Rahmenbedingungen kommunaler Haushaltspolitik B Kommunale Finanzlage im Jahr 2016 3 Entwicklung und Verteilung der Gemeindesteuern 4 Entwicklung ...

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Rahmenbedingungen kommunaler Haushaltspolitik B Kommunale Finanzlage im Jahr 2016 3 Entwicklung und Verteilung der Gemeindesteuern 4 Entwicklung ...
Kommunaler Finanzreport 2017 | B

 1 Rahmenbedingungen kommunaler
         Haushaltspolitik
B Kommunale Finanzlage im Jahr 2016
    3 Entwicklung und Verteilung
        der Gemeindesteuern
    4 Entwicklung und Verteilung
         der Kassenkredite
  5 Finanzmittelverteilung zwischen
        Land und Kommunen
Inhalt

Zusammenfassung                                         4

1 Einleitung                                            5

2 Methodik und Datengrundlagen                          6

3	Haushaltsergebnisse und Ergebnis­entwicklung          9

4 Kommunale Einnahmen                                   14
   4.1   Steuereinnahmen                                17
   4.2   Allgemeine Zuweisungen                         18
   4.3   Zweckgebundene Zuweisungen                     19
   4.4   Gebühren und Beiträge                          20

5 Kommunale Ausgaben                                    22
   5.1 Personalausgaben                                 24
   5.2 Laufender Sachaufwand                            25
   5.3 Soziale Leistungen                               26
   5.4 Investitionen                                    29
   5.5	Zuweisungen und Zuschüsse für laufende Zwecke   31
   5.6 Zinsausgaben                                     32

6 Kommunale Schulden                                    34

7 Fazit                                                 40

Literatur                                               41

Impressum                                               42

                                                             3
Zusammenfassung

•• In der Summe erreichten die kommunalen Kernhaushalte             ner beispielsweise mehr als 50 Prozent über denen des
    im Jahr 2016 einen Überschuss von rund 4,5 Milliarden           Saarlandes.
    Euro. Dies ist das beste Ergebnis seit 2008 und der fünfte
    positive Abschluss in Folge. Die Kommunen in Gänze           •• Die kommunale Einnahmestruktur weist in Bezug auf
    befinden sich also in einer Phase finanzieller Stabilität.      Steuern und Zuweisungen noch immer deutlich sicht-
                                                                    bare Ost-West-Unterschiede auf. Die ostdeutschen
•• Ursache der in Summe besseren Haushaltslage ist das              Kommunen verfügen auch im Jahr 2016 noch über nur
    starke Einnahmewachstum in Höhe von 6 Prozent                   rund 60 Prozent der durchschnittlichen westdeutschen
    (Steuern und Zuweisungen), welches das ebenso starke            Steuereinnahmen je Einwohner. Die Kommunen im
    Wachstum der Ausgaben (5 Prozent) überlagern konnte.            schwächsten Land Mecklenburg-Vorpommern errei-
                                                                    chen weniger als die Hälfte der Pro-Kopf-Steuerein-
•• In zehn der 13 Flächenländern waren die Kommunen                 nahmen der hessischen Kommunen. Ein Großteil der
    2016 im Plus. In drei Ländern schlossen die Kommunen            Steuerschwäche wird den ostdeutschen Kommunen
    hingegen mit einem Defizit ab. Neun der 13 Länder ver-          durch höhere Zuweisungen ausgeglichen. Hier zeigt sich
    besserten ihren Saldo gegenüber 2015. Entgegen dem              aber zunehmend der Rückgang der Osthilfen, indem die
    Bundestrend verschlechterte sich in vier Ländern die            Zuweisungsquote sinkt.
    Finanzlage der Kommunen (Brandenburg, Thüringen,
    Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein). Hier wuchsen           •• Auch auf der Ausgabenseite existieren strukturelle
    die Ausgaben noch schneller als die Einnahmen.                  Unterschiede zwischen Ost und West. Das geringere
                                                                    Ausgabenniveau der ostdeutschen Kommunen lässt
•• Sowohl die kommunalen Gesamteinnahmen als auch                   sich primär auf niedrigere Ausgaben in den Bereichen
    die Gesamtausgaben wiesen im Jahr 2016 ausgeprägte              Soziales, laufender Sachaufwand und Investitionen
    Entwicklungsunterschiede zwischen den Flächenlän-               zurückführen.
    dern auf, auch wenn sich die Entwicklungsrichtung
    der Einnahmen und Ausgaben in allen Ländern gleicht.         •• Personal ist der größte Ausgabenblock der Kommunen.
    In jedem Land sind die Einnahmen im Jahresverlauf               Er stieg binnen Jahresfrist um 3 Prozent; vor allem in
    gestiegen. In keinem Land sind die Ausgaben gesunken.           den westdeutschen Kommunen.

•• In allen Ländern sind die kommunalen Steuereinnah-            •• Das größte Ausgabenwachstum war hingegen bei den
    men 2016 gestiegen. Die Spanne bewegt sich zwischen             Sozialausgaben mit über 9 Prozent zu verzeichnen. Mit-
    +1 Prozent in Rheinland-Pfalz und +10 Prozent in Sach-          telfristig werden die Sozialausgaben die stärkste Ausga-
    sen-Anhalt.                                                     benkategorie bilden.

•• In Folge unterschiedlicher Aufgabenkataloge (Kommu-           •• Die Investitionen wuchsen bundesweit um 4 Prozent.
    nalisierungsgrade; vgl. Teil E des Finanzreports) sind          Wie in den Vorjahren wiesen die Kommunen in den
    die Niveaus der Einnahmen und Ausgaben zwischen                 wirtschaftsstarken Ländern Bayern und Baden-Würt-
    den Ländern sehr unterschiedlich. In den Kommunen               temberg die mit Abstand höchsten Pro-Kopf-Investiti-
    Nordrhein-Westfalens liegen die Ausgaben je Einwoh-             onsausgaben auf. Die hohen kommunalen Investitionen

4
dort prägen maßgeblich das Bundesniveau. Die nied-
   rigsten Investitionen tätigten die Kommunen im

                                                              1 Einleitung
   Saarland. Sie lagen mehr als 50 Prozent unter dem Flä-
   chenländerdurchschnitt. In der Summe der Jahre 2015
   und 2016 waren die Pro-Kopf-Investitionen in Bayern
   drei Mal höher als jene im Saarland.

•• Die Kommunen werden weiterhin durch sinkende Zins-
   sätze entlastet. Im Jahr 2016 war im Flächenländer-
   durchschnitt nur noch gut 1 Prozent der kommunalen
   Gesamtausgaben durch Zinsen gebunden. Die höchs-
   ten Zinsausgaben verzeichneten die Kommunen im
   Saarland, in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-        Teil B des Kommunalen Finanzreports zieht die aktuellsten
   Westfalen. Das sind auch die Länder mit der höchsten       verfügbaren Daten heran, um einen Überblick über die Situ-
   kommunalen Gesamtverschuldung. Hoch verschuldete           ation der kommunalen Haushalte im Jahr 2016 zu geben
   Kommunen müssen dabei nicht nur aktuell höhere             sowie die Entwicklung gegenüber dem Jahr 2015 darzustel-
   Zinsen zahlen, sie sind auch vom Risiko künftiger Zins-    len. Aufgeführt werden die wichtigsten Einnahme- und
   anstiege besonders betroffen. Insbesondere in den ost-     Ausgabearten sowie die Verschuldung auf Ebene der aggre-
   deutschen Kommunen sowie in den Kommunen Baden-            gierten Länderdaten. Hierbei werden auch die Auslagerun-
   Württembergs und Bayerns sind die Zinsausgaben seit        gen der Extrahaushalte einbezogen.
   Jahren gering.
                                                              Dieser Teil B bildet somit die Entwicklungen am aktuellen
•• Bundesweit führten die Kommunen 2016 in ihren Kern-        Rand ab und fokussiert primär die strukturellen Unter-
   und Extrahaushalten Gesamtschulden in Höhe von             schiede zwischen den Ländern sowie die Effekte der Aus-
   141,9 Milliarden Euro. Ein Drittel davon entfiel auf       lagerungen. Er erlaubt Rückschlüsse und Aussagen über
   Kassenkredite. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein       die Lage der Kommunen in Gänze, bevor in den folgenden
   leichter Rückgang. In Ostdeutschland sanken die Inves-     Teilen C und D des Kommunalen Finanzreports die Ana-
   titionskredite um 10 Prozent.                              lyse auf der Ebene der Kreise und kreisfreien Städte ver-
                                                              tieft wird.
•• Das Maß der Verschuldung weist eine hohe regionale
   Konzentration auf; sowohl in Bezug auf die Höhe als
   auch die Struktur. Die ostdeutschen Kommunen ver-
   zeichnen im Schnitt nur zwei Drittel des westdeutschen
   Niveaus, bezogen auf die Kassenkredite sogar nur ein
   Drittel. Auf Länderebene rangieren weiterhin die Kom-
   munen im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-
   Westfalen und Hessen an der Spitze der Verschuldung.
   Am anderen Ende liegt Baden-Württemberg mit je Ein-
   wohner weniger als einem Fünftel des saarländischen
   Niveaus.

•• Der überwiegende Teil der Länderunterschiede bei der
   Verschuldung lässt sich auf die Inanspruchnahme der
   Kassenkredite zurückführen. In ihnen spiegeln sich die
   Defizite der Vorjahre wider. Auch diese Problematik wird
   von den besagten vier Ländern bestimmt. Gleichzeitig
   kommen Kassenkredite in Bayern, Baden-Württemberg,
   Sachsen und Thüringen kaum vor.

                                                                                                                          5
2 Methodik und Datengrundlagen

Den Auswertungen und Darstellungen dieses Kapitels liegen     gebnissen der Gemeinden und Gemeindeverbände für das
im Wesentlichen die vom Statistischen Bundesamt veröf-        Jahr 2011 wurde das Schalenkonzept in die statistische Dar-
fentlichten vierteljährlichen Kassenergebnisse der Gemein-    stellung der öffentlichen Haushalte eingeführt. Seither
den und Gemeindeverbände für die Jahre 2016 und 2015          haben die finanzstatistischen Veröffentlichungen nicht nur
zugrunde.                                                     die Ergebnisse der Kernhaushalte zum Gegenstand, sondern
                                                              es fließen auch die Daten der sogenannten „Extrahaushalte“
Die Kassenstatistik erfasst bei den kommunalen Kern- und      ein. Das Charakteristikum dieser Form von Auslagerungen
Extrahaushalten vierteljährlich für das abgelaufene Quartal   ist, dass sie zwar organisatorisch selbstständig sind, aber
die Istauszahlungen und -einzahlungen. Zudem werden           zu mehr als 50 Prozent über Zuweisungen des Kernhaus-
auch die Verbindlichkeiten am Ende jedes Quartals nach        halts der jeweiligen Kommune finanziert und durch diese
der Art der Schulden erfasst. Die Kassenstatistik ist die     kontrolliert werden (Nichtmarktproduzenten).1 Seit dem
aktuellste Statistik im Bereich der öffentlichen Finanzen     Berichtsjahr 2014 werden bei den Extrahaushalten auch die
und liefert damit wichtige Informationen zur zeitnahen        Zweckverbände mit erfasst.
Beurteilung der Finanzlage der Gemeinden und Gemeinde-
verbände. Die Aktualität der Daten ist jedoch mit einer       Die Erweiterung des Darstellungsbereichs hat den Hinter-
geringeren Detailtiefe der Statistik verbunden. Die kom-      grund, dass sich speziell auf der kommunalen Ebene ein
munalen Haushaltsdaten werden in der Kassenstatistik im       Großteil der finanzwirtschaftlichen Aktivität außerhalb der
Wesentlichen nur nach Einzahlungs- und Auszahlungsarten       Kernhaushalte abspielt. Mit der Integration der Extrahaus-
(z. B. Steuereinnahmen, Personalausgaben, Zinsausgaben)       halte in das fortlaufende finanzstatistische Berichtswesen
dargestellt. Eine aufgabenbezogene Auswertung ist hinge-      soll die Transparenz des finanzwirtschaftlichen Handelns
gen – von wenigen Ausnahmen abgesehen (z. B. Sozialleis-      erhöht werden. Zudem leistet dies einen Beitrag zur besse-
tungen, Baumaßnahmen im Investitionsbereich) – nur auf        ren interkommunalen Vergleichbarkeit der Haushaltsdaten.
der Grundlage der Rechnungsstatistik möglich, die in der
Regel jedoch erst rund 15 Monate nach Ablauf des Berichts-    Bei der Interpretation der Finanzdaten ist jedoch zu berück-
jahres veröffentlicht wird. Zudem können die Daten der        sichtigen, dass es sich bei den Extrahaushalten um einen
Vierteljahresstatistik noch Korrekturbedarfe enthalten.       Berichtskreis handelt, der – zumindest verglichen mit den
                                                              Kernverwaltungen – relativ stark „in Bewegung“ ist. Er
Da dem Statistischen Bundesamt seitens der für die Daten-     ändert sich in Größe und Zusammensetzung von Jahr zu
erhebung verantwortlichen Landesämter ausschließlich          Jahr aus verschiedenen Gründen merklich (z. B. Gründung
Summensätze der Einzahlungen, Auszahlungen und Ver-
bindlichkeiten übermittelt werden (u. a. Größenklassen-       1   Nach dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrech-
                                                                  nungen (ESVG) zählen diese zum Staatssektor. Hierzu gehören orga-
ergebnisse), ist eine kommunalscharfe Auswertung der
                                                                  nisatorische Einheiten, die sich hauptsächlich aus Zwangsabgaben
Haushaltsdaten seitens des Bundesamtes nicht möglich.             finanzieren und deren Aufgabe überwiegend in der Produktion von
                                                                  Dienstleistungen für die Allgemeinheit besteht. Ob eine Organisati-
Die Auswertung der finanzstatistischen Daten erfolgt daher
                                                                  onseinheit nach dem ESVG dem Sektor Staat zugeordnet wird, hängt
im vorliegenden Teil B nur auf der Ebene der Flächenländer.       von verschiedenen Kriterien ab; u. a. davon, ob die Einheit vom Staat
                                                                  bzw. einer staatlichen Körperschaft kontrolliert wird und ob die Ein-
                                                                  heit ausschließlich an den Staat verkauft. Darüber hinaus wird auf
Das Statistische Bundesamt hat den Darstellungsbereich            das sogenannte „50-Prozent-Kriterium“ zurückgegriffen. Demzu-
                                                                  folge werden vom Staat kontrollierte Einheiten, deren Produktions-
der öffentlichen Finanzen in den vergangenen Jahren
                                                                  kosten zu weniger als 50 Prozent durch Verkaufserlöse gedeckt sind,
schrittweise erweitert. Mit den vierteljährlichen Kassener-       dem Staatssektor zugerechnet (vgl. Braakmann 212: 523).

6
Methodik und Datengrundlagen

    ABBILDUNG 1 Anteile der kommunalen Extrahaushalte an den kommunalen Einnahmen und Ausgaben im Jahr 2016
                nach Einnahme-/Ausgabearten (in Prozent)
                                                     Steuern        0
                                     allgemeine Zuweisungen         0
    Einnahmen

                              zweckgebundene Zuweisungen                                 11
                                      Gebühren und Beiträge                                                                 31
                                           Finanzeinnahmen                                                  22
                                         sonstige Einnahmen                 5
                             bereinigte Einnahmen insgesamt                 5

                                                    Personal                         10
                                            lfd. Sachaufwand                              12
                    Zuweisungen für lfd. Zwecke, Erstattungen                             12
    Ausgaben

                                           soziale Leistungen       0
                                               Zinsausgaben                                       16
                                                Investitionen                   8
                                           sonstige Ausgaben            3
                               bereinigte Ausgaben insgesamt                5

                                                                0                   10                 20              30               40              50
    Quelle: Statistisches Bundesamt (vierteljährliche Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte).

oder Auflösung einer Gesellschaft, sektorale Neuzuordnung                                      Tabelle 1 gibt einen Überblick über die finanzwirtschaftli-
des Berichts­pflichtigen oder schlicht Ersterfassung/-zuord-                                   chen Positionen, die im Rahmen des vorliegenden Teils B
nung im Rahmen der Finanzstatistik).2 Die Ausweitung des                                       zur kommunalen Finanzlage analysiert werden. Für sämtli-
Berichtskreises auf die Extrahaushalte korrespondiert daher                                    che Größen werden sowohl das Niveau im Jahr 2016 als auch
mit einer – zumindest bezogen auf die von den Extrahaus-                                       die Veränderung gegenüber dem Jahr 2015 dokumentiert.
halten besonders betroffenen Einnahme- und Ausgabearten
– erhöhten Volatilität der finanzstatistischen Ergebnisse.
Bezogen auf die kommunalen Einnahmen trifft dies insbe-
sondere auf die Gebühren und Beiträge sowie auf die Finanz-
einnahmen zu (vgl. Abbildung 1). Im Jahr 2016 entfielen 31
bzw. 22 Prozent dieser Einnahmearten auf die Extrahaus-
halte. Bei den Gesamteinnahmen (bereinigte Einnahmen)
lag der Anteil der Extrahaushalte mit 5,4 Prozent weit dar-
unter. Ausgabenseitig sind mehrere Positionen betroffen.
Im Flächenländerdurchschnitt wiesen insbesondere die
Zinsausgaben, die Zuweisungen für laufende Zwecke sowie
die Posten Sachaufwand und Personal nennenswerte Aus-
lagerungs­grade auf kommunale Extrahaushalte auf. Mit
Anteilswerten zwischen maximal 16 und minimal 10 Prozent
war die fiskalische Bedeutung der ausgelagerten Bereiche
hier gleichwohl weniger groß.

2               Für das Jahr 2015 weist die Liste der Zu- und Abgänge beispielsweise
                445 neu erfasste Extrahaushalte auf, von denen 349 zum Sektor „Ge-
                meinden“ gehören. Die Anzahl der Abgänge belief sich im Jahr 2015
                sogar auf 772. In 78 Fällen hing die Verkleinerung des Berichtskreises
                mit der Auflösung der Gesellschaft zusammen. In 626 Fällen wurde
                der Extrahaushalt nun dem Sektor „sonstige Unternehmen“ und
                nicht mehr dem Staatssektor zugeordnet, weshalb die Berichtsstellen
                aus der Liste der Extrahaushalte gestrichen wurden. Die Liste der Zu-
                und Abgänge der Extrahaushalte im Jahr 2015 findet sich hier:
                https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Service/
                Meldewesen/Bankenstatistik/Kundensystematik/liste_der_
                extrahaushalte_zu_abgaenge.xlsx?__blob=publicationFile (Download
                1.4.2017).

                                                                                                                                                             7
Methodik und Datengrundlagen

Tabelle 1 Überblick über die analysierten finanzwirtschaftlichen Größen
Fiskalische Position          Erfasst über …                                             Erläuterung (sofern erforderlich)
Haushaltsergebnisse           Finanzierungssaldo                                         –
                              bereinigte Gesamteinnahmen, darunter:
                                                                                         Steuereinnahmen
                                                                                         (Realsteuern, Gemeinschaftssteueranteile,
                              Steuereinnahmen (netto)
                                                                                         sonstige Steuereinnahmen, steuerähnliche Einnahmen)
                                                                                         abzgl. Gewerbesteuerumlage
                                                                                         Schlüsselzuweisungen, Bedarfszuweisungen, sonstige allg.
                              Allgemeine Zuweisungen
                                                                                         Zuweisungen, Ausgleichsleistungen v. Land
Einnahmen
                                                                                         Zuweisungen u. Zuschüsse für laufende Zwecke, Erstattungen
                                                                                         von Ausgaben des Verwaltungshaushalts, Ersatz von sozialen
                              Zweckgebundene Zuweisungen                                 Leistungen, Leistungsbeteiligung für Unterkunft und Heizung
                                                                                         (SGB II), Zuweisungen und Zuschüsse für Investitionen und
                                                                                         Investitionsfördermaßnahmen
                                                                                         Verwaltungs- u. Benutzungsgebühren, zweckgebundene
                              Gebühren und Beiträge
                                                                                         Abgaben, Beiträge und ähnliche Entgelte
                              bereinigte Gesamtausgaben, darunter:
                              Personalausgaben                                           Inklusive­Ausgaben für Versorgung
                              Laufender Sachaufwand                                      –
                              Ausgaben für Soziale Leistungen (Sozialtransferausgaben)   –
                                                                                         Geldzahlungen an Dritte für die Erbringung ausgelagerter
Ausgaben                      Zuweisungen für laufende Zwecke
                                                                                         Aufgaben, Gegenleistungsanspruch der Kommune
                              Zinsausgaben                                               –
                                                                                         Erwerb von Beteiligungen, Kapitaleinlagen, Erwerb
                                                                                         von Grundstücken sowie von beweglichen Sachen des
                              Investitionsausgaben
                                                                                         Anlagevermögens, Baumaßnahmen, Darlehensvergabe,
                                                                                         Zuweisungen und Zuschüsse für Investitionen
                                                                                         Summe der Kreditmarktschulden und Kassenkredite beim
                              Gesamtschulden, darunter:
                                                                                         nicht öffentlichen Bereich
Schulden
                              Kreditmarktschulden                                        –
                              Kassenkredite                                              –
Quelle: Eigene Darstellung.

8
3	Haushaltsergebnisse und Ergebnis­
   entwicklung

Als Finanzierungssaldo wird in der Finanzstatistik die                                rungssaldo nach wie vor eine unverzichtbare Größe zur
Differenz der Gesamteinnahmen und -ausgaben ohne Be-                                  Beurteilung der Haushaltslage öffentlicher Körperschaf-
rücksichtigung sogenannter „besonderer Finanzierungs-                                 ten dar.
vorgänge“3 bezeichnet. Übersteigen die Einnahmen die
Ausgaben, liegt ein Finanzierungsüberschuss vor. Sind die                             Abbildung 2 gibt einen Überblick über die Entwicklung
Ausgaben hingegen höher als die Einnahmen, dann ergibt                                des Finanzierungssaldos der kommunalen Kernhaushalte
sich ein Finanzierungsdefizit. Der Finanzierungssaldo zeigt                           in den zehn Jahren zwischen 2006 und 2016. Ab dem Jahr
an, wie hoch die Deckungslücke in den öffentlichen Haus-                              2011 ist zum Vergleich der gemeinsame Finanzierungs-
halten ist, die durch Kreditaufnahme oder Auflösung von                               saldo der Kern- und Extrahaushalte abgebildet. Das Jahr
Rücklagen geschlossen werden muss. Er weist zwar den                                  2016 haben die deutschen Kommunen per Saldo mit einem
Nachteil einer möglichen Verzerrung durch Einmaleffekte                               Finanzierungs­überschuss in Höhe von 5,38 Milliarden Euro
auf, doch aufgrund seiner verständlichen Konzeption sowie                             (71 Euro je Einwohner)4 abgeschlossen. In der Zeitreihenbe-
seiner umfassenden Verfügbarkeit (für sämtliche Gebiets-                              trachtung wird deutlich, dass 2016 somit das beste kommu-
körperschaften und lange Zeitreihen) stellt der Finanzie-                             nale Haushaltsergebnis seit 2008 erzielt wurde. Gegenüber
                                                                                      dem Vorjahr 2015 ist der Finanzierungssaldo der kommuna-
3     Die unter den besonderen Finanzierungsvorgängen zusammenge-
      fassten Einnahmen und Ausgaben dienen dem periodenübergreifen-
      den Ausgleich des Haushalts und sind daher nicht saldenrelevant. Sie            4     Da die Einwohnerzahlen zum Stichtag 30.6.2016 bislang noch nicht
      umfassen v. a. Einnahmen aus Krediten oder aus der Auflösung von                      vorliegen, wurde für die Berechnung der Pro-Kopf-Werte im Rahmen
      Rücklagen sowie, spiegelbildlich dazu, Ausgaben für Kredittilgung                     des vorliegenden Kapitels auf die Bevölkerungszahlen vom 31.12.2015
      und zur Zuführung an Rücklagen.                                                       zurückgegriffen.

    ABBILDUNG 2 Finanzierungssaldo der Gemeinden und Gemeindeverbände (in Mrd. Euro)
                 10

                   5

                   0

                  –5

                –10
                          2006        2007         2008        2009         2010          2011      2012          2013    2014        2015       2016
                K*        2,76         8,18        8,35       –7,47        –6,88       –0,97         2,57         1,32     1,29       3,05       4,50
                KuE*                                                                   –2,09         0,64         0,36    –0,66       3,15       5,38

    *) Kernhaushalte
    **) Kern- und Extrahaushalte
    Quelle: Statistisches Bundesamt (Kernhaushalte: 2006–2014 = Rechnungsergebnisse; ab 2015: Kassenergebnisse;
    Kern- und Extrahaushalte: 2011–2013 = Rechnungsergebnisse; ab 2014).

                                                                                                                                                             9
Haushaltsergebnisse und Ergebnis­entwicklung

 ABBILDUNG 3 Finanzierungssaldo von Bund, Ländern und Kommunen
             (in Mrd. Euro; bis 2010: Kernhaushalte; ab 2011: Kern- und Extrahaushalte)
            40
            30
            20
            10
             0
          –10
          –20
          –30
          –40
          –50
                  1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

            Bund                 Länder                  Kommunen

 Quelle: Statistisches Bundesamt (bis 2010: Fachserie 14, Reihe 3.1; ab 2011: Fachserie 14, Reihe 2).

len Kern- und Extrahaushalte 2016 um rund 2,2 Milliarden                                  rungsüberschuss erzielt. Die finanzielle Situation der Länder
Euro (+29 Euro je Einwohner) gestiegen; bezogen auf das                                   stellte sich im selben Zeitraum kaum besser dar: Zwischen
Ergebnis im Jahr 2014 belief sich die Verbesserung sogar auf                              1970 und 2016 haben diese nur in fünf Jahren (2007 und
mehr als 6 Milliarden Euro.                                                               2008 sowie 2014 bis 2016) per Saldo Überschüsse erzielt.

Die Zeitreihenbetrachtung lässt erkennen, dass sich die                                   Die Erklärung dieses im Grunde dauerhaft besseren Finan-
kommunalen Haushalte derzeit – zumindest bezogen auf                                      zierungssaldos der Kommunen versus Bund und Länder
die Gesamtheit der Gemeinden und Gemeindeverbände –                                       liegt wesentlich in der Existenz und Durchsetzung stren-
in einer Phase relativ großer Stabilität befinden. Das war                                gerer Schuldengrenzen begründet. Im Gegensatz zu Bund
nicht immer so. Im vergangenen Jahrzehnt ist der Finanzie-                                und Ländern sind für die Kommunen laufende Defizite nicht
rungssaldo der kommunalen Kernhaushalte deutlich volati-                                  zulässig.
ler gewesen als in den vergangenen fünf Jahren. Besonders
groß war die Schwankung in den Jahren 2008 und 2009, als                                  Im Jahr 2016 betrug die Spannweite zwischen dem höchs-
der kommunale Finanzierungssaldo im Zuge der Finanz-                                      ten kommunalen Finanzierungsüberschuss (Sachsen-An-
und Wirtschaftskrise binnen eines einzigen Jahres um fast                                 halt; +161 Euro je Einwohner) und dem höchsten Defizit
16 Milliarden Euro „abstürzte“.                                                           (Saarland; –169 Euro je Einwohner) auf der Ebene der Flä-
                                                                                          chenländer 330 Euro je Einwohner (vgl. Abbildung 4). Diese
In den Jahren 2011 bis 2014 lag der Finanzierungssaldo der                                Spannweite blieb zum Jahr 2015 relativ konstant.
Kern- und Extrahaushalte jeweils niedriger als jener der
Kernhaushalte allein, verlief jedoch relativ parallel dazu.                               In zehn der 13 Flächenländer haben die Kommunen das Jahr
In den Jahren 2015 und 2016 wurde diese Parallelität jedoch                               2016 per Saldo mit einem Finanzierungsüberschuss abge-
durchbrochen und die Einbeziehung der Extrahaushalte                                      schlossen, darunter alle fünf ostdeutschen Flächenländer.
verbesserte den Finanzierungssaldo merklich.                                              In drei Ländern (Saarland, Schleswig-Holstein und Rhein-
                                                                                          land-Pfalz) ist den Gemeinden und Gemeindeverbänden der
Abbildung 3 macht darüber hinaus deutlich, dass die kom-                                  Ausgleich des Finanzierungssaldos hingegen nicht gelungen.
munale Ebene als Ganzes in den vergangenen 25 Jahren ver-
glichen mit den staatlichen Ebenen fast durchweg eine                                     Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Finanzierungssaldo
stabilere Haushaltslage aufwies. Demnach haben die Kom-                                   2016 im Durchschnitt aller Flächenländer um 29 Euro je
munen in zehn der vergangenen 25 Jahre per Saldo Über-                                    Einwohner verbessert. Der Anstieg des Saldos ist dabei
schüsse erwirtschaftet, davon in sieben der vergangen zehn                                überwiegend auf die Kommunen in den westdeutschen Flä-
Jahre. Der Bund hingegen hat den Haushaltsausgleich 44                                    chenländern zurückzuführen. Hier ist der Finanzierungs-
Jahre in Folge verfehlt und erst 2014 wieder einen Finanzie-                              saldo im Jahr 2016 im Schnitt um 33 Euro je Einwohner auf

10
Haushaltsergebnisse und Ergebnis­entwicklung

 ABBILDUNG 4 Finanzierungssaldo (in Euro je Einwohner)
                 Niveau 2016                                                                           Entwicklung ggü. 2015
           ST                                                        161                         ST                                                    78
           BY                                                        148                         BY                                                    38
          MV                                                         112                         MV                                                    31
           NI                                                        103                         NI                                                     3
          BW                                                          91                         BW                                                     9
           BB                                                         82                         BB                                                   –36
           TH                                                         76                         TH                                                   –35
           SN                                                         60                         SN                                                    18
          NW                                                          36                         NW                                                    69
           HE                                                         33                         HE                                                    60
           RP                                                        –10                         RP                                                   –28
           SH                                                        –45                         SH                                                   –37
           SL                                                       –169                         SL                                                    85
    FL insges.                                                        71                  FL insges.                                                   29
   westdt. FL                                                         66                  westdt. FL                                                   33
     ostdt. FL                                                        92                   ostdt. FL                                                   11

            –200 –150 –100 –50          0     50    100    150   200                              –200 –150 –100 –50           0   50   100   150   200

 Quelle: Statistisches Bundesamt (vierteljährliche Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte).

nun 66 Euro je Einwohner gestiegen. In den ostdeutschen                               Erste Einblicke gibt Abbildung 5, in der zusätzlich zu den –
Ländern, deren Finanzierungssaldo mit 92 Euro je Einwoh-                              in Klammern dargestellten – kommunalen Finanzierungs-
ner auch in 2016 deutlich über dem westdeutschen Durch-                               salden im Jahr 2016 auch die bereinigten Gesamteinnahmen
schnitt gelegen hat, ist die Ergebnisverbesserung mit +11 Euro                        und -ausgaben5 der Kommunen in den 13 Flächenländern
je Einwohner etwas weniger dynamisch ausgefallen.                                     abgetragen sind.

In neun der 13 Flächenländer hat sich die Haushaltssi-                                Die Abbildung lässt erhebliche Länderunterschiede bei den
tuation der Kommunen im Jahr 2016 verbessert. Nur in                                  kommunalen Gesamteinnahmen und -ausgaben erkennen.
vier Ländern (Brandenburg, Thüringen, Rheinland-Pfalz                                 Bezogen auf die bereinigten Gesamteinnahmen reichte die
und Schleswig-Holstein) hat der Finanzierungssaldo                                    Spanne im Jahr 2016 von 2.352 Euro je Einwohner im Saar-
im Jahr 2016 unter dem Vorjahresergebnis gelegen. Die                                 land bis 3.630 Euro je Einwohner in Nordrhein-Westfalen;
stärkste Verschlechterung des Finanzierungssaldos hatten                              in Summe belief sich der Unterschied der Pro-Kopf-Ein-
dabei die Kommunen in Schleswig-Holstein zu verzeich-                                 nahmen auf der Länderebene demzufolge auf 1.278 Euro je
nen (–37 Euro je Einwohner), gefolgt von den Kommunen                                 Einwohner. Ausgabenseitig war die Differenz zwischen
in Brandenburg (–36 Euro je Einwohner) und Thüringen                                  Minimum (2.521 Euro je Einwohner) und Maximum (3.593 Euro
(–35 Euro je Einwohner).                                                              je Einwohner) mit 1.072 Euro je Einwohner etwas weniger
                                                                                      groß. Mit 3.305 bzw. 3.239 Euro je Einwohner lag das Niveau
Der kommunale Finanzierungssaldo ist ein Indikator der                                der bereinigten Gesamteinnahmen und -ausgaben in den
fiskalischen Nachhaltigkeit. Er zeigt die Tragfähigkeit der                           westdeutschen Flächenländern im Mittel 381 bzw. 406 Euro
Haushaltspolitik bzw. deren Veränderung im Zeitverlauf                                je Einwohner über dem ostdeutschen Durchschnitt (2.924
an. Um die Gründe für die Ergebnis- und Entwicklungsun-                               bzw. 2.833 Euro je Einwohner). Ursache dieser großen Dif-
terschiede zwischen den Ländern zu identifizieren, ist ein                            ferenzen ist weithin der unterschiedliche Aufgabenkatalog
differenzierter Blick auf die kommunalen Einnahmen und                                der Kommunen im Ländervergleich.
Ausgaben erforderlich. Die detaillierte Analyse der kommu-
nalen Einnahmen und Ausgaben ist Gegenstand der Teile                                 Ein eindeutiges fiskalisches Muster, das auf Gründe für die
C bis E. Gleichwohl soll nachfolgend bereits ein erster Ein-                          kommunalen Ergebnisunterschiede zwischen den Ländern
druck davon vermittelt werden, welche Einnahmen- und                                  hindeuten könnte, lässt sich der Abbildung 5 jedoch nicht
Ausgabenunterschiede hinter den dargestellten Niveau-
und Entwicklungsunterschieden des kommunalen Finan-                                   5     Hierbei handelt es sich um die Summe der kommunalen Einnahmen
                                                                                            bzw. Ausgaben aus laufender Rechnung und aus Kapitalrechnung, die
zierungssaldos in den Flächenländern stehen.
                                                                                            zur Vermeidung von Doppelzählungen bei der Zusammenfassung zu
                                                                                            einer Darstellungsebene finanzstatistisch bereinigt werden.

                                                                                                                                                            11
Haushaltsergebnisse und Ergebnis­entwicklung

entnehmen.6 Zwar wiesen die Kommunen der Länder mit                         ABBILDUNG 5 Beiträge zur Höhe des kommunalen
negativem Finanzierungssaldo im Jahr 2016 im Durch-                                     Finanzierungssaldos 2016: Niveau der
schnitt niedrigere Pro-Kopf-Einnahmen und -Ausgaben auf                                 bereinigten Gesamteinnahmen
als die Gruppe der Länder mit Finanzierungsüberschüssen,                                und -ausgaben (in Euro je Einwohner)
doch erscheint dieser Mittelwertvergleich in Anbetracht der                        €/Ew.      2.000      2.500             3.000                3.500       4.000
großen Einnahmen- und Ausgabenunterschiede innerhalb
                                                                                  ST (161)                      2.816             2.977
der Gruppe der Länder mit kommunalen Finanzierungs-
überschüssen wenig aufschlussreich.                                               BY (148)                              3.029             3.177

Analog zu der Abbildung 5, die die Höhe und Zusammen-                            MV (112)                        2.915              3.027

setzung der kommunalen Finanzierungssalden zum Gegen-
                                                                                  NI (103)                       2.888             2.991
stand hatte, stellt Abbildung 6 nun die Veränderung der
kommunalen Finanzierungssalden im Jahr 2016 in den Kon-                           BW (91)                                          3.377            3.467
text der kommunalen Einnahmen- und Ausgabenentwick-
lung in den Flächenländern. Die Abbildung stellt somit                             BB (82)                            3.009             3.091

ländervergleichend dar, welche fiskalischen Entwicklungen
                                                                                   TH (76)            2.529           2.605
die jeweilige Veränderung des Finanzierungssaldos bewirkt
haben.                                                                             SN (60)                      2.863            2.923

                                                                                  NW (36)                                                  3.593            3.630
Bezogen auf die Gesamtheit der Flächenländer steht hinter
der Verbesserung des Finanzierungssaldos um 29 Euro
                                                                                   HE (33)                                         3.359            3.392
je Einwohner eine Zunahme der Gesamteinnahmen um
+195 Euro je Einwohner bei einem Wachstum der Pro-Kopf-                           RP (–10)                    2.810        2.820
Ausgaben um +166 Euro je Einwohner. In den ostdeutschen
Flächenländern ist der Ausgabenanstieg mit +92 Euro je                            SH (–45)                        2.958            3.003

Einwohner um etwa die Hälfte geringer ausgefallen als im
                                                                                 SL (–169)     2.352            2.521
Durchschnitt der westdeutschen Flächenländer (+181 Euro
je Einwohner). Im Hinblick auf die Entwicklung der kom-                      FL insges (71)                                3.172            3.242
munalen Gesamteinnahmen waren die Ost-West-Unter-
                                                                            westdt FL (66)                                      3.239           3.305
schiede sogar noch etwas größer: In Ostdeutschland sind die
kommunalen Pro-Kopf-Einnahmen im Durchschnitt um
                                                                             ostdt FL (92)                     2.833             2.924
+102 Euro gestiegen, in den westdeutschen Flächenländern
betrug die Zunahme im Mittel +213 Euro je Einwohner.
                                                                               bereinigte Gesamteinnahmen                 bereinigte Gesamtausgaben

Sowohl die kommunalen Gesamteinnahmen als auch die                          Quelle: Statistisches Bundesamt (vierteljährliche
                                                                            Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte).
Gesamtausgaben wiesen im Jahr 2016 ausgeprägte Entwick-
lungsunterschiede zwischen den Flächenländern auf, auch
wenn die Entwicklungsrichtung der Einnahmen und Aus-
gaben in allen Ländern dieselbe gewesen ist. In jedem Land                 Einwohner bzw. 1 Prozent) und der höchsten Zunahme
sind die Einnahmen im Jahresverlauf gestiegen. In keinem                   (Nordrhein-Westfalen; +244 Euro je Einwohner bzw.
Land sind die Ausgaben gesunken.                                           7 Prozent) nicht ganz so groß.

Die Veränderung der Pro-Kopf-Gesamteinnahmen reichte                       Belastbare Erklärungsmuster für die Ergebnisentwicklung
von +51 Euro in Thüringen (2 Prozent) bis hin zu +313 Euro                 im Jahr 2016 lassen sich der kommunalen Einnahmen- und
in Nordrhein-Westfalen (9 Prozent). Mit Blick auf die berei-               Ausgabenentwicklung nicht entnehmen. Die kommunale
nigten Gesamtausgaben war die Spannweite zwischen der                      Haushaltsentwicklung ist in den Ländern sehr unterschied-
minimalen absoluten Veränderung (Saarland; +36 Euro je                     lich verlaufen. Die Abweichungen beschränken sich dabei
                                                                           keineswegs auf Länder mit gegensätzlicher Ergebnisent-
6    Zum Beispiel derart, dass die kommunalen Gesamteinnahmen der          wicklung. Hier waren divergierende Einnahmen- und Aus-
     Länder mit Finanzierungsdefiziten unterdurchschnittlich ausgefallen
                                                                           gabenentwicklungen zu erwarten. Es unterscheiden sich
     sind und/oder die Gesamtausgaben über dem Durchschnitt der Flä-
     chenländer lagen.                                                     jedoch auch Länder, deren kommunale Finanzierungssal-

12
Haushaltsergebnisse und Ergebnis­entwicklung

 ABBILDUNG 6 Beiträge zur Enwicklung des kommunalen                                       wohner) – hat die ebenfalls positive Ergebnisentwicklung
             Finanzierungssaldos 2016: Entwicklung                                        der Kommunen in Sachsen-Anhalt (+78 Euro je Einwoh-
             der bereinigten Gesamteinnahmen und                                          ner) überwiegend ausgabenseitige Gründe. Hier sind die
             -ausgaben (in Euro je Einwohner)                                             kommunalen Pro-Kopf-Ausgaben gegenüber dem Vorjahr

        €/Ew. 0                 100                   200               300         400   nur um 39 Euro je Einwohner – und damit weit unterdurch-
                                                                                          schnittlich stark – gestiegen.7 Ein weiteres Beispiel für sehr
         SL (85)          36               120
                                                                                          unterschiedliche Entwicklungsmuster hinter einer gleich-
         ST (78)          39              117                                             artigen Ergebnisentwicklung sind Brandenburg (–36 Euro
                                                                                          je Einwohner) und Schleswig-Holstein (–37 Euro je Ein-
       NW (69)                                                    244         313         wohner). Während für den Saldenrückgang in Branden-
                                                                                          burg vor allem die unterdurchschnittliche Entwicklung
        HE (60)                                   168          227
                                                                                          der kommunalen Einnahmen verantwortlich ist (+77 Euro
        BY (38)           75              113                                             je Einwohner, d. h. 118 Euro unter dem Einnahmeplus im
                                                                                          Flächenländerdurchschnitt), ist der Ergebnisrückgang in
       MV (31)                             187               218                          Schleswig-Holstein vor allem das Resultat des überdurch-
                                                                                          schnittlichen Ausgabenzuwachses (+225 Euro je Einwohner,
        SN (18)           74         91
                                                                                          also 59 Euro je Einwohner mehr als im Flächenländerdurch-
         BW (9)                                  207         216                          schnitt)

          NI (3)                                202         205

       RP (–28)                117              145

       TH (–35)      51          86

       BB (–36)           77          112

       SH (–37)                            188                 225

 FL insges. (29)                      166                195

 westdt. FL (33)                           181               213

  ostdt. FL (11)           92         102

     Einnahmenentwicklung ggü. 2015                   Ausgabenentwicklung ggü. 2015

 Quelle: Statistisches Bundesamt (vierteljährliche
 Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte).

den sich im Jahr 2016 ähnlich entwickelt haben, im Hinblick
auf die den Haushaltsergebnissen zugrunde liegende Ein-
nahmen- und Ausgabenentwicklung teils erheblich. Exem-
plarisch sei in diesem Zusammenhang auf die kommunale
Haushaltsentwicklung in Sachsen-Anhalt und Nordrhein-
Westfalen verwiesen, deren Haushaltsergebnisse sich im
Jahr 2016 mit einer Verbesserung des Finanzierungssaldos
um 78 bzw. 69 Euro je Einwohner ähnlich entwickelt haben.
Während der Anstieg des kommunalen Finanzierungssal-
dos in Nordrhein-Westfalen einzig auf die starke Zunahme
                                                                                          7   Im Flächenländerdurchschnitt sind die kommunalen Ausgaben im
der Einnahmen (+313 Euro je Einwohner) zurückgeführt                                          Jahr 2016 mehr als vier Mal so stark gewachsen. Nur im Saarland,
                                                                                              dem Land mit der stärksten kommunalen Ergebnisverbesserung, ist
werden kann – bei gleichzeitiger ebenfalls weit überdurch-
                                                                                              das Ausgabenwachstum im Jahr 2016 mit +36 Euro je Einwohner noch
schnittlicher Entwicklung der Ausgaben (+244 Euro je Ein-                                     schwächer ausgefallen.

                                                                                                                                                           13
4 Kommunale Einnahmen

 ABBILDUNG 7 Bereinigte Gesamteinnahmen (in Euro je Einwohner)
                  Niveau 2016                                                                         Entwicklung ggü. 2015
           NW                                                         3.630                      NW                                          313
            BW                                                        3.467                      BW                                          216
            HE                                                        3.392                      HE                                          227
            BY                                                        3.177                      BY                                          113
            BB                                                        3.091                      BB                                           77
            MV                                                        3.027                      MV                                          218
            NI                                                        2.991                      NI                                          205
            ST                                                        2.977                      ST                                          117
            SH                                                        2.958                      SH                                          188
            SN                                                        2.923                      SN                                           91
            RP                                                        2.810                      RP                                          117
            TH                                                        2.605                      TH                                           51
            SL                                                        2.352                      SL                                          120
     FL insges.                                                       3.242              FL insges.                                          195
     westdt. FL                                                       3.305             westdt. FL                                           213
      ostdt. FL                                                       2.924               ostdt. FL                                          102

                  0       1.000       2.000        3.000        4.000                                 0        250            500   750   1.000

 Quelle: Statistisches Bundesamt (vierteljährliche Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte).

Nachdem im vorangegangenen Kapitel 3 bereits ein erster                               Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beliefen sich
Eindruck von der Höhe und Entwicklung der kommunalen                                  die bereinigten Gesamteinnahmen der Gemeinden und
Gesamteinnahmen gegeben wurde, werden diese nachfol-                                  Gemeindeverbände im Jahr 2016 im Flächenländerdurch-
gend genauer in den Blick genommen.                                                   schnitt auf 3.242 Euro je Einwohner (vgl. Abbildung 7). Auf
                                                                                      der Länderebene reichte die Spanne dabei von 2.352 Euro je
Ausgehend von den bereinigten Gesamteinnahmen wird in                                 Einwohner im Saarland bis hin zu 3.630 Euro je Einwohner
diesem Kontext die Höhe und Entwicklung der kommunalen                                in Nordrhein-Westfalen. Gegenüber dem Vorjahr sind die
Einnahmen aus Steuern, allgemeinen Zuweisungen (d. h.                                 Gesamteinnahmen in 2016 im Schnitt um 195 Euro je Ein-
Zuweisungen, die nicht mit einer Zweckbindung versehen                                wohner gestiegen (+6,4 Prozent). Hier reichte die Spanne im
sind), zweckgebundenen Zuweisungen sowie Gebühren und                                 Ländervergleich von 2 Prozent in Thüringen bis zu 8,6 Pro-
Beiträgen ländervergleichend untersucht. Aus Gründen der                              zent in den Kommunen Nordrhein-Westfalens.
Übersichtlichkeit werden die Länderwerte dabei stets ent-
sprechend ihrer Pro-Kopf-Höhe im Jahr 2016 sortiert dar-
gestellt.

14
Kommunale Einnahmen

    ABBILDUNG 8 Kommunale Bruttoeinnahmen nach Einnahmearten
                (in Euro je Einwohner, Summenwert der kommunalen Bruttoeinnahmen in Klammern)
               Niveau 2016                                                                    Entwicklung ggü. 2015
      5.000                                                                            300

                                                                                       250                               32
      4.000                                                                                            32
                                                                                                                         40
                         628                667                                                        30
                                                                                       200
                         197                193                   432
      3.000              388                412                   216                                                                  28
                                                                                       150                               103
                                                                  267                                  98

                         978                956
                                                                                       100                                             74
      2.000                                                      1.088
                                                                                                       33                37
                         604                575                                                                                        14
                                                                                         50
                                                                  748                                  58                59            51
      1.000
                                           1.261
                                                                                          0
                     1.178                                                                             –15               –17          –23
                                                                  756
                                                                                                                                       –1
           0                                                                           –50
                   FL insges.           westdt. FL             ostdt. FL                            FL insges.        westdt. FL    ostdt. FL
                  (3.973 €/Ew.)        (4.066 €/Ew.)         (3.508 €/Ew.)                          (236 €/Ew.)       (254 €/Ew.)   (143 €/Ew.)

               Steuern                               allgemeine Zuweisungen                zweckgebundene Zuweisungen

               Gebühren und Beiträge                 Finanzeinnahmen                       sonstige Einnahmen

    Quelle: Statistisches Bundesamt (vierteljährliche Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte).

Abbildung 8 gibt einen Überblick über die Zusammenset-                                   fielen auf kommunale Finanzeinnahmen (d. h. Einnahmen
zung der kommunalen Gesamteinnahmen im Jahr 2016.8                                       aus Zinsen, wirtschaftlicher Betätigung etc.).
Bezogen auf den Durchschnitt der Flächenländer stellten
die Steuereinnahmen mit 1.178 Euro je Einwohner (29,6                                    Die kommunale Einnahmestruktur weist noch immer deut-
Prozent der Bruttoeinnahmen) die fiskalisch bedeutsamste                                 lich sichtbare Ost-West-Unterschiede auf, wie Abbildung 8
kommunale Einnahmeart dar, gefolgt von den zweckge-                                      erkennen lässt. Die Unterschiede betreffen dabei haupt-
bundenen Zuweisungen (inkl. Kostenerstattungen) mit                                      sächlich die kommunalen Einnahmen aus Steuern und all-
978 Euro je Einwohner (24,6 Prozent) und den allgemeinen                                 gemeinen Zuweisungen sowie aus Gebühren und Beiträgen.
Zuweisungen (604 Euro je Einwohner bzw. 15,2 Prozent).                                   Mit 756 Euro je Einwohner verfügten die ostdeutschen Kom-
Über Gebühren und Beiträge vereinnahmten die Kommunen                                    munen im Jahr 2016 im Schnitt nur über rund 60 Prozent
im Jahr 2016 im Mittel 388 Euro je Einwohner (9,8 Prozent).                              der durchschnittlichen Steuereinnahmen in den westdeut-
Durchschnittlich 197 Euro je Einwohner (5,0 Prozent) ent-                                schen Flächenländern (1.261 Euro je Einwohner). Ein Groß-
                                                                                         teil der Steuerschwäche wird den ostdeutschen Kommunen
8     Für die einzelnen Einnahmearten ist eine Bereinigung um Zahlun-
      gen von gleicher Ebene (d. h. um Zahlungen von anderen Kommunen,                   durch höhere Zuweisungen ausgeglichen. Die allgemeinen
      z. B. Einnahmen aus allgemeinen Umlagen von Kommunen) auf der
                                                                                         Zuweisungen lagen im Jahr 2016 mit durchschnittlich 748
      Grundlage der vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten vier-
      teljährlichen Kassenergebnisse nicht möglich, da die entsprechen-                  Euro je Einwohner etwa 30 Prozent über dem westdeutschen
      den Daten nicht in der hierfür erforderlichen Tiefe bereitgestellt wer-
                                                                                         Wert (575 Euro je Einwohner). Bezogen auf die zweckge-
      den. Die nach Einnahmearten differenzierte Betrachtung kann daher
      nur auf der Grundlage der „Bruttoeinnahmen“ erfolgen, die – anders                 bundenen Zuweisungen betrug der Vorsprung der ostdeut-
      als die (aus diesem Grunde sogenannten) „bereinigten“ Einnahmen –
                                                                                         schen Kommunen 132 Euro je Einwohner bzw. 13,8 Prozent
      noch nicht um Zahlungen von gleicher Ebene bereinigt sind. Dasselbe
      gilt analog auch für die kommunalen Ausgaben. Auch hier ist eine                   (1.088 gegenüber 956 Euro je Einwohner). Bezogen auf die
      Bereinigung um Zahlungen an die gleiche Ebene (d. h. Zahlungen an
                                                                                         Summe der kommunalen Einnahmen aus Steuern sowie all-
      andere Kommunen, z. B. allgemeine Umlagen an Gemeindeverbände)
      für die einzelnen Ausgabearten auf der vorliegenden Datengrundlage                 gemeinen und zweckgebundenen Zuweisungen lag das Ein-
      nicht möglich. Im Jahr 2016 beliefen sich die Zahlungen von bzw. an
                                                                                         nahmeniveau der westdeutschen Kommunen im Jahr 2016
      die gleiche Ebene bei den kommunalen Kern- und Extrahaushalten
      in der Summe der Flächenländer auf 55,7 Milliarden Euro (731 Euro je               durchschnittlich 200 Euro je Einwohner bzw. 7,7 Prozent
      Einwohner). Davon machten die unter der Position „sonstige Einnah-
                                                                                         über dem der Gemeinden und Gemeindeverbände in den
      men“ (bzw. unter „sonstige Ausgaben“ in Kapitel 4) erfassten allge-
      meinen Umlagen von bzw. an Kommunen etwa 71 Prozent aus.                           ostdeutschen Flächenländern.

                                                                                                                                                    15
Kommunale Einnahmen

  Textbox 1 S
             tatistische Effekte kommunaler                          gewiesen, da die Bereinigung um Zahlungen von bzw. an Kommu-
            Finanzausgleichsumlagen                                   nen de facto unvollständig ist. Die finanzstatistische Einordnung
                                                                      als „Zahlung an das Land“ hat den Hintergrund, dass die entspre-
  Mit Blick auf die Interpretation der in Abbildung 7 dargestellten   chenden Zahlungen, obwohl sie letztendlich wieder in den kommu-
  Kassenergebnisse ist auf einen verzerrenden Effekt hinzuweisen:     nalen Bereich zurückfließen, haushaltsrechtlich einen „Umweg“
  Im Jahr 2016 wurde in elf der 13 Flächenländer eine sogenannte      über den Landeshaushalt machen.
  „Finanzausgleichsumlage“ von besonders steuer- bzw. finanzstar-
  ken Kommunen erhoben (Wohltmann 2014). Das Aufkommen aus            Ob ein derartiger Effekt vorliegt bzw. wie stark er gegebenenfalls
  der Umlage verblieb dabei zumeist im kommunalen Bereich. Es hat     ist, hängt neben der finanzstatistischen Verbuchung der kommu-
  die Finanzausgleichsmasse gestärkt oder diente der (Mit-)Finan-     nalen Umlagezahlungen auch maßgeblich von der Höhe des Auf-
  zierung von Konsolidierungshilfen für Kommunen mit problema-        kommens ab. In fast allen Ländern hält sich das Ausmaß der Verzer-
  tischer Haushaltssituation. Lediglich in Baden-Württemberg ist      rung angesichts des geringen Umlageaufkommens in sehr engen
  ein Teil des Aufkommens (rund 12 Prozent) in den Landeshaushalt     Grenzen. Im Hinblick auf Baden-Württemberg trifft dies jedoch
  geflossen.                                                          nicht zu: Gemäß der vierteljährlichen Kassenstatistik des Statis-
                                                                      tischen Bundesamtes beliefen sich die Zuweisungen, die im Jahr
  Bezogen auf die Gruppe der Flächenländer ohne Baden-Württem-        2016 über die Finanzausgleichsumlage von den Kommunen selbst
  berg beliefen sich die unter den Positionen „allgemeine Zuwei-      finanziert wurden, hier auf fast 3,3 Milliarden Euro. Dies entspricht
  sungen an das Land“ sowie „allgemeine Umlagen an das Land“          einem Pro-Kopf-Wert von 302 Euro bzw. fast 9 Prozent der berei-
  gebuchten Ausgaben im Jahr 2016 durchschnittlich auf acht Euro      nigten Gesamteinnahmen, um den diese in der Statistik zu hoch aus-
  je Einwohner; dies entspricht einem Anteilswert von jeweils weni-   gewiesen werden; dasselbe gilt für die kommunalen Gesamtausga-
  ger als 0,3 Prozent der bereinigten Gesamtausgaben der Kommu-       ben. De facto belaufen sich die um Zahlungen von gleicher Ebene
  nen. Da unter den genannten statistischen Positionen teils auch     bereinigten Gesamteinnahmen in Baden-Württemberg demnach
  andere Zahlungen als die Finanzausgleichsumlage verbucht wer-       auf 3.165 Euro je Einwohner anstatt der in der Kassenstatistik aus-
  den, dürfte dieser Wert die obere Grenze des skizzierten Zerref-    gewiesenen 3.467 Euro je Einwohner. Für die bereinigten Ausga-
  fekts darstellen                                                    ben ergibt sich durch die Bereinigung um den skizzierten Effekt ein
                                                                      Betrag von 3.075 statt 3.377 Euro je Einwohner.
  Sofern die kommunalen Ausgaben für die Umlage in der Finanz-
  statistik als „Zahlung an das Land“ gebucht werden (z. B. unter     Der verzerrende Einfluss des Aufkommens aus der Finanzaus-
  den Positionen „allgemeine Zuweisungen an das Land“ oder „all-      gleichsumlage beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Höhe der
  gemeine Umlagen an das Land“), sind die bereinigten kommuna-        Gesamteinnahmen und -ausgaben. Er erstreckt sich darüber hinaus
  len Einnahmen sowohl mit Blick auf die Höhe als auch hinsichtlich   auch auf die – mit den Mitteln der Finanzausgleichsumlage – finan-
  ihrer Struktur durch die Finanzausgleichsumlage verzerrt. Das-      zierten Zuweisungen an die Kommunen. Im Falle einer vollständi-
  selbe gilt analog für die bereinigten Gesamtausgaben. In diesem     gen Bereinigung um Zahlungen von gleicher Ebene würden diese
  Fall werden sowohl die Gesamteinnahmen als auch die Ausgaben        entsprechend geringer ausfallen. Eine derartige Bereinigung kann
  der Gemeinden und Gemeindeverbände systematisch zu hoch aus-        jedoch im Rahmen des vorliegenden Berichts nicht geleistet werden

Zusätzlich zum Einnahmeniveau vermittelt Abbildung 8                  hinaus die Zunahme der kommunalen Steuereinnahmen
auch einen nach Einnahmearten differenzierten Eindruck                (+58 Euro je Einwohner bzw. +5,2 Prozent), der allgemeinen
von der Entwicklung der kommunalen Einnahmen im Jahr                  Zuweisungen (+33 Euro je Einwohner bzw. +5,8 Prozent)
2016. Bezogen auf den Flächenländerdurchschnitt sind die              sowie der Gebühren und Beiträge (+30 Euro je Einwohner
Gesamteinnahmen der Kommunen (Bruttoeinnahmen) im                     bzw. +8,4 Prozent).
vergangenen Jahr um 236 Euro je Einwohner gestiegen. Aus-
weislich der vierteljährlichen Kassenstatistik lässt sich das         Die Einnahmenentwicklung wies dabei im Jahr 2016 deut-
Wachstum dabei vor allem auf die Zunahme der zweckge-                 liche Unterschiede zwischen den ost- und westdeutschen
bundenen Zuweisungen (v. a. Zuweisungen für laufende                  Kommunen auf – und zwar nicht nur im Hinblick auf das
Zwecke sowie Kostenerstattungen) zurückführen, die gegen-             Niveau der Entwicklung, sondern auch hinsichtlich ihrer
über dem Vorjahr um 98 Euro je Einwohner (bzw. +11 Pro-               Struktur: Dass die kommunalen Einnahmen in den ost-
zent) gestiegen sind (Boettcher und Geißler 2017). Zur                deutschen Ländern im Jahr 2016 mit +143 Euro je Einwohner
positiven Einnahmenentwicklung beigetragen hat darüber                (+4,2 Prozent) nur etwas mehr als halb so stark gewachsen

16
Kommunale Einnahmen

    ABBILDUNG 9 Steuereinnahmen (netto) (in Euro je Einwohner)
                    Niveau 2016                                                                          Entwicklung ggü. 2015
              HE                                                         1.485                      HE                                          110
              BY                                                         1.387                      BY                                           70
             BW                                                          1.337                      BW                                           61
             NW                                                          1.247                      NW                                           47
              NI                                                         1.064                      NI                                           55
              SH                                                         1.028                      SH                                           54
              RP                                                         1.025                      RP                                           11
              SL                                                           905                      SL                                           29
              BB                                                           783                      BB                                           42
              SN                                                           778                      SN                                           50
              ST                                                           748                      ST                                           72
              TH                                                           725                      TH                                           42
             MV                                                            713                      MV                                           50
       FL insges.                                                        1.178              FL insges.                                           58
      westdt. FL                                                         1.261             westdt. FL                                            59
        ostdt. FL                                                          756               ostdt. FL                                           51

                    0      300       600       900       1.200     1.500                                 0       50      100     150   200   250

    Quelle: Statistisches Bundesamt (vierteljährliche Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte).

sind wie in den westdeutschen Flächenländern (+254 Euro                                  zurückführen. Bezogen auf die Nettosteuereinnahmen
je Einwohner bzw. +6,7 Prozent), lässt sich vor allem auf                                reichte die Spanne im Jahr 2016 auf der Länderebene von
die Entwicklung der Einnahmen aus Gebühren und Beiträ-                                   713 Euro je Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern bis
gen (–23 Euro je Einwohner im ostdeutschen Durchschnitt                                  hin zu 1.485 Euro je Einwohner in Hessen; die hessischen
ggü. +40 Euro je Einwohner in den westdeutschen Flächen-                                 Kommunen verfügten somit über mehr als doppelt so hohe
ländern), der zweckgebundenen Zuweisungen (+74 ggü.                                      Steuereinnahmen wie die Gemeinden in Mecklenburg-Vor-
+103 Euro je Einwohner) sowie der allgemeinen Zuweisun-                                  pommern.
gen (+14 ggü. +37 Euro je Einwohner) zurückführen. Eine
Ausnahme bilden die kommunalen Einnahmen aus Steuern,                                    Erwartungsgemäß korrespondiert das Verteilungsmuster
die in Ost und West bezogen auf das Pro-Kopf-Aufkommen                                   der kommunalen Steuereinnahmen deutlich sichtbar mit
in etwa gleich stark gestiegen sind (+51 Euro je Einwohner in                            der – in Teil A (Rahmenbedingungen) – dargestellten BIP-
den ostdeutschen Flächenländern; +59 Euro je Einwohner in                                Verteilung zwischen den Ländern: Wie die Wirtschaftskraft
den westdeutschen Flächenländern)9 (vgl. Abbildung 9).                                   waren auch die kommunalen Steuereinnahmen im Jahr
                                                                                         2016 durch ein ausgeprägtes West-Ost- sowie Süd-Nord-
                                                                                         Gefälle gekennzeichnet. Besonders steuerstark waren die
4.1 Steuereinnahmen                                                                      Kommunen in Süddeutschland (Hessen, Bayern und Baden-
                                                                                         Württemberg). Hier vereinnahmten die Gemeinden im
Ein Großteil der Länderunterschiede bei den kommunalen                                   Schnitt Steuern in Höhe von 1.337 bis 1.485 Euro je Einwoh-
Gesamteinnahmen lässt sich auf die zwischen den Ländern                                  ner. Bezogen auf die westdeutschen Flächenländer waren
stark divergierenden Steuereinnahmen10 der Gemeinden                                     die Kommunen im Saarland besonders steuerschwach. Mit
                                                                                         905 Euro je Einwohner verfügten allerdings auch sie über
9     Aufgrund des geringeren Niveaus der kommunalen Steuereinnahmen
      in den ostdeutschen Flächenländern ist die Wachstumsrate in diesen                 deutlich höhere Steuereinnahmen als die Kommunen in
      mit +7,2 Prozent allerdings deutlich höher ausgefallen als im west-                den ostdeutschen Ländern (756 Euro je Einwohner).
      deutschen Durchschnitt (+4,9 Prozent).
10    Diese setzen sich zusammen aus den Einnahmen der Gemeindesteuern
      (Grundsteuer A und B sowie Gewerbesteuer abzüglich der Ausgaben                    Abbildung 9 macht deutlich, dass die kommunalen Steuer-
      für die Gewerbesteuerumlage), den Gemeindeanteilen an den Gemein-
                                                                                         einnahmen im Jahr 2016 in fast allen Ländern deutlich ge-
      schaftssteuern (Einkommen- und Umsatzsteuer) sowie den sonstigen
      Gemeindesteuern (u. a. Hundesteuer). Von der vereinnahmten Gewer-                  stiegen sind. Besonders die hessischen Kommunen stachen
      besteuer führen die Gemeinden (u. a. im Gegenzug für ihre Beteiligung
                                                                                         bei der Aufkommensentwicklung heraus. Ihre Einnahmen
      an den Gemeinschaftssteuern) seit 1970 eine Umlage an Land und Bund
      ab. Der Großteil (Nettogewerbesteuer) verbleibt im Gemeindehaushalt.               haben gegenüber dem Vorjahr um 110 Euro je Einwohner
      Die westdeutschen Gemeinden führen bis 2019 eine zusätzliche Umlage
                                                                                         zugelegt; mithin 8 Prozent. Erhebliche Zuwächse waren dar-
      aus der Gewerbesteuer zur Finanzierung der Deutschen Einheit an die
      Länder ab (vgl. Bundesministerium der Finanzen 2015: 17 ff).                       über hinaus u. a. in Sachsen-Anhalt (+72 Euro je Einwohner

                                                                                                                                                       17
Kommunale Einnahmen

 ABBILDUNG 10 Allgemeine Zuweisungen (in Euro je Einwohner)
                  Niveau 2016                                                                           Entwicklung ggü. 2015
            BB                                                          861                       BB                                                   22
           BW                                                           794                      BW                                                    59
            TH                                                          735                       TH                                                   –3
           MV                                                           731                      MV                                                    24
            SN                                                          719                       SN                                                    5
            ST                                                          701                       ST                                                   31
           NW                                                           607                      NW                                                    30
            HE                                                          578                       HE                                                   94
            SL                                                          553                       SL                                                   14
            SH                                                          533                       SH                                                    9
            NI                                                          513                       NI                                                   18
            RP                                                          494                       RP                                                   50
            BY                                                          420                       BY                                                   17
     FL insges.                                                         604                FL insges.                                                  33
     westdt. FL                                                         575                westdt. FL                                                  37
      ostdt. FL                                                         748                 ostdt. FL                                                  14

                  0      200      400       600        800      1.000                                   0       50      100     150     200      250

 Quelle: Statistisches Bundesamt (vierteljährliche Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte).

bzw. +10,7 Prozent) und Bayern (+70 Euro je Einwohner bzw.                            Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erhielten die
+5,3 Prozent) zu verzeichnen. Die geringste Aufkommenszu-                             bayerischen Kommunen 2016 mit durchschnittlich 420 Euro
nahme wiesen die Kommunen in Rheinland-Pfalz (+11 Euro                                je Einwohner die geringsten allgemeinen Zuweisungen;
je Einwohner bzw. +1,1 Prozent) sowie im Saarland (+29 Euro                           am höchsten waren sie in Westdeutschland in Nordrhein-
je Einwohner bzw. +3,3 Prozent) auf. Im Flächenländer-                                Westfalen (607 Euro je Einwohner) und Baden-Württem-
durchschnitt haben die Steuereinnahmen im Jahr 2016 um                                berg (794 Euro je Einwohner).12
58 Euro je Einwohner zugelegt (+5,2 Prozent).
                                                                                      Die Entwicklung der allgemeinen Zuweisungen reichte im
                                                                                      Jahr 2016 von –3 Euro je Einwohner in Thüringen bis hin zu
4.2 Allgemeine Zuweisungen                                                            +94 Euro je Einwohner in Hessen.13 Im Flächenländerdurch-
                                                                                      schnitt sind die allgemeinen Zuweisungen im gleichen Zeit-
Zum Ausgleich ihrer – verglichen mit den westdeutschen                                raum um +33 Euro je Einwohner gestiegen (+5,8 Prozent),
Flächenländern bestehenden – Steuerschwäche erhalten die                              wobei die Entwicklung in den westdeutschen Kommunen
ostdeutschen Kommunen höhere Zuweisungen vom Land.                                    mit +37 Euro je Einwohner im Mittel deutlich dynamischer
Die nicht mit einer Vorgabe im Hinblick auf den Verwen-                               verlaufen ist als in den ostdeutschen Flächenländern
dungszweck versehenen allgemeinen                 Zuweisungen11       belie-          (+14 Euro je Einwohner). Grundsätzlich spiegelt sich im
fen sich im Jahr 2016 im Durchschnitt der fünf neuen Länder
                                                                                      12     Das hohe Zuweisungsniveau in Baden-Württemberg ist wesentlich
auf 748 Euro je Einwohner (Abbildung 10). Das Zuweisungs-                                    auf den in Textbox 1 beschriebenen Sondereffekt zurückzuführen.
niveau lag damit 173 Euro je Einwohner bzw. 30 Prozent über                                  Im Jahr 2016 belief sich das zur Stärkung der Finanzausgleichsmasse
                                                                                             verwendete Aufkommen aus der Finanzausgleichsumlage auf rund
dem westdeutschen Durchschnitt (575 Euro je Einwohner).                                      3,3 Milliarden Euro. Die Finanzausgleichsmasse wiederum wurde
                                                                                             im Jahr 2016 in Baden-Württemberg zu ca. 60 Prozent in Form von
                                                                                             Schlüsselzuweisungen – d. h. als allgemeine Zuweisungen ohne Ver-
In den ostdeutschen Ländern reichte das Niveau der all-                                      wendungsvorgabe – an die Kommunen ausgereicht. Hieraus ergibt
gemeinen Zuweisungen im Jahr 2016 dabei von 701 Euro je                                      sich ein „Finanzausgleichsumlageneffekt“ auf die Höhe der allge-
                                                                                             meinen Zuweisungen der baden-württembergischen Kommunen von
Einwohner in Sachsen-Anhalt bis 861 Euro je Einwohner in                                     nahezu.200 Euro je Einwohner im Jahr 2016.
Brandenburg. In den westdeutschen Flächenländern war                                  13     Die starke Zunahme der allgemeinen Zuweisungen in Hessen ist u. a.
                                                                                             das Resultat der dort in 2016 durchgeführten Strukturreform des
das Niveau der allgemeinen Zuweisungen – mit Ausnahme
                                                                                             kommunalen Finanzausgleichs. Im Zuge dieser Reform, die mit dem
Baden-Württembergs – deutlich geringer.                                                      am 21. Mai 2013 ergangenen „Alsfeld-Urteil“ des hessischen Staats-
                                                                                             gerichtshofes erforderlich geworden ist, wurde in Hessen nicht nur
                                                                                             das bisherige Verbundquotenmodell zugunsten einer bedarfsorien-
                                                                                             tierten Ableitung der Finanzausgleichsmasse abgelöst, sondern es
11   Summe der Schlüssel-, Bedarfs- und sonstigen allgemeinen Zuwei-                         wurde auch der Anteil der allgemeinen – d. h. nicht mit einer Zweck-
     sungen sowie der Ausgleichsleistungen vom Land (u. a. Ausgleichs-                       bindung versehenen – Zuweisungen an die Kommunen deutlich (von
     leistungen nach dem Familienleistungsausgleich).                                        rund 60 Prozent auf über 70 Prozent) erhöht.

18
Kommunale Einnahmen

 ABBILDUNG 11 Zweckgebundene Zuweisungen (einschließlich Kostenerstattungen, Kostenersatz und
              Leistungsbeteiligungen) (in Euro je Einwohner)
                  Niveau 2016                                                                         Entwicklung ggü. 2015
            ST                                                        1.278                      ST                                           36
           MV                                                         1.253                      MV                                          157
            BB                                                        1.180                      BB                                           70
            RP                                                        1.157                      RP                                           94
            SH                                                        1.083                      SH                                           85
            NI                                                        1.063                      NI                                          125
            SN                                                        1.028                      SN                                           94
           NW                                                         1.024                      NW                                          117
            BY                                                          922                      BY                                           96
           BW                                                           847                      BW                                          121
            TH                                                          779                      TH                                           17
            HE                                                          762                      HE                                           40
            SL                                                          564                      SL                                           79
     FL insges.                                                         978              FL insges.                                           98
     westdt. FL                                                         956             westdt. FL                                           103
      ostdt. FL                                                       1.088               ostdt. FL                                           74

                  0      300      600       900       1.200     1.500                                 0       50      100     150   200   250

 Quelle: Statistisches Bundesamt (vierteljährliche Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte).

Wachstum der allgemeinen Zuweisungen der Steuerzu-                                    Mit durchschnittlichen Einnahmen in Höhe von 978 Euro
wachs der Länder wider.                                                               je Einwohner lag das Niveau der zweckgebundenen Zuwei-
                                                                                      sungen an die Gemeinden und Gemeindeverbände im Jahr
                                                                                      2016 mehr als 60 Prozent über dem der allgemeinen Zuwei-
4.3 Zweckgebundene Zuweisungen                                                        sungen (vgl. Abbildung 11). Besonders hoch war ihr Niveau
                                                                                      in Sachsen-Anhalt (1.278 Euro je Einwohner) und Mecklen-
An dieser Stelle muss auf den Effekt unterschiedlicher Sys-                           burg-Vorpommern (1.253 Euro je Einwohner). Hier erhielten
teme des kommunalen Finanzausgleichs in den Ländern                                   die Kommunen deutlich mehr als doppelt so hohe zweck-
hingewiesen werden (vgl. Lenk, Hesse und Lück 2013). Die                              gebundene Zuweisungen wie im Saarland (564 Euro je Ein-
Länder treffen eigenverantwortlich die Entscheidung, in                               wohner).
welchem Anteil sie die Mittel des Finanzausgleichs über
Schlüssel- oder Zweckzuweisungen verteilen. Beide Ein-                                Auch die zweckgebundenen Zuweisungen wiesen im Jahr
nahmepositionen sind in gewissem Maße spiegelbildlich,                                2016 einen deutlich sichtbaren Ost-West-Unterschied auf.
wobei Schlüsselzuweisungen den Kommunen größere Frei-                                 Verglichen mit den Einnahmen aus Steuern sowie den all-
heitsgrade der Haushaltspolitik belassen.                                             gemeinen Zuweisungen stellte sich dieser Unterschied bei
                                                                                      den zweckgebundenen Zuweisungen jedoch eher gering
Neben den Steuereinnahmen und allgemeinen Zuweisun-                                   dar. Im Jahr 2016 belief sich ihr Niveau in den ostdeut-
gen erhalten die Gemeinden und Gemeindeverbände auch                                  schen Ländern im Schnitt auf 1.088 Euro je Einwohner; in
Mittel, über deren Verwendung sie nicht frei entscheiden                              den westdeutschen Flächenländern lagen die entsprechen-
dürfen. In diesem Kontext kann zwischen zwei Kategorien                               den Einnahmen mit 956 Euro je Einwohner durchschnittlich
zweckgebundener Einnahmen unterschieden werden, den                                   132 Euro je Einwohner bzw. 13,8 Prozent unter dem ostdeut-
Entgelteinnahmen (Einnahmen aus Gebühren und Beiträ-                                  schen Mittelwert. Bei den allgemeinen Zuweisungen betrug
gen) sowie den zweckgebundenen Zuweisungen.14                                         der Niveauunterschied zwischen Ost und West demgegen-
                                                                                      über 30 Prozent und bei den kommunalen Steuereinnahmen
                                                                                      standen den westdeutschen Gemeinden und Gemeinde-
14   Unter dem Begriff „zweckgebundene Zuweisungen“ werden im Rah-                    verbänden im Jahr 2016 sogar Pro-Kopf-Einnahmen zur
     men des vorliegenden Berichts folgende Einnahmearten zusammen-
                                                                                      Verfügung, die rund 67 Prozent über dem Niveau der ost-
     gefasst: Zuweisungen und Zuschüsse für laufende Zwecke, Erstat-
     tungen von Ausgaben des Verwaltungshaushalts, Ersatz von sozialen                deutschen Flächenländer lagen.
     Leistungen, Leistungsbeteiligung für Unterkunft und Heizung (SGB II),
     Zuweisungen/Zuschüsse für Investitionen und Investitionsförder-
     maßnahmen.

                                                                                                                                                    19
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