Rezeption arabischer Musik und Musiktheorie in der Neuen Musik - Kunstuniversität Graz
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Rezeption arabischer Musik und Musiktheorie in der Neuen Musik Analyse ausgewählter Werke von Klaus Huber (Schweiz), Amr Okba (Ägypten), Samir Odeh Tamimi (Palästina), Zaid Jabri (Syrien) Petra Zidarić Györek, BA MA 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
3 Hauptbereiche (1) arabische Tonsysteme, Skalen und deren Integration in ausgewählten Kompositionen (2) Analyse von Kompositionen, die auf arabischen traditionellen Vokalmodellen oder Vokaltechniken aufbauen (3) Die Rezeption von außermusikalischen Aspekten wie z.B. arabische Philosophie, sufistische Spiritualität, Weltanschauung 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
1. Kapitel zentrale Forschungsfrage Wie integrieren die Komponisten die arabischen maqāmāt in ihre Werke? Klaus Huber (1924-2017) - Entwicklung von der Montage zur Transformation 3 wichtige Kompositionen: • Die Erde bewegt sich auf den Hörnern eines Stiers (Assemblage) – 1994 → arabische und europäische Musikern montageartig verbunden • Lamentationes de fine vicesimi saeculi - 1994 • Die Seele muss vom Reittier steigen – 2002 → westliche kompositorische Techniken stehen im Vordergrund 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Klaus Huber • Die Seele muss vom Reittier steigen für Violoncello, Baryton, Contratenor und 37 Instrumentalisten (2002) → zwei Kompositionsprinzipien: • Transformationen des Tonhöhenmaterials mit Bezug auf die arabischen Modi maqamāt • Polyphone Satzweisen mit Bezug auf Kanon- und Imitationstechniken des Mittelalters und der Renaissance 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Klaus Huber, Die Seele muss vom Reittier steigen Einleitung (T. 1-14) – Reduktion auf das Tonmaterial Sabā - d Sabā - a Sabā – e Sabā - e Ein Dreiviertelton teilt eine kleine Terz in zwei gleich große Intervalle 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Huber, Die Seele muss vom Reittier steigen, T. 1-3 – Holz/Blechbläser Sabā (d) Sabā (a) Sabā (e) 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
„Aber ich wollte ja nicht im geringsten eine arabische Musik schreiben. Es ging mir um ein europäisches Stück, allerdings mit der unbescheidenen Ambition, dass es anders klingt als sonst. Das ist mir gelungen. Und zwar durch die Aufteilung und die Art und Weise, wie die Intervallik entwickelt ist [...] Ich suchte (und fand) eine ganz eigene Harmonik (und auch eine andere als eine arabische)“. (Klaus Huber in Gespräch mit Claus Steffen Mahnkopf: Von Zeit zu Zeit) 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Stellungnahmen zu Hubers Rezeption der arabischen Musik Günter Kleinen, „Ausweitung harmonischer Räume durch arabische Tonarten“ (2007) „Auf jeden Fall, bleibt das temperierte System als das wesentliche Beziehungsnetz erhalten. Das arabische Ferment erneuert und bereichert die herkömmlichen Strukturen, verursacht allerdings auch Irritationen” (Günter Kleinen) Saed Haddad: „Pendulum between Ignorance and Cultural Imperialism“ (2008, unveröffentlicht) 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Amr Okba – 1972 (Kairo) Ausbildung - Komposition: - Accademia nazionale di Santa Cecilia Roma (Mauro Bortolotti) - Universität Mozarteum Salzburg (Reinhard Febel) - Universität für Musik und darstellende Kunst, Wien (Dieter Kaufmann) - Künstlerisches Doktoratstudium an der Kunstuniversität Graz „Die[] Faszination für die westliche Musik beschränkte die Entwicklung der zeitgenössischen ägyptischen Musik, indem sie sich nicht auf Volkstraditionen und ihren Geist konzentrierte“. (Amr Okba) 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Amr Okba – Kompositionen: 1. For the Sake of Allah (2009) für arabische und europäische Musiker 2. Vom Leben das Beste (2014) für Mezzosopran, Gitarre und Harfe Vom Leben das Beste Tonmaterial - 4 maqāmāt: 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Quelle Suhayr 'Abd al-'Azim Muhammad (1984), Ajandatal-Musiqa al-'Arabiyyah [The Notebook of Arab Music]. Cairo: Dar al-Kutub al-Qawmiyyah. „The melodic line must start [with the] tone f1 and appears with a [s]light ornamentation of both neighboring tones. Then, the melody must be followed by [descending] seconds to establish the jins [wörtlich Tongeschlecht, bezieht sich auf die Intervallstruktur der Tetrachorde] sabā on d1. Vom Leben das Beste; T. 15-22, Singstimme 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
→ Fortsetzung “After establishing the fundamental jins, the melody goes into the upward direction to reach the tone a, as a preparation for the secondary jins hijāz on f1. “ T. 32-34 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
→ Fortsetzung “It is important to notice that the maqam cannot be completed without reaching the third jins hijaz on c2.” T. 46/47 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Amr Okba: Vom Leben das Beste, T. 18-21, akkordische Begleitung 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Zaid Jabri - 1975 Damaskus - Musiktheorie (Solhi al-Wadi) am Higher Institute in Damaskus - Kompositionstudium bei Krzystof Penderecki und Zbigniew Bujarski in Krakow - Künstlerisches Doktoratstudium (Abschluss 2014) - Einflüsse des polnischen Sonorismus und aleatorischer Techniken Song Without Words III (2009) für Streichorchester Tonmaterial: maqām bayati 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Zaid Jabri, Song without words III, T. 15 - 28 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Zaid Jabri, Song without words III, T. 30-39 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
2. Kapitel Analyse von Werken die auf Vokaltechniken arabischer Herkunft basieren • Samir Odeh Tamimi - Zaghareed-Gesänge • Amr Okba - koptische Gesänge • Zaid Jabri - heterophone syrische Azaan-Gebetsrufe 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Samir Odeh Tamimi – 1970, Jaljulia bei Tel Aviv - Musikwissenschaft in Kiel - Komposition in Bremen bei Younghi Pagh Paan 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Gdadrója – 2004/2005 für 3 Frauenstimmen und 43 MusikerInnen (Bagdad und Troja → Brutalität, Krieg) • Verwendung der Frauenstimmen: Technik des auf glissandierenden Linien beruhenden Gesangs besteht (zaghareet) - hohe und laute Vokalisierung - unterschiedliche Kontexte: Hochzeiten, Trauerfeiren, Proteste → Werkkomentar: „Es ist ein Gefühl der Machtlosigkeit, nicht aber der Resignation; es ist ein Erkennen dessen, was geschieht; ein wacher Blick entspringt dem Schmerz, dem man sich stellen muss.” (S. Odeh Tamimi) 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
S. Tamimi, Gdadrója – Stimmen und Spektogram 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Amr Okba, Faith (2014) → Sheré Mariá: Transkription aus The Coptic Orthodox Liturgy of St. Basil, hg. Ragheb Moftah, 1998 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
Amr Okba, Faith 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
3) Ausblick auf weitere Forschungsarbeit: • detaillierte anaytische Arbeit an vokalen Kompositionen • Interviews mit Komponisten (Zaid Jabri, Amr Okba, Samir Odeh Tamimi) • detaillierte Kategorisierung interkultureller Rezeption • grundlegende Literatur zur politischen und philosophischen Ideen • Abschluss der Dissertation bis Ende 2020 2. Präsentation – DoktorandInnenforum WS 2018/19
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