Für ein klimaneutrales Berlin Dokumentation zum 2. Stadtdialog Energie und Klimaschutz am 28. September 2015 - Stadtentwicklung Berlin
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Für ein klimaneutrales Berlin Dokumentation zum 2. Stadtdialog Energie und Klimaschutz am 28. September 2015
Inhalt 1 Einführung ........................................................................................................... 4 2 Ablauf der Veranstaltung ................................................................................... 4 2.1 Begrüßung durch Herrn Staatssekretär Christian Gaebler, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt des Landes Berlin......... 4 2.2 Vortrag von Prof. Dr. Bernd Hirschl, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung ............................................................................................. 5 2.3 Interaktive Diskussionsrunde mit IFOK.ideactive: Schwerpunkt „Verkehr – Veränderungen des Modal Splits“...................................................... 8 2.3.1 Impulsreferat: Patrick Klemm, VMZ Berlin Betreibergesellschaft mbH 8 2.3.2 Handlungsfeldbotschafter: Wolter te Riele, Berenschot .................. 8 2.3.3 Fragen zu den einzelnen Maßnahmen des Handlungsfelds „Verkehr – Veränderungen des Modal Splits“ .............................................. 11 2.3.4 Allgemeine Anmerkungen zum Maßnahmenbündel Modal Split im Handlungsfeld Verkehr .................................................................................... 16 2.3.5 Abschließende Bewertung des Handlungsfelds „Verkehr – Veränderungen des Modal Splits“ .................................................................. 18 2.4 Interaktive Diskussionsrunde mit IFOK.ideactive: Schwerpunkt „Energetische Gebäudesanierung" .................................................................... 20 2.4.1 Impulsreferat: Dr. Julika Weiß, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung ...................................................................................... 20 2.4.2 Handlungsfeldbotschafter: Jochen Icken, Märkische Scholle ....... 21 2.4.3 Fragen zu den Maßnahmenbündeln "Energetische Gebäudesanierung“ ......................................................................................... 24 2.4.4 Allgemeine Anmerkungen zu den Maßnahmenbündeln der „Energetischen Gebäudesanierung“ .............................................................. 27 2.4.5 Abschließende Bewertung des Handlungsfelds „Energetische Gebäudesanierung" ......................................................................................... 28 2.5 Interaktive Diskussionsrunde mit IFOK.ideactive: Schwerpunkt „Wissen, Wertschöpfung, Innovation“ ............................................................... 29 2.5.1 Impulsreferat: Prof. Dr. Bernd Hirschl, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung ...................................................................................... 29 2.5.2 Handlungsfeldbotschafter: Marco Peise, Sunride ......................... 30
2.5.3 Fragen zu den Maßnahmen des Schwerpunkts „Wissen, Wertschöpfung, Innovation“ .......................................................................... 31 2.5.4 Allgemeine Anmerkungen zu den Maßnahmen des Schwerpunkts „Wissen, Wertschöpfung, Innovation" ........................................................... 32 2.5.5 Abschließende Bewertung des Handlungsfelds „Wissen, Wertschöpfung, Innovation“ .......................................................................... 33 2.6 Gemeinsamer Abschluss und Ausblick ................................................... 34 3 Feedback und Hinweise ................................................................................... 34 3.1 Allgemeine Hinweise zur Veranstaltung ................................................ 34 3.2 Übergeordnete Hinweise zum Beteiligungsprozess .............................. 35 4 Impressionen ................................................................................................... 37 5 Teilnehmende des Zweiten Stadtdialogs ...................................................... 40
1 Einführung Der Zweite Stadtdialog im Rahmen des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms am 28.09.2015 widmete sich ausgewählten Schwerpunktmaßnahmen aus drei der fünf Handlungsfelder. Dabei handelte es sich um eine der letzten Veranstaltungen im Rahmen des Erarbeitungsprozesses des BEK, bis am 1. Dezember auf der Abschlussveranstaltung der finale BEK-Abschlussbericht vorgelegt werden soll. Während der Veranstaltung hatten alle Teilnehmenden die Möglichkeit, über das Online-Tool IFOK.Ideactive mittels Smartphone, iPad o.ä. Fragen, Hinweise und Kommentare in die Veranstaltung einzubringen. Alle Rückmeldungen sind im Protokoll aufgeführt. Auf den folgenden Seiten findet sich die Zusammenfassung der Ergebnisse des Zweiten Stadtdialogs. 2 Ablauf der Veranstaltung 2.1 Begrüßung durch Herrn Staatssekretär Christian Gaebler, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt des Landes Berlin Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Herr Christian Gaebler, Staatssekretär für Verkehr und Umwelt in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt des Landes Berlin, die Gäste des Zweiten Stadtdialogs Energie und Klimaschutz und dankte Ihnen für Ihr Engagement und Ihre bisherige Mitarbeit. Herr Gaebler machte darauf aufmerksam, dass das Jahr 2015 von extremen Temperaturen und Wetterereignissen auch in Deutschland geprägt war. Der Klimaschutz und die Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels nähmen daher eine wichtige Position auf der politischen Agenda ein. Der Veranstaltungsort der ufaFabrik sei als Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit im Kleinen ein geeigneter Veranstaltungsort. Der Staatssekretär wies darauf hin, dass das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK) neben dem Berliner Energiewendegesetz eine zentrale Säule der Berliner Klimaschutzpolitik sei. Das Grundziel des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms sei dabei die Klimaneutralität bis 2050. Gemeinsam mit dem Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels (AFOK), handele es sich somit um ein zentrales Instrument der Berliner Klimapolitik. Weiterhin führte Herr Gaebler aus, dass das BEK auch als Innovationsmotor verstanden werden solle. Die Maßnahmen seien eine gute Möglichkeit, auch die wirtschaftliche Entwicklung Berlins voranzutreiben. 4
Im Anschluss an die Rede von Herrn Gaebler begrüßte die Moderatorin der Veranstaltung, Lena Judick von der IFOK GmbH die Teilnehmenden. Frau Judick stellte kurz das BEK und den aktuellen Stand der Erarbeitung vor und ordnete den Zweiten Stadtdialog in den Arbeitsprozess ein. Weiterhin erläuterte sie die Ziele der Veranstaltung und erklärte die Funktionsweise des Tools für die Live- Onlinebeteiligung. Danach stellte sie den Ablauf der Veranstaltung und die im zweiten Stadtdialog im Fokus stehenden Schwerpunktthemen vor. Im Anschluss übergab Frau Judick an Herrn Prof. Dr. Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), dem Leiter des Fachprojekts. 2.2 Vortrag von Prof. Dr. Bernd Hirschl, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung Prof. Dr. Bernd Hirschl erläuterte die bisherigen Schritte der Erarbeitung des BEK und präsentierte den aktuellen Sachstand. Der Zweite Stadtdialog sei der letzte Schritt eines umfangreichen Beteiligungsprozesses. Hirschl erläuterte, dass die Ergebnisse der Onlinebeteiligung und des ersten Stadtdialogs im Rahmen der Konsolidierungsphase über den Sommer ausgewertet, inhaltlich ergänzt und in das BEK integriert wurden. Diese Überarbeitung findet sich nun im aktuellen Entwurf des Maßnahmensets (Version 4.0). Im Anschluss ging Herr Hirschl näher auf das Vorgehen und die Methodik der Konsolidierungsphase ein. So wurden die Maßnahmen nach der inhaltlichen Erweiterung und Anpassung jeweils einer Wirkungsabschätzung, einer Kostenkalkulation und schließlich auch einer Evaluierung unterzogen. Mit Blick auf die Zielwerte für 2020/30 und die Zielerreichung 2050 wurde dabei auf maßgebliche Schlüsselfaktoren, wie den EE-Ausbau, Stromeinsparung, Energieträgermix etc. geachtet. Weiterhin seien auch soziale, ökologische und kulturelle Aspekte der Auswirkungen der Maßnahmen untersucht worden. Anhand der fünf Handlungsfelder veranschaulichte Herr Hirschl kurz die aktuelle Ausgangslage, die Ziele und Strategien sowie die Maßnahmenschwerpunkte und legte mit dieser Kurzvorstellung des Maßnahmensets in der Fassung 4.0 eine inhaltliche Grundlage für die nachfolgende Diskussion. Prof. Dr. Hirschl beendete seinen Vortrag mit der Vorstellung der vorläufigen Einsparpotentiale, die mit der Umsetzung des Maßnahmensets 4.0 erreicht werden könnten. So betonte er, dass bei Anwendung der Maßnahmen aus dem Set 4.0 Berlin bis 2050 das Klimaneutralitätsziel erreichen könne. Wichtig sei dafür, dass alle Handlungsfelder zur Reduktion des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen beitrügen. Herr Hirschl verwies darauf, dass neben dem BEK noch weitere Elemente zu einer energie- und klimapolitischen Strategie für das Land Berlin gehörten, darunter auch das Berliner Energiewendegesetz. Es sei wichtig, die Energiewende zu institutionalisieren und die Berliner Interessen diesbezüglich auch auf Bundesebene deutlich zu artikulieren. Unumgänglich sei dabei auch die Einbeziehung der Wirtschaft in den Klimaschutz. Die Umsetzung der Maßnahmen und deren Finanzierung müssten unbedingt konsequent und langfristig geschehen und die Öffentlichkeit weiterhin Möglichkeiten zur Beteiligung an der Steuerung und Weiterentwicklung des BEK gegeben werden. Die Folien zum Vortrag finden Sie unter folgendem Link . 5
Im Anschluss an die thematische Einführung durch Prof. Hirschl hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit über das Onlinetool IFOK.Ideactive ihre Fragen zu stellen, die durch die Moderation aufgegriffen und an Prof. Hirschl gespielt wurden. Fragen an Prof. Hirschl: Welcher prozentualen CO2 -Einsparung des Ziels für 2050 entspräche es, wenn Berlin alle Maßnahmen des Programms (im aktuellen Stand) komplett umsetzen würde? Sicherlich können nicht 100% der Maßnahmen umgesetzt werden. Wieviel Prozent "Sicherheitspuffer" bietet das BEK bei aktuellem Stand? Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen ist die Zielerreichung der Klimaneutralität bis 2050 möglich und das sogar, obwohl an einigen Stellen konservativ gerechnet wurde und zukünftige Innovationen nur in geringem Maße mit eingerechnet sind. Die im Programm enthaltenen Maßnahmen sind für die kurze bis mittlere Frist recht genau in ihren Einsparpotentialen berechnet. Je weiter man jedoch in die Zukunft schaut, desto ungenauer können Entwicklungen vorausgesagt und Werte dementsprechend berechnet werden. Heute in der Presse: Die Enquete-Kommission fordert den Kohleausstieg in Berlin bis 2020. Wie passt das zu 2030 als BEK Ziel? Im BEK wird davon ausgegangen, dass in Berlin bis 2030 aus der Kohleverstromung ausgestiegen werden muss. Nach unseren Informationen ist das auch der Zeitraum, den die Enquete-Kommission derzeit diskutiert; die Arbeiten der Kommission sind jedoch – wie diejenigen des BEK – noch nicht abschließend abgestimmt und veröffentlicht. Wie weit werden bei den Maßnahmen im öffentlichen Sektor die Tätigkeiten in den Schulen berücksichtigt? Zum Beispiel: Schulfahrten mit dem Flugzeug? Das BEK wird eine Reihe Maßnahmen für den öffentlichen Sektor vorschlagen, darunter auch die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude inkl. der Schulen. Wo soll das Biogas herkommen? Mais? Wir müssen klar machen, das Biogas nicht gleich Biogas ist. Die Biomasse der Stadt muss sauber erfasst und in Kaskaden genutzt werden. Die Maßnahme E-30 aus dem aktuellen BEK Maßnahmenset adressiert dieses Thema und ist gleichzeitig eine der Maßnahmen, die über den Online- Beteiligungsprozess angereichert worden ist. In der Maßnahme ist beispielsweise der Umstieg von der klimabelastenden Kompostierung von Bioabfällen zu ihrer klimafreundlichen Vergärung dargestellt. Das aus dem Bioabfall erzeugte Biogas kann dann nach entsprechender Aufbereitung in das Erdgasnetz eingespeist werden. Das energetische Biomassekonzept des BEK sieht primär die Nutzung der endogenen, also in der Stadt selbst erzeugten Biomasse vor, so dass keine zusätzlichen Anreize für eine Vermaisung gesetzt werden. 6
(Im Übrigen ist hier der Bundesgesetzgeber im Rahmen der letzten EEG-Novellen diesbezüglich auch aktiv geworden.) Haben Sie Bürgermeister Müller hinter sich? Die Erarbeitung des Berliner Energie- und Klimaschutzprogramms ist ein zentraler Pfeiler des Berliner Energiewendegesetzes. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller hatte bereits in seiner vorherigen Position als Senator für Stadtentwicklung und Umwelt den Startschuss für die Erarbeitung des Programms gegeben und wird auch im Rahmen der Abschlussveranstaltung des BEK am 1. Dezember den BEK- Abschlussbericht entgegennehmen. Berlin startet bezüglich der erneuerbaren Energien von einem schlechten Startpunkt. So liegt der Anteil von Photovoltaik in Berlin nur bei 1%. Gleichzeitig muss man bedenken, dass 49% des Energieverbrauchs in Berlin für die Beheizung von Wohnraum genutzt werden. Wie sollen diese ersetzt werden, wenn gleichzeitig die Stromproduktion heruntergefahren wird? Es ist richtig, dass Berlin von einem recht geringen Anteil an Photovoltaik aus startet. Dennoch erkennen mittlerweile viele Studien an, dass Solarenergie in urbane Räume gehört. Die Maßnahmen sind entsprechend darauf zugeschnitten. Genaueres zu den Anteilen der Erneuerbaren Energien und zur Umsetzung finden Sie auch in der Machbarkeitsstudie Klimaneutrales Berlin 2050 sowie in den aktuellen Unterlagen des HF Energieversorgung im BEK. Im Übrigen gehen wir von einer gesteigerten Stromproduktion in Berlin aus, durch erhöhte KWK- und PV- Anteile. Die Förderprogramme in Sachen KWK und das Solardachprogramm haben anscheinend nicht wirklich gegriffen. Wurde dies in der Erarbeitung des BEK mit einbezogen? Tatsächlich gab es in Berlin in vielen Förderbereichen eine unterdurchschnittliche Inanspruchnahme der Fördermittel. Die Maßnahmen des BEK versuchen daher, Hemmnisse abzubauen und zielgruppenspezifische Anreize zu setzen. Dadurch soll an verschiedenen Schrauben gedreht werden, um die Problematik anzugehen. Wichtig ist dabei, in den relevanten Potenzialbereichen eine Marktentwicklung in Gang zu setzen, die dann zu einem eigendynamischen weiteren Ausbau führt. 7
2.3 Interaktive Diskussionsrunde mit IFOK.ideactive: Schwerpunkt „Verkehr – Veränderungen des Modal Splits“ 2.3.1 Impulsreferat: Patrick Klemm, VMZ Berlin Betreibergesellschaft mbH Zum Handlungsfeld Verkehr übernahm Patrick Klemm, VMZ Berlin Betreibergesellschaft mbH und Handlungsfeldverantwortlicher von Seiten der wissenschaftlichen Begleitung, das Impulsreferat zum ersten Themenschwerpunkt. Der Fokus seines Impulses lag dabei auf dem Modal Split. Der Modal Split beschreibt die Aufteilung der zurückgelegten Wege auf die einzelnen Verkehrsmittel. Er sei ein wesentlicher Hebel im Handlungsfeld Verkehr. Ziel ist es, eine Verlagerung vom (privaten) Pkw hin zum Umweltverbund zu erreichen. Als Zielwerte sind hierbei ein MIV‐Anteil von 22,5% für das Jahr 2030 und langfristig 17% für das Jahr 2050 (‐13%‐Punkte gegenüber 2013), einhergehend mit einer entsprechenden Verlagerung auf den Umweltverbund, anzusetzen. Im Vergleich zu anderen Städten sehe der Modal Split in Berlin bereits sehr positiv aus. So nutzten die Berliner 2013 nur für 29,6% der Wege den Motorisierten Individualverkehr (MIV). Immerhin 26,9% der Wege wurden mit dem Öffentlichen Verkehr (ÖV), 12,5% mit dem Rad und 31% zu Fuß zurückgelegt. Damit entfielen auf den Umweltverbund bereits über 70%. Die größten Potentiale zur Steigerung dieses Anteils sehe man beim Radverkehr. Eine geringe Steigerung scheine auch beim ÖV möglich. Notwendig dafür sei es, die Alternativangebote zum privaten Pkw auszubauen und den Fuß- sowie Radverkehr attraktiver und sicherer zu gestalten. Ebenso wichtig sei es über Alternativen zu informieren und die Nutzung des MIV, beispielsweise durch geeignetes Parkraummanagement, unattraktiver machen. 2.3.2 Handlungsfeldbotschafter: Wolter te Riele, Berenschot Als weiterer Impulsgeber stellte Herr Wolter te Riele, von der niederländischen Beratungsfirma Berenschot, zwei Beispiele aus den Niederlanden vor, bei denen mit einfachen Maßnahmen eine deutliche Veränderung des Modal Split erreicht werden konnte. Die Argumente von Klimaschutz und Energieeinsparung wären dabei aber hintergründig gewesen. Im Vordergrund der Maßnahmen hätten vor allem finanzielle und soziale Gründe gestanden. So wollte man den Zugang zu Mobilität verbessern und günstiger gestalten, so Herr te Riele. Die Entscheidung, den Modal Split zu Gunsten des Umweltverbundes zu verändern, sei dabei vor allem dadurch zustande gekommen, dass Investitionen für den ÖV und den Fahrradverkehr deutlich günstiger und effizienter seien als Investitionen für den MIV. Zur Erhöhung des Modal Split Anteils des Umweltverbundes müsse vor allem die Intermodalität durch die Integration der Mobilitätskette verbessert werden. Dazu seien Investitionen in schwache Knotenpunkte zwischen den Verkehrsnetzen der Metropolregion geeignet. Diese Investitionen haben sich in den Niederlanden als sehr effektiv erwiesen. Daneben habe man in die Verbesserung und den Neubau von Park-and-Ride-Plätzen (P+R) investiert und die Umsteigemöglichkeiten in den ÖPNV verbessert. 8
Dazu gehörten auch die Harmonisierung der Fahrpläne und die Verbesserung der Informationsangebote für Reisende. Als besonders wichtige Maßnahme wurde die Schaffung von sicheren Fahrradparkplätzen adressiert. Trotz komplexer notwendiger Koordination zwischen verschiedenen Gemeinden, Verkehrsunternehmen und Verbänden, konnten in den Niederlanden gute Ergebnisse erzielt werden. Durch die P+R-Plätze habe die Nutzung des ÖPNV zugenommen, während der Anteil des MIV abgenommen habe. Dies läge vor allem daran, dass der ÖPNV und das Fahrrad vor allem auf kürzeren Strecken (bis 7km) mit dem Auto in Konkurrenz treten können. Ein weiteres Beispiel war der Hoogwaardig openbaar vervoer-Bus (HOV-Bus, eine Schnellbuslinie) in Utrecht, der als Doppelgelenkbus das hohe Aufkommen an Reisenden am Hauptbahnhof gut bewältigt und durch eine hohe Frequenz die Nutzung des ÖPNV deutlich erhöhen konnte. So seien 15% der Nutzerinnen und Nutzer vom MIV auf den Bus umgestiegen, um zum Bahnhof zu gelangen. Weiterhin gaben bis zu 20% der Bus-Nutzer an, das Fahrrad zu nehmen, um zum Bus zu gelangen. Herrn te Riele zufolge würden in den Niederlanden inzwischen 45% der Fahrten zum Bahnhof und 15% der Fahrten vom Bahnhof zum Zielort mit dem Fahrrad zurückgelegt. Dies liege nicht zuletzt an den OV-Fiets, den Mietfahrrädern der Niederländischen Eisenbahnen. Mit 100.000 Abonnenten und mehr als 1,4 Millionen Vermietungen pro Jahr wurde das Angebot sehr gut angenommen. In einer repräsentativen Umfrage hätten 18% der Teilnehmer geantwortet, aufgrund dieses Angebots nicht mehr das Auto, sondern stattdessen Zug und Rad zu nutzen. Nicht zuletzt seien auch die hohen Parkgebühren von 5€ pro Stunde in Amsterdam und anderen Städten für die starke Nutzung des ÖV verantwortlich. Die Erlöse von Parkgebühren und Geldbußen bei Nichtzahlung würden als kommunale Einnahmen behandelt und flössen als Investitionen in die Fahrradinfrastruktur. Fragen an Herrn te Riele: Was waren die finanziellen und personellen Erfolgsfaktoren für die vorgestellten Projekte? Zuerst sollte erwähnt werden, dass Deutschland was Umweltfragen und die Energiewende angeht, schon sehr weit ist. Bei der Verkehrs- und Fahrradpolitik handelt es sich jedoch um eine kommunale Politik. In den Niederlanden gibt es ein nationales Programm welches die „Bessere Benutzung“ von Infrastruktur fördert (Programm „Beter Benutten“). Ursprünglich zur Förderung von Autobahnen eingerichtet, können Kommunen dort auch Gelder für den Ausbau des ÖV und der Fahrradinfrastruktur beantragen, wenn Sie nachweisen, dass ihre Investitionen effektiver als Investitionen in die Autoinfrastruktur sind und zur Minderung von Staus führen. Wo liegt aus niederländischer Sicht das größte Hindernis für die Schaffung eines ausgewogenen Modal Splits in Berlin? 9
Der ÖV in Berlin ist bereits sehr gut ausgebaut. Problematisch ist vor allem die vorherrschende „Autokultur“. So gibt es überall in der Stadt Autos und Parkplätze. Es müssten mehr P+R-Plätze außerhalb der Stadt eingerichtet werden und diese beispielsweise mit Gratistickets für die Nutzer der Plätze verbunden werden. Wie sieht die Akzeptanz der Nutzung von Fahrrädern in den Niederlanden aus? Bei Strecken bis zu 8km nutzen viele Niederländer das Rad. Wie verhält es sich mit der sozialen Stigmatisierung des ÖV in den Niederlanden? Eine derartige Stigmatisierung gibt es in den Niederlanden für den Zugverkehr nicht. Beim Autobusverkehr hingegen schon. Daher sind die neuen Buslinien als „Luxusbuslinien“ mit einem eigenen Markenkonzept eingeführt worden, um den Ruf des Verkehrsmittels zu verbessern und attraktiv zu gestalten. Gibt es in den Niederlanden auch einen Steuerbonus für Pkw-Pendler? Nein, einen derartigen Bonus gibt es nicht. Auch sind Autos in den Niederlanden teurer als in Deutschland. Es gibt hingegen Programme, welche Pendler, die das Fahrrad zur Arbeit nehmen, finanziell belohnen. Diese laufen über eine App. Die Stärkung des Radverkehrs ist nur bei entsprechender Witterung möglich. Ansonsten müsste auf den ÖV umgestiegen werden. Wie teuer sind der ÖV in den Niederlanden und das erwähnte Mietrad? In den Niederlanden gibt es für die Nutzung des ÖV eine sogenannte„Smart-Card‘“, die für alle öffentlichen Verkehrsmittel gilt (Bus, Bahn, Straßenbahn, U-Bahn sowie das Mietrad) nutzen. Das erwähnte Mietrad kostet 3,15 Euro pro 24 Stunden (maximal 72 Stunden; danach zahlt man 8,15 Euro pro 24 Stunden). Haben Sie Empfehlungen für Berlin? Es ist wichtig auf Maßnahmen für die ganze Region zu setzen. Dabei sollte vor allem in die Knotenpunkte der Verkehrsnetze investiert werden. Dabei sollten auch Investitionen ohne größere Infrastrukturänderungen getätigt werden, da diese kostengünstiger und einfacher umzusetzen sind. Bereits während der beiden Impulsvorträge konnten die Teilnehmenden über das Online-Tool IFOK.Ideactive Fragen einreichen und Hinweise zur Diskussion stellen. Diese Anmerkungen wurden von der Moderation aufgegriffen und an beide Referenten gegeben. Im Folgenden finden Sie eine Darstellung dieser Fragen und Antworten. 10
2.3.3 Fragen zu den einzelnen Maßnahmen des Handlungsfelds „Verkehr – Veränderungen des Modal Splits“ E- Mobilität: Das häufigste Argument gegen E-Mobilität ist die geringe Reichweite, was kann dagegen argumentiert werden? Ist an eine Vereinfachung der Bereitstellung von Flächen im öffentlichen Raum gedacht um Ladeinfrastruktur zur ermöglichen? Die Ladeinfrastruktur steht in den Maßnahmen bezüglich des Schlüsselfaktors Flottenaufteilung im Vordergrund. Dabei geht es um die Bereitstellung von alternativen Kraftstoffen bzw. Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum. Der Aufbau der Ladeinfrastruktur nach dem „Berliner Modell“ wird vorangetrieben. Bis zum Jahr 2016 sollen 400 Ladesäulen aufgebaut werden, nach Bedarf sollen 700 weitere folgen. Wie kann die Versorgung durch regenerativen Strom bei der Pedelec-Ladeinfrastruktur gesichert werden? Die flächendeckende Versorgungsmöglichkeit alternativer Kraftstoffe wird in der Maßnahme V-13 adressiert. So muss ein Aufbau von Erzeugungskapazitäten für Strom aus erneuerbaren Energien erfolgen. Ist die E-Mobil-Spur wie eine Busspur eine Option? Langfristig sollen durch freiwerdende Kapazitäten (im Zuge der Verstetigung des Verkehrs und der Abnahme des MIV-Anteils) im Straßenraum Flächen für den Umweltverbund zur Verfügung gestellt werden. Weiterhin ist es langfristiges Ziel, den Anteil konventionell betriebener Kfz durch alternative Antriebe zu ersetzen (vgl. Maßnahme V-11). Gesonderte E-Mobil-Spuren sind im Rahmen des BEK nicht definiert. Sind Kleintransporter für kleine und mittelständische Unternehmen auf E-Basis ein förderfähiges Model? In Spanien nutzt die öffentliche Verwaltung solche Kfz. Fördermaßnahmen (z. B. in Form von Abschreibungen) sind in der Regel Bundesaufgaben. Berlin hat hierbei nur indirekten Steuerungseinfluss. Im Rahmen der bestehenden Bundesinitiativen (Schaufensterprojekt E-Mobilität) sind aber Förderungen im Rahmen von Modellprojekten bereits möglich. So wurden im Projekt "Urbaner logistischer Wirtschaftsverkehr" in Stuttgart der Einsatz von Elektromobilität im Rahmen unterschiedlicher Logistikkonzepte im innerstädtischen Lieferverkehr untersucht. In Berlin existieren bereits Ansätze zur Elektrifizierung der landeseigenen Flotte. Dies soll im Rahmen des BEK mit der Maßnahme V-19 weiter fortgeführt werden. 11
ÖPNV: Ist eine Nahversorgung auch außerhalb der BVG angedacht? Die Verbesserung der Nahversorgung wird in der Maßnahme V-2 des BEK behandelt (s. Maßnahmenset ). Eine „Stadt der kurzen Wege“ soll somit im Einkaufsverkehr, aber auch beim Begleit- und Freizeitverkehr das Zu-Fuß-Gehen und das Radfahren unterstützen. Sind Tarifmodelle auch in Form von Rabattsystemen denkbar, häufiger fahren, weniger zahlen? Es handelt sich dabei durchaus um eine wichtige Stellschraube, um Personen dazu zu bewegen, den ÖV zu nutzen. Im BEK wird die Möglichkeit der Verbesserung bestehender und die Schaffung gesonderter Tarifangebote, aber auch die Kopplung von Tarifen behandelt. Diese müssen im Rahmen der weiteren Feinplanung genauer ausgearbeitet werden. Welche Rolle könnte die Straßenbahn auch im Westen Berlins spielen, um Dieselbusse zu substituieren? Die Angebotsausweitung des ÖPNV umfasst als einen Schwerpunkt den Ausbau des Straßenbahnnetzes. Hierbei ist ebenfalls der Westteil Berlins mit eingeschlossen. Die konkrete Linienplanung ist Aufgabe der zukünftigen Feinplanungen. Straßenbahn- und U-Bahn-Ausbau haben lange Vorlaufzeiten. Welche konkreten Maßnahmen zum Ausbau des ÖV sind geplant? Gibt es konkrete Planungen außer der aktuell im Bau befindlichen U5 und kleinen Erweiterungen bei der Straßenbahn (Ostkreuz, Turmstraße, Wista 2)? Im Rahmen der Maßnahme V-4 zur Angebotsausweitung des ÖPNV werden auch der Ausbau des Straßenbahnnetzes auf Nachfrageachsen mit hohem Verkehrsaufkommen oder auch der Aus- und Neubau von Bahnhöfen adressiert. Wann gibt es die erste Hochleistungs-Bustrasse in Berlin? Im Rahmen der Angebotsausweitung und Attraktivitätssteigerung des ÖPNV sind beschleunigende Maßnahmen (Ausnutzung von Grünzeitpotenzialen, Haltestellencaps, Kontrolle von Bussonderfahrstreifen etc.) vorgesehen, um den straßengebundenen ÖPNV leistungsfähig zu gestalten. Hochleistungsbustrassen (Bus Rapid Transit System) nach dem Vorbild z. B. von Brasilien (Belo Horizonte) sind im Rahmen des BEK nicht definiert. Gleichwohl sollen durch freiwerdende Kapazitäten (im Zuge der Verstetigung des Verkehrs und der Abnahme des MIV- Anteils) im Straßenraum langfristig Flächen für den Umweltverbund zur Verfügung gestellt werden. Dies schließt auch den Busverkehr mit ein. 12
Neben Infrastruktur und Zugang zum ÖPNV: muss nicht auch die (soziale) Stigmatisierung von ÖPNV in Deutschland ('Bus fahren nur Arme') beendet werden? Inwiefern wird das im Rahmen des BEK diskutiert und falls ja, gibt es Lösungsansätze? Das BEK sieht eine Attraktivitätssteigerung des ÖPNV vor. Erweiterte Strecken, bessere Anschlusssicherung sowie erhöhte Sauberkeit und Sicherheit sollen jedem ermöglichen den ÖPNV nutzen zu können. Der ÖV muss als reguläres Verkehrsmittel dargestellt werden, welcher die Innenstadt und die Umlandgemeinden bedient. Radverkehr: Dem Umstieg auf das Rad steht das Gesundheitsrisiko entgegen, täglich Im Abgas tief durchzuatmen. Was wird dagegen getan? Für wann ist ein Verbot von Dieselfahrzeugen in der Stadt geplant? Im BEK zielen die Maßnahmen des Ausbaus von Radinfrastruktur, die Erweiterung des Angebots im ÖPNV sowie die Attraktivitätssteigerung des Fußverkehrs und des ÖPNV darauf ab, den Modalsplit hin zu weniger abgasintensiver Fortbewegung zu verändern. Auch die Nutzung alternativer Kraftstoffe, sowie die Umsetzung automatisierten und autonomen Fahrens spielen hier eine Rolle. In einer langfristigen Perspektive wird auch in Maßnahme V-11 die Einführung einer Zero- Emission-Zone vorgeschlagen. Woher können die Flächen für Fahrradparkplätze genommen werden, wenn Freihalteflächen jetzt bebaut werden? Das BEK adressiert auch die zwingende Reduzierung der Flächenkonkurrenz zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern. So soll beispielsweise die Reduzierung des privaten Pkw-Fahrzeugbestandes dazu beitragen, dass weitere Flächen für den Radverkehr zur Verfügung stehen. Sieht das BEK Fahrradparkhäuser vor? Die Fahrradinfrastruktur wird in der Maßnahme V-03 behandelt. Dort heißt es: „Schaffung sicherer Abstellplätze (in allen Größenordnungen bis zum Fahrradparkhaus) an wichtigen Zielen des Freizeit-, Einkaufs-, und Berufsverkehrs. Auch an der Schnittstelle zu ÖV-Punkten sollen Abstellplätze geschaffen werden. Wie ist die Berliner Performance aktuell im Bereich Bike Sharing? Ist es angedacht im Rahmen des BVG-ABOS dies mitzudenken? Das funktioniert ja in anderen Städten auch mit Fahrradkarten. Bisher ist das Bike Sharing (als Bestandteil der geteilten Mobilität) in Berlin hinsichtlich des Anteils am gesamten Mobilitätsspektrum der Stadt unterrepräsentiert. 13
Dementsprechend sollen auch im Rahmen der zukünftigen Gestaltung von Tarifangeboten der Verkehrsunternehmen das Bike Sharing mit eingefasst werden (vgl. Maßnahme V-05). MIV: Könnten im Autoverkehr nicht weitere Einsparungen erreicht werden, wenn wie in den Niederlanden weniger in die Autoinfrastruktur investiert würde? Die Straßeninfrastruktur dient nicht nur zur Abwicklung des MIV sondern ebenfalls für den Umweltverbund. Dementsprechend sind im BEK Invest-Maßnahmen definiert, die auf einen Ausbau der Infrastruktur (z.B. Radverkehrsstreifen) auch zulasten der Flächen des privaten PKW-Verkehrs (fließend und ruhend) abzielen. Wie hoch ist der Verkehrsanteil durch Pendler bzw. Stadtbesucher? Sind die Berufspendler aus Brandenburg in der Grafik berücksichtigt? Falls nicht, würde das den MIV-Anteil erhöhen? Die Grafik zeigt nur den Modal Split der Berlinerinnen und Berliner (s. Präsentation). Im Jahr 2012 pendelten an einem durchschnittlichen Werktag mehr als 250.000 Personen nach Berlin. Den Pendlern muss eine Ausweichmöglichkeit, gerade auf den Mittelstrecken, angeboten werden. Wichtig ist dabei auf den Ausbau und die Verbesserung des ÖV und somit auch des Regionalverkehrs zu setzen. Dazu gehören neben einer Erhöhung des Angebots auch eine verbesserte Linientaktung und eine allgemeine Attraktivitätssteigerung. Luftverkehr: Der Flugverkehr wird bei seriöser Gewichtung mit RFI-Faktor schon 2020 die Klimawirkung des Sektors Verkehr in Berlin dominieren. Warum kommt der Flugverkehr dennoch nicht im BEK vor? Beschönigt das nicht die Berliner Energie- und CO2 -Bilanz? Der Arbeitsschwerpunkt des BEK im Handlungsfeld Verkehr liegt im Wesentlichen beim Stadtverkehr unter Beachtung aller Wechselwirkungen zwischen den Verkehrsträgern (Kfz, ÖV, Fuß und Rad). In diesem Segment besitzt das Land Berlin Gestaltungseinfluss hinsichtlich der Maßnahmenumsetzung. Der Luftverkehr wird nur mittelbar behandelt, da die Einflussmöglichkeiten des Landes Berlin diesbezüglich sehr gering sind. In Bezug auf die Reduzierung der Luftverkehrsemissionen ist eine gemeinsame Strategie der Länder Berlin und Brandenburg erforderlich. Weitere Fragen zur Handlungsfeld Verkehr: Wie soll der Fußgängerverkehr gesteigert werden, wenn er jetzt schon einen vergleichsweise deutlich größeren Anteil im Vergleich zu anderen Metropolen hat? 14
Das Steigerungspotential im Fußgängerverkehr ist mit 1% relativ gering. Dennoch kann auch hier durch Schaffung einer Stadt der kurzen und schönen Wege noch eine Vergrößerung des Anteils erreicht werden, vor allem im Bereich der Nahmobilität von 1-3km. Größere Potentiale werden im Radverkehr gesehen. Gab es ernsthafte Diskussionen des Szenarios "Innerer Berliner Ring Autofrei" und wenn ja, mit welchen Ergebnissen / Perspektiven? Im Rahmen des BEK wurde die Einführung einer Zero-Emission-Zone diskutiert, die sich nun in Maßnahme V-11 wiederfindet. Ziel der Maßnahme ist durch eine Zufahrtsbeschränkung für Fahrzeuge mit fossilen Antrieben die Beschleunigung der Marktdurchdringung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zu erreichen. Diese umfasst eine Umsetzung der Zone ab 2030 auch innerhalb des gesamten Berliner S-Bahn-Rings. Die Übersicht der Maßnahmen deutet einen deutlichen Fokus auf softe (pull) Maßnahmen an. Die Effektivität solcher Maßnahmen wird grundsätzlich als unterlegen im Vergleich zu harten (push) Maßnahmen betrachtet, obgleich die öffentliche Akzeptanz softer Maßnahmen in der Regel höher ausfällt. Sollten push Maßnahmen angesichts der Dringlichkeit des Problems globaler Klimawandel nicht deutlich mehr Gewicht erhalten? Das gesamte Maßnahmenset im Handlungsfeld Verkehr mit den „Stellschrauben“ Modal Split, Flottenaufteilung und Kraftstoff- bzw. Energieverbrauch umfasst sowohl softe (pull) als auch harte (push) Maßnahmen, denn nur mit einem Zusammenspiel dieser beiden Varianten werden die Ziele der Klimaneutralität in Berlin erreicht werden. Auch die Maßnahmen im Bereich der Verhaltensänderung sind ebenfalls wichtige Bausteine. Die Effektivität von Verkehrspolitiken (ausgeführte pro-umwelt Verhaltensänderung) ist in hohem Maße von der öffentlichen Akzeptanz bestimmt. Maßnahmen die eine geringe Akzeptanz aufweisen werden demnach nicht zu verändertem Verhalten führen. Können Sie eine Abschätzung der öffentlichen Akzeptanz vorgeschlagener BEK-Maßnahmen geben bzw. wie Sie diese Akzeptanz gemessen/abgeschätzt haben? Es wird von einer hohen Akzeptanz der Maßnahmen ausgegangen. Dies liegt insbesondere daran, dass ein großer Teil der aufgezeigten Maßnahmen bereits in der Stadtpolitik verankert ist. Auch der Umstand, dass im Rahmen der Erarbeitung des BEK umstrittene Maßnahmen kontrovers diskutiert werden konnten, und daraufhin die Maßnahmenpakete entwickelt werden konnten, erhöht die Akzeptanz. Es geht nun darum, dass die Programmpunkte von der Stadtpolitik auch umgesetzt werden. Warum ist die Novellierung der Stellplatz-Verordnung nicht Teil des Programms? Ohne klare Vorgaben machen die Investoren bekanntlich nichts. 15
Auch wenn das BEK sich nicht konkret mit der Stellplatz-Verordnung auseinandersetzt, so wird dennoch im Rahmen der Maßnahme zur Parkraumbewirtschaftung der Umgang mit Stellplätzen in der Stadt behandelt. Im Rahmen der Bewirtschaftung stehen neben der Generierung von Einnahmen auch die Verlagerung auf andere Verkehrsträger und die Einrichtung von E-Ladesäulen an den Parkplätzen im Vordergrund. Sind die finanziellen Mittel für die Umsetzung des BEK vorhanden? Bereits jetzt wurden in der Kostenabschätzung erste Kosten ausgewiesen. Es ist anzumerken, dass im Handlungsfeld Verkehr eine starke Kostendifferenzierung besteht. So sind einige Maßnahmen, darunter besonders umfängliche bauliche Maßnahmen wesentlich investitionsintensiver als andere. Gerade bei diesen muss dementsprechend geschaut werden ob gegebenenfalls der Haushalt aufgestockt werden muss. Warum schafft Berlin nicht einmal diese geringinvestiven Maßnahmen? Berlin als wachsende Stadt hat unter anderem Probleme mit der Personaldecke der Verwaltung. Das ist auch der Grund dafür, dass zum Beispiel beim Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur im letzten Jahr nicht die gesamten finanziellen Mittel ausgeschöpft werden konnten. Im Rahmen des BEK muss klar sein, dass noch mehr Projekte über die Bestehenden hinaus auf uns zukommen. Im Folgenden sind allgemeine Anmerkungen und Hinweise zum Maßnahmenbündel Modal Split aufgelistet. Die Reihenfolge der Anmerkungen stellt keine Priorisierung oder Bewertung dar. 2.3.4 Allgemeine Anmerkungen zum Maßnahmenbündel Modal Split im Handlungsfeld Verkehr Die Planungsprozesse dauern zu lange! Es ist mehr Personal in der Verwaltung für Planung von Radverkehrsinfrastruktur erforderlich. Sowohl auf Bezirks- als auch auf Hauptverwaltungsebene. Weshalb werden gerade demnächst die Umwelttickets besonders erhöht? Das führt ja gerade zur Rückkehr zum Auto! Die Fahrradsicherheit muss erhöht werden. Dafür müssen die Autoparkplätze sofort drastisch reduziert werden. Einparkende und ausparkende Autos stellen ein hohes Sicherheitsrisiko für Radfahrer dar. Es muss sofort mehr Parkraumbewirtschaftung in Berlin durchgeführt werden. Parkplätze müssen zugunsten anderer Projekte abgeschafft werden. Auch sollten Verkehrssünder viel stärker finanziell zur Kasse gebeten werden. Mehr Fahrradverkehr kann nur durch erhöhte Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erreicht werden: 16
1. Ampelschaltung für Geradeausfahrer Rad und Rechtsabbieger PKW LKW, wenn Radspur weiterhin Rechts angeordnet bleiben sollte. Viele Radfahrer an der Ampel bei Grünphase verhindern Rechtsabbieger, die vielleicht erst bei der übernächsten. Grünphase abbiegen können. 2. Das Rad und der motorisierter Verkehr haben zwei Geschwindigkeiten, was eine gegenseitige Behinderung bewirkt. S-Bahnen mit extra Fahrradabteilen (eigene Zugabteile) könnten weiterhelfen, um auch aus den Außenbezirken das Fahrrad mit in die Stadt zu nehmen. Den ÖPNV sicher und erschwinglich zu machen ist unabdingbar, auch das Linienblatt zu erweitern. Angesichts der älter und ärmer werdenden Stadtbewohner ist der Fokus auf das Fahrrad zu kurz. Auch das Radfahren muss sicherer werden. ´ Eine aktuelle Problematik wird nicht einbezogen. Die Schadstoffwerte der Autos, auch CO2, sind durch technische Manipulation und konsequentes Wegsehen der Behörden sehr viel höher als geschätzt. Eine städtische Sofortmaßnahme müsste sein, sofort die Schadstoffschleudern zu stoppen. Berliner Behörden greifen nicht wirklich konsequent durch. Es ist schade, dass dies nicht angesprochen wird. Carsharing führt zur verstärkten Nutzung von Autos in der Stadt. Das ist nicht gut für den Klimaschutz. Es wäre wichtig die Emissionen kleinräumig Straße pro Straße in Echtzeit offenzulegen. Dann können Verursacher aufgespürt werden. 17
2.3.5 Abschließende Bewertung des Handlungsfelds „Verkehr – Veränderungen des Modal Splits“ Am Ende der Debatte zum ersten Schwerpunkt wurden die Teilnehmenden gebeten, mit Blick auf die diskutierten Aspekte folgende Frage zu beantworten und dem Fachprojekt aus ihrer Sicht relevante Hinweise für die Umsetzung mitzugeben: Sollte so weiterverfolgt werden, weil: - Aus Kostengründen ! - nicht nur weiterverfolgt, sondern stark erweitert werden. Es spart nicht bloß ein wenig CO2 ein, sondern ist wichtiger und prominenter Faktor bezüglich der Bewusstseinsänderung, die in anderen Bereichen dringend benötigt wird und dahin wirken könnte. Vorbild Niederlande, wo immer es geht! - Weil der Trend von unten schon da ist und die Maßnahmen gering investiv sind, da die Infrastruktur bereits vorhanden ist. - Es ist alles bekannt und alle Strategien und Maßnahmen Schwerpunkte benannt. Jetzt bitte umsetzen und Geld bereitstellen. Sollte weiterverfolgt werden, aber mit folgenden Änderungen/Hinweisen: - Sicherheit für abgestellte Fahrräder muss gewährleistet werden. - Es sollte eine bessere Balance zwischen harten und weichen Maßnahmen hergestellt werden, demnach eine Erhöhung des Anteils regulativer Maßnahmen. - Einfache Umsetzung mit hoher Wirkung und dadurch höhere Lebensqualität im Stadtraum. - Gute Ansätze die personell untersetzt werden müssen. - Es sollten auf jeden Fall Fahrrad-Parkhäuser mit Förderung durch den Senat geschaffen werden. 18
- Die Maßnahmen sollten konkreter werden und man sollte sofort mit der Umsetzung beginnen. - Die gesundheitlichen Risiken von Fuß- und Radverkehr sollten berücksichtigt werden - Besser: ÖTV Flatrate - Es muss dabei darauf geachtet werden, dass E-Mobilität vor allem im ÖPNV verstärkt zum Einsatz kommt. - Bitte BENE (Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung) berücksichtigen, Förderprogramm bis 2020. - Wichtig ist, auch gute Kombinationen von ÖPNV und Fahrrad zu schaffen, die Fahrradmitnahme in der BVG erleichtern und günstiger machen oder Abstellmöglichkeiten sicherer gestalten! Wie wäre es auch mit besseren Bike Sharing Angeboten in Kombination mit dem BVG Abo?! - Es besteht die Notwendigkeit breitere Fahrradwege zu schaffen, zum Beispiel durch die Umwidmung der zweiten oder dritten Fahrspur. - State-of-the-art Elektrobusse für eine Millionenstadt berücksichtigen. Recherchieren Sie mal "in motion charging" - Es sind schon viele gute Maßnahmen enthalten. Es fehlen weitere Maßnahmen zur Pkw Reduzierung (v-14. V-15) insbesondere Ampelphasen und Sicherheit. - Für alte „fußlahme“ Mitbürger ist das Auto oft das einzige Mittel, um noch am Stadtleben teilnehmen zu können. Für Taxis sollte es ggf. in Kombination mit Theaterkarten Rabatte geben, subventioniert von der Kulturverwaltung. - Der von Berlinern erzeugte Flugverkehr verursacht mit RFI-Bewertung bis 2020 im BAU- Szenario ca. 3,5-4 Mio. Tonnen CO2-Eq. Unter Berücksichtigung der Berliner Rückflüge entsprechend 7-8 Mio. Tonnen, was etwa dem Doppelten aller anderen Verkehrsemissionen und mehr als einem Drittel des Berliner Emissionsziels für 2020 entspricht. Dabei sind die Emissionen beim Weiterflug nach Umsteigen und die dazu gehörigen Rückflüge noch nicht berücksichtigt! - Der Aspekt der Mitführung des Fahrrades im ÖPNV sollte stärkere Beachtung finden. - Mit Einflussnahme auf die Bundesgesetzgebung. Siehe auch: Link 19
2.4 Interaktive Diskussionsrunde mit IFOK.ideactive: Schwerpunkt „Energetische Gebäudesanierung" 2.4.1 Impulsreferat: Dr. Julika Weiß, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung Als Vertreterin des Fachprojekts beleuchtete Frau Dr. Julika Weiß vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung den Schwerpunkt „Energetische Gebäudesanierung“ aus dem Handlungsfeld „Gebäude und Stadtentwicklung“. Dabei zeigte sie insbesondere auf, in welchem Rahmen der Aspekt der Sozialverträglichkeit im BEK behandelt wird. Der Gebäudebereich emittiere pro Jahr ca. 10,3 Mio. t CO2, 60% davon entfallen auf Wohngebäude. Um die Emissionen bis 2050 auf 1,6 Mio. t reduzieren zu können müsse der Energiebedarf durch Sanierung und energieeffizienten Neubau reduziert werden. Auch muss eine klimafreundliche Wärmeerzeugung geschaffen sowie eine generelle Reduktion von Wohn- und Arbeitsfläche erreicht werden. Die dafür identifizierten zentralen Herausforderungen seien neben der Ressourceneffizienz und dem Erhalt der Baukultur auch eine sozialverträgliche Gestaltung von energetischen Sanierungsmaßnahmen. Die Maßnahmen zur Sozialverträglichkeit finden sich in GeS-11 und GeS-15. Ziel der Maßnahmen sei es, eine Erhöhung der Sanierungsrate zu erreichen und gleichzeitig preisgünstigen Wohnraum zu erhalten. Dazu seien vor allem Baukostenzuschüsse und die Förderung energetischer Sanierung in „Millieuschutzgebieten“ und Gebieten der „Sozialen Stadt“ geeignet. Bezüglich der Sozialverträglichkeit seien weiterhin Härtefallregelungen für ALG II-Beziehende („Klimabonus“) und Wohngeldbeziehende („Klimawohngeld“) angedacht. Auch solle die Mieterhöhung nach Sanierung begrenzt werden, zum Beispiel wenn öffentliche Förderung in Anspruch genommen wird. Neben diesen Maßnahmen der Sozialverträglichkeit stünden weiterhin Informationsmaßnahmen zur energetischen Sanierung und die Förderung transparenter Heizkostenabrechnungen im Vordergrund. Fragen an Frau Dr. Weiß: Wer trägt dann die nicht umlegbaren zwei Drittel der Modernisierungskosten? Der private Hausbesitzer? Gerade hier ist ja oft gar nicht die Finanzkraft für Investitionen vorhanden. Rund zwei Drittel der Modernisierungskosten entstehen durch energetische Sanierung. Umgelegt werden können laut Rechtsvorschrift zurzeit 11% der gesamten Modernisierungskosten. Das BEK empfiehlt eine Reduzierung der Umlage auf unter 9% pro Jahr. Die Finanzierung könnte dabei zum Beispiel durch eine an der erzielten Energieeinsparung orientierten Zulage finanziert werden. Weitere Möglichkeiten finden Sie in der Maßnahme GeS-11. Welche Maßnahmen sind vorgesehen, um die Baukultur zu erhalten? 20
Eine besondere Stellung bei der erforderlichen Steigerung von Sanierungsrate und ‐tiefe nehmen der denkmalgeschützte Bestand und besonders erhaltenswerte Bausubstanz ein. Zur gezielten Steigerung der Sanierungsrate baukulturell wertvoller Bestände (ob Wohn‐ oder Nichtwohngebäude) sollen zwei Maßnahmen greifen, die speziell auf die Vereinbarkeit von Gestalt und Energieeffizienz ausgerichtet sind (GeS‐6 und GeS‐7). Welche Mittel will der Senat für eine Beratung zur Verfügung stellen? Welche Rolle spielt die Evaluation vorhandener Projekte? Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Information und Beratung (insb. GeS‐18, GeS‐19) leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Sanierungsrate und ‐ tiefe insbesondere bei privaten Gebäudeeigentümern. Eine Aussage in welchem Umfang der Senat Mittel für Information und Beratung zur Verfügung stellen wird, ist im Rahmen des Erstellungsprozesses des BEK nicht möglich. Der Wirkungsabschätzung der Maßnahmen lagen jedoch Annahmen zur Konkretisierung der Maßnahmen (bspw. Zahl der Quartiere oder Beratungen) zu Grunde, welche in die weitere Ausarbeitung einfließen und Orientierung bieten können. Vorhandene Vorhaben wurden mit beachtet. Wie kann im Rahmen des BEK Sozialverträglichkeit und klimaneutrale Anforderungen im (Quartiers-)Neubau realisiert werden? Oder gehen Aspekte der Sozialverträglichkeit vor? Das Leitbild des Berliner Stadtentwicklungsplans Wohnen 2025 (StEP Wohnen 2025) gilt auch für das BEK (insb. Leitlinie 6). 2.4.2 Handlungsfeldbotschafter: Jochen Icken, Märkische Scholle Als Vertreter der eingetragenen Wohnungsbaugenossenschaft Märkische Scholle, hat Jochen Icken langjährige Erfahrung mit der energetischen und dennoch sozialverträglichen Sanierung von Wohngebäuden. So stellte er als Praxisbeispiel das Sanierungskonzept der Wohnanlage Lichterfelde vor. Die 841 Bestandswohnungen stammen zur Hälfte aus den 30er Jahren und zur anderen Hälfte aus den 60er Jahren und wurden seit ihrem Bau nicht mehr saniert. Die Märkische Scholle habe daher ein umfassendes Energiekonzept entwickelt, zu dem neben der Dämmung der Gebäudehülle, der Erneuerung von Fenstern und Haustüren und der Erneuerung der Elektrik auch die Einrichtung einer Lüftungsanlage, von Wärme- und Abluftwärmepumpen und solarthermischen Anlagen sowie Photovoltaikanlagen gehörten. Rein rechnerisch werde die gesamte benötigte Heiz- und Warmwasserenergie nun regenerativ am Gebäude erzeugt. Dies geschieht durch Wärmerückgewinnung aus der Abluft, welche durch passive Sonneneinstrahlung ebenso wie durch Abwärme der Beleuchtung, Abwärme der Nutzer, Prozesswärme der Geräte und die Abwärme und Feuchte vom Duschen entstehe und daher ganzjährig angewandt werden könne. 21
Der Energieverbrauch (inklusive Warmwasserbereitung) konnte durch diese und weitere Maßnahmen von 210 kWh/(m2*a) auf 30 kWh/(m2*a) reduziert werden. Wesentlicher Aspekt der Sozialverträglichkeit der Sanierung sei das Informationsmanagement gewesen. So habe es bereits ein Jahr vor Baubeginn eine große Informationsveranstaltung gegeben. Auch sei ein Ansprechpartner vor Ort etabliert worden. Ebenso habe man regelmäßige Rundbriefe und eine „Mieterfibel“ publiziert. Die Einrichtung eines Umzugsmanagements, welches die Kosten der Umzüge übernahm und Ersatzwohnungen stellte, sei ebenfalls gut angenommen worden. Die soziale Betreuung der Bewohner bei den gesamten Sanierungsmaßnahmen habe also oberste Priorität gehabt. Trotz umfassender Sanierung habe man die gesetzlichen Mieterhöhungsmöglichkeiten nicht vollständig ausschöpfen müssen. So betrug die tatsächliche Umlage nach Abzug der Betriebskosten nur 1,90 €/ m2. Auch die Energiekosten seien stark gefallen und lägen nun bei 0,25 € bis 0,45 €. Das Projekt hat unter anderem den Berliner Umweltpreis des BUND bekommen. Herr Icken verwies darauf, dass aus seiner Erfahrung die Kommunikation der Maßnahmen das Wichtigste sei. So könne man frühzeitig den Ängsten der Bewohner begegnen. Fragen an Herrn Icken: Welches Argument für die Sanierung wurde von den Mietern am besten aufgenommen? Das regenerative Energiekonzept ist häufig nicht der Hauptgrund für die Akzeptanz der Maßnahmen. Natürlich wird dies gerne angenommen, wenn es zum eigenen Vorteil ist, dennoch überzeugte unsere Mitglieder am Ende das Gesamtkonzept. Dazu gehört neben der energetischen Sanierung und den Betreuungs- und Beratungsangeboten eben auch der in den Wohnungen entstehende Mehrwert. Dieser wird durch den Einbau neuer Elektrik, moderner Bäder und die Einrichtung einer zentralen Warmwasserbereitung geschaffen. Die „Aha-Effekte“ zur Energieeinsparung kommen dann meist erst mit der ersten Stromrechnung, wenn diese um 30% günstiger ist als zuvor. Wie ist das Konzept wirtschaftlich auf private Vermieter übertragbar? Sicherlich ist das Konzept nicht zu 100% übertragbar. Die Märkische Scholle stützte sich bei der Finanzierung auf drei Säulen: Quersubventionierung innerhalb der Genossenschaft, Förderung (u.a. durch das Land Berlin, durch KfW und BAFA) sowie die Umlage der Modernisierungskosten. Dennoch muss auch eine Genossenschaft wirtschaftlich arbeiten. Die Märkische Scholle kann aber an einige Dinge anders herangehen. Das Ziel ist die Förderung der Mitglieder. 22
Die Märkische Scholle hat bei den beschriebenen Sanierungen eine sehr gute Rückzugsquote von 85% erreicht. Ihr Vorteil ist es, kein Renditeziel zu haben. Die Rendite ist der Mehrwert für ihre Mitglieder. 500qm Speicher versorgen welche Mietfläche? Es handelt es sich um 21 Wohnungen, das heißt um ungefähr 1300m2 Wohnfläche. Wer betreibt und wartet die Anlagen? Die Anlagen werden durch die Märkische Scholle betrieben und wir übernehmen auch das Monitoring. Die Wartung und Störungsbeseitigung erfolgt über eine Fremdfirma, die ebenfalls über das Internet Zugriff auf die Fernauslesung der Anlagen hat. Märkische Scholle - 1,90€ Modernisierungsumlage nur für energetische Maßnahmen? Die Märkische Scholle nimmt im rechtlichen Sinne bei der Sanierung in Lichterfelde Süd keine Modernisierungsumlage, da mit den Mitgliedern vor Sanierungsbeginn eine festgelegte Umlage in Höhe von 1,90 €/m² vereinbart wurde. Diese Umlage, die nahezu warmmietenneutral (Einsparung warme Betriebskosten zw. 1,00 € und 1,50 €) ist, wird für die gesamte Maßnahme erhoben. Evaluation nach wenigen Jahren bedeutet konkret wann? Dies bedeutet konkret etwa 2 bis 3 Jahre (Heizperioden). Welche Technologie nutzt der Langzeitspeicher? Der Langzeitspeicher ist ein Erdspeicher in dem das vorhandene Erdreich als Speichervolumen genutzt wird. Über eine Sole-Wärme-Pumpe wird hierbei die im Erdreich gespeicherte Solarenergie sowie oberflächennahe Geothermie in das Heizungssystem eingespeist. Wie sieht es mit dem Aufwand der Beantragung aus? Eine einfache Gestaltung der Förderanträge ist sehr wichtig. Ebenso sollte es vermieden werden, in Dogmen verhaftet zu bleiben. So wäre es besser ein Einsparziel festzulegen, statt beispielsweise der Dicke der Dämmung. Denn: ein Zielwert kann mit verschiedenen Herangehensweisen erreicht werden, nicht unbedingt nur über 16cm Dämmung. Wie sollte eine Förderung dann Ihrer Meinung nach gestaltet sein? Über die EnEV könnte ein Primärenergieverbrauch pro Quadratmeter vorgegeben werden. Wie dieser erreicht wird, wäre dann dem Bauherrn überlassen. Dies ist vor allem wichtig, da bei der Herstellung von Dämmmaterial sehr viel Energie verbraucht wird. Diese Grauenergie sollte bei der Verwendung von Dämmung immer mit einberechnet werden, da sie während des Lebenszyklus nicht unbedingt durch Einsparungen ausgeglichen werden kann. 23
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