Erfahrungsbericht aus der ambulanten Demenzversorgung Tag der Versorgungsforschung der KVB - Dr. med. Günther Holthausen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Erfahrungsbericht aus der ambulanten Demenzversorgung Tag der Versorgungsforschung der KVB Strukturvorteile der ambulanten Versorgung -Herausforderung Demenzerkrankung- 27.10.2016 Dr. med. Günther Holthausen Facharzt für Allgemeinmedizin Leiter des ZAGR
Ambulante Geriatrische Rehabilitation o Ärztliche Leistungen o Pflegerische Leistungen o Leistungen aus heilberuflichen Bereichen wie: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie, Ernährungsberatung, Gesundheitsbildung (Schulungen), Soziale Beratung und Betreuung Schwerpunkte: ➢ Verbesserung der Lebensqualität ➢ Autonomie in der Lebensführung ➢ Vermeidung/ Minimierung von Pflegebedüftigkeit ➢ Verständnis für ein komplexes Krankheitsgeschehen multimorbider Patienten
Was es zu vermeiden gilt: Folgen einer inadäquaten geriatrischen Versorgung • Inadäquate Polypharmazie • Kostenintensive, meist unnütze, kontraproduktive sowie vorzeitige Unterbringungen in Pflegeheimen • Stationäre Klinikaufenthalte, die nicht bedarfs- und patientenorientiert sind • Frühe Entlassung geriatrischer Patienten aus den Akutkrankenhäusern nach Hause oder in eine AHB • Aufwandverlagerung in den Rehabereich mit Verkürzung der nutzbaren Reha- Verweildauer anstatt Erzielung effektiver Behandlungserfolge • Kontraproduktive Einschränkungen der Verordnungsmöglichkeiten von Arznei- und Heilmitteln • Massiv restriktive Wirtschaftlichkeitsprüfungen führen direkt in eine krasse Unterversorgung älterer, komplex behinderter Patienten
Die aktuellen Rahmenbedingungen – unzureichend! • Unzureichende gesundheitspolitische sowie medizinische Anstrengungen zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit • In existierenden Konzepten wie „MORE“ (patientenaufsuchende Reha- Modalität) oder „BAR“ (indikationsspezifische Rahmenregelung der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. ) fehlen wichtige Strukturkomponenten: • Care - und Case- Management • Transsektoriale Versorgungstiefe • Integration in einer professionellen Netzstruktur • Einbindung in eine aktivierende Pflege • Unterstützung und Unterweisung der Caregiver
Die aktuellen Rahmenbedingungen – unzureichend! • Bislang unzureichende Modalitäten in der Begutachtung des MDK zur Einschätzung der Pflegestufen sowie der Genehmigung geriatrischer Rehabilitation • Unklare finanzielle Verantwortlichkeit der Kostenübernahme zwischen Kranken- und Pflegeversicherung • Völlig unzureichende gesetzliche Verankerung von AGR in SGB • AGR ist keine Kassenleistung, somit besteht keine definierte Finanzierungsgrundlage
Empfehlungen des Sachverständigenrats ( Gutachten 2014 ) Entwicklung zukünftiger Versorgungskonzepte: angepasst, integrativ, mit zugehenden, d. h. mobilen Strukturen sowie koordinierter Zugang von der Akutversorgung in die Rehabilitation und von dort in die ambulante Nachsorge. (Gutachten 2014, Kap. 4.4, S.315 ) "Ziel ist der Aufbau eines kontinuierlichen, ineinandergreifenden Versorgungsprozesses mit bedarfsgerechten Leistungen, kurzen Übergangszeiten sowie umfassender Vor- und Nachinformation und langfristiger Verstetigung eingeübter Lebensstiländerungen im Alltag." ..."Im weiteren zählen hierzu außerdem Gestaltungen des Case Management oder des Überleitungsmanagement." (ibid : § 412, S. 315) "Besonders für Patienten, die Schwerpunktzentren für AGR aus welchen Gründen auch immer nicht aufsuchen können,...kommt darüber hinaus die mobile Reha- bei der ein interdisziplinäres Team unter ärztlicher Leitung zum Patienten nach Hause kommt und vor Ort ambulante Leistungen erbringt- als Alternative in Betracht. Die mobile Reha stellt eine innovative Form der sozialraumorientierten Teilhabersicherung dar. Der Anspruch auf sie sollte vom Gesetzgeber konkretisiert und der Ausbau von Angeboten gefördert werden." ( ibid § 427, S. 329 )
Interdisziplinäres Konzept der Ambulanten Geriatrischen Rehabilitation • Innovatives, multimodales Strukturkonzept zur zukünftigen geriatrischen Versorgung in Ergänzung zur bisherigen geriatrischen Basisversorgung • Errichtung flächendeckender geriatrischer Schwerpunktpraxen für AGR • Bildung geriatrischer Netzwerke mit geeigneten Partnern • Anschlussfähigkeit an jede hausärztliche Versorgungspraxis • Konzept mit stufenweisem Vorgehen, abgestuft in der primären und sekundären Grundversorgung: • bedarfsgerecht, patientenorientiert, wohnortnah, mobil aufsuchend • Betonung auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit in der Versorgung. Schaffung von sozialer Teilhabe, medizinischer Gleichbehandlung
Interdisziplinäres Konzept der Ambulanten Geriatrischen Rehabilitation • ressourcenschonend • edukative Elemente für Caregiver • Kleinteiligkeit im Umfang • minimales Versorgungskonzept • nahtloser Übergang an den ambulant- stationären Sektorengrenzen, • ganzheitliche Herangehensweise mit Wahrung humanitärer Werte und teilhabeermöglichend • Konsiliartätigkeit: spezielle Assessments zur Beantwortung der gestellten Fragen mit eventueller Beratung und Einleitung von AGR • Monitoring von Polypharmazie, Pflegebedürftigkeit, Pflege • kontinuierliche Evaluation des Rehaprozesses sowie Case- und Care- Management im Reha- Team
Interdisziplinäres Konzept der Ambulanten Geriatrischen Rehabilitation Vorteile • Hohe Steigerung der Effektivität medizinischer Therapie im Vergleich zu anderen kombinierten Therapieformen durch konsequente gleichzeitige Anwendung von medikamentösen und nicht-medikamentösen (funktionalen) Therapieformen im interdisziplinären Reha- Team mit qualitätssichernden Maßnahmen • nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität und Autonomie • Vermeidung von unnötigen und kostenintensiven Allokationen Nachteile • Steigerung von Kosten für vermehrten Einsatz von Heilmitteln • Höhere Investitionskosten bei der Errichtung von Zentren für AGR • Höhere Kosten für PIM und interdisziplinäre Team- Arbeit • Konzept AGR wegen unzureichender bzw. fehlender Finanzierung: nicht ausbaufähig !
Voraussetzungen für das Hausärztliche Versorgungs-Zentrum (HVZ) • Transsektoriales professionelles Schnittstellenmanagement ( PIM- PEM- Achse ) • Anpassung auf lokoregional unterschiedliche Versorgungsdichte zur Versorgungssicherung • Implementierung bzw. Ausbau der Versorgungsbreite in der ganzheitlichen Versorgung geriatrischer und weiterer komplex Erkrankten ( z.B.: Chroniker, onkologische und schwerbehinderte Patienten ) • Ausbau der Versorgungstiefe durch höhere, strukturell gesicherte Professionalität ( nicht zu verwechseln mit Spezialisierung ) • Gesicherte Finanzierung und solide gesetzliche Rahmenbedingungen des deutlich erweiterten Behandlungsauftrages seitens der Gesundheitspolitik
Konzept des Hausärztlichen Versorgungs-Zentrums (HVZ) • Ein innovatives Konzept der Zukunft zur Zentralisierung medizinischer Versorgungsangebote im ambulanten hausärztlichen Bereich mit dem Ziel: • Effiziente und insgesamt leistungsfähigere Strukturen auf hohem Qualitätsniveau zu generieren • Weiterentwicklung der hausärztlichen und pflegerischen wohnortnahen Basisversorgung dar, die dringend notwendig geworden ist durch: massive Veränderungen der demographischen sowie sozioökonomischer Parameter bzw. Krankheits- und Behandlungsspektren
Lokales Gesundheitszentrum Einbindung angestellter Stationäre Einrichtungen Ärzte mit Professionellem Entlassungs- Management t elle n -PEM- it t s Schn HVZ mit AGR -PIM- mit Satellitenpraxen Fachärzte, MFZ.. Telemedizin Weitere Akteure Heime • Versicherungen • Ehrenamtliche Helfer • Psychosoziale Einrichtungen • Tagesstätten • Behindertensport • u.a.
Quelle: Der Allgemeinarzt, 2016; 38 (6) Seite 30-32
Modulares Strukturschema des HVZ Modul 1 Allgemeine Hausarztmedizin Modul 2 DMP (Disease Management Programme) Reha-Sport, Ernährungsberatung, spezielle Schulungen Modul 3 Chronikerversorgung Soweit nicht in Modul 2; Einsatz VERAH, homecare, Tele- nursing/ -medizin- matik; spezielle Beratungs- und Behandlungsprogramme Modul 4 Geriatrie, AGR Interdisziplinäre Assessements; care- und case- management, Angehörigenberatung/ -schulung; GIA, etc. Modul 5 Kontinuierliche Patientenbetreuung in Heimen Assessements zur genauen Bedarfsermittlung für den Einsatz weiterer Moduleinheiten; langfristiges care- management mit Qualitätssicherung Modul 6 Notfallversorgung
Modulares Strukturschema des HVZ Modul 7 Prävention, Gesundheitsförderung Prävention von drohender Pflegebedürftigkeit, Kooperation mit kommunalen Angeboten von Präventionsprogrammen oder kulturellen oder Freizeitveranstaltungen, Seniorensport Modul 8 Onkologie, Palliativmedizin, SAPV Spezielle Angebote wie psychologische oder psychotherapeutische Beratung, patientenorientierter und ganzheitlicher Ansatz unter Einbezug von weiterer Module, transsektoriale Kooperation mit externen Akteuren Modul 9 Ambulante homecare S.a. Modul 4: Assessementverfahren, Networking mit regionalem Pflegedienst, Monitoring der Pflege, Beratung bzw. Schulung der Caregiver (z.B. TanDem: standardisiertes Schulungsprogramm für Angehörige von dementen Patienten), Management von Kurzzeitpflege, etc. Modul xy Frei wählbare Einheit in modo HVZ
Allgemeine M1 Modulares Strukturschema des HVZ Hausarztmedizin M2 DMP Chroniker- 1 M3 versorgung xy 2 M4 Geriatrie, AGR Patientenbe- 9 M5 3 treuung im Heim Praxis- Internes M6 Notfallversorgung Management -PIM- Prävention, 8 4 M7 Gesundheits- förderung M8 Onkologie, SAPV 7 5 Ambulante 6 M9 homecare Frei wählbare M xy Einheit je HVZ
Strukturvorteile des Hausärztlichen Versorgungs-Zentrums (HVZ) • Durch Zusammenlegung von Einzel-/ Gruppen-Praxen ergeben sich u.a. medizinische und ökonomische Vorteile • Möglichkeit der Integration von AGR als Modul • Attraktive Integration von Assistenzärzten mit flexibler Arbeitsgestaltung • Innerbetriebliche Zuordnungsmöglichkeiten von Ärzten zu einzelnen Modulen schafft höhere Versorgungstiefe durch Professionalität • schafft hohe Versorgungsbreite (lokoregionale Variabilität) • Vernetzungsmöglichkeiten: Fachärzte, kooperierende Heil- und Hilfsmittelberufe, vernetzte Pflegedienste, Fahrdienste, SAPV, Präventionsprogramme, Senioren- und Rehasport, Gesundheitliche Reha, Behindertensport, Ernährungsberatung, kulturelle Events, etc.
Finanzierung des Hausärztlichen Versorgungs-Zentrums (HVZ) • Finanzierung aufgrund der derzeitig gültigen Gesetzesgrundlage der kassenärztlichen Abrechunung ( EBM ) • Finanzierungskonstruktion wie in den selektiven Versorgungsverträgen, allerdings nicht wie bisher mit 5 unterschiedlichen Formationen, sondern in einer kassenübergreifenden, einheitlichen Form • Der Sachverständigenrat schlägt als Novum wahlweise eine populationsbezogene Capitation vor • Ggfs. Komplexvergütung für sektorenübergreifende Tätigkeiten (§ 413, Sondergutachten 2014 )
Qualitätsmanagement und -sicherung des Hausärztlichen Versorgungs-Zentrums (HVZ) • spezielles Anforderungsprofil für Teammitglieder • feste Kooperationsregeln • regelmäßige Teambesprechungen, Fallkonferenzen • Fortbildungsveranstaltungen, Qualitätszirkel, • mögliches regionales "Weiterbildungskolleg" • überregional organisiertes Qualitätsmanagement • betriebswirtschaftliches Coaching; mehrdimensionale Evaluationen
choose wisely and quickly Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Sie können auch lesen