Bericht des Regionaldirektors

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Regionalkomitee für Europa                                                                      EUR/RC71/4
71. Tagung

Virtuelle Tagung, 13.–15. September 2021                                               9. September 2021
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Punkt 2 b) der vorläufigen Tagesordnung                                             ORIGINAL: ENGLISCH

                          Bericht des Regionaldirektors
                  Die Arbeit von WHO/Europa im Zeitraum 2020–2021

    Dieser Bericht soll einen kurzen Überblick über die wichtigsten Tätigkeiten des WHO-
    Regionalbüros für Europa (WHO/Europa) seit September 2020 geben. Die Arbeit von
    WHO/Europa in den vergangenen zwölf Monaten war am Europäischen Arbeitsprogramm 2020–
    2025 – „Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ und seinen vier Flaggschiff-Initiativen sowie
    an den Zielvorgaben des Dreizehnten Allgemeinen Arbeitsprogramms 2019–2023 (GPW 13)
    ausgerichtet. In dem Bericht wird die Arbeit anhand der drei Säulen des GPW 13 –
    gesundheitliche Notlagen, allgemeine Gesundheitsversorgung und Gesundheit und
    Wohlbefinden – sowie der unterstützenden vierten Säule, der Erhöhung der Zwecktauglichkeit
    von WHO/Europa, vorgestellt. Die Schilderung erfolgt jeweils vor dem Hintergrund der
    COVID-19-Pandemie, die der gesamten Organisation weiter ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit
    und Mobilisierung abverlangt hat.

    WELTGESUNDHEITSORGANISATION                          •   REGIONALBÜRO FÜR EUROPA
     UN City, Marmorvej 51, DK-2100 Kopenhagen Ø, Dänemark Telefon: +45 45 33 70 00 Fax: +45 45 33 70 01
               E-Mail: eugovernance@who.int Web: http://www.euro.who.int/de/who-we-are/governance
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Vorwort des Regionaldirektors .................................................................................................. 3
Einführung .................................................................................................................................. 4
Die Arbeit von WHO/Europa ..................................................................................................... 5
     Zentrale Priorität 1: Allmähliche Verwirklichung einer allgemeinen
     Gesundheitsversorgung ..................................................................................................... 5
     Zentrale Priorität 2: Schutz vor gesundheitlichen Notlagen ........................................... 11
     Zentrale Priorität 3: Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden .............................. 20
Schaffung eines zwecktauglichen WHO/Europa ..................................................................... 26
     Unterstützung der Gesundheitspolitik und entsprechender Führungskompetenz auf
     Länderebene .................................................................................................................... 26
     Stärkung internationaler und subregionaler Partnerschaften .......................................... 28
     Management und Mobilisierung von Finanzmitteln ....................................................... 31
     Umgestaltung für mehr Wirkung und Agilität ................................................................ 32
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Vorwort des Regionaldirektors
1.   Im vergangenen Jahr sagte ich zum Abschluss der 70. Tagung des WHO-
Regionalkomitees für Europa (RC70), dass es schwierig sein werde, vorauszusehen, was die
kommenden zwölf Monate bringen würden. Jetzt wissen wir es.

2.   Die Pandemie hat neue Herausforderungen mit sich gebracht und weiter in verheerendem
Maße zum Verlust von Menschenleben geführt. Neue Varianten haben die Ausbreitung
befeuert und die Gesellschaften an der Rückkehr in das einst normale Leben gehindert.

3.    Trotz der bestehenden Herausforderungen orientieren wir uns weiterhin an unserem Ziel,
unseren 53 Mitgliedstaaten bestmöglich zu dienen und auf eine bessere Zukunft und mehr
Gesundheit für die Bürger in der Europäischen Region der WHO hinzuarbeiten. Wir haben Wege
gefunden, um die Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung der Pandemie der Coronavirus-Krankheit
(COVID-19) zu unterstützen und gleichzeitig weiter voranzukommen und weitere Fortschritte bei
der Verwirklichung anderer gesundheitlicher Ziele anzustreben und auch bei der Verwirklichung
der wichtigsten gesundheitlichen Prioritäten des Europäischen Arbeitsprogramms 2020–2025 –
„Gemeinsam für mehr Gesundheit in Europa“ (EPW) Fortschritte zu erzielen.

4.   Während meines gesamten ersten Jahres als WHO-Regionaldirektor für Europa habe ich
mich auf ein motiviertes Team verlassen, das in seiner Arbeitsweise stets flexibel ist und der
Organisation sein Bestes gibt. Auch die Länderbüros haben im vergangenen Jahr eine
wesentliche Rolle gespielt, indem sie ihr Wissen unter sich ständig verändernden
Rahmenbedingungen verbreitet und dabei den Einsatz von Ressourcen rationalisiert haben, um
durch mehr Effizienz den Ländern besser dienen zu können.

5.    Wir können aus diesem Moment der Geschichte viel lernen. Wenn wir umsichtig genug
sind, um aus dieser Pandemie die richtigen Lehren zu ziehen, dann glaube ich wirklich, dass
wir einen Wiederaufbau zum Besseren schaffen können. Das ist nicht nur eine griffige Phrase,
sondern ein Versprechen an die Menschen in der Europäischen Region, an unsere
Partnerorganisationen und an andere maßgebliche Akteure.

6.    In den vergangenen zwölf Monaten hat das WHO-Regionalbüro für Europa
(WHO/Europa) 1 einige der hellsten Köpfe zusammengebracht, nicht nur um uns in dieser
gesundheitlichen Krise zu helfen, sondern auch um zur Bestimmung der für uns wichtigsten
Lehren beizutragen. Dies gilt in besonderem Maße für die Gruppe renommierter Experten, die
sich unter dem Vorsitz von Prof. Mario Monti, dem Präsidenten der Bocconi-Universität und
ehemaligen Mitglied der Europäischen Kommission, in der Paneuropäischen Kommission für
Gesundheit und nachhaltige Entwicklung zusammengefunden hat. Die Umsetzung der
Ergebnisse des Berichts der Kommission wird zur Verbesserung der Notfallvorsorge und im
Hinblick auf die Verwirklichung der gesundheitsbezogenen Ziele für nachhaltige Entwicklung
(SDG) wieder zurück auf Kurs führen und dabei den wachsenden Ungleichgewichten sowie
den zunehmenden Bedrohungen für unsere Umwelt entgegenwirken.

1
  Das WHO-Regionalbüro für Europa (WHO/Europa) besteht aus der Zentrale in Kopenhagen, 40 Länderbüros,
Außenstellen, Verbindungs- und Vertretungsbüros sowie sonstigen Unterbüros, einschließlich dreier subregionaler
Schaltzentralen des Programms der WHO für gesundheitliche Notlagen (WHE), fünf ausgelagerten Fachzentren,
einer von der WHO betreuten Partnerschaft sowie einem Büro zur Finanzierung der Gesundheitssysteme. Durch
diese Stellen wird der Programmhaushalt 2022–2023 umgesetzt, und zwar mit Unterstützung durch ein breites
Spektrum von Partnerschaften, darunter über 270 Kooperationszentren der WHO.
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7.    Während unser Blick auf die Zukunft gerichtet ist, sind wir fest entschlossen, niemanden
zurückzulassen und die im EPW festgelegten Ziele zu verwirklichen, und werden uns dabei von
dem neuen EPW-Messrahmen leiten lassen, der dem Regionalkomitee auf dieser Tagung zur
Zustimmung vorgelegt wird. Wie im weiteren Verlauf dieses Berichts erläutert, ist es
WHO/Europa unter erheblichen Anstrengungen gelungen, den Herausforderungen dieses
vergangenen Jahres gerecht zu werden und die Bewältigungs- und Wiederaufbaumaßnahmen
in den Ländern zu unterstützen. Gleichzeitig haben wir vorrangig auch langfristige Pläne
verfolgt, die eng mit dem global ausgerichteten Dreizehnten Allgemeinen Arbeitsprogramm
2019–2023 (GPW 13) verknüpft sind.

8.    Die Pandemie hat einen verheerenden Tribut gefordert, im Hinblick auf den Verlust von
Menschenleben und die Gesundheit all derer, die an durch COVID-19 bedingten
Gesundheitsproblemen leiden, aber auch auf die psychische Gesundheit und die weitreichenden
wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Auswirkungen. Die Regierungen sind zunehmend zu
Haushaltskürzungen gezwungen, und die Fristen für die Erfüllung unserer gesundheitlichen
Ziele rücken unerbittlich näher. Dennoch gibt es noch Grund zu Optimismus und Hoffnung.

9.    Während meiner Reisen in der gesamten Europäischen Region der WHO hatte ich die
Ehre, viele Menschen kennenzulernen, die ich als „Super-Spreader“ von Solidarität und
Hoffnung bezeichnen möchte, zwei Eigenschaften, die in diesen schwierigen Zeiten so
dringend benötigt werden. Unsere an vorderster Linie tätigen Gesundheitsfachkräfte,
Epidemiologen, Gesundheitswissenschaftler und politischen Entscheidungsträger tragen all
dazu bei, Gesundheit und Wohlbefinden im Mittelpunkt staatlichen Handelns zu halten, treten
unermüdlich für Gesundheit, Chancengleichheit und Menschenrechte ein, übernehmen eine
Führungsrolle im Kampf gegen den Klimawandel und weisen uns so mutig den Weg nach vorne
– darunter auch unsere königliche Schirmherrin, Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin
von Dänemark, deren vorbehaltlose Unterstützung für WHO/Europa wir von ganzem Herzen
zu schätzen wissen.

10. Die Pandemie wird in unserem kollektiven Gedächtnis tiefe Spuren hinterlassen. Doch
sie hat auch den Weg zu einem besseren, unschätzbar wichtigen neuen Verständnis der
Bedeutung von Gesundheit geebnet: dass Gesundheit eine zentrale Voraussetzung für die
Funktionsfähigkeit von Volkswirtschaften und Gesellschaften und ein Band zwischen den
Menschen und unserem Planeten ist – und dass sie nie als Selbstverständlichkeit hingenommen
werden darf. Was auch immer die Zukunft bringt: Wir waren noch nie besser gerüstet und noch
nie so gut informiert über die besten Wege zur Bewältigung künftiger Gefahren und
Herausforderungen wie heute, nämlich mit internationaler Solidarität, einer reformierten
primären Gesundheitsversorgung und einer regionsübergreifenden Zusammenarbeit.

11. Es bleibt noch viel zu tun, aber es gibt auch eine Vielzahl von Erfolgen zu feiern. So freue
ich mich, Ihnen diesen Bericht präsentieren und darin einige kurze Einblicke in die Arbeit von
WHO/Europa über die vergangenen zwölf Monate geben zu können.

Einführung
12. Dieser Bericht soll einen Überblick über einige der wichtigsten Aktivitäten von WHO/Europa
seit September 2020 geben. Er positioniert die Arbeit von WHO/Europa im Kontext der globalen
Familie der Vereinten Nationen und vermittelt einen Eindruck von unserer Arbeitsweise – auf
globaler Ebene, in den Regionen, sowie auf subregionaler und nationaler Ebene.
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13. In diesem Bericht soll keine umfassende Darstellung der Tätigkeit von WHO/Europa
vorgenommen werden. Vielmehr sollte er in Verbindung mit der mündlichen Präsentation des
Regionaldirektors auf dem RC71 sowie mit den begleitenden Dokumenten für das RC71
gelesen werden, etwa den Fortschrittsberichten, in denen sich detaillierte Informationen zu den
programmbezogenen Aktivitäten der letzten zwölf Monate finden. Vor allem die hier
angeführten Beispiele für die Arbeit auf der Länderebene bieten nur punktuelle Einblicke in die
unendliche Vielzahl an Maßnahmen der Länderbüros zur Unterstützung der Mitgliedstaaten.

14. Der vorliegende Bericht orientiert sich an der Struktur des EPW, das vom
Regionalkomitee im Jahr 2020 als neuer Handlungsrahmen für WHO/Europa angenommen
wurde und die Arbeit von WHO/Europa am globalen GPW 13 ausrichtet. In dem Bericht
werden die Maßnahmen zu jeder der drei Säulen der dreifachen Milliarden-Zielmarke des
GPW 13 zusammengefasst: allgemeine Gesundheitsversorgung, gesundheitliche Notlagen und
Gesundheit und Wohlbefinden. Er schildert die weiteren Fortschritte von WHO/Europa, die
Länder in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu stellen und seine eigene Zwecktauglichkeit zu
verbessern, ganz in Einklang mit der unterstützenden vierten Säule des GPW 13. Ferner wird
über die bisherigen Vorbereitungen für den Start der vier Flaggschiff-Initiativen des EPW
berichtet und dabei die drei zentralen Ansprüche, die die Arbeit von WHO/Europa in den
vergangenen zwölf Monaten geleitet haben – Förderung von Innovation, Stärkung der
Kooperation und Überwindung der COVID-19-Pandemie – miteinander verflochten, und so die
Gesundheitsversorgung im Sinne eines Wiederaufbaus zum Besseren neu konzipiert.

Die Arbeit von WHO/Europa
15. Nach dem beispiellosen Jahr 2020 verfolgte WHO/Europa in der zweiten Hälfte des
Jahres 2020 bis ins Jahr 2021 hinein einen Ansatz, der ein zweigleisiges Vorgehen beinhaltete:
a)   Bewältigung der anhaltenden Herausforderungen in Verbindung mit COVID-19 und
b)   entschlossenes Handeln in Bezug auf andere gesundheitliche Prioritäten und
     unentbehrliche Gesundheitsleistungen.

16. Verschiedene gesundheitliche Notlagen in den vergangenen zwölf Monaten haben erneut
die entscheidende Bedeutung von Gesundheit und Wohlbefinden für die Gesellschaft
unterstrichen. Inmitten der Verwüstung bieten sie auch Chancen zur Schaffung einer neuen
Dynamik und zur Unterstützung von nicht mit Notlagen verbundenen gesundheitlichen
Initiativen. Dies wurde in der Zusammenarbeit von WHO/Europa mit Mitgliedstaaten und
Partnerorganisationen zur Erzielung von Fortschritten bei den zentralen Prioritäten und
Flaggschiff-Initiativen des EPW wiederholt bestätigt. Die folgenden Abschnitte bieten einen
Überblick über diese Arbeit.

Zentrale Priorität 1: Allmähliche Verwirklichung einer allgemeinen
Gesundheitsversorgung

17. COVID-19 hat die Gefahren und Tücken gesundheitlicher Ungleichgewichte offengelegt und
das seit Jahren beste Argument dafür geliefert, die Verwirklichung einer allgemeinen
Gesundheitsversorgung als vorrangiges Ziel anzustreben. Obwohl Gesundheit ein grundlegendes
Menschenrecht ist, haben jahrzehntelange Ungleichheiten beim Zugang zur
Gesundheitsversorgung innerhalb der Europäischen Region zu Unterschieden bei gesundheitlichen
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Resultaten geführt. Die Pandemie hat die besorgniserregende Realität der Ungleichheit
schonungslos offenbart, aber auch den Handlungsappell lauter werden lassen. Die Verwirklichung
einer allgemeinen Gesundheitsversorgung wird nicht nur für die Bevölkerung eine Verbesserung
von Gesundheit und Lebensqualität insgesamt bewirken, sondern auch dafür sorgen, dass die
Länder und Regionen besser für künftige gesundheitliche Notlagen gerüstet sind. Eine weitere
deutliche Erkenntnis aus der Pandemie lautet, dass es insgesamt solchen Länder besser ergangen
ist, die strategisch in ihr öffentliches Gesundheitswesen und in die primäre Gesundheitsversorgung
investiert haben, jeweils untermauert durch ausgereifte digitale Ökosysteme, die es ihnen
ermöglichen, die gesundheitliche Grundversorgung konsequent aufrechtzuerhalten und gleichzeitig
die Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie zu intensivieren.

Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung

18. Die Pandemie hat die Gesundheitssysteme in der Europäischen Region in beispielloser
Weise auf die Probe gestellt. Angesichts der – nach wie vor – anhaltend extremen Belastung
für das an vorderster Linie tätige Personal hat die WHO das Jahr 2021 zum Internationalen Jahr
der Gesundheits- und Pflegefachkräfte ausgerufen. Im Juni 2021 hat WHO/Europa zusammen
mit dem Regionalbüro für Südostasien und dem Regionalbüro für den östlichen
Mittelmeerraum einen hochrangigen politischen Dialog zum Thema „Grenzüberschreitende
Mobilität von Gesundheitsfachkräften“ veranstaltet, bei dem Mobilitätsmuster vor und nach der
COVID-19-Pandemie sowie neue Herausforderungen und Chancen in Bezug auf eine ethisch
vertretbare Anwerbung und Beschäftigung von ausländischen Arbeitnehmern erörtert wurden.

19. WHO/Europa hat insgesamt zwölf Mitgliedstaaten in den Bereichen Personalplanung und
Leistungsmanagement im Gesundheitswesen, Gesundheitserziehung, Datenerhebung, -analyse und
-überwachung sowie in Bezug auf die künftige Entwicklung der Pflegeberufe fachlich unterstützt.

20. Im März 2021 organisierte WHO/Europa die zweijährige Tagung der obersten
Beauftragten für das Pflege- und Hebammenwesen, des Europäischen Forums der nationalen
Pflege- und Hebammenverbände und der WHO-Kooperationszentren in der Europäischen
Region (virtuelle Tagung am 24. und 25. März 2021). Im Rahmen der Tagung wurden die
regionsweiten Herausforderungen, Prioritäten und Chancen in Bezug auf die Globalen
strategischen Leitlinien für die Stärkung des Pflege- und Hebammenwesen (2016–2020)
erörtert, die in dem Fahrplan für das Pflege- und Hebammenwesen in der Europäischen Region
2021 Berücksichtigung finden sollen.

21. Im April 2021 richtete WHO/Europa in Athen das Kompetenzzentrum der Europäischen
Region der WHO für Versorgungsqualität und Patientensicherheit ein. Dessen Auftrag besteht
darin, die Schaffung nationaler Strategien und Handlungsrahmen zu unterstützen, ein
Innovationszentrum für den Austausch neuartiger Lösungsansätze einzurichten,
Forschungsergebnisse und Erkenntnisse in praktisch anwendbares Wissen umzusetzen und
Bündnisse aufzubauen.

22. In den vergangenen zwölf Monaten hat eine beeindruckende Umgestaltung der primären
Gesundheitsversorgung auf der Ebene der Länder stattgefunden. Die Länder haben die
Gelegenheit ergriffen, langfristige Konzepte zur Stärkung der primären Gesundheitsversorgung
zu forcieren, etwa durch Ergänzung der Teams in der primären Gesundheitsversorgung um
Sozialarbeiter und Fachkräfte für psychische Gesundheit für einen ganzheitlicheren Ansatz und
durch Investitionen in mobile Teams und digitale Angebote im Sinne von mehr Bürgernähe und
um die schutzbedürftigen Gruppen zu erreichen. WHO/Europa hat insgesamt 15 Länder bei der
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Stärkung der Handlungsfähigkeit der primären Gesundheitsversorgung direkt unterstützt; dabei
lagen die Schwerpunkte auf den Ländern Zentralasiens, der Kaukasusregion, Osteuropas und
des Westbalkans und es ging um die Aufrechterhaltung einer Reihe vorrangiger unentbehrlicher
Leistungen sowie um Hilfe bei der Bekämpfung von COVID-19.

23. Im Frühjahr hielt der Regionaldirektor eine Rede vor dem Rat der Gesundheitsminister
der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), in der er die Bedeutung der primären
Gesundheitsversorgung für den Zugang zur Gesundheitsversorgung während der Pandemie
hervorhob und die führenden Politiker dazu aufforderte, sich erneut zur Bedeutung der primären
Gesundheitsversorgung zu bekennen.

24. Zur Hervorhebung der Bedeutung der primären Gesundheitsversorgung startete das
Europäische Zentrum der WHO für primäre Gesundheitsversorgung in Almaty (Kasachstan) die
erfolgreiche monatliche Webinar-Reihe „Let’s Talk Primary Health Care“ im Format einer Talk-
Show in englischer und russischer Sprache. Das Ziel dieser Reihe bestand darin, Kontakte mit für
die primäre Gesundheitsversorgung zuständigen Sonderarbeitsgruppen in verschiedenen Ländern
der Europäischen Region herzustellen und einen regelmäßigen länderübergreifenden Dialog über
Bedeutung und Zukunft der primären Gesundheitsversorgung in Gang zu bringen. Bisher haben
sich an dieser Reihe Teilnehmer aus mehr als 40 Ländern beteiligt.

25. Im Juni 2021 startete WHO/Europa zusammen mit unserem Kooperationszentrum am
Medizinischen Zentrum der Universität Amsterdam eine Schulungsreihe über
Leistungsüberwachung     und    Leistungsmanagement     im    Bereich    der primären
Gesundheitsversorgung. An der ersten Runde nahmen Teams aus sechs Ländern (Georgien,
Lettland, Litauen, Kasachstan, der Ukraine und Usbekistan) teil, die maßgeschneiderte
Unterstützung in Form von Workshops und gezielter Betreuung erhielten. Darüber hinaus hat
WHO/Europa mit Unterstützung durch die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung intensiv mit
Kasachstan, den Niederlanden, Rumänien, Tadschikistan und dem Vereinigten Königreich
Großbritannien und Nordirland zusammengearbeitet, um die Folgen der Störung der
gesundheitlichen Versorgung von Müttern und Kindern durch COVID-19 zu untersuchen und
Wege zu ihrer künftigen Milderung zu finden.

26. Die Pandemie hat schonungslos die Defizite im Pflegewesen der Länder der
Europäischen Region offenbart, was in einigen Ländern eine Überprüfung des Bedarfs zur
Folge hatte. In den vergangenen zwölf Monaten hat WHO/Europa Frankreich und Slowenien
bei der Einrichtung von Systemen der Langzeitpflege für ältere Menschen unterstützt, die den
Bedürfnissen einer rapide alternden Bevölkerung besser gerecht werden; dazu sind bessere
Leistungsangebote erforderlich, die es mehr Menschen ermöglichen, länger unabhängig zu
leben, und bei denen ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet wird, dass Menschen mit
Demenzerkrankungen nicht zurückgelassen werden.
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 Kasten 1: Flaggschiff-Initiative: Die Befähigung zu selbstbestimmtem Handeln mit Hilfe digitaler
 Gesundheitsangebote
 Im Rahmen dieser Flaggschiff-Initiative unterstützt WHO/Europa die Mitgliedstaaten dabei, digitale
 Technologien im Rahmen der nationalen Reaktion auf die Pandemie sowie zur Gewährleistung der Kontinuität
 von Gesundheitsangeboten mithilfe innovativer Lösungen anzuwenden.
 Als die Region der WHO, in der digitale Technologien zur Kontaktverfolgung am umfassendsten genutzt
 werden – dies ist in mindestens 31 von 53 Ländern der Fall –, hat WHO/Europa zusammen mit dem
 Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und dem WHO-
 Hauptbüro einen richtungsweisenden Leitfaden verfasst, um die Effektivität dieser Technologien für das
 öffentliche Gesundheitswesen zu beurteilen. Damit wurde weltweit erstmals ein Bezugswert für die Messung
 der Nutzung und Wirksamkeit einer digitalen Kontaktverfolgung als integraler Bestandteil der Reaktion des
 öffentlichen Gesundheitswesens auf die Pandemie entwickelt.
 Darüber hinaus war WHO/Europa im Namen einer Koalition von Partnerorganisationen der Vereinten Nationen
 federführend bei einer erfolgreichen Bewerbung um ein wegweisendes Pilotprojekt in Georgien, das auf die
 Minderung der Folgen von COVID-19 durch Telemedizin und digitale Gesundheitsangebote abzielt und die
 Einführung eines neuen Modells für die primäre Gesundheitsversorgung ermöglichen soll. In Lettland hat
 WHO/Europa das Gesundheitsministerium fachlich bei der Bewertung der Digitalisierung, der Feststellung von
 Defiziten und der Ausarbeitung eines Entwurfs einer nationalen Strategie für die digitale Umgestaltung
 unterstützt. In Rumänien hat WHO/Europa LENA entwickelt, eine mobile App, die Gesundheitsfachkräften
 eine Handlungsanweisung für Gespräche mit Patienten über impfbezogene Aspekte liefert.
 WHO/Europa hat auch Verbesserungen an seiner in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem
 Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) entwickelten mobilen App HealthBuddy+ eingeführt. Die
 multifunktionale Informationsplattform stellt mithilfe von maschinellem Lernen, künstlicher Intelligenz und
 einer kontinuierlichen Überprüfung von Fakten bedarfsgerecht evidenzbasierte Informationen zu COVID-19
 für die Öffentlichkeit zusammen, und zwar in 22 Sprachen.
 Durch die Überbrückung von Unterschieden zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor inner- und
 außerhalb der Region können Maßnahmen zum Ausbau der Interoperabilität sowie die Nutzung von
 Gesundheitsdaten erheblich beschleunigt werden. Im August 2021 besuchte der Regionaldirektor die
 Vereinigten Staaten von Amerika und hatte verschiedentlich Gelegenheit, neue transatlantische Partnerschaften
 für die digitale Gesundheit aufzubauen, die im Hinblick auf die Vereinheitlichung und Abstimmung von
 Maßnahmen zur Verwirklichung der strategischen Ziele der Flaggschiff-Initiative für digitale Gesundheit
 überaus vielversprechend sind.

Finanzielle Härten aufgrund von Zahlungen aus eigener Tasche

27. Die Bedeutung einer finanziellen Absicherung für die Bekämpfung von
Ungleichgewichten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung wurde im April 2021 deutlich,
als das Büro der WHO zur Finanzierung der Gesundheitssysteme in Barcelona seinen neuen
Bericht mit dem Titel „Gesundheitsausgaben in der Europäischen Region: der Beginn einer
neuen Ära“ veröffentlichte, die erste eingehende Analyse der Gesundheitsausgaben in allen
53 Mitgliedstaaten der Europäischen Region in fast zwei Jahrzehnten. In dem Bericht werden
die wichtigsten Muster und Trends in folgenden Bereichen untersucht:
      •     Gesundheitsausgaben vor der Pandemie;
      •     der Stellenwert von Gesundheit im Rahmen der Staatsausgaben und die ungünstigen
            Auswirkungen von Zahlungen aus eigener Tasche auf die finanzielle Absicherung;
      •     obligatorische Regelungen zur Gesundheitsfinanzierung und deren Auswirkungen
            auf Fortschritte bei der Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung;
      •     Ausgaben für die primäre Gesundheitsversorgung; und
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     •     die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Gesundheitsausgaben und die
           Rolle staatlicher Politik bei der Abfederung der negativen Folgen der Pandemie und
           bei der Förderung der Widerstandsfähigkeit von Gesundheitssystemen.

28. Diese erstmals in dieser Form durchgeführte Analyse verdeutlicht, dass wirtschaftliche
Erschütterungen langfristige negative Auswirkungen auf die staatlichen Gesundheitsausgaben
haben. Zwischen 2013 und 2018, nach der Erholung von der globalen Finanzkrise, wuchsen in
den meisten Ländern der Europäischen Region mit niedrigerem mittlerem Volkseinkommen
sowie in rund der Hälfte der Länder mit gehobenem mittlerem bzw. hohem Volkseinkommen
die Zahlungen aus eigener Tasche für Gesundheit schneller als die öffentlichen
Gesundheitsausgaben. Kürzungen im Gesundheitsetat und bei den Leistungsansprüchen haben
in den Ländern und insgesamt in der Europäischen Region die Fortschritte auf dem Weg zu
einer allgemeinen Gesundheitsversorgung untergraben. Es ist für die Länder schwierig, eine
starke finanzielle Absicherung bereitzustellen, wenn Zahlungen aus eigener Tasche mehr als
15% der aktuellen Gesundheitsausgaben ausmachen. Gleichzeitig hat sich die Kluft zwischen
Ländern mit hohem und Ländern mit mittlerem Volkseinkommen hinsichtlich der Fähigkeit,
die Menschen vor finanziellen Härten zu schützen und den ungedeckten Bedarf zu decken,
stetig ausgeweitet. Die Ergebnisse des Berichts unterstreichen, wie wichtig es ist, Gesundheit
zu einer politischen Priorität zu machen, wie dies auch in dem Handlungsappell der
Paneuropäischen Kommission für Gesundheit und nachhaltige Entwicklung zum Ausdruck
kommt. Regierungen, die trotz zu erwartender Sparzwänge bereit sind, Gesundheit und
Wohlbefinden in den Mittelpunkt des Wiederaufbaus nach COVID-19 zu stellen, sollten
tatkräftige Unterstützung von internationalen Finanzinstitutionen und der Öffentlichkeit
erhalten, da Umfragen durchgehend zeigen, in welchem Maße die Menschen staatliche
Investitionen in Gesundheit wertschätzen.

29. In den vergangenen zwölf Monaten hat WHO/Europa in 14 Ländern fachliche Hilfe mit
Schwerpunkt auf der Reduzierung von Zahlungen aus eigener Tasche geleistet und für
Albanien, Finnland, Georgien, Nordmazedonien, die Republik Moldau und Zypern detaillierte
Analyseberichte mit Grundsatzempfehlungen in Bezug auf Leistungsansprüche, Zugang und
finanzielle Absicherung erstellt.

30. Darüber hinaus hat WHO/Europa Usbekistan bei der Entwicklung und Annahme eines
wegweisenden Gesetzespakets zur Förderung einer umfassenden Reform der
Gesundheitsfinanzierung und Leistungserbringung fachlich unterstützt, die auf eine Verbesserung
der finanziellen Absicherung und des Zugangs zu einer hochwertigen evidenzbasierten primären
Gesundheitsversorgung abzielt.

Zugang zu Arzneimitteln, Impfstoffen und Diagnostika

31. Die im September 2020 zusammen mit dem norwegischen Ministerium für Gesundheit
und Pflege und der norwegischen Arzneimittelagentur gestartete Oslo-Initiative für
Arzneimittel bietet ein Forum für den Entwurf einer neuen gemeinsamen Zukunftsvision für
die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor mit dem Ziel der Schaffung
eines chancengleichen und nachhaltigen Zugangs zu wirksamen neuartigen hochpreisigen
Medikamenten. Im Rahmen dieser Initiative fand im Januar 2021 eine informelle Konsultation
statt, an der 114 Vertreter von 33 Mitgliedstaaten teilnahmen, um die Aufgaben und
Zuständigkeiten des öffentlichen und privaten Sektors in verschiedenen Ländern zu erörtern
und Rückmeldungen zu den Vorschlägen für die Weiterführung der Initiative einzuholen. Im
April 2021 fand eine Konsultation mit nichtstaatlichen Akteuren im Rahmen der Oslo-Initiative
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für Arzneimittel statt. Im Juni 2021 wurde der Regionaldirektor von der International
Federation of Pharmaceutical Manufacturers and Associations und der European Federation of
Pharmaceutical Industries and Associations zur Vorstellung der Oslo-Initiative für Arzneimittel
und zu ihrer Erörterung mit den Vorstandsvorsitzenden der größten Unternehmen der
biopharmazeutischen Industrie eingeladen. Dabei ging es um die zentrale Frage, wie die
Branche zur erfolgreichen Umsetzung der Initiative beitragen kann, und um die Vereinbarung
von Leitgrundsätzen für öffentlich-private Partnerschaften auf dem Weg zu einem neuen
sozialen Pakt für einen nachhaltigen Zugang zu bezahlbaren, innovativen Arzneimitteln.

32. WHO/Europa und die Abteilung Versorgung von UNICEF haben mit Unterstützung durch
den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (Globaler Fonds) ihre
fachlichen Ressourcen und ihren Sachverstand zusammengeführt, um die Gesundheitsbehörden
von fünf Ländern – Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, der Republik Moldau und Usbekistan
– bei der Optimierung ihrer Lieferketten für eine zeitnahe Bereitstellung von Arzneimitteln und
anderen Gesundheitsprodukten zu unterstützen. Integrierte Teams werden den
Entwicklungsbedarf in den Managementsystemen der Lieferketten feststellen und dabei deren
Stärken, Schwächen und Möglichkeiten als Grundlage für die Vorbereitung und Umsetzung von
Verbesserungsplänen identifizieren und quantifizieren.

33. Die Notwendigkeit, die Arzneimittelsicherheit und einen chancengleichen Zugang zu
Impfstoffen zu gewährleisten und gleichzeitig die nationalen Gesundheitssysteme zu stärken,
wurde während des einwöchigen Besuchs des Regionaldirektors in der Russischen Föderation
zum Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg noch deutlicher hervorgehoben. Bei
dessen Eröffnungsveranstaltung, dem Forum zur Arzneimittelsicherheit, unterstrich der
Regionaldirektor die Bedeutung gesundheitlicher Chancengleichheit und internationaler
Zusammenarbeit für die Gewährleistung eines chancengleichen Zugangs zu unentbehrlichen
Leistungen, Arzneimitteln und Technologien.
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 Kasten 2: Flaggschiff-Initiative zur psychischen Gesundheit: Untersuchung der Auswirkungen von
 COVID-19 auf die psychische Gesundheit
 Angesichts der verstärkten Schwerpunktlegung auf die psychische Gesundheit in der Europäischen Region
 infolge der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Beschränkungen wurde im Februar 2021 im
 Rahmen der EPW-Flaggschiff-Initiative „Bündnis für psychische Gesundheit“ ein fachlicher Beirat
 eingerichtet, der sich aus einschlägigen Experten, an vorderster Linie tätigen Fachkräften, Nutzern von
 Angeboten im Bereich der psychischen Gesundheit und Überlebenden einer COVID-19-Infektion
 zusammensetzt. Ziel des Beirats war es, die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit zu
 untersuchen, angemessene Ratschläge und Empfehlungen an die Mitgliedstaaten abzugeben und den
 zuständigen nationalen Behörden wesentliche Gegenmaßnahmen vorzuschlagen.
 Der fachliche Beirat fand Belege für erhöhte Raten psychischer Belastung und psychischer
 Gesundheitsprobleme und konnte auch belegen, dass bestimmte Gruppen einem höheren Risiko für
 Auswirkungen auf die psychische Gesundheit ausgesetzt sind, etwa Frauen, jüngere Menschen und Personen
 mit bereits bestehenden psychischen Gesundheitsproblemen, dass Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau
 und geringerem Einkommen sowie Alleinlebende oder mit Kindern Lebende ein erhöhtes Risiko für
 Angstzustände und Depressionen aufweisen und dass die psychische Gesundheitsversorgung in 38% der Länder
 der Europäischen Region erheblich und in fast der Hälfte der Länder zumindest teilweise beeinträchtigt war.
 Dies umfasste etwa die Einstellung von Angeboten, Personalabbau und eine geringere Inanspruchnahme von
 Angeboten durch Patienten.
 Die Empfehlungen des Beirats wurden auf dem Gipfel über die erforderlichen Maßnahmen zur Bekämpfung
 der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit und die Gesundheitsversorgung in
 der Europäischen Region der WHO in Athen vorgestellt, der am 22. und 23. Juli 2021 von WHO/Europa
 zusammen mit der griechischen Regierung ausgerichtet wurde. Der Gipfel, bei dem die erforderlichen
 Maßnahmen zur Bekämpfung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit und
 die Gesundheitsversorgung im Mittelpunkt standen, war die erste von WHO/Europa organisierte internationale
 Veranstaltung im Hybrid-Format seit Beginn der Pandemie und verzeichnete 140 Teilnehmer (70 Präsenz-
 Teilnehmer in Athen und weitere 70 Online-Teilnehmer) aus 29 Mitgliedstaaten. Auf dem Gipfel wurde eine
 gemeinsame Erklärung angenommen, mit der eine nachdrückliche Botschaft darüber ausgesandt wurde, wie
 wichtig es ist, die psychische Gesundheit in den Mittelpunkt des wirtschaftlichen und sozialen Wiederaufbaus
 zu stellen. Gleichzeitig wurden darin die Lehren aus der Pandemie berücksichtigt und eine umfassende Reform
 der psychischen Gesundheitsversorgung gefordert. Der Inhalt der Erklärung prägte zudem das fachliche Paket,
 das auf dem RC71 vorgestellt werden soll.

Zentrale Priorität 2: Schutz vor gesundheitlichen Notlagen
34. Das vergangene Jahr stand im Zeichen der Fortsetzung der schlimmsten gesundheitlichen
Notlage, die die Welt seit einem Jahrhundert erlebt hat. Vom ursprünglichen Ausbruch von
COVID-19 bis zum 22. August 2021 hat die Europäische Region insgesamt mehr als
60 Mio. bestätigte Fälle und über 1,3 Mio. Todesfälle registriert. In jüngster Zeit hat die
Entstehung neuer Varianten die Bekämpfung der Pandemie weiter erschwert und verdeutlicht,
dass COVID-19 das Leben in der Region noch für einige Zeit prägen wird. Vor diesem
Hintergrund hat WHO/Europa seine Arbeit zur Vorbereitung und zum Schutz der Länder in der
Region vor – der gegenwärtigen wie auch künftigen – gesundheitlichen Notlagen fortgesetzt.

Impfstrategien gegen COVID-19 und ihre Durchführung

35. Im Rahmen der Europäischen Impfagenda 2030 (EIA 2030), einer der Flaggschiff-
Initiativen des EPW, wurde eine ausgewogene und gerechte Verteilung von Impfstoffen und
Impfungen gegen COVID-19 als ein wirksames Instrument zur Eindämmung der Pandemie
aufgenommen. Nach ihrer Entwicklung und Zulassung wurden Impfstoffe schnell zur stärksten
Waffe der Europäischen Region – und der ganzen Welt. WHO/Europa begann damit, die
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Mitgliedstaaten bei den Vorbereitungen auf den Einsatz der Impfstoffe zu unterstützen: durch
Festlegung geeigneter Impfstrategien zum Schutz besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen
und den Aufbau von Kapazitäten in den Gesundheitsberufen. Dies beinhaltete folgende Elemente:
     •     Zusammenarbeit mit dem Europäischen Beirat für Immunisierungsfragen
           (ETAGE), der das Programm für impfpräventable Krankheiten und Immunisierung
           bei WHO/Europa unabhängig fachlich beraten soll, zum Zwecke der Skizzierung
           von insgesamt zehn strategischen Programmbereichen, die jedes Land prüfen und
           im Interesse einer effizienten Impfkampagne umsetzen muss;
     •     Durchführung von mehr als 40 fachlichen Webinaren zum Kapazitätsaufbau in
           jedem der fachlichen Programmbereiche, die von über 3400 Teilnehmern absolviert
           wurden;
     •     Entwicklung einer Online-Plattform für Gesundheitspersonal, andere Fachkräfte
           und die Öffentlichkeit zur Beantwortung der häufigsten Fragen über Impfungen und
           Impfstoffe, mit mehr als 30 kurzen Videoclips und Podcasts in englischer,
           russischer, spanischer, tschechischer und ukrainischer Sprache;
     •     Erstellung und Überarbeitung impfstoffspezifischer Arbeitshilfen und
           Faktenblätter, um dem Gesundheitspersonal die nötigen fachlichen Informationen
           an die Hand zu geben; und
     •     Schaffung und Verbreitung von Inhalten in den sozialen Medien, u. a. durch die
           Kampagne „100 Tage zur Impfung des Gesundheitspersonals“.

36. Aufgrund der aus 48 Mitgliedstaaten eingegangenen Informationen zur
Bereitschaftsplanung waren die WHO, UNICEF und andere maßgebliche Akteure auf
regionsweiter und nationaler Ebene in der Lage, zusammen mit den Ländern Defizite in den
Programmbereichen zu ermitteln, die mit der energischen Einführung und Umsetzung von
Impfungen gegen COVID-19 verknüpft sind und in denen Handlungsbedarf besteht.

37. Die ersten Länder in der Europäischen Region begannen Ende Dezember 2020 mit der
Impfung gegen COVID-19. Dabei wurden Gesundheitspersonal, Senioren und Personen mit
Vorerkrankungen vorrangig behandelt. Danach erhielten auch andere Bevölkerungsgruppen
Zugang zu den Impfungen. Der online verfügbare COVID-19-Impfprogramm-Monitor von
WHO/Europa ermöglicht eine Mitverfolgung der gemeldeten Impfdaten nach Altersgruppe in
51 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region.

38. Mit Stand von Mitte August 2021 hatten nach offiziellen und inoffiziellen Daten aus allen
Mitgliedstaaten 47% der Bevölkerung der Europäischen Region die erste Dosis Impfstoff und
38% die vollständige Impfung gegen COVID-19 erhalten. Gegenwärtig ist innerhalb der
Europäischen Region die Inanspruchnahme in der Altersgruppe von 70 bis 79 Jahren am
höchsten und liegt bei 82,5%. Die niedrigste Quote hat die Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren
mit 34,1%.

39. Um die Wirkung der verfügbaren Impfstoffe auf die Epidemiologie von COVID-19 zu
maximieren und die Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens zu
gewährleisten, wurden Gesundheitsfachkräfte und ältere Menschen als vorrangige Zielgruppen
für die nationalen Impfstrategien empfohlen. Mit Stand von Mitte August 2021 hatten nach den
vorliegenden Daten aus 34 Mitgliedstaaten der Europäischen Region 83% des
Gesundheitspersonals die erste Dosis Impfstoff und 73% die vollständige Impfung gegen
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COVID-19 erhalten. Als eine vorrangige Bevölkerungsgruppe hatten 74% der Altersgruppe über
60 Jahre die erste Dosis und 69% die vollständige Impfung erhalten.

40. Seit Beginn der Impfkampagne im ersten Land der Region mit Unterstützung durch den
ETAGE wurden knapp 800 Mio. Dosen COVID-19-Impfstoff verabreicht. Trotz der enormen
Anstrengungen der Länder in der Region zur Bereitstellung von Impfstoffen gegen COVID-19
für ihre Bevölkerung gibt es eklatante Ungleichgewichte in Bezug auf die Inanspruchnahme
der Impfungen. So hatten mit Stand vom 10. August 2021 nur 13% der Bevölkerung in Ländern
mit niedrigem bis niedrigerem mittlerem Volkseinkommen eine Dosis Impfstoff erhalten,
verglichen mit 62% in Ländern mit hohem Volkseinkommen. Diese Diskrepanz zeigt sich auch
zwischen verschiedenen Altersgruppen sowie zwischen einzelnen Ländern.

41. Seit März 2021, als die COVAX-Fazilität zunächst in der Republik Moldau mit der
Bereitstellung von Impfstoffen für Länder der Europäischen Region begann, wurden insgesamt
13,1 Mio. Dosen COVID-19-Impfstoff an 16 Mitgliedstaaten in der Region geliefert. Darüber
hinaus haben einige Länder der Europäischen Region bilaterale Spenden aus Nachbarländern
erhalten, auch über Impfstoffspenden an die COVAX-Fazilität. Vertreter der WHO und die
Länderbüros spielen bei der Koordinierung der Impfkampagnen eine Schlüsselrolle und
arbeiten eng mit UNICEF, den Residierenden Koordinatoren der Vereinten Nationen sowie
Delegationen der Europäischen Union (EU) zusammen.

42. Um die Kluft in der Impfstoffversorgung so weit wie möglich zu schließen, schuf der
Regionaldirektor die Initiative COVAX-Plus und ernannte einen Sonderberater für Impfkampagnen
gegen COVID-19. Demnach fungiert WHO/Europa als eine Vermittlungsplattform zwischen
Ländern mit einem Überschuss an Impfstoffen und solchen, die das vom ETAGE festgelegte
Ziel einer Durchimpfung von 80% bisher weit verfehlen. Die unmittelbare und anhaltende
Reaktion auf Bitten von WHO/Europa um bilaterale Spenden von Impfstoffen – als Ergänzung
zur COVAX-Fazilität – ist ein großartiger Erfolg des gesamteuropäischen Unterfangens, zeugt
aber auch von einer globalen Solidarität, die oft über die Europäische Region hinausgeht.

43. Darüber hinaus wurde die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission und
WHO/Europa im Rahmen der mit 40 Mio. € ausgestatteten Initiative „Solidarität im Dienst der
Gesundheit“ gestartet, um die Impfbereitschaft und die Bereitstellung von Impfstoffen gegen
COVID-19 in den sechs Ländern der Östlichen Partnerschaft der EU zu unterstützen:
Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, der Republik Moldau und der Ukraine. Weitere
3,5 Mio. € im Rahmen der Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gesundheitssysteme in den
Ländern des Westbalkans dienen der Förderung der Impfbereitschaft und der Umsetzung von
Impfmaßnahmen in den Ländern des Westbalkans.
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 Kasten 3: Lösungsansätze rund um die Inanspruchnahme von Impfungen, einschließlich der Nachfrage
 nach und Akzeptanz von Impfstoffen
 Einer der wichtigsten Impulsgeber in der Europäischen Region war es, die Inanspruchnahme von Impfungen
 zu beobachten und die Nachfrage nach Impfungen und deren Akzeptanz systematisch zu verstehen, um unter
 Nutzung verfügbarer Daten maßgeschneiderte, gezielte Interventionen in den Ländern zu entwickeln. Das
 Instrument von WHO/Europa, mit dem sich gestützt auf verhaltensbezogene Erkenntnisse und systematische
 Grundlagenforschung erfassen lässt, wie die Bevölkerung den Erhalt von Impfstoffen wahrnimmt, hat den
 Ländern ermöglicht, ihre Interventionen auf die Verbesserung der Durchimpfung zuzuschneiden. In der
 Ukraine hat WHO/Europa in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium systematische
 Grundlagenforschung betrieben, um herauszufinden, warum Gesundheitsfachkräfte zögern, Patienten den
 Impfstoff zu empfehlen. Über fachliche Webinare sowie Informations- und Kommunikationskampagnen für
 Gesundheitsfachkräfte wurden für diese die entsprechenden Grundlagen geschaffen, um Impfdosen rasch zu
 verabreichen, so dass zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts eine Steigerung der Durchimpfung mit einer
 Impfdosis um 10% erreicht war.
 In Kenntnis der Nachfrage- und Akzeptanzprobleme unter Gesundheitsfachkräften in Estland sowie der
 systemischen Probleme bei der Impfstoffregistrierung konnte WHO/Europa gemeinsam mit dem
 Gesundheitsministerium daran arbeiten, durch den Einsatz selbsterklärender Videos für Gesundheitsfachkräfte
 die Inanspruchnahme von Impfungen zu verbessern.
 Um ein ganzheitliches Verständnis für die Wahrnehmung der Bevölkerung von Problemen bei Impfmaßnahmen
 zu gewinnen und auch die Gründe für Impfskepsis umfassend zu verstehen, hat WHO/Europa ein objektives
 Modell entwickelt, das darauf basiert, mit systematischer Modellierung über die Zahlen hinauszublicken und
 Daten für Taten zu nutzen. Im September 2021 ist eine Tagung der obersten Gesundheitsbeamten der
 Mitgliedstaaten geplant, auf der Konzepte und Instrumente zur Unterstützung der Länder bei der
 Beschleunigung der Durchimpfung vorgestellt werden sollen.
 Während des Besuchs des Regionaldirektors in den Vereinigten Staaten im August 2021 zeigten die
 transatlantischen Regierungspartner und die Panamerikanische Gesundheitsorganisation großes Interesse an
 einer dreiseitigen Zusammenarbeit im Kampf gegen Impfskepsis und Desinformation.

Notfallmaßnahmen

44. Schon seit der ersten Phase der Pandemie bemüht sich WHO/Europa mit innovativen
Lösungsansätzen um Unterstützung der Länder bei ihren Notfallmaßnahmen. WHO/Europa hat
täglich auf verschiedenen Plattformen und Kanälen Lageberichte zu COVID-19,
Risikoabschätzungen, Informationsmaterial, aktuelle Überblicke, Übersichtstafeln,
Nachrichten und Erklärungen veröffentlicht, um den Gesundheitsbehörden und der
Allgemeinheit zeitnah evidenzbasierte und für die Europäische Region wie auch die Länder
relevante Leitlinien an die Hand zu geben. Im Oktober 2020 trafen Gesundheitsexperten aus
über 30 Ländern und Partnerorganisationen in der Europäischen Region in einer virtuellen
Sitzung zusammen, um über Wege zur Verbesserung des Bewusstseins für die aufkommende
Pandemiemüdigkeit und zur Wiederbelebung der öffentlichen Unterstützung für schützende
Verhaltensweisen zu diskutieren.

45. Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung zielten darauf ab, die Mitgliedstaaten in den
Mittelpunkt zu stellen, durch die Entwicklung von Instrumenten und Projekten, die speziell für
die Nutzung im jeweiligen nationalen Kontext und mit direkter Relevanz für diesen ausgearbeitet
wurden. WHO/Europa hat Leitlinien, Schablonen und Projekte für folgende Bereiche entwickelt:
Bewältigung der Infodemie; Einbeziehung von Jugendlichen, religiösen Führern und Vertretern
der Zivilgesellschaft; Akzeptanz und Inanspruchnahme von Impfungen; Schulungspakete zu
Aspekten und Grundsätzen von Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung; Ermittlung von
Kontaktpersonen; Schulungen für Medienvertreter und Sprecher. Außerdem hat es Kampagnen
wie DoItAll und SummerSense entwickelt, die den Ländern bei der Ausarbeitung passgenauer
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nationaler Strategien mit Schwerpunkt auf der Bekämpfung von COVID-19 helfen sollen. In
zweiwöchigen Abständen finden Webinare über Risikokommunikation und Bürgerbeteiligung
statt, an denen bisher insgesamt über 3000 Personen inner- und außerhalb der Europäischen
Region teilgenommen haben. WHO/Europa hat auch Massenveranstaltungen wie die Fußball-
Europameisterschaft der UEFA im Juni 2021 beraten und ihre Auswirkungen auf die Pandemie
eng mitverfolgt.

46. Im Herbst 2020 wurde ein fachlicher Beirat zum Thema Schulbetrieb während der
COVID-19-Pandemie eingerichtet. Die Empfehlungen des Beirats wurden auf hochrangigen
Tagungen im Dezember 2020 und Juli 2021 präsentiert, bei denen über 200 Personen aus
40 Ländern der Europäischen Region zusammenkamen und in deren Rahmen Empfehlungen für
das nächste Schuljahr ausgearbeitet wurden und die Länder bei der Aufrechterhaltung des
Schulbetriebs und der Erhaltung von Gesundheit, Wohlbefinden und Entwicklungsmöglichkeiten
der Kinder unterstützt wurden. Der fachliche Beirat ist eine lebendige Plattform und soll auch
weiterhin in Bezug auf ein optimales Gleichgewicht zwischen Vor- und Nachteilen der ergriffenen
Maßnahmen beraten und dabei stets die sich rapide verändernden Rahmenbedingungen im Auge
behalten. In dieser Hinsicht hat die WHO eng mit UNICEF und der Organisation der Vereinten
Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur zusammengearbeitet.

47. Zur Unterstützung der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie aus Sicht des
umweltbezogenen Gesundheitsschutzes hat das Europäische Zentrum der WHO für Umwelt
und Gesundheit (ECEH) in Bonn eine Reihe öffentlicher Webinare abgehalten, bei denen es
um die Verknüpfungen zwischen verschiedenen Aspekten von Umwelt und Gesundheit und der
COVID-19-Pandemie ging. Das ECEH hat in folgenden Bereichen fachliche Leitlinien
veröffentlicht und Überzeugungsarbeit geleistet: Initiativen zur Förderung einer sicheren
Trinkwasser- und Sanitärversorgung sowie guter Hygiene; Befassung mit Fragen der
Verkehrsplanung und Mobilität in Städten während und nach dem Ausbruch; Verringerung der
Gefahr der Hitzebelastung für anfällige Bevölkerungsgruppen während eines Lockdowns; und
Prävention und Bekämpfung von Fallhäufungen von COVID-19 an Arbeitsstätten. Die von
WHO/Europa geleistete Arbeit zur Surveillance des schweren akuten respiratorischen
Syndroms Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) im Abwasser wurde in der Empfehlung der
Europäischen Kommission als ein gemeinsamer Ansatz zur Einführung einer systematischen
Surveillance von SARS-CoV-2 und seiner Varianten in Abwässern in der EU bezeichnet.

48. In dem Bemühen, den Mitgliedstaaten bei der Gewährleistung von Kontinuität zwischen
Wissenschaft und politischen Entscheidungsprozessen Orientierungshilfe zu geben, und in
Anerkennung der beispiellosen Herausforderungen für die Mitgliedstaaten bei der
Heranziehung von (oft ungesicherten) Erkenntnissen zwecks Formulierung staatlicher
Handlungskonzepte gegen COVID-19 ist WHO/Europa eine Partnerschaft mit den Nationalen
Gesundheitsinstituten der Vereinigten Staaten eingegangen, um zu einem besseren Verständnis
einer wirksameren Interpretation kontextualisierter wissenschaftlicher Erkenntnisse durch die
Politik zu gelangen. Die Initiative veröffentlichte zehn Empfehlungen zur Förderung von
Synergien zwischen Wissenschaft und Politik.

49. WHO/Europa hat zudem eine hochrangige Arbeitsgruppe für Sachverständige
einberufen, um bei der Ausarbeitung einer Strategie für eine nachhaltige Kontrolle der
Übertragung von COVID-19 behilflich zu sein. Ihr Auftrag lautet, eine Reihe von Maßnahmen
zur Stabilisierung der Pandemie festzulegen – eine sukzessive mittelfristige Ausstiegsstrategie.
Die Schlussfolgerungen der Arbeitsgruppe werden auf dem RC71 präsentiert und werden als
Grundlage für einen detaillierteren Fahrplan dienen.
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 Kasten 4: Momentaufnahme der Notfallmaßnahmen
 Bisher (Stand: 16. August 2021) hat WHO/Europa bei der Bekämpfung von COVID-19 an über 570 Tagen seit
 der Einrichtung des Teams für Unterstützung im Bereich Ereignis-Management (IMST) folgende Maßnahmen
 durchgeführt:
       •     243 Missionen und Einsätze (oder eine/n alle 2,5 Tage) in 23 Ländern und Gebieten;
       •     Lieferung von über 1,2 Mio. Kilogramm Hilfsgüter im Wert von über 81 Mio. US-$ an 31 Länder
             und Gebiete, darunter ca. 6 Mio. Labor- und Diagnose-Artikel, über 2,6 Mio. Beatmungsgeräte,
             über 2 Mio. Schutzkittel und über 600 000 Handschuhe;
       •     756 Webinare für mehr als 41 000            Teilnehmer zu     verschiedenen    Aspekten   der
             Bekämpfungsmaßnahmen;
       •     Veröffentlichung von 63 fachlichen Leitfäden;
       •     Registrierung von knapp 23 000 gesundheitlichen und sozialen Maßnahmen in der Datenbank von
             WHO/Europa (über 495 000 Klicks);
       •     Beantwortung von über 173 000 Fragen durch die gemeinsame App HealthBuddy+ von
             WHO/Europa und UNICEF/ECARO.

50. WHO/Europa hat auch weiter auf nicht mit COVID verbundene Krisen in der gesamten
Europäischen Region reagiert. Von seinem Projektbüro im türkischen Gaziantep aus
koordiniert WHO/Europa innerhalb der Schwerpunktgruppe Gesundheit die gesundheitliche
und humanitäre Hilfe für die Krise in ganz Syrien (Stufe 3) und darüber hinaus die Notlage in
der Ukraine (Stufe 2). WHO/Europa hat Unterstützungsarbeit bei der Bewältigung der Krise in
Bergkarabach und der länderübergreifenden Notlage der Stufe 2 in Afghanistan geleistet.

51. Die Entdeckung des vakzineassoziierten Poliovirus Typ 2 in Tadschikistan im
vergangenen Jahr war eine drastische Erinnerung an die Ungleichheiten beim Zugang zu
Impfungen sowie daran, in welchem Maße die Pandemie den Routineimpfbetrieb beeinträchtigt
hat. Der Ausbruch löste eine internationale Reaktion aus, bei der die WHO und die Partner im
Rahmen der Weltweiten Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung in enger Abstimmung
mit den nationalen Behörden auf eine Unterbrechung der Übertragung hinarbeiten, um
sicherzustellen, dass Tadschikistan und damit die Europäische Region frei von Poliomyelitis
(Polio) bleiben. Auch in Kirgisistan und Usbekistan wurden die Surveillance- und
Impfmaßnahmen ausgeweitet.

52. WHO/Europa hat in enger Abstimmung mit Partnern wie der Dreierpartnerschaft, dem ECDC
und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit unter Zuhilfenahme des einheitlichen
Gesundheitsansatzes die Vorsorge gegen Influenza sowie andere relevante zoonotische Ereignisse
beobachtet und gesteuert. Unter dem Schlagwort „einheitlicher Gesundheitsansatz“ („One Health“)
wird die Notwendigkeit verstanden, dass verschiedene Handlungsfelder (u. a. Lebensmittel-
sicherheit, Laborwesen und umweltbezogener Gesundheitsschutz) zum Zwecke der Verbesserung
der öffentlichen Gesundheit eng zusammenarbeiten. Dieser Ansatz ist von entscheidender
Bedeutung für die Abwehr von Bedrohungen an der Schnittstelle zwischen Tieren, Menschen und
Umwelt. WHO/Europa hat konsequent eine Anwendung des einheitlichen Gesundheitsansatzes auf
allen Ebenen sowie in allen Umfeldern und Projekten gefordert.
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