Sales Heatmap I Neue Marktbearbeitung, Zentralen für Verkaufsprofessionalisierung, gezieltes Value Selling, Verkauf im Multi Channel - Alexandria ...

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Sales Heatmap I Neue Marktbearbeitung, Zentralen für Verkaufsprofessionalisierung, gezieltes Value Selling, Verkauf im Multi Channel - Alexandria ...
Swiss Marketing Verkaufsprofessionalisierung

                     Sales Heatmap I
                     Neue Marktbearbeitung, Zentralen
                     für Verkaufsprofessionalisierung,
                     gezieltes Value Selling,
                     Verkauf im Multi Channel

                     Jedes Unternehmen ist im Verkauf spezifisch herausgefordert, doch
                     übergreifend zeichnen sich einige „heisse“ Themen ab. Für Unternehmen
                     ist es vorerst wichtig, die richtigen Fragen zur eigenen Verkaufs­
                     entwicklung zu stellen und zu gewichten. Darauf lassen sich die
                     Verkaufsstrategien und gezielte Verbesserungen bauen.
                     Gestützt auf eine qualitative Untersuchung in verschiedenen
                     Unternehmen, zeigen wir vielfältige Verkaufsthemen. Für das eigene
                     Unternehmen sind hoffentlich nur zwei bis drei der erkannten zwölf
                     strategischen Felder relevant.

                     Prof. Dr. Christian Belz

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Sales Heatmap I Neue Marktbearbeitung, Zentralen für Verkaufsprofessionalisierung, gezieltes Value Selling, Verkauf im Multi Channel - Alexandria ...
Swiss Marketing Verkaufsprofessionalisierung

        Z
              wei Schlüsselfragen beantworte-        Sales Heatmap im Überblick                                Prof. Dr. Christian Belz
              ten wir mit kleinen bis grossen                                                                  Ordinarius für Marketing
              Unternehmen in verschiedenen           Die Ergebnisse sind differenziert und für                 an der Universität St. Gallen
        Branchen:                                    jedes Unternehmen besonders. Gleich-                      Universität St. Gallen
                                                                                                               christian.belz@unisg.ch
                                                     zeitig suchten wir wichtige Übereinstim-
        1. Sales Heatmap: Wo liegen die heissen      mungen. Daraus liess sich die Heatmap
           Themen und Herausforderungen in Ih-       im Verkauf von Abbildung 1 ableiten.
           rem Verkauf?                              Die Fragen und nicht die Antworten ste-
        2. Sales Change: Was verändern Sie im        hen in der Folge im Vordergrund.
           Verkauf? Was beurteilen Sie als strate-        Die eingefärbten Themen „näher an der
           gisch und was als operativ? Gibt es       Glut des Feuers“ wurden von Praxisvertre-
           besondere Projekte zur Professionali-     tern stärker gewichtet. Nur lassen sich die
           sierung des Verkaufs? Wie verbessern      bedeutenden Prioritäten erst für das einzel-
           Sie die Interaktion mit den Kunden        ne Unternehmen setzen. Unterstrichen wird
           (Ziele, Massnahmen, Erfolg)?              diese Bemerkung dadurch, dass sich in
                                                     mehreren Workshops je nach Zusammen-
        Dazu führten wir 2015 und 2016 ver-          setzung der beteiligten Unternehmen ganz
        schiedene Fachgespräche von durch-           verschiedene Prioritäten ergaben.
        schnittlich 90 Minuten mit den Verkaufs-          Diese einzelnen Themen gilt es, kurz
        experten der Unternehmen ABB (Power          zu erörtern und mit praktischen Beispie-
        and productivity for a better world), AFG    len zu belegen. Zuerst stehen in diesem
        (Bauzulieferer), AXA Winterthur (Ver-        ersten Teil die strategischen oder über-
        sicherung), BASF (Chemie), Bilfinger         greifenden Themen 1–4. Im zweiten Teil
        (Bau und Facility Management), Biomed        (Swiss Marketing Review 4/2016) folgen
        (Medikamente), Bucher Emhart Glass           die operativen Ansätze 5–9 und die abge-
        (Maschinen für Glasverpackungen), De-        leiteten Themen 10–12. Die abgeleiteten
        Puy Synthes (Medizinaltechnik), Gallus       Themen sind naturgemäss für alle Unter-
        (Maschinen für Etikettendruck), Geberit      nehmen wichtig. Über Tools oder Key-
        (Sanitärprodukte), Jenoptik (Optische        Performance-Indicators lässt sich bei-
        Technik für unterschiedliche Industrien),    spielsweise erst diskutieren, wenn die
        Lienhard Office Group (Büromöbel),           inhaltliche Stossrichtung im Verkauf
        Medela (Still-Produkte und Healthcare),      bestimmt ist. So kann beispielsweise ein
        Qiagen („from sample to insight“ – La-       spezifisches Value Selling neue Tools im
        bortechnologie und -automation), Ruag        Verkauf erfordern und der Erfolg muss
        (Defense und Sicherheitstechnologie,         ebenso neu gemessen werden.
        Flugzeugunterhalt), Sartorius (Medizi-
        naltechnik), SBB Cargo (Logistik),           Marktbearbeitung neu vom
        Schweizerische Post (Logistik), Siemens      Marktpotenzial her denken und
        (Investitionsgüter – Energie, Gebäude-       aufstellen – den Verkauf neu
        technologie, Mobilität, Gesundheit usw.),    organisieren (1)
        Starrag Group (Werkzeugmaschinen),
        Swisscom (Telekom und Informatik),           Naturgemäss bauen junge Unternehmen
        ThyssenKrupp (Investitionsgüter – Engi-      ihre Marktbearbeitung neu auf. Demge-
        neering, Mechanik, Anlagen, Werkstof-        genüber stützen sich bestehende Anbieter
        fe), V-Zug (Wasch- und Küchengeräte),        auf gewachsene Systeme des Verkaufs
        Walter Reist Holding/Ferag (Inhouse-         und des flankierenden Marketings. Brü-
        Logistik für Medien und Industrie) und       che im Markt oder neue Strategien än-
        Würth Group (Befestigungstechnik).           dern die Anforderungen oft grundsätz-

           Swiss Marketing Review    3 | 2016                                                                                                    13

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                         lich. Stärkere Schrumpfung oder                   • Der Hersteller und Händler von Büro-               • Mit dem Closing‘ Anfang 2015 über-
                         Wachstum in Umsatz und Ertrag sind                  möbeln Lienhard Office Group stellt                  nahmen Geberit (Sanitärtechnik) das
                         Anlässe, ebenso wie beschleunigte In-               sich die Aufgabe, den Break-even-                    ebenfalls weltweit tätige Unterneh-
                         ternationalisierung, neue Leistungen                Point mit rund 30 Prozent weniger                    men Sanitec (Sanitärkeramik). Die
                         und Kundengruppen, zusätzliche Ver-                 Umsatz zu erreichen.                                 Vertriebsorganisation wird zusam-
                         triebskanäle oder die Vertriebsintegra-           • Der Versicherungskonzern AXA                         mengelegt, die Synergien werden da-
                         tion nach Firmenübernahmen. Oft be-                 Winterthur sucht nach neuen Szena-                   bei nicht im Management Board, son-
                         fassen sich dann Unternehmen damit,                 rien der Marktpräsenz mit einem An-                  dern vor Ort gehoben.
                         wie sie ihre Marktbearbeitung neu ge-               gebot über mehrere Vertriebskanäle.                • Gallus (Etiketten-Druckmaschinen)
                         stalten müssten, wenn sie gleichsam                                                                      und Heidelberg Druck integrieren
                         „auf der grünen Wiese“ beginnen                                                                          den Vertrieb vorsichtig, aber schritt-
                         könnten. Spezifische Herausforderun-
                                                                              Brüche im Markt                                     weise stärker.
                         gen stellen sich bei einer Vertriebsinte-                                                              • Swisscom strukturiert sich schritt-
                         gration nach Übernahmen. Auch ohne                 oder neue Strategien                                  weise stärker nach Kundengruppen.
                         grosse Veränderungen lohnt es sich,                     ändern die                                       Sie steigert das Kunden-Know-how
                         periodisch zu prüfen, ob gewachsene                                                                      im Verkauf und verbreitert damit das
                         Vertriebssysteme noch effizient sind.
                                                                             Anforderungen oft                                    Leistungsportfolio der Verkäufer.
                         So gilt es beispielsweise, das Zusam-                 grundsätzlich.                                   • Walter Reist Holding / Ferag ist
                         menspiel von Innendienst (inkl. Aus-                                                                     Marktführer für die intelligente Lo-
                         schreibungen), Sparten und Verkauf zu                                                                    gistik in Medienunternehmen und
                         klären. Auch führt die Kundenorgani-              • Ruag baut sich mit hoher Geschwindig-                baut neu die intralogistischen Lö-
                         sation im Verkauf oft zu völlig neuen               keit vom national geprägten Militärlie-              sungen für weitere, geeignete Bran-
                         Verantwortlichkeiten und Gebieten.                  feranten (Busines-to-Governance) zum                 chen aus. Das neue Segment braucht
                             Beispielsweise beschäftigen sich                internationalen Technologie- und Si-                 den Vollblutverkauf mit mehr Prä-
                         die befragten Unternehmen mit folgen-               cherheitsanbieter (Business-to-Busi-                 senz, mehr Kampf, mehr Offerten,
                         den Aufgaben:                                       ness) um.                                            kleineren Aufträgen, anderen Wett-

                         Abb. 1: Sales Heatmap der Praxis

                                                                      Reifegrad für die Professionalisierung von
                                                                      Vertrieb und Key­Account­Management
                           Marktbearbeitung neu vom                   bestimmen und Innovationen im Vertrieb                Preise und Leistungen im
                           Marktpotenzial her denken und              fördern (10)                                          Verkauf wirksam gestalten (9)
                           aufstellen – den Verkauf neu
                           organisieren (1)
                                                                          Beraterwechsel und Personal­                Verkaufstools entwickeln
                                                                          fluktuation managen (8)                     und umsetzen (11)
                           Verkauf für Sparten und Länder
                           gemeinsam professonalisieren
                           und den Verkauf unternehmerisch                                      Interne Leistungsfähigkeit für
                           entwickeln (2)                                                       Kunden wirksam koordinieren (6)

                           Value Selling spitz machen –                      Multi Channel entwickeln                           Komplexe Kundenprozesse verstehen
                           Spannung zwischen Mehrwert                        und die Rolle des Verkaufs                         und gestalten, die reale Interaktion
                           und schlankem Geschäft gestalten;                 neu orientieren (4)                                mit Kunden verbessern und
                           „Growth by Differentiation“ (3)                                                                      Kundensicht ernst nehmen (5)

                                               First Line Sales Manager als                     KPIs zur Steuerung des Vertriebs wählen und
                                               Wachstumshebel einsetzen (7)                     wirksam nutzen; Incentivierung des Verkaufs (12)

                         Basis: 27 vertiefte Fachgespräche mit Verantwortlichen verschiedener Unternehmen. Quelle: Belz 2016.

      14                                                                                                                               Swiss Marketing Review    3 | 2016

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          bewerbern und neuen Gesprächs-            Abb. 2: Eingriffsmöglichkeiten der Zentrale
          partnern beim Kunden.                     in dezentralen Verkaufseinheiten
        Restrukturierungen im Vertrieb sind         Analogien zu Global Sale
        schmerzlich, risikoreich und brauchen                                                Strategy and goals
        Zeit. Oft bewährt es sich, neue Lösun-
        gen mit Pilotprojekten zu erproben.                      Zentrales Marketing                              Sales Performance
        Das aufgeworfene Thema ist komplex
        und vielschichtig.
                                                      Personal­Qualifikation                                             Sales Metrics
        Verkauf für Sparten und Länder
        gemeinsam professionalisieren
        und den Verkauf unter-
        nehmerisch entwickeln (2)                             Global Account
                                                                                                                         Structure
                                                              Management

        In den vergangenen Jahren wurde der
        Verkauf vorwiegend lokal geführt und                              Best Practice                            Methods
        zentral lediglich über die Geschäftszah-                                              Close to People
        len gesteuert. Denn Regionen und Län-                                                                                    Eingetragene
        der unterscheiden sich im Verkauf meis-                                                                                  Beispiele
                                                       Front­ und Personenorientierte                Reorganisatoren
        tens massgeblich. Mehr und mehr                Analytiker – Top Down
        verstärken Unternehmen inzwischen
        zentrale Vertriebsinitiativen, um den       Quelle: Belz / Lee 2014 (Global Sale).
        Verkauf übergreifend zu professionali-
        sieren und nicht in jeder Einheit ein an-
        deres Vorgehen im Verkauf zu erfinden.          Eine Sonderform sind zentrale Ab-                   In Mehrsparten-Unternehmen mit
        Dabei spielen auch Vergleichbarkeit         teilungen für Key-Account-Manage-                  einem gemeinsamen Vertrieb stellt
        und Führbarkeit eine wichtige Rolle.        ment und Marktentwicklung, die zahl-               sich die Frage, wie verschiedene
            Die Eingriffe der Zentrale unter-       reiche Geschäftseinheiten mindestens               Sparten die Aufmerksamkeit und das
        scheiden sich dabei. Eine Übersicht zu      für die bedeutenden Kunden koordi-                 Engagement für ihren Bereich gewin-
        den Eingriffsmöglichkeiten gibt Abbil-      nieren. So richtete der Bau- und Facili-           nen. Der Weg von der Vorgabe zum
        dung 2. Es kann dabei kein Ziel sein, bei                                                      Engagement ist kritisch. So bietet die
        allen Hebeln mehr zu zentralisieren.                                                           Würth Gruppe beispielsweise rund
            Zentrale Abteilungen für die Ver-
                                                      Restrukturierungen                               100 000 Produkte an. Jede Einheit hat
        kaufsentwicklung und -innovation tra-                                                          zahlreiche neue Produkte und Aktio-
        fen wir bei Gallus (Maschinen für                 im Vertrieb                                  nen. Der Verkäufer lässt Dinge weg,
        Etikettendruck), Schott (Glas), SBB            sind schmerzlich,                               wenn er sie nicht versteht, wenn er
        Cargo (Logistik), Siemens und AXA                                                              sich keinen Erfolg verspricht, wenn
        Winterthur an. Es gilt, ihre Aufgaben
                                                        risikoreich und                                er sie für Kunden nicht als wichtig
        zu strukturieren, die Verkaufssynergi-           brauchen Zeit.                                erachtet.
        en zu erfassen und Erfolge zu belegen.                                                              Ebenso beschäftigt manche Anbie-
        Bei AXA Winterthur liegen Vertriebs-                                                           ter, wie sich der Vertrieb erfolgreich in
        steuerung/(inkl. Compliance), Steue-        ty-Management-Konzern Bilfinger ei-                einer Matrixorganisation bewegen kann.
        rung und Provisionen, Verkaufsent-          ne solche Abteilung ein, um die 20                      Bei AXA Winterthur zeigt sich
        wicklung und Human Resources, Stra-         Bereiche mit mehr als 70 operativen                beispielsweise die Situation wie folgt:
        tegie und Controlling, Projekte und         Einheiten (die jeweils den Markt paral-            Besonders wichtig ist die Frage der
        Systeme sowie Gegengeschäfte in             lel bearbeiten) für Kunden zusammen-               zentralen Führung im Spannungsfeld
        zentraler Verantwortung bezogen auf         zuführen und neue Märkte übergrei-                 zur dezentralen Verantwortung für die
        den Vertrieb.                               fend zu adressieren.                               Kundenbearbeitung, die gestärkt wer-

           Swiss Marketing Review    3 | 2016                                                                                                        15

MRSG_012-021_Belz_wm_wm_cw.indd 15                                                                                                                 30.06.16 19:50
Swiss Marketing Verkaufsprofessionalisierung

      Abb. 3: Angestrebte Veränderungen im Value Selling                                                                 fassen, zeigen bereits die Logos in der
                                                                                                                         Abbildung. Value Selling ist ein wichti-
                                                                                                                         ger Ansatz, nur wird er diffus interpre-
                                                                                                                         tiert. Unternehmen müssen ihn schär-
                                                                                                                         fen. Abbildung 3 zeigt spezifische Ver-
                                                                                                                         änderungen, die sich im Value Selling
                                                                                                                         verfolgen lassen. Eine klare Auswahl
                                                                                                                         im einzelnen Fall ist entscheidend.
                                                                                                                             Inhaltlich können verschiedene
                                                                                                                         Themen von Digitalisier ung bis
                                                                                                                         Nachhaltigkeit bei Kunden den Wert-
                                                                                                                         ansatz prägen. Auch können Konzer-
                                                                                                                         ne wie ABB und Swisscom ihr breites
                                                                                                                         Portfolio oft einzigartig für Kunden
                                                                                                                         kombinieren.
                                                                                                                             Während sich Value Selling früher
                                                                                                                         vor allem auf Zusatzleistungen für
                                                                                                                         Kunden konzentrierte, spielt heute
                                                                                                                         auch eine sehr schlanke Zusammenar-
                                                                                                                         beit mit Kunden eine bedeutende Rolle.
                                                                                                                         Den Kundennutzen zu treffen, heisst
                                                                                                                         nicht immer, umfassendere Werte zu
      Gewichtung durch die Befragten (n=278). Quelle: Belz / Dannenberg / Redemann / Weibel 2016.                        liefern und die Zusammenarbeit zu in-
                                                                                                                         tensivieren. Die bisherige Spitze des
                                                                                                                         Marktes ist eng und wird vielfältig um-
                           den soll. Wo ist die engere Führung für            nach ihrem Wert für Kunden zu ver-         kämpft, das Engagement im Volumen-
                           eine umfassendere dezentrale Ver-                  kaufen. Dazu gilt es, die Mehrwerte für    geschäft wird deshalb ein zunehmen-
                           kaufsverantwortung ergiebig?                       Kunden sichtbar und wichtig zu ma-         des Thema und auch hier werden nicht
                                                                              chen. Es geht darum, das Werterlebnis      etwa Unwerte verkauft.
                           Value Selling spitz machen –                       des Kunden zu steigern.                        Von der Monoleistung zur diffe-
                           Spannung zwischen                                      Nicht nur die Gespräche, ebenso        renzierten Zusammenarbeit scheint
                           Mehrwert und schlankem                             zeigte unsere Untersuchung, wie wich-      uns deshalb ein besonders wichtiger
                           Geschäft gestalten;                                tig Value Selling ist: 87 Prozent der      Aspekt. Typische Beispiele:
                           „Growth by Differentiation“ (3)                    Unternehmen (n=278) bezeichnen Va-
                                                                              lue Selling für ihr Unternehmen als        • Bucher Emhart Glass (Maschinen für
                           Das Mehrwertgeschäft ist ein Erfolgs-              zentrales Thema. Mit gekonntem Value         Glasverpackungen) sucht nach neuen
                           modell mancher Anbieter, dazu muss                 Selling lassen sich die Preise um durch-     Lösungen, um mit Key Accounts
                           es aber auch gelingen, die Lösungen                schnittlich 13 Prozent steigern. Die         ganz schlank oder sehr extensiv zu-
                           und zusätzlichen Werte für Kunden zu               Möglichkeiten des Value Sellings sind        sammenzuarbeiten und in verschie-
                           verkaufen. Die These: 80 Prozent der               dabei erst zu 30 Prozent ausgeschöpft.       denen Formen der Zusammenarbeit
                           Unternehmen verkaufen sich und ihre                Und: 45 Prozent der Initiativen zur um-      ähnlich rentabel vorzugehen.
                           Leistungen unter Wert.                             fassenderen Zusammenarbeit gehen           • BASF definierte konzernweit 6 Inter-
                               Wir umschreiben Value Selling als              klar vom Kunden und nicht vom Anbie-         aktionsmodelle vom „Transactional
                           eine Verbesserung der Verkaufsprozes-              ter aus (umfassend Belz/Dannenberg/          Supplier“ bis zum „Value Chain Integ-
                           se und der Interaktion mit Kunden. Es              Redemann/Weibel 2016).                       rator“, um wirksam mit Kunden je
                           verbindet das eigene Angebot konse-                    Mögliche Inhalte des Value Sel-          nach Situation zusammenzuarbeiten.
                           quent mit der Sichtweise und dem Nut-              lings sind entsprechend breit. Einige      • DePuy Synthes (Medizinaltechnik)
                           zen des Kunden. Ziel des Value Sel-                Beispiele von Unternehmen, die sich          beobachtet, dass seine intensive Ver-
                           lings ist es, die eigenen Leistungen               mit den besonderen Veränderungen be-         ankerung bei Medizinern nicht mehr

      16                                                                                                                       Swiss Marketing Review    3 | 2016

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Swiss Marketing Verkaufsprofessionalisierung

          genügt, mehr und mehr Spitäler ver-      • SBB Cargo differenziert das Angebot       Services, differenzierte Verfügbarkeit
          lagern die Einkaufsentscheide auf          für Kunden in zeitkritische und nicht     für Kunden (und damit Auslastungsvor-
          den Einkauf. Der Preiswettbewerb           zeitkritische Logistik, der Vertrieb      teile), schlanke Distribution, schlanke
          steigt auch durch internationale Volu-     lernt, mit Leistungen von Eco bis Pre-    Zusammenarbeit und schlanker Ver-
                                                     mium umzugehen.                           kauf, schlanke Marge und weniger in-
                                                   • Lienhard Office Group (Büromöbel)         tern umgelegte Fixkosten. Schliesslich
           Wir umschreiben                           lancierte mit Nivo eine eigene Linie      gilt es dabei auch, Mengeneffekte zu
         Value Selling als eine                      für einfachere Büroeinrichtungen,         berücksichtigen (Belz 2015).
                                                     schlanke Zusammenarbeit und Preis-             Bei einigen Anbietern bewegen sich
          Verbesserung der                           vorteile.                                 die durchschnittlichen Projektgrössen
          Verkaufsprozesse                                                                     für Kunden bei 30–50 Prozent von frü-
                                                   Es kann sinnvoll sein, ein Preisband von    heren Angeboten. Sie lernen, die Kun-
         und der Interaktion                       40 Prozent zu realisieren. Damit wäre       den kostenbewusster zu bearbeiten.
             mit Kunden.                           ein Unternehmen in der Lage, in Kun-             Initiativen für Value Selling verfol-
                                                   denangeboten zu 60, 80 oder 100 anzu-       gen verschiedene Unternehmen. ABB
                                                   bieten. Dabei können sämtliche Niveaus      Service Schweiz verwirklicht den Ansatz
          menanbieter. Deshalb sucht das Un-       der Angebote aus dem Blickwinkel der        umfassend und richtet sich dabei am „Va-
          ternehmen eine Antwort darauf, wie       Kunden qualitativ sehr hochwertig sein.     lue Triangle“ aus. Dieser setzt sich aus
          es Mehrwertgeschäft und attraktives      Ansätze für den breiteren Spielraum im      den Kunden, dem Unternehmen ABB
          Volumengeschäft verknüpfen kann.         Preis sind schlanke Produkte, schlanke      und den Mitarbeitenden zusammen.

               Dipl. Marketingmanager/in HF
               Die Marketingumsetzer
              «Strategy is a commodity, execution is an art.»
               Peter F. Drucker

                                                                                                               SIB            SCHWEIZERISCHES
                                                                                                                              INSTITUT FÜR
                                                                                                                              BE TR IEBS ÖKONOMIE

                                                                                                                              DIE SCHWEIZER
                                                                                                                              K ADERSCHMIEDE
                                                                                                                              S E I T 19 6 3

                                                                                                                              Z Ü R I C H/C I T Y
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           Swiss Marketing Review    3 | 2016                                                                                                         17

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Swiss Marketing Verkaufsprofessionalisierung

                                                                                                                 nose von Forrester ist extrem und wird
                                                                                                                 nicht so zutreffen, aber die Richtung
                                                                                                                 stimmt und begründet, dass sich ein er-
                                                                                                                 folgreicher Verkauf verlagert. Alle For-
                                                                                                                 men des anspruchsvollen „Consulting“,
                                                                                                                 E-Consulting und E–Verkaufs gilt es
                                                                                                                 aufzubauen. Marketing- und Vertriebs-
                                                                                                                 automation sind Stichworte. Der Innen-
                                                                                                                 dienst wird wichtiger.
                                                                                                                     Es gilt, die Vertriebsstrukturen und
                                                                                                                 Kanäle zu prüfen, der klare Lead eines
                                                                                                                 Kanals erleichtert dabei viel. Unterneh-
                                                                                                                 men erweitern schrittweise ihr Online-
                                                                                                                 Geschäft. Bei Mittlern (z.B. Grosshandel,
                                                                                                                 Vertretungen usw.) gilt es, die eigenen
                                                                                                                 Ansätze bis zum Endkunden zu bringen.
                                                                                                                     Multi Channel ist keine Bedro-
                                                                                                                 hung, sondern eine Chance für den
                                                                                                                 Verkauf. Digital Marketing und Digital
                                                                                                                 Selling sind als Themen omnipräsent,
                                                                                                                 aber oft noch zu wenig konkret.
                            Multi Channel ist                                                                        Die Vertriebsstrukturen der Unter-
                           keine Bedrohung,                                                                      nehmen sind verschieden. Stichworte
                                                                                                                 sind beispielsweise Direktvertrieb, in-
                          sondern eine Chance                                                                    ternationaler Vertrieb, Vertretungen,
                            für den Verkauf.                                                                     Grosshändler, Generalagenturen und
                                                                                                                 Broker, Amazon in der Industrie oder
                                                                                                                 E-Business. Brisant ist es, diese Kanäle
                         Multi Channel entwickeln und                • Das Internet ersetzt viele Verkaufsauf-   wirksam zu verbinden oder zu trennen.
                         die Rolle des Verkaufs neu                    gaben: In der Studie von Forrester ar-        Multi Channel und Verkauf sind die
                         orientieren (4)                               gumentiert Hoar (2015), dass sich         entscheidende Herausforderung für
                                                                       Kunden im Business-to-Business-           AXA Winterthur. Digital Marketing und
                         Die Zukunft der Kanäle wird verschie-         Sektor mehrheitlich für die Initialpha-   Vertrieb sind eine verbleibende Mög-
                         den eingeschätzt:                             se bis zum Kauf im Internet bewegen       lichkeit, die Hauptversicherungs-Verbin-
                                                                       und zu rund 59 Prozent sogar eine In-     dung zum Kunden auszubauen. Ein Kun-
                         • Die persönliche Interaktion bleibt der      teraktion mit dem Verkäufer ablehnen.     de hat durchschnittlich 1,7 Policen beim
                           Schlüssel: „Alle US-Unternehmen zu-         Websites sind für sie flexibler und be-   Unternehmen. Auch mit einer Vergrös-
                           sammen geben etwa 900 Milliarden            quemer. Die persönliche Begegnung         serung des Aussendienstes liesse sich
                           Dollar jährlich für den Vertrieb aus.       scheint ihnen nur für teure, komplexe     diese Zahl kaum steigern. Digitale An-
                           Das ist das Dreifache ihrer Kosten für      Beschaffungen mit Installationen und      sätze sollen hier erfolgreich wirken.
                           Verbraucherwerbung, mehr als das            Service ergiebig und zudem wollen sie         Geberit ist Marktführer und doch
                           Zwanzigfache ihres Budgets für On-          auch Preise persönlich verhandeln.        im teuersten Marktbereich tätig. Das
                           line-Medien und mehr als das Hun-           Daraus folgert der Autor, dass gesamt-    Internet dient für die Kommunikation
                                                                                                                                                             Fotos: © Thinkstockphoto

                           dertfache ihres Etats für soziale Medi-     haft 20 Prozent der Verkäufer bis 2022    und nicht für die Geschäftsabwick-
                           en. Alle Vorhersagen, dass das Internet     ihre Stelle verlieren. Besonders reine    lung, um bestehende Partner im Gross-
                           den Vertrieb als Schnittstelle zu den       „Ordertaker“ (-33%) sind betroffen.       handel bis zu den Installateuren zu
                           Kunden überflüssig machen würde,                                                      schützen. Frappant sind jedoch die
                           haben sich nicht bewahrheitet“ (Ces-      Weder die eine noch die andere Argu-        Preisunterschiede. Das Premiumge-
                           pedes 2015, S. 7).                        mentation ist für sich richtig. Die Prog-   schäft ist teurer als Standardangebote,

      18                                                                                                                Swiss Marketing Review    3 | 2016

MRSG_012-021_Belz_wm_wm_cw.indd 18                                                                                                                     30.06.16 19:50                   RZ_In
DER NEUE OUTBACK 4x4
                                                                                        EDIZIONE TABACCO
                                                                                                                           AB FR. 35’800.–.

                                                                                                                                                        u 4x4:
                                                                                                                                         e r b e i Subar tis!
                                                                                                                                       m                 a
                                                                                                                                Wie im radantrieb gr
      Ebenfalls als Edizione Tabacco erhältlich: Subaru XV 4x4 und Forester 4x4.                                                      All
      Abgebildetes Modell: Outback 2.0D AWD Swiss Edizione Tabacco, Lineartronic, 5-türig, 150 PS, Energieeffizienz-
      kategorie E, CO2 159 g/km, Verbrauch gesamt 6,1 l/100 km, Benzinäquivalent 6,8 l/100 km, inkl. Edizione-
      Tabacco-Pakete «Stile», «Tecnica» und «Colore», Fr. 48’500.- (inkl. Metallic-Farbe). Outback 2.0D AWD Advantage
      Edizione Tabacco, man., 5-türig, 150 PS, Energieeffizienzkategorie D, CO2 145 g/km, Verbrauch gesamt 5,6 l/100 km,
      Benzinäquivalent 6,3 l/100 km, inkl. Edizione-Tabacco-Paket «Stile», Fr. 35’800.– (mit Farbe Venetian Red Pearl).
      Durchschnitt aller in der Schweiz verkauften Neuwagenmodelle (markenübergreifend): CO2 139 g/km.

      www.subaru.ch SUBARU Schweiz AG, 5745 Safenwil, Tel. 062 788 89 00. Subaru-Vertreter: rund 200.
      www.multilease.ch. Unverbindliche Preisempfehlung netto, inkl. 8% MWSt. Preisänderungen vorbehalten.

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 RZ_Ins_Outb_Tabacco_0516_210x280_C_4c_d.indd 1                                                                                                       30.06.16
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                                                                                                                                                                 14:27
Swiss Marketing Verkaufsprofessionalisierung

      das Offline- ist teurer als das Online-     auch vom Umsatz weiterer Kanäle. Die      vom Marktpotenzial her aufstellen, 2.
      Geschäft. Selbst kleine Online-Anbie-       Erfolge sind beachtlich, die neue Rolle   Verkauf für Sparten und Länder ge-
      ter arbeiten dadurch mit einem doppel-      des Verkaufs und das Zusammenspiel        meinsam professionalisieren, 3. Value
      ten Kosten- und Preisvorteil. Sie entfal-   der Kanäle sind aber grundlegend und      Selling spitz machen, 4. Multi Channel
      ten mit ihren Preisen eine starke Wir-      für den Verkäufer eine mentale Heraus-    entwickeln und die Rolle des Verkaufs
      kung, selbst wenn sie nur kleine            forderung. Dazu muss sich die Unter-      neu orientieren, 5. Komplexe Kunden-
      Marktanteile erreichen, weil sie die        nehmenskultur erneuern.                   prozesse verstehen und gestalten,
      Referenzpreise der Kunden senken.                                                     6. Interne Leistungsfähigkeit für Kun-
      Deshalb braucht es neue Lösungen.           Zwischenfazit                             den wirksam koordinieren, 7. Die letz-
           Würth (Befestigungstechnik) for-                                                 te Meile der Strategie mit First Line
      cierte ab 2014 das E-Business. Ebenso       Aus den intensiven Gesprächen mit den     Sales Managern gestalten, 8. Bera-
      wurden die Standorte der Handwerker-        Verantwortlichen im Verkauf von 24        tungswechsel und Personalfluktuation
      Shops massiv erweitert. Der Aussen-         sehr verschiedenen Unternehmen ent-       managen, 9. Preise und Leistungen im
      dienst steht nach wie vor im Mittel-        wickelten wir eine aktuelle Heatmap       Verkauf wirksam gestalten, 10. Reife-
      punkt der Geschäftslogik und profitiert     im Verkauf: 1. Marktbearbeitung neu       grad für die Professionalisierung von
                                                                                            Vertrieb und Key-Account-Manage-
                                                                                            ment bestimmen und Innovationen im
                                                                                            Vertrieb fördern, 11. Verkaufstools
                                                      Die neue Rolle                        entwickeln und umsetzen, 12. Key-
                                                    des Verkaufs und                        Performance-Indicators im Verkauf
                                                   das Zusammenspiel                        wählen und nutzen.
                                                                                                Der erste Teil unseres Berichtes
                                                     der Kanäle sind                        konzentrierte sich auf die Übersicht
                                                    für den Verkäufer                       und die ersten vier Felder. Der zweite
                                                                                            Teil vertieft die Themen 5–12 und zieht
                                                      eine mentale                          ein Gesamtfazit (vgl. Marketing Review
                                                    Herausforderung.                        St. Gallen 4/ 2016).

                                                                                            Danksagung
                                                                                            Wir danken den beteiligten Führungskräften
                                                                                            für die intensiven Fachgespräche zur
                                                                                            Erneuerung des Verkaufs. Ebenso dankbar
                                                                                            bin ich Prof. Dr. Christian Schmitz (Universität
                                                                                            Bochum), der mehrere Interviews selbst führte
                                                                                            und die Ergebnisse gemeinsam mit mir
                                                                                            interpretierte.

                                                                                            Literatur
                                                                                            Belz, Ch. (2015): Mehrwertanbieter im Massengeschäft, in:
                                                                                            Marketing Review St. Gallen, Nr. 5, 2015, S. 12–24.

                                                                                            Belz, Ch./Dannenberg, H./Redemann, M./Weibel, M. (2016):
                                                                                            Value Selling, Stuttgart: Schaeffer-Poeschel.

                                                                                            Belz, Ch./Bussmann, W./Lee, Y. Ch. (2013): Global Sales – zentrale
                                                                                            Eingriffe im internationalen Vertrieb, in: marke41, Nr. 4, S. 8–15.

                                                                                            Cespedes, Frank: Strategisch verkaufen, in: Harvard Business
                                                                                            Manager, Januar 2015.

                                                                                            Hoar, A. (2015): Death of a (B2B) Salesman, Cambridge MA:
                                                                                            Forrester Research (www.forrester.com).

      20                                                                                                                   Swiss Marketing Review          3 | 2016

MRSG_012-021_Belz_wm_wm_cw.indd 20                                                                                                                                30.06.16 19:50
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