Psychische Gesundheit und Lebensqualität von Kindern psychisch kranker Eltern - Silke Wiegand-Grefe

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Psychische Gesundheit und Lebensqualität von Kindern psychisch kranker Eltern - Silke Wiegand-Grefe
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
                                                -psychotherapie und –psychosomatik
                                                (Direktor: Prof. M. Schulte Markwort)

                                Psychische Gesundheit und
                                Lebensqualität von Kindern
                                 psychisch kranker Eltern
                                             Silke Wiegand-Grefe

Flensburg, Ringvorlesung, 3. November 2011
Psychische Gesundheit und Lebensqualität von Kindern psychisch kranker Eltern - Silke Wiegand-Grefe
Gliederung

1. Psychische Gesundheit und Lebensqualität der
   Kinder – eine theoretische Einführung
2. Forschungs- und Präventionsprojekt „CHIMPs“
     (Children of mentally ill parents)
     1.   Design und Fragestellungen
     2.   Klinische Interventionen
     3.   Evaluationsergebnisse psychischer Gesundheit
          und Lebensqualität
Psychische Gesundheit und Lebensqualität von Kindern psychisch kranker Eltern - Silke Wiegand-Grefe
Epidemiologie (Mattejat, Lenz & Wiegand-Grefe, 2011)

 Das Erkrankungsrisiko eines Kindes psychisch
    erkrankter Eltern erhöht sich in diagnoseübergreifenden
    Studien um das 3-7-fache gegenüber der
    Normalbevölkerung (Wiegand-Grefe et al. 2009, 2011).
 In neueren Arbeiten wird von 3 – 4 Millionen betroffener
    Kinder in Deutschland ausgegangen (Mattejat, 2009).
 Kinder von Eltern mit Persönlichkeitsstörungen weisen in
    Studien das höchste eigene Erkrankungspotential auf.
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René Magritte
Der Geist der Geometrie.
1935/36
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Probleme der Kinder mit
 psychisch kranken Eltern (Mattejat, 2008)

Desorientierung und Verwirrung
Schuldgefühle, Schamgefühle
Tabuisierung und Kommunikationsverbot
Isolierung
Betreuungsdefizit
Verantwortungsverschiebung und Parentifizierung
Abwertungserlebnisse
Loyalitätskonflikte innerhalb der Familie und nach
außen
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Risikofaktoren
Elterliche/familiäre Ebene: Beziehungskonflikte,
Familienklima, Familienfunktionalität, Eltern- und
Erziehungskompetenzen, Krankheitsbewältigung

Ebene der Kinder: Alter, Geschlecht, soz.
Kompetenzen, Temperament und Ressourcen

Psychosoziale Ebene: soz. Unterstützung, stabile,
vertrauensvolle Bezugspersonen für das Kind
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Einflussfaktoren für die Gesundheit der
     Kinder auf der Familienebene

innere Familienprobleme                           äußere Familienprobleme
                                                   Arbeitslosigkeit
 konflikthafte Beziehung der Eltern
                                                   Armut
 Trennungs- und Scheidungskonflikte
                                                   Isolierung der Familie
 konflikthaftes Familienklima
                                                   mangelnde soziale Unterstützung
 Störungen der Eltern-Kind-Beziehung
                                                   keine kompensierenden
 mangelnde elterliche Erziehungskompetenzen
                                                         Beziehungserfahrungen für das
 Erkrankungsfaktoren und unangemessene                  Kind
      familiäre Krankheitsbewältigung (keine
     Kommunikation, Tabuisierung, keine
     Aufklärung der Kinder etc.)
 geringe emotionale Verfügbarkeit und
psychische Instabilität des anderen Elternteils
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Die psychische Gesundheit der Kinder als
Herausforderung an den Schnittstellen der Hilfesysteme

 aus: Wiegand-Grefe, Ohntrup & Plass (2011). Grundlagen und Anforderungen an Interventionen für
 Kinder psychisch kranker Eltern. In: Wiegand-Grefe, Mattejat & Lenz (2011). Kinder mit psychisch
 kranken Eltern. Klinik und Forschung, Vandenhoeck & Ruprecht, 2011
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Gliederung

1.   Psychische Gesundheit und Lebensqualität der
     Kinder – eine theoretische Einführung

2.   Familienorientiertes Forschungs- und
     Präventionsprojekt „CHIMPs“ (Children of mentally ill
     parents)
     1.   Design u. Fragestellungen
     2.   Klinische Interventionen
     3.   Evaluationsergebnisse
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Forschungs- und Präventionsprojekt „CHIMPs“
      (Children of mentally ill parents, 2005 – 2010)

                                     1. explorative Pilotstudie
                                     einrichtungsrepräsentative
                               Querschnittserhebung aller stationären
                              Patienten mit minderjährigen Kindern an
                              der Klinik für Psychiatrie am UKE über 9
                               Monate während der stat. Behandlung

                                      2. Interventionsstudie
                              Familienintervention für Kinder und ihre
                               psychisch kranken Eltern (Ambulanz,
                             Erwachsenenpsychiatrie) über ca. 10 – 12
                                 Sitzungen und deren kontrollierte
                                             Evaluation
Projekt in Kooperation zwischen:
UKE, Klinik für Kinder- u. Jugendpsychiatrie
  Prof. Dr. S. Wiegand-Grefe (Projektleiterin)
  Dr. med. A. Plass
  Dipl. psych. S. Halverscheid
  K. Angierski, MDA
  ca. 15 Diplomanden und Doktoranden

UKE, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
  Prof. D. Naber, Prof. M. Lambert
UKE, Medizinische Psychologie
  Prof. M. Bullinger
Zentrale Fragestellungen
Vor-/Pilotstudie:

     Einfluss psychosozialer Risikofaktoren, wie
            Art und der Schweregrad der elterlichen Erkrankung
            Krankheitsbewältigung
            Qualität der innerfamiliären und außerfamiliären Beziehungen
            Bindungstil
            Familiendynamik
            Lebensqualität des erkrankten Elternteiles

     auf die psychische Gesundheit und Lebensqualität der Kinder

     Bedarfsanalyse

Interventionsstudie

     Wirksamkeit des familienorientierten CHIMPs-Ansatzes
            (prospektives prä-post-Design mit 1-Jahres-Katamnese, WL-Kontrollgruppe)
Messinstrumente des Projektes
Erkrankung (Art, Schweregrad, Beeinträchtigung):
 -   SCL-14, SCL 90-R, CGI, GAS, SKID

Krankheitsbewältigung:
 -   FKV (Muthny 1989), ad hoc Items

Innere und äußere Familienbeziehungen/soziale
Unterstützung/Bindung:
 -   OSSQ (Dalgard 1996), IIP-C, BFPE (Höger et al. 2002), ad hoc Items

Familiendynamik/familiäre Funktionalität:
 -   FB-A (Cierpka & Frevert 1994), GARF

Lebensqualität, Eltern:
 -   SF-12 (Bullinger & Kirchberger 1998)

psychische Gesundheit und Lebensqualität der Kinder:
 -   CBCL, YSR, KINDL-R (Ravens-Sieberer & Bullinger 2000)
 -   SGKJ, BSS-K, Kiddie-SADS (Fremdeinschätzung)
Ausgewählte
 Forschungsergebnisse zur
Gesundheit der Kinder aus der
        Vorstudie
Fragestellungen zur psychischen
         Gesundheit der Kinder
   Wie stellt sich die psychische Gesundheit der Kinder
    (Elternsicht) dar?
   Haben zentrale Dimensionen der elterlichen Erkrankung
    (Diagnose, Schweregrad, Komorbidität, Chronizität, subjektive
    Beeinträchtigung etc.) einen Einfluss auf die psychische
    Gesundheit der Kinder?
   Hat die Familiendynamik und –funktionalität einen
    Einfluss auf die Gesundheit der Kinder?
Stichprobe psychiatrische Patienten
   964 insgesamt erfasste Patienten
davon 86 Eltern mit mind. einem minderjährigen Kind, davon mussten 19
Patienten ausgeschlossen werden, weil:

·       das Alter der Kinder außerhalb der Altersgruppe für diese Fragestellung lag
        (3.-18. Lj.)
·       die relevanten Fragebögen unvollständig ausgefüllt wurden
·       die Eltern keinen ausreichenden Kontakt zum Kind hatten oder
·       nur über schlechte Deutschkenntnisse verfügten

   67 Eltern mit vollständigen Angaben
       33 Männer und 34 Frauen zwischen 22 und 58 Jahren (MW=41,10; SD=7,27).
Kinder

67 Kinder zwischen 4 und 18 Jahren
     (Durchschnittsalter M = 11 Jahre; sd = 4.49).

    Alter der eingeschätzten Kinder
    41 (61%) Kinder 4 bis 11 Jahre
    26 (39%) Kinder 12 bis 18 Jahre

    Geschlecht
    28 (45%) Mädchen und 34 (55%) Jungen
Alter bei Störungsbeginn
                                           und betroffener Zeitraum
                        12                                                                                        16

                                                                                                                  14
                        10
Häufigkeit in Prozent

                                                                                          Häufigkeit in Prozent
                                                                                                                  12
                         8
                                                                                                                  10

                         6                                                                                         8

                                                                                                                   6
                         4
                                                                                                                   4
                         2                                              Std. Dev = 4,67                                                                         Std. Dev = 3,79
                                                                        Mean = 7,1                                 2                                            Mean = 4,1
                         0                                              N = 45,00                                  0                                            N = 45,00
                             0,0         4,0         8,0   12,0 16,0                                                   0,0         5,0         10,0   15,0
                                   2,0         6,0     10,0 14,0 18,0                                                        2,5         7,5      12,5   17,5

                                    Alter in Jahren                                                                     Zeitraum in Jahren
Ergebnisse
CBCL – psychische Gesamtauffälligkeit der Kinder
                                               90

              T-Wert der Gesamtauffälligkeit
                                               80

                                               70

                                               60

                                               50

                                               40
                                               30
                                                N=      23         8         15
                                                     Normalb.          Auffälligkeitsb.
                                                                Grenzb.
Grenz- und               Auffälligkeitsbereich
                                      Auffälligkeitsbereich

Syndromskalen der
CBCL                                 %          Verhältniszahl    %           Verhältniszahl
Sozialer Rückzug                    16.13            3.23        11.29             5.65
Körperliche Beschwerden             19.35            3.87        14.52             7.26
Angst / Depressivität               24.19            4.84        12.90             6.45
Soziale Probleme                    17.74            3.55        6.45              3.23
Schizoid / Zwanghaft                20.97            4.19        12.90             6.45
Aufmerksamkeitsprobleme             17.74            3.55        12.90             6.45
Dissoziales Verhalten               14.52            2.90        3.23              1.61
Aggressives Verhalten               24.19            4.84        9.68              4.84

übergeordnete Skalen

                                     %          Verhältniszahl    %           Verhältniszahl
internalisierende Auffälligkeiten   40.32            2.52        30.65             3.06
externalisierende Auffälligkeiten   45.16            2.82        29.03             2.90
Gesamtauffälligkeit                 46.77            2.92        32.26             3.23
Zusammenhänge zwischen
einzelnen Komponenten der
elterlichen Erkrankung und
   Gesundheit der Kinder
Zusammenhang zwischen subjektiver Beeinträchtigung
durch die Erkrankung und psychischer Auffälligkeit der
                       Kinder
                                             SCL-14:           SCL-14:                               SCL-14:
                                                                               SCL-14:
                                              MW für            MW für                               MW für
          Correlations                      "Phobische         "Somati-
                                                                               MW für
                                                                                                     Gesamt-
                                                                            "Depressivität"
                                              Angst"           sierung"                               scores
                         Pearson Corr.          0,126          0,347 *         0,336 *               0,373 *
  T-Wert der
   Gesamt-
                          Sig. (2-tailed)       0,419          0,023           0,028                 0,014
  auffälligkeit
                                       N             43           43                43                  43

   T-Wert der            Pearson Corr.          0,176          0,305 *         0,230                 0,322 *
  externalisie-
 renden Skala             Sig. (2-tailed)       0,259          0,047           0,138                 0,035
                                       N             43           43                43                  43
                         Pearson Corr.          0,079          0,404 **        0,323 *               0,366 *
   T-Wert der
  internalisie-
                          Sig. (2-tailed)       0,614          0,007           0,035                 0,016
 renden Skala
                                       N             43           43                43                  43

 ** Correlation is significant at the 0.01 level (2-tailed).              * 0.05 level (2-tailed).
… macht die Diagnose einen
      Unterschied?
Geschätzte Randmittel vom

                               T-Wert der Gesamtauffälligkeit
                        80                                             80

                        70                                             70
Geschätzte Randmittel

                        60                                             60

                        50                                             50

                        40                                           40
                          F1         F2        F3        F4        F6

                             Diagnosegruppen in 1. (Haupt-) Diagnose
df   T        Sig.
Abhängige Variable               Persönlichkeitsstörung (F6)   N    MW      SD                  1-seitig
                                 ja                            10   65.20   11.36        2.45      .009
T-Wert der Gesamtauffälligkeit
                                 nein                          49   56.57    9.90   57
T-Wert der internalisierenden    ja                            10   61.00   12.81        1.41      .082
Skala                            nein                          49   55.59   10.67   57
T-Wert der externalisierenden    ja                            10   62.00   10.70        1.72      .046
Skala                            nein                          51   56.20    9.59   59

                                 Komorbidität
                                 ja                            36   59.39   10.10   57   1.24       .22
T-Wert der Gesamtauffälligkeit
                                 nein                          23   55.91   11.17
T-Wert der internalisierenden    ja                            36   57.58   10.68   57   0.93       .36
Skala                            nein                          23   54.83   11.84
T-Wert der externalisierenden    ja                            36   57.50    9.48   59   0.33       .74
Skala                            nein                          25   56.64   10.72
Anmerkungen: N = Stichprobengröße; M = Mittelwert; SD = Standardabweichung, N = 59 T = Prüfgröße der
Mittelwertgleichheit; df = Anzahl der Freiheitsgrade; Sig. = Irrtumswahrscheinlichkeit
Ergebnisse zum Einfluss der
    Familiendynamik auf die
psychische Gesundheit der Kinder
aus Vinogradov, A. (2011). Familienfunktionalität und
 psychische Gesundheit der Kinder in Familien mit
    psychisch kranken Eltern. Abgeschlossene
                   Diplomarbeit
Gruppenvergleich funktionaler und dysfunktionaler
 Familien in den psychischen Auffälligkeiten der Kinder
Übergeordnete      FB-A
CBCL/4-18                                                      Sig. (2-
                  Gesamt-   N     M      SD      t        df
Skalen                                                         seitig)
                   Skala
T-Wert für
Gesamt-            ≥ 60     28   63,07   13,2
                                                2,90   41,3     ,006
Auffälligkeit      < 60     36   54,88   7,85

T-Wert für
intern.            ≥ 60     27   61,88   12,8
                                                3,17      57    ,002
Auffälligkeiten    < 60     32   53,09   8,93

T-Wert für
extern.             ≥ 60    27   59,85   11,9
                                                2,06      57    ,044
Auffälligkeiten     < 60    32   54,31   8,94
Vergleich auffälliger und nicht auffälliger Kinder in der
          Familienfunktionalität ihrer Familie

Familien-        T-Wert
funktionalität   Gesamt-
der Familie      Auffälligkei                                     Sig. (2-
                                N    M       SD      t       df
                 t der                                            seitig)
                 Kinder

     FB-A            ≥ 63       22   67,68   18,21
                                                     2,797   62    ,007
  Gesamtskala        < 63       42   55,36   15,93
Zusammenhänge zwischen familiendynamischen
Dimensionen und den psychischen Auffälligkeiten der
          Kinder – übergeordnete Skalen

Skala der                                                               Affektive                Werte
                           Aufgaben-   Rollen-     Kommuni   Emotion
CBCL/4-14                                                               Beziehungs               und
                           erfüllung   verhalten   kation    alität                  Kontrolle
                                                                        aufnahme                 Normen

Internalisirende
Auffälligkeiten        p
                            ,300 (*)   ,398 (**)     ,230    ,263 (*)     ,274 (*)     ,179       ,343 (**)
                   r

Externalisirende
Auffälligkeiten        p
                             ,223       ,296 (*)     ,180    ,286 (*)      ,235        ,131       ,331 (*)
                   r

Gesamt-
Auffälligkeit          p
                            ,266 (*)   ,384 (**)     ,246    ,307 (*)     ,281 (*)     ,172       ,389( **)
                   r
Skala der                                                             Affektive
                   Aufgaben-    Rollen-      Kommuni     Emo-                                  Werte
CBCL/4-14                                                             Beziehungs   Kontrolle
                   erfüllung    verhalten    kation      tionalität                            und Normen
                                                                      aufnahme

Sozialer            ,355 (**)    ,305 (*)      ,238       ,349 (**)    ,361 (**)     ,195        ,365 (**)
Rückzug       p
Körperliche
                      ,145       ,241 (*)      ,123         ,131         ,157        ,045          ,169
Beschwerden   p
Ängstlich/
                      ,181       ,331 (**)     ,212         ,192        ,252 (*)     ,209        ,292 (*)
Depressiv     p

Soziale
                      ,190       ,268 (*)      ,068         ,187        ,286 (*)     ,133        ,332 (**)
Probleme      p

Schizoid/
                      ,107       ,252 (*)     ,268(*)       ,136         ,189        ,187          ,214
Zwanghaft     p

Aufmerksamkeits-
Probleme       p     ,262 (*)    ,348 (**)     ,120       ,277 (*)      ,256 (*)     ,043        ,400 (**)

Dissoziales
                      ,070         ,203        ,123         ,181        ,254 (*)     ,135          ,235
Verhalten     p

Aggressives
                     ,244 (*)    ,275 (*)     ,281 (*)    ,333 (**)     ,274 (*)     ,156        ,429 (**)
Verhalten     p
Gesundheitsbezogene Lebensqualität der
   Kinder im Vergleich zur Referenz
                       KINDL-R                           Differenz zur
                                                   Allgemeinbevölkerung

                         N       MW       SD       t        df      p (2-seitig)

    Total Quality of    69       70.87   13.18   -3.76      68           .000*
    Life

    Körperliches        71       71.21   18.91   -1.43      70           .156
    Wohlbefinden

    Psychisches         71       71.30   18.25   -5.45      70           .000*
    Wohlbefinden

    Selbstwert          69       66.85   17.85   .078       68           .938

    Familie             70       68.57   19.06   -6.95      69           .000*

    Freunde             68       74.17   14.28   -2.27      67           .027*

    Schule              62       69.96   18.83   -1.73      61           .088
FAZIT
•   Die Kinder psychisch kranker Eltern aus unserer
    Untersuchung weisen 3-7fach erhöhte Auffälligkeiten im
    Vergleich zur Normalbevölkerung auf.
•   Kinder von Eltern mit Persönlichkeitsstörungen sind am
    stärksten gefährdet.
•   Kinder aus dysfunktionalen Familien sind in unserer
    Untersuchung psychisch auffälliger als Kinder aus
    funktionalen Familien (bei gleichem Risiko durch die
    elterliche Erkrankung.)
Unsere klinische Intervention
             basiert neben dieser
               Bedarfsanalyse auf 3 Säulen:
              dem Theorie-Modell der
               psychosozialen
               Entwicklungsbedingungen
              Konzepten psychoanalytischer
               Familientherapie und -beratung
              den Pionierarbeiten von Beardslee
               und Mitarbeitern mit Familien mit
               depressiven Eltern
Grundlage der Intervention: Modell für psychische Gesundheit
 bei Kindern psychisch kranker Eltern (Wiegand-Grefe, Halverscheid &
               Plass 2011, modifziert nach Mattejat, Wüthrich & Remschmidt 2000)

  Elternvariablen,
 z.B. elterliche Erkrankung,
individuelle Psychodynamik                   Vermittelnde Entwicklungsbedingungen

                               Art und Angemessenheit                 Umfang und Qualitä
                                                                                   Qualität
                                         der                          der interpersonellen
  psychosoziale                 Krankheitsbewä
                                Krankheitsbewältigung                    Beziehungen
Entwicklungs- und
     Umwelt-
  bedingungen
                                                 Paardynamik und
                                       Familiendynamik der gesamten Familie
 Kindvariablen z.B.
 a) genetisch-biologische
Prädisposition, b) Faktoren:
   Alter, Geschlecht, c)
 Ressourcen, Fähigkeiten,
                                           Entwicklung und psychische
      Temperament,
psychosoziale Erfahrungen
                                             Gesundheit des Kindes
Zentrale Ziele der Intervention
  Verbesserung der
  psychischen Gesundheit
  und der Lebensqualität der
  Kinder

  Krankheitsbewältigung und Qualität der
  Familienbeziehungen u. -funktionalität
  werden dabei als mediierende Faktoren
  verstanden
„Sprechstunde für Kinder und ihre psychisch
  erkrankten Eltern“ in der Klinikambulanz
  Intervention über 12 – 18 Monate:
     2-3 Sitzungen mit den Eltern
     1-2 Einzelsitzungen mit jedem Kind
     diagnostische Interviews mit Eltern und Kindern (SKID, Kiddy-SADS)
     3 Familiengespräche mit der ganzen Familie
Gliederung

1.   Die psychische Gesundheit und
     Lebensqualität der Kinder im Fokus

2.   Forschungs- und Präventionsprojekt
     „CHIMPs“ (Children of mentally ill parents)
     1.   Design und zentrale Fragestellungen
     2.   Intervention
     3.   Evaluationsergebnisse
Evaluationsforschung der Interventionen für
    Kinder psychisch kranker Eltern in
               Deutschland
  Laborforschung:                         Naturalistische Praxis- und
                                          Versorgungsforschung:
 Kontrollierte, randomisierte             Praxis-Projekte, die ihre
 Studien im                               Interventionen evaluieren
 Forschungskontext (definierte            (lassen)
 Störungsbilder, enge Altersgruppen der
 Kinder)
  … bislang keine                         … keine prospektiven
 prospektiv-kontrollierte,                Evaluationen, einige in
 randomisierte (RCT) Studie               jüngster Zeit begonnen,
                                          einige (wenige) qualitative
                                          Studien
CHIMPs - Interventions- und
         Evaluations-Design
… Versuch, beide Evaluationsstränge zu
verbinden:
- an der Versorgungspraxis orientierte Intervention
(breite Eingangskriterien: störungsübergreifend,
altersgruppenübergreifend für Kinder von 3 Jahren bis ins junge
Erwachsenenalter, keine „Labor“-Beschränkungen im Hinblick auf
die Familien)
- wird methodisch relativ aufwendig (prospektiv,
kontrolliert, mit 1-Jahres-Katamnese,
multiperspektivistisch, multimethodal und
multimodal) evaluiert
Stichprobe - Intervention
 Rekrutierung von Familien für Modellprojekt 12/2010
    abgeschlossen
 Beratung als Routineangebot implementiert (Konsildienst
    Erwachsenenpsychiatrie und Klinikambulanz)

Aktueller Stand der Stichprobe:
 68 Familien kontaktiert/informiert, davon
 53 Familien an der Intervention teilgenommen
o 10 Abbrüche bzw. vorzeitige Beendigungen
o 43 abgeschlossene Beratungen
Stichprobe Interventionsgruppe
T1: Patienten (N=53): 83% weiblich, 17% männlich
Alter: 22 bis 60 Jahre, Durchschnitt 38 Jahre (SD=
8,06-). 58 Fremdbeurteilungen der Kinder

T1: Kinder (N=56): 25 Jungen (43%) 33 Mädchen (57%)
Alter: 4 bis 21 Jahre, Durchschnitt: 11 Jahre (SD=4,72)

                             T1        T2        T3
Messinstrumente:
                 Pat.        53 (58)   28 (48)   11 (20)
CBCL, YSR
                    LP       37 (66)   26 (43)   9 (18)
                    Kinder   56        25        11
Wartelistenkontrollgruppe
-   14 Patienten (43 % männlich, 57% weiblich)

-   Alter zwischen 34 und 59 Jahre, im
    Durchschnitt 43 Jahre (SD=7,76).

-   Zeitintervall zwischen Messzeitpunkten t0
    (Vorstudie) und t1 (Prä-Messung der
    Interventionsstudie) im Durchschnitt 18 Monate
    (SD=5,50).
Evaluationsdesign CHIMPs
prospektiver, kontrollierter Vergleich: Interventionsgruppe
(IG) vs. (Wartelisten-) kontrollgruppe (KG)

Poweranalyse: Effekt von 0.80 (großer Effekt), alpha = 5 %,
notwendige Stichprobengröße von N = 40 (Programm g-Power)

    … es gibt bislang keine prospektive Evaluationsstudie
    (oder gar RCT-Studie) für diese Risikogruppe in
    Deutschland !
Veränderungen der psychischen Gesundheit
  der Kinder (CBCL)

               Patientenperspektive                                   Partnerperspektive

Gesamtwert: M=63 (SD=9.92) auf M=58 (SD=7.35) (p=.000,          Gesamtwert: M=60 (SD=10.72) auf M=56,5 (SD=9.6) (p=.015,
T=4.59).                                                        T=2.56)
T (int.): M=62 (SD=9.82) auf 59 (SD=7.01) (p=.004, T=3.08).     T (int.) M=60.5 (SD=10.51) auf M=57 (SD=9.68) (p=.032,
T (ext.): M=62 (SD=10,66) auf 56 (SD=9.07) (p=.001, -T=3.52).   T=2.23)
                                                                T (ext.) nicht sign.
Veränderungen der psychischen Gesundheit
  der Kinder (YSR)
                                                                 Vergleich zur
   Perspektive der Kinder (YSR)                                  Wartelistenkontrollgruppe
                                                                 (Patienten)

Gesamtwert M=58 (SD=6.93) auf M=56 (SD=6.06) (p=.086, T=1.83).
Ext.: M=56.5 (SD=9.41) auf M=54.6 (SD7.73) (p=.112, T=1.68).
Int.: M=58 (SD=7.89) auf M=55 (SD=5.98), (p=.036, T=2.29).
Veränderungen der gesundheitsbezogenen
Lebensqualität der Kinder
FAZIT
Die Befunde können als Belege für
die Wirksamkeit der CHIMPs -
Intervention auf die psychische
Gesundheit und die
gesundheitsbezogene
Lebensqualität der Kinder gelten.
Innovationspreis der KKH Allianz
              2011

Kongress für Versorgungsforschung, 21.10.2011,
1.Preis für Prävention und Früherkennung
Vielen Dank für Ihre
 Aufmerksamkeit!

          s.wiegand-grefe@uke.de
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