Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020

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Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
Regionales Handlungskonzept der
Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig
     - Fortschreibung 2020 -

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Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
Inhaltsverzeichnis

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        Einleitung                                                               3

1.      Aktuelle Situation                                                       5

1.1     Bevölkerungsstand und -entwicklung                                       6

1.1.1   Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter                                      7

1.1.2   Bevölkerung mit Migrationshintergrund                                    8

1.1.3   Bevölkerungswanderung und demografische Entwicklung                      9

1.2     Bildung                                                                 12

1.2.1   Allgemeinbildende Schulen                                               12

1.2.2   Weiterführende Bildungseinrichtungen                                    14

1.3     Wirtschaft und Arbeits- /Ausbildungsmarkt                               15

1.3.1   Wirtschaft                                                              16

1.3.2   Arbeitsmarkt                                                            18

1.3.3   Ausbildungsmarkt                                                        22

1.4.    Wohnen und Mobilität                                                    23

1.4.1   Wohnen                                                                  23

1.4.2   Mobilität                                                               24

2       Netzwerke bzw. Kooperationen zur Beschäftigungsentwicklung              26

3       Herausforderungen und Handlungsbedarfe                                  30

3.1     Handlungsschwerpunkte und Ziele                                         31

4.      Regionale Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig                           34

4.1     Zusammensetzung                                                         35
        Arbeitsweise für die Priorisierung von finanziellen Mitteln aus dem
4.2                                                                             37
        Regionalbudget
5.      Mitwirkungserklärungen der Allianzpartner                               40

                                                                                      2
Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
Einleitung

Die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und die damit vor allem verbundene Sicherung
und auch weitere Schaffung von Arbeitsplätzen stellen den entscheidenden Ansatz des
Landkreis Leipzig zur Auseinandersetzung mit der sozialen Situation und insbesondere dem
demographischen Wandel dar. Die Entwicklung, die Gewinnung, das Anwerben und die
langfristige Bindung von Fachkräften sind entscheidende und strategische Wettbewerbs-
faktoren für die Region.

Kleinere Unternehmen haben aufgrund von geringeren Ressourcen eher Probleme im
Fachkräftewettbewerb zu bestehen. Für Beschäftigte zeigen sich gute berufliche Perspektiven,
wenn sie fachlich qualifiziert und räumlich mobil sind.

Auch die Region Leipzig verzeichnet einen hohen Bedarf an Fachkräften, der nicht immer
gedeckt werden kann. Engpässe in spezifischen Branchen und Qualifikationssegmenten sind
spürbar. Der Landkreis Leipzig ist durch eine heterogene Unternehmens- und
Branchenstruktur gekennzeichnet. Strategien zur Fachkräftesicherung sollten auf regionale
Problemstellungen und Branchenentwicklungen reagieren.

Maßnahmen zur Fachkräfteentwicklung sind langfristig ein wichtiges Ziel zum Erhalt der
Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und damit eine der Voraussetzungen für eine auch
zukünftig wirtschaftlich wachsende Region. Der Landkreis Leipzig steht vor zentralen
Herausforderungen. Es gilt,

   •   die durch die Corona-Krise verursachten Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt zu
       bewältigen,
   •   das Interesse für Zukunftsbranchen beim Nachwuchs frühzeitig zu wecken, passend
       auszubilden, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden, Studienabbrechern neue
       Perspektiven zu bieten und junge Fachkräfte an die Region zu binden,
   •   Unternehmen zu sensibilisieren, zukunftsfähige Personalentwicklungsstrategien zu
       erarbeiten und umzusetzen sowie insbesondere kleine und mittlere Unternehmen als
       attraktive Arbeitgeber zu positionieren,
   •   das Qualifikationsniveau und die Beschäftigungsfähigkeit von Mitarbeiterinnen und
       Mitarbeitern zu erhöhen, und bisher ungenutzte Potentiale qualifizierter Erwerbs-
       personen, insbesondere von Frauen, Älteren aber auch geflüchteten Menschen,
       effektiver zu nutzen sowie Arbeitgebern Potentiale aus den geschaffenen rechtlichen
       Möglichkeiten der Fachkräfteeinwanderung zu vermitteln.

Innerhalb dieses Handlungskonzeptes und seinen Arbeitsfeldern strebt der Landkreis Leipzig
ein Leitbild „Guter Arbeit“ gemäß den Maximen des Freistaates Sachsen an. Gute Arbeit ist
eine wichtige Voraussetzung für die Selbstverwirklichung der Menschen und für ihre Teilhabe
am gesellschaftlichen Leben. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer brauchen sichere
Arbeitsplätze mit Entwicklungsperspektiven, gute Qualifizierungsangebote, faire Löhne,
Anerkennung von Leistung sowie einem Austausch mit dem Arbeitgeber. Die
unterschiedlichen Lebensphasen arbeitender Menschen sollten Berücksichtigung finden:
jungen Menschen sollten Perspektiven geboten werden, Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern mit Familien die Vereinbarkeit von Kindererziehung bzw. Pflege, älteren
Beschäftigten sollte ein gesunder Übergang in den Ruhestand ermöglicht werden. Gute Arbeit

                                                                                          3
Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
ist gleichermaßen auf die Interessen von Frauen und Männern ausgerichtet und planbar. Sie
muss gleichberechtigte Teilhabe und gesellschaftliches Engagement ermöglichen. Die
Strategie einer zukunftsfähigen Entwicklung des Landkreises Leipzig verknüpft Wachstum,
Beschäftigung, Wohlstand und Nachhaltigkeit miteinander.

Die regionale Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig engagiert sich für eine Stärkung des
Wirtschaftsstandortes Landkreis Leipzig durch:

    •    Sicherung der wirtschaftlichen Leistungs- und Innovationsfähigkeit der regionalen
         Wirtschaft bei gleichzeitig sozialer Verantwortungsübernahme aller arbeitsmarkt-
         relevanten Partner der Region,
    •    Stärkung des Landkreises als attraktiven Ort zum Arbeiten, Leben und Lernen,
    •    Erhöhung der Beschäftigungsquote von Frauen, älteren Personen und Personen mit
         Migrationshintergrund sowie Menschen mit Behinderung,
    •    Reduzierung der Arbeitslosenquote, insbesondere bei Langzeitarbeitslosen,
    •    Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung,
    •    Förderung der Gesunderhaltung am Arbeitsplatz.

Das regionale Handlungskonzept benennt Handlungsschwerpunkte, um die Fachkräfte-
sicherung im Landkreis Leipzig zukünftig weiter zu optimieren. Dabei wird das regionale
Handlungskonzept stetig fortgeschrieben, unter aktiver Beteiligung aller regionalen
wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Akteure.

Im April 2020 führte der DIHK in seinem Bericht „Auswirkungen des Corona-Virus auf die
deutsche Wirtschaft“ u. a. aus: „Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt sind
gegenwärtig (März 2020) schwer einzuschätzen. Schutzmaßnahmen bringen die
Geschäftstätigkeit zum Teil vollständig zum Erliegen, Lieferketten geraten ins Stocken, Waren
und Dienstleistungen werden weniger nachgefragt. (…) Besonders betroffen sind
Gastgewerbe, Reisewirtschaft und personenbezogene Dienstleistungen, Einzelhandel sowie
Verkehr und Lagerei. (…). Angesichts der enormen wirtschaftlichen Herausforderungen haben
die Bundes- und Landesregierungen eine Reihe von Hilfsmaßnahmen auf den Weg gebracht.
Besonders hohe Relevanz haben hierbei Liquiditätsunterstützungen durch Zuschüsse und
Stundungen sowie das Kurzarbeitergeld…“

Zum Oktober 2020 schätzt das IAB die wirtschaftliche Lage wie folgt ein: „Zwar erholte sich
die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal 2020 deutlich. Doch angesichts steigender Corona-
Infektionszahlen haben etliche europäische Länder wieder weitreichende Eindämmungs-
maßnahmen beschlossen. Diese Entwicklung und insbesondere die Maßnahmen in
Deutschland im November werden voraussichtlich zu einer Schrumpfung des deutschen
Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal führen.“ (Bauer, Anja; Weber, Enzo (2020): Einschätzung des IAB zur
wirtschaftlichen Lage – Oktober 2020, In: IAB-Forum 29. Oktober 2020, https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-
wirtschaftlichen-lage-oktober-2020/, Abrufdatum: 19. November 2020)

Diese Entwicklung, insbesondere die Auswirkungen auf den Arbeits- und Ausbildungsmarkt,
gilt es intensiv zu beobachten und daraus resultierend die Handlungsbedarfe und -schwer-
punkte der jeweiligen Situation aktuell anzupassen.

                                                                                                                       4
Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
1   Aktuelle Situation

                         vgl. KEK 2030 – Analyse, 2020, S.9 u. 105

                                                                5
Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
1.1     Bevölkerungsstand und -entwicklung

Deutschland- und sachsenweit gibt es ausgeprägte Unterschiede der regionalen
Entwicklungen, welche sich u. a. in den demografischen Faktoren widerspiegeln. Typisch für
Sachsen und den Landkreis Leipzig sind Verwerfungen in der Altersstruktur und
Geschlechterverteilung, die auf starke Abwanderungsprozesse und geringe Geburtenraten in
der Vergangenheit zurückzuführen sind. Sinkende Bevölkerungszahlen und Verwerfungen in
der Altersstruktur beeinflussen in der Tendenz die Regionalentwicklung, weil sie sich u. a.
negativ auf das Arbeitskräftepotenzial und die regionale Standortattraktivität auswirken.
Zukünftig kann das zur Stagnation der wirtschaftlichen Leistungskraft führen. Gleichzeitig
gelingt es vor allem den großen Städten wie Leipzig, Zuwanderer anzuziehen und dem
Bevölkerungsrückgang        entgegenzuwirken.    Entsprechende     räumlich   differenzierte
Entwicklungen betreffen den Landkreis Leipzig. Neben Zuwanderung von Familien aus der
Großstadt halten Abwanderungstendenzen vor allem Jüngerer in die Großstadt an.
Gleichzeitig vollziehen sich Wanderungsprozesse u. a. Älterer innerhalb des Landkreises
vornehmlich in die Versorgungszentren. Im Landkreis lebten im Jahr 2017 insgesamt 257 690
Einwohner. Laut Zensus ging die Bevölkerung von 2011 bis Ende 2017 mit 1,1 Prozent leicht
zurück. Dabei partizipierte der Landkreis vom positiven Trend des Oberzentrums.

      Deutsche: 250 276 (96,25%)

       Ausländer: 7 414 (2,88%)

                                                                 vgl. KEK 2030 – Analyse, 2020, S. 9

Der anhaltende Wegzug junger, gut ausgebildeter Menschen, darunter überproportional viele
Frauen, hat ein unausgewogenes Geschlechterverhältnis zur Folge. Allein in der
Altersgruppe der 18 bis 35-Jährigen beträgt das Geschlechterverhältnis 91,2 Frauen zu 100
Männern. Dies bedeutet u. a. weitere Talente-, Kreativitäts- und Engagementverluste mit
negativen Folgen für die Innovations- und Leistungsfähigkeit im Landkreis.

                                                                                                  6
Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
vgl. KEK 2030 – Analyse, 2020, S. 11

1.1.1 Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter

Als sachsenweite Trends beschreibt die KEK 2030-Analyse: weiterer Bevölkerungsrückgang
vor allem aufgrund der natürlichen Bevölkerungsentwicklung, sinkende Zahl der Personen im
erwerbsfähigen Alter, Zunahme der Senioren (trotz wachsender Geburtenziffer), Rückgang
der Geburten aufgrund fehlender Mütter und anhaltende regionale Wanderungen in die
Zentren. Vergleichbare Trends existieren bundesweit. Eine Stabilisierung würde eine
anhaltende Zuwanderung voraussetzen.

                                                                  Grafik, KEK 2030-Analyse, Seite 19

Die aktuelle Entwicklung liegt derzeit zwischen V1 (obere Variante) und V2 (untere Variante)
der 6. regionalisierten Bevölkerungsprognose. Ohne anhaltende Zuwanderung in die Region
Leipzig ist aufgrund der gegebenen Alters- und Geschlechterstruktur nach einem Anstieg bis
2020 von einer stark sinkenden Bevölkerung bis 2030 auszugehen (vgl. Grafik, S. 8).
                                                                                                   7
Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
Grafik, KEK 2030-Analyse, Seite 18

Zudem wird im KEK hinsichtlich der Bevölkerungsprognose nach Altersgruppen (Jugend,
Personen im erwerbsfähigen Alter und Senioren) auf das Folgende hingewiesen. Die Schere
zwischen junger Generation und Älteren wird zunehmend größer. Vor allem fehlen zunehmend
Personen im erwerbsfähigen Alter. Durch den aktuell positiven Wanderungssaldo in einigen
Kommunen wird der Prozess abgeschwächt, aber nicht umgekehrt.

                                                              Grafiken KEK 2030-Analyse, Seite 20

1.1.2 Bevölkerung mit Migrationshintergrund

Gemäß KEK 2030-Analyse, Seite 65, leben 6.783 Menschen (2,6 %) ohne deutschen Pass im
Landkreis Leipzig (Stand: 30.06.2018). Davon sind 2.399 Menschen (35 %) EU-Bürger und
1.369 Asylbewerber sowie Geduldete aus 38 weiteren Ländern (u. a. Afghanistan, Russland,
Pakistan, Irak, Libyen).

                                                                                               8
Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
Deutsche                                         Ausländer
                  Bevölkerung
                                                             davon:                                          davon:
                   insgesamt Insgesamt                                            Insgesamt
                                                   männlich           weiblich                      männlich        weiblich
 absolut              257.763           251.621       122.710          128.911            6.142          3.670              2.472
 in %                       100,0          97,6            48,8            51,2              2,4           59,8              40,2
             Quelle: Stat. Landesamt, Bevölkerungsstand des Freistaates Sachsen nach Kreisfreien Städten und Landkreisen
                                                                                                       Stand: 31.12.2018

Aktuell leben lt. Ausländerzentralregister-Statistik vom 30.09.2020 im Landkreis Leipzig 7.505
(ca. 2,9 %) Menschen ohne deutschen Pass bei einer Gesamteinwohnerzahl von 258.142.
Davon sind 2.837 Menschen (37 %) EU-Bürger und 1.322 Asylbewerber und Geduldete aus
56 Ländern (z. B. Afghanistan, Venezuela, Russland, Irak).

Hinsichtlich der Fachkräftegewinnung aus dem Ausland wurde seit März 2020 durch das
Fachkräfteeinwanderungsgesetz das sog. beschleunigte Fachkräfteverfahren (§ 81a
Aufenthaltsgesetz) eingeführt. Hierbei können im Landkreis ansässige Firmen für Fachkräfte,
die sie bereits als potentielle neue Mitarbeiter*innen ausgewählt haben, einen Großteil der
Einreisemodalitäten vorab mit dem Ausländeramt des Landkreises klären. Dabei werden durch
das Ausländeramt weitere Akteure, wie z. B. Bundesagentur für Arbeit, Berufsanerkennungs-
stellen, eingebunden. Im Ergebnis kann dann das Visumverfahren bei der deutschen Botschaft
priorisiert und zeitlich gestrafft durchlaufen werden.

1.1.3 Bevölkerungswanderung und demografische Entwicklung

           Bevölkerungswanderung / Saldo der Zu- und Fortzüge
 4.000
                                                              2.250
 2.000                                             1.360                 1.238    1.149     1.454
                      439
     0
           1990      2000       2010      2012      2014      2015       2016     2017      2018
                                          -344
 -2.000                        -1.034

 -4.000

 -6.000

 -8.000    -7.123

                                          Quelle: Stat. Landesamt: Überschuss der Zu- bzw. Fortzüge im Freistaat Sachsen,
                                                                                                        Stand 01.01.2019

Hinsichtlich der demografischen Entwicklung nach Altersgruppen ergibt sich gemäß KEK für
den Landkreis Leipzig nachfolgendes Bild, was vor allem die vorhandene stärkere Alterung im
bundesdeutschen Vergleich verdeutlicht.

                                                                                                                       9
Regionales Handlungskonzept der Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig - Fortschreibung 2020
Tabelle, KEK 2030-Analyse, Seite 25

Der Jugend- bzw. Altenquotient beschreibt das Verhältnis der jungen bzw. älteren Bevölkerung
zur Bevölkerung im Erwerbsalter. Zusammengefasst spiegelt der Abhängigkeitsquotient das
Verhältnis von Bevölkerung im erwerbsfähigen und nichterwerbsfähigen Alter wider. Aufgrund
der längeren Ausbildungszeiten und des späteren Renteneintritts wurde die Abgrenzung der
Altersgruppen in den letzten Jahren angepasst (Jugendquote: unter 20-Jährige im Verhältnis
zu unter 65-Jährigen).

Nach KEK 2030-Analyse, Seite 24, unterscheiden sich die demografischen Entwicklungen
deutlich zwischen den einzelnen Kommunen des Landkreises. Bevölkerungszuwächse
konnten insbesondere die Kommunen, die sich in der Nähe von Leipzig bzw. an der
S-Bahntrasse befinden, sowie Standorte im Neuseenland, verzeichnen. In der Mehrzahl der
Gemeinden überwiegt der negative Bevölkerungssaldo (Sterbeüberschuss). Differenzierter ist
die Situation beim Wanderungssaldo. Hier zeigt sich erst in 2017 ein insgesamt positiver
Wanderungssaldo mit dem Oberzentrum – bis dahin waren vor allem die Mittelzentren aber
auch ländliche Kommunen durch negative Wanderungssalden geprägt. Leichte Stabilisierung
bzw. ein Anstieg der Geburtenrate verhindert nicht, dass die Bevölkerung im Landkreis Leipzig
altert, was ein steigender Anteil der über 65-jährigen Bevölkerung verdeutlicht. Dabei variiert
das Tempo des Alterungsprozesses zwischen den Kommunen bis hin zu den Ortsteilen
erheblich. Das Durchschnittsalter wird in der Mehrzahl der Kommunen weiter steigen. Der
Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter geht dramatisch zurück. Die Veränderungen in
der Altersgruppe ab dem 65. Lebensjahr werden am stärksten sein:

   •   Die höchsten Anteile in dieser Altersgruppe besitzen derzeit die Kommunen vor allem
       im Süden des Landkreises wie die Grundzentren Groitzsch, Geithain und Colditz aber
       auch Regis-Breitingen.
   •   Zudem weisen auch die beiden Mittelzentren Borna und Wurzen eine starke
       Überalterung auf.
   •   Der Zuwachs Älterer wird bis 2030 auch für die stadtnahen Kommunen prognostiziert
       (bis zu 140 % z. B. Großpösna, Borsdorf), d. h. auch im engeren Umland werden
       Anteile von bis zu 30 % erreicht.
   •   Der Anteil steigt in den zentrumsfernen Kommunen weiter an, z. T. bis über 35 %.

                                                                                                  10
Grafiken, KEK 2030-Analyse, Seite 22, 23

                                    11
1.2    Bildung

Der Landkreis ist zuständig für die Schulnetzplanung und Träger von 10 kreiseigenen Schulen.
Dabei handelt es sich um 3 Berufliche Schulzentren, 4 Schulen mit dem Förderschwerpunkt
Lernen und 3 Schulen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Das KEK führt dazu
weiter aus, dass für diese Schulen der Landkreis Leipzig sämtliche Rahmenbedingungen zur
Verfügung stellt (Schaffung und Unterhaltung der baulichen Voraussetzungen, Beschaffung
der Lehr- und Lernmittel, Beschäftigung von Schulsachbearbeitern, technische Kräfte).
Im Liegenschafts- und Kultusamt erfolgt u. a. die Überwachung der Schulanmeldepflicht für
Schulanfänger in enger Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden des Landkreises.
Darüber hinaus werden die Anträge auf Unterstützung für erhöhte Aufwendungen bei
auswärtiger Unterbringung für Internats- und Berufsschüler bearbeitet.

1.2.1 Allgemeinbildende Schulen

                                                     Statistisches Landesamt: Allgemeinbildende Schulen
                                                                                    im Freistaat Sachsen
                                                                             Stand: Schuljahr 2018/2019

       •   Die Zahl der
           allgemeinbildenden Schulen
           ist im Landkreis seit 2010
           weitestgehend konstant.

       •   Die Zahl der Schüler/
           Schulanfänger steigt seit
           2011 an allen allgemein-
           bildenden Schularten (Aus-
           nahme: allgemeinbildende
           Förderschulen).
                                                                      Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 34

       •   Zwischen 2009/2010 und 2017/2018 stieg die Zahl der Schüler an den
           allgemeinbildenden Schulen um 4.183.

                                                                                                    12
•     Knapp die Hälfte der
            Schulabgänger schließt die
            Schule mit
            Realschulabschluss ab;
            Tendenz seit 2010/2011
            steigend.

      •     Etwa ein Viertel der
            Schulabgänger schließt mit
            Abitur ab; Tendenz seit
            2010/2011 steigend.
                                                                              Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 35

      •     Knapp 10 % schließen mit einem Hauptschulabschluss ab.

      •     Die Schulabgangsquote der Absolventen ohne Hauptschulabschluss ist im
            Landkreis Leipzig seit 2010 rückläufig und seit 2013/2014 weitestgehend konstant
            bei ca. 6 % (niedrigster Wert im Vergleich zu Sachsen, NUTS 2-Region Leipzig,
            Stadt Leipzig sowie LK Nordsachsen).

                    Schulabgänger und -abgängerinnen allgemeinbildender Schulen nach Abschlussarten

Insgesamt            ohne
                                      Hauptschulabschluss         Realschulabschluss           allg. Hochschulreife
              Hauptschulabschluss
              absolut       %         absolut         %          absolut           %          absolut                                           %
    1.774          114          6,4        192            10,8         898             50,6                                          570            32,1
                                         Quelle: Stat. Landesamt, Allgemeinbildende Schulen im Freistaat Sachsen
                                                                                                     Stand: 2019

      •     Prognose der Schüler- und Absolventen an allgemeinbildenden Schulen im
            Freistaat Sachsen bis 2030/2031: Zahl der Schüler steigt bis Mitte der 2020er
            weiter an, danach tendenziell Rückgang.

      •     Hauptursachen für die wachsenden Schülerzahlen sind eine anhaltend hohe
            Geburtenrate in Sachsen, ein positiver Wanderungssaldo sowie eine erhöhte
            Zuwanderung.
                                                                                                 Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 38

                                                                                                                                           13
1.2.2 Weiterführende Bildungseinrichtungen

                                                           Quelle: Statistisches Landesamt: Berufsbildende Schulen im Freistaat Sachsen
                                                                                                             Stand: Schuljahr 2018/2019

                •    Mit 7 berufsbildenden Schulen ist die Anzahl der Einrichtungen im Landkreis seit
                     2011 konstant geblieben.

                •    Bis etwa 2013 sank die Zahl der
                     Schüler/Absolventen der berufs-
                     bildenden Schulen, aktuelle
                     Tendenz: wieder leichter Anstieg
                     der Zahlen.

                Absolvent/innen berufsbildender Schulen nach                                         Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 37
                             Art der Beendigung
Insgesamt
                mit Abgangszeugnis          mit Abschlusszeugnis

                absolut          %              absolut        %
                                                                          Quelle: Stat. Landesamt, Berufsbildende Schulen im Freistaat
     872              119            13,6            753           86,4   Sachsen Stand: 2019

            Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 38

                                                                                                                                    14
1.3   Wirtschaft und Arbeits-/Ausbildungsmarkt

                                                                    Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 105

    Im Rahmen der KEK 2030-Analyse, Seite 131, wird folgendes festgestellt:

•   Die wirtschaftliche Leistungskraft hat in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich
    zugenommen, was das steigende BIP, die Produktivitätssteigerungen, die Zunahme des BIP
    pro Kopf und das wachsende verfügbare Einkommen verdeutlichen.

•  Es bestehen aber in allen Wirtschaftssektoren Produktivitätsrückstände im Vergleich zum
   Bundesdurchschnitt.
• Rund 36,1 % der Bruttowertschöpfung werden vom produzierenden Gewerbe erzeugt, 62,6
   % in Dienstleistungssektoren und 1,2 % in der Land- und Forstwirtschaft/ Fischerei.
  • Es gibt regionale wirtschaftsstrukturelle Stärken in einer Reihe von Wirtschaftszweigen,
      mit einem relativ hohen regionalen Beschäftigungsanteil und einer zunehmenden Anzahl
      von Arbeitsplätzen. Hierzu zählen unter anderem der Maschinenbau, die
      Metallverarbeitung, die chemische Industrie, die Herstellung von Nahrungs- und
      Futtermitteln aber auch das Baugewerbe, der Handel und das Gesundheits-/Sozialwesen.
• Die Anteile der wissensintensiven Dienstleistungsbeschäftigungen sind leicht gestiegen, es
   gibt aber in diesen Wirtschaftszweigen im Vergleich zu den Strukturen in anderen Regionen
   weiterhin Aufholbedarf.
  • Die Arbeitslosigkeit ist stetig gesunken, zwischenzeitlich steht die Besetzung von freien
      Stellen in manchen Branchen vor besonderen Herausforderungen.

                                                                                                  15
1.3.1 Wirtschaft

                            Kammerzugehörige Unternehmen

        15.675    15.953     15.853      15.772     15.638      15.450     15.264     14.873

        3.924     3.963       3.961      3.945       3.946      3.907       3.869      3.919

      DEZ. 2010 DEZ. 2011 DEZ. 2012 DEZ. 2013 DEZ. 2014 DEZ. 2015 DEZ. 2016 DEZ. 2017

                                  IHK zu Leipzig         HWK zu Leipzig

            Quelle: IHK zu Leipzig, HWK zu Leipzig, KEK 2030-Analyse, Seite 112, eigene Darstellung

Die Unternehmensstruktur kann für den Landkreis u. a. wie folgt beschrieben werden:

•  Dominierend sind Kleinst-, Klein- und mittelständische Unternehmen. So kann anlehnend
   an die Auswertung aus dem sächsischen Unternehmensregister durch das Stat.
   Landesamt Sachsen (Stand: 30. September 2019; Berichtsjahr 2018) davon ausgegangen
   werden, dass:
      o ca. 87 % der ansässigen Unternehmen den Betrieben mit 0-9 sv-pflichtigen
          Beschäftigten,
      o ca. 11 % den Betrieben mit 10-49 sv-pflichtigen Beschäftigten,
      o ca. 2 % den Betrieben mit 50-249 sv-pflichtigen Beschäftigten und
      o nur weniger als 1 % den Betrieben mit 250 und mehr sv-pflichtigen Beschäftigten
zugordnet werden können.

•   Von den 14.873 IHK-zugehörigen Unternehmen (inkl. Betriebsstätten) bildeten 2017 ein
    Großteil:
       o Dienstleistungsunternehmen (7.715),
       o Handelsunternehmen (3.579) und
       o Bauunternehmen (940).

•   Das produzierende Gewerbe umfasst 1.590 Betriebe und bindet 1/5 der Beschäftigten,
    u. a. durch:
        o den Bergbau- und Energiesektor (863 Betriebe) und davon abhängige Bereiche
            („Landkreis als Energieexporteur“),
        o die chemische Industrie,
        o den Maschinenbau/ die Metallererzeugnisse (51 Betriebe = 7 % der sächsischen
            Beschäftigten) sowie
        o die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln (29 Betriebe = 10 % der
            sächsischen Beschäftigten).

                                                                                                      16
•   Weitere Unternehmen
       o 3.919 Handwerksunternehmen
       o ca. 552 Landwirtschaftsbetriebe

•   Leistungsfähige exportorientierte Unternehmen finden sich vor allem in der chemischen
    Industrie (Hauptstandort in Sachsen) und im Maschinenbau. Die Exportquote liegt im
    Landkreis mit rund 30 % unter dem sächsischen Durchschnitt von 37 %.

Die industriellen Kerne sind im Landkreis vor allem in Grimma, Wurzen, Böhlen-Espenhain
sowie Markranstädt vorhanden. Im Jahr 2016 hatten 194 Industriebetriebe (mit 20 und mehr
tätigen Personen) ihren Sitz im Landkreis Leipzig, 14 Betriebe (7,8 %) mehr als 2008. Die Zahl
der tätigen Personen lag 2016 bei 11.735 und damit um 12,5 % höher als 2008. Mit 4 % tragen
die im Landkreis ansässigen Unternehmen nur einen geringen Anteil der sächsischen
Industriebeschäftigten.

Die Bruttowertschöpfung =
Produktionswert – Vor-
leistung (entspricht in etwa
dem Wert, der den
Vorleistungen durch
Bearbeitung hinzugefügt
worden ist) beträgt z. B. für
das Jahr 2016 5,9 Mrd.
Euro.

                                                                     Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 109

Das Bruttoinlandsprodukt liegt bei 6,55 Mrd. Euro (= Bruttowertschöpfung + Steuern
abzüglich der Subventionen).

Die Arbeitsproduktivität wächst im produzierenden Gewerbe (+10,3 %) und im DL-Sektor
(+18,5 %) und liegt über dem sächsischen Niveau.
                                                        Leistungsträger ist dabei das
                                                        verarbeitende Gewerbe mit der
                                                        höchsten BWS je ET von
                                                        78.474.

                                                              Trotz wachsender Produktivität
                                                              als regionaler Wettbewerbs-
                                                              faktor besteht weiterhin ein
                                                              Rückstand im Vergleich zu
                                                              Deutschland insgesamt.
                                                         Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 111

                                                                                                   17
1.3.2 Arbeitsmarkt

Ausgehend von den rund 77 Tsd. sv-pflichtigen Beschäftigten im Landkreis, dominieren die
Arbeitsplätze in den Bereichen:

                                                                   Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 114

Im Vergleich zu 2013 ist ein stärkerer Anstieg der sv-pflichtigen Beschäftigten (+5,7 %) im
Vergleich zur Erwerbstätigenentwicklung zu verzeichnen.

   •   Bundesweit lag der Anstieg bei 8,6 %.

   •   Es ist ein Zuwachs um 4.154

                                                                                                        Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 108
       Arbeitsplätze gegeben.

   •   Mit Stand 03/2018 sind von den
       sv-pflichtigen Beschäftigten:
           o 49,1 % Frauen,
           o 23,6 % älter als 55 Jahre
               (stärkere Überalterung
               der Beschäftigten im
               Vergleich zu Leipzig
               18,3 % und Sachsen
               21,8 %),
           o 30 % der Beschäftigten in Teilzeit und
           o 6 % ohne Ausbildung (Sachsen 6,5 %) und nur 11,7 % mit akad. Ausbildung
               (Sachsen 17,2 %).

   •   Der Zuwachs der im Landkreis wohnenden Arbeitnehmer fällt geringer aus (-3.515).

   •   Die Zahl der am Wohnort Arbeitenden sank um 1,9 % auf 65 %.

                                                                                                 18
Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 120

   •   Die Auspendlerzahlen sind seit 2013 leicht um 5,7 % und 2.861 Personen gestiegen.

   •   Die Einpendlerzahl stieg seit 2013 um 22,1 % und 4.856 Personen.

   •   Damit sind im Landkreis insgesamt rund 80 Tsd. Personen mobil zur Arbeit
       unterwegs.

   •   Hauptziel ist das angrenzende Oberzentrum Leipzig.

   •   Damit steigt auch der Bedarf an attraktiven Mobilitätsangeboten.

Auspendler                                    Einpendler

                                                                   Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 121

                                                                                                  19
SV-Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftszweigen (Stichtag März)

                                                       Kernkompetenzbereiche
                                                       • Energie- und Umwelttechnik
                                                       • Investitionsgüterindustrie
                                                       • Chemie und Kunststoff
                                                       • Automobil- und Zulieferindustrie
                                                       • Gesundheitswirtschaft
                                                       • Ernährungswirtschaft und
                                                          Landwirtschaft
                                                       • Logistik
                                                       • Tourismuswirtschaft
                                                       • stärkere Zuwächse im IT- Bereich, im
                                                          Gastgewerbe, der Immobilien-
                                                          wirtschaft, dem Verkehr und in der
                                                          Pflege zu verzeichnen.
Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 116

Neben dem Aufwuchs der Beschäftigung sind die Arbeitslosenzahlen während der letzten
Jahre kontinuierlich zurückgegangen und lagen 2018 bei 6.908 Personen. Zum Vergleich: Gab
es 2008 noch 18.508 Arbeitslose, waren diese 2013 bereits auf 12.188 abgesunken.

Der Abbau ist damit vergleichbar zu
dem in Sachsen insgesamt.

                                                                                                      Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 124
Auch im Ausbildungssektor ist eine
Entspannung zu verzeichnen bzw.
eine Umkehr, d. h. dass in ver-
schiedenen Branchen Ausbildungs-
plätze nicht besetzt werden können.

Die    Arbeitslosenquote      (2018)
entsprach zwischenzeitlich mit 5,1 %
dem bundesweiten Niveau und liegt
damit leicht unter dem Landes-
durchschnitt.

                                                                 Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 125

Der Anteil Arbeitsloser unter Ausländern (12,6 %) liegt im Vergleich zu Sachsen leicht über
dem sächsischen Durchschnitt (12,3 %). Die Arbeitslosigkeit bei der jüngeren Bevölkerung
liegt im Bundesdurchschnitt.

                                                                                               20
Hinsichtlich der voraussichtlichen Bevölkerungsentwicklung bis 2030 in Sachsen nach
Berufsein- bzw. Berufsaussteigern sowie der abschätzbaren Arbeitsmarkttrends sind lt. KEK
2030-Analyse, Seite 106, folgende Entwicklungen zu erwarten.

                                                                 Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 126

   •   Das Auseinanderdriften zwischen der Zahl der Berufseinsteiger und der aus dem
       Arbeitsprozess Ausscheidenden nimmt tendenziell zu und ist im Landkreis stärker
       ausgeprägt. Es wird jedoch durch den positiven Wanderungssaldo leicht
       abgeschwächt.

   •   Das Erwerbspersonenpotential nimmt im Landkreis Leipzig tendenziell ab.

                                                                 Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 127

   •   Der zukünftige Mangel im Erwerbspersonenpotential kann allein durch
       Produktivitätszuwachs nicht abgefedert werden – Belastung vor allem für das
       Handwerk und kleine Unternehmen.

   •   Die Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes und der Beschäftigung sind zentral für
       die zukünftige Entwicklung des Landkreises Leipzig.

   •   Hierauf nehmen demografische Veränderungen Einfluss über den Rückgang des
       Arbeitskräfteangebotes und das steigende Durchschnittsalter der Erwerbspersonen
       (dadurch potenziell sinkende Produktivität).

                                                                                               21
•     Sinkende Arbeitslosigkeit ist vor allem auch der sinkenden Erwerbspersonenzahl
          geschuldet.

    •     Im Zuge der weiteren Ausdifferenzierung der räumlichen Arbeitsteilung zwischen höher
          verdichteten Regionen (Arbeitsorte) und ländlichen Regionen (Wohnorte) nimmt die
          Bedeutung von Pendlerbeziehungen zu, mit entsprechenden Anforderungen an die
          Infrastruktur (Stadt-Umland, aber auch über weitere Entfernungen).

    •     Die qualitative und quantitative Entwicklung der Arbeitsplätze vor Ort ist ein wichtiger
          Einflussfaktor auf die regionale Entwicklung von Zu- und Abwanderung.

    •     Die differenzierte Entwicklung von Arbeitslosigkeit kann die Heterogenität zwischen
          Teilräumen verstärken, beispielsweise hinsichtlich der Kaufkraft und der
          Haushaltseinkommen.

1.3.3 Ausbildungsmarkt

                                    Bewerber/-innen für
                                                                       Berufsausbildungsstellen
                                   Berufsausbildungsstellen                                           unbesetzte
                                                                                          gemeldete
                                                   davon                                                Stelle je
                                                                               darunter:   Stellen je
                                                                 gemeldete                            unversorgte
                                          versorgte unversorgte               unbesetzte Bewerber/-
                            insgesamt                           Ausbildungs-                          Bewerber/-
                                         Bewerber/- Bewerber/-               Ausbildungs-      in
                                                                   stellen                                 in
                                            innen      innen                    stellen

             absolut             1.178         1.129            49            974            62            0,83        1,27
Leipzig
             in %                100,0           95,8           4,2         100,0            6,4       -           -
             absolut            21.146        20.213           933         21.562         1.725            1,02        1,85
Sachsen
             in %                100,0           95,6           4,4         100,0            8,0       -           -
Quelle: Statistik der BA: Berufsausbildungsstellen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen (Monatszahlen), Region Sachsen
                                                                                                     Stand: September 2019

                                                        Schulabschlüsse der Bewerber/-innen
                            gemeldete                                           davon
                            Bewerber/-      ohne        Hauptschul-    Realschul-    Fachhoch-     Hochschul-     k.A.
                              innen       Abschluss      abschluss     abschluss     schulreife      reife
             absolut             1.178            66            362           542            53           124          31
Leipzig
             in %                100,0            5,6           30,7          46,0           4,5          10,5         2,6
             absolut            21.146           629          6.260         9.537         1.242         2.414       1.064
Sachsen
             in %                100,0            3,0           29,6          45,1           5,9          11,4         5,0
Quelle: Statistik der BA: Berufsausbildungsstellen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen (Monatszahlen), Region Sachsen
                                                                                                     Stand: September 2019

                                                                                                                         22
1.4       Wohnen und Mobilität

1.4.1 Wohnen

Veränderungen des Bestandes an Ein- und Zweifamilienhäusern

                                                                                   Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 69

                                                      Wohnungs- und Haushaltsgrößen
                                                                       Anteil HH in Ein-
                                       Personen in      Personen je                      Wohneigentums- Wohnfläche je
                       Haushalte                                          und Zwei-
                                       Haushalten        Haushalt                            quote        Haushalt
                                                                       familienhäusern
Leipzig                     123.316         256.903              2,1            50,1             47,8            83,6
Sachsen                   2.019.683       3.977.662              2,0            34,4             33,2            75,9
              Quelle: Stat. Landesamt: Wohnsituation der Haushalte im Freistaat Sachsen am 9. Mai 2011 nach Gemeinden;
                                                                                           Gebietsstand: 1. Januar 2014

Die Eigentümerquote (Anteil der Gebäude/Wohnungen die vom Eigentümer selbst bewohnt
werden) ist ein Indiz für die regionale Bindung der Bewohner. Mit 47,8 liegt die
Eigentümerquote leicht über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 45,3.

Jedoch bestehen auch hier wesentliche                                           Wohnungsleerstand nach
regionale Unterschiede. Die niedrigste                                         Wohnungsmarktregionen 2015
Eigentümerquote weisen die größeren
                                                                                                                          Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 71

Zentren sowie kleinere Orte auf, die aus
ihrer traditionellen Entwicklung als
Wohnstandorte der Industrie durch MFH
geprägt waren (wie Borna (30 %), Böhlen
(30 %) und Neukieritzsch, Ortsteil
Deutzen (40,0 %) und Kitzscher).

Insgesamt dominieren mit 82,2 % die
Ein- und Zweifamilienhäuser im Wohnge-
bäudebestand. 17,8 % der Gebäude sind
Mehrfamilienhäuser, in denen sich über
die Hälfte der Wohnungen (52,8 %)
befinden.

Der Wohnungsleerstand liegt im Durchschnitt bei 9,1 %, wobei 13,2 % der Wohnungen in MFH
leer stehen, dagegen nur 4,6 % der Wohnungen in EFH/ZFH.

                                                                                                                   23
1.4.2 Mobilität

                                                                         Datengrundla
                                                                  Nachfrage SPNV in Pkm/km lt.
                                                                    Landesverkehrsprog
                                                                  Landesverkehrsprognose 2025

Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 87

Die Verkehrsinfrastruktur ist für die Entwicklung des Landkreises ein bedeutender
Standortfaktor. Dabei sind Qualität und Quantität der Verkehrsinfrastruktur bedeutsam für die
Attraktivität der Regionen für Unternehmen sowie Fachkräfte und gleichzeitig Einflussfaktor
auf die Lebensqualität.

Seit 2013 besteht ein leistungsfähiges S-Bahn-                    Hauptziele der Mobilität in
Netz als Kern des Nahverkehrs.                                       Deutschland 2017

Dazu wird sukzessive der ÖPNV (Bus-Verkehr)
als Bindeglied/Zubringer zwischen S-Bahn-Netz
und der Erschließung in der Fläche ausgebaut.

Der Ausbau/die Neuausrichtung des ÖPNV ist im
Hinblick auf Veränderung von Nutzerverhalten
sinnvoll und notwendig. Treiber der Entwicklung
sind dabei

    •    zum einen die anhaltende Überalterung
         der Bevölkerung im ländlichen Raum, die
         eine Sicherung der Erreichbarkeit der
         Versorgungsstandorte erfordert.

    •    Zum anderen erfordert die Entwicklung
         Leipzigs sowie des Wirtschaftsraumes
         Leipzig-Halle (wachsenden Pendler-
         zahlen) leistungsfähige Lösungen für
         den Berufsverkehr.
                                                                   Grafik KEK 2030-Analyse, Seite 91

                                                                                                24
Darüber hinaus zählt mit durchschnittlich 573 Pkw je 1.000 Einwohnern (vgl. Sachsen: 517)
der Landkreis zu den Kreisen mit dem höchsten Motorisierungsgrad, wobei eine sinkende
Pkw-Mobilität Jüngerer zu verzeichnen ist.

Insgesamt ist die Erreichbarkeit der Zentren gut. Durch den Landkreis verlaufen die
Autobahnen A14, A38, A72 und er wird von der A9 tangiert. Diese verbinden den Landkreis
mit den Zentren in Mitteldeutschland und mit der Metropole Berlin. Die vorhandenen
Bundesstraßen sorgen für eine ausreichende innere Erschließung.

Die überregionale Bahnanbindung des Landkreises ist durch die im wesentlichen gute
Erreichbarkeit des ICE-Haltepunktes in Leipzig gegeben.

                                                                                      25
2       Netzwerke bzw. Kooperationen zur Beschäftigungsentwicklung

Die Fachkräfteallianz engagiert sich für eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes und bündelt
die Kompetenzen von Partnern aus den Bereichen Industrie und Handwerk,
Wirtschaftsförderung, Arbeitsmarkt, Arbeitnehmervertretung, Bildung, Forschung und
Gebietskörperschaften mit dem Ziel der Weiterentwicklung von regionalen
Fachkräftestrategien unter den Bedingungen der demografischen Entwicklung und des
digitalen bzw. strukturellen Wandels. Neben der Fachkräfteallianz beschäftigen sich u. a. die
folgenden Netzwerke, Projekte bzw. Kooperationen ebenfalls mit den Themenfeldern
Beschäftigungsentwicklung bzw. Fachkräftesicherung:

    •   Europäische Metropolregion Mitteldeutschland e. V.,
    •   Invest Region Leipzig GmbH,
    •   Kernteam Arbeitsmarktmonitor der Agentur für Arbeit Oschatz,
    •   Kernteam Arbeitsmarktmonitor Leipzig,
    •   Örtlicher Beirat des Kommunalen Jobcenters Landkreis Leipzig,
    •   Arbeitskreis Schule – Wirtschaft, Borna,
    •   Arbeitskreis Schule – Wirtschaft, Markranstädt,
    •   Standortinitiative Wurzen und Wurzener Land e. V.,
    •   Netzwerk Berufs- und Studienorientierung Landkreis Leipzig sowie
    •   Jugendberufsagentur Landkreis Leipzig.

Die     einzelnen     Initiativen    sind    über  die  Stabsstelle    des    Landrates
Wirtschaftsförderung/Kreisentwicklung des Landratsamtes Landkreis Leipzig bzw. durch die
Mitgliedschaft mit der Fachkräfteallianz vernetzt.

    •   Europäische Metropolregion Mitteldeutschland e. V.

    Metropolregionen sind Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und
    kulturellen Entwicklung mit guter Erreichbarkeit auf europäischer und internationaler
    Ebene und weiter Ausstrahlung auf das Umland. Darüber hinaus hat die Metropolregion
    Mitteldeutschland auch eine klare Vision: Mitteldeutschland soll bis 2030 zu den
    attraktivsten und innovativsten Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregionen in Europa
    gehören und dynamisches Wachstum mit hoher Lebensqualität verbinden. Dafür arbeitet
    und engagiert sich die EMMD mit zahlreichen Projekten, richtungsweisenden Akteuren und
    in vielen Kooperationen.

    Sie versteht sich als länderübergreifende Aktionsplattform mitteldeutscher Unternehmen,
    Gebietskörperschaften, Kammern und Verbände sowie Hochschulen und
    Forschungseinrichtungen in Form eines zukunftsweisenden Privat-Public-Partnership-
    Modells.

    Sie stärkt die länderübergreifende Kommunikation und steigert das Image der Region und
    entwickelt Projekte zur nachhaltigen Steigerung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.

    Sie wirkt als Treiber für eine effiziente und verantwortungsvolle mitteldeutsche
    Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturregion.

                                                                                          26
Als Handlungsfelder bestehen:

    o   Image verbessern / Standortmarketing für Mitteldeutschland,
    o   Innovationen fördern / Projektgruppe "Innovation im Revier",
    o   Stärken stärken / Initiierung von mitteldeutschen Clustern,
    o   Fach- und Führungskräfte / Karriereportal,
    o   Nachhaltigkeit und Familienfreundlichkeit,
    o   Verkehr und Infrastruktur sowie
    o   Kultur und Tourismus.

•   Invest Region Leipzig GmbH

Die Invest Region Leipzig GmbH (IRL) ist als Gesellschaft der Landkreise Leipzig und
Nordsachsen, der Stadt Leipzig sowie der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig als
Ansiedlungs- und Akquisitionsagentur für die Wirtschaftsregion Leipzig aktiv.

Der Fokus der IRL liegt dabei auf dem "Investorenservice“, welcher in- und ausländischen
Unternehmen den Zugang zur Wirtschaftsregion Leipzig bietet: Enge Kooperation, starke
Vernetzung mit dem wirtschaftlichen Umfeld, bilateraler Informationsaustausch mit den
regionalen Wirtschaftsförderern (u. a. aus dem Landkreis Leipzig) und die Umsetzung
gemeinsamer Projekte zeichnen das Team der IRL aus. Im Fokus dieses kostenfreien
Angebotes steht dabei die Recherche- und Akquisetätigkeit gegenüber Unternehmen, die
eine Expansion anstreben. D. h., die Mitarbeiter der IRL erstellen individuelle Branchen-
sowie Standortanalysen und kommunizieren somit die Vorzüge und Rahmenbedingungen
der Region Leipzig. Sollte sich eine Ansiedlung anbahnen, so unterstützt die IRL auf
Wunsch das Unternehmen bei der Suche nach einer geeigneten Gewerbefläche, in Fragen
der Förderung oder bei der Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter.

Der Fachkräfteservice der IRL ist somit ein enges Bindeglied zum Investorenservice und
agiert in den Fachkräfteallianzen des Landkreises Leipzig und der Stadt Leipzig als
stimmberechtigtes Mitglied sowie im Kernteam Arbeitsmarkt der Region Leipzig. Die
Arbeitsgrundlage des Fachkräfteservice für den Landkreis Leipzig bilden folgende
Handlungsfelder.
    o Unterstützung von überregionalen Investorenunternehmen mit Fachkräftebedarf
        und Ansiedlungsabsichten, u. a. im Landkreis Leipzig. Dies geschieht z. B. durch
        die Erstellung von Arbeitsmarktanalysen sowie durch die Vernetzung zu regionalen
        Hochschulen und Bildungsträgern, zu Personaldienstleistungsunternehmen und zu
        den Agenturen für Arbeit Oschatz/Leipzig.
    o Zusammenarbeit mit Fachkräfteprojekten (z. B. aus den Fachkräfteallianzen) im
        Landkreis Leipzig, Landkreis Nordsachsen und der Stadt Leipzig sowie weiteren
        Akteuren mit dem Ziel (zumeist überregionale) Fachkräfte zu gewinnen – auch im
        Sinne der IRL-Gesellschafterstrukturen.
    o Entwicklung eigener Veranstaltungsformate in Kooperation mit lokalen Partnern,
        um ansässige Unternehmen mit Absolventen zu vernetzen und somit junge
        Fachkräfte in der Region zu halten oder diese ggf. zurückzugewinnen.
    o Branchen- und qualifikationsübergreifende Präsentation des regionalen
        Stellenmarktes.
    o Nationales und internationales Jobmarketing für die Region und den Landkreis
        Leipzig durch die onlinebasierte Stellenbörse work-in-leipzig.
    o Regionalstellenbörsen für mehrere Mittelzentren der Region Leipzig als
        onlinebasierte Jobportale, integriert in die jeweiligen städtischen Homepages (z. B.
        für Borna, Wurzen, Markkleeberg).

                                                                                         27
Der Fachkräfteservice der Invest Region Leipzig GmbH steht dem Landkreis Leipzig im
Rahmen der Fachkräfteallianz zur Verfügung, um gemeinsam Projekte überregional mit
Partnern durchzuführen.

•   Kernteam Arbeitsmarktmonitor der Agentur für Arbeit Oschatz

Abgeleitet aus dem Kernteam Leipzig wurde das Kernteam Arbeitsmarktmonitor der
Agentur für Arbeit Oschatz gegründet, um vorhandene Strukturen zu nutzen und daraus
Synergien für den regionalen Arbeitsmarkt zu entwickeln. Das Kernteam Oschatz hat sich
auf Grund des landkreisspezifischen Arbeitskräftepotentials und der Branchenstruktur
folgende Handlungsschwerpunkte gesetzt:
    o Ungenutztes Arbeitskräftepotential aktivieren,
    o Kooperationen Schule-Wirtschaft fördern,
    o frühzeitige Berufsorientierung,
    o Abwanderungen vermeiden sowie
    o kleine und mittlere Unternehmen bei der Fachkräftesicherung unterstützen.

•   Kernteam Arbeitsmarktmonitor Leipzig

Dieses Gremium im Kontext der Agentur für Arbeit existiert als Steuerungsgruppe auf
Entscheiderebene seit mehreren Jahren, um die Arbeitsmarktpolitik in der Region Leipzig
(Stadt Leipzig und die beiden angrenzenden Landkreise Nordsachsen und Leipzig) zu
koordinieren. Grundlage für die Arbeit des Kernteams ist der Beschluss des
Regionalforums Leipzig zu Wirtschaft, Bildung und Arbeit aus dem Jahr 2012.

Das Kernteam Arbeitsmarktmonitor unterstützt mit seinen Handlungsfeldern die
Fachkräftestrategie Sachsen 2020 und stimmt mit ihren Zielen der „Guten Arbeit für
Sachsen“ überein.

Kernziele:
   o Fachkräfte erschließen – Zuwanderung von Fachkräften,
   o Beschäftigung generieren – Innovationsprozesse beschleunigen,
   o keine Jugendlichen verlieren,
   o Fachkräfte in Unternehmen binden sowie die
   o Steuerung der regionalen Beschäftigungspolitik.

•   Örtlicher Beirat des Kommunalen Jobcenters Landkreis Leipzig

Der Beirat unterstützt die Arbeit des Kommunalen Jobcenters u. a. durch:

    o   Beratung und Empfehlungen bei der Auswahl und Gestaltung der
        Eingliederungsinstrumente und -maßnahmen,
    o   Stellungnahmen des Beirats, insbesondere diejenigen der Vertreter der
        Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowie
    o   Hinzuziehung im Bedarfsfall bei Ausschreibungsverfahren.

•   Arbeitskreis Schule-Wirtschaft

Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft hat das Ziel, einen Erfahrungsaustausch zwischen den
Akteuren aus Schule und Wirtschaft zu fördern und somit die Koordinierung und
Verbesserung der Berufs- und Studienorientierung unter Berücksichtigung des Bedarfs der
sächsischen Wirtschaft zu erreichen.

                                                                                    28
Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Borna richtet in Zusammenarbeit mit der Dinter-
Oberschule Borna und dem Förderverein der Dinterschule die regionale
Berufsorientierungsmesse für den Südraum Leipzig einmal jährlich aus.

Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft Markranstädt wird von der Stadt Markranstädt betreut
und ist z. Zt. inaktiv.

•   Standortinitiative Wurzen und Wurzener Land e. V.

Die Standortinitiative, welche 2003 gegründet wurde, versteht sich als ein Netzwerk aus
Bürgern, Unternehmen, Vereinen und Kommunen mit dem Ziel, die Entwicklung der Stadt
Wurzen und des Wurzener Landes zum dynamischen Wirtschaftsstandort, attraktiven
Wohnort sowie als Ort der Kultur und Bildung zu fördern.

•   Netzwerk Berufs- und Studienorientierung Landkreis Leipzig

Das Netzwerk versteht sich als Plattform für den Erfahrungsaustausch und nach
Möglichkeit zur Bündelung/Abstimmung verschiedener Aktivitäten, Akteure sowie
Strukturen der Berufsorientierung.

•   Jugendberufsagentur Landkreis Leipzig

Anliegen ist die berufliche Orientierung junger Menschen – insbesondere junge Menschen
mit Unterstützungsbedarf und deren Eingliederung in den Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt
zu fördern. Sie benötigen bei ihrem Übergang von der Schule in die Berufsausbildung
sowie bei ihrem Schritt in das Erwerbsleben eine besondere Begleitung.
Handlungsfelder sollen dabei unter anderem sein:

    o   gegenseitiges Kennen der Akteure und Leistungen,
    o   regelmäßige Treffen der Partner zur Planung, Abstimmung und Koordination der
        Aktivitäten und Termine, gemeinsame Informationsmaterialien und Auftritte,
    o   gemeinsam abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit (z. B. Informationsmaterialien,
        Pressemitteilungen und Informationen auf den Homepages der jeweiligen Partner),
    o   konkrete Fallberatungen mit beteiligten Partnern/fallzuständigen Mitarbeitern bei
        Bedarf,
    o   Anregung von qualitativen und konzeptionellen Entwicklungen der
        arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit,
    o   Koordinierung und Unterstützung von Initiativen zur Berufsorientierung in der
        Region; Mitwirkung bei rechtskreisübergreifenden Arbeitsgruppen, Gremien,
        Veranstaltungen und Projekten sowie
    o   Lobbyarbeit, um die Zielgruppe anzusprechen und um gegenüber Politik, Wirtschaft
        und Gesellschaft die Notwendigkeit, Ziel und Chancen der gemeinsamen Arbeit zu
        verdeutlichen.

                                                                                      29
3       Herausforderungen und Handlungsbedarfe

Das vorliegende Handlungskonzept der regionalen Fachkräfteallianz zeigt ausgehend von der
Analyse über Herausforderungen, Handlungsbedarfe und -schwerpunkte Möglichkeiten auf,
weitere Potentiale zur Deckung des Fachkräftebedarfes im Landkreis zu erschließen. Dabei
erstrecken sich die Möglichkeiten zur Unterstützung/Begleitung der im Landkreis Leipzig
ansässigen Unternehmen und/oder von Menschen auf Maßnahmen u. a. beginnend mit einer
gezielten Ansprache von Nachwuchsfachkräften bis hin zur Verbesserung der
Arbeitsbedingungen.

Die regionale Fachkräfteallianz verfolgt in ihrer Arbeit die nachstehenden Ziele und
Handlungsschwerpunkte, die sich neben dem Kreisentwicklungskonzept des Landkreises
auch an der Fachkräftestrategie des Freistaates Sachsen orientieren. Die nachfolgend
beschriebenen Herausforderungen, Handlungsbedarfe und -schwerpunkte berücksichtigen
noch nicht die Auswirkungen auf die sächsische und regionale Wirtschaft in Folge der
ergriffenen   Schutzmaßnahmen        zur   Eindämmung      der  Corona-Pandemie.       Die
Konjunkturumfrage der sächsischen IHK´s für das Frühjahr und den Herbst 2020 bilden eine
erste Tendenz der zu erwartenden Geschäftslage ab. Zusammen mit der Information zur
aktuellen Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt, im Bezirk der Agentur für Arbeit
Oschatz für den Berichtsmonat Oktober 2020, zeichnet sich eine mögliche Entwicklung auf
dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt ab.

Diese Entwicklung gilt es intensiv zu beobachten und daraus resultierend die
Handlungsbedarfe und -schwerpunkte der jeweiligen Situation aktuell anzupassen.

Herausforderungen:

    •   Fachkräfteengpässe lassen sich auf die Auswirkungen des demografischen Wandels,
        der räumlichen Mobilität, der unterschiedlichen wirtschaftlichen/wohnlichen/
        infrastrukturellen Entwicklungen zwischen Stadt und ländlichen Raum und der
        kleinteiligen Wirtschaftsstruktur zurückführen.
    •   Kleine und mittelständische Unternehmen haben zunehmend Probleme geeignete
        Mitarbeiter zu finden bzw. zu halten. Aber auch die Besetzung der
        Unternehmensführung gestaltet sich zunehmend problematisch (zeitlich gebündeltes
        Ausscheiden von Fach- und Führungskräften in den nächsten 5-10 Jahren).
    •   Bereits heute ist in einzelnen Bereichen ein Fachkräftemangel im Landkreis eindeutig
        prognostizierbar:
        o Pflegeberufe, insgesamt medizinisches Personal einschließlich Ärzte (verstärkt
            durch zunehmende Überalterung),
        o pädagogisches Personal (Kita, Schulen),
        o wohnstandortnahe Dienstleistungen (verstärkt durch zunehmende Überalterung),
        o ingenieurtechnisches Personal,
        o Personal aus dem Bereich der Gastronomie/Hotellerie sowie
        o Facharbeiter mit spezifischer Qualifikation z. B. im Maschinenbau (bspw. CNC-
            Bereich).
    •   Zunehmender quantitativer und qualitativer Mangel an Nachwuchskräften.
    •   Bedarf an Hochqualifizierten und Facharbeitern wächst insbesondere auch in den
        traditionell im Landkreis vorhandenen gewerblichen Bereichen und der Landwirtschaft.

                                                                                         30
Handlungsbedarfe:

      •   Ausbau familienfreundlicher Strukturen zur Mobilisierung von Arbeitskräftereserven
          der Region.
      •   Regionales und überregionales Marketing (Innen- und Außenmarketing) zur Schaffung
          von Identität und Anziehungskraft.
      •   Aufzeigen der Potentiale im Landkreis für junge und qualifizierte Arbeitnehmer als
          wichtige Zukunftsaufgabe.
      •   Offensive gegen Abwanderung junger Leistungsträger und Unterstützung von
          Zuwanderung.
      •   Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher im Bereich Bildung und Integration
          in den Arbeitsmarkt zur Mobilisierung regionaler Arbeitskräftereserven.
      •   Regionale Potentiale am Arbeitsmarkt in der Region bzw. im Landkreis fördern,
          qualifizieren und halten.
      •   Die Attraktivität und Stärken der hiesigen kleinen Unternehmen muss im Sinne der
          Arbeitnehmerattraktivität/Arbeitgeberattraktivität verbessert werden.
      •   Um die Innovationskraft der mittelständischen Unternehmen zu stärken, wird eine
          Digitalisierung/Wirtschaft 4.0 / Kooperation mit Hochschulen angestrebt.
      •   Unterstützung beim Ausbau zukunftsweisender Mobilitätslösungen zur Steigerung der
          Standortattraktivität für Fachkräfte und Unternehmen.

3.1       Handlungsschwerpunkte und Ziele

      Mit der „Fachkräftestrategie 2030“ für den Freistaat Sachsen ist ein übergeordneter
      Rahmen gegeben und mit der Fortschreibung des „Kreisentwicklungskonzeptes Landkreis
      Leipzig - KEK 2030“ besteht ein regionales Handlungskonzept, welches bereits
      wesentliche Handlungsschwerpunkte der Fachkräfteallianz enthält.

      •   Aus dem Handlungsfeld „Starker Wirtschaftsstandort“ werden folgende Leit- und
          Teilziele sowie Handlungsansätze übernommen:

                                                                                           31
Leitziel 1.1:   Breit aufgestellte, zukunftsfähige und klimafreundliche Wirtschafts-
                struktur im Landkreis Leipzig begünstigt Stabilität und unterstützt
                Innovationen.

Teilziel:       Der Landkreis bietet den Unternehmen attraktive Standortbedingungen.
                Dazu zählt eine leistungsfähige technische Infrastruktur aber auch
                attraktive „weiche“ Standortfaktoren.

Handlungsansätze:

    •   Aktive Bestandspflege in Abstimmung mit regionalen Wirtschaftsförderungsakteuren
    •   Stärkung des Standortmarketings nach innen und nach außen, orientiert an den
        Kernkompetenzen, in Abstimmung mit regionalen Wirtschaftsförderungsakteuren

Teilziel:       Der Landkreis unterstützt Existenzgründungen, Innovationen und
                Technologietransfer.

Handlungsansätze:

    •   Erschließung von Potentialen zur Unterstützung von Innovationen und Technologie-
        transfers im Landkreis
    •   Existenzgründer, Startups und Akteure der Kreativwirtschaft erfahren besondere
        Unterstützung

Teilziel:       Der Landkreis unterstützt den Fortbestand der Vielfältigkeit des Handwerks,
                Handels, Gastgewerbes und des Dienstleistungssektors.

Handlungsansätze:

    •   Sicherung der Vielfalt des Handwerks, Handels, Gastgewerbes sowie des
        Dienstleistungsgewerbes als Standortfaktor im Landkreis

Teilziel:       Der Landkreis begleitet aktiv den schrittweisen Strukturwandel hin zu einer
                nachhaltigen Industriegesellschaft.

Handlungsansätze:

    •   Schaffung von Rahmenbedingungen für die Bewältigung des Strukturwandels
    •   Begleitung das Bundesmodellvorhaben „Unternehmen Revier“

Leitziel 1.2:   Eine Region mit Perspektiven für junge Menschen.

Teilziel:       Der Landkreis unterstützt die Fachkräftesicherung in der Region mit
                vielfältigen Initiativen.

Handlungsansätze:

    •   Ausgestaltung der Fachkräfteallianz
    •   Attraktivität und Qualität der Aus- und Weiterbildung im Landkreis
    •   Sicherung des Fachkräftebedarfs der kommunalen Verwaltung

                                                                                              32
Leitziel 1.3:   Zukunftsfähige Mobilitäts- und Transportlösungen unterstützen die
                Wirtschaftsentwicklung insbesondere zum europäischen Logistik-Hub.

Teilziel:       Der ÖPNV sowie Radverkehrslösungen decken verschiedene
                Mobilitätsbedürfnisse der Unternehmen, Arbeitnehmer und Auszubildenden
                in der Region ab.

Handlungsansätze:

    •   Im ländlichen Raum bietet der ÖPNV unter Einbeziehung flexibler und alternativer
        Angebotsformen attraktive, leistungsfähige, bedürfnisorientierte, umweltschonende
        und wirtschaftlich tragfähige Alternativen zum motorisierten Individualverkehr für
        Arbeitnehmer, Auszubildende, Kunden und Geschäftspartner.
    •   Verstärkte Ausrichtung von Radverkehrslösungen an Erfordernissen des
        Pendlerradverkehrs

                                                                                             33
4      Regionale Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig

Die Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig engagiert sich für eine Stärkung des
Wirtschaftsstandortes. Sie bündelt die Kompetenzen von Partnern aus den Bereichen
Industrie,   Handwerk     und     Landwirtschaft,   Wirtschaftsförderung,   Arbeitsmarkt,
Arbeitnehmervertretung, Bildung, Forschung und Gebietskörperschaften mit dem Ziel der
Weiterentwicklung von regionalen Fachkräftestrategien unter den Bedingungen der
demografischen Entwicklung und des digitalen bzw. strukturellen Wandels. Zudem gilt es, die
Arbeitsmarkttransparenz, zukünftige Bedarfe und Engpassbranchen frühzeitig zu erkennen
sowie Einflussmöglichkeiten zu benennen.

Die Mitglieder der regionalen Fachkräfteallianz fungieren als Multiplikatoren für die Ziele der
Fachkräfterichtlinie. Sie initiieren und koordinieren Maßnahmen, die den Handlungsfeldern
entsprechen. Sie starten selbstständig und abgestimmt Projektaufrufe.

Die Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig verantwortet die Priorisierung der Mittel des
Regionalbudgets für Zuwendungsempfänger, die eine Maßnahme gemäß Richtlinie des
Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr zur Förderung von
Projekten der Fachkräftesicherung (Fachkräfterichtlinie) umsetzen wollen. Zu den
Förderanträgen aus dem Regionalbudget gibt die Fachkräfteallianz gegenüber der
Sächsischen Aufbaubank (SAB) – der Bewilligungsstelle – eine befürwortende Stellungnahme
ab. Vorher prüft die regionale Fachkräfteallianz die Projektanträge dahingehend, welche
eingereichten Maßnahmenvorschläge priorisiert und mit einer befürwortenden Stellungnahme
versehen werden können.

Die regionale Fachkräfteallianz verpflichtet sich, das abgestimmte Handlungskonzept
umzusetzen und spätestens aller zwei Jahre fortzuschreiben.

Um eine effektive Arbeit der Fachkräfteallianz zu ermöglichen, werden Mitglieder, die laut
Richtlinie vorgeschrieben sind, den weiteren Prozess stimmberechtigt begleiten. Freiwillige
Mitglieder sind fachliche Berater, die bei Bedarf hinzugezogen werden. Über die Aufnahme
bzw. Form der Einbindung der freiwilligen Mitglieder entscheidet die Allianz.

Jeder Allianzpartner entsendet eine/n stimmberechtigten Vertreter/in in die regionale
Fachkräfteallianz und benennt für den Verhinderungsfall eine/n Stellvertreter/in. Die
Fachkräfteallianz benennt ein geschäftsführendes Mitglied und ebenfalls einen Vertreter.
Allianzbezogene Aufgaben sowie die Überwachung des Regionalbudgets werden auf alle
Mitglieder verteilt bzw. Verantwortliche innerhalb der Allianz benannt. Bei überregionalen
Vorhaben wird sich mit den anderen betreffenden Fachkräfteallianzen abgestimmt.

In der Auftaktveranstaltung der regionalen Fachkräfteallianz Landkreis Leipzig wurde der
Landkreis Leipzig, vertreten durch den Landrat Herr Henry Graichen, dieser vertreten durch
die Leiterin der Stabsstelle des Landrates Wirtschaftsförderung/Kreisentwicklung, Frau Gesine
Sommer, als geschäftsführendes Mitglied benannt.

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