QUEERE QUEERZEIT SPEZIAL - Jahresrückschau

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QUEERE QUEERZEIT SPEZIAL - Jahresrückschau
DIE ZEITSCHRIFT DES LSVD SACHSEN-ANHALT

     WINTER 2019

QUEERZEIT SPEZIAL
                                     Jahresrückschau
  QUEERE
JUGEND                               WEEKLY         SEITE 30
             SEITE 03 - 19
QUEERE QUEERZEIT SPEZIAL - Jahresrückschau
Inhaltsverzeichnis

Editorial:
Editorial: Stonewall
Jugendarbeit   queer –gedacht?!
                       Aufstand                        03
Forderungen    der CSD´s
Alter, Jugendtreff!   – in Sachsen-Anhalt              06
CSD 2018
COME        in Halle
        IN immer     & Magdeburg
                   noch „fresh“?                       08
Ein Jubiläumsartikel
GOQUEER     gewinnt zu 25 Jahren                       08
                                                       13
Es warerster
Mein   Einmal...
             Besuch bei COME IN
Vereinte Schwulenbewegung
Rechtspopulismus               brachte
                    und religiöser Fundamentalismus
Unrechts-Paragraph
als Gefahr für Vielfalt175
                        undzuAkzeptanz
                              Fall     in Europa       14
                                                       12
COME IN Weekly (April
Jugendangebote         - Juli)
                  Sachsen-Anhalt                       18
                                                       14
Lambdas "Erstes Mal"                                   25
Queere Charaktere – Let's Talk About Love              20
Andere Länder, Andere Queere Verbände:
The Größe
Die Proud Eröffnung
          Trust - Manchester, UK                       26
                                                       22
LSVDblog
lsbti* Veranstaltungen 2018                            27
Endlich2019
Winter  den Mut…                                       28
                                                       27
Banana Serienabend
Jahresrückschau  Weekly 2019                           29
                                                       30
Homosexualität und Islam                               30
Queerfilmnacht – Januar                                36
Fachtag zur Vorurteilskriminalität                     31
Terminübersicht
Umgang mit sexueller Vielfalt in der sozialen Arbeit   38
                                                       32
Weihnachtscafé                                         33
Landesverfassung: LSVD legt Gesetzentwurf vor          34
GOQUEEER auf dem CSD Köln                              37
Terminübersicht                                        39
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                      Jugendarbeit queer gedacht?!

                      Lesbische, schwule, bisexuelle, trans*- und     anziehen wollen, mit welchem Namen sie
                      intergeschlechtliche (LSBTI*) Jugendliche       angesprochen werden wollen oder welche
                      melden sich heute selbstbewusst zu Wort         Umkleideräume sie nutzen wollen. Kinder
                      und erkämpfen sich ihren Platz in der Gesell-   und Jugendliche sind auf die Unterstützung
                      schaft. Aber immer noch ist das Coming-         von Erwachsenen angewiesen.
                      out für viele junge Lesben und Schwule ein
                      schwieriger Prozess. Das gilt noch stärker      Kinder und Jugendliche, die der heterose-
                      für inter- und transgeschlechtliche Jugend-     xuellen oder auch herrschenden binärge-
                      liche, deren Existenz vielfach noch gänz-       schlechtlichen Normvorstellungen nicht
                      lich ignoriert wird. Zusätzlich befinden sich   entsprechen, sind zunehmend mit Anfein-
                      junge LSBTI* in einer starken Abhängigkeit      dungen konfrontiert. LSBTI* sind auch keine
                      von Eltern und staatlichen Institutionen, ob    homogene Gruppe. Ihre Erfahrungen, Chan-
                      es nun darum geht, welche Kleidung sie          cen und Identitäten sind neben ihrer sexu-

                                                                                             Queerzeit | 03
QUEERE QUEERZEIT SPEZIAL - Jahresrückschau
ellen Orientierung auch abhängig von vie-                             schwierige Zeit“ empfanden. Bei ihrem ers-
len anderen Merkmalen und Faktoren wie                                ten Coming-out waren die Befragten durch-
etwa Geschlecht, Hautfarbe, Staatsbürger-                             schnittlich 17 Jahre und erlebten oftmals
schaft, Religion oder Wohnort oder ob sie                             negative Reaktionen in der Familie (45%), im
sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen                              Freundeskreis (41%) oder in der Schule bzw.
Geschlecht identifizieren oder nicht, aus                             am Ausbildungsplatz (40%). Jede zehnte
ihrem Herkunftsland geflüchtet sind oder                              Person gab an, körperlich angegriffen
nicht. Daher erleben auch junge LSBTI* nicht                          worden zu sein, jede vierte zwangsgeoutet
nur homophob oder transfeindlich moti-                                zu werden, jede zweite wurde bereits
vierte Diskriminierung, sondern auch anhand                           beschimpft und beleidigt.
anderer Kategorien.
                                                                      LSBTI*-inklusive Jugendhilfe
Nicht selten findet diese Diskriminierung                             Aus Sorge vor Ablehnung und aus Angst
in der Öffentlichkeit statt und zwar an                               vor negativen Folgen zögern jedoch viele
scheinbar ganz „neutralen“ Orten, wie im                              Jugendliche ihr Coming-out hinaus, bis sie
Nahverkehr, in der Fußgängerzone oder                                 aus dem Alter der Bildungs- und Jugend-
im Freizeitbereich wie Clubs, Bars oder                               einrichtungen „herausgewachsen“ sind.
Schwimmbädern. Schulen, Behörden, der                                 Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts
medizinische Bereich, aber auch die eigene                            (DJI) zum Freizeitverhalten von LSBTI*-Ju-
Familie werden von Jugendlichen benannt,                              gendlichen hat ergeben2, dass 99,4 % der
wenn sie über verletzende Erfahrungen in                              LSBTI*-Jugendlichen ihre Freizeit im Inter-
ihrem Alltag berichten. Dies gilt auch für                            net verbringen. Damit ist das Netz der zen-
Einrichtungen, die Jugendliche eigentlich in                          trale Ort für die Freizeitgestaltung. Soziale
ihrem Heranwachsen unterstützen und stär-                             Dienste und Plattformen wie Facebook und
ken sollen: Schulen und Einrichtungen der                             WhatsApp spielen dabei eine ebenso wich-
Jugendarbeit bzw. der Jugendhilfe gelten                              tige Rolle wie die Community-Plattformen
häufig als LSBTI*-feindliche Orte.                                    Planetromeo oder Gorizi. Das Netz bietet
                                                                      die Chance, sich anonym zu informieren,
Coming-out und dann?                                                  sich auszutauschen und auch zu vernetzen.
In der Studie „Coming-out und dann?“1                                 Informations- und Unterstützungsangebote
berichteten fast 90% der transgeschlechtli-                           der Kinder- und Jugendhilfe müssen daher
chen Befragten und ¾ der lesbischen, schwu-                           diesem Nutzungsverhalten Rechnung tra-
len und bisexuellen Befragten, dass sie die                           gen und verstärkt auch ihre Angebote im
eigene Bewusstwerdung der geschlechtli-                               virtuellen Raum etablieren und ausbauen.
chen bzw. sexuellen Identität als „mittel bis                         Das Netz ist allerdings auch der Ort, an

1 Vgl. Krell, Claudia; Oldemier, Kerstin (2015): Coming-out – und dann...?!Ein DJI-Forschungsprojekt zur Lebens-situation von lesbi-
schen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Online verfügbar unter: https://www.dji.de/fileadmin/
user_upload/bibs2015/DJI_Broschuere_ComingOut.pdf
2 Vgl. Krell, Claudia; Oldemeier, Kerstin (2018): Queere Freizeit. Inklusions- und Exklusionserfahrungen von lesbischen, schwulen,
bisexuellen, trans* und *diversen Jugendlichen in Freizeit und Sport. Online verfügbar unter: https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/
bibs2018/26869_DJI_QueereFreizeit.pdf

04 | Queerzeit
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                       dem Jugendliche am häufigsten Diskrimi-       der Jugendarbeit sein, sondern auch in
                       nierung erfahren. Die Mehrzahl der jungen     Schule und Unterricht vermittelt werden.
                       Menschen ist schon mehr als einmal im         Gleichfalls sind auch aufsuchende Angebote
                       Netz diskriminiert worden. Trans* und gen-    von Jugendvereinen und Freizeiteinrichtun-
                       der-diverse Jugendliche sind hierbei noch     gen wichtig und notwendig. Rund ein Drittel
                       häufiger Zielscheibe von Beleidigungen und    der Befragte aus der DJI-Studie hat angege-
                       Anfeindungen als lesbische, schwule und       ben, dass sie nicht nahe genug an speziellen
                       bisexuelle Jugendliche.                       Angeboten für LSBTI* wohnen würden, was
                                                                     die Unterversorgung des ländlichen Raums
                       Virtuelle Unterstützungsangebote könnten      in vielen Bundesländern widerspiegelt.
                       Jugendliche im Umgang mit LSBTI*-feind-
                       licher Hassrede stärken. Der Umgang mit       Wie wichtig sichere Räume für junge LSBTI*
                       Hassrede im Netz sollte aber nicht nur Teil   sind, zeigte auch die Studie „Jugendarbeit

                                                                                             Queerzeit | 05
QUEERE QUEERZEIT SPEZIAL - Jahresrückschau
im Que(e)rschnitt“3. Die Befragten Jugend-                            bewusst gegen Diskriminierung und Aus-
lichen hatten großenteils kritische Erfah-                            grenzung behaupten können.
rungen im Elternhaus erlebt. Zusätzlich
führten Diskriminierungserfahrungen zu                                Eine der primären Aufgaben der Jugendar-
psychischen Belastungen. Zentrales Ergeb-                             beit ist es auch, junge Menschen dabei zu
nis dieser Studie war, dass queere Jugend-                            unterstützen eine kritische Sicht auf gesell-
liche mehr Sichtbarkeit und mehr Schutz-                              schaftliche Anforderungen zu entwickeln.
räume zur Bewältigung des Coming-outs                                 Das Hinterfragen von gesellschaftlicher
benötigen. Hier sind vor allem Einrichtun-                            Heteronormativität und die Entwicklung
gen der Jugendhilfe aber auch Jugendgrup-                             einer kritischen Distanz zu gesellschaftli-
pen und -verbände gefragt. Zu einen kommt                             chen Normalitätsanforderungen sind hier
es darauf an, den professionellen Umgang                              zentrale Bestandteile. Die Unterstützung von
mit Themen der sexuellen und geschlecht-                              Kindern und Jugendlichen dabei, Differen-
lichen Vielfalt in die Regelstrukturen der                            zen anzuerkennen, ist nicht nur ein Kennzei-
Jugendarbeit zu integrieren und zum ande-                             chen von gesellschaftlicher Vielfalt, sondern
ren zusätzliche queere Orte für Jugendliche                           auch ein Wesenszug der Demokratie.
zu schaffen. In Berlin und Hannover gibt es
beispielsweise derzeit queere Jugendzen-                              Für eine LSBTI*-inklusive Jugendarbeit
tren, die genau diesen geschützten Raum                               heißt das4:
bieten können. Studien haben gezeigt, dass
                                                                      • Sie muss deutlich machen, dass unsere
Jugendliche an diesen Orten die meiste
                                                                        Gesellschaft vielfältig ist und dass diese
Inklusion erleben, wenngleich sie auch keine
                                                                        Vielfalt auch in Bezug auf Geschlecht und
diskriminierungsfreien Orte sind.
                                                                        Sexualität positiv und normal ist.

Zentren und Gruppen, die sich explizit an                             • Sie muss signalisieren, dass Ausgrenzun-
LSBTI*-Jugendliche richten, bieten nicht nur                            gen und Diskriminierungen vulnerable Men-
die Möglichkeit Gleichaltrige zu treffen, die                           schen verletzen und stigmatisieren.
ähnliche Interessen haben, sondern sie wir-
                                                                      • Sie sollte zeigen, dass sie offen und
ken sich auch positiv auf die eigenen Iden-
                                                                        ansprechbar für Jugendliche ist, die beson-
titätsfindung und auf die Entwicklung eines
                                                                        dere Bedarfe haben, wenn sie beispiels-
eigenen Wertesystems aus. Der Austausch
                                                                        weise Befürchtungen haben, sich zu outen
mit anderen LSBTI* bestärkt Jugendliche
                                                                        oder wenn sie bereits mit Diskriminierun-
darin, ein positives und akzeptiertes Selbst-
                                                                        gen konfrontiert sind.
bild zu entwickeln. Eine LSBTI*-inklusive Kin-
der- und Jugendarbeit trägt auch dazu bei,                            • Mit den Leitprinzipien der Sichtbarkeit,
junge Menschen zu befähigen, sich selbst-                               Anerkennung und Akzeptanz zeigt sie

3 Vgl. Mefebue, Astrid Biele; Jäntschi, Katharina; Bertram, Björn et al. (2018): Jugendarbeit im Que(e)rschnitt. Ergebnisse der multi-
methodischen Studie zu LSBTIQ*-Jugendlichen in der Jugendarbeit. Online verfügbar unter: https://www.ljr.de/uploads/tx_ttproducts/
datasheet/doku_langfassung_web.pdf
4 Vgl. Groß, Melanie (2018): Queering Jugendarbeit-Sichtbarkeit, Empowerment und Diskriminierungsschutz für eine demokratische
Gesellschaft. Keynote im Rahmen des dritten Regenbogenparlaments Hamburg am 07.09.2019

06 | Queerzeit
QUEERE QUEERZEIT SPEZIAL - Jahresrückschau
sich auch ansprechbar für Sorgen rund            LSVD hat auch das Ziel, die Bedarfe von
  um Themen wie Verliebt-Sein, Körper und          LSBTI*-Kindern und Jugendlichen als Quer-
  Zukunftsentwürfe; und das eben nicht nur         schnittsaufgabe in der Jugendarbeit und –
  für gendernormkonforme Jugendliche.              politik zu verankern. Darüber hinaus bieten
• Fachkräfte und Ehrenamtler*innen sollten         Jugendtreffs, wie beim LSVD Sachsen-An-
  regelmäßig zum Themenfeld fortgebildet           halt, jungen LSBTI* den nötigen Raum für
  (bspw. JuLeiCa-Ausbildung) werden und            einen offenen und geschützten Austausch.
  sich auch mit LSBTI*-Verbänden vernetzen         Für junge LSBTI-Aktivist*innen hat der LSVD
  und austauschen.                                 gemeinsam mit Partner*innen aus Deutsch-
                                                   land, Frankreich und dem Westbalkan und
• Einrichtungen sollten in partizipativen Ver-     mit Unterstützung des Deutsch-Französi-
  fahren LSBTI*-inklusive Leitbilder entwi-        schen Jugendwerks und des Regional Youth
  ckeln und diese in der Organisation von          Cooperation Office in Tirana den internatio-
  Jugendarbeit auch leben.                         nalen Jugendaustausch „For our Rainbow
• Strukturelle Barrieren sollten in den Einrich-   Future“ initiiert. An den Trainings in Ber-
  tungen für Kinder und Jugendliche abge-          lin, Paris und Tirana nahmen und nehmen
  baut werden (bspw. Zweigeschlechtlichkeit        jeweils acht junge LSBTI*-Aktivist*innen aus
  von Sanitärräumen oder Umkleiden).               Deutschland, Frankreich und dem Westbal-
                                                   kan teil. Im Rahmen des Programms kön-
• Die Geschlechterzuordnung sollte nicht binär,
                                                   nen sie sich über ihre Erfahrungen und ihren
  sondern nach der eigenen Selbstdefinition
                                                   Aktivismus austauschen und lernen zudem
  von Kinder und Jugendlichen erfolgen.
                                                   alles über Organisationsentwicklung und
In Bundesländern wie beispielsweise Nie-           Führungsaufgaben, Kommunikationsstra-
dersachsen versuchen Projekte, wie neXT-           tegien oder den Umgang mit Anfeindun-
queer des Landesjugendrings Niedersach-            gen. Danach sollen sie sich gewappnet füh-
sen, Mitarbeitende von Jugendverbänden             len, sich gezielt für die LSBTI*-Bewegung zu
und Trägern der Jugendhilfe zum Thema              engagieren und als Entscheidungsträger*in-
„Regenbogenkompetenz“ zu professiona-              nen Verantwortung zu übernehmen.
lisieren. Somit kommt das Thema sexu-              Diese internationalen und nationalen For-
elle und geschlechtliche Vielfalt auch in          men des Austausch und die bereits exis-
den Regelstrukturen der Jugendarbeit vor.          tierenden Beispiele guter Praxis tragen ent-
Im Rahmen des LSVD-Projektes „Miteinan-            scheidend dazu bei, junge LSBTI* zu stärken
der stärken“ fand am 07. September 2019            und sie in ihrer Entwicklung zu fördern.
das Regenbogenparlament „Akzeptanz für
LSBTI* in Jugendarbeit und Bildung“ statt.                                       René Mertens
Im Rahmen des bundesweiten Forums dis-                                     LSVD-Bundesverband
                                                                        Bund-Länder-Koordination
kutierten Fachkräfte, Aktivist*innen, Wis-
senschaftler*innen und Politiker*innen dar-
über, wie die Regenbogenkompetenz in
der Jugendarbeit erhöht werden kann. Der

                                                                           Queerzeit | 07
QUEERE QUEERZEIT SPEZIAL - Jahresrückschau
25 Jahre

Alter, Jugendtreff! –
COME IN immer noch „fresh“?
Ein Jubiläumsartikel zu 25 Jahren

COME IN, der Jugendtreff des LSVD Sach-            den etwas ländlicheren Regionen Sachsen-An-
sen-Anhalt, ist mittlerweile älter als die meis-   halts begrüßen. Bedenkt man, dass man als
ten seiner Besucher. Feiern wir also im nächs-     Jugendliche*r nicht gerade viel Geld für Zug-
ten Jahr ein Paradoxon? Vielleicht! Doch           fahrten zur Verfügung hat und meist zum frü-
immerhin feiern wir unsere Gegenwart, denn         hen Abend wieder zu Hause sein muss, erkennt
so selbstverständlich ist ein Ort und geschütz-    man, welche Hürden Menschen für einen sol-
ter Rahmen, in dem man unter sich und ande-        chen Jugendtreff auf sich nehmen. Selbst in
ren jungen Queers* sein kann, sicherlich nicht.    den etwas kleineren Städten Sachsen-Anhalts
Das zeigen sogar die teils weiten Anreise-         vermisst man ein ähnliches Angebot, wenn-
wege, die unsere Besucher auf sich nehmen.         gleich es bereits Ideen und Bestrebungen für
So konnten wir schon Menschen aus dem              andere Jugendgruppen gab und gibt – und
Harz, der Altmark, dem Salzlandkreis, kurz: aus    Anlass für Besuche und Exkursionen.

08 | Queerzeit
QUEERE QUEERZEIT SPEZIAL - Jahresrückschau
Ja, man findet sie bei genauerem Hinse-         führte dazu, dass man lieber den Tag beibe-
hen doch: Weitere queere Jugendgruppen          hielt, als die frisch gedruckten Plakate weg-
in Sachsen-Anhalt, auch wenn man sie an         zuwerfen oder mühsam zu überkleben.
einer Hand abzählen kann. COME IN hat
sich besonders in den letzten Jahren stark      Im Jahre 2001 wechselte COME IN zum
für eine Vernetzung eingesetzt. So gab          LSVD in die Walther-Rathenau-Straße. Seit-
es bereits einen Ausflug zum Verein „Die        dem ist der Treff mit dem LSVD fest verwur-
Schmiede“ in die Altmark, der einen quee-       zelt und dort zunächst als „LSVD fresh“ in die
ren Jugendtreff angeboten hat, genauso wie      Jugendorganisation des Verbandes einge-
nach Halle zu den Queerulanten und nach         bunden gewesen. Zugegeben, der Titel wirkte
Leipzig zu den JungS. Auch Einladungen          recht schnell out-of-date und „COME IN“ hat
für Gegenbesuche wurden verteilt. Vor zwei      sich immer als Hauptname durchgesetzt. Die
Jahren wurde die Vernetzung mit dem Netz-       Symbiose gelang von Anfang an gut, sorgte
werk QEERNECT auf eine neue Stufe geho-         COME IN doch für frischen Wind im Verein
ben, in dem COME IN seit Anfang an einge-       und das ein oder andere neue Mitglied. Im
bunden ist.                                     Gegenzug können die Räume und Ausstat-
                                                tungen genutzt werden und der Treff ist in die
Das sah vor längerer Zeit noch anders           Förderung des Vereins durch das Land Sach-
aus: Als sich 1995 ein schwul-lesbischer        sen-Anhalt eingebunden. Somit gibt es neben
Jugendtreff bei der AIDS-Hilfe im Norden        den regelmäßigen Treffen schon seit langem
Magdeburgs gegründet hat, war es der erste      zusätzliche Veranstaltungen, wie Buchlesun-
Jugendtreff dieser Art in Sachsen-Anhalt.       gen und Fachvorträge, Film- und Themen-
Zum 2. September 1996 wurde zur Cari-           abende und natürlich die Ausflüge. Dass man
tas in die Max-Josef-Metzger-Str. gewech-       zusammen CSDs besucht, gilt fast schon
selt. Die Zeitschrift „Queer“ schrieb kurz      als selbstverständlich. Ob Berlin, Leipzig,
darauf: „Im Jugendraum der St.-Sebasti-         Halle oder Köln: Unsere Besucher kommen
an-Gemeinde […] trifft sich montags um 18       gut herum. „Zu Hause“ in den Vereinsräu-
Uhr die schwul-lesbische Jugendgruppe           men liegt der Schwerpunkt schon immer auf
Come in. Sie wurde von Sechzehnjährigen in      lockerem Beisammensein, Kennenlernen und
Eigeninitiative gegründet. Neben dem Aus-       natürlich dem gegenseitigen Helfen bei Pro-
tausch von Erfahrungen planen die Jugend-       blemen, sowohl bei dramatischen Ereignis-
lichen verschiedene Freizeitaktivitäten“. Der   sen als auch schlicht bei den Hausaufgaben.
Name ist erst hier geboren worden. Der noch     Schon die ein oder andere Person landete
heute gültige Treffzeitpunkt montagnach-        bei uns, nachdem sie zu Hause nach einem
mittags reicht genau so lange zurück und        Outing herausgeschmissen wurde. Kontakte
wirkt damit regelrecht historisch. Um 2010      zu weiteren Sozialeinrichtungen sind über
herum sollte der Tag übrigens auf Diens-        das Beratungsprojekt des LSVD vorhanden
tag geändert werden, aber eine vergessene       und so gilt der LSVD auch als freier Träger der
Änderung in der Druckvorlage neuer Plakate      Jugendhilfe.

                                                                         Queerzeit | 09
QUEERE QUEERZEIT SPEZIAL - Jahresrückschau
© Archiv LSVD Sachsen-Anhalt
Doch was wäre COME IN ohne die fleißi-          des LSVD offiziell eine eigene Jugendor-
gen und mutigen Helfer im Hintergrund?          ganisation auf mit eigener Satzung und
Eine 25-Jahres-Festschrift darf natürlich       eigener Jugendversammlung, um gemein-
nicht ohne Dank an die Gruppenleiter*in-        sam an neuen Themen zu arbeiten und den
nen bleiben, die COME IN am Laufen gehal-       Treff weiterzuentwickeln. So erhalten alle
ten haben. Es waren immer engagierte Per-       COME-IN-Besucher*innen neben einem Ort
sonen dabei, die (mal mehr, mal weniger)        zum Freunde treffen, Unterstützung finden
pünktlich aufgeschlossen haben, bei Fragen      und vielleicht sogar zu-Hause-fühlen zusätz-
und Problemen zur Seite standen, sich um        lich Einblicke in demokratische Prozesse
Organisatorisches kümmerten, die Website        und weitere Möglichkeiten der Mitbestim-
oder Flyer und Plakate gestalteten und auch     mung. Dabei gingen Ideen und Tatendrang
immer ein Ohr in der „Szene“ hatten, um wei-    schon immer nicht nur von den Leitenden
tere Besucher zu gewinnen. Meistens enga-       aus. So gab es die ein oder andere Aktion,
gierten sich die Leiter*innen gleichzeitig im   sowohl mit dem LSVD zusammen als auch
Vorstand des LSVD, um der Jugend im Ver-        für COME IN allein. Zu erwähnen wären ein
ein eine gewichtige Stimme zu geben – ein       Kreide-Flashmob vor dem Allee-Center zur
weiterer Erfolgsbaustein, genauso wie die       Kampagne 3+ (Ergänzung des Grundgeset-
Aufstockung des Leiter*innenteams von           zes) oder die Gestaltung eines vorüberge-
eins auf vier. Nun baut COME IN innerhalb       hend zur Verfügung gestellten Schaufens-

10 | Queerzeit
ters auf dem Breiten Weg (siehe Bild links),    Das merkt man auch an den Besuchern und
sowie die zahlreichen Stände mit dem LSVD       besprochenen Themen. Damals mit deutli-
zusammen zu den CSDs Halle und Magde-           chem Jungs-Überschuss, wirkt die Gruppe
burg und zur Magdeburger Meile der Demo-        an Besuchern heute geschlechtlich diver-
kratie. Mit dem Verein Queerblick wurden        ser. Aus dem Bezeichnungszusatz „LesBi-
schon mehrere Kurzfilmworkshops durch-          Schwul“ ist „Queer“ geworden und so nahm
geführt. Das jüngste „COME-IN-Kind“ ist das     auch die Vielfalt der Themen zu. Besonders
Medienprojekt GOQUEER.                          Trans* und Asexualität oder Agender sind
                                                sehr relevante Themen geworden, die früher
COME IN ist also vieles auf einmal und kei-     gar nicht zur Sprache kamen. Die Besucher-
neswegs ein eingestaubtes Konzept aus der       zahlen sind ebenfalls gewachsen. Derweil
Vergangenheit. Mit jeder Person, die sich       entwickelt sich COME IN weiter und bleibt
hier engagiert, erfindet sich der Treff wie-    was es ist: Ein Jugendtreff für alle!
der neu. Auf die Frage, ob man einen quee-
ren Jugendtreff heute überhaupt noch
braucht, antworte ich ganz klar mit „ja“! Die                          Robert Tecklenburg
Rahmenbedingungen mögen sich geän-
dert haben, doch der Treff ändert sich dyna-
misch mit und Probleme – gesellschaft-
lich oder politisch – gibt es noch heute.

                                                                        Queerzeit | 11
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Mein erster Besuch bei COME IN

Es ist eine aufregende Zeit, wenn man zwi-        ben konnte und entsprechend andere Nutzer
schen Schule, Hausaufgaben, Freizeitak-           finden konnte – für 2003 schon beachtlich.
tivitäten und Freunden auch noch mit sei-
ner eigenen Entwicklung klarkommen muss.          COME IN habe ich gar nicht selbst über das
Zugegeben, ich habe immer viel über alles         Internet gefunden. Jemand, den ich über
Mögliche nachgedacht und philosophiert,           eine der Kontaktbörsen kennenlernte und
doch als mir die Idee kam, ich selbst könnte      mit dem ich regelmäßig schrieb, erzählte mir
schwul sein, war das Thema schnell und            von dem Jugendtreff und dass ich dort hin-
unkompliziert wieder abgehakt. Naja, zumin-       gehen solle. Natürlich lief ich nicht sofort los,
dest das, was man als inneres coming-out          sondern überlegte, ob ich wirklich gehen soll
bezeichnet. Die Suche nach Gleichgesinnten        oder nicht. So ein Treff ist doch etwas ganz
ging jetzt natürlich erst los. Ich hing sowieso   anderes als der geschützte Raum des Inter-
viel im Netz und meldete mich nun auf eini-       nets. Aber ich rang mich letztendlich dazu
gen Kontakt- und Datingseiten an – gar nicht      durch, eines Montages gegen 18 Uhr meinen
mal die „großen Fische“, die einem heute ein-     Platz am Rechner der Unibibliothek (dama-
fallen (für das „blaue schwule Einwohner-         lige Anlaufstelle Nummer eins für kostenlo-
meldeamt“ war ich mit meinen 16 Jahren            ses und schnelles Internet) zu verlassen und
sowieso noch zu jung und wollte entgegen          rüber zu laufen in den Hinterhof der Walther-
des üblichen Trends kein falsches Alter ange-     Rathenau-Straße, in dem der LSVD damals
ben). Es waren mehr gemischte Datingseiten        eine Wohnung zu Vereinsräumen umgestal-
mit so typischen Namen, wie iLove oder Flirt-     tet hatte. Auf dem Hinterhof blieb ich einige
Fever, auf denen man bereits „schwul“ ange-       Zeit stehen. Man musste nämlich unten an

12 | Queerzeit
der Haustür klingeln und das erfordert beim                                                                                 vermischt sich mit ganz vielen anderen Erin-
ersten Mal einigen Mut. Das Herz klopfte                                                                                    nerungen, die ich in den folgenden Wochen,
schnell und ich spielte mit dem Gedanken,                                                                                   Monaten, ja sogar Jahren in den Räumen
einfach wieder zu gehen. Aber was nützt es?                                                                                 gesammelt habe. Ich wurde auf jeden Fall
Vielleicht verschenke ich so die Chance, mei-                                                                               warmherzig in Empfang genommen und will-
nen Traumprinzen kennenzulernen.                                                                                            kommen geheißen. Mir gefiel es dort und so
                                                                                                                            war ein kurzer Zeitraum am Montag – näm-
Ich nahm all meinen Mut zusammen und                                                                                        lich immer zwischen 18 Uhr (oder wann auch
drückte auf den Klingelknopf, auf dem groß                                                                                  immer der damalige Gruppenleiter verspätet
„LSVD“ stand. Kurze Zeit später wurde ohne                                                                                  zum Aufschließen kam) und zehn vor 19 Uhr
Rückfrage der Summer betätigt. Ich trat in das                                                                              (Orchesterprobe) – für COME IN reserviert.
Treppenhaus und tastete mich zögernd voran.                                                                                 Dass sich dies dann Schritt für Schritt aus-
Im Erdgeschoss war der LSVD schon mal                                                                                       baute, bis ich sogar selbst Leiter von COME IN
nicht. Im ersten Stock direkt neben dem Fahr-                                                                               wurde, ist sicherlich eine andere Geschichte. ;)
stuhl stand eine der Wohnungstüren offen.                                                                                   Und habe ich meinen Traumprinzen dort gefun-
Darauf waren einige Aufkleber zu sehen. Von                                                                                 den? Zugegeben, meinen ersten Traumprinzen
drinnen hörte ich Stimmen. Ich trat zögerlich                                                                               lernte ich woanders kennen, aber COME IN hat
ein. Was dann im Detail passierte, hat sich lei-                                                                            mir auch hier einige Türen geöffnet. ^^
der nicht in meinem Gedächtnis gehalten und

                                      Alte Ausgaben
                                    nochmal Nachlesen?
                                                                                                                                                               HALT
                                                                                        N-ANHA
                                                                                                 LT                      DIE ZEITSCHRIFT DES LSVD SACHSEN-AN                                                DIE ZEITSCHRIFT
                                                                                  HSE
                                                                         LSVD SAC                                                                                                                                           DES LSVD SACHS
                                                                                                                                                                                                                                           EN-ANH ALT
                                                        SCH   RIFT DES                                                                                                                     SOMMER 2019
                                               DIE ZEIT                                                 DEZEMBER 2018
                                       2018
                   AUGUST
                 obe.com
                   - Stock.Ad   a

                                                                                                                                                                          QUEERZEIT SPEZIAL
                     © lazyllam

                                                                                                        QUEERZEIT SPEZIAL                  Editorial
                                                                                    Editorial
                                                                                                          LEsbische                        [ ]SBTTIQ*?            Drittes                                              Editorial
                                                                                             EWALLd
                                                                                        STONuf
                                                                                                                                                                                                                      Die 3. Option –
                                                      Seite 13
                                                             R                             A Matst   an SICHTn  BARKEIT                                           Geschlecht
                                                                                                                                           ÜBER DIE ROLLE VON LESBEN                                                  mehr als ein
                            Seite 08
                                        18 in          GOQUEE INNT                              hias Herrman                               IN DER COMMUNITY          AUF DEN SEITEN
                                CSD´S 20 lt                                                       von        AUF DEN SEITEN 02 BIS 17                                                                  03 BIS 17      „Drittes Geschlec
                                        -AN   ha         GEW effler        Sch
                                                                                                                                                                                                                                        ht“
                                Sachsen                        von Tessa
                                                                                                                                                                19-01_Queerzeit-Domin
                                                                                                                                                                                     ics iMac.indd 1

                                                                                                                                                                                                                                             13.07.19 09:39

                                                   www.queerzeit.netQueerzeit | 13
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               JUGENDANGEBOTE
                         SAchsen-Anhalt

COME IN
                                                 Uni oder was einen sonst noch beschäftigt.
Zielgruppe:
Unsere Zielgruppe sind queere Jugendliche
                                                 Meist gehört auch ein gemeinsames Abend-
                                                 essen dazu, gemeinsame Spiele, Filma-
& junge Erwachseme im Alter von 14-27            bende und vieles mehr. Auch die queere Bi-
Jahren in und um Magdeburg.                      bliothek des LSVD ist stets offen. Neben den
                                                 regelmäßigen Montagstreffs gibt es auch
                                                 gemeinsame Ausflüge, Partys und mehr.

Angebote:
Wir bieten euch als queere Jugendlichen und          Adresse:
jungen Erwachsenen einen Saferoom wo ihr
euch so entwalten könnt wie er wollt, ohne           Otto-von-Guericke-Straße 41
Angst vor Outing, Mobbing oder Ausgren-
zung! Unser Jugendtreff findet jeden Montag          39104 Magdeburg
von 17:00 - 21:00 Uhr im Regenbogencafe
des LSVD Sachsen-Anhalt statt.
                                                     Treff:
                                                     MontagS 17:00 - 21:00 UHR
Was erwartet
Jugendlichen:
Wir sind ein ganz lockerer Treff. Es wird viel
                                                     Kontakt:
erzählt über Erlebnisse aus der Schule, der           qay@lsvd-lsa.de
                                                     facebook qay.md
14 | Queerzeit                                        qay.lsvd-lsa.de
Hoh ret ße
Dyke&GAY                                                                                          anc                             Er
                                                                                                                                            t-L
                                                                                                                                                 eh   
                                                                                                                                                            n-S
                                                                                                                                                                  ta
                                                                                                                                                                        ße

                                                                                                                            Pla
                                                                                                  R
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                                                                                        St
                                                                                  e
                                                                            äl
                                                                       Pf

                                                                                                                                                                                                 s - R in
                                                                                                                                                                                          u
                                                                                                                                                                             -N   at 
                                                                                                                                                                        b
                                                                                                                                                                  Got
                                                                                                                                                        -
                                                                                                                                                 Joh

Zielgruppe:
Dyke & Gay ist ein unabhängiges Referat des    gemeinsam den Tag ausklingen. An jedem
Studierendenrats der Otto-von-Guericke-Uni-    ersten Sonntag im Monat treffen wir uns ab
versität. Bei uns treffen sich LGBTQI*-Stu-    15:30 Uhr in unseren Räumen zu Kaffee und
dierende & friends – jeder ist willkommen!     Kuchen. Neben diesen regelmäßigen Treffen
                                               besuchen wir jedes Semester zusammen di-
                                               verse Veranstaltungen und Events: Den Chri-

Angebote:
Bei unserem wöchentlichen Mittwochstreff
                                               stopher Street Day, Filmabende, Vorträge,
                                               Exkursionen, Kulturangebote oder Partys.

lassen wir ab 19:30 Uhr in gemütlicher Runde

                                               Was erwartet
Adresse:
Hohepfortestr. 40 (Keller Wohnheim 1)
                                               Jugendlichen:
                                               Wir wollen durch diverse Aktionen, regelmä-
                                               ßige soziale und kulturelle Angebote und
39106 Magdeburg                                Veranstaltungen LGBTQI*-Studierende an
                                               der Uni präsenter machen, aber auch auf Dis-
                                               kriminierung hinweisen. Dafür organisieren
Treff:                                         wir auch selbst Veranstaltungen an der Uni
                                               oder wirken an diesen mit. Vor allem bietet
MITTWOCHS ab 19:30 Uhr                         das Referat aber die Möglichkeit, in lockerer
                                               Atmosphäre nette neue Leute kennenzuler-
1. So im Monat ab 15:30 Uhr                    nen, Spaß zu haben und gemeinsam etwas
                                               zu unternehmen – ob bei unseren wöchent-
                                               lichen Treffen oder bei Aktionen.
Kontakt:
 info@dykeandgay.de
facebook DykeAndGay
 www.dykeandgay.de
                                                                                                                      Queerzeit | 15
Domraße
                                                                                                 e
                                                                                          taß
                                                                              Kl   a
                                                                     G   roße

                                                                                                     Sal
LAmbda

                                                                                                      ta
                                                                                                       ße
Mitteldeutschland                              Hal
                                                      
                                                            n
                                                                   ig
                                                                                                                        Gra
                                                                                                                                   g

                                                                                                             Hac  r t aße

  Adresse:
  Große Klausstraße 11,
  06108 Halle (Saale)
                                                       tungsprojekt „beyourself“. Wir kommen aber
  Bürozeiten & Sprechzeiten:                           auch mit Q* at school-Workshops an Deine
                                                       Schule und ganz viel Freizeit in Jugendgrup-
  nach vereinbarung                                    pen bieten wir Dir auch. Du hast vielleicht auch
                                                       Bock selber mal was zu teamen, dann bist Du
                                                       auch richtig bei uns. So ganz nebenbei vertre-
                                                       ten wir Euch mit auf politischer Ebene.
  Kontakt:
  PHONE 01515 / 086 19 34
   info@lambda-mdl.de
                                                       Was erwartet
                                                       Jugendlichen:
                                                       Junge Queers haben die Chance sich in An-
                                                       geboten, die zeitgleich Safespaces bieten zu
                                                       beteiligen, in Vernetzungs- und Bildungspro-
                                                       jekten aktiv dabei zu sein, sich in Jugend-
  Zielgruppe:
  Wir sind ein Netzwerk von und für queere
                                                       gruppen zu engagieren. Ebenfalls findet man
                                                       bei uns Beratungen zu Fragen der Liebe, Ori-
  Jugendliche und junge Erwachsene zwi-                entierung und Identität.
  schen 14 und 27 Jahre in Sachsen-Anhalt
  und Thüringen.                                       Außerdem findest Du auch Anschluss in ei-
                                                       ner Jugendgruppe, dies ganz in deiner Nähe
                                                       und wenn es bei Dir keine gibt, lass uns gern

  Angebote:
                                                       gemeinsam eine gründen. In Wittenberg ha-
                                                       ben wir auf jeden Fall schon eine eigene.
  Neben JuLeiCa-Schulungen bieten wir Dir
  Workshops in den unterschiedlichen Be-
  reichen wie Kreativität, Sport und Aktivismus.
  Außerdem findest Du Beratung in peer-Bera-

  16 | Queerzeit
oh   s - K
                                                                                                                     Hoh ret ße

                                                                                                                                                                                                                                   i r h -S t
Ol e   u s aß e

                  Queerdenken                                                                                    anc                             Er
                                                                                                                                                              t-Le
                                                                                                                                                                    h   n
                                                                                                                                                                               -St
                                                                                                                                                                                      aße

                                                                                                                                           Pla
                                                                                                                 R
                                                                H o h    t u   
                                                                                         r

                                                                                                             .
                                                                                                        t
                                                                                                   S
                                                                                          l   e
                                                                                   P   fä

                                                                                                                                                                                                                        in 
                                                                                                                                                                                                             u s - R
                                                                                                                                                                                                       
                                                                                                                                                                                                N at
                                                                                                                                                                                          b-
                                                                                                                                                                                Got
                                                                                                                                                                          -
                                                                                                                                                                   Joh

                  Zielgruppe:
                  Unsere Zielgruppe sind hauptsächlich             schulpolitik mit, beraten und helfen euch,
                  Studierende der Hochschule Magdeburg-            wo ihr Unterstützung wollt. Sei es bei eu-
                  Stendal, aber auch Schüler*innen, die Öf-        rem Coming-Out, eurer Identität, bei Pro-
                  fentlichkeit, die Politik, etc...                blemen oder auch zum Teilen von Freude.
                                                                   Wir bieten einen wöchentlichen Treff an,
                                                                   sind an der Hochschule für euch da und

                  Angebote:
                  Unsere Angebote sind alle von Studis für
                                                                   organisieren Kulturveranstaltungen.

                  Interessierte. Wir mischen in der Hoch-
                                                                   Was erwartet
                        Adresse:                                   Jugendlichen:
                                                                   Bei uns können Menschen sein, wie sie wol-
                        Hohepfortestr. 40 (Keller Wohnheim 1)      len: Freiraum, Spaß und Selbstbestimmung
                                                                   stehen bei uns auf der Tagesordnung. Wir
                        39106 Magdeburg                            setzen uns für ein diskriminierungsfreies Um-
                                                                   feld ein und ermöglichen es, sich auszupro-
                                                                   bieren. Sei es äußerlich, mit Pronomen, mit
                        Treff:                                     bestimmten Talenten, im Moderieren oder
                                                                   einfach im Ich-Sein.
                        Jeden Diensttag ab 19 Uhr
                                                                   Unser Treff ist jeden Dienstag, 19 Uhr, in
                                                                   Räumlichkeiten (Hohepfortestr. 40, Keller
                        Kontakt:                                   Wohnheim 1), die wir uns mit dem Dyke&Gay
                                                                   teilen. Also schaut doch einfach mal vorbei!
                         queerdenken.stura@h2.de
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                                                                                                                                                       Queerzeit | 17
c                                       Staße
                                                                                                                                                                           rat-
                                                                                                                                                            W i l  - B

                                                                                                                                Ran

                                                                                                                                            Pla
                                                               Torraße

                                                                         I. Ver
Queerulanten

                                                          II. Ve

                                                                                                                                                Lib
                                                                                
                                              III. V

                                                             r
                                                                                                                                                            Gräferße

                                                                               t

                                                                                                                                                    ar
                                                  er
                                    vi. V

                                                              t

                                                                                    aß
                                                                                                              .
                                                                                                        St

                                                                                      e
                                                   t

                                                                   aß
                                     er
                                                                                                   

                                                                                                                                                     St.
                                                                    e
                                                                                             it

                                       t

                                                       aße
                                                                                    r   
                                                                                 Wö

                                                                                                                          .
                                            aße

                                                                                                                      St
                                                                                                                                                e
                                                                                                                                       saß
                                                                                                                               Ane

                                                                                                                    e
                                                                                                                   Bes

                                                                                                                                 Hoc
                                                                                                                                  t a
                                                                                                                                       ße
  Adresse:                                                    Wo
                                                                   l
                                                                         ta
                                                                               ße
  Beesener Straße 6
  06110 Halle
                                                                    tag im Monat ist "Queerulantenabend“, was
                                                                    bedeutet es ist nichts Festes geplant, son-
  Treffen:                                                          dern wirunterhalten uns einfach in lockerer
  jeden Montag 18 Uhr                                               Atmosphäre. Die restlichen Montage sind
                                                                    mitunterschiedlichen Aktivitäten gefüllt, wel-
                                                                    che wir im Verlauf der Zeit immer inAbspra-
                                                                    che mit der Gruppe gemeinsam im Voraus
  Kontakt:                                                          planen.

   queerulanten@bbz-lebensart.de
                                                                    Was erwartet
                                                                    Jugendlichen:
                                                                    Wir sind eine bunte und offene Grup-
                                                                    pe, die hauptsächlich ausSchüler*innen,
  Zielgruppe:
  Unsere Zielgruppe sind hauptsächlich
                                                                    Student*innen, Azubis und FSJler*innen
                                                                    etc. besteht. Jugendliche,die zu uns kom-
                                                                    men, erwartet abwechslungsreiche Monta-
  queere Jugendliche undjunge Erwachsene
                                                                    ge mit Koch-, Spiele-,Bowling- und Bastel-
  im Alter von 14 bis einschließlich 27 Jahren.
                                                                    abende sowie gemeinsame CSD-Besuche,
  Es ist jede*rwillkommen, egal ob homo-, bi-,
                                                                    Weihnachts- undHalloweenfeiern und ganz
  heterosexuell, inter* oder trans*.
                                                                    viele nette Menschen.

  Angebote:
  Jeden Montag ist ab 18 Uhr eine*r unserer
  Gruppenkoordinatorin*en vor Ort, ab 19 Uhr
  geht das Programm los. Jeden ersten Mon-

  18 | Queerzeit
Medrot

      Die queere Sendung aus Magdeburg

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AB   2020
ueere Charaktere
                                    Q
Heute möchte ich euch einen
queeren Charakter vorstel-
len, der ausnahmsweise mal
nicht auf der Mattscheibe
(oder eurem Laptop, was
auch immer ihr bevorzugt) zu
finden ist: Alice.

Nun, wer ist Alice?
Alice ist der Hauptcharakter des engli-
schen Buches „Let's Talk About Love“, das
von Claire Kann geschrieben und im Winter
2018 veröffentlicht wurde. Alice ist – laut
einer Rezession zum Buch selbst – die Art
von queerer PoC Repräsentation, die nicht
nur in Jugendromanen, sondern generell in
literarischen Genren benötigt wird.

                                                                               © St Martin's Press
Denn Alice ist nicht nur schwarz, ein
„Geek“, der in der Bücherei arbeitet, son-
dern auch biromantisch und asexuell.
Und in dem Buch, das sich um die Haupt-
figur und ihre Navigation durch eine mög-
liche Beziehung handelt, geht es nicht nur
                                                   Let's Talk About Love
um #BlackGirlMagic, sondern auch um die
Repräsentation und das Ansprechen von
                                                   Preis: 15,49 €
Schwierigkeiten, mit der sich schwarze             ISBN: 978-1250136121
Personen oft auseinandersetzen müssen.             Seiten: 288 Seiten
Sind im TV schwarze Familien häufig als            Verlag: St Martin's Press
„von Armut belastet und zerbrochen“ dar-
gestellt, erzählt „Let's Talk About Love“
von einer schwarzen Familie aus der obe-
ren Mittelklasse, die unterstützend und lie-

20 | Queerzeit
bend ist. Und auch das Thema Therapieerfah-
rung wird in dem Buch aufgegriffen – etwas,
das häufig noch in der schwarzen Commu-

                                                     queere
nity tabusiert wird.

Zurück aber zu Alices Asexualität: Ihre
Exfreundin hatte sich von ihr getrennt, weil

                                                              Bibliothek
diese nicht verstand, warum genau denn Alice
keinen Sex mit ihr haben wollte. Und auch
Alice verstand ihre allosex Exfreundin nicht
so wirklich in der Hinsicht, denn Liebe für sie
war etwas „universelles. Für Alice bedeutete           Stöbern. Entdecken. Ausleihen.
Liebe, lange aufzubleiben und mit der ande-            Deine etwas andere Bibliothek!
ren Person über nichts, alles und irgendwas
zu reden, denn man will einfach nicht schla-
fen gehen – man würde die andere Person
sonst zu sehr vermissen.“ (Originalzitat aus
dem Buch: „Love was intangible. Universal. It
was whatever someone wanted it to be and
should be respected as such. For Alice, it was          Montag
staying up late and talking about nothing and
everything and anything because you didn't             17-21 Uhr
want to sleep--you'd miss them too much.“)

Nachdem sich als Margot von Alice getrennt
                                                       Mittwoch
                                                       19-22 Uhr
hat, stolpert irgendwann Takumi – der laut
Buchbeschreibung unglaublich heiß ist – in
ihr Leben und stellt genau dieses Kopf. Alice
kämpft mit ihrer eigenen Identität, weiß nicht
mehr, auf welcher Seite des asexuellen Spek-
                                                      Donnerstag
trums sie eigentlich steht und wie eine Bezie-
hung mit Takumi möglich ist, sollte er tat-            20-22 Uhr
sächlich doch allosex sein.

Um nicht zu viel zum Ende zu verraten, rate ich
                                                        Freitag
euch, das Buch selbst zu lesen. Allein für die
Repräsentation von queeren schwarzen Figu-
                                                       19-22 Uhr
ren und die der Asexualität ist es definitiv wert!

                                      Min.
                                                     Projekt des LSVD Sachsen-Anhalt, gefördert vom
                                                     Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes
                                                     Sachsen-Anhalt.            Queerzeit | 21
Die Größe Eröffnung

Am 09.11.2019 fand die Eröffnungsfeier der      wünsche an den LSVD und die neue Landes-
Räumlichkeiten des LSVD Sachsen-Anhalt          koordinierungsstelle, unter anderem Heiko
sowie der Landeskoordinierungsstelle Nord       Ponitka, die Gleichstellungsbeauftrage der
in der Otto-von-Guericke-Straße 41 statt. Der   Landeshauptstand sowie Fr. Dr,. Blumentritt,
Umzug des LSVD ist notwendig geworden,          die Gleichstellungsbeauftragte des Landes
da nach jahrelangen Bemühungen endlich in       Sachsen-Anhalt, die die Ministerin für Justiz,
Sachsen-Anhalt 2 Stellen für die Landeskoor-    Fr. Annemarie Keding, an diesem Abend ver-
dinatoren geschaffen wurden, eine in Halle in   trat. Anschließend gab Günter Dworek, Spre-
Trägerschaft des BBZ und eine in Magdeburg      cher des LSVD, einen geschichtlichen Abriss
in Trägerschaft des LSVD Sachsen Anhalts.       des LSVD hier in Sachsen-Anhalt.
Für die soziale und politische Arbeit musste
ein zentraler Standort gefunden werden, wel-    Schließlich endeten die Redebeiträge und
chen wir im Herzen Magdeburgs gegenüber         das Buffet wurde eröffnet. In geselliger
dem Schauspielhaus finden konnten.              Runde, mit musikalischer Untermalung,
                                                wurde dann noch die Eröffnung gefeiert.
Nach dem Umzug und den Renovierungs-
arbeiten konnten die Räumlichkeiten nun         Das Angebot des LSVD mit dem Jugendtreff
feierlich eröffnet werden. Neben zahlrei-       COME IN, dem Offenen Treff im Regenbo-
chen Besucher*innen, welche sich dicht in       gencafé, der Bibliothek, dem Gewaltpräven-
den neuen Räumen drängten, waren Vertre-        tionsprojekt QUEER&TRANS Life Support
ter der Stadt Magdeburg, des Justizminis-       sowie der Rainbow Connection stehen nun
teriums des Landes und auch des Bundes-         vollumfänglich in den neuen Räumlichkei-
verbandes des LSVD anwesend. Auch der           ten zur Verfügung. Auch der Landeskoordi-
MDF1 war vor Ort und berichtete von der         nator LSBTI* für das nördliche Sachsen-An-
Eröffnung. Da sich an diesem Wochenende         halt, Georg Matzel, kann nun über die neuen
auch das Bund-Länder-Treffen des LSVD in        Räumlichkeiten seiner Arbeit im vollen
Magdeburg zutrug, waren einige Vertreter        Umfang nachgehen.
der anderen Landesverbände dabei.
Nach dem Grußwort durch den LSVD sel-                                           Tobias Engel
ber, richteten die Beitragenden ihre Glück-

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Donnerstag
                                                                   20-22 Uhr
                                                                  Otto-von-Guericke-Str. 41
                                                                         39104 Magdeburg

                                      Life Support
                       DAS QUEERE ANTI-GEWALT- &
                     ANTI-DISKRIMINIERUNGS-PROJEKT

Projekt des LSVD Sachsen-Anhalt, gefördert vom Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.
lsbti*

blog
Am 09.11.2019 wurde in der Otto-von-Guericke-           sigen Kampf der lesbischen, schwulen, bise-
Straße 41 die neue Geschäftsstelle des LSVD             xuellen, trans*identen, transsexuellen und
Sachsen-Anhalt e. V. sowie der Landeskoordi-            inter*geschlechtlichen Menschen (LSBTTI*)
nierungsstelle LSBTTI* Sachsen-Anhalt-Nord              um gesellschaftliche Akzeptanz: „In der Otto-
feierlich eröffnet. Zu der gelungenen Veranstal-        von-Guericke-Straße 41, gegenüber vom Schau-
tung kamen Gäste aus Politik und Gesellschaft,          spielhaus, haben wir natürlich einen Pluspunkt
so etwa Frau Dr. Blumentritt, Gleichstellungs-          im Sinne der Sichtbarkeit. In der Vergangen-
beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt, Frau             heit war die Sichtbarkeit von LSBTTI* immer ein
Heike Ponitka, Gleichstellungsbeauftragte der           wesentlicher Faktor im politischen Kampf um
Landeshauptstadt Magdeburg, Günter Dworek,              Gleichberechtigung. Dadurch, dass LSBTTI*
langjähriger Aktivist und Vorstandsmitglied des         über Jahrzehnte und Jahrhunderte tabui-
LSVD Bundesverbandes und darüber hinaus                 siert und schlichtweg aus dem öffentlichen
weitere Gäste, Freunde und Unterstützer*innen.          Bewusstsein verdrängt wurden, hatte die Mehr-
                                                        heitsgesellschaft überhaupt keine Vorstellung
Georg Matzel, Landeskoordinator LSBT-                   davon, dass wir normale Menschen sind. Das
TI*Sachsen-Anhalt-Nord sagt dazu: “Die Eröff-           hat zu millionenfachem Leid geführt. Daher ist
nung der Geschäftsstelle hat uns gezeigt, wie           Sichtbarkeit so wichtig,“ sagt Georg Matzel.
sehr unsere Arbeit wertgeschätzt wird. Wir
haben viele Freunde und Unterstützer*innen als          Der LSVD Sachsen-Anhalt e. V. will zukünftig
Gäste begrüßen dürfen, und auch die Politik hat         auch weiterhin interessante Angebote sowohl
uns an diesem Abend gezeigt, dass sie uns in            für LSBTTI*als auch für Freund*innen bereit-
diesen turbulenten Zeiten unterstützt.“                 halten. Es bleibt zu wünschen, dass durch die-
                                                        ses offen nach außen getragene Kommunika-
Die Anspielung auf turbulente Zeiten ist dabei          tionsangebot die Akzeptanz von LSBTTI* in
nicht aus der Luft gegriffen: „Trotz vieler Erfolge,“   der Mehrheitsgesellschaft steigt bzw. gefes-
so Matzel, „dürfen wir uns nicht auf dem bis-           tigt wird. Georg Matzel: „Durch den politischen
her erreichten ausruhen. Das gesellschaftli-            Rückschritt der letzten 6 Jahre müssen wir wei-
che Klima ist rauer geworden. Gewalt und Dis-           ter auf die Menschen zugehen, nicht nur auf
kriminierung gegen LSBTTI* nehmen leider zu,            Angehörige unserer eigenen Community. Wir
es gibt Kräfte in der Politik, ich nenne sie die        dürfen es nicht zulassen, dass wir als LSBTTI*-
"Neue Rechte," die LSBTTI* als Gefahr für das           zum Spielball einer rechtsradikalen politischen
traditionelle Geschlechterrollenbild diffamieren        Minderheit werden, die es mit Falschinforma-
und uns zu Verantwortlichen einer Verschwö-             tionen und veralteten Geschlechterstereotypen
rung zurecht stilisieren. Fake News erhalten            schafft, weite Teile der Bevölkerung gegen uns
Vorurteile am Leben, die wir längst überwunden          aufzuhetzen. Wir müssen dem Rückfall in alte
geglaubt haben.“                                        Denkmuster etwas entgegensetzen. Das ist
Umso mehr ist die Ansiedelung der neuen                 auch der Auftrag und das Betätigungsfeld der
Geschäftsstelle im Zentrum der Landes-                  Landeskoordinierungsstelle. Gemeinsam mit
hauptstadt ein gutes Signal für den unabläs-            den anderen Magdeburger Vereinen müssen

                                                                                 Queerzeit | 27
wir unsere mühsam erkämpften Rechte vertei-          halt im Bereich der Ermittlung bei LSBTI*-feind-
digen und bewahren. Ich bin froh, dass wir uns       licher Gewaltkriminalität.
als Magdeburg Community alle zusammen den
Herausforderungen unserer Zeit stellen.“             Um im strategischen Kampf um die politische
                                                     Würdigung der Interessen von LSBTTI*nicht in
Neben Glückwünschen und Grußworten waren             der Hysterie der rechten und reaktionären Agi-
auch deutliche Worte zur Notwendigkeit einer         tationen unterzugehen, müssen die Betroffenen
weiteren politischen Vernetzung im Bereich           ihrerseits auch eine starke Interessenvertre-
LSBTTI* zu hören. Durchweg stehen LSBTTI*in          tung haben. Um nicht mehr und nicht weniger
Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts           als den Zusammenhalt in der Demokratie geht
so drastisch wie lange nicht mehr zwischen den       es bei der Unterstützung von LSBTTI*gegen
Fronten verschiedener reaktionärer Interessen.       Aggressionen, Diffamierung und drohender
So nimmt etwa die Zahl der Fälle von vorurteils-     Entrechtung. Einen Beitrag zu dieser Arbeit leis-
motivierter Gewalt und Diskriminierung gegen         tet die Landeskoordinierungsstelle LSBTTI*Sa-
LSBTTI*stetig zu, sowohl durch Rechtsextreme,        chen-Anhalt-Nord.
Gruppen junger und aggressiver Männer, als
auch durch Täter*innen religiöser Prägung.           Die Landeskoordinierungsstelle LSBTTI*Sach-
                                                     sen-Anhalt-Nord ist ein Projekt des LSVD Sach-
Die „Neue Rechte“ und ihr parlamentarischer          sen-Anhalt e. V. Die LKS LSA-Nord ist im nörd-
Arm bedrohen die gesellschaftlichen Errungen-        lichen Bereich des Landes Sachsen-Anhalt
schaften von LSBTTI*auf der politischen Ebene        zuständig für Vernetzung und Informations-
und schrecken dabei nicht vor üblen Diffamie-        austausch zu Fragen von sexueller Orientie-
rungen und dem Verbreiten von Falschinforma-         rung und geschlechtlicher Identität. Die Stelle
tionen zurück. Wiederholte Versuche einzelner        verfolgt die Absicht, Informationen, Fachwis-
religiöser Gruppierungen, speziell Homose-           sen und Hilfsangebote bereitzustellen, zu koor-
xualität als heilbar zu deklarieren und dieses       dinieren und als Informationszentrum für diese
absurde Heilsversprechen z. B. in Seminaren          Themen zur Verfügung zu stehen. Das Ein-
zu bewerben, stehen im krassen Gegensatz zur         zugsgebiet sind die Landeshauptstadt Magde-
rechtlichen Würdigung der Lebensrealität von         burg, der Landkreis Harz, der Landkreis Börde,
LSBTI*. So verwirklichten sich, fast zeitgleich      der Landkreis Jerichower Land sowie die Alt-
mit aufkommenden LSBTI*-feindlichen Strö-            markkreise Stendal und Salzwedel. Georg Mat-
mungen in der Gesellschaft, beispielsweise die       zel ist Ansprechperson bei allen Fragen zu LSB-
„Ehe für Alle,“ die 3. Geschlechtsoption „divers,“   TI*-spezifischen Themen.
der Vorstoß des Gesundheitsministers Jens
Spahn zum Verbot von „Konversionstherapien“                                            Georg Matzel
für Jugendliche unter 18 Jahren, die Entschä-
digung der Opfer des Unrechtsparagraphen
175 StGB und eine sich im Aufbau befindende
Zusammenarbeit mit der Polizei Sachsen-An-

28 | Queerzeit
Landeskoordinierungsstelle
                                                                          Sachsen-Anhalt Nord

                                        Kontaktstelle für Fragen zur
                                    geschlechtlichen & sexuellen Vielfalt!

       	Bürozeiten:
          Mi: 11 bis 17 Uhr                                                                                                                   Ha
                                                                                                                                                 c 
         Fr: 15 bis 19 Uhr                                                                                                                            s
                                                                                                                                                            aße
              Änderungen bei Auswärtsterminen
              vorbehalten. Sprechzeiten außerhalb
                                                                                                                           aße

                                                                                                                                      Beh
                                                                                                                                          g
                                                                                                                                              raß
              dieser Zeiten sind nach Vereinbarung
                                                                                                                     e-St

                                                                                                                                                      e
              möglich.
                                                                                                               ur

                                                                                                                             Kep
        	Ansprechpartner:                                                                                                        s
                                                                                                         n-G

                                                                                                                                       a
                                                                                                                                             ße
          Georg Matzel
                                                                                                        Oto-

                                                                                                                                                  Weg

         	Adresse:
                                                                                                                                             

                                                                                                             Ein
             Otto-von-Guericke-Str. 41                                                                            n
                                                                                                                                          Bre

                                                                                                                      S      t a
             39104 Magdeburg                                                                                                     ße
                                                                                       Bahfraße

       PHONE 0391 / 40 03 51 33
        lsbti-lks@lsvd-lsa.de
        www.lsvd-lsa.de/lsbti-lks
                                                                                                         b
                                                                                                                                                            e
                                                                                                                                                          aß
                                                                                                                     pa
                                                                                                       Has

                                                                                                                        z

                                                                                                                                                      s

                                                                                         taße
                                                                                                                                                     Leb

                                                                                       S
                                                                                  c
                                                                            Hal
Ein Projekt des LSVD Sachsen-Anhalt e.V., gefördert durch
das Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt
Das Titelbild zeigt das
                                                österreichische
                                                Parlamentsgebäude in Wien.

                                                                                             © stock.adobe.com / JayAr
Das Jahr 2019 neigt sich langsam dem Ende       geschlechtliche Paare können seit Anfang
zu und neben vielen negativen Nachrichten       des Jahres in unserem Nachbarland hei-
aus der queeren Welt, gab es auch positives     raten. Währenddessen gab es bei uns eine
zu vermelden. Um euch nochmal einen klei-       Neuerung im Personenstand: seit Anfang
nen Überblick zu geben, fassen wir hier die     des Jahres kann der dritte Geschlechtsein-
Nachrichten der einzelnen Monate für euch       trag „divers“ - der ursprünglich für interge-
zusammen.                                       schlechtliche Menschen eingeführt wurde,
                                                aber auch von abinären Menschen genutzt
Fangen wir also gleich an!                      wird – beantragt werden. Probleme gibt es
                                                bei der Umsetzung des dritten Geschlechts-
                                                eintrages immer noch, wenn es z.B. um die
Januar                                          Anrede einer als divers markierten Person
Im Januar sind einige Gesetze in Kraft getre-   geht. Doch die Tatsache, dass es mittler-
ten. Zum einen ist die Ehe nun für alle auch    weile einen dritten Eintrag gibt, ist – sobald
in Österreich geöffnet wurden, d.h. gleich-     die Umtragung vereinfacht und zugänglicher

30 | Queerzeit
für alle gemacht wird – ein Grund zur Freude!    März
                                   Ebenfalls ein Grund zur Freude war, dass Has-    Neben einigen Neuerungen im kirchlichen
                                   sreden gegen trans*-Personen in Schweden         Bereich gab es unter anderem auch den ers-
                                   mittlerweile ein Straftatbestand sind und des-   ten Queer Womxn Pride in Nepal. Hier haben
                                   halb angezeigt werden können. Ebenso wurde       sich Aktivist'innen zusammengetan, um
                                   in Angola Homosexualität entkriminalisiert.      für queere Rechte zu protestieren. Queere
                                                                                    Rechte unterstützten auch diverse Kirchen
                                                                                    in Deutschland und Österreich: drei Gemein-
                                   Februar                                          den haben sich für die Segnung gleichge-
                                   Gute Nachrichten gab es auch im Februar: In      schlechtlicher Paare entschieden und füh-
                                   New Jersey zum Beispiel ist es seit diesem       ren diese seit März durch.
                                   Winter Pflicht, behinderteninklusives Mate-
                                   rial im Unterricht zu nutzen. Außerdem sind
                                   queere Inhalte wie queere Geschichte oder
                                   queere Sexualkunde auch Teil des Stun-           April / Mai
                                   denplanes. New Jersey ist damit immer-           April und Mai werden zusammengefasst,
                                   hin der zweite Staat in den USA, die queere      weil es im April ausnahmsweise mal etwas
                                   Unterrichtsinhalte und behinderteninklusi-       ruhiger war: Im April wurde in Madras ent-
                                   ves Lehrmaterial zur Pflicht macht. Im Feb-      schieden, dass Operationen an interge-
                                   ruar wurden auf Schulunterlagen ebenfalls        schlechtlichen Babies und Kindern in Tamil
                                   die Wörter „Mutter“ und „Vater“ mit den Wor-     Nadu verboten werden sollen. Damit schließt
                                   ten „Parent 1“ (Elternteil 1) und „Parent 2“     sich das asiatische Land einigen wenigen
                                   (Elternteil 2) ersetzt. Damit sollen gleichge-   Ländern weltweit an, die bislang Eingriffen
                                   schlechtliche Elternpaare inkludiert werden.     an unmündigen Kleinkindern verbieten.
© ne.wikipedia.org | AllyProud | CC BY-SA 4.0
Im Mai wiederrum wurde es wieder bunt,           net und werden in Zukunft nun dort gleichge-
denn nicht nur zwei Gemeinden in Deutsch-        schlechtliche Paare trauen.
land haben kirchliche Segnung für gleichge-
schlechtliche Paare in der Kirche geöffnet,
nein, auch können nun seit Mai gleichge-         September/Oktober/November
schlechtliche Paar in Taiwan heiraten!           Auch eine Premiere gab es im Frühherbst:
Taiwan ist damit Vorreiter'in für die Stärkung   In Sarajevo (Bosnien-Herzegovina) fand
queerer Rechte in Asien.                         der erste Pride statt. Wie auch schon in
                                                 Polen wurden hier für Gleichberechtigung
                                                 und gegen den Rechtsrück in Europa pro-
Juni                                             testiert. Ebenso werden vier weitere Kir-
Da im Mai zumindest in Deutschland lang-         chen in Deutschland und eine in Frankreich
sam die CSD Saison angefangen hat, dürfen        in Zukunft gleichgeschlechtliche Paare seg-
zwei Prides, die dieses Jahr das erste Mal       nen. Und beim Thema Hochzeit bleibend
stattgefunden haben, nicht unerwähnt blei-       gibt es auch großartige Neuigkeiten aus
ben: Der Nepal Pride und Pride TM, der in        Nordirland: Hier wird es in Zukunft möglich
Timisoara (Rumänien) stattgefunden haben.        sein, sich als queere Person in einer gleich-
Hier gingen tausende Leute auf die Straße,       geschlechtlichen Partnerschaft das Ja-Wort
um für bessere Umstände für queere Per-          zu geben!
sonen zu protestieren. Doch neben Prides
gab es im Juni viele positive Änderungen für     Trigger Warnung: Transfeindlichkeit, Mord
queere Menschen: in San Marino und Brasi-
lien sind seit dem Sommer Diskriminierung        Kommen wir abschließend noch zu einigen
aufgrund der sexuell-romantischen Identität      Statistiken des queeren Jahres 2019:
bzw der Geschlechtsidentität strafbar, wäh-
rend in Bhutan und Botswana Homosexuali-         Dieses Jahr haben sich ein Haufen Leute
tät entkriminalisiert wurden.                    geoutet – einige als queer, viele als schwul
                                                 oder lesbisch, dann gab auch es einige Stim-
                                                 men aus der bisexuellen und pansexuellen
Juli/August                                      Community und auch trans* und abinäre
Im Juli wurde unter anderem in der engli-        Outings gab es dieses Jahr.
schen methodischen Kirche für die Öffnung
der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare          Einige Leute, die ihr vielleicht kennt, und sich
gestimmt. Nachdem es eine großangelegte          dieses Jahr offiziell als nicht-hetero oder
queerfeindliche Aktion in Polen gab, hatte       nicht-cis geoutet haben sind Dan Howell
sich ebenfalls im Sommer eine Demonst-           und Phil Lester (YouTuber: queer/schwul),
ration für mehr Gleichheit und gegen den         Lil Nas X (Rapper: schwul), Sam Smith (Sän-
Rechtsrück in Europa in Białystok (Polen)        ger'in: abinär, they/them Pronomen), Valen-
gebildet. Im August wiederum haben zwei          tina (Drag Queen: abinär), Eugene Lee Yang
Kirchen in der Schweiz die Ehe für alle geöff-   (YouTuber: schwul),The G3sha (Rapper:

32 | Queerzeit
schwul), Som Hye In (K-Pop Idol: bisexu-
ell), Ryan Russell (Footballspieler: bisexuell),
Josie Totah (Schauspielerin: trans).

Am 20. November 2019 war der Transgender
Day of Remembrance.
Von insgesamt 331 getöteten trans* und gen-        Wenn ihr up-to-date bleiben
der-nonconforme Personen auf der ganzen
Welt war in einem Forbes-Artikel die Rede.
                                                   wollte, findet ihr die Online
Trauriger Spitzenreiter waren Brasilien mit         version der WEEKLY unter
130 und Mexiko mit 63 ermordeten trans*-
Personen. In den USA wurden dieses Jahr
                                                       www.lsvd-lsa.de
zwischen 22 und 30 trans*-Personen getötet.
91% der getöteten Frauen waren schwarz.

Bei all den positiven Dingen, die dieses
Jahr passiert sind, dürfen wir nicht ver-
gessen, dass die reine Existenz als nicht-
weiße queere Personen ein Todesurteil
sein kann. Deswegen ist es wichtig, nicht
wegzuschauen. Schreitet für eure queeren
Geschwister ein, gebt ihnen eine Plattform,
auf der sie ihre eigenen Erfahrungen teilen
können und hinterfragt eure eigenen Schub-
laden, gerade wenn es um Vorteile gegen-
über schwarzen, brauen,arabischen oder asi-
atischen (queeren) Personen geht.
Wir haben als queere Community eine
Pflicht, uns gegenseitig zu schützen. Treten
wir 2020 dafür ein, dass diese Welt für uns
alle sicherer wird.

Mit dieser Nachricht möchte ich mich bei
allen Leser'innen der Online-WEEKLY und der
Queerzeit-WEEKLY fürs Treue halten bedan-
ken und wünsche allen ruhige Feiertage.

Bis zum nächsten Mal,

Min.

                                                               Queerzeit | 33
34 | Queerzeit
lambda::
                                                    mitteldeutschland

                                                     jung, engagiert
                                                       und queer

                Bildungs- & Vernetzungsfahrt

Datum:        27.03 - 29.03 2020
Ort: 		       Naumburg
Unterkunft: 	Am Tennispl. 9
              06618 Naumburg
Alter: 		     14- 27 Jahren
TN-Beitrag: 15,00 Euro inkl. Vollpension              weitere Infos:
Anmeldeschluss: 30.01. 2020

Fahrtkosten können anteilig erstattet werden!
Eine vorherige Anmeldung ist notwendig.         Queerzeit | 35
Queer
film
nacht
Januar

Yonatan aus Tel Aviv

                                                                                             © Alle Bilder zum Film / Salzgeber & Co. Medien GmbH
ist einer der bekann-
testen     Porno-Darstel-
ler der Welt: Unter dem
Künstlernamen Jonat-
han Agassi ist er der
Star Dutzender schwu-
ler Hardcore-Pornos und
hat Fans auf der gan-
zen Welt. Zwischen den
Drehs tritt er in seinem
neuen Zuhause Berlin
in Live-Sex-Shows auf
und arbeitet als Escort.
Der israelische Regis-
seur Tomer Heymann
hat ihn über einen Zeit-
raum von acht Jah-
ren mit der Kamera begleitet, auf Porno-       Tomer Heymanns Film bietet nicht nur
sets, zu Familientreffen und zum Hustler       einen ungewohnt tiefen Einblick in die Welt
Ball. Obwohl Yonatan erfolgreich ist und       schwuler Pornos und Escorts, sondern ist
behauptet, dass er den tollsten Job der        auch ein berührend aufrichtiges Porträt
Welt hat, wirkt er sehr unglücklich und        eines getrieben jungen Mannes, der mit
muss seine Gefühle immer stärker mit Dro-      seiner Vergangenheit und den komplexen
gen dämpfen. Ohne die Bühnenfigur Jonat-       Beziehungen zu seiner Mutter und seinem
han Agassi, erklärt er, wäre er schon längst   Vater ringt.
verzweifelt …
                                               Quelle:www.queerfilmnacht.de

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