten, in de-
gen, innovativer, kreativer und erfolgreicher sind. Wer nur mit den ei- nen unterschiedliche Menschen verschiedene Wahrnehmungen und
genen Erfahrungen durch die Welt geht, diese durch seine subjektive Toleranzstufen haben. Die Faustregel lautet: Ein Verhalten oder eine
Brille betrachtet und auf langerprobte Bewertungsmuster zurückgreift, Handlung wird anstößig, wenn nicht aufgehört wird, nachdem die
dreht sich schnell im Kreis. Vielfalt anzuerkennen und zu leben erfor- Person ein Opfer geworden ist, und zum Ausdruck gebracht hat, dass
dert jedoch die Auseinandersetzung mit „dem Anderen“ und auch das Verhalten unerwünscht ist.
dem „Anders sein“. Und den Willen, dies als Bereicherung zu verstehen.
Altes Wissen, reife Erfahrung, neue Sicht- und Herangehensweisen Wenn Sie sich fragen, ob Ihr Verhalten oder das anderer Personen rich-
und frisches (Technik-)Know-how. Das kann eine gute Mischung für tig ist, machen Sie den Selbstcheck: „Würde ich mich verlegen fühlen,
Zukunftserfolg von Unternehmen sein. wenn meine Familie oder meine Freunde mich bei diesen Äußerun-22 | Newsletter 03 | 2020
gen gesehen oder gehört hätten?“ und „Würde ich wütend sein, wenn
mein Kind, Partner*in oder andere Verwandte so behandelt würden?“
Wenn Sie selber diskriminiert werden, lassen Sie dies nicht einfach ste-
hen. Suchen Sie unbedingt das Gespräch mit einer vertrauten Person.
Das kann ihre Führungskraft sein, der Betriebsrat oder jemand aus dem
HR-Team. Ihre Führungskraft ist im Rahmen der Schutz- und Fürsorge-
pflicht verpflichtet, Ihnen zu helfen. Führungskräfte kennen sich in der
Regel mit den rechtlichen und unternehmensbezogenen Rahmenbe-
dingungen im Falle von Diskriminierung aus und wissen, wie sie Sie
vertrauensvoll unterstützen können und was die nächsten Schritte ge-
genüber den anderen beteiligten Personen sind.
Sollten Sie selber eines diskriminierenden Vorfalls bezichtigt werden,
ist Ihre Führungskraft dementsprechend auch verpflichtet, der Be-
schwerde gegen Sie nach zu gehen und dem Betroffenen zu helfen.
Der erste Schritt bei Verdacht eines Verstoßes gegen das AGG ist ein
Personalgespräch zu führen. Je nach Schwere des Vergehens und Grad
des Verschuldens können arbeitsrechtliche Maßnahmen wie Abmah-
nung, Versetzung oder in schweren und wiederholten Fällen Kündi-
gung drohen.
Sicher gibt es auch in Ihrem Unternehmen bereits eine Reihe von Prä-
ventionsmaßnahmen. Dazu zählt zum Beispiel die Einrichtung einer
Beschwerdestelle. Alle Beschäftigten sollten zudem über das Thema
Diskriminierung aufgeklärt werden. Dies kann über Borschüren, Aus-
hänge oder E-Mail-Kommunikation erfolgen. Auch gezielte Workshops
und Trainings für Belegschaft und Führungskräfte können sicherstel-
len, dass das Thema im Unternehmen wahrgenommen und in der Un-
ternehmenskultur positiv verankert wird.Impressum
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Fax 040 / 38 08 20-20
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V.i.S.d.P.: Anika Ohlsen
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