POLISH NATIONAL RADIO SYMPHONY ORCHESTRA - POLEN

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POLISH NATIONAL RADIO SYMPHONY ORCHESTRA - POLEN
POLEN
POLISH NATIONAL
  RADIO SYMPHONY
 ORCHESTRA

10. SEPTEMBER 2018
ELBPHILHARMONIE
GROSSER SAAL
POLISH NATIONAL RADIO SYMPHONY ORCHESTRA - POLEN
Montag, 10. September 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal
Elbphilharmonie Abo 1 | 1. Konzert

SCHWERPUNKT POLEN
POLISH NATIONAL RADIO
SYMPHONY ORCHESTRA
SZYMON NEHRING KLAVIER
DIRIGENT ALEXANDER LIEBREICH

Krzysztof Penderecki (*1933)
Als Jakob erwachte … (1974)
ca. 10 Min.

Ignaz Jan Paderewski (1860–1941)
Klavierkonzert a-Moll op. 17 (1882–1888)
ca. 35 Min.

Pause

Andrzej Panufnik (1914–1991)
Wiegenlied (1947)
ca. 10 Min.

Witold Lutosławski (1913–1994)
Konzert für Orchester (1954)
Intrada
Capriccio notturno et Arioso
Passacaglia, Toccata e Corale
ca. 30 Min.

Gefördert durch das Ministerium für Kultur und nationales Erbe der Republik Polen
im Rahmen des Programms Niepodległa 2017–2021
POLISH NATIONAL RADIO SYMPHONY ORCHESTRA - POLEN
WILLKOMMEN

POLEN
10.9.–25.11.2018

                                                  Im November dieses Jahres feiert Polen den
                                                  100. Jahrestag seiner Unabhängigkeit – ein
                                                  willkommener Anlass, die Musik unseres öst-
                                                  lichen Nachbarn in den Fokus zu rücken. Zum
                                                  Auftakt des mehrwöchigen Polen-Schwer-
DIE VIELFALT DER POLNISCHEN MUSIK IM PANORAMA     punktes ist heute eines der großen Orchester
                                                  des Landes in der Elbphilharmonie zu Gast:
                                                  das Polish National Radio Symphony Orches-
                                                  tra. Auf dem Programm stehen vier der wich-
POLISH NATIONAL RADIO SYMPHONY ORCHESTRA          tigsten polnischen Komponisten, darunter
NFM WROCŁAW PHILHARMONIC                          große Namen wie Krzysztof Penderecki und
NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER
KRZYSZTOF URBAŃSKI
                                                  Witold Lutosławski, dessen meisterhaftes
LESZEK MOŻDŻER                                    »Konzert für Orchester« in der zweiten Kon-
PIOTR ANDERSZEWSKI                                zerthälfte erklingt. Und mit Ignaz Jan Pade-
APOLLON MUSAGÈTE QUARTETT U.V.A.                  rewski ist ein Künstler dabei, der auch poli-
TICKETS 040 357 666 66                            tisch äußerst aktiv war – und ohne den der
WWW.ELBPHILHARMONIE.DE                            heutige Abend vielleicht gar nicht hätte statt-
                                                  finden können …
POLISH NATIONAL RADIO SYMPHONY ORCHESTRA - POLEN
SCHWERPUNKT POLEN

                                      AUF DER SUCHE NACH FREIHEIT

                                      In nur wenigen Ländern, so scheint es, hatten äußere, politische
                                      Umstände einen so großen Einfluss auf die Kulturgeschichte wie
                                      in Polen. Geprägt von Jahrhunderten der Unterdrückung, hin-
                                      terließ die Sehnsucht der polnischen Bevölkerung nach Freiheit     Das Chopin-Denkmal in Warschau zeigt den Komponisten unter einer Trauerweide
                                      und Unabhängigkeit tiefe Spuren – gerade in der Musik.
                                         Besonders folgenreich war in dieser Hinsicht das Ende des
                                      18. Jahrhunderts, als die Nachbarmächte Russland, Österreich       Nach seinem Tod sollten noch fast fünf weitere Jahrzehnte vergehen, ehe Polen
                                      und Preußen das polnische Territorium unter sich aufteilten.       mit der Gründung der Republik 1918 seine Souveränität wiedererlangte. Als
                                      Das Resultat: Polen verschwand faktisch für über 120 Jahre von     bedeutendster Komponist der Zwischenkriegsjahre gilt Karol Szymanowski. Er
                                      der Landkarte. Und während sich ringsum große Kulturnationen       komponierte im Spannungsfeld von westlicher und russischer Moderne, die er
                                      formierten, kämpfte die polnische Bevölkerung um nichts weni-      mit polnischer Folklore zu einer ganz eigenen Musiksprache verband.
                                      ger als um ihre Existenz. Eine freie, geradlinige musikalische        Doch schon bald musste die polnische Musikgeschichte einen weiteren Bruch
                                      Entwicklung war unter diesen Umständen kaum möglich.               verkraften: Mit dem Einmarsch der Nazis fand 1939 die gerade erst etablierte
                                         Auch jener Komponist, der in Polen bis heute als National-      Unabhängigkeit Polens ihr jähes Ende. Und die anschließend von den Sowjets
                                      held verehrt wird, litt stark unter den Folgen der Teilung. Sein   errichtete kommunistische Diktatur mit ihrer Doktrin des »Sozialistischen Rea-
                                      Name: Frédérik, oder vielmehr, Fryderyk Chopin (1810–1849).        lismus«, die der Kunst strenge ästhetische Vorgaben machte, verbesserte die
                                      Zwar startete er als junger Pianist und Komponist erfolgreich      Situation ebenfalls nicht. Mit Witold Lutosławski (1913–1994) und Krzysztof Pen-
                                      in seine Karriere, aber das geistige Umfeld der russischen         derecki (*1933), die das Programm des heutigen Konzerts rahmen, gelang es
                                      Unterdrückung setzte ihm zu. So wanderte er mit gerade einmal      jedoch zwei Komponisten, auch unter diesen Umständen zu einer eigenstän-
                                      20 Jahren nach Wien und anschließend nach Frankreich aus.          digen Musiksprache zu finden. Erst seit dem Fall des Eisernen Vorhangs – seit
                                      Die politische Situation seiner Heimat ließ ihn jedoch zeit sei-   gerade einmal 30 Jahren also – können polnische Komponisten ihrer Arbeit wie-
                                      nes kurzen Lebens nicht los, und genau jene Zerrissenheit und      der ohne geistige Zwänge nachgehen. Eine Freiheit, die angesichts der aktuellen
                                      Melancholie spiegelt sich auch in seiner Musik wider. »Chopins     politischen Lage in Polen abermals bedroht ist.
                                      Werke sind wie unter Blumen eingesenkte Kanonen«, beschrieb           Die polnische Musikgeschichte wäre nicht vollständig erzählt ohne ein Genre
Mehr über die musikalische Vielfalt   es Robert Schumann einmal.                                         zu erwähnen, das heute vielleicht sogar das populärste ist: der Jazz. Mit rund
Polens lesen Sie im aktuellen            Noch deutlicher zeigt sich das polnische Unabhängigkeits­       100 Festivals im ganzen Land gehört die polnische Jazz-Szene zu den aktivsten        Alle Konzerte
Elbphilharmonie Magazin, erhältlich                                                                                                                                                           unter:
                                      bestreben bei dem hierzulande sehr viel weniger bekannten          in Europa. Das hat Tradition, denn der Jazz war hier schon zwischen den Welt-
im Zeitschriftenhandel und im                                                                                                                                                                 elphi.me/polen
Shop auf der Plaza.
                                      Komponisten Stanisław Moniuszko (1819–1872). Mit seiner von        kriegen äußerst populär und blühte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
                                      einem galizischen Bauernaufstand inspirierten Oper Halka gab       endgültig auf. Manchmal, etwa bei Penderecki, gingen Klassik und Jazz auch
                                      er 1858 dem Leiden der Bevölkerung ein Sprachrohr. Nicht           eine Symbiose ein. Folgerichtig stehen beim aktuellen Polen-Schwerpunkt der
                                      zufällig gilt das Werk als polnische Nationaloper und wird bis     Elbphilharmonie beide Genres auf dem Programm.
                                      heute regelmäßig aufgeführt.                                                                                                           SIMON CHLOSTA
POLISH NATIONAL RADIO SYMPHONY ORCHESTRA - POLEN
DIE MUSIK

                                                                                                          VOM FLÜGEL INS PARLAMENT
                                      VON DER BIBEL ZUM FILM
                                                                                                          Ignaz Jan Paderewski: Klavierkonzert
                                      Krzysztof Penderecki: Als Jakob erwachte …
                                                                                                          Politisch aktiv sind viele Künstler, aber das Engagement von
                                      Krzysztof Penderecki (sprich: Schischtof Penderetzki), das kann     Ignaz Jan Paderewski ist wirklich einmalig. Ohne ihn würde das
                                      man ganz ohne Scheu sagen, ist eine lebende Legende. 1933           heutige Konzert zum 100. Jahrestag der polnischen Unabhän-
                                      im polnischen Dębica östlich von Krakau geboren, gehört der         gigkeit vielleicht gar nicht stattfinden. Aber der Reihe nach.
                                      Komponist und Dirigent bis heute weit über die Grenzen Polens           1860 im russisch besetzten Teil Polens geboren, entdeckte
                                      hinaus zu den b   ­ edeutendsten Vertretern der musikalischen       Paderewski schon in frühester Kindheit seine Liebe zur Musik.
                                      Moderne. Und er ist einer der wenigen, denen auch der Durch-        Mit zwölf Jahren bewarb er sich am Warschauer Konservato-
                                      bruch zur breiten Öffentlichkeit gelungen ist.                      rium, das er bereits 1878 erfolgreich abschloss. Anschließend
                                         Einen nicht geringen Anteil dürfte daran die Verwendung sei-     studierte er Komposition. Privat musste er hingegen zahlrei-
      Alteingesessene Hamburger       ner Musik im Film haben, vornehmlich im Horror- und Thriller-       che Schicksalsschläge verkraften. War seine Mutter bereits kurz
     kennen Krzysztof Penderecki      Genre. So untermalen seine Werke unter anderem Filme wie            nach der Geburt gestorben, entzogen die russischen Behörden
         vielleicht noch aus seiner
                                      Der Exorzist (1973) und Shutter Island (2010), und auch Als Jakob   dem Vater später auch noch das Sorgerecht. Paderewski erstes
       Zeit als Erster Gastdirigent
     des damaligen NDR Sinfonie-
                                      erwachte …, das das heutige Konzert eröffnet, fand im Kino eine     Kind kam 1881 mit Behinderungen zur Welt, kurz darauf starb
            orchesters (1988–1992).   prominente Verwendung. Kein Geringerer als Stanley Kubrick          seine Frau. All dies führte dazu, dass er sein Leben vorerst ein-
                                      setzte das Stück in seinem Filmklassiker Shining von 1980 ein.      zig und allein der Musik verschrieb.
                                      Da passt es mit seinen bedrohlichen Klängen auch gut hin. Ganz          Und das mit vollem Erfolg. Fast fünf Jahrzehnte lang bereiste
                                      im Gegensatz zur eigentlichen Bestimmung, denn ursprünglich         er als gefeierter Klaviervirtuose die Welt; auch als Kompo-         Ignaz Jan Paderewski
                                      handelt es sich um einen Kompositionsauftrag zum 25-jähri-          nist konnte er beachtliche Erfolge verbuchen. Unter anderem
                                      gen Regierungsjubiläum von Fürst Rainier III. von Monaco aus        schrieb er eine monumentale Sinfonie, der er die polnische
                                      dem Jahr 1974.                                                      Nationalhymne Noch ist Polen nicht verloren zugrunde legte.
                                         Festlich ist die Musik aber keineswegs. Penderecki vertont       Heute wird sie als Ankündigung der politischen Aktivitäten
                                      mit einem groß besetzten Orchester und differenzierter Instru­      Paderewskis verstanden, denen er sich bald gänzlich widmete.
                                      mentation jene Bibelstelle aus der Genesis, in der Jakob in einer   Auslöser war ein Konzert im Weißen Haus Anfang 1916, in des-
                                      Traumvision eine Leiter zwischen Erde und Himmel erblickt, auf      sen Anschluss er US-Präsident Woodrow Wilson dazu bewe-
                                      der die Engel Gottes auf- und absteigen. In seiner Form ähnelt      gen konnte, die Wiedergründung Polens zu einer Kernforde-           1937 wurde Paderewskis Leben
                                      es damit einer sinfonischen Dichtung.                               rung für die Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg           unter dem Titel Moonlight Sonata
                                                                                                                                                                              verfilmt – mit ihm selbst in der
                                         Bis heute gehört Als Jakob erwachte … zu den meistgespiel-       zu machen. 1919 wurde Paderewski zum ersten Ministerpräsi-
                                                                                                                                                                              Hauptrolle.
                                      ten Werken Pendereckis – vielleicht auch, weil sich der Kompo-      denten und Außenminister Polens ernannt; als solcher unter-
                                      nist darin (trotz der noch immer vorhandenen Expressivität) von     zeichnete er für Polen den Versailler Vertrag.
                                      der Avantgarde ab- und einem neoromantischen Stil zuwandte.             Sein Klavierkonzert, entstanden in den 1880er Jahren, ist
                                      Wie dem auch sei: Der Wirkung der Musik kann man sich kaum          heute eines seiner meistgespielten Werke. Kein Wunder: Die
Krzysztof Penderecki                  entziehen.                                                          eingängigen Melodien, die romantische Klangfärbung und die
                                                                                                          virtuosen Solo-Passagen sind einfach mitreißend.
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DIE MUSIK

                 NICHT ZUM EINSCHLAFEN
                 Andrzej Panufnik: Wiegenlied

                    Er war ein Einzelgänger mit einem höchst eigenwilligen Kompositionsstil – und
                    doch erreichte Andrzej Panufnik mit seiner Musik ein breites Publikum. »Mein
                    Ideal ist eine Komposition, in der sich poetischer Inhalt und perfekte Konstruk-
                    tion verbinden. Die Musik erhält ihre ewige Schönheit durch die ideale Balance
                    von Gefühl und Intellekt«, beschrieb er selbst einmal sein künstlerisches Credo.
                    Auf dieser Basis schuf er einzigartige, unmittelbar ansprechende Stücke.
                       1914 in Warschau geboren, hinterließen der nationalsozialistische Terror und
                    die anschließende Unterdrückung durch die Sowjets auch in Panufniks Bio-
                    grafie tiefe Spuren. Zwar wurde er in Polen vielfach ausgezeichnet, leitete das
                    Orchester der Krakauer Philharmonie und die Warschauer Philharmonie. Doch
                    die wachsende Unfreiheit seiner Heimat behinderte ihn zunehmend.
                       1954 nutzte er deshalb eine Schallplattenaufnahme in der Schweiz zur Flucht
                    und setzte sich nach England ab, wo er Asyl erhielt. In Polen wurde er daraufhin
                                                        zur Persona non grata erklärt, und nicht nur
                                                        die Aufführung seiner Werke, sondern auch
Andrzej Panufnik (links) und Witold Lutosławski         die Erwähnung seines Namens wurde verbo-
                                                        ten. In England jedoch konnte er fortan frei
                                                        leben und arbeiten. Panufnik wurde Musik-
                                                        direktor des City of Birmingham Symphony
                                                        Orchestra sowie Mitglied der Royal Academy
                                                        of Music in London. 1991, kurz vor seinem Tod,
                                                        wurde er von der Queen sogar in den Adels-
                                                        stand erhoben.
                                                           Das Wiegenlied stammt aus einer viel frü-
                                                        heren Zeit. 1947 gelangte er mit diesem hyp-
                                                        notischen Stück an die Spitze der polnischen
                                                        Avantgarde. Das Besondere: Zu einer äußerst
                                                        schlichten Melodie (wie sie für ein Wiegen-
                                                        lied üblich ist) setzt Panufnik eine kratzige
                                                        Streicherbegleitung aus Vierteltönen. Das
                                                        klangliche Ergebnis ist faszinierend – nur
                                                        zum Einschlafen taugt es wirklich nicht.
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DIE MUSIK

SOLO FÜR ALLE
Witold Lutosławski: Konzert für Orchester

Konzert für Orchester, das klingt erst mal wie ein Widerspruch in sich. Denn        kalischen Vorlieben zu bündeln. Mit der Hommage an Bartók und den ­barocken
»Konzert« – verstanden nicht als musikalische Veranstaltung, sondern als musi-      Satzbezeichnungen, die auf die Gattung des Concerto grosso verweisen, doku-
kalische Gattung – meint ja eigentlich Solokonzert, sprich: Ein Solist sitzt oder   mentierte er sein ausgesprochenes Traditionsbewusstsein. Vor allem aber
steht mit seinem Instrument vor dem Orchester und ist der Star des Abends.          konnte er mit dem Werk sein Faible für den Orchesterklang als solchen zur
Zwar gibt es auch Konzerte für mehrere Solisten (so schrieben schon die Kom-        Geltung bringen. »Mein Lieblingsinstrument ist das Orchester selbst«, erklärte
ponisten des Barock sogenannte »Concerti grossi«), doch bleibt bei ihnen stets      er einmal. »Seit meiner Kindheit war ich von seinem Klang fasziniert; die dort
das Verhältnis zwischen Solo und Orchester-Tutti gewahrt.                           schlummernden Möglichkeiten haben meine Fantasie schon immer beflügelt.«
   Einen richtigen Solisten gibt es nun im Konzert für Orchester von Witold         Dennoch zog sich die Komposition über vier Jahre hin: »Es war ein kritischer
Lutosławski (sprich: Lutoswawski) nicht, zumindest sitzt jeder Instrumentalist      Moment in meinem Leben, und dieser Vorschlag war für mich ein Ausweg. Er
an seinem angestammten Platz. Stattdessen könnte man sagen: Alle sind hier          half mir dabei, meine psychische Krise zu überwinden.«
Solisten, der Star des Abends ist das Orchester selbst. Denn zum grundlegen-           Damit verwies der Komponist bereits selbst darauf, dass das Konzert für
den Merkmal gehört die besonders solistische und virtuose Behandlung der ein-       Orchester einen Wendepunkt in seinem Schaffen markiert. Geboren im Januar
zelnen Stimmen. Jedes Instrument kommt einmal zum Zug. Daher kann man               1913 in Warschau, zeigt Lutosławskis Biografie keine geradlinige künstlerische
auch nicht einfach von einer Sinfonie unter anderem Namen sprechen, denn das        Entwicklung. Zunächst erhielt er Unterricht an Klavier und Violine, studierte
Konzert für Orchester ist in der Form sehr viel freier, und die Instrumentalisten   dann aber einige Jahre Mathematik an der Warschauer Universität, was dazu
sind auf eine ganz andere Art gefordert.                                            beigetragen haben dürfte, dass er später auf Form und Struktur seiner Werke
Zum ersten Mal versah Paul Hindemith            Witold Lutosławski                  ein besonderes Augenmerk legte. Erst im Anschluss folgte ein Kompositions-
1925 eines seiner Stücke mit diesem Titel.                                          studium. Während des Zweiten Weltkriegs verdiente sich Lutosławski – im Duo
Den berühmtesten Gattungsbeitrag (und                                               mit Andrzej Panufnik – in den Kaffeehäusern von Warschau als Klavierspieler
gleichzeitig einen Klassiker der Moderne)                                           seinen Lebensunterhalt, wofür die beiden Komponisten rund 200 Werke aus ver-
schuf Béla Bartók im Jahr 1943.                                                     schiedenen Epochen transkribierten. Nach dem Krieg folgte eine neoklassizis-
   An ihm orientierte sich Anfang der                                               tische Phase, in der die Folklore seiner Heimat eine große Rolle spielte. Beides
1950er Jahre auch Lutosławski, als er                                               spiegelt sich auch im Konzert für Orchester wider, in dem Motive aus der masuri-
vom Dirigenten der gerade erst gegrün-                                              schen Volksmusik verarbeitet sind. Verpackt in barocken Formen und mit neuar-
deten Warschauer Philharmonie, Witold                                               tigen Harmonien versehen, stehen sie in einem gänzlich neuen Licht. Die musi-
Rowicki, den Auftrag für ein neues Werk                                             kalische Sprache bleibt dabei zwar weitgehend tonal, dennoch ist sie ungemein
erhielt. Dessen Wunsch: ein Stück, das                                              abwechslungsreich und modern und schöpft die musikalische Bandbreite von
seinem Ensemble die Möglichkeit gäbe,                                               stampfender Motorik im ersten Satz über wispernde Klangwelten im zweiten bis
sich zu profilieren. Und was wäre für die-                                          zum fulminaten Schluss voll aus.
sen Anlass besser geeignet gewesen als                                                 1954 wurde das Werk mit großem Erfolg in Warschau uraufgeführt. Es ist das
eben jene Gattung, in der alle Musiker                                              vorerst letzte, in dem sich Lutosławski folkloristischer Elemente bediente und
Solisten sind?                                                                      die Tradition reflektierte, bevor sich der Komponist der Avantgarde zuwandte.
   Zudem gab das Werk Lutosławski die                                               Ein vorläufiger Abschied. Aber was für einer!                    SIMON CHLOSTA
Gelegenheit, gleich mehrere seiner musi-
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DIE KÜNSTLER

    SZYMON NEHRING                    KLAVIER                                           DIRIGENT    ALEXANDER LIEBREICH
    Szymon Nehring gehört zu den aufstrebenden Pianisten der jüngeren Genera-           Seit 2012 ist Alexander Liebreich Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des
    tion in Polen. Im vergangenen Jahr gewann er als erster polnischer Pianist die      Polish National Radio Symphony Orchestra. Seit Mai 2015 verantwortet er zudem
    Artur Rubinstein International Piano Master Competition in Tel Aviv, die weltweit   das Festiwal Katowice Kultura Natura, bei dem schon Künstler wie Leif Ove
    zu den wichtigsten Klavierwettbewerben gehört.                                      Andsnes, das Quatuor Ebène und das Tonhalle-Orchester Zürich auftraten. Von
       Schon im Grundschulalter erhielt Szymon Nehring Klavierunterricht an einer       2006 bis 2016 leitete er das Münchener Kammerorchester; ab dieser Saison ist
    Musikschule in Krakau. 2013 begann er sein Klavierstudium in Bydgoszcz; 2015        er zusätzlich Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Rundfunk-Sinfonieor-
    erhielt er das Krystian-Zimerman-Stipendium und wurde für seinen Auftritt im        chester Prag.
    Finale des renommierten internationalen Chopin-Wettbewerbs unter anderem               Darüber hinaus ist Alexander Liebreich auf den großen Konzertbühnen der
    mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Seit 2017 studiert er an der Yale School      Welt zu Hause und hat mit vielen hochkarätigen Orchestern zusammengearbei-
    of Music.                                                                           tet, zum Beispiel mit dem Royal Concertgebouw Orchestra, dem BBC Symphony
       Weltweit tritt der Pianist mit Orchestern wie dem Warsaw Philharmonic            Orchestra, den Münchner Philharmonikern, dem Orquestra Sinfônica do Estado
    Orchestra oder dem Israel Symphony Orchestra auf und spielt dabei unter Diri-       de São Paulo und dem japanischen Yomiuri Nippon Symphony Orchestra. Dabei
    genten wie Krzysztof Penderecki und Antoni Wit. Aktuelle Tourneen führen ihn        hat er mit herausragenden Solisten wie Lisa Batiashvili, Krystian Zimerman und
    unter anderem nach China und Japan, in die USA und in verschiedene Städte           Isabelle Faust konzertiert. International hat er sich auch mit innovativen Pro-
    Westeuropas.                                                                        jekten einen Namen gemacht. 2011 war er der erste europäische Künstlerische
       Zu seinen mehrfach ausgezeichneten CD-Aufnahmen gehören unter anderem            Leiter des Tongyeong International Music Festival in Südkorea. Außerdem rief
    die beiden Klavierkonzerte von Chopin sowie Pendereckis Klavierkonzert Ressu-       er das East-West Residence Programme ins Leben, das den interkulturellen
    rection. Auf seinem jüngsten Album widmet er sich erneut Chopin, dessen Werke       Austausch fördert.
    er auf einem historischen Flügel aus dem 19. Jahrhundert eingespielt hat, um           Im Oktober 2016 wurde Alexander Liebreich mit dem Sonderpreis des Kultur-
    ihnen einen besonders authentischen Klang zu verleihen.                             preises Bayern ausgezeichnet.
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DIE KÜNSTLER

                                           Das Polish National Radio Symphony Orchestra übernimmt
                                           weltweit die Rolle eines Botschafters der polnischen Kultur. Mit
                                           Auftritten in beinahe allen europäischen Ländern, in Amerika,
                                           Australien sowie Hongkong, China und Japan, in Taiwan und am
                                           Persischen Golf hat es sich zudem als renommierter Klangkör-
                                           per in der internationalen Konzertszene etabliert.
                                               Das Orchester wurde 1935 von Grzegorz Fitelberg in War-
                                           schau gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der für das
                                           Orchester eine Zwangspause bedeutete, kam es zur Zusam-
                                           menarbeit mit einigen der wichtigsten polnischen Komponis-
                                           ten wie Krzysztof Penderecki und Witold Lutosławski. Seit 2012
                                           ist Alexander Liebreich Künstlerischer Leiter und Chefdirigent
                                           des Orchesters.
                                               Zahlreiche namhafte Solisten sind mit dem Polish National
                                           Radio Symphony Orchestra aufgetreten, darunter Artur Rubin-
                                           stein, Mstislav Rostropovich, Maurizio Pollini, Mischa Maisky,
                                           Barbara Hendricks und Plácido Domingo. Am Pult standen
                                           einige der bedeutendsten Dirigenten, darunter Leonard Bern-
                                           stein, Charles Mackerras, Sir Neville Marriner und Kurt Masur.
                                               Neben Produktionen für das polnische Radio hat das Polish
                                           National Radio Symphony Orchestra bis heute mehr als 200 CD-
                                           Aufnahmen eingespielt und wurde für seine Leistungen dabei
                                           unter anderem mit dem Diapason d’Or und dem Cannes Clas-
                                           sical Award ausgezeichnet.
                                               In den vergangen Jahren hat das Orchester zudem einige
                                           große, innovative Projekte verwirklicht, darunter The Marathon
                                           of Górecki’s Works, und damit sowohl beim Publikum als auch
                                           bei der Kritik große Erfolge gefeiert.
POLISH NATIONAL RADIO SYMPHONY ORCHESTRA       Seit drei Jahren organisiert das Polish National Radio Sym-
                                           phony Orchestra das Katowice Kultura Natura Festival in Katto-
                                           witz. Zudem veranstaltet das Orchester seit 2005 alle zwei Jahre
                                           das Festival of World Premieres Polish Modern Music, das 2017
                                           als musikalisches Event des Jahres für den Koryfeusz Muzyki
                                           Polskiej Award nominiert wurde.
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BESETZUNG

VIOLINE I                           VIOLA                       FLÖTE                    TROMPETE
Rafał Zambrzycki (Konzertmeister)   Dariusz Korcz               Łukasz Zimnik            Stanisław Dziewior
Grzegorz Witek                      Mieczysław Krzyżowski       Joanna Dziewior          Benedykt Matusik
Roch Prax                           Beata Raszewska             Ryszard Sojka            Piotr Pyda
Janusz Klich                        Józef Bogacz                                         Piotr Nowak
Grażyna Walus-Klich                 Eugeniusz Mikołajczyk       OBOE
Ewa Bychowiec                       Andrzej Żydek               Maksymilian Lipień       POSAUNE
Grzegorz Bartoszek                  Sandra Kałuża               Karolina Stalmachowska   Michał Mazurkiewicz
Dorota Paliwoda                     Joanna Tesarczyk            Piotr Pyc                Tomasz Hajda
Krystyna Kowalska                   Agnieszka Hałuzo                                     Zdzisław Stolarczyk
Lucyna Fiedukiewicz                 Dawid Jadamus               KLARINETTE               Karol Gajda
Michał Kowalczyk                                                Aleksander Tesarczyk
Karolina Szefer-Trocha              VIOLONCELLO                 Maciej Niewiara          BASSPOSAUNE
Dorota Warcaba                      Łukasz Frant                Tomasz Żymła             Jakub Urbańczyk
Katarzyna Jawor                     Karolina Nowak-Waloszczyk
                                    Andrzej Burzyński           FAGOTT                   SCHLAGWERK
VIOLINE II                          Roman Hałoń                 Krzysztof Fiedukiewicz   Roman Gawlik
Antoni Nowina-Konopka               Antoni Smołka               Damian Lipień            Wojciech Morcińczyk
Kinga Tomaszewska                   Magdalena Czech             Jan Hawryszków           Krzysztof Jaguszewski
Beniamin Czech                      Norbert Pióro               Cezary Rembisz           Dariusz Brauhoff
Anita Bartłomiejczyk                Anna Tumidajska                                      Piotr Połaniecki
Barbara Szefer-Trocha                                           HORN                     Michał Żymełka
Joanna Szafraniec                   KONTRABASS                  Tadeusz Tomaszewski
Jolanta Sobczak-Smołka              Aleksander Mazanek          Mariusz Ziętek           HARFE
Adam Gajdosz                        Waldemar Tamowski           Damian Walentek          Krzysztof Waloszczyk
Małgorzata Krzeszowiec              Michał Paliwoda             Rudolf Brudny            Anna Scheller
Magdalena Ziętek                    Bogusław Pstraś             Paweł Cal
Maria Strzelczyk                    Łukasz Bebłot                                        CELESTA
Teresa Mercik-Szopa                 Krzysztof Wąsik                                      Dariusz Noras

                                                                                         KLAVIER
                                                                                         Antoni Brożek
VORSCHAU

                                                            CHARLES IVES IM FOKUS
CHARLES IVES »CONCORD SONATE«                               Originell, unabhängig und ein echtes »American Original« – so

PIERRE-LAURENT AIMARD
                                                            ließe sich Charles Ives (1874–1954) beschreiben, einer der inter-
                                                            essantesten und ungewöhnlichsten Komponisten der Moderne.
                                                            In der Elbphilharmonie lässt sich seine Musik nun in gleich vier

     TABEA ZIMMERMANN                                       Konzerten bestaunen. Zum Auftakt steht seine monumentale
                                                            Concord-Sonate auf dem Programm. Ihr collagenhafter Stil mit

   ADAM WALKER
                                                            eingestreuten Beethoven-Zitaten war ihrer Zeit weit voraus und
                                                            macht das rund dreiviertelstündige Werk bis heute zum Ereig-
                                                            nis – besonders, wenn Pianisten vom Schlage Pierre-Laurent
                                                            Aimards (Foto) am Werk sind, der das Werk zusammen mit Star-
                                                            Bratschistin Tabea Zimmermann und Flötist Adam Walker auf-
                                                            führt. Ein Fest für entdeckungsfreudige Musikliebhaber!

                                                            1. Oktober 2018 | Elbphilharmonie Großer Saal

1.10.2018 | 20 UHR                                                             Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.
ELBPHILHARMONIE                                                                IMPRESSUM
GROSSER SAAL                                                                   Herausgeber: HamburgMusik gGmbH
                                                                               Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant
TICKETS 040 357 666 66
                                                                               Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler
WWW.ELBPHILHARMONIE.DE                                                         Lektorat: Reinhard Helling
                                                                               Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer
                                                                               Druck: Flyer-Druck.de

                                                                               Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com

                                                                               BILDNACHWEIS
                                                                               Chopin-Denkmal (Artur Bogacki); Krzysztof Penderecki (Peter Andersen / Schott Musik);
                                                                               Ignaz Jan Paderewski (unbezeichnet); Andrzej Panufnik und Witold Lutosławski (Włodzimierz
                                                                               Echeński); Witold Lutosławski (unbezeichnet); Szymon Nehring (Bartek Barczyk); Alexander
                                                                               Liebreich (Sammy Heart); Polish National Radio Symphony Orchestra (Bartek Barczyk);
                                Kofinanziert durch das                         Pierre-Laurent Aimard (Marco Borggreve)
                                Programm Kreatives Europa
                                der Europäischen Union
Es ist das Besondere,
                                                                                          das Wellen schlägt.
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORS   PRODUCT SPONSORS                  FÖRDERSTIFTUNGEN
BMW                  Coca-Cola                         Klaus-Michael Kühne Stiftung
Montblanc            Hawesko                           Körber-Stiftung
SAP                  Lavazza                           Hans-Otto und
Julius Bär           Meßmer                            Engelke Schümann Stiftung
                     Ricola                            Haspa Musik Stiftung
                     Ruinart                           Hubertus Wald Stiftung
                     Störtebeker                       Ernst von Siemens Musikstiftung
                                                       Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung
                                                       Mara & Holger Cassens Stiftung
                     CLASSIC SPONSORS                  Programm Kreatives Europa
                     Aurubis                           der Europäischen Union
                     Bankhaus Berenberg                Adam Mickiewicz Institut
                     Commerzbank AG
                                                       Stiftung Elbphilharmonie
                     DG HYP
                     GALENpharma                       Freundeskreis Elbphilharmonie
                     Hamburger Feuerkasse              + Laeiszhalle e.V.
                     Hamburger Sparkasse
                     Hamburger Volksbank
                     HanseMerkur Versicherungsgruppe   MEDIENPARTNER
                     HSH Nordbank                      NDR
                     Jyske Bank A/S                    Der Spiegel
                     KRAVAG-Versicherungen             Byte FM
                     M.M.Warburg & CO                  VAN Magazin
                                                       NDR Kultur

                     ELBPHILHARMONIE CIRCLE

                                                                                              Der offizielle Weinpartner
                                                                                                der Elbphilharmonie

                                                                                                                             Mehr Infos unter:
                                                                                                                           hawesko.de/elphi
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                   Julius Bär ist Principal Sponsor
                   der Elbphilharmonie Hamburg.

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