Phonetische Transkription II Sommersemester 2020 4. Woche: Vokale, Diakritika, Dauer Nicht pulmonale Konsonanten - Seminarleitung: Marianne Pouplier

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Phonetische Transkription II Sommersemester 2020 4. Woche: Vokale, Diakritika, Dauer Nicht pulmonale Konsonanten - Seminarleitung: Marianne Pouplier
Transkription 2

               Phonetische Transkription II
                 Sommersemester 2020
           4. Woche: Vokale, Diakritika, Dauer

               Seminarleitung: Marianne Pouplier

              Nicht‐pulmonale Konsonanten

Warum gibt es kein Symbol für einen velaren/ uvularen Klick?

                                                                            1
Phonetische Transkription II Sommersemester 2020 4. Woche: Vokale, Diakritika, Dauer Nicht pulmonale Konsonanten - Seminarleitung: Marianne Pouplier
Transkription 2

                             Kurze Übung

  Welche dieser Symbole sind (un)mögliche Laute?

  ŋ̥‖ʰ
  ɬ!
  ɗ̥
  Gʼ
  fʼ
  hʼ

                                 Luftstrom       Luftstrom
                Initiation        egressiv        ingressiv
                pulmonal      Plosive etc.
                              (Standardfall)
                glottal       Ejektive         Implosive
                velar                          Klicks

Fragen zu den nicht‐pulmonalen?

                                                                           2
Transkription 2

                    Wiederholung: Vokale

                           1. Zungenlage (vorne/zentral/hinten)

    2. Zungenhöhe
    (hoch‐tief)

                               3. Lippenrundung
                               (gerundet/ungerundet)

                    Wiederholung: Vokale

Vorderer geschlossener                        Hinterer geschlossener
ungerundeter Vokal                            ungerundeter Vokal

                                                 Hinterer
                                                 halboffener
                                                 gerundeter Vokal

  Vorderer offener
  ungerundeter Vokal

                                                                                    3
Transkription 2

                 Wiederholung: Vokale

Die Kardinalvokale sind die peripheren Vokale, die als
Referenzpunkte benutzt werden
   – Die primären Kardinalvokale sind diejenigen mit der gängigsten
     Ausprägung der Lippenrundung in den Sprachen der Welt.

   – Die sekundären Kardinalvokale sind diejenigen mit der gleichen
     Zungenlage und Zungenhöhe wie die primären Kardinalvokale,
     aber mit der selteneren Ausprägung der Lippenrundung.

                      Zentrale Vokale
                             Kardinalvokale
                            17           18

          Zentraler geschlossener        Zentraler geschlossener
          ungerundeter Vokal             gerundeter Vokal

                                                                                   4
Transkription 2

     Die dritte Zungenlagenstufe: Zentrale Vokale

• Beispiel Norwegisch
      – dreifacher Kontrast in der Zungenlage:

      vordere, mittlere und hintere gerundete Vokale
      [yː]   [ʉː]        [uː]
https://www.phonetik.uni‐muenchen.de/studium/skripten/languagedemos/Demos/norwegian.html

• Beispiel Russisch
  /i/ wird als [ɨ] realisiert, wenn der vorhergehende Konsonant
  nicht palatalisiert ist
          z.B.     бил [bjil]         vs.        Был [bɨl]

                           Weitere zentrale Vokale

                                                                                                        5
Transkription 2

                            Zentrale Vokale

ɨ geschlossener zentraler ungerundeter Vokal (KV 17)
ʉ geschlossener zentraler gerundeter Vokal (KV 18)
ɘ halbgeschlossener zentraler ungerundeter Vokal
ɵ halbgeschlossener zentraler gerundeter Vokal
ɜ halboffener zentraler ungerundeter Vokal
ɞ halboffener zentraler gerundeter Vokal
Rundung nicht spezifizert:
ə mittlerer zentraler Vokal (oder einfach ‚Schwa‘)
ɐ fastoffener zentraler Vokal (oder ‚Lehrerschwa‘)
http://www.phonetics.ucla.edu/course/chapter1/vowels.html
http://web.uvic.ca/ling/resources/ipa/charts/IPAlab/IPAlab.htm

                                       /ɜ/

/ɜ/ ist ein seltener Laut
Aber er kommt im (sprecherreichen, uns sehr vertrauten)
Englischen vor
z.B. , , , , ,,
, etc.)
    – Orthographisch unterschiedliche Vokale, aber immer vor 
    – Kann auch als Schwa [ə] gedeutet werden; Unterschied zu
      ‘normalen’ Schwas: kommt in betonten Silben vor

                                                                                6
Transkription 2

               Rhotazierung (R‐Färbung)

• In sog. rhotischen Akzenten des Englischen ist dieser Vokal
  rhotaziert: [ɝ]
  Beispiel: bird [bɝd]

• Rhotazierungsdiakritikum       ˞
  Rhotazierung kommt in mindestens zwei sehr sprecherreichen
  Sprachen vor:
   • Englisch (in rhotischen Akzenten, wie z.B. General
      American)
   • Mandarin‐Chinesisch
Wird Ihnen in diesem Zusammenhang oft begegnen.

                     Die „fast“‐Vokale

                    bɪtə       hʏtə         bʊtɐ

                   engl. kæt             le:ʁɐ

                                                                             7
Transkription 2

                           Die „fast“‐Vokale

                                     fast geschlossen, fast
                                     vorne, gerundet

fast geschlossen, fast    bɪtə        hʏtə              bʊtɐ
vorne, ungerundet
                                                             fast geschlossen, fast
                                                             hinten, gerundet

                         engl. kæt                   le:ʁɐ
            fast offen, vorne
                                                   fast offen, zentral
            ungerundet

         Wiederholung: Die 'fast' Vokale gelten im
         Deutschen und Englischen als ungespannt.

    Deutsche gespannt‐ungespannt (engl: tense ‐ lax) bzw. lang‐kurz
    Paare:

                               Miete – Mitte
                               Hüte – Hütte
                                Weg – weg
                            Röschen – Rösschen
                               Rate – Ratte
                               Ofen – offen
                               Buße – Busse

                                                                                                   8
Transkription 2

           Quantität (phonologische Länge)
• In manchen Sprachen gibt es eine phonologischen
  Längenkontrast, der nicht mit Gespanntheit einhergeht.
• Drei Diakritika: extra‐kurz ă, halblang aˑ, lang aː
  oft als [:]
• Kontrastive Quantität bei Konsonanten („Geminaten“) :
   – z.B. Italienisch
                        palla „ball“ [lː] vs. pala „shovel“ [l]
                         fatto „done“ [tː] vs. fato „fate“[t]
• Kontrastive Quantität bei Vokalen:
   – z.B. Japanisch, Finnisch
• Sehr selten sind sogar 3‐fache Kontraste möglich:
   – z.B. Estnisch, Mixe

                                                                               9
Transkription 2

                                                 Quantität

• Beispiel Finnisch
http://www.phonetics.ucla.edu/appendix/languages/finnish/finnish.html

• Beispiel Isländisch
http://www.phonetics.ucla.edu/appendix/languages/icelandic/icelandic.html

• Beispiel Malay
http://www.phonetics.ucla.edu/appendix/languages/malay/malay.html

                                                 z.B. Finnisch:
                                                      tulen
                                                     tuulen
                                                     tuullen
                                                    tuulleen

                                        Beispiel Estnisch

Finno‐Ugrische Sprache das Baltikums.

                [kɑluˑ]                    [kɑːlu]                      [kɑːːlu]

                  [kɑlɑˑ]                  [kɑːlɑ]                       [kɑːːlɑ]

                  [vereˑ]                  [veːre]                      [veːːre]

                   [kotɑ]                  [kotːɑ]

                                                                                    Quelle: Asu & Teras JIPA 2009

                                                                                                                                10
Transkription 2

              Diakritika zur Vokalqualität

Die Vokalsymbole der IPA reichen nicht aus, um einen Vokal
hinreichend zu beschreiben bzw. eng zu transkribieren.

Diakritika präzisieren die Position eines Vokals im Vokalraum.

                                                                             11
Transkription 2

                             Diakritika

Diakritika gibt es sowohl für Vokale als auch für Konsonanten.
Einige kennen Sie schon:
[˳] stimmlos/entstimmt [m̥ ], [ḁ]
[ʰ] stimmlos aspiriert     [pʰ]
[V Vˑ Vː] Länge            [iː], [nː] (Suprasegmentals)
[˞ ] r‐Färbung             [ɝ]
[ʼ] glottalisiert          [pʼ]

Diakritika sind vor allem (aber nicht nur) für die enge
Transkription wichtig.

                     Diakritika (Vokale)
                      + advanced

                             ̈ centralized
                                                          lowered
  raised

   ˔                         mid‐centralized              ˕
                         ̽
                             ‐ retracted

                                                                                12
Transkription 2

                        Diakritika (Vokale)

˔   raised / gehoben
˕   lowered / gesenkt
                                                     ə
+   advanced / vorverlagert
‐   retracted / rückverlagert
̈   centralized / zentralisiert
̽   mid‐centralized / mittig zentralisiert

                        Diakritika (Vokale)

     ˔    e̝ raised / gehoben             ‐> Richtung i
     ˕    e̞ lowered / gesenkt            ‐> Richtung ɛ
     +    ɑ̟ advanced / vorverlagert      ‐> Richtung a
     ‐    a̠ retracted / rückverlagert    ‐> Richtung ɑ
      ̈   ï centralized / zentralisiert   ‐> Richtung ɨ
      ̽   ı ̽ mid‐centralized / mittig zentralisiert ‐> Richtung ə

                                                                                 13
Transkription 2

                      Diakritika (Vokale)

Rundungsabstufungen:

e̹   gerundeter

o̜ weniger gerundet

                  Weitere Vokaldiakritika

Nasalierung: Tilde über dem Vokal [ ̃]; z.B. [ĩ, ɔ̃]

z.B. Franz.  [œ̃ bɔ̃ vɛ̃ blɑ̃]

                                                                   14
Transkription 2

                     Beispiel Französisch

                         [la͂], langsam

                         [la], dort

                         [lo͂͂ ], lang

                         [lo], Preis

                  Diakritika (Konsonanten)

Vorsicht, Verwechslungsgefahr!
~   velarisiert (engl. velarized)

z.B. häufig bei Lateralen [ l ]           vs. [ ɫ ]

Sprachbeispiele:
• Englisch
• Europäisches Portugiesisch
• Albanisch
• Russisch ....

                                                                  15
Transkription 2

                     Nochmal die Tilde

Vorsicht: die untergestellte Tilde heißt wieder etwas Anderes:

ã    nasaliert
ɫ    velarisiert (nur Konsonanten)
a̰   laryngalisiert (mit Knarrstimme gesprochen, engl creak)

Laryngalisierungs‐Diakritikon ist sowohl für Vokale wie für
(stimmhafte) Konsonanten anwendbar: a̰ b̰
Im Deutschen oft mit Register verbunden und mit prosodischer
Funktion. In anderen Sprachen phonematisch. Mehr dazu beim
Thema Stimmqualität.

         Uneindeutigkeiten und Äquivalenzen

... können durch den Gebrauch von Diakritika entstehen.

Gibt es einen Unterschied zwischen
e̹ und ø̜ ?
e̞ und ɛ̝ ?

i.d.R. orientiert man sich an der naheliegenderen Lautung, die
modifiziert erscheint:
 [ʃne̹ː] vs.  [zø̜ ːnə]

Dies setzt aber Wissen über die Sprache voraus!

                                                                             16
Transkription 2

                     Generelle Anmerkung

Diakritika, die kontinuierliche (d.h. nicht kategoriale)
Abweichungen markieren, sollten wirklich nur sparsam
eingesetzt werden, z.B. wenn der produzierte Laut
   – von der zugrundeliegenden phonemischen Form abweicht (z.B.
     [ʃne̹ː])
   – wirklich nicht eindeutig einer bestimmten Kategorie zugeordnet
     werden kann.

             Was wir heute gelernt haben....
• Zentrale Vokale (Nicht‐Kardinalvokale):
   – ɨʉɘɵəɜɞɐ
Damit haben wir jetzt alle Vokalsymbole der IPA gelernt.
• Diakritika
   –   Rhotazierung / R‐Färbung [ɝ]
   –   Länge V Vˑ Vː
   –   Tilde: Nasalierung [ã], Velarisierung [ɫ], Laryngalisierung [a̰]
   –   Abstufung der Rundungsgrade: [o̹ o̜ ]
   –   Abstufung der Zungenlage: [ɑ̟ , a̠]
   –   Abstufung der Zungenhöhe:[e̝ e̞]
   –   Zentralisierung: [ë e̽]

                                                                                      17
Transkription 2

           Für die Hausaufgabe wichtige Diakritika

•   a̝     raised             gehoben
•   e̞̞    lowered            gesenkt
•   ɑ̟ ̟   advanced           vorverlagert
•   a̠     rectracted         rückverlagert
•   ä     centralized        zentralisiert
•   a̽     mid‐centralized    mittig‐zentralisiert (Richtung [ə])
•   ɫ      velarized          velarisiert
•   aː     long               lang

                             Hausaufgaben

Enge Transkription des Finnischen unter Berücksichtigung von:
     – Lautdauer
     – velarisiertes [ɫ]
     – Modifikation der Vokalqualität mittels der eingeführten
       Diakritika
     – Hausaufgabe bitte bis Freitag Abend per Email an mich schicken.

Link zu Audiomaterial auf Kurswebseite, Stunde 4.

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