Qualifizierungskurs für Kirchenführer - Grundzüge der gegenreformatorischen Baukunst - Thomas-Morus-Akademie
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Qualifizierungskurs für Kirchenführer Thomas-Morus-Akademie Bensberg Orte des kulturellen Gedächtnis und der Andacht Grundzüge der gegenreformatorischen Baukunst PD Dr. Katharina Corsepius (Bonn) Samstag, 8. Februar 2020 09.00-10.30 Uhr
Begriff: Gegenreformation (ca. 1517-1650) -> Reaktion der katholischen Kirche auf die reformatorischen Bewegungen -> Begriff „Gegenreformation“ 1776 durch den Juristen Johann Stephan Pütter eingeführt für Tendenzen Protestanten zur katholischen Religionsausübung zurückzuführen -> Begriff „Zeitalter der Gegenreformation“ zur Beschreibung einer Epoche durch Leopold von Ranke 1843 -> Zeitalter der „Reformation“ (1517) bis zum Ende des „Dreißigjährigen Krieges“ („Westfälischer Friede“ Mai-Oktober 1648 in Münster und Osnabrück)
„Zeitalter der Konfessionalisierung“ 1. „Zeitalter der Glaubensspaltung“ (1517-1555) 2. „Zeitalter des konfessionellen Absolutismus“ (1555-1648) -> Zeit: Augsburger Religionsfrieden (1555) bis Westfälischer Frieden (1648) -> typischer Vertreter/Protagonist: König Philipp II. von Spanien (1527-1598) -> Konfession wird an Staat gebunden Rechtsprinzip: cuius regio, eius religio (wessen Gebiet, dessen Religion) Philipp II. (Porträt von Alonso Sánchez Coello, um 1570)
Rückblick: Rom und Papsttum im 14./15. Jahrhundert Papst Coelestin V. (Juli-Dezember 1294) - Eremit und „Mönchspapst“ - Abdankung durch eigens geschaffene Constitutio - „Ehrenhaft“ bis zu seinem Tod 1296 Papst Bonifaz VIII. ruft 1300 das erste Heilge Jahr aus (Fresko im Lateran von Giotto di Bondone)
Bonifatius VIII. (1235-1303) (Benedetto Caetani) Papst von 1294 bis 1303 -> führt das Jubeljahr ein -> Auseinandersetzungen mit König Philipp IV. von Frankreich -> Bulle Unam Sanctam (1302) reklamiert den Primat der geistlichen Macht über die weltliche -> König Philipp bezichtigt den Papst der Häresie -> Attentat von Anangni (1303) auf den Papst
Avignonesisches Papsttum (1309-1377) -> Zeitalter des „Konziliarismus“ und des „Nepotismus“ Rom als Witwe, die den Verlust des Papsttums betrauert (MS Ital. 81, folio 18, Bibliothèque nationale de France) Papst Gregor XI. kehrt zurück nach Rom Fresko, Giorgio Vasari Sala Regia, Vatikanspalast (1571-1574)
-> zeitweilige Glaubensspaltung innerhalb der lateinischen Kirche mit konkurrierenden Ansprüchen der Päpste in Rom und Avignon von 1378-1417
Papst Martin V. (1435-145) -> Papsterhebung auf dem Konstanzer Konzil -> Ende des Abendländischen Schismas Konstanzer Konzil -> Einberufen auf Betreiben des römisch-deutschen Königs Sigismund -> Ende des Großen Abendländischen Schismas Herstellung der Einheit der Kirche (causa unionis) Innerkirchliche Reformen (causa reformationis) Diskussion der kirchlichen Verkündigung und Sakramentslehre (causa fidei) und damit Bekämpfung der Ketzerei Donatello, Grabmal Papst Martin V. Rom, S. Giovanni in Laterano, 1435-1445 Casa di Papa Martino, Genezzano
Ausbau des Vatikanpalastes und Neubauprojekte für St. Peter (Eugen IV. und Nikolaus V.) Sixtinische Kapelle vor Michelangelo (Sixtus IV.) Marten van Heemskerck, Ansicht Rom, Vatikanischer Palast, des Vatikanpalastes mit der Cappella Niccolina, Benediktionsloggia von Alt-St. Ostwand mit Fresken von Peter (Detail), 1532-1536, Berlin, Fra Angelico, 1448 Kupferstichkabinett Erweiterung St. Peter unter Nikolaus V. Architekt Bernardo Rosselino (1409-1464) Kirchenbau (Sixtus IV.) S. Agostino in Campo Marzio (1479-1483)
Palastbau und Urbanistik im Kontext von Antikenrezeption (Pius II. und Paul II., Kardinal Riario) -> Anknüpfen an Antike Tradition - Rezeption der Entwicklung der Renaissance in den oberitalienischen Kommunen (Florenz) - Ausbau der „Borgi“ - Bau der Kardinalspaläste Rom, Palazzo Venezia, Fassade zur Piazza Venezia (1455-1471) Pietro del Massaio, Pianta di Roma (1471) Palazzo della Cancelleria (1486-1498)
Rom und Italien Anfang 16. Jahrhundert Alexander VI. Borgia (1492-1503) und Sohn Cesare Borgia (Vorbild für Macchiavellis „Principe“) -> Italien ist von widerstreitenden Machtkonstellationen und Interessen geprägt (Römische Kirche, Frankreich, Habsburger) -> Konflikt zwischen dem Papsttum und den von der Reformation erfassten Territorien hat europäische Dimensionen -> Kunst im Umfeld der Kurie steht im Dienst Michelangelos Pietà in St- Peter (1499) im Auftrag des französischen Botschafters politischer Interessen und übernimmt visuelle geschaffen vor dem Jubeljahr 1500 Außendarstellung der weltlich agierenden Macht, die mit höchster geistlicher Autorität ausgestattet ist -> Päpste betreiben uneingeschränkten „Nepotismus“ und sind Akteure im weltpolitischen Geschehen (Aufteilung Amerikas zwischen Portugal du Spanien), schaffen Kollateralherrschaften um den Kirchenstaat herum
Patrimonium Petri 1492
Julius II., Giugliano della Rovere (1503-1513) - Expansionspolitik auf der italischen Halbinsel als Territorialfürst - 1506 Begründung der Schweizergarde und eines schweizer Sölnderheeres - 1506 Baubeginn des Petersdomes in der Absicht, die größte und prächtigste Kirche des Erdkreises zu erbauen (Donato Bramante) - Grabmalprojekt im Zentrum der Anlage (Michelangelo) Juliusgrab - Ausmalung der Sixtinischen Kapelle, Decke (Michelangelo) - Ausmalung der päpstlichen Privatgemächer „Stanzen“ (Raffael) Sixtinische Kapelle Petersdomprojekt Stanzen
Luthers Romreise (1510-1511 oder 1511-1512) Veduta Roma, perduta fede (Wer Rom sieht verliert den Glauben) römisches Sprichwort aus dem 15. Jahrhundert -> als Begleiter eines Verhandlungsführers (socius itinerarius) -> Auftrag: Klärung zum Kölner Kompromiss in der strittigen Unionsfrage (Konventualen – Observanten) durch den Ordensgeneral der Augustiner Facchino-Brunnen, Via Lata, Luther als Wasserträger mit zertörtem Antlitz von zahlreichen Steinwürfen
Neu St. Peter -> 1506 Grundsteinlegung -> Architekt Bramante -> 150 jährige Forschungsgeschichte zu Ursprungsplan Bauaufnahme von ca. 1515, Codex Coner fol. 31 Tempietto, S. Pietro in Montorio, Donato Bramante (1500-1515) über der vermeintlichen Kreuzigungsstelle des Apostel Petrus
Peruzzis Entwurf für St. Peter, Serlio 3. Buch (nach 1520) Raffaels Entwurf für St. Peter, Serlio 3. Buch (1514-1520) Ansicht der Baustelle des Petersdomes. In der Mitte das Tegurio Bramantes (um 1536)
Berlin 2008
Papst Leo X. de Medici (1513-1521) Liberalitas pontifica (Freigiebigkeit des Papstes) -> am Ende des Pontifikates waren die kurialen und privaten Kassen leer -> Neubauprojekt St. Peter verschlingt Unsummen -> Kurie ist Reformresistent -> mit auslösende Funktion in Bezug auf Luthers Romkritik Karikatur (1520) auf die Gegner Martin Luthers, Holzschnitt: Thomas Murner, Katze, Hieronymus Emser als Ziege, Papst Leo X. als Löwe (?) und der Antichrist, Johann Eck als Schwein, Jakob Lemp als Hund „Wieviel die Fabel von Christus uns und den unsern genützt hat, ist bekannt.“
Reformation (reformatio „Wiederherstellung, Erneuerung“) 1517 Martin Luther schlägt seine 95 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg 1648 Westfälischer Frieden Versuch einer Reform der römisch-katholischen Kirche (Ablassbriefe, Simonie) Voraussetzungen: - Italienischer Humanismus (Studium ad fontes) - Buchdruck - soziale und wirtschaftliche Faktoren (Frühkapitalismus, Städtewesen, „Preisrevolution“, Anstieg der Preise und sinkende Kaufkraft, Bevölkerungszuwachs, Inflation durch amerikanische Edelmetalle, soziale Schere) - Dualismus zwischen Kaiser und Reichsständen (Fragmentierung des Reiches), fehlende Zentralinstanz, territoriale Entwicklung in ´Konfessionsfragen - politische Faktoren (Konflikte Habsburg – Frankreich/Papsttum, Expansion des Osmanischen Reiches 1529 Belagerung Wiens) - Mystik und devotio moderna (Neue Frömmigkeit) - Fiskalisierung der Religion (Ablass, Wallfahrt, Seelenmessen, Prozessionen) - Antiklerikalismus - frühe Reformbewegungen (Jan Hus, John Wyclif) Gruppenbild von acht Religionsreformatoren, historische Grafik (19.Jhd.) Österreichische Nationalbibliothek: Hieronymus Bock, Johannes Buchenhagen, Johann Calvin, Johannes Hus, Martin Luther, Philipp Melanchton, Johannes Oecolampad, Ulrich Zwingli
Karl V. (1500-1558) von Habsburg Römisch-deutscher König Kaiser des Heilige Römischen Reiches Herzog der Burgundischen Niederlande König von Kastilien, León und Aragón - Reichsgedanken der Universalmonarchie - Selbstverständnis als Friedenswahrer Europas und Beschützer des Abendlandes vor der Osmanischen Expansion, Reformator der römisch-katholischen Kirche - Finanzielle Ressourcen durch koloniale Besitzungen in Amerika (Vizekönigreich Peru du Neuspanien) Kaiser Karl V., Porträt Tizian/Lambert Sustris
-> „Katholische Reform“ bezeichnet eine vor der „Reformation“ einsetzende kirchliche Reform des römischen Katholizismus -> katholische Selbstreform und politische Gegenreform -> spanischer Staats- und Ordenskatholizismus seit 1478 Luther beim Verhör durch den Kardinallegaten (Nationalkonzil von Sevilla) Thomas de Vio von Gaeta (Cajetan) 1518 in Augsburg -> spanischer Kaiser (seit 1519 Karl V.) wird oberster weltlicher Schützer der römischen Kirche in Europa und Übersee und initiiert das Trienter Reformkonzil (1545-1563)
-> Karl V. verweigert im Winter 1526/27 den Landsknechten ihren Sold -> Söldnerarmee geräte ausser Kontrolle durch den plötzlichen Tod ihres Anführers Frundsberg -> Herr aus 24.000 deutschen und spanischen Söldnern sowie Karl v:, Anthonis van Dyck (1620) papstfeindlichen Condottieri zieht nach Rom, wo Schätze aus aller Welt angehäuft waren -> die Bevölkerung wird misshandelt, es werden Lösegelder gefordert, Kirchen, Paläste und Krankenhäuser sowie der Vatikan werden geplündert -> über 90% der Kunstschätze werden geraubt
Der Sacco di Roma („Plünderung Roms und des Kirchenstaates“) unter Kaiser Karl IV. (6. Mai 1527) durch deutsche Landsknechte und spanische/italienische Söldner -> eine der bedeutendsten Krisen der römischen Kirche -> einer der bedeutendsten kriegerischen Gewaltakte durch Söldnerheere, über die ihre Führung die die Kontrolle verloren hatte Passetto di Borgo
Neu St. Peter Antonio da Sangallo d.J. (1539-1546) -> begehbares Holzmodell (7,36m lang, 4,68m hoch) -> Verbindung von Zentral- und Longitudinalbau -> Bau des „muro divisorio“
Konzil von Trient (Tridentinum) (1545-1563) -> Einberufung von Papst Paul III. gegen den Wunsch der Protestanten nach eine papstfreien Konzil -> Festlegung der Tridentinischen Messe, Wandlungsworte: „hoc est enim corpus meus“ -> keine Überwindung der Kirchenspaltung, da zu spät einberufen (Ablehnung des „Konziliarismus“ durch die Kurie) ->lediglich 31 Bischöfe (spanisch-kaiserliche – päpstliche) zur Eröffnung anwesend, Forderungen der deutschen Konzilsväter in der zweiten Sitzungsphase fielen durch -> Ziel theologische Antworten auf protestantische Forderungen zu finden („sola scriptura“: Schrift und Tradition sind Quellen der Offenbarung) -> Untermauerung der katholischen Lehre: Zölibat, stabilitas loci, Bildung des Klerus, Ablass, Fegefeuer, Heiligen- und Reliquienverehrung, Sieben Sakramente, Ehestandsregister eingeführt, Verkündigung und Mission -> Index der verbotenen Bücher -> 1564 Tridentinisches Glaubensbekenntnis mit Gehorsamsversprechen gegenüber dem Papst -> 1566 Römischer Katechismus -> 1568 Priesterbrevier -> 1570 Römisches Messbuch -> viele dogmatische Beschlüsse und wenige praktische
Reformatorischer Bildersturm -> Heiliges Römisches Reich (1522-1566), Schweiz, Burgundische Niederlande (1566), Schottland (1559), England (1642-1649) -> Luthers Kritik richtet sich vornehmlich gegen Stiftungen für das Seelenheil (1525: Bilder sind „zum ansehen, zum zeugnis, zum gedechtnis, zum zeychen“ ) -> Johannes Calvin mahnt das Bilderverbot der Zehn Gebote streng zu befolgen -> Bildkritik papsttreuer Theologen bezieht sich oftmals auf Bildgebrauch und Motive (Erasmus von Rotterdam, Johann Geiler von Kaysersberg, Sebastian Brant) Calvinisten in der Liebfrauenkirche zu Antwerpen (1566)
Konzil von Trient Decretum de invocatione, veneratione et reliquiis sanctorum, et sacris imaginibus (3. Dezember 1563): - Daß „den Bildern Christi, der jungfräulichen Gottesgebärerin und der anderen Heiligen, die vorzüglich in den Kirchen sein und bleiben müssen, die schuldige Hochachtung und Verehrung zu erweisen“ ist. - Die Verehrung der Bilder darf nicht so erfolgen als sei „eine Gottheit darin oder eine Kraft, wegen welcher man ihnen Ehre erweisen müsse, oder als dürfe man sein Vertrauen auf Bilder heften, wie es sonst geschah von den Heiden, sondern weil die Ehrenbezeigung auf die Urbilder sich bezieht, welche jene vorstellen.“ Pasquale Cati da Iesi: Tridentinum mit der Päpstin Johanna, Freso in S. Maria in Trastevere (1588)
Jesuitenorden (Societas Jesu: SJ) -> Ignatius von Loyola (1491-1556) aus einem baskischen Adelsgeschlecht im Königreich Navarra, verfasst „Bericht eines Pilgers“ und „Exerzitienbuch“, Mitbegründer der Societas Iesu, 1622 heiliggesprochen, 1537 scheitert eine Pilgerreise ins Heilige Land, weshalb Loyola die Mission der an die Reformation verlorengegangenen Gebiete macht -> 1540 päpstliche Anerkennung der katholischen Ordensgemeinschaft -> Verpflichtung zu den Evangelischen Räten (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam), besonderer Regimini militans Ecclesiae Empfang des Ordensdekretes, Gehorsam gegenüber dem Papst Unsere Liebe Frau vom Schnee in Olomouc (nach 1743) („Kadavergehorsam““), Ignatius wird erster Ordensgeneral -> keine Ordenstracht, organisatorische Anlehnung an militärische Ränge, neue Predigtformen für Missionszwecke -> 1549 Societas Iesu wird unmittelbar der päpstlichen Gewalt unterstellt
Il Gesù (Chiesa del Santissimo Nome di Gesù) 1568-1584 -> Mutterkirche des Jesuitenordens -> Architekt: Giacomo Barozzi da Vignola (1507-1573) -> Finanzierung: Kardinal Alessandro Farnese (Enkel Papst Paul III.) Vignola: Regola delle cinque ordini… (1562)
Il Gesù, Fassade Giacomo della Porta (1573-1577)
Wandpfeilerkirche -> tonnengewölbte Saalkirche -> Wände bestehen aus Wandpfeilern, die den Druck des Gewölbes einnehmen und in den Innenraum hineinragen - Quertonnen zwischen Pfeilern mit Kapellen und Emporen
Karl Borromäus (1538-1584) - Kardinal, Erzbischof von Mailand, Vertreter der Katholischen Reform nach dem Tridentinum - Heiligsprechung 1610 - Caeremoniale Episcoporum (Zeremonienbuch der Bischöfe) als normative Ausführung über gottesdienstliche Handlungeneines Bischof nach römischem Ritus - Herausgeber der Instructiones fabricae et supellectilis ecclesiasticae (1577) - „Handbuch der Architektur der Gegenreformation“ 1. Bauplatz der Kirche: erhabenes Grundstück, Sockel, fünf Stufen, Schutz vor Schmutz und Geräuschen, freistehend 2. Grundriss: Form eines lateinischen Kreuzes in Anlehnung an frühes Christentum, zwei Kapellen seitlich der Hauptkapelle, Carlo Borromeo, Porträt von Giovanni Ambrogio Figino (1548-1604) „pseudo transept“ 3. Fassade: auf Grösse und Form der Kirche abgestimmt, keine profanen Motive, reich an Heiligen und biblischen Darstellungen, Bild der Muttergottes mit Kind, Bild der Kirchenpatrons zur Rechten, zur Linken Gemeindeheiliger, übrige Heiligenbilder legt der Bischof fest 4. Atrium: Säulengang, Säulenhalle oder Vordach aus Säulen so lang wie die Gebäudefassade 5. Innenraum: Lage Kapellen, Grabmäler, Beichtstühle, Materialanweisungen, Marmorboden, Weihwasserbecken, Glocken, Dachstuhl, Heiligengräber
Aufbau der tridentinischen Messe mit Altarpositionen und Bedeutung Neuerungen: - große Elevation von Hostie und Kelch - Schlussevangelium - keine Vorschrift für Zelebrationsrichtung (versus populum bzw. versus orientem) -> Ziel der Vereinheitlichung und Festlegung der Liturgie, Fernhaltung protestantischer Einflüsse als Antwort auf die protestantische Reform -> kein Priestertum aller Gläubigen (Martin Luther) sondern Reduzierung der Beteiligung von Laienchristen und Vorrang priesterlicher Bedeutung
Die "rechte Lehre" in Gestalt einer Frauenfigur stösst "die Häresie" in den Abgrund, die durch Bücher von Luther und Johannes Calvin dargestellt ist Il Gesu, Altar des Hl. Ignatius
Deckenfresko: Trionfo del Nome di Gesù, Giovan Battista Gaulli („Il Baccicio“)
Collegio Romano -> 1551 von Ignatius von Loyola gegründet, Jesuitenkolleg als Schule und Ausbildungsstätte Vorbild für alle folgenden Jesuitenschulen -> Päpstliche Universität (Pontifica Università Gregoriana)
Sant‘Andrea della Valle (Mutterkirche des Theatinerordens)
Santa Maria in Vallicella (Chiesa Nova) 1575-1606 -> 1575 Anerkennung der Oratorianerkongregation (Philippiner) durch den Philipp Neri -> abendliche Gebetstreffen in kleineren Oratorien, Vorträge zur Geschichte des Christentums, eintägige Wallfahrten zu den sieben römischen Pilgerkirchen -> zahlreiche Wunder und Ekstasen bei der Eucharistie und im Gebet an heiligen Stätten -> Vorausschau von Konklaven Hl. Filippo Neri (1515-1595)
Oratorium (orare „beten“) - Bethaus, liturgisch.musikalischer Betraum - Dramatische, mehrteilige Vertonung einer geistlichen Handlung, die mit Handlungselementen durchsetzt ist - Tridenntinum definiert und begrenzt die Verwendung von Musik im Gottesdienst eingeschränkt (Orgelspiel, Gesang, Textverständlichkeit) Kongregation vom Oratorium des heiligen Philipp Neri -> Reformbewegung als Gegenbewegung zum Tridentinum -> geistliche Andachten in den Oratorien in Volkssprache als Ergänzung zu den Gottesdiensten, Laienpredigt -> „Lauden“ als mehrstimmige Lobgesänge auf Texte der traditioneller italienischer volkstümlicher geistlicher Lyrik -> 1600 musikalishes Werk Rappresentazione di Anima et di Corpo des Emilio de‘ Cavalieri (1550-1602) mit Solo- mit Ensemble- und Chorgesang und Auftritten allegorischer und biblischer Personen (Intellekt, Rat, Schutzengel, Welt, Verdammte Seelen in der Hölle, Glückliche Seelen im Himmel) -> erste geistliche Oper -> Giovanni Pierluigi da Palestrina seit 1571 Leiter der musikalischen Oratorien
Innenraum 1622
-> Auftrag Versetzung des alten Gnadenbildes (Immagine della Madonna, Nikopoia, blutete bei Bewurf mit einem Stein durch einen Ketzer) von der Seitenkapelle in den Hochaltar -> erste Fassung wird 1607 abgelehnt -> zweite Fassung greift Motiv eines Bildtabernakels auf -> Öl auf Leinwand, Malgrund Schiefer -> flankierend der Hl. Gregor und die Hl. Domitilla Hochaltarblatt von Peter Paul Rubens (1606-1608)
Madonna Hodegetria („Wegführerin“) -> Hodegetria wird durch neue Kontextualisierung in „Immacolata Conceptio“ nach dem Dogma der unbefleckten Empfängnis (1439 Konzil von Basel, 1477 Papst Sixtus IV. Einführung des Festes der Mariae Empfängnis) -> Konzil von Trient nimmt Maria von der Erbsünde aus
Langhausgewölbe Pierto da Cortona, Der Hl. Filippo Neri hat beim Bau der Kirche eine Marienvision
Cesare Baronio (lat. Caesar Baronius (1538-1607) - Kardinal und Kirchenhistoriker, Oratorianer - Einer der ersten Schüler Filippo Neris - Mitverfasser des Martyrologium Romanum - Päpstlicher Beichtvater, aposotlischer Protonotar, Bibliothekar der römischen Kirche Annales Ecclesiastici a Christo nato ad annum 1198 (1588-1607)
Cesare Baronio (1583-1604) - Leitung der Ritenkongregation - Posttridentinischer Kirchengeschichtsschreiber -> weist aufgrund von Quellenstudium die Ansprüche Spaniens auf Neapel zurück -> verklärt die Konstantinische Schenkung -> Annales Ecclesiastici ist die apologetische Gegendarstellung zur „protestantischen Kirchengeschichte“ der Magdeburger Centurien des Matthias Flacius (1559) - annalistischer Duktus ohne Reflexionen oder Darstellung der Lehrentwicklung
Neu St. Peter Michelangelo (1546-1564) Giacomo della Porta (1532-1602) -> Rückkehr zur „Wahrheit Bramantes“ -> Zentralbau mit vier gleichen Kreuzarmen ohne Umgänge -> Holzmodell für Tambourkuppel Sala dei cebto giorni, Palazzo della Cancelleria, Giorgio Vasari, -> Vollendung der Kuppel (1593) „Paul III. befiehlt den Weiterbau von St. Peter“
Neu St. Peter Carlo Maderno (1603-1629) -> Erweiterung durch Langhaus -> Vollendung von Langhaus und Fassade -> 1626 Weihe durch Urban VIII. Gian Lorenzo Bernini (1659-1672) -> Ausstattung: Bronzetabernakel, Petersplatz
Pioniere der Christlichen Archäologie Antonio Bosio (1575-1629) „Kolumbus der Katakombenforschung“ Roma Sotteranea (hrsg. durch den Oratorianer Giovanni Severano) -> Forschungen anlässlich des Heiligen Jahres 1600 -> aufsehenerregende Entdeckungen stadtrömischer Heiliger Giovanni Battista de Rossi (1822-1894) -> Begründer der wissenschaftlichen Christlichen Archäologie und der frühchristlichen Epigraphik
Skulptur der Heiligen Cäcilie (1600) -> Marmorskulptur in Santa Cecilia zu Trastevere, Stefano Maderno
Katakombenheilige -> Exhumierung der Gebeine aus den römischen Katakomben nach Plünderungen der Reliquien im protestantischen Bildersturm -> Verbringung in deutschsprachige Gebiete -> trotz Verkaufsverbot Berechnung hoher Gebühren Stiftsbasilika Waldsassen, Marienaltar, Vitalianus und Gratianus
Domenico Fontana (1586) -> Vatikanischer Obelisk
Umbau von S. Giovanni in Laterano Francesco Borromini (1599-1667)
S. Agnese in Agone, Piazza Navona (1652-162)
San Carlo alle Quattro Fontane (1638- 1677) Kirche der spanischen Trinitarier
Sant‘ Andra al Quirinale (1658-1670)
Gian Lorenzo Bernini, Scala Regia (1663-1666)
Gian Lorenz Bernini: Bühnenbild zur selbstverfassten Komödie „La Marina“ (1638) Der Sonnenaufgang wurde mittels komplizierter Bühnentechnik simuliert.
Santa Maria in Campitelli (1662-1675) -> Hauptwerk Carlo Rainaldis (1611-1691) -> Ordenskirche der Regularkanoniker Madre di Dio (Leonardini)
Erzstift und Kurfürstentum Köln im 15. und 16. Jahrhundert -> seit dem Mittelalter Erzbistum und Kurfürstentum -> seit 1288 (Schlacht von Worringen) ist Köln aus dem Erzstift gelöst -> 1475 Erhebung zur Freien Reichsstadt -> seit 1597 Haupt- und Residenzstadt Bonn Konfliktpotenziale: -> burgundische Niederlande -> Herzogtum Geldern -> Habsburg – Frankreich -> römische Kirche - Reformation Kurköln um 1560
Reformationsversuch durch Erzbischof Hermann V. von Wied (15401547) -> 1536 Provinzialkonzil für die Kirchenprovinz Köln -> Mitwirkung des katholischen Johannes Gropper von St. Gereon -> 1538 Erlasse im „Handbuch der christlichen Lehre“ ohne Umsetzung -> Zusammenarbeit mit dem Strassburger Johannes Butzer (Bucer) und Johannes Melanchton -> 1543 Vorstellung des Reformwerks auf dem Bonner Landtag (Zustimmung der Zünfte. Ritter und Städte) zur „Kölner Reform“ > Domkapitel widersetzt sich und stürzt Hermann schließlich
Truchsessischer Krieg (1583-1588) -> Kurköln – Bayern -> vereitelt den Versuch das Erzstift Köln in ein erbliches protestantisches Herzogtum zu wandeln. -> Konfessionswechsel Gebhard von Waldburg-Trauchburg des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Gebhard Truchsess von Waldburg -> Proklamation der Gleichberechtigung der Konfessionen -> den Domherren wird ihr Bekenntnis freigestellt -> Heirat mit evangelischer Gräfin Agnes von Mansfeld -> Absetzung als Erzbischof, Exkommunikation -> konfessionelle Streitigkeiten werden erstmals seit dem Augsburger Religionsfrieden mit Waffengewalt „gelöst“ -> Einsetzung spanischer, niederländischer Truppen (Internationalisierung des deutschen Konfessionsproblems) -> Höhepunkt findet die Entwicklung im Dreißigjährigen Krieg > Folge: Köln geht bis 1761 an das Haus Wittelsbach Erzstiftes und Kurfürstentums Köln
Petrus Canisius („Soldat des Papstes“) -> 1544 Gründung der "Gesellschaft Jesu„ in eneim Kölner Mietshaus an der Burgmauer als erste Jesuiten auf deutschem Boden -> Ziel: Kampf gegen protestantische Bewegung -> nach Hermann von Wieds Exkommunikation 1547 kirchliche Hauptakteure -> Canisius finanziert eine kostenfreie Jesuitenschule
Konfessionelle Verteilung in Europa um 1618
Europa nach dem Dreißigjährigen Krieg 1648
St. Mariä Himmelfahrt, Köln (1618-1629) -> Architekt Christoph Wamser (1575-1649)
Hochaltar -> Stiftung des Kölner Erzbischofs Ferdinand von Bayern -> Tabernakel mit Expositorium (Mechanismus mit Öffnung zur Monstranz und drehbare Leuchterengel) Apostelzyklus -> Jeremias Geiselbrunn
Namen-Jesu-Kirche Bonn (1686-1717) -> Auffindung eines Buchenholzstückes mit dem Namen Jesu (IHS) -> Stiftung des Kölner Kurfürsten Erzbischof Maximilian Heinrich von Bayern
-> Architekt Giacomo de Candrea aus Graubünden -> sog. „Jesuiten-Gotik“ (Verbindung barocker Elemente mit anderen Stilrichtungen) -> heute Kathedralkirche des katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland
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