SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN - SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG

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SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN - SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG
SCHADENFÄLLE DURCH
STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN

SITUATIONSANALYSE UND
MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG

Liestal, 09. Dezember 2019

Stadt Zofingen
Tiefbau und Planung
Vordere Hauptgasse 74
4800 Zofingen
SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN - SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                         Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

HOLINGER AG
Galmsstrasse 4, CH-4410 Liestal
Telefon +41 61 926 23 23
liestal@holinger.com

 Version         Datum             Sachbearbeitung           Kontrolle          Verteiler

 1.0             18.03.2019        SJA, STA                  HEJ                Stadt Zofingen, R. Widmer,
                                                                                HOLINGER AG

 2.0             30.04.2019        SJA, STA                  HEJ                Stadt Zofingen, R. Widmer,
                                                                                HOLINGER AG

 2.1             12.09.2019        STA                       HEJ                Stadt Zofingen, R. Widmer,
                                                                                HOLINGER AG

 L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx
SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN - SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

INHALTSVERZEICHNIS

1      ANLASS UND AUFTRAG                                                                                    1
       1.1         AUSGANGSLAGE                                                                              1
       1.2         PROJEKTORGANISATION                                                                       1
       1.3         PROJEKTPERIMETER                                                                          1
       1.4         VORGEHENSBESCHRIEB                                                                        1
       1.5         PROJEKTUMFANG                                                                             2
2      GRUNDLAGEN                                                                                            3
3      SITUATIONSANALYSE                                                                                     4
       3.1         VORGEHEN SITUATIONSANALYSE                                                                4
       3.2         AUSWERTUNG SCHADENSMELDUNGEN                                                              4
       3.3         ABGLEICH EREIGNISSE                                                                       5
       3.4         BEGEHUNG                                                                                  5
       3.5         HOTSPOTS                                                                                  7
       3.6         FAZIT SITUATIONSANALYSE                                                                   7
       3.6.1       Hauptprobleme Kanalisation                                                                7
       3.6.2       Hauptprobleme Hochwasser und Oberflächenabfluss                                           8
4      MASSNAHMENKONZEPT                                                                                     9
       4.1         VORGEHEN MASSNAHMENKONZEPT                                                                9
       4.2         MASSNAHMENFLÄCHEN                                                                         9
       4.3         MASSNAHMENTYPEN                                                                           9
       4.3.1       Kanalisation                                                                              9
       4.3.2       Hochwasser                                                                               11
       4.4         MASSNAHMENVORSCHLAG                                                                      12
       4.4.1       Massnahmen Kanalisation                                                                  12
       4.4.2       Massnahmen Hochwasser                                                                    14
       4.5         NACHFÜHRUNG GEFAHRENKARTE HOCHWASSER                                                     16
       4.6         QUALITÄTSSICHERUNG AUSTAUSCH BAUVERWALTUNG MIT FEUERWEHR                                 17
5      FAZIT                                                                                                18

PLANVERZEICHNIS
     Plan Nr. L3591 / 03:              Massnahmenkonzept Kanalisation, Situation 1:5'000
     Plan Nr. L3591 / 04:              Massnahmenkonzept Hochwasser, Situation 1:5'000

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SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN - SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

1          ANLASS UND AUFTRAG

1.1        AUSGANGSLAGE
           Am 8. Juli 2017 wurde die Region Zofingen von einem heftigen Gewitter getroffen, welches
           Überflutungen mit grossen Schäden zur Folge hatte. Ende Mai 2018 wurden bei einem wei-
           teren Niederschlagsereignis erneut diverse Keller geflutet. Dieses zweite Ereignis war laut
           Aufzeichnungen des Verbands Entsorgung Region Zofingen (ERZO) nicht ausserordentlich
           stark, jedoch kurz und intensiv. Beide Ereignisse waren von starkem Hagel begleitet, welcher
           die Strasseneinlaufroste verstopfte. Dies führte neben Verklausungen von Bacheinlaufbau-
           werken und Rückstau aus der Kanalisation zu weiteren Überflutungen.
           Diese zwei Ereignisse veranlassten die Stadt Zofingen dazu, die Problematik Oberflächenab-
           fluss in Kombination mit Engpässen in der Kanalisation sowie Hochwasser an Bächen integ-
           ral anzuschauen.

1.2        PROJEKTORGANISATION
           Auftraggeber:             Stadt Zofingen
                                     Tiefbau und Planung
                                     Vordere Hauptgasse 74, 4800 Zofingen

           Projektverfasser:         HOLINGER AG
                                     Ingenieurunternehmung
                                     Galmsstrasse 4, 4410 Liestal

           GEP-Ingenieur:            Ingenieurbüro Roland Widmer
                                     Mühletalstrasse 111A, 4800 Zofingen

           Die Bearbeitung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Zofingen und dem GEP-
           Ingenieur.

1.3        PROJEKTPERIMETER
           Das vorliegende Projekt umfasst das Baugebiet der Stadt Zofingen.
           Zusätzlich zum Baugebiet wurden auch umliegende Wälder und Ackerflächen in Hinblick auf
           anfallenden Oberflächenabfluss und allfällige Hochwasserproblematiken betrachtet.

1.4        VORGEHENSBESCHRIEB
           Mit diesem Projekt soll aufgezeigt werden, wo Schutzdefizite vorhanden und welche Mass-
           nahmen zur Behebung dieser Defizite möglich sind, sowie in welcher Priorität diese ange-
           gangen werden sollen. Die möglichen Massnahmen sind dabei nicht nur an fest definierte
           Standorte gebunden, sondern können auch genereller Natur sein, z.B. Vorgaben bei Baube-
           willigungen.
           In einem ersten Schritt, der Situationsanalyse (Kapitel 3) wurden Schadensmeldungen aus-
           gewertet, um die Orte mit Handlungsbedarf zu definieren. Für diese Hotspots wurden im
           Massnahmenkonzept (Kapitel 4) mögliche Massnahmen definiert, priorisiert und wo möglich
           grobe Kosten fürs weitere Vorgehen abgeschätzt.

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SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN - SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

1.5        PROJEKTUMFANG
           Im Rahmen dieses Projektes wurden folgende Gefahrenprozesse berücksichtigt:

           •     Hochwasser (HW) der Bäche sowie Verklausung der Einlaufbauwerke
           •     Oberflächenabfluss (OFA)
           •     Überlastung der Siedlungsentwässerung

           Das Projekt beinhaltet
           •     die Definition von Hotspots aus Schadensmeldungen der Versicherungen und einer ge-
                 meinsamen Begehung vor Ort, sowie
           •     die Festlegung von Massnahmenflächen und -Konzept auf Basis dieser Hotspots.
                 Dabei handelt es sich um Massnahmen im Handlungsspielraum der Bauverwaltung.
                 Massnahmen, welche durch weitere Akteure, wie z.B. Rettungsdienste oder Werkhof
                 umzusetzen sind, werden nicht definiert.

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SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN - SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

2          GRUNDLAGEN

                [1] Gefahrenkarte Hochwasser Wiggertal Gemeinden Brittnau, Strengelbach und Zofin-
                    gen, Schälchli, Abegg + Hunzinger, 15. Juni 2007
                [2] Gemeinde Zofingen: Nachführung der Gefahrenkarte Hochwasser Wiggertal – nach
                    Ausbau Moosbach, Ölrottenbach, Riedtalbach, Naglerbach und Altachenbach, Fluss-
                    bau AG SAH, 23. Sept. 2015
                [3] Renaturierung Dorfbach Zofingen, verschiedene Situationen, Normalprofile, Quer-
                    profile, Bodmer Bauingenieure AG, Juni 2016
                [4] Dorfbach / Grenzbach: Renaturierung Ackerstrasse – Hottigergasse – Seilergasse
                    bis Trennbauwerk, Technischer Beschrieb, Bodmer Bauingenieure AG, Sept. 2013
                [5] Gefährdungskarte Oberflächenabfluss, Bundesamt für Umwelt, Juni 2018
                [6] Kartierung Hochwasserereignis vom 8. Juli 2017 – Gemeinde Zofingen, Situation
                    1:5'000, Koch & Partner, Juli 2017
                [7] Ereignisanalyse Hochwasser Juli 2017, Aargauisches Geoinformationssystem AGIS,
                    25.07.2017
                [8] Analyse des Niederschlagsereignisses vom 8.7.2017 im Raum Zofingen – Oftringen
                    – Schöftland, Kurzbericht, Scherrer AG, Juli 2017
                [9] Ereignisanalyse Zofingen: Unwetterereignis vom 8. Juli 2017, Amt für Landwirtschaft
                    und Geoinformation (ALG), 15.11.2017
                [10] Faktenblatt: Unwetterereignis 8. Juli 2017, Raum Zofingen und Uerkental, ALG,
                     26.07.2017
                [11] Rechenanlagen Dokumente – Stadt Zofingen, Ballmer + Partner AG, 31.12.2014
                [12] Übersichtsplan Rechenanlagen – Stadt Zofingen, Ballmer + Partner AG, 25.03.2014
                [13] Umlegung Riedtalbach Bauprojekt – Hochwasserschutz und Renaturierung Stadt Zo-
                     fingen, Technischer Bericht, Balz & Partner AG, 19.04.2012
                [14] Bauprojekt Hochwasserschutz Naglerbach / Riedtalbach – Stadt Zofingen, Balz &
                     Partner AG, Juni 2012
                [15] http://www.hydrodaten.admin.ch/de/2450.html
                [16] Regenmessdaten Station ARA Aarburg: 2001 – 2018, Station Buchs-Suhr: 2007 –
                     2018, Monitron AG, Okt. 2018
                [17] Hydrodynamische Simulationen Abwassernetz Stadt Zofingen, Ingenieurbüro Roland
                     Widmer, August 2018, November 2018, Jan. 2019
                [18] Amtliche Vermessung Zofingen, Aargauisches Geoinformationssystem AGIS, Nov.
                     2018
                [19] Schadensereignisse 2000 – 2018, Geoproregio, Okt. 2018
                [20] Genereller Entwässerungsplan (GEP) Zofingen, Versickerungskarte 1:5'000, Überar-
                     beitete Version, Emch+Berger AG Zofingen, Nov. 2010
                [21] Nachführung Gefahrenkarte Hochwasser Gemeinde Zofingen, Gesamtsystem Stadt-
                     bach, Dorfbach: Aktennotiz, Fotodokumentation, Planbeilage und Szenariendefini-
                     tion, Flussbau AG, Herbst 2017 – Frühjahr 2018

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SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN - SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

3          SITUATIONSANALYSE

3.1        VORGEHEN SITUATIONSANALYSE
           Für die Situationsanalyse wurde wie folgt vorgegangen:
           1.    Auswertung der Schadensmeldungen (Kapitel 3.2)
           2.    Abgleich der Daten der Schadensmeldungen mit den Niederschlagsmessungen (Kapi-
                 tel 0)
           3.    Plausibilisierung aufgrund Topographie, Erfahrung Stadt Zofingen und Abgleich GEP
                 (Berechnung Mike Urban)
           4.    Berücksichtigung von Hochwassergefahrenkarten, Hochwasserschutzprojekten und Ka-
                 pazitäten der verschiedenen Durchlässe
           5.    Begehung der kritischen Orte (Kapitel 3.4)
           6.    Definition von Hotspots (Kapitel 3.5)

3.2        AUSWERTUNG SCHADENSMELDUNGEN
           Die Situationsanalyse basiert auf den von verschiedenen Versicherungen (AGV, Private), der
           Zofinger Feuerwehr und der Bauverwaltung übermittelten Schadensmeldungen der Jahre
           2000 bis 2018 mit folgenden Informationen:

                •     Schadensart
                •     Datum und Jahr
                •     Datenquelle
                •     Adresse
           Die Schadensart stellt die beobachteten Gefahrenprozesse dar, welche unterteilt sind in:
                •     Hochwasser
                •     Kanalisation

                •     Unklar
                      (Feuerwehreinsatz ohne Angabe des Gefahrenprozesses)
                •     Hagel

                •     Fahrhabe Hochwasser
                •     Fahrhabe Kanalisationsrückstau
           Bei Bearbeitung der Daten stellte sich heraus, dass die Einteilung in Gefahrenprozesse nicht
           unbedingt zutreffend ist, da der Schaden nicht immer klar einem Gefahrenprozess zugeteilt
           werden kann. Wo ersichtlich, wurde dementsprechend korrigiert (vgl. Kap. 3.5).
           Das vorliegende Projekt konzentriert sich auf die Gefahrenprozesse Hochwasser und Kanali-
           sation. Der Prozess Unklar wurde ebenfalls berücksichtigt, entspricht jedoch hauptsächlich
           Hagelereignissen, bei denen Schachtdeckel verstopft waren und dementsprechend keine
           Aussagen bzgl. Kanalisationsnetz oder Hochwassergefahr an sich zulassen.
           Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Anzahl Schadensmeldungen pro Gefahrenprozess. Da
           bei dem Ereignis am 08.07.2017 sehr viele Schäden und Meldungen aufgenommen wurden,
           wird die Anzahl Meldungen für dieses Ereignis in der Übersicht zusätzlich aufgeführt.

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

           Tabelle 1: Übersicht über die Anzahl der Schadensmeldungen pro Gefahrenprozess

                       Hochwasser                            Kanalisation                    Unklar
              2000-2018          08.07.2017          2000-2018          08.07.2017   2000-2018   08.07.2017
                  1'500              1'350               600                 450       525            75

           Im Untersuchungszeitraum 2011 bis 2018 gab es kein Wiggerhochwasser. Da das Hochwas-
           serschutzprojekt Wigger mit Hochdruck vorangetrieben wird, wurde im vorliegenden Projekt
           auf Untersuchungen diesbezüglich verzichtet.

3.3        ABGLEICH EREIGNISSE
           Bei der Analyse der Schadensmeldungen häuften sich verschiedene Datumsangaben.
           Diese wurden mit den Regenmessdaten abgeglichen: Anhand der Niederschlagsintensitäten
           wurde so abgeschätzt, ob die jeweiligen Schäden durch z.B. ein Starkregenereignis ausge-
           löst wurden oder ob die Ursache z.B. eher bei Hagel und Verstopfungen durch herabgefal-
           lene Blätter lag.
           Auch die hydraulischen Berechnungen aus den GEP-Daten dienten dem Abgleich:

                •     Bestätigung der Daten der Schadensmeldungen durch Niederschlagsintensitäten
                •     Einblick in die Auslastung der Kanalisation und daraus resultierende Rückschlüsse
                      auf eine allfällige tatsächliche Überlastung der Kanalisation oder darauf, dass
                      scheinbarer Rückstau anders bedingt war.

3.4        BEGEHUNG
           Eine gemeinsame Begehung vor Ort mit der Stadt ermöglichte

                •     Die Bestätigung der anhand der Schadensmeldungen und Auswertungen der hyd-
                      raulischen Berechnungen definierten Hotspots bzw. Ergänzung durch zusätzliche
                      Informationen

                •     Definition zusätzlicher Hotspots, die bei der weiteren Arbeit ergänzend zu beachten
                      sind auf Basis von Inputs vor Ort
           Die Begehung konzentrierte sich hauptsächlich auf die durch Hochwasser- bzw. Verklausung
           bedingten Hotspots.
           Bei der Begehung wurde besonderes Augenmerk auf Verklausungsrisiken (Abbildung 1) und
           Platzverhältnisse für mögliche Massnahmen gelegt

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
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           Abbildung 1: Schwemmholzrechen bei Einlaufbauwerk Eindolung Galgenweg

           Des Weiteren wurden Engstellen bzw. problematische Konstruktionen wie vorgelagerte
           Durchlässe und die Umgebung in Hinblick auf mögliche Rückhaltestandorte für Schwemm-
           holz und Geschiebe aufgenommen, wie beispielsweise in Abbildung 2 für das Vogelbächli
           dargestellt.

           Abbildung 2: links: Einlaufbauwerk Vogelbächli mit Landwirtschaftsbrücke im Zulauf (Blick in Fliessrich-
                       tung), rechts: Vogelbächli vor Eindolung (Blick gegen Fliessrichtung)

           Bei der Begehung vor Ort konnten ebenfalls zusätzliche Informationen bzgl. Problemen mit
           Oberflächenabfluss gesammelt werden wie z.B. Beschaffenheit des Umfelds, Verlauf, provi-
           sorische Massnahmen (s. Abbildung 3).

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
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             Abbildung 3: Provisorische Rechen und Einläufe für OFA Mühlethalstrasse

3.5        HOTSPOTS
           Durch Häufung der vorliegenden Schadensmeldungen an verschiedenen Stellen entstanden
           Schwerpunkte. Hieraus wurden durch Plausibilisierung und Zusammenfassen von Punkten
           die Hotspots definiert.
           Die Definition der Hotspots basiert auf der bei Meldung erfolgten Einteilung in die beiden nä-
           her betrachteten Gefahrenprozesse Kanalisation und Hochwasser.

3.6        FAZIT SITUATIONSANALYSE

3.6.1      Hauptprobleme Kanalisation
           Die Kanalisation im Gemeindegebiet Zofingen ist im Fall von Starkregenereignissen (grösser
           Z5) hauptsächlich durch folgende Ursachen überlastet:
                •     Rückstau aus Verbandskanal:
                      Der durch Zofingen hindurch führende Verbands-Kanal der ERZO ist voll ausgelastet
                      und auf langen Abschnitten eingestaut. Dieser Rückstau setzt sich in die einleiten-
                      den Haltungen fort und führt auch dort zu Rückstau und Überflutungen.
                •     Anschlüsse privater Leitungen:
                      Da private Leitungen nicht direkt an den Verbandskanal angeschlossen werden dür-
                      fen, befinden sich die ersatzweisen Anschlüsse an die Kanäle der Stadt häufig auf
                      Höhen, die nur noch wenig oder sogar negatives Gefälle ermöglichen, was sich
                      ebenfalls negativ auf die Abflusskapazität der Haltung auswirkt.

                •     Einzelereignisse Altstadt:
                      Im Gebiet um die Zofinger Altstadt herum sind mehrere Einzelereignisse registriert,
                      die sich nicht aus der Leitungskapazität erklären lassen. Hier werden Ablagerungen
                      in den Haltungen vermutet. Genauere Betrachtungen erfolgen im Rahmen der TV-
                      Kanal-Aufnahmen zur Erfassung der Hausanschlüsse.
                •     Wechselwirkung Hochwasser – Kanalisation:
                      Im südlichen Teil Zofingens sind die Überlastungen häufig durch die Wechselwirkung

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
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                      zwischen Hochwasser und Kanalisation bedingt.
                      Da bei den Regenauslässen RA8 und RA9 das reguläre Abwasser im Netz zunächst
                      einen ausreichend hohen Druck gegen die Wassersäule der Hochwasserkoten auf-
                      bauen muss, um ins Gewässer zu gelangen, entsteht hier grosser Rückstau, der das
                      Netz und die Leitungskapazitäten stark beeinträchtigt.

3.6.2      Hauptprobleme Hochwasser und Oberflächenabfluss
           Die als Hochwasser bzw. Oberflächenabfluss charakterisierten Hotspots entstehen überwie-
           gend aus folgenden Gründen:
                •     Verklausungen:
                      Die Verklausung der Einlaufbauwerke der Bäche bei erhöhten Abflüssen führt zu
                      Überflutungen trotz ausreichender Kapazität der Durchlässe: Versperren Geschiebe
                      oder Schwemmholz den Einlauf und verringern somit den Abflussquerschnitt, staut
                      das Wasser zurück, tritt schliesslich über die Ufer und überflutet die umliegenden
                      bzw. unterstrom liegenden Gebiete.
                •     Bahndamm:
                      Der Bahndamm in Zofingen bildet in einem Grossteil der Stadt ein Abflusshindernis,
                      unterbrochen von wenigen Unterführungen und Überquerungen. Das bei Hochwas-
                      ser oder Rückstau aus der Kanalisation oberflächig abfliessende Wasser sammelt
                      sich in dieser Ebene. Der Bahndamm verhindert weiteres Abfliessen und staut das
                      Wasser auf, wodurch die Überflutungen vergrössert werden.
                •     Wechselwirkung Hochwasser – Kanalisation:
                      Wie bereits unter 3.6.1 erwähnt, beeinflussen sich Hochwasser der Gewässer und
                      Kanalisation im südlichen Teil Zofingens gegenseitig. Dadurch, dass das Abwasser
                      an den Regenauslässen zunächst einen ausreichend grossen Druck gegen die
                      Hochwasserkoten aufbauen muss, kann es nicht regulär abfliessen. Es kommt zu
                      Rückstau und Austritt aus dem Kanalisationsnetz an anderen Stellen. Sobald das
                      Wasser an die Oberfläche gelangt, kommt es ebenfalls oberflächig zum Abfluss und
                      verstärkt die Hochwassersituation.

                •     Oberflächenabfluss aus Waldgebieten und Ackerflächen:
                      In den an den Wald oder Ackerflächen angrenzenden Siedlungsgebieten kommt es
                      zu Austritt und Abfluss des dort über grosse Flächen entstandenen Oberflächenab-
                      flusses. Wo dieser nicht gesammelt und gezielt abgeleitet wird, sucht er sich seinen
                      eigenen Weg über Strassen und durch Liegenschaften hindurch.
                      Der Oberflächenabfluss fliesst solange an der Oberfläche, bis er entweder über die
                      (teilweise bereits überlastete) Kanalisation oder ein Gewässer abfliesst. Je nach Re-
                      genereignis und Kombination von Hochwasser / Kanalisationsrückstau sind keine
                      Kapazitäten mehr frei, das zusätzliche Wasser kann nicht mehr aufgenommen wer-
                      den und führt zu weiteren Schäden.

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
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4          MASSNAHMENKONZEPT

4.1        VORGEHEN MASSNAHMENKONZEPT
           Für die Erstellung des Konzepts wurden Massnahmenflächen definiert, die Hotspots mit ähn-
           lichen Problemen zusammenfassen.
           Beim Zusammenfassen der Hotspots wurde darauf geachtet, dass möglichst vergleichbare
           Ursachen vorliegen, um die Massnahmenfläche ganzheitlich betrachten zu können, ohne
           spezifische Problematiken einzelner Hotspots zu vernachlässigen.
           Anschliessend wurden für die einzelnen Massnahmenflächen mögliche Massnahmentypen
           definiert und ein Massnahmenvorschlag erarbeitet. Bei Umsetzung der Massnahmenvor-
           schläge sind die bei Nachführung der Gefahrenkarte Hochwasser Zofingen [21] beschlosse-
           nen Primärmassnahmen und noch abzuklärenden Punkte zu berücksichtigen.

4.2        MASSNAHMENFLÄCHEN
           In den Plänen Nr. L3591 / 03 und L3591 / 04 sind die aus den definierten Hotspots entste-
           henden Massnahmenflächen wie folgt hinterlegt:

                 •    Kanalisation:              orange
                 •    Hochwasser:                hellblau
                 •    Oberflächenabfluss: grün
           Die jeweiligen Flächen sind mit den Bezeichnungen beschriftet, die es für die Definition und
           Zuordnung der Massnahmentypen benötigt.

4.3        MASSNAHMENTYPEN

4.3.1      Kanalisation
           In Tabelle 2 ist die jeweilige Problematik für die in Plan Nr. L3591 / 03 dargestellten Mass-
           nahmenflächen aufgeführt.
           Jene Hotspots, welche private Leitungen betreffen, sind zwar als Hotspots mit Handlungsbe-
           darf aufgenommen, werden im Rahmen dieses Projekts jedoch nicht weiterverfolgt, da sie
           keine Massnahmen auf Gemeindeebene erfordern.
           Soweit von den Versickerungsverhältnissen her möglich, kann unabhängig von den einzel-
           nen (zusätzlichen) Massnahmentypen eine grossflächige Versickerung angestrebt werden.
           Hierfür ist in Plan Nr. L3591 / 03 der Bereich wo eine Versickerung gemäss GEP [20] denk-
           bar ist türkis dargestellt. Zu beachten sind dabei die belasteten Standorte, Gewässerschutz-
           bereiche sowie Grundwasserschutzzonen, für die je nach Zone und Belastung Verbote oder
           zumindest Einschränkungen bestehen.
           Der Abwasseranfall bei Regenwetter kann ebenfalls durch Reduktion von versiegelten Flä-
           chen verringert werden, wie z.B. durch Einbau von durchlässigen Belägen.
           Die Abflussspitze von Regenereignissen kann durch Retention abgeschwächt werden. Das
           zurückgehaltene Wasser kommt erst zeitversetzt, zum Abfluss. Dabei bedeutet Retention
           nicht unbedingt grössere Massnahmen wie Regenbecken, sondern kann im privaten Bereich
           durch Regenwassertanks, Zisternen etc. erzielt werden. Sie stellt u.a. in Bereichen mit einge-
           schränkten oder ohne punktuelle Versickerungsmöglichkeiten eine wichtige Massnahme dar.

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

           Ebenfalls können in den Gebieten der jeweiligen Massnahmenflächen die Einlaufschächte
           daraufhin kontrolliert werden, ob sie richtig montiert sind: Bei richtigem Einsetzen liegt der
           grössere Spalt am Strassenrand, resp. auf Trottoirseite, so dass das der Strasse entlang
           fliessende Wasser besser gefasst werden kann und ausserdem keine Gefahr für Radfahrer
           entsteht.
           Abgesehen davon ist es wichtig, die notwendige hydraulische Kapazität des Abwassernetzes
           zu gewährleisten, welches grundsätzlich auf ein 5-jährliches Regenereignis auszulegen ist.
           Starkregenereignisse können die berücksichtigte Intensität schnell übersteigen. Hierbei ist es
           umso wichtiger, dass sich in den Haltungen keine Querschnittsverringerungen wie Werklei-
           tungsführungen oder Ablagerungen befinden - letztere können durch regelmässiges Spülen
           des Netzes ein Stück weit verringert werden.

           Auch ist die Funktionstüchtigkeit der verschiedenen Sonderbauwerke zu gewährleisten: Fal-
           len wie beim Ereignis im Juli 2017 Pumpen aus, kann es zur Überlastung des Netzes führen.
           Dem kann z.B. durch Notstromaggregate vorgebeugt werden.
           Die beiden Regenbecken der ERZO Pfaffnauerstrasse (Reiden) und Wikon verfügen bereits
           über Notstromaggregate. Für die Regenbecken Altachen (Brittnau) und BZZ (Zofingen) lau-
           fen momentan Abklärungen bzgl. der Umsetzung einer Notstromversorgung (stationär bzw.
           mobil).

           Konkret können oben genannte Aspekte z.B. durch folgende Massnahmen gefördert werden:

                •     Konsequente Umsetzung der GEP-Vorgaben bei der Liegenschaftsentwässerung:
                      Berücksichtigung von Versickerung und Retention im Baubewilligungsprozess
                •     Schaffung von Anreizen für Versickerung und Retention wie z.B. durch Anpassung
                      der einmaligen Anschlussgebühr

                •     Reduktion versiegelter öffentlicher Flächen und Nutzung des Potenzials von über-
                      breiten Strassen oder auch Plätzen zur Umsetzung von oberflächlicher Versickerung
                      auch von Platz- und Strassenabwasser

                •     Einrichtung einer Notstromversorgung für die Entlastungspumpen des Verbands
                      beim BZZ
                •     Zügige Umsetzung des GEP 2. Generation (GEP2) Zofingen
                •     Ermöglichung einer genaueren und effektiven Ereignisanalyse durch Installation ei-
                      ner Regenmessstation für das Zofinger Stadtgebiet

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
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4.3.2      Hochwasser
           Tabelle 3 und Tabelle 4 geben eine Übersicht der Problematiken für die einzelnen Massnah-
           menflächen, welche in Plan Nr. L3591 / 04 abgebildet sind.
           Auch hier wurden nur für diejenigen Hotspots Massnahmenflächen definiert, welche sich im
           Zuständigkeitsbereich der Stadt in der Bauzone befinden und nicht durch Objektschutz für
           Einzelliegenschaften gelöst werden müssen.
           Grundsätzliche Massnahmen umfassen
                •     Den Bau von Strasseinlaufrosten und Einlaufbauwerken mit geringem Verstopfungs-
                      und Verklausungspotenzial.

                •     Die Berücksichtigung von Oberflächenabfluss bei Hoch- und Tiefbauprojekten wie
                      z.B. am Hirschparkweg. Hier gilt es, die Angaben der Gefährdungskarte Oberflä-
                      chenabfluss des Bundes [5], welche lediglich einen Hinweis auf mögliche Problem-
                      stellen gibt, im Gelände zu verifizieren und gegebenenfalls projektspezifische De-
                      tailabklärungen zu erstellen.
                •     Die Verbesserung der Wasseraufnahmekapazität bei bestehenden Grünflächen (in
                      Hinblick auf Bepflanzung und Bewirtschaftung).

           Bei den Massnahmenflächen Oberflächenabfluss sind bis auf OFA1 weitere Untersuchungen
           erforderlich, um konkrete Massnahmen definieren zu können.

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
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4.4        MASSNAHMENVORSCHLAG
           In Tabelle 2 bis Tabelle 4 wird ein Vorschlag gemacht, welche der in Kapitel 4.3 genannten
           möglichen Massnahmen aus Sicht des Projektteams weiterverfolgt werden sollen.
           Die Massnahmen, welche die Kanalisation betreffen, sind grösstenteils im Rahmen des Ge-
           nerellen Entwässerungsplans der 2. Generation (GEP2) aufzunehmen, welcher ab ca. 2021
           erarbeitet wird. Für die übrigen Massnahmen ist der grobe Zeitrahmen angegeben.
           Bei den aus Hochwasser und Oberflächenabfluss entstehenden Massnahmen werden Priori-
           tät und Kostenschätzungen für konkrete Massnahmen oder weitere Bearbeitungsschritte an-
           gegeben.
           Folgende Prioritäten wurden definiert:

                •     Kurzfristig:     0-3 Jahre

                •     Mittelfristig:   4-7 Jahre
                •     Langfristig:     8-15 Jahre
           Folgende Massnahmentypen werden weiterverfolgt und sind entsprechend in den Plänen
           L3591 / 03 und L3591 / 04 dargestellt:

           Abbildung 4: Legenden Massnahmen Plan L3591 / 03 und L3591 / 04

           Dabei sind die verschiedenen Zeichen für die Massnahmen nicht lagegemäss exakt darge-
           stellt.

4.4.1      Massnahmen Kanalisation
           In den Bereichen mit guter Versickerungsfähigkeit ist grossflächige Versickerung (ggf. nach
           weiteren standortbedingten Abklärungen und mit Auflagen, wie in Kap. 4.3.1 angedeutet) an-
           zustreben, wodurch der Abwasseranfall reduziert wird. Dies wird spätestens im Rahmen des
           GEP2 festgehalten, ist bis dahin jedoch bereits bei neuen Bauvorhaben zu berücksichtigen
           und vorzuschreiben. Eine Ausnahme bildet die Altstadt: Diese liegt zwar in einem Bereich mit
           guter Versickerungsfähigkeit, aufgrund der dort vorliegenden Oberflächenbeschaffenheit (ho-
           her Versiegelungsgrad) ist Versickerung jedoch kaum praktikabel.
           In Tabelle 2 und Plan Nr. L3591 / 03 sind die Massnahmenvorschläge für die verschiedenen
           Flächen aufgeführt.
           Die grundsätzliche Massnahme Ausbau der Versickerung gilt für alle Massnahmenflächen
           und ist dementsprechend nicht jedes Mal gesondert aufgelistet.
           Aus den für die Massnahmenfläche K2 aufgeführten zusätzlichen hydraulischen Abklärungen
           heraus können Aussagen für das umliegende Gebiet getroffen werden bezüglich möglicher

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

           Weiterleitungsmengen im System bzw. Rückschlüsse darauf, wie viel Versickerung / Re-
           tention es benötigt, um die abzuleitende Abwassermenge auf die vorhandene Kapazität zu
           reduzieren.
           Tabelle 2: Übersicht über Problematik, Massnahmenvorschläge und Priorität der Massnahmenflächen Kana-
                          lisation

                                                     Massnahmenvorschlag                        Priorität
            Nr.    Problematik
                   Tief angeschlossene Haus-         Prüfung von Massnahmen bei Liegen-
            K1                                                                                  kurzfristig
                   anschlüsse                        schaftsentwässerung (LSE)
                                                     • Versickerung fördern (flächig)
                                                     • Detailabklärungen Hydraulik Bachsys-
                                                       tem mit Kanalisation:
                                                                                                • Detailbetrachtungen
                                                         o    Bäche: Riedtalbach, Nagler-
                                                                                                  im Rahmen von
                                                              bach, Altachenbach, Mühletych,
                   • Oberflächliche Probleme                                                      HW1 + HW2 (kurz-
                                                              Buggelilochbach
                     (Garageneinfahrten)                                                          fristig)
                                                         o    Regenauslässe: RA8, RA9,
            K2     • Wechselwirkung Hoch-                                                       • Möglichst vor / spä-
                                                              RA10
                     wasser (HW) - Kanalisa-                                                      testens im Rahmen
                                                         o    Zusammenspiel mit Verbands-
                     tion                                                                         von Aufnahmen für-
                                                              kanal
                                                                                                  GEP2
                                                              → Definition des Handlungsbe-
                                                              darfs aus Kapazität des Ge-
                                                              samtsystems
                                                     Prüfung Aufhebung RA8                      Prüfung RA8: 2020
                                                                                                • Detailbetrachtungen
                   • Vereinigungsschacht mit         • Detailabklärungen Hydraulik (siehe K2)     im Rahmen von
                     fehlendem Gefälle / recht-      • Prüfung von Massnahmen bei LSE             HW1 + HW2 (kurz-
            K3       winkligen Anschlüssen           • Versickerung fördern (flächig)             fristig) (vgl. Tabelle 3)
                   • Wechselwirkung HW - Ka-                                                    • LSE kurzfristig
                     nalisation
                                                     Prüfung Aufhebung RA9                      Prüfung RA9: 2020
            K4  Rückstau Kanalisation                Prüfung von Massnahmen bei LSE             Mittelfristig (GEP2)
                Leitungshöhe, geringes Ge-
            K4a                                      Prüfung von Massnahmen bei LSE             Mittelfristig (GEP2)
                fälle
                 • Rückstau hauptsächlich
            K5     aus Verbandskanal                 Prüfung von Massnahmen bei LSE             Kurzfristig (0-3 Jahre)
                 • Kapazitätsengpass
            K7     Einzelfälle, unbekannt            Kanalfernsehaufnahmen                      Kurzfristig (2020)
                                                                                                Mittelfristig (4-7 Jahre)
            K8     Viel Platzwasser                  Prüfung von Massnahmen bei LSE
                                                                                                oder GEP2
                   Rückstau von überlastetem         Massnahmenüberprüfung grossflächige        Langfristig / Abklärun-
            K10
                   Leitungsabschnitt unterhalb       Kalibervergrösserung mit Oftringen         gen mit Oftringen
                                                                                                • Lang- oder mittelfris-
                                                     • Einführung Trennsystem                     tig (Sanierungspro-
            K11 Engstelle Leitungskapazität          • Kalibervergrösserung                       jekt Bärenhubel)
                                                                                                • Werkleitungsbau
                                                                                                  2019/2020
                • Evtl. falscher Anschluss
                  von Liegenschaft (LS)
                  oberhalb                           Umhängen LS oberhalb
            K12                                                                                 Kurzfristig
                • keine Probleme aus hydr.
                  Berechnungen ersichtlich
                  → evtl. Ablagerungen?

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

4.4.2      Massnahmen Hochwasser
           An den Stellen, wo die Wechselwirkung zwischen Kanalisation und Hochwasser aus den Bä-
           chen genauer zu betrachten ist (HW1 + HW2), empfehlen wir eine gekoppelte Betrachtung
           von Kanalnetz und Bächen. Dadurch erhält man eine Aussage über die Gesamtkapazität des
           Systems und kann somit abschätzen, ob weitergehende Massnahmen wie ein Hochwasser-
           rückhalt oder ein Ausbau des Leitungssystems an kritischen Stellen notwendig sind.
           Viele Bachdurchlässe sind hinsichtlich Verklausungsgefahr durch Schwemmholz und Ge-
           schiebe anzupassen. Die als HW7 markierten Durchlässe mit zu geringer Kapazität bei Ver-
           klausung ergeben sich aus der Gefahrenkarte Hochwasser nach Massnahmen [21], welche
           parallel zum vorliegenden Projekt erarbeitet wurde. Hier sind weitere Massnahmen zu prü-
           fen.
           In den Gebieten mit Oberflächenabfluss-Problematiken (OFA 1-5) sind Modellrechnungen
           zur Abschätzung der anfallenden Abflussganglinien notwendig. Wo der Oberflächenabfluss
           ins Siedlungsgebiet fliesst, empfehlen wir mit dem Kanalisationssystem gekoppelte Modell-
           rechnungen, wodurch Kapazitäten bzw. Engpässe und die gegenseitige Beeinflussung auf-
           gezeigt werden können.
           Da im Rahmen der Bearbeitung des GEP 2. Generation (GEP2) inzwischen auch der Ein-
           fluss des Oberflächenabflusses zu berücksichtigen ist, haben diese Betrachtungen spätes-
           tens im Rahmen dessen Bearbeitung zu erfolgen.
           Konkret schlagen wir die in Tabelle 3 und Tabelle 4 aufgelisteten und in Plan Nr. L3591 / 04
           abgebildeten Massnahmen zur weiteren Bearbeitung vor. Die Kostengenauigkeit beträgt
           +/- 30%, die angegebenen Kosten sind folglich als Grössenordnung zu verstehen. Eine allfäl-
           lige Subventionierung seitens Kanton und Bund ist dabei nicht berücksichtigt.

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

           Tabelle 3: Übersicht über Problematik, Massnahmenvorschläge und Priorität der Massnahmenflächen Hoch-
                          wasser

                                                                                         Kosten
            Nr.       Problematik                    Massnahmenvorschlag                               Priorität
                                                                                         [CHF]
                       • Oberflächenabfluss auf
                         Strasse fliesst ins Sied-
                         lungsgebiet
                                                     Geländeanpassung (Fassung
                       • Überschwemmung              OFA, Überlastfall Bach)                           Kurzfristig,
                         durch Verklausung der                                                         nach Detailab-
            HW1          Durchlässe (DL)                                                 140'000.-     klärung Hyd-
                       • Ungünstiges Verhalten                                                         raulik
                         im Überlastfall: einmal                                                       (HW1+HW2)
                         über die Ufer getrete-      Optimierung Einlaufbauwerke,
                         nes Wasser fliesst nicht    Durchlässe
                         ins Gerinne zurück
                                                   Detailabklärung Hydraulik Bach-
                                                   system mit Kanalisation:
                                                   • Bäche: Riedtalbach, Naglerbach,
                       • Wechselwirkung HW –         Altachenbach, Mühletych, Bugge-
                         Kanalisation                lilochbach
            HW1 +      • Wechselwirkung Bäche • Regenauslässe: RA8, RA9, RA10                          Kurzfristig
                                                                                           20'000.-
            HW2          untereinander                                                                 GEP2
                                                   • Zusammenspiel mit Verbandska-
                       • Bahndamm als Ab-            nal
                         flusshindernis              → Definition des Handlungsbe-
                                                     darfs aus Kapazität des Gesamt-
                                                     systems (Retention, Ausbau)
                                                   HW4: Optimierung Einlaufbau-
                                                   werk:
                                                   • Rückbau Landwirtschaftsbrücke
                                                   • Geländemodellierung (Gerin-
                                                     neaufweitung & Überlastfall)          100'000.-
                       • Verklausung Einlauf-      • Schwemmholzrechen
                         bauwerke                  • Evtl. Geschieberückhalt
                       • Überlastfall Kirchmoos    • Berücksichtigung DL Kunzen-
                         (Wasser fliesst nicht zu-   badstrasse
            HW4 +
                         rück ins Gerinne)         HW5: Optimierung Einlaufbau-                        Kurzfristig
            HW5
                       • Erweiterung Bezirks-      werk:
                         schulhaus in Überflu-     • Berücksichtigung der 2 DL im Zu-
                         tungsfläche (HW+OFA)        lauf für Überlastfall: evtl. Gelände-
                         geplant                     modellierung / Objektschutz mit
                                                     Schulhausneubau                       100'000.-
                                                   • Gehölzpflege im Zulaufbereich
                                                   • Schwemmholzrechen
                                                   • Evtl. Geschieberückhalt
                                                   • Evtl. Mauererhöhung
                                                                                                       Bei allfälligen
                                                                                                       Synergien mit
                      Ungenügende hydr. Ka-
                                                                                                       Umsetzung
            HW6       pazität DL unter Ge-           Bachumlegung                         900'000.-
                                                                                                       nach OFA2+5
                      bäude durch
                                                                                                       kurz- Mittelfris-
                                                                                                       tig
                       • Verklausung Einlauf-
                         bauwerke                    Prüfung Optimierung Einlaufbau-
            HW7                                      werke                                k.A.         kurzfristig
                       • Ungenügende hydr.
                         Kapazität (Wissbach)

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

           Tabelle 4: Übersicht über Problematik, Massnahmenvorschläge und Priorität der Massnahmenflächen Ober-
                          flächenabfluss

                                                                                          Kosten
            Nr.         Problematik                  Massnahmenvorschlag                              Priorität
                                                                                          [CHF]
                        OFA von Bottenstei-                                                           Langfristig,
            OFA1        nerstrasse fliesst in        Gezielte Ableitung ins Vogelbächli   20'000.-    Evtl. in Kombi-
                        Siedlungsgebiet                                                               nation mit HW4
                        • OFA aus angrenzen-         Gekoppelte Modellberechnung
                          dem Waldgebiet             (OFA, Kanalisation):
            OFA 2
                        • Probleme Fassung &          • Definition der anfallenden Ab-
                          gezielte Ableitung            flüsse
                                                      • Bestimmung der Wechselwir-                    Kurzfristig
                         • OFA zusätzlich zu                                                          (OFA 5 aus Sy-
                                                        kungen zur Kanalisation           60'000.-
                           HW Kirchmoos                                                               nergie mit
                                                      • Variantenstudium Rückhalt, Ab-                OFA2)
                         • Erweiterung Bezirks-
            OFA 5                                       leitung
                           schulhaus in Überflu-
                           tungsfläche
                                               Ev. Waldbewirtschaftung mit Kan-
                           (HW+OFA) geplant    ton auf HWS auslegen.
                        Fassung & gezielte Ab- Modellrechnung                             5'000.-
                                                • Definition der anfallenden Ab-                     Kurzfristig (Sy-
                        leitung von OFA aus                                               (In Kombi-
            OFA 3                                 flüsse                                             nergien mit
                        angrenzenden Wiesen                                               nation mit
                                                                                                     OFA2/5)
                        & Waldflächen           • Konzept zur Ableitung                   OFA2/5)
                                               Modellrechnung                             5'000.-
                        Hydr. Kapazität des     • Definition der anfallenden Ab-                     Kurzfristig (Sy-
                                                                                          (In Kombi-
            OFA 4       Einlaufbauwerks unsi-     flüsse                                             nergien mit
                                                                                          nation mit
                        cher                                                                         OFA2/5)
                                                • Überprüfung Einlaufbauwerk              OFA2/5)

4.5        NACHFÜHRUNG GEFAHRENKARTE HOCHWASSER
           Im Rahmen der Nachführung der Gefahrenkarte Hochwasser durch die Flussbau AG wurden
           einfache Primärmassnahmen definiert [21], welche die Hochwassergefährdung an einigen
           Stellen relativ einfach verringern. Die Massnahmen sind nachfolgend zusammengefasst und
           unabhängig von den hier vorgeschlagenen Massnahmen umzusetzen:

                  •   Beseitigung von Geschiebe, Schwemmholz und weiteren Ablagerungen in Bereichen
                      der Durchlässe
                  •   Beseitigung von Abflusshindernissen wie einragenden Stöckes im Lauf des Gewäs-
                      sers

                  •   Stabilisierung von Sohle, Einlauf- und Kolkbereichen
                  •   Optimierung der bestehenden Rechen (Vergrösserung des Stababstands)
                  •   Ev. erstellen von neuen vorgelagerten Rechen
                  •   Regulierung Stadtbach (neuer Wasserteiler Stadt-/Dorfbach)
           Weitere Abklärungen sind notwendig bezüglich:
                  •   Ganzheitliches Projekt Durchlass Bethge

                  •   Überprüfung von Vorhandensein und Zustand der Einläufe bzw. Eindolungen der
                      verschiedenen Zuflüsse zum Stadtbach
                  •   Rückbau des ersten Durchlasses Vogelbächli
                  •   Schadhafte Stelle am Kaserlochbach sowie weitere Massnahmen an Kaserloch- und
                      Dorfbach in Rücksprache mit der Gemeinde Oftringen.

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

4.6        QUALITÄTSSICHERUNG AUSTAUSCH BAUVERWALTUNG MIT FEUERWEHR
                •     Nachführung der Schadenfälle: Die Feuerwehr übermittelt der Bauverwaltung sämtli-
                      che Einsatzrapporte im Zusammenhang mit Hochwasser oder Kanalisationsrück-
                      stau.
                •     Bei der Ausarbeitung von HWS-Projekten wird die Feuerwehr bereits in der Projek-
                      tierungsphase miteinbezogen.

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Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen
                                                     Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung

5          FAZIT

           Im Rahmen dieses Projekts konnten aufgrund von Schadensmeldungen von Versicherungen
           Hotspots definiert werden, die zeigen wo Handlungsbedarf in Sachen Hochwasserschutz be-
           steht. Dabei wurden integral die Gefahrenprozesse Hochwasser Bäche, Rückstau Kanalisa-
           tion und Oberflächenabfluss betrachtet.
           Für diese Hotspots wurden mögliche Massnahmen zusammengetragen und schliesslich ein
           Vorschlag für das weitere Vorgehen angegeben. Dieser sieht sowohl raumplanerische als
           auch bauliche Massnahmen vor, sowie weitere Untersuchungen in den Fällen, wo entspre-
           chende Grundlagen fehlen.
           Folgende Massnahmen sind dabei kurzfristig, das heisst in den nächsten drei Jahren anzu-
           gehen:

                •     Weitergehende Berechnungen Hochwasserschutz/OFA (Tabelle 3 und Tabelle 4)
                •     Weitergehende Untersuchungen Kanalisation (Tabelle 2: K1-K3)
                •     Anpassungen Einlaufbauwerke (Tabelle 3: HW1, HW4, HW5 und HW7)

                •     Lokale Massnahmen Kanalisation (Tabelle 2: K3, K5, K11, K12)
           Bei den durch die Kanalisation bedingten Hotspots werden die meisten Massnahmen wie
           Retention und Versickerung mittelfristig im Rahmen der Bearbeitung des GEP 2. Generation
           aufgenommen.
           Lokale Massnahmen wie die Bachumlegung um Bethge und gezielte Ableitung des Oberflä-
           chenabflusses vor dem Einlauf des Vogelbächli können auf mittel- bis langfristige Sicht ange-
           gangen werden, sofern Synergien mit umliegenden Projekten (z.B. HW4 oder der Betrach-
           tung von OFA2) keine vorzeitigen Massnahmen nahelegen.
           Eine Subventionierung durch Bund und Kanton wurde in den angegebenen Kosten nicht be-
           rücksichtigt, sollte aber generell möglich sein.

           Liestal, 09. Dezember 2019
           Verfasser: Jasmin Schill, Adrian Stettler

           HOLINGER AG

           Jörn Heilig                                                      Adrian Stettler
           Fachbereichsleiter Wasserbau                                     Projektleiter
           joern.heilig@holinger.com                                        adrian.stettlerholinger.com
           061 926 23 51                                                    061 926 23 29

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