Resiliente Supply Chain - Der Schlüssel zu nachhaltigem Unternehmenserfolg - Oktober 2011 - goetzpartners
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Die Autoren Inhalt 1. Vorwort 3 Marc Staudenmayer, Managing Director 2. Management Summary 4 3. Die Studie: Teilnehmer und Methodik 5 4. Der Begriff Resilienz 6 4.1 Resilienz im Allgemeinen 6 4.2 Resilienz für Supply Chains 7 Christophe Hudelmaier, 5. Faktoren für eine resiliente Supply Chain 8 Manager 5.1 Agilität 8 5.2 Redundanz 11 5.3 Dezentralität 14 5.4 Diversität 16 5.5 Permanenter Lernprozess 18 6. Ausblick 20 Abbildungsverzeichnis 21 Über goetzpartners 22 Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern an der Umfrage „Wie krisenfest ist Ihre Supply Chain?“. Auf ihr basiert die vorliegende Studie.
Vorwort _ 3 1. Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, bei goetzpartners beschäftigen wir uns seit fast 20 Jahren mit den The- men Supply Chain Management, Einkauf, Logistik und Produktion. Ge- rade in Krisensituationen haben wir immer wieder festgestellt, dass die Supply Chains einiger unserer Kunden mit einer Notsituation besser zu- rechtkamen als andere und damit einen Wettbewerbsvorteil verzeichnen konnten. Doch warum sind die Supply Chains erfolgreicher Unternehmen wider- standsfähiger in Krisensituationen als die anderer Unternehmen? Die Standardantwort „Risikomanagement“ ist unserer Erfahrung nach nicht ausreichend, da sich Unternehmen im Risikomanagement fast aus- schließlich mit bereits bekannten Risiken beschäftigen. Supply Chains leiden aber vor allem unter vorher nicht identifizierbaren Krisensitua- tionen. Auf der Suche nach einer Antwort sind wir beim Thema Supply-Chain- Resilienz fündig geworden, das wir mit der vorliegenden Studie näher durchleuchten. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre. Marc Staudenmayer
4 _ Resiliente Supply Chain 2. Management Summary Nicht erst seit der Finanzkrise 2008 oder dem schweren Erdbeben in Japan 2010 müssen sich Unternehmen die Frage stellen, wie sie mit der Willkür- lichkeit von Risiken und den daraus resultierenden Folgen für ihre Supply Chain umgehen. Auch die Globalisierung der Wirtschaftswelt und weitere externe Faktoren wie der sich beschleunigende Klimawandel oder eine größere politische Instabilität haben zu einer höheren Unvorhersehbarkeit und Häufigkeit von Krisensituationen geführt. Die „Concentric Vulnerability Map“ von Yossi Sheffi legt dar, wie zahlreich und mannigfaltig Einflüsse auf die Supply Chain sein können (siehe Abbildung 1). Schwachstellen in der Supply Chain können eklatante Auswirkungen für das gesamte Unternehmen nach sich ziehen. Zu den schlimmsten Effekten zählen Lieferausfälle oder -verzögerungen, die verschobene Umsätze, Um- satzeinbußen oder sogar den Verlust von Marktanteilen zur Folge haben. Darüber hinaus schmerzen die Abbildung 1: „Concentric Vulnerability Map“ Unzufriedenheit der Kunden und die daraus resultieren- Financial Strategic vulnerability Credit default New or foreign competitors vulnerability de schlechte Reputation. Das Public boycott & Shareholder activism Offensive condemnation Vertrauen wiederzugewinnen advertising Negative media Interest Rate Advers changers in Timing of business coverage Foreign market erfordert Ausdauer und Inves- fluctuations industry decisions & moves protectionism Fuel prices regulations Corporate Market share battles titionen. Um einen Wettbe- Currency & culture Pricig & incentive wars foreignexchange ratefluctuations Liquidity/cash Loss of intel. property Attacs on brand loyalty werbsvorteil aus einer Krise zu Financial Asset valuation Customer relations Product-market alignment „gotta have products“ ziehen und idealerweise sogar markets Supplier Dealer relations relations instability Accounting/tax Uncompetitive cost structure Program launch Customer demand Mergers & industry consolidation gestärkt aus ihr hervorzuge- law changes Inadequate seasonality & variability Economic recession Revenue management mgmt. oversight Ineffective Technology decisions hen, ist es daher notwendig, planning Joint venture/alliance relations Averse changes in environmental Debt & credit rating Ethic violations Budget overruns or Perceived quality die unerwünschten Folgen für regulations Unplanned expenses Currency inconvertibility Health care & pension costs Union relations, labor disagreements & Product cevelopment process das eigene Unternehmen so Product design & engineering contract frustrations Asbestos exposure HR risks – key skill shortage, personnel turnovers gering wie möglich zu halten. 3rd party liability Product liability Harassment & Vandalism Warranty/product Mold exposure General liability discrimination recall campaigns Cargo losses Directors & Loss of key Arson officers liability Property damage Embezzlement Restriction of Geopolitical risks Bldg. or equipment Kidnapping access/egress Um den abgebildeten und in Loss of Theft Info. mgmt. problems Extortion Severe hot/ Workers equip. fire Dealer distribution cold weather compensation key facility Accounting or internal Loss of key network failures ihrer Ausprägung unterschied- Boiler or machinery explosion controls failures personnel Earthquake Logistics provider Flooding Building collapse Deductible Health & safety IT system failures (hardware, software, LAN, WAN) failures lichen Einflüssen begegnen Building subsidence limits violations Logistics routeor mode Terrorism/sabotage Computer virus/ & sinkholes Land, water, Gov‘t inqiries denialof service attacs disruptions zu können, reichen punktuell Wildfire Service provider Lightning atmospheric Disease/epidemic strikes pollution Workplace violence failures durchgeführte Präventions- Tornados Wind damage Operator errors/ Tier 1, 2, 3, …n supplier Animal/insect infestation Tsunami accidental damage problems:financial trouble, quality„spills“, failure to maßnahmen nicht aus. Der Blizzard/ice storms delivermaterials, etc. Hail damage Volcano erupation Loss of key supplier Supplier bus Mehrwert des Resilienzkon- interruption Hazard Hurricane/ Utilities failures Operations zepts liegt in der kombinierten communications, vulnerability typhoon Heavy rain/ electricity, water, vulnerability thunderstorms power, etc. Anwendung heute bereits bekannter Managementme- (goetzpartners, in Anlehnung an Sheffi, Yossi: The Resilient Supply Chain. Overcoming Vulnerability For Competitive Advantage, The MIT Press Cambridge, Longon, 2007, S. 25)
2. Management Summary / 3. Die Studie: Teilnehmer und Methodik _ 5 thoden und -tools auf die Supply Chain, unabhängig davon, ob mögliche Risiken vorher identifiziert wurden oder nicht. Eine resiliente Supply Chain Abbildung 2: Umfrageteilnehmer: Branchen muss in der Lage sein, auch unvorhergesehene Situationen abzufedern, erst dadurch wird sie „überlebensfähig“. 5% 23% 9% Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass ein Großteil der teilneh- menden Unternehmen das Resilienzkonzept begrifflich nicht zuord- nen kann, Teile davon allerdings unbewusst umgesetzt werden. Jedoch 23% müssen Krisenbewältigung und Widerstandsfähigkeit der Supply Chain auf der Managementagenda stehen und ganzheitlich in Unternehmens- entscheidungen und -prozesse einfließen. Dies gelingt anhand der fünf Faktoren Agilität, Redundanz, Dezentralität, Diversität und Permanenter 45% Lernprozess. So kann sich ein Unternehmen gegenwärtig und in Zukunft gegen Krisen wappnen und dadurch einen Wettbewerbsvorteil generieren. Automobilindustrie (goetzpartners) Chemie und Pharma Elektro- und Elektronikindustrie Maschinen- und Anlagenbau 3. Die Studie: Teilnehmer Sonstige und Methodik In die vorliegende Studie sind die Ergebnisse zahlreicher Supply-Chain- Management-Projekte mit eingeflossen, sowie eine umfassende Befra- gung von Supply-Chain-Managern, Einkaufs- und Logistikleitern aus den unterschiedlichsten Branchen im August 2011. Der Fokus lag hierbei auf der Fragestellung, mit welchen Maßnahmen die Teilnehmer ihre Supply Chain vor Störfaktoren schützen und sie stärken (siehe Abbildung 2). Die gesamte Bandbreite der deutschen Wirtschaft wurde in puncto Um- satz, Einkaufsvolumen und Mitarbeiter stichprobenartig abgebildet (siehe Abbildung 3). Abbildung 3: Umfrageteilnehmer: Umsatz, Einkaufsvolumen, Mitarbeiter 0 bis 50 Mio. EUR weniger als 50 Mio. EUR Unter 250 MA 50 bis 100 Mio. EUR 50 bis 100 Mio. EUR 250 - 1.000 MA 100 bis 500 Mio. EUR 100 bis 250 Mio. EUR 1.000 - 3.000 MA 250 bis 500 Mio. EUR 250 bis 500 Mio. EUR 3.000 - 6.000 MA > 1.000 Mio. EUR 500 bis 3.000 Mio. EUR Über 6.000 MA > 3.000 Mio. EUR (goetzpartners)
6 _ Resiliente Supply Chain Die Umfrage basiert auf einem standardisierten Fragebogen mit insge- samt 58 Fragen, der in die folgenden vier Bereiche unterteilt war: 1) Supply-Chain-Strategie: Im Rahmen dieses Teils wurden Fragestel- lungen zur Standortwahl – politisch wie geologisch – näher beleuchtet, ebenso wie die Themenbereiche Produktion, Lieferanten, Transport und Lagerung. 2) Supply-Chain-Organisation: Dieser Abschnitt beschäftigte sich mit der Struktur der Supply-Chain-Organisation und deren Organisationsein- heiten und Funktionen. 3) Supply-Chain-Prozesse: Dieser Bereich betrachtete die Prozesse und insbesondere den Informationsfluss über die gesamte Supply Chain hinweg – sowohl intern als auch mit externen Partnern. 4) Human Resources: Der vierte Teil der Befragung stellte die Unterneh- menskultur und dabei vor allem die Mitarbeiter der Supply Chain in den Fokus. Nach welchen Kriterien werden sie rekrutiert, welche Wei- terbildungsmaßnahmen und Trainings werden angeboten? 4. Der Begriff Resilienz 4.1 Resilienz im Allgemeinen Der Begriff Resilienz leitet sich vom englischen „resilience“ = Elastizität, Spannkraft ab und wird je nach Disziplin unterschiedlich interpretiert. Ur- sprünglich stammt der Begriff aus der Physik und beschreibt die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen. So verändert beispielsweise ein Ball durch Energieeinwirkung kurzfristig seine Form, kehrt danach aber wieder zum Ausgangszustand zurück. Die maximale Kompression, bei der der Ball noch nicht platzt, ist das Maß seiner Resilienz. Bekannt wurde der Begriff durch die Psychologie, insbesondere durch die Entwicklungspsychologie. In diesem Rahmen wird das Phänomen der „Stehaufmännchen“ erläutert, d. h. Menschen, die trotz erschwerter Be- dingungen in der Lage sind, Krisen durch Rückgriff auf persönliche und so- zial vermittelte Ressourcen zu meistern.
4. Der Begriff Resilienz _ 7 4.2 Resilienz für Supply Chains Abbildung 4: Resiliente Supply Chain: Bekanntheit des Themas und aktive Behandlung im Unternehmen Der Begriff Resilienz als feststehender Termi- Ist Ihnen das Thema Resilienz in Bezug Wird das Thema Supply-Chain-Risiken auf die Supply Chain bekannt? in Ihrem Unternehmen aktiv behandelt? nus war den meisten unserer befragten Unter- nehmen nicht bekannt. So antworteten gerade einmal 1/5, dass sie bereits einmal davon gehört 22% 28% hatten (siehe Abbildung 6). Dass das Thema jedoch sehr wohl von Bedeutung ist, wird da- durch deutlich, dass 72% der befragten Unter- nehmen Supply-Chain-Risiken aktiv behandeln 78% 72% (siehe Abbildung 4). Ja Nein Rice & Caniato1 sowie Sheffi & Rice2 definieren (goetzpartners) Resilienz als physische Fähigkeit eines Materials, nach einer Deformation wieder in die Ursprungsform oder -position zurückzufinden. Diese Auslegung lehnt sich stark an die vorher erwähnte physikalische Erklärung an. Christopher & Peck gehen ein Stück weiter. Sie definieren Resilienz als Fähigkeit eines Systems, in den Ursprungszustand oder darüber hinaus in einen neuen, erstrebenswerteren Zustand nach einer Störung zurück- zufinden.3 Resilienz heißt also, nach Rückschlägen durch unvorhersehbare Ereignisse wie Naturkatastrophen oder Unfällen kurzfristig ohne Schaden wieder zum Tagesgeschehen übergehen zu können, oder besser noch ge- stärkt aus der Krise hervorzugehen, idealerweise mit Neuerungen und Ver- besserungen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die letzte Begriffsbestimmung am umfas- sendsten ist und der Unternehmensrealität am besten entspricht. 1) Siehe Rice, James B./Caniato, Frederico: Building a Secure and Resilient Supply Network. Supply Chain Management Review, Vol. 7, No. 5, 2003, S. 22–30, hier S. 24 2) Siehe Macdonald, John Russell: Supply chain disruption management: A conceptual framework and theoretical model, University of Maryland, College Park. Business and Management: Logistics, Business & Public Policy, ProQuest, 2008, S. 44 3) Siehe Christopher, Martin/Peck, Helen: Building the resilient supply chain, Cranfield School of Management, International Journal of Logistics Management, Vol. 15, No. 2, 2004, S. 1–13, hier S. 4
8 _ Resiliente Supply Chain 5. Faktoren für eine resiliente Supply Chain Auf Basis unserer Projekterfahrung, der aktuellen Befragung sowie der Se- kundärliteratur haben wir fünf Fähigkeiten identifiziert, die eine resiliente Supply Chain prägen: Agilität Redundanz Dezentralität Diversität Permanenter Lernprozess Darauf aufbauend haben wir das „goetzpartners Supply-Chain-Resilienz- Modell“ entwickelt. Es unterteilt die fünf Fähigkeiten in 15 Faktoren, an- hand derer sich Handlungsfelder für eine nachhaltigere Supply Chain iden- tifizieren lassen (siehe Abbildung 5). Auf den folgenden Seiten werden die einzelnen Faktoren eingehend beleuchtet. Abbildung 5: goetzpartners Supply-Chain-Resilienz-Modell 5.1 Agilität Eine der wichtigsten Voraus- Resilienz setzungen für die Resilienz einer Supply Chain ist ihre Agilität. Agilität Redundanz Dezentralität Diversität Permanenter Lernprozess Van Assen und Youssef definie- ren Agilität als schnelle und flexi- Einflussnahme Produktions- Produktions- auf Kunden- Redundanzen Produktion und Lager- Diversity Management anpassungs- ble Reaktion auf äußere Einflüs- wünsche standorte management se. 4 Wenn die Supply Chain in der Redundanzen Lieferanten- Task Force Lage ist, sich aktiv und flexibel an Frühwarn- systeme Lager- & Distri- struktur Gruppenarbeit Management butionslogistik die veränderten Bedingungen anzupassen, können Krisen be- Dual- und Gleichteile-/ Multisource im Normteile- Informationsfluss und -systeme Fort- und Weiterbildung wältigt werden. 5 D. h. die „Über- Einkauf strategie lebensfähigkeit“ (=Resilienz) der Varianten- Supply Chain baut auf der Fähig- bestimmungs- punkt keit des schnellen Kurswechsels (=Agilität) auf. (goetzpartners) Im Falle der agilen Supply Chain wird nach einer Störung die Ausgangssi- tuation nicht unbedingt wieder erreicht. Sie nimmt die äußeren Einflüsse auf, reagiert unmittelbar auf die Störung und bleibt im Fluss. Als Beispiel 4) Marcel F. van Assen, (2000) „Agile-based competence management: the relation between agile manufacturing and time-based competence management“, International Journal of Agile Management Systems, Vol. 2 Iss: 2, S.142–155 hier S. 142 5) Youssef, Adel M.: Agile manufacturing; the battle ground for competition in the 1990s and beyond. International Journal of Operations Production Management, 1994, Issue 14, No. 11, S. 4–6, hier: S. 4
5. Faktoren für eine resiliente Supply Chain _ 9 kann der Wechsel eines Liefe- Abbildung 6: Agile und resiliente Supply Chains ranten angeführt werden, der den vorherigen ohne weitere Supply-Chain-Niveau Supply-Chain-Niveau Auswirkungen auf Qualität und AGILITÄT RESILIENZ Prozesse ersetzt (siehe Abbildung, Optimierter Zustand Krise nach Husdal, www.husdal.com). Ursprungs- zustand Krise Im Falle der resilienten Supply Chain wird dagegen nach einer Störung die Ausgangssituation aus eigener Kraft wieder erreicht, Krise Krise z. B. nach einer Naturkatastrophe (siehe Abbildung 6). Zeit Zeit (goetzpartners, in Anlehnung an Husdal) Einflussnahme auf Kundenwünsche Die Wünsche des Kunden zu kennen steht für die Erreichung von Agilität Abbildung 7: Einflussnahme auf Kundenwünsche ganz oben. So geben alle Unternehmen an, regelmäßig auf Grundlage von Kundenportfolioanalysen die Kundenwünsche und -zufriedenheit zu eva- Wie nehmen Sie auf die Wünsche der Kunden Einfluss? luieren. 94% Um Änderungen in Bedarf und Nachfrage schnellstmöglich zu erfassen oder 61% sogar steuern zu können, finden weitere Maßnahmen Anwendung: An ers- 44% ter Stelle stehen individualisierte Angebote, die auf den jeweiligen Kunden 28% zugeschnitten werden. An zweiter und dritter Stelle folgen Bonus- und Ra- 22% battsysteme sowie Multi-Channel-Vertriebskonzepte. Auf den hinteren Plät- zen folgen Social-Media-Aktivitäten und Kundenforen, wobei diese beiden Individualisierte Bonus- und Multi-Channel- Social-Media- Kundenforen Optionen als zukunftsträchtig angesehen werden (siehe Abbildung 7). Angebote Rabattsystem Vertriebs- konzept Aktivitäten (goetzpartners) Die genannten Konzepte sind zeit-, personal- sowie kostenintensiv, jedoch sowohl vor als auch während einer Krise ausschlaggebend, um (Folge-) Schäden ausgleichen und schnell auf sich verändernde Marksituationen Abbildung 8: Häufigkeit von Lieferausfällen reagieren zu können. Wie oft war Ihr Unternehmen in den vergangenen 12 Monaten für mehr als einen Tag lieferunfähig, d. h. mehr als 24 Stunden nicht in der Lage, Ihre Kunden zu beliefern? Frühwarnsysteme 6% Wie bereits erwähnt, können Krisen verheerende Auswirkungen auf die 6% Supply Chain nach sich ziehen. Insbesondere Lieferausfälle oder -verzöge- rungen sind hier zu nennen, die zu Umsatzeinbußen oder dem Verlust von 11% Marktanteilen führen können. 55% Dass Lieferausfälle eine große Herausforderung für die Mitarbeiter des Sup- ply-Chain-Managements, Einkaufs oder der Logistik darstellen, wurde auch 22% durch die Teilnehmer der Umfrage bestätigt. So geben 45% der Unterneh- men an, dass sie innerhalb des letzten Jahres mit Lieferausfällen zu kämpfen hatten, 22% davon sogar mehr als fünfmal im Jahr (siehe Abbildung 8). Kein einziges Mal 1-mal 2-mal 3- bis 5-mal Öfter als 5 mal (goetzpartners)
10 _ Resiliente Supply Chain Die Gründe für Lieferausfälle oder -verzögerungen sind unterschiedlichster Natur. Am häufigsten wurden zu geringe Lagerbestände und Produktions- kapazität, zu lange Durchlaufzeiten, technische Produktionsprobleme und geringe Komponentenverfügbarkeit aufgrund von unvorhergesehenen externen Einflüssen wie die Japan-Krise und Qualitätsprobleme beim Lie- feranten genannt. Um diesen Problemen zu be- Abbildung 9: Standardsituationen und Notfallpläne gegnen und agil reagieren zu können, sind daher Frühwarn- Logistik Organisation und Human Resources systeme unerlässlich. So gab die Konsignationslager (mit Min.-/Max.-Steuerung) Funktionierendes Risikomanagement/Krisen- Verteilte Distributionszentren und Eskalationsmanagement Hälfte der befragten Unterneh- Halb- und Pufferlager Europa (Überseelieferanten) Rasche Reaktionsfähigkeit des Teams Redundanz in Personal und Systemen men an, Notfallpläne entwickelt zu haben. Diese sehen ein kon- zernweites Frühwarnsystem für Krisenfälle auf Basis eines konti- Einkauf Bestandsmanagement nuierlichen Informationsflusses Lieferfristen bei den Lieferanten Regelmäßig aktualisierte Absatzplanung – sowie Alternativpläne für Stan- Serienqualifizierte Zusatz-Lieferanten Collaborative Planning Double Sourcing/strategisches Lieferanten- Koordinierte Ein-/Auslaufplanung dardsituationen vor. Die Antwor- management Gesteigerte Bevorratung/Materialbevorratung ten lassen sich in die vier Katego- Akzeptanz von Mehrkosten in Sonderfällen durch Teillieferungen rien Logistik, Organisation und Strategisches Bestandsmanagement Vorausschauende Disposition Human Resources, Einkauf und Bestandsmanagement einteilen (siehe Abbildung 9). (goetzpartners) Die weite Verteilung der Antworten über Maßnahmen, Handlungsfelder sowie Strategien hinweg liefert einen Hinweis darauf, dass das Thema Kri- senbewältigung punktuell, jedoch in den meisten Fällen nicht gesamtheit- lich angegangen wird. Erstaunlich ist, dass die Befragten Kennzahlen nicht als separates Thema zur Erkennung und Bekämpfung von Krisensituationen angeben, was den Erfahrungen aus unserer täglichen Projektarbeit widerspricht. Kennzahlen zur Messung der Effizienz von Prozessen und Organisation sind für den nachhaltigen Unternehmenserfolg unabdingbar. Mit Kennzahlen kann auf Grundlage eines IST-SOLL-Vergleichs die Errei- chung von gesetzten Zielen überprüft werden. Grundsätzlich sind diese im- mer unternehmensspezifisch zu entwickeln und anhand von Faktoren wie eindeutige Kennzahlendefinition, Akzeptanz durch die Nutzer, Nachvoll- ziehbarkeit, Verständlichkeit, Datenverfügbarkeit und -vergleichbarkeit. Neben der Messung der Zielerreichung stellen Kennzahlen darüber hinaus ein geeignetes Instrument dar, um schleichende negative Entwicklungen aufzuspüren und zeitnah auf diese reagieren zu können.
5. Faktoren für eine resiliente Supply Chain _ 11 Dual- oder Multi-Source im Einkauf Abbildung 10: Backup-Strategie für Single- Um Agilität zu erreichen, ist es notwendig, sich von Single Sourcing zu Source-Lieferanten verabschieden. Dabei möchten wir zunächst den Unterschied zwischen Wie sieht Ihre Backup-Strategie für Single-Source-Lieferanten aus? Gleich-, Normteil- oder Plattformstrategien und Single-Source-Strategien 6% 11% herausstellen. Beide sind sowohl unabhängig als auch in Kombination zu betrachten. Häufig führen Gleich-, Normteil- oder Plattformstrategien 17% 6% aber auch zu Single Source-Strategien, da die Versuchung, dadurch Kosten zu optimieren, sehr groß und sofort berechenbar ist. Die Auswirkungen dieser Kostendreduktion auf die Supply-Chain-Resilienz werden dabei oft außer Acht gelassen. Diese Problemstellung fließt in den meisten Fällen bei den befragten Un- ternehmen in die Lieferantenstrategie ein. So geben 61% der Teilnehmer 61% an, bei strategischen Materialien Zweitlieferanten identifiziert und qualifi- Wir kennen unsere Single-Source-Lieferanten nicht ziert zu haben. 17% haben dies für alle Materialien, jedoch nur 6% verwen- Wir kennen unsere Single-Source-Lieferanten und haben von den die Teile der Zweitlieferanten auch mindestens einmal im Jahr (siehe allen Materialien eine entsprechende Bevorratung Bei strategischen Materialien haben wir Zweitlieferanten Abbildung 10). identifiziert und qualifiziert Bei allen Materialien haben wir Zweitlieferanten identifiziert und qualifiziert Dies liegt insbesondere daran, dass die meisten bisher noch nicht mit Bei allen Materialien haben wir Zweitlieferanten identifiziert, qualifiziert und verwenden ihre Teile mindestens einmal im Jahr einem Lieferausfall ihres Single-Source-Lieferanten konfrontiert waren. (goetzpartners) Durch Single Sourcing leidet die Supply Chain aber nicht nur unter Stö- rungen im Logistikprozess. Weitaus größer sind die Auswirkungen im Falle von Störungen, die erst nach Produktauslieferung durch fehlerhafte Zu- liefererteile auftreten. Durch Single Sourcing wird die Wahrscheinlichkeit von Störungen um ein Vielfaches erhöht. Wenn im schlimmsten Fall die gesamte Produktion von fehlerhaften Teilen betroffen ist, kann dadurch die bloße Existenz von Unternehmen bedroht sein. 5.2 Redundanz Eine weitere Fähigkeit, die die Resilienz einer Supply Chain stärkt, ist Re- dundanz. Das mehrfache Vorkommen von Informationen oder auch Ele- menten führt zu einheitlichen, vergleichbaren und somit austauschbaren Prozessen. Obwohl die Erzeugung von Redundanz die einfachste Methode ist, um eine Supply Chain resilient zu machen, ist sie auch die kapitalinten- sivste und steht im klaren Widerspruch zwischen dem, was heute als leis- tungsfähiges, schlankes Produktionssystem angesehen wird. Daher sollte als Entscheidungsgrundlage eine detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung durchgeführt werden. Redundanzen in der Produktion Kern der Redundanz in der Produktion sind standardisierte Strukturen im Produktionsverbund bzw. in der Produktion und insbesondere das Vorhal- ten zusätzlicher Produktionskapazitäten. Das mehrfache Vorkommen von Informationen oder auch Elementen führt zu einheitlichen, vergleichbaren und somit austauschbaren Prozessen.
12 _ Resiliente Supply Chain Die Hälfte der Befragten gab an, im Hinblick auf Abbildung 11: Redundanzen in der Produktion Redundanzen in der Produktion einen Standard Existiert ein Standard (hinsichtlich Layout, Infrastruktur, Wie viel Prozent Ihrer Werke wurden nach für Layout, Infrastruktur, Produktionslinien Produktionslinien, Technik), welcher als Basis für Ihre diesem Konzept gebaut? Werke weltweit dient? und Technik zu verfolgen, der als Basis für die Werke weltweit dient. Bei über 80% werden sogar über die Hälfte bis nahezu alle Werke 18% nach einem Standard gebaut. Dies spart nicht 39% nur Kosten und Zeit, sondern ermöglicht im 45% Ernstfall auch ein Ausweichen auf andere Pro- 61% duktionsstandorte (siehe Abbildung 11). 36% Darüber hinaus ist es sinnvoll, zusätzliche Kapa- zitäten wie Produktionsanlagen, die im Falle ei- Ja Nein Unter 60% 60% bis 80% 80% bis 100% ner Störung genutzt werden können, zu halten. (goetzpartners) Wesentliches Kriterium hierbei ist die Kenntnis der Produktionsengpässe. Die Praxis zeigt, dass es möglich ist, mit teilweise geringen Investitionen ausreichend Reserven zu schaffen und die Produktion am Laufen zu halten. Ein Instrument zum Aufbau von Redundanz ist die Möglichkeit, wesent- Abbildung 12: Produktion von A-Produkten liche Produkte, sogenannte A-Produkte, an verschiedenen Standorten pro- Wo werden Ihre A-Produkte produziert? duzieren zu können. Dies ist jedoch nicht in allen Unternehmen möglich. Immerhin 33% geben an, dass ihre A-Produkte einzig und allein einem Werk zugeordnet sind. Bei 28% sind die Haupttechnologien oder die Hauptkom- ponenten in anderen Werken vorhanden. Lediglich 39% geben an, dass 33% ihr Unternehmen die A-Produkte in unterschiedlichen Werken produziert 39% (siehe Abbildung 12). Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Standardisierung der Organisation. So- mit werden pro Einheit dieselben Positionen mit denselben Aufgaben und Funktionen besetzt. Im Ernstfall steht dadurch nicht nur fachliches und 28% funktionales Know-how, sondern auch schnell verfügbares Wissen über Strukturen und Prozesse zur Verfügung. Dieser Gedankengang wird auch Einzig in einem Werk bei den befragten Unternehmen verfolgt. So sind die Produktionsstand- Haupttechnologien und Hauptkomponenten sind in unterschiedlichen Werken vorhanden orte entweder alle funktional oder nach Produktionslinien organisiert, A-Produkte werden in unterschiedlichen Werken produziert oder aber sie besitzen eine Matrixorganisation, um die Vorteile der Dezen- (goetzpartners) tralisation mit der Koordination zu vereinigen.6 Nur in drei Fällen findet eine Vermischung der Organisationsoptionen statt. 6) Bea, Franz Xaver/Haas, Jürgen: Strategisches Management, UTB, 2005, S. 408
5. Faktoren für eine resiliente Supply Chain _ 13 Redundanzen in der Lager- und Distributionslogistik Abbildung 13: Organisationsform der Lager Wesentliche Stellgrößen in der Lager- und Distributionslogistik sind stan- dardisierte Strukturen und das Vorhalten von Sicherheitsbeständen. Welcher Organisationsform folgen Ihre Lager? In Bezug auf die Organisationsform ändert sich das Bild im Vergleich zur Produktion: So geben 50% der Unternehmen an, dass ihre Lagerstandorte zu 100% nach Bereichen wie Kommissionierungszone, Kleinteillager etc. organisiert sind. Der überwiegende Teil der zweiten Hälfte teilt sich zwi- 39% schen der Organisation nach Bereichen und der Organisation nach End- 50% produkten auf. Lediglich 11% geben an, dass ihre Lager nach Endprodukten organisiert sind (siehe Abbildung 13). 11% Neben der Organisationsform der Lager ist natürlich auch ihr Standort von Interesse. Existiert ein Zentrallager, so ist im Störfall die gesamte Lieferfä- higkeit in Gefahr. Daher ist eine Abwägung zwischen zentraler oder dezen- Organisation nach Bereichen Organisation nach Endprodukten traler Standortstruktur zu bedenken (siehe Punkt 5.3). Mix aus den beiden Organisationsformen (goetzpartners) Dennoch ist es von Belang, weitere Optionen im Blick zu behalten, um bei Störfällen schnell reagieren und ausweichen zu können. Hierbei spielen alternative Distributionskanäle eine wichtige Rolle. Zwei Drittel der Un- ternehmen sind hier gut aufgestellt und kennen Ansprechpartner sowie Firmen, die im Notfall einspringen könnten. Vom übrigen Drittel müssten lediglich 5% von null beginnen, Firmen sowie Namen recherchieren und Angebote einholen. Gleichteile-/Normteilestrategie Im Sinne der Redundanz ist eine Gleichteile- bzw. Normteilestrategie in der Supply Chain ein wichtiges Thema. So wird die Entwicklungszeit enorm verkürzt, die Anzahl der aktiven Materialnummern und dadurch die Kom- plexität reduziert, wodurch erhebliche Kosten eingespart werden. Dieser Hebel dient den Unternehmen dazu, „FuE-Kapazitäten weiter zu kompri- mieren und Synergien zu nutzen“.7 Überwiegend wird diese Vorgehensweise aber nur bei neueren, aktiven Produkten angewandt. Über Dreiviertel der Befragten geben jedoch an, dass ältere, aber immer noch aktive Produkte unberücksichtigt bleiben. Diese stellen aber häufig einen hohen Kostenblock dar, der sich durch die Gleichteile- bzw. Normstrategie leicht reduzieren ließe. 7) Sauter, Ralf/Paul, Stefan: Forschung und Entwicklung zwischen Kostenschraube und Innovationsdruck, in: Gleich, Ronald (Hrsg.): Perspektiven des Innovationsmanagements, LIT Verlag, Münster, 2010, S. 144f
14 _ Resiliente Supply Chain Abbildung 14: Optimierung des Varianten- Variantenbestimmungspunkt bestimmungspunktes Im Rahmen der Redundanz spielt auch der Variantenbestimmungspunkt Wie optimieren Sie Ihren Variantenbestimmungspunkt? eines Produktes eine gewichtige Rolle. Je früher die Produktvarianten grei- fen, desto höherer Aufwand muss betrieben werden. Je weiter der Vari- antenbestimmungspunkt also nach hinten verlegt wird, d. h. je näher er am Endprodukt bzw. -kunden ist, desto höher der Anteil an leichter verfüg- 33% 33% baren Standardkomponenten. Dass dies leichter gesagt als getan ist, zeigen die Zahlen der Umfrage. So geben immerhin 33% der Befragten an, dass sie den Variantenbestim- mungspunkt ihrer Produkte nicht kennen würden und dieser nicht be- 13% stimmbar wäre (siehe Abbildung 14). Von den restlichen 67% sagt ca. die 20% Hälfte aus, den Variantenbestimmungspunkt fortlaufend mit dem Ziel zu analysieren, ihn in Richtung des Endproduktes zu schieben. Die Entwick- lung von Standardprodukten sollte jedoch im Vordergrund stehen, da sie Der Variantenbestimmungspunkt ist nicht definierbar Wir kennen unseren Variantenbestimmungspunkt aufgrund der reduzierten Varianten leichter produzierbar und durch ihre Wir analysieren den Variantenbestimmungspunkt JEDES JAHR Wir analysieren den Variantenbestimmungspunkt FORTLAUFEND Austauschbarkeit leichter verfügbar sind. (goetzpartners) 5.3 Dezentralität Dezentralität ist Grundvoraussetzung für die Entkopplung von Steuerungs- prozessen sowie die Erhöhung der Autonomie und Innovationsfähigkeit. Sie beginnt mit der direkten Verantwortlichkeit jedes einzelnen Akteurs. Abbildung 15: Berücksichtigung geologischer Produktions- und Lagerstandorte und politischer Risiken bei der Standortwahl Zur Unternehmensstrategie zählt die Standortwahl. Die Entscheidung für Berücksichtigen Sie systematisch folgende Faktoren bei der Standortwahl oder gegen einen Standort ist von vielen Faktoren abhängig und von enor- Ihrer Produktions- und Lagerstätten? mer Bedeutung, denn die Auswirkungen sind langfristig spürbar. Neben 5% den bekannten quantitativen und qualitativen Faktoren gewinnen zwei weitere im Zuge der Globalisierung an Bedeutung: die Frage nach geolo- gischer sowie politischer Sicherheit. 25% Boykotte, Kriegsausbrüche oder Naturkatastrophen: Diese externen Ein- flüsse auf die Supply Chain sind unberechenbar und stellen eine Bedrohung für das Unternehmen dar. Hier ist es notwendig, immer auf dem neuesten 70% Stand zu sein, sich mit Mitarbeitern, Lieferanten und dem gesamten Netz- werk auszutauschen und mögliche Gefahren ständig in die Überlegungen einfließen zu lassen. Geologisches Risiko Politisches Risiko So geben nahezu Dreiviertel der Teilnehmer an, dass bei der Standortwahl Geologisches und politisches Risiko sowohl politische als auch geologische Faktoren berücksichtigt werden (goetzpartners) (siehe Abbildung 15). Jedoch geben die übrigen 25% an, dass sie im Wesentlichen lediglich Wert auf die Vermeidung von politischen Risiken legen. Dass die geologischen Risiken weniger Beachtung finden, spiegelt sich auch in der Verteilung der
5. Faktoren für eine resiliente Supply Chain _ 15 Standorte wider. So besitzen 50% der Befragten mehr als eine Produktions- und Lagerstätte in geologisch unsicherem Gelände, die anderen 50% mehr als zehn. Die Frage nach dem politischen Risiko fließt bei nahezu allen Teil- nehmern in die Standortwahl ein. Lediglich drei Unternehmen gaben an, Gedanken an das politische Risiko zu vernachlässigen. Diese haben aber auch nur sehr vereinzelt Produktions- oder Lagerstätten in einem politisch unsicheren Gelände. Neben den Produktionsstätten gilt es auch, ein Augenmerk auf die Läger zu richten. Sind diese dezentral verteilt, aber dennoch redundant im Hin- blick auf die gelagerten Produkte, ist im Ernstfall die Versorgung mit Kom- ponenten und Endprodukten sichergestellt oder zumindest eingeschränkt möglich. Lieferantenstruktur Darüber hinaus ist es zweckmäßig, eine globale Lieferantenstruktur zu er- Abbildung 16: Lieferantenverteilungsstruktur richten. Dies ist auch bei den befragten Unternehmen ein Thema und wird Wie verteilen sich Ihre Lieferanten geografisch? als solches umgesetzt. Lediglich 23% der Unternehmen gaben an, dass mehr als 70% der Lieferanten in der Nähe, d. h. in einem halben Tag mit 6% dem Lkw erreichbar seien. Die Lieferantenstruktur der weiteren teilneh- 22% 17% menden Betriebe ist räumlich verteilt. Bei einschneidenden Erlebnissen wie einer Naturkatastrophe ist somit nicht die gesamte Produktionsver- sorgung in Gefahr (siehe Abbildung 16). 17% Informationsfluss und -systeme Dezentralität findet sich auch in der Weitergabe von Information wieder. 39% In Bezug auf die Mitarbeiter der Supply Chain bezieht sich dieser Informa- tionsfluss beispielsweise auf die Bestandshöhen in den einzelnen Lager- Weniger als 30% mit dem Lkw in 1/2 Tag erreichbar stätten. So geben Dreiviertel der Teilnehmer an, dass die Informationen an Weniger als 50% mit dem Lkw in 1/2 Tag erreichbar einer zentralen Stelle gebündelt werden, jedoch haben nahezu in allen Un- Über 50% sind mit dem Lkw in 1/2 Tag erreichbar Über 70% sind mit dem Lkw in 1/2 Tag erreichbar ternehmen sämtliche Mitarbeiter der Supply Chain Zugriff darauf. Nur bei Über 90% sind mit dem Lkw in 1/2 Tag erreichbar 6% verwaltet und sichtet allein die Zentrale dieses Wissen. Um gegen Wi- (goetzpartners) derstände von außen gerüstet zu sein, ist es wichtig, Informationen nicht an einem einzigen Ort zu bündeln. Abbildung 17: Informationsfluss und -systeme Ein weiterer Schlüssel für eine schnelle Reaktion auf Krisensituationen Wie werden Ihre Mitarbeiter über die Unternehmensentwicklung informiert? ist, Informationen über die Unternehmensentwicklung und aktuelle wirt- Der Vorgesetzte informiert schaftliche Veränderungen immer zeitnah an die Mitarbeiter weiterzuge- regelmäßig über bereichs- 100% übergreifende Entwicklungen ben. Um den Informationsfluss nach innen zu gewährleisten, berichten bei den befragten Unternehmen die Vorgesetzten regelmäßig über bereichs- auf Betriebsversammlungen 100% übergreifende Entwicklungen. Zudem werden die Ziele auf Betriebsver- über ein Schwarzes Brett 60% sammlungen vermittelt. Mehr als die Hälfte der Unternehmen verfügen über eine darüber hinaus über ein Schwarzes Brett und/oder eine Unternehmenszei- Unternehmenszeitung 60% tung. In geringem Maße findet auch das Intranet Anwendung, um Neuig- Intranet 15% keiten und Wissenswertes über die einzelnen Abteilungen und Mitarbeiter weiterzugeben (siehe Abbildung 17). (goetzpartners)
16 _ Resiliente Supply Chain Abbildung 18: Intensität der Lieferanten- Die Unternehmenskommunikation ist somit ein wesentlicher und fest beziehung installierter Teil der Unternehmenskultur. Die Weitergabe der Unterneh- Wie intensiv ist Ihre Lieferantenbeziehung (Mehrfachantwort möglich)? menswerte und -ziele spiegelt sich auch in der Motivation der Mitarbei- Wir pflegen einen ter im Hinblick auf die Entscheidungsfindung wider. Sie sind sich dessen kontinuierlichen 95% bewusst, dass ihre Entscheidungen Risiken bergen oder diese minimieren Informationsaustausch Es findet eine Kooperation in können. der Produktion statt 50% Wir führen gemeinsam eine Ebenso relevant ist der ständige Informationsfluss mit externen Netz- Logistik- und Lagerbestands- 45% optimierung durch werkpartnern der Supply Chain, insbesondere mit den Lieferanten. Von Wir stimmen unsere Unternehmensstrategie 28% der rein manuellen und bedarfsgesteuerten Bestellabwicklung als einziger gemeinsam ab Schnittstelle (11%) ist die Mehrheit der Befragten abgekommen. Vielmehr Gemeinsam stimmen wir unsere IT-Landschaften ab 22% werden die Lieferanten in unterschiedlichste Prozesse integriert, wie in der Der Austausch beschränkt Produktion, aber auch in der gemeinsamen Logistik- und Lagerbestands- sich auf die bedarfsabhängige 11% optimierung. Über 20% der Teilnehmer gaben sogar an, dass sie gemein- Beschaffung sam mit ihren Lieferanten die Unternehmensstrategie abstimmen (siehe (goetzpartners) Abbildung 18). Abbildung 19: Informationsfluss bei Ein kontinuierlicher und rascher Informationsfluss hin zum Erstlieferanten Bedarfsschwankungen über mengen- und zeitmäßige Veränderungen der Bedarfsschwankungen Wie lange benötigt der Informationsfluss, bis eine Endkundenbedarfs- beim Endkunden ist Ausdruck sicherer Supply-Chain-Informationsflüsse. schwankung bei Ihren Erstzulieferern verarbeitet ist? Damit wird einem weiteren wichtigen Faktor im Krisenfall, dem sogenann- 6% ten Bullwhip-Effekt entgegengewirkt, d. h. großen Schwankungen in der Bestellmenge beim Hersteller trotz verhältnismäßig großer Beständigkeit in der Nachfrage von Kundenseite. Diese Denkweise spiegelt sich auch in den Ergebnissen unserer Umfrage wider. So geben 56% der Teilnehmer an, dass sie weniger als zwei Tage benötigen, bis diese Veränderungen um- 39% 56% gesetzt werden können, 39% sehen eine Zeitspanne zwischen 2 Tagen bis einer Woche als realistisch an und lediglich 6% gehen von einem Zeitraum von ein bis zwei Wochen aus (siehe Abbildung 19). Ein transparenter Informationsfluss ist für alle Beteiligten der Supply Chain von Vorteil – ob zu Mitarbeitern, Lieferanten oder anderen Unternehmens- < 2 Arbeitstage bereichen. Wenn das gesamte Netzwerk zusammenarbeitet, können Pro- 2 Arbeitstage bin zu 1 Woche 1 bis 2 Wochen zesse schnell hinterfragt, umgestellt und optimiert werden. (goetzpartners) 5.4 Diversität Diversity Management Der in den USA entwickelte Managementansatz Diversity Management findet seit den 90ern Eingang in europäische Unternehmen, v. a. durch internationale Großkonzerne mit amerikanischen Beteiligungen. In den ersten Zügen ging es um das Einhalten gesetzlicher Antidiskriminie- rungsvorgaben. Neu ist der Fokus auf den betriebswirtschaftlichen Vor- teil Vielfalt als Innovationspotenzial für die Arbeit und damit als Faktor für wirtschaftlichen Erfolg oder die Spiegelung der Kundenstruktur als Wettbewerbsvorteil. Diversität ist die Grundvoraussetzung für Kreativität,
5. Faktoren für eine resiliente Supply Chain _ 17 Wachsamkeit und Innovation. In Bezug auf die Supply Chain bezieht sich Abbildung 20: Qualifizierte Bewerber im dieser Gedanke zum einen intern auf das Einstellen und die Integration Vergleich zu offenen Stellen von „Querdenkern“ und das Fördern von interdisziplinären wie interkultu- Können SIe alle Stellen mit qualifizierten Bewerbern besetzen? rellen Vermischungen. Extern wird insbesondere das Lieferantenmanage- ment angesprochen. 11% Dem Recruiting im Bereich Supply Chain kommt eine besondere Bedeu- tung zu, da gerade hier die Mitarbeiter kontinuierlich mit Neuerungen und Veränderungen auf dem Markt zu kämpfen haben. Der bereits in den 28% Medien oft diskutierte Fachkräftemangel ist auch bei unserem Teilneh- merkreis ein wichtiges Thema. So geben 61% der Befragten an, dass sie zu 61% wenig qualifizierte Bewerber im Vergleich zur Anzahl der offenen Stellen haben (siehe Abbildung 20). Bei der Auswahl der Bewerber ist neben der fachlichen Qualifikation vor Wir haben zu wenig qualifizierte Bewerber für die Anzahl offener Stellen allem die Persönlichkeit des Mitarbeiters von Interesse. Dass bei der Aus- Wir haben ca. genauso viele qualifizierte Bewerber Wir haben immer sehr viel mehr qualifizierte Bewerber als offene Stellen wahl der potenziellen neuen Mitarbeiter auf den gezielten Aufbau von He- (goetzpartners) terogenität im Unternehmen geachtet wird, manifestiert sich jedoch nicht in der Unternehmensstruktur. So ist die Funktion eines Diversity-Manage- ment-Verantwortlichen nur selten (ca. 25%) im Unternehmen etabliert. Gruppenarbeit Neben der Motivation und Qualifikation der Mitarbeiter spielt auch Grup- penarbeit für eine effiziente und effektive Supply Chain eine essenzielle Rolle. Um Spitzenleistungen zu erreichen, ist es notwendig, die Mitarbeiter zu fördern, aber auch zu fordern. Hierbei existieren unterschiedlichste Kon- Abbildung 21: Umsetzungsgrad von Gruppen- zepte für Gruppenarbeit, wobei die folgenden Kriterien für eine gelungene arbeit im Unternehmen Teamleistung ausschlaggebend sind: Wie hoch ist der Umsetzungsgrad von Gruppenarbeit in Ihrem Unternehmen? Die Unternehmens- und Teamziele werden von allen Mitgliedern 6% verstanden 17% Das Team ist offen, effizient und möchte sich kontinuierlich verbessern 33% Die Mitglieder besitzen das notwendige Know-how Die Mitglieder kennen sich mit den Analysemethoden relevanter Daten aus 17% Gruppenarbeit gehört heute zum Standard – dies wird auch in der Auswer- tung der Umfrageergebnisse deutlich (siehe Abbildung 21). 28% Jedoch sieht es hinsichtlich der Übergabe von Verantwortung, d. h. der Gruppenarbeit wurde eingeführt. Die Teams organisieren sich selbst kompletten Autonomie für den Bereich Supply Chain Management anders Die Teams erarbeiten Verbesserungsvorschläge und setzen diese um Die Teams setzen ihre erarbeiteten Verbesserungsvorschläge um und aus. Immerhin 28% der Supply-Chain-Mitarbeiter innerhalb der befragten verwalten ihr Budget selbst Unsere Mitarbeiter arbeiten autonom Unternehmen erarbeiten selbstständig Verbesserungsvorschläge und set- Die Mitarbeiter arbeiten in Teams, organisieren und qualifizieren sich selbst zen diese dann auch autonom um. Weitere 17% verfügen darüber hinaus (goetzpartners) über die komplette Budgetverantwortung in ihrem Bereich.
18 _ Resiliente Supply Chain Abbildung 22: Prognosegenauigkeit in der 5.5 Permanenter Lernprozess Absatzplanung Wie hoch liegt die Prognosegenauigkeit Ihrer Absatzplanung? Absatzplanung Eine weitere Grundvoraussetzung für Resilienz in oder nach einer Krise ist 17% 11% die Fähigkeit, einen permanenten Lernprozess über wesentliche Umwelt- veränderungen, eigene Stärken und Schwächen sowie einen Mechanismus von Systemanpassungen zu etablieren. Der ständige Wandel der Umwelt ist so in das Unternehmenssystem zu integrieren, dass er nicht als Bedro- 28% hung, sondern als Herausforderung, besser noch als Chance gesehen wird. Für die Supply Chain bedeutet das vor allem, Produktionskapazitäten opti- mal zu nutzen und Notfallszenarien systematisch vorbereiten zu können – 39% auf Basis einer zutreffenden Absatzplanung. In der vorliegenden Umfrage 6% geben über 50% der Befragten eine Prognosegenauigkeit von über 80%, 6% eine Genauigkeit über 70%, 28% über 60% und lediglich 11% über 50% Über 50% Über 60% Über 70% Über 80% Über 90% an. Weniger als 50% Prognosewahrscheinlichkeit wurde von keinem Teil- (goetzpartners) nehmer genannt (siehe Abbildung 22). Abbildung 23: Krisenteams in Unternehmen Task Force Management Existiert in Ihrem Unternehmen ein auf Supply-Chain-Themen Über 50% der Unternehmen geben an, in Notsituationen sofort eine Task spezialisiertes Team für Krisensituationen? Force zu gründen. Die Existenz eines solchen Teams zeigt, dass Risikoma- 11% nagement und die Gefahren von Lieferausfällen als bedeutendes Thema innerhalb des Supply-Chain-Managements angesehen werden und die Unternehmen damit auch schon vielfach zu kämpfen hatten. 17% verfü- 17% gen sogar über eine eigene Risikomanagement-Abteilung und weitere 11% über eine Einheit für „Business Continuity Management“ (siehe Abbildung 56% 23). Um nachhaltige Auswirkungen auf Markt und Kunden zu vermeiden, ist die Entwicklung eines Business Continuity Management erforderlich, 17% um Strategien und Prozesse im Angesicht drohender Krisen ausarbeiten zu können. Wir bilden im Schadensfall eine Task Force Die Auswertung der Umfrage ergab darüber hinaus, dass die Leiter im Be- Ein bestehendes cross-funktionales Team wird von der Unternehmensführung aktiviert reich Supply Chain Management, Einkauf und Logistik davon ausgehen, Wir haben eine SC-Risikomanagement-Abteilung dass eine sehr hohe emotionale Bindung zum Unternehmen eine höhere Wir haben eine „Business Continuity Management“-Abteilung (goetzpartners) Supply-Chain-Resilienz bedingt (siehe Abbildung 24). Abbildung 24: Emotionale Bindung zum Fort- und Weiterbildung Unternehmen Kontinuierliches Lernen bezieht sich natürlich nicht zuletzt auf den Ausbau Wie viel Prozent Ihrer Mitarbeiter haben eine sehr hohe emotionale Bindung zum Unternehmen? von fachlichem Know-how. Somit werden durch die berufliche Tätigkeit erworbene Kenntnisse und Fertigkeiten ausgebaut und immer aktuell ge- halten. In 56% der befragten Unternehmen wird Weiterbildung als äußerst wichtiges Thema betrachtet. So sind die Vorgesetzten hier verpflichtet, 35% ihre Mitarbeiter für regelmäßige Schulungen freizustellen. Auf der ande- 25% ren Seite werden in 28% der Fälle keine Weiterbildungsmaßnahmen ver- 20% 15% folgt (siehe Abbildung 25). 5% unter 50% 50%-60% 60%-70% 80%-90% über 90% (goetzpartners)
5. Faktoren für eine resiliente Supply Chain _ 19 Durch interne Schulungen werden Erfahrungen innerhalb des Unterneh- Abbildung 25: Qualifikation von Mitarbeitern mens und die interdisziplinär differenten Herangehensweisen ausge- tauscht sowie durch externe Workshops und Seminare neue Konzepte Wie qualifizieren Sie Ihre Mitarbeiter? und Methoden erlernt. Dabei sind die Themen vielfältiger Natur: z. B. von Bestandsmanagement mit SAP-Systemen, Einkaufscontrolling oder Kenn- 17% zahlen über Lieferantenmanagement und -qualifikation bis hin zu Com- pliance. Um nachhaltige Qualifizierung zu erzielen, sind unternehmens-, aber auch bereichs- und mitarbeiterspezifische Trainings, Seminare und 56% Schulungen erforderlich. 17% Ein weiteres Instrument zur Personalentwicklung ist Job Rotation, d. h. der systematische Arbeitsplatzwechsel für einen terminierten Zeitraum. Doch 11% der Arbeitsplatzwechsel gehört noch in den wenigsten Fällen zum Berufs- alltag. Nur 12% der befragten Unternehmen geben an, dass bei ihnen Job Rotation entweder für Führungskräfte oder für alle zur Pflicht gehört. Weiterbildung folgt dem Prinzip learning by doing Der erforderliche Schulungsbedarf wird vom Vorgesetzten organisiert Regelmäßig angebotene Schulungen werden oft aus Zeitgründen Die Vorteile liegen auf der Hand und sollten gerade im Hinblick auf den be- nicht besucht Die Vorgesetzten sind verpflichtet, die Mitarbeiter für regelmäßige reits bestehenden und sich noch zuspitzenden Fachkräftemangel Eingang Schulungen freizustellen in die Personalpolitik der Unternehmen finden: (goetzpartners) Steigerung der Flexibilität Erweiterung der eigenen Kompetenz Höhere Produktivität Abbildung 26: Job Rotation in Unternehmen Erhöhte Mitarbeitermotivation Wie werden Arbeitsplatzwechsel in Ihrem Unternehmen durchgeführt? Trainieren übergreifender Schlüsselqualifikationen Förderung bereichsübergreifenden Denkens und Handelns 6% 6% 22% Der organisierte Arbeitsplatzwechsel führt darüber hinaus dazu, dass der einzelne seine eigenen Prozesse und Vorgehensweisen reflektiert und durch Anregungen aus der Job Rotation optimieren kann. 6% 61% Wer sich verändern will, muss sich selbst aktiv darum bemühen Im Mitarbeitergespräch wird jeder nach beruflichen Wünschen gefragt, jedoch bleibt dies meist ohne konkrete weitere Schritte Die Veränderungswünsche werden in weiteren Gesprächen konkretisiert Job Rotation ist Pflicht für ausgesuchte Führungskräfte Job Rotation ist Pflicht für alle (goetzpartners)
20 _ Resiliente Supply Chain 6. Ausblick Zunächst möchten wir uns ausdrücklich bei allen Teilnehmern dieser ers- ten Resilienzstudie für ihre Mitarbeit bedanken. Sie haben es uns durch ihre Antworten ermöglicht, das goetzpartners Supply-Chain-Resilienz- Modell in seiner heutigen Form zu entwickeln. Supply-Chain-Resilienz bedeutet, Unternehmen einfacher durch diese Krisen zu steuern und schnell wieder einen stabilen Zustand zu erreichen. Resilienz beruht dabei auf fünf grundlegenden Fähigkeiten von Unterneh- men: Agilität, Redundanz, Dezentralität, Diversität und permanenter Lern- prozess, die wiederum auf 15 messbaren Faktoren aufbauen. Diese sind in allen Ausprägungen in unserem Supply-Chain-Resilienz-Modell hinterlegt. Durch den Supply-Chain-Resilienz-Index können wir Unternehmen so re- gelmäßig untereinander vergleichen und auch zeitliche Fortschritte einzel- ner Unternehmen feststellen. Dies werden wir in Zukunft durch die Durch- führung eines jährlichen Resilienz-Barometers unterstützen. Resilienz stellt ein sehr gutes Mittel dar, um herauszustellen, wodurch Unternehmen Krisen besser meistern als andere und dadurch nachhal- tiger wirtschaften. Denn hier existiert ein klares Spannungsfeld zwischen kurz- und mittelfristigen Optima und Resilienz, wie wir bei Single-Source- Situationen gesehen haben. Supply-Chain-Resilienz bietet daher allen vorausschauend und nachhaltig agierenden Managern einen Blickwinkel auf strategische Unternehmensentscheidungen, der weit über die gän- gigen Kosten-Nutzen- oder Business-Case-/Return-on-Investment-Berech- nungen hinausgeht. Unsere langjährige Erfahrung hat gezeigt, dass das Resilienzkonzept ent- weder unbekannt ist oder vollkommen unterschätzt wird. Dabei liegt es in vielen Unternehmen in einem Teil der 15 Faktoren bereits vor. Was fehlt, ist die systemische und gesamthafte Betrachtung und Umsetzung, um darauf aufbauend die Supply Chain-Organisation und ihre Prozesse resis- tenter gegen Störfälle zu machen. Diese Vorgehensweise sehen wir als unsere Aufgabe an, um unserem An- spruch „Creating Sustainable Value“ gerecht zu werden.
6. Ausblick/Abbildungsverzeichnis _ 21 Abbildungsverzeichnis Abb. 1 „Concentric Vulnerability Map“ 4 Abb. 2 Umfrageteilnehmer: Branchen 5 Abb. 3 Umfrageteilnehmer: 5 Umsatz, Einkaufsvolumen, Mitarbeiter Abb. 4 Resiliente Supply Chain: Bekanntheit des 7 Themas und aktive Behandlung im Unternehmen Abb. 5 goetzpartners Supply-Chain-Resilienz-Modell 8 Abb. 6 Agile und resiliente Supply Chains 9 Abb. 7 Einflussnahme auf Kundenwünsche 9 Abb. 8 Häufigkeit von Lieferausfällen 9 Abb. 9 Standardsituationen und Notfallpläne 10 Abb. 10 Backup-Strategie für Single-Source-Lieferanten 11 Abb. 11 Redundanzen in der Produktion 12 Abb. 12 Produktion von A-Produkten 12 Abb. 13 Organisationsform der Lager 13 Abb. 14 Optimierung des Variantenbestimmungspunktes 14 Abb. 15 Berücksichtigung geologischer und politischer 14 Risiken bei der Standortwahl Abb. 16 Lieferantenverteilungsstruktur 15 Abb. 17 Informationsfluss und -systeme 15 Abb. 18 Intensität der Lieferantenbeziehung 16 Abb. 19 Informationsfluss bei Bedarfsschwankungen 16 Abb. 20 Qualifizierte Bewerber im Vergleich zu offenen Stellen 17 Abb. 21 Umsetzungsgrad von Gruppenarbeit im Unternehmen 17 Abb. 22 Prognosegenauigkeit in der Absatzplanung 18 Abb. 23 Krisenteams in Unternehmen 18 Abb. 24 Emotionale Bindung zum Unternehmen 18 Abb. 25 Qualifikation von Mitarbeitern 19 Abb. 26 Job Rotation in Unternehmen 19
22 _ Resiliente Supply Chain Über goetzpartners goetzpartners ist ein führendes unabhängiges europäisches Beratungs- unternehmen, das M&A-Beratung (Mergers & Acquisitions) und Manage- ment Consulting unter einem Dach kombiniert. Mit diesem einzigartigen Angebot berät goetzpartners Unternehmen entlang ihrer gesamten Wert- schöpfungskette und schafft für sie nachhaltige Werte. Die Gruppe ist mit Büros in München, Düsseldorf, Frankfurt, London, Madrid, Moskau, Paris, Prag, Shanghai und Zürich sowie internationalen Kooperationen vertreten. goetzpartners Management Consultants berät schwerpunktmäßig in den Bereichen Strategie, Operational Excellence und Business Transformation. Fokus von goetzpartners Corporate Finance ist die Beratung bei Unterneh- menskäufen, -verkäufen und Fusionen. goetzpartners ist „Hidden Champion“ 2009 in den Beratungssektoren Fu- sions-/Kooperationsstrategien, Finanzierungs- und Mergerstrategien so- wie Post-Merger-Integration (Resultat der „Hidden Champion“-Studie 2009 von Prof. Fink in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsmagazin Capital). Service Line Supply Chain Management goetzpartners berät internationale Konzerne und Mittelständler bei der Optimierung ihrer Supply Chain. Unser goetzpartners Supply-Chain-Mo- dell zeigt unseren Kunden klare und strukturierte Wege auf, Optimie- rungspotenziale entlang des Produktlebenszyklus zu identifizieren und zu heben. Das beginnt bei der Integration von Beschaffung und Logistik in die Produktneuentwicklung und geht bis hin zur Optimierung der Einkaufs- kosten oder des Working Capital. goetzpartners unterstützt seine Kunden dabei, mit effizientem Supply Chain Management ihre Lieferkette nach- haltig optimal zu gestalten.
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