IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz

Die Seite wird erstellt Felix Bender
 
WEITER LESEN
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
IMPORTIERTE
ABHOLZUNG:
WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE
ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN

                                  © Richard Carey / AdobeStock
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
2                                                                                              IMPORTIERTE ABHOLZUNG   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                        3

                                                                                                                       INHALTSVERZEICHNIS
                                                                                                                       HINTERGRUND.........................................................4
                                                                                                                       WICHTIGSTE ERKENNTNISSE FÜR DIE SCHWEIZ...................5
                                                                                                                       EMPFEHLUNGEN.................................................... 10
                                                                                                                       PRODUKTSPEZIFISCHE ERKENNTNISSE........................... 14

                                                                                                                                  SOJA............................................................ 14
                                                                                                                                  PALMÖL........................................................ 18
                                                                                                                                  KAKAO.......................................................... 22
                                                                                                                                  HOLZ, ZELLSTOFF UND PAPIER.............................. 26
                                                                                                                                  KAFFEE......................................................... 30
                                                                                                                                  ZUCKERROHR.................................................. 34
                                                                                                                                  KOKOSNUSS.................................................... 38
Dieser Bericht enthält eine Zusammenfassung der Ergebnisse einer ursprünglich von 3Keel im Auftrag des WWF
Schweiz durchgeführten Studie.
Autoren: Dr. Steve Jennings und Caitlin McCormack (3Keel), Romain Deveze (WWF Schweiz)
Grafik: 3Keel
                                                                                                                       ÜBERBLICK ÜBER DIE METHODIK.................................. 42
Veröffentlichungsdatum: Dezember 2020
Der vollständige Bericht ist unter www.wwf.ch/riskybusiness                                                            EINSCHRÄNKUNGEN................................................. 43
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
4                                                             IMPORTIERTE ABHOLZUNG   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                                        5

                                                                                            Produktionsfläche im Ausland, die jährlich für die Sicherstellung der Importe der Schweiz

             HINTERGRUND
                                                                                            von forst- und landwirtschaftlichen Rohstoffen benötigt wird (Jahresdurchschnitt 2015-19)

             Die Nachfrage nach land- und forstwirtschaftlichen                                                                                                                                    KAKAO
             Rohstoffen treibt die Entwaldung und die Umwandlung                                                             ZUCKERROHR                                                          317,711 ha
                                                                                                                                                     KAFFEE
             von Lebensräumen in den Herkunftsländern                                                                          5,754 ha                            PALMÖL
                                                                                                                                                    166,068 ha
             an. Sie trägt zum Verlust der biologischen                                                                                                           24,871 ha
             Vielfalt, zu Treibhausgasemissionen und zu
             Menschenrechtsverletzungen bei.                                                                     SOJA
              Mehr als 50 Prozent der weltweiten Waldverluste                                                  160,755 ha                                                                     KOKOSNUSS
             und Landumwandlungen sind auf die Produktion von                                                                                                                                  15,729 ha
             Agrarrohstoffen und forstwirtschaftlichen Rohstoffen
             zurückzuführen, die von Konsumentinnen und
             Konsumenten nachgefragt werden. Trotz einer ständig
             zunehmenden Zahl an Initiativen, Zertifizierungen,
             Selbstverpflichtungen von Unternehmen und
             Marktanreizen, mit denen der Verlust von Wäldern und
             Lebensräumen gestoppt werden soll, geht das Ausmass
             der produktionsbedingten Landnutzungsänderungen
             bislang nicht zurück, und die negativen Auswirkungen
             auf die Bevölkerung vor Ort und die Natur bleiben                              HOLZ, ZELLSTOFF UND PAPIER
                                                                                                    1,545,465 ha
             bestehen1.

                                                                                            WICHTIGSTE ERKENNTNISSE FÜR DIE SCHWEIZ
                                                                                            Zwischen 2015 und 2019 wurden 11,2 Millionen Hektar                  und Einschränkungen der vorliegenden Untersuchung
                                                                                            - eine Fläche fast dreimal so gross wie die Schweiz -                aufgeführt.
                                                                                            benötigt, um den Bedarf der Schweiz an nur acht land-
                                                                                            und forstwirtschaftlichen Rohstoffen zu decken: Kakao,               Flächen-Fussabdrücke mit hohem Risiko
                                                                                            Kokosnuss, Kaffee, Palmöl, Zellstoff und Papier, Soja,               Von den in dieser Studie untersuchten Rohstoffen
                                                                                            Zuckerrohr und Holz. Dies entspricht jährlich der Hälfte             betreffen die weitaus grössten Flächen-Fussabdrücke
                                                                                            der Landfläche bzw. fast der doppelten Waldfläche der                für die Schweiz den Import von Waldprodukten, also
                                                                                            Schweiz. Dieser Flächen-Fussabdruck hat im Zeitraum                  Holz, Zellstoff und Papier. Sie machen zusammen einen
                                                                                            der Untersuchung zwar nicht zugenommen, nimmt aber                   Flächen-Fussabdruck von 1,5 Millionen Hektar aus.
                                                                                            trotz Bemühungen von Regierung, Industrie und NGO                    Obwohl der Grossteil aus Ländern mit mittlerem oder
                                                                                            auch nicht ab.                                                       niedrigem Risiko wie Schweden und Deutschland kam,
                                                                                              Der Fussabdruck der Rohstoffe ermittelt sich aus der               stammten gewisse Holzimporte aus China- sowie einige
                                                                                            Produktionsfläche im Ausland, die für die Sicherstellung             Zellstoff- und Papierimporte aus Brasilien. Das sind zwei
                                                                                            der Importe der Schweiz benötigt wird. Er basiert auf dem            Länder mit einem hohen Risiko bezüglich Entwaldung
                                                                                            durchschnittlichen Volumen der jährlich in die Schweiz               und Menschenrechtsverletzungen.
                                                                                            importierten Güter (einschliesslich Rohstoffe, Zutaten und             Der Anteil der Schweiz an der weltweiten
                                                                                            Fertigprodukte) und der durchschnittlichen Produktion                Produktionsfläche ist auch bei Kakao (3 Prozent der
                                                                                            von Rohstoffen pro Hektar in den untersuchten Ländern                globalen Kakaoanbaufläche) und Kaffee (2 Prozent)
                                                                                            im Zeitraum 2015 bis 2019. In einem separaten Abschnitt              besonders hoch, vor allem, wenn man bedenkt, dass die
                                                                                            am Ende dieses Berichts sind Methodik, Annahmen                      Schweiz nur 0,1 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht.

© Shutterstock / Rich Carey / WWF-Sweden
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
6                                                                                                     IMPORTIERTE ABHOLZUNG   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                                                                                                                              7

  Fast ein Viertel (22 Prozent) des Flächen-Fussabdrucks    Niederlassungen zahlreicher grosser internationaler                Die Ergebnisse dieses Berichts sollen nicht als Aufruf                                              Pflanzenarten, Lebensräume sowie die davon abhängigen
der Schweiz liegt in Ländern mit hohem oder sehr            Unternehmen, die mit land- und forstwirtschaftlichen              an die beteiligten Unternehmen verstanden werden, die                                                lokalen Bevölkerungsgruppen schützen. Auch kann nur
hohem Risiko bezüglich Entwaldung, schwacher                Rohstoffen handeln. Dadurch sind der Einfluss und die             Beschaffung aus Hochrisikogebieten zu vermeiden, zumal                                               so die Widerstandsfähigkeit gegen die Erderhitzung
Regierungsführung und niedrigen arbeitsrechtlichen          Verantwortung des Landes grösser, als es allein durch den         sich die Probleme in diesem Fall einfach verlagern würden.                                           erhöht-           und           die        Nachhaltigkeit                       der         zukünftigen
Standards. Dies gilt insbesondere für Kaffee, Kakao, Soja                                                                     Vielmehr geht es darum, gemeinsam mit Lieferanten und                                                Nahrungsmittelproduktion gesichert werden.
                                                            Konsum den Anschein macht. Diese Mengen werden in der
und Palmöl, wo zwischen der Hälfte und drei Vierteln                                                                          Produzenten aufzuzeigen, wie das Entwaldungsrisiko in                                                    Dieser Bericht beleuchtet den gesamten Flächen-
                                                            vorliegenden Studie jedoch nur dann berücksichtigt, wenn
des Importfussabdrucks in Ländern mit hohem oder sehr
                                                            sie direkt in die Schweiz importiert- bzw. dort konsumiert        den Lieferketten gesenkt werden kann.                                                                Fussabdruck der Schweiz im Ausland in Bezug auf
hohem Risiko liegt und keine Importmengen aus Ländern
                                                                                                                               Durch die Corona-Pandemie und die sich verschärfende                                                acht Rohstoffe im Zeitraum 2015 bis einschliesslich
mit geringem Risiko stammen.                                werden.
                                                                                                                              Klimakrise sind die Anfälligkeit und die globale                                                     2019. Weiter wird das relative Risiko bei den einzelnen
  Die Wege, über die die Entwaldung erfolgt, sind komplex
                                                                                                                              Verflechtung unserer Lebensmittelversorgungsketten                                                   Rohstoffen dargestellt und aufgezeigt, worauf die Schweizer
und abhängig von mehreren Faktoren. Die Rückverfolgung

                                                                  WANN MACHT EINE
                                                                                                                              stärker ins öffentliche Bewusstsein geraten. Es müssen                                               Behörden, die Unternehmen und die Zivilgesellschaft
von importierten Waren bis zu der spezifischen Parzelle,
                                                                                                                              dringend Massnahmen umgesetzt werden, um die durch                                                   besonders achten müssen, um die Auswirkungen auf

                                                                  ZERTIFIZIERUNG SINN
auf der sie produziert wurden, ist aufgrund fehlender
transparenter Handelsinformationen mit Unsicherheiten                                                                         die Produktion von Rohstoffen im Ausland verursachte                                                 den Entwaldungs-Fussabdruck im Ausland maximal zu
behaftet. Da jedoch bedeutende Importe aus Ländern mit                                                                        Naturzerstörung zu stoppen. Nur so lassen sich Tier- und                                             reduzieren.
hohen Entwaldungsraten stammen, besteht ein hohes                 Glaubwürdige Standard- und Zertifizierungssysteme
                                                                  bleiben, wenn sie wirksam umgesetzt werden,
Risiko, dass der Konsum dieser acht Rohstoffe in der
                                                                  ein wichtiges Instrument zur Unterstützung der                 Treibhausgasemissionen verursacht durch Umwandlung der Landnutzung im Zusammenhang mit Schweizer
Schweiz zur Abholzung vor Ort und zur Umwandlung
                                                                  nachhaltigen Warenproduktion: Sie tragen dazu                  Importen nach Rohstoff aufgeführt
von Land für die Landwirtschaft beiträgt.
                                                                  bei, bessere Praktiken auf den Farmen zu fördern,

Treibhausgasemissionen                                            die Zusammenarbeit von Interessengruppen
                                                                  zu stärken und Anreize für Investitionen im                                                                                                                                                      1,090,218
Die     mit    der    Landumwandlung        verbundenen
                                                                  Produktionsbereich zu schaffen.                                                                                                                                                                  Tonnen CO2eq*
Treibhausgasemissionen für die Schweizer Importe von
                                                                    Um eine Wirkung in grossem Massstab zu erzielen,
Agrarprodukten beliefen sich zwischen 2015 und 2019 auf                                                                              SOJA
                                                                  muss die Zertifizierung nach Ansicht des WWF (je
schätzungsweise 2.3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente
pro Jahr. Dies entspricht etwa 7 Prozent der jährlichen
                                                                  nach dem konkreten Umfeld) unter anderem durch                                            101,539
landesweiten Emissionen der Schweiz2. Auf Sojaimporte
                                                                  folgende Massnahmen ergänzt werden:                                                       Tonnen CO2eq
entfiel mit durchschnittlich rund 47 Prozent der grösste              → Stärkung der nationalen Vorschriften bzw. der              PALMÖL
                                                                      lokalen Rechtsdurchsetzung
Anteil der jährlichen Emissionen. Gefolgt von Kakao, der
mehr als ein Drittel der durchschnittlichen jährlichen
                                                                                                                                                                                                                                           879,335
                                                                      → Erleichterung des Zugangs abgelegener
Emissionen ausmachte. Darin sind noch keine Emissionen                Kleinbauern zu Programmen zum Aufbau von                                                                                                                             Tonnen CO2eq
                                                                      Kapazitäten und zu Finanzierungsmöglichkeiten                 KAKAO

                                                                                                                                                                                                     SOJAIMPORTE MACHTEN MIT
enthalten, die im Zusammenhang mit Waldprodukten -
Holz, Zellstoff und Papier – entstehen. Diese verursachen             → Entwicklung von ganzheitlichen Ansätzen                                                        206,176
                                                                                                                                                                       Tonnen CO2eq
                                                                                                                                                                                                     DURCHSCHNITTLICH 47% DER
ebenfalls einen beträchtlichen Flächen-Fussabdruck,                   einschliesslich der Diversifizierung von Kulturen
wodurch sich die Emissionen zusätzlich nochmals                       und der Schaffung von Landschaften/juristischer

                                                                                                                                                                                                     JÄHRLICHEN EMISSIONEN DEN
erheblich erhöhen.                                                    Ansätze in den Produktionsgebieten                            KAFFEE
  Obwohl die Auswirkungen der Nachfrage der Schweiz
                                                                                                                                                      5,158
                                                                                                                                                                                                     MIT GRÖSSTEN ANTEIL DER
                                                                      → Grossflächige und zuverlässige
nach land- und forstwirtschaftlichen Produkten aus
dem Ausland in letzter Zeit verstärkt ins Bewusstsein
                                                                      Überwachungssysteme, z.B. unter Verwendung                                      Tonnen CO2eq

                                                                                                                                                                                                     TREIBHAUSGASEMISSIONEN
                                                                      von Geosatelliten-Daten an Entwaldungslinien
der Öffentlichkeit gerückt sind, verlangt die Schweizer                                                                          ZUCKERROHR
Regierung noch keine Überwachung und Reduktion der                    → Stärkerer Einkauf gesonderter zertifizierter
                                                                                                                                                      18,655
                                                                                                                                                                                                     VON LANDWIRTSCHAFTLICHEN
Umweltauswirkungen bei importierten Gütern.                           Warenmengen und Erhöhung der Transparenz
  Laut Schätzungen ist der Grossteil - durchschnittlich               seitens der Einkaufsgesellschaften                                              Tonnen CO2eq
65 Prozent - der Importe dieser acht Rohstoffe für den
Konsum innerhalb der Schweizer Landesgrenzen bestimmt.
                                                                  Der WWF engagiert sich weiterhin um eine                        KOKOSNUSS
                                                                                                                                                                                                     ROHSTOFFEN AUS
                                                                                                                                                0

                                                                                                                                                       100,000

                                                                                                                                                                 200,000

                                                                                                                                                                           300,000

                                                                                                                                                                                     400,000

                                                                                                                                                                                               500,000

                                                                                                                                                                                                         600,000

                                                                                                                                                                                                                   700,000

                                                                                                                                                                                                                             800,000

                                                                                                                                                                                                                                       900,000

                                                                                                                                                                                                                                                 1,000,000

                                                                                                                                                                                                                                                             1,100,000

                                                                                                                                                                                                                                                                         1,200,000

                                                                                                                                                                                                                                                                                     1,300,000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 1,400,000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             1,500,000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         1,600,000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     1,700,000
                                                                  Zusammenarbeit mit zahlreichen wirtschaftlichen,
Der grösste Teil des Flächen-Fussabdrucks wird daher              ökologischen und sozialen Interessengruppen auf               Tonnes CO2eq
durch die Binnennachfrage und nicht durch Weiterexporte           der Suche nach ganzheitlichen Lösungen, die über
                                                                                                                                 *Neue Berechnungen unter Berücksichtigung der segregierten zertifizierten (Proterra) Sojamengen aus Brasilien – siehe S. 45
bestimmt. In der Schweiz gibt es auch Firmensitze bzw.            Zertifizierungen hinausgehen.
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
8                                                                                                                                  IMPORTIERTE ABHOLZUNG         IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                                   9

GLOBALER ÜBERBLICK                                                                                                                                                    RUSSLAND
                                                                                                                                                                        RISIKO-WERT: 10

                                                                                                                                                                       28,413 ha
    SOJA            PALMÖL              KAKAO   HOLZ, ZELLSTOFF        KAFFEE         ZUCKERROHR          KOKOSNUSS
                                                  UND PAPIER

                                                                            HONDURAS
                                                                            RISIKO-WERT: 11
    MEXIKO
    RISIKO-WERT: 10
                                                                            8610 ha
                                                                                                                                                                                                                                                                             CHINA
                                                                                                                                                                                                                                                                               RISIKO-WERT: 9
    13,389 ha                                                                                                          CÔTE D’IVOIRE                                                                                                                        VIETNAM
                                                                                      KOLUMBIEN                        RISIKO-WERT: 10                                                                                                                      RISIKO-WERT: 9 32,448 ha
                                                                                       RISIKO-WERT: 11
                GUATEMALA                                                                                               593 ha 86,657 ha 6,053 ha                                                                                                           11,488 ha
                RISIKO-WERT: 10                                                        23,195 ha 213 ha
                                                                                                                                                                                                                      KAMBODSCHA                                        MALAYSIA
                                                                                                                                                                                                                       RISIKO-WERT: 11                                   RISIKO-WERT: 10
                                                                                                                                                                                                     ÄTHIOPIEN
                11,674 ha
                                                                                                                                                                                                     RISIKO-WERT: 9
                            ECUADOR                                                                                                      NIGERIA                                                                       1,391 ha                                          8,428 ha

                            RISIKO-WERT: 10                                                                                                RISIKO-WERT: 11
                                                       PERU                                                                                                                                          12,398 ha
                                                            RISIKO-WERT: 11
                            43,967 ha                                                                                                     29,141 ha

                                                                                                                          BRASILIEN
                                                        2,172 ha 7,510 ha                                                  RISIKO-WERT: 11                                               MADAGASKAR
                                                                                                                                                                                          RISIKO-WERT: 9              INDONESIEN
                                                                                                                                                                                                                      RISIKO-WERT: 12
RISIKO-WERT                                     ARGENTINIEN                                                                75,664 ha 9,540 ha 33,777 ha 794 ha
                                                                                                                                                                 MOZAMBIQUE               4,106 ha
      > 11 Very High Risk                        RISIKO-WERT: 9                                                                                                   RISIKO-WERT: 11                                     6,867 ha 6,947 ha 9,642 ha 1,343 ha
      9-10 High Risk                                                                                        PARAGUAY
                                                                                                            RISIKO-WERT: 11
      7-8 Medium Risk
                                                 7,510 ha     285 ha                                                                                               901 ha
      5-6 Medium-low risk
      4 Low Risk                                                                                            5,698 ha   659 ha
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
10                                                                                                   IMPORTIERTE ABHOLZUNG   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                     11

                                                                                                                             GLOBALE ENTWALDUNG UND DER VERLUST
                                                                                                                             VON BIODIVERSITÄT SETZTEN SICH MIT
EMPFEHLUNGEN                                                                                                                 ALARMIERENDER GESCHWINDIGKEIT FORT UND
                                                                                                                             DAS VERSÄUMNIS DIE VOLLE VERANTWORTUNG
                                                                                                                             FÜR DEN ENTWALDUNGS-FUSSABDRUCK DER
Die Schweiz hat mehrere internationale Abkommen               Finanzinstitutionen, die waldgefährdende Rohstoffe
und Verpflichtungen zur Verhinderung von Entwaldung           importieren, Risiken und Auswirkungen in ihren

                                                                                                                             SCHWEIZ UND DEN DAMIT VERBUNDENEN
unterzeichnet. Sie hat dem Strategischen Plan der Vereinten   Lieferketten oder Investitionsportfolios zu ermitteln,
Nationen für Wälder 2017-2030 zugestimmt, der das Ziel        zu vermindern und im Einklang mit dem Rahmen zur

                                                                                                                             RISIKEN IM AUSLAND ZU ÜBERNEHMEN,
enthält, «den weltweiten Verlust an Waldfläche durch          Rechenschaftslegung7 darüber zu berichten.
nachhaltige Waldbewirtschaftung, einschliesslich Schutz,
                                                              → Festlegung zeitgebundener, rechtsverbindlicher

                                                                                                                             SCHADET DER GLAUBWÜRDIGKEIT DER SCHWEIZ
Wiederherstellung, Aufforstung und Wiederaufforstung,
                                                              Ziele, um die Entwaldung und Landumwandlung
umzukehren und die Anstrengungen zur Verhinderung
                                                              innerhalb der Rohstoffversorgungsketten bis 2030 zu
der Waldschädigung zu verstärken3...». Im Rahmen der
                                                              stoppen, z.B. im Sinne der Partnerschaftserklärung von
Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen
                                                              Amsterdam, die bis Ende 2021 verabschiedet werden
setzt sich die Schweiz auch dafür ein, «die Entwaldung zu
                                                              soll.
stoppen4» und im Rahmen der Biodiversitätsziele von Aichi
dafür zu sorgen, dass «die Verlustrate aller natürlichen      → Vereinbarung starker Zielsetzungen für gemeinsame
Lebensräume, einschliesslich der Wälder, mindestens           Massnahmen mit den wichtigsten Erzeuger- und
halbiert und, wo möglich, gegen Null gebracht wird und        Verbraucherländern zum Schutz von Arten und
dass Degradation und Fragmentierung deutlich reduziert        Lebensräumen. Dies als Teil des Programms für die
werden»5.                                                     globale biologische Vielfalt nach 2020 im Rahmen des
  Die weltweite Entwaldung und der Verlust an biologischer    Übereinkommens über die biologische Vielfalt und
Vielfalt schreiten jedoch nach wie vor mit alarmierendem      der Verpflichtung zur Agenda 2030 für nachhaltige
Tempo voran. Übernimmt die Schweiz für ihren                  Entwicklung (SDG), einschliesslich der Ziele, die mit
Entwaldungs-Fussabdruck und den damit verbundenen             der Risikominderung für Waldbestände verbunden sind
Risiken im Ausland nicht die volle Verantwortung,             (Ziele 6, 12 und 15).
gefährdet sie ihre Glaubwürdigkeit und die langfristige       → Förderung von Projekten und Investitionen zur
Versorgungssicherheit mit wichtigen Rohstoffen.               Verbesserung der Nachhaltigkeit in «risikoreichen»
                                                              Produktionsflächen, einschliesslich der
WWF-Forderungen an:                                           Wiederherstellung zerstörter oder degradierter
                                                              Landschaften und der Transformation von Lieferketten
                                                              (z.B. durch Programme von SECO und DEZA).

DAS SCHWEIZER PARLAMENT, DEN
BUNDESRAT UND DIE VERWALTUNG:                                 UNTERNEHMEN:
→ Sicherstellung und Durchsetzung hoher Umwelt- und
                                                              → Ermitteln der Risiken innerhalb der Lieferketten
Sozialstandards sowie Schutzmassnahmen in allen
                                                              durch Nachverfolgung der Herkunft der Rohstoffe.
künftigen Handelsabkommen, die mit Verpflichtungen
der Schweiz in Bezug auf Klima, Natur und Menschen            → Vereinbarung und Offenlegung ambitionierter,
im Einklang stehen.                                           zeitgebundener Verpflichtungen und Aktionspläne
→ Einführung verbindlicher Gesetze zur Sorgfaltspflicht       gemäss dem Rahmen für Rechenschaftslegung8,
(in Anlehnung an die jüngste Empfehlung des                   um die Abholzung und Umwandlung natürlicher
britischen und des EU-Parlaments6 und in                      Lebensräume aus den Lieferketten zu verbannen sowie
Übereinstimmung mit den UN-Leitprinzipien und                 schnellstmögliche Umsetzung solcher Verpflichtungen.
den OECD-Richtlinien), die von den Unternehmen                Dazu gehören:
den Nachweis verlangen, dass Produkte, die sie in               ● Nichtakzeptanz von Rohstoffen aus Gebieten, die
der Schweiz verkaufen, nicht die globale Entwaldung             nach dem Stichtag umgewandelt oder degradiert
vorantreiben und Menschenrechte verletzen.                      wurden, ab dem sich das Unternehmen verpflichtete,
→ Verpflichtung der Unternehmen und                             nicht mehr zu diesen Auswirkungen beizutragen.
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
© Morgan Thompson/Unsplash

12                                                                                             IMPORTIERTE ABHOLZUNG   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                 13

                                                                                                                           DIE SCHWEIZ KANN EINE WICHTIGE
     Dies gilt für die Umwandlung oder den Verlust von   Finanzierung nachhaltiger landwirtschaftlicher                    ROLLE BEI DER FÖRDERUNG VON
                                                                                                                           NACHHALTIGER PRODUKTION,
     Naturwäldern, Gebiete mit hohem Naturschutzwert,    Praktiken, naturbasierter Lösungen und Unterstützung
     Flächen mit hohem Kohlenstoffbestand, Torfmoore     von Projekten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in

                                                                                                                           BESCHAFFUNG UND NACHALTIGEM
     und andere natürliche Ökosysteme (Savannen,         gefährdeten Landschaften).
     natürliche Wiesen, Feuchtgebiete usw.).             → Optimierung des Risikomanagements in den
     ● Anerkennung von Gewohnheits-, Land-,
     Landnutzungs- und anderen Rechten, die an die
                                                         Bereichen Umwelt, Soziales und Regierungsführung
                                                         bezüglich Entwaldung durch:                                       KONSUM VON ROHSTOFFEN MIT
     Rechte von Gemeinschaften und indigenen Völkern
     gebunden sind.
                                                           ● Nutzung des Rahmens für Rechenschaftslegung
                                                           zwecks systematischer Bewertung, inwieweit
                                                                                                                           ENTWALDUNSGRISIKO SPIELEN
→ Regelmässige Kontrolle der zeitgebundenen Ziele          Unternehmen im Portfolio der Institution ihren
mit geeigneten Methoden zur Bewertung der sozialen,        eigenen Richtlinien und globalen bewährten
ökologischen und Flächennutzungsergebnisse im              Praktiken für ethische Lieferketten gerecht werden.
Einklang mit den eingegangenen Verpflichtungen.            ● Einsatz von Instrumenten im Einklang mit
Prüfung der Fortschritte durch ein unabhängiges und        dem obigen Rahmen, wie CDP Forests9, Forest
strenges Prüfverfahren.                                    50010, Supply Change11, usw., um die besten
→ Regelmässige öffentliche Berichterstattung über          verfügbaren Informationen und Analysen über
Fortschritte und Ergebnisse bei der Umsetzung der          die Entwaldung und die damit verbundenen
Verpflichtungen.                                           Risiken und Auswirkungen - einschliesslich
→ Zusammenarbeit mit Lieferanten und                       der Treibhausgasemissionen - in die
Unterstützung bei der Umsetzung von Richtlinien und        Entscheidungsfindung einzubeziehen.
Verpflichtungen entlang der gesamten Lieferkette.
Unterstützung von regionalen Entwicklungsprojekten
auf Beschaffungsmärkten und Investition in
Projekte zur Erhaltung und Wiederherstellung von         KONSUMENTINNEN UND KONSUMENTEN:
Waldlandschaften.                                        → Entscheid für eine «planetenkompatible
→ Förderung weiterer Massnahmen und von                  Ernährung12» und umweltverträglicheres Essen:
Transparenz zwischen Unternehmen und                       ● Mehr pflanzliche Lebensmittel als Produkte
breiteren Interessengruppen (z.B. Regierung und            tierischer Herkunft.
Zivilgesellschaft) zwecks Durchsetzung politischer
                                                           ● Umweltverträglich produzierte Lebensmittel, am
Massnahmen zur Verwirklichung von Lieferketten
                                                           besten Bio-Produkte (oder andere Zertifizierungen
ohne Abholzung/Landumwandlung, u.a. durch
                                                           für ISEAL-Mitglieder13 oder Kennzeichnungen14 wie
Unterstützung von Forderungen nach hohen Umwelt-
                                                           RSPO für Palmöl, Rainforest Alliance, UTZ, Fairtrade
und Sozialstandards in Handelsabkommen, Beitritt zu
                                                           usw.) sowie nachhaltig und regional angebaute
nationalen Rohstoffplattformen usw.
                                                           Produkte.
                                                           ● Nur so viele Lebensmittel kaufen, wie wirklich
                                                           benötigt werden. So kann die Verschwendung von
FINANZINSTITUTIONEN:                                       Lebensmitteln reduziert werden.

→ Festlegung von Richtlinien sowie von Vorprüfungs-      → Unterstützung von Bürgerinitiativen und
und Kontrollmechanismen, um sicherzustellen,             Forderungen nach politischen Vorgaben und Gesetze
dass keine Kredite oder Investitionen mit illegalen      für umweltfreundlichere Lieferketten und mehr
ökologischen oder sozialen Praktiken oder mit der        Transparenz und Kontrolle bei Handelsabkommen.
Zerstörung von Naturwäldern und anderen natürlichen
                                                         → Einfordern von mehr Transparenz und
Lebensräumen in Verbindung stehen.
                                                         Massnahmen von Supermärkten und Herstellern, um
→ Öffentliche Berichterstattung über Risiken und         sicherzustellen, dass Produkte nicht mit Entwaldung,
Auswirkungen sowie über die Fortschritte bei deren       Landumwandlung oder Menschenrechtsverletzungen
Eindämmung.                                              in Zusammenhang stehen. Überprüfung von deren
→ Aufzeigen von Chancen und Förderung des Übergangs      Verpflichtungen und entsprechende Anpassung von
zu einer nachhaltigen Rohstoffproduktion (z.B. durch     Kaufentscheidungen.
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
14                                                                                                                                  IMPORTIERTE ABHOLZUNG                   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                15
                                                                                                                                                                                                                                  RUSSLAND
                                                                                                USA                                                                                                                               28,413 ha
                                                                                                10,763 ha

SOJA
                                                                                                                                                                                                     ITALIEN
                                                                                                                                                                                                     5,528 ha

Soja (oder Sojabohne), Glycine max, ist eine in Ostasien
beheimatete Hülsenfruchtart, die wegen ihrer essbaren
Bohne angebaut wird. Soja wird in grossem Umfang in
Asien und Amerika angebaut.                                                                                                           BRASILIEN
  Die Sojabohne besteht zu 38 Prozent aus Proteinen. Die
                                                                                                                                      75,664 ha
Pflanze produziert mehr Protein pro Hektar als jede andere
bedeutende Kulturpflanze. Sojaöl ist auch das Pflanzenöl,
das (nach Palmöl) am zweithäufigsten verwendet wird
und auf das 25 Prozent des weltweiten Verbrauchs an
pflanzlichen/tierischen Ölen und Fetten entfallen15.
Etwa 70 Prozent der weltweiten Sojaproduktion wird als
Tierfutter und nur etwa sechs Prozent für den direkten
menschlichen Verzehr verwendet16.
  Die Sojaproduktion hat seit den 1960er Jahren um den
Faktor acht zugenommen. Zwischen 2000 und 2018 hat sich
                                                                                                                                                                                                                                                                     ANDERE
die Produktion verdoppelt. Dieses Produktionswachstum
                                                                                                                                                                                                                                                                     24,376 ha
wurde in erster Linie durch die drei Länder Argentinien,                                                                                                        PARAGUAY
Brasilien und USA bestimmt, auf die zusammen mehr                                                                                                               5,698 ha
als 80 Prozent der weltweiten Produktion entfallen. Die
                                                             RISIKO-WERT
Wachstumsrate war in Südamerika besonders rasant, wobei
Brasilien voraussichtlich 2019 bis2020 der weltgrösste                                      > 11 Sehr hohes Risiko
Sojaproduzent sein wird17.                                                                  9-10 Hohes Risiko

Schweizer Konsum und Importe                                                                7-8 Mittleres Risiko                ARGENTINIEN
                                                                                                                                10,313 ha
Die Schweiz importierte zwischen 2015 und 2016                                              5-6 Mittleres bis geringes Risiko
(Leerschlag) durchschnittlich 332’000 Tonnen Soja pro
                                                                                            4 Geringes Risiko                                                                                                        187,152
Jahr. Der mit 81 Prozentweitaus grösste Anteil davon
entfiel auf Sojaölkuchen und -mehl, welche üblicherweise
als Viehfutter verwendet werden.                                                           DURCHSCHNITTLICHES JÄHRLICHES IMPORTVOLUMEN                                  %      9%          7%             4%          56%                      5%         10%         10%
  Rund die Hälfte der direkten Sojaimporte der Schweiz

                                                                                                                                                                              USA

                                                                                                                                                                                           ARGENTINIEN

                                                                                                                                                                                                          PARAGUAY

                                                                                                                                                                                                                      BRASILIEN

                                                                                                                                                                                                                                               ITALIEN

                                                                                                                                                                                                                                                          RUSSLAND

                                                                                                                                                                                                                                                                      ANDERE
stammen aus Europa. Anhand der Handelsdaten lässt sich
                                                                                                                                           HERKUNFT

aber nicht feststellen, welcher Anteil davon Sojaanbau in
Europa ist und wie viel Soja woanders produziert und über
europäische Länder in die Schweiz importiert wird. Würde
man die Sojaimporte zum Ursprungsland zurückverfolgen,
                                                                                                                                                               90,000
stammen nach Schätzungen 56 Prozent und damit mehr
                                                                                                                                                               80,000
                                                                                                                                           VOLUMEN IN TONNEN

als die Hälfte aus Brasilien.
                                                             © Ana Paula Rabelo / WWF-UK

                                                                                                                                                               70,000
  Die Fläche, die zur Deckung dieser Nachfrage im                                                                                                              60,000
Ausland benötigt wird, betrug durchschnittlich 160’000                                                                                                         50,000
Hektar pro Jahr. Das grösste Importvolumen stammte                                                                                                             40,000
                                                                                                                                                                            28,529                                                                       31,580      33,481
aus Brasilien. Dementsprechend entfiel auch der bei
                                                                                                                                                               30,000                    23,145
                                                                                                                                                               20,000                                    12,915                               15,020
weitem grösste Fussabdruck der Sojaimporte auf dieses                                                                                                          10,000
Land. Brasilien machte durchschnittlich 47 Prozent des                                                                                                             0
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
16                                                                                                                                 IMPORTIERTE ABHOLZUNG   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                            17

jährlichen Schweizer Flächenfussabdrucks bei Soja aus.
                                                                                                                                                                                                   EMPFEHLUNGEN FÜR SOJA
  Bei den hier untersuchten Agrarrohstoffen hat
Soja den grössten Anteil an den Emissionen aus                                                      DIE AUSWEITUNG DER
Landnutzungsänderungen. Die durchschnittlichen
jährlichen Emissionen betrugen über 1.09 Millionen                                                  SOJAPRODUKTION                                                                                 Regierung
Tonnen CO2-Äquivalente, was 47 Prozent der Emissionen
                                                                                                    IN SÜDAMERIKA                                                                                  → Aufruf an die Konsumentinnen und Konsumenten ihren Konsum von

                                                                                                    GEHT STARK MIT
der hier untersuchten Agrarrohstoffe ausmacht.
                                                                                                                                                                                                   Tierprodukten zu reduzieren.
  Drei Viertel (75 Prozent) der Sojaimporte der Schweiz
                                                                                                                                                                                                   → Unterstützung der Aufnahme von Nachhaltigkeitskriterien in

                                                                                                    ENTWALDUNG EINHER
stammen aus Ländern mit hohem und sehr hohem Risiko:
                                                                                                                                                                                                   Handelsabkommen und Erleichterung von Investitionen in Programme
Brasilien, Paraguay, Argentinien und Russland.
                                                                                                                                                                                                   zur Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen in risikoreichen
                                                                                                                                                                                                   Herkunftsländern.
Auswirkungen und Risiken                                                                                                                                                                           → Entwicklung einer Gesamtstrategie zur Reduktion von
Die Ausweitung der Sojaproduktion in Südamerika geht                                                                                                                                               Futtermittelimporten mit einem verbindlichen, termingebundenen
stark mit Abholzung und anderen Formen der Zerstörung                                                                                                                                              Aktionsplan zur Erreichung der nationalen Umweltziele für die
von natürlichem Lebensraum einher18. Einer Studie                                                                                                                                                  Landwirtschaft25 (speziell zur Reduktion von Ammoniak und Nitrat26).
zufolge war die Sojaproduktion zwischen 2000 und 2011                                                                                                                                              Schaffung von Anreizen für die lokale Soja-Produktion und praktikablen
                                                                © Richard Whitcombe/AdobeStock

in Argentinien, Bolivien, Brasilien und Paraguay für                                                                                                                                               Alternativen.
0,6 Millionen Hektar Landnutzungsänderung pro Jahr
verantwortlich19.
  Durch Soja kann die Entwaldung auch indirekt
vorangetrieben werden, indem die Viehzucht immer stärker
                                                                                                                                                                                                   Unternehmen
                                                                                                                                                                                                   → Unterstützung des Cerrado-Manifests27 und Umsetzung konkreter
in Wälder gedrängt wird. Die Sojaproduktion wird auch
                                                                                                                                                                                                   Massnahmen: Rückverfolgbarkeit von Lieferungen, Kauf von zertifizierten
mit aggressiven Grundstücksspekulationen in Verbindung
                                                                                                 SOJAIMPORTE DER SCHWEIZ NACH PRODUKTEN                                                            Sojabohnen, Vereinbarungen und Kontrolle von Lieferanten usw.
gebracht. In diesem Zusammenhang wurde über schlechte
                                                                                                 (DURCHSCHNITT 2015-19)                                                                            → Beitritt zum Schweizer Soja Netzwerk und aktive Beteiligung an der
Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen
                                                                                                                                                                                                   Umsetzung einer Verpflichtung zur «Null-Abholzung durch Soja» sowie

                                                                                                                         1%                                         6%
in Brasilien20 und Paraguay21 berichtet. Der übermässige                                                                                                                                           Vermeidung von Händlern, die weiterhin Soja aus abgeholzten Landflächen
Einsatz von Pestiziden stellt eine grosse Umweltbedrohung
dar. Er führt auch dazu, dass Menschen, die in der Nähe
                                                                                                                         RINDFLEISCH                                HÜHNERFLEISCH                  beziehen.
                                                                                                                                                                                                   → Tierfutter soll durch lokale und verantwortungsbewusste Alternativen zu
von Sojafarmen leben, vielfältigen Gesundheitsrisiken                                                                                                                              2%              importierten Sojabohnen ersetzt werden sowie durch Anbausysteme, die zur
ausgesetzt sind22.                                                                                                                                                                 MILCHPRODUKTE
  Die       bekanntesten        Soja-Zertifizierungssysteme                                          1%                                                                                            Verringerung des Verbrauchs von importierten Sojabohnen führen, wie z.B.
                                                                                                                                                                                                   Grünlandsysteme.
sind ProTerra, ISCC (International Sustainability                                                    ANDERE
                                                                                                     (SCHWEINEFLEISCH,
                                                                                                                                                                                     3%
                                                                                                                                                                                     EIER
and Carbon Certification23 sowie der Runde Tisch
                                                                                                     LEBENDRINDER,                                                          4%
                                                                                                                                                                                                   Investoren
für verantwortungsbewusste Soja (RTRS). Diese
                                                                                                     SOJASAUCE)                                                             SOJABOHNEN
Zertifizierungen decken derzeit jedoch nur etwa 2,6 Prozent
der weltweiten Sojaproduktion ab.                                                                                                                                                                  → Vorsichtsmassnahmen bei Investitionen in Ökosysteme (z.B. Gran Chaco),
                                                                                                                                                                                                   die noch wenig bekannt sind und an zukünftigen Entwaldungsgrenzen liegen
  Im Jahr 2011 hat die Schweiz das Soja Netzwerk
Schweiz gegründet. Es soll sicherstellen, dass die
                                                                                                                                                                            1%                     (vor allem in Afrika).
                                                                                                                                                                            SOJAÖL                 → Analyse des Entwaldungsrisikos, das in den eigenen Portfolios aufgrund
gesamte Sojaproduktion für den Schweizer Markt
                                                                                                                                                                                                   von Soja besteht.
verantwortungsbewusst und unter Einhaltung folgender
Standards und Zertifizierungen erfolgt: den Basler Kriterien,
den Bio Suisse Richtlinien, dem Pro Terra Standard, dem
RTRS Non-GM Standard, dem Donau Soja Standard, dem                                                                                                                                                 Konsumentinnen und Konsumenten
Europe Soya Standard und dem ISCC PLUS Non-GMO.
                                                                                                      81%                                                                                          → Diversifizierung der Proteinaufnahme durch Verzehr und Zubereitung von
Im Jahr 2017 machte Soja, das nach einem oder mehreren                                                SOJAÖLKUCHEN UND                                                                             Speisen auf der Grundlage pflanzlicher Proteine.
dieser Standards produziert wurde, Berichten zufolge 96                                               SOJAMEHL                                                                                     → Reduktion des Konsums tierischer Produkte (Fleisch, Eier, Milch und
Prozent der Schweizer Importe aus24.                                                                                                                                                               Milchprodukte) und Verzehr zertifizierter Sojaprodukte.
IMPORTIERTE ABHOLZUNG: WIE IN DIE SCHWEIZ EINGEFÜHRTE ROHSTOFFE DIE ENTWALDUNG IM AUSLAND VORANTREIBEN - WWF Schweiz
18                                                                                                       IMPORTIERTE ABHOLZUNG                  IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                               19

PALMÖL
Die Ölpalme, Elaeis guineensis, ist in West- und
                                                                  CÔTE D’IVOIRE
                                                                  593 ha
                                                                                                                                                                                                         KAMBODSCHA
                                                                                                                                                                                                         1,391 ha

Südwestafrika beheimatet und wird heute im tropischen                                                                                                                                                                                   PAPUA-NEUGUINEA
Tiefland grossflächig angebaut.                                                                                                                                                                                                         2,571 ha
  Palmöl ist die Ölpflanze mit dem höchsten Ertrag pro
                                                                                                                                                                                             MALAYSIA
Hektar und ist äusserst vielseitig: Palmöl, Palmkernöl
                                                                                                                                                                                             8,428 ha
und deren Derivate sind in vielen Supermarktprodukte
enthalten.
  Die weltweite Palmölproduktion ist von 15,2 Millionen
Tonnen im Jahr 1995 auf geschätzte 62,9 Millionen
Tonnen im Jahr 2017 gestiegen. Auf grossflächigen
Ölpalmenplantagen werden ca. 60 Prozent der weltweiten
Produktion erzeugt, während der übrige Teil durch                                                                                                                                                                     INDONESIEN
schätzungsweise drei Millionen Kleinbauern erzeugt wird.                                                                                                                                                              6,867 ha                                    SALOMON-
  Palmöl wird hauptsächlich in Indonesien (46 Prozent                                                                                                                                                                                                             INSELN
der weltweiten Produktion) und Malaysia (34 Prozent)                                                                                                                                                                                                              1,983 ha
produziert. Auch in anderen Teilen der Welt hat die
Palmölproduktion in den letzten Jahren deutlich
zugenommen, vor allem in Süd- und Mittelamerika,                                                    ANDERE
Thailand und Westafrika.                                     RISIKO-WERT                            3,040 ha
                                                                > 11 Sehr hohes Risiko
Schweizer Konsum und Importe                                    9-10 Hohes Risiko
Die Schweizer Importe von Palmöl, Palmkernöl, Ölkuchen
und Palmitinsäure stammten zwischen 2015 und 2019               7-8 Mittleres Risiko
vorwiegend aus Malaysia (34 Prozent) und Indonesien             5-6 Mittleres bis geringes Risiko
(28 Prozent).
  Palmöl und Fraktionen von Palmöl werden als Zutaten           4 Geringes Risiko
bei hunderten importierter Produktarten verwendet. Ein
Grossteil dieser Importe ist ohne intensive Untersuchungen    DURCHSCHNITTLICHES JÄHRLICHES IMPORTVOLUMEN                                   %       12%           2%             6%           34%                      28%             10%         8%
der Herkunft der einzelnen Produkte praktisch nicht

                                                                                                                                                    ANDERE

                                                                                                                                                                CÔTE D’IVOIRE

                                                                                                                                                                                KAMBODSCHA

                                                                                                                                                                                              MALAYSIA

                                                                                                                                                                                                                        INDONESIEN

                                                                                                                                                                                                                                     NEUGUINEA
                                                                                                                                                                                                                                     PAPUA-

                                                                                                                                                                                                                                                 SALOMON-INSELN
rückverfolgbar.
                                                                                                                HERKUNFT

  Der Gesamtverbrauch von Palmöl in der Schweiz -
einschliesslich der Rohstoffe und einer konservativen
Schätzung des verarbeiteten Palmöls - lag von 2015 bis                                                                                                                                       21,392
2019 im Durchschnitt bei mehr als 63’000 Tonnen pro
                                                                                                                                    18000                                                                             17,430
Jahr. 42 Prozent der Importe erfolgte in Form von Palmöl,
                                                                                                                                    16000
                                                                                                                VOLUMEN IN TONNEN

38 Prozent in Form von in Seife enthaltenen Derivaten.                                                                              14000
  Die Fläche, die im Ausland zur Deckung der                                                                                        12000
Schweizer Nachfrage nach Palmöl benötigt wird, betrug                                                                               10000
durchschnittlich fast 25’000 Hektar pro Jahr zwischen                                                                                8000          7,716                                                                             6,525
2015 und2019. Mehr als 60 Prozent dieses Fussabdrucks
                                                                                                                                     6000                                                                                                        5,033
                                                                                                                                     4000                                       3,531
entfallen auf die beiden Länder Malaysia und Indonesien.
                                                                                                                                     2000                      1,504
  Die mit der Produktion von Palmöl für die Importe                                                                                    0
20                                                                                                                         IMPORTIERTE ABHOLZUNG        IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                         21

in die Schweiz verbundenen Treibhausgasemissionen
beliefen sich im Durchschnitt auf rund 102’000 Tonnen
CO2-Äquivalente pro Jahr. Da für Indonesien keine
                                                                                                                                                                                            EMPFEHLUNGEN FÜR PALMÖL
Emissionszahlen vorliegen, wird die Gesamtmenge mit

                                                                                            ENTWALDUNG IM
dieser Zahl deutlich unterschätzt.
  Fast 70 Prozent des schweizerischen Palmöl-Fussabdrucks                                                                                                                                   Regierung:
                                                                                            ZUSAMMENHANG MIT
entfiel auf Länder mit hohem und sehr hohem Risiko,                                                                                                                                         → Aufnahme sozialer und ökologischer Kriterien in Freihandelsabkommen
darunter Malaysia, Indonesien, Kambodscha und Côte                                                                                                                                          mit den Herkunftsländern und Entwicklung transparenter und wirksamer

                                                                                            DER ERWEITERUNG VON
d’Ivoire. Tatsächlich stammt keiner der Palmölimporte                                                                                                                                       Rahmenbedingungen für die Importkontrolle.
aus Ländern mit geringem oder mittlerem Risiko.                                                                                                                                             → Aufbau starker technischer und diplomatischer Partnerschaften mit den

Auswirkungen und Risiken                                                                    ÖLPALMENANBAU HAT ZUR                                                                           Herkunftsländern, um deren nationale Standards zu verbessern und ihnen
                                                                                                                                                                                            den Übergang zu einer verantwortungsvollen Produktion zu erleichtern.

Die Erweiterung des Ölpalmenanbaus ist seit langem mit                                      VERTREIBUNG INDIGENER
Entwaldung verbunden. Eine kürzlich durchgeführte Studie
kam zu dem Schluss, dass 45 Prozent der untersuchten                                        BEVÖLKERUNGEN IN                                                                                Unternehmen:
Ölpalmenplantagen in Südostasien in Gebieten liegen,
                                                                                            MEHREREN ASIATISCHEN                                                                            → Eine Beschaffungspolitik zur Sicherstellung, dass alle Importe ohne

                                                                                            UND AFRIKANISCHEN
die 1989 noch Wälder waren28. Ein bedeutender Teil                                                                                                                                          Abholzung, Torf und Ausbeutung erfolgen, einschliesslich im Non-Food-
                                                              © Greg Armfield / WWF-UK

dieser Entwaldung wurde durch den globalen Handel                                                                                                                                           Bereich (Fraktionen und Derivate für Waschmittel, Seifen usw.).

                                                                                            LÄNDERN GEFÜHRT
hervorgerufen29. Durch die mit der Palmölausweitung                                                                                                                                         → Beitritt zum Palmölnetzwerk Schweiz, das den RSPO-Standard
verbundene Waldrodungen wurden in zahlreichen                                                                                                                                               weiterentwickeln und dessen Durchsetzung in den Lieferketten verbessern
asiatischen und afrikanischen Ländern indigene Völker                                                                                                                                       will.
von ihrem Land vertrieben. Es wird über Zwangsarbeit                                                                                                                                        → Garantie der Rückverfolgbarkeit der eigenen Lieferungen (auch Non-
und andere missbräuchliche Arbeitspraktiken auf                                          PALMÖLIMPORTE DER SCHWEIZ NACH PRODUKTEN                                                           Food!) zu den Plantagen, insbesondere durch die Verwendung der 100
Ölpalmenplantagen berichtet.                                                             (DURCHSCHNITT 2015-19)                                                                             Prozent getrennten («segregated») RSPO-Zertifizierung.
  Das wichtigste Zertifizierungssystem für Ölpalmen ist                                                                                                                                     → Kein systematisches Streben nach Ersatz des Palmöls durch andere
der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO). RSPO-                                                                                                                                       Öle oder Fette aufgrund der potenziell höheren Auswirkungen auf die
zertifiziertes Palmöl macht heute 21 Prozent der weltweiten                                                                                                                                 Landnutzung; stattdessen Reduzierung des Einsatzes und Bevorzugung von
Produktion aus. Die Schweiz hat das Palmöl Netzwerk                                                                                                                                         Palmöl, das nach RSPO- oder ISCC-Standards zertifiziert ist.
gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Barry                                                                                                                                        → Einsatz neuer Kartierungswerkzeuge (Fernerkundung, Geo-Satellitendaten
Callebaut, Coop, Migros und Nestlé Schweiz, die sich alle                                                                                                                                   usw.) in Zusammenarbeit mit Lieferanten zur Echtzeit-Überwachung.
verpflichtet haben, 100 Prozent ihres Palmöls physisch
getrennt («segregated») aus RSPO-zertifizierten Quellen

                                                                                                5%                       3%                        2%                           3%
zu importieren. Es gab jedoch auch kritische Berichte,
in denen angezweifelt wird, dass die RSPO-Zertifikate
                                                                                                GEBÄCK                   SCHOKOLADE                SPEISEEIS                    MARGARINE   Investoren:
tatsächlich eine Garantie für Palmöl ohne Abholzung und                                                                                                                                     → Vorsicht bei Investitionen in Regionen mit hohem Waldbestand, im
Ausbeutung bietet. Dies gab den Anstoss zur Entwicklung                                                                                                                                     Umfeld von Schutzgebieten (Naturreservate, Nationalparks usw.) und an
eines zuverlässigeren Standards.
                                                                                                                            42%
                                                                                                                                                                                            zukünftigen Entwaldungsgrenzen (vor allem in Afrika).
  Sowohl Indonesien als auch Malaysia haben in den letzten                                                                                                                                  → Investitionen nicht systematisch aus Palmöl abziehen, sondern bessere
Jahren nationale Palmöl-Zertifizierungssysteme auf den                                                                      PALMKERNÖL UND                                                  Praktiken fördern und sich aus Märkten bzw. von Firmen zurückziehen, die
Weg gebracht. Dabei ist zu beachten, dass keiner der                                                                        BESTANDTEILE DAVON                                              in dieser Hinsicht keine guten Ergebnisse aufweisen.
beiden nationalen Standards Kriterien zur Verhinderung
der Abholzung enthält - ausser für Fälle, in denen die                                                                      4%
Abholzung illegal wäre.                                                                                                     PALMÖL UND
                                                                                                                            BESTANDTEILE DAVON
                                                                                                                                                                                            Konsumentinnen und Konsumentenr:
                                                                                                                            3%                                                              → Konsum von verarbeiteten Produkten reduzieren, die Palmöl enthalten,
                                                                                                                            PALMITIN- UND                  38%                              und anstelle Gerichte frisch aus Rohzutaten zubereiten.
                                                                                                                            STEARINSÄURE                   SEIFE                            → Beim Kauf auf das RSPO- oder Bio-Label setzen.
22                                                                                                                               IMPORTIERTE ABHOLZUNG                           IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                      23

KAKAO
Kakao stammt von den Samen aus den Früchten des
                                                                                             ECUADOR
                                                                                             43,967 ha
                                                                                                                                                                         CÔTE D’IVOIRE
                                                                                                                                                                         86,657 ha

Kakaobaums, Theobroma cacao. Kakao benötigt ein
feuchtes, tropisches Klima, so dass die Produktion auf                                                                                                                                                   NIGERIA
Regionen beschränkt ist, die nicht weiter als 10 Grad vom                                                                                                                                                29,141 ha
Äquator entfernt liegen.
  Kakao wird weltweit in 62 Ländern produziert, aber über
66 Prozent der weltweiten Kakaoproduktion befindet sich                                                                                                                                                                   MADAGASKAR
in Afrika, wobei die beiden grössten Erzeugerländer Côte
                                                                                                                                                                                                                          4,106 ha
d’Ivoire (37 Prozent der weltweiten Produktion) und Ghana
                                                                                                                                                                                                                                                                               INDONESIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                               6,947 ha
(18 Prozent) sind. Der drittgrösste Produzent weltweit
ist Indonesien. Der grösste Teil des Kakaos wird von
                                                                                                  PERU                                                                        GHANA
Kleinbauern produziert, wobei mehr als 90 Prozent der
                                                                                                  2,172 ha                                                                    104,227 ha
weltweiten Kakaoproduktion von Farmen mit nur 2-5
Hektar Fläche stammen.
  Die weltweite Kakaoproduktion betrug 2018 rund 5,3
                                                                                                                                                                                                                                                                               ANDERE
                                                                                                                                                                                                                                                                               40,494 ha
Millionen Tonnen Kakaobohnen und ist von 4,3 Millionen
Tonnen im Jahr 2010 stetig gestiegen. Es gibt eine Reihe
von Nebenprodukten, die aus Kakaobohnen hergestellt
werden (z.B. flüssige Kakaomasse, Kakaopaste und                RISIKO-WERT
Kakaopulver). Hauptsächliche Endverwendungszwecke
sind jedoch Schokolade und Schokoladenprodukte.
                                                                                             > 11 Sehr hohes Risiko
                                                                                             9-10 Hohes Risiko
Schweizer Konsum und Importe                                                                 7-8 Mittleres Risiko
Zur Deckung des Kakaobedarfs der Schweiz war von 2015 bis
2019 eine Fläche von durchschnittlich über 300’000 Hektar                                    5-6 Mittleres bis geringes Risiko
pro Jahr erforderlich. Dies entspricht rund sieben Prozent
der Fläche der Schweiz. Die Grösse dieser Landfläche hat
                                                                                             4 Geringes Risiko
im Laufe der Zeit aufgrund steigender Importmengen stetig
zugenommen.                                                                                 DURCHSCHNITTLICHES JÄHRLICHES IMPORTVOLUMEN                              %               12%         1%       29%                    2%           36%      6%          2%            12%
  Fast die Hälfte (45 Prozent) der Kakaoimporte der Schweiz

                                                                                                                                                                                     ECUADOR

                                                                                                                                                                                                PERU

                                                                                                                                                                                                          CÔTE D’IVOIRE

                                                                                                                                                                                                                                MADAGASKAR

                                                                                                                                                                                                                                              GHANA

                                                                                                                                                                                                                                                       NIGERIA
                                                                                                                                                                                                                                                                  INDONESIEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                 ANDERE
erfolgt in Form von Kakaobohnen, weitere 40 Prozent
                                                                                                                                        HERKUNFT

bestehen aus Kakaobutter und Kakaomasse. Dies ist im
Vergleich zu anderen Ländern recht hoch und spiegelt                                                                                                                                                                                         34,193
die Verwendung von Kakao als Rohstoff in der Schweizer
Schokoladenindustrie wider. Dementsprechend wird über
                                                                                                                                                            27,000                                       27,771
die Hälfte (55 Prozent) des in die Schweiz importierten
                                                                                                                                                            24,000
                                                                                                                                        VOLUMEN IN TONNEN

Kakaos wieder exportiert, ein Grossteil davon als Schokolade.                                                                                               21,000
  Die grössten Flächen-Fussabdrücke befanden sich in
                                                                © Juan Pratginestos / WWF

                                                                                                                                                            18,000
Ghana und Côte d’Ivoire, auf die zusammen 60 Prozent                                                                                                        15,000
                                                                                                                                                            12,000
                                                                                                                                                                                   11,928                                                                                       11,433
des Fussabdrucks der Schweizer Kakaoimporte entfallen.
                                                                                                                                                             9,000
Der drittgrösste Flächen-Fussabdruck war in Ecuador,
                                                                                                                                                             6,000                                                                                    5,320
dem Land, das mengenmässig die drittgrösste Quelle für                                                                                                       3,000                             1,140                           2,297                             1,629
Kakaoimporte in die Schweiz ist.                                                                                                                                0
24                                                                                                                               IMPORTIERTE ABHOLZUNG   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                                25

KAKAOIMPORTE DER SCHWEIZ NACH PRODUKTEN (DURCHSCHNITT 2015-19)
                                                                                                                                                                                                                       EMPFEHLUNGEN FÜR KAKAO

                                                                                                                                                                                                                       Regierung
                                                                                                                                                                                                                       → Unterstützung internationaler Projekte und
                                                                                                                                                                                                                       Initiativen zur Erhaltung und Wiederherstellung der

     5%                             46%                                9%                                                                                                                                              Wälder in den wichtigsten Erzeugerländern auf der
     KAKAOPULVER                    KAKAOBOHNEN                        KAKAOPASTE                                                                                                                                      Grundlage der Kakao- und Waldinitiative (CFI).

                                                                                                                                                         NORMALERWEISE
                                                                                                                                                         ERHALTEN KAKAOBAUERN                                          Unternehmen
                                                                                                                                                         UND -BÄUERINNEN BLOSS                                         → Beteiligung an Multi-Stakeholder-Initiativen für

                                                                                                                                                         EINEN KLEINEN ANTEIL
                                                                                                                                                                                                                       verantwortungsvolle Kakaoversorgungsketten (wie

                                                                                                 © Carlos Aguirre O/AdobeStock
                                                                                                                                                                                                                       die Kakao- und Waldinitiative oder die Schweizer

                                                                                                                                                         DES GESAMNTPREISES
                                                                                                                                                                                                                       Kakaoplattform) und Entwicklung konkreter und

     30%                            1%                                 9%                                                                                                                                              ehrgeiziger Aktionspläne.
     KAKAOBUTTER, -FETT
     UND -ÖL
                                    KAKAOSCHALEN, KAKAOHÄUTCHEN
                                    UND ANDERER KAKAOABFALL
                                                                       SCHOKOLADE
                                                                                                                                                         DES KAKAOS                                                    → Entwicklung von und Investitionen in Agroforst-
                                                                                                                                                                                                                       Projekte zur Kakaoproduktion (im Einklang mit dem
                                                                                                                                                                                                                       Produktionsumfeld), insbesondere in Projekte zur
 Der Kakao-Fussabdruck der Schweiz macht drei Prozent         über Abholzung für die Kakaoproduktion berichtet. Es gibt                                  erhalten. Mit niedrigem Einkommen und der Schwierigkeit,      Wiederherstellung degradierter Landflächen und zum
des globalen Kakao-Fussabdrucks aus, was gemessen am          Kakaosorten, die in direkter Sonne wachsen, aber auch                                      hohe Erträge zu erzielen (aufgrund geringer Farmgrösse,       Schutz von Ökosystemen.
Anteil der Schweiz an der Weltbevölkerung (0,1 Prozent)       andere, die im Schatten gedeihen. Erstere bringen einen                                    mangelnder Ausbildung bzw. Kapazitäten zur Investition in     → Überdenken der Lieferketten und Investitionen
und dem globalen Bruttoinlandprodukt (0,58 Prozent)           höheren Ertrag. Die anderen werden in Agroforst-Systemen                                   Produktionsverbesserungen), sind viele Kakaobauern auf        in Projekte, die den Produzenten ein angemessenes
relativ hoch ist30.                                           angebaut, welche bei Massnahmen zur Wiederherstellung                                      Kredite angewiesen und nicht in der Lage, Geld zu sparen.     Einkommen garantieren.
 Die mit den Kakaoimporten der Schweiz verbundenen            von Waldflächen eine Rolle spielen können. Andererseits                                      Der Kakaoanbau ist in einigen Fällen mit schweren
Treibhausgasemissionen aus Landnutzungsänderungen             kann durch den potenziell geringeren Ertrag eine grössere                                  Menschenrechtsverletzungen verbunden. Auf der vom US-
betrugen durchschnittlich 879’000 CO2-Äquivalente pro         Landnutzung erforderlich sein.                                                             Arbeitsministerium erstellten Liste der durch Kinderarbeit
Jahr, was fast einem Drittel (29 Prozent) der Emissionen        In Biodiversitäts-Hotspots der Tropenwälder können                                       oder Zwangsarbeit produzierten Waren steht auch Kakao         Investoren
                                                              Agroforst-Systeme     mit    Kakaopflanzungen        einen                                 aus den folgenden sieben Ländern: Brasilien, Kamerun,         → Einstellung von Investitionen, die mit Entwaldung
der hier analysierten Rohstoffe entspricht.
                                                              wertvollen Mechanismus zur Schaffung von Puffer- und                                       Côte d’Ivoire, Ghana, Guinea, Nigeria und Sierra Leone.
 54 Prozent und damit mehr als die Hälfte der                                                                                                                                                                          verbunden sind, und Verstärkung von Investitionen in
                                                              Verbindungsräumen zwischen wichtigen Waldlebensräumen                                        Die Zertifizierungssysteme für Kakao sind gut etabliert
Kakaoimporte der Schweiz stammen aus Ländern mit                                                                                                                                                                       die Wiederherstellung degradierter Landflächen und
                                                              bilden. Die derzeitige Kombination aus geringer                                            und es werden zahlreiche Standards eingesetzt. Die
hohem oder sehr hohem Entwaldungsrisiko: Côte d’Ivoire,                                                                                                                                                                Plantagen (z.B. Land Degradation Neutrality Fund, usw.)
                                                              Unterstützung für die Kleinbauern (finanziell und für                                      wichtigsten Zertifizierungssysteme Dritter sind Fairtrade,
Ecuador, Nigeria, Peru, Indonesien und Madagaskar. Der
                                                              Aus- und Weiterbildungsmassnahmen) und alternden                                           Utz und Rainforest Alliance (die beiden letzteren sind
Grossteil des verbleibenden Fussabdrucks entfällt auf Ghana
                                                              Bäumen führt zu einem Rückgang der Kakaoerträge. Dies                                      gerade dabei, sich zusammenzuschliessen). Alle drei
(33 Prozent), das aufgrund des mässigen Waldverlustes
                                                                                                                                                                                                                       Konsumentinnen und Konsumenten
                                                              bedeutet, dass Bauern die Produktion auf neue Gebiete                                      Zertifizierungssysteme enthalten Kriterien für den
als Land mit mittlerem Risiko eingestuft wird. Ghana hat      ausdehnen müssen. Eine Alternative besteht darin, die                                      Naturschutz - mit unterschiedlichen Vorgaben für den Schutz
aber einen Kakaosektor, der nachweislich auf unbezahlte       Erneuerung bestehender Plantagen zu fördern und damit                                      gegen Entwaldung. 2017 entsprachen schätzungsweise 23         → Kauf von stark weiterverarbeiteten
Arbeit setzt und direkt mit der Abholzung von Wäldern in      die Ausdehnung zu verringern.                                                              Prozent des weltweit produzierten Kakaos den Standards        Schokoladeprodukten vermeiden. Die Qualität der
Verbindung gebracht wird.                                       Der Kakaoanbau bildet die Lebensgrundlage von                                            von Rainforest Alliance, Utz, Fairtrade oder Bio-Normen31.    Schokolade in diesen Produkten ist in der Regel

Auswirkungen und Risiken
                                                              Millionen Kleinbauern in Ländern wie Côte d’Ivoire, Ghana,                                   Im März 2017 wurde die «Cocoa & Forests Initiative“         geringer und die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie
                                                              Indonesien und Nigeria. Es muss jedoch darauf verwiesen                                    als erste gemeinsame Selbstverpflichtung der Industrie ins    auf weniger nachhaltige Weise hergestellt wurde.
Aus den wichtigsten Herkunftsländern Westafrikas,             werden, dass die typischen Kakaobauern in der Regel nur                                    Leben gerufen, um die Entwaldung und Zerstörung der           Schokolade mit Umwelt- und Sozialstandards kaufen
darunter Côte d’Ivoire und Ghana, sowie Südamerika wurde      einen kleinen Prozentsatz des gesamten Kakaopreises                                        Wälder in der globalen Kakaolieferkette zu beenden.           (Rainforest Alliance, Fair Trade, Bio usw.).
26                                                                                                                                        IMPORTIERTE ABHOLZUNG                    IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                                                                  27

HOLZ, ZELLSTOFF
                                                                                                                     CHINA                                                                                                       SCHWEDEN                                                                             FINLAND
                                                                                                                     32,448 ha (Timber)                                                                                          388,664 ha (Timber)                                                                  12,043 ha (P&P)

UND PAPIER
Der Holzsektor umfasst eine breite Palette an Produkten
                                                                                                                                                                                                                              DEUTSCHLAND
                                                                                                                                                                                                                              173,003 ha (Timber)
                                                                                                                                                                                                                              131,902 ha (P&P)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       POLEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       49,133 ha (Timber)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       14,714 ha (P&P)

in sechs Hauptsektoren: Brennholz, Möbel, Spanplatten,
Sperrholz, Schnittholz sowie Zellstoff und Papier. Diese werden
kollektiv als «Holz, Zellstoff und Papier» bezeichnet.
  Es gibt zwei hauptsächliche Produktionssysteme für Holz:
                                                                                                                                                                                                           BELGIEN
Plantagen und Naturwald. Der grösste Teil des weltweiten                                                                                                                                                   12,043 ha (P&P)                                                                                            TSCHECHIEN
Waldbestands ist Naturwald, mit geschätzten 33,75 Milliarden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      21,856 ha (Timber)
Hektar im Jahr 2020. Etwa 30 Prozent des Waldbestands                                                BRASILIEN
(1,15 Milliarden Hektar) sind als Produktionswald ausgewiesen,                                       9,540 ha (P&P)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         ÖSTERREICH
weitere 20 Prozent (ca. 750 Millionen Hektar) sind für                                                                                                                                       FRANKREICH                                                                                                  82,871 ha (Timber)
Mehrfachnutzungen bestimmt, d.h. sie erfüllen mehrere                                                                                                                                        (TIMBER)                                                                                                    77,766 ha (P&P)
Funktionen, einschliesslich der Holzproduktion. Die Fläche                                    Holz                                                                                           71,459 ha (Timber)
der Waldplantagen beträgt schätzungsweise 290 Millionen                                                                           ANDERE                                                     59,139 ha (P&P)
Hektar32. Beim globalen Holzhandel stehen Nadelholzarten
                                                                                              Zellstoff und papier                128,360 ha (Timber)
                                                                                                                                  53,509 ha (P&P)
im Vordergrund.
  Zellstoff und Papier werden für eine breite Palette von
                                                                  RISIKO-WERT
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ITALIEN
Produkten wie Bücher, Zeitschriften, Schreibwaren,                                            > 11 Sehr hohes Risiko                                                                                                                                                                               74,854 ha (Timber)
Verpackungen und Taschentücher verwendet. Diese
                                                                                              9-10 Hohes Risiko                                                                                                                                                                                    70,620 HA (P&P)
Produkte werden überwiegend aus Holzstämmen mit
Zellstoffqualität, aus Hackschnitzeln und Recyclingholz aus                                   7-8 Mittleres Risiko
anderen Herstellungsprozessen (z.B. Möbelproduktion)
sowie aus Recyclingpapier hergestellt. Die Verwendung von                                     5-6 Mittleres bis geringes Risiko
                                                                                              4 Geringes Risiko                                                                                              TIMBER                                                             PULP AND PAPER
Alt- und Recyclingpapier hat in den letzten Jahrzehnten stark
zugenommen.

Schweizer Konsum und Importe                                                                 DURCHSCHNITTLICHES JÄHRLICHES IMPORTVOLUMEN                                       %    14% 3% 9%                 43%            9% 5% 13% 5%                        9% 6% 5%       29%             4% 11% 2%2%         24%         8%
Die Schweiz importierte zwischen 2015 und 2019

                                                                                                                                                                                    ANDERE
                                                                                                                                                                                             CHINA
                                                                                                                                                                                             POLEN

                                                                                                                                                                                                              DEUTSCHLAND

                                                                                                                                                                                                                             FRANKREICH
                                                                                                                                                                                                                             TSCHECHIEN
                                                                                                                                                                                                                                          ÖSTERREICH
                                                                                                                                                                                                                                                       ITALIEN

                                                                                                                                                                                                                                                                 ANDERE
                                                                                                                                                                                                                                                                 FRANKREICH
                                                                                                                                                                                                                                                                 BRASILIEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                DEUTSCHLAND

                                                                                                                                                                                                                                                                                               ITALIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                               ÖSTERREICH
                                                                                                                                                                                                                                                                                               BELGIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                               POLEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    SCHWEDEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                FINLAND
durchschnittlich 4,5 Millionen m3 Rohholz Äquivalente
                                                                                                                                                 HERKUNFT

(RHA) Holz und rund 5,2 Millionen m3 RHA Zellstoff- und
Papierprodukte. Zu den wichtigsten Holzkategorien gehörten
Möbel (21 Prozent), Bauholz (17 Prozent) und Brennholz                                                                                                                                                                                                                                                          1,243,726
(ohne Holzkohle 11 Prozent). Die wichtigsten Kategorien bei
den Zellstoff- und Papierimporten waren Papier und Pappe,                                                                                                            900,000                               1,937,630                                                          1,477,305
chemischer Zellstoff (10 Prozent), Toilettenpapier (6 Prozent)                                                                                                       800,000
                                                                                                                                                 VOLUMEN IN TONNEN

und Zeitungsdruckpapier (5 Prozent).                                                                                                                                 700,000       654,634
                                                                                                                                                                     600,000                                                          588,382                                                    552,135
                                                                  © Dorelys Smits/UnSplash

  Die zur Deckung des Schweizer Holzbedarfs benötigte Fläche
                                                                                                                                                                                                                                                458,039                                                                        411,773
im Ausland betrug zwischen 2015 und2019 durchschnittlich
                                                                                                                                                                     500,000
                                                                                                                                                                                              393,061                       393,022
                                                                                                                                                                     400,000                                                                        325,263
634’000 Hektar pro Jahr, was rund 16 Prozent der Gesamtfläche
                                                                                                                                                                     300,000                                                    205,449 239,533        267,117                                225,984     117,710
der Schweiz und 51 Prozent der inländischen Waldfläche pro
Jahr entspricht. Für die Zellstoff- und Papierimporte waren
                                                                                                                                                                     200,000            116,813                                                                                                         92,731
                                                                                                                                                                     100,000
zwischen 2015 und2019 weitere 900’000 Hektar pro Jahr                                                                                                                     0
28                                                                                                         IMPORTIERTE ABHOLZUNG   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                          29

erforderlich, was weiteren 20 Prozent der Gesamtfläche der
Schweiz und zwei Dritteln der inländischen Waldfläche pro          EMPFEHLUNGEN FÜR HOLZ,                                          SCHWEIZER IMPORTE VON ZELLSTOFF
                                                                                                                                   UND PAPIER NACH PRODUKTEN
                                                                                                                                                                                                        11%
                                                                                                                                                                                                        CKARTON UND SCHACHTELN
Jahr entspricht.
  Der Flächen-Fussabdruck sowohl für Holz als auch für             ZELLSTOFF UND PAPIER                                            (DURCHSCHNITT, 2015-19)
Zellstoff und Papier ist in diesem Zeitraum zurückgegangen,                                                                        10%                                                                  5%
was mit sinkenden Importmengen zusammenhängt.                                                                                      CHEMISCHER ZELLSTOFF (NATRON-
  Der Grossteil des Fussabdrucks der Schweizer Holz-, Zellstoff-                                                                   ODER SULFATZELLSTOFF)                                                ZEITUNGSPAPIER
und Papierimporte entfiel auf Länder mit geringem und
mittlerem Risiko. Angesichts des Ausmasses des Fussabdrucks
                                                                   Regierung                                                       11%
sind die Auswirkungen jedoch nach wie vor beträchtlich. Bei        → Stärkung der Strafverfolgungsmechanismen und der
                                                                   Kontrolle der Ursprungs- und Artenzertifikate bei der
                                                                                                                                   PAPIER UND PAPPE (BESCHICHTET)                                       1%
Holz gehörten Deutschland, Österreich und Frankreich zu den
                                                                                                                                                                                                        PAPIER UND PAPPE (GEWELLT)
Herkunftsländern, bei Zellstoff und Papier waren es Belgien,       Einfuhr gemäss der Verordnung über die Deklaration
Frankreich, Deutschland, Österreich und Italien.                   von Holz und Holzprodukten.40                                   31%
  Etwa fünf Prozent des Holzimport-Fussabdrucks stammen                                                                            PAPIER UND PAPPE (ANDERE)
aus dem Hochrisikoland China. Ungefähr 43 Prozent des                                                                                                                                                   11%
Fussabdrucks der Zellstoff- und Papierimporte der Schweiz                                                                                                                                               PAPIER UND PAPPE
entfallen auf Schweden, was aufgrund des hohen Waldverlustes
                                                                   Unternehmen                                                     3%                                                                   (UNBESCHICHTET)
als Land mit mittlerem Risiko gilt.                                                                                                UNBESCHICHTETES KRAFTPAPIER
  Ein Prozent der Zellstoff- und Papierimporte stammt aus          → Einhaltung der obligatorischen Deklaration zur
Brasilien, das als Land mit sehr hohem Risiko gilt.                Herkunft und Holzart und Sicherstellung, dass das                                                                                    6%
                                                                                                                                                                                                        TOILETTENPAPIER
Auswirkungen und Risiken
                                                                   gekaufte Holz legal produziert wurde.
                                                                   → Kauf von FSC-zertifizierten Produkte oder                     2%
Nicht nachhaltiger und illegaler Holzschlag wurde als einer
der Hauptgründe für die Entwaldung,33 Walddegradation,
                                                                   Recyclingholz. Kein Kauf von Holzarten, die von der             ANDERER ZELLSTOFF                                                    9%
Zerstörung von Lebensräumen und Artenverlust in einigen
                                                                   Weltnaturschutzunion (IUCN) als bedroht eingestuft                                                                                   ANDERE UNBESCHICHTETE PAPPE
der artenreichsten und ökologisch wichtigsten Gebiete der          werden.
Welt identifiziert.34 Während die Produktion von Nutzholz          → Entwicklung von Ansätzen nach dem Kreislaufprinzip
Millionen von Menschen eine Lebensgrundlage bietet, ist            für Holzprodukte durch Verwendung von Recycling-
sie auch mit negativen sozialen Folgen wie Landraub und            Holz und Sicherstellung, dass das Holz am Ende der
Zwangsarbeit verbunden.                                            Kette wiederverwertet wird.
                                                                                                                                   HOLZIMPORTE DER SCHWEIZ NACH PRODUKTEN (DURCHSCHNITT, 2015-19)
  Eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung kann den
ökologischen und sozialen Nutzen der Wälder bewahren.                                                                                                      9%                                       17%
                                                                                                                                                           ANDERE                                   SONSTIGE KONSTRUKTIONS- UND
Sie kann zudem die Nutzung auf eine wirtschaftlich
                                                                                                                                                                                                    FERTIGBAUTEILE AUS HOLZ
praktikable Grundlage bringen und somit einen Beitrag                                                                              3%
zur Volkswirtschaft der Erzeugerländer leisten. Der                Investoren                                                      HOLZ IN DER LÄNGSRICHTUNG                                              2%
Forest Stewardship Council (FSC) bietet eine gut etablierte        → Unterstützung der Entwicklung einer                           GESÄGT                                                                 HOLZKOHLE
Zertifizierung für verantwortungsvoll produzierte                  verantwortungsvollen Waldbewirtschaftung
Holzprodukte, die im Jahr 2020 weltweit eine Fläche von            durch Investitionen in Forstunternehmen mit                     3%
200 Millionen Hektar Wald abdeckt35.                                                                                               ROHHOLZ
                                                                   FSC-Zertifizierung und/oder solche, die die
                                                                                                                                                                                                           6%
  In der Schweiz gibt es derzeit keine Anforderungen
an die Sorgfaltspflicht bei Holz bzw. Holzprodukten36.
                                                                   Wiederherstellung von degradierten Flächen oder                 7%                                                                      FASERPLATTEN
Dies bedeutet, dass Importeure abgesehen von der
                                                                   degradierten Wäldern unterstützen.                              SPERRHOLZ
Pflicht zur Deklarierung von Herkunft und Holzart keine
Risikobewertung für illegal geschlagenes und gehandeltes                                                                           8%                                                                     11%
Holz vornehmen müssen37. Anfang 2020 hat das Schweizer                                                                             SPANPLATTEN                                                            BRENNHOLZ
Parlament allerdings zugestimmt, dass die Schweizer
Holzgesetzgebung mit zwei wichtigen Bestandteilen der
                                                                   Konsumentinnen und Konsumenten
                                                                   → Kaufen von FSC-zertifizierten Holzprodukten oder
europäischen Rechtsetzung für den Holzhandel - der EU-
Holzhandelsverordnung (EUTR) und dem EU-Aktionsplan                Holzmöbeln                                                      7%                                                                21%
zu Rechtsdurchsetzung, Politikgestaltung und Handel im             → Kaufen von rezyklierten oder FSC-zertifizierten               VERPACKUNGSKISTEN                                                 MÖBEL UND MÖBELTEILE
Forstsektor (FLEGT)38 - in Einklang gebracht wird.39               Papierprodukten.
30                                                                                                                           IMPORTIERTE ABHOLZUNG                   IMPORTIERTE ABHOLZUNG                                                                                                                       31

                                                                                        MEXIKO

KAFFEE
                                                                                        13,389 ha                                                                                                                                              INDIA
                                                                                                                                                                                                                                               11,813 ha
                                                                                                    GUATEMALA
                                                                                                    11,675 ha
                                                                                                                      HONDURAS                                                                                                                                              VIETNAM
                                                                                                                      8,610 ha                 COSTA RICA                                                                                                                   11,488 ha
Kaffee wächst an einem Strauch als “Kaffeekirschen”, die
                                                                                                                      NICARAGUA                6,921 ha                                                   ÄTHIOPIEN
zu Kaffeebohnen verarbeitet werden.
  Es gibt zwei Hauptsorten von Kaffee, Arabica (Coffea                                                                3,837 ha                                                                            12,398 ha
arabica) mit einem Anteil von 57 Prozent an der weltweiten
                                                                                                                                                                                                                                                                                        INDONESIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                                        9,642 ha
Produktion und Robusta (Coffea canephora) mit einem
Anteil von 43 Prozent.                                                KOLUMBIEN
  Kaffee wird hauptsächlich in Regionen um den Äquator                23,195 ha
produziert, wo die Durchschnittstemperatur 20°C beträgt,                                    PERU
fruchtbare Böden und ausreichende Niederschlagsmengen                                       7,510 ha
vorhanden sind und Trocken- und Regenzeit sich
abwechseln.
  Kaffee wird in 80 Ländern hauptsächlich in Latein- und                                               BRASILIEN
Südamerika, Zentral- und Ostafrika und Südostasien                                                     33,737 ha
angebaut. Die beiden grössten Produzenten sind Brasilien
(mit einem Anteil von 34 Prozent an der globalen                                                                                                                                                                                                                                        ANDERE
Produktion) und Vietnam (16 Prozent). Ungefähr 70                                                                                                                                                                                                                                       11,853 ha
Prozent der Kaffeeproduktion wird von Kleinbauern
erzeugt.
                                                              RISIKO-WERT
Schweizer Konsum und Importe                                                           > 11 Sehr hohes Risiko
Die Fläche, die im Ausland zur Deckung der Schweizer                                   9-10 Hohes Risiko
Nachfrage nach Kaffee benötigt wird, betrug zwischen 2015
und 2019 durchschnittlich 166’000 Hektar pro Jahr. Die                                 7-8 Mittleres Risiko
Grösse dieses Flächen-Fussabdrucks hat im Laufe der Zeit                               5-6 Mittleres bis geringes Risiko
aufgrund steigender Importmengen stetig zugenommen.
 Der grösste Fussabdruck für die Kaffeeimporte der                                     4 Geringes Risiko
Schweiz war mit durchschnittlich 20 Prozent in Brasilien
zu verzeichnen, was 64’000 Hektar pro Jahr entspricht.                                DURCHSCHNITTLICHES JÄHRLICHES IMPORTVOLUMEN                                %   5% 2% 3%                 13%           29%         4% 5% 2% 5%                                 5%       16%           9%        3%
Im Vergleich zu anderen hier analysierten Erzeugnissen

                                                                                                                                                                     GUATEMALA
                                                                                                                                                                                 NICARAGUA
                                                                                                                                                                                 PERU

                                                                                                                                                                                              KOLUMBIEN

                                                                                                                                                                                                           BRASILIEN

                                                                                                                                                                                                                       COSTA RICA
                                                                                                                                                                                                                                    HONDURAS
                                                                                                                                                                                                                                               MEXIKO
                                                                                                                                                                                                                                                        ÄTHIOPIEN
                                                                                                                                                                                                                                                                    INDIA

                                                                                                                                                                                                                                                                             VIETNAM

                                                                                                                                                                                                                                                                                          ANDERE

                                                                                                                                                                                                                                                                                                    INDONESIEN
wird Kaffee aus einer grossen Anzahl von Ländern bezogen,
                                                                                                                                    HERKUNFT

wobei auf 12 Länder jeweils mehr als zwei Prozent des
Schweizer Importvolumens entfallen.
 Die mit den Kaffeeimporten der Schweiz verbundenen                                                                                                                                                       52,065
Treibhausgasemissionen aus Landnutzungsänderungen
                                                                                                                                                        45,000
betrugen durchschnittlich 206’000 Tonnen CO2-
                                                                                                                                                        40,000
                                                                                                                                    VOLUMEN IN TONNEN

Äquivalente pro Jahr, was rund sieben Prozent der
                                                                                                                                                        35,000
Emissionen der hier analysierten Erzeugnisse entspricht.                                                                                                30,000                                                                                                              28,860
                                                              © Jürgen Freund / WWF

 Der weitaus grösste Anteil der Kaffeeimporte in die                                                                                                    25,000                               22,952
Schweiz entfällt mit 82 Prozent auf ungerösteten Kaffee und                                                                                             20,000
                                                                                                                                                                                                                                                                                         15,880
weitere sechs Prozent sind ungerösteter, entkoffeinierter                                                                                               15,000
                                                                                                                                                                     9,957 5,652                                                    9,873           8,454 8,846
                                                                                                                                                        10,000                                                         7,526                                                                       5,200
Kaffee.
                                                                                                                                                         5,000            3,705                                                                3,366
 Rund die Hälfte der Kaffeeimporte der Schweiz wird im                                                                                                      0
Sie können auch lesen