Psyche im Sport: Leistung und Leid - swfv-rhein-pfalz.de

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Psyche im Sport: Leistung und Leid - swfv-rhein-pfalz.de
oliver.hennig@zi-mannheim.de
sportpsychiatrie@zi-mannheim.de

                                  Psyche im Sport:
                                  Leistung und Leid
                                  Ruchheim, 12.03.2019
Psyche im Sport: Leistung und Leid - swfv-rhein-pfalz.de
Übersicht

Psyche
   • Allgemeine Aspekte
Leistung
   • Sportpsychologie
   • Mentales Training
   • Effekte
Leid
   • Sportpsychiatrie
   • Erkrankungen
   • Besonderheiten

Wrap up
Fragen?
Diskussion

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Psyche im Sport: Leistung und Leid - swfv-rhein-pfalz.de
Psyche. Brain Rules.

psychisch stammt aus dem Griechischen
und bedeutet seelisch                                                                willentlich gedanklich
                                                                              psychomental Kognitiv rational
                                                                           Konzentrativ das Denken betreffend
Psychische Belastung wird manchmal mit                                    geistig      das Lernen betreffend
Stress gleich gesetzt.                                                    psychoemotional          …
                                                                                  gefühlsmäßig Psychosozial
Psychisch sind alle Vorgänge, die mit                                                           emotional
                                                                                    instinktiv
Wahrnehmen, Denken, Erinnern,                                                               verhaltensbezogen
Erleben, Empfinden oder Verhalten zu                                                          behavioral
tun haben.

Das Gehirn steuert über Nerven und
Hormone bewusste und unbewusste
Körperfunktionen und Bewegungen.

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Quiz I

                              1
Gibt es eine DIN-Norm zu Psychischer
Belastung?

                              2
Reduziert Psychische Belastung die
Lebenserwartung?

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Norm DIN EN ISO 10075 – 1
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• Psychische Belastung ist die
  Gesamtheit aller erfassbaren
  Einflüsse, die von außen auf den
  Menschen zukommen und psychisch
  auf ihn einwirken.
• Psychische Beanspruchung ist die
  unmittelbare (nicht langfristige)
  Auswirkung der psychischen
  Belastung im Individuum in
  Abhängigkeit von seinen jeweiligen
  überdauernden und augenblicklichen
  Voraussetzungen, einschließlich der
  individuellen Bewältigungsstrategien.
• …

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Norm DIN EN ISO 10075 – 1...

• Psychische Belastung = alle Einflüsse,
  die wir verarbeiten
• Psychische Beanspruchung = direkte
  Auswirkung dieser Belastung
• Menschen brauchen psychische
  Belastung als „Motor“ der
  Entwicklung.
• Psychische Belastung führt zu
  Beanspruchung, die sich positiv wie
  negativ auswirken kann.
• Menschen aus Berufen mit hoher
  psychischer Belastung haben seit
  Jahrhunderten die höchste
  Lebenserwartung

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Und jetzt zum Sport

3 Schlüsselaspekte der Sportpsychiatrie

• “an athlete’s state of mind has a
  significant impact on performance.”

• “participation in sports affects the
  mood, thinking, personality, and
  health of the participant in specific
  ways.”

• “the psychiatric care of the athlete
  must be adapted to the athletic
  context in order to be effective.”

* Glick et al. 2009
The evolution of sport psychiatry

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Und jetzt zum Sport - Übersetzung

3 Schlüsselaspekte der Sportpsychiatrie

• “Der Geisteszustand eines Athleten
  hat erheblichen Einfluss auf seine
  Leistung.”

• “Leistungssport hat spezifische
  Einflüsse auf Stimmung, Denken,
  Persönlichkeit und Gesundheit.”

• “Um wirksam zu sein muss die
  psychiatrische Betreuung des
  Athleten an den sportlichen Kontext
  angepasst werden.”
* Glick et al. 2009
The evolution of sport psychiatry

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Lifestyle und Mindsets:
Schlüssel zur Spitzenleistung?

Nachgefragt

2018 haben Lauren Burns, Juanita Ruth
Weissensteiner und Marc Cohen 10
Weltmeister und Olympia- und
Paralympicsieger interviewt.

Alle Athleten schrieben ihren Erfolg eher
psychischen als körperlichen Faktoren zu.

Die Mehrheit verlässt sich auf mentales
Training und Regenerationstechniken.

*Burns et al. 2018
Lifestyles and mindsets of Olympic, Paralympic and world champions: is an
integrated approach the key to elite performance?

                                                                            9
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Gemessen

Schneller durch Vorstellung

Michael P. Spino und William F. Straub untersuchten den Einfluss von
• Event Rehearsal Imagery (ERI) und
• Internal guided Imagery with Distractions (IGID)

auf die Laufleistung von 74 Studenten der Kenyatta University in Nairobi, Kenya.
Nach 8-wöchigem Training wurde ein Cooper-12 min-Lauftest durchgeführt.

Die Laufleistung der ERI-Gruppe war signifikant am besten

*Spino et Straub 2014
Effect of Mental Training on the Performance of College Age Distance Runners
http://thesportjournal.org/article/effect-of-mental-training-on-the-performance-of-college-age-distance-runners/

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Errechnet

Selbstgespräche

Eine griechische Arbeitsgruppe hat 32 Studien zum Effekt von Self-talk im Sport
ausgewertet.

• self-talk hat einen mittleren Effekt auf die sportliche Leistung
• Wesentlich ist das regelmäßige self-talk-Training
• Der Effekt ist stärker beim Erwerb neuer Techniken
• Die gemeinsame Auswahl der “Sätze” (Trainer & Athlet) spielt eine Rolle

*Hatzigeorgiadis et al 2011
Self-Talk and Sports Performance: A Meta-Analysis

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Trainerverhalten

Übersicht über 13 wissenschaftliche Artikel zum Einfluss des Trainerverhaltens auf
Motivation und Leistung.

Der Einfluss ist hoch signifikant. Am positivsten wirkt ein Verhalten das
• Eigenständigkeit und selbstbestimmte Motivation bspw. durch
• Überlassen von Entscheidungsspielräumen
• positives Feedback
• Meidung materieller Belohnungen fördert … und Gefühle
• Der Autonomie und Freiheit
• Der Kompetenz
• notwendige Fertigkeiten zu haben
• Verbundenheit mit anderen erzeugt

*Mike Marcone2017
The Impact of Coaching Styles on the Motivation and Performance of Athletes

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Sportpsychologie

Leistungsverbesserung und Vorbeugung

Übung in der Vorstellung                                      Motivierende Bilder
Körperkontrolltechniken                                       Entspannungstechniken
Motivierende oder                                             anleitende Selbstgespräche

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Referat „Sportpsychiatrie und -
psychotherapie“ der DGPPN

2010 Gründung in Kooperation mit der Robert-Enke-Stiftung

I.    Psychische Erkrankungen bei (Leistungs-)sportlern
II.   Sport und Bewegung als Therapie psychischer
      Erkrankungen

ca. 70 Mitglieder, 2 Treffen & 1 Workshops jährlich
DGPPN-Zertifikat „Sportpsychiatrie und –psychotherapie“

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Sportpsychiatrische Sprechstunden
an Kliniken

Psychiatrisch-psychotherapeutische Angebote:
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• Prophylaxe
• Beratung
• Behandlung                                                                                      Hannover
                                                                                                                     Berlin

• Forschung                                                                         Münster
                                                                                                  Göttingen
• Weiterbildung                                                                  Neuss
                                                                              Aachen                      Jena

Sportpsychiatrische Ambulanzen der                                                       Frankfurt
                                                                                          Heidelberg
DGPPN-Zentren                                                                            Mannheim       Nürnberg

für seelische Gesundheit im Sport
                                                                                                              München
                                                                                                                    Salzburg
                                                                                         Zürich

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Menschen

40 Prozent aller Menschen

…haben im Laufe ihres Lebens eine psychische Erkrankung, die behandelt werden
sollte.

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Quiz II

             Und Leistungssportler?

                        häufiger
                          gleich
                         seltener

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Auch Menschen

Und obwohl Sport vor psychischen Erkrankungen schützt und bei der Heilung hilft…

…bekommen Leistungssportler ähnlich häufig psychische Erkrankungen wie die
Allgemeinbevölkerung.

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Häufigkeit psychischer Erkrankungen bei
Leistungssportlern

 Diagnose                                    Häufigkeit gegenüber Allgemeinbevölkerung
 Depression                                  Gleich häufig
 Übertraining                                Häufiger. Schwer von Depression zu trennen
 Angst                                       Gleich häufig
 Abhängigkeit                                unklar. Alkohol, Kautabak und Spielen häufiger
 ADHS                                        Häufiger?
 Essstörungen                                Häufiger. Schlankheitssportarten. Auch Männer.
 Dementia pugilistica                        Häufiger. Frauen gefährdeter.
 Delir                                       ?. Ausdauersportarten.
 Bipolare Störung                            Seltener?
 Schizophrenie                               Seltener?

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Angst: Einflüsse*

Geringe Unterstützung durch Teamkameraden

Life Events in den letzten 12 Monaten

Verletzung (GAD)

Ästhetische Sportarten (GAD)

*Rice et al 2016
The Mental health of Elite Athletes: A Narrative Systematic Review

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Substanzbezogene Erkrankungen

Befragung bei 11.556 männlichen NCAA
College Athleten 2008–2009:

Erhöhtes Konsum Abhängigkeitserzeugender
Substanzen bei Gebrauch verbotener
„performaance enhancing substances“ (PES)*

                                                                                 Letzter Monat
                                                                                 Letztes Jahr
                                                                                 Lebenszeit

*Buckman et al. 2013

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Alkohol: Einflüsse*

Späte Adoleszenz

Männer

Technische Sportarten

Elitesportler

Regional > international

*Rice et al 2016
The Mental health of Elite Athletes: A Narrative Systematic Review
*Diehl et al 2014
Substance use among elite adolescent athletes: Findings from the GOAL Study

12.03.2019          oliver.hennig@zi-mannheim.de       sportpsychiatrie@zi-mannheim.de   22
Illegale Drogen: Einflüsse*

Konsumförderung durch soziales Sportumfeld

Möglichkeit und Angebot

Überschätzung des Substanzkonsums im Sport

Geringere Bildung, Vollzeitsportler

Alkoholkonsum

*Rice et al 2016
The Mental health of Elite Athletes: A Narrative Systematic Review

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Zusammenhänge ADHS

Erfolgversprechende Alternative zum
akademischen Wettstreit

Bewegungsdrang und Hyperfokus

Stimulanzienbehandlung

Copingstrategie:
Ausdauertraining verbessert
Exekutivfunktionen, Impulskontrolle,
Reaktionszeit, Aufmerksamkeit *

*Heijer et al 2016
Sweat it out? The effects of physical exercise on cognition and behavior in children and adults
with ADHD: a systematic literature review

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Essstörungen im Sport

Häufigkeit bei Elite Athleten:

• 15-60% in ästhetischen Sportarten
• 2% in anderen Sportarten

Besonders betroffen:

• Langstreckenläufer
• Tänzerinnen
• Kunstturnerinnen

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Einflussfaktoren

 Bedingungen im Sport                         Umgang                          Ereignisse

 Häufige Ortswechsel                          Starke Fokussierung             Verletzungen
 Hoher Zeitaufwand                            Andere Interessen               Ruhestand
 Mannschaftssport                             Andere Selbstwertquellen        Übertraining
 Individualsport                              Andere Sozialkontakte           Kopfverletzungen
 Starke Identifikation                        Andere Aktivitäten              Doping
 Soziale Netze                                Erholungsphasen                 Misshandlung
 Sportart                                                                     Missbrauch
                                                                              Misserfolg
                                                                              Wettkampf
                                                                              Erfolg

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Quiz II

               Was davon schützt?

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Schützende Faktoren

 Bedingungen im Sport                         Umgang                          Ereignisse

 Häufige Ortswechsel                          Starke Fokussierung             Verletzungen
 Hoher Zeitaufwand                            Andere Interessen               Ruhestand
 Mannschaftssport                             Andere Selbstwertquellen        Übertraining
 Individualsport                              Andere Sozialkontakte           Kopfverletzungen
 Starke Identifikation                        Andere Aktivitäten              Doping
 Soziale Netze                                Erholungsphasen                 Misshandlung
 Sportart                                                                     Missbrauch
                                                                              Wettkampf
                                                                              Misserfolg
                                                                              Erfolg

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Verletzungen & Psyche

540 Profifußballer, 54 % in der höchsten Liga

Gelenk- (68%) und Muskelverletzungen (60 %)
Angst und Depression 37 %
Ungesundes Essverhalten 58 %

2- bis fast 4-faches Risiko für psychiatrische
Symptome bei schweren muskuloskeletalen
Verletzungen

*Gouttebarge al.
Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2015

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Ruhestand & Psyche

219 Profifußballer nach Karriereende

11% Rauchen
18% Stress
35% Angst/Depression
65% ungesundes Essverhalten

life-events der letzten 6 Monate und Karriere-
Unzufriedenheit korrelierten stark mit Angst,
Depression, Schlafstörungen und ungesundem
Essverhalten.

*Gouttebarge al.
J Sports Med Phys Fitness. 2015

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Gut

… für Leistung und psychische Gesundheit:

• Eigenständigkeit förderndes Trainerverhalten
• Mentale Trainings- und Regenerationstechniken
• Ausgewogene Belastung- und Regenerationsphasen

• Soziales Netz im Sport
• Soziales Netz außerhalb des Sports
• Andere Interessen & Selbstwertquellen
• Kopf schützen

• bei Erkrankung Hilfe suchen und annehmen

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Kontakt

                                                        Boris Rothermel - Kinder- und Jugendpsychiatrie
                                                                  Malte Bumb - Abhängigkeitserkrankungen
                                                                      Oliver Hennig - Erwachsenenpsychiatrie

                                                                              sportpsychiatrie@zi-mannheim.de

                                                                                           0621 / 1703 - 2850

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Kontakt

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Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit
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