PRESS REVIEW Friday, May 14, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
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PRESS REVIEW Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal Friday, May 14, 2021
PRESS REVIEW Friday, May 14, 2021 Jazz Echo, PBS „Love Longing Loss” Intimes Filmportrait von Charles Lloyd Jazz-Fun.de, PBS „Love Longing Loss“: Zu Hause mit Charles Lloyd während des Lockdowns Berliner Morgenpost, DB Mit geplanten Öffnungen können wieder Veranstaltungen mit Zuschauern getestet werden. Senat berät am Freitag Rbb Inforadio Ein Händel-Spezialist zum Start der digitalen Festspiele Berliner Morgenpost Thielemann und der Grüne Hügel – Wie geht es weiter? Zukunft des Dirigenten bei Bayreuther Festspiele ist unklar Der Tagesspiegel Berliner Ensemble hofft auf Öffnung im Juni- mit Castorf Süddeutsche Zeitung Das Modellprojekt am Theater Kiel ist ein Erfolg Berliner Zeitung Das Theatertreffen beginnt mit fünf Gastspiel-Streams auf dem eigenen Digitalportal Der Tagesspiegel Späte Erkenntnis Auch die beliebten Südsee-Sammlungen im Humboldt Forum sind mit Kolonialgeschichte belastet
Der Tagesspiegel Constanza Macras zeigt das neue Stück „Stages of Crisis“ als Livestream – und beim Tanz im August hoffentlich mit Publikum The New York Times Met Opera Protest: Unions Rally Against Proposed Pay Cuts
14.5.2021 Charles Lloyd | News | Love Longing Loss - Intimes Filmportrait von Charles Lloyd Charles Lloyd Love Longing Loss – Intimes Filmportrait von Charles Lloyd In “Love Longing Loss” gewährt die Malerin und Videokünstlerin Dorothy Darr einem sehr persönliche Einblicke in das künstlerische Schaffen und Leben ihres Ehemanns Charles Lloyd. Charles Lloyd - Love Longing Loss (c) Dorothy Darr 12.05.2021 Im November 2019 trat der Saxofonist Charles Lloyd im Duo mit dem Pianisten Gerald Clayton erstmals in dem für seine “Akustik und intime Konzertatmosphäre hochgelobten” (Jazzthing) Pierre Boulez Saal in Berlin auf. Die Performance stieß beim Publikum und den Veranstaltern auf so große Begeisterung, dass für den Dezember des darauffolgenden Jahres gleich zwei Konzerte mit dem Trio Sangam geplant wurden, das der Saxofonist seit über 15 Jahren mit dem indischen Tabla-Virtuosen Zakir Hussain und Schlagzeuger Eric Harland bildet. Wegen der anhaltenden Coronavirus-Pandemie mussten die Auftritte bedauerlicherweise abgesagt werden. Das brachte Piotr Turkiewicz, den Kurator der Konzertreihe “Improvisierte Musik und Jazz”, auf die Idee, Lloyds Ehefrau Dorothy Darr, eine Malerin und Videokünstlerin, mit einem Filmportrait von dem Saxofonisten zu beauftragen. Über mehrere Monate hinweg filmte Darr mit iPhone- und Lumix- Kameras sowie einem tragbaren Zoom-Recorder den für seine Zurückgezogenheit bekannten Künstler während der gemeinsamen Isolation im Haus des Paares in Santa Barbara, Kalifornien. Der einstündige Film mit dem Titel “Love Longing Loss – At Home with Charles Lloyd During a Year of the Plague” bietet sehr persönliche Einblicke in das künstlerische Schaffen und Leben von Charles Lloyd. Der Saxofonist reflektiert u.a. über Einsamkeit, Widerstand, soziale Gerechtigkeit und seine indigenen Vorfahren, erzählt aber auch von seinen musikalischen Soloexkursen. Der englischsprachige Film ist mit deutschen Untertitel versehen und kann nun einen ganzen Monat lang gratis auf der Internetseite des Pierre Boulez Saals gestreamt werden.
14.5.2021 „Love Longing Loss“: Zu Hause mit Charles Lloyd während des Lockdowns - jazz-fun.de - Magazin für Jazz Musik Magazin für Jazz Musik „Love Longing Loss“: Zu Hause mit Charles Lloyd während des Lockdowns 12.05.2021 (Kommentare: 0) Love Longing Loss: Window Profile | Foto © Dorothy Darr Exklusive Filmpremiere am 11. Mai auf der Website des Pierre Boulez Saals Am 11. Mai feierte eine neue, vom Pierre Boulez Saal in Auftrag gegebene Filmdokumentation über den legendären Jazz- Saxophonisten Charles Lloyd ihre Online-Premiere. „Love Longing Loss“ entstand nach der coronabedingten Absage zweier Konzerte Lloyds im Berliner Kammermusiksaal. Seine Ehefrau, die Malerin und Videokünstlerin Dorothy Darr, filmte Lloyd während der gemeinsamen Isolation über mehrere Monate in ihrem gemeinsamen Haus in Santa Barbara, Kalifornien. Umgesetzt wurde das intime Porträt mit einem Smartphone, einer Lumix-Kamera und einem mobilen Aufnahmegerät. Der Film wurde mit Mitteln des Sofortprogramms NEUSTART KULTUR der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien realisiert. Er ist vom 11. Mai bis zum 11. Juni per Streaming exklusiv über die Website des Pierre Boulez Saals verfügbar. https://www.jazz-fun.de/jazz-news/love-longing-loss-zu-hause-mit-charles-lloyd-waehrend-des-lockdowns.html
14.5.2021 „Love Longing Loss“: Zu Hause mit Charles Lloyd während des Lockdowns - jazz-fun.de - Magazin für Jazz Musik In „Love Longing Loss“ teilt Lloyd neben musikalischen Kindheitserinnerungen auch Reflexionen über den Kampf seiner indigenen und schwarzen Vorfahren für Freiheit, Unabhängigkeit und soziale Gerechtigkeit. Diese Einblicke sind mit musikalischen Passagen verwoben, in denen Lloyd Neukompositionen und Klassiker auf dem Saxophon, dem Klavier, der Flöte und dem Tárogató interpretiert. Charles Lloyd beschreibt seinen persönlichen Weg als „Davonschwimmen mit meinen Geschichten und meinen Vorfahren“. Der Film ist eine Einladung an alle Zuschauenden, sich mit der eigenen Biografie auseinanderzusetzten. Zugleich ist er eine künstlerische Reaktion auf die Herausforderungen der letzten Monate – eine Meditation über Einsamkeit und Widerstandskraft. Sie können den Film hier sehen: https://boulezsaal.de/de/charles-lloyd-love-longing-loss Love Longing Loss: Reading | Foto © Dorothy Darr Der Saxophonvirtuose Charles Lloyd ist seit Jahrzehnten eine der prägenden Figuren des Jazz und bewegt sich mühelos zwischen unterschiedlichen Genres. In seiner Heimatstadt Memphis kam er früh mit der reichen musikalischen Tradition der Südstaaten in Berührung und stand bereits als Teenager mit George Coleman, Howlin‘ Wolf und B. B. King auf der Bühne. Nach einem Engagement im Sextett von Cannonball Adderley gründete Charles Lloyd 1965 gemeinsam mit Keith Jarrett, Jack DeJohnette und Cecil McBee sein eigenes Quartett, mit dem er in den folgenden Jahren zahlreiche Alben veröffentlichte und auf der ganzen Welt auftrat. Im Lauf seiner Karriere kooperierte er mit Musikerinnen und Musikern wie Bill Frisell, The Beach Boys, Maria Farantouri, Willie Nelson, Norah Jones, Michel Petrucciani und Bobby McFerrin. Charles Lloyd wurde mit zahlreichen prestigeträchtigen Preisen wie dem NEA Jazz Masters Award ausgezeichnet. Er ist Ehrendoktor des Berklee College of Music und wurde 2019 zum Chevalier des Arts et des Lettres ernannt. Nach einem erfolgreichen Konzert im November 2019 im Pierre Boulez Saal sollte er im Dezember 2020 für zwei Konzerte zurückkehren, die der Covid-19- Pandemie zum Opfer fielen. Sie können den Film hier sehen: https://boulezsaal.de/de/charles-lloyd-love-longing-loss https://www.jazz-fun.de/jazz-news/love-longing-loss-zu-hause-mit-charles-lloyd-waehrend-des-lockdowns.html
14.5.2021 Thielemann und der Grüne Hügel – Wie geht es weiter? LOKALES SEITE 13 | FREITAG 14. MAI 2021 Sehnsucht nach Publikum wächst Mit geplanten Öffnungen können wieder Veranstaltungen mit Zuschauern getestet werden. Senat berät am Freitag Im März wurde bereits eine Veranstaltung mit Besuchern im Berliner Ensemble getestet. Sean Gallup Getty Images Von Jens Anker und Dietmar Wenck Mit den angestrebten Öffnungen ab Mitte kommender Woche , fällt auch der Startschuss für Testveranstaltungen mit Publikum. Zahlreiche solcher Veranstaltungen waren bereits geplant, konnten aber wegen der Infektions- lage nicht stattfinden. So musste auch die Staatsoper die Neuinszenierung von „Figaros Hochzeit“ mit Daniel Barenboim am 2. April kurzfristig absagen. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/926/articles/1351817/13/2 1/3
14.5.2021 Thielemann und der Grüne Hügel – Wie geht es weiter? Ein Nachholtermin steht noch nicht fest. Klar ist aber, dass er nicht mehr in dieser Spielzeit stattfinden wird. Stattdessen hofft die Staatsoper, ab Juni wieder vor Zuschauern spielen zu können. „Wir hoffen, dass wir zwi- schen dem 13. Juni und dem 3. Juli noch Vorstellungen vor Publikum zei- gen können“, sagte eine Sprecherin, vorausgesetzt, die Beschlüsse des Se- nats lassen das zu. Das gilt auch für alle anderen abgesagten Aufführun- gen. Sie sollen so bald wie möglich nachgeholt werden, sagte der Sprecher der Kulturverwaltung, Daniel Bartsch. Darunter sind Premieren in der Volksbühne und der Deutschen Oper. Die konkreten Termine müssten die Häuser festlegen. Die Wirtschaft plant zwei Kongresse mit Besuchern Was ab wann möglich ist und auch durchgeführt werden kann, darüber wird der Senat an diesem Freitag verhandeln. Während vor allem Wirt- schaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) auf schnelle und möglichst umfangreiche Öffnungen drängen, tre- ten Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci und der Regierende Bürgermeister Michael Müller (beide SPD) auf die Bremse und warnen trotz des Impf- fortschritts vor einem Rückschlag in der Pandemie und erneuten Schließungen. Einigkeit besteht im Senat darin, im Sommer eine Veranstaltungsoffensive zu starten, sollte sich der Rückgang der Infektionen weiter so gut entwi- ckeln. Im Zentrum steht dabei das Projekt „Draussenstadt“. Künstler und Veranstalter können sich um Fördergeld bewerben. Der Aufruf soll Anfang kommender Woche gestartet werden. „Wir wollen die Stadt im Sommer bis weit in den Herbst hinein bespielen“, sagte Bartsch. Ob Theater, Kon- zerte oder Lesungen – überall soll Kunst im Freien unter den gegebenen Hygienevorschriften an verschiedenen Orten stattfinden. Auch die Wirtschaftsverwaltung plant Veranstaltungen mit Publikum. „In dieser Phase der Pandemie sind Pilotprojekte wichtig, um den Weg weite- rer vorsichtiger Öffnungen vorzubereiten“, sagte Senatorin Pop. „Mit dem Auslaufen der Bundes-Notbremse wollen wir wieder Berliner Pilotpro- jekte wie zum Beispiel das Green Tech Festival oder den Hauptstadtkon- gress ermöglichen, um zu zeigen, wie Veranstaltungen und Tagungen si- cherer und unter Nutzung digitaler Möglichkeiten pandemiekonform um- gesetzt werden können.“ https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/926/articles/1351817/13/2 2/3
14.5.2021 Thielemann und der Grüne Hügel – Wie geht es weiter? Der Hauptstadtkongress soll vom 15. bis 17. Juni teilweise mit Präsenz- veranstaltungen im City Cube auf dem Messegelände stattfinden und Zu- kunftsfragen im Gesundheitswesen besprechen. Dabei soll ein umfangrei- ches Testkonzept zum Einsatz kommen, sodass der Teilnehmerkreis aus- schließlich aus PCR-getesteten Personen bestehen wird. Vom 16. bis 18. Juni soll zudem das Green Tech Festival im Kraftwerk stattfinden. 270 Teilnehmer aus aller Welt sind bereits für den Kongress angemeldet und diskutieren über Möglichkeiten der nachhaltigen Wirtschaft. Union könnte die Saison vor Publikum abschließen Auch für den Sport plant der Senat weitere Modellprojekte, allerdings steht nach Angaben der Sportverwaltung noch kein konkreter Termin fest. Aber für Unions Saisonfinale in einer Woche gegen Leipzig wären Zu- schauer im Rahmen eines Pilotprojekts möglich. Im Volleyball und Eishockey sind die Meisterschaften bereits beendet, al- lein die Saison der Basketballer von Alba reicht noch in den Juni hinein – wenn das Team es bis ins Finale schafft. Hier wären also Play-off-Spiele vor Publikum denkbar. „Es ist das Bestreben da, das wir das machen“, sagte der Sprecher der Berliner Profivereine, Kaweh Niroomand. „Ob das eine Outdoor- oder Indoor-Veranstaltung sein wird, ist noch nicht klar.“ Auch die Tourismuswerber von „Visit Berlin“ stehen bereits. „Erste Öff- nungen zu Pfingsten wären optimal“, so „Visit Berlin“-Chef Burkhard Kieker. Innerhalb einer Woche könne die geplante Werbekampagne unter dem Motto „Endlich wieder Berlin“ für Reisen gestartet werden. Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/926/articles/1351817/13/2 3/3
14.5.2021 Ein Händel-Spezialist zum Start der digitalen Festspiele | Inforadio Startseite > Programm > Kultur Fr 14.05.2021 | 07:55 | Kultur Ein Händel-Spezialist zum Start der digitalen Festspiele Gedacht als Vorgeschmack auf die "richtigen" Händelfestspiele, die im September stattfinden sollen, sind ab 13. Mai an 10 Abenden Online-Konzerte, Lesungen und Talkrunden im Stream zu erleben. Zur Eröffnung sang der südafrikanische Countertenor Christopher Ainslee. Von Hans Ackermann Stand vom 14.05.2021 Beitrag hören https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/202105/14/561495.html 1/1
14.5.2021 Thielemann und der Grüne Hügel – Wie geht es weiter? KULTUR SEITE 10 | FREITAG 14. MAI 2021 Thielemann und der Grüne Hügel – Wie geht es weiter? Zukunft des Dirigenten bei Bayreuther Festspiele ist unklar Von B. Schultejans und J. Schurig Auch ein halbes Jahr nach dem Ende seines Vertrages als Musikdirektor ist die Zu- kunft von Christian Thiele- mann (62) auf dem Grünen Hügel von Bayreuth noch unklar. „Es gibt einen Ver- trag als Gastdirigent für das Konzert ,Parsifal’ in diesem Jahr“, sagte der Sprecher der Bayreuther Festspiele, Hu- bertus Herrmann. Und dar- über hinaus gebe es „noch Wie es für Christian Thiele- keine finale Entscheidung“. mann, Chefdirigent der Thielemann war seit 2015 Sächsischen Staatskapelle, Musikdirektor der Richard- weitergeht, ist unklar. Dpa Wagner-Festspiele, sein Ver- trag lief allerdings zum Jahresende 2020 aus, ohne dass ein neuer geschlossen wurde. „Die Bayreuther Festspiele beab- sichtigen, einen neuen Vertrag mit Christian Thielemann abzu- schließen“, hatten die Festspiele zum Jahreswechsel mitge- teilt. „Die Aufgaben und der sich daraus ergebende Titel be- finden sich noch in Klärung.“ https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/926/articles/1351817/10/2 1/2
14.5.2021 Thielemann und der Grüne Hügel – Wie geht es weiter? Thielemann ist dem Grünen Hügel als Dirigent sehr eng ver- bunden. Der langjährige, 2010 gestorbene Festivalleiter Wolf- gang Wagner war für ihn eher Ziehvater als Chef. Sein Bay- reuth-Debüt gab Thielemann vor 21 Jahren, im Sommer 2000, mit den „Meistersingern von Nürnberg“. Seither hat er „die Festspiele alljährlich durch maßstabgebende Interpretationen geprägt“, wie es auf der Festspiel-Homepage heißt. 62-Jähriger gilt als einer der besten Wagner-Interpreten Er gilt als einer der besten Wagner-Interpreten der Welt und hat – mit einer Ausnahme im Jahr 2011 – in den vergangenen zwei Jahrzehnten kein Festspiel-Jahr ausgelassen. Thielemann ist erst der zweite Dirigent nach Felix Mottl (1856–1911), der alle zehn in Bayreuth aufgeführten Wagner-Opern auf dem Grünen Hügel dirigiert hat. 2010 wurde er musikalischer Be- rater der Festspiele und fünf Jahre später Musikdirektor. Anfang der Woche hatte das Kulturministerium in Dresden mitgeteilt, dass Thielemanns Vertrag als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle nicht über den Sommer 2024 hinaus verlängert werden soll. „Eine Oper in zehn Jahren wird eine andere als die Oper von heute sein: Sie wird teilweise neue Wege zwischen tradierten Opern- und Konzertaufführungen und zeitgemäßer Interpretation von Musiktheater und konzer- tanter Kunst gehen müssen“, sagte die sächsische Kulturmi- nisterin Barbara Klepsch (CDU). Thielemann selbst war für einen Kommentar zur Entscheidung von Dresden oder zu sei- ner Zukunft in Bayreuth nicht zu erreichen. dpa Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/926/articles/1351817/10/2 2/2
14.5.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 Freitag, 14.05.2021, Tagesspiegel / Kultur NACHRICHT Berliner Ensemble hofft auf Öffnung im Juni – mit Castorf Das Berliner Ensemble bereitet sich auf eine mögliche Wiedereröffnung noch im Juni vor. Sofern es die Umstände zulassen und die Inzidenzzahlen sinken, ist am 3. Juni die Uraufführung von Thomas Köcks „wagner – der ring des ni- belungen (a piece like fresh shopped eschenwood)“ in der Regie von Ersan Mondtag geplant. Die Premiere von Frank Castorfs Inszenierung von Erich Kästners „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“, die zunächst für März 2020 vorgesehen war und aufgrund der pandemiebedingten Schließungen bereits mehrmals verschoben werden musste, soll am 12. Juni stattfinden. Daneben soll es im Innenhof des Berliner Ensembles wie schon im vergangenen Jahr ein Open-Air-Angebot vom Hof-Theater geben. Sobald die Theater für den Vorstellungsbetrieb wieder öffnen dürfen, werden konkrete Vorstellungster- mine sowie der Vorverkaufstermin bekanntgegeben. Tsp https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 1/1
14.5.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/807177/12 Echter Applaus Das Mo dell pro jekt am Thea ter Kiel ist ein Er folg In Deutsch lands nörd lichs ter Lan des haupt stadt le ben die Men schen schon län ger die hal be Nor ma li tät, die auch an dern orts ge ra de zu rück kehrt. Die Kie ler sa ßen schon Mit te April bei 11 Grad Nie sel re gen drau ßen und tran ken Ape rol Sprizz. So la rien und Ge schäf te hat ten of fen, und im Hi ro shi ma-Park beim Rat haus clus ter ten Men schen in gelb-grü nen Lie ge stüh len oh ne Mas ke und Ab stand und ta ten zu Schla gern aus dem Kas set ten - re korder, was wo an ders ver bo ten ist: feiern, trin ken, mit sin gen, um ar men. Und ne ben an in der Oper wurde ge spielt. Als ein zi ges Mu sik thea ter in Deutsch land, wie ein Dra ma turg vor der Vorstel lung stolz ver kün de te, sei das Haus ge öff net, nach dem die Mo dell pro jek te in Saarland und Tü bin gen we gen der „Not brem se“ wie der schlie ßen muss ten. In Kiel aber läuft seit 20. April ein Voll spiel plan mit fünf Spar ten, um zu zei gen, „dass ein re gu lä rer Spiel be - trieb un ter Co ro na-Be din gun gen mög lich ist“, wie es in der of fi ziel len An kün di gung hieß. Nun hat te Kiel nie ei ne In zi denz von über 100, aber doch knapp drun ter. Un ter die sen Be din gun gen blie ben bis her überall in Deutsch land die Büh nen zu. Die Lan des re gie rung aber lässt in 14 In sti tu tio nen Schles wig-Hol steins vom Lach möwen-Thea ter La boe über die Volks hoch schu le Rends burg zu den gro ßen Lan des thea tern in Lü beck und Kiel prü fen, ob die se Zu mu tung nö tig ist, wenn es ein siche res Hygie ne kon zept gibt. In Kiel sah Kul tur in der Pan de mie dann so aus: Vor her wür gen in der Covid-Test sta tion am Sei ten ein gang der Oper, dann mit ne ga tivem Er geb nis und zwei Er klä run gen, dass man sei ne Da ten für die wis sen schaft li- che Aus wer tung zur Ver fü gung stellt und sich nicht krank fühlt, sowie Perso nal aus weis und Ticket dem Ein - bahn stra ßen sys tem zur Ein gangs kon trol le fol gen. Das geht al les zack, zack bei dem kar gen Pu bli kums an - drang, den ei ne Ver tei lung im Saal mit vier freien Plät zen und ei ner lee ren Rei he zwi schen den Zu schauern erlaubt. Da nach ist Kul tur ge nuss mög lich. Wo bei das mit dem Ge nuss in Kiel so ei ne Sa che ist. Man merkt den Vor tra gen den zwar die Freu de an, wie der spie len zu dür fen. Aber die se Erleich te rung muss sich lei der in äs the ti schen For men äu ßern, de ren Bie der- keit we ni ger Fra gen zu Co ro na als Fra gen zur künst le ri schen Ge samt aus rich tung des Fünf-Spar ten-Kom ple - xes stellt. Bei „My Fair La dy“ sprin gen Män ner wie Go ril las in Ma ckie-Mes ser-Kla mot ten über die Büh ne und schla gen Frauen auf den Po. Im Bal lett-Abend „Step ping For ward #Jun ge Cho reo graf*in nen“ kom men auf zwei ei gen sin ni ge Tanz thea ter-Dar bie tun gen sie ben Num mern vol ler Spit zen tanz- und Ge fühls-Kitsch. Und Da niel Ka ra seks Re make sei ner Er folgs in sze nie rung „Shake speares sämt liche Wer ke (leicht ge kürzt)“, mit der er 1997 am Münch ner Re si denz thea ter ei nen Kas sen knül ler hin ge legt hat te, wirkt als Neu in sze nie - rung im Schau spiel haus wie ein Thea ter, das al le künst le ri schen Ent wick lun gen seit her verschla fen hat. Da Da niel Ka ra sek be reits 2003 erst Schau spiel chef und dann Ge ne ral in ten dant in Kiel wurde, stellt sich da die Fra ge, ob die künst le ri sche Lei tung viel leicht die ver gan ge nen 20 Jah re Kul tur fort schritt in freiwil li ger Qua - ran tä ne in Kiel ver bracht hat. Für das Mo dell pro jekt zu Co ro na al lerdings ist es egal, was man se hen muss. Hier zählt, ob es ei ne vi ra le Ver- brei tung durch den Be trieb gibt. Die End aus wer tung des Versuchs steht noch aus, zu mal das Pro jekt wohl in den Ju ni verlän gert wird. Aber die Pres se spre che rin der Kie ler Thea ter, Ul ri ke Eberle, kann nach ei nem Mo - nat Pro be lauf schon ein mal ein po si tives Er geb nis ver mel den. Kei ne Krank mel dung beim Pu bli kum, das sich ver pflich tet, bis drei Wo chen nach Vorstel lungs be such ei ne In fek tion an zu zei gen. Im dauer ge tes te ten En - sem ble nur zwei Schau spie ler um be setzt we gen Po si tiv, ei ne Büh nen bild ne rin und ei ne Re gie as sis ten tin in Qua ran tä ne, ei ne Gast sän ge rin zu Hau se ge blie ben. Und die CO2-Mel der in den Sä len, die den Luft not stand an zei gen, wann ab ge bro chen und ge lüf tet werden muss, kein ein zi ges Mal an ge schla gen. Nur das Pu bli kum brauch te et was Zeit, sich warm zu lau fen. Aber in zwi schen sind die meis ten Vorstel lun gen wie der aus ver- kauft.Till Brieg leb https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/807177/12 1/2
14.5.2021 https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/937776/12-13 Freitag, 14. Mai 2021, Berliner Zeitung / Sehnsucht nach echtem Leben Das Theatertreffen beginnt mit fünf Gastspiel-Streams auf dem eigenen Digitalportal Matze Pröllochs und Benjamin Lillie in „Einfach das Ende der Welt“. Die Inszenierung des Schauspielhauses Zürich leitete das Theatertreffen ein.xxxxxx DORIS MEIERHENRICH P lötzlich geht dem braven Gendarmen ein Licht auf: „Wenn man so denkt, was man anfangen könnte in diesem Leben – und was man hier in Wirklichkeit tut ...“. Der Gute ist nur eine Randfigur in Max Frischs Moritat vom „Grafen Öderland“, aber sein kleiner Moment der Erkenntnis mit der Denkpause am Schluss fasst in menschliches Maß, was Frisch im Großen und Ganzen des Stückes zum tragisch-martialischen Aufstand anwachsen lässt. Es ist die Sehnsucht nach einem Leben, das nicht nur in schützende Ordnungen und Pflichten eingewickelt ist, sondern mehr Freude kennt als Fleiß und mehr Freiheitsgeist als Lohntüten. Dieses Empfinden teilt der Gendarm nicht nur mit dem furchtlos-fürchterlichen Grafen Öderland, der schon neben ihm steht, wäh‐ rend er so seufzt, es ist auch die Sehnsucht fast aller Figuren der ersten fünf Theatertreffen-Stücke. https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/937776/12-13 1/3
14.5.2021 https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/937776/12-13 Nach einem Jahr der Kontaktbeschränkungen und der digital verschleierten Weltwahrnehmung ist die Sehnsucht nach neuer Unmittelbarkeit und Freiheit im Theater keine große Überraschung. Überraschend aber ist, wie verzagt viele Inszenierungen der Zehner-Auswahl an diese Sehnsüchte herangehen. Mit Aus‐ nahme von Christopher Rüpings intelligent aufgebrochenem Familienstück „Einfach das Ende der Welt“ nach Jean-Luc Lagarce aus Zürich, das mit Handka‐ mera in wechselnden Schauspielerhänden nach wahrer Begegnung sucht und das Stream-Theatertreffen am Donnerstag einleitete. Operation an offenen Herzen Und mit Ausnahme auch des Performancekollektivs Gob Squad, das seit über 20 Jahren erforscht, wie „echte“ Begegnungen zwischen Bühne, Display und dem Leben draußen möglich sind. Die Handkamera ist auch in ihrem Corona-Stück „Show me a good time“ eine wichtige Mitspielerin. Über zwölf Stunden hinweg werden verschiedenste Orte zusammengeschaltet: die Bühne im Haus der Berli‐ ner Festspiele, auf der ein Performer gegen die Einsamkeit anspielt, das Zuhause der Kollegin Sharon Smith in Südengland und diverse Straßen und Plätze im Westen Berlins, durch die sich die übrigen Gob Squader auf die Suche nach „gu‐ ter Zeit“ machen, die für sie immer eine geteilte ist. Im Hin und Her zwischen Spiel und Nichtspiel, komplexen Parallelschaltungen und einfachem Dasein versuchen sie in immer neuen Anläufen, ihre eigenen Di‐ stanztechniken zu überlisten. Scheitern und Schönheit liegen da dicht beieinan‐ der, aber wer sich auf diese Operation an offenen Herzen einlässt, wird Momente magischer Größe und Einfachheit erleben. Obwohl Max Frischs „Graf Öderland“ von 1961 einen ähnlich riskanten Eingriff in den Realitätssinn erprobt, bleibt Stefan Bachmanns Inszenierung aus dem Münchner Residenztheater weit hinter jedem Risikospiel zurück. Routine be‐ stimmt Olaf Altmanns Einheitsbühnenbild, dabei ist Öderland ein Staatsanwalt, dem Unerhörtes geschieht: plötzlich versteht er das Morden aus Menschlichkeit. Menschlich, sofern es vernichtet, was das Lebenswerte selbst vernichtet. Über diese Befreiungsfantasie rutscht er selbst in den Blutrausch, was in der groben Überzeichnung allerdings die Schwäche des Stücks ist. Bachmann setzt das Grobzeichnen gleichwohl fort. Staatsanwalt im Blutrausch Das (Alb)Traumspiel findet in einem abwärts führenden Kanalrohr statt, der Graf ist in Blut getaucht. Wie aus dem Nichts tauchen die Figuren von hinten in dem Wurmloch auf und rutschen, schleichen, wimmern durch die Röhre. Das ist effektvoll gemacht, weshalb es nicht wundert, dass der Sender 3Sat den Abend ins Programm holt und Hauptdarsteller Thiemo Strutzenberger zusätzlich aus‐ zeichnet. Dabei schmieden die anderen Schauspieler ihre verhärmten Alb‐ traumbürger nicht weniger gekonnt in Karikaturen. Vor allem aber hätte dieser Abend in seinem gestisch-bildlichen Passepartout auch vor 20 Jahren schon so https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/937776/12-13 2/3
14.5.2021 https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/937776/12-13 stattfinden können. Nur hieß der Regisseur, der damals so inszenierte, Michael Thalheimer. Das Schicksal, rückwärtsgewandtes Kunsthandwerk zu sein, teilt die Münchner Arbeit mit der Wiener Produktion „Automatenbüfett“ von Barbara Frey. Auch das Volksstück von 1932 über die leerlaufende Fassadengesellschaft einer Klein‐ stadt von Anna Gmeyner ist an sich eine schöne Wiederentdeckung. Und das Ensemble um Michael Maertens als gutmütiger Angler Adam und Maria Happel als seine misstrauisch misanthropische Gemahlin, die auch den letzten Rest warmen Lebenssinns noch an ihre Automaten verliert, ist hochkarätig. Barbara Frey und Martin Zehetgruber als Bühnenbildner stellen diese Menschen in einen dunkel-feuchten Raum vor eine kalt beleuchtete Selbstbedienungs‐ wand, wo sie in autistischen Minimalbewegungen traurig-schön auf der Stelle treten, bis plötzlich die junge Eva (Katharina Lorenz) hinzukommt und mit ihrer Natürlichkeit alles aus dem Lot bringt. Im Text zumindest. Der Wiener Bühnen‐ kosmos bleibt davon unberührt. Das Stück endet mit einem Aufbruch, hoffent‐ lich bald spürbarer in den Theatern. Streams und Infos: digital.berlinerfestspiele.de https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/937776/12-13 3/3
14.5.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 Freitag, 14.05.2021, Tagesspiegel / Kultur Die Verbrechen von Deutsch-Neuguinea Späte Erkenntnis: Auch die beliebten Südsee-Sammlungen im Humboldt Forum sind mit Kolonialgeschichte belastet Von Birgit Rieger © SPK/photothek.net/Thomas Koehler Aufbruch in die Zukunft. Das Luf-Boot wurde für den Transport von Dahlem zum Humboldt- Forum in einer klimatisierten Kiste verpackt. Das Boot, um das es hier geht, wurde auf einer winzigen, nur sechs Quadrat- kilometer großen Insel aus dem Holz des Brotfruchtbaumes gebaut. Luf, der Ort seiner Entstehung, liegt auf dem Atoll der Hermit-Inseln am Rande des Bismarck-Archipels in der Südsee und galt bis 1914 als „Schutzgebiet“ Deutsch-Neuguinea. Das Boot ist 15 Meter lang, hat zwei Maste und Segel aus Palmblattstreifen. Jahrzehntelang war es der Hingucker im Ethnologischen Museum in Dahlem. Bald soll es im Humboldt-Forum gezeigt werden. Es ist https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 1/4
14.5.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 bunt bemalt, mit kunstvollen Schnitzereien verziert, ohne einen einzigen Na- gel zusammengefügt. Das Volk, das es hergestellt hat, gibt es nicht mehr. Der Historiker Götz Aly, bisher bekannt für seine Bücher zum Holocaust und Nationalsozialismus, führt in seinem Buch „Das Prachtboot“ (S. Fischer Ver- lag, 240 S., 21 Euro) den Beweis, dass das deutsche Kaiserreich als Kolonial- macht sehr viel dazu beigetragen hat, die Bewohner Lufs auszurotten. Und das Ethnologische Museum, das im Herbst seine Präsentation im Humboldt- Forum eröffnen will mit dem Boot in einem eigenen Saal, ist schon wieder in Erklärungsnot. Das Boot rückt mit Alys Buch ins Zentrum der Debatte um die deutsche Kolonialvergangenheit, die im Zusammenhang mit den Benin-Bron- zen endlich in Bewegung gekommen zu sein schien. „Die deutschen Eindringlinge begingen in Papua-Neuguinea ungezählte Ge- waltverbrechen, doch ruinierten sie nur wenige Orte so gründlich wie die winzige Insel Luf“, schreibt Aly am Anfang seines Buches. Er lässt von den ersten Seiten an keinen Zweifel daran: Die deutsche Kolonialgeschichte in der Südsee ist eine Geschichte von Gewalt, Mord, Vergewaltigung und Raub. Dass Aly so tief in die für ihn neue Materie eingestiegen ist, hat auch mit seiner Fa- miliengeschichte zu tun: Gottlob Johannes Aly, ein Urgroßonkel des Autors, war Militärgeistlicher in der Kaiserlichen Kriegsmarine und an der kolonia- len Unterwerfung der Inselgruppe beteiligt. Aly führt aus, dass das „Prachtboot“ den Bewohnern Lufs nicht einvernehm- lich abgekauft worden ist; eine Erzählung, die auch das Ethnologische Mu- seum in den vergangenen Jahrzehnten genutzt hat. Die Texte, die vor 1954 über das Luf-Boot veröffentlicht worden seien, lieferten jedoch keine Belege für eine Erwerbung, so Aly. Auch die Erzählung, dass die Lufiten wegen eines „Bevölkerungsrückgangs“ auf ihrer Insel ohnehin nicht mehr über genug Männer verfügten, um das Segelboot zu nutzen, ja, dass sie sich gar freiwillig zum Aussterben entschlossen hätten, ist eine Mär, die die schrecklichen Tat- sachen wohl etwas annehmbarer machen soll. Noch 2018, als das Boot in einer spektakulären Aktion vom Museumsstandort Dahlem nach Mitte ins Humboldt-Forum transportiert wurde, zitierte Her- mann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, diese Le- gende. Und selbst jetzt noch: „Aufgrund von Hinweisen in den vorhandenen europäischen Quellen sei ein Tausch in beiderlei Einverständnis nicht gänz- lich auszuschließen. Die Forschungen dazu seien keineswegs abgeschlossen“, heißt es in einer Stellungnahme des Ethnologischen Museums. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 2/4
14.5.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 Aly schildert in seinem erschütternden Buch, wie die wirtschaftlichen Inter- essen in den Kolonialgebieten mit staatlicher Macht und exekutiven Rechten verquickt wurden. Er beschreibt, wie die Inseln in der Südsee auf Ethnogra- fica regelrecht abgegrast wurden. Er bringt Beispiele für das brutale, rück- sichtslose Verhalten der Kolonialbeamten und deren Dünkel. Er beschreibt die militärische Gewalt, die in Form von Strafexpeditionen beim Reichskanz- ler Bismarck angefordert wurde, wenn die lokale Bevölkerung nicht spurte. Beim Massaker auf Luf an Weihnachten 1882 wurden nicht nur die Hälfte der Inselbewohner umgebracht, ihre Kanus und Hütten zerstört und alles abge- brannt, die Aktion ging auch mit einem massiven Kunstraub einher. Die Beutestücke landeten danach auch im 1886 eröffneten Völkerkundemu- seum in Berlin, dem heutigen Ethnologischen Museum. Das entnimmt Aly den Quellen des Museums. All das ist den dortigen Experten und Kuratoren bekannt. Ausführlich beschreibt Aly die Rolle der in Hamburg ansässigen Handels- firma Hernsheim & Co, die in der Südsee Kokosplantagen betrieb und mit Ko- pra, dem getrockneten Fruchtfleisch der Kokosnuss, handelte. Deren späte- rer Firmenchef Max Thiel war es, der sich das letzte erbaute Luf-Boot um 1902 unter den Nagel riss, es dann über Felix von Luschan, den damalige Kus- tos des Berliner Völkerkundemuseums und ausgemachten Bootsfan, nach Berlin verkaufte. Aly nutzt öffentlich zugängliche Quellen, amtliche Informationsblätter, In- ventarbücher, Ausstellungskataloge und wissenschaftliche Abhandlungen, er lobt vor allem die Autoren aus der Pazifikregion, die sich der Erforschung des deutschen Kolonialismus in der Südsee angenommen haben, während es aus Deutschland nur wenig Werke gebe, die sich kritisch mit der Südsee-Koloni- alzeit auseinandersetzten; stattdessen fand er jede Menge „Verherrlichungen der Kaiserlichen Kriegsmarine“. „Das Prachtboot“ ist eine Provenienzrecherche, wie man sie vom Ethnologi- schen Museum selbst hätte erwarten können, vor allem vor dem Umzug ins Humboldt-Forum, das ja für den „Dialog der Kulturen“ stehen will. Schon die „wohlklingenden Ersatznamen“, hinter denen sich die Völkerkundemuseen Europas heute verstecken, so Aly, zeigen deren Dilemma. Das Münchner Haus heißt „Museum Fünf Kontinente“, in Wien nennt man sich „Weltmu- seum“, in Frankfurt am Main „Museum der Weltkulturen“ und in Berlin eben „Humboldt-Forum“. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 3/4
14.5.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 Alle haben das gleiche Problem. Wenn jetzt immer mehr herausgearbeitet wird, wie brutal auch die deutsche Kolonialmacht vorgegangen ist, kann kaum etwas, das zu dieser Zeit in Afrika, Südamerika und Asien mitgenom- men, erworben, abtransportiert wurde, losgelöst von der kolonialen Gewalt- herrschaft betrachtet werden. Ethnologie und Kolonialismus hängen zusammen. Es ist ein Dominoeffekt, den man jetzt auch für die Berliner Sammlungen be- obachten kann. Erst kamen Schädel und Gebeine aus Namibia und Neusee- land in den Blick, dann ging es um geraubte Grabbeigaben aus Alaska, dann um die BeninBronzen, jetzt um das Luf-Boot. Weitere Stücke werden folgen. Die Erwerbungsgeschichten lassen sich nicht mehr unter einer „bleiernen Decke“ halten, wie Bénédicte Savoy, Professorin für Kunstgeschichte an der TU Berlin, es als Mitglied der Expertenkommission des HumboldtForums be- reits 2017 formulierte, bevor sie das Gremium verließ. Als Reaktion auf Alys Buch räumte der Direktor des Berliner Ethnologischen Museums Lars-Christian Koch in einem Interview mit Deutschlandradio Kul- tur Versäumnisse seines Hauses ein. In einem Statement gegenüber dem Ta- gesspiegel heißt es nun: „Herr Aly ist nicht die einzige Person, die zu dem Thema geforscht hat. ... Seit Sommer 2020 forschen wir selbst intensiv zum Luf-Boot und zu den Beständen, die aus sog. Strafkommandos ins Museum gelangt sind.“ Immerhin soll das Boot im HumboldtForum wohl eine doppelte, spannungs- reiche Botschaft erzählen dürfen: Es soll als „Mahnmal der Schrecken der deutschen Kolonialzeit und auch in seiner Bedeutung als identitätsstiftendes Werk der Bootsbaukunst gezeigt werden“, erklärt das Museum. Die rund 65 000 Südseeobjekte, die zwischen 1880 und 1914 in die deutsche Hauptstadt „verschleppt“ wurden, bezeichnet Götz Aly am Ende seines be- stürzenden Buches als „Monument der Schande“. Die Stücke müssen im Humboldt-Forum als Raubkunst kenntlich gemacht werden, fordert er. Die Ethnologischen Museen brauchen aber wohl grundsätzlich ein neues Selbst- verständnis, stolzes Besitztum kann es nicht mehr sein. Aufbruch in die Zukunft. Das Luf-Boot wurde für den Transport von Dah- lem zum Humboldt-Forum in einer klimatisierten Kiste verpackt. Foto: SPK/photothek.net/Thomas Koehler https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 4/4
14.5.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 Freitag, 14.05.2021, Tagesspiegel / Kultur Wellen des Konsums Constanza Macras zeigt das neue Stück „Stages of Crisis“ als Livestream – und beim Tanz im August hoffentlich mit Publikum Von Sandra Luzina © Thomas Aurin Im Krisenmodus. Die Tänzer von Dorky Park probten per Zoom. Lange hat sie gezögert, doch nun zeigt die Berliner Choreografin Constanza Macras ihren ersten Livestream. „Stages of Crisis“ war eigentlich als Bühnen- version der Outdoor-Performance „Forest: The Nature of Crisis“ gedacht, die Macras und ihr Ensemble Dorky Park 2013 im Mü gelwald zeigten. Die Pre- miere sollte im Mai 2020 stattfinden. Ein Jahr später kann die Performance immer noch nicht live vor Publikum gespielt werden. Deswegen verlegt sich auch Macras nun auf das digitale Format, aber auch nur, weil Liveaufführun- gen im Rahmen von „Tanz im August“ geplant sind. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 1/3
14.5.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 Während des ersten Lockdowns sind die Tänzer:innen von Dorky-Park alle zu Hause geblieben. Einige Wochen hat Macras mit ihnen per Zoom geprobt, doch dann hat sie das Experiment abgebrochen. Es war zu frustrierend. Spä- ter war gemeinsames Proben wieder möglich dank des Testens. Zurzeit las- sen die Tänzer:innen sich mehrmals in der Woche testen. Spielort ist die Open-Air-Arena der Gärten der Welt in Marzahn. „Stages of Crisis“, das vom HAU koproduziert wird, spielt in einem leeren Su- permarkt, es ist nur eine Packung Pasta übrig. So hatte es Macras schon vor Corona konzipiert. Zitate aus einem Text von Roland Barthes, in dem er ein Reklamefoto des Teigwarenherstellers Panzani analysiert, werden in dem Stück verwendet. Es geht aber auch um Konsumverhalten und das Phänomen der Imitation. „Die Leute ahmen das nach, was sie im Internet sehen“, sagt Macras. Das sei evident geworden in der ersten Welle der Pandemie, als es zu Hamsterkäufen bei Nudeln und Klopapier kam. „Ich beziehe mich nicht auf Corona“, sagt Macras. „Es war gedacht als Stück über Ökologie und Ökonomie; jetzt ist es auch ein Stück über die Zukunft des Theaters.“ Prestigedenken und die Hierarchien im Theatersystem werden hinterfragt. Assoziationen zur Pandemie stellen sich aber natürlich ein bei diesem dystopischen Stück. Constanza Macras hat Hochs und Tiefs erlebt im vergangenen Jahr. Als Cho- reografin und Leiterin einer freien Tanzcompany muss sie ja eh oft in den Kri- senmodus schalten. Während des Lockdowns hat sie versucht, ihre Tänzer:innen bei der Stange zu halten, ihnen Sicherheit zu geben. Fünf Tänzer:innen sind fest angestellt; die Freien haben Probengagen erhalten und werden jetzt auch für die fünf Streamings bezahlt. Eine Weile sah es so aus, als würde Dorky Park durch die Folgen der Pande- mie ins Defizit rutschen, doch nun kommen sie einigermaßen über die Run- den. „Wir konnten nicht alle geplanten Vorstellungen zeigen wegen Corona, deswegen hatten wir weniger Ausgaben – ein Paradox!“ Gerettet hat sie auch die große Produktion „Hyperreal“, die sie Anfang September am Düsseldorfer Schauspielhaus herausgebracht hat. Im Februar ist sie nach Chile ist sie geflo- gen, um ein Stück für das Festival Santiago a Mil zu erarbeiten. Weil sich her- ausstellte, dass zwei Passagiere des Flugs positiv getestet wurden, musste sie sich in Quarantäne begeben und die technischen Endproben per Zoom abhal- ten, was extrem schwierig war. Die Performance fand dann draußen statt, am Tag der letzten Vorstellung setzte die Polizei bei einem Straßenprotest Trä- nengas ein. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 2/3
14.5.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 Wenn Macras von ihrem Kampf gegen derlei Missgeschicke erzählt, klingt das eher lustig. Keine Frage: Macras ist stark. Und sie lobt die Widerstandskraft von Tänzer:innen: „Sie sind die resilientesten Menschen, die ich kenne.“ Con- stanza Macras hat einige Turbulenzen hinter sich, aber die Aussichten für den Sommer und Herbst sind gut. Im Juli bezieht Constanza Macras ihr neues Studio in der Fahrbereitschaft, dem Kunstort in Lichtenberg. „Es gibt da eine interessante Künstler-Community“, sagt Macras. Das Studio könne sie zu günstigen Bedingungen anmieten. Es soll eine Art Lab werden, Macras will junge Künstler aus anderen Ländern unterstützen; mit Performern aus Chile und Uruguay steht sie schon in Kontakt. Besonders freut sie sich auf den Start von René Pollesch an der Volksbühne. Bei den bisherigen Treffen habe sie ihn als sehr zuvorkommend und zuge- wandt erlebt, sagt Macras. Begeistert ist sie auch von den anderen assoziier- ten Künster:innen und dem Ensemble der Volksbühne. Dass die Zukunft des Theaters im Digitalen liegt, glaubt sie nicht. „Theater ist eine Live-Form.“ Es lebt von der Gemeinschaft von Zuschauern und Darstel- lern. Und es war immer eine Reflexion von Gesellschaft. Deswegen ist Con- stanza Macras auch zuversichtlich, dass das Theater nach der Pandemie wei- tergehen wird. „Es ist eine alte Form. Es gab schon viele Krisen – das Theater hat sie immer überlebt.“ Sandra Luzina „Stages of Crisis“: 14. bis 16. Mai, 20 Uhr, HAU4 (Livestream) und 22. und 23. Mai, 20 Uhr (Videoaufzeichnung) https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476435/18-19 3/3
14.5.2021 Met Opera Protest: Unions Rally Against Proposed Pay Cuts - The New York Times https://www.nytimes.com/2021/05/13/arts/music/met-opera-protest- union.html ʻWe Are the Metʼ: Opera Unions Rally Against Proposed Pay Cuts The Metropolitan Opera hopes to reopen in September after its long pandemic closure, but simmering labor tensions have called that date into question. By Julia Jacobs and Matt Stevens May 13, 2021 As New York prepares for the long-awaited reopening of its performing arts sector, with several Broadway shows putting tickets on sale for the fall, it is still unclear whether the Metropolitan Opera will be able to reach the labor agreements it needs to bring up its heavy golden curtain for the gala opening night it hopes to hold in September. There have been contrasting scenes playing out at the opera house in recent days. On the hopeful side, the Met is preparing for two concerts in Queens on Sunday — the company’s first live, in-person performances featuring members of its orchestra and chorus and its music director, Yannick Nézet-Séguin, since the start of the pandemic. And it recently reached a deal on a new contract with the union that represents its chorus, soloists, dancers and stage managers, among others. But the serious tensions that remain with the company’s other unions were put on vivid display outside Lincoln Center on Thursday, as hundreds of union members rallied in opposition to the Met’s lockout of its stagehands and management’s demands for deep and lasting pay cuts it says are needed to survive the pandemic. The workers’ message was clear: their labor makes the Met what it is, and without them, the opera can’t reopen. https://www.nytimes.com/2021/05/13/arts/music/met-opera-protest-union.html 1/4
14.5.2021 Met Opera Protest: Unions Rally Against Proposed Pay Cuts - The New York Times The Met’s stagehands have been locked out since December. James J. Claffey Jr., president of their union, Local One of the International Alliance of Theatrical Stage Employees, said that the season cannot open without them. Sara Krulwich/The New York Times “That’s not the Met Opera,” said James J. Claffey Jr., president of Local One of the International Alliance of Theatrical Stage Employees, which represents Met stagehands, pointing over to the opera house. “The greatest stage, the largest stage — it’s empty. It’s nothing without the people that are right in front of me right now.” Masked stagehands, musicians, ticket sellers, wardrobe workers and scenic artists packed the designated rally space, greeting each other with elbow bumps after more than a year of separation. They wore union T-shirts and carried signs with messages like, “We Paint the Met” and “We Dress the Met.” The same chant — “We are the Met!” — was repeated over and over throughout the rally. The protest made clear the significant labor challenges that the Met must overcome to successfully return in the fall. Although the opera season is not scheduled to begin until September, the company will need to reach agreements with Local One, which represents its stagehands, much sooner to load in sets and hold technical rehearsals over the summer. The Met has been hoping to bring a significant number of stagehands back to work beginning in June, but Claffey said union members were holding out for a labor agreement. https://www.nytimes.com/2021/05/13/arts/music/met-opera-protest-union.html 2/4
14.5.2021 Met Opera Protest: Unions Rally Against Proposed Pay Cuts - The New York Times The Met locked out its stagehands in December after contract negotiations stalled. The union has been fiercely opposed to the Met’s assertion that it needs to cut the payroll costs for its highest-paid unions by 30 percent, with an intention to restore half of those cuts when ticket revenues and core donations returned to prepandemic levels (the Met has said the plan would cut the take-home pay of those workers by about 20 percent). “Regardless of the Met’s plans, Local One is not going to work without a contract,” Claffey said in an interview. “There’s a lockout when you didn’t need us, but when you really need us, it’s going to transition from a lockout to a strike.” The Met said in a statement on Thursday that it had “no desire to undermine” the unions it works with but that it had lost more than $150 million in earned revenues since the pandemic forced it to close, and that it needs to cut costs to survive. The statement said the Met had “repeatedly” invited the stagehands’ union to return to the bargaining table. “In order for the Met to reopen in the fall, as scheduled,” the statement said, “the stagehands and the other highest paid Met union members need to accept the reality of these extraordinarily challenging times.” https://www.nytimes.com/2021/05/13/arts/music/met-opera-protest-union.html
14.5.2021 Met Opera Protest: Unions Rally Against Proposed Pay Cuts - The New York Times The rally was organized by Local One, which represents the Met’s roughly 300 stagehands. Speaking outside the David H. Koch Theater because metal barriers blocked the path to the Metropolitan Opera House, union leaders railed against the monthslong lockout that has prevented its workers from returning to the Met in full force. “A lot of us stagehands have had to pivot or leave the industry entirely,” said Gillian Koch, a Local One member at the rally. “And we are showing up to say that is not OK, and we all deserve to have our careers after this pandemic.” Tensions rose even higher when the stagehands learned that the Met had outsourced some of its set construction to nonunion shops elsewhere in this country and overseas. (In a letter to the union last year, Peter Gelb, the Met’s general manager, wrote that the average full-time stagehand cost the Met $260,000 in 2019, including benefits; the union disputes that number, saying that when the steady extra stagehands who work at the Met regularly, and sometimes full-time, are factored in, the average pay is far lower.) The stagehand lockout has not been absolute. Claffey said that at the Met’s request, he has allowed several Local One members to work at the Met under the terms of the previous contract, particularly to help the union wardrobe staff who are on duty. But although the Met has now reached a deal with the American Guild of Musical Artists, which represents its chorus, it has yet to reach one with Local 802 of the American Federation of Musicians, which represents the orchestra. Both groups were furloughed without pay for nearly a year after the opera house closed before they were brought back to the bargaining table with the promise of partial pay of up to $1,543 per week. Adam Krauthamer, the president of Local 802, pointed out that because of the Met’s labor divisions, other performing arts institutions were ahead of the Met in reopening. “Broadway is selling tickets; the Philharmonic is doing performances; they’re building stages right before our eyes,” Krauthamer said in a speech at the rally. “The Met is the only place that continues to try to destroy its workers’ contracts.” The rally had the backing of several local politicians who spoke, including Gale Brewer, the Manhattan borough president, and the New York State Senators Jessica Ramos and Brad Hoylman, who had a message for the Met’s general manager: “Mr. Gelb, could you leave the drama on the stage, please?” https://www.nytimes.com/2021/05/13/arts/music/met-opera-protest-union.html 4/4
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