Auswertung Wanderungsmotivbefragung 2004 bis 2006 Band I
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!#" $ %&('*)+-,/.(&10324+656)87/9:)A@CBD24EA.F2DEA9G56)87H)'*>:)'JI Anlage 1 zur DS 7/1671 Auswertung Wanderungsmotivbefragung 2004 bis 2006 Band I Kommunale Eigenheimzulage
Inhaltsverzeichnis 1 Anlass und Hintergrund der Untersuchung.......................................1 2 Methodik und Ziele der Untersuchung ...............................................2 3 Wanderungsmotivbefragung Iserlohn 2004 bis 2006 .......................4 4 Kommunale Eigenheimzulage für Familien - aktuelle Rahmenbedingungen ..........................................................................6 4.1 Die demographische und stadtentwicklungsplanerische Komponente ........6 4.2 Die soziale Komponente ................................................................................ 22 4.3 Die ökonomische Komponente ..................................................................... 24 4.4 Die regionale Komponente ............................................................................ 26 5 Kommunale Eigenheimförderung im Kontext der Wanderungsmotivbefragung ............................................................28 6 Handlungsempfehlungen ..................................................................38 7 Literatur- und Quellenverzeichnis ....................................................40 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Büro für Stadtentwicklungsplanung Rathaus II Werner-Jacobi-Platz 12 58636 Iserlohn Olaf Pestl 02371/217-2931 Barbara Koll 02371/217-2440 Thorsten Grote 02371/217-2446 Stefan Baumann 02371/217-2442 E-Mail: stadtentwicklung@iserlohn.de oder statistikstelle@iserlohn.de - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 1 Anlass und Hintergrund der Untersuchung 1 Anlass und Hintergrund der werden können. Ein wichtiges stadtent- Untersuchung wicklungsplanerisches Instrument zur Seit dem Jahr 1999 (mit einer kurzzeitigen Gewinnung von Aussagen zum Wande- Belebung im Jahr 2001) verliert die Stadt rungsverhalten ist dabei in der Durchfüh- Iserlohn kontinuierlich an Einwohnern. rung einer Wanderungsmotivbefragung zu Allein im letzten Jahr betrug der Einwoh- sehen, die vom Büro für Stadtentwick- nerverlust - 622 Einwohner im Saldo. Die- lungsplanung der Stadt Iserlohn in den se Verluste ergeben sich zum einen durch Jahren 2004 bis 2006 durchgeführt wurde und deren Ergebnisse die Grundlage für eine seit den siebziger Jahren des vorher- diese Untersuchung liefern. gehenden Jahrhunderts negative natürli- che Bevölkerungsentwicklung und zum anderen durch einen negativen Wande- rungssaldo. Beide Salden weisen - bezo- gen auf das Jahr 2006 - einen etwa gleich hohen Wert auf (- 315 bzw. - 307 Einwoh- ner). Darüber hinaus zeigen aktuelle Be- völkerungsvorausberechnungen, dass die Stadt Iserlohn bis zum Jahr 2022 weitere ca. – 7,6% bis – 10,1% ihrer Einwohner verlieren wird (vgl. [Stadt Iserlohn 2006]). Vor dem Hintergrund schrumpfender Be- völkerungszahlen stellt sich die Frage für die Stadtentwicklungsplanung, ob und in welchem Umfang den grundlegenden Trends entgegengewirkt oder ob diese zumindest in ihren Auswirkungen für die weitere Stadtentwicklung positiv beein- flusst werden können. Während die kom- munale Einflussmöglichkeit auf die natürli- che Bevölkerungsentwicklung eher als begrenzt angesehen werden kann, könn- ten sich Einflusspotenziale im Hinblick auf das Wanderungsverhalten der Einwohner ergeben, wenn die Beweggründe zur Ver- lagerung des Wohnstandorts offengelegt 1 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Methodik und Ziele der Untersuchung 2 Methodik und Ziele der Unter- Bereits heute erkennbare Fragestellungen suchung könnten z. B. sein: Im Rahmen der Wanderungsmotivbefra- ♦ Hält der Trend zum „Einfamilienhaus gung wurden die Wandernden, nach ihrer auf der grünen Wiese“ ungebrochen Wanderungsrichtung (zu-, um- und fort- an? ziehende Haushalte) differenziert, mit un- ♦ Warum finden Abwanderungen aus terschiedlichen Fragebögen befragt. Iserlohn in den Nahbereich statt? Kön- Aufgrund der daraus resultierenden Infor- nen diese ggf. verhindert werden und mationsfülle bedarf es nun einer sehr ziel- wenn ja, wie? orientierten Auswertung und Präsentation der ermittelten Daten. Das Büro für Stadt- ♦ Ist Iserlohn für Zuwanderungen aus entwicklungsplanung hat sich deshalb dem Nahbereich interessant? dazu entschlossen, die Auswertung der ♦ Lassen sich eindeutige Tendenzen Wanderungsmotivbefragung modular auf- erkennen, dass einzelne Bevölke- zubauen und an den aktuell in der Stadt- rungsgruppen bestimmte Wohnstand- entwicklungsplanung und -politik disku- orte bevorzugen? tierten Fragestellungen zu orientieren. Es ♦ Wie sieht das Wohnen der Zukunft aus werden somit nur solche Befragungser- (Gebäudetypen und Wohnformen, gebnisse in das einzelne Auswertungsmo- Ausstattung, Struktur der Nachfrage dul einfließen, die für die Beantwortung usw.)? der jeweilig zu diskutierenden Frage eine Relevanz aufweisen. ♦ Welche Auswirkungen hat der demo- Um dem interessierten Leser jedoch nicht graphische Wandel auf den Woh- die Gesamtergebnisse der Wanderungs- nungsmarkt? motivbefragung vorzuenthalten, werden ♦ Wie sieht die zukünftige Entwicklung diese auf den Internetseiten der Stadt der Grundstücks-, Immobilien- und Iserlohn veröffentlicht. Mietpreise in Iserlohn aus? Link: www.iserlohn.de/Planen_und_Umwelt/ ♦ ... statistik/wmu_2007.php 2 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 2 Methodik und Ziele der Untersuchung Mit dem hier vorgelegten Untersuchungs- ♦ Herausarbeitung einer fachlichen Ein- modul soll der Frage nachgegangen wer- schätzung zum weiteren Umgang mit den, inwieweit mit der Einführung einer dem Thema kommunalen Eigenheimzulage das Wan- Darüber hinaus werden im Rahmen dieser derungs- und Wohnstandortwahlverhalten Untersuchung auch die aktuell laufenden von wohnungssuchenden Personen bzw. Überlegungen zum Thema Stadtumbau Haushalten beeinflusst werden kann. Berücksichtigung finden. Darüber hinaus sollen die grundsätzlichen Vor- und Nachteile einer kommunalen Eigenheimförderung herausgearbeitet und die Vielschichtigkeit des Themas be- leuchtet werden. Ausgangspunkt der Beschäftigung mit dieser Fragestellung stellt dabei die Anfra- ge der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Iserlohn vom 24.05.2007 mit dem Titel „Eigenheimförderung für Familien“ dar. Die vorangegangenen Überlegungen auf- greifend, können für die vorliegende Un- tersuchung somit folgende Untersu- chungsschritte definiert werden: ♦ Darstellung der Methodik der Wande- rungsmotivbefragung ♦ Erörterung aktueller demographischer, stadtentwicklungsplanerischer und all- gemeiner Rahmenbedingungen ♦ umfassende und detaillierte Darstellung und Analyse der Ergebnisse der Wan- derungsmotivbefragung sowie externer Daten- und Literaturquellen im Kontext der o. g. Fragestellung 3 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Wanderungsmotivbefragung Iserlohn 2004 bis 2006 3 Wanderungsmotivbefragung Befragung erfasst. Die Rücklaufquote lag Iserlohn 2004 bis 2006 bei etwa 23% aller befragten Haushalte Die Wanderungsmotivuntersuchung in (720 fortgezogene, 344 umgezogene und Iserlohn gliedert sich in mehrere zeitliche 235 zugezogene Haushalte sind in die Untersuchungsabschnitte. Auswertung eingeflossen). Diese Basis kann als ausreichend angesehen werden, Im Jahr 2004 (ab 01.06.2004) wurden im um darauf aufbauend generalisierende Bereich des Meldewesens alle Einwohner, Betrachtungen anstellen zu können. Im die eine An-, Um- oder Abmeldung tätig- weiteren Verlauf der Untersuchung wer- ten, direkt nach dem Meldevorgang von den bei den stark ausdifferenzierten Ana- Verwaltungsmitarbeitern interviewt. Diese lysen nur diejenigen dargestellt, die auf Art der Befragung lieferte jedoch nur unzu- einer ausreichenden Grundgesamtheit reichende Ergebnisse, da erstens viele beruhen. Einwohner nicht bereit waren, ihre Zeit für das Ausfüllen eines Fragebogens zu op- Die verschiedenen Wanderungsarten Zu- fern, zweitens die Verwaltungsnebenstel- zug, Umzug und Fortzug wurden mit un- len, in denen auch An-, Um- oder Abmel- terschiedlich strukturierten Fragebögen erfasst. Die Beibehaltung eines Fragebo- dungen möglich sind, aufgrund der zu gengrundschemas ermöglicht auch Analy- geringen Zahl an zur Verfügung stehen- den Interviewern nicht mit einbezogen sen über alle Wanderungsarten hinweg. werden konnten sowie drittens Verände- Grundsätzlich bestehen die Fragebögen rungen im Melderecht dazu führten, dass aus vier inhaltlichen Teilen, wobei sich der Abmeldungen von fortziehenden Personen erste Teil mit Fragen zum vorherigen bzw. Haushalten seit dem 01.06.2004 Wohnstandort, der zweite Teil mit Fragen nicht mehr vorgenommen werden müssen. zum Wohnstandortwechsel, der dritte Teil mit Fragen zum neuen Wohnstandort und Aufgrund dieser strukturellen Defizite wur- de nach wenigen Wochen auf eine posta- der letzte Teil mit Fragen zum Haushalt lische Befragung umgestellt, in deren beschäftigt. Fragen zum Haushaltsein- Verlauf alle umziehenden und zuziehen- kommen oder zur konkreten finanziellen den Haushalte im Zeitraum vom 01.06. bis Belastung aufgrund von Miete oder Ei- 30.09.2004 und alle fortziehenden Haus- gentumserwerb sind bewusst nicht gestellt halte im Zeitraum vom 01.06.2004 bis worden. Die Entscheidung wurde vor dem Hintergrund getroffen, dass diese Frage- 31.05.2006 befragt wurden. stellungen zu einer höheren Zahl von Aus- Insgesamt wurden auf diese Weise 1.299 kunftsverweigerern hätten führen können Haushalte und 2.641 Personen von der 4 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 3 Wanderungsmotivbefragung Iserlohn 2004 bis 2006 und somit einen angemessen Rücklauf gefährdet hätten. Über die durchzuführende Befragung wur- de im Vorfeld und auch während der Be- fragung umfangreich in der Presse infor- miert. Dies ermöglichte - trotz des erhebli- chen Umfangs des Fragebogens - den o. g. Rücklauf, ohne dass eine teure Nacherfassung oder die aufwändige Ver- knüpfung der Befragung mit einem Ge- winnspiel erforderlich gewesen wäre. 5 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen 4 Kommunale Eigenheimzulage tendenzen auf, die im Ergebnis seit 2001 für Familien - aktuelle Rah- zu einem kontinuierlich negativen Wande- menbedingungen rungssaldo führen. Auch für das Jahr 2007 Neben den Informationen, die aus der ist hier keine Trendumkehr zu erwarten, Wanderungsmotivbefragung zum Thema wie das nachfolgende Diagramm verdeut- „Einführung einer kommunalen Eigen- licht. Der negative Gesamtsaldo von ins- heimförderung“ gewonnen werden kön- gesamt - 646 Einwohnern im Jahr 2006 ist nen, sind darüber hinaus auch demogra- vergleichbar mit den Gesamtsalden der phische, stadtentwicklungsplanerische Stadt Iserlohn in den frühen 80er Jahren sowie allgemeine ökonomische und fiska- des letzten Jahrhunderts (1983/1984 = lische Rahmenbedingungen in den weite- - 1.169; 1984/1985 = - 416). Da für die ren Untersuchungsschritten zu berück- Frage der Möglichkeit einer Beeinflussung sichtigen. Hierbei ist der Betrachtung von von Wanderungsströmen über eine kom- Nahwanderungsströmen eine größere munale Eigenheimförderung jedoch nicht Bedeutung beizumessen als der Betrach- der Gesamtsaldo die entscheidende Grös- tung von Fernwanderungen, da letztge- se ist, sondern vielmehr die dem Saldo nannte i. d. R. auf Wanderungsgründen zugrunde liegenden Zahlen der Zu-, Um- beruhen (z. B. beruflich begründete Ab- und Fortzüge die bedeutenderen Werte wanderungen in prosperierende Wirt- darstellen, lohnt eine Betrachtung der schaftsregionen), die sich dem kommu- Einzelgrößen, die im Jahr 2006 mit 3.334 nalen Einfluss einer Eigenheimzulage Zuzügen, 3.661 Fortzügen und 7.756 Um- entziehen. zügen innerhalb des Stadtgebiets zu Bu- che schlugen. Für die Jahre 2004 und 4.1 Die demographische und stadt- 2005 hat eine Nachprüfung ähnliche Wan- entwicklungsplanerische Kom- derungswerte ergeben. Auf Grundlage ponente dieser Betrachtung der Einzelwande- Seit Mitte der siebziger Jahre des letzten rungsgrößen kann davon ausgegangen Jahrhunderts weist die demographische werden, dass rein statistisch gesehen Entwicklung der Stadt Iserlohn einen ne- jeder Iserlohner Bürger spätestens alle gativen natürlichen Bevölkerungssaldo sieben Jahre seinen Wohnstandort wech- auf. Zudem treten seit der Jahrhundert- selt. Damit ist der Wohnungsmarkt trotz wende neben diesem natürlichen Bevölke- seiner grundsätzlichen Immobilität ein rungsverlust verstärkte Abwanderungs- hoch dynamischer Markt. 6 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen Abbildung 4-1: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Iserlohn 1980 – 2007 103.000 102.000 101.000 100.000 99.000 98.000 97.000 96.000 95.000 31.12.1980 31.12.1982 31.12.1984 31.12.1986 31.12.1988 31.12.1990 31.12.1992 31.12.1994 31.12.1996 31.12.1998 31.12.2000 31.12.2002 31.12.2004 31.12.2006 29.08.2007 Quelle: KDVZ Citkomm, eigene Berechnungen Neben einer rein retrospektiven Betrach- 2. Passivitätsvariante: Die Stadt Iserlohn tung der demographischen Entwicklung entwickelt in den nächsten 15 Jahren Iserlohns ist darüber hinaus eine prospek- keine größeren Wohnbauflächen. Ei- tive Betrachtung für die weitere Untersu- genentwicklung aus dem Bestand her- chung von gleich großer Bedeutung. Aktu- aus ist jedoch weiterhin möglich und im elle Bevölkerungsvorausberechnungen Rahmen der Berechnung bereits be- weisen darauf hin, dass die Stadt Iserlohn rücksichtigt. Unter Annahme dieser in den nächsten 15 Jahren bis zu 10% passiven Entwicklungsvariante wird die ihrer Einwohner verlieren wird (vgl. Stadt Iserlohn bis 2022 ca. 10% der Abbildung 4-2). Die Abbildung stellt – wie Einwohner verlieren. aus ähnlichen Veröffentlichungen bereits 3. StEK-Variante: bekannt – drei verschiedene Entwick- Diese geht davon aus, dass die Stadt lungsszenarien gegenüber. Iserlohn in den nächsten 15 Jahren alle 1. Basisvariante: im Rahmen des Stadtentwicklungskon- Diese prognostiziert die zukünftige na- zeptes erfassten Wohnbauflächenpo- türliche Bevölkerungsentwicklung; alle tenziale erschließt. Es wird hier die An- Wanderungseinflüsse bleiben unbe- nahme getroffen, dass alle Wohnbau- rücksichtigt. Allein aufgrund der natürli- flächen bis zum Jahr 2022 auch in vol- chen Bevölkerungsentwicklung wird die lem Umfang vermarktet und bebaut Stadt Iserlohn in den nächsten 15 Jah- werden. Diese Variante führt zu dem ren ca. 6% der Einwohner verlieren. Ergebnis, dass die Stadt Iserlohn ca. 8% der Einwohner verlieren wird (vgl. Abbildung 4-2). 7 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen Auf Grundlage der dargestellten Berech- der Nahwanderungen unter den Einfluss nungen kann somit davon ausgegangen einer kommunalen Eigenheimförderung werden, dass die Stadt Iserlohn unter den fallen dürfte, lohnt in diesem Zusammen- heute gegebenen Rahmenbedingungen hang ein Blick auf die demographische deutlich an Einwohnern verlieren wird, Entwicklung der Nachbarstädte, die vor- wobei der wanderungsbedingte Rückgang handenen Wanderungsverflechtungen je nach Variante einen Anteil zwischen zwischen ihnen und der Stadt Iserlohn und 15% und 45% am Gesamtsaldo ausma- die Altersstruktur der wandernden Perso- chen dürfte. Da insbesondere der Bereich nen bzw. Haushalte. Abbildung 4-2: Bevölkerungsvorausberechnung für die Stadt Iserlohn 2007 – 2022 100.000 98.000 96.000 94.000 92.000 90.000 88.000 86.000 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Basisvariante Passivität StEK 2022 Quelle: KDVZ Citkomm, eigene Berechnungen Nach der Prognose des Landesamtes für und kreisfreien Städte wieder, die bis zum Datenverarbeitung und Statistik (LDS) Jahr 2025 über 10% an Bevölkerung ver- NRW findet sich der Märkische Kreis in lieren werden (s. Abbildung 4-3) (vgl. [LDS der ungünstigsten Kategorie der Kreise NRW 2006]). 8 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen Abbildung 4-3: Regionale Bevölkerungsentwicklung in den kreisfreien Städten und Krei- sen des Landes NRW bis 2025 Quelle: LDS NRW 2006 Landesweit betrachtet liegt der Märkische hinaus bis 2025 auch noch signifikante Kreis mit etwa - 12% bis 2025 sogar an Abwanderungen (Zugezogene – Fortge- der fünften Stelle aller Kreise und kreis- zogene = mehr als - 2%) zu verzeichnen freien Städte und wird lediglich von den haben wird. Mit Blick auf die aus Iser- kreisfreien Städten Gelsenkirchen, Hagen lohner Sicht relevanten Entwicklungen des und Remscheid sowie dem Hochsauer- Kreises Unna sowie der Stadt Hagen zei- landkreis übertroffen. Ausschlaggebend gen beide Fälle negative Bevölkerungs- für diese sehr negative Entwicklungsan- entwicklungserwartungen. Dies kann und nahme ist die Erwartung, dass der Märki- wird in der Zukunft in zunehmendem Maß sche Kreis neben einer negativen natürli- zu einer Verschärfung der interkommuna- chen Bevölkerungsentwicklung darüber 9 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen len Konkurrenzsituation um Einwohner führen. Abbildung 4-4: Entwicklung der ausgeprägtesten Wanderungsbeziehungen mit anderen Städten seit 1990 Verluste Gewinne 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 -400 -200 0 200 400 600 800 1000 Hemer Menden Schwerte Unna Hagen Ausland Quelle: LDS NRW 2006 In diesem Zusammenhang lohnt ein Blick sich in der Hauptsache die Zuweisungen auf die Städte, die die größten Wande- der Landesstelle für Aussiedler, Zuwande- rungsvolumina mit der Stadt Iserlohn auf- rer und Flüchtlinge NRW. Die massiven weisen (s. Abbildung 4-4). Die größten Zuwanderungen aus dem Ausland zu Be- Wanderungsverluste treten über die letz- ginn der 90er Jahre des vergangenen ten Jahre hinweg gegenüber der Stadt Jahrhunderts sind deutlich zurückgegan- Hemer, gefolgt von der Stadt Menden auf. gen und haben sich in den letzten Jahren Diese Verluste führten letztendlich unter sogar in einen negativen Wanderungssal- anderem überhaupt erst dazu, eine Wan- do umgekehrt. Mit der Abbildung 4-4 wird derungsmotivbefragung durchzuführen, da der Nachweis geführt, dass, wie vermutet, es von stadtentwicklungsplanerischem die ausgeprägtesten Einzel-Wanderungs- Interesse ist, herauszufinden, warum die- beziehungen im Nahwanderungsbereich se Abwanderungsprozesse stattfinden. festzustellen sind. Es muss jedoch be- rücksichtigt werden, dass diese Nahwan- Demgegenüber konnten über die be- derungsströme von bzw. nach Hagen, trachteten Jahre seit 1990 Wanderungs- Hemer, Menden und Schwerte z. B. im gewinne aus Hagen erzielt werden. Hinter der Zuwanderung aus Unna verbergen 10 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen Jahr 2006 nur ca. 33% des Gesamtwan- stiftung zurückgegriffen (vgl. [Bertels- derungsvolumens ausmachten. mannstiftung 2007]). Die Differenzen zu den eigenen Berechnungen der Stadt Da die kommunale Eigenheimförderung Iserlohn oder zu denen des LDS NRW fast ausschließlich Auswirkungen auf den treten dadurch auf, dass die Bertelsmann- Nahwanderungsbereich haben dürfte, ist stiftung ihre Rechnungen auf einem älte- es aus diesem Grund für die weiteren ren Datenmaterial aufbaut (Stand: Überlegungen sinnvoll, einen Blick auf die 31.12.2003) und die aktuellen Entwicklun- weitere demographische Entwicklung der gen der letzten Jahre nicht berücksichtigt. Nachbarstädte zu werfen (s. Abbildung Tendenziell kann für die betrachtete Regi- 4-5). Um eine Vergleichbarkeit zwischen on davon ausgegangen werden, dass die den Bevölkerungsvorausberechnungen für zu konstatierenden Bevölkerungsentwick- die einzelnen Städte und Kreise herstellen lungsaussichten noch schlechter sind, als zu können, wird in diesem Fall auf die in der Bertelsmannprognose dargestellt. Prognoserechnungen der Bertelsmann- Abbildung 4-5: Bevölkerungsvorausschätzungen im interkommunalen Vergleich - Gesamtentwicklung Ranking Gemeinde/Stadt/Kreis Entwicklung bis 2020 1. Holzwickede 0,5 2. Hemer -0,2 3. Fröndenberg -1,0 4. Kreis Unna -4,0 5. Nachrodt-Wiblingwerde -5,9 6. Märkischer Kreis -6,9 7. Schwerte -7,2 8. Iserlohn -7,3 9. Menden -7,5 10. Hagen -11,0 11. Altena -20,4 Quelle: Bertelsmannstiftung 2007 Neben der Gesamtbevölkerungsentwick- gen getroffen werden können, inwieweit lung ist darüber hinaus für diese Untersu- eine kommunale Eigenheimförderung für chung interessant, welche Altersstruktur Familien ein hohes Maß an Zielgrup- den wandernden Personen bzw. Haus- penorientierung aufweist. Wie die nachfol- halten zugrunde liegt, da hierüber Aussa- gende Abbildung zeigt, ist auf Basis der 11 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen Wanderungsdaten der Jahre 2004 bis sen. Das Hauptwanderungsvolumen wird 2006 erkennbar, dass die Altersstruktur- im Wesentlichen von den auch auf dem verteilungen (Verteilung der Anteile der Arbeits- und Wohnungsmarkt hoch aktiven Altersklassen an der jeweiligen Wande- Altersgruppen der 20- bis 54-Jährigen rungsart) eine ähnliche Struktur aufwei- getragen. Abbildung 4-6: Altersstruktur der wandernden Personen 2004 bis 2006 (Zu- und Fortzüge) 25% 330 300 20% 270 240 15% 210 Anteil an der Gesamtzahl der jeweiligen 180 Wanderungsart (Fortzug/Zuzug) 150 10% absoluter Wanderungssaldo 120 90 5% 60 30 0% 0 -30 -5% -60 -90 -10% -120 -150 -180 -15% -210 -240 -20% -270 -300 -25% -330 0-2 3-5 6-10 11-16 17-19 20-24 25-29 30-39 40-54 55-64 65-74 >= 75 Altersgruppen Fortzug Zuzug Saldo Quelle: KDVZ Citkomm, eigene Berechnungen In diesem Zusammenhang sind auch die Lediglich in den Altersklassen der 11- bis Anteile der jüngeren Altersklassen zu se- 16- und 17- bis 19-Jährigen kann die Stadt hen, die in einem Haushaltszusammen- Iserlohn Wanderungsgewinne verzeich- hang mit den älteren Wandernden stehen. nen. In allen anderen Altersklassen kön- Bei der Betrachtung des absoluten Wan- nen Wanderungsverluste festgestellt wer- derungssaldos (Zuzüge minus Fortzüge) den. Zur Erklärung der Wanderungsge- fällt jedoch deutlich auf, dass es entge- winne in den jüngeren Altersklassen ist gengesetzte Wanderungsrichtungen in zunächst einmal zu vermuten, dass es den unterschiedlichen Altersklassen gibt. sich hierbei um Bildungswanderer handelt, 12 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen die die gut ausgebaute Bildungsinfra- 2006 bis 2020 (vgl. [Stadt Iserlohn 2006]) struktur der Stadt Iserlohn nutzen. Jedoch ist die These diskutiert worden, dass junge kann dies nur zu einem Teil die Wande- Familien in die Nachbarkommunen Hemer rungsgewinne erklären, da hier berück- und Menden zur dortigen Schaffung von sichtigt werden muss, dass insbesondere Wohneigentum im Neubaubereich abwan- die jüngeren Jahrgänge der 11- bis 16- dern. Wie die nachfolgende Abbildung, die Jährigen sicherlich i. d. R. nicht ohne ei- auf einer Untersuchung von Iserlohner nen Familienzusammenhang zuwandern Neubaugebieten beruht, belegt, handelt es würden, jedoch in den Altersklassen der sich hierbei eher um Familien mit jüngeren Elterngeneration dieser Zuwanderungsef- Kindern. Demgegenüber kann die zu be- fekt nicht durchschlägt. Ein zweiter Be- obachtende Entwicklung (Zuwanderungen gründungsstrang kann darin vermutet älterer Kinder und Jugendlicher) damit werden, dass insbesondere kinderreichere begründet werden, dass vorwiegend Fa- Familien zuwandern, so dass der Zuwan- milien mit älteren Kindern zuwandern, die derungseffekt bei der Elterngeneration häufig nicht im Eigentum ihren persönli- nicht zu beobachten ist. Jedoch würde chen Wohnwunsch in Iserlohn realisieren, dies nicht erklären, warum es dann nicht sondern verstärkt in das Marktsegment auch in den Altersklassen der 0- bis 10- Miete gehen und jüngere Familien im Sal- Jährigen Wanderungsgewinne gibt. do eher ab- als zuwandern. Ob diese The- sen so zu halten sein werden, wird die Bereits im Rahmen der Untersuchung Auswertung der Ergebnisse der Wande- „Demographische Entwicklung Iserlohn rungsmotivbefragung in Kapitel 5 zeigen. 13 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen Abbildung 4-7: Altersstrukturverteilung in Neubaugebieten Quelle: Stadt Iserlohn, 2006 Neben der Betrachtung der vergangenen lung, inwieweit eine kommunale Eigen- Entwicklung (s. Abbildung 4-6) ist für die heimförderung für Familien tatsächlich den weiteren Überlegungen auch in diesem sich verändernden demographischen Kontext ein Blick auf die zukünftige Ent- Rahmenbedingungen Rechnung trägt und wicklung und die Entwicklung in den be- Nahwanderungen aus Sicht der Stadt nachbarten Städten zu werfen. Um wieder Iserlohn positiv beeinflusst werden kön- eine Vergleichbarkeit zwischen den Er- nen. Um hier interkommunale Vergleiche gebnissen für die Stadt Iserlohn und de- ziehen zu können, sind in der Abbildung nen der Nachbarkommunen herstellen zu 4-8 Indikatoren der demographischen können, wird auch in diesem Fall auf die Entwicklung für die Stadt Iserlohn und die Ergebnisse der Untersuchungen der Ber- Nachbarkommunen zusammengestellt telsmannstiftung zurückgegriffen. Von worden. besonderem Interesse ist die Fragestel- 14 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen Abbildung 4-8: Indikatoren der demographischen Entwicklung im interkommunalen Ver- gleich (Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2003) Bildungs- Bevölkerungs- Familien- Wanderung zu Alters- Gemeinde/ wande- entwicklung wande- Beginn der 2. wande- Stadt/Kreis rung bis 2020 (%) rung Lebenshälfte rung Holzwickede 0,5 7,6 6,6 2,8 0,0 Hemer -0,2 8,4 3,4 0,3 2,2 Fröndenberg -1,0 5,6 -22,5 3,6 9,1 Kreis Unna -4,0 1,2 -8,2 -1,3 0,3 Nachrodt- -5,9 -6,9 -20,5 2,2 10,7 Wiblingwerde Märkischer Kreis -6,9 0,0 -9,7 -2,7 -2,0 Schwerte -7,2 0,9 -12,8 -4,0 1,8 Iserlohn -7,3 -1,3 0,1 -2,1 -3,6 Menden -7,5 1,3 -19,2 -2,1 -3,2 Hagen -11,0 -3,2 6,1 -4,8 -8,3 Altena -20,4 -14,0 -24,6 -7,0 -12,8 Quelle: Bertelsmannstiftung 2007 Erläuterungen zur Abbildung 4-8: ♦ Wanderung zu Beginn der 2. Lebenshälfte ♦ Familienwanderung (Wanderungssaldo der 50- bis 64- (Wanderungssaldo der unter 18- Jährigen): Jährigen und der 30- bis 49-Jährigen): Der Wanderungsgewinn/-verlust je Der Wanderungsgewinn/-verlust je 1.000 Einwohner beträgt in der Gruppe 1.000 Einwohner beträgt in der Gruppe der 50- bis 64-Jährigen X Einwohner der unter 18-Jährigen und der 30- bis der betrachteten Altersgruppe. 49-Jährigen X Einwohner der betrach- teten Altersgruppe. ♦ Alterswanderung (Wanderungssaldo der 65- bis 99- ♦ Bildungswanderung Jährigen): (Wanderungssaldo der 18- bis 24- Der Wanderungsgewinn/-verlust je Jährigen): 1.000 Einwohner beträgt in der Gruppe Der Wanderungsgewinn/-verlust je der 65- bis 99-Jährigen X Einwohner 1.000 Einwohner beträgt in der Gruppe der betrachteten Altersgruppe. der 18- bis 24-Jährigen X Einwohner der betrachteten Altersgruppe. 15 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen Bei der Betrachtung der oben dargestell- diese These zu erhärten, werden nachfol- ten Indikatoren ist zunächst einmal auffäl- gend die Altersstrukturverteilungen der lig, dass die Stadt Iserlohn im Vergleich zu Einzelwanderungsströme zu den Städten anderen Kommunen relativ ausgeglichene Hemer, Menden, Schwerte und Hagen Indikatorenwerte aufweist (nahe Null be- untersucht. deutet ausgeglichene Wanderungssal- den). Einschränkend muss hier jedoch wiederholt zunächst darauf hingewiesen werden, dass es sich hierbei um eine Be- trachtung handelt, die die stark negativen Bevölkerungsentwicklungen der Jahre 2003 bis 2007 bislang nicht berücksichtigt. D. h., dass davon ausgegangen werden kann, dass die Indikatoren auf dem heuti- gen Stand eine negativere Ausprägung aufweisen dürften. Im Vergleich zu den anderen Kommunen relativiert sich diese Diskrepanz jedoch wieder, da auch hier die weiter zurückliegende Entwicklung betrachtet wird, so dass Vergleiche auf jeden Fall angemessen sind. Wenn die Indikatoren für die Stadt Iserlohn ins Verhältnis zu dem in Abbildung 4-6 nach Altersklassen aufgesplitteten Wande- rungssaldo gesetzt werden, kann eine hohe Übereinstimmung mit den dort zu beobachtenden Merkmalsausprägungen festgestellt werden: Leicht positive Bil- dungswanderung, negative Familien-, Alters- und Wanderung zu Beginn der zweiten Lebenshälfte. Von dem negativen Familienwanderungssaldo der Stadt Iser- lohn dürften direkt die Städte Hemer und Menden profitieren, die über positive Fa- milienwanderungssalden verfügen. Um 16 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen Abbildung 4-9: Altersstruktur der wan- kommunen bestätigt zum einen die von dernden Personen 2004 der Bertelsmannstiftung ermittelten Er- bis 2006 - Zu- und Fortzü- ge von und nach Hagen, gebnisse für die unterschiedlichen Wande- Hemer, Menden und rungsarten (Bildungswanderer, Familien- Schwerte Hagen wanderer usw.) und verdeutlicht zum an- 25% 60 50 deren, dass es zwischen den Kommunen 20% Fortzug Zuzug Saldo 40 absoluter Wanderungssaldo Anteil an der Gesamtzahl der 15% durchaus zu sehr indifferenten Wande- jeweiligen Wanderungsart 30 10% (Fortzug/Zuzug) 20 5% 10 0% 0 rungsmustern kommt. -5% -10 -20 -10% Während in Bezug auf die Stadt Hagen -30 -15% -40 -20% -50 das Thema „Bildungswanderung“ aufgrund -25% -60 0-2 3-5 6-10 11-16 17-19 20-24 25-29 30-39 40-54 55-64 65-74 >= 75 Altersgruppen der dort ebenfalls sehr gut ausgebauten Hemer Bildungslandschaft keine Rolle spielt, ist 25% 60 20% Fortzug Zuzug Saldo 50 dies mit Blick auf die Stadt Hemer deutlich 40 absoluter Wanderungssaldo Anteil an der Gesamtzahl der 15% jeweiligen Wanderungsart 30 10% entgegengesetzt ausgeprägt. Gegenüber (Fortzug/Zuzug) 20 5% 10 Hagen kann die Stadt Iserlohn deutliche 0% 0 -5% -10 -20 -10% -15% -30 -40 Alterswanderungsgewinne verzeichnen. -20% -50 -25% 0-2 3-5 6-10 11-16 17-19 20-24 25-29 30-39 40-54 55-64 65-74 >= 75 -60 Die einzig nennenswerten Wanderungs- Altersgruppen gewinne aus Hemer hingegen werden aus Me nden Iserlohner Sicht in den Altersklassen der 30% 60 Fortzug Zuzug Saldo 50 17- bis 24-Jährigen erzielt. 20% 40 Anteil an der Gesamtzahl der absoluter Wanderungssaldo jeweiligen Wanderungsart 30 Die These, dass insbesondere Familien 10% 20 (Fortzug/Zuzug) 10 0% 0 mit Kindern in Richtung Hemer abwan- -10 -10% -20 -30 -20% -40 -50 dern, kann durch die oben dargestellten -30% -60 0-2 3-5 6-10 11-16 17-19 20-24 25-29 30-39 40-54 55-64 65-74 >= 75 Altersgruppen Sachverhalte bestätigt werden. Etwas schwächer ausgeprägt hingegen ist die Schwerte Abwanderung von Familien in die Stadt 30% 60 Menden, jedoch überwiegt auch hier der 50 Fortzug Zuzug Saldo 20% 40 absoluter Wanderungssaldo Anteil an der Gesamtzahl der jeweiligen Wanderungsart 30 negative Wanderungssaldo. Gegenüber (Fortzug/Zuzug) 10% 20 10 0% 0 -10% -10 -20 der Stadt Schwerte konnten im Betrach- -30 -20% -40 -50 tungszeitraum 2004 bis 2006 in fast allen -30% -60 0-2 3-5 6-10 11-16 17-19 20-24 25-29 30-39 40-54 55-64 65-74 >= 75 Altersgruppen Altersklassen positive Wanderungssalden erreicht werden. Hier schlägt sich ganz Quelle: KDVZ Citkomm/eigene Berechnungen wesentlich die Neubaugebietsentwicklung Der Blick auf die oben dargestellten Ein- in Hennen nieder. Dieses Ergebnis sollte zelwanderungsströme mit den Nachbar- jedoch nicht zu der Schlussfolgerung füh- 17 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen ren, dass Neubaugebietsentwicklungen Die nachfolgende Abbildung soll dies noch pauschal in erheblichem Umfang neue einmal verdeutlichen. Zuwanderungen generieren. Abbildung 4-10: Bevölkerungszusammensetzung in Neubaugebieten Quelle: Stadt Iserlohn, 2006 In der Mehrzahl der untersuchten Iser- aus Iserlohner Sicht gesehene Randlage lohner Neubaugebiete überwiegt deutlich und die Nähe zu Wohnsiedlungen der der Anteil der Iserlohner Bürgerinnen und Stadt Schwerte zu berücksichtigen, die Bürger, die dort ein Grundstück bzw. eine letztlich für den stärkeren Zuzug Schwer- Wohnung erworben oder bezogen haben. ter Bürger sorgte. Lediglich im Ortlohntal und im Baugebiet Neben diesen Sachverhalten macht die Hennen sind etwa 50% der dort heute vorstehende Abbildung jedoch auch ein Wohnenden von außerhalb des Stadtge- viel größeres Problem deutlich. Da der biets zugezogen. Hinsichtlich der Besied- überwiegende Anteil der in Iserlohner lung des Ortlohntals waren deutliche Neubaugebieten siedelnden Personen Wanderungsbewegungen aus Richtung Iserlohner Herkunft ist, im Falle des Bau- Hagen festzustellen. Dies ist darauf zu- gebiets Rauhe Hardt immerhin fast 75%, rückzuführen, dass letztendlich aufgrund wird durch Neubaugebietsentwicklungen der hohen städtebaulichen Dichte attrakti- größeren Umfangs bei gleichzeitig zu kon- ve ökonomische Anreize gegeben waren. statierenden Bevölkerungsrückgängen der Im Falle des Baugebiets Hennen ist die Druck auf den Iserlohner Wohnungsbe- 18 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen stand zunehmen. Dies kann und wird in Abbildung 4-11: Zu- und Fortzüge nach Altersjahren (in %) Zukunft zu Leerständen führen, die bereits 101 heute erkennbar sind, wie eine vorliegen- 97 de exemplarische Untersuchung des 93 89 Ortsteils Dördel belegt. 85 81 Zur abschließenden Betrachtung der de- 77 mographischen Rahmenbedingungen sind 73 69 noch zwei weitere Altersstrukturvergleiche 65 anzustellen, die zum einen noch etwas 61 genauer die unterschiedlichen Alters- 57 53 strukturen der Zu- und Fortwandernden 49 beleuchten und zum anderen die Alters- 45 41 struktur der Wandernden insgesamt im 37 Verhältnis zur Altersstruktur der Gesamt- 33 29 stadt Iserlohn im Jahr 2006 und 2020 be- 25 trachten. 21 17 13 9 5 1 4 3 2 1 0 1 2 3 4 Zuzug (Überschuss blau) Fortzug (Überschuss orange) Quelle: KDVZ Citkomm, eigene Berechnungen Entgegen der altersklassenbezogenen Darstellung der Abbildung 4-6 zeigt die vorstehende Grafik die Wanderungsge- winne und -verluste nach Altersjahren. Hierbei wird nochmals deutlich, dass die Stadt Iserlohn lediglich in den Altersjahren der 13- bis 23-Jährigen über Wande- rungsgewinne verfügt. Wird im nächsten Schritt die Altersstrukturverteilung der Gesamtwanderungen mit der Altersstruk- tur der Gesamtbevölkerung der Jahre 2006 und 2020 verglichen (s. Abbildung 4-12 und Abbildung 4-13), dann wird deut- 19 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen lich, dass die Wanderungen insbesondere Familien focussiert, in der Zukunft eine von den eher jüngeren Altersklassen ge- stetig kleiner werdende Zielgruppe errei- tragen werden (Familiengründungs-, be- chen. Da diese Alterungsprozesse keine rufliche Etablierungsphase). Somit sind es Iserlohner Besonderheit darstellen, son- auch tendenziell die jüngeren Altersgrup- dern vielmehr wesentliches Kennzeichen pen, die von einer kommunalen Eigen- des allgemeinen demographischen Wan- heimförderung profitieren würden. dels sind, werden davon in gleichem Maße die potenziellen Herkunftsstädte betroffen Abbildung 4-12: Altersstruktur der Wande- rungen 2004 bis 2006 im sein. Vergleich zur Altersstruk- tur Iserlohns im Jahr 2006 Abbildung 4-13: Altersstruktur der Wande- 101 rungen 2004 bis 2006 im 97 Vergleich zur Altersstruk- 93 tur Iserlohns im Jahr 2020 89 101 85 97 81 93 89 77 85 73 81 69 77 65 73 61 69 57 65 53 61 49 57 45 53 41 49 37 45 33 41 29 37 25 33 21 29 17 25 13 21 9 17 5 13 1 9 4 3 2 1 0 1 2 3 4 5 Wanderungen (Überschuss blau) Gesamtbevölkerung (Überschuss orange) 1 Quelle: KDVZ Citkomm, eigene Berechnungen 4 3 2 1 0 1 2 3 4 Wanderungen (Überschuss blau) Gesamtbevölkerung (Überschuss orange) Aufgrund der fortschreitenden Alterung der Quelle: KDVZ Citkomm, eigene Berechnungen Gesamtbevölkerung und der zukünftig Fazit: schwächeren Besetzung der jüngeren Altersklassen wird eine mögliche kommu- ♦ Von Neubaugebietsentwicklungen kön- nale Eigenheimförderung, die sich vor- nen Impulse auf die Bevölkerungsent- nehmlich auf die Förderung von jüngeren wicklung ausgehen (s. Variante StEK in der Abbildung 4-2). Diese Impulse 20 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen sollten jedoch nicht überschätzt werden werden können, bleibt zu vermuten, (s. Abbildung 4-10). dass die tatsächliche Zahl der Famili- enwanderungen deutlich niedriger liegt. ♦ Neubaugebietsentwicklungen stellen tendenziell eher Angebote für Einhei- ♦ Abwanderungswillige durch Eigen- mische als für Auswärtige dar => der heimförderung zum Verbleib bewegen: Druck auf den Iserlohner Wohnungs- Lediglich 18% aller im Zeitraum 2004 bestand wird erhöht => Leerstände bis 2006 beobachteten Abwanderun- drohen. gen wiesen die Merkmale „Altersklas- sen bis 18“ und „30 bis 49 Jahre“ sowie ♦ Eine kommunale Eigenheimförderung, „Nahwanderung nach Hemer, Menden, die sich lediglich auf den Neubaube- Schwerte und Hagen“ auf (ca. 2.000 reich beschränkt, könnte den Druck auf Personen). Hinweis: In diesem Zu- den Wohnungsbestand überdies noch sammenhang dürfte es interessant weiter erhöhen. sein, die Ergebnisse der Wanderungs- ♦ Eine kommunale Neubau-Eigenheim- motivbefragung darauf hin abzuprüfen, förderung würde dadurch den Überle- wieviele dieser Abgewanderten tat- gungen des Förderprogramms sächlich aus Gründen des Eigentum- „Stadtumbau West“ entgegenlaufen, da erwerbs abgewandert sind (s. Kapitel dort insbesondere die Bestandsstär- 5). kung und -weiterentwicklung wichtige ♦ Da als ein Ziel der Stadtentwicklung die Ziele sind. Verhinderung von Abwanderungen in ♦ Nahwanderungen sind die Wande- den Nahbereich definiert wurde, ist die rungsströme, die am ehesten durch ei- Frage zu stellen, ob eine Fokussierung ne Eigenheimförderung beeinflusst auf eine alleinige Eigenheim-Neubau- werden könnten, sie machen jedoch förderung ausreichend ist und ob nicht nur ein Drittel des Gesamtwanderungs- vielmehr auch eigentumsbildende volumens aus. Maßnahmen im Bestand (Erwerb und ♦ Lediglich 9% aller im Zeitraum 2004 bis Modernisierung von Mietwohnungen) 2006 beobachteten Wanderungsbewe- und für weitere Zielgruppen (kinderlose gungen wiesen die Merkmale „Alters- Paare, Alleinerziehende usw.) zielfüh- klassen bis 18“ und „30 bis 49 Jahre“ rend wirken können. Eigentum bindet sowie „Nahwanderung von bzw. nach und führt zu einer höheren Identifikati- Hemer, Menden, Schwerte und Hagen“ on mit dem Wohnumfeld. auf. Da aus der Statistik keine direkten Familienzusammenhänge hergeleitet 21 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen 4.2 Die soziale Komponente blendet allerdings weitere, bei der Schaf- fung von Wohneigentum bedeutende Be- Demographische Untersuchungen bele- völkerungsgruppen aus: Ältere, kinderlose gen, dass die Zahl der Kinder in Zukunft Haushalte und eben die Gruppe der po- auch in Iserlohn weiter dramatisch zurück- tenziellen Familiengründerhaushalte (Alter gehen wird (Entwicklung der Zahl der 6- unter 40 Jahre), die bisher noch keine Jährigen bis 2020: bis zu – 25%.) Die Kinder haben. kommunale Eigenheimförderung kann hier als positives Signal interpretiert werden Untersuchungen der Bezieherstrukturen und einen finanziellen Beitrag dazu lei- der bundesweiten Eigenheimzulage in den sten, die Sorge über die Zukunft der Be- Jahren 1996 bis 2000 belegen, dass diese troffenen in der Familiengründungsphase Gruppen einen nicht unerheblichen Teil abzumildern. Die Beschränkung der Ei- der Bezieher von Eigenheimzulage aus- genheimzulage auf Familien mit Kindern machten (vgl. Abbildung 4-14). Abbildung 4-14: Altersstruktur der Empfänger von Eigenheimzulage in der BRD 1996 bis 2000 Quelle: Rohrbach 2003 Eine Untersuchung der Altersstruktur der völkerungsverlusten der Stadt bei. Eine von und nach Iserlohn fort- und zuziehen- bewusste Nicht-Förderung dieser Perso- den Personen zeigt, dass mehr ältere nen bedeutet gleichzeitig, die Möglichkeit Personen die Stadt verlassen, als zuzie- aufzugeben, sie durch Eigentumsbildung hen, diese Gruppe trägt also zu den Be- 22 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen an die Stadt zu binden und somit die Ab- Ein weiteres Problem bei einer reinen wanderung zu verhindern. Förderung von Familien mit Kindern be- steht in der Tatsache, dass nur eine zah- Dieser Effekt kann noch vernachlässigt lenmäßig relativ kleine Zielgruppe ange- werden, wenn mit der Einführung einer sprochen wird, weite Bevölkerungsteile, Eigenheimzulage bewusst ausschließlich die gleichwohl zur Entschärfung der ange- junge Familien gefördert werden sollen. spannten Bevölkerungssituation beitragen Mit der Nicht-Förderung von potentiellen könnten, fallen aus der Betrachtung her- Familiengründerhaushalten wird jedoch aus. So zeigt die folgende Abbildung, dass ein völlig falsches Signal gesetzt. So kann im Rahmen der Ende 2005 eingestellten ein wichtiges Ziel, die Senkung des Ein- bundesweiten Eigenheimförderung zwar in stiegsalters für die Bildung von Wohnei- der Mehrzahl Familien mit Kindern geför- gentum und somit eine frühzeitige Bindung dert wurden, der Anteil von Beziehern an Iserlohn als Wohnstandort, nicht er- ohne Kinder gleichwohl bei etwa 45% lag. reicht werden. Abbildung 4-15: Bezieherhaushalte von Eigenheimzulage nach der Kinderzahl in der BRD 1999 80 70 60 Anteil (in %) 50 40 30 20 10 0 kein Kind 1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 und mehr Kinder Bezieher Eigenheimzulage Haushalte insgesamt Quelle: Färber, ILS 2003 Im Rahmen eines Vortrages bei den sicht, eine kommunale Eigenheimzulage Werkstattgesprächen der Deutschen Aka- müsste als Instrument der Familienförde- demie für Städtebau und Landesplanung rung einen wichtigen Grundsatz erfüllen: äußerte Wolfgang Kiele von der Wohn- Sie sollte ihren Ausgangspunkt an den bund-Beratung NRW in Bochum die An- 23 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen qualitativen Veränderungswünschen der beschränken, sie kann auch ein sinn- Wohnungsnachfrager nehmen. volles Mittel der Bestandsförderung darstellen. Damit würde auch den in Warum baut jemand ein Eigenheim, war- Kapitel 4.1 geschilderten Widersprü- um nimmt er die Eigenheimzulage in An- chen zum Förderprogramm „Stadtum- spruch? Eine solche Entscheidung ist laut bau-West“ entgegengewirkt. Kiehle unter Umständen auf die fehlenden Bestandsqualitäten am bisherigen Wohn- standort zurückzuführen: Zu wenig Grün, 4.3 Die ökonomische Komponente zu viel Lärm und zu wenig Aufenthaltsqua- Nach Auslaufen der staatlich geförderten litäten, insbesondere für Kinder. Eine Ei- Eigenheimzulage zum 31.12.2005 fehlt genheimzulage könnte hier auch für die eine entsprechende ökonomische Anreiz- qualitativen Entwicklungen des Bestands funktion in Form eines direkten, nichtzu- eingesetzt werden und müsste sich nicht rückzahlbaren Zuschusses zur Schaffung zwingend an einem Eigentumswechsel von privatem Wohneigentum. Das führt orientieren (vgl. [ILS 2002], S. 2f). dazu, dass viele und vor allem die größe- Das würde unter Umständen auch der ren Haushalte, also u. a. Familien mit Kin- bereits in Kapitel 4.1 geschilderten Pro- dern, ihre Wohnansprüche z. T. nur noch blematik von Wohnungsleerständen durch unangemessen erfüllt sehen. Wohnstandortverlagerungen in Neubau- So hat z. B. eine Wanderungsmotivunter- gebiete entgegenwirken. suchung in München in den Jahren 1998 Fazit bis 2000 gezeigt, dass abwanderungsge- neigte Haushalte v. a. große (Miet-) Woh- ♦ Eine kommunale Eigenheimzulage nungen in Mehrfamilienhäusern mit zwei stellt ein sinnvolles Instrument der Fa- bis sechs Wohneinheiten pro Gebäude milienförderung dar. nachfragen. Da diese Nachfrage nur noch ♦ Dabei werden ältere, kinderlose Perso- unzureichend befriedigt werden kann, ist nen und potenzielle Familiengründer- der Wechsel in Wohneigentum oft eine haushalte (Haushalte bis 40 Jahre, die schlüssige Lösung. Dies wird allerdings noch keine Kinder haben) nicht berück- erschwert durch wirtschaftliche Unsicher- sichtigt. Diese Zielgruppen machen ei- heiten und die Angst vor einem Arbeits- nen nicht unerheblichen Anteil der platzverlust (vgl. [Landeshauptstadt Mün- Wanderungsverluste aus. chen 2002], S. 27). ♦ Eine Eigenheimzulage muss sich nicht Die bis Ende 2005 gezahlte Eigenheimför- zwingend auf eine Neubauförderung derung konnte hier zumindest eine gewis- se Unterstützung geben, dass lässt sich 24 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen allein daran erkennen, dass etwa 80% der Lage wären, Wohneigentum zu aller Erwerber von selbstgenutzten Woh- schaffen. neigentum in der BRD von 1996 bis 2000 Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es der Eigenheimzulage erhalten haben (vgl. genauen Definition von Zielgruppen und [Rohrbach 2003], S. 355ff). damit verbunden auch von zu fördernden Eine kommunale Eigenheimförderung für Einkommensgruppen. Bundesweit ist der Familien könnte neben der Ausübung überwiegende Teil der Eigenheimzulage einer direkten Anreizfunktion für die Be- nicht an wenig Verdienende oder Schwel- günstigten in gewissem Umfang auch lenhaushalte, sondern vielmehr an besser wirtschaftsfördernde und damit arbeits- Verdienende gezahlt worden, wie die platzsichernde Funktion übernehmen. nachfolgende Abbildung verdeutlicht. Dabei ist aber darauf zu achten, Mitnah- meeffekte bei Haushalten zu vermeiden, die auch ohne eine Eigenheimförderung in Abbildung 4-16: Bezieherhaushalte von Eigenheimzulage nach dem Nettoeinkommen in der BRD 1999 50 40 Anteil (in %) 30 20 10 0 bis 2000 2000 - 3000 3000 - 4000 4000 - 5200 5200 u. mehr Einkommensklassen (in DM) Bezieher Eigenheimzulage Haushalte insgesamt Quelle: Färber, ILS 2003 Fazit schaftsfördernde Funktion überneh- men. ♦ Eigenheimförderung könnte die Schaf- fung von Wohneigentum für finanz- ♦ Dabei ist die Gefahr von Mitnah- schwächere (Schwellen-) Haushalte meeffekten und damit einer Fehlförde- erleichtern und darüber hinaus wirt- rung groß. 25 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimzulage für Fami- lien – aktuelle Rahmenbedingungen 4.4 Die regionale Komponente führen, was den Wirkungsgrad einer kommunalen Eigenheimzulage erheblich Neben die interkommunale Konkurrenz beinflussen kann. Zum anderen ist davon um Gewerbeansiedlung und Arbeitsplätze auszugehen, dass auch die anderen von ist mittlerweile der Kampf um Einwohner dieser Entwicklung betroffenen Kommu- getreten. Kommunale Förderprogramme nen entsprechende Maßnahmen ergreifen tragen dazu bei, die Konkurrenzsituation werden, so dass die Wirkung im günstig- weiter zu verschärfen und können die sten Fall aufgehoben wird, es im ungün- Positionierung der Stadt Iserlohn im inter- stigsten Fall zu einem regelrechten kommunalen Wettbewerb vordergründig „Wettfördern“ der Nachbarkommunen verbessern helfen. Effekte einer Einfüh- kommen wird, was dann zwangsläufig in rung der kommunalen Eigenheimförde- einer sich immer schneller drehenden rung dürften sich vorrangig auf den Spirale von Förder- und Anreizerhöhungen Nahwanderungsbereich von Einwohnern münden wird. beziehen: Ggf. Steigerung des Zuzugs aus Hagen und Abmilderung des Fortzugs in Zumindest vor einem regionalplanerischen Richtung Hemer und Menden. Die negati- Hintergrund ist demzufolge, die Ausrich- ven Folgen des demographischen Wan- tung einer Eigenheimförderung auf die dels würden auf diesem Wege auf die Generierung von Wanderungsgewinnen Nachbarkommunen übertragen, die ihrer- zu Lasten benachbarter Kommunen kri- seits durch entsprechende kommunale tisch zu sehen. Zudem könnten sich Förderungen auf die neue Konkurrenzsi- Nachteile im Kontext von sonstigen Förde- tuation reagieren könnten. rungen des Landes und Bundes ergeben, die bereits heute und in Zukunft in einem Außerdem ist zu bezweifeln, dass die noch viel stärkeren Maße auf interkommu- Auswirkungen einer kommunalen Eigen- nale Kooperation und eine regionale För- heimzulage groß genug sein könnten, um derkulisse abzielen. Bevölkerung aus den Nachbarkommunen abzuziehen und dazu zu bringen, in Iser- Fazit lohn Wohneigentum zu schaffen. Wie be- ♦ Eine Eigenheimförderung könnte die reits im Kapitel 4.1 dargelegt, unterschei- Position der Stadt Iserlohn im inter- det sich die demographische Entwicklung kommunalen Wettbewerb verbessern der Nachbarkreise nicht wesentlich von ♦ Dies könnte dazu führen, dass die der der Stadt Iserlohn (vgl. Abbildung 4-3). Nachbarkommunen ebenfalls Förder- Eine allgemeine Bevölkerungsschrump- programme auflegen, so dass es zu ei- fung wird einerseits zu einer entspannte- ren Situation auf dem Wohnungsmarkt 26 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Kapitel 4 Kommunale Eigenheimzulage für Fa- milien – aktuelle Rahmenbedingungen ner sich gegenseitig verstärkenden Subventionsspirale kommt. ♦ Auch die Nachbargemeinden sind vom Bevölkerungsverlust im Rahmen des demographischen Wandels betroffen. Vor diesem Hintergrund dürfte es un- gleich schwieriger werden, Personen zur Wohnstandortverlagerung nach Iserlohn zu bewegen. ♦ Die Ausrichtung der Eigenheimförde- rung auf Wanderungsgewinne aus den Nachbarkommunen ist kontraproduktiv im Rahmen von Projekten der inter- kommunalen Kooperation. 27 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
Wanderungsmotivbefragung – Band I – Kommunale Eigenheimzulage Kommunale Eigenheimförderung im Kontext der Wanderungsmotivbefragung 5 Kommunale Eigenheimförde- Jahren 2004 bis 2006 durchgeführte Wan- rung im Kontext der Wande- derungsmotivbefragung Erkenntnisse da- rungsmotivbefragung für liefert, ob mit einer kommunalen Ei- Eine kommunale Eigenheimförderung für genheimförderung für junge Familien eine junge Familien zielt u. a. primär auf eine hohe Zielgruppengenauigkeit verbunden Generierung von Wanderungsgewinnen wäre. Oder anders ausgedrückt: Lassen und die Verhinderung von Wanderungs- die Ergebnisse der Befragung den Schluss verlusten. zu, dass diese Form der Förderung in messbarem Umfang Abwanderungen ent- Im Jahr 2007 haben bis Ende August gegenwirken und neue Zuwanderungen 2.231 Zuzüge und 2.369 Fortzüge über die generieren kann? Da auch in diesem Zu- Stadtgrenzen hinweg stattgefunden (Jah- sammenhang weniger der Saldo als viel- reswerte 2006: 3.334 Zuzüge, 3.661 Fort- mehr die beiden Einflussgrößen Zu- und züge). Somit beläuft sich der wanderungs- Fortzüge die entscheidenden Parameter bedingte Einwohnerverlust im Jahr 2007 darstellen, werden nachfolgend die rele- auf 138 Personen. vanten Ergebnisse der Wanderungsmotiv- Im weiteren Untersuchungsverlauf soll nun befragung nach Zu- und Fortzug aufge- untersucht werden, inwieweit die in den splittet dargestellt und diskutiert. Abbildung 5-1: Gründe für den Zu- und Fortzug nach und aus Iserlohn Anteile der Nennunge n (Mehrfachnennungen m öglich) 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% Umzug aus beruflichen Gründen Zusammenzug mit Partner Schaffung von Wohneigentum Umzug aus persönlichen Gründen Umzug um in der Nähe von Freunden/Verw andten zu w ohnen Finanzielle Belastung w ar zu hoch Auszug aus dem Elternhaus Anzahl der Personen im Haushalt hat sich verändert Die Wohnung w urde mir/uns gekündigt Sonstige Gründe k.A. Zuzug Fortzug Quelle: Stadt Iserlohn – eigene Erhebung Die oben dargestellten Umzugsgründe henden Haushalte aus beruflichen Grün- zeigen, dass ein gutes Viertel aller umzie- den seinen Wohnstandort verlagert hat. 28 - Büro für Stadtentwicklungsplanung
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