Quantensprung beim Risikoausgleich - Interlaken, 12. April 2019 Health Insurance Days Konstantin Beck, CSS-Institut & Universität Luzern Lukas ...
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Quantensprung beim Risikoausgleich Interlaken, 12. April 2019 Health Insurance Days Konstantin Beck, CSS-Institut & Universität Luzern Lukas Kauer, CSS-Institut & Universität Zürich Thomas McGuire, Harvard Medical School, Boston www.css-institut.ch
Agenda 1. Risikoausgleich: Erklärungskraft & Komplexität 2. Existiert ein Regulierungs-Gap? 3. Erster Quantensprung in der Risikoerklärung: Korrekte Datendefinition 4. Zweiter Quantensprung in der Risikoerklärung: Optimale Einführung von EFAS Konstantin Beck 2
Zweck des Risikoausgleichs Zweck Der Risikoausgleich soll Risikoselektion verhindern. Er soll Risikounterschiede verschiedener Personen erkennen und ausgleichen. Konstantin Beck 3
Risikoausgleich: Erklärungskraft und Komplexität Erklärungskraft Ausgedrückt als R2: Wieviel Prozent der individuellen Risikounterschiede kann der Risikoausgleich erklären? Komplexität Gemessen an der Anzahl Datenzeilen: Wie viele Datenzeilen müssen bei der gemeinsamen Einrichtung eingereicht werden? Konstantin Beck 4
Erklärungskraft und Komplexität Jahr Komplexität Erklärungskraft Datenzeilen R2 RA 1996 46'800 7.6% RA 2012 93'600 15.7% RA 2017 96'720 26.5% RA 2020 Konstantin Beck 5
Erklärungskraft und Komplexität Jahr Komplexität Erklärungskraft Datenzeilen R2 RA 1996 46'800 7.6% RA 2012 93'600 15.7% RA 2017 96'720 26.5% RA 2020 8'000'000 25.1% Konstantin Beck 6
Scheinbarer Regulierungs-Gap Risikoerklärung (in %) & Kosten (in CHF) Implementierungskosten Risikoerklärung über 50% wäre ein Quantensprung Risikoerklärung R2 = 50% des Versicherers Regulierungs- Gap ? R2 = 25% Risikoerklärung des Regulators 8 Mio. Datensätze Komplexität Konstantin Beck 7
Woher stammt das unerklärte Risiko? CHF Die günstigsten 99% verursachen 1/3 des unerklärten Risikos 99% Versicherte sortiert nach ihren Kosten Quelle: Kauer, McGuire, Beck (2018) Konstantin Beck 8
Woher stammt das unerklärte Risiko? CHF Die günstigsten 99% verursachen 1/3 des unerklärten Risikos Weitere 0.9% verursachen 1/3 des unerklärten Risikos 99.9% Versicherte sortiert nach ihren Kosten Quelle: Kauer, McGuire, Beck (2018) Konstantin Beck 9
Woher stammt das unerklärte Risiko? CHF Die günstigsten 99% verursachen 1/3 des unerklärten Risikos Weitere 0.9% verursachen 1/3 des unerklärten Risikos Die teuersten 0.1% verursachen 1/3 des unerklärten Risikos 100% Versicherte sortiert nach ihren Kosten Quelle: Kauer, McGuire, Beck (2018) Konstantin Beck 10
Verteilung des unerklärten Risikos Unerklärtes Risiko pro Kopf 99% der 0.9% der 0.1% der Versicherten Versicherten Versicherten Konstantin Beck 11
Erste Erkenntnis aus Harvard Das unerklärte Risiko fällt vor allem bei schwer kranken und sehr teuren, multimorbiden Personen an. Aus Sicht des Regulators DIE schützenswerte Gruppe. Zusätzliche Morbiditätsindikatoren können diese seltenen, hohen Kosten kaum erklären. Konstantin Beck 12
Zweite Erkenntnis aus Harvard «It’s the Spitalfinanzierung – stupid!» • Die verwendete Datendefinition ist unzweckmässig! • Ausnahmslos alle RA-Analysen beziehen sich auf Netto- Leistungen: Kosten nach Abzug der Kostenbeteiligung Konstantin Beck 13
Die relevanten Kosten Netto-Leistungen + kantonale Spitalsubventionen = effektive OKP-Kosten Die Spitalsubventionen wirken wie eine 55%- Rückversicherung bei tendenziell teuren Fällen. Konstantin Beck 14
Quantensprung in der Risikoerklärung Risikoerklärung gemessen als R2 Inklusive Spitalsubventionen Ohne Spitalsubventionen RA2020 und Monismus 18% RA2020 & Medikamentenkosten- 56% Gruppen 23% 52% RA2012 & Spital im Vorjahr 16% RA1996 Alter, Geschlecht 48% 9% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Konstantin Beck Quelle: Kauer, McGuire, Beck (2019) 15
Tatsächliche Wirkung der CH-Regulation Risikoerklärung (in %) & Kosten (CHF) Implementierungskosten Die CH verfügt mit RA & Spitalsubventionen im internationalen Vergleich über die besten Tatsächliche Instrumente zur Eindämmung der Risikoselektion Risikoerklärung des Regulators R2 = 56% Risikoerklärung des Versicherers R2 = 25% Scheinbare Risikoerklärung des Regulators 8 Mio. Datensätze Komplexität Konstantin Beck 16
Einwand Ist das R2 das richtige Risiko-Mass? Kosten Kosten im R2 Kosten im MAD . 0 CHF 0 CHF2 0 CHF 1 Mio. CHF 1 Billion CHF2 1 Mio. CHF Konstantin Beck 17
Quantensprung auch mit MAD Risikoerklärung als Verbesserung im MAD Inklusive Spitalsubventionen Ohne Spitalsubventionen RA2020 & Medikamentenkosten- 41% Gruppen 25% 36% RA2012 & Spital im Vorjahr 18% RA1996 Alter, Geschlecht 31% 12% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Konstantin Beck Quelle: Kauer, McGuire, Beck (2019) 18
EFAS Diskussion in neuem Licht • Einseitige, nur stationäre Subventionierung ist Preis verzerrend. • Die Subventionierung sollte symmetrisch erfolgen. • Zurzeit mehrere Vorschläge zu Finanzflüssen bei EFAS. • Diskussion konzentriert sich auf die Kostensparanreiz. • Auswirkung auf Selektionsanreiz wurde vernachlässigt. (Frühe Warner: Guido Klaus, Maria Trottmann). Konstantin Beck 19
Risikoerklärung und EFAS Varianten Risikoerklärung gemessen als R2 Inklusive Spitalsubventionen Ohne Spitalsubventionen 17% RA2020 & EFAS Subvention pro Kopf 50% RA2020 & EFAS nach santésuisse RA2020 & Spitalsubvention (status quo) 56% Sind Risikoausgleich und EFAS ein Zielkonflikt ? 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% Konstantin Beck Quelle: Kauer, McGuire, Beck (2019) 20
Dritte Erkenntnis aus Harvard • Harvard Idee: Das heutige Subventionsvolumen gezielt für alle hohen Risiken einsetzen. • Kanton subventioniert: • teure stationäre Fälle • teure ambulante Fälle • Stationäre «Bagatellleistungen» werden nicht mehr subventioniert. à Hochrisikopooling. Konstantin Beck 21
Vorteile des Hochrisikopoolings • Einfacher und kostengünstiger als jede Risikoausgleichs- Reform. • Risikoselektionsanreiz wird gezielt reduziert. • Kostensparanreiz dank eines Selbstbehalts des Versicherers. • Es sind weniger Personen von der Umverteilung betroffen. • Subventionsvolumen der Kantone bleibt (im Übergangsjahr) gleich. • Keine Benachteiligung der ambulanten Versorgung mehr. Konstantin Beck 22
Hochrisikopool-Varianten Risiko-Erklärung Risikoindikatoren Hochrisikopool finanziert mit inklusive im Risikoausgleich kantonalen Subventionen Spitalsubventionen Attachment Selbstbehalt Betroffene R2 MAD- point Versicherer Personen Verbesserung Alter, Geschlecht, Kein Hochrisikopool 11.0% 56% 41% Spital im Vorjahr, CHF 29’800 10% 3.66% 77% 43% PCG im Vorjahr (RA 2020) CHF 26’600 20% 4.35% 76% 42% Maximum Besser da Kostensparanreiz grösser Maximal eine von 20 Personen betroffen Konstantin Beck 23
Hochrisikopool-Varianten Risiko-Erklärung Risikoindikatoren Hochrisikopool finanziert mit inklusive im Risikoausgleich kantonalen Subventionen Spitalsubventionen Attachment Selbstbehalt Betroffene R2 MAD- point Versicherer Personen Verbesserung Alter, Geschlecht, Kein Hochrisikopool 11.0% 56% 41% Spital im Vorjahr, CHF 29’800 10% 3.66% 77% 43% PCG im Vorjahr (RA 2020) CHF 26’600 20% 4.35% 76% 42% Alter, Geschlecht, CHF 29’800 10% 3.66% 75% 38% Spital im Vorjahr CHF 26’600 20% 4.35% 74% 38% (RA 2012) Konstantin Beck 24
Schlummerndes Potential von EFAS betreffend Risikoausgleich Risikoerklärung (in %) Implementierungskosten & Kosten (CHF) Risikoerklärung bei R2 = 77% opt. EFAS Aktuelle Risikoerklärung des Regulators R2 = 56% Risikoerklärung des Versicherers R2 = 25% Scheinbare Risikoerklärung des Regulators 8 Mio. Datensätze Komplexität Konstantin Beck 25
Nachteile des Hochrisikopooling • Deutlicher Strukturbruch. Solche sind immer mit Übergangskosten verbunden. • Kostensparanreiz sinkt bei ambulanten Hochkostenfällen (teilweise durch Selbstbehalt jedoch wieder hergestellt). Konstantin Beck 26
Grafisches Fazit zu RA & EFAS EFAS mit Hochrisikopool EFAS pro Kopf EFAS santésuisse Wirkung von RA & Spitalfinanzierung Isolierte Wirkung des RA Risikoerklärung Konstantin Beck 27
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit www.css-institut.ch Konstantin Beck 28
Anhang 1 • Angaben zur Stichprobe (Kauer, McGuire, Beck, 2018 & 2019): Mittelwert Standardabw. Minimum Maximum Männlich = 1 0.479 0 1 Alter (in Jahren) in 2016 50.679 18.596 21.5 93 Hospitalisierung in 2014 = 1 0.071 0 1 Hospitalisierung in 2015 = 2 0.078 0 1 Anzahl PCG in 2014 0.375 0.779 0 8 Anzahl PCG in 2015 0.403 0.806 0 8 KoBe (in 1000 CHF) 0.611 0.610 0 9.089 Nettoleistungen ohne Kantonsanteil in 2016 (in 1000 CHF) 3.899 10.555 0 1404.600 Kantonsanteil in 2016 (in 1000 CHF) 0.919 4.980 0 493.987 Nettoleistungen mit Kantonsanteil in 2016 (in 1000 CHF) 4.817 14.166 0 1404.600 N = 992,149 Konstantin Beck 29
Anhang 2: Erläuterungen Folie 5 & 6: Die Erklärungskraft pro RA-Modell entspricht dem durchschnittlichen Wert der in der Literatur publizierten Determinationskoeffizienten (R2). Aus: Schmid, Beck, Kauer, Health Plan Payment in Switzerland, in T. McGuire and R. van Kleef (eds), Risk Adjustment, Risk Sharing and Premium Regulation in Health Insurance Markets: Theory and Practice, Elsevier Publishing, London, 2018, p. 453-489 (Table 16.2). Folie 8-9: Basis: L. Kauer/T. McGuire/K. Beck, 2018: Extreme Under and Overcompensation in Morbidity-Based Health Plan Payments: The Case of Switzerland, submitted for publication. Konstantin Beck 30
Risk selection incentives measured by R- squared in Switzerland (1996-2016) Risk equalization Evaluation based on in force R-squared Year Data No. of individuals Study age, gender 1996 – 3.9% 1993 single insurer, canton 4,539(0.5%) Beck & Zweifel 2011 Zurich only (1998) 11.0% 2000 single insurer, French and 182,529 Beck, Trottmann Italian speaking cantons (14%) & Zweifel (2010) 5.9% 2002 two insurers, cantons NA Holly et al. Vaud and Zurich only (2004) 9.0% 2012 several insurers 4,732,538(73%) Pirktl (2015) 8.3% 2012 single insurer 235,420(3.7%) Schmid & Beck (2016) age, gender, prior 2012 – 21.0% 2000 single insurer, French and 182,529(14%) Beck, Trottmann hospitalization 2016 Italian speaking cantons & Zweifel (2010) 14.3% 2002 two insurers, cantons NA Holly et al. Vaud and Zurich only (2004) 17.0% 2012 several insurers 4,732,538(73%) Pirktl (2015) 14.7% 2012 single insurer 235,420(3.7%) Schmid & Beck (2016) 15.1% 2013 several insurers 4,089,493(63%) Trottmann et al. (2015) 12.2% 2014 several insurers 2,400,000(37%) McKinsey (2015) Konstantin Beck 31
Risk selection incentives measured by R- squared in Switzerland (2017 - 2020) Risk equalization Evaluation based on in force R-squared Year Data No. of individuals Study age, gender, prior 2017 – 28.0% 2012 several insurers 4,732,538(73%) Pirktl (2015) hospitalization, 2019 25.0% 2012 single insurer 235,420(3.7%) Schmid & Beck indicator for high (2016) drug expenditures age, gender, prior 2020 – 30.0% 2000 single insurer, French and 182,529(14%) Beck, Trottmann hospitalization, Italian speaking cantons & Zweifel (2010) pharmaceutical 21.2% 2012 single insurer 235,420(3.7%) Schmid & Beck cost groups (2016) 25.3% 2013 several insurers 4,089,493(63%) Trottmann et al. (2015) Konstantin Beck 32
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