SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 - Wir schaffen Vertrauen - Die Corona-Krise und die deutsche Wirtschaft

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SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 - Wir schaffen Vertrauen - Die Corona-Krise und die deutsche Wirtschaft
SCHUFA Risiko- und
Kredit-Kompass 2020
Die Corona-Krise und die deutsche Wirtschaft

Wir schaffen Vertrauen
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Kredit-Kompass 2020
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Inhaltsverzeichnis   3

Inhaltsverzeichnis

SCHUFA Holding AG                                                                4

Vorwort5

Ergebnisse im Überblick                                                          6
    Kapitel 1: ­Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie    6
    Kapitel 2: Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie    6
    Kapitel 3: Private Kreditaufnahme 2019                                       7
    Kapitel 4: Risiken der privaten Kreditaufnahme 2019                          7
    Die Chronik der Corona-Krise 2020                                            8

1   Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie                9
    Private Kreditaufnahme in den ersten drei Quartalen 2020                    10
    Finanzverhalten in Corona-Zeiten                                            13
    Stimmungslage in der Pandemie                                               16

2   Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie             18
    Kreditaufnahme in den ersten drei Quartalen 2020                            19
    Die berufliche und wirtschaftliche Situation von
    Soloselbständigen und Kleinstunternehmern                                   25

3   Private Kreditaufnahme 2019                                                 30
    Repräsentative Auswertungen auf Basis der SCHUFA-Daten                      30
    Einleitung30
    Trends der privaten Kreditaufnahme                                          31
    Zahlungsstörungen im regionalen Vergleich                                   43
    Fazit47

4   Risiken der privaten Kreditaufnahme                                         48
    Einleitung48
    Das SCHUFA-Risikomodell                                                     48
    Der SCHUFA-Privatverschuldungsindex (PVI)                                   51
    Fazit53

5   Glossar                                                                     62

SCHUFA Kredit-Kompass                                                           65
    Empirische Indikatoren der privaten Kreditaufnahme in Deutschland           65

Impressum66
SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 - Wir schaffen Vertrauen - Die Corona-Krise und die deutsche Wirtschaft
4   SCHUFA Holding AG

SCHUFA Holding AG

                        Zahlen, Daten & Fakten

                         Der Datenbestand der SCHUFA umfasst eine Milliarde Informationen zu
                          67,9 Millionen n
                                         ­ atürlichen Personen und 6 Millionen U
                                                                               ­ nternehmen.

                         Pro Tag erteilt die SCHUFA rund 460.000 Auskünfte an Vertragspartner­
                          unternehmen und Verbraucher.

                         10.000 Firmenkunden aus Kreditwirtschaft, Handel und Dienstleistungen sind
                          als Vertragspartner angeschlossen.

                         2,2 Millionen Verbraucher nutzen die SCHUFA als Privatkunden über das Online-
                          Portal ­www.meineSCHUFA.de.

                         Zu 90,9 Prozent der Verbraucher liegen ­ausschließlich positive Informationen vor.

                         97,9 Prozent aller Konsumentenkredite ­werden ordnungsgemäß zurückgezahlt.
SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 - Wir schaffen Vertrauen - Die Corona-Krise und die deutsche Wirtschaft
Vorwort   5

Vorwort

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

ich freue mich, Ihnen den SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 zu präsentieren.
In den vergangenen Wochen haben uns immer wieder Anfragen erreicht, wann endlich
die diesjährige Kredit-Kompass-Ausgabe herauskäme. Dies zeigt uns, dass der SCHUFA
Risiko- und Kredit-Kompass mit seinen Analysen in den vergangenen Jahren für viele
Organisationen, Behörden und die Politik zu einer wichtigen Publikation geworden ist,
die das Konsum- und Kreditverhalten der deutschen Verbraucher sowie Trends in der
­Verschuldung abbildet.

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Ausgabe traf die Corona-Krise Deutschland – und
Europa – mit voller Wucht. Der Lockdown und die sich eintrübende wirtschaftliche
­Situation haben sich auf das Alltagsleben der Verbraucher und damit zum einen auf den
­privaten Konsum, zum anderen auf die Kreditaufnahme ausgewirkt. Diese Entwicklungen
­wollten wir in die Analysen miteinbeziehen. Die vorliegende Publikation umfasst daher
neben den Auswertungen mit Bezug auf das Gesamtjahr 2019 auch Analysen zu den
­ersten drei Quartalen 2020. Eine repräsentative Befragung bildet zudem das Stimmungs-
bild der Verbraucher ab. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich die Konsum- und Kredit-
wirtschaft im Jahr 2020 bislang als sehr robust erwiesen hat: Nach dem ersten Lockdown
ist es weder zu einem signifikanten Anstieg der Zahlungsstörungen oder ausgefallenen
Ratenkrediten gekommen, noch kann man umgekehrt von einer Kreditklemme sprechen.
Die weitere Entwicklung hängt m
                              ­ aßgeblich vom künftigen Verlauf der Corona-Pandemie
ab und davon, wie deutsche Unternehmen deren Folgen bewältigen können.

Für den diesjährigen SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass haben wir – dies stellt eine
­Neuerung dar – Soloselbständige sowie Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer
befragt und mit Analysen der SCHUFA-eigenen Daten zu Kleingewerbetreibenden,
­Freiberuflern und eingetragenen Kaufleuten ergänzt, denn sie sind von den Folgen der
Corona-Pandemie besonders betroffen. Hier zeigt sich die Widerstandsfähigkeit der
­deutschen Wirtschaft: Trotz einer verschlechterten Auftragslage konnte die ganz über­
wiegende Mehrheit der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer die ersten
Monate der Krise bewältigen und schätzt die eigene Zukunft als sicher ein. Eine Zunahme
der Zahlungsstörungen ist in den ersten drei Quartalen 2020 ebenfalls nicht erkennbar.
Doch die Entwicklung der Corona-Krise und deren wirtschaftliche Folgen sind hochdyna-
misch. Wir halten Sie auf dem Laufenden: Besuchen Sie unser SCHUFA-Themenportal
oder folgen Sie uns auf Twitter.

Ihr

Dr. Ole Schröder
Mitglied des Vorstandes der SCHUFA Holding AG
6   Ergebnisse im Überblick

Ergebnisse im Überblick

                              Kapitel 1:
                              ­Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der
                               Corona-Pandemie

                              Die Analyse ausgewählter Daten aus dem SCHUFA-Datenbestand verdeutlicht, dass der
                              befürchtete Anstieg von Ausfällen bei Ratenkrediten bislang ausblieb. Auch in Zeiten der
                              Corona-Pandemie zahlen die Verbraucher unverändert und zu einem ganz überwiegen-
                              den Teil ihre Ratenkredite pünktlich und im vollen Umfang zurück. Die Kreditausfallrate
                              lag Ende des dritten Quartals 2020 bei 2,1 Prozent. Entsprechend der guten Zahlungs­
                              moral der Verbraucher sind auch bei den von den Vertragspartnern der SCHUFA neu
                              ­eingemeldeten Personen mit Zahlungsstörungen in den ersten neun Monaten 2020 keine
                              signifikanten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Die Verbraucher in
                              Deutschland haben ihr Kaufverhalten an die Pandemiesituation angepasst und im Ver-
                              gleich mit 2019 das Einkaufen deutlich ins Internet verlagert.

                              Eine exklusive, onlinebasierte Panelbefragung im Auftrag der SCHUFA Holding AG zeigt,
                              dass sich die Pandemie bei knapp zwei Dritteln der befragten Verbraucher bislang nicht
                              negativ auf das Haushaltseinkommen ausgewirkt hat. Gleichwohl passen die Verbraucher
                              ihr Finanzverhalten an die Pandemiesituation an. Mehr als jeder dritte Verbraucher hat
                              Corona-bedingt bereits im Vorfeld geplante größere Anschaffung verschoben. 28 Prozent
                              überbrücken finanzielle Engpässe mit Rücklagen. Mehr als die Hälfte der Befragten macht
                              sich allerdings Sorgen um die eigene Zukunft. Dennoch gibt sich die Mehrheit der befrag-
                              ten Berufstätigen optimistisch: Insgesamt 82 Prozent denken, dass sie sehr sicher bezie-
                              hungsweise eher sicher vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes sind.

                              Kapitel 2:
                              Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der
                              Corona-Pandemie

                              Die Betrachtung ausgewählter Daten aus dem SCHUFA-Datenbestand für Gewerbetrei-
                              bende, Freiberufler und eingetragene Kaufleute zeigt, dass sich durch die Corona-Pande-
                              mie die vertragsgemäße Bedienung von Krediten bislang nicht verändert hat. In den
                              ­ersten drei Quartalen 2020 sank der Anteil der Gewerbetreibenden, Freiberufler oder
                              ­eingetragenen Kaufleute mit mindestens einem Negativmerkmal von 10,3 Prozent im
                              Januar auf 10,1 Prozent im September. Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie im März
                              2020 ist ein deutlicher Anstieg der Anfragen von Finan­zierungsinstituten bei der SCHUFA
                              infolge von Kreditanfragen von Gewerbetreibenden, F­ reiberuflern und eingetragenen
                              Kaufleuten festzustellen. Staatliche Kreditprogramme s­ ollen die besonders von den wirt-
                              schaftlichen Folgen der Pandemie betroffenen Unter­nehmen unterstützen. Bis Ende Sep-
                              tember 2020 hat die SCHUFA 29.685 B2B-Förder­kreditauskünfte erteilt, die für Anträge
Ergebnisse im Überblick   7

bei verschiedenen staatlichen Kreditprogrammen verwendet w
                                                         ­ urden. Auch wenn es in der
ersten Hälfte des Jahres 2020 mehrere Insolvenzen größerer Unternehmen gab, ging die
Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den ersten drei Quartalen 2020 insgesamt und
auch bei den hier betrachteten Kleinstunternehmen zurück. Dies ist vermutlich auf die
Aussetzung der ­Insolvenzantragspflicht zurückzuführen.

Eine exklusive, onlinebasierte Panelbefragung im Auftrag der SCHUFA Holding AG zeigt,
dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie nicht alle Unternehmen und Branchen
­gleichermaßen treffen. Während die befragten Kleinstunternehmen mit drei bis fünf
­Mitarbeitern vereinzelt mehr Aufträge verzeichnen, spricht rund die Hälfte der befragten
Soloselbständigen und der betrachteten Kleinstunternehmen insgesamt von einer Ver-
schlechterung ihrer Auftragslage. Nichtsdestotrotz schätzt das Gros der befragten Unter-
nehmer die Zukunft des eigenen Betriebs als sehr sicher beziehungsweise eher sicher ein.

Kapitel 3:
Private Kreditaufnahme 2019

Ratenkredite in Deutschland wurden 2019 weiterhin sehr zuverlässig zurückgezahlt.
97,9 Prozent der Kredite wurden ordnungsgemäß bedient. Trotz eines leichten Rückgangs
der 2019 geschlossenen Neuverträge sind Ratenkredite weiterhin eine vielgenutzte Finan-
zierungsform für größere Konsumausgaben, wie der Ratenkreditbestand von 18,2 Millio-
nen am 31.12.2019 eindrücklich bestätigt. Sie werden häufig für die Anschaffung größerer,
langlebiger Konsumgüter eingesetzt. Dementsprechend ist der Anteil der Kreditverträge
mit einer Kreditsumme von mehr als 10.000 Euro am größten. Das wirkt sich auch direkt
auf die durchschnittliche Restschuld der Verbraucher aus, die 2019 bei 12.975 Euro lag.

Kapitel 4:
Risiken der privaten Kreditaufnahme 2019

Um die Risiken der privaten Kreditaufnahme in Deutschland detailliert abzubilden, nutzt
die SCHUFA zwei selbstentwickelte Instrumente: das SCHUFA-Risikomodell und den
SCHUFA-Privatverschuldungsindex (PVI). Das SCHUFA-Risikomodell zeigt, dass zu einem
Großteil der Personen (90,8 Prozent), zu denen die SCHUFA 2019 Daten gespeichert
hatte, keine Informationen über Zahlungsstörungen vorlagen. Im Vergleich zu den Vor­
jahren ist dies erneut eine leichte Verbesserung. Gemäß PVI sinkt die Überschuldungs­
gefahr in 2020 weiter, allerdings ist hier zu beachten, dass die Prognose für 2020 nur auf
den Daten bis Jahresende 2019 basiert – die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind
dementsprechend nicht berücksichtigt.
8     Die Chronik der Corona-Krise 2020

Die Chronik der Corona-Krise 2020
Wichtige Daten zur Corona-Krise; Stand 1.11.2020

                                     28.10.
             Oktober                  Bund und Länder beschließen
                                     ­„Teil-Lockdown“
                                                                                                    24.9.–5.10.
                                                                                                    Befragung von Verbrauchern
                                                                                                    sowie Soloselbständigen und
                                                                                                    Kleinstunternehmen durch
                                     11.9.
             Septem-                                                                                Nordlight research
                                     Fallzahlen in Deutschland
               ber
                                     ­wieder auf Wert von Ende April

                                     1.8.
              August                 wieder mehr als 1.000 Neuinfek-
                                     tionen täglich in Deutschland

                                                                               21.7.               28.7.
                                     Erste Schulen                             EU beschließt        RKI besorgt über
                 Juli
                                     öffnen wieder                             Haushalts- und      ­wieder schnelleren
                                                                               Hilfspaket           Anstieg der ­Fallzahlen

                                                                               3.6.
                                     Erste Kitas
                                                                                                                    16.6.
                                                                               Bundesregierung beschließt
                 Juni                                                                                               Corona-Warn-App
                                     öffnen wieder                             ­Konjunkturpaket und befristete
                                                                                                                    startet in Deutschland
                                                                                Absenkung der Mehrwertsteuer

                                     6.5.                                      21.5.
                 Mai                                                           weltweit mehr als
                                     weitere Lockerungen
                                                                               5 Millionen Infektionen

                                     20.4.                                     23.4.               30.4.
                April                erste Lockerungen                          EU beschließt      weitere
                                     des Lockdowns                             ­Kredithilfen       Lockerungen

                                     11.3.                 15.3.               16.3.            22.3.                         23.3.
                                     WHO ruft              Schulen und         EU verhängt      1. Lockdown mit stren-         1. Hilfspaket
                März                 Pandemie              Kitas in Deutsch-   Einreisestopp    gen Ausgangs- und              für die Wirt-
                                     aus                   land schließen                       Kontakt­beschränkungen         schaft wird
                                                                                                in Deutschland                ­angekündigt

                                     11.2.                                     27./28.2.
             Februar                  WHO legt Namen                           Krisenstab der Bundes-
                                     ­Covid-19 fest                            regierung wird gebildet

                                     9.1.                                      27.1.
              Januar                 Corona-Virus als Auslöser der             erste erfasste Erkrankung
                                     Masseninfektionen identifiziert           in Deutschland

Quellen: diverse, zusammengestellt von F.A.Z. Business Media | research.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie   9

1 Verbraucherverhalten und Stimmungs-
  lage in der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie verändert 2020 das Leben jedes Einzelnen in Deutschland und im
Rest der Welt. Der Lockdown, Work-from-Home und reduzierte Sozialkontakte betreffen
das Lebensumfeld eines jeden Einzelnen. Hinzu kommen wirtschaftliche Auswirkungen –
der erwartete Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland 2020 wird, gemessen am
Bruttoinlandsprodukt, nach Schätzung der führenden Wirtschaftsinstitute bei mehr als
5 Prozent liegen. Zudem kommt eine große Verunsicherung hinzu, wie es wirtschaftlich
­weitergehen wird und welche Auswirkungen das auf Arbeitsplätze und Einkommen
haben wird.

Anhand ausgewählter Daten aus dem SCHUFA-Datenbestand zeigt dieses Kapitel, wie die
Pandemie in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 die private Kreditaufnahme und
das Konsumverhalten in Deutschland beeinflusst hat.

Das Finanzverhalten und die allgemeine Stimmungslage der Verbraucher in Deutschland
wurden mit einer im Auftrag der SCHUFA Holding AG von Nordlight research durchge-
führten onlinebasierten Panelumfrage von 1.037 Verbrauchern über 18 Jahren unter-
sucht. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 24. September 2020 bis 5. Oktober 2020
durchgeführt. Sie bildet die Basis für den zweiten Teil dieses Kapitels.
10     Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie

                                                   Private Kreditaufnahme in den ersten drei Quartalen
                                                   2020

                                                   Befürchteter Anstieg der Ausfälle bei Ratenkrediten bleibt bislang aus

                                                   Unverändert zahlen die Verbraucher auch in den Pandemiezeiten zu einem ganz überwie-
                                                   genden Teil ihre Ratenkredite pünktlich und im vollen Umfang zurück. Die Kreditausfall-
                                                   rate lag Ende des dritten Quartals 2020 bei 2,1 Prozent und hat sich damit gegenüber
                                                   dem Jahresende 2019 und 2018 nicht verändert.

                                                   Nach Altersgruppen betrachtet, fällt wie in den Vorjahren eine sehr geringe Schwan-
                                                   kungsbreite ins Auge. Eine leicht überdurchschnittliche Steigerung der Kreditausfallrate
                                                   findet sich lediglich bei den jüngeren Kreditnehmern im Alter von 18 bis 29 Jahren.

Kreditausfallrate bleibt in den ersten Monaten der Corona-Pandemie auf niedrigem Niveau                                                                                                               Gesamtwerte
Abb. 1.1: Anteil ausgefallener Ratenkredite an allen Ratenkrediten nach Altersgruppen; in Prozent                                                                                                     Deutschland
                                                                                                                                                                                                      2020 Ende Q3: 2,1
                                                                                                                                                                                                      2019: 2,1
                                                                                                                                                                                                      2018: 2,1
 1,7
       1,9
             2,1

                   2,6
                         2,8
                               3,0

                                     2,7
                                           2,8
                                                 2,9

                                                           2,7
                                                                 2,7
                                                                       2,7

                                                                             2,5
                                                                                   2,4
                                                                                         2,5

                                                                                               2,2
                                                                                                     2,2
                                                                                                           2,2

                                                                                                                    1,8
                                                                                                                          1,8
                                                                                                                                1,8

                                                                                                                                      1,6
                                                                                                                                            1,5
                                                                                                                                                  1,5

                                                                                                                                                        1,5
                                                                                                                                                              1,4
                                                                                                                                                                    1,4

                                                                                                                                                                          1,6
                                                                                                                                                                                1,5
                                                                                                                                                                                      1,5

                                                                                                                                                                                              1,6
                                                                                                                                                                                                    1,5
                                                                                                                                                                                                          1,4

                                                                                                                                                                                                                1,8
                                                                                                                                                                                                                      1,6
                                                                                                                                                                                                                            1,5
18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-74 Jahre                                                                             > 74 Jahre

     2018          2019              2020 Ende Q3		                                                                                                                                         Quelle: SCHUFA Holding AG.

                                                   Nur geringe Schwankung neuer Zahlungsstörungen

                                                   Entsprechend der guten Zahlungsmoral der Verbraucher sind auch bei den von den Ver-
                                                   tragspartnern neu eingemeldeten Personen mit Zahlungsstörungen in den ersten zehn
                                                   Monaten 2020 keine signifikanten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr festzustellen.

                                                       Corona-Pandemie erhöht bisher nicht die Zahl der Personen mit neuen Zahlungsstörungen
                                                       Abb. 1.2: Vierwöchiger Mittelwert der neuen bei der SCHUFA von Vertragspartnern eingemeldeten Zahlungs-
                                                       störungen in Relation zum ­Jahresdurchschnittswert 2019; Index

                                                       1,6
                                                       1,4
                                                                                                     2020
                                                       1,2
                                                       1,0
                                                       0,8
                                                                                                                 2019
                                                       0,6
                                                       0,4
                                                       0,2
                                                         0
                                                             01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

                                                       Lesehilfe: In der KW 16 2020 war die Zahl der neu eingemeldeten Personen mit Zahlungsstörungen
                                                       genauso groß wie im Jahresdurchschnitt 2019 und um 20 Prozent höher als in der KW 16 2019.
                                                                                                                                                                                           Quelle: SCHUFA Holding AG.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie                                                                                                                                                                     11

Betrachtet man den vierwöchigen Mittelwert der bei der SCHUFA von Vertragspartnern
eingemeldeten Personen mit neuen Zahlungsstörungen in Relation zum Jahresmittelwert
2019, schwankt der Index 2020 nur gering von 0,8 bis 1,2 und liegt jeweils dicht an den
Werten von 2019.

Bislang kein eindeutiger Corona-Effekt bei der Zahl der laufenden Ratenkredite

Am 30. September 2020 gab es in Deutschland laut SCHUFA-Datenbestand circa
17,6 Millionen laufende Ratenkredite, am 31. Dezember 2019 waren es 18,2 Millionen.
Die Zahl der laufenden Kreditverträge sinkt seit einigen Jahren, denn auch die Zahl der
neu abgeschlossenen Ratenkredite ist seit längerem rückläufig. Für 2020 zeichnet sich
kein außergewöhnlicher, Corona-bedingter Rückgang ab.

Entgegen der allgemeinen Entwicklung hat der Bestand der laufenden Ratenkredite nur
bei den 70- bis 74-jährigen zugenommen. Allerdings ist der Bestand an Krediten in dieser
Altersgruppe immer noch sehr gering. Viele Kreditinstitute sind erst seit wenigen Jahren
bereit, auch Menschen in diesem Alter noch einen Kredit zu gewähren.

 Zahl der laufenden Ratenkredite ist seit längerem leicht rückläufig                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Gesamtwerte Deutschland
 Abb. 1.3: Anzahl laufender Ratenkredite; nach Altersgruppen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  2020 Ende Q3: 17.641.782
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              2019: 18.159.554
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              2018: 18.447.364
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          847.758
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    844.521
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              820.262
                            691.638
                                      650.620
                                                610.738

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        507.621
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  528.242
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            539.874

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      438.005
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                433.043
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          405.514
                                                                                              1.989.421
                                                                                                          1.987.873
                                                                                                                      1.970.275

                                                                                                                                  2.066.519
                                                                                                                                              2.046.863
                                                                                                                                                          2.009.812

                                                                                                                                                                      2.026.460
                                                                                                                                                                                  2.022.313
                                                                                                                                                                                              2.016.300

                                                                                                                                                                                                          2.278.252
                                                                                                                                                                                                                      2.144.197
                                                                                                                                                                                                                                  2.027.686

                                                                                                                                                                                                                                              2.552.666
                                                                                                                                                                                                                                                          2.481.499
                                                                                                                                                                                                                                                                      2.367.020

                                                                                                                                                                                                                                                                                  2.116.812
                                                                                                                                                                                                                                                                                              2.153.250
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          2.119.777

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      1.310.335
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  1.347.697
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              1.349.015
                                                          1.587.348
                                                                      1.489.923
                                                                                  1.381.901
 34.484
          29.423
                   23.488

18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-69 Jahre 70-74 Jahre > 74 Jahre

          2018                 2019                       2020 Ende Q3		                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Quelle: SCHUFA Holding AG.

Vorübergehender Corona-bedingter Einbruch bei den neu abgeschlossenen
­Ratenkreditverträgen

Ende März bis Anfang Juli 2020 lag die Nachfrage nach Ratenkrediten deutlich unter der
des entsprechenden Vorjahreszeitraums, wie die Schwankungsbreite des Indexwerts für
die neu abgeschlossenen Ratenkredite zwischen 0,6 und 1 in Abbildung 1.4 zeigt. Hier
dargestellt ist der vierwöchige Mittelwert der neu abgeschlossenen Ratenkredite in Rela-
tion zum Jahresdurchschnittswert von 2019. In der Kalenderwoche 18, der letzten April-
woche, ging die Anzahl der neu abgeschlossenen Ratenkredite um 36 Prozent gegenüber
April 2019 zurück. Auch der vermutlich saisonale Rückgang der Nachfrage nach Raten-
krediten in den Sommermonaten fällt 2020 etwas stärker aus als 2019. Im September
2020 dreht dann die Entwicklung: In diesem Monat wurden mehr neue Ratenkredite
abgeschlossen als im entsprechenden Vorjahresmonat.
12   Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie

                              Lockdown im Frühjahr 2020 bremst die Nachfrage nach Ratenkrediten
                              Abb. 1.4: Vierwöchiger Mittelwert der neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge in Relation zum
                              ­Jahresdurchschnittswert 2019; Index

                               1,4
                               1,2
                                                                                          2019                                                               2020
                               1,0
                               0,8
                               0,6
                               0,4
                               0,2
                                  0
                                      01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

                              Lesehilfe: In der KW 17 2020 lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge um 32 Prozent
                              unter dem Jahresdurchschnittswert 2019 und um 33 Prozent niedriger als in KW 17 2019.
                                                                                                                                                              Quelle: SCHUFA Holding AG.

                             Höheres Anfragenvolumen aus E-Commerce und Online-Handel

                             Mit dem Start des ersten Lockdown am 23. März 2020 verlegen viele Verbraucher ihre
                             Einkäufe ins Internet. Die Zahl der Anfragen aus dem E-Commerce bei der SCHUFA steigt
                             rasant an und liegt in der Kalenderwoche 16, also Mitte April 2020, um 54 Prozent über
                             dem entsprechenden Durchschnittswert von 2020. Gegenüber April 2019 ist das sogar
                             ein Plus von 58 Prozent. In den darauf folgenden Wochen sinkt der Wert zwar wieder, das
                             Kaufverhalten der Verbraucher in Deutschland hat sich aber gegenüber 2019 deutlich ins
                             Internet verlagert (siehe Abbildung 1.5).

                              Verbraucher kaufen in der Corona-Pandemie verstärkt online ein
                              Abb. 1.5: Vierwöchiger Mittelwert der SCHUFA-Anfragen aus dem E-Commerce und Online-Handel in
                              ­Relation zum ­entsprechenden Jahresdurchschnittswert 2019; Index

                               1,8
                               1,6
                                                                                               2020
                               1,4
                               1,2
                                                                                  2019
                               1,0
                               0,8
                               0,6
                               0,4
                               0,2
                                 0
                                      01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52

                              Lesehilfe: In der KW 16 2020 lag die Zahl der SCHUFA-Anfragen aus dem E-Commerce um 54 Prozent über dem
                              J­ahresdurchschnittswert 2019 und um 58 Prozent über der Zahl in der KW 16 2019.
                                                                                                                                                              Quelle: SCHUFA Holding AG.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie   13

Finanzverhalten in Corona-Zeiten

Zwar wirken sich die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf das Finanz-
verhalten der Verbraucher aus. Gleichwohl geben knapp zwei Drittel der befragten Ver-
braucher an, dass das eigene Haushaltseinkommen zum Befragungszeitpunkt nicht von
den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen ist. Während 59 Prozent keinerlei
negativen Einfluss beobachten, berichtet ein marginaler Anteil von 4 Prozent sogar von
einem gegenüber dem Niveau vom Jahresanfang 2020 gestiegenen Einkommen.

Dennoch verzeichnen 37 Prozent der Befragten zum Zeitpunkt der Befragung Einbußen
im Haushaltseinkommen. Diese können beispielsweise auf Corona-bedingte Einschrän-
kungen der Berufstätigkeit oder auf Kurzarbeit zurückzuführen sein, welche die befragten
Verbraucher selbst oder andere Personen im eigenen Haushalt betreffen. Die Mehrheit
(18 Prozent) der von Einbußen betroffenen Verbraucher gibt an, dass das eigene Haus-
haltseinkommen um bis zu 15 Prozent a­ bgenommen hat.

 Knapp zwei Drittel der Befragten sehen keine Einkommenseinbußen durch
 Corona-Pandemie
 Abb. 1.6: Antwort auf die Frage: „Haben Sie durch die Corona-Pandemie aktuell Einbußen bei Ihrem
 ­Einkommen im Haushalt zu verzeichnen?“; in Prozent; n = 1.037

 nein, mein/unser
 Haushaltseinkommen
 ist nicht negativ
 betroffen
                                                   leichte Einbußen (bis zu 15%)     18
                   59
                                                   mittlere Einbußen (ca. 15%–30%)   11
                                      37   ja
                                                   große Einbußen (ca. 30%–50%)      5

                                                   massive Einbußen (über 50%)       3
                             4

              nein, mein/unser Haushaltseinkommen
              ist aktuell höher als Anfang des Jahres
                                                                                          Quelle: SCHUFA Holding AG.

Mit Ersparnissen finanzielle Engpässe überbrücken

In der Corona-Pandemie passen die befragten Verbraucher ihr Finanzverhalten in vielerlei
Hinsicht an die gegebenen wirtschaftlichen Umstände an. Mehr als jeder dritte Verbrau-
cher bekundet, aufgrund der Pandemie bereits im Vorfeld geplante größere Anschaffun-
gen verschoben zu haben (siehe Abbildung 1.7). Für 28 Prozent ist der Zugriff auf Rück­
lagen ein probates Mittel, um etwaige pandemiebedingte finanzielle Engpässe zu über-
brücken. Weitere 17 Prozent haben das eigene Konto überzogen.

Jeder Neunte beugt Zahlungsausfällen durch Stundung vor oder nimmt staatliche H
                                                                              ­ ilfen
in Anspruch. Gleichwohl haben lediglich 8 Prozent der befragten Verbraucher a­ ufgrund
der Pandemiesituation einen Kredit aufgenommen. Am seltensten haben die Befragten
Miet- oder Ratenzahlungen für die eigene Wohnung ausgesetzt (6 Prozent).
14   Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie

                              Geplante größere Anschaffungen werden verschoben ...
                              Abb. 1.7: Antworten auf die Frage: „Welche der folgenden Ereignisse treffen auf Sie zu?“; in Prozent;
                              n = 1.023–1.033

                              Aufgrund der aktuellen Situation habe ich …

                              … geplante größere Anschaffungen verschoben. 36                                                                            64

                              … auf meine Ersparnisse zurückgegriffen.              28                                                                   72

                              … mein Konto überzogen.                               17                                                                   83

                              … andere Zahlungen/Raten stunden lassen.              11                                                                   89

                              … staatliche Hilfe in Anspruch genommen.              11                                                                   89

                              … einen Kredit aufgenommen.                           8                                                                    92

                              … Miet-/Ratenzahlungen für
                                                                                    6                                                                    94
                                 meine Wohnung/mein Haus ausgesetzt.

                                   ja      nein                                                                                   Quelle: SCHUFA Holding AG.

                             Weniger Ausgaben für Freizeitaktivitäten

                             Einkommenseinbußen führen nicht selten zu Verzicht. Aber auch die von der Bundesre-
                             gierung erlassenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie schlagen sich unmittel-
                             bar in den Ausgaben der Verbraucher nieder. Wie Abbildung 1.8 zeigt, reduzieren die
                             Befragten dementsprechend am häufigsten ihre Ausgaben in den Bereichen Reisen
                             (67 Prozent), Ausgehen (64 Prozent) und kulturelle Veranstaltungen (59 Prozent). Auch
                             für Kleidung (37 Prozent) und sonstige Konsumgüter (23 Prozent) geben die Verbraucher
                             weniger aus. Jeder Fünfte spendet weniger. 17 Prozent sparen auch im Zusammenhang
                             mit dem eigenen Pkw.

                              ... und auch andere Ausgaben werden eingeschränkt.
                              Abb. 1.8: Antwort auf die Frage: „In welchen (Lebens-)Bereichen sparen Sie Corona-bedingt Ausgaben
                              ein?“; in Prozent; n = 1.0371)

                              Reisen                            67

                              Ausgehen2)                        64

                              monatliche Ausgaben für
                                                                59
                              kulturelle Veranstaltungen3)

                              Kleidung                          37

                              sonstige Konsumgüter4)            23

                              Spenden                           20

                              Auto5)                            17

                              Lebensmittel                      12
                                                                                                                                 88%
                              Vereinsbeiträge                   12                                                           der Befragten haben
                                                                                                                               ihre Ausgaben in
                              1)   Mehrfachantworten möglich.                                                                der Corona-Pandemie
                              2)   z.B. in Restaurants, Cafés, Kneipen.                                                             gesenkt
                              3)   z.B. Theater, Konzerte, Kino.
                              4)   z.B. CDs, Bücher, Smartphone.
                              5)   z.B. Verzicht auf eigenen Pkw, saisonale Abmeldung, Wechsel des Fahrzeugs, weniger fahren.     Quelle: SCHUFA Holding AG.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie   15

Deutlich seltener reduzieren Verbraucher ihr Budget für Lebensmittel und Vereinsbeiträge
(jeweils 12 Prozent). Immerhin 12 Prozent geben an, in keinem der genannten Bereiche
Ausgaben einzusparen.

Gesenkter Mehrwertsteuersatz nur bedingter Konsumanreiz

Im Zeitraum vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 gilt eine niedrigere Mehrwert-
steuer in Deutschland. Der reguläre Steuersatz sinkt von 19 auf 16 Prozent, der ermäßigte
Steuersatz von 7 auf 5 Prozent. Mit dieser vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung will
die Bundesregierung den Konsum ankurbeln und der von den Auswirkungen der Corona-
Pandemie gebeutelten deutschen Wirtschaft einen Schub verleihen.

Für 10 Prozent der befragten Verbraucher ist der niedrigere Mehrwertsteuersatz ein
­Konsumanreiz. Sie haben aufgrund dessen eine größere Anschaffung getätigt. Dies trifft
tendenziell häufiger auf Personen unter 40 Jahren zu.

Von den Verbrauchern, die aufgrund der Mehrwertsteuersenkung eine größere Anschaf-
fung getätigt haben, hat die Mehrheit (30 Prozent) über 5.000 Euro ausgegeben. Knapp
jeder Fünfte hat bis zu 500 Euro investiert.

 Die befristete Mehrwertsteuersenkung bewegt jeden Zehnten zu größeren
 ­Anschaffungen
 Abb. 1.9: Antworten auf die Frage: „Haben Sie aufgrund der Mehrwertsteuersenkung größere Anschaf­
 fungen getätigt?“ (n = 1.037) und „Wie hoch waren die Ausgaben für die zusätzlichen Anschaffungen?“
 (n = 105); in Prozent der Befragten, die größere Anschaffungen getätigt haben.

                                               Anschaffungswert

                                               bis 500 Euro       19

                                               501–1.000 Euro     17

      Nein   90                  10   Ja       1.001–2.000 Euro   17

                                               2.001–5.000 Euro   16

                                               über 5.000 Euro    30

                                                                                Quelle: SCHUFA Holding AG.
16   Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie

                             Stimmungslage in der Pandemie

                             Die Auswirkungen der Corona-Pandemie schlagen sich nicht nur in der wirtschaftlichen
                             Situation der Verbraucher nieder, sondern spiegeln sich auch in ihren privaten Belangen
                             wider.

                             In Zeiten unvorhersehbarer wirtschaftlicher Entwicklungen, einer schwächelnden Kon-
                             junktur und staatlicher Hilfsmaßnahmen für krisengebeutelte Unternehmen in Milliarden-
                             höhe macht sich vereinzelt die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust bemerkbar. Die Mehr-
                             heit der befragten Berufstätigen gibt sich hier jedoch optimistisch: Insgesamt 82 Prozent
                             denken, dass sie sehr sicher beziehungsweise eher sicher vor dem Verlust ihres Arbeits-
                             platzes sind. Dies trifft insbesondere auf Personen im Alter von 40 bis 55 Jahren zu
                             (kumulierter Wert für „sehr sicher“ und „eher sicher“: 83 Prozent).

                             Von einem Arbeitsplatzverlust gefährdet sieht sich besonders die Gruppe der befragten
                             berufstätigen 18- bis 25-Jährigen: Knapp ein Viertel sieht den eigenen Arbeitsplatz als
                             eher unsicher beziehungsweise sehr unsicher an.

                              Mit steigendem Alter fürchten weniger Menschen den Verlust ihres Arbeitsplatzes
                              Abb. 1.10: Antwort auf die Frage: „Was schätzen Sie: Wie sicher sind Sie momentan vor dem Verlust Ihres
                              Arbeitsplatzes?“; in Prozent; n = 717

                              Insgesamt1)          38                                                                44            14    5

                              18–25 Jahre          43                                                         33                 18     6

                              26–39 Jahre          35                                                                47           13    5

                              40–55 Jahre          36                                                                 47           13   4

                              56 Jahre und älter   42                                                                40            14   4

                                 sehr sicher       eher sicher      eher unsicher      sehr unsicher

                              1) Die Summe beträgt aufgrund von Rundungen mehr als 100 Prozent.                   Quelle: SCHUFA Holding AG.

                             Verbraucher ordnen ihre Prioritäten neu

                             Die gegenwärtige Pandemiesituation hat dazu geführt, dass sich die Prioritäten im Leben
                             vieler Bürger verändert haben. Besonders die eigene Gesundheit und die Familie haben im
                             Zuge der Pandemie an Bedeutung gewonnen. Ein Drittel der Befragten gibt an, dass
                             ihnen Gesundheit viel wichtiger, für 28 Prozent etwas wichtiger ist als vorher. Auch die
                             Familie hat für die Befragten an Bedeutung zugenommen. Für beinahe jeden Dritten ist
                             sie viel wichtiger, für jeden Fünften etwas wichtiger als zuvor. Darüber hinaus bewerten
                             23 Prozent der Befragten finanzielle Themen seit Beginn der Pandemie als wichtiger,
                             17 Prozent sogar als viel wichtiger.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie                                  17

 Gesundheit und Familie rücken stärker in den Fokus
 Abb. 1.11: Antworten auf die Frage: „Haben sich die Prioritäten in Ihrem Leben seit Beginn der
 Corona-Pandemie verändert?“; in Prozent1); n = 1.037

 Gesundheit     34                                                              28                                       35 11

 Familie        30                                                  21                                                    47 11

 Finanzen       17                                        23                                                             57 2 1

 Freizeit       16                                   21                                                          55           61

 Umwelt         16                                 20                                                               57        5 2

 Beruf          12                        15                                                              58        8              8

 Reisen         8               10                                       36                          27                       19

     ist mir viel wichtiger als vorher    ist mir etwas wichtiger als vorher    ist mir genauso wichtig wie vorher   
     ist mir etwas weniger wichtig als vorher    ist mir viel weniger wichtig als vorher
 1) Die Summe kann aufgrund von Rundungen weniger beziehungsweise mehr als 100 Prozent betragen.
                                                                                                  Quelle: SCHUFA Holding AG.

Gleichwohl sind Freizeit (55 Prozent), Umwelt (57 Prozent) und Beruf (58 Prozent) für die
Mehrheit der Befragten in ihrem Stellenwert unverändert. Das Reisen hat vergleichsweise
am häufigsten an Bedeutung gegenüber dem Prä-Corona-Niveau verloren. Für 27 Prozent
ist es etwas weniger wichtig, für 19 Prozent viel weniger wichtig als noch vor der Pande-
mie. Dieser Umstand lässt sich analog zu den Corona-bedingten, verringerten Verbrau-
cherausgaben für Reisen (siehe Abbildung 1.8 Seite 14) unter anderem auf die von der
Bundesregierung zwecks Eindämmung der Pandemie ausgesprochenen innerdeutschen
sowie internationalen Reisewarnungen zurückführen.

Mehrheit blickt sorgenvoll in die Zukunft

Gefragt nach ihrer zukunftsbezogenen Gemütslage,                                             Nur 7 Prozent äußern keinerlei Bedenken
geben sich zwei von drei Verbrauchern eher sorgenvoll                                        ­hinsichtlich ihrer Zukunft
                                                                                             Abb. 1.12: Antwort auf die Frage: „Wenn Sie nun an die eben
bis sehr ängstlich. Während sich 57 Prozent Sorgen um                                        genannten Aspekte und Ihre persönliche Gesamtsituation
ihre Zukunft machen, haben 9 Prozent sogar große                                             ­denken: Mit welchem Grundgefühl blicken Sie aktuell in die
                                                                                              Zukunft?“; in Prozent; n = 1.037
Angst vor der Zukunft. Nur 7 Prozent haben zum Befra-
gungszeitpunkt gar keine Angst, wenn sie an die                                                        Ich habe gar keine                      Ich habe große Angst
                                                                                                       Angst vor der Zukunft.                  vor der Zukunft.
Zukunft denken.
                                                                                                                                       7   9

                                                                                             Ich bin eher weniger
                                                                                                                         27
                                                                                             besorgt, was die
                                                                                             Zukunft angeht.

                                                                                                                                                 57       Ich blicke eher
                                                                                                                                                          sorgenvoll in
                                                                                                                                                          die Zukunft.

                                                                                                                                                      Quelle: SCHUFA Holding AG.
18   Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie

2 Soloselbständige und Kleinstunter­
  nehmen in der Corona-Pandemie

                              Soloselbständige und Kleinstunternehmen sind von der Corona-Pandemie besonders stark
                              betroffen. Im Lockdown im März und April 2020 mussten die Gastronomie, der Nicht-
                              Lebensmittel-Einzelhandel und zahlreiche Dienstleister wie Friseure, Massagepraxen und
                              Sportcenter komplett schließen. In den Sommermonaten wurden viele Betriebe zwar wie-
                              der geöffnet, doch durch die Corona-Auflagen hinsichtlich der Abstandsregeln und der an
                              die jeweilige Ladenfläche gekoppelten maximalen Kundenzahl mussten sie zum Teil deut­
                              liche Umsatzeinbußen in Kauf nehmen.

                              Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern und 2 Millionen Euro Jahresumsatz sind
                              überdurchschnittlich oft im Dienstleistungssektor tätig – hier vor allem in den vom Lock-
                              down im März und April 2020 stark betroffenen Bereichen des Einzelhandels, der Gastro-
                              nomie sowie der freiberuflichen und technischen Dienstleistungen – hierunter fallen
                              Künstler und die Veranstaltungsbranche, sofern die Unternehmen nicht mehr als neun
                              Mitarbeiter haben –, wie die Unternehmensstatistik des Statistischen Bundesamts aus-
                              weist.

                              In diesem Kapitel wollen wir der Frage nachgehen, wie sich Kleinstunternehmen in dem
                              wirtschaftlich schwierigen Umfeld behaupten konnten. Anhand ausgewählter Daten aus
                              dem SCHUFA-Datenbestand für Gewerbetreibende, F­ reiberufler und eingetragene Kauf-
                              leute beleuchtet der erste Teil deren wirtschaftliche ­Situation in der Corona-Krise. Außer-
                              dem betrachten wir die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen.

                              Zusätzlich hat Nordlight research im Auftrag der SCHUFA Holding AG 709 Soloselbstän-
                              dige, 200 Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern und 200 Kleinstunternehmen
                              mit drei bis fünf Mitarbeitern hinsichtlich ihrer beruflichen Situation und ihrer allgemeinen
                              Stimmung befragt. Die Ergebnisse finden Sie im zweiten Teil dieses Kapitels.
Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie   19

Kreditaufnahme in den ersten drei Quartalen 2020

Bislang keine Veränderung der vertragsgemäßen Bedienung von Krediten
durch die Corona-Pandemie

Verhält sich ein Gewerbetreibender, Freiberufler oder eingetragener Kaufmann nicht ver-
tragsgemäß, so speichert die SCHUFA dies in Form sogenannter Negativmerkmale. Dabei
wird zwischen weichen und harten Negativmerkmalen unterschieden. Weiche Negativ-
merkmale sind Forderungen, die fällig, angemahnt und nicht bestritten sind sowie Forde-
rungen nach gerichtlicher Entscheidung. Die harten Negativmerkmale umfassen Informa-
tionen aus öffentlichen Bekanntmachungen, wie eine Vermögensauskunft, oder Informa-
tionen zu einem Insolvenzverfahren und Einträge in Schuldnerverzeichnisse.

Die SCHUFA hatte 2019 im Jahresdurchschnitt zu 10,5 Prozent der Gewerbetreibenden,
Freiberufler oder eingetragenen Kaufleute in Deutschland mindestens ein Negativmerkmal
gespeichert. Betrachtet man den Jahresverlauf 2019, lässt sich ein leichter, aber stetiger
Rückgang von 10,6 Prozent im Januar auf 10,4 Prozent im Dezember 2019 feststellen.

Diese Entwicklung setzt sich 2020 fort. Im Januar 2020 lag der Anteil der Gewerbetrei-
benden, Freiberufler oder eingetragenen Kaufleute mit mindestens einem Negativmerk-
mal bei 10,3 Prozent, im Mai 2020 sank er erstmals im Jahresverlauf auf 10,2 Prozent und
im Juli 2020 dann auf 10,1 Prozent. Auf diesem Niveau verharrt er auch im August und
September 2020.

Daraus lässt sich schließen, dass sich durch die Corona-Pandemie die vertragsgemäße
Bedienung von Krediten seitens Gewerbetreibender, Freiberufler oder eingetragener Kauf-
leute bisher nicht verändert hat. Der Anteil der Unternehmen, zu denen neue Zahlungs-
störungen gemeldet werden, lag im Betrachtungszeitraum monatlich relativ konstant bei
etwa 0,1 Prozent.

 Anteil der Kleinst­unternehmen mit eingemeldeten Negativmerkmalen liegt unterhalb
 des Vorjahresniveaus
 Abb. 2.1: Anteil der Gewerbetreibenden, Freiberufler und eingetragenen Kaufleute, zu denen die SCHUFA
 (mindestens) ein Negativmerkmal gespeichert hatte; Monatswerte in Prozent
 11,0

 10,5

 10,0
        10,6
               10,3

                       10,6
                              10,3

                                     10,5
                                            10,3

                                                   10,5
                                                          10,3

                                                                 10,5
                                                                        10,2

                                                                               10,5
                                                                                      10,2

                                                                                             10,5
                                                                                                    10,1

                                                                                                           10,4
                                                                                                                  10,1

                                                                                                                         10,4
                                                                                                                                10,1

                                                                                                                                       10,4

                                                                                                                                                10,4

                                                                                                                                                          10,4

 9,5
          Jan            Feb          Mrz           Apr           Mai            Jun           Jul          Aug           Sep           Okt      Nov       Dez

   2019               2020                                                                                                            Quelle: SCHUFA Holding AG.
20   Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie

                              Kreditanfragen nehmen im März 2020 zu

                              Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 ist ein deutlicher Anstieg der
                              Anfragen von Finanzierungsinstituten bei der SCHUFA infolge von Kreditanfragen (im
                              Weiteren nur noch Kreditanfragen genannt) von Gewerbetreibenden, Freiberuflern und
                              eingetragenen Kaufleuten festzustellen. Hier werden nur die Kreditanfragen betrachtet,
                              die im gewerblichen Kontext gestellt wurden. Gegenüber dem Jahresdurchschnittswert
                              von 2019 hatten die Kreditanfragen im März 2020 um 40 Prozent zugenommen, gegen-
                              über März 2019 bedeutet dies einen Anstieg um 30 Prozent. Auch in den darauffolgen-
                              den Monaten bis Juli 2020 bleibt das Anfragenvolumen größer als im Vorjahr. Im August
                              2020 sinken die Kreditanfragen unter das Niveau von 2019 ab, im September 2020 sind
                              sie aber wieder gleichauf.

                               Hohe Kreditnachfrage in den ersten drei Quartalen
                               Abb. 2.2: Monatlicher Mittelwert der Kreditanfragen von Gewerbetreibenden, Freiberuflern und
                               ­eingetragenen Kaufleuten in Relation zum Jahresdurchschnittswert 2019; Index

                               1,6
                                                       2020
                               1,4
                               1,2
                               1,0
                                                                       2019
                               0,8
                               0,6
                               0,4
                               0,2
                                 0
                                      Jan      Feb      Mrz      Apr       Mai      Jun       Jul     Aug       Sep      Okt      Nov       Dez

                               Lesehilfe: Im März 2020 lag die Zahl der SCHUFA-Anfragen zu Kreditanfragen der Unternehmensgruppen um 40 Prozent
                               über dem J­ahresdurchschnittswert von 2019 und um 30 Prozent über dem Wert vom März 2019.
                                                                                                                        Quelle: SCHUFA Holding AG.

                              Hoher Zuwachs der Kreditanfragen im Gastgewerbe und bei Reisebüros

                              Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kreditanfragen der betrachteten Unter-
                              nehmensgruppen sind je nach Branche unterschiedlich. Die Branchen sind hier entspre-
                              chend der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008) des Statistischen Bundes-
                              amts definiert. Am stärksten sind die Anfragen nach Krediten im Gastgewerbe, das
                              ­Gas­tronomie und Beherbergung zusammenfasst, im März 2020 gestiegen. Sie wiesen im
                              Jahresdurchschnitt 2019 nur eine sehr geringe Schwankungsbreite auf. Im März 2020
                              schnellten sie dann um 120 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2019 nach oben.
                              Im April 2020 schwächte sich die zusätzliche Nachfrage im Gastgewerbe nur geringfügig
                              auf 90 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2019 ab, um dann in den darauf­
                              folgenden Monaten kontinuierlich zu sinken und im Juli 2020 wieder das ungefähre
                              ­Vorjahresniveau zu ­erreichen.

                              Ähnlich, aber zeitlich etwas nach hinten versetzt, war die Entwicklung bei Reisebüros,
                              ­Reiseveranstaltern und bei Erbringern sonstiger Reservierungsdienstleistungen. Die Kredit-
                              anfragen aus diesem Bereich lagen im April 2020 um 120 Prozent über der Zahl der
                              durchschnitt­lichen Anfragen 2019 und sanken bis September 2020 wieder auf das
                              ­ungefähre Vorjahresniveau.
Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie   21

Kreditnachfrage in Gastgewerbe, Einzelhandel und Reisebranche steigt
im ersten Lockdown deutlich
Abb. 2.3: Monatlicher Mittelwert der Kreditanfragen von Gewerbetreibenden, Freiberuflern und eingetra­
genen Kaufleuten in Relation zum Jahresdurchschnittswert 2019 in einzelnen Branchen (WZ 2008); Index

    verarbeitendes Gewerbe
2,5
2,0
                         2020
1,5
1,0
                                                       2019
0,5
    0
         Jan      Feb        Mrz          Apr          Mai    Jun     Jul   Aug    Sep     Okt     Nov       Dez

vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe
2,5
2,0
1,5
                                                                            2020
1,0
                                                                    2019
0,5
    0
         Jan      Feb        Mrz          Apr          Mai    Jun     Jul   Aug    Sep     Okt     Nov       Dez

Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen)
2,5
2,0
1,5
                                      2020
1,0
                 2019
0,5
    0
         Jan      Feb        Mrz          Apr          Mai    Jun     Jul   Aug    Sep     Okt     Nov       Dez

Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen)
2,5
2,0
                         2020
1,5
1,0
                                          2019
0,5
    0
         Jan      Feb        Mrz          Apr          Mai    Jun     Jul   Aug    Sep     Okt     Nov       Dez

Gastgewerbe
2,5
                                     2020
2,0
1,5
                        2019
1,0
0,5
    0
         Jan      Feb        Mrz          Apr          Mai    Jun     Jul   Aug    Sep     Okt     Nov       Dez

Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen
2,5
                                                   2020
2,0
1,5
                                                2019
1,0
0,5
    0
         Jan      Feb        Mrz          Apr          Mai    Jun     Jul   Aug    Sep     Okt     Nov       Dez

Gesundheitswesen
2,5
2,0
1,5
                                   2020
1,0
                 2019
0,5
    0
         Jan      Feb        Mrz          Apr          Mai    Jun     Jul   Aug    Sep     Okt     Nov       Dez

                                                                                          Quelle: SCHUFA Holding AG.
22   Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie

                                       Im Einzelhandel fiel der Anstieg der Kreditanfragen während des Lockdown im März 2020
                                       geringer aus, war aber doch deutlich spürbar. Die SCHUFA-Anfragen nahmen um 50 Pro-
                                       zent gegenüber dem Jahresdurchschnitt von 2019 zu, erreichten aber bereits im Mai 2020
                                       wieder das ungefähre Vorjahresniveau.

                                       Im verarbeitenden Gewerbe und bei vorbereitenden Baustellenarbeiten, Bauinstallation
                                       und im sonstigen Ausbaugewerbe lagen die Kreditanfragen für Gewerbetreibende,
                                       ­Freiberufler und eingetragene Kaufleute in den ersten neun Monaten des Jahres 2020
                                       ­insgesamt leicht über dem Jahresdurchschnittswert von 2019. Einen Zusammenhang mit
                                       der Corona-Pandemie kann man hier allerdings nicht feststellen. Im Großhandel waren
                                       die Entwicklungen in den Jahren 2020 und 2019 sehr ähnlich. Auch im Gesundheits­
                                       wesen waren nur geringfügige Unterschiede zu sehen.

                                       29.685 erteilte B2B-Förderkreditauskünfte

                                       Neben größeren Kapitalgesellschaften werden auch Gewerbetreibende, Freiberufler und
                                       eingetragene Kaufleute in der Corona-­Pandemie unter anderem durch staatliche Kredit-
                                       programme, wie zum Beispiel die Überbrückungshilfen, das KfW-Sonderprogramm und
                                       Förderprogramme der Bundesländer, unterstützt. Diese werden zum Teil über das Banken-
                                       system zugänglich gemacht. Im Rahmen der Bewilligung holen Finanzinstitute oftmals
                                       eine speziell für die Prüfung der Förderfähigkeit entwickelte Auskunft, die sogenannte
                                       Förderkreditauskunft, bei der SCHUFA ein.

Förderkreditauskünfte in den Branchen unterschiedlich stark nachgefragt
Abb. 2.4: Branchenverteilung der mit einer B2B-Förderkreditauskunft angefragten Unternehmen klassifiziert nach WZ 2008; in Prozent

Großhandel1) (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen)       10,2

Gastronomie                                          9,0

Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen)       7,4

vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation
                                                     5,4
und sonstiges Ausbaugewerbe
Verwaltung und Führung von Unternehmen und
                                                     5,0
Betrieben; Unternehmensberatung

Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen       4,1

Erbringung von sonstigen überwiegend
                                                     3,7
persönlichen Dienstleistungen
                                                                                  April bis September 2020:
Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und

                                                                                           29.685
                                                     3,6
Reparatur von Kraftfahrzeugen
Erbringung von Dienstleistungen der
                                                     3,3
Informationstechnologie                                                                   B2B-Förderkredit­-
                                                     2,6
                                                                                    auskünfte für staatliche
Beherbergung
                                                                                     ­Kredite wurden erteilt
Herstellung von Metallerzeugnissen                   2,4

1) Alle Formen der Handelsvermittlung für gewerbliche Kunden.                                                      Quelle: SCHUFA Holding AG.
Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie   23

Bis Ende September 2020 hat die SCHUFA 29.685 dieser B2B-Förderkreditauskünfte
erteilt, die für Anträge bei verschiedenen staatlichen Kreditprogrammen verwendet
­wurden. Der größte Anteil der Auskünfte entfiel auf Unternehmen aus dem G
                                                                         ­ roßhandel
(10,2 Prozent), die Gastronomie (9,0 Prozent) und den Einzelhandel (7,4 Prozent).
5.675 Förderkreditauskünfte betrafen Gewerbetreibende, Frei­berufler und eingetragene
Kaufleute.

Staatliche Maßnahmen verhindern Insolvenzwelle in den ersten
drei Quartalen

Bei den Unternehmensinsolvenzen handelt es sich um eine nachlaufende Variable des
Konjunkturgeschehens. Stagnierende oder abnehmende Umsätze und schlechtere
­Möglichkeiten der Unternehmen, steigende Preise für Löhne und Vorleistungen an ihre
Kunden weiterzugeben, wirken verzögert und zwingen schwächere Unternehmen in
die Verlustzone. Erst danach führen Liquiditätsprobleme und Überschuldung zu einem
Anstieg der Insolvenzanträge.

Die Einstellung eines Großteils der Wirtschaftsaktivität Mitte März 2020 und die Ein-
schränkungen der wirtschaftlichen Möglichkeiten für viele Unternehmen im weiteren
­Jahresverlauf haben einen schnellen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen erwarten
­lassen, dem die Bundesregierung mit schnellen staatlichen Liquiditätshilfen gegenzu­
steuern v­ ersuchte. Zusätzlich wurden Stundungsregelungen für Mieten und andere
Zahlungs­verpflichtungen eingeführt.

 Rückläufige Zahl der Insolvenzverfahren in 2020 durch Staatshilfe und Aussetzung
 der Antragspflicht
 Abb. 2.5: Monatliche Zahl der neuen Insolvenzverfahren in Relation zum Jahresdurchschnittswert 2019; Index

 Gewerbetreibende und Freiberufler ohne Handelsregistereintrag
 1,4
 1,2
                                                                                            2019
 1,0
 0,8
                                                                                    2020
 0,6
 0,4
 0,2
   0
      Jan      Feb     Mrz       Apr     Mai      Jun       Jul               Aug          Sep      Okt     Nov       Dez

 im Handelsregister eingetragene Personen- und Kapitalgesellschaften, eingetragene Kaufleute
 1,4
 1,2
                                                                2019
 1,0
 0,8
                                                                                             2020
 0,6
 0,4
 0,2
   0
        Jan       Feb       Mrz       Apr       Mai       Jun       Jul       Aug          Sep      Okt     Nov       Dez

 Lesehilfe: Im April 2020 lag die Zahl der Insolvenzverfahren bei Gewerbetreibenden und Freiberuflern
 ohne Handelsregistereintrag um 20 Prozent unter dem J­ahresdurchschnittswert 2019 und ebenfalls
 um 20 Prozent unter dem Wert im April 2019.
                                                                                                   Quelle: SCHUFA Holding AG.
24   Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie

                              Als ein weiteres wichtiges Mittel, um Unternehmen vor einer Insolvenz zu schützen,
                              wurde die Insolvenzantragspflicht bis 30. September 2020 bei Corona-bedingter Über-
                              schuldung oder Zahlungsunfähigkeit ausgesetzt. Während zahlungsun­fähige Unter­
                              nehmen seit Oktober 2020 wieder Insolvenz anmelden müssen, wurde die A
                                                                                                   ­ ussetzung
                              der Antragspflicht wegen Überschuldung bis zum Ende des Jahres 2020 v­ erlängert.

                              Auch wenn es in der ersten Hälfte des Jahres 2020 mehrere Insolvenzen größerer Unter-
                              nehmen gab, ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den ersten drei Quartalen
                              2020 insgesamt und auch bei den hier betrachteten Kleinstunternehmen zurück. Vor
                              allem die Zahl der neuen Insolvenzverfahren von Gewerbetreibenden und Freiberuflern
                              ohne Handelsregistereintrag sank im Verlauf des Jahres 2020 deutlich unter den Jahres-
                              durchschnitt von 2019 und lag im September 2020 36,4 Prozent darunter. Bei im Han-
                              delsregister eingetragenen Personen- und Kapitalgesellschaften sowie eingetragenen
                              Kaufleuten fiel der Rückgang nicht ganz so deutlich aus. Hier verringerte sich die Zahl der
                              Insolvenzverfahren im September 2020 um 27 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt
                              von 2019 (siehe Abbildung 2.5).

                              Dass alle Unternehmen, die 2020 trotz massiver wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgrund
                              dieser Regelungen keinen Insolvenzantrag stellen mussten, in den nächsten Monaten
                              ­wieder in stabilere Fahrwasser gelangen können, darf bezweifelt werden. Zahlreiche Wirt-
                              schaftsforschungsinstitute rechnen deshalb mit einer deutlichen Zunahme der Insolvenzen
                              im Jahr 2021.
Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie                     25

Die berufliche und wirtschaftliche Situation
von Soloselbständigen und Kleinstunternehmern

Die Ergebnisse der Befragung unter Soloselbständigen und Kleinstunternehmern, die
exklusiv für den SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 durchgeführt wurde, geben
Aufschluss über deren Stimmung in der Corona-Pandemie. Zudem wagen die Befragten
einen Blick in ihre berufliche und wirtschaftliche Zukunft.

Trotz Pandemie vereinzelt mehr Aufträge

Unter den befragten Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern verzeichnen ins-
gesamt 26 Prozent trotz Corona-Pandmie eine eher verbesserte oder deutlich verbesserte
Auftragslage. Jedoch spürt die Mehrheit der befragten Unternehmer die wirtschaftlichen
Folgen von Corona: Jeweils rund die Hälfte der befragten Soloselbständigen (51 Prozent),
Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern (51 Prozent) und Kleinstunternehmen
mit drei bis fünf Mitarbeitern (46 Prozent) gibt an, dass ihre Auftragslage deutlich
schlechter oder schlechter ist als vor der Corona-Pandemie. Denn nicht selten schlagen
sich zum einen etwaige Umsatzeinbußen aufgrund rückläufiger Aufträge, zum anderen
ein zurückhaltendes Konsumverhalten der V
                                        ­ erbraucher in der Auftragslage von Unterneh-
men nieder. Dass die Pandemie nicht alle Unternehmen und Branchen im gleichen Maße
trifft, zeigt sich darin, dass es in allen befragten Gruppen auch Unternehmen gibt, die
deutlich mehr oder eher mehr zu tun haben als vor der Pandemie.

 Gut jedes vierte Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern verzeichnet erhöhtes Auftragsvolumen
 Abb. 2.6: Antwort auf die Frage: „Im Vergleich zur Situation vor der Corona-Pandemie: Wie schätzen Sie die aktuelle Auftragslage Ihres
 ­Unternehmens ein?“; in Prozent der Befragtengruppe1)

 Soloselbständige (n = 709)                           2        8                                    38                          28                      23

 Kleinstunternehmen mit 1–2 Mitarbeitern (n = 200)    3            11                                    37                           30                     21

 Kleinstunternehmen mit 3–5 Mitarbeitern (n = 200)    6                       20                              29                      26                  20

 Es ist ...
    … deutlich mehr zu tun.       … eher mehr zu tun.        … genauso viel wie früher zu tun.      … eher weniger zu tun.      … deutlich weniger zu tun.   

 1) Die Summe beträgt aufgrund von Rundungen weniger beziehungsweise mehr als 100 Prozent.                                           Quelle: SCHUFA Holding AG.

Kleinstunternehmen greifen auf staatliche Hilfen zurück

Den Unternehmern steht eine Reihe von unterstützenden Maßnahmen zur Verfügung,
durch die der pandemiebedingte wirtschaftliche Schaden minimiert werden soll. Unter
den befragten Kleinstunternehmen haben jeweils 51 Prozent Unterstützung in Anspruch
genommen (siehe Abbildung 2.8). Von den befragten Soloselbständigen hat nur ein gutes
Drittel mindestens eine der im Rahmen der Befragung genannten Hilfsmaßnahmen
genutzt (siehe Abbildung 2.7). Unter den 66 Prozent der befragten Soloselbständigen,
die keinerlei Maßnahmen in Anspruch genommen haben, dürften sich allerdings auch
diejenigen befinden, deren Anträge abgelehnt worden sind.
26   Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie

Zwei Drittel der Soloselbständigen machen keinen Gebrauch von Hilfsmaßnahmen
Abb. 2.7: Antwort auf die Frage: „Haben Sie eine dieser angebotenen Hilfsmaßnahmen in Anspruch genommen?“;
in Prozent der Befragtengruppe1)
Soloselbständige (n = 707)
                                       Unterstützung
                                       in Anspruch     Hilfsmaßnahmen2)
 Unterstützung                         genommen
 nicht in                                              Corona-Soforthilfe (März bis Mai 2020)                    25
 Anspruch
 genommen
                                                       Grundsicherung                                            6
                 66                   34
                                                       steuerliche Hilfsmaßnahmen (z.B. Anpassung/Stundung von
                                                                                                                 3
                                                       ­Steuervorauszahlungen oder anstehenden Rechnungen)

                                                       Corona-Überbrückungshilfe (Juni bis August 2020)          2

1) Bei den Hilfsmaßnahmen Mehrfachnennungen möglich.
2) Weitere Hilfsmaßnahmen kleiner 1 Prozent.                                                                         Quelle: SCHUFA Holding AG.

                                    Es fällt auf, dass die befragten Unternehmer, die mindestens ein Unterstützungsangebot
                                    in Anspruch genommen haben, vor allem auf die von Bund und Ländern auf den Weg
                                    gebrachte Corona-Soforthilfe zurückgegriffen haben. Mit der Soforthilfe sollten die wirt-
                                    schaftliche Existenz der Unternehmen gesichert und etwaige Liquiditätsengpässe über-
                                    brückt werden. In diesem Rahmen konnten Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern
                                    und Soloselbständige von März bis Mai 2020 einen einmaligen Zuschuss von bis zu
                                    9.000 Euro beantragen. 25 Prozent der befragten Soloselbständigen, 39 Prozent der

Die Hälfte der Kleinstunternehmen nimmt Hilfsmaßnahmen in Anspruch
Abb. 2.8: Antwort auf die Frage: „Haben Sie eine dieser angebotenen Hilfsmaßnahmen in Anspruch genommen?“;
in Prozent der Befragtengruppe1)

Kleinstunternehmen mit 1–2 Mitarbeitern (n = 200)
                                                       Hilfsmaßnahmen2)
                                       Unterstützung
 Unterstützung                         in Anspruch     Corona-Soforthilfe (März bis Mai 2020)                    39
 nicht in                              genommen
 Anspruch                                              steuerliche Hilfsmaßnahmen (z.B. Anpassung/Stundung von
 genommen                                                                                                        10
                                                       ­Steuervorauszahlungen oder anstehenden Rechnungen)

                                                       Kurzarbeitergeld                                          10
                 49                   51

                                                       Corona-Überbrückungshilfe (Juni bis August 2020)          10

                                                       Kredite über das KfW-Sonderprogramm
                                                                                                                 5
                                                       (z.B. KfW-Förderkredit)

                                                       Förderkredite der Bundesländer (z.B. LfA-Schnellkredit)   5

Kleinstunternehmen mit 3–5 Mitarbeitern (n = 200)

                                       Unterstützung
                                       in Anspruch     Hilfsmaßnahmen2)
 Unterstützung                         genommen
 nicht in
                                                       Corona-Soforthilfe (März bis Mai 2020)                    38
 Anspruch
 genommen
                                                       Kurzarbeitergeld                                          19
                 49                   51
                                                       steuerliche Hilfsmaßnahmen (z.B. Anpassung/Stundung von
                                                                                                                 10
                                                       ­Steuervorauszahlungen oder anstehenden Rechnungen)

                                                       Corona-Überbrückungshilfe (Juni bis August 2020)          8

1) Bei den Hilfsmaßnahmen Mehrfachnennungen möglich.
2) Weitere Hilfsmaßnahmen kleiner 5 Prozent.                                                                         Quelle: SCHUFA Holding AG.
Soloselbständige und Kleinstunter­nehmen in der Corona-Pandemie             27

Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern und 38 Prozent der Kleinstunter­
nehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern geben an, die Corona-­Soforthilfe erhalten zu
haben.

Des Weiteren berichten 2 Prozent der Soloselbständigen, 10 Prozent der Kleinstunter­
nehmen mit ein ein bis zwei Mitarbeitern und 8 Prozent der Kleinstunternehmen mit drei
bis fünf Mitarbeitern, dass ihnen die Corona-Überbrückungshilfe bewilligt worden ist. Im
Rahmen der Überbrückungshilfe erhalten Unternehmen mit einem Corona-bedingten
erheblichen Umsatzausfall direkte Zuschüsse zu betrieblichen Fixkosten. Die Bundes­
regierung hat diese Hilfen für September bis Dezember 2020 v­ erlängert.

Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern am zufriedensten
mit Unterstützung von Bund und Ländern

56 Prozent der befragten Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern geben an,
(sehr) zufrieden mit den finanziellen Hilfeleistungen des Staats in der Corona-Pandemie zu
sein. Dennoch ist die Unzufriedenheit mit der finanziellen Unterstützung von Bund und
Ländern in der Corona-Krise insgesamt recht hoch: Jeweils die Hälfte der befragten Solo-
selbständigen und Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern ist weniger zufrieden
beziehungsweise unzufrieden mit den finanziellen Hilfsmaßnahmen. Dies ist gegebenen-
falls auch darauf zurückzuführen, dass es sich vor allem für Soloselbständige schwieriger
gestaltet, staatliche Hilfeleistungen bewilligt zu bekommen. Sie haben häufig keine
Betriebskosten, und Gründer haben noch keine Einnahmen aus dem Vorjahr vorzuweisen.
Zudem werden die Lebenshaltungskosten nicht berücksichtigt.

 Weniger als die Hälfte der Soloselbständigen ist mit den Hilfsmaßnahmen zufrieden
 Abb. 2.9: Antwort auf die Frage: „Und wie zufrieden sind Sie alles in allem mit den Maßnahmen zur finanziellen Unterstützung von kleinen
 Unternehmen, Selbständigen und Freiberuflern durch Bund und Länder in der Corona-Krise?“; in Prozent der Befragtengruppe1)

 Soloselbständige (n = 709)                           7                                          42                      29                     21

 Kleinstunternehmen mit 1–2 Mitarbeitern (n = 200)    8                                            43                         30                  20

 Kleinstunternehmen mit 3–5 Mitarbeitern (n = 200)    15                                                41                    25                     21

   sehr zufrieden       zufrieden      weniger zufrieden        unzufrieden

 1) Die Summe beträgt aufgrund von Rundungen weniger beziehungsweise mehr als 100 Prozent.                                   Quelle: SCHUFA Holding AG.

Mehrheit rechnet künftig mit unveränderter Auftragslage

Das gegenwärtig volatile Umfeld erschwert, zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen
vorherzusagen. Die meisten befragten Unternehmer sind in ihren Prognosen hinsichtlich
der eigenen Auftragslage eher vorsichtig. Die jeweilige Mehrheit der befragten Solo­
selbständigen (46 Prozent), Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern (41 Prozent)
und Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern (43 Prozent) geht davon aus, dass
die eigene Auftragslage auch in Zukunft unverändert bleiben wird (siehe Abbildung 2.10).
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