Unfallgeschehen beim Ski- und Snow-boardfahren in der Schweiz

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Unfallgeschehen beim Ski- und Snow-boardfahren in der Schweiz
bfu-Grundlagen

Unfallgeschehen beim Ski- und Snow-
boardfahren in der Schweiz

Autoren:                                    Bern 2015
Giannina Bianchi, Othmar Brügger

bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung
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      bfu-Grundlagen

      Unfallgeschehen beim Ski- und Snow-
      boardfahren in der Schweiz

 Unfallausmass, Risikoabschätzung und Entwicklung

    Autoren:                                        Bern 2015
    Giannina Bianchi, Othmar Brügger

bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung
Impressum

Herausgeberin        bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung
                     Postfach 8236
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                     Bezug als PDF auf www.bfu.ch/bestellen, Art.-Nr. 2.253

Autoren              Giannina Bianchi, MSc ETH, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Forschung, bfu
                     Othmar Brügger, MSc ETH, Teamleiter Forschung Sport und Haus/Freizeit, bfu

Redaktion            Othmar Brügger, MSc ETH, Teamleiter Forschung Sport und Haus/Freizeit, bfu

Projektteam          Steffen Niemann, M.A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter Forschung, bfu

© bfu 2015           Alle Rechte vorbehalten; Reproduktion (z. B. Fotokopie), Speicherung, Verarbeitung und Ver-
                     breitung sind mit Quellenangabe (s. Zitationsvorschlag) gestattet.

Zitationsvorschlag   Bianchi G, Brügger O, Unfallgeschehen beim Ski- und Snowboardfahren in der Schweiz:
                     Unfallausmass, Risikoabschätzung und Entwicklung. Bern: bfu – Beratungsstelle für
                     Unfallverhütung; 2015. bfu-Grundlagen.
                     ISBN 978-3-906173-67-2 (PDF)

                     Aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir darauf, konsequent die männliche und weibliche
                     Formulierung zu verwenden.
                     Aufgrund von Rundungen sind im Total der Tabellen leichte Differenzen möglich.
                     Wir bitten die Lesenden um Verständnis.
Inhalt

I.     Zusammenfassung / Summary / Résumé                                                                5
       1. Unfallgeschehen beim Ski- und Snowboardfahren in der Schweiz: Unfallausmass,
          Risikoabschätzung und Entwicklung                                                              5
       2. Injuries in skiing and snowboarding in Switzerland: accident situation, risk estimation and
          development                                                                                    6
       3. Accidentalité lors de la pratique du ski et du snowboard en Suisse: ampleur, estimation du
          risque et évolution                                                                            7

II.    Einleitung                                                                                        8

III.   Sportausübung                                                                                    10
       1. Schneesport der Schweizer Wohnbevölkerung                                                     10
       2. Schneesport auf Schweizer Pisten                                                              11
            2.1 Skier-Day (Skifahrertag) und Transportkapazität                                         11
            2.2 Schweizer Schneesportler in der Schweiz                                                 12
            2.3 Ausländische Schneesportler in der Schweiz                                              12

IV.    Unfallgeschehen                                                                                  13
       1. Ausmass                                                                                       13
            1.1 Datengrundlagen                                                                         13
            1.2 Verletzungen                                                                            14
                 1.2.1 Schneesportverletzungen der Schweizer Wohnbevölkerung                            14
                 1.2.2 Schneesportverletzungen der ausländischen Gäste                                  15
                 1.2.1 Total der Unfälle auf Schweizer Pisten                                           16
                 1.2.2 Entwicklung der Unfallzahlen                                                     16
            1.3 Tödliche Unfälle                                                                        19
                 1.3.1 Unfallhergang                                                                    20
                 1.3.2 Alter und Herkunft                                                               21
       2. Unfallrisiko                                                                                  22
            2.1 Verletzungsrisiko                                                                       22
            2.2 Risiko eines tödlichen Unfalls                                                          25
       3. Personen-Kollisionen                                                                          26
       4. Verletzungsschwere                                                                            28
       5. Verletzungslokalisation                                                                       29
            5.1 Skifahren                                                                               31

bfu-Grundlagen                                                                                 Inhalt    3
5.2 Snowboardfahren                                                  31
               5.3 Verletzungsrisiko nach Körperteil                                32
               5.4 Entwicklung der Verletzungslokalisation                          32
                   5.4.1 Skifahren                                                  33
                   5.4.2 Snowboardfahren                                            34
                   5.4.3 Einfluss der persönlichen Schutzausrüstung PSA             35
      6. Unfallkosten                                                               37

V.    Diskussion und Schlussfolgerungen                                             39

VI.   Anhang                                                                        41
      1. Glossar                                                                    43

Quellen                                                                             45

4     Inhalt                                                              bfu-Grundlagen
I.     Zusammenfassung / Summary / Résumé

1.     Unfallgeschehen beim Ski- und                    in Anzahl Verletzungen angegeben, die sich wäh-
       Snowboardfahren in der Schweiz:                  rend einer Dauer von 100 000 Stunden Exposition
       Unfallausmass, Risikoabschätzung                 ergeben. Die Schweizer Bevölkerung erleidet rund
       und Entwicklung                                  46 Verletzungen pro 100 000 Stunden Skifahren
                                                        und 68 Verletzungen während der gleichen Zeit auf
Ski- und Snowboardfahren gehören zu den belieb-         dem Snowboard. Zudem betrug das Sterberisiko in
testen Sportarten in der Schweiz. Jedes Jahr sind ca.   Folge eines Unfalles beim Ski- oder Snowboardfah-
2,520 Millionen Einwohner der Schweiz zumindest         ren 0,74 pro 1 Million Skier-Days.
gelegentlich mit Skiern auf den Pisten unterwegs,
367 000 mit dem Snowboard. Die Anzahl aktiver           Unfälle führen nicht nur zu grossem Leid, sondern
Schneesportler aus der Schweizer Wohnbevölke-           auch zu hohen Kosten. Im Jahr 2011 generierten die
rung hat zwischen 2007 und 2013 zugenommen.             Skiunfälle der Schweizer Wohnbevölkerung materi-
Trotzdem registrieren die Schweizer Skistationen        elle Kosten in der Höhe von 441,4 Mio. CHF, Snow-
seit Jahren eine leicht rückläufige Anzahl der Skier-   boardunfälle von 71,2 Mio. CHF.
Days (gebräuchliche Grösse für die Anzahl Schnee-
sporttage aller Schneesportler gemeinsam).              Der Schneesport entwickelt sich stets weiter. Neue
                                                        Schneesportgeräte kamen über die Jahre auf und
Aktuell verletzen sich jedes Jahr durchschnittlich      die Ausrüstung, die Förderanlagen sowie auch die
87 000 Schneesportler auf Schweizer Pisten so           Pistenpräparierung wurden laufend modernisiert. Es
schwer, dass sie ärztlich behandelt werden müssen.      ist jedoch nicht immer klar, wie sich diese Verände-
In den letzten 15 Jahren ist die Anzahl Verletzte in    rungen auf das Risiko und die Schwere verschiede-
der Schweiz relativ stabil geblieben. Auch die Anzahl   ner Verletzungen ausgewirkt haben.
der Getöteten hat in diesem Zeitraum weder zu-
noch abgenommen. Basierend auf Studien aus dem          Das Verletzungsrisiko im Schneesport ist im Kanon
Ausland kann aber davon ausgegangen werden,             aller Sportarten im Mittelfeld zu situieren. Zwar ist
dass das Verletzungsrisiko in den 70er-Jahren noch      das expositionsbezogen Verletzungsrisiko im Ver-
deutlich höher war.                                     gleich zu anderen Sportarten relativ gering. Trotz-
                                                        dem ereignen sich wegen der grossen Beliebtheit
Das Verletzungsrisiko lag im 5-Jahresschnitt 2007–      des Schneesports in der Schweiz nach wie vor viele
2011 auf Schweizer Pisten bei 3,2 Verletzten pro        Verletzungen. Um das Unfallgeschehen möglichst
1000 Skier-Days oder in der international gebräuch-     gering zu halten oder gar zu vermindern, sind wei-
lichen Einheit für Schneesportunfälle bei 314 MDBI      tere Präventionsanstrengungen im Bereich des Ver-
(Mean Day Between Injury, also durchschnittliche        haltens (z. B. Tragverhalten persönliche Schutzaus-
Anzahl Tage zwischen zwei Verletzungsereignissen).      rüstung) und der Verhältnisse (z. B. sicherer Bau von
Allgemein wird im Sport das Verletzungsrisiko aber      Snowparks) erforderlich.

bfu-Grundlagen                                                       Zusammenfassung / Summary / Résumé     5
2nd      Injuries in skiing and snowboarding               Accidents not only cause great suffering but also
         in Switzerland: accident situation,               high costs. In 2011, skiing accidents among Swiss
         risk estimation and development                   residents incurred material costs of 441.4 million
                                                           Swiss francs, snowboard accidents 71.2 million
Skiing and snowboarding are two of the most pop-           Swiss francs.
ular sports in Switzerland. Each year, some 2.520
million Swiss residents take to the slopes at least oc-    Snow sports are constantly evolving. Over the years,
casionally on skis, 367,000 on snowboards. The             new equipment has been introduced and transport
number of active snow sports enthusiasts in the            facilities and slope preparation and maintenance
Swiss population has risen between 2007 and 2013.          continuously modernised. It is however not always
Nevertheless, the number of skier days (the custom-        clear what effect this has had on the risk and sever-
ary unit used to measure the accumulated number            ity of various injuries.
of skiing/snowboarding days of all practitioners) has
seen a slight decline in Swiss ski resorts in recent       Across all types of sport, the injury risk in snow
years.                                                     sports ranks in midfield. Although the exposure-re-
                                                           lated injury risk is quite low in comparison to other
On Swiss slopes today, an average of 87,000 snow           types of sport, snow sports’ popularity in Switzer-
sports practitioners annually sustain injuries serious     land means that injury occurrence remains high. Fur-
enough to require medical attention. Injury numbers        ther prevention efforts targeting behaviour (e.g. the
have remained relatively stable in the last 15 years,      wearing of personal protective equipment) and con-
and the number of fatalities has neither increased         ditions (e.g. the safer construction of snow parks)
nor decreased during this period. Based on studies         are needed in order to minimise or even reduce ac-
from abroad, it can be assumed that the injury risk        cident occurrence.
was significantly higher in the 1970s.

In a five-year average for 2007–2011, the risk of in-
jury on Swiss slopes amounted to 3.2 injuries per
1000 skier days or, in the internationally used unit
of measurement for snow sports accidents, 314
MDBI (mean days between injury, i.e. the average
number of days between two injury events). In
sports activities in general however, injury risk is ex-
pressed in the number of injuries recorded during an
exposure period of 100,000 hours. The Swiss popu-
lation suffers some 46 injuries per 100,000 hours of
skiing activity and 68 snowboard injuries during the
same period. The fatality rate is 0.74 deaths per 1
million skier days (0,69 for skiers and 0.95 for snow-
boarders).

6        Zusammenfassung / Summary / Résumé                                                       bfu-Grundlagen
3e     Accidentalité lors de la pratique du              46 blessures pour 100 000 heures de ski et 68 pour
       ski et du snowboard en Suisse:                    le même temps passé sur un snowboard. Par ail-
       ampleur, estimation du risque et                  leurs, le risque de décès à la suite d’un accident est
       évolution                                         de 0,74 par million de journées-skieurs (0,69 pour le
                                                         ski, 0,95 pour le snowboard).
Le ski et le snowboard comptent parmi les sports les
plus populaires en Suisse. Chaque année, quelque         Les accidents engendrent de grandes souffrances et
2,520 millions de résidents suisses pratiquent au        des coûts considérables. En 2011, les accidents de
moins occasionnellement le ski sur les pistes, et        ski de la population résidante suisse ont occasionné
367 000 le snowboard. Si le nombre d’adeptes actifs      des coûts matériels de l’ordre de CHF 441,4 millions
des sports de neige parmi la population résidante        et les accidents de snowboard, CHF 71,2 millions.
suisse a progressé entre 2007 et 2013, les stations
de ski suisses enregistrent depuis des années un lé-     De nouveaux progrès voient cesse le jour dans le do-
ger recul du nombre de journées-skieurs (cette gran-     maine des sports de neige: apparition de nouveau
deur communément utilisée quantifie les jours de         matériel, modernisation de l’équipement, des re-
sports de neige cumulés par l’ensemble des adeptes       montées mécaniques ou encore de la préparation
de ces sports).                                          des pistes. Mais l’impact de ces changements sur le
                                                         risque et la gravité des blessures n’est pas toujours
Actuellement, en moyenne 87 000 pratiquants des          clair.
sports de neige se blessent chaque année si griève-
ment sur les pistes suisses qu’ils doivent se sou-       Le risque de blessures lors de la pratique des sports
mettre à un traitement médical. Ces 15 dernières         de neige est de niveau intermédiaire comparé à celui
années, le nombre de blessés est resté relativement      des autres sports. Rapporté à l’exposition, il est
stable en Suisse, tout comme celui des tués. Des         même relativement faible par rapport à celui
études étrangères permettent néanmoins de suppo-         d’autres sports. Pourtant, les blessures restent nom-
ser que le risque de blessures était sensiblement plus   breuses en raison de la popularité des sports de
élevé dans les années 1970.                              neige en Suisse. Pour limiter autant que possible
                                                         l’accidentalité, il est indispensable de poursuivre les
En moyenne quinquennale pour la période 2007–            efforts de prévention comportementale (p. ex. com-
2011, il était de 3,2 blessés pour 1000 journées-        portement en matière de port des équipements de
skieurs sur les pistes suisses, soit 314 MDBI (Mean      protection individuelle) et situationnelle (p. ex. cons-
Days Between Injury ou nombre moyen de jours             truction de snowparks sûrs).
entre deux accidents ayant occasionné des bles-
sures; unité internationale usuelle pour les accidents
de sports de neige). D’une manière générale, le
risque de blessures dans le sport est toutefois ex-
primé au moyen du nombre de blessures subies pen-
dant une durée d’exposition de 100 000 heures.
Pour la population suisse, on obtient environ

bfu-Grundlagen                                                         Zusammenfassung / Summary / Résumé      7
II. Einleitung

Die Schweizer Bevölkerung treibt vor allem Sport,       bahnunternehmen und weiteren 285 «Skiliftunter-
um draussen in der Natur zu sein, die Gesundheit zu     nehmen» mit ausschliesslich kantonal bewilligten
fördern und Spass zu haben [1]. Ski- und Snow-          Anlagen betrieben [4].
boardfahren decken diese Bedürfnisse ab und gehö-
ren bei uns zu den beliebtesten Sportarten. Zudem       In den letzten gut 30 Jahren haben sich auch immer
lockt der Schneesport auch viele ausländische Gäste     wieder neue Schneesportgeräte etabliert. Das be-
auf die Schweizer Pisten.                               kannteste Beispiel ist das Snowboard, das in Ame-
                                                        rika und Europa ab Mitte der 80er-Jahre einen enor-
Der Schneesport hat sich über die Jahre verändert.      men Aufschwung erlebte [5]. Mit der Entwicklung
Neue Schneesportgeräte kamen auf und die Ausrüs-        von Stahlkanten, Belägen und Highback-Schalen-
tung, die Förderanlagen sowie die Pistenpräparie-       bindungssystemen wurden die Snowboards besser
rung wurden laufend modernisiert bzw. weiterent-        fahrbar und Snowboardfahren zum Trendsport für
wickelt.                                                junge Schneesportler.

Bereits 1930 erlebte der Wintersport einen Boom,        Zu Beginn der 90er-Jahre kamen dann die «Big Foot
worauf die ersten Seilbahnen ausschliesslich zur Be-    Ski» auf den Markt. Ab Mitte der 90er-Jahre etab-
förderung von Skifahrern gebaut wurden [2]. 1934        lierte sich unter den Bezeichnungen «Skiboard» o-
wurde in Davos der erste Bügellift weltweit eröffnet,   der «Snowblade» eine Form von Kurzski, die das
1944 der erste Sessellift auf dem Jochpass in Engel-    Konzept des «Big Foot» kopierten [6]. Diese Kurzski
berg. Die ersten Pistenpräparationsmaschinen wur-       haben eine Länge von unter 1 m, eine vergleichs-
den bereits in den späten 60er- und frühen 70er-        weise stark ausgeprägte Taillierung und bis heute
Jahren eingesetzt.                                      keine Auslösebindung, sondern ein starres Bin-
                                                        dungssystem.
Nach wie vor kommen die Bahnbetreiber dem
Wunsch der Wintersportgäste nach mehr Förder-           Ebenfalls in den 90er-Jahren wurde schliesslich der
kapazität und Komfort nach. Schlepplifte werden         Carvingski mit seiner neuen Geometrie (kürzer und
vermehrt durch leistungsstarke und komfortable          stärker tailliert als herkömmliche Skier) entwickelt
Sessel- oder Gondelbahnen ersetzt. Heute werden         [2]. Innerhalb von weniger als 10 Jahren verdrängte
in der Schweiz total 2470 eidgenössisch oder kan-       er den herkömmlichen Ski völlig aus dem Markt [6].
tonal bewilligte Anlagen betrieben: 834 Schlepp-        Zurzeit geht der Trend eher in Richtung breitere und
lifte, 229 Förderbänder, 531 Kleinskilifte, 53          etwas längere Ski. So sind besondere Zuwachsraten
Standseilbahnen, 120 Pendelbahnen, 345 Sessel-          derzeit im Bereich der «All-Mountain-Ski» zu ver-
und 123 Kabinenumlaufbahnen sowie 235 Klein-            zeichnen, die sich zum Fahren auf und neben der
seilbahnen [3]. Diese werden von rund 220 Seil-         Piste eignen.

8     Einleitung                                                                               bfu-Grundlagen
Ebenso verändert hat sich die Verwendung persön-
licher Schutzausrüstung. Der Anteil Helmträger un-
ter den Schneesportlern auf Schweizer Pisten ist seit
dem Winter 2002/03 von 16 % auf heute 89 %
(Winter 2013/14) angestiegen [7]. Auch der Rücken-
schutz wird immer häufiger getragen. Von den
Snowboardern schützen heute 42 %, von den Ski-
fahrern 14 % ihren Rücken mit einem Protektor. An-
ders verhält es sich bei der Verwendung des Hand-
gelenkschutzes für Snowboarder. Die Tragquote hat
bis in den Winter 2006/07 auf 42 % zugenommen,
dann aber wieder abgenommen und lag im vergan-
genen Winter (2013/14) bei 28 % [7].

Durch die neuen Schneesportgeräte und den damit
veränderten Fahrstil entstanden auch neue Bedürf-
nisse. So übertrugen die Snowboarder das Konzept
der Halfpipe der Skateboarder auf den Schnee und
es entwickelten sich Snowparks [2]. Auch der Fahr-
stil mit den Carvingski stellte neue Anforderungen
an die Pisten: Diese sollten eingeebnet und griffig
sein.

Einen starken Einfluss auf den Schneesport hat auch
der Einsatz von Beschneiungsanlagen. Nach den
schneearmen Wintern der 70er-Jahre trat ein ver-
stärktes Bedürfnis nach technischer Beschneiung
auf [2]. Im Jahr 2000 waren knapp 5 % der gesamt-
haft präparierten Pistenfläche technisch beschneit,
im Winter 2012/13 bereits 41 % (92 km2) [3].

Alle diese Veränderungen hatten einen Einfluss auf
die Entwicklung des Unfallgeschehens im Schnee-
sport. In diesem Bericht werden die Ski- und Snow-
boardunfälle in der Schweiz seit Mitte der 80er-
Jahre detailliert dargestellt. Auch wird die Entwick-
lung des Verletzungsrisikos im Schneesport in den
vergangenen drei Jahrzehnten analysiert.

bfu-Grundlagen                                          Einleitung   9
III. Sportausübung

Um das Unfallgeschehen besser verstehen zu kön-           bzw. 11,9 %, die zumindest ab und zu auf den Ski-
nen, ist es wichtig, sowohl das Schneesportverhal-        ern bzw. dem Snowboard anzutreffen sind (Stand
ten der Schweizer Bevölkerung, als auch jenes der         2007) [8]. Ski fahren die Kinder und Jugendlichen
ausländischen Gäste zu kennen. Das Ausmass und            an durchschnittlich 12 Tagen pro Jahr, Snowboard
die Entwicklung der Unfälle müssen in Relation zur        an 14 Tagen.
Anzahl Ski- und Snowboardfahrer und deren Expo-
sitionszeit auf den Pisten analysiert werden. Auch        Hochgerechnet auf die ständige Wohnbevölkerung
für einen Vergleich des Verletzungsrisikos mit jenem      der Schweiz [9] fahren somit 2 190 000 Erwachsene
anderer Sportarten wird die Expositionszeit als Be-       (15–74 Jahre) sowie 166 000 Kinder und Jugendli-
zugsgrösse verwendet.                                     che (10–14 Jahre) Ski, 316 000 Erwachsene sowie
                                                          48 000 Kinder und Jugendliche Snowboard.
Allgemein werden die in diesem Bericht verwende-
ten Fachbegriffe und Abkürzungen im Glossar nä-           Um den Anteil der Kinder unter 10 Jahren und der
her erläutert.                                            Senioren über 74 Jahren abschätzen zu können,
                                                          werden die Auswertungen einer jährlich wiederkeh-
1.     Schneesport der Schweizer Wohn-                    renden Erhebung von Ski- und Snowboardfahrern in
       bevölkerung                                        20      repräsentativen        Schneesportgebieten              der
                                                          Schweiz hinzugezogen [10]. Im Durchschnitt der
Gemäss einer nationalen repräsentativen Umfrage           Jahre 2009–2014 betrug in einer zufälligen Stich-
des Observatoriums «Sport und Bewegung Schweiz»           probe (n = 26 631) der Anteil der Kinder unter
fahren 35,4 % der Schweizer Wohnbevölkerung                Tabelle 1
                                                           Berechnung der Anzahl Schneesportler auf Schweizer Pisten mit
zwischen 15 und 74 Jahren zumindest ab und zu              Wohnsitz in der Schweiz
Ski, 5,1 % Snowboard (Stand 2013) [1] (Tabelle 1).
                                                                                                    Skifahren    Snowboarden
Gegenüber den letzten beiden Erhebungen in den Jah-       Kinder, 10–14 Jahre*       Anteil            41,0 %          11,9 %
ren 1999 sowie 2007 ist der Anteil der Skifahrer an der                              Anzahl           166 498           48 325

Schweizer Bevölkerung angestiegen (1999–2007:             Jugendliche und            Anteil            35,4 %           5,1 %
                                                          Erwachsene, 15–74 Jahre*   Anzahl         2 189 971          315 504
+3,8 Prozentpunkte, 2007–2013: +8,8 Prozent-
                                                          Total, 10–74-Jährige       Anzahl         2 356 469         363 829
punkte), während das Snowboardfahren nur zwi-             Kinder unter 10 Jahre**    Anteil             5,9 %           0,8 %
schen 1999 und 2007 an Beliebtheit (+0,8 Prozent-                                    Anzahl           148 697            2937
                                                          Senioren über 74 Jahre**   Anteil             0,6 %           0,1 %
punkte) gewonnen hat (2007–2013:– 0,1 Prozent-
                                                                                     Anzahl            15 122             367
punkt). Sowohl die Ski- als auch die Snowboardfah-        Total                                     2 520 288         367 133
rer geben an, durchschnittlich 10 Tage pro Jahr ih-       * Sport Schweiz 2014 und 2008
                                                          ** Abschätzung aus Datenbank PSA Ski/SB
ren Sport auszuüben. Bei den Kindern und Jugend-
                                                          Ständige Wohnbevölkerung Schweiz 2012:
lichen im Alter von 10 bis 14 Jahren sind es 41,0 %       10–14 Jahre: 406 092 Personen
                                                          15–74 Jahre: 6 186 360 Personen

10     Sportausübung                                                                                            bfu-Grundlagen
10 Jahren mit Wohnsitz in der Schweiz 5,9 %                                                                              wird im Idealfall beim ersten Einlass durch die
(CI 5,0–6,8 %) bei den Skifahrern bzw. 0,8 %                                                                             Schleuse in der Talstation gezählt [11]. Die Skier-
(CI 0,4–1,3 %) bei den Snowboardern. Senioren                                                                            Days sind ein guter Messwert für die Frequentierung
über 74 Jahre machten bei den Skifahrern einen An-                                                                       der Schneesportgebiete.
teil von 0,6 % (CI 0,4–0,8 %) aus. Über 74-jährige
Snowboardfahrer sind auf Schweizer Pisten kaum                                                                           Die Entwicklung der Skier-Days der letzten 20 Jahre
zu beobachten (0,1 %, CI 0,0–0,1 %). Dadurch er-                                                                         [11] zeigt eine leicht rückläufige Tendenz (Abbil-
höht sich die Anzahl der Ski- und Snowboardfahrer                                                                        dung 1). Im Winter 2013/14 registrierten die
mit Wohnsitz in der Schweiz um rund 164 000 Ski-                                                                         Schweizer Skistationen 23,9 Millionen Skier-Days,
fahrer und 3000 Snowboardfahrer.                                                                                         was dem tiefsten Wert seit Beginn der 90er-Jahre
                                                                                                                         entspricht.
Somit sind jedes Jahr ca. 2,520 Millionen Einwohner
der Schweiz mit Skiern bzw. 367 000 mit dem                                                                              Die Angabe des Totals der Skier-Days lässt keine nä-
Snowboard zumindest gelegentlich auf den Pisten                                                                          here Beschreibung der Schneesportler auf den Pis-
unterwegs.                                                                                                               ten nach Sportart oder Herkunftsland zu. Die ge-
                                                                                                                         samte Transportkapazität in allen Skigebieten der
2.         Schneesport auf Schweizer Pisten                                                                              Schweiz, d. h. die potenzielle Förderleistung der
                                                                                                                         Bahnen, hat seit den 90er-Jahren zugenommen
2.1        Skier-Day (Skifahrertag) und Trans-                                                                           (Abbildung 2) [3]. Bei den Sessel- und Gondelbah-
           portkapazität                                                                                                 nen hat diese stetig zugenommen, dafür sinkt seit
                                                                                                                         Jahren die Transportkapazität der Schlepplifte, da
Im Schneesport ist der «Skier-Day» die gebräuchli-                                                                       diese durch bequemere Transportanlagen ersetzt
che Angabe für die Expositionszeit. Skier-Day («Ski-                                                                     werden oder kleine Gebiete den Betrieb einstellen.
fahrertag») bezeichnet den Tagesbesuch eines
Schneesportlers in einem Schneesportgebiet und

 Abbildung 1                                                                                                              Abbildung 2
 Entwicklung der Skier-Days, 1989/90–2013/14                                                                              Transportkapazität der Seilbahnen pro Stunde nach Anlagetyp,
                                                                                                                          1990–2013

 40 000 000
                                                                                                                          900000                                                                      270
 35 000 000
                                                                                                                          800000                                                                      240
 30 000 000                                                                                                               700000                                                                      210
                                                                                                                          600000                                                                      180
 25 000 000
                                                                                                                          500000                                                                      150
 20 000 000                                                                                                               400000                                                                      120
                                                                                                                          300000                                                                      90
 15 000 000
                                                                                                                          200000                                                                      60
 10 000 000                                                                                                               100000                                                                      30
                                                                                                                                 0                                                                    0
     5 000 000
                                                                                                                                     1990       1995          2000         2005         2010
            0                                                                                                                     Transportkapazität Luft-, Stand- und Kleinseilbahnen (pro Stunde)
                                                                         03/04
                 89/90
                         91/92
                                 93/94
                                         95/96
                                                 97/98
                                                         99/00
                                                                 01/02

                                                                                 05/06
                                                                                         07/08
                                                                                                 09/10
                                                                                                         11/12
                                                                                                                 13/14

                                                                                                                                  Transportkapazität Schlepplifte (pro Stunde)

                                                   Anzahl Skier-Days                                                              Beförderte Personen in Mio. (Geschäftsjahr), nur Luft- und Standseilbahnen
                                                                                                                                  (rechte Skala)
 Quelle: Vanat L., 2014 [11]                                                                                              Quelle: Seilbahnen Schweiz, 2014 [3]

bfu-Grundlagen                                                                                                                                                                   Sportausübung             11
2.2    Schweizer Schneesportler in der                    Eine Studie zum Tourismus im Bereich Schneesport
       Schweiz                                            geht davon aus, dass die Hälfte der Gäste in Schwei-
                                                          zer Skistationen aus dem Ausland sind [14]. Dabei
Schweizer Schneesportler üben ihre Sportart zum           sind aber wahrscheinlich alle Aufenthaltstouristen in
Teil auch in Skigebieten im Ausland aus. Gemäss           den Skigebieten gemeint, also auch diejenigen aus-
Herleitung in Kapitel IV.1.2.1, S. 14 wird geschätzt,     ländischen Gäste, die zwar im Skigebiet als Aufent-
dass nur 83,8 % der Exposition beim Skifahren und         haltstouristen zählen, aber nicht selber Ski oder
90,7 % derjenigen beim Snowboardfahren auf Pis-           Snowboard fahren.
ten in der Schweiz realisiert werden.

2.3    Ausländische Schneesportler in der
       Schweiz

Eine zufällige Auswahl von Schneesportlern in 20 re-
präsentativen Schneesportgebieten der Schweiz
(n= 26 631) zeigt, dass rund 1/4 der Schneesportler
auf den Schweizer Pisten Gäste aus dem Ausland
sind [12]. Den grössten Anteil machen die Gäste aus
Deutschland aus. Von den Skifahrern auf den
Schweizer Pisten kamen im Durchschnitt der Winter
2009–2014 26,6 % aus dem Ausland (CI 21,1–
32,0 %). Bei den Snowboardern war der Anteil aus-
ländischer Gäste etwas geringer als bei den Skifah-
rern und betrug 20,3 % (CI 16,2–24,5 %). Im An-
hang wird dargestellt, wie sich dieser Anteil über die
Jahre entwickelt hat.

Ausländische Gäste weisen eine ähnliche Verweil-
dauer auf den Pisten auf (in Anzahl effektiver Stun-
den pro Tag ab Eintritt ins Skigebiet bis zum Austritt)
wie die Schweizer Bevölkerung [13]. Die Anzahl
Schneesporttage pro Saison unterscheidet sich je-
doch. So ist insbesondere der Anteil der Skifahrer
aus dem Ausland, welche nur eine Woche pro Jahr
auf den Pisten sind, deutlich höher als bei der
Schweizer Wohnbevölkerung (41 vs. 19 %). Bei den
Snowboardern sind die Unterschiede sehr gering.

12     Sportausübung                                                                             bfu-Grundlagen
IV. Unfallgeschehen

Die in diesem Bericht verwendete Definition eines       auf Schweizer Pisten beachtet werden. Dafür wer-
«Unfalls» respektive einer «Verletzung» basiert auf     den verschiedene Datenquellen herangezogen.
dem Unfallversicherungsgesetz UVG. Eine Verlet-
zung ist als eine Schädigung des menschlichen Kör-      Die UVG-Statistik der Sammelstelle für die Statistik
pers durch einen äusseren Faktor definiert. Dabei ist   der Unfallversicherung SSUV ist eine Hochrechnung
der Unfall das nicht beabsichtigte Ereignis, welches    einer 5 %-Stichprobe aller registrierten Nichtberufs-
die schädigende Einwirkung auf die menschliche          unfälle der obligatorisch nach dem Unfallversiche-
Gesundheit hat. Im Schneesport, anders als im Stras-    rungsgesetz UVG versicherten ca. 16- bis 65-jähri-
senverkehr, wird nur von einem Unfall gesprochen,       gen angestellt erwerbstätigen Personen. Die Anzahl
wenn sich dabei mindestens eine Person verletzt.        der Versicherten steigt jährlich und umfasste 2011
Zudem werden nur Verletzungen berücksichtigt, die       rund 3,9 Millionen Vollbeschäftigte (Entwicklung im
eine medizinische Behandlung (Arzt oder Spital) res-    Anhang [16]). Die Skiunfälle können in der UVG-Sta-
pektive Versicherungsleistungen erfordern. Überlas-     tistik bis ins Jahr 1984, die Snowboardunfälle bis
tungsschäden oder Krankheiten werden also nicht         1995 zurückverfolgt werden. Vor 1995 wurde das
berücksichtigt.                                         Snowboardfahren noch nicht als eigene Sportart er-
                                                        fasst und zu der Kategorie «Übriger Wintersport»
Als tödliche Unfälle werden Unfälle bezeichnet, bei     gezählt. Über die Entwicklung der Schneesportun-
denen die Opfer vor Ort oder innerhalb von 30 Tagen     fälle der Kinder und Nicht-Erwerbstätigen im glei-
an den erlittenen Verletzungen sterben. Todesfälle,     chen Zeitraum kann anhand dieser Statistik keine
die auf ein Herz-Kreislaufversagen zurückzuführen       Aussage gemacht werden.
sind, werden nicht als Unfälle bezeichnet und werden
in die folgenden Analysen nicht einbezogen. Aus an-     Die bfu-Studie zum Gesamtunfallgeschehen (GUG)
deren Statistiken geht hervor, dass zu den Getöteten    liefert eine vollumfängliche Übersicht über das Un-
aufgrund von Unfällen auf den Pisten nochmals etwa      fallgeschehen [17]. Sie erlaubt damit auch eine ge-
die gleiche Anzahl an Opfer aufgrund von Herz-Kreis-    nauere Beurteilung des Unfallgeschehens von Kin-
laufversagen hinzukommt [15].                           dern und Senioren.

1.     Ausmass                                          Hinweise für eine Hochrechnung der Unfallzahlen
                                                        von Kindern, Senioren und auch ausländischen Gäs-
1.1    Datengrundlagen                                  ten liefert die Statistik der Verletztentransporte im
                                                        Schneesport [18]. In Zusammenarbeit mit den Seil-
Um das gesamte Ausmass des Unfallgeschehens im          bahnen Schweiz SBS erhebt die bfu seit 1987 Anga-
Nichtberufs-Unfallbereich (NBU) abschätzen zu kön-      ben zu Schneesportunfällen der Rettungsdienste
nen, müssen alle Schneesportunfälle der Schweizer       von aktuell 136 der 271 SBS-Mitglieder.
Wohnbevölkerung sowie der ausländischen Gäste

bfu-Grundlagen                                                                          Unfallgeschehen   13
Die bfu-Hochrechnung ist schliesslich eine Schät-          Um das Unfallausmass auf Schweizer Pisten ab-
zung der Anzahl Verletzter der Schweizer Wohn-             schätzen zu können, müssen die Unfälle der Schwei-
bevölkerung aufgrund der verschiedenen Daten-              zer Wohnbevölkerung, die sich beim Skitourenge-
quellen [19].                                              hen oder auf Pisten im Ausland ereignen, abgezo-
                                                           gen werden. Eine Abschätzung der jeweiligen An-
Die tödlichen Unfälle auf Schweizer Pisten werden in       teile wird mit Hilfe der UVG-Statistik (ø 2007–2011)
der bfu-Statistik der tödlichen Sportunfälle erfasst       vorgenommen [22]. Gemäss UVG-Statistik ereigne-
[20]. Die Datenbank umfasst alle tödlichen Unfälle,        ten sich im Durchschnitt 1,9 % der Skiverletzungen
die sich seit 2000 während der Ausübung einer sport-       beim Tourengehen. Diese werden in der folgenden
lichen Aktivität ereignet haben. Im Schneesport wer-       Berechnung abgezogen (Entwicklung im Anhang,
den die erhobenen Fälle mit den Unfallstatistiken der      Tabelle 8, S. 41). Ebenso subtrahiert werden die Un-
SSUV, des Schweizer Alpen-Clubs SAC sowie des              fälle der Schweizer Wohnbevölkerung, die sich beim
WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF         Ski- und Snowboardfahren auf Pisten ausserhalb der
abgeglichen. Auch die Angaben aus der Todesursa-           Schweiz ereignet haben: 16,2 % beim Ski- bzw.
chenstatistik des Bundesamts für Statistik BFS werden      9,3 % beim Snowboardfahren (Entwicklung im An-
einbezogen [21]. Die BFS-Statistik ist eine vollständige   hang, Tabelle 9, S. 41). Zudem sind 4,4 % bzw.
Erhebung der verstorbenen Personen der ständigen           2,0 % der verletzten Ski- bzw. Snowboardfahrer
Schweizer Wohnbevölkerung. Sie enthält bei tödli-          zwar in der Schweiz erwerbstätig und damit UVG-
chen Unfällen nur rudimentäre Angaben zum Unfall-          versichert, aber nicht in der Schweiz wohnhaft (v. a.
hergang.                                                   Grenzgänger) (Entwicklung im Anhang, Tabelle 10,
                                                           S. 41). Auch diese Unfälle werden zur Einschätzung
Je nach Schnee- und Wettersituation ergeben sich           des Unfallausmasses der Schweizer Wohnbevölke-
grosse Schwankungen in der Häufigkeit der Un-              rung abgezogen.
fälle. Daher ist es sinnvoll, zur Berechnung des ge-
samten Ausmasses von einem Mehrjahresschnitt                Tabelle 2
                                                            Berechnung des Ausmasses der verletzten Ski- und Snowboard-
auszugehen.                                                 fahrer auf Schweizer Pisten, Ø 2007–2011

                                                                                                  Ski-     Snowboard-
1.2    Verletzungen                                                                               fahren   fahren
                                                                             Schweizer Wohnbevölkerung
                                                           Anzahl Verletzte*    Anzahl              50 520      14 808
1.2.1 Schneesportverletzungen der Schwei-                  Verletzte beim Tou-      Anteil              1.9%
                                                           rengehen**               Anzahl               -960
       zer Wohnbevölkerung
                                                           Verletzte auf Pisten     Anteil             16.2%        9.3%
                                                           im Ausland**             Anzahl             -8 184      -1 377
Im Durchschnitt (ø 2007–2011) verletzten sich pro          Verletzte mit Wohn-      Anteil              4.4%        2.0%
                                                           sitz im Ausland**        Anzahl             -2 223        -296
Jahr rund 50 520 Ski- und 14 808 Snowboardfahrer
                                                           Total                                       39153       13135
der Schweizer Wohnbevölkerung so schwer, dass sie                                    Ausländische Gäste
                                                           Ausländische             Anteil              42.8%      27.2%
ärztlich behandelt werden mussten (Tabelle 2) [19].
                                                           Gäste***                 Anzahl            29 296        4 907
                                                           Total                                      68 449       18 042
                                                           * bfu-Hochrechnung
                                                           ** UVG-Statistik
                                                           *** Verletztentransporte im Schneesport

14     Unfallgeschehen                                                                                      bfu-Grundlagen
Einige der in der UVG-Statistik erfassten Unfälle im        Der Anteil der Snowboarder bei den Touristen aus
Schneesport       haben   sich   ausserhalb   offizieller   dem Ausland beträgt einen Fünftel (20,3 %), der
Schneesportgebiete, z. B. auf einem Übungshang              Anteil der Skifahrer hingegen gut einen Viertel
ohne Liftanlage, ereignet. Dieser Anteil kann nicht         (26,6 %). Auch demographisch unterscheiden sich
quantifiziert werden, ist aber vermutlich klein und         die ausländischen Gäste von den Schneesportlern
wird darum in der folgenden Berechnung vernach-             aus der Schweiz. Skifahrer aus dem Ausland sind
lässigt.                                                    durchschnittlich älter. Zudem wird davon ausgegan-
                                                            gen, dass ausländische Schneesportler im Vergleich
Auf den Pisten in der Schweiz verletzten sich               zu den Schweizer Schneesportlern eher über weni-
demzufolge im Durchschnitt der Jahre 2007 bis               ger gute fahrtechnische Fertigkeiten verfügen. Aus
2011 rund 39 000 Ski- sowie 13 000 Snowboard-               der Literatur ist bekannt, dass ältere Schneesportler
fahrer der Schweizer Wohnbevölkerung.                       ein tieferes Verletzungsrisiko haben als jüngere, An-
                                                            fänger und Ungeübte dafür eine höheres Verlet-
1.2.2 Schneesportverletzungen der ausländi-                 zungsrisiko als Fortgeschrittene und Könner.
           schen Gäste
                                                            Der Anteil der ausländischen Gäste könnte ausge-
Auch die Unfälle der ausländischen Gäste auf                hend von dieser Statistik jedoch überschätzt wer-
Schweizer Pisten müssen zum Beschreiben des Ge-             den: ausländische Gäste suchen im Falle einer Ver-
samtunfallausmasses berücksichtigt werden. Ge-              letzung vermutlich etwas häufiger den Pistenret-
mäss der der Statistik der Verletztentransporte im          tungsdienst auf, als Ski- und Snowboardfahrer mit
Schneesport lag der Anteil der verletzten Skifahrer         Wohnsitz in der Schweiz. Gäste aus dem Ausland
aus dem Ausland im Durchschnitt der Winter                  haben in der Schweiz keinen Hausarzt und kennen
2007/08–2010/2011 bei 42,8 %, bei den Snow-                 meist keinen anderen direkten Zugang zu medizini-
boardern bei 27,2 % [23] (Entwicklung im Anhang,            scher Versorgung.
Tabelle 12, S. 42). Dies ist die einzige verfügbare Ba-
sis, um das Ausmass der verletzten Schneesportler           Ein quantitativer Vergleich des Verletzungsrisikos
aus dem Ausland abzuschätzen. In einer Erhebung             der ausländischen Schneesportler auf Schweizer Pis-
aus dem 2003 unterschieden sich verletzte auslän-           ten zum Verletzungsrisiko der Schweizer Schnee-
dische Gäste, die den Pistenrettungsdienst in An-           sportler lässt sich nicht anstellen. Für die folgende
spruch nahmen, in Bezug auf ihre Verletzungs-               Berechnung wird darum der Anteil der ausländi-
schwere nicht von den Verletzten aus der Schweizer          schen Gäste in der Statistik der Verletztentransporte
Wohnbevölkerung. Denn die beiden Gruppen un-                als Bezugsgrösse eingesetzt.
terschieden sich im Anteil der Verletzten, die nach
der Betreuung durch den Rettungsdienst noch in ei-          Ausgehend von 39 000 verletzten Skifahrern der
ner Arztpraxis behandelt oder ins Spital gebracht           Schweizer Wohnbevölkerung und einem Anteil
wurden, nur um rund einen Prozentpunkt. Dieser              von 42,8 % ausländischen Gästen bei den Ver-
Prozentpunkt wird in der folgenden Berechnung               letztentransporten wird hochgerechnet, dass sich
vernachlässigt.                                             rund 30 000 Skifahrer aus dem Ausland auf

bfu-Grundlagen                                                                              Unfallgeschehen   15
Schweizer Pisten verletzen. Verletzte Snow-                                                                             Seilbahnen Schweiz. Dies gilt vor allem für viele
boardern aus dem Ausland machen knapp                                                                                   Kleinunternehmen. Vermutlich werden aber auch
5000 aus (Tabelle 2).                                                                                                   von einzelne Unternehmungen zwar Daten online
                                                                                                                        erfassen, aber nicht vollständig alle von ihren Ret-
1.2.1 Total der Unfälle auf Schweizer Pisten                                                                            tungsdiensten betreuten Fälle. Grob geschätzt de-
                                                                                                                        cken die Schneesportgebiete, die ihre Daten über
Insgesamt verletzten sich auf Schweizer Pisten im                                                                       den gemeinsamen Online-Zugang erfassen 80 %
Durchschnitt der Jahre 2007–2011 rund 87 000                                                                            der Verletztentransporte der Pistenrettungsdienste
Schneesportler aus dem In- und Ausland, davon                                                                           in der Schweiz ab.
69 000 Skifahrer und 18 000 Snowboarder.
                                                                                                                        1.2.2 Entwicklung der Unfallzahlen
In der Statistik der Verletztentransporte im Schnee-
sport wurden im vergangenen Winter (2013/14) die                                                                        Die UVG-Statistik ermöglicht aufzuzeigen, wie sich
Unfälle von rund 7500 Skifahrern und 1800 Snow-                                                                         die Anzahl der verletzten, angestellt erwerbstätigen
boardfahrern, also total 9300 Verletzte über ein ge-                                                                    Jugendlichen und Erwachsenen beim Ski- und
meinsames online-Portal erfasst [18]. Damit beläuft                                                                     Snowboardfahren verändert hat (Abbildung 3).
sich das gesamte Unfallgeschehen der bfu-Hoch-
rechnungen auf das 9-Fache. Der gewichtigste Fak-                                                                       Die Anzahl der Skiunfälle hat zwischen Mitte der
tor dafür, dass in der Statistik der Verletztentrans-                                                                   80er- und 90er-Jahre immer wieder zu- und abge-
porte nur einen Bruchteil der Fälle abgedeckt, liegen                                                                   nommen (Abbildung 3). Diese starken Schwankun-
darin, dass Schneesportler mit Schweizer Wohnsitz,                                                                      gen sind kaum mit dem Einfluss von Risikofaktoren
insbesondere bei leichteren Verletzungen direkt zu                                                                      auf der Piste erklärbar. Seit Mitte der 90er-Jahre ist
einen Arzt oder ins Spital gehen, ohne den Pisten-                                                                      die Anzahl der Skiunfälle relativ stabil geblieben und
rettungsdienst in Anspruch zu nehmen. Ausserdem                                                                         die Schwankungen im Kurvenverlauf sind primär auf
erfassten bisher noch nicht alle Schneesportgebiete                                                                     die Exposition der Schneesportler zurückzuführen.
der Schweiz ihre Unfälle über den Onlinezugang von                                                                      Die Exposition ihrerseits hängt von den jeweiligen
 Abbildung 3                                                                                                             Abbildung 4
 Entwicklung der Verletztenzahlen beim Ski- und Snowboardfah-                                                            Entwicklung der Verletztenzahlen beim Ski- und Snowboardfah-
 ren, UVG-Segment, 1984–2012                                                                                             ren im 5-Jahresschnitt, UVG-Segment, 1984–2012

     45 000                                                                                                               40 000
     40 000                                                                                                               35 000
     35 000                                                                                                               30 000
     30 000
                                                                                                                          25 000
     25 000
                                                                                                                          20 000
     20 000
                                                                                                                          15 000
     15 000
                                                                                                                          10 000
     10 000
      5 000                                                                                                                5 000

         0                                                                                                                    0
                                                                                                                                                                                                           02–06
                                                                                                                                   84–88

                                                                                                                                           86–90

                                                                                                                                                   88–92

                                                                                                                                                           90–94

                                                                                                                                                                   92–96

                                                                                                                                                                           94–98

                                                                                                                                                                                   96–00

                                                                                                                                                                                           98–02

                                                                                                                                                                                                   00–04

                                                                                                                                                                                                                   04–08

                                                                                                                                                                                                                             06–10

                                                                                                                                                                                                                                     08–12
                                                                                            2006
              1984
                     1986
                             1988
                                    1990
                                           1992
                                                  1994
                                                         1996
                                                                1998
                                                                       2000
                                                                              2002
                                                                                     2004

                                                                                                   2008
                                                                                                          2010
                                                                                                                 2012

                            Skifahren                      Snowboardfahren                            Total                                   Skifahren                       Snowboardfahren                              Total

16            Unfallgeschehen                                                                                                                                                                                bfu-Grundlagen
meteorologischen Bedingungen (Schnee- und Wet-                                                                    welcher Anteil der Versicherten Schneesport be-
terverhältnisse) und damit auch von der Anzahl Be-                                                                treibt. Die Erhebungen des Observatoriums Bewe-
triebstage der Schneesportgebiete in einer Saison                                                                 gung und Sport geben Grund zur Annahme, dass
ab. Die Anzahl der Snowboardunfälle zeigt seit Be-                                                                der Anteil der Ski- und Snowboardfahrer der
ginn der Erhebungen Mitte der 90er-Jahre eine ähn-                                                                Schweizer Bevölkerung zwischen 2000 und 2014 e-
liche Entwicklung (Abbildung 3); wobei in den letz-                                                               her zugenommen hat (Kap. III.1, S. 10). Zudem ist
ten Jahren ein leicht abnehmender Trend erkennbar                                                                 über die Jahre auch die ständige Schweizer Wohn-
ist. Um die jährlichen wetterbedingten Schwankun-                                                                 bevölkerung stetig gewachsen [9]. Die Seilbahnen
gen etwas zu dämpfen, werden in Abbildung 4 die                                                                   verzeichnen jedoch im gleichen Zeitraum einen
5-Jahresschnitte der Unfallzahlen dargestellt. So                                                                 Rückgang der Anzahl Skier-Days (Kap. III.2, S. 11).
wird deutlicher, dass die Snowboardunfälle in den                                                                 Die Expositionszeit ist nicht nur von den Tagesein-
letzten Jahren tendenziell ab-, die Skiunfälle hinge-                                                             tritten, sondern auch von der Anzahl Stunden ab-
gen zugenommen haben. Beim Gesamtausmass der                                                                      hängig, welche die Skifahrer pro Tag effektiv auf
Unfälle in beiden Sportarten lässt sich kein Trend er-                                                            den Pisten und nicht auf der Beförderungsanlage
kennen.                                                                                                           verbringen. Heute sind die Schneesportler in Bezug
                                                                                                                  auf die Aufenthaltsdauer im Schneesportgebiet ver-
Das Kollektiv der Versicherten, deren Unfälle in der                                                              mutlich länger effektiv am Fahren als früher, da in
UVG-Statistik erfasst werden, hat über die Jahre ste-                                                             den Skigebieten die Transportkapazität der Bahnen
tig zugenommen (Entwicklung im Anhang, Abbil-                                                                     (Kap. III.2, S. 11) und die Beförderungsgeschwindig-
dung 39, S. 42). Dies dürfte einen Einfluss auf das in                                                            keit zugenommen haben.
der UVG-Statistik registrierte Ausmass der Unfälle
im Schneesport gehabt haben. Dieser Einfluss kann                                                                 Es kann davon ausgegangen werden, dass diese ver-
jedoch nicht quantifiziert werden, da nicht klar ist,                                                             schiedenen Faktoren zwar einen Einfluss auf das

 Abbildung 5                                                                                                       Abbildung 6
 Entwicklung des Anteils der Verletzten im Wintersport, UVG-                                                       Entwicklung der Anzahl der verletzten Ski- und Snowboardfah-
 Statistik, 1984–2012                                                                                              rer nach Geschlecht, UVG-Segment, 1984–2012

 100%                                                                                                               25 000
  90%
  80%                                                                                                               20 000

  70%
                                                                                                                    15 000
  60%
  50%
                                                                                                                    10 000
  40%
  30%
                                                                                                                     5 000
  20%
  10%                                                                                                                   0
                                                                                                                                                                                            2002
                                                                                                                             1984
                                                                                                                                    1986
                                                                                                                                           1988
                                                                                                                                                  1990
                                                                                                                                                         1992
                                                                                                                                                                1994
                                                                                                                                                                       1996
                                                                                                                                                                              1998
                                                                                                                                                                                     2000

                                                                                                                                                                                                   2004
                                                                                                                                                                                                          2006
                                                                                                                                                                                                                 2008
                                                                                                                                                                                                                        2010
                                                                                                                                                                                                                               2012

   0%
                                    1992

                                                                                      2006
        1984
               1986
                      1988
                             1990

                                            1994
                                                   1996
                                                          1998
                                                                 2000
                                                                        2002
                                                                               2004

                                                                                             2008
                                                                                                    2010
                                                                                                           2012

                                                                                                                                            Ski: Männer                                Ski: Frauen
               Skifahren                   Snowboardfahren                      Anderer Wintersport                                         Snowboard: Männer                          Snowbaord: Frauen

bfu-Grundlagen                                                                                                                                                                         Unfallgeschehen                            17
Unfallgeschehen haben, deren Quantifizierung ist je-                                                                                         Verletztentransporte ersichtlich (Abbildung 7). Die
doch nicht möglich, da relevante Bezugsgrössen fehlen.                                                                                       Statistiken dokumentieren die Entwicklung der
                                                                                                                                             Beliebtheit der beiden Sportarten und zeigen einer-
Während die absolute Anzahl der «Wintersport»-Un-                                                                                            seits das Aufkommen des Snowboards in den 90er-
fälle in der UVG-Statistik über die Jahre relativ kon-                                                                                       Jahren auf, andererseits den allmählichen Rückgang
stant geblieben ist, hat der relative Anteil der Skiun-                                                                                      von dessen Beliebtheit in den letzten Jahren in der
fälle am Total abgenommen (Abbildung 5). Die Ab-                                                                                             Schweiz. Eine genauere Betrachtung des Kurvenver-
nahme lässt sich durch die Zunahme des Anteils der                                                                                           laufs der Verletzten zeigt, dass sich die Unfälle der
Snowboardunfälle erklären. Diese Veränderung ist                                                                                             Frauen sowie der Männer über die Jahre in etwa
seit Beginn der 90er-Jahre auch in der Statistik der                                                                                         gleich entwickelt haben (Abbildung 6).

 Abbildung 7                                                                                                                                 Abbildung 9
 Entwicklung des Anteils der Verletzten beim Ski- und Snow-                                                                                  Entwicklung der Anzahl der verletzten Ski- und Snowboardfah-
 boardfahren, Statistik der Verletztentransporte, Wintersaison                                                                               rer der Schweizer Wohnbevölkerung, 2005–2011
 1989/90–2013/14

                                                                                                                                              70 000
 100%
                                                                                                                                              60 000
     90%
     80%
                                                                                                                                              50 000
     70%
     60%                                                                                                                                      40 000

     50%
                                                                                                                                              30 000
     40%
     30%                                                                                                                                      20 000

     20%
                                                                                                                                              10 000
     10%
      0%                                                                                                                                           0
                                                                  99/00

                                                                                                                            11/12
           89/90

                       91/92

                                  93/94

                                             95/96

                                                        97/98

                                                                            01/02

                                                                                      03/04

                                                                                                05/06

                                                                                                          07/08

                                                                                                                   09/10

                                                                                                                                     13/14

                                                                                                                                                    2005               2006            2007            2008            2009             2010            2011

                                              Skifahren                               Snowboardfahren                                                                   Skifahren                       Snwoboardfahren                                Total

 Abbildung 8                                                                                                                                  Abbildung 10
 Entwicklung der Anzahl der Verunfallten beim Skifahren nach                                                                                  Entwicklung der Anzahl der Verunfallten beim Snowboardfah-
 Alter im 5-Jahresschnitt, UVG-Segment, 1984–2012                                                                                             ren nach Alter im 5-Jahresschnitt, UVG-Segment, 1995–2012

     10 000                                                                                                                                    6 000

      8 000                                                                                                                                    5 000

                                                                                                                                               4 000
      6 000
                                                                                                                                               3 000
      4 000
                                                                                                                                               2 000
      2 000                                                                                                                                    1 000

           0                                                                                                                                      0
                                                                                                           02-06

                                                                                                                                                                                                                       03-07
               84-88

                          86-90

                                     88-92

                                                90-94

                                                          92-96

                                                                    94-98

                                                                              96-00

                                                                                        98-02

                                                                                                 00-04

                                                                                                                    04-08

                                                                                                                             06-10

                                                                                                                                     08-12

                                                                                                                                                       95-99
                                                                                                                                                               96-00
                                                                                                                                                                       97-01
                                                                                                                                                                               98-02
                                                                                                                                                                                       99-03
                                                                                                                                                                                               00-04
                                                                                                                                                                                                       01-05
                                                                                                                                                                                                               02-06

                                                                                                                                                                                                                               04-08
                                                                                                                                                                                                                                       05-09
                                                                                                                                                                                                                                               06-10
                                                                                                                                                                                                                                                       07-11
                                                                                                                                                                                                                                                               08-12

                                               15–19                        20–29                        30–39                                                                    15–19                   20–29                   30–39

                                               40–49                        50–59                        60+                                                                      40–49                   50+

18             Unfallgeschehen                                                                                                                                                                                                         bfu-Grundlagen
Eine detailliertere Analyse der UVG-Statistik nach Al-       1.3      Tödliche Unfälle
ter weist darauf hin, dass die Unfälle der unter 30-
jährigen Skifahrer seit den 80er-Jahren abgenom-             Beim Ski- und Snowboardfahren ereigneten sich im
men und diejenige der über 40-Jährigen deutlich zu-          5-Jahresschnitt 35 tödliche Unfälle (Ø 2009–2013).
genommen haben (Abbildung 8). Insbesondere fällt             Beinahe 85 % der Getöteten fuhren zum Zeitpunkt
auf, dass in den 90er-Jahren eine starke Abnahme             des Unfalls abseits der markierten und vor alpinen
der Anzahl Unfälle der unter 30-Jährigen stattfand.          Gefahren (Lawinen, Absturz) gesicherten Pisten.
Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass di-          Rund 2/3 der Getöteten abseits der Pisten waren zu-
verse Skifahrer in dieser Altersklasse auf das Snow-         dem Tourenski- oder Tourensnowboardfahrer (Abbil-
board umgestiegen sind. Aber auch die Verände-               dung 11). In diesem Dokument wird den Unfällen der
rung der Altersstruktur des UVG-Versichertenkollek-          Tourenfahrer (19 Getötete) keine weitere Beachtung
tiv über die Jahre hinweg könnte einen Einfluss ha-          geschenkt. In die Analyse einbezogen werden jedoch
ben, was aber hier nicht berücksichtigt wurde.               Unfälle von Variantenski- und Variantensnowboard-
                                                             fahrern («Freerider»), da sich diese auch in den
Bei den Snowboardfahrern haben die Unfälle der un-           Schneesportgebieten bewegen. Sie benutzen für den
ter 30-Jährigen seit Mitte der 90er-Jahre zumindest          Aufstieg die Bergbahnen und fahren jedoch abseits
leicht abgenommen, während die Unfallanzahlen der            der markierten und gesicherten Pisten.
höheren Altersklassen stagniert haben (Abbildung 10).
                                                             In den Schneesportgebieten der Schweiz starben in
In den letzten gut 15 Jahren sind die Unfallzahlen in        den 5 Jahren 2009–2013 durchschnittlich 6 Perso-
der UVG-Statistik ziemlich stabil geblieben (Abbil-          nen beim Ski- oder Snowboardfahren auf den
dung 4, S. 16). Dasselbe zeigt sich auch bei der             Pisten sowie weitere 10 Variantenski- oder Vari-
Hochrechnungen der Schneesportunfälle auf die                antensnowboardfahrer abseits der markierten und
ganze Wohnbevölkerung der Schweiz seit 2005                  gesicherten Pisten. 12 der tödlichen Verunglückten
(Abbildung 9).                                               waren mit Skiern, 4 mit dem Snowboard unterwegs.

 Abbildung 11                                                 Abbildung 12
 Anteil der Getöteten nach Sportart, Ø 2009–2013              Entwicklung der Anzahl Getöteter nach Unfallort, 2000–2013

                             2% 1%                             30
                        8%

                                                               25
             14%
                                                                                                                              14
                                                               20
                                                                                          19
                                                                                                               23
                                                               15           18     15                                  17
                                                   54%               9                           8      12
                                                                                                                                     17            7      10
                                                               10
                                                                                                                                                                 8
               21%                                                                                                                          8
                                                                                                                              14
                                                                5    10                          10                                                9
                                                                                   8      8             8              7                                  7
                                                                            6                                  5                                                 5
                                                                                                                                     4      4
                                                                0
          Touren-Skifahren       Varianten-Skifahren
                                                                                                       2005

                                                                                                                                                                2013
                                                                    2000
                                                                           2001
                                                                                  2002
                                                                                         2003
                                                                                                2004

                                                                                                              2006
                                                                                                                      2007
                                                                                                                             2008
                                                                                                                                    2009
                                                                                                                                           2010
                                                                                                                                                  2011
                                                                                                                                                         2012

          Skifahren alpin        Varianten-Snowboardfahren

          Snowboardfahren        Touren-Snowboardfahren                                    Auf der Piste             Abseits der Piste

bfu-Grundlagen                                                                                                                Unfallgeschehen                          19
Je nach Saison ist die Anzahl der Getöteten auf der                                                                  vermutlich im Zusammenhang mit den meteorologi-
Piste gleich hoch oder sogar höher als die Anzahl der                                                                schen Bedingungen (Wetter-, Schneeverhältnisse) im
Getöteten abseits der Piste (Abbildung 12).                                                                          jeweiligen Winter. Über andere Einflüsse (z. B. Helm-
                                                                                                                     tragen, Lawinenairbag) kann keine Aussage gemacht
Von 2000 bis 2013 schwankt die Anzahl der Getöte-                                                                    werden.
ten stark und es ist kein Trend zur Zu- oder Abnahme
der tödlichen Unfälle in einer Sportartengruppe zu er-                                                               1.3.1 Unfallhergang
kennen (Abbildung 13). Die Schwankungen stehen
 Abbildung 13                                                                                                        Die Hergänge der tödlichen Unfälle abseits (Abbil-
 Entwicklung der Anzahl Getöteter nach Sportart, 2000–2013
                                                                                                                     dung 14) und auf den markierten Pisten (Abbildung
     16                                                                                                              15) unterscheiden sich stark. Die Variantenfahrer
     14                                                                                                              sind den alpinen Gefahren ausgesetzt: Rund die
     12                                                                                                              Hälfte der Getöteten starb bei einem Lawinenunfall,
     10
                                                                                                                     1/4 bei einem Absturz (Abbildung 14). Hinzu kom-
      8
                                                                                                                     men noch Spaltenstürze und Wechtenabbrüche.
      6

      4

      2                                                                                                              Bei den Getöteten beim Ski- und Snowboardfahren
      0                                                                                                              auf der Piste ist der häufigste Unfallhergang ein
                                                                                       2010
          2000

                  2001

                         2002

                                2003

                                       2004

                                                2005

                                                        2006

                                                                 2007

                                                                        2008

                                                                               2009

                                                                                               2011

                                                                                                      2012

                                                                                                              2013

                                                                                                                     Sturz (Abbildung 15). Beinahe die Hälfte der Unfälle
                    Skifahren alpin                                     Snowboardfahren
                                                                                                                     ist auf diesen Unfallhergang zurückzuführen. Der
                    Varianten-Skifahren                                 Varianten-Snowboardfahren
                                                                                                                     zweithäufigste Grund für einen tödlichen Unfall auf
                                                                                                                     der Piste ist eine Kollision mit einem Objekt. Beim
 Abbildung 14                                                                                                         Abbildung 15
 Anteil der Getöteten beim Ski- und Snowboardfahren abseits                                                           Anteil der Getöteten beim Ski- und Snowboardfahren auf der
 der Piste nach Unfallhergang, n = 124, ∑ 2004–2013                                                                   Piste nach Unfallhergang, n = 73, ∑ 2004–2013

                                                                                                             59.0%                                                                               49.2%
                         Lawine/Schneebrett                                                   39.0%                                                  Sturz                              30.0%
                                                                                                       52.0%                                                                                    46.6%

                                                                           19.0%                                                                                           14.3%
                                       Absturz                                          34.0%                                        Kollision mit Objekt                       20.0%
                                                                               24.0%                                                                                        15.1%

                                                                  7.5%                                                                                                    12.7%
                                  Spaltensturz                         13.6%                                                         Kollision mit Person
                                                                    9.7%                                                                                                11.0%

                                                                 6.3%                                                                                                   9.5%
                                              Sturz             4.5%                                                                             Absturz                        20.0%
                                                                 5.6%                                                                                                   11.0%

                                                               2.5%                                                                                                6.3%
                            Wechtenabbruch                                                                                      Sturz nach einem Sprung                                 30.0%
                                                               1.6%                                                                                                     9.6%

                                                               2.5%                                                                                              3.2%
                         Kollision mit Objekt                                                                                        Lawine/Schneebrett
                                                               1.6%                                                                                             2.7%

                                                                                                                                                                 3.2%
 Anderer bezeichneter Unfallhergang                              4.0%                                                                        Unbekannt
                                                               2.0%                                                                                             2.7%

                                                                3.8%                                                                                            1.6%
                                   Unbekannt                    4.5%                                                  Anderer bezeichneter Unfallhergang
                                                                4.0%                                                                                            1.4%

                                                       0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%                                                                            0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

                 Varianten-Skifahren              Varianten-Snowboardfahren                       Total                                  Skifahren       Snowboardfahren            Total

20           Unfallgeschehen                                                                                                                                                              bfu-Grundlagen
Snowboardfahren führen zudem Abstürze (inkl.                                               dem Ausland, beinahe 3/4 der Getöteten waren in
Sturz vom Sessellift) sowie Stürze nach einem                                              der Schweiz wohnhaft (Abbildung 18). Bei den töd-
Sprung vermehrt zu Unfällen mit Todesfolge.                                                lichen Unfällen abseits der markierten Pisten war
                                                                                           fast die Hälfte der Verunglückten im Ausland wohn-
1.3.2 Alter und Herkunft                                                                   haft.

Mehr als die Hälfte der tödlich verunglückten Vari-
antenski- und Variantensnowboardfahrer ist zwi-
schen 20 und 40 Jahren alt (Abbildung 16). Bei den
Variantensnowboardfahrern macht dieses Alters-
segment sogar einen Anteil von 3/4 aus. Getötete                                            Abbildung 17
                                                                                            Getötete beim Ski- und Snowboardfahren auf den Pisten nach
im Alter von unter 10 und ab 60 Jahren sind bei den                                         Alter, n = 73, ∑ 2004–2013
Variantenfahrern – insbesondere bei den Snow-
                                                                                            50%
boardfahrern – selten.
                                                                                                                                            40%
                                                                                            40%

Auf den Pisten sind die tödlich verunfallten Schnee-                                                                 30%
                                                                                            30%
sportler eher etwas älter als die Opfer, die abseits
                                                                                                                                                                                       19%
                                                                                            20%                                                                                                    18%                    18%
der Piste verunglücken (Abbildung 17). Bei den töd-                                                                                                                                                                                                         13%
                                                                                                                               11%                  10%                                 10%                        10%
lichen Pistenunfällen ist der Anteil der tödlich Ver-                                       10%    6%               6%
                                                                                                                                                  8%

                                                                                                                                                                                                                                                                          2%
unfallten aus den drei Altersdekaden zwischen 40
                                                                                             0%

                                                                                                                                                                                                                                                             70+
                                                                                                   < 10

                                                                                                                     11–19

                                                                                                                                         20–29

                                                                                                                                                   30–39

                                                                                                                                                                                        40–49

                                                                                                                                                                                                               50–59

                                                                                                                                                                                                                           60–69

                                                                                                                                                                                                                                                                                   Unbekannt
und 69 am höchsten.

Im Durchschnitt der Jahre 2004–2013 waren etwas                                                                                       Skifahren                                        Snowboardfahren

mehr als 1/4 der tödlich verunglückten Ski- und
Snowboardfahrer auf Schweizer Pisten Gäste aus
 Abbildung 16                                                                               Abbildung 18
 Getötete beim Ski- und Snowboardfahren abseits der Piste                                   Getötete beim Ski- und Snowboardfahren auf und abseits der
 nach Alter, n = 124, ∑ 2004–2013                                                           Piste nach Herkunft, n = 197, ∑ 2004–2013

                                                                                                   76%
 50%                          46%
                                                                                            80%                                                   72%

                                                                                                                             50%                                                                50%                                       57%                         52%
                                                                                            60%                                 50%                                                                                                                                48%
 40%                                                                                                                                                                                               50%
                                                                                                                                                                                                                           43%
                                        30%                                                 40%
                                      29%                                                                                                                         28%
 30%                                                                                                       24%

                                                                                            20%
                                                  19%
 20%              14%                                      16%
                    14%                                                                      0%
                            13%
                                                                                                        Skifahren

                                                                                                                                                                                                                                Varianten-Snowboardfahren
                                                                                                                              Snowboardfahren

                                                                                                                                                      Total Ski- und Snwoboardfahren

                                                                                                                                                                                                 Varianten-Skifahren

                                                                                                                                                                                                                                                                    Total Variantenfahren

 10%                                                                6%
                                                     5%
        3%2%                                                             2%   1%2%

  0%
                                                                     60+
         < 10

                                                                               Unbekannt
                    11–19

                             20–29

                                       30–39

                                                   40–49

                                                            50–59

                Varianten-Skifahren            Varianten-Snowboardfahren
                                                                                                                                                                                        Schweiz                          Ausland

bfu-Grundlagen                                                                                                                                                                                                    Unfallgeschehen                                                              21
2.     Unfallrisiko                                     (Kap. IV.1.2.1, S. 14). In derselben Zeitspanne (Sai-
                                                        sons 2006/07 bis 2010/11) verzeichneten Schweizer
Die absolute Anzahl der Unfälle im Schneesport pro      Schneesportgebiete durchschnittlich 27,2 Millionen
Saison ist von der Gesamtexposition der Schnee-         Skier-Days pro Saison (Kapitel III.2.1). In einer reprä-
schneesportler in einem Gebiet abhängig. Diese ist      sentativen Erhebung auf Schweizer Schneesportpis-
vor allem von den Wetter- und Schneeverhältnissen       ten [10] betrug der Anteil Skifahrer 79,9 % im
und damit auch von der Anzahl Betriebstage der          Durchschnitt der Jahre 2007–2011, 20,1 % der
Schneesportgebiete abhängig. Um effektive Verän-        Schneesportler waren Snowboardfahrer. Sportler
derungen im Unfallgeschehen zu erkennen, müssen         mit anderen Sportgeräten auf den Pisten werden in
die Unfallzahlen in Relation zur Expositionszeit ge-    dieser Berechung vernachlässigt. Angenommen,
stellt werden. Reine Unfallhäufigkeiten sind keine      dass diese Verteilung auf die Skier-Days übertragen
Grundlage, um etwas über die Entwicklung des Un-        werden kann, generierten die Skifahrer 21,7 Millio-
fallrisikos auszusagen, da die Exposition von Saison    nen, die Snowboardfahrer 5,5 Millionen Skier-Days.
zu Saison stark schwanken kann.                         Daraus ergibt sich für die Gesamtheit der Ski- und
                                                        Snowboardfahrer ein Verletzungsrisiko von 3,2 Ver-
Eine oft verwendete Angabe der Exposition im            letzten pro 1000 Skier-Days oder 314 MDBI. Skifah-
Schneesport sind die «Skier-Days» (auch «Winter-        rer erlitten rund 3,2, Snowboardfahrer 3,3 Verlet-
Ersteintritte» oder «Skifahrertage» genannt), d. h.     zungen auf 1000 Skier-Days, was 316 bzw.
die Anzahl Tagesbesuche (auch mit dem Snowboard         306 MDBI entspricht. Das Risiko, sich als Ski- oder
oder   anderen     Schneesportgeräten)    in   einem    Snowboardfahrer auf Schweizer Pisten zu verletzen,
Schneesportgebiet (Kap. III.2.1, S. 11). Oftmals wird   ist seit dem Jahr 2005 etwa gleich geblieben (Abbil-
das Verletzungsrisiko auch als MDBI «Mean Days          dung 19).
Between Injury» angegeben. Die MDBI ergeben sich
aus dem Verhältnis der Anzahl Skier-Days zur An-        Über die Höhe des Verletzungsrisikos in den 80er-
zahl der Verletzungen. Je höher der MDBI ist, desto     und 90er-Jahren in der Schweiz kann mittels der
tiefer ist das Verletzungsrisiko. Eine gebräuchliche
Angabe des Verletzungsrisiko im Sport erfolgt zu-
                                                         Abbildung 19
dem mittels Bezug auf die Anzahl der Ausübungs-          Entwicklung der Anzahl Verletzter beim Ski- und Snowboard-
                                                         fahren pro 1000 Skier-Days, 2005–2011
stunden («Expositionsbezogene Inzidenz»). Für die
Berechnung stehen für die Schweizer Wohnbevöl-           4.0

kerung gute Datengrundlagen aus 2007 zur Verfü-          3.5

gung (Kap. III.1, S. 10).                                3.0

                                                         2.5

2.1    Verletzungsrisiko                                 2.0

                                                         1.5

Im Durchschnitt der Jahre 2007–2011 verletzten           1.0

sich rund 87 000 Ski- und Snowboardfahrer aus der        0.5

Schweiz und dem Ausland auf Schweizer Pisten             0.0
                                                            2005    2006    2007     2008    2009     2010    2011

22     Unfallgeschehen                                                                                bfu-Grundlagen
vorliegenden Daten keine Aussage gemacht wer-            bei der Berechnung des Unfallrisikos in der Schweiz
den, da Angaben zur Gesamtexposition beim Ski-           berücksichtigt.
und Snowboardfahren für diesen Zeitraum fehlen.
                                                         In Bezug auf die Entwicklung zeigen einige Studien,
Ein etwas tieferes Verletzungsrisiko von 2,64 Verlet-    wie beispielsweise jene aus den USA [25], Österreich
zungen/1000 Skier-Days (Skifahrer: 2,52 Verletzte        [27] und Deutschland [29] einen langfristigen leich-
pro 1000 Skierdays; Snowboarder: 2,85 Verletzte          ten Trend zur Abnahme des Verletzungsrisikos beim
pro 1000 Skier-Days) wurde in der Wintersaison           Skifahren. In Norwegen hingegen hat sich das Ri-
2012/13 in Frankreich ermittelt [24]. Gemäss einer       siko, beim Ski- oder Snowboardfahren eine Verlet-
amerikanischen Untersuchung verletzten sich im           zung zu erleiden, zwischen 1996 und 2006 kaum
Winter 2005/06 1,9 Skifahrer pro 1000 Skier-Days,        verändert; es zeigt sogar eine leicht zunehmende
was 525 MDBI entspricht [25], wobei die Snowboar-        Tendenz [30]. In Frankreich schien das Verletzungs-
der in diese Berechnung nicht eingeschlossen wur-        risiko von 1992–2007 angestiegen zu sein und hat
den. Auch dieses Verletzungsrisiko ist tiefer als das-   erst seit 2007 abgenommen [31]. Die allgemeine Zu-
jenige, welches für die Skifahrer auf Schweizer Pis-     nahme in Frankreich sei vor allem auf das Verlet-
ten berechnet wurde. Eine Auswertung der Daten           zungsrisiko der Snowboardfahrer zurückzuführen.
aus den USA zeigt auf, dass das Verletzungsrisiko        Neuere Zahlen aus Frankreich zeigen, dass das Ver-
der Snowboardfahrer für die Saisons 2001/02 bis          letzungsrisiko beim Snowboardfahren zwischen
2005/06 im Schnitt zum Teil deutlich unter 300           2010 und 2013 wieder zugenommen hat, während
MDBI lag [26] was einem Wert von 3,3 Verletzten          es beim Skifahren konstant zu bleiben scheint [24].
auf 1000 Skier-Days entspricht und damit ähnlich         Eine Zunahme des Verletzungsrisikos der Snow-
hoch liegt, wie das Risiko fürs Snowboardfahren auf      boardfahrer konnte zwischen 2001 und 2006 auch
Schweizer Pisten [26]. Studien aus Österreich (Win-      in Studien aus den USA beobachtet werden [26,32].
ter 2012/13) [27] und Norwegen (Winter 2008/09–
2009/10) [28] hingegen haben ein bedeutend tiefe-        Koehle et al. kommen in einem Review-Artikel aus
res Verletzungsrisiko berechnet (0,6 bzw. 1,29 Ver-      dem Jahre 2002 zum Schluss, dass das Verletzungs-
letzungen pro 1000 Skier-Days).                          risiko in den 70er-Jahren von zuvor 5–8 Verletzun-
                                                         gen auf 3–6 Verletzungen/1000 Skier-Days gesun-
Der Grund für die unerschiedlichen Risikoanalgen         ken war [33]. Gemäss den Autoren erreichte das
liegt vermutlich an den diversen Studiendesigns. Die     Verletzungsrisiko in den 90er-Jahren schliesslich ei-
Franzosen basieren ihre Unfalldaten auf die Anga-        nen Level von 2–3 Verletzungen/1000 Skier-Days
ben von 47 Ärzten in 32 französischen Schneesport-       und zeigte kaum mehr Veränderungen auf.
gebieten. Während in der norwegischen Untersu-
chung nur die Angaben zu den Verletzten vom Pis-         Das Verletzungsrisiko auf Schweizer Pisten bewegte
tenrettungsdienst erhoben wurden, beinhalten die         sich von 2005–2011 im Bereich von 2,7–3,6 Ver-
österreichischen und amerikanischen Berechnungen         letzte/1000 Skier-Days. Unklar ist, ob das Risiko in
zusätzlich Informationen von niedergelassenen Ärz-       den 70er-Jahren in der Schweiz ebenso wie in ande-
ten in den Schneesportgebieten. Informationen zu         ren Ländern bedeutend höher war und dann nach ei-
Arztbesuchen ausserhalb der Skigebiete wurden nur        ner starken Abnahme in den 90er-Jahren stagniert

bfu-Grundlagen                                                                           Unfallgeschehen   23
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