Optik Abteilung 4 Institute for Experimental Quantum Metrology (QUEST) Institutsbericht 2020 - Physikalisch-Technische ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Physikalisch-Technische Bundesanstalt Nationales Metrologieinstitut Abteilung 4 Optik Abteilungsbericht 2020 Institute for Experimental Quantum Metrology (QUEST) Institutsbericht 2020
Abteilung 4 Optik Hon.-Prof. Dr. S. Kück Telefon: (0531) 592-4010 E-Mail: stefan.kueck@ptb.de Fachbereich 4.1 Photometrie und Spektroradiometrie Dr. A. Sperling Telefon: (0531) 592-4100 E-Mail: armin.sperling@ptb.de Fachbereich 4.2 Bild- und Wellenoptik Dr. E. Buhr Telefon: (0531) 592-4200 E-Mail: egbert.buhr@ptb.de Fachbereich 4.3 Quantenoptik und Längeneinheit Dr. H. Schnatz Telefon: (0531) 592-4300 E-Mail: harald.schnatz@ptb.de Fachbereich 4.4 Zeit und Frequenz Dr. E. Peik Telefon: (0531) 592-4400 E-Mail: ekkehard.peik@ptb.de Fachbereich 4.5 Angewandte Radiometrie Dr. S. Winter Telefon: (0531) 592-4500 E-Mail: stefan.winter@ptb.de Nachwuchsgruppe 4.01 Metrologie für funktionale Nanosysteme Dr. S. Kroker Telefon: (0531) 592-4530 E-Mail: stefanie.kroker@ptb.de Nachwuchsgruppe 4.02 Quantentechnologien Dr. A. W. Schell Telefon: (0531) 592-4025 E-Mail: andreas.schell@ptb.de Institute for Experimental Quantum Metrology (QUEST) Prof. Dr. P. O. Schmidt Telefon: (0531) 592-4700 E-Mail: piet.schmidt@ptb.de Auszug aus dem PTB-Organigramm Titelseite: Die an der PTB entwickelten Lichtstärkenormallampen (Dezember 2020) LIS-A LED.
Abteilungsbericht 2020 – Optik Die Abteilung Optik bearbeitet vielfältige Aufgaben wie gut ein Objektiv Strukturen unterschiedlicher im Bereich der optischen Metrologie. In der Abtei- Ortsfrequenz abbildet. Die Physikalisch-Technische lung Optik werden, ausgehend von den Basiseinheiten Bundesanstalt hat einen Referenzaufbau zur Messung Candela, Meter und Sekunde, unterschiedliche abge- der MTF von Kameraobjektiven entwickelt mit dem leitete Einheiten realisiert und mit kleinstmöglicher Ziel, eine erweiterte Messunsicherheit von 0,01 (k = 2) Messunsicherheit an Kunden in Industrie und Gesell- für verschiedene Messkonfigurationen zu erreichen. schaft weitergegeben. Darüber hinaus betreibt die Ab- Dazu wurden opto-mechanische Simulationen des teilung Forschung auf höchstem Niveau zur Untersu- Aufbauverhaltens durchgeführt, mit denen der chung fundamentaler physikalischer Fragestellungen. Einfluss der kombinierten mechanischen Fehlausrich- Die Abteilung gliedert sich in fünf Fachbereiche und tungen auf die MTF in Abhängigkeit vom Objektiv bearbeitet die Themenbereiche Länge und dimensio- untersucht wird. Die Untersuchungen wurden im nelle Metrologie, Photometrie und Radiometrie, sowie Rahmen von Monte-Carlo-Studien für verschiedene Zeit und Frequenz. Ihr sind zwei Nachwuchsgruppen Objektive unter Berücksichtigung der Korrelationen in den Bereichen der Metrologie funktionaler Nano- zwischen den Auswirkungen verschiedener Positio- systeme und den Quantentechnologien angegliedert. nierfehler auf die gemessene MTF durchgeführt. Die Ergebnisse der Sensitivitätsanalysen ermöglichen es, Das QUEST-Institut ist eine gemeinsame Einrichtung geeignete Ausrichtstrategien zu identifizieren, die den der PTB und der Leibniz Universität Hannover. Die Unsicherheitsbeitrag der Positionierungsfehler deut- drei Forschungsgruppen am Institut beschäftigen sich lich reduzieren. Durch die Implementierung dieser mit der Grundlagenforschung und Quantentechnolo- Strategien kann die Zielmessunsicherheit von 0,01 für gie-Entwicklung in den Themenbereichen „Quanten- die meisten der gewünschten Messkonfigurationen Engineering mit gefangenen Ionen“, „Quantenuhren erreicht werden. Darüber hinaus zeigt der Vergleich und komplexe Systeme“, sowie „Quantenlogik- von drei verschiedenen Testobjektiven, dass die Emp- Spektroskopie“. Das gemeinsame Forschungsinteresse findlichkeit der MTF gegenüber Ausrichtungsfehlern ist die präzise Kontrolle atomarer Quantensysteme stark von den Eigenschaften des zu messenden Objek- für die Metrologie, Tests der fundamentalen Physik tivs abhängt.1 sowie die Verwendung von Vielkörpersystemen und Quantenkorrelationen für Präzisionsmessungen. In Wissenschaft und Technik werden vermehrt große Asphären und Freiformflächen verwendet, was einen steigenden Bedarf an hochgenauer und rückgeführter Länge und dimensionelle Metrologie Formmessung von großen Optiken zur Folge hat. Zur Formmessung von optischen Oberflächen wurde, Die Arbeiten im Themenbereich Länge und dimen- nachdem in den vergangenen Jahren entsprechende sionelle Metrologie wurden auch in diesem Jahr be- Konzepte für große Optiken entworfen wurden, nun stimmt durch die kontinuierliche Weiterentwicklung ein interferometrisches Messverfahren basierend der Messtechnik und der Messverfahren für die Eben- auf „Subapertur-Stitching“ entwickelt, siehe Bild 1. heitsmessung, der Asphären- und Freiformflächen- Damit kann die Form von Planflächen bis hin zu Frei- messung, der Mikroskopie, der Ellipsometrie sowie formflächen bestimmt werden. Das Verfahren wurde der Bestimmung des Silizium-Gitterparameters. simuliert und wird momentan in einem Aufbau für bis zu 1 m lange Prüflinge (Breite bis zu 300 mm) Das Interesse an genauen und rückgeführten Mes- implementiert. Anschließend soll es nun auf das neue sungen der Eigenschaften von Kameraobjektiven, Messgerät „Große Freiformflächen“ übertragen wer- insbesondere auch der sogenannten Modulations- den, um noch größere Prüflinge mit Durchmessern transferfunktion (MTF), ist für viele Anwendungen bis 1,5 m messen zu können. „Subaperture-Stitching“- außerordentlich wichtig, neueste Bereiche sind der Methoden sind ebenfalls für die ringförmige Messung Smartphone- und Automotive-Bereich (autonomes rotationssymmetrischer Prüflinge interessant, diese Fahren). Die MTF ist die mathematische Beschrei- werden im Rahmen eines DFG-Kooperationsprojek- bung des Übertragungsverhaltens von Strukturen tes mit der Universität Kassel untersucht. (Ortsfrequenzen) in der realen Welt zu ihrer Dar- stellung im aufgenommenen Bild. Sie beschreibt, 1
Abteilungsbericht 2020 – Abteilung 4 weltweit nützlich sein, insbesondere auch unter Maß- gabe, dass unterschiedliche Messinstrumente eine unterschiedliche Art der Montage erfordern. FEM- Analysen mit anschließenden Experimenten ergaben einen inakzeptablen Oberflächenformfehler in der Größenordnung von Hunderten von Nanometern bei der gebräuchlichen Schraubbefestigung, selbst bei geringen angewandten Drehmomenten. Andere Montagemöglichkeiten, wie die Spannzange oder der Morsekegel, wurden mittels FEM-Analyse untersucht und durch interferometrische Messungen verifiziert. Es hat sich gezeigt, dass nur der Morsekegel das in der optischen Oberflächenformmesstechnik erfor- derliche strenge Kriterium von weniger als 30 nm für montagebedingte Oberflächenformabweichung erfüllen konnte. Ein weiteres Thema im Themenbereich Länge und Dimensionelles der Abteilung Optik ist die möglichst Bild 1: Messplatz für das „Subapertur-Stitching“ für die interfero- metrische Formmessung von Freiformoptiken. genaue Vermessung von optischen Wellenfronten, da dies eine wichtige Voraussetzung für z. B. eine Erstmalig wurde im Bereich der Freiformmessungen sub-Nanometer genaue Längenmessungen ist. Die im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes rückführbare, hochgenaue Kalibrierung von Wel- EMPIR 15SIB01 von Projektpartnern und Stakehol- lenfrontsensoren wie Shack-Hartmann-Sensoren ist dern ein Ringvergleich bzgl. Freiformmessungen daher ein aktives Forschungsgebiet, aber gleichzeitig durchgeführt.2 Es wurden dabei sechs Messinstru- eine anspruchsvolle Aufgabe. In der Abteilung wurde mente (fünf verschiedene optische Geräte und ein ein Messsystem für die rückführbare Kalibrierung taktiles Gerät) betrachtet und drei optische Frei- von Wellenfrontsensoren entwickelt, das sphärische formflächen (aus temperaturstabilem Material, Super Wellenfronten und eine Punktlichtquelle in Kombi- Invar ®) verwendet. Verglichen wurden die bilateralen nation mit einem dreiachsigen Lineartisch verwen- punktweisen Unterschiede zwischen den verfügbaren det.4 Dies ermöglicht eine absolute Kalibrierung der Messungen, die von 15 nm bis 110 nm reichten (unter Sensorfehler für jede einzelne Mikrolinse des Sensors. Vernachlässigung der sphärischen Beiträge) und da- Die Hauptfehlereinflüsse und ein erstes Messunsi- mit einen Einblick über den aktuellen Stand typischer cherheitsbudget für die Kalibrierung wurde erstellt, Freiform-Messungen für optische Oberflächen geben. es ergibt sich eine erweiterte Messunsicherheit (k = 2) für die mikrolinsenspezifische Referenzspotposition Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die von etwa 4 μrad. Untersuchung der Auswirkung der mechanischen Be- festigung von optischen Referenzelementen auf ihre Die spektroskopische Müller-Matrix-Ellipsometrie Oberflächenform. Dies wurde im europäischen Pro- ist ein sich kontinuierlich weiterentwickelndes und jekt EMPIR 15SIB01 detailliert untersucht.3 Optische sehr vielversprechendes Werkzeug zur Charakte- Referenzflächen bzw. Referenzartefakte sind unerläss- risierung von nanostrukturierten Oberflächen. Da lich für rückführbare, hochgenaue und präzise opti- die Ellipsometrie ein nicht-abbildendes Verfahren sche Oberflächenmessungen, für die Kalibrierung von ist, gilt die klassische Auflösungsgrenze hier nicht, Messgeräten und für den Vergleich der metrologi- daher sind optische Messungen von Proben mit schen Fähigkeiten von Metrologieinstituten, Universi- geometrischen Abmessungen, die kleiner als die ein- täten und industriellen Anwendern. Diese Referenzar- fallende Wellenlänge sind, möglich. Im Rahmen eines tefakte sollen für eine zuverlässige und wiederholbare TransMeT-Projektes wurde in der PTB ein neuartiges Kalibrierung einer großen Mehrheit der Instrumente Analyseverfahren für Schichtdickenmessungen mit 2
Abteilungsbericht 2020 – Optik Bild 2: Experimenteller Aufbau zur abbil- denden Müller-Matrix-Ellipsometrie. einem spektroskopischen Müller-Matrix Ellipsometer Dies bietet Möglichkeiten für neue Methoden in der (MME) entwickelt, welches den Einfluss von Depola- Nanometrologie, z. B. Anwendungen in mikroskopi- risation und anderen stochastischen Einflussgrößen schen Müller-Matrix-Ellipsometrie-Aufbauten. Die wie Messrauschen adäquat in der Messunsicherheits- Herstellung von herkömmlichen plasmonischen Linse schätzung berücksichtigt. Dieses Verfahren wurde ist jedoch eine technologische Herausforderung. Da- nun erstmalig auf die Messung der Dicken von SiO2- her wurde ein neues Design für plasmonische Linsen Schichten angewendet. Die Messungen an verschie- entwickelt, die sogenannte invertierte plasmonische denen Sätzen an kalibrierten Schichtdickennormalen Linse, um damit einen vereinfachten lithografischen mit nominalen Schichtdicken zwischen 6 nm und Herstellungsprozess zu ermöglichen. Hierzu wurden 1000 nm zeigen eine exzellente Übereinstimmung mit numerische Simulationen auf der Grundlage der den bekannten Kalibrierwerten.5 Finite-Elemente-Methode verwendet, um Designs für verschiedene Wellenlängen im sichtbaren und nahen Eine Weiterentwicklung in der Ellipsometrie soll nun Infrarotbereich und für Brennweiten zwischen 5 μm dahin gehen, auch deutlich kleinere Proben zu cha- und 1 mm zu erreichen. Erste Linsen mit dem neuen rakterisieren. Hierzu wurde ein experimenteller Auf- Design wurden bereits fabriziert und befinden sich in bau zur abbildenden Müller-Matrix-Ellipsometrie re- der Untersuchung. alisiert, siehe Bild 2. Der Aufbau erlaubt die Messung der Müller-Matrix der Probe ortsaufgelöst für jeden Zunehmend halten in der dimensionellen Metrologie Pixel der Kamera. Im Gegensatz zu herkömmlichen virtuelle Experimente und Machine Learning als Ellipsometern, bei denen die Beleuchtungspunktgrö- unverzichtbare Werkzeuge für die Konzeption und ße von bis zu 1 mm im Durchmesser die räumliche die Messunsicherheitsbetrachtung neuartiger Mess- Auflösung der Messung begrenzt, können mit diesem verfahren und -instrumente Einzug. Diese Arbeiten in Testaufbau auch deutlich kleinere Proben im Größen- der Abteilung Optik sind Teil des abteilungsübergrei- bereich um 1 µm herum charakterisiert werden. fenden Kompetenzzentrums für virtuelle Messgeräte, VirtMet. Im besonderen Fokus steht hierbei im Zur Erhöhung der Sensitivität erweiterter ellipso- Fachbereich Bild- und Wellenoptik das Tilted-Wave metrischer Aufbauten für die Untersuchung von Interferometer (Bild 3), dessen inverses Rekonst- Nanostrukturen werden derzeit in der Abteilung plas- ruktionsproblem mit Machine Learning-Methoden, monische Linsen entwickelt. Diese sehr kompakten auf der Basis einer vom Softwaretool SimOptDevice Linsenstrukturen mit Abmessungen von nur wenigen generierten Datenbank, gelöst wird. Erste Ergebnisse Mikrometern erlauben die Fokussierung von Licht dieser Anwendung tiefer neuronaler Netze für rech- auf Spots mit einer Größe im Sub-Wellenlängenbe- nergestützte optische Formmessungen sind vielver- reich, deren Brennweiten bis ins Fernfeld reichen. sprechend und wurden bereits publiziert.6 3
Abteilungsbericht 2020 – Abteilung 4 Der Gitterparameter von Si-28 wird im Rahmen der Kristalldichtemethode für die Neudefinition der SI- Masseneinheit Kilogramm (kg) benötigt. Weltweit wurde er mit der erforderlichen Messunsicherheit allerdings nur ein einziges Mal bestimmt. An der PTB soll er daher mittels eines neuartigen Röntgeninter- ferometers erneut gemessen werden. Nachdem im letzten Jahr erstmals eine Absolutmessung des Gitter- parameters gemäß dem PTB-Messprinzip erfolgreich demonstriert wurde, gingen die Weiterentwicklungen an diesem extrem komplexen Messaufbau erfolgreich weiter. Das an der PTB als kontinuierlich scannendes Separat-Kristall-Einzelphotonen-Röntgeninterfe- rometer verwendete COXI (Combined optical and Bild 3: Detailaufnahme des Tilted-Wave-Interferometers. X-ray interferometer) konnte erfolgreich demonst- riert werden. Mechanische Störungen werden durch In der industriellen Anwendung ist es oft wichtig, schnelles synchrones Auslesen von optischer Phase mögliche Rollbewegungen eines zu untersuchenden und Röntgen-Zählraten effizient unterdrückt. Durch Objektes genau zu kennen. Hierzu werden sog. Ausnutzung der Korrelation zwischen den Einzel- optische Rollwinkelsensoren, die die Winkelstellung photonen-Zählereignissen ist eine deutlich höhere eines Objekts bei der Rotation um seine Längs- oder Messgeschwindigkeit bei gleichzeitiger Reduktion der Symmetrieachse messen, eingesetzt. Herkömmliche Anforderung an den Verfahrweg um mehr als eine Systeme sind allerdings sowohl was den Aufbau und Größenordnung im Vergleich zu herkömmlichen auch die Datenauswertung betrifft sehr aufwändig. COXI möglich. Die durchgeführten obigen Maßnah- Im Fachbereich Bild- und Wellenoptik wurde ein men konnten die Streuung der Messergebnisse signi- neuartiger optischer Rollwinkelsensor entwickelt und fikant reduzieren, siehe Bild 5. Man sieht, dass man zum Patent angemeldet, siehe Bild 4. Die Lichtquelle bereits mit 10 µm Scan-Weg und 100 Messungen eine des Sensors erzeugt ein Interferenzmuster, das aus pa- Streuung von 2 ∙ 10–8 und damit die benötigte relative rallelen Streifen besteht. Eine Kamera auf dem Objekt statistische Unsicherheit von sogar 2 ∙ 10–9 erreicht detektiert die Streifen und kann aus der Orientierung wird. Außerdem erkennt man, dass das Experiment des Interferenzmusters den Rollwinkel bestimmen. jetzt nahezu an die theoretische Grenze heranreicht. Hiermit lässt ein Winkelmessbereich von bis zu 360° mit einer Auflösung von kleiner als 0,001° abdecken. Bild 5: Streuung der Messergebnisse s in Abhängigkeit von der Länge der Scan-Strecke ∆l. Die roten Kreuz-Symbole zeigen die Messdaten7. Die grünen Stern-Symbole sind die neuesten Mess- daten. Die blauen Kreise stammen aus Monte-Carlo-Simulatio- Bild 4: Optischer Rollwinkelsensor mit gleichzeitig großem Mess- nen. Die Geraden sind an die Datenpunkte angepasst und können bereich und hoher Winkelauflösung. der Extrapolationen zu längeren Scan-Strecken dienen. 4
Abteilungsbericht 2020 – Optik Bild 6: Minister Björn Thümler übergibt den Nachwuchs-Wissenschaftspreis an Frau Prof. Stefanie Kroker. Quelle: MWK/ brauers.com. Die Nachwuchsgruppe „Metrologie für funktionale in nano-optischen Polarisatoren mit sub-Nanometer Nanosysteme“ beschäftigt sich mit der Entwicklung Unsicherheiten bietet die die Bestimmung von von Mikro- und Nanostrukturen für Komponenten in gebundenen Kontinuums-Zuständen (bound states der optischen Sensorik und Quantenmetrologie sowie in the continuum, BICs), verursacht durch Struktur- der Charakterisierung von dafür relevanten Materi- Asymmetrien mittels Scatterometrie. aleigenschaften auf Größenskalen von ca. 100 nm bis in den cm-Bereich. Dabei geht es speziell um die die Photometrie und Radiometrie Entwicklung von Modellierungsmethoden, die we- sentliche Rauschgrößen auch in komplexen Systemen Die Photometrie mit ihrer Lichtstärkeeinheit Candela exakt beschreibt, eine herausragende Anwendung ist als eine der sieben SI-Basiseinheiten und der daraus die Entwicklung von nano-strukturierten optischen abgeleiteten Größen nimmt an der PTB eine beson- Komponenten für die Gravitationswellendetektion. dere Stellung ein. Als eines der führenden Nationalen Die Leiterin der Nachwuchsgruppe, Frau Stefanie Metrologieinstitute (NMI) nimmt die PTB daher Kroker, Professorin für Physik an der Technischen kontinuierlich an den weltweiten Schlüsselvergleichen Universität Braunschweig, wurde in diesem Jahr mit in der Photometrie und Radiometrie teil. In Kürze dem Preis für Nachwuchswissenschaftler und -wissen- wird der CCPR.K3 Schlüsselvergleich beendet wer- schaftlerinnen geehrt. Durch ihre Zusammenarbeit den, an dem auch der Fachbereich 4.1 Photometrie mit Gruppen des Max-Planck-Instituts für Gravitati- und Spektroradiometrie erfolgreich teilgenommen onsphysik in Hannover treibt sie die Entwicklung von hat. Die in der PTB erzielten Werte weisen einen De- nano-strukturierten optischen Komponenten für die gree of Equivalence, d. h. der Ablage, zum weltweiten Gravitationswellendetektion voran. Im Laboratory Referenzwert KCRV von -0,04 % bei einer erweiterten for Emerging Nanometrology (LENA) entwickelt sie Messunsicherheit von 0,3 % auf und bestätigen damit unter anderem optische Bauteile für den Quanten- sowohl die an der PTB mittels einer Lampengruppe computer im Rahmen des neuen Projektes Quantum bewahrte als auch die mittels radiometrischer Metho- Valley Lower Saxony. den rückgeführt realisierte Einheit der Lichtstärke. Zur Weitergabe des Referenzwertes an die Nationalen Im vergangenen Jahr wurden in der Nachwuchsgrup- Metrologieinstitute und Designierten Institute (DIs) pe unter anderen auch Alternativen zu den üblichen, innerhalb von EURAMET und COOMET wurde komplexen und zeitaufwändigen Methoden zur der regionale Schlüsselvergleich EURAMET.PR-K3 Messung struktureller Parameter von nano-optischen gestartet. Die Arbeitsgruppe 4.12 bringt darin die DUV-Drahtgitterpolarisatoren wie Rasterelektronen- Lichtstärkeeinheit als Link-Laboratorium zur Dar- mikroskopie untersucht. Eine vielversprechende Al- stellung des KCRV ein und hat in der Task-Group ternative zur Gewinnung von Strukturinformationen 5
Abteilungsbericht 2020 – Abteilung 4 Bild 7: Messplatz zur Untersuchung des Alterungsverhaltens der Lichtstärkenor- mallampen LIS-A. am technischen Protokoll mitgewirkt. An dem vom Diesen Änderungen in der Licht- und Beleuchtungs- METAS, dem NMI der Schweiz, pilotierten Vergleich technik muss auch in der Normung Rechnung ge- nehmen insgesamt zwanzig NMIs und DIs teil. tragen werden. Mit dem EMPIR-Projekt RevStdLED wurde ein normatives Projekt zur LED-Messtechnik Der oben genannte Vergleich wurde noch mittels bewilligt. In ihm arbeiten nationale Metrologieinsti- traditioneller Glühlampen durchgeführt, die sich tute, Forschungseinrichtungen, Messgerätehersteller aufgrund ihrer einem Planck-Strahler sehr ähnlichen und Prüflabore an der Überarbeitung und Erweite- spektralen Verteilungsfunktion sehr gut für die rung internationaler Normen zur photometrischen Realisierung und Weitergabe photometrischer Ein- Kalibrierung und Prüfung von LED-basierten Lam- heiten eignen. In der praktischen, d.h. industriellen, pen und Leuchten. Das Forschungsvorhaben ist im öffentlichen und privaten Anwendung, finden aber September 2020 gestartet und wird vom Fachbereich seit vielen Jahren LED-Lichtquellen Verwendung, die 4.1 Photometrie und Spektroradiometrie koordiniert. traditionellen Glühlampen sind inzwischen nahezu Inhaltlich ist die PTB insbesondere an der Erarbei- vollständig verdrängt. Dem muss auch die Metrologie tung von Praxisbeispielen für die Rückführung von Rechnung tragen und ihre Messverfahren diesen Leuchtdichtemessungen sowie der Messunsicherheits- Gegebenheiten anpassen, d.h. komplexere spektrale abschätzung von räumlichen Verteilungen, die man Verteilungsfunktionen müssen berücksichtigt und z. B. mit einem Goniophotometer bestimmt, beteiligt. metrologisch korrekt erfasst werden. Zukünftig wer- Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Berücksichti- den daher verstärkt LED-Lichtquellen auch als hoch- gung von Korrelationen bei der Auswertung integra- wertige Einheitentransfernormale in der Photometrie ler Größen aus spektralradiometrischen Messungen. genutzt werden. Hierfür werden in einer internati- onalen Pilotstudie des CCPR über Lichtstärke- und Die industriell wichtigste photometrische Messgröße Lichtstrom-Normale verschiedene LED basierte Lam- ist der Lichtstrom mit der Einheit Lumen. Die PTB pennormale untersucht. Die PTB nutzt hierfür die bietet höchstgenaue Lichtstromkalibrierungen mit von ihr im Rahmen des EMPIR Projektes PhotoLED ihrem Robotergoniophotometer an, welches seit 2007 selbst entwickelten LIS-A LED-Normale, die seit über erfolgreich in der Forschung und für Kalibrierdienst- 200 Tagen täglich 1 Stunde in einem typischen Mess- leistungen eingesetzt wird. Durch den Einsatz neuer zyklus betrieben werden und deren Langzeitstabilität Detektoren auf Basis hochempfindlicher Photometer, die sehr hohen Anforderungen von < 0,1 % Änderung Radiometer und Spektralradiometer können nun er- der Lichtstärke in 100 Stunden Betriebszeit erfüllen, heblich kleinere Lichtströme sowie spektral aufgelöste siehe Titelbild und Bild 7. 6
Abteilungsbericht 2020 – Optik Bild 8: Ulbrichtkugel zur Messung des Lichtstroms verschiedener Lampen. Gesamtstrahlungsleistungen von nahezu beliebigen cherweise werden hierzu Aufnahmen unter definier- Lichtquellen gemessen werden. Darüber hinaus wird ten Positionsveränderungen der Kamera gegenüber der bisher erfasste sichtbare Spektralbereich in die Lichtquellen und Normalen vorgenommen. Der angrenzenden UV- und IR-Bereiche erweitert. Hier- Fachbereich 4.1 hat hierfür ein hochgenaues Kamera- durch können insbesondere Bezugsnormallampen, positioniersystems auf Basis eines 6-Achs-Industrie- die für den Einsatz von Ulbricht-Kugeln mit Spekt- Roboters mit einer Armlänge von 1,3 m installiert ralradiometern statt Photometern notwendig sind, und in Betrieb genommen, um Messkameras in rückgeführt kalibriert werden. beliebiger Pose vor einer Quelle zu charakterisieren, siehe Bild 9. Neben diesen höchstgenauen Lichtstromkalibrierun- gen des PTB-Robotergoniophotometers, deren Mes- Die statische Absolutpositionierung dieses Posi- sunsicherheiten weltweit eine Spitzenstellung einneh- tioniersystems wurde umfassend charakterisiert. men, wurden die Dienstleistungen um Kalibrierungen Zudem wurde ein Verfahren implementiert und in zwei Ulbricht-Kugeln erweitert, siehe Bild 8. Eine erfolgreich validiert, mit dem mittels rückgeführter Besonderheit ist der Einsatz von Spektroradiometern Lasertrackermessungen das Geometriemodell sowie zur Korrektur der spektralen Fehlanpassung und sog. Gelenksteifigkeiten des Positioniersystems ermittelt Fisheye-Kameras zur Korrektur des räumlichen In- und einbezogen werden. Hierdurch wurde eine tegrationsverhaltens der Kugeln. Durch die metrolo- Positionsunsicherheit für den gesamten verfügbaren gische Rückführung auf Bezugsnormale, die mit dem Arbeitsraum von < 400 µm und eine Winkelunsicher- Robotergoniophotometer kalibriert werden, können heit der Orientierung von < 2 mrad erreicht. Das für so kosteneffiziente Kalibrierungen des Lichtstroms eine Wiederholbarkeit der (relativen) Positionierung mit kleinen Messunsicherheiten angeboten werden. maßgebliche Umkehrspiel liegt unterhalb 30 µm. Die Anwendung von Leuchtdichtemesskameras stellt Im nächsten Schritt werden bereits im Vorfeld entwi- die Metrologie vor erhebliche Herausforderung bzgl. ckelte Verfahren für eine fundierte Rückführbarkeit ihrer Kalibrierung, insbesondere was die Bestimmung von Strahl- und Leuchtdichteverteilungen Messungen der Messunsicherheit der Messgröße Leuchtdichte implementiert. angeht. Für die radiometrische und photometrische Charakterisierung sowie der lückenlosen Rückfüh- Im Rahmen einer Masterarbeit wurde in der Arbeits- rung einer Kalibrierung von Leucht- und Strahldich- gruppe 4.12 Lichtstärkeeinheit die Nichtlinearität von temesskameras ist eine Vielzahl unterschiedlicher Leuchtdichtemesskameras experimentell untersucht. Messungen bzw. Bildaufnahmen erforderlich. Übli- Diese auf CCD- oder CMOS-Bildsensoren basieren- 7
Abteilungsbericht 2020 – Abteilung 4 Bild 9: Kamerapositioniersystem zur Charakterisierung und Bestimmung der radiometrischen Bildseigenschaften und der Empfindlichkeit von Leuchtdichte- messkameras. den Kameras zeigen jeweils eine Nichtlinearität die der Pixeldiodenkennlinie begründet werden. Diese von der Integrationszeit (d. h. vom Messbereich) systematische Nichtlinearität hat einen signifikanten abhängt. Die Nichtlinearität ist im Funktionsprinzip Einfluss auf die Ergebnisse und kann rechnerisch der Ladungsakkumulation begründet und die Integ- korrigiert werden. Dafür ist jedoch eine detaillierte rationszeitabhängigkeit konnte anhand dieser Unter- Charakterisierung mittels Variation der Leuchtdichte suchungen mit der Bestrahlungsstärkeabhängigkeit erforderlich. Hinzu kommt eine spektrale Abhängig- keit (d. h. Farbabhängigkeit) dieser Nichtlinearität. Zur Verbesserung der Genauigkeit bei spektralen Strahldichtefaktormessungen mit dem roboterba- sierten Gonioreflektometer in der PTB wurde die Eignung von LEDs als zusätzliche Strahlungsquellen im kurzwelligen sichtbaren Spektralbereich unter- sucht. Dazu wurde eine LED-Kugelstrahlungsquelle konstruiert. Es wurde ihre Leistungsfähigkeit hinsichtlich des abgedeckten Spektralbereichs, der zeitlichen Stabilität und der Homogenität des von ihr erzeugten Strahlungsfeldes untersucht. Sowohl durch eine Analyse der Messunsicherheiten als auch mit Vergleichsmessungen konnte gezeigt werden, dass die LED- Kugelstrahlungsquelle in dem bislang kritischen Bereich an der Grenze zwischen dem sichtbaren und dem UVA-Spektralbereich genauere Messungen ermöglicht. In einem anspruchsvollen Kalibrierprogramm für das Centre Spatial de Liège (CSL) der Universität Lüttich wurde ein Reflexionsstandard bezüglich des spekt- ralen Strahldichtefaktors mit einem umfangreichen Bild 10: Doktorandin Irina Santourian am Gonioreflektometer zur Bestimmung des Strahldichtefaktors von diffusen Oberflächen Parametersatz kalibriert. Dieser Standard wird für die mit der von ihr entwickelten UV-LED-basierten Strahlungsquelle. 8
Abteilungsbericht 2020 – Optik Bild 11: Halle für den Solarmodul- tubus (vorne), das Schienensystem für das Verfahren des Solarmodul- tubus ist vor dem Tor zu erkennen. Hinten links ist das Freifeld zu sehen. Rückführung bei den Satellitenmissionen METimage zum Modul“) einen Schwerpunkt der Arbeiten der und EnMap eingesetzt. METimage sammelt ab 2021 Abteilung dar. Daten zur Klimamodellierung. EnMap (Environmen- tal Mapping and Analysis Programme) wird ab 2020 Wie im letzten Jahr berichtet, gelang mit dem Ein- die von der Erdoberfläche reflektierte Sonnenstrah- werben eines seitens des BMWi geförderten Projektes lung in einem großen Wellenlängenbereich kartieren. zum Aufbau eines Messplatzes für die Outdoor-Mes- Mit den gewonnenen Daten kann die Erdoberfläche sungen ein großer Schritt. Die Bauarbeiten an einer modelliert und es können zeitliche Veränderungen Halle zur Unterbringung des sog. „Solarmodultubus“, verfolgt und für exaktere Klimamodelle genutzt wer- mit dem die Messung der Moduleffizienz unter direk- den. ter Sonnenstrahlung ermöglicht wird, stehen kurz vor dem Abschluss, siehe Bild 11 und 12. In Kürze wird Seit vielen Jahren stellt die ganzheitliche Behandlung der eigentliche Solarmodultubus aufgebaut, der auf der Metrologie für die Photovoltaik („von der Zelle Schienen aus der Halle ins Freifeld gefahren werden kann. Bild 12: Halle für den Solarmodul- tubus. 9
Abteilungsbericht 2020 – Abteilung 4 Abschluss der Aufbauten wird die PTB über weltweit einzigartige Messplätze für die Charakterisierung und die Kalibrierung von Solarmodulen verfügen, dies sowohl Indoor und spektral-aufgelöst mittels des LED-Sonnensimulators als auch Outdoor und spekt- ral-integrierend mittels des Solarmodultubus und des Photovoltaik-Freifeldes. Dies alles wird es zukünftig ermöglichen, die standardisierten Erträge (Stichwort: „Energy-Rating“) von Solaranlagen bis hin zu Solar- parks besser und verlässlicher zu modellieren. Qualitativ und vor allem metrologisch hochwertige Messungen von Solarmodulen bedürfen aber einer Bild 13: Freifeldmessplatz zur Bestimmung von Windabhängigkei- entsprechenden Rückführung. Diese geschieht letzt- ten von Solarmodulen. lich auf Referenzsolarzellen. Für ihre Kalibrierung bzgl. der spektralen Bestrahlungsstärkeempfindlich- Im direkten Zusammenhang ist der Aufbau weiterer keit werden kalibrierte Photodioden mit kalibrierten Messplätze für eine realistischere Bewertung von Blenden als Bezugsnormal verwendet. In der Arbeits- Solarmodulen zu sehen, so bezüglich Winkelabhän- gruppe Solarzellen wurde daher ein Messplatz für die gigkeit, Windabhängigkeit (siehe Bild 13) sowie Be- strahlungsstärke- und Temperaturabhängigkeit. Nach Bild 14: Flächenmessplatze für die interne Qualitätssicherung der Blendenflächen von Referenzsolarzellen. links) Gesamtmessauf- bau, rechts) Detailansicht. 10
Abteilungsbericht 2020 – Optik interne Qualitätssicherung dieser Messblenden und Institut für Solarenergieforschung in Hameln (ISFH) Flächennormale entwickelt (Bild 14). Die Flächen wurde daher ein Verfahren, das die Kalibrierung werden im Durchlichtverfahren mit einem telezent- von Spektroradiometern zur Messung der spektralen rischen Kamerasystem gemessen, um durch parallele Bestrahlungsstärke von solarer Strahlung beschreibt, Strahlung die systematischen Messunsicherheiten entwickelt und in der Fachzeitschrift Metrologia pub- zu minimieren. Der Messplatz wurde mit Hilfe ver- liziert.8 Dieser Artikel ist als Leitfaden aufgebaut und schiedener kalibrierter Flächennormale validiert, die präsentiert eine eingehende Diskussion des Messver- über die Arbeitsgruppe 5.34 auf das nationale Normal fahrens und der erforderlichen Korrekturen für solche rückgeführt sind. Messungen. Es wird eine Messunsicherheitsanalyse gemäß GUM beschrieben, die auf einem Monte-Car- Auch im Bereich der Metrologie für die Photovoltaik lo-Verfahren basiert und Korrelationen weitgehend ist eine internationale Vergleichbarkeit wichtig und berücksichtigt. Als konkretes Anwendungsbeispiel notwendig, deshalb wurde ein Vergleich primärer wird die Instrumentierung und das Verfahren zur Kalibrierungen von Referenzsolarzellen zwischen dem Bestimmung der spektralen Bestrahlungsstärke eines Joint Research Center European Solar Test Installati- Sonnensimulators und die entsprechende Messun- on (JRC ESTI) und der PTB durchgeführt. Während sicherheitsanalyse beschrieben. Begleitend zu dieser einer Messkampagne am Observatorium Saint-Véran Veröffentlichung wurde der Quellcode der Software in Frankreich vom 24.–26. Juni 2019 wurden fünf zur Messunsicherheitsberechnung in Form eines Referenzsolarzellen des JRC ESTI mittels der Direct Python Skripts auf der Webseite des ISFH zur Verfü- Sunlight Method (DSM) kalibriert. Der Vergleich mit gung gestellt.9 den primären Kalibrierwerten der PTB, die durch die Differential Spectral Responsivity (DSR-) Methode Im Bereich der Einzelphotonenmetrologie wurden die ermittelt wurden, zeigte in allen Fällen eine gute Entwicklung metrologischer relevanter Quellen sowie Übereinstimmung im Rahmen der angegebenen Mes- die Charakterisierung von Einzelphotonendetektoren sunsicherheiten (En < 1). Dieser Vergleich ist insofern weiterverfolgt. herausragend, da zum ersten Mal auch Referenzsolar- zellen mit spektraler Filterung verglichen wurden. Im Rahmen des EMPIR-Projektes SIQUST und in Zu- sammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin Der Vergleich von spektral-aufgelösten (mittels wurde eine Einzelphotonenquelle auf Basis eines In- DSR-Methode) mit spektral-integrierenden (mittels GaAs-Quantenpunktes entwickelt und metrologisch DSM-Methode oder Sonnensimulatoren) Messun- charakterisiert. Die Quelle wurde zum ersten Mal für gen und Kalibrierung erfordert u. a. eine möglichst die radiometrische Kalibrierung von Silicium-Einzel- exakte Kenntnis der spektralen Empfindlichkeiten photonendetektoren (Si-SPADs) verwendet (Bild 15). von Spektroradiometern. In Kooperation mit dem Zu diesem Zweck wurde eine einzelne exzitonische Li- Bild 15: Aufbau der Halbleiter-Quanten- punkt-basierten Einzelphotonenquelle. 11
Abteilungsbericht 2020 – Abteilung 4 nie der Quantenpunktemission mit einer Bandbreite Emission Depletion (STED) Mikroskop untersucht unter 0,1 nm unter Verwendung von zwei geneigten worden. Auf dieser Grundlage soll das Präparations- Interferenzfiltern spektral gefiltert. Außerdem, da für verfahren hinsichtlich der Erzielung höherer Photo- diese Anwendung hohe Zählraten unerlässlich sind, nenraten optimiert werden. wurde der Wirkungsgrad des Messplatzes optimiert, um Photonenflüsse von bis zu 3,7 ∙ 105 Photonen pro Wichtig für die Verwendung von Einzelphotonen- Sekunde an den SPADs zu erreichen. Damit wurde quellen im aufstrebenden Bereich der Quantentech- eine relative Kalibrierung von zwei SPAD-Detektoren nologien ist ihre spektrale Kompatibilität mit anderen durchgeführt, wobei eine relative Standardmessunsi- photonischen Geräten und gleichzeitig einen hohen cherheit von 0,7 % erreicht wurde. Diese Kalibrierung Fluss von schmalbandigen Photonen liefern. Hiermit wurde mit der Standardkalibrierungsmethode unter beschäftigt insbesondere die im letzten Jahr neu ein- Verwendung eines abgeschwächten Lasers verifiziert, gerichtete Nachwuchs- und Arbeitsgruppe „Quanten- wobei eine sehr gute Übereinstimmung erreicht technologien“ von Jun.-Prof. Dr. Andreas W. Schell wurde. Schließlich wurde eine Allan-Varianz-Analyse am Institut für Festkörperphysik der Leibniz-Univer- durchgeführt, die eine optimale Messzeit, d. h. Mitte- sität Hannover. Ein einzelnes organisches Dibenzan- lungszeit des Photonenflusses, von 92 s ergab.10 thanthren-Farbstoffmolekül besitzt unter kryogenen Bedingungen die gegebenen Eigenschaften und stellt Die nächsten Schritte gehen in Richtung einer höhe- daher eine herausragende Einzelphotonenquelle dar. ren Photonenrate, um eine direkte Kalibrierung eines Nichtsdestotrotz erfordert die Implementierung einer Einzelphotonendetektors gegen einen kalibrierten, solchen Einzelphotonenquelle einen komplexen expe- klassischen Detektor zu realisieren. rimentellen Aufbau, der einen Kryostaten mit einem konfokalen Mikroskop für die effektive Erfassung der Nach dem Einzug der Arbeitsgruppe 4.55 in das molekularen Emission umfasst. Bei dem hier vorge- Laboratory for Emerging Nanosystems (kurz: LENA) stellten Ansatz verwenden wir ein solches einzelnes im Juni 2019 konnten bereits im ersten Jahr neue Molekül, das direkt an die Endfacette einer optischen Ergebnisse veröffentlicht worden. Die Arbeiten zur Faser gekoppelt ist. Dieses kompakte Bauelement Simulation der winkelabhängigen Emission aus Ein- hat das Potenzial, eine auf einem Quantenemitter zelphotonenemittern basierend auf Stickstofffehlstel- basierende Einzelphotonenquelle von einem Proof- lenzentren in Nanodiamanten (NV-Zentren) wurden of-Principle-Aufbau in ein skalierbares „Plug-and- fortgeführt und mit den Daten aus dem Experiment Play“-Gerät zu überführen. Die Untersuchung an verglichen, es zeigt sich eine sehr gute Übereinstim- diesem System zeigte die erfolgreiche Kopplung eines mung. Außerdem wurde die Orientierung der NV- einzelnen organischen Moleküls an eine optische Zentren durch die Messung der Fluoreszenzintensität Faser. Des Weiteren wurden die Eigenschaften dieser in Abhängigkeit vom Polarisationszustand des ein- neuartigen Einzelphotonenquelle untersucht, wie das fallenden Anregungslasers berechnet. Die Ergebnisse Anregungsspektrum, die Emissionssättigung und die zeigen eine gute Übereinstimmung. Weiterhin wurde Beiträge der Raman-Hintergrundfluoreszenz. Die die Einfangeffizienz des Konfokalmikroskopes, unter Einzelphotonennatur der Emission wurde mittels Zuhilfenahme des Modells der winkelabhängigen Antibunching nachgewiesen.12 Emission, zu mehr als 80 % berechnet.11 Zeit und Frequenz In anschließenden Arbeiten werden weitere Emitter in Nanodiamanten hinsichtlich ihrer Eignung als Die Aufgaben des Themenbereiches Zeit und Fre- Einzelphotonenquellen untersucht, die wichtigen Pa- quenz sind die Realisierung und Weitergabe der rameter sind dabei die Photonenrate, die Bandbreite Einheit der Zeit (Sekunde), die Darstellung und Ver- der emittierten Strahlung, die Reinheit der Einzel- breitung der gesetzlichen Zeit in der Bundesrepublik photonenemission sowie die Abstrahlcharakteristik. Deutschland, sowie die Forschung und Entwicklung Ferner sind in einer Kooperation mit der Technischen auf dem Gebiet von Mikrowellenuhren und optischen Universität Braunschweig erste Proben basierend auf Uhren sowie der dafür benötigten Infrastruktur. NV-Zentren aus eigner Präparation im Stimulated 12
Abteilungsbericht 2020 – Optik Bild 16. Das Zeitsystem des Geodätischen Obser- vatoriums Wettzell (links) wird derzeit im zentralen Kontrollgebäude instal- liert, von dem auch die beiden Twin-Teleskope im Bild bedient werden. Die Kalibrierung des Empfängers GOWT mit dem mobilen Empfänger PTBM (rechts) erlaubt den Zeitvergleich mit der PTB mit einer Unsicher- heit von ca. 1 ns. Die PTB trägt an wichtiger Stelle für die Durchfüh- Kalibrierkampagne erstmals SDR-Technik verwendet, rung von GNSS-basierten Zeitvergleichen für die Re- um die internen Signallaufzeiten der TWSTFT- alisierung von TAI bei. GNSS steht dabei für Global Bodenstationen am LNE-SYRTE in Paris und an der Navigation Satellite System (Globales Navigationssa- PTB in Braunschweig zu bestimmen (Bild 17). Als tellitensystem). Das Bureau International des Poids et Ergebnis können TWSTFT-Zeitvergleiche zwischen Mesures (BIPM) sammelt GNSS-Beobachtungsdaten beiden Instituten nun mit einer Unsicherheit von aus etwa 80 Zeitinstituten und bildet für die Realisie- lediglich 0,5 ns durchgeführt werden. Die dazugehöri- rung von TAI ein Vergleichsnetzwerk, aktuell mit der gen Messdaten finden nach Prüfung durch das Bureau PTB als Knotenpunkt dieses Netzwerks. 2020 wurden International des Poids et Mesures BIPM seit Februar Voraussetzungen geschaffen, neben GPS- auch 2020 Eingang in die Berechnung der koordinierten Galileo-Signale zu verwenden. Für genaue Zeitver- Weltzeit und sind damit die ersten dieser Art, die für gleiche ist die Kenntnis der Signalverarbeitungszeiten UTC Verwendung finden. („internal delays“) für die verschiedenen Frequenzen und Modulationen der GNSS-Signale in den Emp- Modernste Satellitentechniken wurden ebenfalls fängern notwendig. Ein Empfänger des BIPM wurde verwendet, um einen europäischen Frequenzvergleich als „goldene Referenz“ für Galileo-Zeitvergleiche von optischen Uhren und Fontänenuhren durchzu- vereinbart. Die entsprechenden Werte der stationären führen. In einer einmonatigen Messkampagne im PTB-Empfänger wurden angepasst. Ein mobiler Emp- fänger, PTBM (für mobil), erlaubt die Weitergabe der Werte im Rahmen des EURAMET-Projekts TF-1156 an europäischen NMIs und Forschungseinrichtungen. Die ersten Kampagnen führten zum VTT (Finnland), ORB (Belgien), ESTEC (ESA, NL) und zum Geodäti- schen Observatorium Wettzell (Bild 16). Es konnten Delay-Werte von insgesamt 14 Empfängern mit einer Unsicherheit von ca. 1 ns bestimmt werden. Die Zweiwege-Satellitenzeit- und Frequenzüber- tragung (TWSTFT – Two-way satellite time and frequency transfer) ist eine primäre Technik zur Erzeugung der koordinierten Universalzeit (UTC). Die Vorteile dieser Technik liegen in der geringen Kalibrierunsicherheit von ca. 1,0 ns und in der Lang- zeitstabilität der Verbindungen. Mit der Verwendung von softwaredefinierten Funkempfängern (SDR – Software defined radio) konnte die Kurzzeitstabilität der Zeitvergleiche signifikant verbessert werden. In Bild 17: Aufbau zur Durchführung der Zweiwege-Satellitenzeitver- einem weiteren Schritt wurde nun während einer gleiche mit SDR-Empfängern für UTC. 13
Abteilungsbericht 2020 – Abteilung 4 Bild 18: Das OTT-System verwendet Terminals zur Einspeisung der Daten und am Zielort. Für entfernte Standorte werden eine Reihe von bidirektionalen, optischen Inline-Verstärkern verwendet, um die Signaldämpfung in der Faser auszugleichen. Rahmen des EMRP Projekts SIB55 ITOC (Interna- Netzwerkprotokoll NTP (Network Time Protocol) tional Timescales with Optical Clocks) wurden fünf wird von Milliarden von Computern und smarten optische Uhren und sechs Fontänen-Atomuhren in Geräten zur Synchronisation ihrer eingebauten den europäischen Metrologieinstituten PTB (DE), digitalen Uhren verwendet. Bis vor kurzem konnten NPL (GB), LNE-SYRTE (FR) und INRIM (IT) hierbei nicht die Identität der verwendeten Zeitquelle gleichzeitig betrieben und mittels fortgeschrittener oder die Echtheit der ausgetauschten Zeitdaten si- Satellitentechniken verglichen. Seitens der PTB waren chergestellt werden. Andererseits wird in einer wach- Gruppen der Fachbereiche 4.3 und 4.4 beteiligt. Dabei senden Zahl von Anwendungen eine verlässliche, wurden sowohl Zweiweg-Vergleiche (TWSTFT) mit authentifizierbare Zeitquelle gefordert. Im Oktober der vollen Transponderbandbreite eines geostatio- 2020 wurde unter maßgeblicher Mitarbeit von PTB- nären Telekommunikationssatelliten (20 Mchip/s) Wissenschaftlern aus den Fachbereichen 4.4. und Q.4 genutzt, als auch Frequenzübertragung mittels die Spezifikation Network Time Security (kurz NTS) Precise-Point-Positioning (PPP) GPS. Diese Tech- veröffentlicht. Sie ermöglicht die Sicherung von Zeit- niken in Kombination mit angepassten statistischen transfer mit NTP über das Internet ohne nennenswer- Auswertemethoden ermöglichten Frequenzvergleiche te Genauigkeitsverluste. Weitere Details finden sich mit relativen Unsicherheiten von wenigen 10–16, fast unter https://www.internetsociety.org/blog/2020/10/ eine Größenordnung besser als mit herkömmlichen nts-rfc-published-new-standard-to-ensure-secure- Satellitentechniken.13 time-on-the-internet/. Moderne Telekommunikationsnetze erfordern eine Zeit- und Frequenzverteilung sind aber nicht nur hochpräzise Synchronisation zwischen den Kompo- eine nationale Angelegenheit, sondern erfordert eine nenten, so auch die neuen 5G-Netze. Dies geschieht internationale Abstimmung. CLONETS-DS (“CLock mittels Glasfaser-basierter UTC-Verbreitung. Die Optical NETwork Services - Design Study”) ist eine Deutsche Telekom Technik AG hat entschieden, für von der Europäischen Union finanzierte Forschungs- die zukünftige Überwachung ausgewählter Punkte in und Innovationsmaßnahme, die die Vision eines ihrem Netz eine Methode zu testen, die von der AGH nachhaltigen, europaweiten Glasfasernetzes für die University of Science and Technology in Krakau ent- Verbreitung präziser Zeit- und Frequenzreferenzen wickelt wurde. Diese basiert auf optischer Zeitüber- erleichtern soll, indem sie das Fachwissen von nati- tragung (OTT), die in Zusammenarbeit mit der PTB onalen Metrologieinstituten (NMI), akademischen unter anderen auf Glasfaserstrecken der Deutschen Gruppen, dem europäischen und mehreren nati- Telekom AG (DTAG) getestet wurde, eine schemati- onalen Forschungs- und Bildungsnetzen (NREN, sche Darstellung ist in Bild 18 gezeigt. Die Ergebnisse GÉANT) sowie innovativen kleinen und mittelstän- übertreffen die Anforderungen der Internationalen digen Unternehmen der Hochtechnologiebranche Telekommunikationsunion ITU-T für 5G-Netze bündelt. Das Projekt zielt darauf ab, ein gesamteuro- deutlich.14 päisches Zeit- und Frequenzreferenzsystem als euro- päische Forschungsinfrastruktur für die europäische Die hochpräzise Übertragung der Zeit ist ein Aspekt, Wissenschaftsgemeinschaft zu schaffen. ein weiterer die Sicherheit der Übertragung. Das 14
Abteilungsbericht 2020 – Optik Atomuhren der nächsten Generation werden wahrscheinlich Übergänge von Atomen und Ionen im optischen Spektralbereich nutzen. Daher ist ein weiterer Schwerpunkt der Forschungs- und Ent- wicklungsarbeiten in der Abteilung die Realisierung optischer Uhren höchster Genauigkeit und Stabilität in Hinblick auf die Neudefinition der Sekunde sowie auch für die Untersuchung fundamentaler Fragestel- lungen der Physik. Die SI-Basiseinheit Sekunde kann bereits seit vielen Jahren auch mittels optischer Uhren (als Sekundär- normale) realisiert werden. Die prinzipiellen Vorteile solcher Uhren gegenüber Caesium-Atomuhren machen eine zukünftige Neudefinition der Zeitein- Bild 20: 171Yb+-Einzelionenfalle der PTB zur Untersuchung der kohärenten Magnetfeldrotation. heit wünschenswert. Für einen nahtlosen Übergang ist die möglichst genaue Kenntnis der optischen Übergangsfrequenz der für eine Neudefinition in Mittels einer Strontium-Gitteruhr wurde erstmals, Frage kommenden Kandidaten mit Bezug auf die in einer Zusammenarbeit zwischen JILA/NIST in SI-Sekunde notwendig, die durch Caesium-Uhren als Boulder USA und der PTB, eine Zeitskala mit rein gegenwärtige Primärnormale realisiert wird. An der optischen Referenzen erzeugt. Dazu diente eine PTB haben entsprechende Messungen der Frequenz Strontium-Gitteruhr als absolute Frequenzreferenz der Strontium-Gitteruhr (Bild 19) mit den Caesium- und ein ultrastabiler kryogener Silizium-Resonator Fontänenuhren über den Zeitraum von 2017 bis 2019 als Schwungrad zur Überbrückung der Pausen der stattgefunden. Im Ergebnis konnte die Strontium-Fre- Gitteruhr. Über einen Monat betrug die geschätzte quenz mit einer bei solchen Messungen niemals zuvor Zeitabweichung dabei weniger als 0,1 ns.16 erreichten Messunsicherheit von relativ 1,5 · 10–16 be- stimmt werden. Überdies konnte aus den Daten auch Optische Atomuhren sind die genauesten Messin- eine engere Grenze für eine mögliche Kopplung des strumente, die heutzutage zur Verfügung stehen. Massenverhältnisses von Proton und Elektron an das, Sie sollen dabei die ungestörte Frequenz eines auf der Erde im Jahresverlauf periodisch variierende, atomaren Übergangs realisieren. Die Entwicklung Gravitationspotential der Sonne gewonnen werden.15 von Verfahren zur genauen Kontrolle oder Elimi- nierung von Frequenzverschiebungen durch äußere Störeinflüsse sind daher ein Forschungsschwerpunkt. In der Abteilung Optik wurde eine neue Methode zur Unterdrückung bestimmter richtungsabhängiger Frequenzverschiebungen entwickelt, welches auf der Rotation eines Magnetfeldes während der Spektrosko- pie basiert. Das Verfahren wurde erfolgreich an einer 171 Yb+-Einzelionenuhr demonstriert (Bild 20), dabei wurde der Frequenzfehler, hervorgerufen durch eine bewusst erzeugte Störung, auf unter 0,5 % reduziert. Diese Verfahren ist grundsätzlich auch auf andere Hochpräzisionsexperimente übertragbar.17 Das Projekt der Thorium-Kernuhr, einer optischen Uhr, die auf einem niederenergetischen Kernüber- gang im Isotop Thorium-229 beruht, wird mit Förde- rung im Rahmen des europäischen ERC Synergy Pro- Bild 19: Blick in die Strontium-Gitteruhr. 15
Abteilungsbericht 2020 – Abteilung 4 gramms weiterverfolgt. Nachdem durch Messungen (1542 nm) über einen optischen Frequenzkamm der beim Kernübergang emittierten Energie bei den auf den Abfragelaser der optischen Uhr bei 698 nm Kooperationspartnern an der LMU München, Uni. übertragen. In Zusammenarbeit mit einem deutschen Heidelberg und TU Wien die Übergangswellenlänge Hersteller von Frequenzkämmen wurde ein Stabi- bei 150 nm präziser eingegrenzt wurde, wird jetzt litätstransfer bis hinunter zu wenigen 1021 relativer an der PTB ein für die resonante Laseranregung des Frequenzinstabilität demonstriert. Dies wird auch Kerns geeignetes Lasersystem aufgebaut. bei schwankenden Umgebungsparametern robust ermöglicht durch eine Ende-zu-Ende Elimination von Das 2019 eröffnete MPG-PTB-RIKEN-Zentrum für Pfadlängenfluktuationen zwischen dem kryogenen Zeit, Konstanten und fundamentale Symmetrien ver- Resonator, Frequenzkamm und Uhren-Abfragelaser.19 eint Institutionen, die sich in einem breit angelegten Forschungsprogramm mit der Entwicklung neuarti- Die Expertise der PTB im Bereich der Resonator- ger Uhren mit Atomen, Kernen und hochgeladenen technologie hat zur Entwicklung von Aufbauten zur Ionen, mit der Messung von Naturkonstanten, und Messung kleinster Längenänderungen, die in das neue mit Tests fundamentaler Prinzipien und Symmetrien Quantentechnologiezentrum der PTB übernommen befassen. Während der Austausch von Wissenschaft- werden. Untersuchungsgegenstände sind Materialien lern zwischen den Gruppen unter den Bedingungen mit hoher zeitlicher Stabilität und geringster Tem- der Corona-Pandämie nicht möglich war, wurde der peraturempfindlichkeit, die wesentlich für ein große Informationsaustausch in online-Formaten gefördert, Anzahl von Anwendungen in der Quantentechno- so auch durch ein stark besuchtes virtuelles “Seminar logie, insbesondere für optische Resonatoren, sind. on Precision Physics and Fundamental Symmetries”.18 Gemeinsam mit einem bedeutenden Glashersteller wurde eine Kooperation zur Weiterentwicklung und Neben der Entwicklung der optischen Uhren ist Verbesserung der Messtechnik auf diesem Gebiet insbesondere auch die Weiterentwicklung weiterer vereinbart. notwendiger Komponenten und von Infrastruktur erforderlich, dazu gehören ultrastabile Laser als Ab- Transportable Uhren bieten die Möglichkeit verschie- frageoszillatoren für optische Uhren, Frequenzkämme dene optische Atomuhren miteinander zu verglei- und Glasfasernetzwerke für Frequenzvergleiche. chen. In der Abteilung Optik wurde ein transporta- bler Uhrenlaser mit einer Frequenzinstabilität von Optische einkristalline Resonatoren sind die Grund- 3 ∙ 10–16 Bereich bei einigen Sekunden Mittelungszeit lage für die besten ultrastabilen Laser und damit auch entwickelt, der zu den stabilsten transportablen Laser- für stabile optische Atomuhren. Die derzeit frequenz- systemen weltweit gehört. Neben der Anwendung in stabilsten Laser der Welt basieren auf Silizium-Reso- Messkampagnen zur Bestimmung genauer Frequenz- natoren bei kryogenen Temperaturen. Ihre Stabilität verhältnisse zwischen optischen Uhren in relativ ist nur noch durch das thermische Rauschen der kurzer Zeit findet er Verwendung in der chronometri- verwendeten Spiegel limitiert. Erstmals wurde nun schen Nivellierung mit optischen Uhren.20 ein Silizium-Resonator mit neuartigen Spiegeln, ba- sierend auf kristallinen AlGaAs-Mehrfachschichten, Zu diesem Themenfeld hat die Deutsche Forschungs- in Betrieb genommen. Damit ist ein wichtiger Schritt gemeinschaft (DFG) die Förderung des Sonderfor- zur Untersuchung dieser Spiegelschichten gelungen, schungsbereichs (SFB) TerraQ – Relativistische und die Frequenzstabilitäten bis hinab in den Bereich von quantenbasierte Geodäsie – beschlossen. In dem von 10–18 ermöglichen sollen. der Leibniz Universität Hannover geleiteten SFB kommen neben satellitengestützten Methoden auch Die Stabilität optischer Atomuhren, insbesondere von Netzwerke aus Atomuhren zur exakten Bestimmung Neutralatom-Gitteruhren, ist meist limitiert durch die des Schwerefeldes zum Einsatz. Hierzu entwickelt die Abfragezeit, die wiederum durch die Kohärenzlänge PTB ihre transportablen Atomuhren und optischen bzw. Stabilität des Abfragelasers limitiert ist. Deshalb Signalübertragungsmethoden für den Feldeinsatz wird die ultrahohe Stabilität des auf einen kryogenen weiter. Damit werden Höhenvergleiche mit höherer Silizium-Resonator stabilisierten Lasers der PTB Genauigkeit und Ortsauflösung als mit den bisherigen satellitengestützten Methoden möglich. 16
Sie können auch lesen