Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische ...

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Orthopädie & Traumatologie
Rheumatologie
EUR 9,– Jahrgang 26/2021 ISSN 1997-8308 Österreichische Post AG, MZ 09Z038204M, Retouren an PF 555, 1008 Wien, Universimed CMC GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien   2 / 2021

                                   ARTHROSE                                       KNOCHENREGENERATION                                                   RHEUMA UND COVID-19
                             Zelltherapie aus                                     Mesenchymale                                                        Therapie auch in der
                               Fettgewebe                                     Stromazellen und neue                                                   Pandemie fortsetzen
                                                                                zellfreie Therapien
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                                                                                                                        FOKUSTHEMA

                                                                                                                        Forschung & Innovation
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische ...
Editorial

ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

                                       THE NEW BIG
                                           MEDICAL
                                       Neuer Challenge, neues Teamplay. Zwei führende medizinische Verlage
                                       und einer der wichtigsten Fortbildungsanbieter vereinen ihre Kräfte
                                       unter dem gemeinsamen Dach der FUTUR Holding GmbH.
                                       Ein wichtiger und visionärer Schritt. So entsteht einer der größten
                                       Multi-Channel-Anbieter im gesamten deutschsprachigen Raum.
                                       Diese neue Allianz bietet ein breites Spektrum an Medien, Services und
2                                      Technologien, um neue Märkte Orthopädie
                                                                       und Zielgruppen      inRheumatologie
                                                                               & Traumatologie D.A.CH zuxxerreichen.
                                                                                                            / 2021
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Editorial

                                                          ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

PICTURE IN                                                                           Wollen Sie mehr

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                                                                                     über uns erfahren?
                                                                                     Handykamera hier
                                                                                     über den QR-Code
                                                                                     halten und den
                                                                                     Spirit live erleben.

DIE FACHKOMPETENZ IM
DEUTSCHSPRACHIGEN RAUM
     Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie xx / 2021                                              3
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                                                                                                                                                            © DUK Reischer
Editorial
                                                                                                              S. Nehrer, Krems
ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE                                                                   R. Mittermayr, Wien

Forschung am Bewegungsapparat – quo vadis?
   Der Zukunftsforscher Yuval Noah Harari hat in einem Inter-                                nommen; ein Teil der Patienten ist unzufrieden, was sich in der
view zur erfolgreichen Entwicklung der Impfstoffe gegen das                                  Zunahme der Revisionszahlen zeigt. Diese Zunahme führt uns
Coronavirus gesagt, dass die Forschung jetzt bei den Menschen                                wiederum vor Augen, dass Strategien zur Gelenkerhaltung not-
angekommen sei. Er hat damit gemeint, dass die biotechnologi-                                wendig sind, um das Überborden der Ersatzoperationen zu ver-
schen, immunologischen und medizinischen Wissenschaften es                                   hindern.
geschafft haben, in extrem kurzer Zeit Impfstoffe zu entwickeln                                  Im Zuge der Entwicklung von Knorpelzelltransplantation –
und damit ein wirksames Konzept, diese Pandemie einzudäm-                                    vor jetzt schon mehr als 30 Jahren – hat sich viel Wissen über
men. Das war nur möglich auf Basis der langjährigen Forschung                                die biologische Funktionalität von Gelenken und dem Skelett-
im Bereich der Zellbiologie, Virologie und Humanmedizin ins-                                 system entwickelt. Ausgehend von der Erforschung der Kno-
gesamt und hat jetzt – für alle Menschen sichtbar und spürbar –                              chenheilung wurde auch die Heilungsfähigkeit von Binde-
Lösungen für dieses Virusdesaster gebracht.                                                  gewebe analysiert und festgestellt, dass diese unter anderen
   Auch in der Forschung am Bewegungsapparat wurden in den                                   Verhältnissen erfolgt und im Falle des Knorpels nur sehr insuffi-
letzten Jahrzehnten bahnbrechende Erkenntnisse über die zel-                                 zient stattfindet. Im Knochen wurden Wachstumsfaktoren wie
luläre Funktionalität und der Pathophysiologie von Erkrankun-                                das „Bone Morphogenetic Protein“ (BMP) schon in den 1960er-
gen unseres Bewegungssystems gewonnen. Als erfolgreiches                                     Jahren als wichtige Faktoren der Heilung erkannt und auch kli-
Beispiel ist die Einführung der Biologicals im Bereich der Rheu-                             nisch angewendet; sie können die Knochenheilung in kritischen
matologie zu nennen, die den rheumatischen Systemerkrankun-                                  Bereichen deutlich verbessern. Als durchgängiges Konzept der
gen ihren schicksalhaften Verlauf genommen haben und in vie-                                 Knochenbruchbehandlung haben sie sich nicht etabliert, da der
len Fällen rheumaorthopädische chirurgische Interventionen                                   Benefit bei der normalen Heilung nicht ausreichend darstellbar
ersparen. Das geht sogar so weit, dass das chirurgische Wissen                               ist. Was den Knorpel betrifft, wurde erkannt, dass es die
in diesem Gebiet bereits verloren geht. Auch im Bereich der                                  Implantation von gezüchteten Knorpelzellen braucht, um die
Tumororthopädie wurden durch die Präzisionsmedizin indivi-                                   originären Strukturen der Gelenkoberfläche wiederherzustel-
duelle Therapieansätze entwickelt, die Erfolg versprechend die                               len, da die vorhandenen Zellpopulationen zu einer insuffizien-
belastende Kombination aus Chemotherapie und chirurgischen                                   ten Vernarbung der Knorpeldefekte führen. Da diese Zelltrans-
Resektionen ersetzen.                                                                        plantationsverfahren durch die notwendige Zellkultur logis-
   Interessanterweise ist eines der größten Probleme des Bewe-                               tisch und legistisch aufwendig sind, wurde versucht, Stammzel-
gungsapparates – die Arthrose – mit der Degeneration, Inflam-                                len aus Knochenmark oder Fettgewebe in Einmaleingriffen als
mation und Alterung des Bewegungsapparates, erst später in                                   „Point of care“-Methoden zu verwenden, um die Heilung von
den Fokus der Forschung gerückt. Natürlich sind diese degene-                                Knorpel zu ermöglichen. Die ursprüngliche Annahme, dass
rativen Erkrankungen nicht auf den ersten Blick lebensbedro-                                 diese Zellen von sich aus zu den zu regenerierenden Geweben
hend. Daher hat sich die Medizin mit der symptomatischen                                     differenzieren, hat sich als falsch erwiesen. Sie modulieren und
Behandlung zufrieden gegeben – und offenbar die Patienten                                    ermöglichen diesen Prozess der Heilung, aber der Gewebeersatz
auch. Schmerzmittel, Cortisoninjektionen und unspezifische                                   findet durch ortsständige Zellen, wie Perizyten, statt.
physiotherapeutische Behandlung erscheinen auch heute noch                                       Schwieriger wird die Situation bei degenerativen Vorgängen,
als suffiziente Therapie. Wenn diese Möglichkeiten erschöpft                                 z. B. der Arthrose, da hier die Inflammation dazukommt und
sind, wird das Gelenk durch Teil- oder Totalendoprothesen aus                                ein biologisches Milieu entsteht, in dem Heilungsvorgänge und
Metall und Plastik ersetzt – ein sehr erfolgreiches Konzept: So                              Regeneration von Gewebe unmöglich gemacht werden. Die
zählen die orthopädischen Operationen des Gelenkersatzes zu                                  regenerative Medizin befasst sich mit biotechnologischen
den erfolgreichsten Therapiekonzepten hinsichtlich des Gewin-                                Methoden, diese Heilungsvorgänge zu unterstützen und Wie-
nes an Jahren hoher Lebensqualität (QUALYS). Bei jüngeren                                    derherstellung von Geweben zu erlauben. Dies kann durch Teil-
Patienten wird der Gelenkersatz nicht ganz so positiv wahrge-                                fraktionen von Blut geschehen, wie bei den „Platelet-rich

Wissenschaftliche Beiräte
D. Aletaha, Wien; W. Anderl, Wien; C. Bach, Wien; N. Böhler, Linz; P. Bösch, Wr. Neustadt; H. Boszotta, Eisenstadt; M. Breitenseher, Horn; W. Brodner, Krems; E. Cauza, Wien;
K. Dann, Wien; M. Dominkus, Wien; U. Dorn, Salzburg; R. Dorotka, Wien; A. Engel, Wien; L. Erlacher, Wien; R. Eyb, Wien; C. Fialka, Wien; M. Friedrich, Wien; R. Ganger, Wien;
A. Giurea, Wien; R. Graf, Stolzalpe; W. Graninger, Graz; W. Grechenig, Graz; F. Grill, Wien; J. Grisar, Wien; G. Grohs, Wien; G. Gruber, Graz; K. Gstaltner, Wien; J. Hochreiter, Linz;
S. Hofmann, Stolzalpe; L. Holzer, Klagenfurt; H. Imhof, Wien; S. Junk-Jantsch, Wien; F. Kainberger, Wien; R. Kdolsky, Wien; K. Knahr, Wien; R. Kotz, Wien; P. Krepler, Wien;
M. Krismer, Innsbruck; W. Lack, Wien; B. Leeb, Stockerau; R. Lunzer, Graz; K. Machold, Wien; R. Maier, Baden; S. Marlovits; Wien; M. Mousavi, Wien; T. Muellner, Wien; S. Nehrer,
Krems; T. Neubauer, Horn; M. Nicolakis, Wien; M. Nogler, Innsbruck; A. Pachucki, Amstetten; G. Pflüger, Wien; R. Puchner, Wels; F. Rainer, Graz; H. Resch, Salzburg; P. Ritschl,
Wien; K. Schatz, Wien; G. Schippinger, Graz; M. Schirmer, Innsbruck; W. Schneider, Wien; H. Seitz, Judenburg; F. Singer, Laab i. W.; H. Tilscher, Wien; K. Trieb, Wels; H.-J. Trnka,
Wien; C. Tschauner, Stolzalpe; A. Ulreich, Gröbming; V. Vécsei, Wien; A. Wanivenhaus, Wien; R. Windhager, Wien; C. Wurnig, Wien; P. Zenz, Wien; J. Zwerina, Wien

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Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische ...
Editorial

                                                                        ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

plasma“(PRP)-Produkten, wobei akute Faktoren aus den Blut-         wir die Komplexität von biologischen und pathologischen Pro-
plättchen einen Boost der Heilungsvorgänge, vor allem bei          zessen erkennen und respektieren, auch wenn wir manchmal
chronisch-degenerativen Prozessen, unterstützen können. Lei-       den Eindruck haben, dass sich die Forschung von unserer tägli-
der ist die Variabilität dieser Faktoren, der sogenannten Blut-    chen Praxis weit entfernt. Einfache Lösungen und Simplifizie-
produkte, bei jedem Patienten sehr hoch, sodass ein standardi-     rungen sind hier nicht immer die besten Ansätze und oft keine
sierter Effekt und ein konkretes Dosis-Wirkungs-Konzept nicht      wirklichen Lösungen; also gehen wir den längeren, mitunter
durchgängig dargestellt werden können. Trotzdem zeigen sehr        anstrengenden Weg der Wissenschaft und Forschung, um nach-
gut durchgeführte Studien evidente klinische Wirksamkeiten         haltige, sichere und effiziente Lösungen zu erarbeiten – so viel
im Vergleich zu den klassischen Behandlungsmodalitäten in der      zum Thema „Forschung, quo vadis?“.
Arthrose, interessanterweise auch im längerfristigeren Follow-        Diese Ausgabe zeigt aber auch ganz eindrucksvoll, wie die
up. So zeigt PRP deutlich nachhaltigere Effekte als Cortison und   orthopädische und traumatologische Forschung in unserem
auch (wenn auch hier der Unterschied geringer ist) Hyaluron-       Land einen Schwerpunkt auf den translationalen Ansatz legt.
säure. Diese Wirksamkeit lässt sich vielleicht in Zukunft auch     Ausgehend von einer klinischen Fragestellung werden experi-
durch sehr kleine Partikel dieser Blutprodukte herstellen, wo      mentelle Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung über prä-
z. B. die Induktion von regenerativen Prozessen durch Messen-      klinische und klinische Forschung letztlich in die Klinik überge-
ger-RNA in Mikrovesikel passiert. Diese Mikrovesikel werden        führt und kommen so dem Wohl unserer Patienten zugute. Um
als Kommunikationsmittel von Zellen – auch Stammzellen –           diesen zielorientierten Prozess der Translation erfolgreich
verstanden, enthalten genetische Information und Wachstums-        umsetzen zu können, bedarf es der Zusammenarbeit und Inter-
faktoren und können damit zelluläre Prozesse steuern. So kön-      aktion vieler verschiedener Disziplinen und Spezialisten. Auch
nen Zelltherapien eventuell durch diese „Zellboten“ ersetzt wer-   wenn die (experimentelle) Forschung ob der limitierten Res-
den und das etwas unsichere Verhalten von Stammzellen kann         sourcen oftmals nur an den spezialisierten Forschungseinrich-
vermieden werden, ähnlich wie bei den modernen Impfstoffen,        tungen in Universitäten, Fachhochschulen, Instituten etc. statt-
wo nicht ein abgeschwächtes Virus die Immunantwort auslöst,        findet bzw. stattfinden kann, so ist der klinische Beitrag von
sondern eine genetische Information in der mRNA den Ablauf         ganz entscheidender Bedeutung. Darum verstehen wir auch
einer Antigen-Antikörper-Reaktion stimuliert.                      jeden klinisch tätigen Arzt als Forscher, der kritisch reflektiert
                                                                   zum Wohle des Patienten therapiert. Steter Diskurs und wieder-
    Womit wir wieder bei der modernen Forschung wären, die         kehrender Austausch mit den Forschungseinrichtungen bein-
hoffentlich jetzt und in Zukunft viele Probleme des Bewegungs-     halten ein wertvolles Potenzial, die Forschung in der Orthopä-
apparates lösen wird. In diesem Heft haben einige junge und        die und Traumatologie weiter voranzutreiben. Es sollte über die
auch erfahrenere Forscher Beiträge über diese Forschungswelt       Schaffung von Foren und Datenbanken diskutiert werden, die
am Bewegungsapparat verfasst, wofür wir ihnen herzlich dan-        einen solchen Austausch ermöglichen und forcieren. Somit ver-
ken. Wir hoffen, dass sie als Leser erkennen, wie viel Potenzial   stehen wir die Forschung allgemein als ein gemeinsames Pro-
in diesen Forschungsansätzen liegt und wie viel davon eigent-      jekt, um die Versorgung unserer Patienten stetig zu verbessern
lich schon in unserem klinischen Alltag angekommen ist. Leider     und zu individualisieren (personalisieren), auf unserem Weg
ist die experimentelle Forschung noch viel komplizierter, als      von der reparativen zur regenerativen Medizin.
hier zusammenfassend dargestellt wurde. In den Masterlehr-
gängen an der Donau-Universität Krems wird versucht, diese
komplizierte Forschungswelt verständlich zu vermitteln, um vor
allem Kolleginnen und Kollegen, die nicht an Universitäten tätig
sind, diese Aspekte näherzubringen und sie vielleicht sogar zu     Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer
eigenen Forschungsprojekten zu animieren. Es ist wichtig, dass     Priv.-Doz. Dr. Rainer Mittermayr, MBA

       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021                                                                            5
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische ...
Österreichische
                                Gesellschaft für
                                Unfallchirurgie

                    ÖGOuT
                     Österreichische Gesellschaft für          e i n s a m e
                     Orthopädie und Traumatologie
                                                        2. gemstagung
                                                         Jahre

                                                Minimalinvasive
                                                Unfallchirurgie &
                                                Orthopädie
                                                57. ÖGU Jahrestagung
                                                2. ÖGOuT Jahrestagung

                                                07. – 09. Oktober 2021
                                                Salzburg

     w   ww.u
                t h e date n.at
           Save lchirurge
              nfal
                                               2021
Es wird angestrebt, die
Jahrestagung nach den Kriterien
des Österreichischen Umweltzeichens für
Green Meetings/Green Events auszurichten.
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische ...
Inhalt

                                                                                                                                              ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

                                                                                                                                        34 Biologische Regeneration
  GESELLSCHAFTSMITTEILUNGEN
                                                                                                                                           bei Früharthrose
10        GOTS                                                                                                                                    M. Hauser-Schinhan, Wien

11        ÖGU/ÖGOuT
                                                                                                                                        37 AutoCart™ – einzeitige autologe
12        ÖGO                                                                                                                              Knorpeltransplantion
                                                                                                                                                  S. Marlovits, Wien

  FORSCHUNG & INNOVATION
                                                                                                                                        40 Resorbierbare
14        Forschung im                                                                                                                     Magnesiumschrauben
          Orthopädischen Spital Speising                                                                                                          V. Labmayr, Graz
                                                                                                                                                  P. Holweg, Graz
          B. Frank, Wien
          J. Hofstätter, Wien

16        Artificial Intelligence in der                                                                                                42 Ein Einblick in mesenchymale
          Bildgebung des Bewegungsapparates                                                                                                Stromazellen und neue
          S. Nehrer, Krems                                                                                                                 zellfreieTherapien zur
                                                                                                                                           Knochenregeneration
                                                                                                                                                  D. Hanetseder, Wien
22 Operationsplanung im dreidimensionalen                                                                                                         H. Redl, Wien
                                                                                                                                                  D. Marolt Presen, Wien
   Raum bei komplexen Frakturen und
   orthopädischen Tumoren
                                                                                                                                        46 Veränderungen von Serum-mikroRNAs
          M. Thaler, Innsbruck
                                                                                                                                           durch adjuvante Therapie mit Zoledronsäure
                                                                                                                                           nach Rotatorenmanschettenrekonstruktion
26 Die Biotribologie:
                                                                                                                                           in einem Rattenmodell
   Bedeutung in der Orthopädie
                                                                                                                                                  J. E. Schanda, Wien
          C. Stotter, Krems
          S. Nehrer, Krems
                                                                                                                                        49 Ein neuer beweglicher Antibiotika-Spacer
30 Zelltherapie aus Fettgewebe                                                                                                             für die infizierte Hüftprothese
   in der Arthrosebehandlung                                                                                                                      M. Pietsch, Stolzalpe
          M. Neubauer, Krems
          S. Nehrer, Krems

Impressum
Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien. E-Mail: office@universimed.com. Tel.: +43 1 876 79 56. Fax: DW 20. Geschäfts-
führung: Dr. med. Bartosz Chłap, MBA. Chefredaktion: Mag. Christine Lindengrün. E-Mail: christine.lindengruen@universimed.com. Projekt leitung: Mag. Manuela Moya. E-Mail:
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duktions GmbH, 2540 Bad Vöslau. Artikel mit grauer Hinterlegung sind im Sinne des Österreichischen Mediengesetzes §26 als Werbung, Promotion oder entgeltliche Einschal-
tung zu verstehen. Gerichtsstand: Wien. Offenlegung: Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH (100 %ige Tochter der Universimed Holding GmbH). Eigentümer und
Medieninhaber: Universimed Holding GmbH
Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo EUR 45,–, Einzelheft EUR 9,– inkl. MwSt. und Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl. Versandspesen. ISSN 1997-8308. Das Medium JATROS
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Bei-
träge sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Mit der Übergabe von Manuskripten und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte in Print
und Internet an Universimed über. Copyright: Alle Rechte, insbesondere auch hinsichtlich sämtlicher Artikel, Grafiken und Fotos, liegen bei Universimed. Nachdruck oder Vervielfältigung, Verbreitung, Zurverfügungstellung, Vortrag, Vorführung, Aufführung, Sendung,
Vermietung, Verleih oder Bearbeitung – auch auszugsweise – nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung durch den Herausgeber. Die wiedergegebene Meinung deckt sich nicht in jedem Fall mit der Meinung des He-
rausgebers, sondern dient der Information des Lesers. Die am Ende jedes Artikels vorhandene Zahlenkom bination (z.B.: ■0918) stellt eine interne Kodierung dar. Geschlechterbezeichnung: Um die Lesbarkeit der Informa-
tionen zu erleichtern, wird bei Personenbezeichnungen in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind jedoch jeweils männliche und weibliche Per sonen gemeint.

              Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021                                                                                                                                                                                                     7
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische ...
Inhalt

                                   ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

                                                                                                                                                      NON-STOP IM LEBEN
                                                                                                                                                                                   FÜR MICH EIN

                                                                                                                                           TRIUMPH
                                                                                                                                                                                                                                                                                                #

                                                                                                                                                                                                                NEU                                               6

                                                                                                                                                                                                                bei Ps A

                                                                                                                                                            Tremfya® vereint überlegene Hautclearance* 1-3
                                                                                                                                                  mit bewährter Sicherheit+4 – damit sich Plaque-Psoriasis
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                         # PASI 100-Ansprechen zu Woche 252: 52,7% (TFR); DLQI 0/1 zu Woche 204: 75,3%
                         * PASI 90-Ansprechen (NRI): Signifikante Überlegenheit vs. Adalimumab (Woche 48): 76% vs. 48%; Signifikante Überlegenheit vs. Secukinumab (Woche 48): 84,5% vs. 70%; Signifikante Überlegenheit vs. Ustekinumab (Woche 52): 51% vs. 24%
                         + Nach 264 Wochen traten keine neuen Sicherheitssignale auf; es wurden keine Tuberkulose, opportunistische Infektionen, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Anaphylaxien oder Serumkrankheits-ähnliche Reaktionen berichtet
                         1. Blauvelt A et al. J Am Acad Dermatol 2017;76(3):405-417. 2. Reich K et al. Lancet 2019;394(10201):831–839. 3. Langley R et al. Br J Dermatol 2018;178(1):114-123. 4. Griffiths CEM et al. Maintenance of Response Through 5 Years of Continuous Guselkumab
                         Treatment: Results From the Phase 3 VOYAGE 1 Trial. ACDS 2020. Poster. 5. Reich K et al. J Am Acad Dermatol 2020;82(4):936-945. 6. Tremfya® Fachinformation, Stand 11/2020.
AT_CP-189872_02Nov2020

                         FACHKURZINFORMATION TREMFYA®: Bezeichnung des Arzneimittels: TREMFYA® 100 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze, TREMFYA® 100 mg Injektionslösung in einem Fertigpen. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Fertigspritze enthält 100 mg
                         Guselkumab in 1 ml Lösung. Jeder Fertigpen enthält 100 mg Guselkumab in 1 ml Lösung. Guselkumab ist ein rein humaner monoklonaler Immunglobulin G1-Lambda(IgG1λ)-Antikörper (mAk) gegen das Interleukin(IL) 23-Protein, hergestellt durch rekombinante DNA-
                         Technologie in einer CHO-Zelllinie (Chinese-Hamster-Ovary). Sonstige Bestandteile: Histidin, Histidinmonohydrochlorid-Monohydrat, Polysorbat 80, Sucrose, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Plaque-Psoriasis: TREMFYA® ist für die Behandlung erwachsener
                         Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis indiziert, die für eine systemische Therapie in Frage kommen. Psoriasis-Arthritis: TREMFYA®, als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat (MTX), ist für die Behandlung der aktiven Psoriasis-Arthritis
                         bei erwachsenen Patienten indiziert, die auf eine vorangegangene krankheitsmodifizierende antirheumatische (disease-modifying antirheumatic drug, DMARD) Therapie unzureichend angesprochen oder diese
                         nicht vertragen haben. Gegenanzeigen: Schwerwiegende Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Klinisch relevante aktive Infektionen (z. B. aktive Tuberkulose). Inhaber
                         der Zulassung: Janssen-Cilag International NV, Turnhoutseweg 30, B-2340 Beerse, Belgien. Vertrieb für Österreich: Janssen-Cilag Pharma GmbH, Vorgartenstraße 206B, A-1020 Wien. Verschreibungspflicht/
                         Apothekenpflicht: Rezept und apothekenpflichtig; wiederholte Abgabe verboten. ATC-Code: L04AC16. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen
                         mit anderen8 Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit sowie Nebenwirkungen entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation. AT_CP-189016_29Okt2020
                                                                                                                                                                                                                  Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021
                            Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Es ist daher wichtig, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung in Bezug auf „TREMFYA®“ zu melden.
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische ...
Inhalt

                                                              ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

52 MME-Sequencing bei „late-onset“
                                                            RHEUMATOLOGIE & OSTEOLOGIE
   hereditären Neuropathien
    M. Auer-Grumbach, Wien                                 67 ACR Convergence 2020
                                                              Studien zur Sakroiliitisdiagnose und
54 Venen-Muskel-Interponate                                   zur Therapie bei Gicht und axSpA
   zur Nervenrekonstruktion
                                                           70 Pharma-News
    J. Heinzel, Tübingen
                                                              IL-17A-Inhibition bei axSpA: Wirksamkeit
                                                              im Praxisalltag bestätigt
57 Gewebekleber nach dem                                      Ixekizumab verbessert schnell, stark und
   Vorbild der Natur                                          lang anhaltend die Krankheitsaktivität
    S. Nürnberger, Wien                                        H. Leiss, Wien

                                                           72 Interview
                                                              BioReg
 ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE
                                                              „Sind für jede Form der vernünftigen
60 Publireportage                                             Kooperation bereit“
                                                               B. Leeb, Hollabrunn
   Autologous Conditioned Plasma (ACP)
   und die Wirbelsäule
                                                           74 Rheumatische Erkrankungen und Covid-19
    M. Dau, Rheinfelden
                                                              Therapie auch in der Pandemie fortsetzen

62 „Tantalum Cones“ zur Behandlung                         76 Interview
   schwerer Knochendefekte in der                             Ruf nach mehr Spezialisten
   Knieprothesenrevision                                       R. Puchner, Wels
    M. Eder-Halbedl, Steiermark

65 Pharma-News                                             78 CED: Therapieentscheidungen
   Interview                                                  nach individuellem Risiko
   Hyalgan®
   „Wiederherstellung der rheologischen                    80 L-Arginin fördert Rückbildung
   Eigenschaften der Synovialflüssigkeit“                     von Darmentzündungen
    C. Felsing, St. Pölten
                                                           82 Rheuma und Osteoporose
                                                               R. Lunzer, Graz

                                                           84 Diabetes und Nebenschilddrüse
                                                              als Risiko für den Knochen

                                                           86 Neuer Kandidat für ein Medikament
                                                              gegen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

                                                           87 Digitale Gesundheitsanwendungen
                                                              Akzeptanz steigt

       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021                                                      9
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - Österreichische ...
Gesellschaftsmitteilungen

GOTS

GOTS: Was gibt es Neues?
Die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) gibt für 2021
einige Neuerungen bekannt: Die Geschäftsstelle der GOTS Österreich ist nach Krems
übersiedelt, ein neues Komitee für Gehirnerschütterung im Sport wurde gegründet und
die Themen und Termine für die Webinarreihe „Ortho SportsMed“ sind bereits bis
Juli 2022 festgelegt.

GOTS-Komitee Concussion

                                                                                                                                                      © iStockphoto.com/s-c-s
   Ende Februar hat die GOTS ihr jüngstes
Komitee gegründet, das „Komitee Concus-
sion“. Künftig sollen hier aktuelle Themen
zum Thema Gehirnerschütterung im Sport
besprochen werden. Dazu zählen unter
anderem:
• Aufklärung: Wie erkenne ich eine Con-
   cussion?
• Vermitteln der Diagnostik sowie der
   Verlaufsbeurteilung
• Wissenstransfer, gedacht für allgemeine
   Sportmediziner,      Physiotherapeuten,
   Trainer und Betreuer
• Erarbeiten von einfach verständlichem
   Informationsmaterial                        Gehirnerschütterung im Sport ist Thema eines neuen GOTS-Komitees und des nächsten Webinars
• Aufbau eines Netzwerkes von speziali-        der Reihe „Ortho SportsMed“
   sierten Kliniken im deutschen Sprach-
   raum                                        • Funktionelle Diagnostik – was gibt es        verletzungen im Kindesalter und vieles
• Erarbeiten eines strukturierten und evi-       Neues? – 22. September 2021                  mehr.
   denzbasierten Behandlungsprotokolls         • Regenerative Therapien – 17. November
                                                 2021                                         GOTS-Österreich-Geschäftsstelle an
    Im Fokus steht dabei besonders die Con-    • Sportlerleiste – wie diagnostizieren, wie    der Donau-Universität Krems
cussion bei Risikogruppen, u. a. bei Kin-        behandeln? – 19. Jänner 2022
dern. Philippe Tscholl leitet das neue Komi-   • Prävention von Schulterverletzungen –           Im vergangenen Jahr wurde der Verein
tee. Weitere Mitglieder sind: Nina Fedder-       16. März 2022                                zur Förderung der Sportmedizin des Be-
mann-Demont, Hubert Hörterer, Werner           • Wirbelsäule und Sport – 18. Mai 2022         wegungsapparates, die frühere GOTS-
Krutsch, Martin Prantl, Claus Reinsberger,     • Highlights vom GOTS-Jahreskongress           Österreich-Stelle, aufgelöst und neu an der
Iris Reuter und Friedemann Schneider.            2022 – Juni 2022                             Donau-Universität Krems verankert. An
                                               • Update muskuloskelettale Bildgebung/         dieser Stelle möchten wir uns herzlich für
Webinare „Ortho SportsMed“                       Diagnostik – 20. Juli 2022                   die jahrzehnte lange Arbeit der Initiato-
                                                                                              ren, Funktionäre und Unterstützer des
   Eine dauerhafte Webinar-Reihe zu or-           Die Online-Veranstaltungen richten sich     Vereins bedanken. Viele von ihnen sind
thopädischen Themen in der Sportmedizin        an Chirurgen, Orthopäden, Sportärzte,          weiterhin in der Organisation und Durch-
und über den Tellerrand hinaus ist am          Trainer, Wissenschaftler, Physiotherapeu-      führung der Veranstaltungen verankert
17. Februar mit der ersten Online-Veran-       ten und Medizinstudenten. Hochkarätige         und arbeiten nun gemeinsam mit Univ.-
staltung „Das Knie im Leistungssport“ ge-      Referenten aus dem europäischen Raum           Prof. Dr. Stefan Nehrer über die neue
startet. Die nächsten Termine sind:            berichten aus Wissenschaft, Forschung          GOTS-Geschäftsstelle zusammen. Die
• Concussion im Sport – was muss ich           und Praxis im klinischen Alltag.               Homepage der österreichischen Geschäfts-
   wissen? – 14. April 2021                       Die Themen reichen von Gelenkverlet-        stelle ist unverändert unter www.gots.at
• Sportverletzungen im Kindesalter –           zungen über Sehnen, Bänder, Knorpelschä-       zu finden.
   2. Juni 2021                                digungen, Muskeln, Gehirnerschütterung            Kontakt: Claudia Gruber; Tel.: +43/2732
• Highlights vom GOTS-Jahreskongress           bis zur Wirbelsäule. Es geht um Diagnos-       893 27 51; E-Mail: gots@donau-uni.ac.at;
   2021 – 1. bis 3. Juli 2021                  tik, neueste Therapien, Prävention, Sport-     mail@gots.at                             ◼

10                                                                                                Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021
© Michael Haeusle
                                                                                                                                      Gesellschaftsmitteilungen

                                           T. Neubauer, Horn                                                                                            ÖGU/ÖGOuT

                    Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
                    Neues gibt es hinsichtlich der Fristenerstreckung für die Komplementärausbildung zu
                    berichten sowie über die zum Jahreswechsel gegründeten Taskforces der ÖGU.

                    W     ie in der letzten JATROS-Ausgabe be-
                          richtet, hat sich bezüglich der Fris-
                    tenerstreckung für die Komplementäraus-
                                                                           schaft als auch zwischen den bestehenden
                                                                           Gesellschaften zu vertiefen. Für junge
                                                                           Fachärzte des neuen Sonderfaches, aber
                                                                                                                               TF „Niederlassung“ (Leitung A. Sto-
                                                                                                                           ckinger): Sie wird Mitte Mai dem GF-Vor-
                                                                                                                           stand ein Konzept präsentieren, das meh-
                    bildung in den vergangenen Wochen sehr                 auch für etablierte Kollegen stellt somit die   rere wichtige Punkte für Unfallchirurgen
                    viel getan. Durch die am 22. 2. 2021 unter-            ÖGOuT eine sinnvolle und attraktive Er-         in der Niederlassung umfasst. Unter ande-
                    zeichnete 1. Novelle zur Ärzte-Ausbil-                 gänzung der bestehenden Mitgliedschaften        rem wird die Attraktivierung des neuen
                    dungsordnung (ÄAO) 2015 konnten mas-                   dar. Welche Funktion dem mit Dezember           Faches durch Niederlassungs- und Migra-
                    sive Einschränkungen in der individuellen              2020 gegründeten Dachverband (ÖDOUT)            tionsfähigkeit ausgearbeitet und auch die
                    Karriereplanung vieler Kollegen und in                 in Zukunft zukommen wird, steht noch in         Rolle des niedergelassenen Unfallchirur-
                    weiterer Folge Risiken für die Traumaver-              Diskussion.                                     gen oder Ortho-Traumatologen als Teil der
                    sorgung in Österreich abgewendet werden.                                                               modernen Trauma-Basisversorgung defi-
                    Natürlich kommt es in Übergangszeiten                     Die von der ÖGU zum Jahreswechsel            niert. Insbesondere wird auch die Win-
                    immer wieder zu Fragen und Missver-                    gegründeten Taskforces (TF) haben ihre          win-Situation beleuchtet, die sich aus der
                    ständnissen. So muss darauf hingewiesen                Arbeit aufgenommen und bereits mehrfach         Zusammenarbeit zwischen niedergelasse-
                    werden, dass die neue Regelung aus-                    Arbeitssitzungen durchgeführt:                  nem Bereich und Spitalsambulanz ergibt.
                    schließlich pro futuro gilt und ein Wechsel               TF „Spezielle Unfallchirurgie“ (Lei-             TF „Unfallchirurgie im Westen“ (Lei-
                    der Ausbildungsordnungen nur einmal                    tung L. Negrin): Gerade diese Arbeits-          tung H. Thöni): Sie hat ihre Arbeit – die
                    erfolgen kann (somit ist bei bereits erfolg-           gruppe hat die verantwortungsvolle Auf-         Intensivierung des Kontaktes zu Kollegen
                    tem Wechsel ein neuerlicher retrospektiver             gabe, ein Curriculum für eine Spezialaus-       in den westlichen Bundesländern – aufge-
                    Wechsel nicht möglich!). Ich verweise Sie              bildung auszuarbeiten und dem GF-Vor-           nommen.
                    hinsichtlich der – zugegebenermaßen oft                stand vorzulegen. Hier werden sich die              Unabhängig von diesen Schwerpunkten
                    komplizierten – Materie auf die Informa-               Kollegen wiederfinden, die für eine „Un-        wird es weiterhin wichtig sein, Themen-
                    tionsblöcke im Rahmen der ÖGU-Fortbil-                 fallchirurgie“ (Polytrauma, Höhlenverlet-       überschneidungen im Bereich der Fortbil-
                    dungsveranstaltungen, die Informationen                zungen, komplexe Extremitätenverletzun-         dung in den drei Gesellschaften zu vermei-
                    auf unserer Website und Informationen                  gen, traumatologische Notfalleingriffe und      den und gemeinsam mit dem „Jungen Fo-
                    durch unseren Bundesfachgruppenob-                     Intensivmedizin) jenseits der allgemeinen       rum“ der ÖGU für Auszubildende neue
                    mann, Dr. Richard Maier, der auch die                  „Ortho-Traumatologie“ brennen. Pro futu-        Formate zu finden (Fireside-Diskussionen,
                    FAQs der Homepage betreut.                             ro wird diese Spezialisierung in Institutio-    Tipps und Tricks, „How I did it“).
                       Hinsichtlich der Weiterentwicklung der              nen mit Traumaschwerpunkt eine wesent-              Nochmals sei auf den 57. ÖGU/2. ÖGOuT-
                    österreichischen Unfallchirurgie sowie der             liche Rolle spielen, insbesondere für Kolle-    Kongress mit den Thema „Minimalinvasive
                    muskuloskelettalen Chirurgie fanden neu-               gInnen in höher verantwortlicher Stellung.      Unfallchirurgie & Orthopädie“ hingewie-
                    erliche Mediationsgespräche zwischen                   Derzeit läuft in dieser TF die Begutach-        sen. Auch in diesem Jahr wird die Entschei-
                    ÖGU, ÖGOuT und ÖGO unter Beiziehung                    tung der PT-Ausbildung in Deutschland           dung zu treffen sein, ob die Kongresse real
                    von Vertretern der Österreichischen Ärz-               und der Schweiz. Weiters wird sicher auch       oder virtuell stattfinden werden. Jede Vari-
                    tekammer (ÖÄK) und des Gesundheitsmi-                  ein engerer Kontakt zu den Fachgesell-          ante birgt Vor- und Nachteile, wobei die
                    nisteriums statt. Dabei kam man überein,               schaften der Neurochirurgie und der allge-      Sicherheit unserer Mitglieder oberste Prio-
                    dass die ÖGOuT in den nächsten Jahren                  meinen Chirurgie erforderlich sein, da          rität haben muss. Trotzdem fehlen nicht nur
                    die führende Rolle übernehmen soll. ÖGU                gerade im Rahmen der neuen AB-Ordnun-           Ihnen, sondern auch mir die persönlichen
                    und ÖGO werden in diesem Prozess bera-                 gen der betreffenden Fächer eine entspre-       Kontakte, der unbeschwerte Gedankenaus-
                    tende Funktionen haben. Diesbezüglich                  chende Überschneidung/Ergänzung fehlt.          tausch und die über Jahrzehnte gewachsene
                    sind Gespräche zwischen ÖGU und ÖGO                       TF „Traumanetzwerke am Beispiel              Atmosphäre der unfallchirurgischen „Fami-
                    angelaufen, die das Ziel haben, die ÖGOuT              Niederösterreich“ (Leitung K. Sahraru-          lie“. Ich hoffe, Sie in den nächsten Gesell-
                    zu unterstützen und in absehbarer Zeit                 di): Diese arbeitet eng mit der oben ge-        schaftsmitteilungen über eine diesbezügli-
                    (Juni 2022) als alleinige Repräsentanz ge-             nannten TF zusammen. Hierbei sollen vor         che Entscheidung informieren zu können.
                    genüber dem Ministerium und in der Ärz-                allem die einzelnen Phasen der Etablie-
                    tekammer zu etablieren. Dieser Prozess                 rung eines Traumanetzwerkes genauestens
                    wird von einem unabhängigen Juristen der               dokumentiert werden , um im Anschluss              Mit freundlichen Grüßen
                    ÖÄK begleitet werden und stellt eine von               einen Algorithmus und eine Diskussions-            Thomas Neubauer
                    vielen Maßnahmen dar, um gegenseitiges                 grundlage für die Erstellung weiterer Trau-        Präsident der ÖGU
                    Vertrauen sowohl in die neue Fachgesell-               manetzwerke zu erstellen.                          Präsident der ÖGOuT

                           Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021                                                                                         11
Gesellschaftsmitteilungen

ÖGO

Exzellenz gehört hervorgehoben
Daher hat die Österreichische Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
(ÖGO) heuer zwei Preise vergeben und zwei Ehrenmitglieder ernannt.

Preis für wissenschaftliches                                    Martina Hauser-Schinhan, arbeitet an der             Ehrenmitglieder
Arbeiten                                                        MedUni Wien. Herzliche Gratulation!
                                                                                                                        Als Präsident der ÖGO darf ich auch
   Eine dreiköpfige Jury musste unter 12                        Forschungsförderungspreis                            zwei Ehrenmitgliedschaften bekanntgeben
hervorragenden Einreichungen die „beste                                                                              und damit besondere Leistungen im Be-
Arbeit“ küren (und 7500 Euro überwei-                              Der Preisträger des Forschungsförde-              reich der Orthopädie würdigen.
sen) – es ist dies die 2020 im Am J Sports                      rungspreises in der Höhe von 15 000 Euro                Prof. Miklós Szendrői, der vor Kurzem
Med erschienene Arbeit „Biological rege-                        wurde aus 7 exzellenten Einreichungen                emeritierte orthopädische Ordinarius der
neration of articular cartilage in an early                     bestimmt. Der Preis geht an Priv.-Doz. Dr.           Budapester Semmelweis-Universität, hat
stage of compartmentalized osteoarthritis:                      Lukas Leitner für ein Projekt der MedUni             die europäische Orthopädie unter an-
12-month results“ (s. a. Artikel Seite 34ff).                   Graz und des LKH Bruck zum Thema „Sa-                derem als EFORT-Präsident 2010/2011
Die Erstautorin und Preisträgerin, Dr.                          gittal Alignment“. Herzliche Gratulation!            höchst konstruktiv gestaltet und war
                                 © Arcos Burg

                                                                                   © MedUni Graz

                                                                                                                            © Universität Hongkong

Martina Hauser-Schinhan                         Lukas Leitner                                      Pietro Ruggieri                                   Miklós Szendrői

                                                                                                                     Österreich immer sehr freundschaftlich
                                                                                                                     verbunden.
                                                                                                                        Prof. Pietro Ruggieri, Leiter der ortho-
                                                                                                                     pädisch-traumatologischen Klinik der Uni-
                                                                                                                     versität Padova, gilt als herausragender
                                                                                                                     und meines Erachtens international aner-
                                                                                                                     kanntester europäischer Tumororthopäde.
                                                                                                                     Es gibt fast keine internationale (tumor-)
                                                                                                                     orthopädische      Gesellschaft    (SICOT,
                                                                                                                     EFORT, ISOLS, EMSOS), die er nicht ent-
                                                                                                                     scheidend mitgeprägt hat.
                                                                                                                        Ach ja: Die Corona-Pandemie zwingt
                                                                                                                     uns leider dazu, den OT-Kongress auf 2022
                                                                                                                     zu verschieben. Mehrere Online-Abend-
                                                                                                                     symposien im Mai sind als kleiner Ersatz
                                                                                                                     geplant; nähere Informationen folgen.

                                                                                                                       Herzliche Grüße
                                                                                                                       Andreas Leithner
                                                                                                                       Präsident der ÖGO

12                                                                                                                      Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021
Gesellschaftsmitteilungen

                                                                                                                                          ÖGO

Ein Fixstern am Firmament
der internationalen Orthopädie ...
... feiert seinen 80. Geburtstag.

U   niv.-Prof. Dr. Karl Zweymüller wurde
    am 20. April 1941 geboren. Er besuch-
te von 1951 bis 1959 das Gymnasium in
                                                       der Empfehlung, diese Paarung womög-
                                                       lich zu verlassen und zusätzlich die
                                                       Schäfte künftighin mit einer osseokon-
                                                                                                  seinem Fachgebiet erreicht. Karl Zweymül-
                                                                                                  ler war bis Mai 2006 ärztlicher Direktor
                                                                                                  am orthopädischen Krankenhaus Gersthof
Baden. Das Medizinstudium absolvierte                                           duktiven Be-      in Wien. Dank seiner Entwicklungen und
er von 1959 bis 1966 an der Universität                                         schichtung zu     seiner Person waren Gäste aus aller Welt
Wien. 1973 wurde er Facharzt für Ortho-                                                                 wöchentlich Zeugen des hohen Stan-
pädie und orthopädische Chirurgie. Die                                                                  dards, der an seiner Abteilung im
Habilitation erfolgte 1979 zum Thema                                                                    Bereich der Endoprothetik und der
„Knochen und Gelenkersatz mit bioke-                                                                    umfassenden medizinischen und
ramischen Endoprothesen“. 1986 wurde                                                                     pflegerischen orthopädischen Pati-
er zum a.o. Universitätsprofessor in                                                                     entenversorgung geboten wurde.
Wien ernannt.                                                                                            Mit Antritt seines wohlverdienten
                                                                                                         Ruhestandes endete eine außerge-
   Am 5. Oktober 1979                                                                                    wöhnliche Ära Gersthofs.
wurde von Karl Zweymüller
der erste zementfreie Ge-                                                                                            In Anerkennung seiner
radschaft aus einer Titani-                                                                                       großen Verdienste wurde
umschmiedelegierung im-                                                                                           Karl    Zweymüller   am
plantiert. Dies war der Be-                                                                                       11. Mai 2012 das Goldene
ginn einer jahrzehntelangen                                                                                       Ehrenzeichen für Ver-
Erfolgsgeschichte der ze-                                                                                         dienste um das Land Wien
mentfreien Hüftendoprothe-                                                                                        verliehen.
tik. In der Zeitschrift „Lan-
cet“ wurde die Hüftendopro-                                                                                           Neben seiner wissen-
thetik als „Operation des                                                                                          schaftlichen Bedeutung
Jahrhunderts“ bezeichnet. Über die                                                                                 und Anerkennung wurde
Jahre wurden verschiedene Generatio-                                                              unter seiner Direktion in drei aufeinander-
nen seiner Hüftendoprothese sukzessi-                                                             folgenden Jahren das Orthopädische Kran-
ve weiterentwickelt und stellten für                                                              kenhaus Gersthof aus Sicht der Patienten
drei Jahrzehnte den goldenen Stan-                                                                           zum beliebtesten Krankenhaus
dard der Hüftendoprothetik dar. Die-                                                                         in Wien gewählt und mit dem
ser goldene Standard war Ausgangs-                                                                           höchsten Grad an Zufrieden-
punkt für weitere Modifikationen,                                                                            heit der dort Beschäftigten be-
wobei die Grundprinzipien der „Zwey-                                                                         wertet. Dies stellt auf sozialer
müllerschen Philosophie“ weiter beibehal-              versehen.    Metall-                                  und menschlicher Ebene eine
ten wurden.                                            Metall-Gleitpaarun-                                   ebenso große Auszeichnung dar
                                                       gen waren zu dieser                                   wie auf der wissenschaftlich-
   Karl Zweymüller war nicht nur ein                   Zeit eine häufig an-                                 medizinischen Basis.
Verfechter der akribischen klinischen wie              gewandte Methode,
radiologischen Nachkontrolle, sondern                  die weithin als un-                                     In diesem Sinne wünschen
basierend darauf auch der kritischeste                 kritisch betrachtet                                  wir dir, lieber Karl, weiterhin
Beobachter seiner eigenen Ergebnisse. So               wurde. Zweymüllers                                   Gesundheit, Freude und Erfül-
präsentierte Karl Zweymüller um die                    eindrucksvolle War-                                  lung in allen deinen Tätigkeiten,
Jahrtausendwende am australischen Or-                  nung war Initial-                                    ad multos annos!               ◼
thopädenkongress in Sydney, entgegen                   zündung für ein
der damals häufig vorherrschenden Mei-                 weltweites Umdenken.
nung, dass Metall-Metall-Gleitpaarungen                                                                                     Dr. Matthias Brenner
eine probate Anwendungsmöglichkeit                       Eine ähnliche wissenschaftliche Reich-                                  Dr. Ewald Wurm
darstellen, kritische Ergebnisse dazu, mit             weite hat nach ihm kein Österreicher in          ÖGO-Präsident Prof. Dr. Andreas Leithner

       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021                                                                                      13
© www.picturepeople.at

                                                                                                                                                 © www.peterberger.at
Referat
                                                                                  B. Frank, Wien
FORSCHUNG & INNOVATION                                                        J. Hofstätter, Wien

Forschung im
Orthopädischen Spital Speising
Im Michael-Ogon-Labor für Orthopädische Forschung im Orthopädischen Spital
Speising in Wien wird an unterschiedlichsten Fragestellungen der Orthopädie geforscht.
Ziel ist es, durch klinische und grundlagenwissenschaftliche Forschung die Therapien
von Patienten mit muskuloskelettalen Erkrankungen kontinuierlich zu verbessern sowie
die Basis für die Entwicklung neuer diagnostischer Mittel zu schaffen.

I m Orthopädischen Spital Speising wer-
  den an vier orthopädischen Abteilungen
mit unterschiedlichen Schwerpunkten
                                            rung klinischer Tätigkeit wichtig, um eine
                                            hochwertige Patientenversorgung sicher-
                                            zustellen.
                                                                                           Zelllabor der Abteilung für Wirbelsäulen-
                                                                                           chirurgie, gegründet hat. Im neuen Micha-
                                                                                           el-Ogon-Labor für Orthopädische For-
jährlich mehr als 11 000 Operationen am                                                    schung wird unter der Leitung von Priv.-
Bewegungsapparat durchgeführt. Es be-       Organisation und Forschungsteam                Doz. Dr. Jochen Hofstätter an unterschied-
steht eine enge Zusammenarbeit zwischen                                                    lichsten Fragestellungen der Orthopädie
den orthopädischen Abteilungen, der Ab-        Mit der Eröffnung des Michael-Ogon-         geforscht. Das Forschungsteam besteht aus
teilung für Anästhesiologie und Intensiv-   Labors für Orthopädische Forschung im          PhD-Studenten, Diplomanden und wissen-
medizin, dem Institut für Physikalische     Mai 2019 wurde eine Forschungseinrich-         schaftlichen Mitarbeitern sowie Vertretern
Medizin und Orthopädische Rehabilitati-     tung geschaffen, welche die Basis für ab-      aller medizinischen Abteilungen des Or-
on, der Abteilung für Akutgeriatrie und     teilungsübergreifende klinische wie auch       thopädischen Spitals Speising. Es bestehen
Remobilisation, dem Institut für Radiolo-   grundlagenwissenschaftliche Forschungs-        zahlreiche Kooperationen mit nationalen
gie und dem Labor für Gang- und Bewe-       projekte bietet. Benannt ist die Forschungs-   und internationalen Unternehmen und
gungsanalyse. Neben der engen Zusam-        einrichtung nach Univ.-Prof. Dr. Michael       akademischen Einrichtungen sowie dem
menarbeit sind die Verbindung von Klinik    Ogon, der im Orthopädischen Spital Spei-       Center of Excellence for Orthopaedic Pain
und Forschung sowie die stetige Evaluie-    sing 2008 die Vorgängereinrichtung, das        Management Speising (CEOPS, Abb. 1).

Abb. 1

14                                                                                              Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021
Referat

                                                                                                                    FORSCHUNG & INNOVATION

Abb. 2

Klinische und grundlagen-                                zwischen den Revisionsoperationen des         miert, neue diagnostische Verfahren ge-
wissenschaftliche Schwerpunkte                           zweizeitigen Wechsels häufig sind und in      funden und innovative Behandlungsstra-
                                                         der Behandlung berücksichtigt werden          tegien entwickelt werden, um Patienten
    Im Michael-Ogon-Labor für Orthopädi-                 müssen.1                                      mit orthopädischen Erkrankungen die
sche Forschung wird sowohl klinische als                     Um diese Mechanismen besser zu ver-       bestmögliche Behandlung zu bieten.   ◼
auch grundlagenwissenschaftliche For-                    stehen und die Diagnostik von orthopädi-
schung betrieben, mit dem Ziel, das Out-                 schen Erkrankungen zu verbessern, wurde
come von Patienten zu verbessern sowie                   2019 auch eine Biobank etabliert. Hierfür                                                 Autoren:
die Basis für die Entwicklung neuer diag-                werden Knochengewebe, Knorpelgewebe                                            Dr. Bernhard Frank1
nostischer Mittel zu schaffen (Abb. 2).                  und Synovialflüssigkeit systematisch ge-                       Priv.-Doz. Dr. Jochen Hofstätter1, 2
    Einer der Hauptschwerpunkte unserer                  sammelt und archiviert. Darüber hinaus
Forschung sind muskuloskelettale Infekti-                wurde seit der Gründung unseres For-                  1 Michael Ogon Laboratory for Orthopaedic

onen, vor allem in der Endoprothetik. Hier-              schungslabors auch eine Bilddatenbank           Research, Orthopädisches Spital Speising, Wien
für werden bereits seit 2017 von Dr. Bern-               etabliert, mit deren Ausbau sich Dr. Sebas-
hard Frank eine Infektionsdatenbank, ein                 tian Simon beschäftigt. Es wird in enger                             2 II. Orthopädische Abteilung,

Endoprothesenregister sowie eine endo-                   Kooperation mit IB Lab GmbH an auf                          Orthopädisches Spital Speising, Wien
prothetische Revisionsdatenbank aufge-                   künstlicher Intelligenz (AI) basierenden                             E-Mail: researchlab@oss.at
baut. Das Endoprothesenregister beinhal-                 Röntgenbildanalysen geforscht.                                                                     ◾04
tet mittlerweile über 25 000 endoprotheti-                   AI bietet auch in der Analyse von Pati-
sche Operationen des Knie- und Hüftge-                   entendaten zahlreiche Möglichkeiten und
                                                                                                       Literatur:
lenks, darunter 3500 Revisionsoperatio-                  ist Teil verschiedener Forschungsprojekte,
                                                                                                       1 Frank BJH et al.: Analysis of culture positive first and
nen, der letzten 10 Jahre. Für die Erfor-                um die Diagnostik sowie die Therapie von
                                                                                                       second stage procedures in periprosthetic knee and hip
schung von muskuloskelettalen Infektio-                  Patienten automatisiert zu verbessern.        joint infections. J Arthroplasty 2021; doi: 10.1016/j.
nen wurde eine eigene Infektionsdaten-                       Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist    arth.2021.01.074. Online ahead of print
bank, die „Orthopaedic Infectious Diseases               die Knochenforschung hinsichtlich Osteo-
and Antimicrobial Resistance“(OIDAR)-                    nekrose und seltener Knochenerkrankun-
Database, geschaffen. Über 1000 septische                gen wie Osteogenesis imperfecta, welche
Revisionseingriffe wurden in den letzten                 eingebunden in das Expertisezentrum für
10 Jahren an unserer Klinik durchgeführt                 seltene Knochenerkrankungen („Bone and
und analysiert. Hauptfokus sind Analysen                 Growth Centre“) von Prim. Dr. Rudolf Gan-
des Erregerspektrums sowie des antibioti-                ger und Dr. Gabriel Mindler behandelt und
schen Resistenzmusters. Eine aktuelle Stu-               erforscht werden (Abb. 2).
die unserer Forschungsgruppe hat gezeigt,                    Basierend auf der Forschung des Micha-
dass Änderungen im Erregerspektrum so-                   el-Ogon-Labors für Orthopädische For-
wie im antibiotischen Resistenzmuster                    schung sollen Therapiealgorithmen opti-

         Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021                                                                                                    15
© DUK Reischer
Referat

FORSCHUNG & INNOVATION                                                                                  S. Nehrer, Krems

Artificial Intelligence in der
Bildgebung des Bewegungsapparates
Die Anwendung der Artificial Intelligence (Ai) in der Bildgebung des Bewegungsapparates
ist die logische Folge der Einführung der digitalen Techniken in der Radiologie und
eigentlich längst überfällig. Obwohl wir einen großen Datensatz mit jedem Röntgenbild
produzieren, betrachten und beschreiben wir ihn wie ein traditionelles Röntgenbild. AI hilft
uns, die volle Information dieser riesigen Datenmengen zu verwerten und damit
wesentlich mehr Information aus den Bytes und Pixels herauszuholen. Durch
Programmalgorithmen, wie „Machine Learning“, wo man dem Computer durch große
Datenmengen lehrt, was er erkennen soll, oder „Deep Learning“ wo der Computer durch
Datenschleifen sich selbst beibringt, Charakteristika einer pathologischen Veränderung zu
erkennen, gelingt es, Diagnosen – die derzeit oft sehr subjektiv erstellt werden – zu
objektivieren und standardisierte Beurteilungsrichtlinien umzusetzen. Der digitale Wandel
ist damit auch in der Orthopädie angekommen.

D     ie Digitalisierung ist ein Phänomen,
      das uns eigentlich schon seit Jahrzehn-
ten begleitet und sich in vielen Prozessen
                                                    Die künstliche Intelligenz sind Computer-
                                                 programme (sogenannte Algorithmen), die
                                                 aus diesem digitalen Datenmaterial Charak-
                                                                                                nem Symbolbild verbinden. Wenn wir
                                                                                                durch ein Hochleistungsteleskop schauen,
                                                                                                werden so viele Sterne sichtbar, dass wir
in unserem sozialen Leben, in der Gesell-        teristika und Muster von typischen Verän-      diese Sternbilder nicht mehr identifizieren
schaft, Wirtschaft und so auch in der Me-        derungen durch Erkrankungen extrahieren        können, obwohl sie natürlich noch da sind
dizin breit gemacht hat. Der Prozess war         und erkennen und in der Folge selbstständig    und wir eigentlich wesentlich mehr Infor-
schon weit fortgeschritten, als vor wenigen      lernen, Diagnosen auf Basis objektiver Da-     mationen haben. Daher brauchen wir digi-
Jahren dann die bewusste Bearbeitung ge-         tenanalyse zu stellen. Dieser Prozess wird     tale Verfahren, die uns helfen, diese Infor-
fordert wurde. Mit der Covid-Pandemie            als „Machine Learning“ bezeichnet, wobei       mationsflut zu verstehen, und auch Mittel,
haben digitale Prozesse unsere Welt weiter       hier noch Datenmaterial und Information        diese Daten zu interpretieren, um dann ein
durchsetzt, so auch in der Diagnostik von        über die Kriterien miteinfließen müssen.       wesentlich objektiveres Ergebnis zu erhal-
Röntgenbildern in der Orthopädie/Trau-              Beim „Deep Learning“ werden darüber         ten, da viel mehr Daten zum Ergebnis bei-
matologie, wo rasante Entwicklungen von          hinaus neuronale Netzwerke verwendet,          tragen. AI verwendet diese digitalen Da-
digitalen Bildbearbeitungen und -analysen        die sich selbstlernend Charakteristika von     ten, lernt selbstständig, was sie an Charak-
stattfinden.                                     Datenmaterial erarbeiten und diese in Vor-     teristika und Muster enthalten, und gibt
    Die Befundung von Röntgenbildern er-         wärts- und Rückwärtsschleifen analysie-        uns diese Information dann wieder zurück.
folgt hier in weiten Teilen aber noch ma-        ren und verstärken, sodass die Daten           Wir können auch dann wieder Sternbilder
nuell mit narrativen Bildbeschreibungen,         selbstständig lernen, welche Muster sie        definieren, aber sie basieren dann auf we-
die mitunter sehr subjektiv gefärbt sind.        enthalten. Dadurch wird unser einge-           sentlich mehr Information.
Dies äußert sich auch in der hohen inter-        schränktes Aufnahmevermögen deutlich
und intraindividuellen Variabilität der Be-      übertroffen, da alle digitalen Daten hier      Machine/Deep Learning
fundung und bedingt somit speziell in der        eingehen und nicht nur limitierte Kriteri-
Beurteilung von Erkrankungen wie der             en, die wir bei der manuellen Diagnose            „Machine Learning“ ist ein Bereich der
Osteoarthrose eine geringe Genauigkeit           einfließen lassen. Das Ergebnis wird da-       Computerwissenschaft und Bestandteil
und Vergleichbarkeit. Obwohl wir bei digi-       durch objektiver, genauer und zu fast          künstlicher Intelligenz. Computerpro-
talen Röntgenverfahren, wie bei DICOM-           100 % reproduzierbar. Weiters lassen sich      gramme, die auf „Machine Learning“ ba-
Formaten, 5 Megabyte an Bilddaten in             auch Strukturanalysen durchführen, die         sieren, können mittels Algorithmen eigen-
Händen halten, werden diese am Bild-             wir mit freiem Auge nicht feststellen kön-     ständig Lösungen für neue und/oder unbe-
schirm subjektiv quantifizierend und qua-        nen – auch nicht mit einer Lupe.               kannte Probleme finden. Man unterschei-
lifizierend beurteilt – eigentlich so, wie vor      Als anschaulicher Vergleich: Wir kön-       det verschiedene Typen von Algorithmen:
100 Jahren Röntgenbilder gegen das Licht         nen am Himmel Sternbilder sehen, wobei         • „Supervised Learning“: Hier werden Al-
gehalten und analysiert wurden.                  wir besonders gut sichtbare Sterne zu ei-         gorithmen durch bestimmte Beispiele

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Referat

                                                                                                                     FORSCHUNG & INNOVATION

    definiert. Dabei wird versucht, durch die           logen, der die Meinungsverschiedenheiten          IB Lab KOALA – Beurteilung des
    Generalisierung einer Lösung die Lösung             harmonisiert.                                     Gonarthrosestadiums
    für weitere ähnliche Probleme zu finden.
•   „Unsupervised Learning“: Hierbei wer-               Beispiel 2                                           Kniearthrose ist eine schmerzhafte und
    den Algorithmen mit beliebigen Beispie-                Ein Radiologe in Stanford hat vor 10           immobilisierende Gelenkerkrankung, die
    len bearbeitet. Ziel ist es, innerhalb des          Jahren begonnen, jedes Röntgenbild mit 1          einen Gelenkersatz notwendig machen
    Datensatzes eine Struktur zu erkennen.              oder 0 zu annotieren, je nachdem, ob eine         kann. Das Lebenszeitrisiko beträgt bis zu
•   „Transduction“: Bei dieser Methode                  Anomalie vorliegt oder nicht. Aus den             45 % und wird von zwei Hauptrisikofakto-
    wird versucht, neue Lösungen auf Basis              40 000 konsistent befundeten Bildern lie-         ren bestimmt: Alterung und Fettleibig-
    von spezifischen Fällen zu finden.                  ßen sich nun extrem genaue Netzwerke zur          keit.2, 3 Kniearthrose betrifft weltweit über
•   „Learning to learn“: Bei dieser Methode             Anomaliedetektion trainieren.                     200 Millionen Patienten,4 was dazu führt,
    ziehen Algorithmen Ableitungen aus                                                                    dass allein in der EU im Jahr 2020 etwa
    bereits gemachten Erfahrungen.                          Zusammenfassend: Je mehr Varianz im           100 Millionen Knie-Röntgenaufnahmen
•   „Developmental learning“: Hier kommt                radiologischen Erscheinungsbild oder den          gemacht wurden.5 Eine konsistente Verfol-
    es zu einem nahezu selbstständigen Ler-             Annotationen vorliegt, desto mehr Daten           gung von Röntgenveränderungen über ei-
    nen einer Software durch Austausch mit              werden benötigt.                                  nen längeren Zeitraum könnte zur Früher-
    menschlichen „Lehrern“.1                                In den letzten Jahren wurde ein Portfo-       kennung und Verhinderung des Fortschrei-
                                                        lio von AI-gesteuerten Tools zur Entschei-        tens der Krankheit beitragen.
   „Deep Learning“ ähnelt dem „Machine                  dungsunterstützung bei Erkrankungen des              Die individuelle Diagnose im Kellgren-
Learning“, geht jedoch noch darüber hin-                muskuloskelettalen Bewegungsapparates             Lawrence-Score zeigt aufgrund der Semi-
aus. Es nutzt neuronale Netzwerke. Ziel                 entwickelt, mit denen Radiologen und Or-          quantitativität des Scores sehr geringe in-
von „Deep Learning“ ist die Verarbeitung                thopäden Röntgenaufnahmen des Skeletts            ter- und intraindividuelle Übereinstim-
und Analyse von großen Datenmengen.                     schnell und korrekt beurteilen können.            mung und bietet damit ungünstige Voraus-
Durch die Nutzung von neuronalen Netzen                 Einige dieser Produkte sind schon CE-zer-         setzungen für standardisierte Therapieent-
können bereits vorhandene Informationen                 tifiziert, wie Module für die Beurteilung         scheidungen sowie auch für Wirksamkeits-
interpretiert und weiterverarbeitet wer-                des Knochenalters, des Knies, des Ganz-           studien von Arthrosetherapien.
den. Dadurch kann Erlerntes mit neuen                   beins und der Hüfte. Somit wird der Groß-            Radiologen lesen durchschnittlich 10
Inhalten zusammengefügt und für zukünf-                 teil der Arbeitsbelastung der Radiologen          Knie-Röntgenbilder pro Tag, was ungefähr
tige Aufgaben verwendet werden.1                        und Orthopäden für Skelett-Röntgenauf-            40 Minuten der täglichen Arbeitsbelastung
   Damit neuronale Netzwerke eine                       nahmen abgedeckt. Die Berechnungen                entspricht.5
Krankheit auf einem Röntgenbild erken-                  dauern weniger als eine Minute. Norma-               Ein „Deep Learning“-Algorithmus, der
nen, müssen möglichst alle Ausprägungen                 lerweise wird die Verarbeitung automa-            auf über 35 000 einzelnen Knie-Röntgen-
vorher präsentiert werden, damit das                    tisch gestartet und die Ergebnisse sind           aufnahmen trainiert wurde, enthält Daten
Netzwerk später in der Praxis neue Rönt-                dann sofort der ursprünglichen Studie als         aus einer Längsschnittstudie mit Zentren
genbilder richtig bewertet. Deshalb müs-                separate Serie beigefügt. Im Folgenden            in den USA. Jedes Bild wurde von staatlich
sen am besten alle verschiedenen Krank-                 werden nur einige Beispiele der Anwen-            geprüften Radiologen nach den OARSI-
heitsstadien, Patientenmorphologien und                 dung von AI beschrieben.                          Kriterien und der Kellgren-Lawrence-Skala
Bildqualitäten in den Trainingsdaten vor-
handen sein. Künstlich können zusätzli-
che Varianzen durch „Augmentation“ er-
zeugt werden. Um zu trainieren, wird ein
Belohnungssystem verwendet, welches
                                                                                            Artificial                • Computer simuliert,
                                                                                                                        kognitive Eigenschaften
numerische Optimierung verwendet. Je
mehr die Befundungen in Zahlen und Ka-
                                                                                          Intelligence                • Seit 1950

tegorien vorliegen, desto einfacher kann
diese Optimierung vorgenommen wer-                                                           Machine                  • Computeralgorithmen
                                                                                                                        verbessern ihre Funktionalität

                                                                                             learning
den. Je konsistenter die Trainingsdaten,                                                                                durch mehr Daten
desto genauer kann auf weniger Daten                                                                                  • seit 1980

trainiert werden.

Beispiel 1                                                                                      Deep                  • Künstliche neurale Netzwerke
                                                                                                                        decodieren durch schichtweise
                                                                                                                        Feedbackschleifen Rohdaten
   Zwei Radiologen haben unterschiedli-
che Meinungen zum selben Datensatz ei-
                                                                                              learning                  von Bildmaterial
                                                                                                                      • Seit 2010

nes Bildes. Wenn wir auf diesen Daten
trainieren, spiegelt das Netzwerk die Mei-
nungsverschiedenheit wider und wird
schlecht funktionieren. Eine Lösung wäre                Abb. 1: „Deep Learning“ ist eine Sonderform des „Machine Learning“, das einen Teil der künstlichen
die Schlichtung durch einen dritten Radio-              Intelligenz darstellt

        Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 2 / 2021                                                                                                17
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