SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN - SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG
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SCHADENFÄLLE DURCH STARKNIEDERSCHLÄGE IN ZOFINGEN SITUATIONSANALYSE UND MASSNAHMENKONZEPT BAUVERWALTUNG Liestal, 09. Dezember 2019 Stadt Zofingen Tiefbau und Planung Vordere Hauptgasse 74 4800 Zofingen
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung HOLINGER AG Galmsstrasse 4, CH-4410 Liestal Telefon +41 61 926 23 23 liestal@holinger.com Version Datum Sachbearbeitung Kontrolle Verteiler 1.0 18.03.2019 SJA, STA HEJ Stadt Zofingen, R. Widmer, HOLINGER AG 2.0 30.04.2019 SJA, STA HEJ Stadt Zofingen, R. Widmer, HOLINGER AG 2.1 12.09.2019 STA HEJ Stadt Zofingen, R. Widmer, HOLINGER AG L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung INHALTSVERZEICHNIS 1 ANLASS UND AUFTRAG 1 1.1 AUSGANGSLAGE 1 1.2 PROJEKTORGANISATION 1 1.3 PROJEKTPERIMETER 1 1.4 VORGEHENSBESCHRIEB 1 1.5 PROJEKTUMFANG 2 2 GRUNDLAGEN 3 3 SITUATIONSANALYSE 4 3.1 VORGEHEN SITUATIONSANALYSE 4 3.2 AUSWERTUNG SCHADENSMELDUNGEN 4 3.3 ABGLEICH EREIGNISSE 5 3.4 BEGEHUNG 5 3.5 HOTSPOTS 7 3.6 FAZIT SITUATIONSANALYSE 7 3.6.1 Hauptprobleme Kanalisation 7 3.6.2 Hauptprobleme Hochwasser und Oberflächenabfluss 8 4 MASSNAHMENKONZEPT 9 4.1 VORGEHEN MASSNAHMENKONZEPT 9 4.2 MASSNAHMENFLÄCHEN 9 4.3 MASSNAHMENTYPEN 9 4.3.1 Kanalisation 9 4.3.2 Hochwasser 11 4.4 MASSNAHMENVORSCHLAG 12 4.4.1 Massnahmen Kanalisation 12 4.4.2 Massnahmen Hochwasser 14 4.5 NACHFÜHRUNG GEFAHRENKARTE HOCHWASSER 16 4.6 QUALITÄTSSICHERUNG AUSTAUSCH BAUVERWALTUNG MIT FEUERWEHR 17 5 FAZIT 18 PLANVERZEICHNIS Plan Nr. L3591 / 03: Massnahmenkonzept Kanalisation, Situation 1:5'000 Plan Nr. L3591 / 04: Massnahmenkonzept Hochwasser, Situation 1:5'000 © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 0
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 1 ANLASS UND AUFTRAG 1.1 AUSGANGSLAGE Am 8. Juli 2017 wurde die Region Zofingen von einem heftigen Gewitter getroffen, welches Überflutungen mit grossen Schäden zur Folge hatte. Ende Mai 2018 wurden bei einem wei- teren Niederschlagsereignis erneut diverse Keller geflutet. Dieses zweite Ereignis war laut Aufzeichnungen des Verbands Entsorgung Region Zofingen (ERZO) nicht ausserordentlich stark, jedoch kurz und intensiv. Beide Ereignisse waren von starkem Hagel begleitet, welcher die Strasseneinlaufroste verstopfte. Dies führte neben Verklausungen von Bacheinlaufbau- werken und Rückstau aus der Kanalisation zu weiteren Überflutungen. Diese zwei Ereignisse veranlassten die Stadt Zofingen dazu, die Problematik Oberflächenab- fluss in Kombination mit Engpässen in der Kanalisation sowie Hochwasser an Bächen integ- ral anzuschauen. 1.2 PROJEKTORGANISATION Auftraggeber: Stadt Zofingen Tiefbau und Planung Vordere Hauptgasse 74, 4800 Zofingen Projektverfasser: HOLINGER AG Ingenieurunternehmung Galmsstrasse 4, 4410 Liestal GEP-Ingenieur: Ingenieurbüro Roland Widmer Mühletalstrasse 111A, 4800 Zofingen Die Bearbeitung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Zofingen und dem GEP- Ingenieur. 1.3 PROJEKTPERIMETER Das vorliegende Projekt umfasst das Baugebiet der Stadt Zofingen. Zusätzlich zum Baugebiet wurden auch umliegende Wälder und Ackerflächen in Hinblick auf anfallenden Oberflächenabfluss und allfällige Hochwasserproblematiken betrachtet. 1.4 VORGEHENSBESCHRIEB Mit diesem Projekt soll aufgezeigt werden, wo Schutzdefizite vorhanden und welche Mass- nahmen zur Behebung dieser Defizite möglich sind, sowie in welcher Priorität diese ange- gangen werden sollen. Die möglichen Massnahmen sind dabei nicht nur an fest definierte Standorte gebunden, sondern können auch genereller Natur sein, z.B. Vorgaben bei Baube- willigungen. In einem ersten Schritt, der Situationsanalyse (Kapitel 3) wurden Schadensmeldungen aus- gewertet, um die Orte mit Handlungsbedarf zu definieren. Für diese Hotspots wurden im Massnahmenkonzept (Kapitel 4) mögliche Massnahmen definiert, priorisiert und wo möglich grobe Kosten fürs weitere Vorgehen abgeschätzt. © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 1
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 1.5 PROJEKTUMFANG Im Rahmen dieses Projektes wurden folgende Gefahrenprozesse berücksichtigt: • Hochwasser (HW) der Bäche sowie Verklausung der Einlaufbauwerke • Oberflächenabfluss (OFA) • Überlastung der Siedlungsentwässerung Das Projekt beinhaltet • die Definition von Hotspots aus Schadensmeldungen der Versicherungen und einer ge- meinsamen Begehung vor Ort, sowie • die Festlegung von Massnahmenflächen und -Konzept auf Basis dieser Hotspots. Dabei handelt es sich um Massnahmen im Handlungsspielraum der Bauverwaltung. Massnahmen, welche durch weitere Akteure, wie z.B. Rettungsdienste oder Werkhof umzusetzen sind, werden nicht definiert. © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 2
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 2 GRUNDLAGEN [1] Gefahrenkarte Hochwasser Wiggertal Gemeinden Brittnau, Strengelbach und Zofin- gen, Schälchli, Abegg + Hunzinger, 15. Juni 2007 [2] Gemeinde Zofingen: Nachführung der Gefahrenkarte Hochwasser Wiggertal – nach Ausbau Moosbach, Ölrottenbach, Riedtalbach, Naglerbach und Altachenbach, Fluss- bau AG SAH, 23. Sept. 2015 [3] Renaturierung Dorfbach Zofingen, verschiedene Situationen, Normalprofile, Quer- profile, Bodmer Bauingenieure AG, Juni 2016 [4] Dorfbach / Grenzbach: Renaturierung Ackerstrasse – Hottigergasse – Seilergasse bis Trennbauwerk, Technischer Beschrieb, Bodmer Bauingenieure AG, Sept. 2013 [5] Gefährdungskarte Oberflächenabfluss, Bundesamt für Umwelt, Juni 2018 [6] Kartierung Hochwasserereignis vom 8. Juli 2017 – Gemeinde Zofingen, Situation 1:5'000, Koch & Partner, Juli 2017 [7] Ereignisanalyse Hochwasser Juli 2017, Aargauisches Geoinformationssystem AGIS, 25.07.2017 [8] Analyse des Niederschlagsereignisses vom 8.7.2017 im Raum Zofingen – Oftringen – Schöftland, Kurzbericht, Scherrer AG, Juli 2017 [9] Ereignisanalyse Zofingen: Unwetterereignis vom 8. Juli 2017, Amt für Landwirtschaft und Geoinformation (ALG), 15.11.2017 [10] Faktenblatt: Unwetterereignis 8. Juli 2017, Raum Zofingen und Uerkental, ALG, 26.07.2017 [11] Rechenanlagen Dokumente – Stadt Zofingen, Ballmer + Partner AG, 31.12.2014 [12] Übersichtsplan Rechenanlagen – Stadt Zofingen, Ballmer + Partner AG, 25.03.2014 [13] Umlegung Riedtalbach Bauprojekt – Hochwasserschutz und Renaturierung Stadt Zo- fingen, Technischer Bericht, Balz & Partner AG, 19.04.2012 [14] Bauprojekt Hochwasserschutz Naglerbach / Riedtalbach – Stadt Zofingen, Balz & Partner AG, Juni 2012 [15] http://www.hydrodaten.admin.ch/de/2450.html [16] Regenmessdaten Station ARA Aarburg: 2001 – 2018, Station Buchs-Suhr: 2007 – 2018, Monitron AG, Okt. 2018 [17] Hydrodynamische Simulationen Abwassernetz Stadt Zofingen, Ingenieurbüro Roland Widmer, August 2018, November 2018, Jan. 2019 [18] Amtliche Vermessung Zofingen, Aargauisches Geoinformationssystem AGIS, Nov. 2018 [19] Schadensereignisse 2000 – 2018, Geoproregio, Okt. 2018 [20] Genereller Entwässerungsplan (GEP) Zofingen, Versickerungskarte 1:5'000, Überar- beitete Version, Emch+Berger AG Zofingen, Nov. 2010 [21] Nachführung Gefahrenkarte Hochwasser Gemeinde Zofingen, Gesamtsystem Stadt- bach, Dorfbach: Aktennotiz, Fotodokumentation, Planbeilage und Szenariendefini- tion, Flussbau AG, Herbst 2017 – Frühjahr 2018 © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 3
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 3 SITUATIONSANALYSE 3.1 VORGEHEN SITUATIONSANALYSE Für die Situationsanalyse wurde wie folgt vorgegangen: 1. Auswertung der Schadensmeldungen (Kapitel 3.2) 2. Abgleich der Daten der Schadensmeldungen mit den Niederschlagsmessungen (Kapi- tel 0) 3. Plausibilisierung aufgrund Topographie, Erfahrung Stadt Zofingen und Abgleich GEP (Berechnung Mike Urban) 4. Berücksichtigung von Hochwassergefahrenkarten, Hochwasserschutzprojekten und Ka- pazitäten der verschiedenen Durchlässe 5. Begehung der kritischen Orte (Kapitel 3.4) 6. Definition von Hotspots (Kapitel 3.5) 3.2 AUSWERTUNG SCHADENSMELDUNGEN Die Situationsanalyse basiert auf den von verschiedenen Versicherungen (AGV, Private), der Zofinger Feuerwehr und der Bauverwaltung übermittelten Schadensmeldungen der Jahre 2000 bis 2018 mit folgenden Informationen: • Schadensart • Datum und Jahr • Datenquelle • Adresse Die Schadensart stellt die beobachteten Gefahrenprozesse dar, welche unterteilt sind in: • Hochwasser • Kanalisation • Unklar (Feuerwehreinsatz ohne Angabe des Gefahrenprozesses) • Hagel • Fahrhabe Hochwasser • Fahrhabe Kanalisationsrückstau Bei Bearbeitung der Daten stellte sich heraus, dass die Einteilung in Gefahrenprozesse nicht unbedingt zutreffend ist, da der Schaden nicht immer klar einem Gefahrenprozess zugeteilt werden kann. Wo ersichtlich, wurde dementsprechend korrigiert (vgl. Kap. 3.5). Das vorliegende Projekt konzentriert sich auf die Gefahrenprozesse Hochwasser und Kanali- sation. Der Prozess Unklar wurde ebenfalls berücksichtigt, entspricht jedoch hauptsächlich Hagelereignissen, bei denen Schachtdeckel verstopft waren und dementsprechend keine Aussagen bzgl. Kanalisationsnetz oder Hochwassergefahr an sich zulassen. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Anzahl Schadensmeldungen pro Gefahrenprozess. Da bei dem Ereignis am 08.07.2017 sehr viele Schäden und Meldungen aufgenommen wurden, wird die Anzahl Meldungen für dieses Ereignis in der Übersicht zusätzlich aufgeführt. © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 4
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung Tabelle 1: Übersicht über die Anzahl der Schadensmeldungen pro Gefahrenprozess Hochwasser Kanalisation Unklar 2000-2018 08.07.2017 2000-2018 08.07.2017 2000-2018 08.07.2017 1'500 1'350 600 450 525 75 Im Untersuchungszeitraum 2011 bis 2018 gab es kein Wiggerhochwasser. Da das Hochwas- serschutzprojekt Wigger mit Hochdruck vorangetrieben wird, wurde im vorliegenden Projekt auf Untersuchungen diesbezüglich verzichtet. 3.3 ABGLEICH EREIGNISSE Bei der Analyse der Schadensmeldungen häuften sich verschiedene Datumsangaben. Diese wurden mit den Regenmessdaten abgeglichen: Anhand der Niederschlagsintensitäten wurde so abgeschätzt, ob die jeweiligen Schäden durch z.B. ein Starkregenereignis ausge- löst wurden oder ob die Ursache z.B. eher bei Hagel und Verstopfungen durch herabgefal- lene Blätter lag. Auch die hydraulischen Berechnungen aus den GEP-Daten dienten dem Abgleich: • Bestätigung der Daten der Schadensmeldungen durch Niederschlagsintensitäten • Einblick in die Auslastung der Kanalisation und daraus resultierende Rückschlüsse auf eine allfällige tatsächliche Überlastung der Kanalisation oder darauf, dass scheinbarer Rückstau anders bedingt war. 3.4 BEGEHUNG Eine gemeinsame Begehung vor Ort mit der Stadt ermöglichte • Die Bestätigung der anhand der Schadensmeldungen und Auswertungen der hyd- raulischen Berechnungen definierten Hotspots bzw. Ergänzung durch zusätzliche Informationen • Definition zusätzlicher Hotspots, die bei der weiteren Arbeit ergänzend zu beachten sind auf Basis von Inputs vor Ort Die Begehung konzentrierte sich hauptsächlich auf die durch Hochwasser- bzw. Verklausung bedingten Hotspots. Bei der Begehung wurde besonderes Augenmerk auf Verklausungsrisiken (Abbildung 1) und Platzverhältnisse für mögliche Massnahmen gelegt © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 5
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung Abbildung 1: Schwemmholzrechen bei Einlaufbauwerk Eindolung Galgenweg Des Weiteren wurden Engstellen bzw. problematische Konstruktionen wie vorgelagerte Durchlässe und die Umgebung in Hinblick auf mögliche Rückhaltestandorte für Schwemm- holz und Geschiebe aufgenommen, wie beispielsweise in Abbildung 2 für das Vogelbächli dargestellt. Abbildung 2: links: Einlaufbauwerk Vogelbächli mit Landwirtschaftsbrücke im Zulauf (Blick in Fliessrich- tung), rechts: Vogelbächli vor Eindolung (Blick gegen Fliessrichtung) Bei der Begehung vor Ort konnten ebenfalls zusätzliche Informationen bzgl. Problemen mit Oberflächenabfluss gesammelt werden wie z.B. Beschaffenheit des Umfelds, Verlauf, provi- sorische Massnahmen (s. Abbildung 3). © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 6
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung Abbildung 3: Provisorische Rechen und Einläufe für OFA Mühlethalstrasse 3.5 HOTSPOTS Durch Häufung der vorliegenden Schadensmeldungen an verschiedenen Stellen entstanden Schwerpunkte. Hieraus wurden durch Plausibilisierung und Zusammenfassen von Punkten die Hotspots definiert. Die Definition der Hotspots basiert auf der bei Meldung erfolgten Einteilung in die beiden nä- her betrachteten Gefahrenprozesse Kanalisation und Hochwasser. 3.6 FAZIT SITUATIONSANALYSE 3.6.1 Hauptprobleme Kanalisation Die Kanalisation im Gemeindegebiet Zofingen ist im Fall von Starkregenereignissen (grösser Z5) hauptsächlich durch folgende Ursachen überlastet: • Rückstau aus Verbandskanal: Der durch Zofingen hindurch führende Verbands-Kanal der ERZO ist voll ausgelastet und auf langen Abschnitten eingestaut. Dieser Rückstau setzt sich in die einleiten- den Haltungen fort und führt auch dort zu Rückstau und Überflutungen. • Anschlüsse privater Leitungen: Da private Leitungen nicht direkt an den Verbandskanal angeschlossen werden dür- fen, befinden sich die ersatzweisen Anschlüsse an die Kanäle der Stadt häufig auf Höhen, die nur noch wenig oder sogar negatives Gefälle ermöglichen, was sich ebenfalls negativ auf die Abflusskapazität der Haltung auswirkt. • Einzelereignisse Altstadt: Im Gebiet um die Zofinger Altstadt herum sind mehrere Einzelereignisse registriert, die sich nicht aus der Leitungskapazität erklären lassen. Hier werden Ablagerungen in den Haltungen vermutet. Genauere Betrachtungen erfolgen im Rahmen der TV- Kanal-Aufnahmen zur Erfassung der Hausanschlüsse. • Wechselwirkung Hochwasser – Kanalisation: Im südlichen Teil Zofingens sind die Überlastungen häufig durch die Wechselwirkung © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 7
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung zwischen Hochwasser und Kanalisation bedingt. Da bei den Regenauslässen RA8 und RA9 das reguläre Abwasser im Netz zunächst einen ausreichend hohen Druck gegen die Wassersäule der Hochwasserkoten auf- bauen muss, um ins Gewässer zu gelangen, entsteht hier grosser Rückstau, der das Netz und die Leitungskapazitäten stark beeinträchtigt. 3.6.2 Hauptprobleme Hochwasser und Oberflächenabfluss Die als Hochwasser bzw. Oberflächenabfluss charakterisierten Hotspots entstehen überwie- gend aus folgenden Gründen: • Verklausungen: Die Verklausung der Einlaufbauwerke der Bäche bei erhöhten Abflüssen führt zu Überflutungen trotz ausreichender Kapazität der Durchlässe: Versperren Geschiebe oder Schwemmholz den Einlauf und verringern somit den Abflussquerschnitt, staut das Wasser zurück, tritt schliesslich über die Ufer und überflutet die umliegenden bzw. unterstrom liegenden Gebiete. • Bahndamm: Der Bahndamm in Zofingen bildet in einem Grossteil der Stadt ein Abflusshindernis, unterbrochen von wenigen Unterführungen und Überquerungen. Das bei Hochwas- ser oder Rückstau aus der Kanalisation oberflächig abfliessende Wasser sammelt sich in dieser Ebene. Der Bahndamm verhindert weiteres Abfliessen und staut das Wasser auf, wodurch die Überflutungen vergrössert werden. • Wechselwirkung Hochwasser – Kanalisation: Wie bereits unter 3.6.1 erwähnt, beeinflussen sich Hochwasser der Gewässer und Kanalisation im südlichen Teil Zofingens gegenseitig. Dadurch, dass das Abwasser an den Regenauslässen zunächst einen ausreichend grossen Druck gegen die Hochwasserkoten aufbauen muss, kann es nicht regulär abfliessen. Es kommt zu Rückstau und Austritt aus dem Kanalisationsnetz an anderen Stellen. Sobald das Wasser an die Oberfläche gelangt, kommt es ebenfalls oberflächig zum Abfluss und verstärkt die Hochwassersituation. • Oberflächenabfluss aus Waldgebieten und Ackerflächen: In den an den Wald oder Ackerflächen angrenzenden Siedlungsgebieten kommt es zu Austritt und Abfluss des dort über grosse Flächen entstandenen Oberflächenab- flusses. Wo dieser nicht gesammelt und gezielt abgeleitet wird, sucht er sich seinen eigenen Weg über Strassen und durch Liegenschaften hindurch. Der Oberflächenabfluss fliesst solange an der Oberfläche, bis er entweder über die (teilweise bereits überlastete) Kanalisation oder ein Gewässer abfliesst. Je nach Re- genereignis und Kombination von Hochwasser / Kanalisationsrückstau sind keine Kapazitäten mehr frei, das zusätzliche Wasser kann nicht mehr aufgenommen wer- den und führt zu weiteren Schäden. © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 8
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 4 MASSNAHMENKONZEPT 4.1 VORGEHEN MASSNAHMENKONZEPT Für die Erstellung des Konzepts wurden Massnahmenflächen definiert, die Hotspots mit ähn- lichen Problemen zusammenfassen. Beim Zusammenfassen der Hotspots wurde darauf geachtet, dass möglichst vergleichbare Ursachen vorliegen, um die Massnahmenfläche ganzheitlich betrachten zu können, ohne spezifische Problematiken einzelner Hotspots zu vernachlässigen. Anschliessend wurden für die einzelnen Massnahmenflächen mögliche Massnahmentypen definiert und ein Massnahmenvorschlag erarbeitet. Bei Umsetzung der Massnahmenvor- schläge sind die bei Nachführung der Gefahrenkarte Hochwasser Zofingen [21] beschlosse- nen Primärmassnahmen und noch abzuklärenden Punkte zu berücksichtigen. 4.2 MASSNAHMENFLÄCHEN In den Plänen Nr. L3591 / 03 und L3591 / 04 sind die aus den definierten Hotspots entste- henden Massnahmenflächen wie folgt hinterlegt: • Kanalisation: orange • Hochwasser: hellblau • Oberflächenabfluss: grün Die jeweiligen Flächen sind mit den Bezeichnungen beschriftet, die es für die Definition und Zuordnung der Massnahmentypen benötigt. 4.3 MASSNAHMENTYPEN 4.3.1 Kanalisation In Tabelle 2 ist die jeweilige Problematik für die in Plan Nr. L3591 / 03 dargestellten Mass- nahmenflächen aufgeführt. Jene Hotspots, welche private Leitungen betreffen, sind zwar als Hotspots mit Handlungsbe- darf aufgenommen, werden im Rahmen dieses Projekts jedoch nicht weiterverfolgt, da sie keine Massnahmen auf Gemeindeebene erfordern. Soweit von den Versickerungsverhältnissen her möglich, kann unabhängig von den einzel- nen (zusätzlichen) Massnahmentypen eine grossflächige Versickerung angestrebt werden. Hierfür ist in Plan Nr. L3591 / 03 der Bereich wo eine Versickerung gemäss GEP [20] denk- bar ist türkis dargestellt. Zu beachten sind dabei die belasteten Standorte, Gewässerschutz- bereiche sowie Grundwasserschutzzonen, für die je nach Zone und Belastung Verbote oder zumindest Einschränkungen bestehen. Der Abwasseranfall bei Regenwetter kann ebenfalls durch Reduktion von versiegelten Flä- chen verringert werden, wie z.B. durch Einbau von durchlässigen Belägen. Die Abflussspitze von Regenereignissen kann durch Retention abgeschwächt werden. Das zurückgehaltene Wasser kommt erst zeitversetzt, zum Abfluss. Dabei bedeutet Retention nicht unbedingt grössere Massnahmen wie Regenbecken, sondern kann im privaten Bereich durch Regenwassertanks, Zisternen etc. erzielt werden. Sie stellt u.a. in Bereichen mit einge- schränkten oder ohne punktuelle Versickerungsmöglichkeiten eine wichtige Massnahme dar. © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 9
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung Ebenfalls können in den Gebieten der jeweiligen Massnahmenflächen die Einlaufschächte daraufhin kontrolliert werden, ob sie richtig montiert sind: Bei richtigem Einsetzen liegt der grössere Spalt am Strassenrand, resp. auf Trottoirseite, so dass das der Strasse entlang fliessende Wasser besser gefasst werden kann und ausserdem keine Gefahr für Radfahrer entsteht. Abgesehen davon ist es wichtig, die notwendige hydraulische Kapazität des Abwassernetzes zu gewährleisten, welches grundsätzlich auf ein 5-jährliches Regenereignis auszulegen ist. Starkregenereignisse können die berücksichtigte Intensität schnell übersteigen. Hierbei ist es umso wichtiger, dass sich in den Haltungen keine Querschnittsverringerungen wie Werklei- tungsführungen oder Ablagerungen befinden - letztere können durch regelmässiges Spülen des Netzes ein Stück weit verringert werden. Auch ist die Funktionstüchtigkeit der verschiedenen Sonderbauwerke zu gewährleisten: Fal- len wie beim Ereignis im Juli 2017 Pumpen aus, kann es zur Überlastung des Netzes führen. Dem kann z.B. durch Notstromaggregate vorgebeugt werden. Die beiden Regenbecken der ERZO Pfaffnauerstrasse (Reiden) und Wikon verfügen bereits über Notstromaggregate. Für die Regenbecken Altachen (Brittnau) und BZZ (Zofingen) lau- fen momentan Abklärungen bzgl. der Umsetzung einer Notstromversorgung (stationär bzw. mobil). Konkret können oben genannte Aspekte z.B. durch folgende Massnahmen gefördert werden: • Konsequente Umsetzung der GEP-Vorgaben bei der Liegenschaftsentwässerung: Berücksichtigung von Versickerung und Retention im Baubewilligungsprozess • Schaffung von Anreizen für Versickerung und Retention wie z.B. durch Anpassung der einmaligen Anschlussgebühr • Reduktion versiegelter öffentlicher Flächen und Nutzung des Potenzials von über- breiten Strassen oder auch Plätzen zur Umsetzung von oberflächlicher Versickerung auch von Platz- und Strassenabwasser • Einrichtung einer Notstromversorgung für die Entlastungspumpen des Verbands beim BZZ • Zügige Umsetzung des GEP 2. Generation (GEP2) Zofingen • Ermöglichung einer genaueren und effektiven Ereignisanalyse durch Installation ei- ner Regenmessstation für das Zofinger Stadtgebiet © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 10
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 4.3.2 Hochwasser Tabelle 3 und Tabelle 4 geben eine Übersicht der Problematiken für die einzelnen Massnah- menflächen, welche in Plan Nr. L3591 / 04 abgebildet sind. Auch hier wurden nur für diejenigen Hotspots Massnahmenflächen definiert, welche sich im Zuständigkeitsbereich der Stadt in der Bauzone befinden und nicht durch Objektschutz für Einzelliegenschaften gelöst werden müssen. Grundsätzliche Massnahmen umfassen • Den Bau von Strasseinlaufrosten und Einlaufbauwerken mit geringem Verstopfungs- und Verklausungspotenzial. • Die Berücksichtigung von Oberflächenabfluss bei Hoch- und Tiefbauprojekten wie z.B. am Hirschparkweg. Hier gilt es, die Angaben der Gefährdungskarte Oberflä- chenabfluss des Bundes [5], welche lediglich einen Hinweis auf mögliche Problem- stellen gibt, im Gelände zu verifizieren und gegebenenfalls projektspezifische De- tailabklärungen zu erstellen. • Die Verbesserung der Wasseraufnahmekapazität bei bestehenden Grünflächen (in Hinblick auf Bepflanzung und Bewirtschaftung). Bei den Massnahmenflächen Oberflächenabfluss sind bis auf OFA1 weitere Untersuchungen erforderlich, um konkrete Massnahmen definieren zu können. © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 11
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 4.4 MASSNAHMENVORSCHLAG In Tabelle 2 bis Tabelle 4 wird ein Vorschlag gemacht, welche der in Kapitel 4.3 genannten möglichen Massnahmen aus Sicht des Projektteams weiterverfolgt werden sollen. Die Massnahmen, welche die Kanalisation betreffen, sind grösstenteils im Rahmen des Ge- nerellen Entwässerungsplans der 2. Generation (GEP2) aufzunehmen, welcher ab ca. 2021 erarbeitet wird. Für die übrigen Massnahmen ist der grobe Zeitrahmen angegeben. Bei den aus Hochwasser und Oberflächenabfluss entstehenden Massnahmen werden Priori- tät und Kostenschätzungen für konkrete Massnahmen oder weitere Bearbeitungsschritte an- gegeben. Folgende Prioritäten wurden definiert: • Kurzfristig: 0-3 Jahre • Mittelfristig: 4-7 Jahre • Langfristig: 8-15 Jahre Folgende Massnahmentypen werden weiterverfolgt und sind entsprechend in den Plänen L3591 / 03 und L3591 / 04 dargestellt: Abbildung 4: Legenden Massnahmen Plan L3591 / 03 und L3591 / 04 Dabei sind die verschiedenen Zeichen für die Massnahmen nicht lagegemäss exakt darge- stellt. 4.4.1 Massnahmen Kanalisation In den Bereichen mit guter Versickerungsfähigkeit ist grossflächige Versickerung (ggf. nach weiteren standortbedingten Abklärungen und mit Auflagen, wie in Kap. 4.3.1 angedeutet) an- zustreben, wodurch der Abwasseranfall reduziert wird. Dies wird spätestens im Rahmen des GEP2 festgehalten, ist bis dahin jedoch bereits bei neuen Bauvorhaben zu berücksichtigen und vorzuschreiben. Eine Ausnahme bildet die Altstadt: Diese liegt zwar in einem Bereich mit guter Versickerungsfähigkeit, aufgrund der dort vorliegenden Oberflächenbeschaffenheit (ho- her Versiegelungsgrad) ist Versickerung jedoch kaum praktikabel. In Tabelle 2 und Plan Nr. L3591 / 03 sind die Massnahmenvorschläge für die verschiedenen Flächen aufgeführt. Die grundsätzliche Massnahme Ausbau der Versickerung gilt für alle Massnahmenflächen und ist dementsprechend nicht jedes Mal gesondert aufgelistet. Aus den für die Massnahmenfläche K2 aufgeführten zusätzlichen hydraulischen Abklärungen heraus können Aussagen für das umliegende Gebiet getroffen werden bezüglich möglicher © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 12
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung Weiterleitungsmengen im System bzw. Rückschlüsse darauf, wie viel Versickerung / Re- tention es benötigt, um die abzuleitende Abwassermenge auf die vorhandene Kapazität zu reduzieren. Tabelle 2: Übersicht über Problematik, Massnahmenvorschläge und Priorität der Massnahmenflächen Kana- lisation Massnahmenvorschlag Priorität Nr. Problematik Tief angeschlossene Haus- Prüfung von Massnahmen bei Liegen- K1 kurzfristig anschlüsse schaftsentwässerung (LSE) • Versickerung fördern (flächig) • Detailabklärungen Hydraulik Bachsys- tem mit Kanalisation: • Detailbetrachtungen o Bäche: Riedtalbach, Nagler- im Rahmen von bach, Altachenbach, Mühletych, • Oberflächliche Probleme HW1 + HW2 (kurz- Buggelilochbach (Garageneinfahrten) fristig) o Regenauslässe: RA8, RA9, K2 • Wechselwirkung Hoch- • Möglichst vor / spä- RA10 wasser (HW) - Kanalisa- testens im Rahmen o Zusammenspiel mit Verbands- tion von Aufnahmen für- kanal GEP2 → Definition des Handlungsbe- darfs aus Kapazität des Ge- samtsystems Prüfung Aufhebung RA8 Prüfung RA8: 2020 • Detailbetrachtungen • Vereinigungsschacht mit • Detailabklärungen Hydraulik (siehe K2) im Rahmen von fehlendem Gefälle / recht- • Prüfung von Massnahmen bei LSE HW1 + HW2 (kurz- K3 winkligen Anschlüssen • Versickerung fördern (flächig) fristig) (vgl. Tabelle 3) • Wechselwirkung HW - Ka- • LSE kurzfristig nalisation Prüfung Aufhebung RA9 Prüfung RA9: 2020 K4 Rückstau Kanalisation Prüfung von Massnahmen bei LSE Mittelfristig (GEP2) Leitungshöhe, geringes Ge- K4a Prüfung von Massnahmen bei LSE Mittelfristig (GEP2) fälle • Rückstau hauptsächlich K5 aus Verbandskanal Prüfung von Massnahmen bei LSE Kurzfristig (0-3 Jahre) • Kapazitätsengpass K7 Einzelfälle, unbekannt Kanalfernsehaufnahmen Kurzfristig (2020) Mittelfristig (4-7 Jahre) K8 Viel Platzwasser Prüfung von Massnahmen bei LSE oder GEP2 Rückstau von überlastetem Massnahmenüberprüfung grossflächige Langfristig / Abklärun- K10 Leitungsabschnitt unterhalb Kalibervergrösserung mit Oftringen gen mit Oftringen • Lang- oder mittelfris- • Einführung Trennsystem tig (Sanierungspro- K11 Engstelle Leitungskapazität • Kalibervergrösserung jekt Bärenhubel) • Werkleitungsbau 2019/2020 • Evtl. falscher Anschluss von Liegenschaft (LS) oberhalb Umhängen LS oberhalb K12 Kurzfristig • keine Probleme aus hydr. Berechnungen ersichtlich → evtl. Ablagerungen? © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 13
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 4.4.2 Massnahmen Hochwasser An den Stellen, wo die Wechselwirkung zwischen Kanalisation und Hochwasser aus den Bä- chen genauer zu betrachten ist (HW1 + HW2), empfehlen wir eine gekoppelte Betrachtung von Kanalnetz und Bächen. Dadurch erhält man eine Aussage über die Gesamtkapazität des Systems und kann somit abschätzen, ob weitergehende Massnahmen wie ein Hochwasser- rückhalt oder ein Ausbau des Leitungssystems an kritischen Stellen notwendig sind. Viele Bachdurchlässe sind hinsichtlich Verklausungsgefahr durch Schwemmholz und Ge- schiebe anzupassen. Die als HW7 markierten Durchlässe mit zu geringer Kapazität bei Ver- klausung ergeben sich aus der Gefahrenkarte Hochwasser nach Massnahmen [21], welche parallel zum vorliegenden Projekt erarbeitet wurde. Hier sind weitere Massnahmen zu prü- fen. In den Gebieten mit Oberflächenabfluss-Problematiken (OFA 1-5) sind Modellrechnungen zur Abschätzung der anfallenden Abflussganglinien notwendig. Wo der Oberflächenabfluss ins Siedlungsgebiet fliesst, empfehlen wir mit dem Kanalisationssystem gekoppelte Modell- rechnungen, wodurch Kapazitäten bzw. Engpässe und die gegenseitige Beeinflussung auf- gezeigt werden können. Da im Rahmen der Bearbeitung des GEP 2. Generation (GEP2) inzwischen auch der Ein- fluss des Oberflächenabflusses zu berücksichtigen ist, haben diese Betrachtungen spätes- tens im Rahmen dessen Bearbeitung zu erfolgen. Konkret schlagen wir die in Tabelle 3 und Tabelle 4 aufgelisteten und in Plan Nr. L3591 / 04 abgebildeten Massnahmen zur weiteren Bearbeitung vor. Die Kostengenauigkeit beträgt +/- 30%, die angegebenen Kosten sind folglich als Grössenordnung zu verstehen. Eine allfäl- lige Subventionierung seitens Kanton und Bund ist dabei nicht berücksichtigt. © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 14
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung Tabelle 3: Übersicht über Problematik, Massnahmenvorschläge und Priorität der Massnahmenflächen Hoch- wasser Kosten Nr. Problematik Massnahmenvorschlag Priorität [CHF] • Oberflächenabfluss auf Strasse fliesst ins Sied- lungsgebiet Geländeanpassung (Fassung • Überschwemmung OFA, Überlastfall Bach) Kurzfristig, durch Verklausung der nach Detailab- HW1 Durchlässe (DL) 140'000.- klärung Hyd- • Ungünstiges Verhalten raulik im Überlastfall: einmal (HW1+HW2) über die Ufer getrete- Optimierung Einlaufbauwerke, nes Wasser fliesst nicht Durchlässe ins Gerinne zurück Detailabklärung Hydraulik Bach- system mit Kanalisation: • Bäche: Riedtalbach, Naglerbach, • Wechselwirkung HW – Altachenbach, Mühletych, Bugge- Kanalisation lilochbach HW1 + • Wechselwirkung Bäche • Regenauslässe: RA8, RA9, RA10 Kurzfristig 20'000.- HW2 untereinander GEP2 • Zusammenspiel mit Verbandska- • Bahndamm als Ab- nal flusshindernis → Definition des Handlungsbe- darfs aus Kapazität des Gesamt- systems (Retention, Ausbau) HW4: Optimierung Einlaufbau- werk: • Rückbau Landwirtschaftsbrücke • Geländemodellierung (Gerin- neaufweitung & Überlastfall) 100'000.- • Verklausung Einlauf- • Schwemmholzrechen bauwerke • Evtl. Geschieberückhalt • Überlastfall Kirchmoos • Berücksichtigung DL Kunzen- (Wasser fliesst nicht zu- badstrasse HW4 + rück ins Gerinne) HW5: Optimierung Einlaufbau- Kurzfristig HW5 • Erweiterung Bezirks- werk: schulhaus in Überflu- • Berücksichtigung der 2 DL im Zu- tungsfläche (HW+OFA) lauf für Überlastfall: evtl. Gelände- geplant modellierung / Objektschutz mit Schulhausneubau 100'000.- • Gehölzpflege im Zulaufbereich • Schwemmholzrechen • Evtl. Geschieberückhalt • Evtl. Mauererhöhung Bei allfälligen Synergien mit Ungenügende hydr. Ka- Umsetzung HW6 pazität DL unter Ge- Bachumlegung 900'000.- nach OFA2+5 bäude durch kurz- Mittelfris- tig • Verklausung Einlauf- bauwerke Prüfung Optimierung Einlaufbau- HW7 werke k.A. kurzfristig • Ungenügende hydr. Kapazität (Wissbach) © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 15
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung Tabelle 4: Übersicht über Problematik, Massnahmenvorschläge und Priorität der Massnahmenflächen Ober- flächenabfluss Kosten Nr. Problematik Massnahmenvorschlag Priorität [CHF] OFA von Bottenstei- Langfristig, OFA1 nerstrasse fliesst in Gezielte Ableitung ins Vogelbächli 20'000.- Evtl. in Kombi- Siedlungsgebiet nation mit HW4 • OFA aus angrenzen- Gekoppelte Modellberechnung dem Waldgebiet (OFA, Kanalisation): OFA 2 • Probleme Fassung & • Definition der anfallenden Ab- gezielte Ableitung flüsse • Bestimmung der Wechselwir- Kurzfristig • OFA zusätzlich zu (OFA 5 aus Sy- kungen zur Kanalisation 60'000.- HW Kirchmoos nergie mit • Variantenstudium Rückhalt, Ab- OFA2) • Erweiterung Bezirks- OFA 5 leitung schulhaus in Überflu- tungsfläche Ev. Waldbewirtschaftung mit Kan- (HW+OFA) geplant ton auf HWS auslegen. Fassung & gezielte Ab- Modellrechnung 5'000.- • Definition der anfallenden Ab- Kurzfristig (Sy- leitung von OFA aus (In Kombi- OFA 3 flüsse nergien mit angrenzenden Wiesen nation mit OFA2/5) & Waldflächen • Konzept zur Ableitung OFA2/5) Modellrechnung 5'000.- Hydr. Kapazität des • Definition der anfallenden Ab- Kurzfristig (Sy- (In Kombi- OFA 4 Einlaufbauwerks unsi- flüsse nergien mit nation mit cher OFA2/5) • Überprüfung Einlaufbauwerk OFA2/5) 4.5 NACHFÜHRUNG GEFAHRENKARTE HOCHWASSER Im Rahmen der Nachführung der Gefahrenkarte Hochwasser durch die Flussbau AG wurden einfache Primärmassnahmen definiert [21], welche die Hochwassergefährdung an einigen Stellen relativ einfach verringern. Die Massnahmen sind nachfolgend zusammengefasst und unabhängig von den hier vorgeschlagenen Massnahmen umzusetzen: • Beseitigung von Geschiebe, Schwemmholz und weiteren Ablagerungen in Bereichen der Durchlässe • Beseitigung von Abflusshindernissen wie einragenden Stöckes im Lauf des Gewäs- sers • Stabilisierung von Sohle, Einlauf- und Kolkbereichen • Optimierung der bestehenden Rechen (Vergrösserung des Stababstands) • Ev. erstellen von neuen vorgelagerten Rechen • Regulierung Stadtbach (neuer Wasserteiler Stadt-/Dorfbach) Weitere Abklärungen sind notwendig bezüglich: • Ganzheitliches Projekt Durchlass Bethge • Überprüfung von Vorhandensein und Zustand der Einläufe bzw. Eindolungen der verschiedenen Zuflüsse zum Stadtbach • Rückbau des ersten Durchlasses Vogelbächli • Schadhafte Stelle am Kaserlochbach sowie weitere Massnahmen an Kaserloch- und Dorfbach in Rücksprache mit der Gemeinde Oftringen. © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 16
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 4.6 QUALITÄTSSICHERUNG AUSTAUSCH BAUVERWALTUNG MIT FEUERWEHR • Nachführung der Schadenfälle: Die Feuerwehr übermittelt der Bauverwaltung sämtli- che Einsatzrapporte im Zusammenhang mit Hochwasser oder Kanalisationsrück- stau. • Bei der Ausarbeitung von HWS-Projekten wird die Feuerwehr bereits in der Projek- tierungsphase miteinbezogen. © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 17
Schadenfälle durch Starkniederschläge in Zofingen Situationsanalyse und Massnahmenkonzept Bauverwaltung 5 FAZIT Im Rahmen dieses Projekts konnten aufgrund von Schadensmeldungen von Versicherungen Hotspots definiert werden, die zeigen wo Handlungsbedarf in Sachen Hochwasserschutz be- steht. Dabei wurden integral die Gefahrenprozesse Hochwasser Bäche, Rückstau Kanalisa- tion und Oberflächenabfluss betrachtet. Für diese Hotspots wurden mögliche Massnahmen zusammengetragen und schliesslich ein Vorschlag für das weitere Vorgehen angegeben. Dieser sieht sowohl raumplanerische als auch bauliche Massnahmen vor, sowie weitere Untersuchungen in den Fällen, wo entspre- chende Grundlagen fehlen. Folgende Massnahmen sind dabei kurzfristig, das heisst in den nächsten drei Jahren anzu- gehen: • Weitergehende Berechnungen Hochwasserschutz/OFA (Tabelle 3 und Tabelle 4) • Weitergehende Untersuchungen Kanalisation (Tabelle 2: K1-K3) • Anpassungen Einlaufbauwerke (Tabelle 3: HW1, HW4, HW5 und HW7) • Lokale Massnahmen Kanalisation (Tabelle 2: K3, K5, K11, K12) Bei den durch die Kanalisation bedingten Hotspots werden die meisten Massnahmen wie Retention und Versickerung mittelfristig im Rahmen der Bearbeitung des GEP 2. Generation aufgenommen. Lokale Massnahmen wie die Bachumlegung um Bethge und gezielte Ableitung des Oberflä- chenabflusses vor dem Einlauf des Vogelbächli können auf mittel- bis langfristige Sicht ange- gangen werden, sofern Synergien mit umliegenden Projekten (z.B. HW4 oder der Betrach- tung von OFA2) keine vorzeitigen Massnahmen nahelegen. Eine Subventionierung durch Bund und Kanton wurde in den angegebenen Kosten nicht be- rücksichtigt, sollte aber generell möglich sein. Liestal, 09. Dezember 2019 Verfasser: Jasmin Schill, Adrian Stettler HOLINGER AG Jörn Heilig Adrian Stettler Fachbereichsleiter Wasserbau Projektleiter joern.heilig@holinger.com adrian.stettlerholinger.com 061 926 23 51 061 926 23 29 © HOLINGER AG • L3591_BE_Schadenfälle Starkniederschläge Zofingen_20191209.docx 18
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