Ehrenamtliche Arbeit im Badischen Roten Kreuz

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„Ehrenamtliche Arbeit im Badischen Roten Kreuz“

Präambel

Auf allen Ebenen spricht das Deutsche Rote Kreuz von der ehrenamtlichen Arbeit.
Mit Stolz werden die Zahlen der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Öffentlichkeit präsentiert, ihre Stundenleistung auf Mitgliederversammlungen
verkündet und auf der politischen Ebene sogar als volkswirtschaftlicher Mehrwert
dargestellt.
Die vom DRK verbindlich für alle Ebenen verabschiedete Teilstrategie „“Ehrenamt im
Deutschen Roten Kreuz“ wurde in hoher Stückzahl an alle ehrenamtlichen Gremien
weitergegeben. In ihr ist eine eindeutige Definition „ehrenamtlicher Arbeit“ enthalten,
die sich an der Definition des Internationalen Roten Kreuzes orientiert. Aber ist sie
auch in das Bewußtsein der Verbandsgliederungen gedrungen?

Der Fachausschuß Ehrenamtlicher Dienst des Landesverbands sieht sich in der
Verantwortung, für eine klärende Auseinandersetzung in seinem
Zuständigkeitsbereich zu sorgen. Denn er ist sich bewußt, daß vorrangig das
ehrenamtliche Engagement geeignet ist, humanitäre Werte glaubwürdig zu vertreten:
Die Ehrenamtlichen im DRK übernehmen soziale Verantwortung in unserer
Gesellschaft, sind aktiv beteiligt an der Gestaltung des Miteinander in der
Bevölkerung und sind Bürgen für die Grundsätze des Roten Kreuzes und das
Leitbild des DRK.

Mit diesem Positionspapier will der Fachausschuß Ehrenamtlicher Dienst ein
einheitliches Verständnis von ehrenamtlicher Arbeit im Badischen Roten Kreuz
vermitteln unabhängig davon, welche Aufgaben wahrgenommen werden.
Gleichzeitig sollen das Verhältnis zu bezahlter Arbeit beschrieben und die
Schnittstellen beider Formen definiert werden.
Aber vor allem will er Ziele und Maßnahmen für die Weiterentwicklung in Inhalt und
Form ehrenamtlichen Engagements benennen, die den Veränderungen in der
Gesellschaft entsprechen und den Bedürfnisses der Bürgerinnen und Bürger gerecht
werden.

Das Badische Rote Kreuz ist stolz auf seine Ehrenamtlichen. Damit aber die
Ehrenamtlichen auch stolz auf ihre Mitarbeit im Roten Kreuz sein können, ist der
Verband gefordert, ihnen die Voraussetzungen zu bieten: Vermittlung der
Rotkreuzethik, Förderung ihrer Fähigkeiten, interessensgesteuerte Aufgabenwahl
und Teilhabe an verbandlichen Zielsetzungen und Entscheidungen.

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1. Ich weiß, was ich wert bin

Grundaussagen zum Wert und der Bedeutung von Mitarbeit im Badischen Roten
Kreuz

„Die Mitgliedschaft im Deutschen Roten Kreuz steht ohne Unterschied der
Nationalität, der Rasse, der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der Religion
und der politischen Überzeugung allen offen, die gewillt sind, bei der Erfüllung der
Aufgaben des Deutschen Roten Kreuzes mitzuwirken.“
(§ 1 DRK-Satzung)

Wir, die Menschen im Badischen Roten Kreuz, gestalten unsere Arbeit auf der
Grundlage der Rotkreuzidee und unseren eigenen Vorstellungen. Die Arbeit, die wir
leisten, hat einen großen Wert für uns als Personen, für unsere Organisation und für
die gesamte Gesellschaft. Wir sind das Kapital des Roten Kreuzes und dessen sind
wir uns bewusst.

Weil wir wissen, was unsere Arbeit wert ist, können wir uns auch einmischen. Viele
Menschen können das nicht, aus unterschiedlichsten Gründen. Für sie übernehmen
wir die Anwaltschaft. Wir haben eine Meinung zu gesellschaftspolitischen Fragen und
Problemen. Und die sagen wir auch.

Wir haben viele Talente. Und die setzen wir ein. Wir, die wir unsere Zeit, unser
Wissen und unser Können in die Rotkreuzarbeit einbringen, tragen das breite
Aufgabenspektrum unserer Organisation. Was wir dafür brauchen, sind die
Voraussetzungen, dass wir entsprechend unserer Interessen und Fähigkeiten die
Möglichkeit zur Mitwirkung erhalten. Und die haben wir.

Wir können und wollen unser Wissen – innerhalb oder ausserhalb des Verbandes
erworben – in die Gestaltung und Weiterentwicklung des Verbandes und seiner
Aufgaben aktiv einbringen. Das erzeugt Selbstbewusstsein. Unser Engagement
berechtigt uns, Forderungen an den Verband zu stellen, die unsere fachliche,
verbandspolitische, aber auch persönliche Weiterentwicklung unterstützen. Wir sind
die Träger der Rotkreuzidee und der Verband gibt uns die Freiheit und den Rahmen,
diese nach unseren Vorstellungen umzusetzen.

Wir garantieren den Erhalt und die Weiterentwicklung der Organisation. Die Idee des
Roten Kreuzes weiter zu tragen, einen dauerhaften sozialen Frieden zu schaffen und
konsequent an gesellschaftlichen Fragen zu arbeiten, das ist unser Ziel und dafür
setzen wir uns ein: ehrenamtlich und hauptberuflich.

Die Gesellschaft profitiert von unserer Arbeit im Roten Kreuz. Dessen sollte sie sich
bewusst sein. Das setzt aber auch voraus, dass wir durch gezielte
Öffentlichkeitsarbeit und Kontakt zu Politikern und Presse kontinuierlich unsere
zentrale Rolle in der Gesellschaft verdeutlichen. Wir sind unverzichtbarer Bestandteil
dieser Gesellschaft.

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2. Nicht alle Freiwilligen sind Ehrenamtliche – aber alle
Ehrenamtlichen sind Freiwillige
Definition ehrenamtlichen Engagements und Abgrenzung zu anderen Formen der
Mitarbeit

„ Wir können unseren Auftrag nur erfüllen, wenn wir Menschen, insbesondere als
unentgeltlich tätige Freiwillige, für unsere Aufgaben gewinnen.“

(DRK-Leitbild, Leitlinie 4)

Wir im Badischen Roten Kreuz folgen der Aussage aus den „Strategischen und
verbandspolitischen Empfehlungen“ des Bundesverbandes. In Anlehnung an die
Vorschläge der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und
Rothalbmondbewegung wurde folgende Definition für den Begriff „Ehrenamt“
eingeführt.

„Ehrenamtliche im DRK sind Menschen, die sich über ihre gesellschaftlichen und
beruflichen Verpflichtungen hinaus besonders hervorheben, indem sie Zeit, Wissen
und Können freiwillig und unentgeltlich für humanitäre und soziale Zwecke und
Dienstleistungen einbringen, in der Überzeugung, dass ihre Arbeit dem Gemeinwohl
und ihrer eigenen Selbstverwirklichung dient.“

Auf allen Verbandsebenen beteiligen wir uns an der notwendigen Diskussion zur
Förderung des Ehrenamtes, und an der politischen Ausgestaltung einer am
Gemeinsinn und Solidarität orientierten Gesellschaft. Damit werden die humanitären
Leistungen und die besondre Rolle des DRK in der Gesellschaft verdeutlicht.

Wir, die Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen arbeiten gleichwertig an der
Erreichung der Ziele und der Bewältigung der Aufgaben, gemäß Satzung und
Leitbild. Die gemeinsame Arbeit wird umfassend vernetzt.

Die Unterscheidung zwischen ehrenamtlicher und hauptberuflicher Arbeit definieren
wir über unsere Satzung (§ 1,4). Wenn wir ehrenamtliche Arbeit über Freiwilligkeit
und Unentgeltlichkeit erklären - nur der tatsächlich entstandene Aufwand wird
entschädigt - so definieren wir hauptberufliche Arbeit über Freiwilligkeit und
Vergütung. Wir unterscheiden die Formen:

a) nebenberufliche Tätigkeit im Roten Kreuz mit einem anderen Hauptberuf
b) Mitarbeit per Werk- oder Honorarvertrag als externe Dienstleistung und
c) die Voll- oder Teilzeitbeschäftigung auf der Grundlage eines Arbeitsvertrages

Im Fall des Badischen Roten Kreuzes bedeutet das für ehrenamtliche
Funktionsträger-/innen, dass sie, wenn sie ein arbeitsvertragliches* Verhältnis mit
dem Roten Kreuz eingehen, nicht Mitglied eines Organes derselben Verbandsebene
sein können, ausser, dies wird gesondert in der jeweiligen Satzung geregelt ( § 5
Absatz 4 LV Bad.RK).

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Die Förderung und Weiterentwicklung der ehrenamtlichen Arbeit ist unsere erklärte
Aufgabe. Sie ist die Legitimation unserer Organisation und repräsentiert die Idee des
Roten Kreuzes. Das Zusammenspiel ehrenamtlich und hauptberuflich Mitarbeitender
garantiert die optimale Umsetzung unserer Ziele.

Vergütung für Ehrenamtliche
Das Finanzgericht München hat sich mit der Vergütung für einen ehrenamtlich tätigen
Vorsitzenden eines Vereins befasst. Nach diesem Bericht ist die Unentgeltlichkeit
kennzeichnend für die Ehrenamtlichkeit. Daher hat ein ehrenamtlich tätiger Vorsitzender
eines Idealvereins (wie zum Beispiel des DRK) lediglich einen Anspruch auf den Ersatz der
ihm entstandenen Aufwendungen. Laut der Rechtsprechung zu dem Aufwendungsersatz
müssen die entstandenen Aufwendungen (zum Beispiel Telefon und Fahrkosten)
nachweisbar sein.
Der Beschluss weist klarstellend darauf hin, dass eventuelle Vermögensopfer, die dadurch
entstehen, dass durch die Tätigkeit Verdienstmöglichkeiten entgehen, keine Aufwendungen
darstellen.
Soweit zulässigerweise abweichend von dem Grundsatz der Ehrenamtlichkeit die Tätigkeit
vergütet werden soll, ist vor der Vergütungsvereinbarung eine Satzungsänderung und
Eintragung in das Vereinsregister erforderlich. Erfolgen Satzungsänderung und Eintragung in
das Vereinsregister erst nach der Vergütungsvereinbarung, liegt ein Verstoß gegen das
Mittelverwendungsgebot gem. § 55 Abs. 1 Nr. 1 AO vor, da durch die Vereinbarung ein
Anspruch des Vorsitzenden entstanden ist, es sei denn, die Vereinbarung wurde unter der
Bedingung getroffen, dass Satzungsänderung und Eintragung in das Vereinsregister
erfolgen.
Aus dem Verstoß gegen das Mittelverwendungsgebot folgt ein versagen der
Gemeinnützigkeit für den betreffenden Zeitraum.
Sofern eine Satzungsänderung und Eintragung in das Vereinsregister erfolgt sind, kann eine
zu hoch bemessene Vergütung ebenfalls einen Verstoß gegen das Mittelverwendungsgebot
darstellen. Die Höhe der Vergütung muss sich nach der in vergleichbaren Fällen üblichen
Vergütung bemessen. Dabei spielen insbesondere Verantwortung und Arbeitseinssatz sowie
die Größe des Vereins eine Rolle. Das Ansehen des Vorsitzenden sowie seine sonstigen
Verdienstmöglichkeiten sind kein Kriterium.
Das Generalsekretariat weist ausdrücklich darauf hin, dass dieser Beschluss auf sämtliche
Personen anzuwenden ist, die laut Satzung ehrenamtlich tätig sind, und dass der Beschluss
durch eine bisher nicht veröffentlichte Entscheidung des Bundesfinanzhofs, dem ein
gleichgelagerter Sachverhalt zugrunde lag, bestätigt sein soll.

aus: Rotes Kreuz 1/2002

* Das Positionspapier erhebt nicht den Anspruch, arbeitsrechtliche Verhältnisse zu
klären oder zu definieren. Dies muß an anderer Stelle innerhalb des Roten Kreuzes
geleistet werden. Gemäß § 5 Abs. 10 BetrVG begründet sich ein Arbeitsverhältnis
über den Arbeitsvertrag zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer (siehe auch Fitting
u.a.; Handkommentar zum BetrVG, Verlag Franz Vahlen, 2002)

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3. Unsere Ziele sind hoch – finde ich spannend !
Was macht ehrenamtliches Engagement attraktiv ? Wie gewinnen wir Menschen für
unsere Ziele und Aufgaben?

„Wir fördern Teamarbeit, Flexibilität und Kreativität sowie die Fähigkeit, über die
Grenzen der Aufgabenbereiche hinaus zu denken und zu handeln“

(DRK-Leitbild, Führungsgrundsatz 7)

Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen – und das wollen wir – brauchen wir
Menschen, die sich mit uns den Idealen und Aufgaben des Roten Kreuzes
verschreiben. Das gilt für die, die schon da sind in gleichem Maß, wie für die, die wir
neu gewinnen wollen. Das heisst, dass wir ihnen in ihren Bedürfnissen, Interessen
und Forderungen entgegenkommen und ihnen für ihr Engagement das anbieten, was
sie wollen und brauchen.

Vermittlung von Werten                           ƒdurch Einführungsseminare über unser
                                                   Leitbild und durch die Vorbildfunktion
                                                   unserer Leitungskräfte
Gestaltungsmöglichkeit                           ƒdurch Einbeziehung in
                                                   Entscheidungsprozesse und die
                                                   demokratische Struktur unserer
                                                   Organisation
Entfaltungsmöglichkeit                           ƒdurch Übernahme von Aufgaben nach
                                                   eigenen Neigungen aus der Vielfalt der
                                                   Aktivitäten des Roten Kreuzes
Eigenverantwortlichkeit                          ƒdurch Übernahme von Aufgaben zur
                                                   eigenverantwortlichen Bearbeitung,
                                                   Übernahme von Leitungsfunktion
Möglichkeiten der Grenzerfahrung                 ƒdurch Schaffung von Situationen, wo
                                                   Grenzerfahrung möglich ist (z.B.
                                                   Notfallnachsorge, Sanitätsdienste) und die
                                                   Unterstützung bei der Bearbeitung danach
Imagegewinn und Profilierung                     ƒdurch Übernahme von Leitungs- und
                                                   Führungsaufgaben und
                                                   Repräsentationsaufgaben
Wertschätzung                                    ƒdurch Lob, Anerkennung und konstruktive
                                                   Kritik
Sinnhaftigkeit der Aufgabe                       ƒdurch die Umsetzung unseres
                                                   Selbstverständnisses und des Leitbildes
Förderung des Selbstbewusstseins                 ƒdurch aktive Übernahme von Aufgaben
Kameradschaft und soziale Integration            ƒZusammengehörigkeit und Spass durch
                                                   gemeinsame Aktivitäten
Unterstützung                                    ƒDurch ehrenamtliche und hauptberufliche
                                                   Kolleg-/innen, z.B. durch Patenschaften
Freie Wahl des Aufgabenfeldes                    ƒMitarbeit nach eigenem Interesse,
                                                   Neigung, Können und Zeitbudget

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                9HUDEVFKLHGHWYRP'5./DQGHVDXVVFKXVVDP
Aus- und Weiterbildung                          ƒqualifiziert, aufgabenbezogen und
                                                  zielgruppengerecht
Klare Strukturen                                ƒdurch unsere Leitlinien und
                                                  Führungsgrundsätze und wo erforderlich
                                                  durch Satzung und Ordnung
Transparenz der Organisation                    ƒdurch gezielte, zeitnahe und
                                                  bedarfsgerechte Information, durch direkte
                                                  Kommunikation und moderne Medien

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