Gesundheitsreport 2019 - Techniker ...
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Vorwort Dass der Pflegeberuf tatsächlich krank machen kann, zeigt der diesjährige Schwerpunkt unseres Gesundheitsreports, in dem wir uns näher mit den Menschen in der Pflegebranche beschäftigt haben. Dieses Ergebnis ist nicht überraschend, aber klar und deutlich: Ja, es geht Deutschlands Kranken- und Alten- pflegern gesundheitlich überdurchschnittlich schlecht. Sie sind öfter und länger krank als Menschen in anderen Berufen. Kranken- und Altenpfleger fallen durchschnittlich jährlich für rund 23 Tage krankheitsbedingt aus, das sind acht Tage mehr, als in der Vergleichsgruppe aller Beschäftig- ten (15 Tage). Analog dazu erhalten sie durchschnittlich mehr Arzneimittel und davon auch größere Mengen. Schichtdienst, hohe körperliche Anforderungen, Zeitdruck und zu wenig Personal: Kranken- und Altenpflege ist Besonders die Psyche ist beim Pflegepersonal vergleichs- anspruchsvoll und kann die Menschen in Pflegeberufen an weise stark betroffen. Insbesondere bei den männlichen die Grenzen ihrer körperlichen und psychischen Belast- Beschäftigten. Sie waren mit durchschnittlich 4,6 Tagen barkeit bringen. Der Fachkräftemangel in der Pflegebranche aufgrund einer psychischen Diagnose 2,4 Mal so häufig ist daher eine der großen Herausforderungen der heutigen krankgeschrieben wie die männlichen Berufstätigen insge- Zeit. Fast 40.000 Stellen sind aktuell nicht besetzt. Die samt (1,9 Tage). Bei den Frauen kommen neben den psychi- jüngst von der Politik vorgestellte "Konzertierte Aktion schen Beschwerden auch noch auffällig hohe Fehlzeiten Pflege" setzt den Fokus darauf, die Attraktivität des aufgrund von Erkrankungen des Bewegungsapparats durch Berufsbildes zu steigern: Durch höhere Löhne, bessere körperliche Belastungen hinzu. Arbeitsbedingungen und Förderung von digitaler Technik, die den Pflegealltag erleichtert. Das zeigt: Wir müssen handeln. Betriebliches Gesundheits- management in der Pflege kann dabei einen wichtigen Doch das kann nur der Auftakt sein, um die Situation Beitrag leisten. Mit gezielten Präventionsmaßnahmen wer- nachhaltig zu verändern. Gerade mit Blick auf den den Arbeitsabläufe optimiert und die Beschäftigten lernen, demografischen Wandel und die damit einhergehende mit Belastungssituationen umzugehen. Wie das gehen kann, immer älter werdende Bevölkerung ist es eine gesamt- zeigt das Projekt "PROCARE", das wir als TK unterstützen. gesellschaftliche Aufgabe, diese Berufe wieder attraktiver Dabei entwickeln Wissenschaftler aus ganz Deutschland in zu machen. Grundvoraussetzung dafür ist die Gesundheit enger Zusammenarbeit mit stationären Pflegeeinrichtungen der Beschäftigten. Pflege darf nicht krank machen. Uns als ein spezielles Präventionsprogramm für Pflegeheime – und Krankenkasse ist es daher ein zentrales Anliegen, dieses zwar für Bewohner und Mitarbeitende. Ziel ist es, ein Thema aktiv mitzugestalten und Lösungen aufzuzeigen, die wirksames Modell zu entwickeln, wie Prävention erfolgreich über das gesetzliche Paket hinausgehen. in Pflegeeinrichtungen gelingen kann.
Große Chancen, um Pflegende zu entlasten, liegen aber auch in der Digitalisierung. Als TK haben wir für pflegende Ange- hörige beispielsweise einen digitalen Pflegekurs entwickelt. Und in einem Pilotprojekt setzen wir Künstliche Intelligenz ein, um sturzbedingte Krankenhauseinweisungen von Pflegebedürftigen zu verhindern. Beides könnte ebenfalls in der professionellen Pflege zum Einsatz kommen. Und auch eine elektronische Patientenakte, in der alle wichtigen Gesundheitsinformationen der Patienten zentral gespeichert sind, wird künftig den Arbeitsalltag der Pflegekräfte so erleichtern, dass sie wieder mehr Zeit haben, sich um diejenigen zu kümmern, um die es in ihrem Beruf wirklich geht: die Menschen. Hamburg, im Juni 2019 Dr. Jens Baas Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse
5 Inhalt 1 Zusammenfassung 08 Themenschwerpunkt: Pflegefall Pflegebranche? 50 Trends bei den Arzneiverordnungen nach ATC- So geht’s Deutschlands Pflegekräften. Gruppen bei Berufstätigen in Krankenpflegeberufen 53 Präparate nach Verordnungsvolumen bei Berufstätigen in Pflegeberufen 2 Themenschwerpunkt: Pflegefall Pflegebranche? 57 Betroffenenraten bei Berufstätigen in Pflegeberufen nach ausgewählten Arzneimittelgruppen 15 Hintergrund 15 Berufstätige in Pflegeberufen in den Daten der Techniker 3 Arbeitsunfähigkeit 17 Berufstätige in Pflegeberufen in den Jahren 2000 bis 2018 62 Arbeitsunfähigkeiten insgesamt 18 Berufstätige in Pflegeberufen nach Alter und 64 Arbeitsunfähigkeit nach Bundesländern Geschlecht 65 Arbeitsunfähigkeit nach Diagnosen 20 Berufstätige in den Pflegeberufen nach 67 Trends bei Fehlzeiten Ausbildungsabschluss 23 Berufstätige in den Pflegeberufen nach Arbeitszeit 23 Vergleichsgruppe und Standardisierung 4 Arzneiverordnungen 24 Arbeitsunfähigkeiten bei Berufstätigen in Pflegeberufen 68 Arzneiverordnungen insgesamt 24 Allgemeine Kennzahlen zur Arbeitsunfähigkeit bei 69 Arzneiverordnungen nach Geschlecht und Alter Berufstätigen in Pflegeberufen 70 Arzneiverordnungen nach Bundesländern 26 Arbeitsunfähigkeitstage bei Berufstätigen in 72 Arzneiverordnungen nach Arzneimittelgruppen Krankenpflegeberufen in den Jahren 2000 bis 2018 75 Trends bei Arzneiverordnungen 28 Arbeitsunfähigkeit von Berufstätigen in Pflegeberufen nach Bundesländern 30 Arbeitsunfähigkeit bei Berufstätigen in Pflegeberufen 5 Anhang nach Diagnosen 40 Arzneiverordnungen bei Berufstätigen in 77 Tabellenanhang Pflegeberufen 93 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 40 Allgemeine Kennzahlen zu Arzneiverordnungen bei Berufstätigen in Pflegeberufen 41 Arzneiverordnungen bei Berufstätigen in Krankenpflegeberufen in den Jahren 2000 bis 2018 43 Arzneiverordnungen bei Berufstätigen in Pflegeberufen nach Bundesländern 45 Arzneiverordnungen bei Berufstätigen in Pflegeberufen nach anatomischen ATC-Gruppen Gesundheitsreport 2019 – Pflegefall Pflegebranche? So geht’s Deutschlands Pflegekräften. Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Unternehmenszentrale, Hamburg 22291, tk.de; Geschäftsbereich Markt und Kunde, Team Gesundheitsmanagement, Dr. Sabine Voermans. Autoren: Dr. Thomas Grobe, Susanne Steinmann, aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen; Planung und Konzeption: Albrecht Wehner; Redaktion und Beratung: Micaela Berger; Art Direction: Jenny Wirth, Stefan Mortz; Produktion: Herr Oliver Kühl; Druck: TK-Hausdruckerei. © Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung.
6 Gesundheitsreport 2019 – Zusammenfassung 1 Zusammenfassung Der jährlich erscheinende Gesundheitsreport der Techniker deten Mitgliedern der Techniker. Von allen sozialversiche- Krankenkasse (TK) befasst sich in zwei jeweils routinemäßig rungspflichtig Beschäftigten in Deutschland waren 2018 aktualisierten Hauptabschnitten mit Arbeitsunfähigkeiten nach einer Gegenüberstellung mit vorläufigen Angaben der sowie mit Arzneiverordnungen bei Erwerbspersonen. Das Bundesagentur für Arbeit circa 15,3 Prozent bei der vorliegende Dokument beinhaltet einen dritten Haupt- Techniker versichert. abschnitt, der sich traditionell vorrangig einem jährlich wechselnden Themenschwerpunkt widmet. Der diesjährige Seit dem ersten Erscheinen werden im Gesundheitsreport Gesundheitsreport befasst sich dabei unter dem Titel der Techniker nahezu ausschließlich geschlechts- und „Pflegefall Pflegebranche? So geht’s Deutschlands Pflege- altersstandardisierte Ergebnisse präsentiert. Durch die kräften.“ mit der Gesundheit von Beschäftigten in der Geschlechts- und Altersstandardisierung werden zum einen Kranken- und Altenpflege. inhaltlich relevante Vergleiche von Ergebnissen aus unter- schiedlichen Versichertengruppen erleichtert. Zum anderen Die beiden wiederkehrenden Hauptabschnitte des Gesund- werden bei Darstellungen zu unterschiedlichen Jahren Ent- heitsreports zu Arbeitsunfähigkeit sowie zu Arzneiverord- wicklungen aufgezeigt, die unabhängig von demografischen nungen (ersterer inklusive eines Abschnittes zu „Erwerbs- Veränderungen beobachtet werden können. Entsprechend personen mit Mitgliedschaft in der Techniker“) werden seit den Empfehlungen der Ersatzkassen werden zur Standar- dem Gesundheitsreport 2017 in einer vollständigen Fassung disierung im Gesundheitsreport seit 2013 Angaben zur ausschließlich als PDF-Dokumente bereitgestellt. Gleiches Geschlechts- und Altersstruktur von Erwerbstätigen in gilt für „Methodische Hinweise und Ergänzungen“. Die ge- Deutschland aus dem Jahr 2010 genutzt. Dies gilt auch für nannten Dokumente sind online unter firmenkunden.tk.de, „historische“ Ergebnisse aus zurückliegenden Jahren. Suchnummer 2031464 verfügbar. Arbeitsunfähigkeit Insgesamt wurden im Jahr 2018 zu Um Lesern des vorliegenden dritten Hauptabschnittes auch den Mitgliedern der Techniker 6,13 Millionen Arbeitsun- ohne Zugriff auf gesonderte Dokumente einen ersten fähigkeitsfälle und 82 Millionen Fehltage registriert. Die Überblick zu ermöglichen, werden grundlegende Ergebnisse krankheitsbedingten Fehlzeiten bei Erwerbspersonen sind zur Arbeitsunfähigkeit sowie zu Arzneiverordnungen bei damit im Jahr 2018 im Vergleich zum Jahr 2017 gestiegen. Erwerbspersonen auch im vorliegenden Dokument in Bezieht man die 2018 erfassten Arbeitsunfähigkeitstage auf verkürzter Form dargestellt und zusammengefasst. Den die Versicherungszeiten der Erwerbspersonen, lässt sich maßgeblichen Inhalt des vorliegenden Dokuments bildet nach geschlechts- und altersstandardisierten Auswertun- allerdings der Themenschwerpunkt. gen für das Jahr 2018 bei Mitgliedern der Techniker ein Krankenstand von 4,25 Prozent berechnen. Im Vorjahr 2017 Erwerbspersonen in der Techniker Betrachtet werden im hatte der Krankenstand bei 4,14 Prozent gelegen. Gesundheitsreport Daten zu Erwerbspersonen, zu denen neben den Berufstätigen auch Bezieher von Arbeitslosen- Der für 2018 ermittelte Krankenstand von 4,25 Prozent ent- geld zählen. Sowohl zu Arbeitsunfähigkeit als auch zu spricht einer durchschnittlich gemeldeten erkrankungs- Arzneiverordnungen werden im aktuellen Report Daten über bedingten Fehlzeit von 15,5 Tagen je Erwerbsperson. Die einen Zeitraum von 19 Jahren von 2000 bis 2018 analysiert. Fehlzeiten sind damit von 2017 auf 2018 bereinigt um Grundlage der Auswertung bilden routinemäßig erfasste demografische Effekte um 0,38 Tage angestiegen. Dies und anonymisierte Daten zu aktuell 5,2 Millionen sozialver- entspricht einer relativen Zunahme der Fehlzeiten um 2,5 sicherungspflichtig beschäftigten oder arbeitslos gemel- Prozent. Nachdem der Krankenstand seit einem historischen Tiefstand im Jahr 2006 während des letzten Jahrzehnts
7 stetig angestiegen war, war es im Jahr 2016 erstmals wieder Die höchsten Verordnungsvolumen ließen sich auch 2018 zu einer Abnahme der gemeldeten AU-Zeiten gekommen, für Erwerbspersonen in Sachsen-Anhalt ermitteln. Verhält- die sich auch im Jahr 2017 fortsetzte. Im aktuellen nismäßig niedrig liegen die Gesamtverordnungsvolumen Berichtsjahr 2018 zeigte sich demgegenüber ein erneuter demgegenüber, wie bereits in den Vorjahren, in Baden- Anstieg der Fehlzeiten. Für das Jahr 2018 wurde damit – Württemberg, Bayern und Bremen sowie auch in Berlin. trotz einer Bereinigung um demografische Effekte – der Besonders bemerkenswert erscheint das geringe höchste Krankenstand seit Beginn der Auswertungen zum Verordnungsvolumen bei Erwerbspersonen in Berlin gemes- Jahr 2000 errechnet. sen an dem vergleichsweise hohen regionalen Kranken- stand. Ein im Verhältnis zum Krankenstand ebenfalls eher Steigende AU-Fallzahlen und steigende Fehlzeiten waren geringes Verordnungsvolumen findet sich zudem in 2018 im Vergleich zum Vorjahr in allen Bundesländern mit Brandenburg. Ausnahme von Bremen zu beobachten. Die Veränderungen im Hinblick auf die Fehlzeiten variieren zwischen einem Die Verordnungsvolumen in den einzelnen Arzneimittel- geringfügigen Rückgang der Fehlzeiten von 0,05 Tagen je gruppen haben sich in den zurückliegenden Jahren sehr Erwerbsperson in Bremen und einem Anstieg um 0,90 Tage unterschiedlich entwickelt. Ein weitgehend kontinuierlicher im Saarland Anstieg des Verordnungsvolumens seit dem Jahr 2000 ist im Hinblick auf Arzneimittel zur Behandlung von Herz-Kreislauf- Für den Krankenstand verantwortlich sind, bei einer Erkrankungen zu beobachten. Diese umfassen vorrangig Betrachtung der Ergebnisse nach einer Zusammenfassung Medikamente mit blutdrucksenkender Wirkung und bilden von Diagnosen in übergeordneten Erkrankungsgruppen insbesondere bei Männern die mit Abstand bedeutsamste beziehungsweise ICD-10-Diagnosekapiteln, insbesondere Verordnungsgruppe. Nach geschlechts- und altersstandar- psychische Störungen, Atemwegserkrankungen, Krankhei- disierten Auswertungen wurden 2018 je Versicherungs- ten des Bewegungsapparats sowie Verletzungen. Für den jahr (VJ) geschlechtsübergreifend 91,1 Tagesdosen aus der Anstieg der Fehlzeiten von 2017 auf 2018 sind in erster Linie Gruppe der Herz-Kreislauf-Medikamente verordnet, also gestiegene Fehlzeiten mit Krankheiten des Atmungssystems Arzneimittel, die für die Behandlung aller Erwerbspersonen im Jahr 2018 verantwortlich. Eine wesentliche Ursache für im Alter zwischen 15 und 64 Jahren für rund 91 Tage mit den Anstieg bildete eine stark ausgeprägte Grippe- und genau einem entsprechenden Medikament in typischer Erkältungswelle zu Beginn des Jahres 2018. Auch im Hinblick Dosierung ausgereicht hätten. auf Erkrankungen mit psychischen Störungen und infektiösen Krankheiten war 2018 ein Anstieg der Fehlzeiten Bis zum Jahr 2016 war die stärkste anteilige Zunahme (seit zu verzeichnen. 2004 um 130 Prozent) bei Arzneimitteln aus der Gruppe „Alimentäres System und Stoffwechsel“ feststellbar, von Arzneiverordnungen Insgesamt wurden von Erwerbs- denen 2016 durchschnittlich 36,9 Tagesdosen je Erwerbs- personen mit Mitgliedschaft in der Techniker im Jahr 2018 person verordnet worden waren. 2004 waren dem- Rezepte für 23,9 Millionen Präparate mit 1.372 Millionen gegenüber erst 16,1 Tagesdosen verordnet worden. Der definierten Tagesdosen (DDD) zulasten der Krankenkasse Anstieg resultierte vorrangig aus der steigenden Ver- bei Apotheken eingereicht. 69,0 Prozent der Erwerbs- ordnung der Substanz Pantoprazol. Während hiervon 2006 personen lösten 2018 mindestens ein Rezept ein. Nach durchschnittlich erst eine Tagesdosis je Versicherungsjahr geschlechts- und altersstandardisierten Auswertungen bei Erwerbspersonen verordnet worden war, waren es zehn (entsprechend der Geschlechts- und Altersstruktur von Jahre später 15,5 Tagesdosen je Versicherungsjahr, also Erwerbstätigen in Deutschland 2010) erhielten Erwerbs- mehr als fünfzehnmal so viele. Maßgeblich mitverant- personen 2018 im Durchschnitt Rezepte über 4,41 Prä- wortlich für den Anstieg dürfte die protektive Gabe von parate mit insgesamt 247 Tagesdosen. Im Vergleich zum Protonenpumpenhemmern bei Verordnungen nicht- Vorjahr mit 4,43 verordneten Präparaten und gleichfalls steroidaler Antirheumatika (NSAR) sein. Im Jahr 2017 wurde 247 Tagesdosen ist die Zahl der verordneten Präparate um mit durchschnittlich 35,1 Tagesdosen je Erwerbsperson 0,6 Prozent zurückgegangen. Das Verordnungsvolumen, erstmals wieder eine geringere Menge von Arzneimitteln aus gemessen in definierten Tagesdosen, ist marginal um 0,2 der Gruppe „Alimentäres System und Stoffwechsel“ ver- Prozent gesunken. ordnet. So ging die Verordnungsmenge entsprechender Arzneimittel gegenüber dem Vorjahr um 4,7 Prozent zurück.
8 Gesundheitsreport 2019 – Zusammenfassung Auf die Substanz Pantoprazol entfielen 2017 durchschnitt- auch bei der Krankenkasse angegeben werden müssen. Bis lich „nur“ noch 14,1 Tagesdosen je Erwerbsperson. Dabei zum November 2011 wurde für die Angabe der Tätigkeit ein dürfte vorrangig die in Fachkreisen geführte Diskussion über dreistelliger Schlüssel des „Schlüsselverzeichnisses für die mögliche gesundheitliche Risiken der dauerhaften Einnahme Angaben zur Tätigkeit in den Meldungen zur Sozialver- von Protonenpumpenhemmern zu einer geringeren Ver- sicherung“ genutzt, welches bereits seit 1988 mit nur ordnung entsprechender Substanzen geführt haben. Diese geringfügigen Modifikationen verwendet wurde. Berufs- Entwicklung setzte sich im Jahr 2018 mit einem weiteren tätige in der Krankenpflege lassen sich anhand dieses leichten Rückgang der verordneten Tagesdosen von Arznei- Schlüssels über die Schlüsselangaben „853 – Kranken- mitteln aus der Gruppe „Alimentäres System und Stoff- schwestern, -pfleger, Hebammen“ sowie „854 – Helfer in der wechsel“ um 1,0 Prozent auf 34,8 Tagesdosen je Erwerbs- Krankenpflege“ identifizieren. Berufstätige in der Alten- person sowie auf 13,8 Tagesdosen je Erwerbsperson für die pflege können mit dem Tätigkeitsschlüssel aus dem Jahr Substanz Pantoprazol in abgeschwächter Form fort. 1988 nicht eindeutig von Berufstätigen in anderen sozialen Berufen abgegrenzt werden. Angaben entsprechend dieses Relativ deutlich stieg seit 2006 auch das Verordnungs- älteren Tätigkeitsschlüssels sind in den Daten der Techniker volumen von Arzneimitteln zur Behandlung des Nerven- für Auswertungen zum Gesundheitsreport für alle Jahre, systems. Während 2006 bei Erwerbspersonen durchschnitt- auch für die Jahre nach 2011, verfügbar und wurden daher lich erst 12,8 Tagesdosen je Versicherungsjahr verordnet für die Betrachtung von langfristigen Entwicklungen heran- worden waren, waren es 2018 23,0 DDD je Versicherungs- gezogen. Entsprechende Analysen beziehen sich, wie jahr und damit 79,2 Prozent mehr als 2006. Demgegenüber nachfolgend gegebenenfalls auch jeweils gekennzeichnet, bildeten Medikamente aus der Gruppe „Urogenitales System ausschließlich auf Berufstätige in Krankenpflegeberufen und Sexualhormone“ von 2000 bis 2012 die einzige anteilig gemäß der „Klassifikation der Berufe 1988“. relevante Arzneimittelgruppe mit einem stetig rückläufigen Verordnungsvolumen, was vorrangig aus rückläufigen Ver- Seit dem Jahr 2012 werden Angaben zu Berufen der ordnungen von Sexualhormonen in den Wechseljahren bei Beschäftigten unter Verwendung der „Klassifikation der Frauen resultierte. Nach einem geringfügigen zwischen- Berufe 2010“ (KldB2010) an die Krankenkassen gemeldet. zeitlichen Anstieg in den beiden Jahren 2013 und 2014 ist Krankenpflegeberufen ist auf dreistelliger Ebene dieser das Verordnungsvolumen der Gruppe „Urogenitales System KldB2010 der Schlüssel „813 – Gesundheits- und Kranken- und Sexualhormone“ dann seit 2015 und auch im aktuellen pflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe“ zugeordnet. Auswertungsjahr erneut weiter gesunken. Berufliche Tätigkeiten in der Altenpflege finden sich unter dem dreistelligen Schlüssel „821 – Altenpflege“. Bei 8 Themenschwerpunkt: Pflegefall Pflegebranche? So geht’s Auswertungen, die sich auf aktuelle Daten zum Jahr 2018 Deutschlands Pflegekräften. Das Schwerpunktthema des beziehen, können daher auch differenzierte Kennzahlen für diesjährigen Gesundheitsreportes mit dem Titel „Pflegefall Berufstätige in Kranken- und Altenpflegeberufen aus- Pflegebranche? So geht’s Deutschlands Pflegekräften.“ gewiesen werden. beschäftigt sich mit der Gesundheit von Beschäftigten in Pflegeberufen. Ziel der Analysen ist es, die gesundheitliche Im Jahr 2018 waren bei der Techniker jahresdurchschnittlich Situation von Pflegekräften auf der Grundlage von Daten zu 181.000 Berufstätige in einem Kranken- oder Altenpflege- Arbeitsunfähigkeiten und Arzneiverordnungen zu beschrei- beruf gemäß der berücksichtigten Berufsschlüssel ver- ben. Dabei werden Kennzahlen zu Berufstätigen in Pflege- sichert, davon 129.000 in Krankenpflege- und 52.000 in berufen den berufsgruppenübergreifend ermittelten Ergeb- Altenpflegeberufen. Der Anteil der Beschäftigten in Kran- nissen zu allen Berufstätigen mit Versicherung in der kenpflegeberufen an allen bei der TK-versicherten Berufs- Techniker gegenübergestellt und so Besonderheiten im tätigen betrug im Jahr 2018 2,6 Prozent. Auf Berufstätige in Hinblick auf die gesundheitliche Situation von Berufstätigen Altenpflegeberufen entfiel ein Anteil von einem Prozent. Der in Pflegeberufen herausgearbeitet. Frauenanteil unter den Beschäftigten in Pflegeberufen lag nach den vorliegenden Daten bei gut 80 Prozent (vergleiche Berufstätige in Pflegeberufen sind in den Daten von Tabelle A1 bis Tabelle A3 ab Seite 77 im Anhang). Krankenkassen anhand der Tätigkeitsschlüssel zu identifi- zieren, die von den Arbeitgebern bei der Meldung der Arbeitnehmer bei den Sozialversicherungsträgern und damit
9 Ein überwiegender Anteil der Berufstätigen in Pflegeberufen Vergleichswert von 4,09 Prozent bei Berufstätigen insge- in den Altersgruppen ab 25 Jahren verfügt über eine abge- samt. Für Frauen ließen sich jeweils höhere Werte als für schlossene Berufsausbildung als höchsten Ausbildungs- Männer errechnen (vergleiche Tabelle 1 auf Seite 25). abschluss. Andere Ausbildungsabschlüsse fallen demgegen- über kaum ins Gewicht. Bei Berufstätigen in Altenpflege- Auf der Ebene von Bundesländern zeigten sich dabei unter berufen sind auch in Altersgruppen ab 30 Jahren noch den Beschäftigten in Pflegeberufen nur geringe regionale zwischen sechs und 14 Prozent ohne Ausbildungsabschluss. Unterschiede hinsichtlich des Arbeitsunfähigkeitsgesche- Zudem wird in einzelnen Geschlechts- und Altersgruppen bei hens (vergleiche Abbildung 9 auf Seite 29 und Tabelle A6 auf 13 bis 17 Prozent der Berufstätigen in der Altenpflege keine Seite 82 im Anhang). Die Entwicklung der Fehlzeiten in den Angabe zum höchsten Berufsabschluss gemacht oder dieser Jahren 2000 bis 2018 bei Beschäftigten in der Kranken- als „unbekannt“ gemeldet (vergleiche Abbildung 6 auf Seite pflege entspricht, abgesehen von dem in allen Jahren 21 und Tabelle A4 auf Seite 80 im Anhang). Damit liegt der deutlich höherem Niveau der Fehlzeiten, weitgehend dem Anteil der Beschäftigten ohne eindeutige Benennung eines Trend, der sich auch bei Berufstätigen insgesamt beob- Ausbildungsabschlusses in der Altenpflege merklich höher achten lässt (vergleiche Abbildung 8 auf Seite 27). als in der Krankenpflege. Auswertungen zu Krankheitsursachen auf Ebene von Teilzeitarbeit ist bei Berufstätigen in Pflegeberufen relativ ICD-10-Diagnosekapiteln zeigen, dass bei Berufstätigen in weit verbreitet. Während bei berufs- und altersüber- Pflegeberufen im Vergleich zu den Berufstätigen insgesamt greifenden Auswertungen etwa zehn Prozent der Männer besonders im Hinblick auf psychische Störungen und Erkran- und 45 Prozent der Frauen in einem Teilzeitbeschäfti- kungen des Bewegungsapparates erheblich mehr Fehltage gungsverhältnis standen, waren es bei Berufstätigen in erfasst werden. Während 2018 berufsübergreifend bei Be- Pflegeberufen 26 Prozent der Männer und 53 Prozent der schäftigten durchschnittlich 247 AU-Tage je 100 Versiche- Frauen. Nur in der jüngsten Altersgruppe im Alter von 15 bis rungsjahre mit psychischen Störungen und 261 AU-Tage je 19 Jahren, also im typischen Ausbildungsalter, arbeiteten 100 Versicherungsjahre mit Krankheiten des Muskel-Skelett- weniger als zehn Prozent der Berufstätigen in Pflegeberufen Systems dokumentiert wurden, waren es bei Berufstätigen in einem Teilzeitarbeitsverhältnis (vergleiche Abbildung 7 in der Pflege 463 AU-Tage je 100 Versicherungsjahre mit auf Seite 22 und Tabelle A5 auf Seite 81 im Anhang). Diagnosen psychischer Störungen und 478 AU-Tage mit Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems (vergleiche Arbeitsunfähigkeiten bei Berufstätigen in Pflegeberu- Abbildung 10 und Tabelle 2 auf Seite 31 und Seite 32). fen Bereits allgemeine Kennzahlen zum Arbeitsunfähig- keitsmeldegeschehen bei Beschäftigten in Pflegeberufen im Auswertungen über den Zeitraum von 2000 bis 2018 zeigen Jahr 2018 ohne eine Differenzierung nach Diagnosen ver- bei Berufstätigen in der Krankenpflege seit dem Jahr 2014 weisen auf eine vergleichsweise hohe gesundheitliche leicht rückläufige Fehlzeiten mit Erkrankungen des Bewe- Belastung der Beschäftigten. Sowohl die Anzahl der Arbeits- gungsapparates. Demgegenüber zeigen sich bei Arbeits- unfähigkeitsfälle als auch die fallbezogene Dauer der unfähigkeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen Arbeitsunfähigkeiten liegen deutlich oberhalb entsprech- auch in diesen Jahren tendenziell steigende Fehlzeiten. ender Werte für die Vergleichsgruppe aller Berufstätigen. So Beide Trends entsprechen in den Grundzügen Entwick- wurden für Berufstätige in Pflegeberufen durchschnittlich lungen, die sich auch für die Gruppe der Berufstätigen 1,38 Arbeitsunfähigkeitsfälle und 22,9 Arbeitsunfähigkeits- insgesamt nachweisen lassen (vergleiche Abbildung 11 auf tage je Versicherungsjahr ermittelt, bei Berufstätigen insge- Seite 36). samt waren es demgegenüber nur 1,21 AU-Fälle und 14,9 AU-Tage je Versicherungsjahr. Bei getrennten Betrach- Nach Geschlecht differenzierte Analysen zeigen bei Männern tungen von Kranken- und Altenpflegeberufen zeigen sich bei und Frauen in Pflegeberufen im Vergleich zu Berufstätigen Beschäftigten in Altenpflegeberufen noch höhere Werte als unterschiedliche gesundheitliche Belastungsschwerpunkte. bei Beschäftigten in der Krankenpflege. So ließ sich für 2018 Die stärksten Abweichungen zu Vergleichswerten waren ein Krankenstand bei Beschäftigten in Altenpflegeberufen 2018 bei Männern im Hinblick auf Fehlzeiten unter der von 6,94 Prozent errechnen, bei Beschäftigten in Kranken- Diagnose von psychischen Störungen feststellbar. Für Män- pflegeberufen lag er bei 6,02 Prozent. Beide Angaben zu ner in Pflegeberufen waren 2018 durchschnittlich 459,9 AU- Krankenständen liegen dabei allerdings deutlich über dem
10 Gesundheitsreport 2019 – Zusammenfassung Tage je 100 Versicherungsjahre mit entsprechenden Erkran- Obwohl entsprechende Erkrankungen also deutlich seltener kungen dokumentiert. Dieser Wert lag um den Faktor 2,4 zu Arbeitsunfähigkeiten führen als Infektionen der oberen über dem Ergebnis für männliche Berufstätige insgesamt Atemwege, resultieren aus der längeren Krankheitsdauer im mit durchschnittlich 189,5 AU-Tagen je Versicherungsjahr. Durchschnitt fast ebenso viele Fehltage je Versicherungs- Die Ergebnisse bei Männern in Pflegeberufen deuten damit jahr. auf eine vergleichsweise hohe psychische Belastung hin (vergleiche Tabelle 3 auf Seite 32). Unter den Top-10-Erkrankungen auf dreistelliger ICD-10- Ebene hinsichtlich der zuzuordnenden Fehltage bei Pflege- Bei weiblichen Berufstätigen in der Pflege finden sich die kräften sind mit den Diagnosen „Reaktionen auf schwere auffälligsten Ergebnisse im Verhältnis zur Vergleichsgruppe Belastungen“ (F43), „Rezidivierende depressive Störung“ bei Erkrankungen des Bewegungsapparates. Für Frauen in (F33) und „Andere neurotische Störungen (F48)“ noch drei Pflegeberufen ließen sich mit durchschnittlich 544,5 AU- weitere Erkrankungen aus dem ICD-10-Kapitel „Psychische Tagen je 100 Versicherungsjahre doppelt so hohe Werte wie Störungen“ zu finden. Mit den Diagnosen „Sonstige Band- für berufstätige Frauen insgesamt mit 265,9 AU-Tagen je scheibenschäden“ (M51) und Schulterläsionen (M75) finden 100 Versicherungsjahre errechnen. Frauen in Pflegeberufen sich zugleich auch zwei weitere Diagnosen aus dem ICD-10- scheinen, vermutlich auch aufgrund unterschiedlicher kör- Kapitel „Muskel-Skelett-Erkrankungen“ unter den Diagnosen perlicher Voraussetzungen, stärker als Männer in ent- mit der höchsten Relevanz für die Fehlzeiten. Die Relevanz sprechenden Berufen unter den Anforderungen des Berufes von Erkrankungen des Bewegungsapparates und psychi- an den Bewegungsapparat zu leiden. schen Krankheiten für das Arbeitsunfähigkeitsmelde- geschehen bei Berufstätigen in Pflegeberufen wird durch Allerdings ließen sich auch für Frauen in Pflegeberufen dieses Auswertungsergebnis noch einmal unterstrichen relativ viele Fehltage mit psychischen Störungen ermitteln. (vergleiche Abbildung 12 und Tabelle A7 bis Tabelle A9 ab Im Durchschnitt entfielen auf Frauen in Pflegeberufen Seite 83 im Anhang). 467,3 AU-Tage je 100 Versicherungsjahre, womit sich aber nur geringere Abweichungen zum Durchschnittswert bei Arzneiverordnungen bei Berufstätigen in Pflegeberufen berufstätigen Frauen insgesamt von 315,1 AU-Tagen je Auswertungen zu Arzneiverordnungen liefern weitere 100 Versicherungsjahre zeigen (vergleiche Tabelle 4 auf Hinweise auf die gesundheitliche Situation der Versicherten. Seite 34). Zum Teil lassen sich anhand der verordneten Arzneimittel Rückschlüsse auf die medikamentös behandelten Erkran- Die relevanteste dreistellige ICD-10-Diagnose bei Berufs- kungen der Versicherten ziehen, sodass indirekt Infor- tätigen in Pflegeberufen war 2018 die Diagnose „Akute mationen auch zu Erkrankungen und gesundheitlichen Infektionen an mehreren oder nicht näher bezeichneten Zuständen verfügbar sind, die typischerweise nicht zu Lokalisationen der oberen Atemwege“ (J06). Dieser Diagno- Arbeitsunfähigkeiten führen. se ließen sich bei Pflegekräften im Jahr 2018 im Durchschnitt 149,0 Fehltage je Versicherungsjahr zuordnen (vergleiche Substanzübergreifende Auswertungen zeigen, dass Berufs- Abbildung 12 auf Seite 38). Erkrankungen der oberen Atem- tätigen in Kranken- und Altenpflegeberufen im Durchschnitt wege sind ausgesprochen häufige Erkrankungen, die aber sowohl mehr Präparate als auch größere Arzneimittel- mit einer durchschnittlichen Falldauer von sieben Tagen bei mengen gemessen in definierten beziehungsweise üblicher- Berufstätigen in der Pflege nur für relativ kurze Zeiträume weise verordneten Tagesdosen (englisch: „Defined Daily zu Krankschreibungen führten. Ähnlich viele Fehltage waren Dose“, DDD) als die Vergleichsgruppe verordnet bekamen. auch den Diagnosen „Rückenschmerzen“ (M54) mit So erhielten Berufstätige in der Krankenpflege im Jahr 2018 139,8 AU-Tagen je 100 Versicherungsjahre und „Depressive durchschnittlich 4,73 Präparate mit 278 DDD je Versiche- Episode“ (F32) mit 123,1 AU-Tagen je 100 Versicherungs- rungsjahr, bei Berufstätigen in der Altenpflege waren es jahre zuzuordnen. Krankschreibungen mit „Rückenschmer- 5,65 Präparate und 314 DDD je Versicherungsjahr. Der zen“ dauerten durchschnittlich 16,0 Tage, für depressive Vergleichsgruppe der Berufstätigen insgesamt wurden da- Episoden ließ sich eine durchschnittliche Falldauer von gegen 4,36 Präparate und 244 DDD je Versicherungsjahr 58,6 Tagen ermitteln. verordnet.
11 Während Frauen mehr Präparate verordnet bekamen, Auch Arzneimittel aus der anatomischen ATC-Gruppe erhielten Männer größere Arzneimittelmengen gemessen in „Alimentäres System“ werden bei Männern und Frauen in Tagesdosen (vergleiche Tabelle 5 auf Seite 40). Diese Beob- Pflegeberufen in höherem Umfang als bei Berufstätigen achtung lässt sich regelmäßig auch bei Standardauswertun- insgesamt verordnet. Die Unterschiede im Hinblick auf die gen zu Berufstätigen und Erwerbspersonen machen. verordneten Arzneimittelmengen haben sich dabei im Verlauf der vergangenen zehn Jahre noch etwas vergrößert. Seit dem Jahr 2004 zeigt sich ein Anstieg der verordneten Ebenso wie bei Berufstätigen ist auch bei Pflegekräften in Tagesdosen bei Männern und Frauen in Krankenpflege- der Arzneimittelgruppe seit dem Jahr 2016 ein leichter berufen, wobei die Abweichungen von Vergleichswerten zu Rückgang der verordneten Arzneimittelmengen zu verzeich- Berufstätigen insgesamt seit dem Jahr 2009 zunehmend nen (vergleiche Abbildung 17 auf Seite 52). Im Jahr 2018 größer geworden sind (vergleiche Abbildung 13 auf Seite erhielten Männer in Pflegeberufen im Durchschnitt 47,5 42). Während sich bei Berufstätigen seit dem Jahr 2004 eine Tagesdosen je Versicherungsjahr von Arzneimitteln aus Zunahme der verordneten Tagesdosen um 48 Prozent dieser ATC-Gruppe. Bei berufstätigen Männern insgesamt nachweisen lässt, zeigte sich bei Berufstätigen in Kranken- waren es 38,2 DDD je Versicherungsjahr. Bei Frauen ist der pflegeberufen im gleichen Zeitraum eine Zunahme um relative Unterschied zwischen Beschäftigten in Pflege- 74 Prozent. Bedingt durch einen stärkeren Anstieg bei berufen mit 38,4 DDD je Versicherungsjahr und Berufstä- Männern haben sich auch Unterschiede hinsichtlich des tigen insgesamt mit 29,6 Tagesdosen je Versicherungsjahr Verordnungsvolumens zwischen Männern und Frauen im Jahr 2018 noch etwas größer als bei Männern. Das innerhalb der Gruppe von Beschäftigten in der Kranken- Verordnungsgeschehen im Hinblick auf die Arzneimittel- pflege seit dem Jahr 2009 und besonders seit dem Jahr gruppe „Alimentäres System“ wird maßgeblich von der Ver- 2013 immer deutlicher ausgeprägt. ordnung von „Mitteln zur Behandlung des peptischen Ulkus“ (A02B) bestimmt. Entsprechende Arzneimittel wie beispiels- Die wichtigsten Arzneimittelgruppen im Hinblick auf die weise Pantoprazol werden dabei auch prophylaktisch als durchschnittliche Anzahl verordneter Präparate auf Ebene Magenschutz bei Verordnung von Schmerzmitteln aus der von anatomischen Gruppen der ATC-Klassifikation waren bei Arzneimittelgruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika Männern in Pflegeberufen Arzneimittel aus der ATC-Gruppe eingesetzt. Vor diesem Hintergrund könnten die hier „Kardiovaskuläres System“ mit durchschnittlich 1,10 Präpa- festgestellten Verordnungsunterschiede auch auf einen raten je Versicherungsjahr, während Frauen in Pflege- höheren Schmerzmittelkonsum bei Pflegekräften hinweisen. berufen je Versicherungsjahr im Durchschnitt 0,75 Präpa- rate zur Behandlung des kardiovaskulären Systems ver- Bei Auswertungen zur Entwicklung der verordneten ordnet bekamen. Bei Frauen in Pflegeberufen stammten die Arzneimittelmengen von Präparaten aus der ATC-Gruppe meisten verordneten Präparate mit 0,87 Präparaten je „Kardiovaskuläres System“ (C) sind berufsabhängig deut- Versicherungsjahr aus der ATC-Gruppe „Nervensystem“. liche Unterschiede feststellbar. Während Frauen in Pflege- Männer in Pflegeberufen erhielten mit 0,78 Präparaten je berufen durchschnittlich nur etwas mehr Tagesdosen ver- Versicherungsjahr allerdings im Durchschnitt fast ebenso ordnet bekamen als die Vergleichsgruppe der berufstätigen viele Präparate aus dieser Arzneimittelgruppe (vergleiche Frauen insgesamt, lagen die Arzneimittelmengen bei Män- Abbildung 15 auf Seite 48 beziehungsweise Tabelle A11 auf nern in Pflegeberufen von allem ab dem Jahr 2013 höher als Seite 87 im Anhang). Weitere Arzneimittelgruppen, denen bei berufstätigen Männern. Im Jahr 2018 erhielten Männer größere Verordnungsmengen in definierten Tagesdosen in Pflegeberufen 128 DDD je Versicherungsjahr verordnet. zuzuordnen waren, bilden die ATC-Gruppen „Alimentäres Bei berufstätigen Männern waren es 116 Tagesdosen. System“ und „Systemische Hormonpräparate“ (vergleiche Abbildung 16 auf Seite 49 beziehungsweise Tabelle A12 auf Seite 88 im Anhang).
12 Gesundheitsreport 2019 – Zusammenfassung Unter den Arzneimitteln mit den höchsten Verordnungs- Vergleichsgruppe der berufstätigen Männer. Unter Frauen mengen bei Berufstätigen in Pflegeberufen finden sich ver- lag das Verordnungsvolumen bei Pflegekräften im Durch- schiedene Präparategruppen, die vor allem zur Behandlung schnitt etwa ein Drittel höher als in der berufsübergreifend des Bluthochdrucks und der Herzinsuffizienz eingesetzt gebildeten Vergleichsgruppe. werden, etwa ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Antagonisten, selektive Calciumkanalblocker und Beta-Adrenorezeptor- Antidepressiva bilden allgemein eine sehr maßgebliche Antagonisten. Einige dieser Präparategruppen werden bei Subgruppe von Arzneimitteln zur Behandlung des Nerven- Berufstätigen in Pflegeberufen in deutlich höherem Umfang systems. Entsprechend finden sich Antidepressiva (N06A) verordnet als bei Berufstätigen. Auswertungen zu Betrof- im Hinblick auf das Verordnungsvolumen unter den Top-10- fenen von Medikamenten zur Blutdrucksenkung zeigen, dass Präparategruppen auf vierstelliger Ebene der ATC-Klassi- die höheren Verordnungsvolumen bei Berufstätigen in fikation auf Rang drei der absteigend nach Verordnungs- Pflegeberufen in erster Linie auf eine etwas größere Zahl mengen bei Berufstätigen in Pflegeberufen sortierten Arz- von Betroffenen zurückzuführen sind. neimittelgruppen. Während 2018 berufstätige Männer ins- gesamt mit durchschnittlich elf DDD je Versicherungsjahr Ausgesprochen hohe Übereinstimmungen zwischen Berufs- deutlich weniger Antidepressiva als Frauen mit 17 DDD je tätigen in Pflegeberufen und Berufstätigen insgesamt Versicherungsjahr erhielten, lagen die Verordnungsmengen finden sich bei Verordnungen von systemischen Hormon- bei Männern und Frauen in Pflegeberufen mit durch- präparaten. Rund 80 Prozent der verordneten Tagesdosen schnittlich 21 und 23 Tagesdosen je Versicherungsjahr auf je Versicherungsjahr entfielen in dieser Arzneimittelgruppe vergleichbarem Niveau, womit Männer in Pflegeberufen im Jahr 2018 auf Schilddrüsenpräparate (H03A), die vor durchschnittlich zugleich nahezu doppelt so viel Anti- allem bei Schilddrüsenunterfunktion verordnet werden. Bei depressiva wie berufstätige Männer insgesamt erhielten. einem deutlichen Anstieg des Verordnungsvolumens ent- sprechender Präparate seit dem Jahr 2000 zeigen sich Fazit Übereinstimmend weisen die Ergebnisse von Auswer- berufsabhängig im Beobachtungszeitraum gleichfalls nur tungen zu Arbeitsunfähigkeiten sowie Arzneiverordnungen marginale Unterschiede. Die Ergebnisse lassen sich als auf vergleichsweise häufige psychische Beschwerden bei Hinweis darauf interpretieren, dass bei Auswertungen zu Beschäftigten in Pflegeberufen hin. Ausgesprochen deutlich Arzneimittelgruppen, für die berufsabhängig keine Unter- erscheint dieser Befund in Bezug auf männliche Beschäftigte schiede zu erwarten sind, bei den betrachteten Gruppen in Pflegeberufen, wenn diese mit männlichen Beschäftigten auch zu weitgehend übereinstimmenden Ergebnissen insgesamt verglichen werden. Fehlzeiten mit Erkrankungen führen. des Muskel-Skelett-Systems, die besonders häufig bei Frauen in Pflegeberufen dokumentiert sind, weisen zudem Berufstätigen in der Pflege und dabei insbesondere Männern auf weitere wesentliche Belastungen hin, die mit einer in Pflegeberufen werden durchschnittlich erheblich höhere Tätigkeit in der Pflege einhergehen. Mengen von Arzneimitteln zur Behandlung des Nerven- systems als Berufstätigen insgesamt verschrieben. Wie bei Als Ursachen von gesundheitlichen Beschwerden in Berufstätigen findet sich auch bei Berufstätigen in bestimmten Berufen müssen ganz allgemein in erster Linie Pflegeberufen seit dem Jahr 2004 ein deutlicher Anstieg der spezifische Belastungen im typischen beruflichen Arbeits- verordneten Arzneimittelmengen aus dieser Arzneimittel- umfeld diskutiert werden. Zugleich ist aber auch davon gruppe. Das Verordnungsvolumen im Jahr 2018 von durch- auszugehen, dass einzelne Berufe gehäuft von Menschen schnittlich 36 DDD je Versicherungsjahr bei Männern und mit bestimmten Fähigkeiten, Eigenschaften, Wünschen und 34 DDD bei Frauen in Pflegeberufen würde rechnerisch Erwartungen ergriffen werden, diese Menschen sich also ausreichen, um jeden Mann und jede Frau mit Tätigkeit in bereits vor der eigentlichen Berufsaufnahme unterscheiden. einem Pflegeberuf für mehr als einen Monat mit Arznei- Schließlich dürften Angehörige unterschiedlicher Berufe, mitteln zur Behandlung des Nervensystems zu versorgen. bedingt durch unterschiedliche berufliche Anforderungen, Berufsübergreifende Auswertungen kommen zu Verord- aber auch bedingt durch Einstellungen und Auffassungen, nungsmengen von durchschnittlich 19 DDD je Versiche- unterschiedlich mit bestimmten gesundheitlichen Proble- rungsjahr für Männer und 26 DDD je Versicherungsjahr für men umgehen, was auch einen Einfluss auf die im Rahmen Frauen. Männer in Pflegeberufen erhielten also im der Auswertungen betrachteten AU-Meldungen und Durchschnitt fast doppelt so viele Tagesdosen wie die Arzneiverordnungen haben dürfte.
13 Alle zuvor genannten Ursachen dürften zu den im Rahmen Die psychische Belastung von Pflegekräften scheint im der vorliegenden Auswertungen beobachteten Unter- Laufe der letzten Jahre, wie auch in anderen Berufen, noch schieden zwischen Beschäftigten in Pflegeberufen sowie zugenommen zu haben. Es ist davon auszugehen, dass die Berufstätigen insgesamt beigetragen haben. Ihre anteilige Verdichtung von Arbeit, die aufgrund von zunehmenden Bedeutung lässt sich jedoch auf Basis der vorliegenden Wirtschaftlichkeitserwägungen in Krankenhäusern und Daten nicht quantifizieren. Insofern lassen sich nachfolgend Pflegeeinrichtungen zu beobachten ist, sowie ein wach- und abschließend nur Hypothesen zu möglichen Ursachen sender Personalmangel für Pflegekräfte auch hohe psy- formulieren. chische Belastungen mit sich bringen. Motivation für eine Tätigkeit in der Pflege wird bei vielen Pflegekräften unter Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, die besonders anderem der Wunsch sein, mit Menschen umzugehen und deutlich bei Frauen in Pflegeberufen zu konstatieren sind, Menschen zu helfen. Möglicherweise ist es auch die weisen deutlich auf Belastungen hin, die gehäuft mit einer Bereitschaft, anderen Menschen zu helfen und sich in sie Tätigkeit in der Pflege einhergehen. Beschwerden des einzufühlen, wie sie durch die Wahl eines Pflegeberufes zum Bewegungsapparates können beispielsweise durch schwe- Ausdruck kommt, die die betroffenen Männer gleichzeitig res Heben, langes Stehen und unphysiologische Haltungen anfälliger für psychische Erkrankungen macht. Die Diskre- hervorgerufen oder verstärkt werden, wie sie vielfach Teil panz zwischen dieser Motivation und der Möglichkeit, ihr im des beruflichen Alltags in der Pflege sein dürften. Im Hinblick Berufsalltag gerecht zu werden, dürfte psychische auf viele der errechneten Kennzahlen finden sich bei Erschöpfungszustände auch bei weiblichen Pflegekräften entsprechend differenzierten Auswertungen bei Beschäf- begünstigen. Neben diesen Faktoren sind auch Belastungen tigten in Altenpflegeberufen höhere Werte und damit durch Arbeitsbedingungen wie Schicht- und Nachtarbeit zu Hinweise auf stärkere Beeinträchtigungen als bei Berufs- nennen, die in diesem Arbeitsbereich kaum zu vermeiden tätigen in Krankenpflegeberufen. Die Arbeitsbedingungen sind und ebenfalls mit negativen Effekten auf die von Berufstätigen in Altenpflegeberufen scheinen also im Gesundheit verknüpft sind. Hinblick auf bestimmte gesundheitlichen Belastungen eher schlechter zu sein als die von Berufstätigen in der Krankenpflege. Während es vorstellbar ist, dass körperliche Belastungen von Berufstätigen in Pflegeberufen teilweise durch tech- nische Hilfsmittel reduziert werden können, scheinen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen zur Entlastung der psychischen Situation von Pflegekräften komplexer und schwieriger umsetzbar. Vermutlich ist eine Vielzahl von Maßnahmen nötig, um Pflegekräfte zu entlasten und den Beruf auch in Zukunft für Arbeitskräfte attraktiv zu gestalten. Möglichweise sind es im Einzelnen jedoch auch einfach umzusetzende organisatorische Maßnahmen, die zu einer teilweisen Verbesserung der Arbeitssituation führen können, sodass auch die Suche nach individuelleren Lösungsansätzen nicht außer Acht gelassen werden sollten.
14 Gesundheitsreport 2019 – Zusammenfassung
15 2 Themenschwerpunkt: Pflegefall Pflegebranche? So geht’s Deutschlands Pflegekräften. 15 Hintergrund Sind Menschen in stärkerem Maße körperlich Die berufliche Tätigkeit des Arbeitnehmers wird vom oder seelisch beeinträchtigt, sind sie auf Pflege angewiesen. Arbeitgeber unter Verwendung einer Berufsklassifikation, Neben pflegenden Angehörigen sind es Beschäftigte in den die von der Bundesanstalt für Arbeit bereitgestellt wird, an- Pflegeberufen, welche mit ihrer Arbeit einen wichtigen gegeben. Bis zum November 2011 wurde für die Angabe der Beitrag zur Wiederherstellung oder bestmöglichen Aufrecht- Tätigkeit ein dreistelliger Schlüssel des „Schlüsselverzeich- erhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens leisten. nisses für die Angaben zur Tätigkeit in den Meldungen zur Sozialversicherung“ genutzt, welches bereits seit 1988 mit Aufgrund der demografischen Entwicklung und der steigen- nur geringfügigen Modifikationen verwendet wurde. den Lebenserwartung in Deutschland nimmt der Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft zu. Entsprechend ist auch hinsichtlich der Anzahl der Pflegebedürftigen ein weiterer Anstieg zu erwarten. Schon heute können viele Arbeitsplätze in der Pflege nicht besetzt werden 1. Hierfür gibt es vielfältige Gründe, die von der Bezahlung über Berufstätige in Pflegeberufen Arbeitszeiten im Schichtdienst sowie die teilweise geringe gesellschaftlichen Anerkennung von Pflegeberufen bis hin Tätigkeitsschlüssel zu der körperlichen und seelischen Beanspruchung, die eine Berufstätige in Pflegeberufen lassen sich in entsprechende Tätigkeit mit sich bringen kann, reichen. Krankenkassendaten anhand von Arbeit- geberangaben zur Tätigkeit identifizieren. Bis Anhand von Daten zu Arbeitsunfähigkeiten und Arznei- November 2011 wurde die „Klassifikation der verordnungen von Berufstätigen mit Versicherung bei der Berufe 1988“ verwendet, in der Kranken- Techniker soll im Weiteren die gesundheitliche Situation von pflegeberufe unter den Schlüsseln „853“ und Berufstätigen in Pflegeberufen beschrieben und sollen so „854“ zu finden sind. Ab dem Jahr 2012 wird spezifische gesundheitliche Belastungen dieser Beschäf- die „Klassifikation der Berufe 2010“ eingesetzt. tigten identifiziert werden. Sie ermöglicht die Identifikation von Kranken- pflege- sowie Altenpflegeberufen mit den 15 Berufstätige in Pflegeberufen in den Daten der Schlüsseln „813“ und „821“. Techniker Arbeitgeber müssen die bei ihnen beschäftigen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer bei den Sozial- versicherungsträgern, zu denen auch die Krankenkassen gehören, melden. Bestandteil der elektronischen Meldung sind unter anderem Angaben zur ausgeübten Tätigkeit des Arbeitnehmers, sodass den Krankenkassen damit Angaben zur beruflichen Tätigkeit der Versicherten vorliegen. Von der Angaben entsprechend dieses Tätigkeitsschlüssels sind in Techniker werden entsprechende Zuordnungen regelmäßig den Daten der Techniker für Auswertungen zum Gesund- anonymisiert für Auswertungen zum Gesundheitsreport zur heitsreport für alle Jahre, auch für die Jahre nach 2011, Verfügung gestellt (vergleiche Textabschnitte zu Arbeits- verfügbar. Für Tätigkeiten in der Krankenpflege stehen in unfähigkeiten und Arzneiverordnungen nach Tätigkeiten im dieser „Klassifikation der Berufe 1988“ (KldB1988) die Gesundheitsreport). Schlüssel „853 – Krankenschwestern, Krankenpfleger, He- bammen“ und „854 – Helfer in der Krankenpflege“ zur 1 https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berufe/generische-Publikationen/Altenpflege.pdf
16 Gesundheitsreport 2019 – Themenschwerpunkt: Pflegefall Pflegebranche? Verfügung (vergleiche Abbildung 1). Tätigkeiten in der schlüssel einer Berufstätigkeit in einem Pflegeberuf zuge- Altenpflege sind mithilfe dieses älteren Schlüssels nicht sau- ordnet werden können. Entsprechend resultieren bei den ber abzugrenzen, da sie dem Schlüssel „861 – Sozialarbeiter, Auswertungen als Maß Versicherungstage beziehungsweise Sozialpfleger“ zugeordnet werden. Bei Auswertungen, die Versicherungsjahre mit Zuordnung zu einem Pflegeberuf, sich (auch) auf Jahre vor 2012 beziehen, werden daher bei wobei Angaben zu den erfassten Versicherungsjahren auch Rückgriff auf den „alten“ Tätigkeitschlüssel (KldB1988) aus- als Anzahl der Versicherten im Jahresdurchschnitt inter- schließlich Tätigkeitsintervalle mit Zuordnung zu den pretiert werden können. Da dies sprachlich aber nur relativ Tätigkeitsschlüsseln „853“ und „854“, also zu Berufen in der umständlich formuliert werden kann, wird bei der Beschrei- Krankenpflege, berücksichtigt. bung der im Folgenden dargestellten Auswertungsergeb- nisse statt von „Versicherungsjahren“ beziehungsweise von Seit dem Jahr 2012 werden Angaben zu Berufen der „Versicherten im Jahresdurchschnitt“ teilweise vereinfacht Beschäftigten unter Verwendung der KldB 2010 an die von „Versicherten“ gesprochen. Krankenkassen übermittelt. Diese umfasst insgesamt fünf Stellen (vergleiche Abschnitt zum Schwerpunkt im Gesundheitsreport 2013 ab Seite 19). Weitere Informa- tionen zur „Klassifikation der Berufe 2010“ finden sich auf16 Pflegeberufe in der „Klassifikation der Berufe 1988“ den Internetseiten der Bundesagentur für Arbeit unter statistik.arbeitsagentur.de. Krankenpflegeberufen ist auf V Dienstleistungsberufe dreistelliger Ebene der KldB2010 der Schlüssel „813 – Vg Gesundheitsdienstberufe Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und 85 Übrige Gesundheitsdienstberufe 853 Krankenschwestern, -pfleger, Hebammen Geburtshilfe“ zugeordnet. Berufliche Tätigkeiten in der 854 Helfer in der Krankenpflege Altenpflege finden sich unter dem dreistelligen Schlüssel „821 – Altenpflege“ (vergleiche Abbildung 2). Abbildung 1 Bei Auswertungen, die sich ausschließlich auf Daten zu Jahren mit Gültigkeit des neuen Tätigkeitsschlüssels bezie- hen, wird diese aktuelle Einteilung genutzt, welche auch eine 16 Pflegeberufe in der „Klassifikation der Berufe 2010“ Differenzierung nach Krankenpflege- und Altenpflege- berufen erlaubt. Dabei bleiben Tätigkeitsintervalle mit Zuordnung zu den untergeordneten vierstelligen Schlüsseln „8133 – Berufe in der operations-/medizintechnischen Assistenz“ und „8134 – Berufe im Rettungsdienst“ unbe- rücksichtigt, da der Schwerpunkt entsprechender Tätig- keiten nicht im engeren Sinne im pflegerischen Bereich liegt. Die fünfte Stelle des Tätigkeitsschlüssels beinhaltet Angaben zum Anforderungsniveau der Tätigkeit, nach dem im Weiteren nicht differenziert wird. Ganz allgemein existieren Überleitungstabellen der Bundesagentur für Arbeit 2, die bei Bedarf eine Überleitung der Angaben von der KldB2010 in die KldB1988 erlauben. Die Zuordnung der Versicherungszeiten zu den genannten Tätigkeitsschlüsseln liegt in den Daten der Techniker tag- genau vor. Übt ein Berufstätiger also innerhalb eines Jahres unterschiedliche Tätigkeiten aus, können ihm verschiedene Tätigkeitsschlüssel zugeordnet sein, die jeweils für einen bestimmten Zeitraum Gültigkeit haben. Die im Folgenden dargestellten Auswertungsergebnisse zu Berufstätigen in Pflegeberufen beziehen sich auf genau die Versicherungs- zeiten, die über den entsprechend vergebenen Tätigkeits- Abbildung 2 (fünfte Stelle der KldB2010 nicht dargestellt, *Schlüssel bei Auswertungen nicht berücksichtigt) 2 https://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Grundlagen/Klassifikation-der-Berufe/KldB2010/Arbeitshilfen/Umsteigeschluessel/ Umsteigeschluessel-Nav.html
17 17 Berufstätige in Pflegeberufen in den Jahren 2000 bis Die Anzahl der Versicherten in Krankenpflegeberufen mit 2018 Abbildung 3 zeigt die dokumentierten Versicherungs- Versicherung in der Techniker hat vom Jahr 2000 bis zum zeiten (Versicherungsjahre, abgekürzt „VJ“) von männlichen Jahr 2018 bei Auswertungen nach der KldB1988 (Schlüssel und weiblichen Berufstätigen in Pflegeberufen mit Ver- „853“, „854“) nahezu kontinuierlich von jahresdurchschnitt- sicherung bei der Techniker in den Jahren 2000 bis 2018. lich gut 28.000 Versicherten im Jahr 2000 auf knapp Dabei werden in der Abbildung sowohl die Anzahl der 146.000 Versicherte im Jahr 2018 zugenommen. Damit Versicherten im Jahresdurchschnitt mit Zuordnungen zu waren im Jahr 2018 etwa fünfmal so viele Versicherte mit Pflegeberufen anhand des „alten“ Tätigkeitschlüssels einer Tätigkeit in der Krankenpflege bei der Techniker (gemäß KldB1988) als auch anhand des „neuen“ Tätigkeits- versichert wie noch im Jahr 2000. Im gleichen Zeitraum hat schlüssels (gemäß KldB2010) dargestellt. Entsprechende sich die Anzahl aller bei der Techniker Versicherten Zahlenangaben sowie Angaben zur Anzahl aller Berufs- Berufstätigen in etwa verdoppelt. Im Jahr 2018 betrug der tätigen in der Techniker im Jahresdurchschnitt finden sich Anteil von Versicherten in Krankenpflegeberufen gemäß geschlechtsübergreifend sowie auch getrennt für Männer KldB1988 an den Versicherungszeiten aller Berufstätigen und Frauen in Tabelle A1 bis Tabelle A3 auf Seite 77 bis 79 mit Mitgliedschaft in der Techniker rund drei Prozent. im Anhang. 17 Berufstätige in Pflegeberufen nach KldB1988 und KldB2010 in den Jahren 2000 bis 2018 VJ 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 Krankenpflege KldB1988 (853, 854) Gesundheits- und Krankenpflege KldB2010 813 (einschließlich 8133, 8134) Gesundheits- und Krankenpflege KldB2010 813 (ohne 8133, 8134) MTA, Rettungsdienst KldB2010 (8133, 8134) Altenpflege KldB2010 (821) Abbildung 3 (Berufstätige in Pflegeberufen mit Mitgliedschaft in der Techniker, Rohwerte)
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