Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
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Inhaltsverzeichnis Seite Einleitung 3 1. Aktuelle Situation 5 1.1 Bevölkerungsstand und -entwicklung 6 1.1.1 Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter 7 1.1.2 Bevölkerung mit Migrationshintergrund 8 1.1.3 Bevölkerungswanderung und demografische Entwicklung 9 1.2 Bildung 12 1.2.1 Allgemeinbildende Schulen 12 1.2.2 Weiterführende Bildungseinrichtungen 14 1.3 Wirtschaft und Arbeits- /Ausbildungsmarkt 15 1.3.1 Wirtschaft 16 1.3.2 Arbeitsmarkt 18 1.3.3 Ausbildungsmarkt 22 1.4. Wohnen und Mobilität 23 1.4.1 Wohnen 23 1.4.2 Mobilität 24 2 Netzwerke bzw. Kooperationen zur Beschäftigungsentwicklung 26 3 Herausforderungen und Handlungsbedarfe 30 3.1 Handlungsschwerpunkte und Ziele 31 4. Regionale Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig 34 4.1 Zusammensetzung 35 Arbeitsweise für die Priorisierung von finanziellen Mitteln aus dem 4.2 37 Regionalbudget 5. Mitwirkungserklärungen der Allianzpartner 40 2
Einleitung Die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und die damit vor allem verbundene Sicherung und auch weitere Schaffung von Arbeitsplätzen stellen den entscheidenden Ansatz des Landkreis Leipzig zur Auseinandersetzung mit der sozialen Situation und insbesondere dem demographischen Wandel dar. Die Entwicklung, die Gewinnung, das Anwerben und die langfristige Bindung von Fachkräften sind entscheidende und strategische Wettbewerbs- faktoren für die Region. Kleinere Unternehmen haben aufgrund von geringeren Ressourcen eher Probleme im Fachkräftewettbewerb zu bestehen. Für Beschäftigte zeigen sich gute berufliche Perspektiven, wenn sie fachlich qualifiziert und räumlich mobil sind. Auch die Region Leipzig verzeichnet einen hohen Bedarf an Fachkräften, der nicht immer gedeckt werden kann. Engpässe in spezifischen Branchen und Qualifikationssegmenten sind spürbar. Der Landkreis Leipzig ist durch eine heterogene Unternehmens- und Branchenstruktur gekennzeichnet. Strategien zur Fachkräftesicherung sollten auf regionale Problemstellungen und Branchenentwicklungen reagieren. Maßnahmen zur Fachkräfteentwicklung sind langfristig ein wichtiges Ziel zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und damit eine der Voraussetzungen für eine auch zukünftig wirtschaftlich wachsende Region. Der Landkreis Leipzig steht vor zentralen Herausforderungen. Es gilt, • die durch die Corona-Krise verursachten Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt zu bewältigen, • das Interesse für Zukunftsbranchen beim Nachwuchs frühzeitig zu wecken, passend auszubilden, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden, Studienabbrechern neue Perspektiven zu bieten und junge Fachkräfte an die Region zu binden, • Unternehmen zu sensibilisieren, zukunftsfähige Personalentwicklungsstrategien zu erarbeiten und umzusetzen sowie insbesondere kleine und mittlere Unternehmen als attraktive Arbeitgeber zu positionieren, • das Qualifikationsniveau und die Beschäftigungsfähigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erhöhen, und bisher ungenutzte Potentiale qualifizierter Erwerbs- personen, insbesondere von Frauen, Älteren aber auch geflüchteten Menschen, effektiver zu nutzen sowie Arbeitgebern Potentiale aus den geschaffenen rechtlichen Möglichkeiten der Fachkräfteeinwanderung zu vermitteln. Innerhalb dieses Handlungskonzeptes und seinen Arbeitsfeldern strebt der Landkreis Leipzig ein Leitbild „Guter Arbeit“ gemäß den Maximen des Freistaates Sachsen an. Gute Arbeit ist eine wichtige Voraussetzung für die Selbstverwirklichung der Menschen und für ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen sichere Arbeitsplätze mit Entwicklungsperspektiven, gute Qualifizierungsangebote, faire Löhne, Anerkennung von Leistung sowie einem Austausch mit dem Arbeitgeber. Die unterschiedlichen Lebensphasen arbeitender Menschen sollten Berücksichtigung finden: jungen Menschen sollten Perspektiven geboten werden, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Familien die Vereinbarkeit von Kindererziehung bzw. Pflege, älteren Beschäftigten sollte ein gesunder Übergang in den Ruhestand ermöglicht werden. Gute Arbeit 3
ist gleichermaßen auf die Interessen von Frauen und Männern ausgerichtet und planbar. Sie muss gleichberechtigte Teilhabe und gesellschaftliches Engagement ermöglichen. Die Strategie einer zukunftsfähigen Entwicklung des Landkreises Leipzig verknüpft Wachstum, Beschäftigung, Wohlstand und Nachhaltigkeit miteinander. Die regionale Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig engagiert sich für eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes Landkreis Leipzig durch: • Sicherung der wirtschaftlichen Leistungs- und Innovationsfähigkeit der regionalen Wirtschaft bei gleichzeitig sozialer Verantwortungsübernahme aller arbeitsmarkt- relevanten Partner der Region, • Stärkung des Landkreises als attraktiven Ort zum Arbeiten, Leben und Lernen, • Erhöhung der Beschäftigungsquote von Frauen, älteren Personen und Personen mit Migrationshintergrund sowie Menschen mit Behinderung, • Reduzierung der Arbeitslosenquote, insbesondere bei Langzeitarbeitslosen, • Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung, • Förderung der Gesunderhaltung am Arbeitsplatz. Das regionale Handlungskonzept benennt Handlungsschwerpunkte, um die Fachkräfte- sicherung im Landkreis Leipzig zukünftig weiter zu optimieren. Dabei wird das regionale Handlungskonzept stetig fortgeschrieben, unter aktiver Beteiligung aller regionalen wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Akteure. Im April 2020 führte der DIHK in seinem Bericht „Auswirkungen des Corona-Virus auf die deutsche Wirtschaft“ u. a. aus: „Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt sind gegenwärtig (März 2020) schwer einzuschätzen. Schutzmaßnahmen bringen die Geschäftstätigkeit zum Teil vollständig zum Erliegen, Lieferketten geraten ins Stocken, Waren und Dienstleistungen werden weniger nachgefragt. (…) Besonders betroffen sind Gastgewerbe, Reisewirtschaft und personenbezogene Dienstleistungen, Einzelhandel sowie Verkehr und Lagerei. (…). Angesichts der enormen wirtschaftlichen Herausforderungen haben die Bundes- und Landesregierungen eine Reihe von Hilfsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Besonders hohe Relevanz haben hierbei Liquiditätsunterstützungen durch Zuschüsse und Stundungen sowie das Kurzarbeitergeld…“ Zum Oktober 2020 schätzt das IAB die wirtschaftliche Lage wie folgt ein: „Zwar erholte sich die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal 2020 deutlich. Doch angesichts steigender Corona- Infektionszahlen haben etliche europäische Länder wieder weitreichende Eindämmungs- maßnahmen beschlossen. Diese Entwicklung und insbesondere die Maßnahmen in Deutschland im November werden voraussichtlich zu einer Schrumpfung des deutschen Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal führen.“ (Bauer, Anja; Weber, Enzo (2020): Einschätzung des IAB zur wirtschaftlichen Lage – Oktober 2020, In: IAB-Forum 29. Oktober 2020, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur- wirtschaftlichen-lage-oktober-2020/, Abrufdatum: 19. November 2020) Diese Entwicklung, insbesondere die Auswirkungen auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt, gilt es intensiv zu beobachten und daraus resultierend die Handlungsbedarfe und -schwer- punkte der jeweiligen Situation aktuell anzupassen. 4
1.1 Bevölkerungsstand und -entwicklung Deutschland- und sachsenweit gibt es ausgeprägte Unterschiede der regionalen Entwicklungen, welche sich u. a. in den demografischen Faktoren widerspiegeln. Typisch für Sachsen und den Landkreis Leipzig sind Verwerfungen in der Altersstruktur und Geschlechterverteilung, die auf starke Abwanderungsprozesse und geringe Geburtenraten in der Vergangenheit zurückzuführen sind. Sinkende Bevölkerungszahlen und Verwerfungen in der Altersstruktur beeinflussen in der Tendenz die Regionalentwicklung, weil sie sich u. a. negativ auf das Arbeitskräftepotenzial und die regionale Standortattraktivität auswirken. Zukünftig kann das zur Stagnation der wirtschaftlichen Leistungskraft führen. Gleichzeitig gelingt es vor allem den großen Städten wie Leipzig, Zuwanderer anzuziehen und dem Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken. Entsprechende räumlich differenzierte Entwicklungen betreffen den Landkreis Leipzig. Neben Zuwanderung von Familien aus der Großstadt halten Abwanderungstendenzen vor allem Jüngerer in die Großstadt an. Gleichzeitig vollziehen sich Wanderungsprozesse u. a. Älterer innerhalb des Landkreises vornehmlich in die Versorgungszentren. Im Landkreis lebten im Jahr 2017 insgesamt 257 690 Einwohner. Laut Zensus ging die Bevölkerung von 2011 bis Ende 2017 mit 1,1 Prozent leicht zurück. Dabei partizipierte der Landkreis vom positiven Trend des Oberzentrums. Deutsche: 250 276 (96,25%) Ausländer: 7 414 (2,88%) vgl. KEK 2030 – Analyse, 2020, S. 9 Der anhaltende Wegzug junger, gut ausgebildeter Menschen, darunter überproportional viele Frauen, hat ein unausgewogenes Geschlechterverhältnis zur Folge. Allein in der Altersgruppe der 18 bis 35-Jährigen beträgt das Geschlechterverhältnis 91,2 Frauen zu 100 Männern. Dies bedeutet u. a. weitere Talente-, Kreativitäts- und Engagementverluste mit negativen Folgen für die Innovations- und Leistungsfähigkeit im Landkreis. 6
vgl. KEK 2030 – Analyse, 2020, S. 11 1.1.1 Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Als sachsenweite Trends beschreibt die KEK 2030-Analyse: weiterer Bevölkerungsrückgang vor allem aufgrund der natürlichen Bevölkerungsentwicklung, sinkende Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter, Zunahme der Senioren (trotz wachsender Geburtenziffer), Rückgang der Geburten aufgrund fehlender Mütter und anhaltende regionale Wanderungen in die Zentren. Vergleichbare Trends existieren bundesweit. Eine Stabilisierung würde eine anhaltende Zuwanderung voraussetzen. Grafik, KEK 2030-Analyse, Seite 19 Die aktuelle Entwicklung liegt derzeit zwischen V1 (obere Variante) und V2 (untere Variante) der 6. regionalisierten Bevölkerungsprognose. Ohne anhaltende Zuwanderung in die Region Leipzig ist aufgrund der gegebenen Alters- und Geschlechterstruktur nach einem Anstieg bis 2020 von einer stark sinkenden Bevölkerung bis 2030 auszugehen (vgl. Grafik, S. 8). 7
Grafik, KEK 2030-Analyse, Seite 18 Zudem wird im KEK hinsichtlich der Bevölkerungsprognose nach Altersgruppen (Jugend, Personen im erwerbsfähigen Alter und Senioren) auf das Folgende hingewiesen. Die Schere zwischen junger Generation und Älteren wird zunehmend größer. Vor allem fehlen zunehmend Personen im erwerbsfähigen Alter. Durch den aktuell positiven Wanderungssaldo in einigen Kommunen wird der Prozess abgeschwächt, aber nicht umgekehrt. Grafiken KEK 2030-Analyse, Seite 20 1.1.2 Bevölkerung mit Migrationshintergrund Gemäß KEK 2030-Analyse, Seite 65, leben 6.783 Menschen (2,6 %) ohne deutschen Pass im Landkreis Leipzig (Stand: 30.06.2018). Davon sind 2.399 Menschen (35 %) EU-Bürger und 1.369 Asylbewerber sowie Geduldete aus 38 weiteren Ländern (u. a. Afghanistan, Russland, Pakistan, Irak, Libyen). 8
Deutsche Ausländer Bevölkerung davon: davon: insgesamt Insgesamt Insgesamt männlich weiblich männlich weiblich absolut 257.763 251.621 122.710 128.911 6.142 3.670 2.472 in % 100,0 97,6 48,8 51,2 2,4 59,8 40,2 Quelle: Stat. Landesamt, Bevölkerungsstand des Freistaates Sachsen nach Kreisfreien Städten und Landkreisen Stand: 31.12.2018 Aktuell leben lt. Ausländerzentralregister-Statistik vom 30.09.2020 im Landkreis Leipzig 7.505 (ca. 2,9 %) Menschen ohne deutschen Pass bei einer Gesamteinwohnerzahl von 258.142. Davon sind 2.837 Menschen (37 %) EU-Bürger und 1.322 Asylbewerber und Geduldete aus 56 Ländern (z. B. Afghanistan, Venezuela, Russland, Irak). Hinsichtlich der Fachkräftegewinnung aus dem Ausland wurde seit März 2020 durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz das sog. beschleunigte Fachkräfteverfahren (§ 81a Aufenthaltsgesetz) eingeführt. Hierbei können im Landkreis ansässige Firmen für Fachkräfte, die sie bereits als potentielle neue Mitarbeiter*innen ausgewählt haben, einen Großteil der Einreisemodalitäten vorab mit dem Ausländeramt des Landkreises klären. Dabei werden durch das Ausländeramt weitere Akteure, wie z. B. Bundesagentur für Arbeit, Berufsanerkennungs- stellen, eingebunden. Im Ergebnis kann dann das Visumverfahren bei der deutschen Botschaft priorisiert und zeitlich gestrafft durchlaufen werden. 1.1.3 Bevölkerungswanderung und demografische Entwicklung Bevölkerungswanderung / Saldo der Zu- und Fortzüge 4.000 2.250 2.000 1.360 1.238 1.149 1.454 439 0 1990 2000 2010 2012 2014 2015 2016 2017 2018 -344 -2.000 -1.034 -4.000 -6.000 -8.000 -7.123 Quelle: Stat. Landesamt: Überschuss der Zu- bzw. Fortzüge im Freistaat Sachsen, Stand 01.01.2019 Hinsichtlich der demografischen Entwicklung nach Altersgruppen ergibt sich gemäß KEK für den Landkreis Leipzig nachfolgendes Bild, was vor allem die vorhandene stärkere Alterung im bundesdeutschen Vergleich verdeutlicht. 9
Tabelle, KEK 2030-Analyse, Seite 25 Der Jugend- bzw. Altenquotient beschreibt das Verhältnis der jungen bzw. älteren Bevölkerung zur Bevölkerung im Erwerbsalter. Zusammengefasst spiegelt der Abhängigkeitsquotient das Verhältnis von Bevölkerung im erwerbsfähigen und nichterwerbsfähigen Alter wider. Aufgrund der längeren Ausbildungszeiten und des späteren Renteneintritts wurde die Abgrenzung der Altersgruppen in den letzten Jahren angepasst (Jugendquote: unter 20-Jährige im Verhältnis zu unter 65-Jährigen). Nach KEK 2030-Analyse, Seite 24, unterscheiden sich die demografischen Entwicklungen deutlich zwischen den einzelnen Kommunen des Landkreises. Bevölkerungszuwächse konnten insbesondere die Kommunen, die sich in der Nähe von Leipzig bzw. an der S-Bahntrasse befinden, sowie Standorte im Neuseenland, verzeichnen. In der Mehrzahl der Gemeinden überwiegt der negative Bevölkerungssaldo (Sterbeüberschuss). Differenzierter ist die Situation beim Wanderungssaldo. Hier zeigt sich erst in 2017 ein insgesamt positiver Wanderungssaldo mit dem Oberzentrum – bis dahin waren vor allem die Mittelzentren aber auch ländliche Kommunen durch negative Wanderungssalden geprägt. Leichte Stabilisierung bzw. ein Anstieg der Geburtenrate verhindert nicht, dass die Bevölkerung im Landkreis Leipzig altert, was ein steigender Anteil der über 65-jährigen Bevölkerung verdeutlicht. Dabei variiert das Tempo des Alterungsprozesses zwischen den Kommunen bis hin zu den Ortsteilen erheblich. Das Durchschnittsalter wird in der Mehrzahl der Kommunen weiter steigen. Der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter geht dramatisch zurück. Die Veränderungen in der Altersgruppe ab dem 65. Lebensjahr werden am stärksten sein: • Die höchsten Anteile in dieser Altersgruppe besitzen derzeit die Kommunen vor allem im Süden des Landkreises wie die Grundzentren Groitzsch, Geithain und Colditz aber auch Regis-Breitingen. • Zudem weisen auch die beiden Mittelzentren Borna und Wurzen eine starke Überalterung auf. • Der Zuwachs Älterer wird bis 2030 auch für die stadtnahen Kommunen prognostiziert (bis zu 140 % z. B. Großpösna, Borsdorf), d. h. auch im engeren Umland werden Anteile von bis zu 30 % erreicht. • Der Anteil steigt in den zentrumsfernen Kommunen weiter an, z. T. bis über 35 %. 10
Grafiken, KEK 2030-Analyse, Seite 22, 23 11
1.2 Bildung Der Landkreis ist zuständig für die Schulnetzplanung und Träger von 10 kreiseigenen Schulen. Dabei handelt es sich um 3 Berufliche Schulzentren, 4 Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen und 3 Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Das KEK führt dazu weiter aus, dass für diese Schulen der Landkreis Leipzig sämtliche Rahmenbedingungen zur Verfügung stellt (Schaffung und Unterhaltung der baulichen Voraussetzungen, Beschaffung der Lehr- und Lernmittel, Beschäftigung von Schulsachbearbeitern, technische Kräfte). Im Liegenschafts- und Kultusamt erfolgt u. a. die Überwachung der Schulanmeldepflicht für Schulanfänger in enger Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden des Landkreises. Darüber hinaus werden die Anträge auf Unterstützung für erhöhte Aufwendungen bei auswärtiger Unterbringung für Internats- und Berufsschüler bearbeitet. 1.2.1 Allgemeinbildende Schulen Statistisches Landesamt: Allgemeinbildende Schulen im Freistaat Sachsen Stand: Schuljahr 2018/2019 • Die Zahl der allgemeinbildenden Schulen ist im Landkreis seit 2010 weitestgehend konstant. • Die Zahl der Schüler/ Schulanfänger steigt seit 2011 an allen allgemein- bildenden Schularten (Aus- nahme: allgemeinbildende Förderschulen). Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 34 • Zwischen 2009/2010 und 2017/2018 stieg die Zahl der Schüler an den allgemeinbildenden Schulen um 4.183. 12
• Knapp die Hälfte der Schulabgänger schließt die Schule mit Realschulabschluss ab; Tendenz seit 2010/2011 steigend. • Etwa ein Viertel der Schulabgänger schließt mit Abitur ab; Tendenz seit 2010/2011 steigend. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 35 • Knapp 10 % schließen mit einem Hauptschulabschluss ab. • Die Schulabgangsquote der Absolventen ohne Hauptschulabschluss ist im Landkreis Leipzig seit 2010 rückläufig und seit 2013/2014 weitestgehend konstant bei ca. 6 % (niedrigster Wert im Vergleich zu Sachsen, NUTS 2-Region Leipzig, Stadt Leipzig sowie LK Nordsachsen). Schulabgänger und -abgängerinnen allgemeinbildender Schulen nach Abschlussarten Insgesamt ohne Hauptschulabschluss Realschulabschluss allg. Hochschulreife Hauptschulabschluss absolut % absolut % absolut % absolut % 1.774 114 6,4 192 10,8 898 50,6 570 32,1 Quelle: Stat. Landesamt, Allgemeinbildende Schulen im Freistaat Sachsen Stand: 2019 • Prognose der Schüler- und Absolventen an allgemeinbildenden Schulen im Freistaat Sachsen bis 2030/2031: Zahl der Schüler steigt bis Mitte der 2020er weiter an, danach tendenziell Rückgang. • Hauptursachen für die wachsenden Schülerzahlen sind eine anhaltend hohe Geburtenrate in Sachsen, ein positiver Wanderungssaldo sowie eine erhöhte Zuwanderung. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 38 13
1.2.2 Weiterführende Bildungseinrichtungen Quelle: Statistisches Landesamt: Berufsbildende Schulen im Freistaat Sachsen Stand: Schuljahr 2018/2019 • Mit 7 berufsbildenden Schulen ist die Anzahl der Einrichtungen im Landkreis seit 2011 konstant geblieben. • Bis etwa 2013 sank die Zahl der Schüler/Absolventen der berufs- bildenden Schulen, aktuelle Tendenz: wieder leichter Anstieg der Zahlen. Absolvent/innen berufsbildender Schulen nach Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 37 Art der Beendigung Insgesamt mit Abgangszeugnis mit Abschlusszeugnis absolut % absolut % Quelle: Stat. Landesamt, Berufsbildende Schulen im Freistaat 872 119 13,6 753 86,4 Sachsen Stand: 2019 Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 38 14
1.3 Wirtschaft und Arbeits-/Ausbildungsmarkt Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 105 Im Rahmen der KEK 2030-Analyse, Seite 131, wird folgendes festgestellt: • Die wirtschaftliche Leistungskraft hat in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich zugenommen, was das steigende BIP, die Produktivitätssteigerungen, die Zunahme des BIP pro Kopf und das wachsende verfügbare Einkommen verdeutlichen. • Es bestehen aber in allen Wirtschaftssektoren Produktivitätsrückstände im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. • Rund 36,1 % der Bruttowertschöpfung werden vom produzierenden Gewerbe erzeugt, 62,6 % in Dienstleistungssektoren und 1,2 % in der Land- und Forstwirtschaft/ Fischerei. • Es gibt regionale wirtschaftsstrukturelle Stärken in einer Reihe von Wirtschaftszweigen, mit einem relativ hohen regionalen Beschäftigungsanteil und einer zunehmenden Anzahl von Arbeitsplätzen. Hierzu zählen unter anderem der Maschinenbau, die Metallverarbeitung, die chemische Industrie, die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln aber auch das Baugewerbe, der Handel und das Gesundheits-/Sozialwesen. • Die Anteile der wissensintensiven Dienstleistungsbeschäftigungen sind leicht gestiegen, es gibt aber in diesen Wirtschaftszweigen im Vergleich zu den Strukturen in anderen Regionen weiterhin Aufholbedarf. • Die Arbeitslosigkeit ist stetig gesunken, zwischenzeitlich steht die Besetzung von freien Stellen in manchen Branchen vor besonderen Herausforderungen. 15
1.3.1 Wirtschaft Kammerzugehörige Unternehmen 15.675 15.953 15.853 15.772 15.638 15.450 15.264 14.873 3.924 3.963 3.961 3.945 3.946 3.907 3.869 3.919 DEZ. 2010 DEZ. 2011 DEZ. 2012 DEZ. 2013 DEZ. 2014 DEZ. 2015 DEZ. 2016 DEZ. 2017 IHK zu Leipzig HWK zu Leipzig Quelle: IHK zu Leipzig, HWK zu Leipzig, KEK 2030-Analyse, Seite 112, eigene Darstellung Die Unternehmensstruktur kann für den Landkreis u. a. wie folgt beschrieben werden: • Dominierend sind Kleinst-, Klein- und mittelständische Unternehmen. So kann anlehnend an die Auswertung aus dem sächsischen Unternehmensregister durch das Stat. Landesamt Sachsen (Stand: 30. September 2019; Berichtsjahr 2018) davon ausgegangen werden, dass: o ca. 87 % der ansässigen Unternehmen den Betrieben mit 0-9 sv-pflichtigen Beschäftigten, o ca. 11 % den Betrieben mit 10-49 sv-pflichtigen Beschäftigten, o ca. 2 % den Betrieben mit 50-249 sv-pflichtigen Beschäftigten und o nur weniger als 1 % den Betrieben mit 250 und mehr sv-pflichtigen Beschäftigten zugordnet werden können. • Von den 14.873 IHK-zugehörigen Unternehmen (inkl. Betriebsstätten) bildeten 2017 ein Großteil: o Dienstleistungsunternehmen (7.715), o Handelsunternehmen (3.579) und o Bauunternehmen (940). • Das produzierende Gewerbe umfasst 1.590 Betriebe und bindet 1/5 der Beschäftigten, u. a. durch: o den Bergbau- und Energiesektor (863 Betriebe) und davon abhängige Bereiche („Landkreis als Energieexporteur“), o die chemische Industrie, o den Maschinenbau/ die Metallererzeugnisse (51 Betriebe = 7 % der sächsischen Beschäftigten) sowie o die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln (29 Betriebe = 10 % der sächsischen Beschäftigten). 16
• Weitere Unternehmen o 3.919 Handwerksunternehmen o ca. 552 Landwirtschaftsbetriebe • Leistungsfähige exportorientierte Unternehmen finden sich vor allem in der chemischen Industrie (Hauptstandort in Sachsen) und im Maschinenbau. Die Exportquote liegt im Landkreis mit rund 30 % unter dem sächsischen Durchschnitt von 37 %. Die industriellen Kerne sind im Landkreis vor allem in Grimma, Wurzen, Böhlen-Espenhain sowie Markranstädt vorhanden. Im Jahr 2016 hatten 194 Industriebetriebe (mit 20 und mehr tätigen Personen) ihren Sitz im Landkreis Leipzig, 14 Betriebe (7,8 %) mehr als 2008. Die Zahl der tätigen Personen lag 2016 bei 11.735 und damit um 12,5 % höher als 2008. Mit 4 % tragen die im Landkreis ansässigen Unternehmen nur einen geringen Anteil der sächsischen Industriebeschäftigten. Die Bruttowertschöpfung = Produktionswert – Vor- leistung (entspricht in etwa dem Wert, der den Vorleistungen durch Bearbeitung hinzugefügt worden ist) beträgt z. B. für das Jahr 2016 5,9 Mrd. Euro. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 109 Das Bruttoinlandsprodukt liegt bei 6,55 Mrd. Euro (= Bruttowertschöpfung + Steuern abzüglich der Subventionen). Die Arbeitsproduktivität wächst im produzierenden Gewerbe (+10,3 %) und im DL-Sektor (+18,5 %) und liegt über dem sächsischen Niveau. Leistungsträger ist dabei das verarbeitende Gewerbe mit der höchsten BWS je ET von 78.474. Trotz wachsender Produktivität als regionaler Wettbewerbs- faktor besteht weiterhin ein Rückstand im Vergleich zu Deutschland insgesamt. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 111 17
1.3.2 Arbeitsmarkt Ausgehend von den rund 77 Tsd. sv-pflichtigen Beschäftigten im Landkreis, dominieren die Arbeitsplätze in den Bereichen: Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 114 Im Vergleich zu 2013 ist ein stärkerer Anstieg der sv-pflichtigen Beschäftigten (+5,7 %) im Vergleich zur Erwerbstätigenentwicklung zu verzeichnen. • Bundesweit lag der Anstieg bei 8,6 %. • Es ist ein Zuwachs um 4.154 Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 108 Arbeitsplätze gegeben. • Mit Stand 03/2018 sind von den sv-pflichtigen Beschäftigten: o 49,1 % Frauen, o 23,6 % älter als 55 Jahre (stärkere Überalterung der Beschäftigten im Vergleich zu Leipzig 18,3 % und Sachsen 21,8 %), o 30 % der Beschäftigten in Teilzeit und o 6 % ohne Ausbildung (Sachsen 6,5 %) und nur 11,7 % mit akad. Ausbildung (Sachsen 17,2 %). • Der Zuwachs der im Landkreis wohnenden Arbeitnehmer fällt geringer aus (-3.515). • Die Zahl der am Wohnort Arbeitenden sank um 1,9 % auf 65 %. 18
Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 120 • Die Auspendlerzahlen sind seit 2013 leicht um 5,7 % und 2.861 Personen gestiegen. • Die Einpendlerzahl stieg seit 2013 um 22,1 % und 4.856 Personen. • Damit sind im Landkreis insgesamt rund 80 Tsd. Personen mobil zur Arbeit unterwegs. • Hauptziel ist das angrenzende Oberzentrum Leipzig. • Damit steigt auch der Bedarf an attraktiven Mobilitätsangeboten. Auspendler Einpendler Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 121 19
SV-Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftszweigen (Stichtag März) Kernkompetenzbereiche • Energie- und Umwelttechnik • Investitionsgüterindustrie • Chemie und Kunststoff • Automobil- und Zulieferindustrie • Gesundheitswirtschaft • Ernährungswirtschaft und Landwirtschaft • Logistik • Tourismuswirtschaft • stärkere Zuwächse im IT- Bereich, im Gastgewerbe, der Immobilien- wirtschaft, dem Verkehr und in der Pflege zu verzeichnen. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 116 Neben dem Aufwuchs der Beschäftigung sind die Arbeitslosenzahlen während der letzten Jahre kontinuierlich zurückgegangen und lagen 2018 bei 6.908 Personen. Zum Vergleich: Gab es 2008 noch 18.508 Arbeitslose, waren diese 2013 bereits auf 12.188 abgesunken. Der Abbau ist damit vergleichbar zu dem in Sachsen insgesamt. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 124 Auch im Ausbildungssektor ist eine Entspannung zu verzeichnen bzw. eine Umkehr, d. h. dass in ver- schiedenen Branchen Ausbildungs- plätze nicht besetzt werden können. Die Arbeitslosenquote (2018) entsprach zwischenzeitlich mit 5,1 % dem bundesweiten Niveau und liegt damit leicht unter dem Landes- durchschnitt. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 125 Der Anteil Arbeitsloser unter Ausländern (12,6 %) liegt im Vergleich zu Sachsen leicht über dem sächsischen Durchschnitt (12,3 %). Die Arbeitslosigkeit bei der jüngeren Bevölkerung liegt im Bundesdurchschnitt. 20
Hinsichtlich der voraussichtlichen Bevölkerungsentwicklung bis 2030 in Sachsen nach Berufsein- bzw. Berufsaussteigern sowie der abschätzbaren Arbeitsmarkttrends sind lt. KEK 2030-Analyse, Seite 106, folgende Entwicklungen zu erwarten. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 126 • Das Auseinanderdriften zwischen der Zahl der Berufseinsteiger und der aus dem Arbeitsprozess Ausscheidenden nimmt tendenziell zu und ist im Landkreis stärker ausgeprägt. Es wird jedoch durch den positiven Wanderungssaldo leicht abgeschwächt. • Das Erwerbspersonenpotential nimmt im Landkreis Leipzig tendenziell ab. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 127 • Der zukünftige Mangel im Erwerbspersonenpotential kann allein durch Produktivitätszuwachs nicht abgefedert werden – Belastung vor allem für das Handwerk und kleine Unternehmen. • Die Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes und der Beschäftigung sind zentral für die zukünftige Entwicklung des Landkreises Leipzig. • Hierauf nehmen demografische Veränderungen Einfluss über den Rückgang des Arbeitskräfteangebotes und das steigende Durchschnittsalter der Erwerbspersonen (dadurch potenziell sinkende Produktivität). 21
• Sinkende Arbeitslosigkeit ist vor allem auch der sinkenden Erwerbspersonenzahl geschuldet. • Im Zuge der weiteren Ausdifferenzierung der räumlichen Arbeitsteilung zwischen höher verdichteten Regionen (Arbeitsorte) und ländlichen Regionen (Wohnorte) nimmt die Bedeutung von Pendlerbeziehungen zu, mit entsprechenden Anforderungen an die Infrastruktur (Stadt-Umland, aber auch über weitere Entfernungen). • Die qualitative und quantitative Entwicklung der Arbeitsplätze vor Ort ist ein wichtiger Einflussfaktor auf die regionale Entwicklung von Zu- und Abwanderung. • Die differenzierte Entwicklung von Arbeitslosigkeit kann die Heterogenität zwischen Teilräumen verstärken, beispielsweise hinsichtlich der Kaufkraft und der Haushaltseinkommen. 1.3.3 Ausbildungsmarkt Bewerber/-innen für Berufsausbildungsstellen Berufsausbildungsstellen unbesetzte gemeldete davon Stelle je darunter: Stellen je gemeldete unversorgte versorgte unversorgte unbesetzte Bewerber/- insgesamt Ausbildungs- Bewerber/- Bewerber/- Bewerber/- Ausbildungs- in stellen in innen innen stellen absolut 1.178 1.129 49 974 62 0,83 1,27 Leipzig in % 100,0 95,8 4,2 100,0 6,4 - - absolut 21.146 20.213 933 21.562 1.725 1,02 1,85 Sachsen in % 100,0 95,6 4,4 100,0 8,0 - - Quelle: Statistik der BA: Berufsausbildungsstellen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen (Monatszahlen), Region Sachsen Stand: September 2019 Schulabschlüsse der Bewerber/-innen gemeldete davon Bewerber/- ohne Hauptschul- Realschul- Fachhoch- Hochschul- k.A. innen Abschluss abschluss abschluss schulreife reife absolut 1.178 66 362 542 53 124 31 Leipzig in % 100,0 5,6 30,7 46,0 4,5 10,5 2,6 absolut 21.146 629 6.260 9.537 1.242 2.414 1.064 Sachsen in % 100,0 3,0 29,6 45,1 5,9 11,4 5,0 Quelle: Statistik der BA: Berufsausbildungsstellen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen (Monatszahlen), Region Sachsen Stand: September 2019 22
1.4 Wohnen und Mobilität 1.4.1 Wohnen Veränderungen des Bestandes an Ein- und Zweifamilienhäusern Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 69 Wohnungs- und Haushaltsgrößen Anteil HH in Ein- Personen in Personen je Wohneigentums- Wohnfläche je Haushalte und Zwei- Haushalten Haushalt quote Haushalt familienhäusern Leipzig 123.316 256.903 2,1 50,1 47,8 83,6 Sachsen 2.019.683 3.977.662 2,0 34,4 33,2 75,9 Quelle: Stat. Landesamt: Wohnsituation der Haushalte im Freistaat Sachsen am 9. Mai 2011 nach Gemeinden; Gebietsstand: 1. Januar 2014 Die Eigentümerquote (Anteil der Gebäude/Wohnungen die vom Eigentümer selbst bewohnt werden) ist ein Indiz für die regionale Bindung der Bewohner. Mit 47,8 liegt die Eigentümerquote leicht über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 45,3. Jedoch bestehen auch hier wesentliche Wohnungsleerstand nach regionale Unterschiede. Die niedrigste Wohnungsmarktregionen 2015 Eigentümerquote weisen die größeren Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 71 Zentren sowie kleinere Orte auf, die aus ihrer traditionellen Entwicklung als Wohnstandorte der Industrie durch MFH geprägt waren (wie Borna (30 %), Böhlen (30 %) und Neukieritzsch, Ortsteil Deutzen (40,0 %) und Kitzscher). Insgesamt dominieren mit 82,2 % die Ein- und Zweifamilienhäuser im Wohnge- bäudebestand. 17,8 % der Gebäude sind Mehrfamilienhäuser, in denen sich über die Hälfte der Wohnungen (52,8 %) befinden. Der Wohnungsleerstand liegt im Durchschnitt bei 9,1 %, wobei 13,2 % der Wohnungen in MFH leer stehen, dagegen nur 4,6 % der Wohnungen in EFH/ZFH. 23
1.4.2 Mobilität Datengrundla Nachfrage SPNV in Pkm/km lt. Landesverkehrsprog Landesverkehrsprognose 2025 Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 87 Die Verkehrsinfrastruktur ist für die Entwicklung des Landkreises ein bedeutender Standortfaktor. Dabei sind Qualität und Quantität der Verkehrsinfrastruktur bedeutsam für die Attraktivität der Regionen für Unternehmen sowie Fachkräfte und gleichzeitig Einflussfaktor auf die Lebensqualität. Seit 2013 besteht ein leistungsfähiges S-Bahn- Hauptziele der Mobilität in Netz als Kern des Nahverkehrs. Deutschland 2017 Dazu wird sukzessive der ÖPNV (Bus-Verkehr) als Bindeglied/Zubringer zwischen S-Bahn-Netz und der Erschließung in der Fläche ausgebaut. Der Ausbau/die Neuausrichtung des ÖPNV ist im Hinblick auf Veränderung von Nutzerverhalten sinnvoll und notwendig. Treiber der Entwicklung sind dabei • zum einen die anhaltende Überalterung der Bevölkerung im ländlichen Raum, die eine Sicherung der Erreichbarkeit der Versorgungsstandorte erfordert. • Zum anderen erfordert die Entwicklung Leipzigs sowie des Wirtschaftsraumes Leipzig-Halle (wachsenden Pendler- zahlen) leistungsfähige Lösungen für den Berufsverkehr. Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 91 24
Darüber hinaus zählt mit durchschnittlich 573 Pkw je 1.000 Einwohnern (vgl. Sachsen: 517) der Landkreis zu den Kreisen mit dem höchsten Motorisierungsgrad, wobei eine sinkende Pkw-Mobilität Jüngerer zu verzeichnen ist. Insgesamt ist die Erreichbarkeit der Zentren gut. Durch den Landkreis verlaufen die Autobahnen A14, A38, A72 und er wird von der A9 tangiert. Diese verbinden den Landkreis mit den Zentren in Mitteldeutschland und mit der Metropole Berlin. Die vorhandenen Bundesstraßen sorgen für eine ausreichende innere Erschließung. Die überregionale Bahnanbindung des Landkreises ist durch die im wesentlichen gute Erreichbarkeit des ICE-Haltepunktes in Leipzig gegeben. 25
2 Netzwerke bzw. Kooperationen zur Beschäftigungsentwicklung Die Fachkräfteallianz engagiert sich für eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes und bündelt die Kompetenzen von Partnern aus den Bereichen Industrie und Handwerk, Wirtschaftsförderung, Arbeitsmarkt, Arbeitnehmervertretung, Bildung, Forschung und Gebietskörperschaften mit dem Ziel der Weiterentwicklung von regionalen Fachkräftestrategien unter den Bedingungen der demografischen Entwicklung und des digitalen bzw. strukturellen Wandels. Neben der Fachkräfteallianz beschäftigen sich u. a. die folgenden Netzwerke, Projekte bzw. Kooperationen ebenfalls mit den Themenfeldern Beschäftigungsentwicklung bzw. Fachkräftesicherung: • Europäische Metropolregion Mitteldeutschland e. V., • Invest Region Leipzig GmbH, • Kernteam Arbeitsmarktmonitor der Agentur für Arbeit Oschatz, • Kernteam Arbeitsmarktmonitor Leipzig, • Örtlicher Beirat des Kommunalen Jobcenters Landkreis Leipzig, • Arbeitskreis Schule – Wirtschaft, Borna, • Arbeitskreis Schule – Wirtschaft, Markranstädt, • Standortinitiative Wurzen und Wurzener Land e. V., • Netzwerk Berufs- und Studienorientierung Landkreis Leipzig sowie • Jugendberufsagentur Landkreis Leipzig. Die einzelnen Initiativen sind über die Stabsstelle des Landrates Wirtschaftsförderung/Kreisentwicklung des Landratsamtes Landkreis Leipzig bzw. durch die Mitgliedschaft mit der Fachkräfteallianz vernetzt. • Europäische Metropolregion Mitteldeutschland e. V. Metropolregionen sind Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung mit guter Erreichbarkeit auf europäischer und internationaler Ebene und weiter Ausstrahlung auf das Umland. Darüber hinaus hat die Metropolregion Mitteldeutschland auch eine klare Vision: Mitteldeutschland soll bis 2030 zu den attraktivsten und innovativsten Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregionen in Europa gehören und dynamisches Wachstum mit hoher Lebensqualität verbinden. Dafür arbeitet und engagiert sich die EMMD mit zahlreichen Projekten, richtungsweisenden Akteuren und in vielen Kooperationen. Sie versteht sich als länderübergreifende Aktionsplattform mitteldeutscher Unternehmen, Gebietskörperschaften, Kammern und Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Form eines zukunftsweisenden Privat-Public-Partnership- Modells. Sie stärkt die länderübergreifende Kommunikation und steigert das Image der Region und entwickelt Projekte zur nachhaltigen Steigerung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Sie wirkt als Treiber für eine effiziente und verantwortungsvolle mitteldeutsche Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregion. 26
Als Handlungsfelder bestehen: o Image verbessern / Standortmarketing für Mitteldeutschland, o Innovationen fördern / Projektgruppe "Innovation im Revier", o Stärken stärken / Initiierung von mitteldeutschen Clustern, o Fach- und Führungskräfte / Karriereportal, o Nachhaltigkeit und Familienfreundlichkeit, o Verkehr und Infrastruktur sowie o Kultur und Tourismus. • Invest Region Leipzig GmbH Die Invest Region Leipzig GmbH (IRL) ist als Gesellschaft der Landkreise Leipzig und Nordsachsen, der Stadt Leipzig sowie der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig als Ansiedlungs- und Akquisitionsagentur für die Wirtschaftsregion Leipzig aktiv. Der Fokus der IRL liegt dabei auf dem "Investorenservice“, welcher in- und ausländischen Unternehmen den Zugang zur Wirtschaftsregion Leipzig bietet: Enge Kooperation, starke Vernetzung mit dem wirtschaftlichen Umfeld, bilateraler Informationsaustausch mit den regionalen Wirtschaftsförderern (u. a. aus dem Landkreis Leipzig) und die Umsetzung gemeinsamer Projekte zeichnen das Team der IRL aus. Im Fokus dieses kostenfreien Angebotes steht dabei die Recherche- und Akquisetätigkeit gegenüber Unternehmen, die eine Expansion anstreben. D. h., die Mitarbeiter der IRL erstellen individuelle Branchen- sowie Standortanalysen und kommunizieren somit die Vorzüge und Rahmenbedingungen der Region Leipzig. Sollte sich eine Ansiedlung anbahnen, so unterstützt die IRL auf Wunsch das Unternehmen bei der Suche nach einer geeigneten Gewerbefläche, in Fragen der Förderung oder bei der Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter. Der Fachkräfteservice der IRL ist somit ein enges Bindeglied zum Investorenservice und agiert in den Fachkräfteallianzen des Landkreises Leipzig und der Stadt Leipzig als stimmberechtigtes Mitglied sowie im Kernteam Arbeitsmarkt der Region Leipzig. Die Arbeitsgrundlage des Fachkräfteservice für den Landkreis Leipzig bilden folgende Handlungsfelder. o Unterstützung von überregionalen Investorenunternehmen mit Fachkräftebedarf und Ansiedlungsabsichten, u. a. im Landkreis Leipzig. Dies geschieht z. B. durch die Erstellung von Arbeitsmarktanalysen sowie durch die Vernetzung zu regionalen Hochschulen und Bildungsträgern, zu Personaldienstleistungsunternehmen und zu den Agenturen für Arbeit Oschatz/Leipzig. o Zusammenarbeit mit Fachkräfteprojekten (z. B. aus den Fachkräfteallianzen) im Landkreis Leipzig, Landkreis Nordsachsen und der Stadt Leipzig sowie weiteren Akteuren mit dem Ziel (zumeist überregionale) Fachkräfte zu gewinnen – auch im Sinne der IRL-Gesellschafterstrukturen. o Entwicklung eigener Veranstaltungsformate in Kooperation mit lokalen Partnern, um ansässige Unternehmen mit Absolventen zu vernetzen und somit junge Fachkräfte in der Region zu halten oder diese ggf. zurückzugewinnen. o Branchen- und qualifikationsübergreifende Präsentation des regionalen Stellenmarktes. o Nationales und internationales Jobmarketing für die Region und den Landkreis Leipzig durch die onlinebasierte Stellenbörse work-in-leipzig. o Regionalstellenbörsen für mehrere Mittelzentren der Region Leipzig als onlinebasierte Jobportale, integriert in die jeweiligen städtischen Homepages (z. B. für Borna, Wurzen, Markkleeberg). 27
Der Fachkräfteservice der Invest Region Leipzig GmbH steht dem Landkreis Leipzig im Rahmen der Fachkräfteallianz zur Verfügung, um gemeinsam Projekte überregional mit Partnern durchzuführen. • Kernteam Arbeitsmarktmonitor der Agentur für Arbeit Oschatz Abgeleitet aus dem Kernteam Leipzig wurde das Kernteam Arbeitsmarktmonitor der Agentur für Arbeit Oschatz gegründet, um vorhandene Strukturen zu nutzen und daraus Synergien für den regionalen Arbeitsmarkt zu entwickeln. Das Kernteam Oschatz hat sich auf Grund des landkreisspezifischen Arbeitskräftepotentials und der Branchenstruktur folgende Handlungsschwerpunkte gesetzt: o Ungenutztes Arbeitskräftepotential aktivieren, o Kooperationen Schule-Wirtschaft fördern, o frühzeitige Berufsorientierung, o Abwanderungen vermeiden sowie o kleine und mittlere Unternehmen bei der Fachkräftesicherung unterstützen. • Kernteam Arbeitsmarktmonitor Leipzig Dieses Gremium im Kontext der Agentur für Arbeit existiert als Steuerungsgruppe auf Entscheiderebene seit mehreren Jahren, um die Arbeitsmarktpolitik in der Region Leipzig (Stadt Leipzig und die beiden angrenzenden Landkreise Nordsachsen und Leipzig) zu koordinieren. Grundlage für die Arbeit des Kernteams ist der Beschluss des Regionalforums Leipzig zu Wirtschaft, Bildung und Arbeit aus dem Jahr 2012. Das Kernteam Arbeitsmarktmonitor unterstützt mit seinen Handlungsfeldern die Fachkräftestrategie Sachsen 2020 und stimmt mit ihren Zielen der „Guten Arbeit für Sachsen“ überein. Kernziele: o Fachkräfte erschließen – Zuwanderung von Fachkräften, o Beschäftigung generieren – Innovationsprozesse beschleunigen, o keine Jugendlichen verlieren, o Fachkräfte in Unternehmen binden sowie die o Steuerung der regionalen Beschäftigungspolitik. • Örtlicher Beirat des Kommunalen Jobcenters Landkreis Leipzig Der Beirat unterstützt die Arbeit des Kommunalen Jobcenters u. a. durch: o Beratung und Empfehlungen bei der Auswahl und Gestaltung der Eingliederungsinstrumente und -maßnahmen, o Stellungnahmen des Beirats, insbesondere diejenigen der Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie o Hinzuziehung im Bedarfsfall bei Ausschreibungsverfahren. • Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft hat das Ziel, einen Erfahrungsaustausch zwischen den Akteuren aus Schule und Wirtschaft zu fördern und somit die Koordinierung und Verbesserung der Berufs- und Studienorientierung unter Berücksichtigung des Bedarfs der sächsischen Wirtschaft zu erreichen. 28
Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Borna richtet in Zusammenarbeit mit der Dinter- Oberschule Borna und dem Förderverein der Dinterschule die regionale Berufsorientierungsmesse für den Südraum Leipzig einmal jährlich aus. Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Markranstädt wird von der Stadt Markranstädt betreut und ist z. Zt. inaktiv. • Standortinitiative Wurzen und Wurzener Land e. V. Die Standortinitiative, welche 2003 gegründet wurde, versteht sich als ein Netzwerk aus Bürgern, Unternehmen, Vereinen und Kommunen mit dem Ziel, die Entwicklung der Stadt Wurzen und des Wurzener Landes zum dynamischen Wirtschaftsstandort, attraktiven Wohnort sowie als Ort der Kultur und Bildung zu fördern. • Netzwerk Berufs- und Studienorientierung Landkreis Leipzig Das Netzwerk versteht sich als Plattform für den Erfahrungsaustausch und nach Möglichkeit zur Bündelung/Abstimmung verschiedener Aktivitäten, Akteure sowie Strukturen der Berufsorientierung. • Jugendberufsagentur Landkreis Leipzig Anliegen ist die berufliche Orientierung junger Menschen – insbesondere junge Menschen mit Unterstützungsbedarf und deren Eingliederung in den Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt zu fördern. Sie benötigen bei ihrem Übergang von der Schule in die Berufsausbildung sowie bei ihrem Schritt in das Erwerbsleben eine besondere Begleitung. Handlungsfelder sollen dabei unter anderem sein: o gegenseitiges Kennen der Akteure und Leistungen, o regelmäßige Treffen der Partner zur Planung, Abstimmung und Koordination der Aktivitäten und Termine, gemeinsame Informationsmaterialien und Auftritte, o gemeinsam abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Informationsmaterialien, Pressemitteilungen und Informationen auf den Homepages der jeweiligen Partner), o konkrete Fallberatungen mit beteiligten Partnern/fallzuständigen Mitarbeitern bei Bedarf, o Anregung von qualitativen und konzeptionellen Entwicklungen der arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit, o Koordinierung und Unterstützung von Initiativen zur Berufsorientierung in der Region; Mitwirkung bei rechtskreisübergreifenden Arbeitsgruppen, Gremien, Veranstaltungen und Projekten sowie o Lobbyarbeit, um die Zielgruppe anzusprechen und um gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Notwendigkeit, Ziel und Chancen der gemeinsamen Arbeit zu verdeutlichen. 29
3 Herausforderungen und Handlungsbedarfe Das vorliegende Handlungskonzept der regionalen Fachkräfteallianz zeigt ausgehend von der Analyse über Herausforderungen, Handlungsbedarfe und -schwerpunkte Möglichkeiten auf, weitere Potentiale zur Deckung des Fachkräftebedarfes im Landkreis zu erschließen. Dabei erstrecken sich die Möglichkeiten zur Unterstützung/Begleitung der im Landkreis Leipzig ansässigen Unternehmen und/oder von Menschen auf Maßnahmen u. a. beginnend mit einer gezielten Ansprache von Nachwuchsfachkräften bis hin zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Die regionale Fachkräfteallianz verfolgt in ihrer Arbeit die nachstehenden Ziele und Handlungsschwerpunkte, die sich neben dem Kreisentwicklungskonzept des Landkreises auch an der Fachkräftestrategie des Freistaates Sachsen orientieren. Die nachfolgend beschriebenen Herausforderungen, Handlungsbedarfe und -schwerpunkte berücksichtigen noch nicht die Auswirkungen auf die sächsische und regionale Wirtschaft in Folge der ergriffenen Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Konjunkturumfrage der sächsischen IHK´s für das Frühjahr und den Herbst 2020 bilden eine erste Tendenz der zu erwartenden Geschäftslage ab. Zusammen mit der Information zur aktuellen Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt, im Bezirk der Agentur für Arbeit Oschatz für den Berichtsmonat Oktober 2020, zeichnet sich eine mögliche Entwicklung auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt ab. Diese Entwicklung gilt es intensiv zu beobachten und daraus resultierend die Handlungsbedarfe und -schwerpunkte der jeweiligen Situation aktuell anzupassen. Herausforderungen: • Fachkräfteengpässe lassen sich auf die Auswirkungen des demografischen Wandels, der räumlichen Mobilität, der unterschiedlichen wirtschaftlichen/wohnlichen/ infrastrukturellen Entwicklungen zwischen Stadt und ländlichen Raum und der kleinteiligen Wirtschaftsstruktur zurückführen. • Kleine und mittelständische Unternehmen haben zunehmend Probleme geeignete Mitarbeiter zu finden bzw. zu halten. Aber auch die Besetzung der Unternehmensführung gestaltet sich zunehmend problematisch (zeitlich gebündeltes Ausscheiden von Fach- und Führungskräften in den nächsten 5-10 Jahren). • Bereits heute ist in einzelnen Bereichen ein Fachkräftemangel im Landkreis eindeutig prognostizierbar: o Pflegeberufe, insgesamt medizinisches Personal einschließlich Ärzte (verstärkt durch zunehmende Überalterung), o pädagogisches Personal (Kita, Schulen), o wohnstandortnahe Dienstleistungen (verstärkt durch zunehmende Überalterung), o ingenieurtechnisches Personal, o Personal aus dem Bereich der Gastronomie/Hotellerie sowie o Facharbeiter mit spezifischer Qualifikation z. B. im Maschinenbau (bspw. CNC- Bereich). • Zunehmender quantitativer und qualitativer Mangel an Nachwuchskräften. • Bedarf an Hochqualifizierten und Facharbeitern wächst insbesondere auch in den traditionell im Landkreis vorhandenen gewerblichen Bereichen und der Landwirtschaft. 30
Handlungsbedarfe: • Ausbau familienfreundlicher Strukturen zur Mobilisierung von Arbeitskräftereserven der Region. • Regionales und überregionales Marketing (Innen- und Außenmarketing) zur Schaffung von Identität und Anziehungskraft. • Aufzeigen der Potentiale im Landkreis für junge und qualifizierte Arbeitnehmer als wichtige Zukunftsaufgabe. • Offensive gegen Abwanderung junger Leistungsträger und Unterstützung von Zuwanderung. • Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher im Bereich Bildung und Integration in den Arbeitsmarkt zur Mobilisierung regionaler Arbeitskräftereserven. • Regionale Potentiale am Arbeitsmarkt in der Region bzw. im Landkreis fördern, qualifizieren und halten. • Die Attraktivität und Stärken der hiesigen kleinen Unternehmen muss im Sinne der Arbeitnehmerattraktivität/Arbeitgeberattraktivität verbessert werden. • Um die Innovationskraft der mittelständischen Unternehmen zu stärken, wird eine Digitalisierung/Wirtschaft 4.0 / Kooperation mit Hochschulen angestrebt. • Unterstützung beim Ausbau zukunftsweisender Mobilitätslösungen zur Steigerung der Standortattraktivität für Fachkräfte und Unternehmen. 3.1 Handlungsschwerpunkte und Ziele Mit der „Fachkräftestrategie 2030“ für den Freistaat Sachsen ist ein übergeordneter Rahmen gegeben und mit der Fortschreibung des „Kreisentwicklungskonzeptes Landkreis Leipzig - KEK 2030“ besteht ein regionales Handlungskonzept, welches bereits wesentliche Handlungsschwerpunkte der Fachkräfteallianz enthält. • Aus dem Handlungsfeld „Starker Wirtschaftsstandort“ werden folgende Leit- und Teilziele sowie Handlungsansätze übernommen: 31
Leitziel 1.1: Breit aufgestellte, zukunftsfähige und klimafreundliche Wirtschafts- struktur im Landkreis Leipzig begünstigt Stabilität und unterstützt Innovationen. Teilziel: Der Landkreis bietet den Unternehmen attraktive Standortbedingungen. Dazu zählt eine leistungsfähige technische Infrastruktur aber auch attraktive „weiche“ Standortfaktoren. Handlungsansätze: • Aktive Bestandspflege in Abstimmung mit regionalen Wirtschaftsförderungsakteuren • Stärkung des Standortmarketings nach innen und nach außen, orientiert an den Kernkompetenzen, in Abstimmung mit regionalen Wirtschaftsförderungsakteuren Teilziel: Der Landkreis unterstützt Existenzgründungen, Innovationen und Technologietransfer. Handlungsansätze: • Erschließung von Potentialen zur Unterstützung von Innovationen und Technologie- transfers im Landkreis • Existenzgründer, Startups und Akteure der Kreativwirtschaft erfahren besondere Unterstützung Teilziel: Der Landkreis unterstützt den Fortbestand der Vielfältigkeit des Handwerks, Handels, Gastgewerbes und des Dienstleistungssektors. Handlungsansätze: • Sicherung der Vielfalt des Handwerks, Handels, Gastgewerbes sowie des Dienstleistungsgewerbes als Standortfaktor im Landkreis Teilziel: Der Landkreis begleitet aktiv den schrittweisen Strukturwandel hin zu einer nachhaltigen Industriegesellschaft. Handlungsansätze: • Schaffung von Rahmenbedingungen für die Bewältigung des Strukturwandels • Begleitung das Bundesmodellvorhaben „Unternehmen Revier“ Leitziel 1.2: Eine Region mit Perspektiven für junge Menschen. Teilziel: Der Landkreis unterstützt die Fachkräftesicherung in der Region mit vielfältigen Initiativen. Handlungsansätze: • Ausgestaltung der Fachkräfteallianz • Attraktivität und Qualität der Aus- und Weiterbildung im Landkreis • Sicherung des Fachkräftebedarfs der kommunalen Verwaltung 32
Leitziel 1.3: Zukunftsfähige Mobilitäts- und Transportlösungen unterstützen die Wirtschaftsentwicklung insbesondere zum europäischen Logistik-Hub. Teilziel: Der ÖPNV sowie Radverkehrslösungen decken verschiedene Mobilitätsbedürfnisse der Unternehmen, Arbeitnehmer und Auszubildenden in der Region ab. Handlungsansätze: • Im ländlichen Raum bietet der ÖPNV unter Einbeziehung flexibler und alternativer Angebotsformen attraktive, leistungsfähige, bedürfnisorientierte, umweltschonende und wirtschaftlich tragfähige Alternativen zum motorisierten Individualverkehr für Arbeitnehmer, Auszubildende, Kunden und Geschäftspartner. • Verstärkte Ausrichtung von Radverkehrslösungen an Erfordernissen des Pendlerradverkehrs 33
4 Regionale Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig Die Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig engagiert sich für eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes. Sie bündelt die Kompetenzen von Partnern aus den Bereichen Industrie, Handwerk und Landwirtschaft, Wirtschaftsförderung, Arbeitsmarkt, Arbeitnehmervertretung, Bildung, Forschung und Gebietskörperschaften mit dem Ziel der Weiterentwicklung von regionalen Fachkräftestrategien unter den Bedingungen der demografischen Entwicklung und des digitalen bzw. strukturellen Wandels. Zudem gilt es, die Arbeitsmarkttransparenz, zukünftige Bedarfe und Engpassbranchen frühzeitig zu erkennen sowie Einflussmöglichkeiten zu benennen. Die Mitglieder der regionalen Fachkräfteallianz fungieren als Multiplikatoren für die Ziele der Fachkräfterichtlinie. Sie initiieren und koordinieren Maßnahmen, die den Handlungsfeldern entsprechen. Sie starten selbstständig und abgestimmt Projektaufrufe. Die Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig verantwortet die Priorisierung der Mittel des Regionalbudgets für Zuwendungsempfänger, die eine Maßnahme gemäß Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zur Förderung von Projekten der Fachkräftesicherung (Fachkräfterichtlinie) umsetzen wollen. Zu den Förderanträgen aus dem Regionalbudget gibt die Fachkräfteallianz gegenüber der Sächsischen Aufbaubank (SAB) – der Bewilligungsstelle – eine befürwortende Stellungnahme ab. Vorher prüft die regionale Fachkräfteallianz die Projektanträge dahingehend, welche eingereichten Maßnahmenvorschläge priorisiert und mit einer befürwortenden Stellungnahme versehen werden können. Die regionale Fachkräfteallianz verpflichtet sich, das abgestimmte Handlungskonzept umzusetzen und spätestens aller zwei Jahre fortzuschreiben. Um eine effektive Arbeit der Fachkräfteallianz zu ermöglichen, werden Mitglieder, die laut Richtlinie vorgeschrieben sind, den weiteren Prozess stimmberechtigt begleiten. Freiwillige Mitglieder sind fachliche Berater, die bei Bedarf hinzugezogen werden. Über die Aufnahme bzw. Form der Einbindung der freiwilligen Mitglieder entscheidet die Allianz. Jeder Allianzpartner entsendet eine/n stimmberechtigten Vertreter/in in die regionale Fachkräfteallianz und benennt für den Verhinderungsfall eine/n Stellvertreter/in. Die Fachkräfteallianz benennt ein geschäftsführendes Mitglied und ebenfalls einen Vertreter. Allianzbezogene Aufgaben sowie die Überwachung des Regionalbudgets werden auf alle Mitglieder verteilt bzw. Verantwortliche innerhalb der Allianz benannt. Bei überregionalen Vorhaben wird sich mit den anderen betreffenden Fachkräfteallianzen abgestimmt. In der Auftaktveranstaltung der regionalen Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig wurde der Landkreis Leipzig, vertreten durch den Landrat Herr Henry Graichen, dieser vertreten durch die Leiterin der Stabsstelle des Landrates Wirtschaftsförderung/Kreisentwicklung, Frau Gesine Sommer, als geschäftsführendes Mitglied benannt. 34
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