Notaufnahmesurveillance am RKI mittels Routinedaten aus dem AKTIN-Notaufnahmeregister
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Epidemiologisches Bulletin 8 | 2022 24. Februar 2022 3 Notaufnahmesurveillance am RKI mittels Routinedaten aus dem AKTIN-Notaufnahmeregister Einleitung 2020 wöchentlich ein Bericht zur Inanspruchnah- Die syndromische Surveillance mit Daten aus Not- me von Notaufnahmen in Deutschland veröffent- aufnahmen (Notaufnahmesurveillance) durch das licht.5 Robert Koch-Institut (RKI) hat das Ziel, die aktuelle Inanspruchnahme einer Auswahl von Notaufnah- Im Bericht wird die tägliche Anzahl der Notaufnah- men in Deutschland abzubilden. Sie wurde im Rah- mevorstellungen, differenziert nach Altersgruppen men des Forschungsprojektes „Erkennung und und nach Ersteinschätzung der Erkrankungsschwe- Sicherung epidemischer Gefahrenlagen“ (ESEG)1 re (sog. Triage-Score) dargestellt. Zudem wird die und in Zusammenarbeit mit dem AKTIN-Notauf- Anzahl respiratorischer, neurologischer und kardio nahmeregister*,2 etabliert. Die Auswahl der Notauf- vaskulärer Vorstellungen berichtet (kodiert nach nahmen basiert dabei auf deren individuellen Teil- Canadian Emergency Department Information System nahmebereitschaft. Die über das AKTIN-Notauf- – Presenting Complaining List, CEDIS-PCL6). Seit nahmeregister erfassten Behandlungsdaten aus teil- November 2021 werden im Rahmen der syndromi- nehmenden Notaufnahmen werden dem RKI auf schen Surveillance zusätzliche Indikatoren ausge- Einzelfallebene anonymisiert und in standardisier- wiesen: akute respiratorische Erkrankungen (ARE), ter Form täglich zur Verfügung gestellt. schwere akute respiratorische Infektionen (SARI) und grippeähnliche Erkrankungen (Influenza-like Im Folgenden berichten wir über den aktuellen Illness, ILI). Dafür wurden Syndromdefinitionen aus Stand der Notaufnahmesurveillance am RKI und einer Kombination von ICD-10-Diagnosen und Vor- das im Februar 2022 weiterentwickelte, wöchentli- stellungsgründen verwendet.7 Die Daten wurden che Berichtsformat. bisher zusammen mit Daten aus dem Jahr 2019 ge- zeigt, um einen Vergleich zwischen den Pandemie- jahren und dem Präpandemiejahr zu ermöglichen. Entwicklung der Notaufnahme surveillance in den Jahren 2020/2021 Das Potenzial der Notaufnahmedaten zeigte sich be- Das fachgebietsübergreifende und interdisziplinäre reits während der ersten Welle der COVID-19-Pan- Team Surveillance Monitoring (SUMO) am RKI hat demie im März 2020, als ein drastischer Rückgang das Ziel, Routinedaten aus dem Gesundheitswesen der Notaufnahmevorstellungen zu beobachten war.5 zu verarbeiten, zu analysieren und für die Public- Die Zahl der Notaufnahmevorstellungen näherte Health-Forschung zur Verfügung zu stellen.3,4 Seit sich bis zum Sommer 2020 wieder Werten knapp Beginn der Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-) unterhalb des Vorjahresniveaus an. Darauffolgend Pandemie werden Notaufnahmedaten aus dem nahmen die Notaufnahmevorstellungen während AKTIN-Notaufnahmeregister für die syndromische der zweiten und dritten Pandemiewelle wieder ab Surveillance genutzt. Neben verschiedenen For- und erreichten erst im Sommer 2021 wieder nahezu schungsprojekten, die den Fokus auf bestimmte das präpandemische Niveau. Diese Veränderungen Krankheiten oder Syndrome legen, wird seit Juni in den Vorstellungszahlen könnten auf die mit der COVID-19-Pandemie assoziierten Public-Health- Maßnahmen sowie auf Verhaltensänderungen der * Das AKTIN-Notaufnahmeregister (hervorgegangen aus Patientinnen und Patienten im Rahmen der Pande- dem Aktionsbündnis für Informations- und Kommunika- mie zurückzuführen sein. Ähnliche Entwicklungen tionstechnologie in Intensiv- und Notfallmedizin) ist eine bundesweit einheitliche standardisierte elektronische wurden auch in anderen Ländern beobachtet.8,9 Infrastruktur zur Datenerhebung in den Notaufnahmen.
Epidemiologisches Bulletin 8 | 2022 24. Februar 2022 4 Weiterentwicklung des Wochenberichts gressionsmodell verwendet Informationen über die der Notaufnahmesurveillance jeweilige Notaufnahme, Saisonalität, einen zeitli- Seit dem 2. Februar 2022 wird der Wochenbericht chen Trend und potenziellen Einfluss der verschie- der Notaufnahmesurveillance mit einigen Verände- denen Pandemiephasen und assoziierter Maßnah- rungen veröffentlicht.10 Bei allen Darstellungen der men. Dies erlaubt es, einen präpandemischen Er- Daten wird darin nun die aktuelle Anzahl an Not- wartungswert für jeden Zeitpunkt und jede Notauf- aufnahmevorstellungen im Vergleich zu einem mo- nahme zu berechnen. Die Summe über alle dellierten Erwartungswert (Baseline) und nicht eingeschlossenen Notaufnahmen ergibt den darge- mehr im Vergleich zu den Zahlen aus den Vorjah- stellten Erwartungswert. ren gezeigt (s. Abb. 1). Der Einschluss von Notaufnahmen in den aktuellen Für die Berechnung des Erwartungswertes wird für Wochenbericht wird nach Quartal und Indikator ge- jeden Indikator (Gesamtanzahl der Notaufnahme- trennt bestimmt. Notaufnahmen werden für den vorstellungen, Notaufnahmevorstellungen stratifi- Bericht berücksichtigt, wenn Datenlücken, an de- ziert nach Alter bzw. Ersteinschätzung, Indikatoren nen keine Notaufnahmevorstellungen übermittelt der syndromischen Surveillance) ein Erwartungs- wurden, nicht größer als sechs aufeinanderfolgende wert mittels eines Negativ-Binomial-Regressions- Tage sind. Um im aktuellsten Quartal berücksich- modells und ein zugehöriges 95 %-Prädiktionsinter- tigt zu werden, muss in einer Notaufnahme außer- vall auf Ebene der einzelnen Notaufnahmen berech- dem für jeden der letzten sieben Tage mindestens net, welche dann über alle Notaufnahmen zu einem eine Vorstellung vorliegen. Dadurch können insge- einzigen Erwartungswert bzw. Prädiktionsintervall samt mehr Notaufnahmen in den Bericht einge- aufsummiert werden. Dabei wird ein globales Re- schlossen werden als bei den strikteren Inklusions gressionsmodell auf den Daten aller vorhandenen kriterien im alten Berichtsformat der Jahre 2020/ Notaufnahmen trainiert. Dies erlaubt die Inklusion 2021, wo je nach Berichtswoche nur Daten aus vier von Notaufnahmen, die nicht über den gesamten bis 22 Notaufnahmen eingeschlossen werden Referenzzeitraum Daten geliefert haben. Das Re- konnten. Notaufnahmevorstellungen 7−Tage Durchschnitt Anzahl Notaufnahmevorstellungen Baseline 95%-Konfidenzintervall Q2 2021 Q3 2021 Q4 2021 Q1 2022 16 Notaufnahmen 12 Notaufnahmen 13 Notaufnahmen 16 Notaufnahmen 2.000 2000 Notaufnahmevorstellungen 1.500 1500 1.000 1000 500 500 00 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 20.03.20222 04.04.2021 18.04.2021 02.05.2021 16.05.2021 30.05.2021 13.06.2021 27.06.2021 11.07.2021 25.07.2021 08.08.2021 22.08.2021 05.09.2021 19.09.2021 03.10.2021 17.10.2021 31.10.2021 14.11.2021 28.11.2021 12.12.2021 26.12.2021 09.01.2022 23.01.2022 06.02.2022 20.02.2022 06.03.2022 ’2 2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 ’2 r’ l’ pr ai ai ai n n l ug ug ep ep kt kt kt ov ov ez ez an an eb eb rz rz Ju Ju Ap Ju Ju M M M O O O M M .A N N D D A A F F J J S S . . 11 25 . 3. 7. 1. . . 9. 3. . . . 6. 0. 6. 0. 8. 2. 4. 8. 5. 9. 2. 6. 04 18 13 27 02 16 30 0 1 3 0 2 0 2 0 2 0 2 1 2 0 1 1 2 Abb. 1 | Darstellung der täglichen Notaufnahmevorstellungen und des zugehörigen gleitenden 7-Tage Durchschnitts im Vergleich zum modellierten Erwartungswert (Baseline) im aktualisierten Wochenbericht der Notaufnahmesurveillance vom 9. Februar 2022. Pro Quartal (Q) ist die jeweilige Anzahl der Notaufnahmen aufgeführt, die gemäß der Einschlusskriterien Daten übermitteln.
Epidemiologisches Bulletin 8 | 2022 24. Februar 2022 5 Durch unterschiedliche Datenvollständigkeit kann führen, ohne dass sich real an der Inanspruchnah- es zu einer unterschiedlichen Anzahl von Notauf- me etwas geändert hat. Über zwei konkrete Beispie- nahmen je Quartal und je Syndromdefinitionen in le von strukturellen oder prozessoralen Änderun- den wöchentlichen Berichten kommen. Da die Not gen in Notaufnahmen haben wir bereits im Juli aufnahmen unterschiedliche Fallzahlen aufweisen, 2020 berichtet.12 In einem Fall führten Severe Acute kann es daher bei gleicher Anzahl von Notaufnah- Respiratory Syndrome Coronavirus Type 2-(SARS- men zu Unterschieden absoluter Fallzahlen zwi- CoV-2-)Screeningmaßnahmen des Personals in ei- schen Quartalen, Syndromen und Berichtswochen ner Notaufnahme zu einem vorrübergehenden An- kommen. stieg der Vorstellungen. Im anderen Fall führte der zeitweilige Betrieb einer „Corona-Ambulanz“ eben- Durch die neue Referenz zum modellierten Erwar- falls zu vorrübergehend höheren Vorstellungszah- tungswert sind Veränderungen der verschiedenen len. Dies verdeutlicht, dass die Interpretation auffäl- Indikatoren im zeitlichen Verlauf auch ohne direk- liger Veränderungen der im Bericht gezeigten Ab- ten Vergleich zu den Vorjahren erkennbar. bildungen und Daten nur mit Kenntnis der struktu- rellen Gegebenheiten und der Versorgungssituation Der Bericht wurde zudem um einige Elemente er- vor Ort sinnvoll ist. Zudem lassen sich aus den Ver- weitert, z. B. um eine Tabelle zur Datenvollständig- änderungen in einer Notaufnahme keine allgemei- keit verwendeter Variablen sowie um erklärende nen Trends für alle im Bericht vertretenen Notauf- Texte zu Art und Herkunft der Daten, welche die nahmen ableiten. Interpretation erleichtern, aber auch auf wichtige Li- mitationen hinweisen. Anpassungen in der Dokumentationspraxis einzel- ner Notaufnahmen können ebenfalls zu Verände- rungen in den absoluten Werten führen, z. B. wenn Interpretation der Daten die Vollständigkeit der Dokumentation einer Varia- Die Notaufnahmesurveillance ermöglicht es, die blen über die Zeit variiert. So war seit Ende April Inanspruchnahme der teilnehmenden Notaufnah- 2021 ein Anstieg kardiologischer und neurologi- men zu beobachten und zudem verschiedene Sur- scher Vorstellungsgründe (kodiert nach CEDIS- veillance-Indikatoren abzubilden. Dabei kann die PCL) zu beobachten (Bericht vom 27. Oktober Häufigkeit bestimmter Indikatoren, sowohl infek 202113), zu dem es zahlreiche Anfragen über einen tiöser Erkrankungen (z. B. ILI, SARI) als auch nicht- möglichen Zusammenhang mit der COVID-19- übertragbarer Erkrankungen (z. B. neurologische, Impfkampagne gab und der in verschiedenen Me- kardiovaskuläre oder psychiatrische Erkrankungen, dien diskutiert wurde.14 Die Analyse der Daten zeig- Unfälle) abgebildet werden. Da die Routinedaten te, dass der Anstieg auf eine einzelne Notaufnahme aus der Dokumentation des Diagnostik- und Be- zurückging, in der vor April 2021 keine CEDIS-PCL- handlungsprozesses in der Patientenversorgung ge- Codes übermittelt wurden, während die absolute nutzt werden, fällt kein zusätzlicher Dokumenta Zahl der Vorstellungsgründe der übrigen Notauf- tionsaufwand für das Notaufnahmepersonal an. Al- nahmen auf dem Niveau der Vorjahre blieb. Es han- lerdings können sich dadurch die Vollständigkeit delte sich damit um ein temporäres Artefakt, das und die Qualität der Daten von Notaufnahme zu sich in späteren Berichten nicht mehr zeigte (vgl. Notaufnahme und von Zeit zu Zeit ändern.11 Bei der z. B. Bericht vom 19. Januar 202215). Interpretation der im Bericht präsentierten Daten ist es daher wichtig, einige Limitationen zu beachten. Bei der Interpretation der Daten ist weiterhin zu be- achten, dass die im Bericht dargestellten Gründe Durch die bisher geringe Anzahl von Notaufnah- der Notaufnahmevorstellungen nicht mit später im men können strukturelle Änderungen in einzelnen Diagnostik- und Behandlungsverlauf diagnostizier- Standorten zu deutlichen Veränderungen der Ge- ten Erkrankungen gleichzusetzen sind. Die Vorstel- samtfallzahlen führen. So kann z. B. die Angliede- lungsgründe bilden Symptome ab und sind zum rung einer Fachabteilung an die Notaufnahme zu Teil unspezifisch. Auch bei der in der Notaufnahme einer Zunahme der Vorstellungszahlen im Bericht gestellten Diagnose handelt es sich nicht immer um
Epidemiologisches Bulletin 8 | 2022 24. Februar 2022 6 eine abschließende Diagnose.16,17 Als Reaktion auf Aufgrund der bisher noch geringen Anzahl teilneh- das Auftreten sehr seltener COVID-19-Impfneben- mender Notaufnahmen können die Vorstellungs- wirkungen, wie z. B. Hirnvenenthrombosen, wurde und Fallzahlen noch nicht für Rückschlüsse auf be- die Bevölkerung aktiv dazu aufgefordert, sich bei völkerungsbezogene Parameter, wie z. B. zur Schät- entsprechenden Symptomen umgehend in ärztli- zung von Inzidenzen, verwendet werden. Zudem che Behandlung zu begeben.18 Stellen sich nun ver- können sich Notaufnahmen hinsichtlich ihrer ein- mehrt Personen z. B. mit Kopfschmerzen in der gruppierten Versorgungsstufe, Schwerpunkte, Da- Notaufnahme vor, werden diese zu den neurologi- tenvollständigkeit und anderer Eigenschaften unter- schen Vorstellungen gezählt und führen zu einem scheiden. Anstieg der absoluten Vorstellungszahlen, auch wenn es sich bei diesen Fällen nicht um diagnosti- zierte neurologische Erkrankungen als Folge einer Fazit und Ausblick Impfung handelt. Der Wochenbericht der Notaufnahmesurveillance ist Teil eines sich momentan im Aufbau befinden- Andererseits könnte es aufgrund des vorherigen den Surveillancesystems, das die aktuelle Inan- Rückgangs von neurologischen Vorstellungen zu ei- spruchnahme von ausgewählten Notaufnahmen in nem Rebound-Phänomen neurologischer Erkran- Deutschland abbildet. Auch wenn aktuell noch we- kungen gekommen sein. Ein Abgleich z. B. mit dem nige Notaufnahmen teilnehmen und die Repräsen- Schlaganfallregister und anderen Registern könnte tativität dadurch nicht gesichert ist, konnten durch hier zu einem Erkenntnisgewinn beitragen. Eine die Nutzung der Daten Veränderungen in der Inan- Kausalität lässt sich aber ohne Diagnosebezug noch spruchnahme von Notaufnahmen während ver- nicht herstellen und bedarf weiterer Analysen. Ent- schiedener Pandemiephasen identifiziert werden. sprechendes ist bei kardiovaskulären Vorstellungen Weitere Indikatoren für ausgewählte Erkrankungen denkbar. Ob die mediale Aufmerksamkeit für Ge- bzw. Syndrome sollen in den Wochenbericht aufge- sundheitsthemen hierzulande zu mehr Gesund- nommen werden. So ist die Berücksichtigung heitsbewusstsein in der Bevölkerung führen kann, gastrointestinaler Vorstellungsgründe und neuer ist ebenfalls spekulativ, wurde aber in anderen Län- Indikatoren zu COVID-19 und Respiratorische dern beschrieben.19 Synzytial-Virusinfektionen geplant. Bereits darge- stellte kardiovaskuläre und neurologische Vorstel- Des Weiteren ist zu beachten, dass die Daten nicht lungsgründe werden um differenziertere Indikato- immer vollständig vorliegen. So sind z. B. nicht für ren (z. B. Schlaganfall oder Herzinfarkt) ergänzt. jede Vorstellung alle Symptome zum Vorstellungs- Eine Ausweitung der Berichte auf die Darstellung zeitpunkt dokumentiert. Bei der Darstellung der von Verletzungen und Unfallgeschehen sowie Indi- respiratorischen Vorstellungen und Indikatoren katoren mentaler Gesundheit wird ebenfalls disku- (ARE, SARI, ILI) kann es zu einer Untererfassung tiert.20 im Bericht kommen, wenn für Personen, die sich wegen eines Infektes der oberen Luftwege vorstel- Neben der statischen Darstellung des Wochenbe- len, nur Fieber und Kopfschmerz dokumentiert richts als PDF-Dokument ist auch die Umsetzung wurde. Damit können diese Personen nicht im Be- in einer interaktiven Form als Dashboard geplant. richt unter respiratorischen Vorstellungen abgebil- Damit wird es Nutzenden möglich sein, Abbildun- det werden. Ebenso ist zu beachten, dass Personen gen und Tabellen mit aggregierten Daten selbst zu mit Atemwegsinfektionen nicht notwendigerweise explorieren. Beispielsweise können dann Notauf- über Notaufnahmen ins Krankenhaus aufgenom- nahmevorstellungen in spezifischen Zeiträumen men werden und Personen mit leichten Verläufen betrachtet werden. Darüber hinaus wird es möglich tendenziell seltener Notaufnahmen aufsuchen.7 Da- sein, unterschiedlichen Nutzerinnen- und Nutzer- her eignet sich der Bericht auch nicht als Instru- gruppen über einen Login (z. B. für AKTIN oder teil- ment, um Personen mit einer COVID-19-Erkran- nehmende Notaufnahmen) eine spezifischere Ein- kung direkt abzubilden. sicht in die Daten zu geben.
Epidemiologisches Bulletin 8 | 2022 24. Februar 2022 7 Um der Öffentlichkeit die den Abbildungen im Wo- Die bevorstehende Erweiterung um etwa 50 Notauf- chenbericht zugrunde liegenden Daten nach FAIR- nahmen in diesem Jahr wird zu einer substanziel- Prinzipien21 bereitzustellen, werden die aggregier- len Verbreiterung der Datenbasis beitragen. ten Daten in Zukunft zur offenen Nachnutzung über eine Plattform zur Verfügung gestellt. Da- durch wird die Nachnutzung von Daten berichts- übergreifend möglich, ohne alle betreffenden PDF-Dokumente öffnen zu müssen und die Daten zu extrahieren. Literatur 7 Boender TS, Cai W, Schranz M et al.: Using routine 1 Robert Koch-Institut: Erkennung und Sicherung emergency department data for syndromic surveil- Epidemischer Gefahrenlagen (ESEG). 2019. lance of acute respiratory illness before and during www.rki.de/eseg [abgerufen am 01.02.2022] the COVID-19 pandemic in Germany, week 10-2017 and 10-2021. medRxiv DOI 2 Brammen D, Greiner F, Kulla M et al.: Das AKTIN- 10.1101/2021.08.19.21262303 Notaufnahmeregister – kontinuierlich aktuelle Daten aus der Akutmedizin. Med Klin Intensivmed 8 Hartnett KP, Kite-Powell A, DeVies J et al.: Impact Notfmed 2022;117:24-33. DOI 10.1007/s00063-020- of the COVID-19 pandemic on emergency depart- 00764-2 ment visits – United States, January 1, 2019-May 30, 2020. MMWR 2020; 63(23):699-704. DOI 10.15585/ 3 Grabenhenrich L, Schranz M, Boender S et al.: mmwr.mm6923e1 Gewinnung von Echtzeitdaten aus der medizini- schen Versorgung zur Handlungssteuerung in 9 Wyatt S, Mohammed MA, Fisher E et al.: Impact of Public Health. Bundesgesundheitsblatt 2021; the SARS-CoV-2 pandemic and associated lock- 64:412-417. DOI 10.1007/s00103-021-03300-5 down measures on attendances at emergency de- partments in English hospitals: A retrospective da- 4 Robert Koch-Institut: Routinedaten aus dem tabase study. The Lancet Regional Health – Europe Gesundheitswesen in Echtzeit (SUMO). 2021. 2 2021; 100034. DOI 10.1016/j.lanepe.2021.100034 www.rki.de/sumo [abgerufen am 01.02.2022] 10 Publikationsserver des Robert Koch-Instituts: 5 Boender TS, Greiner F, Kocher T et al.: Inanspruch- Notaufnahmesurveillance Wochenbericht. https:// nahme deutscher Notaufnahmen während der edoc.rki.de/handle/176904/9418 COVID-19-Pandemie – der Notaufnahme-Situa tionsreport (SitRep). Epid Bull 2020; 27/28:3-5. 11 Weiskopf NG, Weng C: Methods and dimensions of DOI 10.25646/6959 electronic health record data quality assessment: enabling reuse for clinical research. Journal of the 6 Brammen D, Greiner F, Dormann H et al.: Lessons American Medical Informatics Association learned in applying the International Society for 2013;20(1):144-151. DOI 10.1136/amiajnl-2011-000681 Pharmacoeconomics and Outcomes Research methodology to translating Canadian Emergency 12 Schranz M, Greiner F, Kocher T et al.: Nutzung von Department Information System Presenting Com- Routinedaten aus Notaufnahmen: Beschreibung plaints List into German. Eur J Emerg Med 2018 zweier Häufungen von Notaufnahmevorstellungen 25(4):295-299. DOI 10.1097/ in Wolfsburg und Stuttgart während der COVID-19- MEJ.0000000000000450. Pandemie. Epid Bull 2020;27/28:6-11. DOI 10.25646/6960
Epidemiologisches Bulletin 8 | 2022 24. Februar 2022 8 13 Publikationsserver des Robert Koch-Instituts: Autorinnen und Autoren Notaufnahme-Situationsreport (Archiv). Notauf- a) Dr. Timo Greiner | a) Dr. T. Sonia Boender | nahme-Situationsreport vom 27.10.2021. b,c) Felix Greiner | b) Saskia Ehrentreich | d) Theresa DOI 10.25646/8834. https://edoc.rki.de/hand- Kocher | a) Birte Wagner | a) Dr. Alexander Ullrich | le/176904/9420 a) Madlen Schranz | d) PD. Dr. Linus Grabenhenrich | e) Jonas Bienzeisler | e) Alexander Kombeiz | 14 Tagesschau Faktenfinder Herz-Kreislauf-Notfälle: f) Prof. Dr. Sabine Blaschke | g) Prof. Dr. Harald Dor- Kein Anstieg durch Impfungen (Stand 16.12.2021). mann | SUMO-Team | AKTIN Research Group https://www.tagesschau.de/faktenfinder/notauf- a) nahmen-impfnebenwirkungen-101.html [abgerufen Robert Koch-Institut, Abt. 3 Infektionsepidemiologie b) am 01.02.2022] Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Medizini- sche Fakultät, Universitätsklinik für Unfallchirurgie 15 Publikationsserver des Robert Koch-Instituts: c) Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Notaufnahme-Situationsreport (Archiv) Notaufnah- Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg- me-Situationsreport vom 19.01.2022. Eppendorf (UKE) DOI 10.25646/9521. https://edoc.rki.de/hand- d) Robert Koch-Institut, Abteilung für Methoden le/176904/9420 entwicklung und Forschungsinfrastruktur e) 16 Greiner F, Brammen D (2018) Routinedatenbasierte Institut für Medizinische Informatik, Versorgungsforschung in der klinischen Notfallme- Uniklinikum RWTH Aachen f ) dizin – Herausforderungen und Möglichkeiten. In: Universitätsmedizin Göttingen, Klauber J, Geraedts M, Friedrich J, Wasem J (eds) Zentrale Notaufnahme g) Krankenhaus-Report 2018: Bedarf und Bedarfsge- Klinikum Fürth, Zentrale Notaufnahme rechtigkeit. Schattauer, Stuttgart, p 259-272 Korrespondenz: SUMO@rki.de 17 Wilk F, Grosse F, Liebel J et al.: Diagnosen einer zentralen Notaufnahme als Qualitätsindikator. Vorgeschlagene Zitierweise Notfall + Rettungsmedizin 2020;23(3):185-192. Greiner T, Boender TS, Greiner F, Ehrentreich S, Kocher T, Wagner B, Ullrich A, Schranz M, Graben 18 Paul-Ehrlich-Institut: Das Paul-Ehrlich-Institut infor- henrich L, Bienzeisler J, Kombeiz A, Blaschke S, miert – Vorübergehende Aussetzung der Impfung Dormann H, SUMO-Team, AKTIN Research Group: mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca. Notaufnahmesurveillance am RKI mittels Routine https://www.pei.de/DE/newsroom/hp-meldungen/ daten aus dem AKTIN-Notaufnahmeregister 2021/210315-voruebergehende-aussetzung- impfung-covid-19-impfstoff-astra-zeneca.html Epid Bull 2022;8:3-9 | DOI 10.25646/9747 [abgerufen am 01.02.2022] 19 Elliot AJ, Hughes HE, Astbury J et al.: The potential Interessenkonflikt impact of media reporting in syndromic surveil- Die Autorinnen und Autoren erklären, dass keine lance: an example using a possible Cryptosporidium Interessenkonflikte vorliegen. exposure in North West England, August to Sep- tember 2015. Euro Surveill 2016;21(41):30368. DOI 10.2807/1560-7917.ES.2016.21.41.30368. AKTIN Research Group Die AKTIN Research Group wird vertreten durch das 20 Schlump C, Thom J, Boender TS et al.: Nutzung AKTIN-Entwicklungsteam: Otto-von-Guericke-Univer von Routinedaten aus Notaufnahmen zur Surveil- sität Magdeburg (Prof. Dr. Felix Walcher, Dr. Wiebke lance von Suizidversuchen und psychiatrischen Schirrmeister, Ronny Otto, Dr. Susanne Drynda, Merle Notfällen. Bundesgesundheitsbl 2022;65:30–39. Potzauf, Felix Greiner, Saskia Ehrentreich), Uniklinikum DOI 10.1007/s00103-021-03467-x RWTH Aachen (Prof. Dr. Rainer Röhrig, Raphael Majeed, Jonas Bienzeisler, Alexander Kombeiz, Lucas 21 Wilkinson MD, Dumontier M, Aalbersberg J et al. Triefenbach). Die teilnehmenden Notaufnahmen der The FAIR Guiding Principles for Scientific Data AKTIN Research Group werden vertreten durch: Uni- Management and Stewardship. Sci Data klinik RWTH Aachen (Prof. Dr. Jörg Brokmann und 2016;3:160018. DOI 10.1038/sdata.2016.18 Dr. Carsten Mach), Universitätsklinikum Augsburg (PD Dr. Markus Wehler), Universitätsklinik Freiburg
Epidemiologisches Bulletin 8 | 2022 24. Februar 2022 9 (Prof. Dr. Hans-Jörg Busch und Dr. Felix Hans), Univer- sitätsmedizin Göttingen (Prof. Dr. Sabine Blaschke), Friedrich-Schiller-Universität Jena (Dr. Christoph Lewe- johann), Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Kiel (Dr. Domagoj Schunk), Universitätsklinikum Schleswig- Holstein, Campus Lübeck (Dr. Sebastian Wolfrum), Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Dr. Tobias Hofmann und Dr. Benjamin Lucas), Ludwig- Maximilians-Universität München (Prof. Dr. Matthias Klein und PD Dr. Viktoria Bogner-Flatz), Klinikum Oldenburg, Medizinischer Campus Universität Olden- burg (Bernd Ulrich), Elblandklinikum Meißen (Dr. Tho- mas Peschel), Klinikum Braunschweig (Dr. Christoph Haedicke und Christoph Duesberg), Kliniken Saale- kreis Merseburg (Dr. Hartmut Stefani), Ostalb-Klinikum Aalen (Dr. Caroline Grupp), Klinikum Aschaffenburg (Dr. Christian Pietsch und Oliver Horn), HELIOS Klini- kum Berlin-Buch (Prof. Dr. Christian Wrede), Klinikum Chemnitz (ChÄ Dr. Heike Hoeger-Schmidt), Klinikum Fürth (Prof. Dr. Harald Dormann), Paracelsus Klinikum Henstedt-Ulzburg (Greta Ullrich), Pius-Hospital, Medi- zinischer Campus Universität Oldenburg (Dr. Kirsten Habbinga), Evangelisches Krankenhaus, Medizinischer Campus Universität Oldenburg (Dr. Thomas Henke), Klinikum Stuttgart (Prof. Dr. Tobias Schilling), Klinikum Wolfsburg (Dr. Bernadett Erdmann), Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Trier (Dr. Eckart Wetzel und Markus Baacke), Klinikum Memmingen (Dr. Rupert Grashey), Kliniken Heidenheim (Dr. Norbert Pfeufer), Schwarzwald-Baar Klinikum Villingen-Schwenningen (Prof. Dr. Bernhard Kumle) Förderung Der Aufbau des AKTIN-Notaufnahmeregisters wurde seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert (Förderkennung 01KX1319A-F, Laufzeit 2013-2019). Aktuell wird der Betrieb und die Weiterentwicklung des AKTIN-Notauf- nahmeregisters sowie der Anschluss weiterer Notauf- nahmen im Rahmen des Netzwerks Universitäts medizin vom BMBF gefördert (FKZ 01KX2021). Das Projekt „Erkennung und Sicherung epidemischer Gefahrenlagen“ (ESEG) wurde seitens des Innovations fonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert (Förderkennzeichen: 01VSF17034, Laufzeit: Juli 2018 – Juni 2021 ). Danksagung Wir möchten uns bei dem AKTIN-Notaufnahme register und allen teilnehmenden Notaufnahmen für die Unterstützung und Zusammenarbeit bedanken.
Sie können auch lesen