Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda - für den Landkreis Sömmerda
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Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 1 Herausgeber Landkreis Sömmerda Landratsamt Sömmerda Bahnhofstraße 9, 99610 Sömmerda Tel: 03634 354-410 E-Mail: tourismus@lra-soemmerda.de Web: www.lra-soemmerda.de Impressum Redaktion und Gestaltung: Landratsamt Sömmerda, Amt für Öffentlichkeitsarbeit Redaktionsschluss: Februar 2021 Veröffentlicht: 07.07.2021
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 2 Inhaltsverzeichnis 1. Vorbetrachtung ............................................................................................................................... 3 1.1 Ausgangssituation ....................................................................................................................... 3 1.2 Kurzportrait: Fahrradfahren im Landkreis Sömmerda ................................................................ 3 1.3 Zielsetzung................................................................................................................................... 4 1.4 Notwendigkeit ............................................................................................................................. 5 1.5 Verantwortlichkeiten für die Radwegeinfrastruktur ................................................................... 6 1.6 Theoretische Grundlagen ............................................................................................................ 7 2. Begriffsdefinition Radroutennetz nach RVK 2.0 .............................................................................. 8 2.1 „Netzebene I“ – Radfernnetz ...................................................................................................... 8 2.2 „Netzebene II“ – Radhauptrouten............................................................................................... 9 2.3 „Netzebene III“ – lokale Radrouten............................................................................................. 9 3. Radwegenetz Landkreis Sömmerda ................................................................................................ 9 3.1 Zielgruppen.................................................................................................................................. 9 3.2 Touristische Bedeutung ............................................................................................................. 11 3.3 Radwege-Bestandsnetz ............................................................................................................. 11 3.3.1 Netzbestand Ebene I ................................................................................................................. 14 3.3.2 Netzbestand Ebene II ................................................................................................................ 15 3.4 Entwicklungsperspektiven......................................................................................................... 19 3.4.1 Zielkorridor laut RVK 2.0 ........................................................................................................... 19 3.4.2 Entwicklungsperspektiven Alltagsradverkehr ........................................................................... 21 3.4.3 Entwicklungsperspektiven touristischer Radverkehr ................................................................ 23 4. Handlungsfelder ............................................................................................................................ 25 4.1 Verkehrssicherheit .................................................................................................................... 25 4.2 E-Bike Ladestationen - Mobilitätswende .................................................................................. 26 4.3 ÖPNV ......................................................................................................................................... 29 4.4 Öffentlichkeitsarbeit.................................................................................................................. 30 5. Fördermodalitäten ab 2021 .......................................................................................................... 32 6. Fazit und Ausblick .......................................................................................................................... 40 Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................................................... 42 Anlagenverzeichnis................................................................................................................................ 42 Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 49
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 3 1. Vorbetrachtung 1.1 Ausgangssituation Das bestehende Radverkehrskonzept des Landkreises Sömmerda wurde 2011 als Anlage zum Tourismuskonzept angefertigt und diente primär der Erfassung des touristischen Radverkehrsnetzes sowie der Darlegung vorteilhafter Entwicklungsperspektiven. Angelehnt an das Radverkehrskonzept 2.0 für den Freistaat Thüringen (RVK 2.0), das als Handlungsgrundlage für die Radverkehrspolitik der Landesregierung bis 2030 gilt, soll nun neben dem touristischen auch dem Alltagsradverkehr eine größere Beachtung zukommen. Besonders aktuelle Trends, wie beispielsweise ein gesteigertes Klima- und Gesundheitsbewusstsein tragen zur vermehrten Nutzung des Fahrrades als bevorzugtes Verkehrsmittel bei. „Dieses legt laut dem Report ‚Mobilität in Deutschland‘ nicht nur in seinem Anteil im Verkehrsaufkommen zu, sondern vor allem auch in der erbrachten Fahrleistung. In der Summe steigern sich die geradelten Personenkilometer von 2019 gegenüber 2008 um etwa ein Fünftel.“ (Follmer & Gruschwitz, 2018, S. 7). 1.2 Kurzportrait: Fahrradfahren im Landkreis Sömmerda Der ländliche Raum, darunter auch der LK Sömmerda, ist geprägt von zergliederten Siedlungsstrukturen, ausgeprägter Landwirtschaft und einer geringen Bevölkerungs- sowie Arbeitsplatzdichte. Daraus resultieren weite Strecken zwischen Wohnort, Arbeitsplatz, Schule und Einkaufsmöglichkeiten. Das Fahrrad, als Verkehrsmittel, bietet hierbei eine Möglichkeit, etwaige Mobilitätsdefizite zu überwinden. „Mobilität ist Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe und muss für alle zugänglich sein“ (TMIL, 2018, S. 10). Die regionalen und überregionalen touristischen Radrouten im LK Sömmerda bilden zudem das Rückgrat der ansässigen Tourismuswirtschaft und tragen maßgeblich zur Naherholung der Bevölkerung bei. Die Basis für eine anhaltend funktionierende Fahrradmobilität, sowohl im Alltags- als auch im touristischen Verkehr, bildet ein gut ausgebautes und gepflegtes Radwegenetz. Dieses trägt maßgeblich zur Standortattraktivität - besonders im ländlichen Raum - bei.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 4 1.3 Zielsetzung Das Radverkehrskonzept des LK Sömmerda 2021 (RVK 2021) orientiert sich stark an den Zielen des RVK 2.0 für den Freistaat Thüringen. Die Verwendung ähnlicher Begrifflichkeiten und Zielsetzungen soll dauerhaft die Kommunikation zwischen Kreis und Landesebene erleichtern und somit das Kooperationsklima nachhaltig verbessern. Zudem dient die Erstellung eines Radverkehrskonzeptes der Erfassung und Analyse aller sich im Landkreis befindlichen Radwege, um einen Gesamtüberblick über das bestehende Netz zu ermöglichen. Somit werden strategisch relevante Lückenschlüsse sichtbar und die Notwendigkeit der zukunftssicheren Angliederung des ländlichen Raumes an das bestehende Radroutennetz wird verdeutlicht. Auf Grundlage der Tourismusstrategie Thüringen 2025 und den damit verbundenen Vorgaben des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und digitale Gesellschaft (TMWWDG), reicht das vorhandene touristische Potential des LK Sömmerda nicht aus, um als eine eigenständige Destination zu fungieren. Mit dem vorliegenden RVK wird ein weiterer Grundstein zur Entwicklung von Strategien gelegt, um sich mit einer Nachbardestination zu einer förderfähigen Destination- managementorganisation (DMO), zusammenzuschließen. Eine mögliche Strategie kann dabei beispielsweise die Erarbeitung qualitativer, überregionaler Radrundrouten sein. Qualität ermisst sich in diesem Zusammenhang aus den Faktoren Sicherheit, Fahrkomfort und Vernetzung touristischer Infrastruktur. Zum einen werden dadurch touristische Leitprodukte in die Streckenführung integriert und zum anderen bietet die Netzausweitung vielfältige Möglichkeiten zur Etablierung des Alltagsradverkehrs. Diesem wird in Zukunft eine übergeordnete Rolle zukommen, da sich der fortschreitende demografische Wandel auch auf die Entwicklung der Nahmobilität auswirken wird. „Alltags- und Freizeitradfahrer nutzen in den ländlichen Räumen überwiegend die gleichen Verbindungen. Eine Verbesserung der Radwege und im Ergebnis der Wegebeziehungen kommt daher immer beiden Zielgruppen zugute.“ (Hunger, 2015). Die Förderung des touristischen Radverkehrs dient somit nicht dem Selbstzweck, sondern beabsichtigt im Gesamtkontext das Erreichen vieler wichtiger gesellschaftlicher Ziele. (TMIL, 2018, S. 10) Darunter zählt beispielsweise die Reduzierung schwindender Bevölkerungszahlen in ländlichen Räumen. Mithilfe des Radwegeausbaus werden vielfältige Möglichkeiten zur Naherholung geschaffen, welche ebenfalls maßgeblich zur Attraktivität einer Region beitragen. Laut der RVK 2.0 soll sich der Radverkehrsanteil am Modal-Split (Anteil eines Verkehrsträgers am gesamten Verkehrsmarkt) im gesamten Freistaat gegenüber dem 2008 ermittelten Wert bis 2025 auf
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 5 12% verdoppeln. „Dies fördert die nachhaltige Mobilitätsentwicklung, unterstützt den Umwelt- und Klimaschutz sowie die Gesundheits- und Bewegungsförderung, steigert die Lebensqualität und lässt Tourismus und Wirtschaftsförderung profitieren.“ (TMIL, 2018, S. 7). Diesbezüglich ist im Besonderen die Elektromobilität durch die voranschreitende Ausweitung der Pedelecs am Fahrradmarkt ein Ansatzpunkt, um bestehende Verhaltensmuster im Individualverkehr aufzubrechen und mehr Menschen zum Fahrradfahren zu ermutigen. Die nachfolgende Konzeption dient als Leitbild für alle Akteure im Tourismus und in den Kommunen, um die Attraktivität des Fahrrades als Verkehrsmittel im LK Sömmerda weiter zu steigern und zukünftig im Straßenverkehr stärker zu etablieren. 1.4 Notwendigkeit In der aktuell andauernden COVID-19-Pandemie konnte das Fahrrad als krisensicheres Verkehrsmittel überzeugen. Vielen Menschen, die auf den ÖPNV angewiesen sind, wurde aufgrund der Kontaktbeschränkungen die Mobilitätsgrundlage und somit auch die Organisation ihres Alltags entzogen. Ein kurzfristiger Wechsel auf das Fahrrad, besonders im Zuge der Umstellung des ÖPNV auf den Ferienfahrplan, war somit unumgänglich. Auch der tägliche Weg zur Arbeit konnte, bei entsprechenden Witterungsverhältnissen, mit dem Fahrrad absichert werden. Diese Entwicklung verdeutlicht, wie gut auf unvorhergesehene Mobilitätseinschränkungen unter Einbezug des Fahrrades als Verkehrsmittel reagiert werden konnte. Diese Erkenntnisse können auch auf weitere unvorhersehbare Einschränkungen übertragen werden. Beispielsweise jene, welche sich in den Gemeinden infolge des demografischen Wandels und der damit einhergehenden Überalterung der Gesellschaft ergeben. Alters-, finanz- oder gesundheitsbedingten Mobilitätsdefiziten könnte durch ein feingliedrig verzweigtes Radwegenetz nachhaltig entgegengewirkt werden.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 6 1.5 Verantwortlichkeiten für die Radwegeinfrastruktur „Die Ausstattung der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen mit Radwegen obliegt den jeweiligen Baulastträgern“ (Bracher & Hertel, 2014, S. 20). Zu den damit einhergehenden Aufgaben zählen Bau, bauliche Unterhaltung sowie die Verkehrssicherungspflicht. Somit ist die Zuständigkeit eindeutig durch das Eigentum an dem Weg geregelt, außer es wurden spezifische Regelungen zwischen z.B. Landkreis und Gemeinde getroffen. Die nachfolgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die bestehenden Verantwortlichkeiten von Bund, Land, Kreisen und Gemeinden. Akteur Zuständigkeiten Bund - Bundesstraßen (z.B. Mittel für Radwege an Bundesstraßen) - Verkehrsforschung und technische Richtlinien - steuerliche Rahmenbedingungen der Verkehrsmittel - Koordinierungsfunktion Freistaat - Landesstraßen inklusive begleitender Radwege Thüringen - Auftragsverwaltung Bundesstraßen - Vergabe von Fördermitteln (insbesondere Infrastruktur) - Landesbauordnung (Abstellplätze für Fahrräder) - schulische Mobilitätserziehung - polizeiliche Maßnahmen zur Verkehrssicherheit - Fahrradmitnahme im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) - Koordinierungsfunktion Landesradverkehrsnetz und kommunale Aktivitäten - Wissenstransfer / Bildung für nachhaltige Entwicklung - grenzüberschreitende Vermarktung des radtouristischen Angebots Landkreis - Kreisstraßen inklusive begleitender Radwege - touristische Radverkehrskonzepte auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte - Bau und Unterhaltung der in eigener Baulastträgerschaft liegenden Netzelemente - Fahrradmitnahme im Straßenpersonennahverkehr - Straßenbegleitende Radwege an Kreisstraßen - Koordinierung der gemeindlichen Aktivitäten bei grenzüberschreitenden Netzen Gemeinden - kommunale Verkehrseinrichtungen, Verkehrsentwicklungsplanung und Städte und Radverkehrsnetzplanung - Bau und Unterhaltung der in eigener Baulastträgerschaft liegenden Netzelemente - Abstellanlagen im öffentlichen Bereich - Verknüpfungspunkte zum ÖPNV - Beeinflussung des Verkehrsklimas - Radwege in eigener Baulastträgerschaft Abbildung 1: Eigene Darstellung in Anlehnung an „Wichtige staatliche und kommunale Zuständigkeiten für den Radverkehr“ (TMBLM, 2008, S. 11) Den Kommunen kommt hierbei die größte Bedeutung für den Radverkehr zu, da das dort bestehende Wegenetz das Radfahren im Alltag und in der Freizeit erst ermöglicht. Jedoch fehlt es oftmals, besonders im ländlichen Raum, an speziellen Zuständigkeiten in den Verwaltungen. Neben dem fehlenden Personal sind es meist auch die geringen bis nicht vorhandenen finanziellen Resourcen, die es nicht ermöglichen, den Radverkehr auf allen Ebenen gezielt zu fördern (TMIL, 2018, S. 14).
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 7 1.6 Theoretische Grundlagen - Nationaler Radverkehrsplan 2020 Der NRVP stellt das strategische Grundsatz- dokument des Bundes für die Radverkehrspolitik dar. „Mit ihm werden die grundsätzlichen Leitlinien für die Radverkehrsförderung der kommenden Jahre dargestellt - ausgerichtet auf neue verkehrspolitische Herausforderungen, wie z.B. die Förderung des Radverkehrs im ländlichen Raum als gleichberechtigtes Verkehrsmittel, Kapazitäts- probleme in den Städten oder die zunehmende Elektromobilität im Radverkehr“ (BMVI, 2020). - Radverkehrskonzept 2.0 für den Freistaat Thüringen Das Radverkehrskonzept 2.0 stellt die Handlungsgrundlage für die Radverkehrspolitik der Landesregierung bis 2030 dar. In dieser wurden konkrete Entwicklungsziele für den Radverkehrs- anteil im Straßenverkehr festgelegt. „Die Handlungsfelder im Radverkehrskonzept 2.0 betreffen die Infrastruktur und das Netz zum Radfahren einschließlich der Wegweisung, das Fahrradparken und die Verknüpfung mit dem öffentlichen Verkehr, den Fahrradtourismus sowie die Themen Kommunikation, Verhalten und Bildung“ (BMVI, 2020)
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 8 - Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda Das bestehende Radverkehrskonzept für den LK Sömmerda betrachtet die Rad-verkehrlichen Perspektiven für Alltagsfahrer und Radtouristen im Kreisgebiet. Dabei wurde das bereits existierende, kreisliche Radverkehrsnetz erfasst und auf dessen Basis weitere Entwicklungs-perspektiven benannt sowie Vermarktungs-strategien zur Steigerung des Bekanntheitsgrades entwickelt. 2. Begriffsdefinition Radroutennetz nach RVK 2.0 „Das Radroutennetz Thüringen verbindet alle Ober- und Mittelzentren in Thüringen durch Radfernwerge und Radhauptrouten miteinander und bildet damit eine Grundstruktur für die Förderung des Radfahrens im Land“ (Thüringen steigt auf - Radverkehrskonzept 2.0, 2018, S. 25). Dieses Radroutennetz soll künftig in die nachfolgenden drei Netzebenen untergliedert werden. 2.1 „Netzebene I“ – Radfernnetz „Das Radfernnetz bildet die Basis für qualitäts- und erlebnisorientierte Radfernwege, die sich besonders an Radfernwandernde richten. Das Radfernnetz dient gleichzeitig als Grundgerüst zur Anbindung aller Landkreise und kreisfreien Städte sowie der im LEP definierten Schwerpunkträume Tourismus an das Radroutennetz Thüringen“ (Thüringen steigt auf - Radverkehrskonzept 2.0, 2018, S. 26). Im Landkreis Sömmerda sind dieser Netzebene der „Unstrut Radweg (Kennung: I-05)“ und der „Gera-Radweg (Kennung: I-06)“ zuzuordnen.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 9 2.2 „Netzebene II“ – Radhauptrouten Die Routen der Netzebene II werden in touristische und alltagstaugliche Radhauptrouten unterschieden, verdichten das Radfernnetz und verbinden alle Ober- und Mittelzentren. Darunter zählen im aktuellen Bestand beispielsweise der „Laura-Radweg (Kennung: II-08)“ welcher die Mittelzentren Weimar und Sömmerda miteinander verbindet. Touristische Radhauptrouten sind dabei eher erlebnisorientiert ausgebaut, bilden eine Anbindung an die touristischen Schwerpunkträume und richten sich ebenso an Radurlauber als auch die einheimische Bevölkerung zur Naherholung. Alltagstaugliche Radhauptrouten hingegen setzen den Focus auf den Alltagsverkehr zwischen zentralen Orten im Umfeld von ca. 15 Kilometern. „Der Aspekt der sozialen Sicherheit durch sichere Führung entlang befahrener bzw. belebter Straßen überwiegt hierbei den Anspruch einer KFZ-armen oder emissionsfreien Strecke“ (Thüringen steigt auf - Radverkehrskonzept 2.0, 2018, S. 26). 2.3 „Netzebene III“ – lokale Radrouten „Lokale Routen verdichten das Radroutennetz Thüringen soweit, dass alle wichtigen Quellen und Ziele (Ortsteile, Wohngebiete, Schulen, Einkaufszentren, Gewerbegebiete usw.) für den Radverkehr erschlossen werden. Die Entfernung zwischen Ortsausgang des zentralen Ortes und der Ortsdurchfahrt der anzubindenden Orte soll nicht größer als fünf Kilometer sein.“ (Thüringen steigt auf - Radverkehrskonzept 2.0, 2018, S. 27) 3. Radwegenetz Landkreis Sömmerda 3.1 Zielgruppen Die Zielgruppen für Fahrradfahrer sind sehr breit aufgestellt. Es bedarf einer strategischen Marktdifferenzierung, um die unterschiedlichen Adressaten zu erreichen. Diese Notwendigkeit ergibt sich zum einen aus dem weiten Altersspektrum der Fahrradfahrer, welches sich aufgrund des demografischen Wandels in Zukunft immer weiter nach hinten verlagern wird. Zum anderen bedarf es einer Segmentierung der Bedürfnisse der Radfahrer in Freizeit und Alltag.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 10 „Die größte Zielgruppe bilden Menschen im Erwerbsalter oder in der Ausbildung, welche das Fahrrad für ihre alltäglichen Wege zur Arbeit, zur Ausbildung, zum Einkaufen, zu Freizeitaktivitäten oder anderen Erledigungen nutzen oder nutzen könnten.“ (TMIL, 2018, S. 11). Sicherheit und Komfort stellen für diese Zielgruppe die maßgeblichen Bedingungen für eine zunehmende und kontinuierliche Nutzung des Fahrrades dar. Für Alltagsradfahrer spielen kurze, effektive und allwettertaugliche Verbindungen dabei eine übergeordnete Rolle. Freizeitfahrer hingegen legen besonderen Wert auf den Aspekt der Naherholung, beispielsweise auf natur- und erlebnisreiche Themenrouten. Der Anteil der fahrradfahrenden Seniorinnen und Senioren wird im Zuge des demografischen Wandels kontinuierlich zunehmen. Besonders ländliche Regionen sind oftmals von den Auswirkungen der Überalterung einer Gesellschaft wie beispielsweise der zunehmenden Immobilität betroffen. Das Fahrrad dient hierbei als Mittel, um das Ausmaß dieser schwindenden Mobilität zu kompensieren. In diesem Zusammenhang ist der Ausbau der Fahrrad-Elektromobilität von besonderem Interesse, da die Zuwachsraten von „E-Bike-“, bzw. korrekterweise „Pedelec“-Käufen stetig steigen (Abb. 2). Abbildung 2: Absatz von E-Bikes in Deutschland von 2009 – 2019 (Statista 2020)
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 11 3.2 Touristische Bedeutung Das existierende touristische Potential des LK Sömmerda soll in den kommenden Jahren weiterhin optimiert werden. Der Ausbau der Radwegeinfrastruktur besitzt in diesem Kontext einen übergeordneten Stellenwert. Besonders in ländlich geprägten Regionen bietet der Fahrradtourismus eine Chance zur touristischen Wertschöpfung. Einzelnen Sehenswürdigkeiten (POIs) wird die Möglichkeit eingeräumt, sich über den Radtourismus stärker zu vernetzen und gemeinschaftlich zu vermarkten. An dieser Produktentwicklung arbeitet derzeit der Tourismusverband Thüringer Becken e.V. auf Grundlage der 2019 erarbeiteten regionalen Tourismuskonzeption. Im Landkreis Sömmerda wird der touristische Radverkehr vor allem durch die Fernradwege „Unstrutradweg“ und „Gera-Radweg“ bestimmt. Beide sind durchgängig beschildert und warten mit Informationstafeln zum Streckenverlauf sowie touristisch relevanten Besonderheiten auf. Mit der Fertigstellung vom „Weg in die Steinzeit“ erschließt sich dem LK Sömmerda die geplante „Thüringen Transversale“ als weiterer dominierender Radfernweg vom Rennsteig zum Harz und gewinnt somit weiter an touristischer Attraktivität. Infolge der globalen COVID-19-Pandemie ist damit zu rechnen, dass der Inlandstourismus an Bedeutung gewinnen wird. In diesem Zusammenhang wird besonders der Individual- und Aktivtourismus in der Natur, fernab von großen Menschenansammlungen, ansteigen. Der Radtourismus stellt hierbei eine Möglichkeit dar, den Landkreis Sömmerda auf dem inländischen Tourismusmarkt nachhaltig zu positionieren. Der Ansatz der nachhaltigen Entwicklung entspricht dabei den Vorgaben von EU, Bundesrepublik und auch den aktuellen Schwerpunktsetzungen der Fördermittelgeber. 3.3 Radwege-Bestandsnetz Das bisherige Radverkehrskonzept des LK Sömmerda, aus dem Jahr 2011, betrachtet hinsichtlich des Netzbestandes lediglich die touristischen Themenwege und die sogenannten „Gebietsradwanderwege“. Das touristische Radwegenetz wurde seitdem weiterentwickelt. Die zuletzt fertig gestellten Abschnitte sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 12 Radweg Korridor Finnebahn-Radweg Battgendorf - Großmonra Finnebahn-Radweg Rothenberga - Landesgrenze Weg in die Steinzeit Kindelbrück - Wildgatter Weg in die Steinzeit Bilzingsleben - Kreisgrenze Im Zuge der Fortschreibung des RVK für den LK Sömmerda wurde im November 2018 seitens des Landratsamtes eine Übersichtskarte in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen erarbeitet. Diese Karte enthält bereits Informationen bezüglich existierender sowie zukünftig geplanter, straßenbegleitender, kombinierter und regionaler Radwege. Weiterhin wird in dieser Übersicht das touristisch bedeutsame und überregional bekannte Radwegenetz dargestellt und legt somit den Grundstein für weitere Betrachtungen. Der dargestellte Netzbestand betrachtet dabei lediglich den Verlauf der Wege, gibt jedoch keinerlei Auskunft über das Oberflächenmaterial, dessen Beschaffenheit sowie eventuelle Mängel. Eine größere Darstellung ist der Anlage beigefügt. Abbildung 3 / A1: Bestands- und Bedarfsanalyse Radwege im Landkreis Sömmerda 2018 Das aktuelle Konzept greift jene Übersicht von 2018 wieder auf und erweitert diese um Metadaten wie beispielsweise Oberflächenmaterial, -beschaffenheit und -güte. Jene Daten werden in einer Excel Tabelle erfasst und ebenfalls in das Programm „Garmin Basecamp“ übertragen. Dieses Programm ist als sehr einfaches und reduziertes Geoinformationsprogramm (GIS) zu verstehen und dient lediglich der Visualisierung der erfassten Radwege mit entsprechenden GPS-Koordinaten. Damit ermöglicht es jedem, auch ohne entsprechende Ortskenntnisse, detaillierte Aussagen über einen betreffenden Radwegeabschnitt treffen zu können. Mit diesem Ansatz wird ein System realisiert, welches kontinuierlich aktualisiert und erweitert werden kann. Bei Bedarf könnten somit spezifische Datensätze abgefragt werden, welche für infrastrukturelle Entscheidungsprozesse von Bedeutung sind. Die erfolgreiche Umsetzung dieses Systems ist jedoch maßgeblich von der regelmäßigen Pflege der Radwegedaten und somit auch von der Mitarbeit der einzelnen Städte und Kommunen abhängig.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 13 Mit dem RVK soll allen Verwaltungen im Landkreis Sömmerda somit ein dreiteiliges Tool, bestehend aus Textkörper, Tabellendatenbank und Visualisierung zur Verfügung gestellt werden, um die infrastrukturelle Entwicklung des Radverkehrs auf Gemeinde und Landkreisebene weiter voranzutreiben. Die bedeutendsten Wegeverbindungen der Kategorie I und II wurden bereits durch Befahrungen des Sachbearbeiters für touristische Infrastruktur aufgenommen und in die Übersichtstabelle (Abb. 4) übertragen. Mithilfe der Datensammlung können zum Beispiel Aussagen über den Zustand der Wege und somit auch über eine vergleichbare Gesamtqualität getroffen werden. Bestehende Mängel können zum gegenwärtigen Zeitpunkt von jedem Radfahrer über den „Mängelmelder“ im Radroutenplaner Thüringen erfasst und automatisch an den Sachbearbeiter für touristische Infrastruktur weitergeleitet werden. Dieser bearbeitet die eingegangenen Meldungen und pflegt die erfolgten Maßnahmen im Mängelmelder ein. Abbildung 4: Screenshot Exceltabelle „RVK 2021 Übersicht“
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 14 3.3.1 Netzbestand Ebene I I-05 Unstrutradweg Steckbrief: Gesamtlänge: 191 km Weglänge auf Kreisgebiet: ca. 37 km Durchgängige Beschilderung von der Quelle bis zur Mündung Allwettertaugliche Oberfläche Durchschnittliche Wegequalität: Note 1,8 Oberflächenbeschaffenheit: Größtenteils glatt (asphaltiert/betoniert), lediglich 1,8 km rau/grob (Pflaster/Schotter) Wegbreite: 28 km breiter/9 km schmaler als 2 m (besonders Deichabschnitt Sömmerda-Griefstedt) Kaum Höhenunterschiede (lediglich Ortsausgang Ringleben – 20 m Anstieg) Touristisch bedeutendster Radweg im LK Teilabschnitt der „Thüringen-Transversale“ (Abschnitt 3.4.3 Entwicklungsperspektiven) I-06 Gera-Radweg Steckbrief: Gesamtlänge: 73 km Weglänge auf Kreisgebiet ca. 13 km Durchgängig einheitlich beschildert Allwettertaugliche Oberfläche Durchschnittliche Wegequalität: Note 1,9 Oberflächenbeschaffenheit: Größtenteils glatt (asphaltiert/betoniert), lediglich 1,5 km rau/grob (Pflaster/Kies) Wegbreite: 7,7 km breiter/ 5,3 km schmaler als 2 m (besonders Geradamm 1,2 m) Keine bemerkbaren Höhenunterschiede Touristisch bedeutend und alltäglich genutzte Anbindung an Erfurt Teilabschnitt der „Thüringen-Transversale“ (Abschnitt 3.4.3 Entwicklungsperspektiven)
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 15 3.3.2 Netzbestand Ebene II II-08 Laura-Radweg Steckbrief: Gesamtlänge: 48 km Weglänge auf Kreisgebiet ca. 21 km Durchgängig einheitlich beschildert Allwettertaugliche Oberfläche Durchschnittliche Wegequalität: Note 1,8 Oberflächenbeschaffenheit: Größtenteils glatt (asphaltiert/betoniert), lediglich 1,6 km rau/grob (Pflaster/Beton) Wegbreite: durchgängig breiter als 2 m Kaum Höhenunterschiede (lediglich Alperstedt – Schallenburg 30 m Anstieg) Verbindungsspange URW (Sömmerda) - Ilmtal-Radweg (Weimar) II-21 Weg in die Steinzeit Steckbrief: Gesamtlänge: ca. 30 km Weglänge auf Kreisgebiet ca. 17 km bis Bilzingsleben durchgängig einheitlich beschildert Allwettertaugliche Oberfläche Durchschnittliche Wegequalität: Note 1,9 Oberflächenbeschaffenheit: Größtenteils glatt (asphaltiert/betoniert), lediglich 1,5 km rau/grob (Pflaster/Beton) Wegbreite: durchgängig breiter als 2 m Kaum Höhenunterschiede (lediglich Kindelbrück – Bilzingsleben (30 m Anstieg) Verbindungsspange URW (Sömmerda) – Unstrut-Werra-Radweg (Bad Frankenhausen) Lückenschluss Kyffhäuserkreis: Ende 2021 Teilabschnitt der „Thüringen-Transversale“ (Abschnitt 3.4.3 - Entwicklungsperspektiven)
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 16 II-20 Weißensee-Bad Tennstedt Steckbrief: Gesamtlänge: 24 km Weglänge auf Kreisgebiet ca. 13 km nicht durchgängig einheitlich beschildert keine Allwettertaugliche Oberfläche / “Schönwetterweg“ Durchschnittliche Wegequalität: Note 2,6 Oberflächenbeschaffenheit: Größtenteils rau/grob (Schotter/Naturboden), lediglich 4 km glatt (Asphalt/Beton) Wegbreite: durchgängig breiter als 2 m mittlere Höhenunterschiede (2x 40 m Anstieg) für Alltagsradverkehr nicht zu empfehlen naturbezogene Infotafeln entlang der „alten Poststraße“
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 17 II-23 Weißensee-Leubingen- Kölleda-Lossa (Finnebahn-Radweg) Steckbrief: Gesamtlänge: 32,3 km 1. Abschnitt: Weißensee-Kölleda 15,4 km durchgängig einheitliche Beschilderung in Planung Routenführung aktuell laut RVK 2.0 über Stödten → keine allwettertaugliche Oberfläche, schlechte Wegequalität → für Alltagsverkehr ungeeignet Besser: Änderung der Routenführung straßenbegleitend über Dermsdorf → geringer Höhenunterschied (15 m Anstieg über Dermsdorf) → Allwettertaugliche, glatte Oberfläche → für Alltagsverkehr geeignet Verbindung der Grundzentren Weißensee und Kölleda untereinander sowie Anschluss über URW an Sömmerda Anbindung der Mittelalterstadt Weißensee an touristisches Angebot am URW 2. Abschnitt: Kölleda-Lossa 16,9 km (Finnebahn-Radweg) durchgängig einheitlich beschildert Allwettertaugliche Oberfläche Durchschnittliche Wegequalität: Note 1,8 Oberflächenbeschaffenheit: Größtenteils glatt (Asphalt/Beton), lediglich 2 km rau/grob (Pflaster/Beton) Wegbreite: fast durchgängig breiter als 2 m (lediglich 300m schmaler) Gemäßigter Höhenanstieg: 150 m auf gesamter Strecke Anbindung bei Lossa an den „Finne-Radwanderweg“ in Sachsen-Anhalt bis zum URW in Memleben → perspektivisch Realisierung einer Rundtour um die „Hohe Schrecke“
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 18 II-25 Alperstedt - Erfurt Steckbrief: Gesamtlänge: ca. 13 km Weglänge auf Kreisgebiet ca. 1,8 km durchgängig einheitlich beschildert Allwettertaugliche Oberfläche Durchschnittliche Wegequalität: Note 1 Oberflächenbeschaffenheit durchgängig Glatt (asphaltiert/betoniert) Wegbreite: durchgängig breiter als 2 m keine Höhenunterschiede Verbindungsspange Erfurt-Sömmerda Touristisch bedeutend für das Naherholungsgebiet Alperstedter See In den nachfolgenden Tabellen wird der Bestand an straßenbegleitenden Radwegen an Bundes- und Landesstraßen sowie Kreisstraßen aufgeführt. Bundes- und Landesstraße Korridor B4 Andisleben - Gebesee B4 Straußfurt - Vehra B 85 Kölleda - Streitseebad B 86 Kindelbrück - Kannawurf B176 Sömmerda -Tunzenhausen B 176 Sömmerda - Frohndorf B176 Wundersleben - Straußfurt L 1051 Sömmerda - Wenigensömmern - Leubingen L 1051 BAB - Dermsdorf - Streitseebad L 1054 Schloßvippach - Dielsdorf L 1057 Rastenberg - Hardisleben L 2135 Dermsdorf - Kiebitzhöhe Kreisstraße Korridor K 16 Walschleben, Ortslage K 16 Walschleben - Riethnordhausen K 18 Elxleben - Walschleben - Andisleben K 502 Olbersleben - Ellersleben K 507 Kleinneuhausen - Großneuhausen K 513 Alperstedt - Stotternheim K 514 Schilfa - Gangloffsömmern
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 19 Die Kommunen des Landkreises tragen die Baulast für kommunale Radwege. Für den Bau sind die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und das grundsätzliche Bekenntnis der Kommunen zum Bau von Radwegen sehr unterschiedlich, aber von essentieller Bedeutung. Insbesondere die Landgemeinde Buttstädt stellte in letzter Zeit mehrere attraktive Radwege her. Die Städte Weißensee und Sömmerda bauten von bzw. nach Leubingen Radwegverbindungen. Diese sind als Alltagsradwege, aber auch als touristische Radwege von Bedeutung. Die zuletzt fertig gestellten kommunalen Radwegverbindungen wurden in der nachfolgenden Tabelle erfasst. Kommune Korridor Buttstädt Großneuhausen - Vogelsberg Buttstädt - Rudersdorf Hardisleben Weißensee Weißensee - Leubingen Sömmerda Leubingen - L 1051 (ehem. Trockenwerk) 3.4 Entwicklungsperspektiven Die Erfassung, Herstellung und Erweiterung aller Verknüpfungspunkte und Streckenverläufe des bestehenden und zu erweiternden Radwegenetzes bildet die Basis jeder nachhaltigen Radverkehrsentwicklung. Sowohl das touristische Potential als auch die Nutzung des Fahrrades im Alltag, können durch eine nachhaltige Radwegeplanung gesteigert werden. Bedingung hierfür ist das Verständnis über die zukünftige Notwendigkeit des Radverkehrs in den leitenden Köpfen der Kommunen. 3.4.1 Zielkorridor laut RVK 2.0 Im RVK 2.0 des Freistaates Thüringen wurde 2018 der Zielkorridor II-22 definiert, dessen Verlauf es noch zu bestimmen galt. Durch diesen sollen die Grundzentren Kölleda, Buttstädt und Bad Sulza sowie die beiden Radfernrouten I-05 (Unstrutradweg) und I-07 (Ilmtal-Radweg) miteinander verbunden werden.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 20 Abbildung 5: Auszug aus „Radverkehrskonzept 2.0 für den Freistaat Thüringen“ Der Korridor zwischen Kölleda und Buttstädt konnte im Rahmen der Flurneuordnung bis nach Gutmannshausen fortgeführt werden. Ein straßenbegleitender Radweg entlang der B-85 wäre der ökonomisch und ökologisch sinnvollste Lückenschluss des festgeschriebenen Zielkorridors. Diese Einschätzung begründet sich vor allem in der vorrangigen Nutzung als Alltagsradweg, aufgrund der kürzesten Verbindung beider Grundzentren und der geringen Höhenunterschiede von ca. zehn Metern entlang der Bundesstraße. Im Rahmen der Flurneuordnung wurde ebenso der Zielkorridor zwischen Buttstädt und Bad Sulza bis nach Rudersdorf fortgeführt. Der Lückenschluss nach Bad Sulza empfiehlt sich durch den Bau eines landwirtschaftlichen Kombiweges über Nirmsdorf nach Zottelstedt. Nachfolgend verläuft der Korridor auf dem bestehenden Ilmtal Radweg bis nach Bad Sulza. Im RVK 2.0 wurde weiterhin die Verbindung zwischen Weißensee und Bad Tennstedt, entlang der alten Poststraße als Radhauptroute II-20 definiert. Die Beschaffenheit der Strecke widerspricht den festgelegten Anforderungen an die Alltagstauglichkeit aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit und Güte. Dieser Abschnitt soll mittelfristig als ländlicher Weg ausgebaut werden.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 21 3.4.2 Entwicklungsperspektiven Alltagsradverkehr Eine Voraussetzung für die Erhöhung des Radverkehrsanteils am Modal Split ist die Verbesserung des Alltagsradverkehrs. Aus diesem Grund liegt der Schwerpunkt bei der Fortschreibung des Thüringer als auch des kreislichen RVKs in der Förderung alltagstauglicher Radverkehrsrouten. (TMIL, 2018, S. 5). Im speziellen betrifft dies straßenbegleitende Radwege. Dabei ist nicht erheblich, ob diese entlang von Bundes-, Landes-, Kreis- oder Kommunalstraßen verlaufen. Ihre Funktion und Bedeutung wird durch die Straßenbaulast nicht berührt. Sie stellen zumeist die kürzeste und somit auch schnellste Verbindung zweier Nahziele dar. Steigungen und größere Entfernung spielen mit voranschreitender E-Bike Mobilität in diesem Zusammenhang eine eher untergeordnete Rolle. Sicherheit sowie der mit der Oberflächenbeschaffenheit einhergehende Fahrkomfort sind ausschlaggebendere Faktoren. Der Bau straßenbegleitender Radwege entlang stark genutzter Verkehrswege bietet die Möglichkeit, ein Umdenken im Mobilitätsverhalten des motorisierten Individualverkehrs zu provozieren. Durch den täglichen visuellen Kontakt zur vorliegenden Infrastruktur sowie den daraus resultierenden ökonomischen, ökologischen und persönlichen Vorteilen, schwindet sukzessive die Barriere zur täglichen Nutzung des Fahrrades und sichert somit eine nachhaltige Mobilitätsstruktur. Der Freistaat Thüringen startete in 2018 ein Programm zum Bau von straßenbegleitenden Radwegen an Bundes-und Landesstraßen. In dessen Vorbereitung wurden die Kommunen durch das Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr aufgefordert, ihren Bedarf anzumelden. Der Landkreis meldete umfangreiche Abschnitte an Bundes- und Landestraßen. Die Bedarfsermittlung wurde Ende 2020 abgeschlossen. Leider wurden nicht alle Vorschläge berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden dem Landkreis nicht zur Verfügung gestellt. In nachfolgender Tabelle sind die bei der Bedarfsermittlung untersuchten Abschnitte dargestellt.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 22 Straße Korridor B4 Gebesee – Henschleben – Vehra B4 Straußfurt – Greußen B 85 Kölleda – Großneuhausen – Olbersleben B 85 Olbersleben – Hauenthal (Bushaltestelle) B 86 Straußfurt – Weißensee B 86 Weißensee – Günstedt – Kindelbrück B 86 Kannawurf – Sachsenburg B 176 Tunzenhausen – Wundersleben L 1054 Schlossvippach – Sömmerda L 1057 Buttstädt – Niederreißen – Oberreißen L 1058 Buttstädt – Großbrembach L 1058 Großbrembach – Kleinbrembach – Vogelsberg – Orlishausen Zur besseren räumlichen Einordnung wurden die einzelnen Untersuchungsabschnitte auf der nachfolgenden Karte des Planungsbüros „Verkehr 2000“ anschaulicher dargestellt. Abbildung 7: Bedarfsplanung entlang der Bundes- und Landesstraßen „Verkehr 2000“
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 23 Auch der weitere Ausbau von straßenbegleitenden Radwegen an Kreisstraßen wird fortlaufend verfolgt. Dafür muss für die in Frage kommenden Abschnitte der Bedarf ermittelt werden. Dieser ergibt sich z.B. aus der Verkehrsbelastung, der zu erwartenden Nutzung durch Radverkehr und den topografischen Gegebenheiten. Auch die Länge des Abschnitts, sowie eventuell notwendiger Grunderwerb sind erhebliche Kostenfaktoren und fließen in die Betrachtung ein. Anhand der gewonnenen Erfassungsdaten werden die Abschnitte priorisiert und entsprechend der Haushaltslage durch den Landkreis realisiert. Die nachfolgende Tabelle stellt die mittelfristig zu realisierenden straßenbegleitenden Radwege an Kreisstraßen dar. Kreisstraße Korridor K5 Sprötau - Abzweig L 2140 K 11 Großrudestedt - Abzweig Siedlung Alperstedt K 17 Ringleben - Haßleben K 515 Kleinmölsen - Udestedt - Eckstedt - Schloßvippach 3.4.3 Entwicklungsperspektiven touristischer Radverkehr Der Fahrradtourismus stellt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor mit Wachstumspotenzial dar, welcher gerade in strukturschwachen, ländlichen Regionen zu neuer Wertschöpfung führen kann. (TMIL, 2018, S. 10) Die neuesten Impulse im Landkreis Sömmerda setzen hierbei die touristischen Radwege: „Thüringen-Transversale“, „Landweg Thüringer Becken“ sowie der „Erfurter Radring“. Die „Thüringen-Transversale“, welche ebenfalls als „Harz-Kyffhäuser-Rennsteig-Radweg“ bezeichnet wird, verläuft in Nord-Süd Richtung durch den gesamten Freistaat. Mit Beendigung der Bauarbeiten am „Weg in die Steinzeit“ Ende 2021 entsteht hierbei ein weiterer überregionaler Radweg durch den Landkreis Sömmerda mit erheblicher touristischer Bedeutung. Die Beckenlage, verbunden mit der hervorragenden Anbindung an den ÖPNV, sind gute Vorausetzungen für die Entwicklung von Sternrouten, bei welchen der Landkreis Sömmerda einen dauerhaften Start- und Zielpunkt darstellt. Durch die „Thüringen- Transversale“ wird der Harzrundweg, über den Unstrut-Werra-Radweg, den „Weg in die Steinzeit“, den Unstrutradweg und den Gera-Radweg an den Rennsteig-Radweg angebunden. Ein weiteres Modellprojekt im Sinne des Förderprogramms „Klimaschutz durch Radverkehr“, bildet der „Landweg Thüringer Becken“ (siehe Anlage A2) von Straußfurt nach Bad Tennstedt
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 24 entlang einer alten Bahntrasse. Neben den bereits genannten Fakten bezüglich des Alltagsverkehrs hat der Radweg ebenfalls eine weitreichende touristische Bedeutung. Der Anschluss von Straußfurt an den Unstrutradweg ist bei dieser Routenführung über einen bestehenden Radweg bei Wundersleben gegeben. Der Lückenschluss über Vehra und Werningshausen ist aufgrund des Klosters St. Wigberti jedoch touristisch attraktiver. Im Rahmen des Förderprogramms „Klimaschutz durch Radverkehr“ wären auch Lückenschlüsse von Rastenberg zum Finnebahn-Radweg, von Buttstädt nach Buttelstedt und von Straußfurt nach Greußen und Weißensee denkbar. Im Entwurf des Greußener Radwegekonzepts ist eine Anbindung entlang der sächsischen Helbe an die Stadt Weißensee enthalten und eine Verbindung nach Gangloffsömmern. Der Kooperationswillen benachbarter Kreise und Kommunen ist für die Entwicklung des überregionalen Radwegenetzes von fundamentaler Bedeutung. Der „Erfurter Radring“ (siehe Anlage A4) bezeichnet ein Kooperationsprojekt der angrenzenden Landkreise und der Stadt Erfurt für einen Fahrradweg rund um die Thüringer Landeshauptstadt. Durch den Rundweg profitiert das ländlich geprägte Umland von der touristischen Markenstrahlkraft Erfurts und gibt entlang des Weges immer wieder interessante Sichtachsen auf die Mittelalterstadt preis. Neben den genannten überregional geplanten touristischen Radwegen gibt es auch Bestrebungen, auf kommunaler Ebene Lücken im Radwegenetz zu schließen. Die nachfolgende Übersicht perspektivisch geplanter Lückenschlüsse basiert auf den Zuarbeiten und Stellungnahmen der Kommunen vom März 2019 sowie Januar 2021. Bei den Zuarbeiten wurde nicht nach Zuständigkeit differenziert. Dies ist für die Entwicklung des Radwegenetzes auch nicht maßgeblich, für die Ausführung aber bedeutend, da der größte Teil der vorgeschlagenen Radwege kommunale Radwege und die Kommunen damit Baulastträger sind. Grundsätzlich befürwortet der Landkreis Sömmerda die Initiativen im Radwegeausbau auf kommunaler Ebene. Nach Sondierung werden nachfolgende Radwegeverbindungen in das RVK aufgenommen.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 25 Kommune Korridor VG Straußfurt Haßleben - Alperstedt Riethnordhausen - Haßleben Straußfurt - Gangloffsömmern - Greußen Straußfurt - Schwerstedt - Ballhausen (Landweg Thüringer Becken in Planung) VG Kölleda Großneuhausen-Kleinneuhausen - Ellersleben - Olbersleben Bachra/Schafau - Roldisleben - Rastenberg Kiebitzhöhe - Frohndorf (Wurde beim Land als straßenbegleitender Radweg von uns beantragt - - aber nicht aufgenommen. Daher nur als kommunaler Radweg zu realisieren.) Finnebahn - Radweg (Abzweig Rastenberg bis Haselberg) Fortführung Finnebahn-Radweg in Sachsen - Anhalt VG Kindelbrück Kindelbrück - Frömmstedt Vorschlag straßenbegleitend an der K 524 - statt dessen südl. der Kreisstraße als ländlicher Weg Für die Hohe Schrecke wird derzeit ein Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) erstellt. Darin sind auch Planungen für Radwegeverbindungen enthalten. Hier sind von Beichlingen Radwege nach Hemleben und Burgwenden geplant. 4. Handlungsfelder 4.1 Verkehrssicherheit „Die Infrastruktur zum Radfahren muss sicher, komfortabel und als solche möglichst gut erkennbar sein, um mehr Menschen für die Nutzung des Fahrrades im Alltag zu gewinnen und bereits Radfahrende zu einer noch stärkeren Nutzung des Fahrrades zu motivieren (TMIL, 2018, S. 17).“ Mit Blick auf die Karte in der Anlage 7.5 wird deutlich, dass sich der Großteil aller im Landkreis Sömmerda gemeldeten Verkehrsunfälle von 2015-2018 direkt in der Stadt Sömmerda ereigneten. Laut einer Studie der Fahrradhauptstadt Münster geschehen etwa 60% aller Radverkehrsunfälle beim Abbiegen, Kreuzen oder Einbiegen. „Hauptunfallursachen bei den durch Autofahrer verursachten Unfälle sind die Nichtbeachtung der Vorfahrt (34 %), Fehler beim Abbiegen (28 %) und Einfahren in den Fließenden Verkehr (10 %). Die Hauptunfallursachen der Radfahrer sind hingegen Fahrfehler (19 %), Nichtbeachten der Vorfahrt (18 %), ungenügender Abstand (15 %) und Alkoholeinfluss (12 %).
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 26 Die Unfallschuld von Radfahrern (46 %) und KFZ-Lenkern (51 %) ist hierbei annähernd gleich. (Korn & Thiemann-Linden, 2012, S. 2) „ Mit durchschnittlich 46 Verkehrsunfällen im betrachteten Zeitraum von 2015-2018 ist die Anzahl der Unfälle mit Radfahrern im Vergleich zu den durchschnittlich rund 1600 Gesamtunfällen, laut der Verkehrsunfallstatistik des TMIK, im Landkreis als gering zu bewerten. Unter diesem Aspekt ist das Fahrrad als relativ Sicheres Verkehrsmittel einzuschätzen. Diese Vermutung bestätigt ebenfalls der letzte Fahrradklimatest von 2016. Hierbei teilt sich die Stadt Sömmerda, in Bezug auf das Sicherheitsgefühl, den 2. Platz mit Ilmenau und Suhl. Lediglich in Rudolstadt fühlten Sich die Radfahrer in der Kategorie „Kommunen bis 50.000 Einwohner“ sicherer (siehe Anlage A6). 2015 2016 2017 2018 Gesamt Unfall mit Getöteten 0 0 1 0 1 Unfall mit Leichtverletzten 38 33 24 29 124 Unfall mit Schwerverletzten 15 18 10 16 59 Unfälle Akten gesamt 53 51 35 45 184 Tabelle: Unfälle mit Radfahrern im Landkreis Sömmerda Quelle: Landespolizeidirektion Erfurt 4.2 E-Bike Ladestationen - Mobilitätswende Pedelecs - umgangssprachlich auch als „E-Bikes“ bezeichnet - werden immer beliebter und gewinnen somit deutschlandweit zunehmend an Bedeutung. Laut einer Pressemitteilung des Zweirad-Industrie-Verbandes sind E-Bikes Verkaufsschlager und Motor der deutschen Fahrradindustrie. Im März 2020 wurden in Deutschland 1.360.000 E-Bikes verkauft (Abb. 2). Das einspricht einen mengenmäßen Zuwachs von 39 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (ZIV, Zahlen – Daten – Fakten zum Deutschen E-Bike-Markt 2019 - Dynamischer Wachstumskurs der Fahradindustrie setzt sich ungebremst fort, 2020, S. 2). Diese Entwicklung ergibt sich zum einen aus den veränderten Anforderungen der älteren Zielgruppen, welche mit dem demographischen Wandel einhergehen und zum anderen trifft die Elektromobilität den aktuellen Zeitgeist.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 27 Pedelecs ermöglichen mit geringem körperlichem Aufwand die Überwindung größerer Distanzen und wirken im Alltag beispielsweise Stau und Emissionen entgegen, wodurch die Lebens- und Aufenthaltsqualität in Städten und Kommunen gesteigert werden könnte. Anhand dieser Entwicklung begründet sich auch der auf 31,5 Prozent gestiegene Anteil der E- Bikes am Gesamtfahrradmarkt (Abb. 8). Damit ist 2019 fast jedes dritte verkaufte Fahrrad ein E-Bike. Abbildung 8: Verteilung des Fahrrad-Absatzes in Deutschland im Jahr 2019 nach Modellgruppen Aus der Erkenntnis, der eben dargestellten Absatzzahlen lässt sich ein zukünftiger Anstieg der Radwegenutzung durch E-Bikes auch im Landkreis Sömmerda schlussfolgern. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die bestehende Infrastruktur auf Bedürfnisse und Anforderungen dieser Zielgruppe anzupassen. Dies betrifft im Besonderen eine durchgängig, wetterunabhängig befahrbare Fahrbahnoberfläche sowie die flächendeckende Ausweitung und die digitale Auffindbarkeit der Ladestationen. Des Weiteren stellt die Errichtung ebenerdiger sowie überwachter Abstellanlagen für alltägliche „Pedelec“-Nutzer ein wichtiges Qualitätsmerkmal und damit auch eine Voraussetzung für den Wechsel im Mobilitätsverhalten dar (Wachotsch, Kolodziej, Specht, Kohlmeyer, & Petrikowski, 2014, S.
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 28 14). Aktuell sind im Landkreis Sömmerda über verschiedene Portale nur einzelne Ladestationen auffindbar. Beispielsweise sind laut der Smartphone-App „E-Station“ (Abb. 9) zwei E-Bike Ladestationen im LK Sömmerda gelistet, wobei das Potential hierfür erheblich größer ist. Abbildung 9: Screenshots App „E-Station“ Gastronomie, Tourist-Informationen und öffentliche Einrichtungen wie beispielsweise Museen müssen auf dieses Thema sensibilisiert und informiert werden da, der Stellenwert des Themas Elektromobilität zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Eine vollständige Ladung eines „Pedelec“-Akkus mit einer Kapazität von 500 Wh kostet beispielsweise bei einem Verbrauchspreis von 0,30 € pro KWh insgesamt 0,15 € pro Komplettladung und hält den E-Biker für ca. 2-4 Stunden, je nach Ladegerät, am Aufladeort. Oftmals werden die Akkus auch nur bis 50 Prozent geladen, da nur 1 Stunde Pausenzeit beabsichtigt ist. Somit fallen lediglich 0,07 € für den Gastgeber an. Diese Zeit könnte für eine Besichtigung oder eine Mahlzeit genutzt werden und somit mit minimalem Kostenaufwand einen Mehrwert sowohl für Radfahrer als auch den Ladeort generieren. Aus regionalem Blickwinkel ist die Bäckerei Bergmann ein geeigneter Partner, um
Radverkehrskonzept für den Landkreis Sömmerda I 29 das E-Bike-Ladenetz weiter auszubauen. Durch den „Café-Charakter“ der Filialen und die hervorragende Flächenabdeckung ergibt sich eine „Win-Win-Situation“ für E-Biker und das Unternehmen. Die Einführung einer willkommenen Ladekultur in allen Filialen (bei vorherigem Verzehr) ist beispielsweise im Rahmen der nächsten „Tour de Frömmschdt“ eine geeignete Variante. 4.3 ÖPNV Besonders in ländlich geprägten Gebieten kommt dem ÖPNV eine besondere Verantwortung und Bedeutung zur Gewährleistung der Mobilitätsansprüche zu. Ebenso ist auch der Landkreis Sömmerda durch ein weit verzweigtes Nahverkehrsnetz geprägt. In dem aktuell zu entwickelnden Nahverkehrsplan könnten durch einen Abgleich mit dem Radverkehrskonzept strategische Lückenschlüsse kompensiert werden. In den Niederflurbussen ist ebenso wie in den Bahnen die Fahrradmitnahme erlaubt, insofern es der dafür vorgesehene Platz zulässt. Weiterhin besitzt die Verwaltungsgesellschaft des ÖPNV Sömmerda mbH einen Fahrradgepäckträger, welcher an den Bussen montiert werden kann. Dieser wurde jedoch aufgrund mangelnder Nachfrage wieder zurückgebaut. Unter erneutem Einbezug dieses Gepäckträgers im Rahmen eines neuen Modellprojektes könnten die bestehenden Radwege mit dem Nahverkehrsnetz verknüpft werden, um die Fahrgäste etwas unabhängiger vom bestehenden Fahrplan zu machen, Mobilitätslücken zu füllen und somit den Anteil der täglichen Radfahrer im Landkreis Sömmerda zu erhöhen. Besonders im Bereich der Hohen Schrecke, welche durch ein stärker ausgeprägtes Höhenprofil gekennzeichnet ist, ist eine Verknüpfung von Bus und Rad praktisch. Voraussetzung hierfür ist die Errichtung von sicheren und wettergeschützten Abstellmöglichkeiten.
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