Rumpelröschen und die Froschprinzessin - ein verqueres Märchen mit viel Wortwitz

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Rumpelröschen
     und die
 Froschprinzessin
                                          von Karin Winkelsträter

ein verqueres Märchen mit viel Wortwitz

                               1. Fassung: 20. Januar 2020

                                                    Seite 1 von 33
Die Figuren
Erzähler
1. Diener
2. Diener
3. Diener
Hexe
Frosch/Fee
Rotrößschen
Spiegel
König
Gretel
Esel
Rumpelstilzchen
Aschenpudel
Prinz
Armer König
Weißdornchen
Jüngling/Hänsel

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1. Szene

Alle
Es war   einmal   ein armer Müller.
Es war   einmal   ein König, der hatte eine Tochter.
Es war   einmal   eine Prinzessin, die war so schön.
Es war   einmal   ein Mädchen, das hatte niemanden mehr auf der Welt.
Es war   einmal   ein Prinz.
Es war   einmal   ein schmucker Jüngling (ein verwunschenes Schloss).

Erzähler
Es war einmal dies, es war einmal das. Aber diese Geschichte wird mir
niemand glauben! Wahr ist sie doch, denn sonst könnte ich sie ja nicht
erzählen. Also: Es war einmal in einem Land vor unserer Zeit ein dunkler,
düsterer Wald, so ein richtiger Märchenwald eben. In dem lebte eine böse
Hexe...

1. Diener
... eine überaus böse Hexe...    zieht Grimasse/Körperhaltung

2. Diener
... eine überaus böse, hässliche, schreckliche Hexe.   Grimasse/Körperhaltung

Erzähler
Nun, wenn man davon absieht, dass seinerzeit in allen dunklen, düsteren
Wäldern Hexen und Zauberer gelebt haben, war diese Hexe ganz besonders
böse und hässlich und schrecklich. Sie hatte sogar ihre eigene Schwester
verwunschen, und das nur, weil sie eine gute Fee war.

Hexe
Ich wäre auch gerne eine gute Fee geworden, aber die Verhältnisse, die sind
eben nicht so.

Erzähler
Diese überaus böse, hässliche, schreckliche Hexe konnte außerdem junge
Prinzen nicht ausstehen.

Hexe
Ich hasse diese Schönlinge. Diese blondgelockten, aufgeblasenen, reichen,
verzogenen Muttersöhnchen! immer höher und lauter kreischend

Erzähler
Sobald die Hexe eines Prinzen ansichtig wurde, verwandelte sie ihn flugs in
einen Frosch. Und weil es gar nicht so viele Prinzen gab, die sich in dem
düsteren Wald verirrten, verwandelte sie einfach jeden Jüngling, der des
Weges kam.

Die Hexe – zack-zack-zack
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Jünglinge / Frösche Bloing-bloing-bloing

Hexe
Ach, ich hasse die Welt.

Frosch
Wiesu denn ploos?

Hexe
Einfach weil sie rund ist.

Die Hexe – zack-zack-zack
Die Frösche auf allen Seiten verschwinden ... Bloing-bloing-bloing ...

Erzähler
Nicht weit von jenem dunklen, düsteren Wald entfernt, wohnte ein mächtiger
König in einem prächtigen Schloss...

1. Diener
... in einem ausgesprochen prächtigen Schloss

er wird auf einer Kiste zu einem Teil des Schlosses

2. Diener
... in einem ausgesprochen einmalig prächtigen Schloss

er wird auf einer Kiste zu einem weiteren Teil des Schlosses

3. Diener
Es war das prächtigste Schloss im ganzen Land

er baut sich zu den anderen auf die Kiste = Schloss!

Erzähler
Wenn man einmal davon absieht, dass es das einzige Schloss in diesem Lande
war, so war es wirklich sehr prächtig.

Das Schloss strahlt (grinst)

Schon gut, Danke!
Nun hatte der König auch eine Tochter. Sie hieß Rotröschen und war
wunderschön...

1. Diener
... sie war wunder-wunderschön

2. Diener
... sie war 1000 mal wunder-wunderschön
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3. Diener
... sie war die allerschönste Prinzessin im ganzen Land

Rotröschen
Spieglein, Spieglein an der Wand!
Wer ist die Schönste im ganzen Land?

Spiegel
Oh Prinzessin, Ihr seid die Schönste im ganzen Land!

Erzähler
Wenn man davon absieht, dass sie die einzige Prinzessin im ganzen Lande war,
so musste man doch zugeben, dass sie wirklich wunderschön war... aber ....

Rotröschen
Spieglein, Spieglein an der Wand!
Wer ist die Schönste im ganzen Land?

Spiegel
Was denn, schon wieder?

Rotröschen
Hör zu, Zauberspiegel. Ich bin so wunderschön, ich kann doch wohl verlangen,
dass du mir das mindestens 30x am Tag sagst! Also?

Spiegel
Oh Prinzessin, Ihr seid die Schönste im ganzen Land!

Erzähler
Sie war in der Tat wunderschön... aber ....

Rotröschen
Spieglein, Spieglein an der Wand! Wer ist die Schönste im ganzen Land?

Spiegel
gelangweilt Oh Prinzessin, Ihr seid die Schönste im ganzen Land!

Erzähler
Sie war wunderschön, aber – eitel, eingebildet, egoistisch, ... kurz –
unheimlich schwierig. So wie man es als einzige Tochter eines reichen Königs
nur sein konnte.

Rotröschen
Mir ist wangleilig!   sie stapft zum König Vater, ich will ein Pferd.

König
Aber du hast doch schon 18 Pferde.
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Rotröschen
Aber keinen Rotfuchs!

König
Oh! Nun denn... Diener – besorge er der Prinzessin einen Rotfuchs.

1. Diener
Jawohl Herr König.

Rotröschen
Mir ist wangleilig! Ich will eine neue Puppe.

König
Aber du hast doch schon 243 Puppen.

Rotröschen
Aber keine, die Pipi machen kann.

König
Oh! Nun denn... Diener – besorge er der Prinzessin Rotröschen eine Puppe, die
Pipi machen kann.

2. Diener
Jawohl Herr König.

Rotröschen
Mir ist immer noch wangleilig!

König
Vielleicht wäre es an der Zeit, dass du heiratest.

Alle
Wie romantisch!

3. Diener
Verzeihung, Herr König, aber es wird gewiss schwierig sein, einen
Heiratskandidaten zu finden.

König
Rotröschen ist wunderschön, was soll daran schwierig sein?

3. Diener
Nun, Ihr wisst doch: die böse, hässliche, schreckliche Hexe, sie hat alle jungen
Männer des Landes in Frösche verwandelt.

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König
Oh! Nun denn....

Rotröschen
Ich will sowieso nicht heiraten. Verheiratet sein ist auch wangleilig.

König
Nun reicht es aber. Du bist Prinzessin und hast eine Verantwortung. Man muss
sich ja Deiner schämen, als König.

Rotröschen
Erst will ich noch die Fee mit den drei Wünschen haben.
König
Eine Fee kann man nicht geschenkt bekommen.

Prinzessin Röschen
Dann muss ich sie wohl selber suchen. Diener...

3. Diener
Ja, Prinzessin?

Rotröschen
Folge er mir.

3. Diener
Aber ich, Herr König, was...

König
Nun denn, folge ihr und pass gut auf sie auf.

3. Diener
Jawohl, Herr König.

Die beiden verschwinden

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2. Szene

Erzähler
Also begaben sich Prinzessin Rotröschen und der Diener, dessen Name hier
nicht genannt wird, auf die Suche nach der Fee mit den drei Wünschen. Und
als sie ein Stück des Weges gegangen waren, kamen sie in den dunklen,
düsteren Wald.

Waldgeräusche

Erzähler
In jenen längst entschwundenen Tagen, lebte in einem Dorf am Rande des
Waldes ein armer Müller, dessen Frau schon vor langer Zeit gestorben war. Er
wohnte in einer armseligen Hütte...

1. Diener
... in einer sehr armseligen Hütte...

2. Diener
... es war die armseligste Hütte im ganzen Lande.

Erzähler
Nun, wenn man davon absieht, dass es sehr viele armselige Hütten im Lande
des reichen Königs gab, so war diese aber etwas besonderes.
Trotz ihrer Armseligkeit wirkte sie einladend und freundlich, denn der Müller
hatte eine Tochter...

1. Diener
... eine wunderschöne Tochter...

2. Diener
... eine wunderschöne, sehr liebreizende und kluge Tochter.

Erzähler
Die hieß Gretel und hielt das Haus in Ordnung, gestaltete es nett und
gemütlich, kochte, wusch und verkaufte das Mehl auf dem Markt, während der
Vater zuhause saß, über sein Schicksal murrte und das wenige Geld, das die
Tochter erwirtschaftete, für Alkohol und Tabak ausgab.

1. Diener
Es war kein netter Vater.

2. Diener
Oh nein und das Mädchen war wirklich zu bedauern.

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Erzähler
Die Mühle, die bei der armseligen Hütte stand, war halb zerfallen, da der Müller
sich um nichts mehr kümmerte und der Esel, der das Mühlrad drehte war alt
und müde.

Die Mühle und der Esel werden gestellt.

Gretel
Na, alter Zähneblecker, wie geht es dir?

Esel
Gar nicht wie. Ich bin alt und müde und mag mich nicht mehr ständig im
Kreise drehen. Bind mich los, Gretel.

Gretel
Was hast du vor, mein grauer Freund.

Esel
Hier ist meines Bleibens nicht länger. Ich habe beschlossen fortzugehen und in
der Politik mein Glück zu machen.

Erzähler
So trabte denn der Esel davon und ahnte nicht, wie vielen Eseln er dort noch
begegnen sollte. Das Mädchen aber blieb traurig zurück, hatte es doch seinen
einzigen Freund verloren. Es setzte sich auf den Rand des alten Brunnens und
weinte bitterlich.

Frosch
Was heulst du denn, dass es einen Stein erbarmen möge? Kann ich dir
irgendwie behilflich sein?

Gretel
Ach alter Wasserpatscher, du sitzt in deinem Brunnen und quakst und weißt
nichts vom Unglück in der Welt. Du kannst mir nicht helfen.

Frosch
Denke nicht, dass unsereins nichts weiß. Unten im Brunnen liegt eine goldene
Kugel, die könnte ich dir heraufholen.

Gretel
Eine goldene Kugel?

Frosch
Die hat die Prinzessin seinerzeit verloren. Sie wollte, dass ich ihr die Kugel
wiedergebe, aber sie war nicht besonders nett zu mir.

Gretel
Und für mich würdest du sie heraufholen?
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Frosch
Das würde ich tun. Aber du musst mich mitnehmen zum Schloss.

Gretel
Das will ich gerne tun.

Frosch
Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Erzähler
So machte sich Gretel gemeinsam mit dem Frosch auf den Weg, die goldene
Kugel ins Schloss zu bringen. Sie dachte, die Prinzessin würde ihr schon einen
angemessenen Finderlohn geben, damit sie die Mühle instand setzen und sich
einen neuen Esel kaufen könnte. Sie wanderten fort und fort und gerieten
alsbald in einen dunklen, düsteren Wald.

Waldgeräusche

Ihr wisst schon, in dem die böse, hässliche, schreckliche Hexe lebte. Doch
diese hatte sich gerade zu einem kleinen Mittagsschläfchen nieder gelegt.

Schnarchen

Es begab sich fast beinahe zu der gleichen Zeit, dass eine gebückte Gestalt mit
einem Sack auf dem Rücken zwischen den Bäumen heran geschlichen kam –

Rumpelstilzchen
Ach wie gut, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß,
nehmt euch in Acht,
ich komm in der Nacht
und raube und morde
und am nächsten morgen
weiß niemand, wer es gemacht.

Rumpelstilzchen
Versteckt seinen Sack unter einer Kiste, sein Bart bleibt mit darunter
Oh, ich stecke fest. Es zerrt und zieht Verdammt mich noch eins! hüpft wie
verrückt herum

Gretel
steht verdutzt und schaut

Rumpelstilzchen
Was stehst du da und glotzt, statt einem hilflosen, alten Mann Beistand zu
leisten?

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Gretel
Was hast du getan?

Rumpelstilzchen
Dumme, neugierige Gans, feststecken tue ich, das siehst du doch wohl. Jetzt
hilf mir schon.

Gretel
versucht die Kiste hochzuheben

Rumpelstilzchen
Ha, das hab ich mir gedacht – keinen Saft und keine Kraft, albernes
Milchgesicht.

Gretel
Sei nur nicht ungeduldig. holt eine Schere hervor und schneidet das Ende des
Bartes ab

Rumpelstilzchen
Ungehobelte Göre, schneidet mir ein Stück von meinem stolzen Barte ab!
Lohn's dir der Kuckuck! verschwindet

Gretel
Auf Wiedersehen.

Frosch
Die Dankbarkeit ist von allen Tugenden am meisten zu loben.

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3. Szene

Erzähler
Zu jener Zeit, ihr müsst wissen, es war die Zeit, als das Wünschen noch
geholfen hatte, gab es auf der anderen Seite des dunklen, düsteren Waldes....
Waldgeräusche
Ihr kennt das ja.
Nun es gab da also ein Land, in dem stand auch ein Schloss, das war aber
nicht besonders prächtig.

1. Diener
Nein wirklich, es war gar nicht besonders prächtig.

2. Diener
Es war eher einfach und klein.

Erzähler
Auch das Land war sehr klein und der König war weder besonders mächtig
noch reich. In jenem Schloss lebte eine junge Magd. Sie war ein Findelkind und
hatte niemanden auf dieser Welt. Und weil sie für die Reinigung der Öfen und
überhaupt für die Beseitigung allen Schmutzes und aller Unordnung im
Schlosse zuständig war, wurde sie von allen nur Aschenbuddlerin genannt.

Aschenbuddel
Am Schlimmsten ist der Küchendienst. All die angebrannten Töpfe und
bekleckerten Tische. So viel Arbeit! Und dann noch die Gemächer aufräumen,
(Diener reagieren), die Wäsche aufhängen (Diener reagieren), den Müll
hinausbringen (Diener reagieren) und .... den königlichen Nachttopf ausleeren
(Diener reagieren).
Ach, Prinzessin müsste man sein. Da kann man alles stehen und liegen lassen
und andere müssen es forträumen.

1. Diener
Was stehst du da und redest dummes Zeug. Räum den Tisch ab, bring die
Küche in Ordnung und sieh zu, dass du in einer Stunde fertig bist.

Aschenbuddel
Ja-ja, schon gut.

Erzähler
Der König wusste nichts von den Nöten seiner Magd. Er hatte ganz andere
Sorgen, dieser König. Er war schon recht alt und der Staatsgeschäfte müde.
Doch sein Sohn und Erbe, der war zu nichts zu gebrauchen. Er frönte den
lieben langen Tag dem Müßiggang, ärgerte seine Hauslehrer und trieb sich
nachts im Park umher.

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Armer König
Man muss sich seiner schämen, als König.

2. Diener
Vielleicht wäre es an der Zeit, den Prinzen zu verheiraten, euer Majestät.

Armer König
Schwierig, schwierig. Es müsste eine starke, verantwortungsvolle und kluge
Frau sein, auf dass ich mein Reich in guten Händen weiß. Aber Prinzessinnen
sind nun mal eitel, eingebildet und egoistisch.

2. Diener
Es muss ja nicht unbedingt eine Prinzessin sein, euer Majestät.

Armer König
Prinzen heiraten stets NUR Prinzessinnen, das ist Tradition.

2. Diener
Dann, euer Majestät, ist es an der Zeit, mit dieser Tradition zu brechen.
Ladet alle jungen Frauen des Landes zu einem Ball. Es wird sich gewiss eine
darunter finden, die den Prinzen zur Vernunft bringen kann.

Armer König
Nun denn.... so soll es sein.

Erzähler
Also wurde ein großes Fest vorbereitet und alle jungen Frauen des Landes dazu
eingeladen. Wobei zu bemerken wäre, dass das Land wirklich sehr klein war.

Aschenbuddel
Ich würde so gerne heute auf den Ball gehen. Darf ich?

1. Diener
Hast du das königliche Gemach aufgeräumt?

Aschenbuddel
Verschwindet

Prinz
Ich habe überhaupt nicht die geringste Lust auf diesen Ball.

Aschenbuddel
Ich habe das königliche Gemach aufgeräumt. Darf ich?

1. Diener
Hast du die Wäsche aufgehängt?

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Aschenbuddel
verschwindet

Prinz
Tanzen ist so anstrengend und ich kann mir die Schritte nicht merken.

Aschenbuddel
Ich habe die Wäsche aufgehängt. Darf ich?

1. Diener
Hast du den Müll hinausgebracht?

Aschenbuddel
verschwindet

Prinz
Ich möchte wirklich wissen, wozu dieser Ball gut sein soll. Ich will gar keine
Braut. Mädchen sind so anstrengend.

Aschenbuddel
Ich habe den Müll hinausgebracht. Darf ich jetzt?

1. Diener
Du hast keine schönen Kleider und kannst nicht tanzen. Was willst du also auf
dem Ball?

Aschenbuddel
Den Prinzen heiraten.

1. Diener
Als ob der Prinz ausgerechnet dich heiraten wollte. Du hast nichts und du bist
nichts. Nur eine dumme, hässliche Aschenbuddlerin. Also vergiss es.

Erzähler
Aschenbuddel ging traurig davon. Und als die Dunkelheit langsam über das
kleine Land kroch, fand sie sich plötzlich am Rande eines dunklen, düsteren
Waldes.

Waldgeräusche

Ihr ahnt es sicherlich schon, es war jener Märchenwald, in dem die böse,
hässliche, schreckliche Hexe lebte, die sich gerade zur Nacht gebettet hatte...

Schnarchen

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4. Szene

Erzähler
Doch zwischen den dämmerigen Bäumen schlich eine gebückte Gestalt mit
einem Sack auf dem Rücken umher.

Rumpelstilzchen
Ach wie gut, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß,
nehmt euch in Acht,
ich komm in der Nacht
und raube und morde
und am nächsten morgen
weiß niemand, wer es gemacht.

Versteckt seinen Sack unter einer Kiste, sein Bart bleibt mit darunter
Nein, nein, nein. Schon wieder steckt er fest. Es zerrt und zieht      Verflucht
mich noch mal! hüpft wie verrückt herum

Gretel
Du schon wieder?

Rumpelstilzchen
Ach, das bringt sie wohl zum Lachen, die eingebildete dumme Gans.

Gretel
Aber nein. Komm, ich helfe dir. Es zerrt und zieht, muss aber doch wieder zur
Schere greifen

Rumpelstilzchen
Ist das eine Art, einem das Gesicht so zu verstümmeln? Mach dich bloß fort,
sonst werd ich dir geben, was du verdienst!

Frosch
Das deutlichste Zeichen eines unedlen Menschen ist die Undankbarkeit.

Gretel
Ach lass ihn. Wenn er es besser wüsste, würde er es besser machen. Sag mir
lieber, warum wir im Kreise herum laufen? Weißt du den Weg denn nicht zum
Schloss?

Frosch
Ehrlich gesagt, nein. Man sieht von hier unten den Weg vor lauter Wurzeln
nicht.

Erzähler
Obwohl die Zeiten damals – wie gesagt – überaus gefährlich waren, ging unser
Aschenbuddel mutig in den dunklen, düsteren Wald hinein.
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Waldgeräusche
Von allen Seiten Frösche die „psst“ sagen und Aschenbuddel ansprechen:

Frosch 1
Küss mich, ich bin ein verzauberter Königssohn.

Frosch 2
Mich musst du küssen, ich habe die längste Zunge von allen.

Frosch 3
Küss mich, ich bin ein verzauberter Immobilienmakler.

Aschenbuddel
Ach, lasst mich doch in Ruhe.

Frosch 4
Warum bist du so unglücklich, schönes Kind?

Aschenbuddel
Ich würde so gerne ins Schloss und auf dem Ball tanzen, aber ich habe nichts
anzuziehen.

Frosch 4
Vielleicht kann ich dir helfen.

Aschenbuddel
Wenn ich dich dafür nicht küssen muss.

Frosch 4
Nun, wir werden sehen. Schau nur dort unter dem Stein.

Aschenbuddel
Zieht ein Prinzessinnenkleid heraus, zieht es an und dreht sich glücklich im
Kreis. Und, wie seh ich aus.

Frosch 4
Wie eine Prinzessin.

Aschenbuddel
Danke, kleiner Frosch. Dafür hast du nun doch einen Kuss verdient.

Frosch 4
Oh nein, alles zu seiner Zeit     verschwindet

Erzähler
Aschenbuddel zog also glücklich mit ihrem prächtigen Kleid davon, während in
dem dunklen, düsteren Wald
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Waldgeräusche

Ja-ja, schon gut..... eine gebückte Gestalt zwischen den Bäumen umher
schlich.

Rumpelstilzchen
Ach wie gut, dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß,
nehmt euch in Acht,
ich komm in der Nacht
und raube und morde
und am nächsten morgen
weiß niemand, wer es gemacht.

versteckt seinen Sack unter einer Kiste, sein Mantel bleibt darunter, den Bart
hat er sich hochgebunden. Es zerrt und zieht Das ist ja nicht zum Aushalten!
hüpft wie verrückt herum

Gretel
Kommt heran

Rumpelstilzchen
Was willst du denn schon wieder hier? Machst du dir einen Spaß daraus, mich
ständig in solch misslicher Lage aufzusuchen?

Gretel
Aber nein. Eigentlich könntest du dich ruhig ein wenig mehr freuen, mich zu
sehen. Komm, ich helfe dir. Es zerrt und zieht und bekommt es los

Rumpelstilzchen
Hättest du nicht säuberlicher mit mir umgehen können? Erst mir den Bart
stutzen und dann meinen Mantel zerfetzen, kein Benehmen hast du,
unbeholfenes Ding, das du bist.

Frosch
Jetzt ist aber Schluss. Wer hat hier kein Benehmen. Wer dir geholfen in der
Not, dem sollst du hernach mit Achtung begegnen!

Rumpelstilzchen
Du redest doch wohl nicht mit mir, du garstiges Schleimtier.
sprach's und stampft den Frosch platt

Zaubergeräusche und Zauberlicht

Fee
Zwar hast du mich von dem Fluch meiner bösen, hässlichen, schrecklichen
Schwester erlöst, aber Dank verdienst du nicht dafür. Eher das hier -
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Zaubergeräusche und Zauberlicht
Rumpelstilzchen ist verschwunden, stattdessen sitzt ein Frosch da.

Rumpelstilzchen
Oh nein, was ist das? He, Mädchen, komm sofort her und hilf mir. Du
bekommst auch was Schönes dafür. Wo bist du? Halt, nimm mich mit.
So warte doch, ich kann nicht so schnell rennen wie du.

Rotröschen
Tritt mit ihrem Diener hervor Bestimmt ist sie das! Heda!

Fee
Bitte?

Rotröschen
Seid ihr die Fee mit den drei Wünschen?

Fee
Das hast du gut erkannt, mein Kind.

Rotröschen
Die hätte ich gerne.

Fee
Wie bitte?

Rotröschen
Ich hätte gerne die drei Wünsche erfüllt bekommen.

Erzähler
Und weil die Fee so lange keine Wünsche mehr hatte erfüllen können, gab sie
dem doch sehr unhöflichen Drängen der Prinzessin nach. Üblicherweise wird
natürlich keine Fee dir einfach so drei Wünsche erfüllen, wenn du sie danach
fragst. Eine Fee muss zu dir kommen und dir die Wünsche anbieten, von ganz
alleine.

Fee
Hast du dir auch alles genau überlegt? Es sind nur 3 Wünsche, die erfüllt
werden können, nur drei! Mancher benötigt nur einen einzigen.
Über Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie bitte die Zauberfibel für Anfänger
und Fortgeschrittene oder fragen Sie den Zaubergamon.

Rotröschen
Natürlich. Also als erstes wünsche ich mir 1000 Wünsche.

Fee
Tausend Wünsche, bitte sehr!
                                                                 Seite 18 von 33
Zaubergeräusche, Zauberlicht

Rotröschen
Oh, mir ist so merkwürdig flau im Magen und ganz schwindelig im Kopf.

Fee
Du hattest dir 1000 Wünsche gewünscht. Und wenn man 1000 Wünsche in sich
hat, dann kann einem schon mal schwindelig werden.

Rotröschen
Aber ich meinte doch, ich möchte 1000 Wünsche erfüllt bekommen!

Fee
Das hast du aber nicht gesagt. Und 1000 Wünsche erfüllen kann ich dir nicht.
Nur drei, wie ich dir bereits gesagt habe. Und davon ist nun einer verbraucht.

Rotröschen
Was mache ich nur? Dann wünsch ich mir, dann wünsch ich mir, .... dass ich
keine Wünsche mehr habe.

Fee
Keine Wünsche mehr, bitte sehr!

Zaubergeräusche und Zauberlicht

Rotröschen
Das fühlt sich auch seltsam an. Ich weiß nicht, auf einmal bin ich – zufrieden!

Fee
Siehst du, mehr als drei erfüllte Wünsche braucht man nicht, um glücklich zu
werden. Du hast nun noch einen Wunsch frei, was wünschst du dir?

Rotröschen
Ich habe keine Wünsche mehr.

Fee
Wie ich es gesagt habe.   verschwindet

Diener
Kommt, Prinzessin, ich bringe euch nach Hause.

Sie verschwinden im Wald, man hört ein

Zack, BLOING und Hexengelächter

Rotröschen
So bleib doch hier, warum hüpfst du denn davon? Lass mich nicht allein.
                                                                  Seite 19 von 33
5. Szene

Erzähler
So ist’s geschehen! Und wer es erzählt hat, dem ist der Mund noch warm. Es
waren eben gefährliche Zeiten damals. Die böse, hässliche, schreckliche Hexe
hatte wieder ein Opfer gefunden. Rotröschen war nun ganz auf sich allein
gestellt. Wenn man bedenkt, dass sie das gar nicht gewöhnt war...

Inzwischen jedoch, hatte unser Aschenbuddel das Schloss erreicht. Dort
erkannte sie niemand, weil sie so prächtig gekleidet war.

Man raunt sich hinter vorgehaltener Hand zu, dass sie wohl eine Prinzessin aus
einem fernen Land ist, so strahlend schön und liebreizend....

Erzähler
Und wenn man davon absieht,       dass sowieso nur sehr wenige junge Frauen zu
dem Ball gekommen waren –         ihr erinnert euch, es war ja nun mal ein sehr
kleines Königreich – und keine    so schön war wie Aschenbuddel, nahm es nicht
wunder, dass der Prinz sich auf   der Stelle in sie verliebte.

Aschenbuddel
Und du hast mich wirklich gern?

Prinz
Ja doch.

Aschenbuddel
Dann heiraten wir wohl am besten mal schnell.

Alle
Wie romantisch!

Erzähler
Der König war's zufrieden, sah er doch mit weisem Blick, dass dieses Mädchen
genau wusste, was es wollte. Und das ist doch das wichtigste beim Regieren.
Nach der Hochzeitsfeier legte der König seine Krone erst einmal beiseite und
begab sich auf eine Erholungsreise. Die beiden Eheleute waren zunächst sehr
glücklich. Ein paar Tage ließ Aschenbuddel sogar absichtlich ihre Sachen überall
herumliegen, kleckerte nach Herzens Lust beim Essen und veranstaltete mit
ihren Schaumbädern kleine Überschwemmungen im königlichen Badezimmer.
Dann freute sie sich, wenn eine Stunde später alles wieder ordentlich und
blitzsauber war. Aber das machte sie natürlich nur ein paar mal, denn
normalerweise räumte sie ihre Sachen fast immer selbst auf. Nach einer Weile
fiel ihr auf, dass der Prinz eigentlich den ganzen Tag nur auf der faulen Haut
lag und oft auch erst spät nachts nach Hause kam.

Aschenbuddel
Sag mal, Liebling, musst du nicht auch mal arbeiten?
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Prinz
Ich? Arbeiten? Ich muss doch nicht arbeiten, ich bin Prinz.

Aschenbuddel
Aber auch ein Prinz muss arbeiten, vor allem, wenn der König nicht da ist.

Prinz
Was sollte das wohl sein?

Aschenbuddel
Du musst nach deinem Volk sehen. Und wenn es ihm gut geht, darfst du die
Steuern ein bisschen erhöhen und wenn es ihm nicht so gut geht, musst du die
Steuern senken.

Prinz
Ach, Papperlapapp. Die Steuern erhöhe ich, wenn mir das Geld ausgeht. Und
die Steuern senken brauche ich nicht, denn dem Volk geht es immer genau
richtig.

Aschenbuddel
Das weiß du doch gar nicht. Du hast ja noch nie mit den Leuten geredet.

Prinz
Kümmere du dich doch um das Volk. Ich habe dazu keine Lust. Frauen können
das sowieso viel besser. Aber komm mir bloß nicht mit Steuersenkungen.

Aschenbuddel
Also hör mal, wenn du schon heute nicht arbeiten willst, dann könntest du
zumindest mit mir Scrabble spielen.

Prinz
Ach nein, ich spiele nicht gern Scrabble, das ist mir viel zu anstrengend.

Aschenbuddel
Man muss sich deiner schämen, als Prinzessin. Wenn ich das vorher gewusst
hätte.

Erzähler
Ja-ja, hinterher ist man immer schlauer als vorher. Sie wollte eben eine
Prinzessin werden und das war sie ja nun. Als sie so durch den Schlosspark
zum Wald hinunterging und die Sonne auf ihr goldenes Haar schien, ...

Frosch
Holde Prinzessin, wie hübsch ihr doch seid!

Aschenbuddel
Hallo, kleiner Frosch. Ich hätte nicht gedacht, dich wieder zu sehen.
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Frosch
Ich schon, denn ich glaube, ich habe mich ein bisschen in dich verliebt!
Deswegen darfst du mich jetzt auch küssen

Aschenbuddel
Das geht leider nicht mehr. Ich bin jetzt verheiratet. Und außerdem, ein Frosch
und eine Prinzessin, das passt nicht so gut zusammen.

Sie geht langsam weg, der Frosch ruft hinterher

Frosch
Aber man erzählt sich, dass eine Prinzessin einmal einen Frosch geheiratet hat.

Aschenbuddel
Das war kein Frosch, sondern ein verzauberter Königssohn.

Frosch
Und der hat sich verwandelt, als sie ihn geküsst hat.

Aschenbuddel
Nein, nein, sie hat ihn an die Wand geworfen.

Frosch
Oh!

Erzähler
Ach, dachtet Ihr, Frösche muss man küssen damit sie sich verwandeln? Nun,
da habt ihr euch gründlich getäuscht. Was allerdings dabei herauskommt,
wenn man einen Frosch an die Wand wirft, das weiß man vorher nie.

6. Szene

Erzähler
Nächsten Tages, die Sonne stand bereits hoch am Himmel, da verirrte sich ein
Jüngling ausgerechnet in jenem dunklen, düsteren Wald.

Waldgeräusche

Zu seinem Glück hielt die böse, hässliche, schreckliche Hexe gerade ein
Mittagsschläfchen.

Schnarchen

Der Jüngling konnte wunderbar Geschichten erzählen, von fernen Ländern und
gefährlichen Lebewesen, von Prinzessinnen, Zwergen und Zauberern. Weil aber
niemand ihm zuhören mochte und alle ihn einen Faulpelz, Lügenbold und
Aufschneider schimpften, war er ausgezogen, um echte Abenteuer zu erleben
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und die Welt kennen zu lernen. Doch die Abenteuer wollten sich nicht einstellen
und die Arbeiten, die er gelegentlich verrichtete, waren schlecht bezahlt. Oft
genug musste er sich hungrig schlafen legen. Nun saß er da im Wald und war
herzerbärmlich unglücklich.

Jüngling
Ach, was fange ich nun an, mit meinem Leben. Hätte ich doch nur etwas
gelernt, dann könnte ich für gutes Geld arbeiten und mit der Kutsche reisen
oder mir ein Pferd kaufen. Zu Fuß kommt man nicht gut herum in der Welt.
Und Abenteuern bin ich auch noch nicht begegnet.

Frosch
Aber du bist doch schon mitten in einem Abenteuer!

Jüngling
Wer? Was? Wo?

Frosch
Hier, neben dir!

Jüngling
Seit wann können Frösche reden?

Frosch
In einem verwunschenen Garten ist alles möglich.

Jüngling
Ich bin in einem verwunschenen Garten?

Frosch
In dem verwunschenen Garten eines verwunschenen Schlosses, jawohl.

Erzähler
Und wirklich, da war ein Schloss inmitten des Waldes, und nur weil es
verwunschen war, haben wir es nie bemerkt. Das Schloss war weder prächtig
noch klein, es war eigentlich genau richtig, nur ein bisschen verwildert. Eine
Fee hatte vor 100 Jahren einen Fluch darauf geworfen, weil man vergessen
hatte, sie zu einem Fest einzuladen. Ja, es waren gefährliche Zeiten damals.

Frosch
Dieses Schloss dort liegt seit 100 Jahren, 13 Monaten, 4 Tagen und 35 Stunden
in tiefem Schlummer und wartet darauf, dass die Königstochter von einem
mutigen Jüngling wachgeküsst wird.

Jüngling
Tatsächlich? Nun, mutig bin ich schon. Aber ich finde, eine schlafende
Prinzessin zu küssen ist nicht besonders abenteuerlich, oder?

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Frosch
Das kommt auf einen Versuch an. Manchmal sind es die unscheinbaren Dinge,
die zum größten Abenteuer werden.

Jüngling
Dann werd ich mal gehen und die Prinzessin küssen.

Ein schlafender Diener, Weißdörnchen leise schnarchend auf dem Bett

Jüngling
Verzeiht, könnt ihr mir sagen.... ach, der schläft ja im Stehen!

Schaut sich um, da sieht er Gretel, die ihm mit der goldenen Kugel in der Hand
staunend entgegenkommt.

Gretel
Huch!

Jüngling
Du schläfst nicht?

Gretel
Nein, wieso auch.

Jüngling
Weil hier alle schlafen! Das Schloss ist nämlich verzaubert.

Gretel
Ach so. Aber ich bin nicht vom Schloss. Ich bin gekommen, um der Prinzessin
ihre goldene Kugel zurückbringen. Aber wenn sie schläft...

Jüngling
Nicht mehr lange! Ha-ha, da ist sie ja, die Prinzessin. Räuspert sich Nun ...
dann werde ich sie ... er richtet ihren Kopf, streicht die Haare aus dem Gesicht,
nähert sich.... rümpft die Nase
Die Prinzessin hat schrecklichen Mundgeruch!

Gretel
Kein Wunder, wenn sie sich 100 Jahre die Zähne nicht geputzt hat. Halt dir
doch einfach die Nase zu.

Jüngling
Hält sich die Nase zu, atmet geräuschvoll ein und aus....

Gretel
Was machst du denn da?
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Jüngling
Ich bereite mich auf diese ehrenvolle, große Aufgabe vor. Und jetzt ... äh ...
werde ich sie .... er beugt sich über die Prinzessin, schreckt erneut zurück ...
iiih, wie abscheulich, da sind ja überall Spinnweben!

Gretel
Also nun stell dich aber mal nicht so an.
Sie küsst schnell die Prinzessin

Weißdörnchen
Räkelt und reckt sich     Wo bin ich? Ach so, ja! Ich weiß es schon wieder. He,
Diener, wer ist denn dieses schlampige Ding das mich eben geküsst hat? Und
wer ist der hässliche Kerl dort?

Diener
Ich äh... ich weiß auch nicht, euer Hochwohlgeboren.

Gretel
Macht einen Knicks Ich bin die Gretel, euer durchlausigste Prinzessin, und ich
wollte euch eure goldene Kugel...

Weißdörnchen
Ach, die dumme Kugel, die interessiert mich nicht. Ich bin doch kein kleines
Kind mehr.

Jüngling
Ich dachte immer, Prinzessinnen sind anders. Ich heiße übrigens Hänsel.

Weißdörnchen
Hör mal, Hänsel. Du bist hässlich und deine Kleidung ist in einem desolaten
Zustand. Und du Gretel gehst wohl am besten gleich mal zum Friseur und lässt
dir eine ...

Gretel
Haut der Prinzessin die Kugel auf den Kopf

Alle schlafen wieder ein

Gretel
Ich glaube, die Prinzessin hat noch nicht ausgeschlafen.

Jüngling
Das scheint mir auch so.

Gretel

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Und wenn sie die Kugel sowieso nicht wiederhaben will, kann ich sie wohl auch
behalten.

Jüngling
Darf ich dich ein Stück begleiten? Mit etwas so kostbarem sollte man nicht
alleine unterwegs sein. Es sind gefährliche Zeiten.

Erzähler ist eingeschlafen

Von allen Seiten Psst----psst

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7. Szene

Erzähler
Wie? Ja, ach so.... Und so verließen Hänsel und Gretel zusammen das
verwunschene Schloss, das weiter in seinem zauberhaften Schlummer
verharren musste, bis der nächste mutige Jüngling versuchen würde, die
Prinzessin wach zu küssen.
Doch gerade als Hänsel und Gretel das Schloss verlassen hatten, war die böse,
hässliche, schreckliche Hexe erwacht und aus ihrem Haus getreten.

Hexe
Ah, ein Jüngling. Ich hasse sie, diese jungen Mannsbilder. Entweder sind sie
faul oder eingebildet oder sie prügeln sich herum oder alles auf einmal. Ich
werde dich.... immer höher und lauter kreischend

Jüngling
Moment! Da bröckelt etwas.

Hexe
Was? Wo? Was willst du damit sagen?

Jüngling
Ich fürchte, ....

Hexe
Na was? Sprich, eh ich dir meinen Fluch auf den Hals schicke!

Jüngling
.... dein Haltbarkeitsdatum ist überschritten!

Hexe
Ach ja? Ich werde dir gleich zeigen, wie haltbar ich bin!

Jüngling
Ich habe schon gegen Drachen und Riesen gekämpft.

Hexe
Was du nicht sagst!

Sie fuchtelt mit dem Zauberstab vor ihm herum

Jüngling
Verzeihen Sie, aber so etwas tut man nicht! Anderen Leuten mit Stöcken vor
dem Gesicht herumfuchteln.

Sie nimmt der Hexe den Stock weg, in dem Augenblick, da diese den Fluch
ausspricht:

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Hexe
Sebeibi vobon nubun aban ebeibin Frobosch ..... Aaargh! Sie verwandelt sich in
verschiedene Tiere, ehe sie zu Boden fällt. Aus ihrem Umhang kommt ein
Frosch hervor und sprich mit Froschstimme
Mach das sofort wieder rückgängig!

Jüngling
Das kann ich nicht.

Hexe
Wieso nicht?

Jüngling
Weil ich nicht zaubern kann.

Gretel
Hänsel, du bist ja ein richtiger Held!

Jüngling
Ach das, das war doch nur eine Kleinigkeit. Er geht beiseite, Gretel fällt
Ich habe auf meinen Reisen noch viel gefährlichere Abenteuer erlebt.

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8. Szene

Erzähler
So kam es, dass die beiden weiter gemeinsam in die Stadt zogen. Hänsel
erzählte den ganzen weiten Weg seine abenteuerlichen Geschichten und Gretel
hörte ihm mit Begeisterung zu. Natürlich hatte sie ihn längst durchschaut und
wusste sehr wohl, dass er diese Abenteuer niemals erlebt hatte, aber sie liebte
seine Geschichten und sie liebte ihn.

Alle
Wie romantisch!

Gretel
Kannst du noch einmal erzählen, wie du den Schatz der Zwerge erobert und
das dunkle Königreich befreit hast?

Hänsel
seufzt Ach Gretel.

Erzähler
In der Stadt angekommen, verkaufte Gretel die goldene Kugel für sehr viel
Geld und ließ Hänsels Geschichten in ein kostbares Buch drucken.
Er nannte sich fortan Hans-Christian und wurde sehr berühmt.
Sie heirateten und lebten glücklich miteinander bis zum Ende ihrer Tage.

Alle
Wie romantisch

Erzähler
Es sei denn, es wäre da noch was anderes passiert, aber davon weiß ich nichts!
Aber nicht, dass Ihr glaubt, die Geschichte sei hier zu Ende. Was geschah mit
dem Diener, der in einen Frosch verwandelt war oder mit Rotröschen, die keine
Wünsche mehr hatte....

Rotröschen kommt staunend heraus und setzt sich

Rotröschen
Ach, ist das alles hier so schööön grüüün!

Erzähler
Und was geschah mit Aschenbuddel und ihrem Prinzen?
Nun, ich will es euch erzählen:
Prinz Tunichtgut hat sich, wie ihr wisst, weder um sein Volk, noch um seine
Frau gekümmert. Hat nur an sich selbst gedacht.
Daher ging Aschenbuddel immer öfter zum Rand des dunklen, düsteren Waldes
...

Waldgeräusche

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Ihr kennt das ja inzwischen.
... und besuchte den kleinen Frosch. Die Zeit wurde ihnen nie lang, denn sie
unterhielten sich angeregt über so viele interessante Dinge: Über das Regieren
im allgemeinen und im besonderen, über zu hohe Steuern und harte,
gefährliche Zeiten, über die Macht der Reichen und die Ohnmacht der Armen,
über unfreundliche, herzlose Menschen, über maßlose Wünsche, über die
Zerstörung der Natur, über die Schrecken des Küchendienstes und vor allem...
über die Liebe.
Bald verbrachte sie mehr Zeit mit ihm, als im Schloss. Lange hatte es
gedauert, bis dem Prinzen auffiel, dass er seine Frau kaum noch zu Gesicht
bekam und so machte er sich missmutig auf, sie zu suchen.

Prinz
Ach, ist das anstrengend. Ich habe keine Lust hier im Wald herumzuirren.

Rotröschen
Verzeihung! Könnt Ihr mir vielleicht helfen? Ich habe meinen Diener verloren!

Prinz
Schön, ich suche meine Frau.

Rotröschen
Ist einfach davon gehüpft.

Der 3. Diener hüpfte herein

Prinz
Nun, ich weiß nicht recht. Sie hüpft eigentlich nicht.
Rotröschen
Ich meine doch meinen Diener. Er hat sich in einen Frosch verwandelt.

Diener
Quaaack!

Rotröschen
Ach, da ist er ja!

Prinz
Schaut verwundert Aber das ist kein Frosch.

Diener
fühlt seinen Körper ab, verwundert, kein Frosch mehr zu sein, rülpst, quak,
fängt eine Fliege und verzehrt sie, schaut sich um, sieht Prinzessin Rotröschen,
ist sehr in Verlegenheit....

3. Diener
Ach Prinzessin, was für ein Glück, dass ich euch finde.

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Prinz
Zum Diener Sag mal, hast du meine Frau gesehen? Aschenbuddel heißt sie.
Und sie ist irgendwie... schön, wenn ich mich recht erinnere.

3. Diener
Ich ... quaaak .... äh, ich meine... nein, ich habe niemanden gesehen!
Quaak! .... Was hatte sie denn an?

Prinz
Ach, was weiß ich... stapft davon

Rotröschen
Vielleicht hätte er besser aufpassen sollen. Es sind gefährliche Zeiten.

3.Diener
Sehr schnell redend   Ach Prinzessin Rotröschen. Unverzeihlich, dass ich auf
euch nicht besser aufgepasst habe! Geht es euch gut? Ist euch auch nichts
geschehen? Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht...
Und ich habe nachgedacht ...ich ... ich wollte euch etwas fragen.

Rotröschen
Was denn?

3. Diener
Wollt Ihr meine Frau werden?

Alle
Wie romantisch!
Erzähler
Ja, so schnell kann es gehen, obwohl ich denke, mit solchen Entscheidungen
sollte man sich eigentlich ein wenig mehr Zeit lassen!

Rotröschen und der Diener gehen gemessenen Schrittes davon#

Aber es ist genauso geschehen: der Diener, der einmal ein Frosch war, und
Rotröschen, die einmal eine eitle, eingebildete, egoistische Prinzessin war,
heirateten in Prunk und Pracht. Ja und Rumpelstilzchen, der seine wahre
Gestalt nicht zurück bekommen hatte, weil er nicht von der bösen, hässlichen,
schrecklichen Hexe, sondern von der Fee verwunschen worden war, hüpfte in
den dunklen, düsteren Wald...

Waldgeräusche

Dort lag er auf der Lauer und erschreckte einsame Wanderer. Vielleicht bist du
ihm ja schon einmal begegnet.

Rumpelstilzchen
Dummes, albernes Milchgesicht ... eingebildeter Affe ... Lumpenpack ...
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Erzähler
Meistens aber, schlief er.

Schnarchen

Und so ist er auch gestorben. Mitten im Schlaf.

Man hört den Todesschnaufer

Der Prinz hat sein Aschenbuddel nie mehr wiedergesehen, denn eines Tages
hat sie den kleinen Frosch doch geküsst, ein ganz klein wenig, und – wurde
selbst zu einer Froschprinzessin.

Aschenbuddel
Uuih. Damit hatte ich nicht gerechnet! Wie konnte das geschehen?

Frosch
Das war ein rückwärtsgepolter Frosch-Verwandlungszauber.

Aschenbuddel
Aber du bist ein Frosch geblieben.

Frosch
Man kann sich solche Dinge nicht aussuchen.

Erzähler
Tja, niemand kann werden, was nicht in ihm steckt. Und Zauberei ist eine
schwierige Sache. Vielleicht hätte sie jemanden fragen sollen, der sich damit
auskennt. Aber unglücklich war Aschenbuddel nicht darüber, denn...
Frosch
Darf ich dir etwas sagen?

Aschenbuddel
Ja?

Frosch
So siehst du noch viiieeel hübscher aus!

Aschenbuddel
Danke. Wenn ich jetzt nicht so grün wäre, würde ich wohl rot werden.

Alle
Wie romantisch!

Alles Licht, außer den Kisten und dem Erzähler werden dunkler

Erzähler

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Jaja, schon gut. Und wenn sie nicht gestorben sind ... naja, ihr kennt das ja.
Die rechte Freude fing jedenfalls jetzt erst an –

Die beiden Frösche tanzen und hüpfen

– ich wollte, du und ich wären auch dabei gewesen… schläft ein

Licht aus bei Erzähler und alles außer Kisten!

Es tauchen an den Kisten Frösche auf, die über das Ende reden:

Frosch 1
Was denn? Ist die Geschichte etwa schon zuende?

Frosch 2
Das glaub ich nicht.

Frosch 3
Haaallo, Erzähler! Wie geht es weiter?

Langsam geht das Licht aus

Alle durcheinander
Moment! ... Halt Stopp! Ich war noch nicht fertig... Was soll das? .... Mach
sofort das Licht wieder an... ich will noch nicht schlafen....
Licht ist ganz aus .... Ich seh nichts mehr! ... Hallo? …

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