Landesreport Nordrhein-Westfalen - DAK-Gesundheit

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Landesreport Nordrhein-Westfalen - DAK-Gesundheit
Landesreport Nordrhein-Westfalen
Im Anschluss an den

DAK-Pflegereport 2018 „Pflege vor Ort – gelingendes Leben mit
Pflegebedürftigkeit“

und den

DAK-Pflegereport 2019 „25 Jahre Pflegeversicherung: Kosten der
Pflege – Bilanz und Reformbedarf“

                        Im Auftrag von:
Landesreport Nordrhein-Westfalen - DAK-Gesundheit
Bearbeitungszeitraum:

März 2020

Autor und Autorin:

Prof. Dr. Thomas Klie (Projektleitung)

Dr. Dzenana Pupic

Unter Mitarbeit von: Dr. Christine Moeller-Bruker, Pablo Rischard, Mareike Ochs

Alle Angaben dieses Landesreports beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf den DAK-
Pflegereport 2018. Pflege vor Ort – gelingendes Leben mit Pflegebedürftigkeit und den DAK-
Pflegereport 2019. 25 Jahre Pflegeversicherung: Kosten der Pflege – Bilanz und Reformbedarf.
(Storm, Andreas (Hrsg.); beide erschienen bei medhochzwei Verlag).

Institut:

AGP Sozialforschung im FIVE e.V.
Bugginger Straße 38, 79114 Freiburg
Telefon 0761 47812-696, Fax 0761 47812-699
info@agp-freiburg.de

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Inhalt

1         Einleitung .................................................................................................................... 5

2         Zentrale Ergebnisse für Nordrhein-Westfalen ............................................................ 6

    2.1   Eckdaten der Pflegestatistik ........................................................................................ 6

          Ambulante Pflege ........................................................................................................ 6

          Vollstationäre und teilstationäre Pflege ...................................................................... 7

          Inanspruchnahme von Pflegeleistungen ...................................................................... 8

    2.2   Qualität der Pflege vor Ort – Umfrageergebnisse 2018 .............................................. 9

          Die Angehörigen: an den Grenzen ihrer Kräfte ........................................................ 10

          Fachkräftemangel in der Pflege: als Problem erkannt .............................................. 10

          Qualität von Pflegeheimen und -diensten: mittelmäßig bis problematisch............... 11

          Kein weiterer Bedarf an Pflegeheimen bzw. -diensten? ........................................... 12

    2.3   Kosten der Pflege – Umfrageergebnisse 2019 .......................................................... 14

          Pflegeversicherung – Errungenschaft aber nicht zukunftsfähig? .............................. 14

          Keine gesellschaftliche Akzeptanz: Verpflichtung zur Übernahme von Pflegekosten
          durch Kinder.............................................................................................................. 16

          Höhere Beiträge erwartet, Bereitschaft zur Zahlung begrenzt .................................. 17

          Pflege im Pflegeheim: teuer und finanziell belastend ............................................... 17

    2.4   Analyse von Versichertendaten der DAK-Gesundheit ............................................. 18

          Pflege durch Angehörige ........................................................................................... 19

          Vollstationäre Pflege ................................................................................................. 20

          Ambulante Pflege ...................................................................................................... 21

          Teilstationäre Pflege .................................................................................................. 22

          Anstieg der Gesamtzahl der DAK-Pflegebedürftigen ............................................... 22

          GKV-Kosten für Pflegebedürftige ............................................................................ 23

          SPV-Kosten ............................................................................................................... 24

                                                                                                                                         3
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2.5   Kosten von Pflege in Nordrhein-Westfalen – Analyse von Daten der Pflege- und
          Sozialhilfestatistik ..................................................................................................... 28

          Kosten in der stationären Langzeitpflege .................................................................. 28

          Eigenanteile und Gesamtkosten für Pflegebedürftige ............................................... 32

          Leistungen der Sozialhilfe......................................................................................... 34

3         Zusammenfassung und Ausblick .............................................................................. 35

4         Literaturverzeichnis................................................................................................... 37

                                                                                                                                     4
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1 Einleitung

Der DAK-Pflegereport soll relevante Daten nicht nur für die Pflegepolitik auf Bundesebene,
sondern auch für die Umsetzung der Pflegeversicherung auf Landesebene durch die DAK-
Gesundheit auswerten. Für die Jahre 2018 und 2019 werden die Pflegereporte daher durch
Länderberichte ergänzt. Damit stehen sie insbesondere den DAK-Geschäftsstellen, aber auch
anderen interessierten Akteuren auf Landesebene für länderspezifische Diskussionen zur
Verfügung.

Warum ist eine regionalisierte Betrachtungsweise der Performance der Pflegeversicherung
wichtig? Die Bundesländer unterscheiden sich zum Teil erheblich in ihren demografischen
Dynamiken,     in    den   landesrechtlichen   Rahmenbedingungen,      aber   auch   in   den
Strukturbedingungen, die sie für auf Pflege angewiesene Menschen vorhalten. Daher ist es
wichtig, Datenauswertungen regionalisiert vorzunehmen. Dabei hören die Unterschiede
keineswegs auf der Ebene der Bundesländer auf: Auch auf Kreisebene bestehen zum Teil
deutliche Unterschiede in der Versorgungswirklichkeit von auf Pflege angewiesenen Menschen
und ihren An- und Zugehörigen. Wer gleichwertige Lebensbedingungen auch für diese
Personengruppen befördern will, wird sich mit den regionalen und örtlichen Voraussetzungen
für ein gutes Leben mit Pflegebedürftigkeit auseinandersetzen müssen. Darum geht es der
DAK-Gesundheit, darum geht es auch den landesbezogenen Versionen der DAK-Pflegereporte.

Der Landesbericht Nordrhein-Westfalen stellt die wesentlichen Ergebnisse der DAK-
Pflegereporte 2018 und 2019 zusammen und verbindet sie mit weiteren Daten, die die
Versorgunglage von auf Pflege angewiesenen Menschen in Nordrhein-Westfalen beschreiben.
Insbesondere liegt der Fokus auf den Einstellungen der Bevölkerung zur Qualität der Pflege vor
Ort und zu den Kosten der Pflege. Zusätzlich werden Daten der DAK-Gesundheit und der
Pflege- und Sozialstatistik in Bezug auf die Kosten der Pflege in Nordrhein-Westfalen
präsentiert und ausgewertet.

Tabelle 1 präsentiert relevante demografische Daten aus dem Jahr 2015 inklusive der
prozentuellen Veränderung des Bevölkerungsteils, der 75 Jahre und älter ist, für den Zeitraum
von 2012 bis 2017.

                                                                                            5
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Tabelle 1: Ausgewählte demografische Daten für Nordrhein-Westfalen und Deutschland, 2015

                 Demografische Daten                            Nordrhein-Westfalen   Deutschland

                 Bevölkerung1                                       17.865.516        82.175.684

                 Altersdurchschnitt in Jahren                          43,5              43,9

                 Einwohner*innen 75 Jahre und älter in %               10,9              11,0

                 Zunahme Einwohner*innen 75 Jahre und
                                                                       14,4              18,1
                 älter in % (2012-2017)

               Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (2019), eigene Darstellung

2 Zentrale Ergebnisse für Nordrhein-Westfalen

2.1 Eckdaten der Pflegestatistik

Die Eckdaten über ambulante, voll- und teilstationäre Pflege in Nordrhein-Westfalen beziehen
sich auf die Anzahl der Pflegedienste und -einrichtungen, die Anzahl der Plätze und Zahlen der
Pflegebedürftigen und des Pflegepersonals.

Ambulante Pflege

Von 2.593 ambulanten Diensten wurden im Jahr 2015 insgesamt 151.366 Pflegebedürftige
unterstützt. Tabelle 2 zeigt, dass annähernd 60 % der durch ambulante Pflegedienste versorgten
Pflegebedürftigen der Pflegestufe (PS) 1 zugeordnet sind, etwas mehr als 30 % der
Pflegestufe 2 und knapp 10 % der Pflegestufe 3. Die ambulanten Dienste beschäftigten in 2015
insgesamt 75.399 Mitarbeiter*innen, davon etwas über zwei Drittel teilzeitbeschäftigt.

1
    Ergebnis zum 31.12.2015 auf der Grundlage des Zensus 2011
                                                                                                         6
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Tabelle 2:Eckdaten der ambulanten Pflegedienste, Nordrhein-Westfalen 2015

       Ambulante Pflegedienste                                          2.593

       Pflegebedürftige                                                151.366

                                                        PS 1            PS 2             PS 3

                                                      59,7 %           30,9 %            9,4 %

       Pflegepersonal                                                   75.399
                                                                   27, 4 % Vollzeit
                                                                   66,7 % Teilzeit

         Quelle: Information und Technik Nordrhein-Westfalen (2017, S. 8-19), eigene Darstellung

Vollstationäre und teilstationäre Pflege

Im Jahr 2015 wurden in Nordrhein-Westfalen 2.162 Einrichtungen der vollstationären Pflege
(Pflegeheime) und 464 Einrichtungen der teilstationären Pflege betrieben. Die Pflegeheime der
vollstationären Pflege verfügten über 176.598 Plätze. In den Einrichtungen wurden insgesamt
164.633 Pflegebedürftige versorgt. Die Einrichtungen der teilstationären Pflege verfügten
ihrerseits über 8.202 Plätze und versorgten über das Jahr 2015 insgesamt 14.272
Pflegebedürftige. Insgesamt gab es in Nordrhein-Westfalen 178.905 Pflegebedürftige in
stationärer Pflege, wovon fast 80 % in den Pflegestufen 1 und 2 eingestuft waren. 171.044
Mitarbeiter*innen waren 2015 in den voll- und teilstationären Pflegeeinrichtungen tätig, fast
zwei Drittel teilzeitbeschäftigt (Tabelle 3).

                                                                                                   7
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Tabelle 3: Eckdaten der voll- und teilstationären Pflegedienste, Nordrhein-Westfalen 2015

                                                      Vollstationäre    Teilstationäre              Gesamt

         Einrichtungen                                    2.162               464                   2.626

         Plätze                                         176.598              8.202                 184.800

         Pflegebedürftige                               164.633              14.272          178.905
             -    PS 1                                                                                   39,2%

             -    PS 2                                                                                   39,1%
             -    PS 3                                                                                   20,8%
             -    Ohne Zuordnung                                                                          0,9%

         Pflegepersonal                                                                            171 044

             -    Vollzeit                                                                               25,3%
             -    Teilzeit                                                                              65,0 %

             -    Übrige2                                                                                 9,7%

          Quelle: Information und Technik Nordrhein-Westfalen (2017, S. 20-34), eigene Darstellung

Inanspruchnahme von Pflegeleistungen

Der überwiegende Anteil pflegebedürftiger Menschen in Nordrhein-Westfalen wurde 2015 in
der eigenen häuslichen Umgebung versorgt (71,2 %). Dieser Anteil unterscheidet sich kaum
von dem bundesweiten Durchschnitt (72,6 %). Ausschließlich durch Zu- und Angehörige
wurde dabei etwas weniger als die Hälfte aller Pflegebedürftigen (46,1 %) betreut. Dieser Wert
liegt etwas unter dem bundesweiten Durchschnitt von 48,4 % (Abbildung 1).

2
   Praktikant*innen, Schüler*innen,   Auszubildende     und   Helfer*innen   im     freiwilligen     sozialen   Jahr   und
Bundesfreiwilligendienst
                                                                                                                        8
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Abbildung 1: Inanspruchnahme von Pflegeleistungen, Nordrhein-Westfalen und Deutschland, 2015

                  100%
                   90%
                                     25,8                    27,4
                   80%
                   70%
                                                                                   Vollst. Pflege
                   60%               23,7                    24,2
                   50%                                                             Häusliche und
                   40%                                                             ambulante Pflege

                   30%                                                             Ausschl. häusliche
                                     50,5                    48,4                  Pflege
                   20%
                   10%
                     0%
                           Nordrhein-Westfalen           Deutschland

                    Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)(2017, S. 13), eigene Abbildung

2.2 Qualität der Pflege vor Ort – Umfrageergebnisse 2018

Wie wird die Qualität der Langzeitpflege von den Nordrhein-Westfalen und -Westfälinnen
eingeschätzt?       Dies      zeigen        die   Ergebnisse        Nachfolgend        werden       die    wichtigsten
Wahrnehmungen zum Thema Pflege in Nordrhein-Westfalen, basierend auf der für den DAK-
Pflegereport 2018 durchgeführten Bevölkerungsbefragung, vorgestellt.3 Besonders relevant
erscheinen die Wahrnehmungen der Befragten zu den Themen Belastung von Angehörigen,
Fachkräftemangel in der Altenpflege, Qualität von Pflegeheimen und -diensten und
Ausweitung von Pflegeangeboten. Besonders eindeutig sind die Wahrnehmungen zum
Fachkräftemangel und der Qualität von Pflegediensten.

3 Die Bevölkerungsbefragung von Allensbach  wurde in der gesamten Bundesrepublik durchgeführt. Die mündlich-persönlichen
  Interviews dafür fanden zwischen dem 1. und dem 29. Juni 2018 statt. Dabei befragten 756 Interviewer*innen 2.780 Personen
  ab 16 Jahren.
  Hinweis zu den Fallzahlen: Die gewichteten Gesamtergebnisse der bundesweiten Bevölkerungsbefragung sind repräsentativ
  für die deutsche Wohnbevölkerung in Privathaushalten. Durch die vergleichsweise begrenzte Fallzahl in den einzelnen
  Bundesländern fällt der Stichprobenfehler σn (statistisches Streuungsmaß) je Bundesland deutlich höher aus als für die
  Gesamtbevölkerung. Nicht alle Unterschiede der Länderergebnisse zu den bundesweiten Ergebnissen sind somit als real
  einzustufen. Ergebnisse mit signifikanten Unterschieden werden explizit benannt. Alle nicht signifikanten Unterschiede
  können durch den hohen Stichprobenfehler entstanden und damit zufällig sein.
                                                                                                                         9
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Die Angehörigen: an den Grenzen ihrer Kräfte

Zum Thema Belastung für die Familie in der Pflege von Angehörigen wurden die Befragten
gebeten zu zwei Aussagen Stellung zu nehmen. Wie Tabelle 4 zeigt, stimmten diesen Aussagen
in Nordrhein-Westfalen ähnlich viele Befragte wie im bundesweiten Durchschnitt zu. Mehr als
ein Drittel der Befragten stimmt hier der Aussage zu: „Die Angehörigen sind/waren oft an den
Grenzen ihrer Kräfte“. 15 % der Befragten sagt aus, dass die Familie aus finanziellen Gründen
die Pflege übernehme/übernommen habe.

                  Tabelle 4: Aussagen zum Thema „Belastung der Familie durch die Pflege“,
                                 Nordrhein-Westfalen und bundesweit in %

  Belastungen für die Familie                                 Nordrhein-Westfalen           Bundesweit

  Die Angehörigen sind/waren oft an den Grenzen ihrer
                                                                        37                      35
  Kräfte
  Aus finanziellen Gründen übernimmt/übernahm die Familie
                                                                        15                      14
  die Pflege

                 Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung mit konkreten Angaben
                Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 7287 (Juni 2018), eigene Tabelle

Fachkräftemangel in der Pflege: als Problem erkannt

Fast neun von zehn Befragten in Nordrhein-Westfalen (89 %) und auch bundesweit (88 %)
nehmen den Fachkräftemangel als Problem wahr. Abbildung 2 zeigt den prozentuellen Anteil
der Befragten in allen Bundesländern, die der Aussage zustimmen, dass nicht genügend
Fachkräfte vorhanden seien. Der Fachkräftemangel wird bundesweit als Problem gesehen, mit
nur geringen Abweichungen etwa in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt,
Sachsen und Bayern.

                                                                                                         10
Abbildung 2: Wahrnehmung des Fachkräftemangels in allen Bundesländern

                                   Quelle: Haumann (2018, S. 96)

Qualität von Pflegeheimen und -diensten: mittelmäßig bis problematisch

In Nordrhein-Westfalen wird die Qualität der Pflegeheime als mittelmäßig im Vergleich zu den
meisten anderen Bundesländern bewertet. 45 % der Befragten bewerten sie als gut. Das liegt
etwas unter dem bundesweiten Durchschnitt (50 %). 19 % der Befragten bewerten die Qualität
als schlecht. Der bundesweite Durchschnitt liegt mit 16 % leicht darunter. Ein Teil der
Befragten in Nordrhein-Westfalen ist unentschlossen. 36 % beantworten die Frage nach der
Qualität der Pflegeheime mit: „teils, teils“, während es bundesweit 34 % waren.

Die Qualität der Pflegedienste in Nordrhein-Westfalen wird im Vergleich zu Pflegeheimen als
etwas schlechter wahrgenommen. Mit 44 % der Befragten, die die Qualität der Pflegedienste
als gut wahrnehmen, liegt Nordrhein-Westfalen deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt

                                                                                         11
(55 %). 13 % der Befragten bewerten die Qualität der Pflegedienste als schlecht, was wiederum
über dem bundesweiten Durchschnitt (11 %) liegt. Der Anteil der unentschlossenen Befragten
liegt bei 43 %. Bundesweit sind es lediglich 34 %. Abbildung 3 vergleicht die Ergebnisse der
Umfrage nach der Qualität der Pflegeheime und Pflegedienste in Nordrhein-Westfalen mit dem
bundesweiten Durchschnitt.

                  Abbildung 3: Ergebnisse der Umfrage nach der Qualität der Pflege vor Ort,
                                 Nordrhein-Westfalen und bundesweit in %

                                       Pflegeheime Pflegedienste
         100%
                               19              16               13               11

           80%
                                                                            34
                                          34               43
           60%            36
                                                                                         Schlecht
                                                                                         Teils, teils
           40%
                                                                                         Gut
                                     50                                55
           20%       45                               44

            0%
                      NRW           Bundesweit         NRW           Bundesweit

  Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung mit konkreten Angaben Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-
                               Umfrage 7287 (Juni 2018), eigene Abbildung

Kein weiterer Bedarf an Pflegeheimen bzw. -diensten?

Über drei Viertel aller Befragten in Nordrhein-Westfalen (78 %) ist der Meinung, dass es keinen
Bedarf nach Ausbau von Pflegeheimen bzw. -diensten gebe (Abbildung 4). Das entspricht den
Versorgungspräferenzen in der Bevölkerung. Nur 5 % der Befragten in Nordrhein-Westfalen
sind der Meinung, dass sowohl mehr Pflegeheime als auch mehr Pflegedienste benötigt werden.
Die branchenüblichen Bedarfsermittlungen weichen von der Bedarfseinschätzung der
Bevölkerung deutlich ab. Das gilt bundesweit.

                                                                                                        12
Abbildung 4: Ergebnisse der Umfrage nach dem Bedarf nach mehr Pflegeheimen bzw. -diensten, Nordrhein-
                                          Westfalen und bundesweit in %

          100%
                                     5                     7
                                     5                     3
                                     12                   12
           80%

           60%                                                                Zu wenig Heime und Dienste
                                                                              Zu wenig Dienste

           40%                                                                Zu wenig Heime
                                     78                   78
                                                                              Kein Bedarf

           20%

             0%
                       Nordrhein-Westfalen           Bundesweit

                         Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung mit konkreten Angaben

                      Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 7287 (Juni 2018), eigene Abbildung

Bei der Frage nach dem Bedarf nach Versorgungsangeboten vor Ort muss berücksichtigt
werden, dass nach anderen innovativen Angeboten nicht gefragt wurde. Ambulant betreute
Wohngruppen beispielsweise, die mit jeweils 20 % bundesweit und in Nordrhein-Westfalen
deutlich häufiger für die eigene Pflege gewünscht werden als Pflegeheime (6 % in Nordrhein-
Westfalen und 5 % in Deutschland), standen hier nicht zur Auswahl. Ambulant betreute
Wohngemeinschaften spielen als Versorgungsform bei Pflegebedarf noch eine vergleichsweise
untergeordnete Rolle, nehmen allerdings seit Mitte der 2000er Jahre und nochmals verstärkt
durch die leistungsrechtliche Privilegierung durch den Wohngruppenzuschlag (§ 38a SGB XI)
stark zu.4

4
    Vgl. Klie et al. (2017, S. 99)
                                                                                                               13
2.3 Kosten der Pflege – Umfrageergebnisse 2019

Der DAK-Pflegereport 2019 legt den Fokus auf die Kosten der Pflege. Auch zu diesen Fragen
wurde eine Bevölkerungsumfrage durchgeführt.5 Diese bezieht sich auf positive und negative
Aspekte der Pflegeversicherung, die Verpflichtung zur Übernahme von Pflegekosten durch
Kinder, Beiträge der Pflegeversicherung und Kosten verschiedener Pflegeformen. Besonders
hervorzuheben sind die Wahrnehmungen der als sehr teuer bewerteten Pflege in Pflegeheimen
– trotz insgesamt positiv bewerteter Pflegeversicherung.

Pflegeversicherung – Errungenschaft aber nicht zukunftsfähig?

Zum Thema „Negative Aspekte der Pflegeversicherung“ wurden die Teilnehmenden der
Umfrage zu ihren Einstellungen bezüglich der Kosten der Pflege, Belastung von Angehörigen,
Pflegezusatzversicherung und Pflegeleistungen befragt. Wie Tabelle 5 zeigt, zählen
erwartungsgemäß die Einstellungen zu Pflegekosten und Belastungen von Angehörigen sowohl
in Nordrhein-Westfalen als auch bundesweit zu den wichtigsten. So stimmen über acht von
zehn Befragten in Nordrhein-Westfalen (81 %) und fast acht von zehn bundesweit (78 %) der
Aussage zu, dass man bei Pflege im Heim seine ganzen Ersparnisse verlieren könne. Mit den
Kosten der Pflege sind Belastungen von Angehörigen eng verbunden. So nehmen knapp zwei
Drittel der Befragten in Nordrhein-Westfalen (66 %) die Pflege durch Angehörige oft als
notwendig wahr, da die Pflege im Heim oder durch einen Pflegedienst zu teuer sei. Bundesweit
sind es sogar etwas mehr als zwei Drittel (68%). Die knappe Zeit der ambulanten Pflegedienste
für die jeweiligen Pflegeeinsätze spielt eine noch größere Rolle als die Kosten der Pflege. 70 %
der Befragten in Nordrhein-Westfalen stimmen der Aussage zu, dass ambulante Pflegedienste
meist zu wenig Zeit haben und daher Angehörige vieles übernehmen müssten. Der bundesweite
Durchschnitt ist bei dieser Frage mit 71 % sogar noch höher. Viele sehen in einer
Zusatzpflegeversicherung eine Abhilfe. Die Mehrheit der Befragten in Nordrhein-Westfalen
und bundesweit (60 % und 56 % respektive) glaubt, dass man eine private Zusatzversicherung
brauche, um abgesichert zu sein – aber nur 3,57 % der Befragten verfügt über eine
Zusatzversicherung. Kritik an der Pflegeversicherung bezieht sich auch auf die Leistungen. Von

5   Diese Befragung war ein Teil zweier bevölkerungsrepräsentativer Mehrthemenumfragen des Allensbacher Instituts.
    Zusätzlich wurden in einigen Bundesländern zwischen dem 1. April und dem 2. Juni 2019 ergänzende Interviews
    durchgeführt. Über 700 Interviewer*innen befragten 3.146 Personen ab 16 Jahren im gesamten Bundesgebiet. Die
    gewichteten Gesamtergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung in Privathaushalten. Die Stichproben
    je Bundesland hatten eine Größe von mindestens 100 Personen, wobei die Disproportionalität durch eine faktorielle
    Gewichtung ausgeglichen wurde. Vgl. hierzu Haumann (2019).
                                                                                                                     14
etwas mehr als der Hälfte der Befragten in Nordrhein-Westfalen und bundesweit werden
Leistungen als schwer zugänglich erlebt (53 % und 51 % respektive). Hier spielt offenbar der
Fachkräftemangel eine Rolle. 41 % der Befragten in Nordrhein-Westfalen und 45% bundesweit
sehen den Personalmangel als Grund dafür, dass Leistungen oft nicht in Anspruch genommen
werden können.

                   Tabelle 5: Aussagen zum Thema „Negative Aspekte der Pflegeversicherung“,
                                   Nordrhein-Westfalen und bundesweit in %

  Pflegeversicherung: negative Aspekte                         Nordrhein-Westfalen            Bundesweit

  Bei Pflege im Heim kann man seine ganzen Ersparnisse
                                                                         81                       78
  verlieren
  Oft ist Angehörigenpflege notwendig, da Pflege im Heim
                                                                         66                       68
  oder durch einen Pflegedienst zu teuer ist
  Ambulante Pflegedienste haben meist zu wenig Zeit –
                                                                         70                       71
  Angehörige müssen daher vieles übernehmen

  Man brauchte private Zusatzversicherung, um abgesichert
                                                                         60                       56
  zu sein

  Leistungen sind schwer zu bekommen                                     53                       51

  Leistungen können wegen Personalmangels oft nicht in
                                                                         41                       45
  Anspruch genommen werden

                        Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre
                             Quelle: Haumann (2019, S.55), eigene Darstellung

Mehr als ein Drittel der Befragten in Nordrhein-Westfalen und auch bundesweit (beide 67 %)
nehmen die Pflegeversicherung als eine große Hilfe wahr. 43 % der Befragten sehen
Verbesserungen der Situation verglichen zu der vor Einführung der Versicherung. Bundesweit
sind es 41 %. Trotz dieser positiven Bewertung der Pflegeversicherung als sozialpolitische
Errungenschaft ist nur etwas unter ein Drittel der Befragten in Nordrhein-Westfalen (30 %)
überzeugt, dass die Pflegeversicherung die Angehörigen wirksam entlastet. Bundesweit sind
dies nur 27 % (Tabelle 6).

                                                                                                           15
Tabelle 6: Aussagen zum Thema „Positive Aspekte der Pflegeversicherung“,
                                  Nordrhein-Westfalen und bundesweit in %

  Pflegeversicherung: positive Aspekte                        Nordrhein-Westfalen            Bundesweit

  Pflegeversicherung bedeutet große Hilfe                               67                       67

  Pflegeversicherung hat die Situation bereits deutlich
                                                                        43                       41
  verbessert
  Durch Pflegeversicherung fallen Gepflegte Angehörigen
                                                                        30                       27
  nicht mehr zur Last

                        Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre
                             Quelle: Haumann (2019, S. 78), eigene Darstellung

Keine gesellschaftliche Akzeptanz: Verpflichtung zur Übernahme von Pflegekosten durch
Kinder

Die Frage der Unterhaltsverpflichtung von Kindern für ihre Eltern im Falle der
Pflegebedürftigkeit        wurde         vom        Bundesgesetzgeber           2019          durch       das
Angehörigenentlastungsgesetz neu geregelt – und dies ganz im Sinne der Bevölkerung. Die
Mehrheit der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen aber auch bundesweit ist gegen eine
Unterhaltsverpflichtung – bei gleichzeitig empfundener und akzeptierter moralischer
Verpflichtung gegenüber den Eltern. Mit 54 % ist Nordrhein-Westfalen in dieser Frage
durchschnittlich (53 %). Dieser Wert wird auch durch die Befürworter*innen einer
Verpflichtung gestützt. 24 % der Befragten in Nordrhein-Westfalen und auch bundesweit sind
für eine Unterhaltspflicht (Tabelle 7).

      Tabelle 7: Einstellungen zur Übernahme von Pflegekosten, Nordrhein-Westfalen und bundesweit in %

  Verpflichtung zur Übernahme von Pflegekosten                Nordrhein-Westfalen            Bundesweit

  Es ist richtig, dass Kinder Pflegekosten ihrer Eltern
                                                                        24                       24
  übernehmen müssen

  Keine Verpflichtung                                                   54                       53

                        Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre
                             Quelle: Haumann (2019, S. 77), eigene Darstellung

                                                                                                          16
Höhere Beiträge erwartet, Bereitschaft zur Zahlung begrenzt

In Nordrhein-Westfalen erwartet fast die Hälfte der Befragten eine Steigerung der aktuellen
Beiträge zur sozialen Pflegeversicherung. Mit 46 % ist dieser Wert fast durchschnittlich (45 %).
Ein Viertel der Befragten in Nordrhein-Westfalen und bundesweit sind der Meinung, dass die
Beiträge zu hoch seien (derzeit 3,3 % des versicherungspflichtigen Einkommens für Kinderlose
und 3,05 % für Eltern verglichen zu 14,6 % bzw. 18,6 % für die gesetzliche
Krankenversicherung bzw. Rentenversicherung6). Akzeptiert wird der erwartete Anstieg im
Sinne einer Bereitschaft zur Zahlung höherer Beiträge von knapp einem Viertel der Befragten
in Nordrhein-Westfalen und auch bundesweit (Tabelle 8).

           Tabelle 8: Einstellungen zu den Versicherungsbeiträgen, Nordrhein-Westfalen und bundesweit in %

     Beitrag                                                       Nordrhein-Westfalen         Bundesweit

     Erwarte steigende Beiträge                                              46                     45

     Beiträge sind sehr hoch                                                 25                     25

     Wäre bereit höhere Beiträge zu zahlen                                   25                     24

                             Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre
                                  Quelle: Haumann (2019, S. 82), eigene Darstellung

Pflege im Pflegeheim: teuer und finanziell belastend

Fast neun von 10 Befragten in Nordrhein-Westfalen (87 %) und bundesweit (86 %) bewerten
die Pflege im Pflegeheim als sehr teuer. Diese Werte liegen deutlich über den Wahrnehmungen
der Kosten für die Versorgung durch eine 24-Stunden Pflegekraft, in einer ambulanten
Wohngruppe oder durch einen ambulanten Pflegedienst (Tabelle 9). Pflege im Pflegeheim gilt
als die teurere Variante der Pflege, obwohl dies tatsächlich nicht so sein muss.

6   Vgl. Haumann (2018, S. 57).
                                                                                                             17
Tabelle 9: Wahrnehmungen der Kosten nach Pflegeform, Nordrhein-Westfalen und bundesweit in %

     Welche Pflegeform ist sehr teuer?                              Nordrhein-Westfalen         Bundesweit

     Versorgung im Pflegeheim                                                  87                   86

     24-Stunden Pflegekraft, z.B. aus Osteuropa                                34                   31

     Ambulante Wohngruppe                                                      29                   26

     Pflege durch ambulanten Pflegedienst                                      13                   11

                            Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre
                                 Quelle: Haumann (2019, S. 86), eigene Darstellung

2.4 Analyse von Versichertendaten der DAK-Gesundheit

Welche Leistungen werden von den DAK-versicherten Pflegebedürftigen in Anspruch
genommen und welche Kosten entstehen dabei – sowohl in der Kranken- als auch in der
Pflegeversicherung – diesen Fragen gehen die Routinedatenanalysen in den DAK-
Pflegereporten nach, die auf den Abrechnungsdaten der DAK aus den Bereichen der
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der sozialen Pflegeversicherung (SPV)
basieren.7 Die Daten aus dem DAK-Pflegereport 2018 werden gemittelt über die Jahre 2014 bis
2016 präsentiert, während sich die Daten aus dem DAK-Pflegereport 2019 auf die Jahre 2016
und 2017 beziehen. Zunächst werden die Anteile der DAK-Versicherten mit Pflegebedarf auf
der Kreis- bzw. Stadtebene für Nordrhein-Westfalen vorgestellt und mit dem bundesweiten
Durchschnitt verglichen. Die DAK-Versicherten mit Pflegebedarf sind hier in verschiedene
Kategorien eingeteilt: Pflegebedürftige, die durch Angehörige gepflegt werden oder sich in
stationärer, ambulanter oder teilstationäre Pflege befinden. Anschließend werden die
Gesamtkosten der GKV und der SPV für Nordrhein-Westfalen denen aus anderen
Bundesländern und ganz Deutschland gegenübergestellt. Auch die SPV-Kosten für Nordrhein-
Westfalen, aufgeteilt in ambulante und stationäre Kosten, werden dargestellt und miteinander

7
    Zur genauen Methodik vgl. Lewin et al. (2018, S. 112-113) und Lewin et al. (2019, S. 95).
                                                                                                             18
verglichen. Nordrhein-Westfalen weist bezogen auf die Pflegegeldkosten ein Gefälle zwischen
dem Süd-Westen und dem Nord-Osten des Landes auf.

Pflege durch Angehörige

Gemittelt über die Jahre 2014 bis 2016 fällt in Nordrhein-Westfalen der Anteil der DAK-
Versicherten, die durch Angehörige gepflegt und versorgt werden, mit 49,8 % leicht über
durchschnittlich aus. Im bundesweiten Durchschnitt sind es 48,4 %. Auffallend ist die
unterschiedliche Verteilung der prozentualen Anteile innerhalb des Bundeslandes. Während der
nördliche und nordöstliche Teil des Bundeslandes stark unterdurchschnittliche bzw.
unterdurchschnittliche Anteile aufweisen, sind die Anteile in westlichen und südlichen Kreisen
und kreisfreien Städte überwiegend stark überdurchschnittlich bzw. überdurchschnittlich.
Ausnahmen bilden beispielsweise Borken (46 %) und Steinfurt (48 %) im Norden, Höxter
(47 %) im Osten und Bonn (49 %) im Süden, die durchschnittlich aufgestellt sind. Auch in der
Mitte des Bundeslandes gibt es weitere Kreise und kreisfreie Städte mit durchschnittlichen
beziehungsweise unterdurchschnittlichen prozentualen Anteilen (Abbildung 5).

Abbildung 58: Anteil aller DAK-Versicherten mit Pflegebedarf in Nordrhein-Westfalen, die von Angehörigen gepflegt
                                 werden (gemittelt über die Jahre 2014 bis 2016)

         Quelle: OptiMedis Hamburg, DAK-Pflegereport 2018 (2018), nicht veröffentlichte Darstellung

8
  Die Einstufung in über- und unterdurchschnittlich erfolgt entlang des bundesweiten Mittelwertes. Dies gilt für alle
nachfolgenden OptiMedis-Abbildungen.
                                                                                                                 19
Vollstationäre Pflege

Der Anteil der pflegebedürftigen DAK-Versicherten, die in Einrichtungen der stationären
Pflege versorgt werden, liegt in Nordrhein-Westfalen mit 31,1 % nur gering unter dem
bundesweiten Durchschnitt von 32,2 %. Die Verteilung bildet weitgehend das Gegenteil der
Familienpflege ab. In den Kreisen und kreisfreien Städten, in denen sich ein hoher Anteil an
Angehörigen um die Pflegebedürftigen kümmert, werden weniger DAK-Versicherte in
Einrichtungen der Langzeitpflege versorgt und umgekehrt. Dies lässt sich am Beispiel
Heinsberg verdeutlichen. Hinsichtlich der Familienpflege ist der Kreis mit 61 % stark
überdurchschnittlich aufgestellt, während die Inanspruchnahme von vollstationärer Pflege mit
24 % die niedrigste Ausprägung darstellt. Im Vergleich zur Pflege durch Angehörige gibt es
allerdings weniger Regionen, die stark überdurchschnittliche Zahlen aufweisen. Dafür steigt
die Zahl der Kreise und kreisfreien Städte mit unterdurchschnittlichen bzw. durchschnittlichen
Anteilen an. Im gesamten Bundesland variieren die Werte von den bereits genannten 24 %
(stark unterdurchschnittlich) in Heinsberg bis 42 % (stark überdurchschnittlich) in Lippe
(Abbildung 6).

     Abbildung 6: Anteil aller DAK-Versicherten mit Pflegebedarf in Nordrhein-Westfalen, die in stationären
                    Einrichtungen gepflegt werden (gemittelt über die Jahre 2014 bis 2016)

       Quelle: OptiMedis Hamburg, DAK-Pflegereport 2018 (2018), nicht veröffentlichte Darstellung

                                                                                                              20
Ambulante Pflege

Auch bei der Inanspruchnahme von ambulanter Pflege ist eine unterschiedlich ausgeprägte
Verteilung innerhalb des Bundeslandes auffallend. Die Kreise und kreisfreien Städte im
nördlichen, nordöstlichen und östlichen Teil sowie im Zentrum des Bundeslandes weisen stark
überdurchschnittliche bzw. überdurchschnittliche Anteile an ambulanter Pflege auf, während
im    Westen      und      Süden      des     Bundeslandes         unterdurchschnittliche        und         stark
unterdurchschnittliche Anteile vertreten sind. Wie auch bei der Angehörigenpflege bildet
Steinfurt im Norden eine Ausnahme (durchschnittlich mit 17 %). Die Anteile erstrecken sich
von 12 % in Wesel bis zu 24 % in Gütersloh. Der Anteil der durch ambulante Pflegedienste und
Sozialstationen (mit-)versorgten DAK-Versicherten in Nordrhein-Westfalen entspricht dem
bundesweiten Durchschnitt von 17 % (Abbildung 7).

     Abbildung 7: Anteil aller DAK-Versicherten mit Pflegebedarf in Nordrhein-Westfalen, die in ambulanten
                    Pflegediensten versorgt werden (gemittelt über die Jahre 2014 bis 2016)

       Quelle: OptiMedis Hamburg, DAK-Pflegereport 2018 (2018), nicht veröffentlichte Darstellung

                                                                                                               21
Teilstationäre Pflege

Auch die Inanspruchnahme des Angebots der teilstationären Pflege als vergleichsweise „neue“
Form der Versorgung Pflegebedürftiger und der Unterstützung pflegender Angehöriger ist in
Nordrhein-Westfalen insgesamt unterschiedlich ausgeprägt (Abbildung 8). Auffallend sind die
relativ großen Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. Während in Düsseldorf,
Duisburg und im Rhein-Kreis Neuss nur jeweils 0,9 % der pflegebedürftigen DAK-
Versicherten dieses Angebot nutzen, sind es in Gütersloh 5,2 %. Der Durchschnitt liegt in
Nordrhein-Westfalen bei 2,1 % (bundesweiter Durchschnitt: 2,4 %).

   Abbildung 8: Anteil aller DAK-Versicherten mit Pflegebedarf in Nordrhein-Westfalen, die in teilstationären
                    Pflegediensten versorgt werden (gemittelt über die Jahre 2014 bis 2016)

       Quelle: OptiMedis Hamburg, DAK-Pflegereport 2018 (2018), nicht veröffentlichte Darstellung

Anstieg der Gesamtzahl der DAK-Pflegebedürftigen

Die Gesamtzahl der DAK-Versicherten mit Pflegebedarf ist im Zusammenhang mit der
Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes und der mit ihm verbundenen Ausweitung
des Kreises der Leistungsberechtigten von 2016 auf 2017 in ganz Deutschland deutlich
angestiegen. Mit einem durchschnittlichen prozentuellen Anstieg von 10,1 % liegt Nordrhein-
Westfalen deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 7,7 %. Abbildung 9 zeigt, dass
                                                                                      22
die meisten Regionen stark überdurchschnittliche Anteile aufweisen. Den bundesweit höchsten
Anteil    hat    Dortmund       mit    13,3 %,      dicht    gefolgt     von    Arnsberg       mit    12,5 %.
Unterdurchschnittliche Anteile weisen Aachen (6,8 %) und Paderborn (7,0 %) auf.

   Abbildung 9: Prozentueller Anstieg der Anzahl aller DAK-Pflegebedürftigen in Nordrhein-Westfalen, 2016/17

         Quelle: OptiMedis Hamburg, DAK-Pflegereport 2019 (2019), nicht veröffentlichte Darstellung

GKV-Kosten für Pflegebedürftige

Die durchschnittlichen jährlichen GKV-Kosten pro DAK-Versicherten mit Pflegebedarf
gemittelt über die Jahre 2014 bis 2016 unterscheiden sich im Bundesvergleich deutlich. Sie
differieren zwischen ca. 11.480 € in Bremen und 15.880 € in Brandenburg. Nordrhein-
Westfalen verzeichnet hier mit ca. 13.430 € vergleichsweise durchschnittliche Kosten.
Niedrigere durchschnittliche jährliche GKV-Kosten haben sieben Bundesländer (Abbildung
10). Der bundesweite Durchschnitt liegt bei ca. 13.527 €. Somit liegen die durchschnittlichen
jährlichen GKV-Kosten in Nordrhein-Westfalen lediglich ca. 100 € unter dem bundesweiten
Durchschnitt.

                                                                                                               23
Auch die durchschnittliche Anzahl an Krankenhausfällen liegt nahe am bundesweiten
Durchschnitt. Pro 100 pflegebedürftigen DAK-Versicherten in einem Jahr werden bundesweit
125,9, in Nordrhein-Westfalen 130,2 Krankenhausfälle verzeichnet. Somit lässt sich erklären,
dass sich auch die beschriebenen GKV-Kosten dem Bundesschnitt annähern. Die
durchschnittliche Anzahl der Leistungen häuslicher Krankenpflege hingegen liegt in
Nordrhein-Westfalen mit 93,7 Leistungen pro 100 pflegebedürftigen DAK-Versicherten in
einem Jahr unter dem Bundesdurchschnitt von 103,6.

 Abbildung 10: Durchschnittliche jährliche GKV-Kosten pro pflegebedürftigen Versicherten für alle Bundesländer
                            und Deutschland (gemittelt über die Jahre 2014 bis 2016)

        Quelle: OptiMedis Hamburg, Lewin et al. (2018, S.136), Nordrhein-Westfalen hervorgehoben

SPV-Kosten

Die durchschnittlichen jährlichen SPV-Kosten pro pflegebedürftigen DAK-Versicherten
differieren bundesweit zwischen ca. 9.200 € in Brandenburg und 12.000 € in Bayern.
Nordrhein-Westfalen verzeichnet mit ca. 11.000 € durchschnittliche Kosten. Höhere
durchschnittliche jährliche SPV-Kosten als Nordrhein-Westfalen haben sechs Bundesländer
(Abbildung 11). Der bundesweite Durchschnitt liegt bei ca. 10.840 €. Somit liegen die
durchschnittlichen jährlichen SPV-Kosten in Nordrhein-Westfalen lediglich ca. 160 € über dem
bundesweiten Durchschnitt.

                                                                                                            24
Abbildung 11: Durchschnittliche jährliche SPV-Kosten pro pflegebedürftigen Versicherten für alle Bundesländer und
                               Deutschland (gemittelt über die Jahre 2014 bis 2016)

         Quelle: OptiMedis Hamburg, Lewin et al. (2018, S. 138), Nordrhein-Westfalen hervorgehoben

In 2017 stiegen die durchschnittlichen jährlichen SPV-Kosten pro pflegebedürftigen
Versicherten in Nordrhein-Westfalen (ca. 11.500 €) verglichen zu dem gemittelten Wert aus
den Jahren 2014 bis 2016 leicht an (ca. 11.000 €). Abbildung 12 zeigt, dass diese Kosten stark
überdurchschnittlich in Bielefeld (ca. 12.350 €) und Münster (ca. 11.900 €) und
unterdurchschnittlich in Emscher-Lippe (ca. 10.850 €) sind.

                                                                                                              25
Abbildung 12: Durchschnittliche jährliche SPV-Kosten pro DAK-Pflegebedürftigen für Nordrhein-Westfalen (2017)

       Quelle: OptiMedis Hamburg, DAK-Pflegereport 2019 (2019), nicht veröffentlichte Darstellung

Die durchschnittlichen jährlichen SPV-Kosten für Leistungen der ambulanten Pflegedienste
und solche der stationären Einrichtungen bewegen sich in den meisten Regionen
erwartungsgemäß um den bundesweiten Durchschnitt. Lediglich in Siegen sind die ambulanten
SPV-Kosten stark überdurchschnittlich (Abbildung 13). Bei den stationären SPV-Kosten weist
keine der Regionen stark unter- oder stark überdurchschnittliche Kosten auf (Abbildung 14).

Bei den durchschnittlichen monatlichen Pflegegeldkosten pro DAK-Pflegebedürftigen gibt es
ein Gefälle zwischen dem Nord-Osten und Süd-Westen des Bundeslandes. Im Nord-Osten sind
die Pflegegeldkosten stark unterdurchschnittlich, unterdurchschnittlich und durchschnittlich,
während sie im Süd-Westen stark überdurchschnittlich und überdurchschnittlich sind
(Abbildung 15).

                                                                                                          26
Abbildung 13: Durchschnittliche jährliche SPV-Kosten    Abbildung 14: Durchschnittliche jährliche SPV-Kosten
        für ambulante Pflegedienste pro DAK-                   für stationäre Einrichtungen pro DAK-
  Pflegebedürftigen für Nordrhein-Westfalen (2017)        Pflegebedürftigen für Nordrhein-Westfalen (2017)

      Quelle: OptiMedis Hamburg, DAK-Pflegereport 2019 (2019), nicht veröffentlichte Darstellungen

Abbildung 15: Durchschnittliche monatliche Pflegegeldkosten pro DAK-Pflegebedürftigen für Nordrhein-Westfalen
                                                     (2017)

       Quelle: OptiMedis Hamburg, DAK-Pflegereport 2019 (2019), nicht veröffentlichte Darstellung

                                                                                                           27
2.5 Kosten von Pflege in Nordrhein-Westfalen – Analyse von Daten der
        Pflege- und Sozialhilfestatistik

Die oben dargestellten Umfrageergebnisse zum Thema „Kosten der Pflege“ haben gezeigt, dass
die Mehrheit der Befragten in Nordrhein-Westfalen die Kosten der Pflege und insbesondere die
der Pflege im Pflegeheim als besonders hoch einschätzt. Die Daten der Pflege- und
Sozialhilfestatistik für Nordrhein-Westfalen geben Aufschluss über die tatsächliche Höhe – und
dies im Vergleich zu anderen Bundesländern und ganz Deutschland.9 Im Mittelpunkt stehen die
Daten zu den Kosten der stationären Langzeitpflege und die Zahlen zur Inanspruchnahme von
der Hilfe zur Pflege.

Kosten in der stationären Langzeitpflege

Seit der ersten Pflegestatistik im Jahr 1999 sind die Kosten in der stationären Langzeitpflege
stetig gestiegen. Abbildung 16 zeigt die durchschnittlichen jährlichen Kostensteigerungen in
der stationären Pflege von 1999 bis 2015. Die jährliche Inflationsrate betrug im Schnitt 1,4 %
und die meisten Bundesländer haben Kostensteigerungen, die über diese Rate hinausgehen
(bundesweiter Durchschnitt 1,8 %). Nordrhein-Westfalens durchschnittliche jährliche
Kostensteigerung von 1,7 % deutet darauf hin, dass sich die Kosten in der stationären Pflege
etwas höher als die für allgemeine Güter und Dienstleistungen entwickelt haben. Obwohl diese
leicht unterdurchschnittlich sind, sind die Kostensteigerungsraten in Nordrhein-Westfalen und
in allen anderen Bundesländern als unerfreulich zu bewerten, da die Erhöhung der Ausgaben
der Pflegeversicherung nicht an die Kostensteigerungen angepasst wurde. Mit einer Erhöhung
der Ausgaben der Pflegeversicherung von jährlich durchschnittlich 0,4 %, bleibt ein großer Teil
der Kostensteigerungen in allen Bundesländern durch die Pflegeversicherung ungedeckt.

9
  Vorsicht ist geboten bei der Vergleichbarkeit von Daten ab Januar 2017. Das Zweite Pflegestärkungsgesetz (PSG II) brachte
ab diesem Zeitpunkt einige Veränderungen mit: das Feststellungsverfahren der Pflegebedürftigkeit wurde neu strukturiert und
Leistungsansprüche verändert. Die bis dahin bestehenden drei Pflegestufen wurden in fünf Pflegegrade umstrukturiert. Diese
beinhalteten dann auch die zusätzlichen Ansprüche für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz. Außerdem wurde ein
einrichtungseinheitlicher Eigenanteil eingeführt, der für die Pflegegrade 2-5 gleich ist. Aus diesen Veränderungen ergibt sich
eine begrenzte Vergleichbarkeit der Daten vor und ab 2017. Vgl. dazu Rischard (2019, S. 183).
                                                                                                                          28
Abbildung 16: Durchschnittliche jährliche Kostensteigerungen für Pflege und Betreuung in der stationären Pflege
                        1999 -2015, alle Bundesländer und bundesweiter Durchschnitt

                    Quelle: Rischard (2019, S. 186), Nordrhein-Westfalen hervorgehoben

Abbildung 17 zeigt einen Vergleich der nordrhein-westfälischen und bundesweiten Pflegesätze,
die durchschnittlich pro Tag in stationären Einrichtungen anfallen. Verglichen werden die Jahre
1999, 2005, 2011 und 2015 und die Pflegestufen 1-3. Der letzte Balken in jeder Jahresgruppe
zeigt die durchschnittlichen Tagespflegesätze für Unterkunft und Verpflegung. Diese sollten
zusätzlich zu den Pflegesätzen der jeweiligen Pflegestufe gerechnet werden. Auffällig ist, dass
die Pflegesätze in allen vier Kategorien in Nordrhein-Westfalen über die dargestellten Jahre
gestiegen sind. Außerdem liegen die Pflegesätze in allen vier Jahren für Pflegestufe 3 und
Unterkunft/Verpflegung deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt, während sie für
Pflegestufen 1 und 2 durchschnittlich sind. So liegt beispielsweise 2011 der Tagespflegesatz in
der Pflegestufe 3 in Nordrhein-Westfalen bei 82 € – eine Höhe, die der bundesweite
Durchschnitt erst 2015 erreicht.

                                                                                                               29
Abbildung 17: Durchschnittliche Pflegesätze stationär pro Tag nach Pflegestufen, Deutschland und Nordrhein-
                                             Westfalen in Euro, 1999-2015

                                                        Deutschland Nordrhein-Westfalen
     100
                                                                                                                                                                 90
     90                                                                          82                                                          82
     80                                                      75                                      75                  76
                                         70                                                                                                                 69
     70              65                                                     65                                                          63
                                                        60                                                          58
     60                             56
                50                                                                              52
                                                                       49                                                                              49
     50                                            45                                                                              45
                               42                                                                              42
           38                                                                              38
     40
                                                                                                                                                                      31
                                                                                                                              26                  28
     30                                                                               22                  24
                                              19                  21
                          18
     20
     10
       0
                1999                2005                2011                2015                1999                2005                2011                2015

                     Pflegestufe 1                 Pflegestufe 2                  Pflegestufe 3                 Unterkunft/Verpflegung

                                               Quelle: Rischard (2019, S. 188), eigene Darstellung

Obwohl die Vergleichbarkeit der Daten vor und ab 2017 wie oben beschrieben nur begrenzt
möglich ist, werden hier Vergleiche von durchschnittlichen monatlichen Kosten für stationäre
Pflege für weitgehend vergleichbare Pflegestufen/Pflegegrade dargestellt. So werden in
Abbildung 18 durchschnittliche monatliche Kosten für Pflegestufe 1 und Pflegegrad 2, in
Abbildung 19 für Pflegestufe 2 und Pflegegrad 3 und schließlich in Abbildung 20 für
Pflegestufe 3 und Pflegegrad 4 zwischen Nordrhein-Westfalen und Deutschland verglichen10.
Es wird deutlich, dass diese Kosten in Nordrhein-Westfalen in allen Pflegestufen/Pflegegraden
über dem bundesweiten Durchschnitt liegen. Während der Unterschied zum bundesweiten
Durchschnitt bei den Pflegestufen in 2015 mit den Stufen größer wurde, ist jener bei den
Pflegegraden in 2017 ungefähr konstant geblieben.

10
     Pflegestufen ohne eingeschränkte Alltagskompetenz. Vgl. Rischard (2019, S. 190).
                                                                                                                                                                           30
Abbildung 18: Durchschnittliche monatliche Kosten für stationäre Pflege in Euro inkl. Unterkunft/Verpflegung,
                   Pflegestufe 1 (2015) und Pflegegrad 2 (2017), NRW und Deutschland

                     2600                      2499
                                  2417
                     2400
                                                               2171
                     2200                                                  2118

                     2000
                     1800
                                Nordrhein-Westfalen              Deutschland

                                         Pflegestufe 1    Pflegegrad 2

                            Quelle: Rischard (2019, S. 191), eigene Darstellung

Abbildung 19: Durchschnittliche monatliche Kosten für stationäre Pflege in Euro inkl. Unterkunft/Verpflegung,
                   Pflegestufe 2 (2015) und Pflegegrad 3 (2017), NRW und Deutschland

                    3200          3025        2988
                    3000
                    2800                                       2653         2606
                    2600
                    2400
                    2200
                                Nordrhein-Westfalen              Deutschland

                                         Pflegestufe 2    Pflegegrad 3

                            Quelle: Rischard (2019, S. 192), eigene Darstellung

Abbildung 20: Durchschnittliche monatliche Kosten für stationäre Pflege in Euro inkl. Unterkunft/Verpflegung,
                   Pflegestufe 3 (2015) und Pflegegrad 4 (2017), NRW und Deutschland

                     3800         3655
                     3600                      3500
                     3400
                                                               3165        3117
                     3200
                     3000
                     2800
                                Nordrhein-Westfalen              Deutschland

                                         Pflegestufe 3    Pflegegrad 4

                            Quelle: Rischard (2019, S. 192), eigene Darstellung

                                                                                                            31
Eigenanteile und Gesamtkosten für Pflegebedürftige

Werden von den Gesamtkosten für stationäre Pflege die Leistungen der Pflegeversicherung
abgezogen, bekommt man den Eigenanteil für Pflegebedürftige. Abbildung 21 zeigt die
durchschnittlichen Eigenanteile für stationäre Pflege und die Leistungen der sozialen
Pflegeversicherung für die Pflegegrade 1 bis 5.

            Abbildung 21: Finanzierungsanteile SPV und Eigenanteil am Gesamtheimentgelt in Euro

           Quelle: vdek. Daten zum Gesundheitswesen: Soziale Pflegeversicherung (SPV) (2020),
https://www.vdek.com/content/dam/vdeksite/vdek/daten/f_pflegeversicherung/spv_pflegekosten_eigenanteil_nac
  h_pflegestufen_saeulen.jpg/_jcr_content/renditions/cq5dam.web.1280.1280.jpeg, abgerufen am 24.03.2020

Eigenanteile sind nur ein Teil der Kosten, die Pflegebedürftige in stationärer Pflege tragen
müssen. Zusätzlich sind Tagessätze für Unterkunft und Verpflegung und die Investitionskosten
(z.B. Kosten der Instandhaltung) zu decken. In Abbildung 22 werden die durchschnittlichen
monatlichen Gesamtkosten für Pflegebedürftige in Pflegeheimen für das Jahr 2017 dargestellt.
Nordrhein-Westfalen liegt mit 2.135 € um 389 € über dem bundesweiten Durchschnitt von
1.746 €. Den größten Anteil an diesem Unterschied haben die Kosten für Unterkunft und
Verpflegung. Im Vergleich zu anderen Bundesländern liegt Nordrhein-Westfalen im oberen
Spitzenfeld. Nur das Saarland hat höhere monatliche Kosten mit 138 € über dem nordrhein-
westfälischen Durchschnitt. Die niedrigsten Kosten hat Sachsen mit 1.052 € unter dem
Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen.

                                                                                                       32
Abbildung 22: Durchschnittliche selbst zu tragende monatliche Kosten für Pflegebedürftige in Pflegeheimen 2017, alle
                                   Bundesländer und bundesweiter Durchschnitt

                      Quelle: Rischard (2019, S. 198), Nordrhein-Westfalen hervorgehoben

Die durchschnittlich selbst zu tragenden monatlichen Kosten für Pflegebedürftige in Nordrhein-
Westfalen und bundesweit sind 2020 erwartungsgemäß gestiegen (in Nordrhein-Westfalen von
2.135 € in 2017 auf 2.357 € in 2019/20). Der Unterschied zum bundesweiten Durchschnitt hat
sich allerdings in 2020 leicht erhöht (417 € gegen 389 € in 2017). Im Vergleich zu anderen
Bundesländern hat Nordrhein-Westfalen Saarland überholt und wurde 2019/20 zum
Spitzenreiter bei den monatlichen Kosten (Abbildung 23).

                                                                                                                 33
Abbildung 23: Durchschnittliche selbst zu tragende monatliche Kosten für Pflegebedürftige in Pflegeheimen 2020 in
                            Euro, alle Bundesländer und bundesweiter Durchschnitt

            Quelle: vdek. Daten zum Gesundheitswesen: Soziale Pflegeversicherung (SPV) (2020),
https://www.vdek.com/content/dam/vdeksite/vdek/daten/f_pflegeversicherung/E10_2019_spv_finanzielle_belastu
 ng_pflegebeduerftiger_stationaer_2020_01_saeulen.jpg/_jcr_content/renditions/cq5dam.web.1280.1280.jpeg,
                       abgerufen am 24.03.2020, Nordrhein-Westfalen hervorgehoben

Leistungen der Sozialhilfe

Im Fall, dass die Pflegebedürftigen ihre Pflegekosten selbst und mit Hilfe von
Unterhaltsverpflichteten nicht decken können, haben sie Anspruch auf Leistungen der Hilfe zur
Pflege nach dem SGB XII. Abbildung 24 zeigt die Anzahl der Personen pro 100.000
Einwohner*innen, die in den jeweiligen Bundesländern und im bundeweiten Durchschnitt, im
Zeitraum 2005-2017 Hilfe zur Pflege bezogen. In allen Bundesländern sind die Zahlen von
2005 bis 2015 stetig angestiegen, um dann 2017 kurzfristig etwas zu sinken. Nordrhein-
Westfalen liegt in allen vier ausgewiesenen Jahren über dem bundesweiten Durchschnitt. Zehn
Bundesländer haben über alle Jahre niedrigere Zahlen als Nordrhein-Westfalen. Spitzenreiter
sind die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg.

                                                                                                               34
Abbildung 24: Anzahl von Personen die Hilfe zur Pflege in Anspruch nehmen, 2005-2017, alle Bundesländer und
                                                  Deutschland

                    Quelle: Rischard (2019, S. 204), Nordrhein-Westfalen hervorgehoben

3 Zusammenfassung und Ausblick

Der vorgestellte Landesreport Nordrhein-Westfalen präsentiert die wichtigsten Daten in Bezug
auf die Pflege in diesem Bundesland. Neben ausgewählten demografischen Daten und Eckdaten
zur Pflege in Nordrhein-Westfalen aus 2015 wurden die wichtigsten Umfrageergebnisse zum
Thema Qualität der Pflege (aus DAK-Pflegereport 2018) und Kosten der Pflege (aus DAK-
Pflegereport 2019) zusammengestellt. Zusätzlich wurden aus den jeweiligen DAK-
Pflegereports nordrhein-westfälische Daten über die Entwicklung und Struktur der
pflegebedürftigen DAK-Versicherten vorgestellt und die dazugehörigen Kosten der
gesetzlichen Krankenversicherung und der sozialen Pflegeversicherung gegenübergestellt.
Abschließend wurden Daten der Pflege- und Sozialstatistik bezüglich der Kosten der Pflege in
Nordrhein-Westfalen aus dem Pflegereport 2019 ausgewählt und präsentiert.

Das bevölkerungsreichste Bundesland in Deutschland kennt hinsichtlich der pflegepolitischen
Ausrichtung einige Besonderheiten, die allerdings kaum Auswirkungen haben auf das Profil
der Langzeitpflege, das sich aus den unterschiedlichen empirischen Zugängen in den DAK-
Pflegereporten 2018 und 2019 ergibt. Mit einem Pflegewohngeld des Landes soll der
Sozialhilfebedürftigkeit von Pflegebedürftigen entgegengewirkt und hinsichtlich der
                                                                                                            35
Infrastrukturentwicklung sind bundesweit als vorbildlich geltende Steuerungsinstrumente auf
Landesebene verbindlich eingeführt worden. Durch die verpflichtenden kommunalen
Pflegekonferenzen hat das Land Nordrhein-Westfalen eine lange Tradition in kommunaler
Infrastrukturplanung und Koordination – allerdings mit großen Unterschieden zwischen den
jeweiligen Kreisen was die Umsetzung anbelangt. Durch das Altenpflegegesetz wurde in recht
konsequenter Weise Einfluss genommen auf die Pflegesatzgestaltung respektive die
Nachweispflicht bei Investitionskosten. Alle diese und eine Reihe von weiteren
pflegepolitischen Maßnahmen des Landes entfalten ihre Wirkung, profilieren allerdings
Nordrhein-Westfalen in den Ergebnissen der DAK Pflegereporte 2018 und 2019 gegenüber
anderen Bundesländern nicht so deutlich, wie dies zu erwarten gewesen wäre. Andererseits lässt
sich vermuten: Ohne die landespolitischen Maßnahmen, etwa zum Pflegewohngeld, würde sich
die pflegepolitische Performance im nationalen Vergleich noch einmal anders darstellen,
insbesondere bei den sowieso schon vergleichsweise hoch liegenden Sozialhilfeausgaben.

Was zeichnet die Pflegesituation in Nordrhein-Westfalen im Bundesvergleich aus? 74,2 % aller
auf Pflege angewiesenen Menschen werden in der eigenen häuslichen Umgebung gepflegt:
Damit liegt Nordrhein-Westfahlen recht hoch im Grad der häuslichen Versorgung. Das spiegelt
sich auch in der vergleichsweise geringen Inanspruchnahme von Pflegesachleistungen im
häuslichen Bereich nieder: Über 50 % werden ausschließlich durch An- und Zugehörige in
ihrem eigenen Haushalt versorgt. Dabei gibt es allerdings große Unterschiede in den Regionen
Nordrhein-Westfalen. Auffallend ist, dass es deutliche Profilunterschiede zwischen den beiden
Landesteilen Rheinland und Westfalen Lippe gibt. Der Anteil stationär Versorgter ist im
Rheinland und in den dortigen Ballungsregionen deutlich höher als in Westfalen Lippe.
Hinsichtlich der Qualitätseinschätzung der Pflege vor Ort sehen auch in Nordrhein-Westfalen
die Bürger*innen dort den Mangel an Pflegefachkräften als großes Problem, obwohl in der
Langzeitpflege zahlreiche neue Ausbildungsplätze und Beschäftigte gewonnen werden
konnten. Die Qualität von Pflegeheimen und Pflegediensten wird vergleichsweise
übereinstimmend und von knapp der Hälfte der Bevölkerung als ‚gut‘ bewertet. Einen weiteren
Ausbau des Angebotes an Pflegeheimen und –diensten sieht auch in Nordrhein-Westfalen die
Bevölkerung als nicht erforderlich an. Aussagen zu den auch in Nordrhein-Westfalen besonders
präferierten ambulant betreuten Wohngruppen lassen sich aus der Bevölkerungsbefragung nicht
ableiten. Die Kosten der Pflege sind in dem Bundesland mit den vergleichsweise höchsten
Pflegekosten in den stationären Einrichtungen aus Sicht der Bevölkerung ein Problem. Sie
werden auch hier als sehr teuer wahrgenommen. Trotz Pflegewohngeld ist auch die
Befürchtung dominant, bei einer Heimversorgung mit dem Einkommen und Vermögen nicht
                                                                                 36
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