PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS "GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE" ENDBERICHT

Die Seite wird erstellt Lui-Horst Horn
 
WEITER LESEN
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS "GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE" ENDBERICHT
Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Juni 2013

PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-
IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT

FÜR ALLEINERZIEHENDE“

ENDBERICHT
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS "GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE" ENDBERICHT
1-I

Programmbegleitung „Gute Arbeit für Alleinerziehende“

Zu inhaltlichen Fragen:
Kristina Stegner
Tel. +49 (0)30 30 20 20-225
kristina.stegner@ramboll.com

Zu weiteren Fragen:
Kristina Broens
Tel. +49 (0)40 30 20 20-126
kristina.broens@ramboll.com

Allgemeine E-Mail: gafa@r-m.com

Autorinnen:
Kristina Broens
Anna Iris Henkel
Nicola Köberl
Kristina Stegner
Nina Wielage

Rambøll Management Consulting GmbH
Saarbrücker Str. 20/21
10405 Berlin
T +49 30 30 20 20-0
F +49 30 30 20 20-299
www.ramboll-management.de
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                II
ENDBERICHT

INHALT

0.          Executive Summary                                                                  1
1.          Einleitung                                                                         7
1.1         Der Ideenwettbewerb „Gute Arbeit für Alleinerziehende“                             7
1.2         Die Programmbegleitung zum Ideenwettbewerb                                         8
1.3         Das methodische Vorgehen zur Identifizierung guter Ansätze                         8
1.4         Inhalt und Aufbau des Berichts                                                    11
2.          Ausgangslage                                                                      12
2.1         Merkmale Alleinerziehender in Deutschland                                         12
2.2         Wesentliche Herausforderungen in der Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden     13
2.3         Angebote der Jobcenter zur Eingliederung von Alleinerziehenden in den
            Arbeitsmarkt                                                                      14
3.          Ausgestaltung und Umsetzung der Projekte                                          16
3.1         Trägerschaft und regionale Verteilung                                             16
3.2         Zielgruppe der Modellprojekte                                                     17
3.3         Projekt- und Kursformate                                                          18
3.4         Zentrale Handlungsschwerpunkte                                                    19
3.5         Projektaktivitäten                                                                21
3.5.1       Umfassendes Profiling                                                             21
3.5.2       Persönliche Stabilisierung und Aktivierung                                        22
3.5.3       Berufliche Orientierung                                                           25
3.5.4       Qualifizierung                                                                    25
3.5.5       Vermittlung                                                                       25
3.5.6       Projektaktivitäten im Überblick                                                   26
3.6         Aufgabenteilung und Kompetenzen in der Projektarbeit                              27
3.7         Kooperation mit externen Akteuren                                                 29
4.          Erfolgsfaktoren in der Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden                   33
4.1         Aktivierung und soziale Stabilisierung durch ganzheitliche, zielgruppensensible
            Betreuung                                                                          33
4.1.1       Ganzheitliche Betrachtung der Lebenssituation                                      33
4.1.2       Systematische Bearbeitung der unterschiedlichen Problemlagen                       34
4.1.3       Intensive Betreuung durch feste Ansprechpersonen und Kontinuität in der
            Betreuung                                                                          36
4.1.4       Lernpunkte für Jobcenter                                                           38
4.2         Aktivierung durch bedarfsgerechte berufliche Orientierung und Qualifizierung       39
4.2.1       Umfassende Ermittlung des Bedarfs an beruflicher Orientierung sowie
            Qualifizierung                                                                     39
4.2.2       Angepasste Aktivitäten zur beruflichen Orientierung                                40
4.2.3       Ausrichtung von Qualifizierungsmaßnahmen am Bedarf der Teilnehmer_innen            41
4.3         Spezifische Vermittlungsstrategien und Formen der Arbeitgeberansprache             43
4.3.1       Umfangreiche Sensibilisierung der Arbeitgeber zur Erschließung von
            Arbeitsplätzen für Alleinerziehende und zur Erhöhung der Vermittlungschancen       44
4.3.2       Unterstützung der individuellen Vermittlung der Teilnehmer_innen                   45
4.3.3       Lernpunkte für Jobcenter                                                           47
4.4         Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung                      47
4.4.1       Etablierung eines Verständnisses für die Vereinbarkeit von Beruf und
            Kindererziehung                                                                    47
4.4.2       Nutzung von Kooperationsstrukturen zur Gewährleistung der Kinderbetreuung          48
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“        III
ENDBERICHT

4.4.3       Lernpunkte für Jobcenter                                                   50
4.5         Exemplarischer Projektansatz und Aufgabenteilung                           50
5.          Ergebnisse der Projektarbeit                                               54
5.1         Teilnehmerzugänge und -bestand                                             54
5.2         Ergebnisse im Bereich Aktivierung und Stabilisierung                       55
5.3         Eingliederungsquoten                                                       56
6.          Transfer der Projektarbeit                                                 60
6.1         Transfer von Wissen und Erfahrungen                                        60
6.1.1       Öffentlichkeitsarbeit                                                      61
6.1.2       Intensive Netzwerkarbeit                                                   62
6.1.3       Handbücher, Leitfäden oder ähnliche Instrumente                            62
6.1.4       Workshops und Schulungen                                                   63
6.2         Weiterführung von Projekten oder Projektmodulen                            64
6.2.1       Ausgestaltung transferierter Ansätze                                       65
6.2.2       Weitergeführte Projektinhalte                                              66
6.2.3       Praxisbeispiele zur Weiterführung von Projekten und Projektansätzen        69
6.2.4       Voraussetzungen für den Transfer von Projekten und Projektansätzen         71
6.3         Etablierung weiterführender Unterstützungsangebote für Alleinerziehende    73
6.3.1       Verbindliche Kooperationen zur Unterstützung Alleinerziehender             73
6.3.2       Zielgruppenspezifische Maßnahmen                                           74
6.3.3       Zielgruppenspezialisierte Teams/Fachkräfte                                 75
6.3.4       Praxisbeispiele zur Etablierung weiterer Angebote für die Zielgruppe       76
6.3.5       Voraussetzungen für die Etablierung weiterer Angebote zur Unterstützung
            Alleinerziehender                                                          79
7.          Fazit und Ausblick                                                         80
            Literaturverzeichnis                                                       82
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                 IV
ENDBERICHT

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1:      Verteilung der Projektstandorte in Deutschland                                 16
Abbildung 2:      Zeitaufwand für einzelne Projektaktivitäten                                    20
Abbildung 3:      Aktivitäten zur Information der Teilnehmer_innen über externe
                  Kinderbetreuungsangebote (Mehrfachnennungen möglich)                           23
Abbildung 4:      Relevanz des Themas „Vereinbarkeit von beruflicher Integration und
                  Kinderziehung“ in der Integrationsarbeit aus Sicht von Projektleitung und -
                  mitarbeiter_innen                                                              24
Abbildung   5:    Bandbreite unterschiedlicher Projektaktivitäten                                26
Abbildung   6:    Anzahl bewilligter Projektstellen                                              27
Abbildung   7:    Verantwortlichkeiten der verschiedenen Personen im Projekt                     28
Abbildung   8:    Qualifikationen der Projektmitarbeiter_innen                                   29
Abbildung   9:    Bestehende Kooperationsbeziehungen                                             30
Abbildung   10:   Formen der Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern                         31
Abbildung   11:   Bewertung der Zusammenarbeit mit dem Jobcenter aus Sicht der Projektträger 32
Abbildung   12:   Bewertung der Relevanz intensiven Einzelcoachings durch feste_n Mitarbeiter_in
                  als Unterstützungsangebot aus Sicht der Mitarbeiter_innen und Teilnehmer_innen
                  (auf einer Skala von „0=überhaupt nicht wichtig“ bis „5=sehr wichtig“)         36
Abbildung 13:     Bewertung der Relevanz von Aktivitäten zur Qualifizierung durch die
                  Mitarbeiter_innen und Teilnehmer_innen (Skala von „0=überhaupt nicht wichtig“
                  bis „5=sehr wichtig“)                                                          42
Abbildung 14:     Exemplarischer Projektansatz einer bedarfsgerechten Maßnahme für
                  Alleinerziehende                                                               51
Abbildung 15:     Jährliche Zugänge in die GAfA-Modellprojekte auf Bundesebene                   54
Abbildung 16:     Jahresdurchschnitt des monatlichen Bestands an Teilnehmer_innen der GAfA-
                  Projekte auf Bundesebene                                                       55
Abbildung 17:     Anteil der Teilnehmenden der GAfA-Projekte, bei denen eine persönliche
                  Stabilisierung erzielt werden konnten                                          55
Abbildung 18:     Anteil der Teilnehmenden der GAfA-Projekte, bei denen eine berufliche
                  Stabilisierung erzielt werden konnte                                           56
Abbildung 19:     Integration in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung einen Monat nach
                  Projektaustritt: GAfA-Modellprojekte im Vergleich zu ausgewählten
                  arbeitsmarktpolitischen Instrumenten sowie zu Maßnahmen zur Aktivierung und
                  beruflichen Eingliederung (MAbE) – nur SGB II-Fälle                            57
Abbildung 20:     Integration in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sechs Monate nach
                  Projektaustritt: GAfA-Modellprojekte im Vergleich zu ausgewählten
                  arbeitsmarktpolitischen Instrumenten sowie zu Maßnahmen zur Aktivierung und
                  beruflichen Eingliederung (MAbE) – nur SGB II-Fälle                            58
Abbildung 21:     Aktivitäten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit                                   61

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle   1:      Format der Modellprojekte                                                     18
Tabelle   2:      Kinderbetreuung im Projekt                                                    23
Tabelle   3:      Gegenüberstellung relevanter Bedarfslagen und Kooperationspartner             29
Tabelle   14:     Exemplarische Personalausstattung und Aufgabenverteilung                      53
Tabelle   15:     Strukturmerkmale der Teilnehmenden der GAfA-Modellprojekte nach
                  umsetzenden Akteuren                                                          59
Tabelle 16:       Begünstigende Faktoren für den Transfer von Projekten oder Projektmodulen     72
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“               V
ENDBERICHT

ANHANG (GESONDERTES DOKUMENT)

1.              Aktivitäten und methodisches Vorgehen der Programmbegleitung
2.              Überblick über durchgeführte Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen
3.              Leitfäden Projektbesuche
4.              Ergebnisse der quantitativen Analysen (Spinnennetze)
                Ergebnisse der Thesenbewertung bei den Fokusgruppen der Regionalveranstal-
                tungen

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AG-S                  Arbeitgeber-Service
ARGE                  Arbeitsgemeinschaft
BA                    Bundesagentur für Arbeit
BCA                   Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt
BMAS                  Bundesministerium für Arbeit und Soziales
BMFSFJ                Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend
bspw.                 beispielsweise
bzw.                  beziehungsweise
EDV                   elektronische Datenverarbeitung
ESF                   Europäischer Sozialfonds
etc.                  et cetera
GAfA                  Gute Arbeit für Alleinerziehende
GmbH                  Gesellschaft mit beschränkter Haftung
i.V.m.                in Verbindung mit
MAbE                  Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung
N                     Fallzahl
ÖPNV                  öffentlicher Personennahverkehr
PkW                   Personenkraftwagen
Reha                  Rehabilitation
REZ                   Regionales Einkaufszentrum
u.a.                  unter anderem
z.B.                  zum Beispiel
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                   1
     ENDBERICHT

0.   EXECUTIVE SUMMARY
     Mit dem vorliegenden Bericht zieht die Programmbegleitung des ESF-Ideenwettbewerbs „Gute
     Arbeit für Alleinerziehende“ (GAfA) ein Fazit aus der Umsetzung der GAfA-Projekte sowie des
     Wettbewerbs im Ganzen. Gemäß dem Auftrag der Programmbegleitung liegt der inhaltliche Fokus
     dabei auf den im Ideenwettbewerb erprobten guten Ansätzen, den sich daraus ergebenden Er-
     folgsfaktoren in der Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden sowie dem Transfer dieser erprobten
     Ansätze in die lokale Praxis.

     Ausgangslage

     In Deutschland sind etwa ein Fünftel aller Familien alleinerziehend. Trotz einer vergleichsweise
     hohen Erwerbsquote von Alleinerziehenden bezieht die Zielgruppe überdurchschnittlich häufig
     staatliche Transferleistungen. Geringe Bildungsniveaus sowie ein niedriges Ausbildungsniveau
     verringern häufig die Chancen, für den eigenen Lebensunterhalt aufzukommen. Häufig erfordert
     das geringe Qualifikationsniveau und die mangelnde oder veraltete Berufserfahrung berufliche
     Neu- oder Umorientierung. Gleichzeitig stellt die alleinige Erziehungsverantwortung hohe Ansprü-
     che an die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit auch an die zielgruppenspezifische In-
     tegrationsarbeit. Flankiert werden diese individuellen Herausforderungen durch strukturelle Rah-
     menbedingungen: Der Mangel an familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen, Teilzeitangeboten und
     passenden Betreuungsplätzen stellt eine große Herausforderung im Hinblick auf die Arbeits-
     marktintegration von Alleinerziehenden dar. Es gibt von Seiten der Jobcenter bereits eine Vielzahl
     unterschiedlicher Maßnahmen, zu denen hilfebedürftige Alleinerziehende Zugang haben. Offen
     bleibt, ob diese Angebote auf die zielgruppenspezifischen Bedarfe der Alleinerziehenden zuge-
     schnitten sind. An dieser Stelle setzte der Ideenwettbewerb „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ an.

     Ziele und Ausrichtung des ESF-Ideenwettbewerbs

     Im März 2009 initiierte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) den ESF-
     Ideenwettbewerb „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ (GAfA), mit dessen geförderten Vorhaben der
     Arbeitsmarktzugang von Alleinerziehenden im SGB II-Bezug verbessert werden sollte. Die Vorha-
     ben wirkten ergänzend zur nationalen Arbeitsmarktpolitik des SGB II und III. Die Förderung
     durch den ESF setzte voraus, dass neue und innovative Herangehensweisen erprobt werden und
     bei Erfolg Eingang in die Vermittlungspraxis der Jobcenter finden sollten. Eine kombinierte Förde-
     rung von Personen und Strukturen war in der ESF-Förderperiode 2007–2013 nicht vorgesehen.
     Daher waren die GAfA-Projekte unmittelbar auf die Förderung von Personen zugeschnitten. Die
     GAfA-Projekte waren beauftragt, zielgruppenspezifische Ansätze der Aktivierung, Stabilisierung
     sowie der Integration Alleinerziehender in den Arbeitsmarkt zu entwickeln und zu erproben. Unter
     Berücksichtigung dieser Vorgaben waren die Projekte in der konkreten Gestaltung ihrer Aktivitä-
     ten frei.

     Ziele und Vorgehensweise der Programmbegleitung

     Die Programmbegleitung war begleitend zur Umsetzung der Projekte ausgerichtet. Die Ausrich-
     tung unterscheidet den Ansatz der Programmbegleitung vom Ansatz einer Programmevaluation.
     Während eine Evaluation den Schwerpunkt auf die Analyse und Bewertung der Ergebnisse und
     Wirkungen von Förderprogrammen legt, standen im Zentrum der Programmbegleitung im We-
     sentlichen folgende Aufgaben: die Beratung und Begleitung der Projekte, auch in der Öffentlich-
     keitsarbeit, die Unterstützung des BMAS sowie die Identifizierung erfolgreicher Ansätze und die
     Unterstützung beim Transfer erfolgreich erprobter Ansätze. Entsprechend war auch das methodi-
     sche Vorgehen auf die Identifizierung von Erfolgsfaktoren der Integrationsarbeit für Alleinerzie-
     hende zugeschnitten. Kernelement waren leitfadengestützte qualitative Interviews mit Projekt-
     mitarbeiter_innen, -teilnehmer_innen und Kooperationspartner_innen. Flankierend wurden unter
     anderem die wichtigsten Charakteristika und Ergebnisse der Projektarbeit in einem Monitoring er-
     fasst, Fokusgruppen mit Projektvertreter_innen sowie eine Kurzbefragung zum Transfer durchge-
     führt. Den Kern der Programmbegleitung bildeten qualitative Analysen der Umsetzungsprozesse.
     Entsprechend erfolgte die Identifizierung guter Praxis überwiegend auf Basis der Qualität der Pro-
     jektumsetzung und nicht anhand quantitativer Auswertung von Projekterfolgen zum Beispiel im
     Hinblick auf die Integration. Dies ist bei einer Einordnung der Befunde grundsätzlich zu berück-
     sichtigen.
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                     2
ENDBERICHT

Ausgestaltung und Umsetzung der Projekte

Von Herbst 2009 bis Ende 2012 wurden 77 GAfA-Projekte im gesamten Bundesgebiet mit Mitteln
aus dem ESF und des Bundes in Höhe von insgesamt rund 60 Millionen Euro gefördert. Während
zwölf der Projekte in Trägerschaft von Jobcentern umgesetzt wurden, waren die Jobcenter an den
anderen 65 Standorten als Kooperationspartner an der Projektumsetzung beteiligt. Die Träger-
schaft dieser Projekte lag bei freien Trägern. Gemäß der Ausschreibung richteten sich die Projek-
te an Alleinerziehende, die bei Eintritt in das Projekt Leistungen nach dem SGB II bezogen. In der
praktischen Umsetzung der Modellprojekte zeigte sich, dass die Teilnehmenden vielfach persönli-
che Problemlagen wie psychische Erkrankungen oder familiäre Probleme etc. aufwiesen. In Kom-
bination mit der alleinigen Erziehungsverantwortung erforderte dies, entgegen der ursprünglichen
Konzeption, einen besonderen Schwerpunkt auf die persönliche Stabilisierung zu legen und damit
die Basis für eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration zu schaffen.

Entsprechend gab es während der Projektteilnahme in der Regel aufeinanderfolgende Phasen,
wenngleich diese nicht notwendigerweise trennscharf waren oder chronologisch erfolgten. Über-
wiegend fand zu Beginn ein umfassendes Profiling statt, bei dem sowohl die persönliche Situation
als auch die arbeitsmarktrelevanten Fähigkeiten und Qualifikationen ermittelt wurden. Auf Basis
des Profilings wurde die weitere Unterstützung der Teilnehmenden geplant. Je nach Bedarf folg-
ten Aktivitäten zur persönlichen Stabilisierung und Aktivierung, zur berufliche Orientierung und
Qualifizierung sowie Vermittlungsaktivitäten. Um sowohl den persönlichen als auch den arbeits-
marktrelevanten Herausforderungen der Teilnehmenden gerecht zu werden, setzten die meisten
Projekte auf eine Kombination aus festen Kursformaten in Gruppen, die durch eine individuelle
Einzelbetreuung ergänzt wurden. Hinsichtlich der Aktivitäten in den einzelnen Projektphasen zeig-
te sich eine große Bandbreite, die von standardisierten Tests zur Messung beruflicher und per-
sönlicher Kompetenzen über Mobilitätstrainings bis hin zur bewerberseitigen Vermittlung reichte.

Neben den direkt an die alleinerziehenden Teilnehmenden gerichteten Aktivitäten kooperierten
die Projekte insbesondere
•       mit den Jobcentern (Zusteuerung von Teilnehmenden, Nutzung der weiteren Förderange-
        bote der Jobcenter),
•       mit Institutionen zur Gewährleistung der Kinderbetreuung, insbesondere mit den Jugend-
        ämtern,
•       mit Anbietern flankierender Unterstützungsdienstleistungen, welche im Rahmen des Pro-
        jektes nicht erbracht wurden, wie etwa Familienberatung oder psychologische Betreuung,
        und
•       mit Akteuren der freien Wirtschaft (bspw. einzelne Unternehmen oder Unternehmensver-
        bänden).

Erfolgsfaktoren in der Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden

Inhaltlicher Schwerpunkt der Programmbegleitung war die Identifizierung zentraler Erfolgsfakto-
ren für eine gelungene persönliche und familiäre Stabilisierung, Aktivierung und Integration. Im
Ergebnis lassen sich diese Erfolgsfaktoren vier Dimensionen zuordnen:
•        ganzheitliche und zielgruppensensible Betreuung,
•        bedarfsgerechte berufliche Orientierung und Qualifizierung,
•        spezifische Vermittlungsstrategien und Formen der Arbeitgeberansprache sowie
•        Aufzeigen von Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Kindererziehung.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist ein ganzheitlicher und zielgruppenspezifischer Betreu-
ungsansatz. Die Erfahrungen der Projekte haben gezeigt, dass sehr häufig eine große Bandbrei-
te an persönliche Problemlagen die Entwicklung einer langfristigen (beruflichen) Perspektive und
einer Beschäftigungsaufnahme der Teilnehmenden behinderte. So mussten neben den arbeits-
marktrelevanten Aspekten auch die persönlichen Lebensumstände erkannt und systematisch im
Integrationsprozess bearbeitet werden. Hierfür bedurfte es einer intensiven und kontinuierlichen
Betreuung durch eine feste Ansprechperson, die auf vertrauensvoller Basis regelmäßig und bei
Bedarf auch kurzfristig Unterstützung und Beratung leistete, (realistische) Zielperspektiven ent-
wickelte und nachhielt. Da nicht alle Probleme in den Projekten selbst behoben werden konnten,
musste die persönliche Ansprechperson nach der Logik eines Case-Managers als Dreh- und An-
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                     3
ENDBERICHT

gelpunkt für alle weiteren Angebote und Integrationsbemühungen agieren. Diese Aufgaben kön-
nen prinzipiell nur mit einem niedrigen Betreuungsschlüssel erfüllt werden.

Daneben war in den Projekten eine bedarfsgerechte berufliche Orientierung sowie Qualifi-
zierung erfolgskritisch. Die Teilnehmenden der Modellprojekte wiesen einen großen
(Neu-)Orientierungs- und Qualifizierungsbedarf auf, da viele von ihnen noch nie oder seit mehre-
ren Jahren nicht mehr erwerbstätig waren. Hinzu kam, dass ehemals ausgeübte Tätigkeiten oft
nicht mit den Betreuungszeiten der Kinder vereinbar waren. Für die Entwicklung einer langfristi-
gen und realistischen Berufsperspektive war es zu Beginn der Projektteilnahme erforderlich, ein
umfassendes Profiling durchzuführen. Dabei musste jedoch immer auch die persönliche Situation
der Teilnehmenden im Blick behalten werden, um keine unrealistischen Orientierungs- oder Qua-
lifizierungsschritte aus dem Profiling abzuleiten. Die Aktivitäten zur beruflichen Orientierung wa-
ren insbesondere dann erfolgreich, wenn sie möglichst praxisnah ausgestaltet waren. So konnten
die Alleinerziehenden zum Beispiel bei betrieblichen Praktika besonders realistische Einblicke in
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in verschiedenen Berufsfeldern erhalten. Bei Praktika wie
auch bei Angeboten zur Qualifizierung war erfolgsrelevant, dass diese nicht nur inhaltlich passge-
nau sondern auch mit Rücksicht auf die Betreuungszeiten der Kinder und die örtliche Erreichbar-
keit mit den Möglichkeiten der Alleinerziehenden vereinbar waren.

Für die erfolgreiche Vermittlung von Alleinerziehenden lassen sich aus den Erfahrungen der Mo-
dellprojekte zwei wesentliche Erfolgsfaktoren ableiten. Zum einen konnten bei Arbeitgebern oft-
mals vorhandene Vorbehalte gegenüber Alleinerziehenden, wie beispielsweise eine geringere Fle-
xibilität oder ein höheres Ausfallrisiko, durch gezielte Arbeitgeberansprachen abgebaut werden.
Daneben waren individuelle Unterstützungsangebote wie die Stellenakquise für Alleinerziehende
oder Erstansprache der Arbeitgeber durch Projektmitarbeiter_innen zielführend. Die Modellpro-
jekte haben gute Erfahrungen damit gemacht, die Unternehmensansprache, sowohl auf strategi-
scher Ebene als auch im individuellen Vermittlungsprozess, bei einem bzw. einer Mitarbeiter_in
zu bündeln (Job- oder Integrationscoach).

Ein zentraler Erfolgsfaktor für die Arbeit der Modellprojekte lag schließlich in der Bearbeitung des
Themas Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierunter fallen einerseits die Schaffung einer gesi-
cherten Kinderbetreuung, auch zu Ferien- und Randzeiten, sowie ebenfalls die Schaffung einer
gesicherten Betreuung für Schulkinder. In diesem Bereich konnten zumindest einzelne Projekte
Erfolge durch Kooperationen erzielen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern
war hier von Relevanz. Ein weiterer erfolgreicher Ansatz war die Einbindung sozialer Netzwerke
der Alleinerziehenden in die Betreuung. Allerdings reichte es nicht aus, Betreuungsangebote zu
schaffen. Oftmals musste bei den Alleinerziehenden erst ein Verständnis zur Vereinbarkeit von
Familie und Beruf geschaffen werden. Häufig hatten die teilnehmenden Alleinerziehenden eine
ablehnende Haltung gegenüber externer Kinderbetreuung, welche am besten durch eine mög-
lichst praktische Heranführung an verschiedene Betreuungsalternativen überwunden werden
konnte. Dies geschah zum Beispiel durch die Besichtigungen von Betreuungseinrichtungen oder
auch die Unterstützung beim Zugriff auf Betreuung in einer bestimmten Einrichtung.

Lernpunkte für Jobcenter

Einige dieser Erfolgsfaktoren liefern auch Hinweise darauf, welche Verbesserungen Jobcenter um-
setzen können, um langfristig den Zugang Alleinerziehender zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Intensive Betreuung ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren. Bei GAfA-Projekten in Trägerschaft
von Jobcentern wurde eine relativ bessere Mittelausstattung verstärkt für eine deutliche Senkung
des Betreuungsschlüssels genutzt. Bei entsprechender Bereitschaft der Geschäftsführung ließen
sich aber auch im regulären Betrieb der Jobcenter Mittel zugunsten der Zielgruppe Alleinerzie-
hender umverteilen.

Mindestens könnten zielgruppenspezifische Integrationsfachkräfte eingesetzt werden. Damit
könnte eine kontinuierliche Betreuung der Alleinerziehenden durch eine feste persönli-
che Ansprechperson gewährleistet werden. Durch ihr umfangreiches Wissen über die Zielgrup-
pe haben sie zudem einen vertieften Einblick in die Bedarfe der Zielgruppe, welcher die Grundla-
ge für die Entwicklung weiterer Unterstützungsangebote sein kann. Zudem können eine stärkere
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                     4
ENDBERICHT

Spezialisierung und ein systematischer Aufbau von Wissen für die betreuenden Mitarbeiter_innen
eine motivierende Wirkung entfalten und auf diese Weise ihre Verweildauer in der Einrichtung er-
höhen.

Das Bewusstsein für die besonderen Herausforderungen der Alleinerziehenden sollte nicht alleine
im Rahmen der bewerberorientierten Vermittlung geschärft werden. Auch die Vermittler_innen
im Arbeitgeber-Service (AG-S) sollten die Spezifika der Zielgruppe kennen und an die
von ihnen betreuten Arbeitgeber kommunizieren. Gerade in Branchen mit einem hohen Anteil
weiblicher Beschäftigter sollte den Arbeitgebern vermittelt werden, welches Arbeitskräftepotential
erschlossen werden kann, wenn den Ressourcen und Bedürfnissen der Alleinerziehenden mit et-
was mehr Flexibilität begegnet wird. Perspektivisch kann dieser Aspekt auch zu einem umfassen-
deren Beratungsangebot ausgeweitet werden. Ist dies nicht leistbar, so kann zumindest eine ak-
tive Ansprache und ggf. eine Weiterleitung zu entsprechenden Beratungsstellen erfolgen.

Integrationschancen Alleinerziehender hängen stark mit den vorhandenen Möglichkeiten der
Kinderbetreuung zusammen. Hierbei sollten sich die Jobcenter nicht darauf beschränken, einen
Überblick über die bestehenden Angebote zu haben, sondern auch eine initiierende Funktion ein-
nehmen. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit der Jobcenter mit den kommunalen und Kreisju-
gendämtern vor Ort unerlässlich. Auf übergeordneter, strategischer Ebene arbeiten die Jobcenter
in der Trägerversammlung i.d.R. mit den Kommunen zusammen. In diesem Rahmen können die
groben Strategien und Ziele einer Zusammenarbeit festgelegt werden oder bestehende Verabre-
dungen nochmals hinsichtlich ihrer „Durchschlagskraft“ überprüft werden. Hilfreich ist dabei auch
ein klares Bekenntnis der politischen Ebene zu einer konstruktiven Zusammenarbeit. Startpunkt
der operativen Zusammenarbeit kann eine gemeinsame Bedarfsanalyse sein. Die Jugendämter
können dabei vor allem ihre Expertise hinsichtlich der Elternperspektive einbringen. Die Jobcenter
sollten ihre Kenntnisse des regionalen Arbeitsmarktes beisteuern und beispielsweise systematisch
aufarbeiten, welcher Betreuungsbedarf sich aus den zeitlichen Anforderungen der Branchen mit
der höchsten Nachfrage nach Arbeitskräften ergibt. Aufbauend auf einer solchen Analyse können
dann Lösungen für fehlende Angebote beispielsweise in Rand- und Ferienzeiten oder für auffällige
Kinder gesucht werden.

Ergebnisse der Projektarbeit

Die Verbesserung des Arbeitsmarktzugangs von Alleinerziehenden lässt sich auf zwei Ebenen un-
tersuchen: Erstens auf der individuellen, teilnehmer_innenbezogenen Ebene und zweitens auf der
Ebene lokaler Unterstützungsstrukturen. Ein erster Indikator für den Erfolg der Umsetzung der
GAfA-Projekte ist der Grad der Zielgruppenerreichung: Über den gesamten Zeitraum des Ideen-
wettbewerbs betreuten die 77 Projekte insgesamt 23.134 Alleinerziehende. In den Jahren 2010
und 2011 gab es durchschnittlich rund 258.000 arbeitslose Alleinerziehende im SGB II-Bezug.
Nach Einschätzung der Projektträger ließen sich vor allem im Bereich der persönlichen Stabilisie-
rung Fortschritte beobachten. Hierzu ist besonders zu zählen, dass viele Teilnehmer_innen nach
Einschätzung der Projektträger mit Hilfe der GAfA-Projekte für sich einen strukturierten Tagesab-
lauf etablieren konnten und überwiegend die Anwesenheitszeiten sowie die gemeinsam getroffe-
nen Zielvereinbarungen im Projekt einhielten.

Weiterhin berichteten die Projektträger auch von Fortschritten mit einem deutlicheren Bezug zum
Arbeitsmarkt: Ein großer Teil der Teilnehmer_innen verfügte nach Teilnahme über adäquate Be-
werbungsunterlagen; dies führte jedoch nur für einen kleineren Teil dazu, dass sie auch zu Be-
werbungsgesprächen eingeladen wurden. Daneben gab rund ein Drittel aller Projekte an, dass
über die Hälfte der Teilnehmer_innen während der Projektteilnahme eine berufspraktische Erpro-
bung durchliefen und/oder eine realistische berufliche Perspektive entwickelten.
Diese Fortschritte im Bereich der Stabilisierung und Orientierung sind wichtige Schritte im Integ-
rationsprozess der Alleinerziehenden. Daraus resultierten allerdings nicht zwingend auch Integra-
tionserfolge im selben Ausmaß.

Insgesamt knapp ein Fünftel der in den Jahren 2010 und 2011 ausgetretenen Teilnehmer_innen
waren einen Monat nach Austritt in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung integriert. Sechs
Monate nach Austritt aus dem Projekt waren sogar noch etwas mehr Teilnehmende sozialversi-
cherungspflichtig beschäftigt. Die Quote stieg von 19 auf 24 Prozent. Dies deutet auf eine nach-
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                  5
ENDBERICHT

haltige Beschäftigungswirkung der Projekte hin. Im Vergleich entspricht die Integrationsquote der
GAfA-Projekte überwiegend der Integrationsquote von Alleinerziehenden, die an MAbE teilge-
nommen haben. Sie liegt jedoch fünf Prozentpunkte unter der Integrationsquote ausgewählter
weiterer arbeitsmarktpolitischer Instrumente.
Sofern eine Integration in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nicht gelingen konnte, ge-
ben die Übergänge in Folgemaßnahmen Aufschluss darüber, inwiefern die GAfA-
Teilnehmer_innen sich dem Ziel der Integration in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
zumindest annähern konnten. Rund jede_r zehnte GAfA-Teilnehmer_in ging in eine Folgemaß-
nahme über. Darunter entfielen etwa ein Drittel auf Bundes- oder Landesprogramme des Europä-
ischen Sozialfonds, knapp ein Viertel nahm an Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung teil.
MAbE und Arbeitsgelegenheiten hatten eine noch geringere Bedeutung.

Die teilnehmer_innenbezogenen Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der Teilnehmendenstruktur
zu bewerten. Oftmals sind schon Fortschritte im Bereich der persönlichen Stabilisierung und Akti-
vierung ein beachtlicher Erfolg angesichts multipler Vermittlungshemmnisse wie zum Beispiel
psychischer Probleme, fehlender sozialer Netze und akuter Krisensituationen, häufig gepaart mit
Qualifizierungsdefiziten und mangelnder beruflicher Erfahrung.

Transfer der Projektarbeit
Mit den GAfA-Projekten wurden die regionalen Unterstützungsstrukturen durch neue Ansätze er-
gänzt. Bewährten sich diese neuen Ansätze, sollten sie auch langfristig Eingang in die regionale
Praxis finden. Damit war die Weiterentwicklung lokaler Unterstützungsstrukturen neben den indi-
viduellen Integrationsfortschritten der Teilnehmenden die zweite Zieldimension des Ideenwettbe-
werbs.

Unter dem Stichwort Transfer lassen sich dabei verschiedene Aspekte diskutieren:
•       gezielte Aufbereitung und Verbreitung von Erfahrungen und Wissen, welche aus der Pro-
        jektumsetzung resultieren,
•       die Weiterführung von Projekten oder Projektansätzen und
•       die Weiterentwicklung lokaler Unterstützungsstrukturen.

Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wurden von fast allen Projekten umgesetzt und zielten vor
allem auf die generelle Information der Öffentlichkeit über Projektansätze und –erfolge ab. Zu-
sätzlich hat sich eine für die Projektumsetzung relevante Netzwerkarbeit dadurch ausgezeichnet,
dass ein Austausch über die Bedarfe der Zielgruppe angeregt wurde. Im Gegensatz zur breit an-
gelegten Öffentlichkeitsarbeit intendierten Projekte durch eine Vernetzung relevanter Akteure ei-
ne stärkere Kanalisierung von Wissen sowie den direkten Austausch untereinander. Eine weitaus
detailliertere Aufbereitung von Wissen und Erfahrungen aus der Projektarbeit mittels Hand-
bücher und Leitfäden bzw. Workshops oder Schulungen wurde nur an vereinzelten Standorten
erarbeitet. Diese Instrumente trugen Ansätze aus der Projektarbeit praxisnah weiter und leisteten
so einen Beitrag für die Weiterentwicklung lokaler Unterstützungsstrukturen.

Eine Weiterführung der erprobten Ansätze fand bzw. findet derzeit in 17 von 77 Projekten
statt. Sieben Projekte konnten vollständig weitergeführt werden. Sechs der transferierten Projek-
tansätze werden durch Jobcenter weitergeführt, die das Projekt schon im Ideenwettbewerb zuvor
in eigener Trägerschaft umsetzten. Dies entspricht der Hälfte aller Jobcenter, die ein Projekt in
eigener Trägerschaft umsetzten, womit der Transfer guter Ansätze überdurchschnittlich häufig im
Falle einer Projektträgerschaft der Jobcenter stattfindet.

Um die Erprobung innovativer Ansätze zu ermöglichen, verfügen Projekte, die durch den ESF ge-
fördert werden, häufig neben einer besseren finanziellen Ausstattung im Vergleich zu Maßnahmen
der Regelförderung nach SGB II und SGB III auch über Möglichkeiten Elemente einzubinden, für
deren Finanzierung grundsätzlich andere Träger zuständig sind und die daher nicht im Rahmen
der Regelförderung erbracht werden können. Aus diesem Grund kommt es beim Transfer von
Projekten oder Projektansätzen in die Regelförderung notwendigerweise zu Anpassungen. Dies
war in zehn der 17 Projekte der Fall. Auch wenn nicht alle Bestandteile des GAfA-Projekts aus-
schließlich mit SGB II-Mitteln weitergeführt wurden oder werden, blieben bzw. bleiben die wich-
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                        6
ENDBERICHT

tigsten Ansätze nach Auskunft der Projektträger auch nach dem Transfer in die Regelförderung
weitestgehend erhalten.

Vor allem Module zur Aktivierung und Stabilisierung, die sich an den spezifischen Bedürfnissen
Alleinerziehender orientieren, wurden von ehemals kooperierenden oder umsetzenden Jobcentern
weiter finanziert. An mindestens sieben Standorten wurden sozialpädagogische Einzelbetreu-
ungsangebote sowie Coachings fortgesetzt. Auch Einzel- und Gruppencoachings zu verschiedenen
Bereichen wie zum Beispiel zur „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, „Kindererziehung“, „äuße-
res Erscheinen“ oder „Gesundheit“ haben sich bewährt.

Ansätze der beruflichen Orientierung und Qualifizierung wurden ebenfalls in relevantem Umfang
weitergeführt. Dabei handelt es sich vor allem um niedrigschwellige Angebote, die vorbereitend
auf umfangreichere Qualifizierungen hinwirken. Im Bereich Vermittlung führen freie Träger übli-
cherweise Ansätze wie Bewerbungstrainings sowie Module zur Steigerung der Mobilität oder der
Verbesserung des Erscheinungsbilds der Teilnehmer_innen weiter. Auch berufspraktische Erpro-
bungen und Vermittlungspraktika wurden in rund der Hälfte aller Fälle weitergeführt.

In mindestens drei Jobcentern, die ein GAfA-Projekt in Trägerschaft hatten, bleiben spezialisier-
te Fachkräfte für die Beratung und Vermittlung Alleinerziehender in der Regelbetreuung erhal-
ten. Auch bei mindestens drei Jobcentern, die als Kooperationspartner eines GAfA-Projektes
agierten, wurden zielgruppenspezialisierte Fachkräfte zur Beratung und Integration Alleinerzie-
hender installiert. Mindestens zwei weitere kooperierende Jobcenter erklärten, ab 2013 speziali-
sierte Vermittler_innen bzw. Fallmanager_innen einsetzen zu wollen. Die inhaltliche Ausrichtung
und die Varianten der organisatorischen Ansiedlung dieser Integrationsfachkräfte entsprechen
dabei den in den GAfA-Projekten erprobten Ansätzen. Schließlich führen einige Jobcenter auch ih-
re Aktivitäten zur Arbeitgeberansprache weiter. Diese umfassen die Etablierung von Jobmessen
für Alleinerziehende oder die direkte Ansprache von Arbeitgebern.

Auch wenn die Ansätze im Kern erhalten blieben bzw. bleiben, konnte zum Beispiel die Intensität
der Betreuung nicht im Maße der vorherigen Projektumsetzung aufrechterhalten werden. Beson-
ders die Erhöhung des Betreuungsschlüssels war eine übliche Anpassung. In etwa einem Viertel
der Fälle richteten sich die transferierten Ansätze nicht mehr ausschließlich an die Zielgruppe der
Alleinerziehenden, sondern standen allen Erziehenden im SGB II-Bezug offen.

Die gewählten Schwerpunkte der transferierten Ansätze korrespondieren unter den Vorausset-
zungen knapper Mittel sowie den bestehenden rechtlichen Regelungen mit den dringendsten Be-
darfen Alleinerziehender im SGB II- Bezug.

Die Weiterentwicklung lokaler Strukturen zur Unterstützung Alleinerziehender wurde nicht aus-
schließlich durch den Transfer von erfolgreichen Projektmodulen gewährleistet. Auch über den
Ideenwettbewerb hinaus zeigte sich eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit für die Zielgruppe.
Potentiell handelt es sich hierbei um eine Entwicklung, die langfristig ebenfalls zu einem verbes-
serten Zugang der Zielgruppe zum Arbeitsmarkt beitragen kann.
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                                 7
      ENDBERICHT

1.    EINLEITUNG
      Im März 2009 initiierte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) den ESF-
      Ideenwettbewerb „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ (GAfA). Im März 2010 wurde Rambøll Ma-
      nagement Consulting mit der Programmbegleitung zum ESF-Ideenwettbewerb beauftragt. Ide-
      enwettbewerb und Programmbegleitung endeten zum Dezember 2012. Mit dem vorliegenden Be-
      richt zieht die Programmbegleitung ein Fazit über die knapp dreijährige Laufzeit der Programm-
      begleitung. Gemäß dem Auftrag der Programmbegleitung liegt der inhaltliche Fokus dabei auf
      den im Ideenwettbewerb erprobten guten Ansätzen sowie dem Transfer dieser Ansätze. Zuvor
      sollen jedoch Ziele des Ideenwettbewerbs und der Programmbegleitung sowie das sich daraus
      ergebende methodische Vorgehen kurz beschrieben werden.

1.1   Der Ideenwettbewerb „Gute Arbeit für Alleinerziehende“
      Der Ideenwettbewerb wurde im Rahmen des „Operationellen Programms des Bundes für den Eu-
      ropäischen Sozialfonds (ESF) Förderperiode 2007–2013“ unter dem Themenschwerpunkt „Be-
      schäftigung und soziale Integration“ gefördert (BMAS 2008: 191ff.). Vorhaben in diesem Bereich
      zielen unter anderem auf die Verbesserung des Arbeitsmarktzugangs von Personen mit besonde-
      ren Integrationsproblemen komplementär zur nationalen Arbeitsmarktpolitik des SGB III und
      SGB II ab. Zentrale Zielgruppe dieses Themenschwerpunktes sind Langzeitarbeitslose, dies
      schließt auch die Zielgruppe der Alleinerziehenden ein.

      Die Finanzierung von GAfA erfolgte auf der Grundlage der sogenannten ESF-Rahmenrichtlinie des
      BMAS. Mit dieser Rahmenrichtlinie verfolgt das BMAS den Anspruch, im Kontext seiner ESF-
      Interventionen insgesamt eine gesonderte Finanzierungsmöglichkeit für neue und innovative An-
      sätze der aktiven Arbeitsmarktpolitik bereit zu stellen. Entsprechend mussten die GAfA-Projekte
      diesen Anspruch an Innovation aufgreifen. Dabei bedeutet Innovation in dem hier gebrauchten
      Sinn, dass es ein vergleichbares oder ähnliches Vorgehen in der jeweiligen Region des Projektes
      noch nicht gibt. Es ist also nicht gefordert, dass etwas gefunden und erprobt wird, was es bis da-
      hin – zum Beispiel in Deutschland insgesamt – in der Förderung für diese Zielgruppe noch nicht
      gegeben hat. Vielmehr soll es darum gehen, eine für die jeweilige Region und für die dort betei-
      ligten Akteure neue Herangehensweise zu erproben, damit sie – sofern sie sich als erfolgreich
      erweist – anschließend in die lokale Praxis Eingang finden kann.

      Zu berücksichtigen war ferner, dass der ESF für die Förderperiode 2007–2013 keine kombinierte
      Förderung von Personen und Strukturen erlaubt. Daher mussten die GAfA-Projekte so konzipiert
      werden, dass sie unmittelbar auf die Förderung von Personen zugeschnitten waren (zur Förde-
      rung von Strukturen wurde vom BMAS ergänzend das Modellprogramm „Netzwerke wirksamer
      Hilfen für Alleinerziehende“ aufgelegt).

      Die GAfA-Projekte sollten vor diesem Hintergrund zielgruppenspezifische Ansätze der Aktivierung,
      Stabilisierung sowie der Integration Alleinerziehender in den Arbeitsmarkt entwickeln und erpro-
      ben. Weiterhin sollten erfolgreiche Ansätze in die Vermittlungspraxis der Jobcenter transferiert
      werden. Unter Berücksichtigung dieser Vorgaben waren die Projekte in der konkreten Gestaltung
      ihrer Aktivitäten frei.

      Von Herbst 2009 bis Ende 2012 wurden 77 GAfA-Projekte im gesamten Bundesgebiet mit Mitteln
      aus dem ESF und des Bundes in Höhe von insgesamt rund 60 Millionen Euro gefördert. 1 Flankie-
      rend beauftragte das BMAS Rambøll Management Consulting mit der Programmbegleitung.

      1
          Die Laufzeit der Projekte variierte, konnte jedoch maximal die Gesamtdauer des Förderzeitraums betragen.
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                   8
      ENDBERICHT

1.2   Die Programmbegleitung zum Ideenwettbewerb

      Die Programmbegleitung hatte eine inhaltlich begleitende Ausrichtung im Hinblick auf die Umset-
      zung der Projekte. Mit dieser Ausrichtung unterscheidet sich der Ansatz der Programmbegleitung
      vom Ansatz der Programmevaluation, dessen Schwerpunkt in der Analyse und Bewertung der Er-
      gebnisse und Wirkungen von Maßnahmen bzw. Programmen liegt.

      Im Zentrum der Programmbegleitung standen im Wesentlichen die folgenden Aufgaben: die Un-
      terstützung des BMAS, die Beratung und Begleitung der Projekte, die Identifizierung und der
      Transfer erfolgreicher Ansätze sowie die Beratung zur Öffentlichkeitsarbeit.

      Ziel der inhaltlichen und fachlichen Beratung und Begleitung der Projekte war es, die Qualität der
      Projektumsetzung zu sichern und damit die Wirksamkeit des Ideenwettbewerbs insgesamt zu
      stärken. Zentraler Anknüpfungspunkt hierfür waren die Projektbesuche an allen 77 Standorten,
      bei denen die Programmbegleitung bei Bedarf direkt und persönlich beratend unterstützen konn-
      te. Neben der externen Beratung durch die Programmbegleitung lag in der gegenseitigen Unter-
      stützung der Projekte ein großes Potential für eine kontinuierliche Verbesserung der Umsetzung.
      Dieses Potential wurde über eine Internet-Plattform, Telefonkonferenzen sowie verschiedene, re-
      gionale und bundesweite Veranstaltungen erschlossen. Die Inhalte und Themen der Beratungen,
      Konferenzen und Veranstaltungen wurden systematisch gesammelt und als Grundlage für die
      Entwicklung unterschiedlicher Unterstützungsmaterialien genutzt.

      Die Identifizierung guter Ansätze war der inhaltliche Schwerpunkt der Programmbegleitung, die
      Vermittlung der guten Ansätze an Multiplikatoren über den Kreis der Projektträger hinaus zentra-
      le Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit. Für den Transfer guter Ansätze kommt der zielgruppenge-
      rechten Ergebnisaufbereitung eine wichtige Bedeutung zu. Die Programmbegleitung entwickelte
      aus diesem Grund eine programmeigene Internetseite, die neben einer Kommunikations-
      Plattform mit geschlossenem Zugang auch einen öffentlichen Bereich mit wichtigen Informatio-
      nen und Ergebnissen zum Wettbewerb enthält2. Auch die Regionalveranstaltungen hatten den
      Transfer guter Ansätze zum Ziel.

      Im Rahmen der Beratung zur Öffentlichkeitsarbeit wurden die Projektträger in ihrer lokalen und
      regionalen Öffentlichkeitsarbeit bedarfsgerecht unterstützt. Damit sollte den Angeboten der Pro-
      jektträger eine größere öffentliche Aufmerksamkeit verschafft werden. Eine der wichtigsten Akti-
      vitäten hierfür war die Durchführung von vier Regionalveranstaltungen, welche, unter Einbindung
      der lokalen Projektträger, die Multiplikatoren in Jobcentern und Agenturen mit den erprobten An-
      sätzen zur Integration von Alleinerziehenden vertraut machen sollten.

1.3   Das methodische Vorgehen zur Identifizierung guter Ansätze

      Die Grundlage zur Identifizierung guter Ansätze legte die Programmbegleitung bei ihren Besu-
      chen vor Ort, mit welchen sie ein genaues Verständnis über die Arbeitsweise der GAfA-Projekte
      erwerben und Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren identifizieren konnte. Diese Einzelbefunde wurden
      über die Laufzeit der Programmbegleitung kontinuierlich aggregiert und validiert, so dass am En-
      de übergreifende Erkenntnisse gewonnen werden konnten, was die Stellschrauben für eine er-
      folgreiche Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden sind. Bevor diese Befunde ausführlich darge-
      legt werden, soll kurz auf das methodische Vorgehen zur Identifizierung guter Ansätze eingegan-
      gen werden.

      Fallstudien

      In der ersten Phase der Programmbegleitung ermittelte Rambøll Management Consulting ver-
      schiedene Aspekte der Umsetzungspraxis durch qualitative, leitfadengestützte Interviews mit den
      umsetzenden Akteuren vor Ort: den Projektmitarbeiter_innen, Vertreter_innen der JC und Koope-
      rationspartnern. Dabei standen vor allem das Verständnis der genauen Arbeitsweise der Projekte

      2
          www.gute-arbeit-alleinerziehende.de
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                                                       9
ENDBERICHT

sowie die durch diese Aktivitäten erzielten Ergebnisse im Mittelpunkt. Die Aussagen der Befragten
wurden zu einem Gesamtprofil zusammengefasst, das sowohl eine Beschreibung als auch eine
Stärken-Schwächen-Analyse des Projektes enthielt. Insgesamt wurden 35 Fallstudien nach die-
sem Muster durchgeführt. Durch die übergeordnete Analyse der Befunde wurden erste Dimensio-
nen entscheidender Erfolgsfaktoren in der Projektarbeit identifiziert.

Monitoring

Um einen Überblick über alle im Wettbewerb geförderten Projekte sowie ihre Aktivitäten und die
bis dahin erzielten Ergebnisse zu gewinnen, entwickelte die Programmbegleitung ein Monitoring.
Die Erhebungsdimensionen des Monitorings orientierten sich zunächst an der Interventionslogik
von Aktivitäten, Ergebnissen und Wirkungen. Darüber hinaus flossen die Erkenntnisse aus den
Fallstudien direkt in die Entwicklung der Items ein. Mit dem Monitoring wurden die sich aus die-
sen Auswertungen ergebenden charakteristischen Merkmale der Projektumsetzung über alle Pro-
jekte hinweg standardisiert erfasst. Ergänzend erhoben wurde zudem der aktuelle Stand der Pro-
jektumsetzung hinsichtlich Zielgruppenerreichung und Abbruchquoten sowie die bis dahin in der
Projektarbeit erzielten Fortschritte und Erfolge im Hinblick auf die Zielgruppe. Hier konnten basie-
rend auf den Befunden der Fallstudien differenzierte Indikatoren zur Fortschrittsmessung entwi-
ckelt werden, die neben der Integration in Arbeit oder qualifizierende Maßnahmen auch die Berei-
che der Aktivierung und Stabilisierung abdeckten. Innerhalb der gut vierwöchigen Erhebungspha-
se beteiligten sich alle Projektträger am Monitoring, 95 Prozent füllten den Fragebogen komplett
aus, fünf Prozent in Teilen.

Die Auswertung des Monitorings wurde unter anderem herangezogen, um Good-Practice-Projekte
für die weiteren Analysen zu identifizieren. Dabei bemaß sich erfolgreiche Projektarbeit nicht al-
lein an der Integration, sondern es wurden auch die weicheren Indikatoren zur Aktivierung der
Teilnehmer_innen beachtet. Diese Good-Practice-Projekte bildeten dann die Grundlage für die
Auswahl von Standorten für weitere Projektbesuche.

Dabei ergab sich eine Auswahl von Projekten, von denen einige bereits Untersuchungsgegen-
stand der Fallstudien waren, sowie von Projekten, die bisher noch nicht vor Ort besucht wurden.
Aus der zweiten Gruppe wurden schließlich Good-Practice-Projekte für das Format der Projektbe-
suche ausgewählt.3

Qualitative Projektbesuche
Während die Fallstudien mit ihrem umfangreichen Erhebungskonzept vorrangig der Erfassung der
Projektumsetzung als Ganzes dienten, fokussierten die Projektbesuche stärker auf die Analyse
der zielgruppenspezifischen Erfolgsfaktoren in der Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden. Der
Leitfaden für die Gespräche mit den Projektmitarbeiter_innen wurde deshalb auf die Diskussion
erfolgreicher zielgruppenspezifischer Belange, Ansätze und Aktivitäten zugeschnitten. Neben dem
Projektteam wurden auch die Teilnehmer_innen um eine Beschreibung und Bewertung des Pro-
jektes gebeten. Hierbei standen ebenfalls hilfreiche Angebote und Aktivitäten sowie die daraus
resultierenden Lern- und Integrationserfolge im Mittelpunkt.

Neben der Diskussion dieser Aspekte in den leitfadengestützten Interviews wurde auch quantita-
tiv erhoben, welche Angebote, Aktivitäten und auch Kompetenzen der Mitarbeiter_innen die Ge-
sprächspartner_innen als besonders hilfreich für erfolgreiche Integration einschätzen. Hierfür
entwickelte die Programmbegleitung ein Instrument, mit dem Teilnehmer_innen sowie Projekt-
mitarbeiter_innen verschiedene Elemente der Projektumsetzung in Form eines „Spinnennetzes“
bewerten konnten. Dabei bewerteten sowohl Projektmitarbeiter_innen als auch Teilnehmer_innen
erstens die Kompetenzen der Fachkräfte und zweitens die Aktivitäten, die in der Integrationsar-
beit mit Alleinerziehenden förderlich sind.

3
    Bei einem Projekt machte die Programmbegleitung einen Besuch auf Wunsch der Projektleitung. Da dieses Projekt jedoch in keiner
Dimension unter die Good-Practice-Projekte fiel, wurden die Auswertungen bei den Analysen nicht berücksichtigt.
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                  10
ENDBERICHT

Formulierung von Thesen zu den zentralen Erfolgsfaktoren

Auf Basis der bisher beschriebenen Analyseschritte konnte eine Reihe von Erfolgsfaktoren in der
Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden identifiziert werden. Der Fokus lag dabei auf zielgrup-
penspezifischen Aspekten, welche die Projektansätze von Maßnahmen der gängigen Praxis der
Regelförderung nach SGB II und SGB III unterscheiden. Diese Erfolgsfaktoren wurden zu Thesen
zur erfolgreichen Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden verdichtet (siehe auch Kapitel 6 im An-
hang).

Indikatorengeleitete Projektbesuche

Für eine systematische Überprüfung und Validierung der identifizierten Erfolgsfaktoren entwickel-
te die Programmbegleitung ein Set an Indikatoren, mit welchen diese bei den verbleibenden Pro-
jektbesuchen systematisch erhoben wurden. Entsprechend wurde dieses Indikatorenset in den
Gesprächsleitfaden der Projektbesuche integriert.

Fokusgruppen mit den Projektträgern

Die Thesen wurden nicht alleine während der zweiten Welle der Projektbesuche validiert, sondern
auch in Fokusgruppen mit den Projektvertreter_innen diskutiert. Diese Fokusgruppen waren Be-
standteil von Regionalkonferenzen, die an drei Standorten im Bundesgebiet durchgeführt wurden.
Dabei beurteilten die Projektvertreter_innen die Thesen auf zwei Ebenen: Zum einen sollten sie
einschätzen, inwiefern die jeweilige These ihren eigenen Erfahrungen entsprach, zum anderen
sollten sie angeben, welche Relevanz diese These in ihrer täglichen Projektarbeit hat.

Im Anschluss wurden die Thesen, die als besonders relevant und richtig bewertet wurden, in
Kleingruppen intensiv diskutiert. Zentrale Fragen waren dabei, welche Ansätze, Aktivitäten und
Lösungen zu diesem Thema in den Projekten entwickelt wurden und ob sich aus diesen Erfahrun-
gen „goldene Regeln“/gute Standards für die Arbeit mit Alleinerziehenden formulieren lassen.

Arbeitsgruppen mit Projektträgern sowie mit Vertreter_innen der Jobcenter

Weiterhin wurde die Frage nach Herausforderungen und Lösungsansätzen in der Integrationsar-
beit mit Alleinerziehenden auch unter etwas allgemeineren Aspekten in gemischten Arbeitsgrup-
pen von Projektträgern und Jobcentern diskutiert. Diese Arbeitsgruppen waren ebenfalls Bestand-
teil der Regionalveranstaltungen. Im Vorfeld der Regionalkonferenzen erfolgte eine Interessens-
abfrage, auf deren Basis Arbeitsgruppen zu vier Themen konzipiert wurden: Ganzheitliche und
umfassende Betreuung von Alleinerziehenden, Bedarfsgerechte Maßnahmen für Alleinerziehende,
Gezielte Vermittlung und Ansprache von Arbeitgebern, Verlässliche und flexible Lösungen zur
Kinderbetreuung. In den Arbeitsgruppen sollten bisher erprobte Ansätze und offene Fragen im
Hinblick auf die genannten Themen diskutiert werden. In der Diskussion konnten neue Aspekte
zu den Erfolgsfaktoren guter Arbeit mit Alleinerziehenden gewonnen werden, die ebenfalls in die
Ergebnissynthese einflossen.

Die Synthese der Ergebnisse der beschriebenen Untersuchungsschritte führte zu den abschlie-
ßenden Befunden zu Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der Integrationsarbeit mit Allein-
erziehenden. Eine zweite wichtige Frage war, inwiefern die Aktivitäten in den Modellprojekten
auch über die Laufzeit des Ideenwettbewerbs hinaus lokale Unterstützungsstrukturen für die
Zielgruppe verbessern können. Deshalb widmete sich die Abschlussphase der Programmbeglei-
tung der Analyse des Transfers der in den GAfA-Projekten entwickelten guten Ansätze.

Kurzbefragung der Projekte

Mit einer Kurzbefragung aller Projekte sollte zunächst ein Überblick über den Stand des Transfers
in den 77 GAfA-Projekten gewonnen werden. Die Programmbegleitung entwickelte dementspre-
chend einen Fragebogen, der erfasste, inwiefern Projektansätze nach Abschluss der bundeswei-
ten Förderung transferiert werden können oder bereits transferiert wurden, welche weiteren Ver-
besserungen der lokalen Unterstützungsstrukturen an den Standorten stattgefunden hatten und
welche Instrumente von den Projekten zur Weitergabe von Wissen und Erfahrung aus der ziel-
gruppenspezifischen Integrationsarbeit erarbeitet wurden.
PROGRAMMBEGLEITUNG DES ESF-IDEENWETTBEWERBS „GUTE ARBEIT FÜR ALLEINERZIEHENDE“                     11
      ENDBERICHT

      Innerhalb der gut sechswöchigen Erhebungsphase beteiligten sich 74 Projektträger an der Kurz-
      befragung. 62 Fragebögen wurden komplett, 13 Fragebögen in Teilen ausgefüllt. Ein Abgleich der
      Angaben der geschlossenen sowie offenen Antwortfelder verdeutlichte, dass viele Träger den tat-
      sächlich stattgefundenen Transfer innerhalb ihres Projektes überschätzen. Dies schränkte die Va-
      lidität vor allem der quantitativen Auswertung der Ergebnisse ein.

      Aus der Auswertung der Kurzbefragung ließen sich nur eingeschränkte Informationen über den
      detaillierten Stand des Transfers der Projektaktivitäten ableiten. Die Ergebnisse der Kurzbefra-
      gung wurden deshalb herangezogen, um eine Auswahl an Good-Practice-Standorten für vertie-
      fende Transferanalysen zu identifizieren.

      Um die transferierten Ansätze sowie weitere Angebote für die Zielgruppe an Projektstandorten zu
      erfassen, wurden qualitative Telefon-Interviews mit 28 Projektvertreter_innen geführt. Bestanden
      auch Unterstützungsangebote der Jobcenter an diesen Projektstandorten – oder waren diese
      maßgeblich am Transfer der Projektansätze beteiligt – wurden, soweit möglich, ebenfalls Vertre-
      ter_innen der Jobcenter interviewt. Die Auswertung der Transferanalysen erfolgte nach den Di-
      mensionen: Transfer von Projekten oder Projektansätzen, Verbesserung der Unterstützungsstruk-
      tur durch weitere Angebote außerhalb der eigentlichen Projektförderung sowie systematische
      Aufarbeitung und Weitergabe von Wissen und Erfahrungen aus der Projektarbeit.

1.4   Inhalt und Aufbau des Berichts

      Wie eingehend bereits erläutert stehen die Erfolgsfaktoren der zielgruppenspezifischen Integrati-
      onsarbeit mit Alleinerziehenden – die guten Ansätze – sowie der Transfer dieser guten Ansätze im
      Mittelpunkt des Berichts. Dabei ist ein Verständnis der obigen Beschreibung des methodischen
      Vorgehens wichtig, besonders im Hinblick auf eine Einordnung der Befunde. Wie der vorherige
      Abschnitt deutlich macht, bilden qualitative Analysen der Umsetzungsprozesse den Kern der Pro-
      grammbegleitung. Entsprechend erfolgte die Identifizierung guter Praxis überwiegend auf Basis
      der Qualität der Projektumsetzung und nicht anhand quantitativer Auswertung von Projekterfol-
      gen, zum Beispiel im Hinblick auf die Integration oder Aktivierung von Teilnehmer_innen. Allge-
      mein war die Messung solcher Ergebnisse und Wirkungen der Projektaktivitäten nicht Fokus der
      Programmbegleitung, weshalb hierauf im Bericht lediglich kurz eingegangen wird.

      Der Bericht ist wie folgt aufgebaut:
             In Kapitel 2 werden einführend die Ausgangslage von Alleinerziehenden in Deutschland,
              die Herausforderungen in Bezug auf ihre Integration in Erwerbsarbeit und bestehende
              Förderangebote geschildert. Hieraus lässt sich erkennen, wo der Handlungsbedarf für die
              Projekte des Ideenwettbewerbs lag.
             In Kapitel 3 wird auf die Ausgestaltung und Umsetzung der 77 GAfA-Projekte eingegan-
              gen. Damit wird einführend ein Verständnis für deren grundlegenden Aufbau und ihre Ar-
              beitsweise geschaffen, welche gleichzeitig auch die Grundlage für die Identifizierung der
              Erfolgsfaktoren guter Ansätze bildeten.
             Kapitel 4 enthält die zentralen Befunde der Programmbegleitung. Dort werden die rele-
              vanten Erfolgsfaktoren der Integrationsarbeit mit Alleinerziehenden in vier Dimensionen
              der Projektarbeit detailliert beschrieben und mit Beispielen aus der Praxis veranschau-
              licht.
             Kapitel 5 enthält eine Zusammenfassung der wichtigsten Kennziffern zu Integration,
              Qualifizierung und Aktivierung der Teilnehmer_innen. Darüber hinaus werden diese Er-
              gebnisse vor dem Hintergrund der Merkmale der Zielgruppe kurz eingeordnet.
             In Kapitel 6 wird die Frage nach dem Transfer der guten Ansätze beantwortet,
             bevor in Kapitel 6 ein abschließendes Fazit gezogen wird.
Sie können auch lesen