SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 - Wir schaffen Vertrauen - Die Corona-Krise und die deutsche Wirtschaft
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SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 Die Corona-Krise und die deutsche Wirtschaft Wir schaffen Vertrauen
SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 Die Corona-Krise und die deutsche Wirtschaft Wir schaffen Vertrauen
Inhaltsverzeichnis 3 Inhaltsverzeichnis SCHUFA Holding AG 4 Vorwort5 Ergebnisse im Überblick 6 Kapitel 1: Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie 6 Kapitel 2: Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie 6 Kapitel 3: Private Kreditaufnahme 2019 7 Kapitel 4: Risiken der privaten Kreditaufnahme 2019 7 Die Chronik der Corona-Krise 2020 8 1 Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie 9 Private Kreditaufnahme in den ersten drei Quartalen 2020 10 Finanzverhalten in Corona-Zeiten 13 Stimmungslage in der Pandemie 16 2 Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie 18 Kreditaufnahme in den ersten drei Quartalen 2020 19 Die berufliche und wirtschaftliche Situation von Soloselbständigen und Kleinstunternehmern 25 3 Private Kreditaufnahme 2019 30 Repräsentative Auswertungen auf Basis der SCHUFA-Daten 30 Einleitung30 Trends der privaten Kreditaufnahme 31 Zahlungsstörungen im regionalen Vergleich 43 Fazit47 4 Risiken der privaten Kreditaufnahme 48 Einleitung48 Das SCHUFA-Risikomodell 48 Der SCHUFA-Privatverschuldungsindex (PVI) 51 Fazit53 5 Glossar 62 SCHUFA Kredit-Kompass 65 Empirische Indikatoren der privaten Kreditaufnahme in Deutschland 65 Impressum66
4 SCHUFA Holding AG SCHUFA Holding AG Zahlen, Daten & Fakten Der Datenbestand der SCHUFA umfasst eine Milliarde Informationen zu 67,9 Millionen n atürlichen Personen und 6 Millionen U nternehmen. Pro Tag erteilt die SCHUFA rund 460.000 Auskünfte an Vertragspartner unternehmen und Verbraucher. 10.000 Firmenkunden aus Kreditwirtschaft, Handel und Dienstleistungen sind als Vertragspartner angeschlossen. 2,2 Millionen Verbraucher nutzen die SCHUFA als Privatkunden über das Online- Portal www.meineSCHUFA.de. Zu 90,9 Prozent der Verbraucher liegen ausschließlich positive Informationen vor. 97,9 Prozent aller Konsumentenkredite werden ordnungsgemäß zurückgezahlt.
Vorwort 5 Vorwort Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, ich freue mich, Ihnen den SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 zu präsentieren. In den vergangenen Wochen haben uns immer wieder Anfragen erreicht, wann endlich die diesjährige Kredit-Kompass-Ausgabe herauskäme. Dies zeigt uns, dass der SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass mit seinen Analysen in den vergangenen Jahren für viele Organisationen, Behörden und die Politik zu einer wichtigen Publikation geworden ist, die das Konsum- und Kreditverhalten der deutschen Verbraucher sowie Trends in der Verschuldung abbildet. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Ausgabe traf die Corona-Krise Deutschland – und Europa – mit voller Wucht. Der Lockdown und die sich eintrübende wirtschaftliche Situation haben sich auf das Alltagsleben der Verbraucher und damit zum einen auf den privaten Konsum, zum anderen auf die Kreditaufnahme ausgewirkt. Diese Entwicklungen wollten wir in die Analysen miteinbeziehen. Die vorliegende Publikation umfasst daher neben den Auswertungen mit Bezug auf das Gesamtjahr 2019 auch Analysen zu den ersten drei Quartalen 2020. Eine repräsentative Befragung bildet zudem das Stimmungs- bild der Verbraucher ab. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich die Konsum- und Kredit- wirtschaft im Jahr 2020 bislang als sehr robust erwiesen hat: Nach dem ersten Lockdown ist es weder zu einem signifikanten Anstieg der Zahlungsstörungen oder ausgefallenen Ratenkrediten gekommen, noch kann man umgekehrt von einer Kreditklemme sprechen. Die weitere Entwicklung hängt m aßgeblich vom künftigen Verlauf der Corona-Pandemie ab und davon, wie deutsche Unternehmen deren Folgen bewältigen können. Für den diesjährigen SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass haben wir – dies stellt eine Neuerung dar – Soloselbständige sowie Kleinstunternehmerinnen und -unternehmer befragt und mit Analysen der SCHUFA-eigenen Daten zu Kleingewerbetreibenden, Freiberuflern und eingetragenen Kaufleuten ergänzt, denn sie sind von den Folgen der Corona-Pandemie besonders betroffen. Hier zeigt sich die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft: Trotz einer verschlechterten Auftragslage konnte die ganz über wiegende Mehrheit der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer die ersten Monate der Krise bewältigen und schätzt die eigene Zukunft als sicher ein. Eine Zunahme der Zahlungsstörungen ist in den ersten drei Quartalen 2020 ebenfalls nicht erkennbar. Doch die Entwicklung der Corona-Krise und deren wirtschaftliche Folgen sind hochdyna- misch. Wir halten Sie auf dem Laufenden: Besuchen Sie unser SCHUFA-Themenportal oder folgen Sie uns auf Twitter. Ihr Dr. Ole Schröder Mitglied des Vorstandes der SCHUFA Holding AG
6 Ergebnisse im Überblick Ergebnisse im Überblick Kapitel 1: Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie Die Analyse ausgewählter Daten aus dem SCHUFA-Datenbestand verdeutlicht, dass der befürchtete Anstieg von Ausfällen bei Ratenkrediten bislang ausblieb. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie zahlen die Verbraucher unverändert und zu einem ganz überwiegen- den Teil ihre Ratenkredite pünktlich und im vollen Umfang zurück. Die Kreditausfallrate lag Ende des dritten Quartals 2020 bei 2,1 Prozent. Entsprechend der guten Zahlungs moral der Verbraucher sind auch bei den von den Vertragspartnern der SCHUFA neu eingemeldeten Personen mit Zahlungsstörungen in den ersten neun Monaten 2020 keine signifikanten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Die Verbraucher in Deutschland haben ihr Kaufverhalten an die Pandemiesituation angepasst und im Ver- gleich mit 2019 das Einkaufen deutlich ins Internet verlagert. Eine exklusive, onlinebasierte Panelbefragung im Auftrag der SCHUFA Holding AG zeigt, dass sich die Pandemie bei knapp zwei Dritteln der befragten Verbraucher bislang nicht negativ auf das Haushaltseinkommen ausgewirkt hat. Gleichwohl passen die Verbraucher ihr Finanzverhalten an die Pandemiesituation an. Mehr als jeder dritte Verbraucher hat Corona-bedingt bereits im Vorfeld geplante größere Anschaffung verschoben. 28 Prozent überbrücken finanzielle Engpässe mit Rücklagen. Mehr als die Hälfte der Befragten macht sich allerdings Sorgen um die eigene Zukunft. Dennoch gibt sich die Mehrheit der befrag- ten Berufstätigen optimistisch: Insgesamt 82 Prozent denken, dass sie sehr sicher bezie- hungsweise eher sicher vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes sind. Kapitel 2: Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie Die Betrachtung ausgewählter Daten aus dem SCHUFA-Datenbestand für Gewerbetrei- bende, Freiberufler und eingetragene Kaufleute zeigt, dass sich durch die Corona-Pande- mie die vertragsgemäße Bedienung von Krediten bislang nicht verändert hat. In den ersten drei Quartalen 2020 sank der Anteil der Gewerbetreibenden, Freiberufler oder eingetragenen Kaufleute mit mindestens einem Negativmerkmal von 10,3 Prozent im Januar auf 10,1 Prozent im September. Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 ist ein deutlicher Anstieg der Anfragen von Finanzierungsinstituten bei der SCHUFA infolge von Kreditanfragen von Gewerbetreibenden, F reiberuflern und eingetragenen Kaufleuten festzustellen. Staatliche Kreditprogramme s ollen die besonders von den wirt- schaftlichen Folgen der Pandemie betroffenen Unternehmen unterstützen. Bis Ende Sep- tember 2020 hat die SCHUFA 29.685 B2B-Förderkreditauskünfte erteilt, die für Anträge
Ergebnisse im Überblick 7 bei verschiedenen staatlichen Kreditprogrammen verwendet w urden. Auch wenn es in der ersten Hälfte des Jahres 2020 mehrere Insolvenzen größerer Unternehmen gab, ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den ersten drei Quartalen 2020 insgesamt und auch bei den hier betrachteten Kleinstunternehmen zurück. Dies ist vermutlich auf die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht zurückzuführen. Eine exklusive, onlinebasierte Panelbefragung im Auftrag der SCHUFA Holding AG zeigt, dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie nicht alle Unternehmen und Branchen gleichermaßen treffen. Während die befragten Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern vereinzelt mehr Aufträge verzeichnen, spricht rund die Hälfte der befragten Soloselbständigen und der betrachteten Kleinstunternehmen insgesamt von einer Ver- schlechterung ihrer Auftragslage. Nichtsdestotrotz schätzt das Gros der befragten Unter- nehmer die Zukunft des eigenen Betriebs als sehr sicher beziehungsweise eher sicher ein. Kapitel 3: Private Kreditaufnahme 2019 Ratenkredite in Deutschland wurden 2019 weiterhin sehr zuverlässig zurückgezahlt. 97,9 Prozent der Kredite wurden ordnungsgemäß bedient. Trotz eines leichten Rückgangs der 2019 geschlossenen Neuverträge sind Ratenkredite weiterhin eine vielgenutzte Finan- zierungsform für größere Konsumausgaben, wie der Ratenkreditbestand von 18,2 Millio- nen am 31.12.2019 eindrücklich bestätigt. Sie werden häufig für die Anschaffung größerer, langlebiger Konsumgüter eingesetzt. Dementsprechend ist der Anteil der Kreditverträge mit einer Kreditsumme von mehr als 10.000 Euro am größten. Das wirkt sich auch direkt auf die durchschnittliche Restschuld der Verbraucher aus, die 2019 bei 12.975 Euro lag. Kapitel 4: Risiken der privaten Kreditaufnahme 2019 Um die Risiken der privaten Kreditaufnahme in Deutschland detailliert abzubilden, nutzt die SCHUFA zwei selbstentwickelte Instrumente: das SCHUFA-Risikomodell und den SCHUFA-Privatverschuldungsindex (PVI). Das SCHUFA-Risikomodell zeigt, dass zu einem Großteil der Personen (90,8 Prozent), zu denen die SCHUFA 2019 Daten gespeichert hatte, keine Informationen über Zahlungsstörungen vorlagen. Im Vergleich zu den Vor jahren ist dies erneut eine leichte Verbesserung. Gemäß PVI sinkt die Überschuldungs gefahr in 2020 weiter, allerdings ist hier zu beachten, dass die Prognose für 2020 nur auf den Daten bis Jahresende 2019 basiert – die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind dementsprechend nicht berücksichtigt.
8 Die Chronik der Corona-Krise 2020 Die Chronik der Corona-Krise 2020 Wichtige Daten zur Corona-Krise; Stand 1.11.2020 28.10. Oktober Bund und Länder beschließen „Teil-Lockdown“ 24.9.–5.10. Befragung von Verbrauchern sowie Soloselbständigen und Kleinstunternehmen durch 11.9. Septem- Nordlight research Fallzahlen in Deutschland ber wieder auf Wert von Ende April 1.8. August wieder mehr als 1.000 Neuinfek- tionen täglich in Deutschland 21.7. 28.7. Erste Schulen EU beschließt RKI besorgt über Juli öffnen wieder Haushalts- und wieder schnelleren Hilfspaket Anstieg der Fallzahlen 3.6. Erste Kitas 16.6. Bundesregierung beschließt Juni Corona-Warn-App öffnen wieder Konjunkturpaket und befristete startet in Deutschland Absenkung der Mehrwertsteuer 6.5. 21.5. Mai weltweit mehr als weitere Lockerungen 5 Millionen Infektionen 20.4. 23.4. 30.4. April erste Lockerungen EU beschließt weitere des Lockdowns Kredithilfen Lockerungen 11.3. 15.3. 16.3. 22.3. 23.3. WHO ruft Schulen und EU verhängt 1. Lockdown mit stren- 1. Hilfspaket März Pandemie Kitas in Deutsch- Einreisestopp gen Ausgangs- und für die Wirt- aus land schließen Kontaktbeschränkungen schaft wird in Deutschland angekündigt 11.2. 27./28.2. Februar WHO legt Namen Krisenstab der Bundes- Covid-19 fest regierung wird gebildet 9.1. 27.1. Januar Corona-Virus als Auslöser der erste erfasste Erkrankung Masseninfektionen identifiziert in Deutschland Quellen: diverse, zusammengestellt von F.A.Z. Business Media | research.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie 9 1 Verbraucherverhalten und Stimmungs- lage in der Corona-Pandemie Die Corona-Pandemie verändert 2020 das Leben jedes Einzelnen in Deutschland und im Rest der Welt. Der Lockdown, Work-from-Home und reduzierte Sozialkontakte betreffen das Lebensumfeld eines jeden Einzelnen. Hinzu kommen wirtschaftliche Auswirkungen – der erwartete Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland 2020 wird, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, nach Schätzung der führenden Wirtschaftsinstitute bei mehr als 5 Prozent liegen. Zudem kommt eine große Verunsicherung hinzu, wie es wirtschaftlich weitergehen wird und welche Auswirkungen das auf Arbeitsplätze und Einkommen haben wird. Anhand ausgewählter Daten aus dem SCHUFA-Datenbestand zeigt dieses Kapitel, wie die Pandemie in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 die private Kreditaufnahme und das Konsumverhalten in Deutschland beeinflusst hat. Das Finanzverhalten und die allgemeine Stimmungslage der Verbraucher in Deutschland wurden mit einer im Auftrag der SCHUFA Holding AG von Nordlight research durchge- führten onlinebasierten Panelumfrage von 1.037 Verbrauchern über 18 Jahren unter- sucht. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 24. September 2020 bis 5. Oktober 2020 durchgeführt. Sie bildet die Basis für den zweiten Teil dieses Kapitels.
10 Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie Private Kreditaufnahme in den ersten drei Quartalen 2020 Befürchteter Anstieg der Ausfälle bei Ratenkrediten bleibt bislang aus Unverändert zahlen die Verbraucher auch in den Pandemiezeiten zu einem ganz überwie- genden Teil ihre Ratenkredite pünktlich und im vollen Umfang zurück. Die Kreditausfall- rate lag Ende des dritten Quartals 2020 bei 2,1 Prozent und hat sich damit gegenüber dem Jahresende 2019 und 2018 nicht verändert. Nach Altersgruppen betrachtet, fällt wie in den Vorjahren eine sehr geringe Schwan- kungsbreite ins Auge. Eine leicht überdurchschnittliche Steigerung der Kreditausfallrate findet sich lediglich bei den jüngeren Kreditnehmern im Alter von 18 bis 29 Jahren. Kreditausfallrate bleibt in den ersten Monaten der Corona-Pandemie auf niedrigem Niveau Gesamtwerte Abb. 1.1: Anteil ausgefallener Ratenkredite an allen Ratenkrediten nach Altersgruppen; in Prozent Deutschland 2020 Ende Q3: 2,1 2019: 2,1 2018: 2,1 1,7 1,9 2,1 2,6 2,8 3,0 2,7 2,8 2,9 2,7 2,7 2,7 2,5 2,4 2,5 2,2 2,2 2,2 1,8 1,8 1,8 1,6 1,5 1,5 1,5 1,4 1,4 1,6 1,5 1,5 1,6 1,5 1,4 1,8 1,6 1,5 18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-74 Jahre > 74 Jahre 2018 2019 2020 Ende Q3 Quelle: SCHUFA Holding AG. Nur geringe Schwankung neuer Zahlungsstörungen Entsprechend der guten Zahlungsmoral der Verbraucher sind auch bei den von den Ver- tragspartnern neu eingemeldeten Personen mit Zahlungsstörungen in den ersten zehn Monaten 2020 keine signifikanten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Corona-Pandemie erhöht bisher nicht die Zahl der Personen mit neuen Zahlungsstörungen Abb. 1.2: Vierwöchiger Mittelwert der neuen bei der SCHUFA von Vertragspartnern eingemeldeten Zahlungs- störungen in Relation zum Jahresdurchschnittswert 2019; Index 1,6 1,4 2020 1,2 1,0 0,8 2019 0,6 0,4 0,2 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 Lesehilfe: In der KW 16 2020 war die Zahl der neu eingemeldeten Personen mit Zahlungsstörungen genauso groß wie im Jahresdurchschnitt 2019 und um 20 Prozent höher als in der KW 16 2019. Quelle: SCHUFA Holding AG.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie 11 Betrachtet man den vierwöchigen Mittelwert der bei der SCHUFA von Vertragspartnern eingemeldeten Personen mit neuen Zahlungsstörungen in Relation zum Jahresmittelwert 2019, schwankt der Index 2020 nur gering von 0,8 bis 1,2 und liegt jeweils dicht an den Werten von 2019. Bislang kein eindeutiger Corona-Effekt bei der Zahl der laufenden Ratenkredite Am 30. September 2020 gab es in Deutschland laut SCHUFA-Datenbestand circa 17,6 Millionen laufende Ratenkredite, am 31. Dezember 2019 waren es 18,2 Millionen. Die Zahl der laufenden Kreditverträge sinkt seit einigen Jahren, denn auch die Zahl der neu abgeschlossenen Ratenkredite ist seit längerem rückläufig. Für 2020 zeichnet sich kein außergewöhnlicher, Corona-bedingter Rückgang ab. Entgegen der allgemeinen Entwicklung hat der Bestand der laufenden Ratenkredite nur bei den 70- bis 74-jährigen zugenommen. Allerdings ist der Bestand an Krediten in dieser Altersgruppe immer noch sehr gering. Viele Kreditinstitute sind erst seit wenigen Jahren bereit, auch Menschen in diesem Alter noch einen Kredit zu gewähren. Zahl der laufenden Ratenkredite ist seit längerem leicht rückläufig Gesamtwerte Deutschland Abb. 1.3: Anzahl laufender Ratenkredite; nach Altersgruppen 2020 Ende Q3: 17.641.782 2019: 18.159.554 2018: 18.447.364 847.758 844.521 820.262 691.638 650.620 610.738 507.621 528.242 539.874 438.005 433.043 405.514 1.989.421 1.987.873 1.970.275 2.066.519 2.046.863 2.009.812 2.026.460 2.022.313 2.016.300 2.278.252 2.144.197 2.027.686 2.552.666 2.481.499 2.367.020 2.116.812 2.153.250 2.119.777 1.310.335 1.347.697 1.349.015 1.587.348 1.489.923 1.381.901 34.484 29.423 23.488 18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-69 Jahre 70-74 Jahre > 74 Jahre 2018 2019 2020 Ende Q3 Quelle: SCHUFA Holding AG. Vorübergehender Corona-bedingter Einbruch bei den neu abgeschlossenen Ratenkreditverträgen Ende März bis Anfang Juli 2020 lag die Nachfrage nach Ratenkrediten deutlich unter der des entsprechenden Vorjahreszeitraums, wie die Schwankungsbreite des Indexwerts für die neu abgeschlossenen Ratenkredite zwischen 0,6 und 1 in Abbildung 1.4 zeigt. Hier dargestellt ist der vierwöchige Mittelwert der neu abgeschlossenen Ratenkredite in Rela- tion zum Jahresdurchschnittswert von 2019. In der Kalenderwoche 18, der letzten April- woche, ging die Anzahl der neu abgeschlossenen Ratenkredite um 36 Prozent gegenüber April 2019 zurück. Auch der vermutlich saisonale Rückgang der Nachfrage nach Raten- krediten in den Sommermonaten fällt 2020 etwas stärker aus als 2019. Im September 2020 dreht dann die Entwicklung: In diesem Monat wurden mehr neue Ratenkredite abgeschlossen als im entsprechenden Vorjahresmonat.
12 Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie Lockdown im Frühjahr 2020 bremst die Nachfrage nach Ratenkrediten Abb. 1.4: Vierwöchiger Mittelwert der neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge in Relation zum Jahresdurchschnittswert 2019; Index 1,4 1,2 2019 2020 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 Lesehilfe: In der KW 17 2020 lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge um 32 Prozent unter dem Jahresdurchschnittswert 2019 und um 33 Prozent niedriger als in KW 17 2019. Quelle: SCHUFA Holding AG. Höheres Anfragenvolumen aus E-Commerce und Online-Handel Mit dem Start des ersten Lockdown am 23. März 2020 verlegen viele Verbraucher ihre Einkäufe ins Internet. Die Zahl der Anfragen aus dem E-Commerce bei der SCHUFA steigt rasant an und liegt in der Kalenderwoche 16, also Mitte April 2020, um 54 Prozent über dem entsprechenden Durchschnittswert von 2020. Gegenüber April 2019 ist das sogar ein Plus von 58 Prozent. In den darauf folgenden Wochen sinkt der Wert zwar wieder, das Kaufverhalten der Verbraucher in Deutschland hat sich aber gegenüber 2019 deutlich ins Internet verlagert (siehe Abbildung 1.5). Verbraucher kaufen in der Corona-Pandemie verstärkt online ein Abb. 1.5: Vierwöchiger Mittelwert der SCHUFA-Anfragen aus dem E-Commerce und Online-Handel in Relation zum entsprechenden Jahresdurchschnittswert 2019; Index 1,8 1,6 2020 1,4 1,2 2019 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 Lesehilfe: In der KW 16 2020 lag die Zahl der SCHUFA-Anfragen aus dem E-Commerce um 54 Prozent über dem Jahresdurchschnittswert 2019 und um 58 Prozent über der Zahl in der KW 16 2019. Quelle: SCHUFA Holding AG.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie 13 Finanzverhalten in Corona-Zeiten Zwar wirken sich die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf das Finanz- verhalten der Verbraucher aus. Gleichwohl geben knapp zwei Drittel der befragten Ver- braucher an, dass das eigene Haushaltseinkommen zum Befragungszeitpunkt nicht von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen ist. Während 59 Prozent keinerlei negativen Einfluss beobachten, berichtet ein marginaler Anteil von 4 Prozent sogar von einem gegenüber dem Niveau vom Jahresanfang 2020 gestiegenen Einkommen. Dennoch verzeichnen 37 Prozent der Befragten zum Zeitpunkt der Befragung Einbußen im Haushaltseinkommen. Diese können beispielsweise auf Corona-bedingte Einschrän- kungen der Berufstätigkeit oder auf Kurzarbeit zurückzuführen sein, welche die befragten Verbraucher selbst oder andere Personen im eigenen Haushalt betreffen. Die Mehrheit (18 Prozent) der von Einbußen betroffenen Verbraucher gibt an, dass das eigene Haus- haltseinkommen um bis zu 15 Prozent a bgenommen hat. Knapp zwei Drittel der Befragten sehen keine Einkommenseinbußen durch Corona-Pandemie Abb. 1.6: Antwort auf die Frage: „Haben Sie durch die Corona-Pandemie aktuell Einbußen bei Ihrem Einkommen im Haushalt zu verzeichnen?“; in Prozent; n = 1.037 nein, mein/unser Haushaltseinkommen ist nicht negativ betroffen leichte Einbußen (bis zu 15%) 18 59 mittlere Einbußen (ca. 15%–30%) 11 37 ja große Einbußen (ca. 30%–50%) 5 massive Einbußen (über 50%) 3 4 nein, mein/unser Haushaltseinkommen ist aktuell höher als Anfang des Jahres Quelle: SCHUFA Holding AG. Mit Ersparnissen finanzielle Engpässe überbrücken In der Corona-Pandemie passen die befragten Verbraucher ihr Finanzverhalten in vielerlei Hinsicht an die gegebenen wirtschaftlichen Umstände an. Mehr als jeder dritte Verbrau- cher bekundet, aufgrund der Pandemie bereits im Vorfeld geplante größere Anschaffun- gen verschoben zu haben (siehe Abbildung 1.7). Für 28 Prozent ist der Zugriff auf Rück lagen ein probates Mittel, um etwaige pandemiebedingte finanzielle Engpässe zu über- brücken. Weitere 17 Prozent haben das eigene Konto überzogen. Jeder Neunte beugt Zahlungsausfällen durch Stundung vor oder nimmt staatliche H ilfen in Anspruch. Gleichwohl haben lediglich 8 Prozent der befragten Verbraucher a ufgrund der Pandemiesituation einen Kredit aufgenommen. Am seltensten haben die Befragten Miet- oder Ratenzahlungen für die eigene Wohnung ausgesetzt (6 Prozent).
14 Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie Geplante größere Anschaffungen werden verschoben ... Abb. 1.7: Antworten auf die Frage: „Welche der folgenden Ereignisse treffen auf Sie zu?“; in Prozent; n = 1.023–1.033 Aufgrund der aktuellen Situation habe ich … … geplante größere Anschaffungen verschoben. 36 64 … auf meine Ersparnisse zurückgegriffen. 28 72 … mein Konto überzogen. 17 83 … andere Zahlungen/Raten stunden lassen. 11 89 … staatliche Hilfe in Anspruch genommen. 11 89 … einen Kredit aufgenommen. 8 92 … Miet-/Ratenzahlungen für 6 94 meine Wohnung/mein Haus ausgesetzt. ja nein Quelle: SCHUFA Holding AG. Weniger Ausgaben für Freizeitaktivitäten Einkommenseinbußen führen nicht selten zu Verzicht. Aber auch die von der Bundesre- gierung erlassenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie schlagen sich unmittel- bar in den Ausgaben der Verbraucher nieder. Wie Abbildung 1.8 zeigt, reduzieren die Befragten dementsprechend am häufigsten ihre Ausgaben in den Bereichen Reisen (67 Prozent), Ausgehen (64 Prozent) und kulturelle Veranstaltungen (59 Prozent). Auch für Kleidung (37 Prozent) und sonstige Konsumgüter (23 Prozent) geben die Verbraucher weniger aus. Jeder Fünfte spendet weniger. 17 Prozent sparen auch im Zusammenhang mit dem eigenen Pkw. ... und auch andere Ausgaben werden eingeschränkt. Abb. 1.8: Antwort auf die Frage: „In welchen (Lebens-)Bereichen sparen Sie Corona-bedingt Ausgaben ein?“; in Prozent; n = 1.0371) Reisen 67 Ausgehen2) 64 monatliche Ausgaben für 59 kulturelle Veranstaltungen3) Kleidung 37 sonstige Konsumgüter4) 23 Spenden 20 Auto5) 17 Lebensmittel 12 88% Vereinsbeiträge 12 der Befragten haben ihre Ausgaben in 1) Mehrfachantworten möglich. der Corona-Pandemie 2) z.B. in Restaurants, Cafés, Kneipen. gesenkt 3) z.B. Theater, Konzerte, Kino. 4) z.B. CDs, Bücher, Smartphone. 5) z.B. Verzicht auf eigenen Pkw, saisonale Abmeldung, Wechsel des Fahrzeugs, weniger fahren. Quelle: SCHUFA Holding AG.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie 15 Deutlich seltener reduzieren Verbraucher ihr Budget für Lebensmittel und Vereinsbeiträge (jeweils 12 Prozent). Immerhin 12 Prozent geben an, in keinem der genannten Bereiche Ausgaben einzusparen. Gesenkter Mehrwertsteuersatz nur bedingter Konsumanreiz Im Zeitraum vom 1. Juli 2020 bis zum 31. Dezember 2020 gilt eine niedrigere Mehrwert- steuer in Deutschland. Der reguläre Steuersatz sinkt von 19 auf 16 Prozent, der ermäßigte Steuersatz von 7 auf 5 Prozent. Mit dieser vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung will die Bundesregierung den Konsum ankurbeln und der von den Auswirkungen der Corona- Pandemie gebeutelten deutschen Wirtschaft einen Schub verleihen. Für 10 Prozent der befragten Verbraucher ist der niedrigere Mehrwertsteuersatz ein Konsumanreiz. Sie haben aufgrund dessen eine größere Anschaffung getätigt. Dies trifft tendenziell häufiger auf Personen unter 40 Jahren zu. Von den Verbrauchern, die aufgrund der Mehrwertsteuersenkung eine größere Anschaf- fung getätigt haben, hat die Mehrheit (30 Prozent) über 5.000 Euro ausgegeben. Knapp jeder Fünfte hat bis zu 500 Euro investiert. Die befristete Mehrwertsteuersenkung bewegt jeden Zehnten zu größeren Anschaffungen Abb. 1.9: Antworten auf die Frage: „Haben Sie aufgrund der Mehrwertsteuersenkung größere Anschaf fungen getätigt?“ (n = 1.037) und „Wie hoch waren die Ausgaben für die zusätzlichen Anschaffungen?“ (n = 105); in Prozent der Befragten, die größere Anschaffungen getätigt haben. Anschaffungswert bis 500 Euro 19 501–1.000 Euro 17 Nein 90 10 Ja 1.001–2.000 Euro 17 2.001–5.000 Euro 16 über 5.000 Euro 30 Quelle: SCHUFA Holding AG.
16 Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie Stimmungslage in der Pandemie Die Auswirkungen der Corona-Pandemie schlagen sich nicht nur in der wirtschaftlichen Situation der Verbraucher nieder, sondern spiegeln sich auch in ihren privaten Belangen wider. In Zeiten unvorhersehbarer wirtschaftlicher Entwicklungen, einer schwächelnden Kon- junktur und staatlicher Hilfsmaßnahmen für krisengebeutelte Unternehmen in Milliarden- höhe macht sich vereinzelt die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust bemerkbar. Die Mehr- heit der befragten Berufstätigen gibt sich hier jedoch optimistisch: Insgesamt 82 Prozent denken, dass sie sehr sicher beziehungsweise eher sicher vor dem Verlust ihres Arbeits- platzes sind. Dies trifft insbesondere auf Personen im Alter von 40 bis 55 Jahren zu (kumulierter Wert für „sehr sicher“ und „eher sicher“: 83 Prozent). Von einem Arbeitsplatzverlust gefährdet sieht sich besonders die Gruppe der befragten berufstätigen 18- bis 25-Jährigen: Knapp ein Viertel sieht den eigenen Arbeitsplatz als eher unsicher beziehungsweise sehr unsicher an. Mit steigendem Alter fürchten weniger Menschen den Verlust ihres Arbeitsplatzes Abb. 1.10: Antwort auf die Frage: „Was schätzen Sie: Wie sicher sind Sie momentan vor dem Verlust Ihres Arbeitsplatzes?“; in Prozent; n = 717 Insgesamt1) 38 44 14 5 18–25 Jahre 43 33 18 6 26–39 Jahre 35 47 13 5 40–55 Jahre 36 47 13 4 56 Jahre und älter 42 40 14 4 sehr sicher eher sicher eher unsicher sehr unsicher 1) Die Summe beträgt aufgrund von Rundungen mehr als 100 Prozent. Quelle: SCHUFA Holding AG. Verbraucher ordnen ihre Prioritäten neu Die gegenwärtige Pandemiesituation hat dazu geführt, dass sich die Prioritäten im Leben vieler Bürger verändert haben. Besonders die eigene Gesundheit und die Familie haben im Zuge der Pandemie an Bedeutung gewonnen. Ein Drittel der Befragten gibt an, dass ihnen Gesundheit viel wichtiger, für 28 Prozent etwas wichtiger ist als vorher. Auch die Familie hat für die Befragten an Bedeutung zugenommen. Für beinahe jeden Dritten ist sie viel wichtiger, für jeden Fünften etwas wichtiger als zuvor. Darüber hinaus bewerten 23 Prozent der Befragten finanzielle Themen seit Beginn der Pandemie als wichtiger, 17 Prozent sogar als viel wichtiger.
Verbraucherverhalten und Stimmungslage in der Corona-Pandemie 17 Gesundheit und Familie rücken stärker in den Fokus Abb. 1.11: Antworten auf die Frage: „Haben sich die Prioritäten in Ihrem Leben seit Beginn der Corona-Pandemie verändert?“; in Prozent1); n = 1.037 Gesundheit 34 28 35 11 Familie 30 21 47 11 Finanzen 17 23 57 2 1 Freizeit 16 21 55 61 Umwelt 16 20 57 5 2 Beruf 12 15 58 8 8 Reisen 8 10 36 27 19 ist mir viel wichtiger als vorher ist mir etwas wichtiger als vorher ist mir genauso wichtig wie vorher ist mir etwas weniger wichtig als vorher ist mir viel weniger wichtig als vorher 1) Die Summe kann aufgrund von Rundungen weniger beziehungsweise mehr als 100 Prozent betragen. Quelle: SCHUFA Holding AG. Gleichwohl sind Freizeit (55 Prozent), Umwelt (57 Prozent) und Beruf (58 Prozent) für die Mehrheit der Befragten in ihrem Stellenwert unverändert. Das Reisen hat vergleichsweise am häufigsten an Bedeutung gegenüber dem Prä-Corona-Niveau verloren. Für 27 Prozent ist es etwas weniger wichtig, für 19 Prozent viel weniger wichtig als noch vor der Pande- mie. Dieser Umstand lässt sich analog zu den Corona-bedingten, verringerten Verbrau- cherausgaben für Reisen (siehe Abbildung 1.8 Seite 14) unter anderem auf die von der Bundesregierung zwecks Eindämmung der Pandemie ausgesprochenen innerdeutschen sowie internationalen Reisewarnungen zurückführen. Mehrheit blickt sorgenvoll in die Zukunft Gefragt nach ihrer zukunftsbezogenen Gemütslage, Nur 7 Prozent äußern keinerlei Bedenken geben sich zwei von drei Verbrauchern eher sorgenvoll hinsichtlich ihrer Zukunft Abb. 1.12: Antwort auf die Frage: „Wenn Sie nun an die eben bis sehr ängstlich. Während sich 57 Prozent Sorgen um genannten Aspekte und Ihre persönliche Gesamtsituation ihre Zukunft machen, haben 9 Prozent sogar große denken: Mit welchem Grundgefühl blicken Sie aktuell in die Zukunft?“; in Prozent; n = 1.037 Angst vor der Zukunft. Nur 7 Prozent haben zum Befra- gungszeitpunkt gar keine Angst, wenn sie an die Ich habe gar keine Ich habe große Angst Angst vor der Zukunft. vor der Zukunft. Zukunft denken. 7 9 Ich bin eher weniger 27 besorgt, was die Zukunft angeht. 57 Ich blicke eher sorgenvoll in die Zukunft. Quelle: SCHUFA Holding AG.
18 Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie 2 Soloselbständige und Kleinstunter nehmen in der Corona-Pandemie Soloselbständige und Kleinstunternehmen sind von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen. Im Lockdown im März und April 2020 mussten die Gastronomie, der Nicht- Lebensmittel-Einzelhandel und zahlreiche Dienstleister wie Friseure, Massagepraxen und Sportcenter komplett schließen. In den Sommermonaten wurden viele Betriebe zwar wie- der geöffnet, doch durch die Corona-Auflagen hinsichtlich der Abstandsregeln und der an die jeweilige Ladenfläche gekoppelten maximalen Kundenzahl mussten sie zum Teil deut liche Umsatzeinbußen in Kauf nehmen. Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern und 2 Millionen Euro Jahresumsatz sind überdurchschnittlich oft im Dienstleistungssektor tätig – hier vor allem in den vom Lock- down im März und April 2020 stark betroffenen Bereichen des Einzelhandels, der Gastro- nomie sowie der freiberuflichen und technischen Dienstleistungen – hierunter fallen Künstler und die Veranstaltungsbranche, sofern die Unternehmen nicht mehr als neun Mitarbeiter haben –, wie die Unternehmensstatistik des Statistischen Bundesamts aus- weist. In diesem Kapitel wollen wir der Frage nachgehen, wie sich Kleinstunternehmen in dem wirtschaftlich schwierigen Umfeld behaupten konnten. Anhand ausgewählter Daten aus dem SCHUFA-Datenbestand für Gewerbetreibende, F reiberufler und eingetragene Kauf- leute beleuchtet der erste Teil deren wirtschaftliche Situation in der Corona-Krise. Außer- dem betrachten wir die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen. Zusätzlich hat Nordlight research im Auftrag der SCHUFA Holding AG 709 Soloselbstän- dige, 200 Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern und 200 Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern hinsichtlich ihrer beruflichen Situation und ihrer allgemeinen Stimmung befragt. Die Ergebnisse finden Sie im zweiten Teil dieses Kapitels.
Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie 19 Kreditaufnahme in den ersten drei Quartalen 2020 Bislang keine Veränderung der vertragsgemäßen Bedienung von Krediten durch die Corona-Pandemie Verhält sich ein Gewerbetreibender, Freiberufler oder eingetragener Kaufmann nicht ver- tragsgemäß, so speichert die SCHUFA dies in Form sogenannter Negativmerkmale. Dabei wird zwischen weichen und harten Negativmerkmalen unterschieden. Weiche Negativ- merkmale sind Forderungen, die fällig, angemahnt und nicht bestritten sind sowie Forde- rungen nach gerichtlicher Entscheidung. Die harten Negativmerkmale umfassen Informa- tionen aus öffentlichen Bekanntmachungen, wie eine Vermögensauskunft, oder Informa- tionen zu einem Insolvenzverfahren und Einträge in Schuldnerverzeichnisse. Die SCHUFA hatte 2019 im Jahresdurchschnitt zu 10,5 Prozent der Gewerbetreibenden, Freiberufler oder eingetragenen Kaufleute in Deutschland mindestens ein Negativmerkmal gespeichert. Betrachtet man den Jahresverlauf 2019, lässt sich ein leichter, aber stetiger Rückgang von 10,6 Prozent im Januar auf 10,4 Prozent im Dezember 2019 feststellen. Diese Entwicklung setzt sich 2020 fort. Im Januar 2020 lag der Anteil der Gewerbetrei- benden, Freiberufler oder eingetragenen Kaufleute mit mindestens einem Negativmerk- mal bei 10,3 Prozent, im Mai 2020 sank er erstmals im Jahresverlauf auf 10,2 Prozent und im Juli 2020 dann auf 10,1 Prozent. Auf diesem Niveau verharrt er auch im August und September 2020. Daraus lässt sich schließen, dass sich durch die Corona-Pandemie die vertragsgemäße Bedienung von Krediten seitens Gewerbetreibender, Freiberufler oder eingetragener Kauf- leute bisher nicht verändert hat. Der Anteil der Unternehmen, zu denen neue Zahlungs- störungen gemeldet werden, lag im Betrachtungszeitraum monatlich relativ konstant bei etwa 0,1 Prozent. Anteil der Kleinstunternehmen mit eingemeldeten Negativmerkmalen liegt unterhalb des Vorjahresniveaus Abb. 2.1: Anteil der Gewerbetreibenden, Freiberufler und eingetragenen Kaufleute, zu denen die SCHUFA (mindestens) ein Negativmerkmal gespeichert hatte; Monatswerte in Prozent 11,0 10,5 10,0 10,6 10,3 10,6 10,3 10,5 10,3 10,5 10,3 10,5 10,2 10,5 10,2 10,5 10,1 10,4 10,1 10,4 10,1 10,4 10,4 10,4 9,5 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2019 2020 Quelle: SCHUFA Holding AG.
20 Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie Kreditanfragen nehmen im März 2020 zu Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 ist ein deutlicher Anstieg der Anfragen von Finanzierungsinstituten bei der SCHUFA infolge von Kreditanfragen (im Weiteren nur noch Kreditanfragen genannt) von Gewerbetreibenden, Freiberuflern und eingetragenen Kaufleuten festzustellen. Hier werden nur die Kreditanfragen betrachtet, die im gewerblichen Kontext gestellt wurden. Gegenüber dem Jahresdurchschnittswert von 2019 hatten die Kreditanfragen im März 2020 um 40 Prozent zugenommen, gegen- über März 2019 bedeutet dies einen Anstieg um 30 Prozent. Auch in den darauffolgen- den Monaten bis Juli 2020 bleibt das Anfragenvolumen größer als im Vorjahr. Im August 2020 sinken die Kreditanfragen unter das Niveau von 2019 ab, im September 2020 sind sie aber wieder gleichauf. Hohe Kreditnachfrage in den ersten drei Quartalen Abb. 2.2: Monatlicher Mittelwert der Kreditanfragen von Gewerbetreibenden, Freiberuflern und eingetragenen Kaufleuten in Relation zum Jahresdurchschnittswert 2019; Index 1,6 2020 1,4 1,2 1,0 2019 0,8 0,6 0,4 0,2 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Lesehilfe: Im März 2020 lag die Zahl der SCHUFA-Anfragen zu Kreditanfragen der Unternehmensgruppen um 40 Prozent über dem Jahresdurchschnittswert von 2019 und um 30 Prozent über dem Wert vom März 2019. Quelle: SCHUFA Holding AG. Hoher Zuwachs der Kreditanfragen im Gastgewerbe und bei Reisebüros Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kreditanfragen der betrachteten Unter- nehmensgruppen sind je nach Branche unterschiedlich. Die Branchen sind hier entspre- chend der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008) des Statistischen Bundes- amts definiert. Am stärksten sind die Anfragen nach Krediten im Gastgewerbe, das Gastronomie und Beherbergung zusammenfasst, im März 2020 gestiegen. Sie wiesen im Jahresdurchschnitt 2019 nur eine sehr geringe Schwankungsbreite auf. Im März 2020 schnellten sie dann um 120 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2019 nach oben. Im April 2020 schwächte sich die zusätzliche Nachfrage im Gastgewerbe nur geringfügig auf 90 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2019 ab, um dann in den darauf folgenden Monaten kontinuierlich zu sinken und im Juli 2020 wieder das ungefähre Vorjahresniveau zu erreichen. Ähnlich, aber zeitlich etwas nach hinten versetzt, war die Entwicklung bei Reisebüros, Reiseveranstaltern und bei Erbringern sonstiger Reservierungsdienstleistungen. Die Kredit- anfragen aus diesem Bereich lagen im April 2020 um 120 Prozent über der Zahl der durchschnittlichen Anfragen 2019 und sanken bis September 2020 wieder auf das ungefähre Vorjahresniveau.
Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie 21 Kreditnachfrage in Gastgewerbe, Einzelhandel und Reisebranche steigt im ersten Lockdown deutlich Abb. 2.3: Monatlicher Mittelwert der Kreditanfragen von Gewerbetreibenden, Freiberuflern und eingetra genen Kaufleuten in Relation zum Jahresdurchschnittswert 2019 in einzelnen Branchen (WZ 2008); Index verarbeitendes Gewerbe 2,5 2,0 2020 1,5 1,0 2019 0,5 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe 2,5 2,0 1,5 2020 1,0 2019 0,5 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 2,5 2,0 1,5 2020 1,0 2019 0,5 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 2,5 2,0 2020 1,5 1,0 2019 0,5 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Gastgewerbe 2,5 2020 2,0 1,5 2019 1,0 0,5 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen 2,5 2020 2,0 1,5 2019 1,0 0,5 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Gesundheitswesen 2,5 2,0 1,5 2020 1,0 2019 0,5 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Quelle: SCHUFA Holding AG.
22 Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie Im Einzelhandel fiel der Anstieg der Kreditanfragen während des Lockdown im März 2020 geringer aus, war aber doch deutlich spürbar. Die SCHUFA-Anfragen nahmen um 50 Pro- zent gegenüber dem Jahresdurchschnitt von 2019 zu, erreichten aber bereits im Mai 2020 wieder das ungefähre Vorjahresniveau. Im verarbeitenden Gewerbe und bei vorbereitenden Baustellenarbeiten, Bauinstallation und im sonstigen Ausbaugewerbe lagen die Kreditanfragen für Gewerbetreibende, Freiberufler und eingetragene Kaufleute in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 insgesamt leicht über dem Jahresdurchschnittswert von 2019. Einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie kann man hier allerdings nicht feststellen. Im Großhandel waren die Entwicklungen in den Jahren 2020 und 2019 sehr ähnlich. Auch im Gesundheits wesen waren nur geringfügige Unterschiede zu sehen. 29.685 erteilte B2B-Förderkreditauskünfte Neben größeren Kapitalgesellschaften werden auch Gewerbetreibende, Freiberufler und eingetragene Kaufleute in der Corona-Pandemie unter anderem durch staatliche Kredit- programme, wie zum Beispiel die Überbrückungshilfen, das KfW-Sonderprogramm und Förderprogramme der Bundesländer, unterstützt. Diese werden zum Teil über das Banken- system zugänglich gemacht. Im Rahmen der Bewilligung holen Finanzinstitute oftmals eine speziell für die Prüfung der Förderfähigkeit entwickelte Auskunft, die sogenannte Förderkreditauskunft, bei der SCHUFA ein. Förderkreditauskünfte in den Branchen unterschiedlich stark nachgefragt Abb. 2.4: Branchenverteilung der mit einer B2B-Förderkreditauskunft angefragten Unternehmen klassifiziert nach WZ 2008; in Prozent Großhandel1) (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 10,2 Gastronomie 9,0 Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 7,4 vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation 5,4 und sonstiges Ausbaugewerbe Verwaltung und Führung von Unternehmen und 5,0 Betrieben; Unternehmensberatung Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen 4,1 Erbringung von sonstigen überwiegend 3,7 persönlichen Dienstleistungen April bis September 2020: Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und 29.685 3,6 Reparatur von Kraftfahrzeugen Erbringung von Dienstleistungen der 3,3 Informationstechnologie B2B-Förderkredit- 2,6 auskünfte für staatliche Beherbergung Kredite wurden erteilt Herstellung von Metallerzeugnissen 2,4 1) Alle Formen der Handelsvermittlung für gewerbliche Kunden. Quelle: SCHUFA Holding AG.
Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie 23 Bis Ende September 2020 hat die SCHUFA 29.685 dieser B2B-Förderkreditauskünfte erteilt, die für Anträge bei verschiedenen staatlichen Kreditprogrammen verwendet wurden. Der größte Anteil der Auskünfte entfiel auf Unternehmen aus dem G roßhandel (10,2 Prozent), die Gastronomie (9,0 Prozent) und den Einzelhandel (7,4 Prozent). 5.675 Förderkreditauskünfte betrafen Gewerbetreibende, Freiberufler und eingetragene Kaufleute. Staatliche Maßnahmen verhindern Insolvenzwelle in den ersten drei Quartalen Bei den Unternehmensinsolvenzen handelt es sich um eine nachlaufende Variable des Konjunkturgeschehens. Stagnierende oder abnehmende Umsätze und schlechtere Möglichkeiten der Unternehmen, steigende Preise für Löhne und Vorleistungen an ihre Kunden weiterzugeben, wirken verzögert und zwingen schwächere Unternehmen in die Verlustzone. Erst danach führen Liquiditätsprobleme und Überschuldung zu einem Anstieg der Insolvenzanträge. Die Einstellung eines Großteils der Wirtschaftsaktivität Mitte März 2020 und die Ein- schränkungen der wirtschaftlichen Möglichkeiten für viele Unternehmen im weiteren Jahresverlauf haben einen schnellen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen erwarten lassen, dem die Bundesregierung mit schnellen staatlichen Liquiditätshilfen gegenzu steuern v ersuchte. Zusätzlich wurden Stundungsregelungen für Mieten und andere Zahlungsverpflichtungen eingeführt. Rückläufige Zahl der Insolvenzverfahren in 2020 durch Staatshilfe und Aussetzung der Antragspflicht Abb. 2.5: Monatliche Zahl der neuen Insolvenzverfahren in Relation zum Jahresdurchschnittswert 2019; Index Gewerbetreibende und Freiberufler ohne Handelsregistereintrag 1,4 1,2 2019 1,0 0,8 2020 0,6 0,4 0,2 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez im Handelsregister eingetragene Personen- und Kapitalgesellschaften, eingetragene Kaufleute 1,4 1,2 2019 1,0 0,8 2020 0,6 0,4 0,2 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Lesehilfe: Im April 2020 lag die Zahl der Insolvenzverfahren bei Gewerbetreibenden und Freiberuflern ohne Handelsregistereintrag um 20 Prozent unter dem Jahresdurchschnittswert 2019 und ebenfalls um 20 Prozent unter dem Wert im April 2019. Quelle: SCHUFA Holding AG.
24 Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie Als ein weiteres wichtiges Mittel, um Unternehmen vor einer Insolvenz zu schützen, wurde die Insolvenzantragspflicht bis 30. September 2020 bei Corona-bedingter Über- schuldung oder Zahlungsunfähigkeit ausgesetzt. Während zahlungsunfähige Unter nehmen seit Oktober 2020 wieder Insolvenz anmelden müssen, wurde die A ussetzung der Antragspflicht wegen Überschuldung bis zum Ende des Jahres 2020 v erlängert. Auch wenn es in der ersten Hälfte des Jahres 2020 mehrere Insolvenzen größerer Unter- nehmen gab, ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den ersten drei Quartalen 2020 insgesamt und auch bei den hier betrachteten Kleinstunternehmen zurück. Vor allem die Zahl der neuen Insolvenzverfahren von Gewerbetreibenden und Freiberuflern ohne Handelsregistereintrag sank im Verlauf des Jahres 2020 deutlich unter den Jahres- durchschnitt von 2019 und lag im September 2020 36,4 Prozent darunter. Bei im Han- delsregister eingetragenen Personen- und Kapitalgesellschaften sowie eingetragenen Kaufleuten fiel der Rückgang nicht ganz so deutlich aus. Hier verringerte sich die Zahl der Insolvenzverfahren im September 2020 um 27 Prozent gegenüber dem Jahresdurchschnitt von 2019 (siehe Abbildung 2.5). Dass alle Unternehmen, die 2020 trotz massiver wirtschaftlicher Schwierigkeiten aufgrund dieser Regelungen keinen Insolvenzantrag stellen mussten, in den nächsten Monaten wieder in stabilere Fahrwasser gelangen können, darf bezweifelt werden. Zahlreiche Wirt- schaftsforschungsinstitute rechnen deshalb mit einer deutlichen Zunahme der Insolvenzen im Jahr 2021.
Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie 25 Die berufliche und wirtschaftliche Situation von Soloselbständigen und Kleinstunternehmern Die Ergebnisse der Befragung unter Soloselbständigen und Kleinstunternehmern, die exklusiv für den SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 durchgeführt wurde, geben Aufschluss über deren Stimmung in der Corona-Pandemie. Zudem wagen die Befragten einen Blick in ihre berufliche und wirtschaftliche Zukunft. Trotz Pandemie vereinzelt mehr Aufträge Unter den befragten Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern verzeichnen ins- gesamt 26 Prozent trotz Corona-Pandmie eine eher verbesserte oder deutlich verbesserte Auftragslage. Jedoch spürt die Mehrheit der befragten Unternehmer die wirtschaftlichen Folgen von Corona: Jeweils rund die Hälfte der befragten Soloselbständigen (51 Prozent), Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern (51 Prozent) und Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern (46 Prozent) gibt an, dass ihre Auftragslage deutlich schlechter oder schlechter ist als vor der Corona-Pandemie. Denn nicht selten schlagen sich zum einen etwaige Umsatzeinbußen aufgrund rückläufiger Aufträge, zum anderen ein zurückhaltendes Konsumverhalten der V erbraucher in der Auftragslage von Unterneh- men nieder. Dass die Pandemie nicht alle Unternehmen und Branchen im gleichen Maße trifft, zeigt sich darin, dass es in allen befragten Gruppen auch Unternehmen gibt, die deutlich mehr oder eher mehr zu tun haben als vor der Pandemie. Gut jedes vierte Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern verzeichnet erhöhtes Auftragsvolumen Abb. 2.6: Antwort auf die Frage: „Im Vergleich zur Situation vor der Corona-Pandemie: Wie schätzen Sie die aktuelle Auftragslage Ihres Unternehmens ein?“; in Prozent der Befragtengruppe1) Soloselbständige (n = 709) 2 8 38 28 23 Kleinstunternehmen mit 1–2 Mitarbeitern (n = 200) 3 11 37 30 21 Kleinstunternehmen mit 3–5 Mitarbeitern (n = 200) 6 20 29 26 20 Es ist ... … deutlich mehr zu tun. … eher mehr zu tun. … genauso viel wie früher zu tun. … eher weniger zu tun. … deutlich weniger zu tun. 1) Die Summe beträgt aufgrund von Rundungen weniger beziehungsweise mehr als 100 Prozent. Quelle: SCHUFA Holding AG. Kleinstunternehmen greifen auf staatliche Hilfen zurück Den Unternehmern steht eine Reihe von unterstützenden Maßnahmen zur Verfügung, durch die der pandemiebedingte wirtschaftliche Schaden minimiert werden soll. Unter den befragten Kleinstunternehmen haben jeweils 51 Prozent Unterstützung in Anspruch genommen (siehe Abbildung 2.8). Von den befragten Soloselbständigen hat nur ein gutes Drittel mindestens eine der im Rahmen der Befragung genannten Hilfsmaßnahmen genutzt (siehe Abbildung 2.7). Unter den 66 Prozent der befragten Soloselbständigen, die keinerlei Maßnahmen in Anspruch genommen haben, dürften sich allerdings auch diejenigen befinden, deren Anträge abgelehnt worden sind.
26 Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie Zwei Drittel der Soloselbständigen machen keinen Gebrauch von Hilfsmaßnahmen Abb. 2.7: Antwort auf die Frage: „Haben Sie eine dieser angebotenen Hilfsmaßnahmen in Anspruch genommen?“; in Prozent der Befragtengruppe1) Soloselbständige (n = 707) Unterstützung in Anspruch Hilfsmaßnahmen2) Unterstützung genommen nicht in Corona-Soforthilfe (März bis Mai 2020) 25 Anspruch genommen Grundsicherung 6 66 34 steuerliche Hilfsmaßnahmen (z.B. Anpassung/Stundung von 3 Steuervorauszahlungen oder anstehenden Rechnungen) Corona-Überbrückungshilfe (Juni bis August 2020) 2 1) Bei den Hilfsmaßnahmen Mehrfachnennungen möglich. 2) Weitere Hilfsmaßnahmen kleiner 1 Prozent. Quelle: SCHUFA Holding AG. Es fällt auf, dass die befragten Unternehmer, die mindestens ein Unterstützungsangebot in Anspruch genommen haben, vor allem auf die von Bund und Ländern auf den Weg gebrachte Corona-Soforthilfe zurückgegriffen haben. Mit der Soforthilfe sollten die wirt- schaftliche Existenz der Unternehmen gesichert und etwaige Liquiditätsengpässe über- brückt werden. In diesem Rahmen konnten Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern und Soloselbständige von März bis Mai 2020 einen einmaligen Zuschuss von bis zu 9.000 Euro beantragen. 25 Prozent der befragten Soloselbständigen, 39 Prozent der Die Hälfte der Kleinstunternehmen nimmt Hilfsmaßnahmen in Anspruch Abb. 2.8: Antwort auf die Frage: „Haben Sie eine dieser angebotenen Hilfsmaßnahmen in Anspruch genommen?“; in Prozent der Befragtengruppe1) Kleinstunternehmen mit 1–2 Mitarbeitern (n = 200) Hilfsmaßnahmen2) Unterstützung Unterstützung in Anspruch Corona-Soforthilfe (März bis Mai 2020) 39 nicht in genommen Anspruch steuerliche Hilfsmaßnahmen (z.B. Anpassung/Stundung von genommen 10 Steuervorauszahlungen oder anstehenden Rechnungen) Kurzarbeitergeld 10 49 51 Corona-Überbrückungshilfe (Juni bis August 2020) 10 Kredite über das KfW-Sonderprogramm 5 (z.B. KfW-Förderkredit) Förderkredite der Bundesländer (z.B. LfA-Schnellkredit) 5 Kleinstunternehmen mit 3–5 Mitarbeitern (n = 200) Unterstützung in Anspruch Hilfsmaßnahmen2) Unterstützung genommen nicht in Corona-Soforthilfe (März bis Mai 2020) 38 Anspruch genommen Kurzarbeitergeld 19 49 51 steuerliche Hilfsmaßnahmen (z.B. Anpassung/Stundung von 10 Steuervorauszahlungen oder anstehenden Rechnungen) Corona-Überbrückungshilfe (Juni bis August 2020) 8 1) Bei den Hilfsmaßnahmen Mehrfachnennungen möglich. 2) Weitere Hilfsmaßnahmen kleiner 5 Prozent. Quelle: SCHUFA Holding AG.
Soloselbständige und Kleinstunternehmen in der Corona-Pandemie 27 Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern und 38 Prozent der Kleinstunter nehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern geben an, die Corona-Soforthilfe erhalten zu haben. Des Weiteren berichten 2 Prozent der Soloselbständigen, 10 Prozent der Kleinstunter nehmen mit ein ein bis zwei Mitarbeitern und 8 Prozent der Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern, dass ihnen die Corona-Überbrückungshilfe bewilligt worden ist. Im Rahmen der Überbrückungshilfe erhalten Unternehmen mit einem Corona-bedingten erheblichen Umsatzausfall direkte Zuschüsse zu betrieblichen Fixkosten. Die Bundes regierung hat diese Hilfen für September bis Dezember 2020 v erlängert. Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern am zufriedensten mit Unterstützung von Bund und Ländern 56 Prozent der befragten Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern geben an, (sehr) zufrieden mit den finanziellen Hilfeleistungen des Staats in der Corona-Pandemie zu sein. Dennoch ist die Unzufriedenheit mit der finanziellen Unterstützung von Bund und Ländern in der Corona-Krise insgesamt recht hoch: Jeweils die Hälfte der befragten Solo- selbständigen und Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern ist weniger zufrieden beziehungsweise unzufrieden mit den finanziellen Hilfsmaßnahmen. Dies ist gegebenen- falls auch darauf zurückzuführen, dass es sich vor allem für Soloselbständige schwieriger gestaltet, staatliche Hilfeleistungen bewilligt zu bekommen. Sie haben häufig keine Betriebskosten, und Gründer haben noch keine Einnahmen aus dem Vorjahr vorzuweisen. Zudem werden die Lebenshaltungskosten nicht berücksichtigt. Weniger als die Hälfte der Soloselbständigen ist mit den Hilfsmaßnahmen zufrieden Abb. 2.9: Antwort auf die Frage: „Und wie zufrieden sind Sie alles in allem mit den Maßnahmen zur finanziellen Unterstützung von kleinen Unternehmen, Selbständigen und Freiberuflern durch Bund und Länder in der Corona-Krise?“; in Prozent der Befragtengruppe1) Soloselbständige (n = 709) 7 42 29 21 Kleinstunternehmen mit 1–2 Mitarbeitern (n = 200) 8 43 30 20 Kleinstunternehmen mit 3–5 Mitarbeitern (n = 200) 15 41 25 21 sehr zufrieden zufrieden weniger zufrieden unzufrieden 1) Die Summe beträgt aufgrund von Rundungen weniger beziehungsweise mehr als 100 Prozent. Quelle: SCHUFA Holding AG. Mehrheit rechnet künftig mit unveränderter Auftragslage Das gegenwärtig volatile Umfeld erschwert, zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen vorherzusagen. Die meisten befragten Unternehmer sind in ihren Prognosen hinsichtlich der eigenen Auftragslage eher vorsichtig. Die jeweilige Mehrheit der befragten Solo selbständigen (46 Prozent), Kleinstunternehmen mit ein bis zwei Mitarbeitern (41 Prozent) und Kleinstunternehmen mit drei bis fünf Mitarbeitern (43 Prozent) geht davon aus, dass die eigene Auftragslage auch in Zukunft unverändert bleiben wird (siehe Abbildung 2.10).
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