Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor

Die Seite wird erstellt Hildegard-Juliane Benz
 
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Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor
Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie

        Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern gegen
        CGRP oder den CGRP-Rezeptor
        Ergänzung der Leitlinie 030/057 Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der
        Migräne

        Entwicklungsstufe: S1                                              Zitierhinweis

                                                                                                                                                                  Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
                                                                           Diener HC, May A. et al. Prophylaxe der Migräne mit mono-
        Federführend                                                       klonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor,
        Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen                        Ergänzung der S1-Leitlinie Therapie der Migräneattacke und
        Prof. Dr. med. Arne May, Hamburg                                   Prophylaxe der Migräne, 2019, in: Deutsche Gesellschaft für
        Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deut-              Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in
        schen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit          der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen
        mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft             am TT.MM.JJJJ)
        (DMKG)

        Version
        Stand: 30. August 2019
        Gültig bis: 1. September 2022
        Kapitel: Kopfschmerzen und andere Schmerzen

        Empfehlungen der DGN und DMKG

        Autoren
        Hans-Christoph Diener, Stefanie Förderreuther, Charly Gaul, Florian Giese, Till Hamann, Dagny Holle-Lee, Tim P. Jürgens,
        Katharina Kamm, Torsten Kraya, Christian Lampl, Arne May, Uwe Reuter, Armin Scheffler, Peer Tfelt-Hansen

        Bibliografie                                                       Weiterhin werden Empfehlungen zur gezielten Patientenaus-
        DOI https://doi.org/10.1055/a-1083-7437                            wahl sowie zur Beurteilung des Therapieerfolgs und der Dau-
        Nervenheilkunde 2020; 39: 2–24                                     er der Behandlung gegeben. Abschließend werden mögliche
        © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York                      Anwendungseinschränkungen für diese neue Substanzgruppe
        ISSN 1865–1739                                                     diskutiert.

        Korrespondenzadresse                                               ABS TR AC T
        hans.diener@uk-essen.de
                                                                           Monoclonal antibodies against the calcitonin gene-related
        www.dgn.org, www.awmf.org
                                                                           peptide (CGRP) receptor (erenumab) or against CGRP (eptine-
                                                                           zumab, fremanezumab, galcanezumab) are new substances for
        ZUSAM ME N FA SS U N G
                                                                           the preventive treatment of migraine. They represent an exten-
        Monoklonale Antikörper gegen den Calcitonin Gene-Rela-             sion of the therapeutic options which already exist in migraine
        ted Peptide (CGRP)-Rezeptor (Erenumab) oder gegen CGRP             prevention. In registration studies, the efficacy and good tol-
        (Eptinezumab, Fremanezumab, Galcanezumab) sind neue                erability of these specific substances have been demonstrated
        Substanzen zur prophylaktischen Behandlung der Migräne.            in patients with episodic and chronic migraine. The following
        Sie stellen eine Erweiterung der therapeutischen Optionen in       treatment recommendation presents a summary of the pivotal
        der Migräneprophylaxe dar. In Zulassungsstudien wurden die         studies. Recommendations are given for the targeted selection
        Wirksamkeit und die gute Verträglichkeit dieser spezifischen       of patients as well as for the evaluation of therapeutic success
        Substanzen bei Patienten mit episodischer und chronischer          and the duration of treatment. Finally, possible restrictions in
        Migräne nachgewiesen. Die folgende Empfehlung präsentiert          the use of this new substance group are discussed.
        eine Zusammenfassung der Daten aus den Zulassungsstudien.

S2                                                             Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24
InhaltSeite                                                                            enumab) sind bei der prophylaktischen Therapie der episodischen
1.  Fragestellungen				S2                                                               Migräne einer Behandlung mit Placebo überlegen. Die Reduktion
2.  Empfehlungen					S2                                                                 der Migränetage pro Monat bei der episodischen Migräne beträgt
3.  Einleitung					S3                                                                   zwischen 2,9 und 4,7 Tagen. Die 50 %-Responderrate nach 3–6 Mo-
4.  Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) und                                          naten liegt dabei zwischen 30 % und 62 %. Die 50 %-Responderraten
    Migräne					S4                                                                      für Placebo liegen zwischen 17 und 38 %. Die Wirksamkeit kann in-
5. Erenumab zur Prophylaxe der episodischen Migräne S4                                  nerhalb von 4–8 Wochen evaluiert werden. Ein direkter Vergleich
6. Fremanezumab zur Prophylaxe der episodischen                                         der monoklonalen Antikörper untereinander ist ebenso wenig mög-
    Migräne					S7                                                                      lich wie ein Vergleich mit den bisher zur Verfügung stehenden Mi-
7. Galcanezumab zur Prophylaxe der episodischen                                         gräneprophylaktika.
    Migräne					S8

                                                                                                                                                               Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
8. Eptinezumab zur Prophylaxe der episodischen                                          2. Sind monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den
    Migräne					S9                                                                         CGRP-Rezeptor bei der chronischen Migräne prophylaktisch
9. Studien zur Prophylaxe der chronischen Migräne       S9                                 wirksam?
10. Erenumab zur Prophylaxe der chronischen Migräne     S10
11. Fremanezumab zur Prophylaxe der chronischen                                         Die monoklonalen Antikörper gegen CGRP (Eptinezumab, Frema-
    Migräne					S11                                                                     nezumab und Galcanezumab) oder gegen den CGRP-Rezeptor (Er-
12. Galcanezumab zur Prophylaxe der chronischen                                         enumab) sind in der prophylaktischen Therapie der chronischen
    Migräne					S11                                                                     Migräne einer Behandlung mit Placebo überlegen. Die Reduktion
13. Eptinezumab zur Prophylaxe der chronischen                                          der Migränetage pro Monat liegt für die chronische Migräne zwi-
    Migräne					S12                                                                     schen 4,3 und 6,6 Tagen. Die Responderrate nach 3 Monaten liegt
14. Leitlinien zum Einsatz von monoklonalen Antikörpern                                 zwischen 27 und 57 %. Die 50 %-Responderraten für Placebo liegen
    zur Prophylaxe der Migräne			                       S13                             zwischen 15 und 40 %. Die Wirksamkeit konnte auch für Patienten
15. Vergleich der Wirksamkeit der monoklonalen                                          mit Kopfschmerzen durch Übergebrauch von Schmerz- oder Mig-
    Antikörper bei der episodischen und der                                             ränemitteln (medication overuse headache = MOH) gezeigt wer-
    chronischen Migräne				S13                                                          den. Ein direkter Vergleich der monoklonalen Antikörper unterei-
16. Besondere Populationen und Fragestellungen                                          nander ist ebenso wenig möglich wie ein Vergleich mit den bisher
17. Redaktionskomitee				S20                                                            zur Verfügung stehenden Migräneprophylaktika.
18. Leitlinienreport					S21
19. Literatur					S22                                                                   3. Welche Patienten sollten einen monoklonalen Antikörper zur
                                                                                           Migräneprophylaxe bekommen?
Fragestellungen
                                                                                        Die Zulassung besteht für die Behandlung einer Migräne mit min-
1. Sind monoklonale Antikörper (monoclonal antibo-                                      destens 4 Migränetagen/Monat. Nach dem Beschluss des Gemein-
   dies = MOAB) gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor bei der                               samen Bundesausschusses (GBA) ist eine Verordnung bei Patienten
   episodischen Migräne prophylaktisch wirksam?                                         mit episodischer Migräne möglich, wenn mindestens 5 Substan-
2. Sind monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den                                      zen aus den 4 verfügbaren, zugelassenen medikamentösen phar-
   CGRP-Rezeptor bei der chronischen Migräne prophylaktisch                             makologischen Gruppen wie Betablocker (Metoprolol oder Propra-
   wirksam?                                                                             nolol), Flunarizin, Topiramat, Valproinsäure oder Amitriptylin nicht
3. Welche Patienten sollten einen monoklonalen Antikörper zur                           wirksam waren, nicht vertragen wurden oder wenn gegen deren
   Migräneprophylaxe bekommen?                                                          Einnahme Kontraindikationen oder Warnhinweise bestehen. Be-
4. Wie wird der Therapieerfolg evaluiert?                                               züglich Patienten mit chronischer Migräne wird empfohlen, dass
5. Wie lange sollte die Therapie erfolgen?                                              diese zusätzlich nicht auf eine Therapie mit OnabotulinumtoxinA
6. Welche Gegenanzeigen und Warnhinweise bestehen für den                               angesprochen haben.
   Einsatz von monoklonalen Antikörpern?
7. Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen der Therapie mit einem                          4. Wie wird der Therapieerfolg evaluiert?
   CGRP-Antagonisten auf einen CGRP-Rezeptorantagonisten
   zu wechseln und umgekehrt?                                                           Bei der episodischen und chronischen Migräne ist ein Therapieer-
                                                                                        folg definiert als eine Reduzierung der durchschnittlichen monat-
Empfehlungen                                                                            lichen Kopfschmerztage um 50 % oder mehr im Vergleich zur Vor-
                                                                                        behandlung über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten (Ta-
1. Sind monoklonale Antikörper (monoclonal antibo-                                      gebuch-Dokumentation wird empfohlen) [1]. Alternative klinisch
   dies = MOAB) gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor bei der                               akzeptable Kriterien sind signifikante Verbesserungen von validier-
   episodischen Migräne prophylaktisch wirksam?                                         ten, migränespezifischen, patientenbezogenen Outcome-Messun-
                                                                                        gen wie:
Die monoklonalen Antikörper gegen CGRP (Eptinezumab, Frema-                             ▪▪ eine 30 %ige Reduzierung des MIDAS-Scores für diejenigen mit
nezumab und Galcanezumab) oder gegen den CGRP-Rezeptor (Er-                                 Basiswerten über 20,

Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24                                                         S3
Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie

                                                                                                                                                                  Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
     ▶Abb. 1 Flussdiagramm: Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Antikörpern

▪▪ Reduzierung der Punktzahl beim 6-Punkte-Headache-Im-                    7. Ist es sinnvoll, bei Nichtansprechen der Therapie mit einem
   pact-Test (HIT-6) [2] um mindestens 5 Punkte.                              CGRP-Antagonisten auf einen CGRP-Rezeptorantagonisten
                                                                              zu wechseln und umgekehrt?
5. Wie lange sollte die Therapie erfolgen?
                                                                           Zu dieser Frage gibt es keine Daten aus den randomisierten Studi-
Die Therapie sollte zunächst für 3 Monate erfolgen. Wenn kein be-          en oder Registern. Der Versuch einer Therapieumstellung scheint
friedigender Therapieeffekt besteht, wird die Therapie beendet. Bei        gerechtfertigt (▶Abb. 1).
Wirksamkeit der Therapie sollte nach 6–9 Monaten ein Auslass-
versuch unternommen werden, um zu überprüfen, ob die Thera-                Einleitung
pie noch notwendig ist.
                                                                           Patienten mit häufigen oder schweren Migräneattacken benöti-
6. Welche Gegenanzeigen und Warnhinweise bestehen für den                  gen neben einer wirksamen Therapie der akuten Migräneattacke
   Einsatz von monoklonalen Antikörpern?                                   eine nicht medikamentöse und/oder medikamentöse Migränepro-
                                                                           phylaxe [3]. Bisher standen hierfür nach den Leitlinien der Deut-
Monoklonale Antikörper gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor sol-              schen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Migräne- und
len bei Schwangeren und während der Stillzeit nicht eingesetzt wer-        Kopfschmerzgesellschaft die Beta-Rezeptorenblocker Propranolol,
den. Sie sollten nicht eingesetzt werden bei Frauen, die keine oder        Metoprolol und Bisoprolol, der Calciumantagonist Flunarizin, die
keine ausreichende Kontrazeption betreiben. Weiterhin sollten sie          Antikonvulsiva Valproinsäure und Topiramat sowie das trizyklische
vorsichtshalber nicht eingesetzt werden bei Patienten mit korona-          Antidepressivum Amitriptylin mit hohem Evidenzgrad zur Verfü-
rer Herzerkrankung, ischämischem Insult, Subarachnoidalblutung             gung [3]. Nach einem Beschluss des GBA darf Valproinsäure zur
oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit. Für Kinder und Ju-        Migränebehandlung nur noch von Fachärzten für Nervenheilkun-
gendliche gibt es bisher keine Informationen zur Verträglichkeit           de, Psychiatrie oder Neurologie verordnet werden (https://www.g-
und Sicherheit. Monoklonale Antikörper sollten bis auf weiteres            ba.de/downloads/39-261-3911/2019-08-06_AM-RL-VI-SN_Val-
nicht bei Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen, COPD,              proinsaeure-Migraeneprophylaxe.pdf). Über die Notwendigkeit
pulmonaler Hypertension, M. Raynaud, Wundheilungsstörungen                 zur konsequenten, sicheren Verhütung muss schriftlich aufgeklärt
oder bei Transplantationsempfängern eingesetzt werden. Da die              werden. Bei der chronischen Migräne sind Topiramat und Onabo-
vorliegenden Studien bislang ausschließlich Patienten ohne rele-           tulinumtoxinA wirksam. Die bisher eingesetzten Medikamente zur
vante Vorerkrankungen eingeschlossen haben, sollte bei Patien-             Migräneprophylaxe haben eine vergleichbare Wirkung. Als Zielkri-
ten mit chronischen Vorerkrankungen zurückhaltend vorgegan-                terium wird laut den aktuellen Empfehlungen der Internationalen
gen werden.                                                                Kopfschmerzgesellschaft die 50 %-Responderrate herangezogen
                                                                           [4]. Diese beschreibt den Prozentsatz der Migränepatienten, bei

S4                                                             Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24
denen es in der Regel nach 3-monatiger Therapie zu einer Reduk-                            ▶Tab. 1 Design der STRIVE-Studie [17]
tion der Migränetage/Monat um ≥ 50 % vom Ausgangswert kommt.
Die 50 %-Responderrate lag bisher zwischen 35 % und 50 %, was be-                          Studienziel            Prophylaxe der episodischen Migräne
deutet, dass es bei der Hälfte der Patienten unter einer Therapie                          Studiendesign          multizentrisch, doppelblind, randomisiert,
nicht zu einer signifikanten Abnahme der Migränehäufigkeit kam.                                                   placebokontrolliert
In diesen Fällen mussten dann häufig die einzelnen Medikamenten-                           Einschlusskriterium    4–14 Migränetage, < 65 Jahre
gruppen konsekutiv und zum Teil additiv eingesetzt werden, um                              n Patienten            n = 955
eine wirksame und verträgliche Therapie zu finden.
                                                                                           Intervention           Placebo (n = 319), 70 mg Erenumab (n = 317),
    Die bisher verfügbaren Migräneprophylaktika sind bei vielen Pa-                                               140 mg Erenumab (n = 3 19)
tienten gut wirksam. Ein Problem der meisten bisherigen Migräne-
                                                                                           Behandlungsdauer       6 Monate
prophylaktika sind allerdings unerwünschte Arzneimittelwirkun-

                                                                                                                                                                    Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
                                                                                           Primärer Endpunkt      Reduktion der Migränetage/Monat in den
gen. Dies erklärt, warum Adhärenz und Persistenz gering sind [5].                                                 Monaten 4–6
Daher bestand ein hoher Bedarf, neue Migräneprophylaktika mit
                                                                                           Wichtige Ausschluss-   > 2 gescheiterte Prophylaxen
einem günstigeren Nebenwirkungsprofil zu entwickeln.                                       kriterien
                                                                                           NCT-Nummer             NCT02456740
Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) und
Migräne                                                                                 vollhumane, rekombinante Antikörper (Endung „umab“) von hu-
1990 identifizierten Goadsby und Edvinsson die wichtige Rolle von                       manisierten Antikörpern, die noch murine Anteile enthalten, un-
CGRP in der Pathophysiologie der Migräne [6, 7]. Sie untersuch-                         terschieden (Endung „zumab“). Vollhumane und humanisierte mo-
ten systematisch Neuropeptide in Blutproben der Vena jugularis                          noklonale Antikörper sind hochspezifisch und führen nur in mini-
während akuter Migräneattacken. Dabei fanden sie heraus, dass                           malem Umfang zur Bildung von Autoantikörpern. Aufgrund ihrer
während Migräneattacken CGRP ausgeschüttet wurde und dass die                           biologischen Eigenschaften haben die Antikörper gegen den Ligan-
CGRP-Konzentration abnahm, wenn die Attacke erfolgreich mit Su-                         den CGRP oder den CGRP-Rezeptor selbst ein günstiges Nebenwir-
matriptan behandelt wurde. Kurz danach wurde CGRP im Ganglion                           kungsprofil. Dies hängt auch mit der Größe der Antikörper zusam-
trigeminale des Menschen [8] sowie in den Wänden zerebraler Ar-                         men, da sie die Blut-Hirn-Schranke nicht in relevantem Ausmaß
terien nachgewiesen [7, 9]. In den folgenden Jahren identifizierten                     überwinden und keine zentralnervösen Nebenwirkungen haben.
Goadsby und Edvinsson CGRP-Rezeptoren in den Wänden zereb-                              Bedingt durch den Abbau zu Aminosäuren, interagieren sie durch
raler Gefäße und Arterien der Dura, im trigemino-vaskulären Sys-                        Umgehung hepatischer und renaler Eliminationsschritte nicht mit
tem und in zentralen schmerzleitenden Strukturen [10]. CGRP ist                         anderen Medikamenten. Monoklonale Antikörper müssen entwe-
ein potenter Vasodilatator [11]. CGRP-Rezeptoren finden sich dar-                       der subkutan oder intravenös verabreicht werden, wobei die ent-
über hinaus ubiquitär im Körper, unter anderem in der Darmmuko-                         sprechenden Dosierungsintervalle abhängig von der Halbwertzeit
sa und im respiratorischen Endothel. CGRP liegt in einer Alpha- und                     und der Dosis zwischen 4 Wochen und für Fremanezumab 3 Mo-
in einer Betaform vor, wobei für die Pathophysiologie und Therapie                      naten liegen.
der Migräne nur die Alphaform relevant ist. Die Betaform von CGRP                          Im Folgenden werden die Ergebnisse der Phase-3-Studien zur
ist im enterischen System bedeutsam [12]. Zwischen den beiden                           episodischen und chronischen Migräne dargestellt. Studien, wel-
Formen besteht eine Strukturanalogie von über 90 %.                                     che die einzelnen Antikörper vergleichen, fehlen ebenso wie Ver-
    Die Freisetzung von CGRP in den Gefäßwänden von Arterien der                        gleichsstudien mit den bisher etablierten und empfohlenen Mig-
Dura und des Gehirns erfolgt über Synapsen des N. trigeminus. Die                       räneprophylaktika. Um einen indirekten Vergleich zu ermöglichen,
Freisetzung im Nervensystem erfolgt v. a. aus den trigeminalen                          wird über die Studien hinweg die 50 %-Responderrate benutzt. Es
C-Fasern, während Rezeptoren auf den trigeminalen A-delta-Fasern                        muss aber berücksichtigt werden, dass die Einschlusskriterien und
gefunden wurden. Die Ausschüttung von CGRP wird durch die Akti-                         Definitionen der Endpunkte in den referierten Studien zum Teil un-
vierung von 5-HT-1B und 5-HT-1D-Rezeptoren gehemmt. An diesen                           terschiedlich waren und daher ein direkter Vergleich der Wirksam-
Rezeptoren greifen beispielsweise die Triptane an.                                      keit der einzelnen Antikörper nicht möglich ist. Im zweiten Teil der
    Der endgültige Beweis, dass ein Eingriff in den CGRP-Kreislauf                      Übersicht werden die Ergebnisse für wichtige Untergruppen von
wirksam gegen Migräneattacken ist, war eine placebokontrollier-                         Patienten beschrieben.
te Studie von Olesen und Diener, in der ein CGRP-Antagonist sig-
nifikant wirksam Migräneattacken beendete [13].                                         Erenumab zur Prophylaxe der episodischen
    4 monoklonale Antikörper – Eptinezumab, Erenumab, Frema-
nezumab und Galcanezumab – wurden umfangreichen klinischen                              Migräne
Studien bei episodischer und chronischer Migräne unterzogen und                         Die Darstellung der Studienergebnisse für Erenumab stützt sich auf
zeigten eine Überlegenheit gegenüber Placebo [14]. Monoklonale                          eine Übersichtsarbeit von Diener und Gaul [16].
Antikörper haben ein Molekulargewicht von um die 150 kDa und
können die intakte Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Daher                           Die STRIVE-Studie
bezeichnet man diese als „large molecules“ im Gegensatz zu her-                         Die erste Phase-3-Studie bei der episodischen Migräne war eine
kömmlichen Pharmaka und den „Gepanten“ [15], die „small mo-                             randomisierte placebokontrollierte Studie (STRIVE-Studie), in der
lecules“ darstellen. Aufgrund des Herstellungsprozesses werden                          die Migränepatienten über eine Zeitraum von 6 Monaten einmal

Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24                                                               S5
Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie

pro Monat entweder Erenumab 70 mg, 140 mg oder Placebo sub-                    ▶Tab. 2. Erenumab in der Prophylaxe der episodischen Migräne,
kutan injiziert bekamen [17]. Der primäre Endpunkt der Studie war              STRIVE [17]
die Änderung der Migränehäufigkeit zwischen der Baseline und den
Monaten 4 bis 6, gemessen mit der mittleren Zahl der Migräneta-                                            Placebo           Erenumab          Erenumab
ge pro Monat. Sekundäre Endpunkte waren die 50 %-Responder-                                                (n = 319)         70 mg             140 mg
                                                                                                                             (n = 317)         (n = 319)
rate, die Zahl der Tage mit Einnahme von Akutmedikation und die
Änderung der Lebensqualität, gemessen mit dem Migraine Physi-
cal Function Impact Diary (MPFID).                                             Mean monthly migrai-        8,3               8,3               8,3
                                                                               ne days (MMD) bei
    In die Studie wurden insgesamt 955 Patienten eingeschlossen.
                                                                               Studienbeginn
319 erhielten Placebo, 317 die niedrige (70 mg) und 319 die hohe
                                                                               Reduktion der Migrä-        –1,6              –3,2              –3,7
Dosis (140 mg) von Erenumab. Das mittlere Alter der Patienten be-

                                                                                                                                                                  Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
                                                                               netage (MMD) in den
trug 41 Jahre und 85 % waren Frauen. 60 % benutzten zur Behand-                Monaten 4–6
lung der Migräneattacken Triptane und 78 % Analgetika. 40 % der
                                                                               Zahl der MMD in den         6,5               5,1               4,6
Patienten hatten Erfahrung mit anderen Medikamenten zur Mig-                   Monaten 4–6 (% der          (78 %)            (61 %)            (55 %)
räneprophylaxe. 40 % gaben an, dass frühere Migräneprophylaxen                 Baseline)
entweder nicht wirksam waren oder inakzeptable Nebenwirkun-                    > 50 %-Responderra-         84 (26,6 %)       138 (43,3 %)      159 (50,0 %)
gen hatten. In der Baseline-Phase hatten die Patienten im Mittel               te für MMD in den                             TG = 17 %         TG = 23 %
8,2 Migränetage pro Monat und 9,3 Kopfschmerztage. Sie nahmen                  Monaten 4–6                                   (95 %-CI =        (95 %CI =
                                                                                                                             9–24 %)           16–31 %)
im Mittel an 3,4 Tagen pro Monat Triptane ein.
                                                                                                                             NNT = 5,9         NNT = 4,3
    Die Reduktion der Migränetage pro Monat betrug 3,2 in der
                                                                               SAE                         7                 8                 6
70-mg-Erenumab-Gruppe und 3,7 in der 140-mg-Erenumab-Grup-
                                                                               AE mit Studienab-           8                 7                 7
pe, verglichen mit 1,8 Tagen in der Placebo-Gruppe (▶Tab. 2). Die-
                                                                               bruch
ser Unterschied war statistisch signifikant. Die 50 %-Responderrate,
bezogen auf die monatlichen Migränetage, betrug 43,3 % für die
                                                                               TG = Therapeutischer Gewinn (Differenz zwischen Verum und
niedrige Dosis und 50 % für die hohe Dosis von Erenumab, vergli-
                                                                               Placebo), NNT = Number needed to treat, SAE = schwerwiegende
chen mit 26,6 % in der Placebo-Gruppe. Auch dieser Unterschied                 unerwünschte Arzneimittelwirkungen, AE = unerwünschte Arznei-
war signifikant. Signifikante Unterschiede zeigten sich auch für               mittelwirkungen
die Einnahme spezifischer Migränemittel (z. B. Triptane), die um
1,1 Tage in der mit 70 mg behandelten Gruppe und 1,6 Tage in der
mit 140 mg behandelten Gruppe abnahm, verglichen mit 0,2 Tagen
                                                                               ▶Tab. 3 Design der ARISE-Studie [18]
in der Placebo-Gruppe. Die Scores auf der MPFID-Skala (Migraine
Physical Function Impact Diary), welche die körperliche Beeinträch-
                                                                               Studienziel            Prophylaxe der episodischen Migräne
tigung misst, verbesserten sich um 4,2 und 4,8 Punkte in den Eren-
umab-Gruppen, verglichen mit 2,4 Punkten in der Placebo-Grup-                  Studiendesign          multizentrisch, doppelblind, randomisiert, place-
                                                                                                      bokontrolliert
pe. Auch dieser Unterschied war signifikant. Die Häufigkeit uner-
wünschter Arzneimittelwirkungen war zwischen Erenumab und                      Einschlusskrite-       ≥ 4– < 15 Migränetage, 18–65 Jahre
                                                                               rium
Placebo nicht unterschiedlich.
                                                                               n Patienten            n = 577
Die ARISE-Studie                                                               Intervention           Placebo (n = 291), 70 mg Erenumab (n = 286)

Die zweite Phase-3-Studie (ARISE) war eine randomisierte, doppelb-             Behandlungs-           12 Wochen
                                                                               dauer
linde, placebokontrollierte Studie, in die 577 Patienten mit episo-
discher Migräne eingeschlossen wurden [18]. Die Patienten erhiel-              Primärer End-          Änderung der Migränetage/Monat
                                                                               punkt
ten entweder alle 4 Wochen 70 mg Erenumab subkutan oder Pla-
cebo. Der primäre Endpunkt war die Abnahme der Migränetage pro                 Sekundäre End-         ≥ 50 % Reduktion der Migränetage/Monat
                                                                               punkte                 Änderung der Einnahme von Medikamenten zur
Monat. Sekundäre Endpunkte waren die 50 %-Responderrate für
                                                                                                      Therapie der Migräneattacke
Migränetage, die Veränderung der Tage, an denen eine migräne-                                         ≥ 5 Punkte Reduktion des Migraine Physical Functi-
spezifische symptomatische Akutmedikation eingenommen wurde                                           on Impact Diary
(z. B. Triptane), und eine Verbesserung um 5 oder mehr Punkte des              Wichtige Aus-          > 2 gescheiterte Prophylaxen in der Vergangenheit
„Migraine Physical Function Impact Diary Score“. Diese Endpunk-                schlusskriterien
te wurden am Ende der dreimonatigen Behandlungsphase erfasst.                  NCT-Nummer             NCT02483585
    Die Patienten waren im Mittel 42 Jahre alt und 85 % waren Frau-
en. Die Migräne bestand im Mittel seit 20 Jahren. Etwa die Hälfte
der Patienten hatte eine Migräne mit Aura. Die Hälfte der Patienten            Unter Erenumab kam es innerhalb von 3 Monaten zu einer sig-
hatte bisher keine Migräneprophylaxe erhalten. 60 % der Patienten          nifikanten Abnahme von 2,9 Migränetagen pro Monat, verglichen
nahmen spezifische Migränemittel wie Triptane zur Behandlung               mit 1,8 Tagen unter Placebo (▶Tab. 4). Die 50 %-Responderrate be-
akuter Migräneattacken ein. Die Zahl der Migränetage pro Monat             trug 39,7 % für Erenumab und 29,5 % für Placebo mit einer Odds
betrug bei Studienbeginn im Mittel 8,2 Tage.                               Ratio (OR) von 1,9, einem 95 %-Konfidenzintervall zwischen 1,12

S6                                                             Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24
▶Tab. 4 Ergebnisse der ARISE-Studie mit Erenumab bei Patienten                          ▶Tab. 6 Ergebnisse der LIBERTY-Studie mit Erenumab bei Patienten
   mit episodischer Migräne                                                                mit episodischer Migräne [20]

                                             Placebo        Erenumab 70 mg                                                    Placebo      Erenumab 140 mg
                                             (n = 288)      (n = 282)                                                         (n = 125)    (n = 121)

   Mean monthly migraine days                8,4            8,1                            Mean monthly migraine days         9,2          9,3
   (MMD) bei Studienbeginn                                                                 (MMD) bei Studienbeginn

   Reduktion der MMD von der Base-           –1,8           –2,9                           Reduktion der MMD von der Base-    –0,2         –1,8
   line zu Monat 3                                                                         line zu Monat 3
   Zahl der MMD im Monat 3                   6,6 (79 %)     5,2 (64 %)                     Zahl der MMD im Monat 3            9,0 (97 %)   7,5 (80 %)

                                                                                                                                                                     Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
   (% der Baseline)                                                                        (% der Baseline)
   > 50 %-Responderrate für MMD im           85 (29,5 %)    112 (39,7 %)                   > 50 %-Responderrate für MMD im    17 (14 %)    36 (30 %)
   Monat 3                                                  TG = 10 %                      Monat 3                                         TG = 16 %
                                                            (95 %-CI = 2–18 %)                                                             (95 %-CI = 5–26 %)
                                                            NNT = 10                                                                       NNT = 6,3
   SAE                                       5              3                              SAE                                1            2
   AE mit Studienabbruch                     1              5                              AE mit Studienabbruch              1            0

   TG = Therapeutischer Gewinn (Differenz zwischen Verum und                               TG = Therapeutischer Gewinn (Differenz zwischen Verum und
   Placebo), NNT = Number needed to treat, SAE = schwerwiegende                            Placebo), NNT = Number needed to treat, SAE = schwerwiegende
   unerwünschte Arzneimittelwirkung, AE = unerwünschte Arzneimit-                          unerwünschte Arzneimittelwirkungen, AE = unerwünschte Arznei-
   telwirkung                                                                              mittelwirkungen

                                                                                        oberen Atemwege und einige Patienten beklagten Schmerzen an
   ▶Tab. 5 Design der LIBERTY-Studie [20]                                               der Injektionsstelle (12/289 mit Placebo, 17/283 mit Erenumab).
                                                                                        Nur 5 Patienten brachen in der Erenumab-Gruppe die Behandlung
   Studienziel           Prophylaxe der episodischen Migräne                            wegen Nebenwirkungen ab.
   Studiendesign         multizentrisch, doppelblind, randomisiert, placebo-
                                                                                        Die LIBERTY-Studie
                         kontrolliert
   Einschlusskrite-      ≥ 4– < 15 Migränetage, 18–65 Jahre, in der Vergan-             Die LIBERTY-Studie untersuchte prospektiv die Gabe von Erenu-
   rium                  genheit waren 2–4 prophylaktische Therapien nicht              mab 140 mg alle 4 Wochen bei Patienten, bei denen in der Ver-
                         wirksam                                                        gangenheit zwischen 2 und 4 Substanzen zur Migräneprophylaxe
   n Patienten           n = 246                                                        nicht wirksam waren oder nicht vertragen wurden [19]. In die Stu-
   Intervention          Placebo (n = 120), 140 mg Erenumab (n = 121)                   die wurden 246 Patienten aufgenommen und über 12 Wochen mit
   Behandlungs-          12 Wochen                                                      Erenumab oder Placebo behandelt. Anschließend wurden die Pati-
   dauer                                                                                enten über 156 Wochen offen weiterbehandelt. Der primäre End-
   Primärer End-         ≥ 50 %-Reduktion der Migränetage/Monat                         punkt war eine mindestens 50 %ige Reduktion der Migränetage in
   punkt                                                                                den Wochen 9–12 (▶Tab. 5).
   Sekundäre End-        Reduktion der Migränetage/Monat, Verände-                          Im Rahmen der Studie hatten 39 % der Patienten 2 vergebli-
   punkte                rung der monatlichen Tage mit Akutmedikation,                  che Therapieversuche mit Migräneprophylaktika, 38 % 3 Versuche
                         75 %- und 100 %-Responderraten für Migränetage,
                                                                                        und 23 % 4 Versuche. Die am häufigsten abgebrochenen Therapien
                         Änderungen im Migraine Physical Function Impact
                         Diary und Work Productivity and Activty Impair-
                                                                                        waren Topiramat (85 %), Amitriptylin (45 %), Propranolol (45 %) und
                         ment Score                                                     Metoprolol (38 %). In der Woche 12 betrug die 50 %-Responderra-
   NCT-Nummer            NCT03096834                                                    te unter Erenumab 30,3 % und in der Placebo-Gruppe 13,7 %. Dies
                                                                                        entspricht einer Odds Ratio von 2,73 mit einem 95 %-CI von 1,43–
                                                                                        5,19. Erenumab war auch für alle sekundären Endpunkte wirksa-
                                                                                        mer als Placebo. Zusätzlich wurden patientenorientierte Endpunk-
und 2,27. Es zeigte sich auch eine signifikante Reduktion der Tage,                     te untersucht. Hier zeigte sich eine Überlegenheit von Erenumab in
an denen spezifische Migränemedikamente eingenommen wur-                                der HIT-6-Skala (Headache Impact Test) und einem Score, der die
den, wobei die Reduktion 1,2 Tage unter Erenumab und 0,6 Tage                           Produktivität am Arbeitsplatz misst (WPAI = Work Productivity and
unter Placebo betrug. Dieser Unterschied war mit einem p-Wert                           Activity Impairment Score).
von 0,002 signifikant. Die Leistungsfähigkeit, gemessen mit „Phy-                           Fasst man die randomisierten Studien zur Wirksamkeit von Eren-
sical Impairment and Impact on Everyday Activities Domain Score                         umab bei der episodischen Migräne zusammen, sind beide Dosen
measured by the Migraine Physical Function Impact Diary“ war                            von 70 und 140 mg besser wirksam als Placebo. Die Reduktion der
nicht unterschiedlich. Erenumab hatte ein Nebenwirkungsprofil                           Migränetage pro Monat lag zwischen 2,9 und 3,7 Tagen, vergli-
vergleichbar mit Placebo. Gelegentlich kam es zu Infektionen der                        chen mit 1,8 bis 2,3 Tagen für Placebo. Über die 3 Studien hinweg

Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24                                                                S7
Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie

     ▶Tab. 7 Fremanezumab zur Prophylaxe der episodischen Migräne                    ▶Tab. 8 Fremanezumab zur Prophylaxe der episodischen Migräne
     (HALO) [21]                                                                     [21]

     Studienziel        Prophylaxe der episodischen Migräne                                                  Placebo      Fremanezumab          Fremanezumab
                                                                                                             n = 294      1 × pro Monat         1 × für 3 Monate
     Studiendesign      multizentrisch, doppelblind, randomisiert, placebo-
                                                                                                                          n = 290               n = 291
                        kontrolliert
     Einschlusskrite-   ≥ 4 Migränetage/Monat
     rium                                                                            Mean monthly            9,1          8,9                   9,2
                                                                                     migraine days
     n Patienten        n = 875
                                                                                     (MMD) bei Studi-
     Intervention       Placebo, 225 mg Fremanezumab s. c. pro Monat,                enbeginn

                                                                                                                                                                        Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
                        1 × 675 mg Fremanezumab 1 × in 3 Monaten
                                                                                     Reduktion der           –2,6         –4,0                  –3,9
     Behandlungs-       12 Wochen                                                    MMD von der Ba-
     dauer                                                                           seline zu Monat 3
     Primärer End-      Reduktion der Migränetage/Monat über 12 Wochen               Zahl der MMD im         6,5          4,9                   5,3
     punkt                                                                           Monat 3                 71,4 %       55,1 %                57,6 %
     Sekundäre End-     Tage mit Einnahme von Akutmedikation, Migraine               (% der Baseline)
     punkte             Disabiity Assessment Score (MIDAS)                           > 50 %-Responder-       82           138 (47,7 %)          129 (44,4 %)
     Wichtige Aus-      > 2 gescheiterte Prophylaxen in der Vergangenheit            rate für MMD im         (27,9 %)     TG = 20 %             TG = 16 %
     schlusskriterien                                                                Monat 3                              (95 %-CI =            (95 %-CI =
     NCT-Nummer         NTC02629861                                                                                       12–28 %)              9–24 %)
                                                                                                                          NNT = 5,1             NNT = 6,1
                                                                                     SAE                     7            3                     3
                                                                                     AE mit Studienab-       5            5                     5
betrug die mittlere Zahl der Migränetage in der Baseline 8,4 und                     bruch
wurde durch Erenumab im Mittel um 3,3 Tage reduziert. Die mitt-
lere 50 %-Responderrate lag bei 45 % für Erenumab und 24–27 %
                                                                                     TG = Therapeutischer Gewinn (Differenz zwischen Verum und
für Placebo.                                                                         Placebo), NNT = Number needed to treat, SAE = schwerwiegende
                                                                                     unerwünschte Arzneimittelwirkungen, AE = unerwünschte Arznei-
                                                                                     mittelwirkungen
 Fremanezumab zur Prophylaxe der
­episodischen Migräne
Fremanezumab wurde in einer ersten Phase-3-Studie mit Placebo                    me von 4,0 Migränetagen, verglichen mit 2,6 Migränetagen unter
verglichen [21]. Es handelte sich um eine doppelblinde, placebo-                 Placebo. Bei der einmaligen höheren Dosis von Fremanezumab kam
kontrollierte Parallelgruppenstudie, die an 123 Kopfschmerzzent-                 es zu einer Abnahme der Migränetage pro Monat von 3,9 Tagen.
ren in 9 Ländern durchgeführt wurde. Nach einer 28-tägigen Base-                 Auch hier war der Unterschied zu Placebo (Abnahme um 2,6 Tage)
line erfolgte die Behandlung über 12 Wochen mit einer subkutanen                 signifikant. Die 50 %-Responderrate, bezogen auf die Migräneta-
Gabe von Fremanezumab. Einschlusskriterien waren unter anderem                   ge pro Monat, betrug 47,7 % in der Fremanezumab-Gruppe, in der
ein Alter zwischen 18 und 70 Jahren und eine episodische Migräne                 3-mal injiziert wurde, 44,4 % bei den Patienten, die nur 1-mal mit
mit 4–14 Kopfschmerztagen pro Monat. Es wurden nur Patienten                     675 mg Fremanezumab behandelt wurden, und 27,9 % in der Pla-
eingeschlossen, die in der Vergangenheit auf maximal 2 Klassen                   cebo-Gruppe. Diese Unterschiede waren signifikant (▶Tab. 8). Si-
einer migränepräventiven Therapie entweder nicht angesprochen                    gnifikante Unterschiede zugunsten von Fremanezumab ergaben
hatten, diese nicht vertragen hatten oder bei denen die entspre-                 sich auch für alle sekundären Endpunkte wie beispielsweise die Ein-
chende Medikamentenklasse kontraindiziert war. Etwa 20 % der                     nahmetage von Medikamenten zur Behandlung von Kopfschmer-
Studienteilnehmer waren stabil auf eine medikamentöse Migräne-                   zen sowie die Beeinträchtigung durch die Migräne, gemessen mit
prophylaxe eingestellt und führten diese in der Studie fort. Die Pa-             dem MIDAS-Score. Bezüglich unerwünschter Arzneimittelwirkun-
tienten wurden in 3 Gruppen randomisiert. 290 Patienten erhiel-                  gen ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den
ten 225 mg Fremanezumab alle 4 Wochen, 291 Patienten erhielten                   3 Therapiegruppen. Am häufigsten wurden Schmerzen an der In-
eine einmalige Dosis von 675 mg Fremanezumab und 294 Patien-                     jektionsstelle und Infektionen der oberen Atemwege beklagt. Die
ten erhielten Placebo. Der primäre Endpunkt war die mittlere Än-                 Therapie wurde von jeweils 5 Patienten in jeder Therapiegruppe
derung der Migränetage pro Monat über die 12-wöchige Behand-                     wegen Nebenwirkungen abgebrochen.
lungsphase.                                                                         Bei Patienten mit episodischer Migräne, die auf mindestens
    Die Patienten waren im Mittel 42 Jahre alt und 85 % waren Frau-              2 Klassen von Migräneprophylaktika in der Vergangenheit nicht
en. Die Migräne bestand im Mittel seit 20 Jahren. In der Baseline                ansprachen, führte Fremanezumab über eine 12-wöchige Behand-
hatten die Patienten im Mittel 9 Migränetage und an 7,7 Tagen                    lungsperiode, verglichen mit Placebo, zu einer statistisch signifi-
nahmen die Patienten Medikamente zur Behandlung der Migrä-                       kanten Reduktion von 1,3 bis 1,5 Migränetagen pro Monat. Die
neattacke ein. An 6–7 Tagen erfolgte die Einnahme einer spezifi-                 Behandlung mit Fremanezumab wurde gut toleriert.
schen Migränemedikation. In der Therapiegruppe, die einmal mo-
natlich Fremanezumab erhielt, kam es zu einer signifikanten Abnah-

S8                                                                   Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24
▶Tab. 9 Galcanezumab zur Prophylaxe der episodischen Migräne                            ▶Tab. 11 Galcanezumab zur Prophylaxe der episodischen Migräne
                                                                                           EVOLVE-2 [23]
                      EVOLVE-1 [22]                   EVOLVE-2 [23]
                                                                                                                 Placebo      Galcanezumab     Galcanezumab
   Studienziel        Prophylaxe der episodi-         Prophylaxe der episodi-                                    (n = 461)    120 mg           240 mg
                      schen Migräne                   schen Migräne                                                           (n = 231)        (n = 223)
   Studiendesign      doppelblind, randomi-           doppelblind, randomi-
                      siert, placebokontrolliert      siert, placebokontrolliert           Mean monthly          9,2          9,1              9,1
   Einschlusskri-     4–14 Migränetage/Mo-            4–14 Migränetage/Mo-                 migraine days
   terium             nat, 18–65 Jahre                nat, 18–65 Jahre                     (MMD) bei Studien-
                                                                                           beginn
   n Patienten        n = 858                         n = 915

                                                                                                                                                                     Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
   Intervention       Placebo, 120 mg Galcane-        Placebo, 120 mg Galcane-             Reduktion der MMD     –2,3         –4,3             –4,2
                      zumab, 240 mg Galcane-          zumab, 240 mg Galcane-               über die Monate
                      zumab pro Monat s. c.           zumab pro Monat s. c.                1–6

   Behandlungs-       6 Monate                        6 Monate                             Zahl der MMDs im      6,9 (75 %)   4,8 (53 %)       4,9 (54 %)
   dauer                                                                                   Monat 6
                                                                                           (% der Baseline)
   Primärer           Reduktion der Migräneta-        Reduktion der Migräneta-
   Endpunkt           ge Monat 1–6                    ge Monat 1–6                         > 50 %-Responderra-   36 %         59 %             57 %
                                                                                           te für MMD über die                TG = 23 %        TG = 20 %
   Sekundäre          50 %-, 75 %-, 100 %-Re-         50 %-, 75 %-, 100 %-Re-
                                                                                           Monate 1–6                         (95 %-CI = 15–   (95 %-CI = 13–
   Endpunkte          sponderrate, Tage mit           sponderrate, Tage mit
                                                                                                                              31 %)            28 %)
                      Akutmedikation,                 Akutmedikation, MIDAS,
                      MIDAS, MSQ                      MSQ                                  NNT                                4,3              4,8

   Wichtige           ≥ 3 erfolglose vorherige        ≥ 3 erfolglose vorherige
   Ausschlusskri-     Prophylaxen, keine ande-        Prophylaxen, keine ande-             TG = Therapeutischer Gewinn (Differenz zwischen Verum und Pla-
   terien             re Prophylaxe                   re Prophylaxe                        cebo), NNT = Number needed to treat

   NCT-Nummer         NCT02614183                     NCT02614196

   MIDAS = Migraine Disability Assessment Score , MSQ = Migraine
                                                                                         Galcanezumab zur Prophylaxe der
   Specific Quality of Life Questionnaire                                               ­episodischen Migräne
                                                                                        Die beiden EVOLVE-Studien (Evaluation of LY2951742 in the pre-
                                                                                        vention of episodic migraine) waren doppelblinde, randomisierte,
                                                                                        placebokontrollierte Studien, die die subkutanen Injektionen von
                                                                                        Galcanezumab mit Placebo verglichen [22, 23]. Die Patienten er-
   ▶Tab. 10 Galcanezumab zur Prophylaxe der episodischen Migräne.                       hielten über einen Zeitraum von 6 Monaten 1 × monatlich eine sub-
   EVOLVE-1 [22]                                                                        kutane Injektion von Galcanezumab 120 mg, 240 mg oder Placebo.
                                                                                        Eingeschlossen wurden Patienten mit 4–14 Migränetagen/Monat.
   EVOLVE-1             Placebo          Galcanezumab           Galcanezumab            Der primäre Endpunkt der Studien war die mittlere Reduktion der
                        (n = 433)         120 mg                240 mg                  Migränetage während der Studiendauer, verglichen mit der Base-
                                         (n = 213)              (n = 212)
                                                                                        line. Außerdem wurden die 50 %-, 75 %- und 100 %-Responderra-
                                                                                        ten berechnet, Migränetage mit der Einnahme von Akutmedikation
   Mean monthly         9,1              9,2                    9,1                     sowie die Lebensqualität und die Einschränkung im Alltag durch die
   migraine days
                                                                                        Migräne. Eine vorbestehende medikamentöse Migräneprophylaxe
   (MMD) bei Stu-
   dienbeginn                                                                           musste vor Studieneinschluss beendet werden.

   Reduktion der        –2,8             –4,7                   –4,6                    Ergebnisse
   MMD über die
   Monate 1–3                                                                           In die EVOLVE-1-Studie wurden 858 Patienten aufgenommen. Das
   Zahl der MMD         6,3 (69 %)       4,5 (49 %)             4,5 (49 %)              mittlere Alter der Patienten betrug 40,7 Jahre und 84 % waren Frau-
   im Monat 6 (%                                                                        en. In der Baseline-Periode betrug die mittlere Häufigkeit der Mi-
   der Baseline)                                                                        gränetage pro Monat 9,1. Beide Dosierungen von Galcanezumab
   > 50 %-Res-          39 %             62 %                   61 %                    waren signifikant besser wirksam als Placebo. Die Reduktion der
   ponderrate für                        TG = 24 %              TG = 22 %               Migränetage betrug im Mittel 4,7 Tage (120 mg) und 4,6 Tage
   MMD über die                          (95 %-CI = 15–         (95 %-CI = 14–
                                                                                        (240 mg) für Galcanezumab, verglichen mit Placebo mit 2,8 Tagen
   Monate 1–3                            32 %)                  30 %)
                                                                                        (p < 0,001). Die Studie zeigte auch signifikante Unterschiede für alle
   NNT                                   4,3                    4,5
                                                                                        sekundären Endpunkte zugunsten von Galcanezumab.
                                                                                            In die EVOLVE-2-Studie wurden 915 Patienten aufgenommen
   TG = Therapeutischer Gewinn (Differenz zwischen Verum und Pla-
                                                                                        und ebenfalls mit 120 mg (n = 231) oder 240 mg (n = 223) Galcane-
   cebo) , NNT = Number needed to treat
                                                                                        zumab 1 × monatlich behandelt. 461 Patienten erhielten Placebo.
                                                                                        Die Patienten waren im Mittel 41,9 Jahre alt und 85,4 % waren

Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24                                                                S9
Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie

weiblich. In der Baseline betrug die mittlere Häufigkeit der Mig-            ▶Tab. 12 Eptinezumab zur Prophylaxe der episodischen Migräne
ränetage 9,1 pro Monat. Die Reduktion der Migränetage betrug
im Mittel 4,3 Tage (120 mg) und 4,2 Tage (240 mg) für Galcanezu-                                       PROMISE-1
mab, verglichen mit Placebo mit 2,3 Tagen (p < 0,01). Auch in die-
ser Studie zeigte sich eine Überlegenheit von Galcanezumab ge-               Studienziel               Prophylaxe der episodischen Migräne mit hoher
                                                                                                       Frequenz
genüber Placebo für die sekundären Zielparameter. Die 50 %-Re-
sponderraten betrugen in den beiden Studien 62,3 % und 59,3 %                Studiendesign             randomisiert, doppelblind, placebokontrolliert

für die 120-mg-Dosis von Galcanezumab, 60,9 % und 56,5 % für                 Einschlusskrite-          ≤ 14 Kopfschmerztage/Monat davon ≥ 4 Tage
die 240-mg-Dosis, verglichen mit 38,6 % und 36 % mit Placebo.                rium                      Migräne

Die 100 %-Responderraten betrugen 15,6 % und 11,5 % (120 mg),                n Patienten               n = 888

14,6 % und 13,8 % (240 mg), verglichen mit Placebo 6,2 % und 5,7 %.          Intervention              Eptinezumab 30, 100, 300 mg 1 × intravenös,

                                                                                                                                                                Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich diese                                         Placebo

Raten nicht auf eine komplette Schmerzfreiheit über die gesam-               Behandlungs-              Phase 1: 12 Wochen, Phase 2: 48 Wochen
                                                                             dauer
ten 6 Monate bezogen, sondern auf mindestens einen (oder mehre-
re) attackenfreie Monate. Diese Raten lagen gepoolt für beide Stu-           Primärer End-             Reduzierung der monatlichen Migränetage in
                                                                             punkt                     den Monaten 1 bis 3
dien bei 0,7 % für 120 mg und 1,4 % für 240 mg Galcanezumab [24].
                                                                             Sekundäre End-            50 %- und 75 %-Responderraten für Migränetage/
    Die Therapie mit Galcanezumab wurde sehr gut vertragen.
                                                                             punkte                    Monat, SF-36
Außer Reaktionen an der Injektionsstelle zeigten sich keine Un-
                                                                             NCT-Nummer                NCT0255989
terschiede in den unerwünschten Arzneimittelwirkungen zwi-
schen Verum und Placebo. Nur wenige Patienten brachen die Stu-
die wegen Nebenwirkungen ab. Die Häufigkeiten waren 1,7 % und
2,3 % für Placebo, 2,2 % und 4,2 % für die 120-mg-Dosis und 4,0 %
und 3,3 % für 240-mg-Dosis von Galcanezumab.                                 ▶Tab. 13 Eptinezumab zur Prophylaxe der episodischen Migräne
    Der monoklonale Antikörper gegen CGRP Galcanezumab war                   PROMISE-1, zitiert in Tepper 2018 [25]
in 2 randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studi-
en über einen Zeitraum von 6 Monaten in der Prophylaxe der epi-                                  Placebo         Eptinezu-      Eptine-        Eptine-
sodischen Migräne besser wirksam als Placebo. Zwischen den bei-                                  n = 222         mab            zumab          zumab
                                                                                                                 30 mg          100 mg         300 mg
den Dosierungen von 120 und 240 mg bestanden keine Unterschie-
                                                                                                                 n = 219        n = 223        n = 224
de in der Wirksamkeit.

                                                                             Mean monthly        8,4             8,7            8,7            8,6
Eptinezumab zur Prophylaxe der ­episodischen                                 migraine days
                                                                             (MMD) bei Stu-
Migräne                                                                      dienbeginn
Die hier vorgestellten Daten zu Eptinezumab zur episodischen Mi-             Reduktion der       –3,2            –4,0           –3,9           –4,3
gräne müssen noch mit Zurückhaltung bewertet werden. Die Er-                 MMD von der
gebnisse wurden auf Kongressen als Abstract und als Pressemel-               Baseline zu
                                                                             Monat 3
dung kommuniziert, aber noch nicht in einer Peer-reviewten Zeit-
schrift publiziert (Zeitpunkt August 2019).                                  Zahl der MMD        5,2 (62 %)      4,7 (54 %)     4,8 (55 %)     4,3 (50 %)
                                                                             im Monat 3
    In der PROMISE-1-Studie erhielten erwachsene Migränepatien-
                                                                             (% der Base-
ten mit Kopfschmerzen an ≤ 14 Tagen im Monat, von denen ≥ 4 die              line)
ICHD-II-Kriterien für Migräne erfüllten, alle 12 Wochen Eptinezumab
                                                                             Zahl der MMD        5,2             –              4,2            3,3
30, 100, 300 mg intravenös oder Placebo. Der primäre Endpunkt war            Woche 37–48
die Reduktion der monatlichen Migränetage über die Wochen 1–12.              > 50 %-Res-         37,4 %          –              49,8 %         56,3 %
Die Studie erstreckte sich über insgesamt 48 Wochen. Für die Aus-            ponderrate für                                     TG = 12,4 %    TG = 18,9 %
wertung standen 888 Patienten zur Verfügung. Die durchschnittli-             MMD Wochen                                         95 %-CI =      95 %-CI =
che Zahl der Migränetage pro Monat in der Baseline betrug im Mit-            1–12                                               3–21 %         10–28 %
                                                                                                                                NNT = 8,1      NNT = 5,3
tel 8,5 Tage in allen Behandlungsgruppen. Eptinezumab 30, 100 und
300 mg vs. Placebo verringerte die Migränetage pro Monat gegen-              > 50 %-Res-         55,4 %          –              64,7 %         69,8 %
                                                                             ponderrate für
über dem Ausgangswert in den Wochen 1–12 um –4,0, um –3,9,
                                                                             MMD für die
um –4,3 versus –3,2 für Placebo. Der Prozentsatz der Patienten mit           Wochen 37–48
einer ≥ 50 %igen Reduktion der Migränetage pro Monat betrug für
Eptinezumab 30 mg 50,2 %, für 100 mg 49,8 %, für 300 mg 56,3 %               TG = Therapeutischer Gewinn (Differenz zwischen Verum und Pla-
und für Placebo 37,4 %. Alle Unterschiede zwischen Eptinezumab               cebo), NNT = Number needed to treat
und Placebo waren signifikant. Unerwünschte Arzneimittelwirkun-
gen waren zwischen Eptinezumab und Placebo nicht unterschiedlich.
Nur obere bronchopulmonale Infekte, Nasopharyngitis und Sinusi-
tis waren numerisch unter Eptinezumab häufiger als unter Placebo.

S10                                                          Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24
▶Tab. 14 Monoklonale Antikörper in der Prophylaxe der chroni-
                                                                                         Studien zur Prophylaxe der chronischen
   schen Migräne                                                                        ­Migräne
                          Erenumab                    Fremanezumab                      Bei der chronischen Migräne ist eine prophylaktische Wirkung
                          Phase-2-Studie              HALO-CM [35]                      durch methodisch solide placebokontrollierte Studien nur für Ona-
                          [34]
                                                                                        botulinumtoxinA und Topiramat belegt. In die beiden PREEMPT-Stu-
                                                                                        dien mit OnabotulinumtoxinA wurden insgesamt 1384 Patienten
   Studienziel            Prophylaxe der chro-        Prophylaxe der chroni-            mit chronischer Migräne eingeschlossen [26, 27]. Im Rahmen der
                          nischen Migräne             schen Migräne
                                                                                        doppelblinden Studie wurden 2 Behandlungszyklen im Abstand
   Einschlusskrite-       ≥ 15 Kopfschmerzta-         ≥ 15 Kopfschmerztage              von 3 Monaten untersucht, gefolgt von einer 6-monatigen offe-
   rium                   ge pro Monat                pro Monat
                                                                                        nen Behandlungsphase. In einer gepoolten Analyse [28] reduzierte

                                                                                                                                                              Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
   n Patienten            n = 667                     n = 1130                          OnabotulinumtoxinA im Vergleich zu Placebo signifikant die Tage
   Intervention           70 mg oder 140 mg           225 mg pro Monat                  mit Kopfschmerzen, die Häufigkeit der Migräneattacken, Tage mit
                          pro Monat s. c.             (675 mg Loading Dose)
                                                                                        ausgeprägten Kopfschmerzen, die kumulativen Kopfschmerzstun-
                                                      oder 675 mg alle 3 Mo-
                                                      nate s. c.
                                                                                        den pro Tag und die subjektive Beeinträchtigung. Die Anzahl der
                                                                                        Kopfschmerztage im Monat reduzierte sich von 19,9 um 8,4 Tage
   Behandlungs-           12 Wochen                   12 Wochen
   dauer                                                                                in der OnabotulinumtoxinA-Gruppe und von 19,8 um 6,6 Tage in
   Primärer End-          Reduktion der Mi-           Reduktion der Kopf-
                                                                                        der Placebo-Gruppe. Auch bei Patienten mit Übergebrauch von
   punkt                  gränetage Wochen            schmerztage pro Monat,            Schmerz- oder Migränemitteln zeigte OnabotulinumtoxinA eine
                          9–12                        Wochen 1–12                       gute Wirkung [29].
   Wichtige sekun-        ≥ 50 %-Responder-           ≥ 50 %-Responderrate,                 Die Wirksamkeit von Topiramat in der Behandlung der chroni-
   däre Endpunkte         rate, Einnahme von          Einnahme von Akutthe-             schen Migräne konnte in 2 randomisierten placebokontrollierten
                          Triptanen                   rapie                             Studien belegt werden. 59 Patienten wurden über 16 Wochen mit
   Wichtige Aus-          > 3 unwirksame              > 2 unwirksame vorher-            Placebo oder Topiramat 100 mg/Tag behandelt [30]. 22 % der mit
   schlusskriterien       vorhergehende               gehende Therapien
                                                                                        Topiramat behandelten Patienten zeigten eine mindestens 50 %ige
                          Therapien
                                                                                        Reduktion der Kopfschmerztage/Monat (0 % in der Placebo-Grup-
   NCT-Nummer             NCT02066415                 NCT02621931
                                                                                        pe, p = 0,012) [31, 32]. Die Kopfschmerztage reduzierten sich im
                                                                                        Durchschnitt um –3,5 ± 6,3 im Monat in der Verum-Gruppe und
                                                                                        um 0,2 ± 4,7 in der Placebo-Gruppe (p = 0,02). Es zeigte sich auch
                                                                                        eine signifikante Besserung der Kopfschmerztage (p < 0,03) bei den
   ▶Tab. 15 Monoklonale Antikörper in der Prophylaxe der chroni-                        Patienten (78 %) mit Medikamentenübergebrauch (3,5 ± 7,1 Tage).
   schen Migräne
                                                                                        Ein ähnliches Ergebnis zeigte eine größere (n = 306) amerikanische
                                                                                        Studie [33]. In der Topiramat-Gruppe fand sich auch hier eine si-
                          Galcanezumab RE-               Eptinezumab [37]
                                                                                        gnifikante Reduktion (6,4 ± 5,8) der Migränetage im Vergleich zu
                          GAIN [36]
                                                                                        Placebo (4,7 ± 6,1; p = 0,01).

   Studienziel            Prophylaxe der chroni-         Prophylaxe der chro-
                          schen Migräne                  nischen Migräne                Erenumab zur Prophylaxe der chronischen
   Einschlusskrite-       ≥ 15 Kopfschmerztage           ≥ 15 Kopfschmerzta-            Migräne
   rium                   pro Monat                      ge pro Monat
                                                                                        Erenumab wurde bei der chronischen Migräne in einer Phase-2-Stu-
   n Patienten            n = 1113                       n = 616
                                                                                        die untersucht [34]. Es handelte sich um eine randomisierte dop-
   Intervention           120 mg pro Monat               1 × 10, 30, 100 oder
                                                                                        pelblinde placebokontrollierte multizentrische Studie, in die Pati-
                          (240 mg Loading Dose)          300 mg i. v.
                          oder 240 mg pro Monat
                                                                                        enten mit chronischer Migräne in den Vereinigten Staaten und Eu-
                          s. c.                                                         ropa eingeschlossen wurden. Die Patienten wurden im Verhältnis
   Behandlungs-           3 Monate                       3 Monate                       3 : 2 : 2 zu subkutanem Placebo, Erenumab 70 mg oder Erenumab
   dauer                                                                                140 mg alle 4 Wochen für 12 Wochen randomisiert. Der primäre
   Primärer End-          Reduktion der Migräne-         ≥ 75 %-Responderrate           Endpunkt war die Änderung der Migränetage pro Monat von der
   punkt                  tage über 3 Monate             Woche 1–12                     4-wöchigen Baseline zu den letzten 4 Wochen der doppelblinden
   Wichtige sekun-        ≥ 50 %-, 75 %-,                ≥ 50 %-Responderrate           Behandlungsphase.
   däre Endpunkte         100 %-Responderraten,                                             Zwischen April 2014 und Dezember 2015 wurden 667 Patienten
                          MSQ                                                           in die Studie eingeschlossen. 286 erhielten Placebo, 191 die nied-
   Wichtige Aus-          > 3 unwirksame vorher-         Opioide oder Barbi-            rige Dosis und 190 die hohe Dosis von Erenumab. Die monatliche
   schlusskriterien       gehende Therapien              turate an > 4 Tagen im         Reduktion der Migränetage betrug für die beiden Dosierungen von
                                                         Monat
                                                                                        Erenumab 6,6 Tage und für Placebo 4,2 Tage. Der absolute Unter-
   NCT-Nummer             NCT02614261                    NCT02275117
                                                                                        schied von minus 2,5 Tagen war signifikant. Nebenwirkungen be-
                                                                                        richteten 39 % der Patienten in der Placebo-Gruppe, 44 % bei der
                                                                                        niedrigen Dosis und 47 % bei der hohen Dosis von Erenumab. Die

Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24                                                      S11
Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie

   ▶Tab. 16 Prophylaxe der chronischen Migräne mit Erenumab [34]                  ▶Tab. 17 Fremanezumab zur Prophylaxe der chronischen Migräne
                                                                                  [35]
                       Placebo   Erenumab           Erenumab
                       n = 286   70 mg              140 mg                                                  Placebo        Fremanezu-           Fremanezu-
                                 n = 191            n = 190                                                 n = 375        mab                  mab
                                                                                                                           1 × 3 Monate         1 × Monat
                                                                                                                           n = 376              n = 379
   Mean monthly        18,4      17,9               17,8
   migraine days
   (MMD) bei Studi-                                                               Mean monthly              16,4           16,2                 16,0
   enbeginn                                                                       migraine days
                                                                                  (MMD) bei Studien-
   Reduktion der       –4,2      –6,6               –6,6

                                                                                                                                                                     Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
                                                                                  beginn
   MMD von der Ba-
   seline zu Monat 3                                                              Reduktion der MMD         –3,6           –5,2                 –5,3
   Zahl der MMD im     14,2      11,3 (63 %)        11,2 (63 %)                   von der Baseline zu
   Monat 3 (% der      (77 %)                                                     Monat 3
   Baseline)                                                                      Zahl der MMD im           12,8           11,0 (70 %)          10,7 (69 %)
   > 50 %-Respon-      23 %      40 %               41 %                          Monat 3                   (80 %)
   derrate für MMD               TG = 17 %          TG = 18 %                     (% der Baseline)
   Wochen 1–12                   95 %-CI = 8–25 %   95 %-CI = 10–27 %             > 50 %-Responderra-       18 %           38 %                 41 %
   SAE                 7         6                  2                             te für MMD Wochen                        TG = 20 %            TG = 23 %
                                                                                  1–12                                     95 %-CI = 14–        95 %-CI = 16–
   SAE mit Studie-     2         0                  2
                                                                                                                           26 %                 29 %
   nabbruch
                                                                                                                           NNT = 5,0            NNT = 4,3
                                                                                  SAE                       6              3                    5
   TG = Therapeutischer Gewinn (Differenz zwischen Verum und Pla-
                                                                                  AE mit Studienab-         8              5                    7
   cebo), SAE = schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkungen
                                                                                  bruch

                                                                                  TG = Therapeutischer Gewinn = Differenz zwischen Verum und
häufigsten Nebenwirkungen waren Schmerz an der Injektionsstel-                    Placebo, NNT = Number needed to treat, SAE = schwerwiegende
le, Übelkeit und Infektion der oberen Atemwege. Bei 11 Patienten                  unerwünschte Arzneimittelwirkungen, AE = unerwünschte Arznei-
                                                                                  mittelwirkungen
in der Niedrigdosisgruppe und bei 3 Patienten in der Hochdosis-
gruppe ließen sich Autoantikörper gegen Erenumab nachweisen.
Im Bereich der Laborwerte oder des EKGs fanden sich keine Auf-
fälligkeiten.                                                                 Die Patienten waren im Mittel 41 Jahre alt und 88 % waren Frauen.
    Der CGRP-Rezeptorantikörper Erenumab ist in beiden Dosierun-              20 % nahmen eine Migräneprophylaxe ein. 30 % hatten Erfahrung
gen von 70 und 140 mg wirksamer als Placebo für die Reduktion der             mit Topiramat und 15 % mit Botulinumtoxin. Die mediane Zeit der
Migränetage bei Patienten mit chronischer Migräne.                            Kopfschmerztage in der Baseline betrug 13 Tage und die Zahl der
                                                                              Tage mit jedweder Kopfschmerzintensität 20 Tage. 16 Migräneta-
 Fremanezumab zur Prophylaxe der                                              ge wurden in der Baseline beobachtet, an 13 Tagen wurden Medi-
                                                                              kamente zur Behandlung der Kopfschmerzen eingenommen und
­chronischen Migräne                                                          an 11 Tagen spezifische Migränemittel. Die mittlere Reduktion der
Bei der HALO-Studie handelte es sich um eine randomisierte, pla-              Kopfschmerztage pro Monat betrug 4,3 nach der einmaligen Gabe
cebokontrollierte Studie an Patienten mit chronischer Migräne, bei            von Fremanezumab, 4,6 mit der monatlichen Gabe und 2,5 mit
denen die Patienten in 3 Therapiegruppen eingeteilt wurden [35].              Placebo. Dieser Unterschied zu Placebo war statistisch signifikant.
Die erste Therapiegruppe erhielt eine initiale Dosis von 675 mg Fre-          Die 50 %-Responderrate betrug 38 % und 41 % für Fremanezumab
manezumab und Placebo subkutan nach 4 und 8 Wochen. In der                    und 18 % für Placebo. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen waren
zweiten Gruppe erhielten die Patienten initial 675 mg Fremanezu-              vergleichbar ausgeprägt. Bei 5 Patienten kam es unter Fremanezu-
mab und 225 mg nach 4 und 8 Wochen, in der dritten Gruppe Pla-                mab und bei 3 Patienten in der Placebo-Gruppe zu einem Anstieg
cebo. Der primäre Endpunkt war die mittlere Änderung der Kopf-                der Leberenzyme.
schmerztage pro Monat, wobei diese definiert wurden als Tage mit
Kopfschmerzen, die mindestens 4 Stunden anhielten, die eine In-                Galcanezumab zur Prophylaxe der
tensität von mindestens moderat hatten oder mit spezifischer Mi-
gränemedikation wie Triptanen oder Mutterkornalkaloiden behan-                ­chronischen Migräne
delt wurden. Berechnet wurde die Häufigkeit von Kopfschmerzta-                Bei der REGAIN-Studie handelte es sich um eine randomisierte, dop-
gen pro Monat über 12 Wochen.                                                 pelblinde, placebokontrollierte Studie bei Patienten mit chroni-
                                                                              scher Migräne [36]. Die Studie hatte eine dreimonatige doppelb-
Ergebnisse                                                                    linde placebokontrollierte Phase und eine neunmonatige Phase
Es wurden insgesamt 1130 Patienten eingeschlossen. 376 erhiel-                mit offener Therapie. Eingeschlossen wurden Patienten mit chroni-
ten Fremanezumab einmalig, 379 monatlich und 375 Placebo.                     scher Migräne im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die im Verhält-

S12                                                               Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24
nis 2 : 1 : 1 zu Placebo (n = 558), Galcanezumab 120 mg mit einer                        lichen Migränetage während der 3-monatigen doppelblinden Be-
initialen Dosis von 240 mg (n = 278) oder 240 mg Galcanezumab                            handlungsphase, verglichen mit der Baseline.
(n = 277) randomisiert wurden. Die Behandlung erfolgte einmal                                Die Patienten waren im Mittel 39–42 Jahre alt, wobei die Grup-
monatlich. Der primäre Endpunkt war die Reduktion der monat-                             pe, die mit Galcanezumab 120 mg behandelt wurde, signifikant jün-
                                                                                         ger war als die Placebo-Gruppe. 85 % der Studienteilnehmer waren
                                                                                         Frauen. Die Migräne bestand im Mittel seit 21 Jahren und die mitt-
                                                                                         lere Zahl der Migränetage pro Monat während der Baseline betrug
   ▶Tab. 18 Galcanezumab zur Prophylaxe der chronischen Migräne                          19,4. Die mittlere Zahl der Kopfschmerztage pro Monat betrug 21.
   [38]                                                                                  78 % der Patienten hatten bereits Erfahrung mit einer prophylakti-
                                                                                         schen Therapie und bei 31 % der Patienten hatten in der Vergangen-
                                                                                         heit bereits 2 oder mehr prophylaktische Behandlungen versagt.

                                                                                                                                                                 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
                             Placebo         Galcanezumab         Galcanezumab
                             n = 558         120 mg               240 mg                 Bei 64 % der Patienten bestand ein Übergebrauch von Schmerz- und
                                             n = 278              n = 277
                                                                                         Migränemitteln. Unter Galcanezumab kam es zu einer signifikant
                                                                                         größeren Reduktion der Zahl der Migränetage pro Monat, vergli-
   Mean monthly              19,6            19,4                 19,2                   chen mit Placebo. Die Reduktion der Migränetage pro Monat be-
   migraine days
                                                                                         trug unter Placebo 2,7, unter der niedrigeren Dosis von Galcanezu-
   (MMD) bei Studien-
   beginn                                                                                mab 4,8 und unter der höheren Dosis 4,6. Die 50 %-Responderrate
                                                                                         betrug 15,4 % unter Placebo, 27,6 % unter der niedrigen und 27,5 %
   Reduktion der MMD         –2,7            –4,8                 –4,6
   von der Baseline zu
                                                                                         unter der hohen Dosis von Galcanezumab. Auch für die verwende-
   Monat 3                                                                               ten Lebensqualität-Instrumente ergab sich eine signifikante Über-
   Zahl der MMD im           16,9            14,6 (75 %)          14,6 (76 %)            legenheit von Galcanezumab. Galcanezumab wurde sehr gut ver-
   Monat 3                   (86 %)                                                      tragen. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der
   (% der Baseline)                                                                      Injektionsstelle und respiratorische Infekte, die allerdings zwischen
   > 50 %-Responderra-       15,4 %          27,6 %               27,5 %                 den 3 Therapiegruppen nicht unterschiedlich waren.
   te für MMD Wochen                         TG = 12,2 %          TG = 12,1 %                Galcanezumab ist bei Patienten mit chronischer Migräne signi-
   1–12                                      95 %-CI =            95 %-CI =
                                                                                         fikant besser wirksam als Placebo. Die Verträglichkeit ist sehr gut.
                                             6–18 %               6–18 %
   SAE                       NA              NA                   NA
   SAE mit Studienab-
                                                                                         Eptinezumab zur Prophylaxe der chronischen
   bruch                                                                                 Migräne
                                                                                         Eptinezumab wurde in einer doppelblinden, randomisierten, Pla-
   TG = Therapeutischer Gewinn = Differenz zwischen Verum und
                                                                                         cebo-kontrollierten Phase-2b-Studie an 616 Patienten mit chroni-
   Placebo, NNT = Number needed to treat, SAE = schwerwiegende un-
   erwünschte Arzneimittelwirkungen, AE = unerwünschte Arzneimit-                        scher Migräne untersucht [37]. Die Patienten wurden zu einer In-
   telwirkungen, NA = Daten nicht verfügbar                                              jektion mit Eptinezumab 300 mg, 100 mg, 30 mg, 10 mg oder Pla-
                                                                                         cebo randomisiert. Der primäre Endpunkt war der Prozentsatz der

   ▶Tab. 19 Eptinezumab bei chronischer Migräne [37]

                                    Placebo                Eptinezumab 10 mg         Eptinezumab 30 mg         Eptinezumab             Eptinezumab
                                                           n = 130                   n = 122                   100 mg                  300 mg
                                    n = 121                                                                    n = 122                 n = 121

   Mean monthly migraine            16,4                   16,4                      16,2                      16,9                    16,5
   days (MMD) bei Studien-
   beginn

   Reduktion der MMD von            –6,1                   –6,7                      –7,9                      –7,6                    –8,2
   der Baseline zu Woche 12
   Zahl der MMD im Monat 3          10,3 (63 %)            9,7 (59 %)                8,3 (51 %)                9,3 (55 %)              8,3 (50 %)
   (% der Baseline)
   > 50 %-Responderrate für         40,5 %                 43,9 %                    55,6 %                    55,1 %                  57 %
   MMD Wochen 1–12                                         TG = 3,4 %                TG = 15,1 %               TG = 14,6 %             TG = 16,5 %
   SAE                              17 (14,0 %)            21 (16,2 %)               18 (14,8 %)               24 (19,8 %)             21 (17,4 %)
   AE mit Studienabbruch            0                      0                         4                         2                       4

   TG = Therapeutischer Gewinn = Differenz zwischen Verum und Placebo, NNT = Number needed to treat, SAE = schwerwiegende unerwünschte Arznei-
   mittelwirkungen, AE = unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Diener H-C, May A. Prophylaxe der Migräne mit monoklonalen Ant… Nervenheilkunde 2020; 39: S2–S24                                                         S13
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