Sanierung der Mittellandseen: Bewertung möglicher seeinterner Massnahmen - (Beantwortung Postulat P343, R. Zurbriggen) - DORA 4RI

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Sanierung der Mittellandseen: Bewertung möglicher seeinterner Massnahmen - (Beantwortung Postulat P343, R. Zurbriggen) - DORA 4RI
Sanierung der Mittellandseen:

Bewertung möglicher seeinterner Massnahmen

(Beantwortung Postulat P343, R. Zurbriggen)

Beat Müller und Alfred Wüest

Eawag – Das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs

Kastanienbaum, August 2020
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Dieser Bericht ist Teil der Beantwortung des ‘Postulats Zurbriggen Roger und Mit. für eine Evaluierung
verschiedener Technologien für seeinterne Sanierungsmassnahmen’ (P 343) an den Kantonsrat von Luzern.
Er enthält eine Zusammenstellung der heute gängigen Technologien und jeweils eine Diskussion der Vor- und
Nachteile dieser Massnahmen hinsichtlich einer verbesserten Effizienz bei der Restaurierung von Baldegger-,
Sempacher- und Hallwilersee.

Seeinterne Sanierungshilfen können zur Milderung der Folgen externer Nährstoffbelastung sinnvoll oder
notwendig sein (Gächter et al., 1983). Solche seeinternen Unterstützungen können während oder nach der
Beseitigung der Ursachen der Eutrophierung (Überversorgung mit Nährstoffen) angewendet werden. Mehrere
Technologien für seeinterne Anwendungen sind bis heute erprobt worden. Die grundlegenden Prinzipien und
ihre Anwendungsmöglichkeiten sind in der Tabelle am Ende dieses Berichts zusammengefasst und werden im
Folgenden im Hinblick auf die Mittellandseen Baldegger-, Sempacher- und Hallwilersee vorgestellt und
bewertet.

1.     Anreicherung mit (Rein)Sauerstoff im Tiefenwasser mittels Blasenschleier
Während des Sommers sind die Seen geschichtet, mit warmem / leichtem Wasser an der Oberfläche (~15 m)
und kaltem / schwerem Tiefenwasser (~5 oC bis zum Grund). Bei übermässigem Algenwachstum reicht der im
Tiefenwasser gespeicherte Sauerstoff nicht aus, um vor der nächsten Winterzirkulation die sedimentierten
Algen vollständig abzubauen. Unter diesen Umständen kommt es typischerweise im Herbst zu Sauerstoff-
mangel im Tiefenwasser. Mit dem Eintrag von Reinsauerstoff während der Zeit der Schichtung (Frühling bis
Herbst) kann das Tiefenwasser als Lebensraum für höhere Organismen aufrecht erhalten werden. Von einem
Tank an Land mit Flüssigsauerstoff oder einer Extraktionsanlage von Sauerstoff aus der Atmosphäre wird das
Gas über Schläuche zum Seegrund geleitet. Von da wird es über poröse Metallfritten, sog. Diffusoren, als
Blasenschleier ins Tiefenwasser abgegeben. Die Blasen lösen sich nach wenigen Metern auf und stören so
die Schichtung des gesamten Sees nicht – weder im Oberflächen- noch im Tiefenwasser. Die einzutragende
Menge Sauerstoff kann mit dieser Technologie kurzfristig, dem aktuellen Bedarf entsprechend, dosiert
werden, so dass die Anforderung der Gewässerschutzverordnung von 4 mg L-1 eingehalten werden kann. Die
Massnahme hat jedoch keinen Einfluss auf den Phosphor-Haushalt des Sees und damit auch keinen Einfluss
auf das Algenwachstum (Gächter et al., 1989; Gächter und Wehrli, 1998). Die Massnahme dient
ausschliesslich der momentanen Erhaltung eines sauerstoffhaltigen Lebensraums und dem Abbau des
sedimentierenden Algenmaterials. Die Massnahme muss deshalb so lange weitergeführt werden, bis die
Phosphorfracht aus dem Einzugsgebiet auf ein seeverträgliches Mass gesunken ist.

Der Baldeggersee war 1982 der grösste künstlich belüftete See weltweit. Mit Einträgen von ~2.5 t Rein-
sauerstoff pro Tag konnte das früher vollständig sauerstofffreie Tiefenwasser aerob gehalten werden, was
langfristig die Wiederbesiedelung des Sediments mit Organismen ermöglichte.

Der Sempachersee wurde von 1984 bis 1997 mit Reinsauerstoff belüftet. Danach konnte die Belüftung
während der Sommerstagnation nur mit Druckluft aus der Atmosphäre weitergeführt werden, so dass nur noch
Stromkosten anfallen. Die mittels Wintermischung aufgenommene Menge an Sauerstoff ist bis heute
ausreichend, um eine mittlere Konzentration von 4 mg L-1 zu halten. Im Sommer eingetragene Druckluft hilft
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dabei, das sauerstoffarme Wasser unmittelbar über dem Sediment in das grosse Tiefenwasservolumen zu
mischen.

Seit 1986 wird auch der Hallwilersee während der Dichteschichtung im Sommer mit Reinsauerstoff belüftet.
Mit zunehmender Verbesserung des Baldeggersees, als Oberlieger die wichtigste Quelle von Phosphat,
erholte sich der Zustand des Sees beträchtlich. Seit 2016 wird kein Reinsauerstoff mehr eingesetzt und die
Belüftung nur noch mit Druckluft betrieben.

Diese Methode der Anreicherung von Sauerstoff im Tiefenwasser mittels Sauerstoffblasen hat sich als sehr
schonender Eingriff gegenüber dem See bewährt und ist im Betrieb unkompliziert und ausserordentlich
kostengünstig.

2.      Künstliche Zirkulationsunterstützung im Winter mittels Luft-Blasenschleier
Während der Winterzirkulation nehmen die Seen Sauerstoff aus der Atmosphäre auf. Im Idealfall erfasst die
Winterzirkulation das gesamte Seevolumen. Manche Seen mischen jedoch nur kurze Zeit vollständig oder die
winterliche Mischung gelangt nicht bis zur maximalen Tiefe des Sees. Solche ungünstigen Bedingungen
ergeben sich, wenn Seen zu wenig windexponiert sind (Baldegger-, Sempacher- und Hallwilersee), die
Geometrie und Ausrichtung des Seebeckens ungünstig ist (zB. Zugersee) oder die Winter zu mild (wenig
Wind und nicht kalt) ausfallen. Für die Zirkulationsunterstützung im Winter kann dabei dieselbe Infrastruktur
benutzt werden wie für die Belüftung mit Reinsauerstoff oder Druckluft im Sommer. Für die Zirkulations-
unterstützung wird Druckluft grossblasig über dem Sediment eingebracht. Die Luftblasen steigen durch die
ganze Wassersäule bis zur Wasseroberfläche und erzeugen eine vertikale Strömung, welche die natürliche,
durch die Abkühlung bedingte Mischung unterstützt und verstärkt. Mit einer solchen Anlage kann die
natürliche Mischung im Herbst etwas früher angeregt und im Frühling etwas länger aufrechterhalten werden.

In allen drei Mittellandseen wird die Zirkulationsunterstützung (dosiert) betrieben, was zur Folge hat, dass im
Frühling die Seen mit fast maximalem Sauerstoffinhalt in die sommerliche Phase der Dichteschichtung
starten. Da die Infrastruktur vorhanden ist, fallen dabei nur Stromkosten an. Ebenfalls im Türlersee (seit 1987)
und Pfäffikersee (1992-2011) bewirkten Blasenschleier als Zirkulationsunterstützung jeden Winter eine
vollständige Durchmischung der Wassersäule (Matzinger et al., 2008).

Da der Sauerstoff aus der Atmosphäre umsonst und jederzeit bereitliegt, ist die Unterstützung bzw.
Optimierung der natürlichen Wintermischung die bevorzugte und kostengünstigste Methode mit dem
geringsten Eingriff ins Ökosystem See.

3.      Sauerstoffanreicherung des Tiefenwassers mittels Oberflächenmischern
Das Prinzip dieser Methode besteht darin, sauerstoffreiches Wasser von der Oberfläche des Sees mecha-
nisch ins Tiefwasser zu transportieren und somit das Tiefenwasser mit Sauerstoff zu versorgen. (Für die
winterliche Zirkulationsunterstützung ist ein solches System im Türlersee in Betrieb – AWEL, 2015). Für die
Realisierung dieser Methode gibt es zwei verschiedene Ansätze (Lewis et al., 2001; Morillo et al., 2009): (i)
Tiefenwasser kann in einem Rohr an die Oberfläche gepumpt werden (Mammutpumpe), wobei die
Pumpleistung entweder durch Blasenschleier oder durch Propeller erzeugt wird. Zur Kompensation dieses
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aufwärtsgerichteten Wassertransports wird Oberflächenwasser in Richtung Tiefenwasser verschoben. Im
Extremfall von sehr grossem Wassertransport wird diese Methode gleichbedeutend zur Methode der
Zirkulationsunterstützung - jedoch während der Sommerschichtung. Diese Methode eignet sich, wenn ein
Wasserreservoir dauernd im komplett durchmischten Zustand gehalten werden soll. (ii) Oberflächenwasser
wird direkt mittels Propellern in die Tiefe gepumpt. Der nach unten gerichtete Wassertransport kann dabei im
offenen Wasser erfolgen, falls die Propeller im offenen Wasser montiert werden. Alternativ kann das Wasser
in einem Rohr mit sehr grossem Durchmesser in eine präzis gewählte Tiefe geführt werden. Die Anwendung
mit Propellern im offenen Wasser wurde im Comersee getestet (Morillo et al., 2009), jedoch aufgrund diverser
Nachteile und der hohen Kosten nicht realisiert.

Diese Vorgehensweise hat mehrere massive Nachteile: (i) Die natürliche Temperaturschichtung zwischen
warmem Oberflächen- und kaltem Tiefenwasser wird stark verändert. (ii) Nährstoffreiches und sauerstoff-
armes Tiefenwasser wird in die Oberflächenschicht gemischt und die Lebensgemeinschaften von Algen,
Zooplankton und Fischen gestört. Nur bei geringem Volumenanteil des Tiefenwassers im Vergleich zum
sauerstoffhaltigen Oberflächenwasser könnte diese Methode in Betracht gezogen werden, weil sie sonst
gesetzeswidrig wäre. Angesichts der grossen Tiefenwasser-Volumina wird diese Methode für die tiefen
Mittellandseen bedeutungslos. Schlussendlich wäre diese Methode sehr energieintensiv und die
Investitionskosten enorm.

4.      Tiefenwasserableitung
Absinkende Algen werden hauptsächlich am Seeboden abgebaut, was zu einer Abnahme der Sauerstoff-
konzentration und einer Freisetzung von Phosphat im Tiefenwasser führt. Bei der Tiefenwasserableitung wird
Wasser aus möglichst grosser Tiefe durch eine oder mehrere Rohrleitungen direkt in den Ausfluss geleitet.
Dadurch wird Phosphat aus dem See entfernt und kann somit in den Folgejahren nicht mehr zum Algen-
wachstum beitragen (Hupfer und Scharf, 2002). Die Massnahme ist umso wirkungsvoller, je grösser die
Differenz der Phosphatkonzentrationen von bodennahem Wasser (künstlicher Abfluss) und demjenigen an der
Oberfläche (natürlicher Abfluss) ist.

Die Massnahme wurde für die Sanierung des Sempachersees in Betracht gezogen und die Auswirkungen auf
den See berechnet (Bührer und Gächter, 1979). Es zeigte sich, dass wegen der geringen Wasserführung der
Suhre (lange hydraulische Aufenthaltszeit im See) nur wenig Tiefenwasser abgeleitet werden könnte und
diese Massnahme allein die damals stark zunehmende Phosphatkonzentration im See nicht senken würde.
Nach der neuen Gewässerschutzverordnung darf die Temperatur eines Fliessgewässers durch Einleitung um
nicht mehr als 3 oC verändert werden (GSchV Art.12, 4), was die Ableitung von (kaltem) Tiefenwasser im
Sommer weiter einschränkt. Heute ist die Rücklösung – die lokale Freisetzung von Phosphat im sediment-
nahen Tiefenwasser und im Sediment selber – viel geringer als früher. Die Konzentrationen des Oberflächen-
und Tiefenwassers unterscheiden sich deshalb nur noch wenig, so dass die Massnahme heute praktisch
wirkungslos wäre und somit nicht mehr in Betracht kommt.

Für den Baldeggersee kam die Option Tiefenwasserableitung nicht in Frage, da durch den erhöhten Austrag
von Phosphat der Hallwilersee übermässig belastet worden wäre. Ausserdem wären Geruchsbelästigungen
durch Ammoniak entstanden. Wie beim Sempachersee sind auch beim Baldegger- und Hallwilersee die
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Phosphat-Konzentrationen im Oberflächen- und Tiefenwasser seit gut 20 Jahren sehr ähnlich und damit eine
Tiefenwasserableitung praktisch wirkungslos.

5.      Externe Phosphor-Elimination
Bei Phosphat-Konzentrationen von 200 mg P m-3 oder mehr kann mit einem verfahrenstechnischen Prozess
an Land der Nährstoff ausgefällt, filtriert und das Wasser anschliessend wieder in den See zurückgegeben
werden (Hupfer und Scharf, 2002). Diese externe Phosphor-Elimination mit Rückgabe in den See wird in
manchen kleinen und sehr stark belasteten Seen praktiziert. Durch den mit abnehmender Phosphor-
Konzentration ebenfalls abnehmenden Wirkungsgrad ist es nicht möglich, Phosphat-Konzentrationen zu
erreichen, bei denen das Algenwachstum limitiert wird (10-15 mg P m-3). Wir haben diese Massnahme im
Gutachten zur Beurteilung von Sanierungsmöglichkeiten für den Zugersee als Variante evaluiert (Müller et al.,
2019). Die Diskussion mit Verfahrensingenieuren der Eawag ergab, dass sogar im Zugersee mit einer
mittleren Phosphat-Konzentration von 90 mg P m-3 das Ziel von 30 mg P m-3 kaum zu erreichen wäre und
dabei mit sehr grossem Energieaufwand grosse Mengen Fällschlamm erzeugt würden, die kostenpflichtig
entsorgt werden müssten (Böhler und Siegrist, 2008). Es wäre aussichtslos, mit derartigen Technologien
Phosphat-Konzentrationen in der Grössenordnung von 10-15 mg P m-3 zu erreichen, wie sie der
Sauerstoffhaushalt der Mittellandseen erfordert.

6.      Chemische Phosphor-Fällung
Entfernung von Phosphat aus der Wassersäule ist in verschiedenen kanadischen und deutschen Seen mit
Fällmitteln, welche Phosphat binden und somit ins Sediment transportieren, versucht worden. Diese Fällmittel
müssen über die gesamte Seefläche mit z.T. aufwendigen Misch- und Belüftungssystemen (zB. Hupfer und
Scharf, 2002; Koschel et al., 2001; 2006, Wauer et al., 2005) verteilt werden, die Effizienz ist konzentrations-
abhängig – sowohl vom Fällmittel wie von der Phosphat-Konzentration - und die Massnahme muss während
mehrerer Jahre wiederholt werden. Der sedimentierte Phosphat-Komplex wird zum Teil aus dem Sediment
rückgelöst. Die Anpassungszeit des Sees an eine verringerte externe Phosphatfracht kann damit verkürzt
werden (zB. Mehner et al., 2008). Oft ist die Wirkung schwer zu beurteilen, da langfristiges Monitoring oder
Untersuchungen zur Sediment-Rückhaltekapazität fehlen (zB. Rydin et al., 2000, Lewandowski et al., 2003).

Phosphatfällung mit chemischen Substanzen ist naturgemäss ein schwerer Eingriff in die Biozönose und das
Ökosystem See. Die in Frage kommenden Fällmittel sind entweder starke Basen (Calciumhydroxid) oder
Säuren (Aluminium- und Eisensalze), die den pH des Seewassers verändern. Bei grossen Seen wächst die
Menge an Fällmittel und somit der Aufwand, das Fällmittel mit dem Wasser zu vermischen, stark an. Bisher
behandelte Seen sind um Grössenordnungen kleiner als der Baldeggersee. Ausserdem wäre im Baldegger-
see die Wirkung einer Phosphatfällung im Wasserkörper nur von kurzfristiger Wirkung, da die P-Fracht immer
noch fast doppelt so hoch ist als seeverträglich. Die Jahresfracht von Phosphat in den Baldeggersee ist höher
als der P-Seeinhalt selbst. Damit ist unmissverständlich klar, dass eine seeinterne Phosphatfällung keine
nachhaltige Wirkung auf das Algenwachstum haben könnte.

Lanthan-dotiertes Benthonit (sogenanntes ‚Phoslock’; Nürnberg und LaZerte, 2015) ist eine neue Substanz
mit ähnlicher Wirkung, das relativ häufig in kleinen Seen (einige ha, wenige m Tiefe) mehrmals eingesetzt
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wurde. Auch hier ist das fehlende Langzeit-Monitoring der Grund, dass die Wirkung nicht klar dokumentiert
worden ist.

7.      Sedimentabdeckung
Beim Verfahren «Sedimentabdeckung» ist die Absicht, den Diffusionsweg des im Sediment gebundenen
Phosphats (oder andere Problemstoffe) zum bodennahen Tiefenwasser (Wasser direkt über dem Sediment)
des Sees so weit zu verlängern, dass nur noch wenig zurück ins Seewasser gelangen kann. Naturgemäss
braucht es deshalb grosse Mengen Material zur Abdeckung des Sediments, und mit Vorteil sollte dieses
Material auch P-sorbierende Eigenschaften haben. Sedimentabdeckung wird angewendet bei kleinen Flä-
chen, die man vom überliegenden Wasser isolieren möchte, da sie mit toxischen oder umwelttoxischen
Substanzen, Altlasten o.ä. belastet sind (zB. Simpson et al., 2002; Palermo, 1998; Bona et al., 2000), aber
auch um den Rückhalt von Nährstoffen zu erhöhen (Berg et al., 2004; Gu et al., 2017). Phoslock (siehe oben)
wird aus diesem Grund auf kleinen Flächen ebenfalls zur Sedimentabdeckung verwendet.

Da die Flächen der Mittellandseen vergleichsweise gross und die Sedimente nur noch schwache Quellen für
die Rücklösung von Phosphat sind, ist diese Technologie für eine solche Anwendung ungeeignet.

8.      Entschlammung mittels Pflügen und/oder Entfernen des Sediments
Absaugen oder Ausbaggern von Sedimentablagerungen wird in Flachseen und Weihern gegen die Verlan-
dung und bei zugänglichen Flächen zur Entfernung von kontaminiertem Material praktiziert (zB. Ludewig und
Weyer, 2017). Auch das ‚Umpflügen’ von Sedimentablagerungen in Seen ist schon in Betracht gezogen
worden. Eine derartige Massnahme bedeutet eine ökologische Katastrophe für den gesamten See. Sie kommt
für die Mittellandseen nicht in Betracht, da das Sediment heute – im Gegensatz zu den 1980er Jahren - keine
bedeutende Phosphat-Quelle (mehr) darstellt. Das ‚Umpflügen’ des Sediments hat keine positive Wirkung auf
den Abbau der Algen: Innerhalb weniger Tage bis Wochen würde sich wiederum dieselbe Situation wie zuvor
einstellen. Eine Rückgewinnung des Phosphors als Rohstoff aus dem Sediment ist aufgrund der geringen
Menge und des kleinen Gehalts (0.04-0.1%) unwirtschaftlich und steht in keinem Verhältnis zum ökologischen
Schaden, der angerichtet würde.

9.      Adsorption an Trägermaterialien (Einsatz in Zuflüssen)
Mit Phosphat-sorbierenden Materialien könnte dieser Nährstoff in stark belasteten Zuflüssen vermindert
werden. Die in den Bächen auftretenden Konzentrationen liegen heute (im Gegensatz zu den 1980er Jahren,
Steger et al., 2013) jedoch selten und nur an wenigen Stellen über 200 mg P m-3, und die grossen Frachten
treten nur kurzfristig während weniger Starkregenereignissen auf, welche aber in dieser kurzen Zeit einen
grossen Teil der Jahresfracht in die Seen eintragen. Gerade bei hohen Abflüssen – und entsprechend grossen
Wasservolumen - ist jedoch die Technologie ineffizient, bzw. sie müsste auf diese Spitzenereignisse dimen-
sioniert werden, um effizient zu sein, was mit enormen Kosten verbunden wäre.
7
10.      Literatur:
AWEL (2015): Zirkulationsunterstützung Türlersee. Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft. Kt. Zürich, Baudirektion.
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Seesanierungsmassnahmen

            Methode                               Vorteile                                 Nachteile                      Relevanz für BA- und SE-see

Anreicherung mit Reinsauerstoff   Wirkt direkt auf den Sauerstoffgehalt im   Der Preis für Reinsauerstoff beträgt      Die Volumina diverser Mittellandseen
oder Luftsauerstoff im            Tiefenwasser; kann sorgfältig und nach     rund 300 CHF/Tonne O2; hat jedoch         sind von einer Grösse, dass diese
Tiefenwasser                      Bedarf dosiert werden; wirkt direkt        praktisch keinen Einfluss auf die         Technologie ohne grossen Aufwand
                                  positiv auf die Lebewesen im Tiefen-       Nährstoffbilanz                           realisiert werden kann
                                  wasser (Fische, Würmer, welche helfen
                                  das Sediment zu mineralisieren); das
                                  Sauerstoffdefizit im Sediment kann
                                  abgebaut werden (ist im SE-See
                                  weitgehend geschehen)
Künstliche Zirkulations-          Vollständige Durchmischung trotz           Investitions-, Strom- und Unterhalts-     Kann gemeinsam mit der Anlage zur
Unterstützung im Winter           gelegentlich milden Wintern, maximale      kosten fallen an, jedoch in               Sauerstoff-Anreicherung im Tiefen-
(Blasenschleier)                  Sauerstoff-Aufnahme aus der Atmos-         bescheidenem Rahmen                       wasser realisiert werden. Kein
                                  phäre. Einfachste und kostengünstigste                                               zusätzlicher technischer Aufwand
                                  (nur Stromkosten) Sauerstoff-Zuführung.
Sauerstoff-Anreicherung des       Sauerstoffhaltiges Wasser, welches an      Grosser technischer Aufwand mit gros-     Für Seen mit grossem Volumenanteil
Tiefenwassers via Einmischung     der Oberfläche frei zur Verfügung steht,   sen Pumpen, grossen Leitungen und         Tiefenwasser bedeutungslos. Komp-
von Oberflächenwasser mittels     wird ins Tiefenwasser gepumpt, so dass     entsprechend grossen (teuren)             lett unvorteilhaftes Nutzen/Kosten-
Pumpen, Luftschleier oder         der Sauerstoff das organische Material     Generatoren. Hydrodynamische Mi-          Verhältnis. Unakzeptabler und
Propeller                         im Tiefenwasser abbauen kann.              schung wäre mit grossen Turbinen/         gesetzeswidriger Eingriff in ein
                                                                             Propellern zu realisieren. Das Vorge-     natürliches Gewässer
                                                                             hen wäre gesetzeswidrig, da die natür-
                                                                             liche Schichtung des Sees massiv
                                                                             verändert würde
Tiefenwasserableitung             Saisonale Schichtung wird nicht gestört,   Unterlieger bzw. Abfluss erhält kaltes,   Die Konzentrationen von Phosphat
                                  jedoch vertikal verzogen. Das Tiefen-      sauerstoffarmes Wasser, erhöhte Kon-      über dem Sediment sind heute nicht
                                  wasser wird wärmer, falls ein grosser      zentration von Phosphat und reduzier-     mehr stark erhöht, da alle drei Seen
                                  Teil des Tiefenwassers abgeleitet wird     te Substanzen (zB Ammonium), wel-         im Winter bis maximale Tiefe mi-
                                                                             che die Wasserqualität beeinflussen.      schen. (Dies war in den 1970/80er
                                                                             Im Falle Baldeggersee wird die Bela-      Jahren anders). Deshalb nur sehr
                                                                             stung in den Hallwilersee verschoben      geringe Wirkung. Erhöhte Sauerstoff-
                                                                                                                       konzentration über dem Sediment hat
                                                                                                                       keine Wirkung auf Phosphat-Rück-
                                                                                                                       lösung (Gächter&Wehrli, 1998)
10

Externe Phosphor-Elimination                                             Sehr grosse Volumina. P-Konzentra-       Es wäre widersinnig, Phosphor in den
                                                                         tion im Tiefenwasser ist zu klein für    See gelangen zu lassen und nach
                                                                         effiziente P-Fällung. Sehr kleiner       der Verdünnung mit grossem
                                                                         Wirkungsgrad. Erzeugt riesige Mengen     Aufwand wieder herauszuholen. Die
                                                                         Fällschlamm der zu entsorgen wäre        Alternative wäre P-belastetes Zu-
                                                                                                                  fluss-Wasser direkt zu behandeln.
                                                                                                                  Sehr aufwendig und teuer
Chemische Phosphat-Fällung        Kurzfristig effektive P-Elimination    Grosse Seeflächen bedeuten grosse        Heute unnötig, da die aktuelle P-
                                                                         Mengen an Fällmittel. Problem der        Rücklösung aus dem Sediment nicht
                                                                         gleichmässigen horizontalen Vertei-      (mehr) relevant ist.
                                                                         lung. Eingriff in den sich erholenden
                                                                         Sediment-Lebensraum. Verwendete
                                                                         Metallsalze enthalten Verunreinigun-
                                                                         gen mit toxischen Schwermetallen. Nur
                                                                         kurzzeitige Wirkung falls P-Einträge
                                                                         unverändert bleiben
Sedimentabdeckung                 Effektive Abdeckung für einige Jahre   Sedimentfläche ist zu gross, deshalb     Unnötig, da die aktuelle P-Rücklö-
                                                                         technisch sehr aufwendig. Nur von        sung aus dem Sediment heute nicht
                                                                         kurzfristiger Wirkung, falls Einträge    (mehr) relevant ist
                                                                         unverändert bleiben. Einbringung von
                                                                         grossen Mengen festem Material
                                                                         verstösst gegen das GSchG.
Entschlammung / Pflügen                                                  Katastrophaler Eingriff ins Ökosystem.
und/oder Entfernen des                                                   Seefläche zu gross, nur geringe
Sediments                                                                Mächtigkeit der ‘belasteten’ Zone.
                                                                         Längerfristig wirkungslos für den
                                                                         Phosphor-Haushalt
Adsorption an Trägermaterialien   Die Phosphor-Fracht in den See wird    P-Frachten sind überproportional hoch    Grosser Eingriff und hohe Kosten im
(Einsatz in Zuflüssen)            gesenkt                                bei hohen Abflüssen – unter diesen       Vergleich zur beseitigten P-Fracht
                                                                         Umständen ist die Adsorptionswirkung
                                                                         (Kontaktzeit, Sorptionskapazität) am
                                                                         geringsten
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