School Lissabon Der erste afrikanisch-iberische Atlantik und die Erfindung des transatlantischen Sklavenhandels auf den Kapverden

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School Lissabon Der erste afrikanisch-iberische Atlantik und die Erfindung des transatlantischen Sklavenhandels auf den Kapverden
Master of Advanced Studies in Applied History

School Lissabon
Der erste afrikanisch-iberische Atlantik und die Erfindung
des transatlantischen Sklavenhandels auf den Kapverden

                                                                                                                    Zeitraum:
                                                                                                     2. bis 7. September 2020
                                                                                              (Anreise am 1. September 2020,
                                                                                             Rückkehr am 8. September 2020)

                                                                                                                         Orte:
                                                                                               Lissabon, Setubal, Lagos, Evora

                                                                                                                Modulkosten:
                                                                                                              980 CHF Alumni
                                                                                                      1240 CHF Förderverein
                                                                                          1150 CHF Teilnehmer im Curriculum
                                                                                                        als zusätzliche School
                                                                                                1650 CHF Externe Teilnehmer
In der School steht der Beginn der so genannten «europäischen Expansion» (1400 –
um 1640) und die Schaffung des Sklaverei-Atlantiks (1400 – 1900) im Zentrum. Lissabon            inkl. Eintritte in die Museen,
                                                                                               Vorbereitungsliteratur und ein
und speziell der frühere Fischer- und Seeleute-Ort Belém waren die europäischen Start-             gemeinsames Abendessen
linien dieser Expansion. Lissabon war zugleich eine Drehscheibe des von Genuesen,
                                                                                                      exkl. An- und Abreise,
Florentinern und Venezianern dominierten Mittelmeer-Atlantik-Nordwesteuropa-                     Übernachtungen, Transfers,
Handels. Es ging zunächst um die Kontrolle des Meeresgebietes zwischen dem Süd-               Kaffeepausen und Mittagessen
Westen (Algarve) der iberischen Halbinsel und dem Nordwesten Marokkos (des                                       Koordination:
arabischen «Wilden Westens» in Nordafrika) ausserhalb der Meerenge von Gibraltar.                     Prof. Dr. Michael Zeuske
                                                                                                       Prof. Dr. Christian Cwik

Seit 1415 kam die Besetzung / Eroberung maurischer Städte und Endpunkte des Han-                                  Begleitung:
dels / Goldhandels, die zugleich Sklavenhandelszentren waren, hinzu, verbunden                                 Janina Gruhner

mit dem Versuch, iberisch-christlich kontrollierte Territorien nach Nordafrika auszu-                           Anmeldefrist:
dehnen. Seit der Eroberung Konstantinopels durch die islamischen Osmanen kam                                     30. Juli 2020

mehr und mehr die Expansion in das subsaharische Afrika und die Umrundung                                Kontaktperson für
Afrika auf dem Weg nach Indien (worunter ganz Asien, inklusive China und Japan                    Anmeldung und Auskünfte
                                                                                                            Janina Gruhner
verstanden wurden) ins Spiel; seit 1493 (Rückkehr Kolumbus) auch in massiver Kon-                   janina.gruhner@uzh.ch
kurrenz zu Sevilla in Andalusien / Spanien. An den subsaharischen Küsten Westafrikas
                                                                                                            Universität Zürich
konnten die Iberer keinerlei Landeroberungen oder gar Expansionen machen. Sie
                                                                                                         Historisches Seminar
blieben immer Junior-Partner afrikanischer Eliten, die sie als Transporteure, Militärs                   MAS Applied History
oder Priester in ihre Dienste nahmen und meist mit Kriegsgefangenen (cativos) und                           Culmannstrasse 1
                                                                                                                  8006 Zürich
Versklavten finanzierten. So lernten die Iberer, die Sklaverei in den iberischen König-
reichen vor allem als Haussklaverei von weiblichen Versklavten sowie Hafensklaverei                 Tel: +41 (0)44 634 4797
                                                                                                www.mas-applied-history.ch
(sowie muslimische Garten-Sklaverei) kannten, neue Formen der Sklaverei als massive
Kapitalisierung menschlicher Körper kennen. Die Iberer konnten nur einige unbe-
wohnte Inselgruppen mit Hilfe afrikanischer Versklavter, sephardisch-neuchristlicher
Verbannter und ihrer Nachkommen unter ihre Kontrolle bringen. Die wichtigsten
waren die Kapverden (vor allem Santiago) und São Tomé (neben den im Wesentlichen
spanischen Kanaren). Ribeira Grande auf Santiago (heute: Cidade Velha) wurde zur
ersten Sklavenhandelsstadt der europäischen Expansion.

Die Koordination der 8-tägigen Reise nach Lissabon und auf die Kapverden liegt bei
Prof. Dr. Michael Zeuske (Senior Research Professor am Bonn Center for Dependency
and Slavery Studies / Universität Bonn), unterstützt von Prof. Dr. Christian Cwik
(Zentrum für inter-amerikanische Studien / Universität Graz).
School Lissabon Der erste afrikanisch-iberische Atlantik und die Erfindung des transatlantischen Sklavenhandels auf den Kapverden
Summerschool Lissabon

Programm

Forte Real de São Filipe (gebaut 1587 – 1593 unter Philipp II. von Spanien)   Geschützbastion des Forte Real de São Filipe mit Sicht auf den Atlantik.
oberhalb von Ribeira Grande (Cidade Velha). Die Fortanlage ist Teil eines     Der Bau der mächtigen Befestigungsanlage war eine Reaktion auf den
Verteidigungsringes, der weitere sechs kleinere Befestigungen an der Küste    englischen Angriff durch Sir Francis Drake während des Spanisch-Englischen
sowie den Hafen von Ribeira Grande miteinschliesst.                           Krieges im November 1585. Das drei Basteien umfassende Forte Real de São
                                                                              Filipe wurde von den Bauingeneuren Filippo Terzi und João Nunes errichtet.

Die Seminare und Exkursionen in und um Lissabon (Belém)                       Mittwoch, 2. September 2020
sowie in Praia / Cidade Velha (historisch: Ribeira Grande)                    Lissabon
und auf der Kapverden-Insel Santiago gehen den Spuren des
ersten afrikanisch-iberischen Atlantiks, der zugleich der                     10 – 12.30 Uhr (Hotel) Beziehungen Portugals zu Europa mit
Beginn und Ausgangsraum des Sklaverei-Atlantiks und der                       besonderer Berücksichtigung der italienischen Gebiete I
transatlantischen Sklaverei (1400 – 1900) war, nach.                          (Genua, Venedig, Florenz) und des Mittelmeerraumes.
Themenschwerpunkte werden der Atlantik als Zentralraum                        (Prof. Dr. Christian Cwik)
der Globalgeschichte, die Akteure der Expansion (Krone,                       14 – 16 Uhr (Hotel) Beziehungen Portugals zu Europa mit
Adel, Kirche, Kaufleute, Finanziers, Kapitäne, Mannschaften,                  besonderer Berücksichtigung der italienischen Gebiete II
Schiffe, Schmuggler, Razzien-Kaufleute) und ihre politischen                   (Genua, Venedig, Florenz) und der sephardischen
(Kolonialismus) und kulturellen (Transkulturation) Folgen                     Kaufleute Lissabons. (Prof. Dr. Christian Cwik)
sowie neue Formen des Handels / Sklavenhandels sein;                          16.30 – 18.30 Uhr (Hotel) Die Historiker-Debatte um die
Wissensgeschichte (Karten, Orientierung / Navigation,                         sephardischen Kaufleute Portugals und der iberischen
Schiffbau, aber auch Religion) spielen dabei ein wichtige Rolle.               Halbinsel sowie des Atlantischen Raumes. (Prof. Dr. Christian Cwik)

                                                                              Donnerstag, 3. September 2020
Dienstag, 1. September 2020                                                   Lissabon – Setubal
Zürich – Lissabon
                                                                              10 – 14 Uhr Besichtigung / Walking Lecture in Lissabon
Am Mittag individuelle Anreise mit Swiss / TAP-Portugal                       (Belém): «Portugal als ‹Pfadfinder Europas› im
18 Uhr Beginn der School mit Begrüssung und                                   atlantischen Raum und der Hafen von Belém».
18 – 20 Uhr Abendvortrag im Hotel Einführung in die                           (Prof. Dr. Michael Zeuske / Prof. Dr. Christian Cwik)
Geschichte des afrikanisch-iberischen Atlantiks.                              15 – 16.30 Uhr (Hotel) Lecture: Die europäischen Schiffe
(Prof. Dr. Michael Zeuske)                                                    des Atlantiks mit besonderer Berücksichtigung
                                                                              der Sklavenschiffe. (Prof. Dr. Michael Zeuske)
                                                                              18 – 19.30 Uhr Busfahrt von Lissabon nach Setubal
                                                                              (Fahrzeit ca. 1.30h) / Übernachtung in Setubal (Hotel)
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Summerschool Lissabon

                                                                         Sonntag, 6. September 2020
                                                                         Lagos

                                                                         9 – 10 Uhr Fahrt von Lagos nach Sagres
                                                                         und Cabo de São Vicente (Fahrtzeit: 1.30h)
                                                                         10.30 – 12.30 Uhr Besichtigung / Walking Lecture: «Sagres
                                                                         und seine Seefahrerschule und die Festung Sagres:
                                                                         Sklavenmärkte und Sklavenhandel.»
                                                                         (Prof. Dr. Michael Zeuske / Prof. Dr. Christian Cwik)
                                                                         14 – 16.30 Uhr Besichtigung / Walking Lecture: «Das Ende
                                                                         der Welt: Das Cabo de São Vicente und seine Funktion
                                                                         im Spiegel der Zeit» (Prof. Dr. Michael Zeuske / Prof. Dr. Christian Cwik)
                                                                         16.30 – 19.30 Uhr Fahrt vom Cabo de São Vicente
Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen) in Belém/Lissabon   nach Evora / Übernachtung in Evora (Hotel)
am Ufer des Flusses Tero.

Freitag, 4. September 2020                                               Montag, 7. September 2020
Setubal – Lagos                                                          Evora
9 – 12 Uhr Hafen- und Fortbesichtigung Setubals /
Walking Lecture: «Der Einfluss der Christusorden                         9 – 12 Uhr Besichtigung / Walking Lecture in Evora:
für die Seefahrt im Kontext atlantischer Sklaverei»                      «Auf den Spuren der Inqusition durch Evora»
(Prof. Dr. Michael Zeuske / Prof. Dr. Christian Cwik)                    (Prof. Dr. Michael Zeuske / Prof. Dr. Christian Cwik)
13.30 – 15 Uhr Busfahrt von Setubal nach Sines                           14 – 15.30 Uhr (Hotel) «Die portugiesische ‹Nation› (Sepharden)
(Fahrzeit ca. 1.30h)                                                     und der Beginn des atlantischen Sklavenhandels».
15 – 16.30 Uhr Hafen- und Fortbesichtigung in Sines /                    (Prof. Dr. Christian Cwik)
Walking Lecture: «Vasco da Gama und der Aufstieg                         16 – 17.30 Uhr (Hotel) «Versklavte und Sklaverei in Afrika
Portugals zur maritimen Weltmacht»                                       und das Kapital menschlicher Körper. (Prof. Dr. Michael Zeuske)
(Prof. Dr. Michael Zeuske / Prof. Dr. Christian Cwik)                    18 – 19.30 Uhr (Hotel) «Portugiesen» (auch Lançados und
16.30 – 18 Uhr Busfahrt von Sines nach Lagos                             Tangomãos / Sepharden, Atlantikkreolen und afrikanische
(Fahrtzeit ca. 2.30h) / Übernachtung in Lagos (Hotel)                    Eliten / Versklavte. (Prof. Dr. Christian Cwik) / Übernachtung in
                                                                         Evora (Hotel)

Samstag, 5. September 2020
Lagos                                                                    Dienstag, 8. September 2020
                                                                         Evora – Lissabon - Zürich
10 – 12.30 Uhr (Hotel) «Die iberisch-portugiesischen
Insel-Kolonien an den atlantischen Küsten Westafrikas.»                  Evora – Lissabon: (Fahrtzeit: 1.15h)
(Prof. Dr. Michael Zeuske )                                              anschliessend individueller Weiterflug
14 – 16 Uhr (Hotel) «Praia und der Handel mit Guiné –                    nach Zürich, zum Beispiel:
Lançados und Tangomãos.» (Prof. Dr. Michael Zeuske )                     8.40 Uhr Abflug von Lissabon
16.30 – 19 Uhr «Besichtigung / Walking Lecture in Lagos:                 12.25 Uhr Landung in Zürich
Die Bedeutung der Algarve für die afrikanische
Expansion Portugals.» (Prof. Dr. Christian Cwik ) / Übernachtung
in Lagos (Hotel)
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        Kurzbiographien der Dozenten

        Prof. Dr. Michael Zeuske                                                                        Prof. Dr. Christian Cwik
        Nach der Berufsausbildung mit Abitur               Zeuske war mehrfach Visiting Fellow an       Christian Cwik studierte Geschichte und
        als Agrotechniker in Neuenhagen bei                Universitäten in den USA (Indiana,           Philosophie an der Universität Wien. Seit
        Berlin studierte Zeuske an der Universi-           Bloomington, Yale, New Haven, Michi-         1992 forscht er historisch zu Lateiname-
        tät Leipzig Philosophie und Geschichte             gan, Ann Arbor) und führte seit 1993         rika und der Karibik. Seit 2000 lebt und
        mit Schwerpunkt der Geschichte Spani-              umfangreiche Feldforschungen zur Ge-         arbeitet Christian Cwik, abgesehen von
        ens und Lateinamerikas, wo er 1984 auch            schichte der Sklaven auf Kuba und in         einigen Unterbrechungen, als Professor
        promoviert wurde. Sein Interesse galt              Venezuela durch. Er ist Spezialist für die   für lateinamerikanische und karibische
        damals der Geschichte Venezuelas zu                Geschichte Lateinamerikas, die Ge-           Geschichte in Venezuela, Kolumbien,
        Zeiten des Befreiungskämpfers Simón                schichte des Atlantiks, die Geschichte       Kuba, Trinidad und Tobago, Barbados
        Bolívar. Da Venezuela jedoch als nicht-            der Sklaven und der Sklavenhändler           und Curacao. Er ist Vizepräsident der
        sozialistisches Ausland galt, konnte er            sowie die Geschichte Kubas, Venezuelas       Vereinigung lateinamerikanischer und
        für seine Studien nur nach Kuba reisen.            und der Karibik. Seit 2005 forscht Zeuske    karibischer Historiker (ADHILAC) und
        1991 habilitierte er sich ebenfalls in Leip-       auch zu atlantischem Sklavenhandel           Herausgeber sowie Mitherausgeber
        zig mit einer Arbeit über Simón Bolívar            und Menschenschmuggel sowie Skla-            mehrere Fachzeitschriften in den Ameri-
        und die Hegemonie in der Unabhängig-               venschiffen (La Amistad) im 19. Jahr-        kas und Europa. Zu seinen Forschungs-
        keitsbewegung Spanisch-Amerikas. Von               hundert. Michael Zeuske war von Sep-         bereichen zählen der frühe atlantische
        1992 bis 1993 war er Professor für Ver-            tember bis Dezember 2015 als Fellow des      Sklavenhandel, frühneuzeitliche jüdi-
        gleichende Geschichte / Ibero-Amerika              Chinesisch-Deutschen Wissenschafts-          sche und neuchristliche Diaspora in die
        an der Universität Leipzig. 1993 wurde             forums an der BeiDa Uni (Peking Uni-         Amerikas, indigener und afroamerikani-
        er auf einen Lehrstuhl für Iberische und           versity) in Beijing und Macao tätig.         scher Widerstand, amerikanische Proto-
        Lateinamerikanische Geschichte an der              2018 – 2019 war Zeuske Professor für         staaten sowie Themen die Shoa in Latein-
        Universität zu Köln berufen. Diesen                Geschichte an der Universidad de la          amerika und der Karibik betreffend.
        hatte er bis Februar 2018, als er in den           Habana; seit August 2019 ist er Senior       Neben seinen zahlreichen Publikationen
        Ruhestand trat, inne.                              Research Professor an der Universität        (Monografien, Sammelbänden, Hand-
                                                           Bonn.                                        bücher) hielt Christian Cwik Vorträge in
                                                                                                        den USA u.a. in Harvard, Yale, Columbia
                                                                                                        und der Johns Hopkins University. Seine
                                                                                                        aktuellen Forschungen beschäftigen sich
                                                                                                        mit genuesischen Sklavenhändlern im
                                                                                                        frühen Atlantik, 1450 – 1530).

                                                                                                                                        Impressum:
                                                                                                                           © 2020 Universität Zürich

                                                                                                                                     Herausgeberin:
                                                                                                                                   Universität Zürich
                                                                                                                                Historisches Seminar
                                                                                                                                MAS Applied History

                                                                                                                                           Redaktion:
                                                                                                                                       Janina Gruhner

                                                                                                                                                 Bilder:
                                                                                                                         Prof. Dr. Michael Zeuske und
                                                                                                                               Prof. Dr. Christian Cwik

Mosteiro dos Jerónimos (auch Mosteiro de Belém; deutsch Hieronymitenkloster)                                                            Gestaltung:
mit Marine-Museum in Belém/Lissabon.                                                                                         TGG Hafen Senn Stieger
School Lissabon Der erste afrikanisch-iberische Atlantik und die Erfindung des transatlantischen Sklavenhandels auf den Kapverden
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