Schafmilch und Gesundheit - Die Rolle der Milch in unserer Ernährung - Internationale Milchschaf-Fachtagung Sursee, 13.11.2010 - Emscha

 
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Schafmilch und Gesundheit - Die Rolle der Milch in unserer Ernährung - Internationale Milchschaf-Fachtagung Sursee, 13.11.2010 - Emscha
Schafmilch und Gesundheit -
Die Rolle der Milch in unserer
          Ernährung

Internationale Milchschaf-Fachtagung
          Sursee, 13.11.2010
   Bernhard Steiner, MD PhD, Médecin Adjoint, Kinderspital Luzern
Schafmilch und Gesundheit - Die Rolle der Milch in unserer Ernährung - Internationale Milchschaf-Fachtagung Sursee, 13.11.2010 - Emscha
Milch unverzichtbar oder unerträglich?

    Ernährungswissenschaftler:          Milchgegner:

    Wer von klein auf regelmässig       Milchkonsum führt zu allergischen
    Milch trinkt, tut sich und seiner   Reaktionen,    Magenkrämpfen     und
    Gesundheit etwas Gutes.             Durchfall. Milch schädige den Körper,
                                        sei ungesund und nicht für den
                                        Menschen geeignet.
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Milchgegner argumentieren häufig nicht korrekt.
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Von der Entwicklung im Ei, zur Plazenta und Milch.

                  Vögel                    166 Mio.        Säugetiere
                                                      148 Mio.

                                                            Elterliche
                                                            Prägung

         Chicken             Prototheria       Metatheria                Eutheria

                        Ei                              Plazenta
[Renfree et al. 2008]
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Die Milch der Säugetiere ist unterschiedlich.
 60

 50

 40
                   Fett
                   Protein
 30
                   Laktose

 20

 10

  0
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Die Milch der Säugetiere ist unterschiedlich.

                                  8

                                  7
                                          Mensch
  Laktosegehalt in gr. / 100 ml

                                  6
                                                       Schaf
                                  5
                                          Kuh
                                  4

                                  3

                                  2

                                  1

                                  0
                                      0   2        4     6         8        10       12   14   16   18
                                                          Proteingehalt in gr. / 100 ml
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Allergien eine moderne Krankheit?

                           Das klinische Erscheinungsbild der
                           Neurodermitis wurde erstmals
                           1808 vom englischen Arzt Robert
                           Willan beschrieben.
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Allergien werden weltweit häufiger.

[Eder et al. 2006]
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Wissenschaftliche Arbeiten über Milchallergie.

                          250

                          200
   Anzahl Publikationen

                          150

                          100

                           50

                            0
                            1940   1950   1960   1970   1980   1990   2000   2010   2020

                                                        Jahr
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Milch und das Allergierisiko gegen Milchproteine.
   Die Kuhmilchunverträglichkeit gegen:
    − 82 % beta-Laktoglobulin
    − 43 % Caseinen
    − 41 % alpha-Laktalbumin
    − 27 % Immunglobulinen
    − 18 % Serumalbumin

   Unverträglichkeitspotential der Schafmilch gleich
    hoch wie bei Kuhmilch.

   Wissenschaftlich ist nicht geklärt ob die bessere
    Verdaulichkeit der Schafmilch einen protektiven
    Effekt hat.
Milchallergie bei Kleinkindern

     Die Kuhmilchallergie ist bei Säuglingen und
      Kleinkindern die häufigste Nahrungsmittelallergie.

     Rund 2 Prozent der Babies sind davon betroffen.

     Kuhmilch ist allerdings auch eines der ersten
      Nahrungsmittel, das Kleinkinder nach der
      Muttermilch zu sich nehmen.

     Daher ist es umso auffälliger, wenn es negative
      Reaktionen auslöst.
Wieso entsteht Milchallergie bei Kleinkindern?

  Bei Säuglingen bis zum achten Monat ist das Immun-
   und Verdauungssystem noch nicht voll entwickelt.

  Die Fremd-Eiweisse       können    nicht   vollständig
   abgebaut werden.

  Allergisch veranlagte Kinder können sich deshalb
   besonders leicht auf Kuhmilch sensibilisieren.

  Die dabei von ihrem Immunsystem gebildeten
   Milcheiweiss-Antikörper lösen bei jedem weiteren
   Kontakt mit Milch eine allergische Reaktion aus.
Typische Symptome einer Milchallergie bei Kindern
   Hautausschläge im Gesicht

   Nesselfieber

   Bauchkrämpfe

   Atembeschwerden
Wie kann sich eine Milchallergie zeigen?
 Atopische Dermatitis / Neurodermitis
Wie wird eine Milchallergie diagnostiziert?

 1) Mittels Haut- oder Pricktest
Wie wird eine Milchallergie diagnostiziert?
 2.) Mittels Blutentnahme: «RAST»-Test
Was tun bei Milchallergie bei Kleinkindern?

    Ist ein Kleinkind allergisch auf Kuhmilch, muss es
     gänzlich darauf verzichten.

    80 bis 90 Prozent der Kleinkinder verlieren bis zu
     ihrem dritten Lebensjahr ihre Milchallergie jedoch
     allmählich wieder.

    Als Erwachsene haben sie meist keine Probleme
     mehr mit Milch und Milchprodukten.

    Etwa 90 % der Kinder mit Kuhmilchallergie sind
     auch allergisch auf Schaf- oder Ziegenmilch.
Die Laktose (Milchzucker).

         Laktose   +   Wasser    =     Galaktose + Glukose

 Der Milchzucker (Laktose) ist eine Zuckerart, die nur in der Milch
 vorkommt. Er ist aus den beiden Einfachzuckern Glukose (Trauben-
 zucker) und Galaktose aufgebaut.
Die Verdauung der Laktose.
  Der Milchzucker muss zuerst mit Hilfe des Verdauungs-
     enzyms Laktase gespalten werden.

  Fehlt die Laktase, gelangt der Milchzucker in den
   Dickdarm, wo er den dortigen Bakterien als Nahrung
   dient.
  Dabei kommt es unter anderem zu Blähungen, Magen-
   krämpfen und Durchfall.
Das Problem der Erwachsenen mit der Laktose.
  Bei Kleinkindern während der Stillzeit ist die
     Produktion des Verdauungsenzyms Laktase voll
     ausgeprägt.

  Dass es bis ins Erwachsenenalter weiter produziert
   wird, ist eine genetisch recht «junge», nur rund 6000
   Jahre alte Entwicklung.

  Erwachsene, die heutzutage beim Verzehr von Milch
   und Milchprodukten Beschwerden bekommen,
   könnten an einer Milchzuckerunverträglichkeit leiden.

  Sie haben weitgehend oder ganz aufgehört, das Enzym
   Laktase zu bilden.
Haben Milchtrinker einen Selektionsvorteil?
Die Milchwirtschaft entstand vor 9000 Jahren.

  Erste Domestikation von Schafen und Ziegen geschah im
   Bereich des «Fruchtbaren Halbmond» vor 9000 Jahren.
  Schon die Hirtenvölker des Altertums produzierten
   Schafmilch.
  Bibel: Opferlämmern – die Lämmer wurden früh
   geschlachtet, um das Mutterschaf melken zu können.
Ablauf der Besiedelung Europas.
Die ersten europäischen Bauern waren laktoseintolerant.

          Frühe Fundorte: 5800-5000 vor Christus.
[Burger et al. 2007]
Milchwirtschaft: Co-Evolution von Kultur und Gesundheit.

 70 Europäische Rinderrassen wurden auf genetische Varianten in den
 6 wichtigsten Milcheiweissen analysiert.
[Beja-Perreira et al. 2003]
Milchwirtschaft: Co-Evolution von Kultur und Gesundheit.

     Genvarianz der Rinderrassen                          Laktosetoleranz

       Hohe genetische Varianz                   Bevölkerung ist meist laktosetolerant.
       =
       ursprüngliche, alte Milchwirtschaftsge-   Siedlungsgebiete der «Trichterbecher»-
       biete.                                    Kultur
[Beja-Perreira et al. 2003]
Wie wird Laktoseintoleranz diagnostiziert?

                     H2-Atemtest
Was tun bei Laktoseintoleranz?
  Wer unter einer Laktoseintoleranz leidet, muss nicht
   gänzlich auf Milch und Milchprodukte verzichten.

  Finden Sie ihre individuell gut tolerierte Menge an
   Milch oder Milchprodukten durch langsames Steigern
   der Portionsgrössen selber heraus.

  Führen Sie zum Beispiel ein Esstagebuch über Menge
   und Art des konsumierten Produkts.

  Milch und Milchprodukte werden besser vertragen,
   wenn sie regelmässig über den Tag verteilt und als
   Bestandteil einer Mahlzeit.
Was darf man essen bei Laktoseintoleranz?
  Problematisch.     Kleine Mengen.     Unbedenklich.
Wie wird Laktoseintoleranz vererbt?

                                                            Genetische Variante:
                                                         –13910 C/T im Laktase Gen

  Genotyp T/T:                Genotyp T/C:                Genotyp C/C:
  Keine genetische Laktose-   Selten primärer Laktase-    Genetische Anlage zu
  intoleranz.                 mangel, oft kompensiert.    primärem Laktaseman-
                              Klinische Symptome meist    gel nachgewiesen.
                              mild.
Häufigkeit der genetischen Variante für Laktosetoleranz.

[Itan et al. 2010]
Nomadische Völker als gute Laktoseabsorber.

 Hirtenstämme aus Afrika

   Arabische Beduinen
Genetik der Laktosetoleranz doch komplexer.

      Genetische Laktosetoleranz

                                   Klinische Laktosetoleranz

[Itan et al. 2010]
Warum wird Milch sonst noch schlecht ertragen?

 Histaminintoleranz:           Hart- und Schimmelkäse.

 Fettverdauungsstörung:        Fettreiche Milchprodukte.
 (Cholelithiasis)

 Ösophagusreflux, Gastritis:   Trinkmilch.
Milch – Fette und Verdaulichkeit.

   Milchfett liegt als Fettemulsion vor und kann
    als ganzes Fettkügelchen aufgenommen
    werden. Durchschnittsgröße der Fettkügel-
    chen:
    − Schafmilch 3.30 μm
    − Ziegenmilch 3.49 μm
    − Kuhmilch 4.55 μm

   Geschwindigkeit und Ausmaß der Resorption.

   Die Verdaulichkeit der Milch ist im Vergleich zu
    anderen Nahrungsfetten und -ölen sehr hoch.
Milch – Fette und Verdaulichkeit.

                   Schaf            Kuh
Milch und Cholesterin.
   Generell ist der Gehalt an Cholesterin in
    Milchfett gering.
   Milch- und Milchprodukte tragen nicht
    entscheidend zur Cholesterinaufnahme bei.
   Eine der aktuellsten und bisher grössten
    Übersichtsstudien ergab, dass Milchtrinker kein
    erhöhtes Risiko für Erkrankungen der
    Herzkranzgefässe aufweisen.
   Mehrfach ungesättigte Fettsäuren haben
    zudem eine senkende Wirkung auf den
    Cholesterinspiegel.
Milch und Übergewicht.
  Milch liefert im Verhältnis zur Energie sehr viele
   wertvolle Nährstoffe.
  Fettreduzierte Milch enthält gleich viele
   Mineralstoffe und wasserlösliche Vitamine wie
   Vollmilch.
  Der Gehalt an fettlöslichen Vitaminen A, D und
   E bei der teilentrahmten Milch ist reduziert, bei
   Magermilch fehlen sie gänzlich.
  Ein Glas Milchdrink mit einem Fettgehalt von
   2,7 % liefert nur 18 kcal weniger als dieselbe
   Menge Vollmilch.
Milch und die starken Knochen.

  3 Portionen Milchprodukte jeden Tag decken fast
   100% des Calcium-Bedarfs.

  Das Vitamin D der Milch verstärken die Aufnahme
   von Calcium im Darm.

  Ebenso die Laktose.

  Mehrere Studien belegen, dass die Kombination von
   Calcium, Laktose und Vitamin D den Aufbau der
   Knochen positiv beeinflussen.
Wie unterscheidet sich die Kuh- von der Schafmilch?

  Schafsmilch ist ernährungsphysiologisch wahr-
  scheinlich die beste Milch unter den Wiederkäuern:

   Hoher Gehalt an Mineralien und Spurenelementen:
    − Calcium, Eisen, Kupfer, Mangan, Zink

   Hoher Gehalt an mehrfach ungesättigten
    Fettsäuren (abhängig von Jahreszeit und Nahrung).

   Hoher Gehalt der fettlöslichen Vitaminen (A, D, E)
    und der B-Vitamine.
Wieviel Milch ist gesund?

  Nichts ist Gift und alles ist Gift ... allein die
  Dosis macht es aus.

  (Paracelsus, 1493-1541).
Wieviel Milch ist gesund?

                               3 Portionen
                               Milch pro Tag

 Deckt Grossteil des Tagesbedarfs an: Calcium, Vitaminen
 A, D und E, B2 und B12, sowie zahlreicher
 Spurenelemente.
Fragen?
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