WOHN- RAUM-VERSOR- GUNGS-KONZEPT - Stadt Buxtehude
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WOHN- RAUM- VERSOR- GUNGS- KONZEPT Kaiserstraße 22 44135 Dortmund Fon 0231.39 69 43.0 Fax 0231.39 69 43.29 kontakt@ssr-dortmund.de www.ssr-dortmund.de
WOHNRAUMVERSORGUNGSKONZEPT DER HANSESTADT BUXTEHUDE Auftraggeber Hansestadt Buxtehude Fachgruppe Stadt- und Landschaftsplanung Bahnhofstraße 7 21614 Buxtehude Auftragnehmer Schulten Stadt- und Raumentwicklung Kaiserstraße 22 44135 Dortmund Tel.: 0231.39 69 43-0 Fax: 0231 39 69 43-29 kontakt@ssr-dortmund.de www.ssr-dortmund.de Hinweis SSR legt auf eine gendergerechte Schreibweise Wert und verwendet grundsätzlich geschlechtsneutralisierende und geschlechterspezifische Formulierungen. Um die Lesbar- keit zu unterstützen, wird als Ausnahme das generische Maskulinum genutzt. Sollte uns die gendergerechte Schreibweise im Einzelfall nicht gelingen, sind selbstverständlich immer gleichzeitig und chancengleich Frauen und Männer angesprochen. Das Urheberrecht der verwendeten Bilder (sofern nicht anders angegeben) liegt beim Auftraggeber und Schulten Stadt-und Raumentwicklung. Stand Dortmund, März 2016
1 EINLEITUNG 4 2 DEMOGRAFIEPROFIL 6 3 WOHNUNGSMARKTPROFIL 12 4 MARKTSEGMENT PREISGÜNSTIGES WOHNEN 21 4.1 Nachfragefaktoren 21 4.2 Angebotsstruktur 27 4.3 Versorgungssituation und Bedarfslage 31 5 BEDARFSPROGNOSEN 33 6 ZIELE 42 7 HANDLUNGSPROGRAMM 44 7.1 Differenzierung der Angebotsstruktur durch Neubau 44 7.2 Preisgünstige Wohnungen schaffen 50 7.3 Wohnbaulandreserven effizient nutzen 52 7.4 Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Wohnungsbestands 55 7.5 Wohnungsmartksteuerung auf einen breiten Dialog stützen 58 7.6 Informationsgrundlage einer nachhaltigen Wohnungsmarktsteuerung sichern 59 7.7 Prioritätensetzung im Handlungsprogramm 60 7.8 Empfehlungen zur Wohnbaufläche Giselbertstraße 62 8 FAZIT 66 VERZEICHNISSE 67
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG 1 EINLEITUNG Die Qualität des Wohnungsmarktes erweist sich als ein zentraler Standortfaktor für Städte und Gemeinden. Dabei werden Zielgruppenorientierung und nachfragegerechte Entwick- lungskonzepte für den Wohnungsneubau und die Anpassung der Bestände immer wichti- ger. Eine besondere Herausforderung stellt die Versorgung einkommensschwacher Haus- halte mit geeigneten Wohnraumangeboten dar. Zur Erweiterung des Wohnraumangebots in diesem Segment stellt das Land Niedersachsen Mittel der Wohnraumförderung bereit. Fördervoraussetzung für die Inanspruchnahme dieser Landesmittel ist das Vorliegen eines kommunalen Wohnraumversorgungskonzeptes. Laut dem niedersächsischen Wohnraum- förderprogramm muss dieses Konzept mindestens eine Bestandsaufnahme und -analyse des lokalen Wohnungsmarktes, eine Bedarfsprognose sowie geeignete Ziele und Hand- lungsansätze für den örtlichen Wohnungsmarkt beinhalten, um einen Förderbedarf zu begründen. Auf dieser Basis können dann Neubau von Mietwohnungen, Modernisierung, Erweiterung, Aus- und Umbau von Mietwohnungen oder auch Abriss und Ersatzneubau von unwirtschaftlichen Mietwohnungsbeständen gefördert werden. Wohnungsneubau und Anpassung der Bestände sind zentrale Themen von Wohnungswirt- schaft und Kommunen gleichermaßen. Zielgruppenorientierung sowie nachfrage- und bedarfsgerechte Bestandsentwicklung und Wohnungsneubau nehmen auch in einer wachsenden Stadt wie Buxtehude immer mehr an Bedeutung zu. Das Wohnraumversor- gungskonzept soll die Basis für eine strategische Steuerung des lokalen Wohnungsmarktes schaffen, um alle Bevölkerungsgruppen in Buxtehude in quantitativer, qualitativer und preislicher Sicht mit bedarfsgerechtem Wohnraum versorgen zu können. Parallel zum Wohnraumversorgungskonzept wird von der Hansestadt Buxtehude eine der letzten in zentraler Lage verfügbaren größeren Wohnbauflächen entwickelt. Die ca. 9,5 ha große Wohnbaufläche an der Giselbertstraße soll zukünftig als attraktiver Wohnstandort entwickelt werden. Aufbauend auf Analysen und Prognosen sollen im Rahmen des Wohn- raumversorgungskonzeptes Hinweise und Empfehlungen zur bedarfsgerechten Entwick- lung dieser Wohnbaufläche gegeben werden. Zusammenfassend lassen sich daher drei zentrale Aufgabenstellungen für das Wohnraum- versorgungskonzept Buxtehude formulieren: Schaffung einer erforderlichen Grundlage für die Beantragung von Wohnraumfördermit- teln des Landes Niedersachsen, Entwicklung einer Orientierungsgrundlage für die zukünftige Entwicklung von Woh- nungsangeboten und zur Steuerung der Wohnungsmarktentwicklung, Ableitung von Empfehlungen für die Entwicklung der Wohnbaufläche Giselbertstraße. 4
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Berichtsaufbau und Vorgehen Die Dokumentation der durchgeführten Auswertungen, Berechnungen sowie die Entwick- lung von Empfehlungen erfolgt in drei zentralen Arbeitspaketen, wie die folgende Abbildung 1 zeigt. Grundlage für die Analyse des Wohnraumversorgungskonzeptes ist ein Mix aus quantitati- ven und qualitativen Methoden. Neben der Auswertung von statistischen Quellen und vorhandenen Marktgutachten und Berichten wurden zahlreiche Wohnungsmarktakteure aus Buxtehude im Rahmen von Marktgesprächen an der Erarbeitung beteiligt. Erfahrungen und Einschätzungen der befragten Akteure haben einen wichtigen Beitrag für die Analyse des Marktes sowie die Ableitung von Bedarfen geleistet. Analyseergebnisse, Erkenntnisse sowie Empfehlungen wurden sowohl mit der Stadtverwaltung als auch mit der Politik (Ausschuss für Stadtentwicklung, Ortschaftsangelegenheiten und Umweltschutz) disku- tiert. In das Konzept sind somit unterschiedliche Informationen eingeflossen, die sich gegenseitig ergänzt und validiert haben. Die Analyse berücksichtigt als Vergleichsräume mit der Hansestadt Buxtehude die nördlich benachbarte Hansestadt Stade und den Landkreis Stade, zu dem auch Buxtehude gehört, sowie die südlich benachbarte, im Landkreis Harburg liegende Stadt Buchholz in der Nordheide, welche eine vergleichbar gute Anbin- dung an die Metropole Hamburg hat. Abb. 1: Vorgehen und Methodik Quelle: SSR 5
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG 2 DEMOGRAFIEPROFIL Das Demografieprofil gibt einen Überblick über die wichtigen Kenngrößen der demografi- schen Entwicklung in Buxtehude. Dazu werden unterschiedliche Indikatoren für Buxtehude ausgewertet und in den regionalen Kontext eingeordnet. Einwohnerentwicklung Die Einwohnerzahl und ihre Veränderung stellen eine wichtige Determinante für die Analyse demografisch bedingter Nachfragefaktoren am Wohnungsmarkt dar. In der Hansestadt Buxtehude hat die Zahl der Einwohner in den letzten zehn Jahren um ca. vier Prozent zugenommen. Laut Statistischem Landesamt wurde Ende des Jahres 2014 ein Bevölke- rungsstand von ca. 39.800 Personen erreicht. Das kommunale Einwohnermelderegister weist eine Zahl von ca. 40.700 Personen aus. Diese Abweichung zwischen kommunalen und amtlichen Einwohnerzahlen ist ein bundesweit typisches Bild und ist auf die unter- schiedlichen Methoden der Datenerfassung zurückzuführen. Beide Datenquellen weisen aber für Buxtehude die für den Wohnungsmarkt entscheidende Entwicklung eines Wachs- tumstrends auf. 42.000 40.751 40.000 40.659 40.667 40.576 40.372 40.187 40.142 40.072 39.642 38.888 38.000 Einwohner 36.000 34.000 39.858 39.522 39.542 39.685 38.335 38.882 39.748 39.792 39.370 39.777 32.000 30.000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Einwohnerzahl laut Einwohnermelderegister der Hansestadt Buxtehude Einwohnerzahl laut Landesamt für Statistik Niedersachsen Abb. 2: Einwohnerentwicklung Quelle: LSN / Hansestadt Buxtehude Neben der quantitativen Zunahme hat sich auch die strukturelle Zusammensetzung der Einwohnerschaft verändert. Während die Zahl der Seniorinnen und Senioren, also der über 6
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG 65-Jährigen, um ca. 25 Prozent zugenommen hat, ist die Zahl der Kinder um ca. 7 Prozent zurückgegangen (Beobachtungszeitraum 2005-2014). Im regionalen Vergleich setzt sich die Einwohnerentwicklung in Buxtehude deutlich positiv vom kreisweiten Trend ab. Zwar ist im gesamten Landkreis Stade seit der Jahrtausend- wende ein stetiger Einwohnerzuwachs zu verzeichnen, in der Hansestadt Buxtehude war aber (wie auch im südlich benachbarten, jedoch zum Landkreis Harburg zählenden Buch- holz in der Nordheide) bis zum Jahr 2010 ein vielfach höheres Wachstum zu verzeichnen. Beide Kommunen profitieren von ihrer Lage im direkten Umland Hamburgs sowie von der guten verkehrlichen Anbindung an die Metropole. Während der Wachstumstrend in Buchholz und im Landkreis Stade auch in jüngster Zeit ungebrochen ist, hat sich die Einwohnerzahl in Buxtehude seit dem Jahr 2011 trotz des Nachfragedrucks aus der Region auf dem erreichten Niveau verstetigt. 110 110 "Zensusknick" Einwohnerentwicklung 2011-2014. 108 108 Einwohnerentwicklung 2000-2010 106 106 Index: Jahr 2011=100 Index: Jahr 2000=100 104 104 102 102 100 100 100 98 98 96 96 94 94 Buxtehude Stade Buchholz in der Nordheide Landkreis Stade Abb. 3: Einwohnerentwicklung im regionalen Vergleich Quelle: LSN Wanderungsverhalten Zurückzuführen ist die Bevölkerungszunahme in Buxtehude auf das Wanderungsverhalten. Mit einem Wanderungsgewinn von durchschnittlich ca. 280 Personen pro Jahr (Ø 2005- 2014) konnten die Verluste durch die natürliche Entwicklung (Ø ca. -75 Personen p.a.) mehr als kompensiert werden. In den Jahren 2013 und 2014 hat sich der Wanderungsge- winn auf ca. 100 Personen pro Jahr mehr als halbiert und ist damit die Ursache für die mehr 7
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG oder weniger konstante Einwohnzahl. Aufgrund der aktuellen und anhaltenden Zuwande- rung von Flüchtlingen nach Deutschland kann davon ausgegangen werden, dass die Hansestadt Buxtehude auch vor diesem Hintergrund eine zusätzliche Nachfrage am Wohnungsmarkt erfahren wird. Anzahl und Struktur von Zu- und Fortzügen können durch kommunales Handeln in gewis- sem Maße beeinflusst werden. Attraktive Wohnungsmärkte mit entsprechend zielgruppen- gerechten Wohnungsangeboten können Zuzüge generieren bzw. Fortzüge reduzieren. Die Analyse der altersspezifischen Wanderungen gibt einen Hinweis auf die zentralen Zielgrup- pen am Buxtehuder Wohnungsmarkt: Starterhaushalte (18- bis 25-Jährige): Ein Großteil dieser Wanderungsgewinne ist auf Ausbildungszwecke zurückzuführen. Neben den am Ort wohnenden Studierenden der privaten Fachhochschule „hochschule 21“ sind es – darauf verweisen Wohnungsbe- standshalter in Buxtehude – auch Studierende aus Hamburg, die aufgrund der guten Verkehrs-anbindung und des vergleichsweise geringeren Preisniveaus Wohnalternativen in Buxtehude suchen. Berufseinsteiger (25- bis 30-Jährige): Anders als in vielen anderen Hochschulstandorten, wo die Angehörigen dieser Altersgruppe nach Abschluss ihrer Ausbildung wieder abwan- dern (und am Wohnungsmarkt „Platz“ für nachrückende Jahrgänge machen), kann Buxtehude hier deutliche Einwohnergewinne verbuchen. Zurückzuführen ist dieser Trend auf die starke wirtschaftliche Situation und das umfassende Arbeitsplatzangebot in der Region, sodass Berufseinsteiger in größerer Zahl am Ort verbleiben bzw. neu hinzuziehen. So verzeichnen die Vergleichsräume ebenfalls Gewinne in dieser Alters- gruppe. Erwerberhaushalte / Familien (30- bis 50-Jährige / in Kombination mit unter 18- Jährigen): Entgegen dem Trend der Region hat die Hansestadt Buxtehude im Beobach- tungszeitraum 2008-2014 in dieser Altersklasse durch Wanderungen Einwohner verloren. Unterteilt man den Saldo in unterschiedliche Zeitspannen, wird deutlich, dass die Verlus- te auf die Entwicklung in den Jahren 2013/2014 zurückzuführen ist. Der enge Woh- nungsmarkt und die vergleichsweise hohen Baulandpreise in Buxtehude haben laut Ex- perteneinschätzung dazu geführt, dass sich in jüngster Vergangenheit viele Familien und Paare in der Familienbildungsphase in das Umland orientiert haben. Senioren (65-Jährige und älter): Im Durchschnitt gewinnt die Hansestadt Buxtehude durch Wanderungen jährlich ca. 70 Personen in dieser Altersklasse. Dieser positive Saldo ist zum einen auf die Seniorinnen und Senioren zurückzuführen, die verstärkt in den integrierten Lagen der Stadt verbleiben wollen (geringer Fortzug). Zum anderen ist ein deutlicher Zuzugstrend zu beobachten, der sich z.B. daraus ergibt, dass gut situierte Senioren aus Eigenheimen im ländlichen Umland zuziehen; es sind aber auch Nachfrager aus dem Raum Hamburg, die sich aufgrund des dort angespannten Wohnungsmarktes unter anderem nach Buxtehude orientieren. 8
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG 50 Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner 40 im Zeitraum 2008-2014 30 20 10 0 -10 -20 U 18 18 -u 25 25 -u 30 30 -u 50 50 -u 65 65 + Altersklassen Buxtehude Stade Buchholz in der Nordheide Landkreis Stade Abb. 4: Wanderungssaldo nach Altersgruppen im regionalen Vergleich Quelle: LSN 150 Wanderungssaldo pro Jahr im 100 50 Durchschnitt 0 -50 -100 -150 -200 U 18 18 -u 25 25 -u 30 30 -u 50 50 -u 65 65 + Altersklassen 2013-2014 2008-2014 2008-2011 Abb. 5: Wanderungssaldo nach Altersgruppen in Buxtehude Quelle: LSN 9
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Das räumliche Wanderungsmuster der Hansestadt Buxtehude verdeutlicht den starken Nachfragedruck aus der Region, der sich am Wohnungsmarkt in Buxtehude niederschlägt: Nahwanderungen Hamburg: Hamburg erlebt seit vielen Jahren ein anhaltendes Bevölkerungswachstum, das zu einem sehr angespannten Wohnungsmarkt und steigenden Marktpreisen geführt hat. Bedingt durch den nicht nachlassenden Nachfragedruck, das hohe Preisniveau und geringe Ver- sorgungsalternativen, orientiert sich ein Teil der Wohnungsnachfrager, die der Hambur- ger Wohnungsmarkt nicht mehr aufnehmen kann, auch in die Region. Dieses „Ausstrah- len“ der Nachfrage in den engeren Verflechtungsraum – die sogenannten „Überschwappeffekte“ – ist deutlich in Buxtehude spürbar. Allein im Jahr 2014 hat Bux- tehude durch seine Wanderungsverflechtungen mit Hamburg 136 Einwohner gewonnen. Unterschiedliche Zielgruppen (vom Studierenden bis zum zahlungskräftigen Senior) drängen aus Hamburg nach Buxtehude und verknappen dadurch das Angebot am loka- len Wohnungsmarkt. Fernwanderungen (Niedersachsen und Bundesgebiet): Die Metropolregion Hamburg ist eine der wachstumsstärksten Regionen Deutschlands. Die hohe Wirtschaftskraft und Dichte an Arbeitsplätzen führt zu Ausbildungs- und ar- beitsplatzbezogenen Zuwanderungen aus dem gesamten Bundesgebiet, die auch in Buxtehude spürbar sind. Nahwanderungen Landkreis Stade: Bei den Nahwanderungen sind neben persönlichen Gründen vor allem wohnwertorien- tierte Motive von hoher Bedeutung. Durch Verflechtungen mit dem Landkreis Stade hat Buxtehude in den Jahren 2011-2014 ca. 340 Einwohner verloren. Zurückzuführen ist dies darauf, dass diese Haushalte ihre Wohnwünsche in Buxtehude nicht realisieren konnten. Das betrifft neben Familien, die ihren Wunsch nach Wohneigentum in Buxtehude nicht umsetzten konnten, auch Haushalte mit geringeren Einkommen, die aufgrund des ge- stiegenen Preisniveaus in das Umland „ausweichen“ mussten. 10
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Wanderungssaldo Verflechtungsregion 2011- 2011 2012 2013 2014 2014 Verflechtungen mit dem -41 -81 -51 -163 -336 Landkreis Stade Verflechtungen mit dem 19 46 -3 25 87 Landkreis Harburg Verflechtungen mit den übrigen Kreisen Nieder- 36 5 64 152 257 sachsens Verflechtungen mit der 92 194 35 136 457 Stadt Hamburg Verflechtungen mit dem 390 -240 74 -42 182 übrigen Bundesgebiet Wanderungen insgesamt 496 -76 119 108 647 Tab. 1: Wanderungsverflechtungen Buxtehude Quelle: Hansestadt Buxtehude Zusammenfassung Demografieprofil Die Einwohnerentwicklung Buxtehudes profitiert von der Zuwanderungswelle in die Metropolregion Hamburg sowie von den „Überschwappeffekten“ aus der Metropole selbst. In den letzten Jahren ist ein deutlicher Anstieg der Wohnungsnachfrage in Buxte- hude zu erkennen. In jüngster Vergangenheit konnte der Markt diese zunehmende Nachfrage aus der Region nicht mehr aufnehmen. Der steigende Wanderungsdruck hat zu Verdrängungseffekten in Buxtehude geführt. Neben Familien suchen insbesondere Haushalte mit geringeren Einkommen Wohnalter- nativen im Umland. Die Anteile älterer Altersgruppen an der Bevölkerung in Buxtehude wachsen. Ansässige Haushalte alter Menschen verbleiben am Ort und immer stärker verlegen ältere gut situierte Haushalte aus dem Umland ihren Wohnsitz nach Buxtehude. Die demografische Alterung erfordert damit ein Handeln sowohl im Neubau als auch in der altersgerechten Anpassung von Wohnquartieren. Mit dem Fortzug von 30- bis 50-Jährigen, die ihre Wohnwünsche in Buxtehude nicht erfüllen können, geht der Stadt ein wichtiges demografisches Potenzial verloren. Neben der Schaffung altersgerechter Strukturen kommt es ebenso darauf an, Wohnraum für jüngere Generationen zu schaffen, damit diese Altersgruppen am Ort gehalten werden können. 11
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG 3 WOHNUNGSMARKTPROFIL Das Wohnungsmarktprofil gibt einen Überblick über die wichtigsten Indikatoren am Woh- nungsmarkt. Dazu zählen neben der Bestandsentwicklung ebenso der Neubau sowie Preisentwicklungen. Wohnungsbestand Ende des Jahres 2014 gab es in der Hansestadt Buxtehude ca. 19.700 Wohnungen. Etwa die Hälfte der Wohnungen befindet sich in Mehrfamilienhäusern – ein vergleichsweise hoher Anteil, der den urbanen Charakter der Hansestadt Buxtehude im Vergleich zum Umland unterstreicht. Die Eigentumsquote – definiert als Anteil „vom Eigentümer selbst genutzter Wohnungen“ am gesamten Wohnungsbestand – betrug im Jahr 2011 ca. 46 Prozent. Sie liegt damit im Durchschnitt des Landkreises, erreicht aber bei Weitem nicht den Eigentumsanteil der Nachbarstädte Stade und Buchholz in der Nordheide. Der Mietwohnungsmarkt in Buxte- hude ist damit von größerer Bedeutung. Er charakterisiert sich zudem durch einen ver- gleichsweise hohen Anteil an Kapitalanlegern (Anteil „von Privatpersonen vermieteter Wohnungen“ am gesamten Mietwohnungsbestand). Handlungsoptionen und Investitions- strategien der privaten Eigentümer bieten aus kommunaler Sicht jedoch wenig strategi- schen Handlungsspielraum. Investitionsentscheidungen bzw. -möglichkeiten sind stark renditeorientiert. Zudem besitzen viele Eigentümer nur geringes wohnungswirtschaftliches Know-how hinsichtlich der längerfristigen Bestandsentwicklung und Zielgruppenorientie- rung. So bestätigen befragte Marktexperten, dass Wohnungsmodernisierungen häufig nicht stattfinden, weil der aktuell angespannte Markt eine Vermarktung problemlos zulässt. Die vergleichsweise geringe Leerstandsquote ist ein Indikator für die Marktanspannung. Ein funktionierender Markt erfordert allerdings eine gewisse Menge an „Leerwohnungen“, die Umzugs- oder Modernisierungsaktivitäten erst ermöglichen. Diese „gesunde“ sogenannte Fluktuationsreserve liegt in der Regel bei ca. 3 Prozent. Die wenigen im Jahr 2011 leer stehenden Wohnungen in Buxtehude (2,2 %) waren demnach nicht einmal ausreichend, um die Fluktuationsreserve zu decken. Zudem ist davon auszugehen, dass in den letzten Jahren aufgrund des hohen Nachfragedrucks eine weitere Verdichtung des Marktes stattgefunden hat. 12
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Buxtehude Buchholz i.d. Stade Landkreis Nordheide Stade Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden 19.708 18.983 23.703 94.507 (Stand 31.12.2014) Anteil Wohnungen in Mehrfamilienhäusern 51 % 33 % 46 % 31 % (Stand 31.12.2014) Eigentumsquote 46 % 58 % 55 % 46 % (Stand 2011) Kapitalanleger 33 % 28 % 30 % 26 % (Stand 2011) Wohnungsleerstand 2,2 % 2,1 % 3,8 % 2,8 % (Stand 2011) Tab. 2: Wohnungsmarktbestandsindikatoren Quelle: LSN / Zensus 2011 Neubau Die Auswertung der Bautätigkeit in Buxtehude erfolgt auf Grundlage der bei der Stadt registrierten Baufertigstellungen. Für den Vergleich mit der Region werden Daten des Statistischen Landesamtes herangezogen, die für einzelne Jahre zwar leicht von den kommunalen Daten abweichen, den Entwicklungstrend in der Summe jedoch widerspiegeln. Das Fertigstellungsniveau in der Hansestadt Buxtehude schwankt zwischen 55 Wohnungen im Jahr 2008 bis zu 274 Wohnungen im Jahr 2015. Im Durchschnitt waren es somit ca. 170 Wohnungen, die jedes Jahr in der Stadt Buxtehude neu errichtet wurden. Im Vergleich mit der Region lag die Bauintensität (fertiggestellte Wohnungen je 1.000 Einwohner) in Buxtehude im Zeitraum 2005-2014 leicht über dem Niveau des Landkreises Stade. Betrachtet man nur die letzten drei zurückliegenden Jahre, ergibt sich für Buxtehu- de eine durchschnittliche Bauintensität von 4,3 Wohnungen je 1.000 Einwohner, während die Bauintensität im Landkreis bei ca. 4,7 Wohnungen lag. Im Landesdurchschnitt wurden im selben Zeitraum nur ca. 2,9 Wohnungen je 1.000 Einwohner errichtet. 13
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG 300 274 250 Fertiggestellte Wohnungen 231 200 215 195 175 172 150 145 130 100 96 50 55 0 Baufertigstellungen Wohnungen Abb. 6:Baufertigstellungen Wohnungen in Buxtehude Quelle: Hansestadt Buxtehude 10 Baufertigstellungen je 1.000 Einwohner 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Buxtehude Stade Buchholz in der Nordheide Landkreis Stade Abb. 7: Baufertigstellungen Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden – regionaler Vergleich Quelle: LSN 14
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Die zusätzlichen Wohnalternativen im Umland haben – in Kombination mit den dort niedri- geren Bodenpreisen – zu einer Abwanderung von Erwerberhaushalten und insbesondere von Familien geführt. Die Bodenpreise der umliegenden Landgemeinden liegen zwischen 98 und 145 €/m² in den guten Lagen – und mit ca. 120 €/m² im Durchschnitt halb so hoch wie in der Hansestadt Buxtehude (240 €/m²). Selbst bei einem kleineren Grundstück von rd. 350 m²für den Bau eines frei stehenden Einfamilienhauses ergibt sich allein durch das geringere Bodenpreisniveau im Umland ein Einsparpotenzial von ca. 42.000 €. Eine deutliche Konzentration der Bautätigkeit auf ein Segment ist in der Vergangenheit in Buxtehude nicht zu beobachten, wenngleich das Fertigstellungsniveau von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern höher liegt als bei Ein- und Zweifamilienhäusern. Im Vergleich zur Region ist das Fertigstellungsniveau mit 1,2 Wohnungen pro 1.000 Einwohner im Einfamili- enhaussegment als unterdurchschnittlich zu bezeichnen; es lag im Landkreis Stade in diesem Segment mehr als doppelt so hoch. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass das Segment der Miet- und Eigentumswohnungen in den Landgemeinden auch eine nur unter- geordnete Rolle spielt und sich die Bautätigkeit daher dort auf Ein- und Zweifamilienhäuser konzentriert. Die Kreisstadt Stade weist ein ähnlich hohes Niveau wie Buxtehude auf. Mit 2,4 Wohnungen pro 1.000 Einwohner im Geschosswohnungsbau verzeichnet Buxtehu- de die höchste Bautätigkeit im Vergleich zur Region. Das Fertigstellungsniveau reicht aber nicht aus, um den Nachfragedruck aus der Region aufzufangen. Der Neubau hat sich laut Experteneinschätzung in den vergangenen Jahren auf Eigentumsmaßnahmen im oberen Preissegment konzentriert. Neubau im preisgünstigen Segment hat nicht stattgefunden. Fertigstellungen Buxtehude Buchholz i.d. Stade Landkreis je 1.000 Einwohner Nordheide Stade (Ø 2011-2014) Wohnungen in Ein- und 1,2 3,9 1,4 2,6 Zweifamilienhäusern Wohnungen in Mehr- 2,4 2,3 1,3 1,3 familienhäusern Tab. 3: Baufertigstellungen von Wohnungen in Wohngebäuden Quelle: LSN Preisentwicklung Eine hohe Kaufaktivität findet in Buxtehude am Markt für Eigentumswohnungen statt. Im Jahr 2013 wurden laut Grundstücksmarktbericht ca. 170 Eigentumswohnungen verkauft, darunter sowohl Bestandswohnungen als auch neu errichtete Wohnungen. Die hohe Kaufaktivität ist nicht verwunderlich, wenn man das steigende Preisniveau und damit hohe Gewinnspannen bei Kauf und Verkauf bzw. hohe Renditen bei Vermietung der Wohnung betrachtet. 15
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Das Preisniveau neu gebauter Eigentumswohnungen liegt laut ImmobilienScout24 im Jahr 2015 bei durchschnittlich ca. 2.900 €/m². Eine Stichtagsauswertung der Immobilien- Scout24-Datenbank verweist auf Angebotspreise oberhalb von 3.000 €/m². Das Preisni- veau ist damit als sehr hoch einzuordnen. Die anhaltend hohe Nachfrage am Markt hat die Immobilienpreise in den zurückliegenden Jahren stark ansteigen lassen. So verweist die ImmobilienScout24-Datenbank auf einen Preisanstieg von ca. 25 Prozent im Zeitraum 2012-2015. Weitere Marktberichte bestätigen diese Entwicklung. So verweist der LBS- Immobilienatlas 2015 auf einen Preisanstieg von ca. 45 Prozent für neu gebaute Eigen- tumswohnungen in den Jahren 2010-2015. Befragte Marktexperten verweisen teilweise auf die Gefahr einer „Überhitzung“ des Marktes. Einen deutlichen Hinweis auf die extrem starken Preisentwicklungen am Markt ergibt insbesondere ein Blick auf das Bestandssegment. Selbst Wohnungen mit geringen Quali- tätsstandards erzielen hohe Kaufpreise. Zudem nähern sich die Kaufpreise für Bestands- wohnungen langsam denen für Neubauten an. So erzielten mehr als zehn Jahre alte Eigentumswohnungen (Baujahr 2002) laut Grundstücksmarktbericht einen Kaufpreis von durchschnittlich ca. 2.370 €/m². Der LBS-Immobilienatlas verweist auf einen Preisanstieg von ca. 35 Prozent im Zeitraum 2010-2015 und maximale Immobilienpreise von 3.280 €/m² im Bestand. Abb. 8: Preisentwicklung von Eigentumswohnungen in Buxtehude Quelle: ImmobilienScout24 Für Mieterhaushalte entscheidet die durchschnittliche Miethöhe in verschiedenen Lagen der Stadt darüber, wo sie sich angemessen mit Wohnraum versorgen können. Ein Miet- spiegel liegt für die Hansestadt Buxtehude nicht vor. Das durchschnittliche Mietniveau lässt sich daher nicht genau definieren, Hinweise geben die Angebotsdatenbank des Immobilien- Scout 24 sowie Angaben der befragten Marktexperten. Das durchschnittliche Mietniveau liegt laut ImmobilienScout24 in Buxtehude bei ca. 7,90 €/m². Seit dem Jahr 2011 ist damit ein Preisanstieg von ca. 12 Prozent zu verzeichnen. Mietpreise im Landkreis und auch in der 16
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Kreisstadt Stade liegen um ca. 1 €/m² unter diesem Niveau. Zudem sind hier nicht die für Buxtehude feststellbaren starken Mietpreissteigerungen ablesbar. Neu gebaute Mietwoh- nungen werden für durchschnittlich 10,50 €/m² am Markt angeboten. Befragte Marktex- perten bestätigen dieses Preisniveau, verweisen zudem auf Einzelobjekte, die in entspre- chend guter Lage und Ausstattung Mietpreise von bis zu 12 €/m² aufrufen. Eine preisgünstige Versorgungsalternative bietet die Wohnungsbaugenossenschaft, die eine durchschnittliche Miete von ca. 5,60 €/m² für ihre Wohnungsbestände angibt. Mit ihren ca. 600 Wohnungen hat sie jedoch nur einen kleinen Anteil am Mietwohnungsmarkt von Buxtehude. 10,00 9,50 Angebotsmiete €/m² nettokalt 9,00 8,68 8,48 8,50 8,50 7,88 7,89 8,00 7,65 7,35 7,50 7,05 6,90 6,93 6,90 7,00 6,55 6,50 6,83 6,78 6,80 6,43 6,00 5,50 5,00 2011 2012 2013 2014 2015 Buxtehude Kreis Stade Stade Buchholz Abb. 9: Mietpreisentwicklung in Buxtehude Quelle: ImmobilienScout24 Als Grundlage für die Einführung der Mietpreisbremse in Niedersachsen hat die NBank im Rahmen ihrer „Analyse zur Festlegung der Gebietskulisse für eine Mietbegrenzungsverord- nung in Niedersachsen“ die Hansestadt Buxtehude als eine von zwölf Kommunen identifi- ziert, in denen eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Mietwohnraum beson- ders gefährdet ist. Das Land plant daher, die Hansestadt Buxtehude in die folgenden neu zu schaffenden Rechtsverordnungen einzubeziehen: Mietpreisverordnung nach §556d Abs. 2 BGB (Mietpreisbreme) Die Miete darf dabei bei Beginn des Mietverhältnisses die ortsübliche Vergleichsmiete um maximal 10 Prozent überstiegen. (Dies gilt nicht für Erstvermietungen nach Neubau oder umfassender Sanierung). 17
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Kappungsgrenzenverordnung nach §558 Abs. 3 S. 3 BGB Die Miete darf bei bestehenden Mietverhältnissen innerhalb von drei Jahren um nicht mehr als 15 Prozent erhöht werden. Kündigungssperrfristverordnung nach §577a Abs. 2 S. 2 BGB Die Kündigungssperrfrist verlängert sich nach Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen (z.B. aufgrund von Eigenbedarf) von drei auf fünf Jahre. Flächenreserven Die Bereitstellung von Bauland ist nicht nur erforderlich, um den Wohnungsbedarf der ansässigen Bevölkerung zu decken, sondern ist auch Voraussetzung dafür, zusätzliche Einwohner für die Stadt zu gewinnen und mit Wohnraum versorgen zu können. Auf diese Weise kann dem vorhandenen Nachfragedruck ein entsprechendes Angebot entgegenge- setzt werden. In der Hansestadt Buxtehude lassen sich aktuell realisierbare Flächen für ca. 1.700 Wohneinheiten identifizieren. Die Flächenreserven unterscheiden sich nach: Wohnbauflächenreserven aus dem Flächennutzungsplan: Mit Stand vom 23.02.2016 konnte im Flächennutzungsplan 2010 ein verbleibendes Baulandpotenzial für insgesamt fast 400 Wohnungen identifiziert werden. Knapp die Hälfte davon ist dem Segment für Einfamilienhäuser zuzuordnen. B-Plan-Flächen: Als B-Plan-Flächen werden die Flächen zusammengefasst, für die bereits B-Pläne vorliegen oder derzeit in Aufstellung oder Planung sind. Für das Bauge- biet Hedendorf wurde z.B. die verdichtete Variante des Entwurfs für „dörfliches Wohnen an der Reith“ herangezogen. Für das Gebiet Giselbertstraße wurden, entsprechend der Prognose zum Flächennutzungsplan 2010, ca. 300 Wohneinheiten für die Berechnung berücksichtigt. Insgesamt können auf Grundlage der aktuellen Bebauungsplanung vo- raussichtlich ca. 400 Wohneinheiten realisiert werden. Innenentwicklungspotenziale: Im Innenentwicklungskonzept werden Flächen identifiziert, die brach liegen oder die Nachverdichtungspotenziale aufweisen. Insgesamt besteht ein Baulandpotenzial für ca. 1.030 Wohneinheiten, z.B. auf überdimensionierten Friedhöfen, mindergenutzten Spielplätzen oder bisherigen landwirtschaftlichen Flächen. Dieses „the- oretische“ Potenzial lässt sich aber nur umsetzen, wenn keine Mobilisierungshemmnisse bestehen. Solche Hemmnisse sind z.B. baulich-technisch bedingt, insbesondere aber durch Eigentümer und Eigentümergemeinschaften, die sich nicht zu einer Neunutzung durchringen können. Dies betrifft vor allem die Nachverdichtungspotenziale, die in grö- ßeren Privatgärten identifiziert wurden. Wie viele der potenziellen Flächen tatsächlich bebaut werden (können), kann nur schwer eingegrenzt werden. Eine vorsichtige Schätzung zugrunde gelegt, können mindestens 40 Prozent der Flächen (410 WE) nicht zeitnah für Wohnungsbau genutzt werden. Ortsentwicklungspotenziale: In den Jahren 2005/2006 wurden die Ortsentwicklungs- konzepte „Ovelgönne/ Ketzendorf“ und „Eilendorf/Immenbeck“ aufgestellt. Mit Stand vom 23.02.2016 lassen sich hier in Zukunft noch ca. 250 Wohneinheiten realisieren. 18
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Flächenreserven Anzahl WE Anzahl WE in Anzahl WE in insgesamt EFH MFH Flächenreserven gemäß FNP (Stand 393 188 205 23.02.2016) B-Plan in Aufstellung/Planung 400 180 220 (Hedendorf, Eilendorf und Giselbert- straße – Prognose FNP) Innenentwicklungspotenziale 1.026 399 627 (Stand: 05.01.2016 ) Ortsentwicklungskonzepte (Stand 250 250 - 23.02.2016) Flächenreserven insgesamt 2.070 1.020 1.050 Mobilisierungshemmnis Innenent- 410 160 250 wicklungspotenziale Ø 40% Realisierbare Flächenreserven 1.660 860 800 (gerundet) Tab. 4: Baufertigstellungen von Wohnungen in Wohngebäuden Quelle: Hansestadt Buxtehude, eigene Berechnung; WE=Wohneinheiten; EFH=Gebäude mit 1und 2 Wohnungen; MFH=Gebäude mit 3 und mehr Wohnungen Zusammenfassung Wohnungsmarktprofil · In der Vergangenheit konnte die Neubautätigkeit der Wachstumsdynamik und dem Nachfragedruck aus der Region nicht gerecht werden. · Die derzeitigen Wohnbauflächenreserven bieten nur wenige Möglichkeiten zu einer umfassenden Steigerung der Neubauaktivitäten. Bei einer Weiterführung des bisheri- gen Neubauvolumens von durchschnittlich 170 Wohnungen pro Jahr sind die vorhan- denen Flächenreserven in maximal zehn Jahren erschöpft – vorausgesetzt, dass sich 60 Prozent der Innenentwicklungspotenziale auch tatsächlich entwickeln lassen. · Die stärker als das Angebot wachsende Nachfrage hat zu einer Marktanspannung geführt. Leerstand (und damit die Fluktuationsreserve) haben sich minimiert und es gibt wenig Spielraum für Umzüge oder Modernisierungsaktivitäten. 19
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG · Der Nachfrageüberhang konzentriert sich insbesondere auf den Geschosswohnungs- bau. Kapitalanleger und ältere, gut situierte Besitzer von Wohnungseigentum drängen aus dem Umland und aus Hamburg an den Markt. · Investoren vermissen die Möglichkeit einer stärkeren Verdichtung im Neubau. · Im Einfamilienhaussegment haben fehlende zielgruppengerechte Angebote (z.B. hinsichtlich des Kaufpreises) zu einer Abwanderung von Familienhaushalten in die Re- gion geführt. · Der Nachfragedruck, unter anderem durch zahlungskräftige Nachfrager, hat zu starken Marktanspannungen geführt, die Preisanstiege in allen Segmenten bedingen. · Hohe Bodenpreise und steigende Baukosten verschärfen das Problem steigender Preise im Hinblick auf die Schaffung preisgünstiger und mittelpreisiger Wohnungen. · Die NBank hat Buxtehude als eine von zwölf Kommunen in Niedersachsen identifiziert, in denen aufgrund der Marktlage und gestiegener Mietpreisstrukturen eine Versorgung der Bevölkerung mit Mietwohnraum besonders gefährdet ist. · Die Landeswohnraumfördermittel bieten nicht genügend Anreize, um preisgünstigen Wohnraum in Buxtehude zu schaffen. · Der Mietwohnungsbestand wird überwiegend durch private Kleineigentümer vermietet. Dementsprechend ist der Anteil von Wohnungen in der Hand von institutionellen Eigen- tümern, die für strategische Marktentwicklungen als Partner der Kommune häufig leichter ansprechbar sind, gering. · Der Bestand der Wohnungsbaugenossenschaft ist von großer Bedeutung für die Versorgung von Haushalten mit mittleren und unteren Einkommen. Mengenmäßig kann sie aber nur einen kleinen Teil der Nachfrage decken. 20
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG 4 MARKTSEGMENT PREISGÜNS- TIGES WOHNEN In diesem Kapitel wird der Wohnungsmarkt Buxtehude mit Blick auf das Segment des preisgünstigen Wohnens untersucht. Neben der Analyse der Nachfragefaktoren, über die Sozialdaten sowie Marktgespräche wichtige Informationen liefern, steht die Angebotsseite im Blickpunkt. Aus dem Abgleich von Angebot und Nachfrage wird abschließend die Bedarfssituation in einem Teilbereich des Wohnungsmarktes deutlich, in dem die Aufgabe der Wohnungsversorgung eine besondere kommunale Verantwortung beinhaltet. 4.1 NACHFRAGEFAKTOREN Kernaufgabe ist die Ermittlung des quantitativen Bedarfs auf der Nachfrageseite. Hierfür ist die Zusammenstellung der Anzahl von Personen bzw. Haushalten erforderlich, die in Buxtehude aufgrund ihrer Einkommenssituation auf preisgünstige Mietwohnungen ange- wiesen sind. In Haushalten im Niedrigeinkommensbereich leben: Personen die Leistungen nach Sozialgesetzbuch (SGB) II erhalten (Grundsicherung für Arbeitssuchende, im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Hartz-IV- Leistungsempfänger bezeichnet), Personen, die Leistungen nach dem SGB XII erhalten (Hilfearten der Sozialhilfe: Hilfe zum Lebensunterhalt; Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung), Personen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, Personen, die Wohngeld beziehen, Personen unter der Armutsrisikogrenze, die weder Transferleistungen als Mindestsiche- rung noch Wohngeld beziehen. Leistungsempfänger nach SGB II Die Zahl der Leistungsempfänger nach SGB II betrug im Jahr 2014 ca. 3.000 Personen und lag damit um ca. 9 Prozent unter den Werten des Jahres 2007. Diese Abnahme lässt zunächst eine positive Veränderung am Arbeitsmarkt vermuten. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Wohnungsmarktentwicklung in Buxtehude verweist dieser Rückgang aber nicht nur auf das Ausscheiden von Personen aus dem Kreis der Bezugsberechtigten, sondern auch auf eine Verdrängung dieser Haushalte. Der Trend des Ausweichens von Haushalten mit unteren Einkommen (wie den Leistungsempfängern nach SGB II) in andere Kommunen konnte durch die befragten Marktexperten bestätigt werden. Auch der ver- gleichsweise weit höhere Anteil dieser Nachfragegruppe in der benachbarten Hansestadt Stade ist ein Indiz für einen solchen Verdrängungseffekt. 21
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG 3.250 3.202 Empfänger Leistungen nach SGB II 3.150 3.050 3.077 3.039 3.005 2.950 2.927 2.904 2.900 2.887 2.850 2.750 2.650 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Abb. 10: Empfänger von Leistungen nach SGB II Quelle: LSN Bedarfsgemeinschaften SGB II 25% Bedarfsgemeinschaften mit 1 Person Bedarfsgemeinschaften mit 53% 2 Personen Bedarfsgemeinschaften mit 22% 3 und mehr Personen Abb. 11: Bedarfsgemeinschaften SGB II nach Haushaltsgröße 2014 Quelle: Hansestadt Buxtehude 22
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Die Analyse der Haushaltsgrößen der Leistungsempfänger verdeutlicht den Wohnungsgrö- ßenbedarf für diese Zielgruppe. Ein- und Zwei-Personenhaushalte stellen die wichtigste Nachfragegruppe dar. Laut Wohnraumförderungsbestimmungen des Landes Niedersach- sen liegen die angemessenen Wohnungsgrößen für diese Haushaltstypen bei 50 bzw. 60 m² Wohnfläche. Leistungsempfänger nach SGB XII Das Statistische Landesamt Niedersachsen weist für das Jahr 2014 in Buxtehude insge- samt 448 Leistungsempfänger nach SGB XII aus. Nur ein kleiner Teil der Empfänger sind dem Bereich „Hilfe zum Lebensunterhalt“ zuzuordnen. Bei fast 90 Prozent der Leistungs- empfänger handelt es sich um ältere Menschen, deren Rente nicht für den Lebensunterhalt ausreicht und die daher Grundsicherung im Alter beziehen. Es ist weiterhin zu berücksichti- gen, dass nicht jeder ältere Mensch mit geringer Rente diese Leistung auch in Anspruch nimmt (z.B. aus Schamgefühl keinen Antrag stellt) und daher mit einer weitaus höheren Anzahl an Haushalten von Senioren zu rechnen ist, die auf preisgünstige Wohnungen angewiesen sind. 450 400 Leistungsempfänger SGB XII 393 379 350 336 300 315 312 311 311 299 250 200 150 100 50 34 42 34 34 52 54 44 55 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Empfänger Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung Hilfe zum Lebensunterhalt Abb. 12: Leistungsempfänger nach SGB XII Quelle: LSN 23
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Leistungsempfänger nach Asylbewerberleistungsgesetz Angesichts der aktuellen Zuwanderungsströme aufgrund von Verfolgung und Krieg hat sich auch in Buxtehude die Zahl der Leistungsempfänger nach Asylbewerberleistungsgesetz erhöht. Das bis 2012 langjährig stabile Niveau von durchschnittlich 80 Leistungsempfängern hat sich bis Ende des Jahres 2014 mehr als verdoppelt (200 Personen). Eine Abnahme der Zuwanderungsströme ist vorerst nicht absehbar, sodass mit einem wachsenden Woh- nungsbedarf dieser Zielgruppe zu rechnen ist. Bereits im März des Jahres 2016 konnte ein Stand von rd. 800 Flüchtlingen registriert werden. Wohngeldbezug Das Wohngeld ist eine staatliche Subventionierung, um Haushalten mit einem zu geringen Einkommen einen Zuschuss zur Miete zu gewährleisten. Im Jahr 2014 gab es in der Hanse- stadt Buxtehude 148 Bewilligungen für den Bezug von Wohngeld. Bei knapp der Hälfte der Haushalte handelt es sich um Single-Haushalte, zu 40 Prozent um Familien. Haushalte unterhalb der Armutsrisikogrenze ohne Leistungsbezug Zu der Gruppe der Haushalte unterhalb der Armutsrisikogrenze ohne Mindestsicherung oder Wohngeld zählen z.B. Haushalte, die aufgrund von Minijobs und Teilzeitarbeit nur geringe Einkommen erzielen. Sie erhalten keine Transferleistungen, sind aufgrund ihrer Einkommensstruktur aber auch dem Niedrigeinkommensbereich zuzuordnen. Zum Umfang dieser Gruppe liegen keine statistischen Informationen auf kleinräumiger Ebene vor. Nach veröffentlichten Datenauswertungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumfor- schung (BBSR) lag der Anteil dieser Einkommensgruppe im Jahr 2008 bei 7,7 Prozent (Auswertungen des Sozioökonomischen Panels) bzw. 9,7 Prozent (Daten der Einkom- mens- und Verbrauchsstichprobe). Für die Hansestadt Buxtehude wird aufgrund des engen Marktes und der spürbaren Verdrängungseffekte ein leicht unterdurchschnittlicher Anteil von ca. 7 Prozent angenommen. Folgende Abbildung fasst alle Personenkreise zusammen, die mit und ohne Transferleis- tungsbezug dem Niedrigeinkommensbereich in der Hansestadt Buxtehude zugerechnet werden können. Rund jeder sechste Einwohner in Buxtehude zählt demnach zum Nied- rigeinkommensbereich und ist dementsprechend auf preisgünstigen Wohnraum angewie- sen. 24
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Niedrigeinkommensbereich: ca. 17 % aller Personen Bezieher von Wohngeldbezieher Personen unter der Mindestsicherung Armutsrisikogrenze Studierende (SGB II) 0,9 % aller Personen ohne Mindestsicherung Ca. 1.000 9 % aller Personen oder Wohngeld Ca. 7 % SGB II 7,36 % der 5Einwohner SGB XII 1,13% der Einwohner Asylbewerber- leistungsgesetz 0,5 % der Einwohner Abb. 13: Nachfrage im Niedrigeinkommensbereich Quelle: LSN / Hansestadt Buxtehude / Hochschule21; eigene Berechnung Studierende Eins zusätzlich auftretende Nachfragegruppe am preisgünstigen Wohnungsmarkt bilden Studierende. Laut Webpräsenz der Fachhochschule „hochschule21“ waren Ende des Jahres 2015 ca. 1.000 Studierende an dieser privaten Buxtehuder Hochschule immatriku- liert. Ihnen stehen ca. 280 Wohnungen in Wohnheimen zur Verfügung. Studierende, die nicht in einem Wohnheim unterkommen, müssen sich am freien Markt mit einer Wohnung versorgen. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass nicht alle in Buxtehude Studierenden auch hier wohnen (wollen). Dies betrifft z.B. diejenigen, die aus dem Umland stammen und weiterhin in ihrem Elternhaus wohnen bleiben. Dennoch bilden Studierende generell eine weitere Personengruppe mit niedrigem Einkommen, die am Wohnungsmarkt um kleine und preisgünstige Wohnungen als Mitbewerber auftritt. Wohnberechtigungsscheine Der Personenkreis, für den Mittel aus der sozialen Wohnraumförderung zum Einsatz kommen und für den Wohnberechtigungsscheine (WBS) ausgestellt werden können, ist in Niedersachsen über Einkommensgrenzen nach §3 NWoFG (Niedersächsisches Wohn- raumfördergesetz) in Verbindung mit der Verordnung zur Durchführung des Niedersächsi- 25
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG schen Wohnraumfördergesetzes (DVO-NWoFG) abgegrenzt. Förderberechtigt sind dabei Haushalte mit unteren und mittleren Einkommen, wobei die hierfür geltenden Obergrenzen in Niedersachsen für einen Single-Haushalt bei einem bereinigten Einkommen1 von 17.000 €, bei einem Zwei-Personen-Haushalt bei 23.000 € und für jede weitere Person bei plus 3.000 € liegen. Unter den in den §§ 5-7 DVO – NWoFG bzw. § 3 NWoFG genannten Voraussetzungen kann diese Einkommensgrenze um 60% überschrit- ten werden. In der Hansestadt Buxtehude wurden im Jahr 2014 insgesamt 143 Wohnberechtigungs- scheine beantragt. Ein direkter Rückschluss auf den Bedarf an geförderten Wohnungen kann daraus jedoch nicht gezogen werden, da die WBS-Beantragung i.d.R. erst dann erfolgt, wenn ein entsprechendes Mietangebot vorliegt. Die Verteilung der Haushaltsgrößen unter allen antragstellenden Haushalten der Jahre 2012 bis 2015 spiegelt die hohe Nachfrage nach kleineren Wohnungen am Markt wider: So betreffen 55 Prozent der Beantragungen 1- bis 2-Personenhaushalte. Mit einem Drittel aller Anträge zeigt sich allerdings zugleich ein hohe Nachfrage nach preisgünstigen größeren Familienwohnungen (4-Personenhaushalte und größer). Beantragte Wohnberechtigungsscheine 12% Haushalte mit 1 Person 33% 14% Haushalte mit 2 Personen Haushalte mit 3 Personen Haushalte mit 4 Personen 19% Haushalte mit 5 und mehr Personen 22% Abb. 14: Beantragte Wohnberechtigungsscheine (Summe 2012-2015) Quelle: Hansestadt Buxtehude 1 Bereinigtes Einkommen = Summe aller positiven Einkünfte nach dem Einkommenssteuerge‐ setz. In Abhängigkeit von der Art des Einkommens können best. Pauschbeträge abgesetzt und best. Freibeträge in Abzug gebracht werden. 26
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG 4.2 ANGEBOTSSTRUKTUR Die Auswertungen zum öffentlich geförderten Wohnungsbestand in der Hansestadt Buxtehude konzentrieren sich auf die Rahmenbedingungen zur Anmietung einer geförderten bzw. preisgünstigen Woh- nung, die Anzahl preisgebundener Wohnungen sowie auf den prognostizierten Wegfall von Mietpreisbindungen im öffentlich geförder- ten Wohnungsbestand. Bewilligungsmiete Öffentlich geförderte Wohnungen unterliegen einer zeitlich begrenzten Mietpreis- und Belegungsbindung. Für ihre Anmietung ist grundsätzlich ein Wohnberechtigungsschein erforderlich. Der Wohnungsanbieter verpflichtet sich, für die Dauer der Mietpreisbindung höchstens die sogenannte „Bewilligungsmiete“ zu verlangen. Demnach beträgt die höchstzulässige Miete ab Bezugsfertigkeit hier üblicherweise 5,60 €/m² gem. Einkommensgrenze § 3 NWoFG. Nach § 5-7 DVO-NWoFG sind für Haushalte mit einem bis zu 60 Prozent über den Einkommensgrenzen liegenden Jahreseinkom- men Mieten bis zu maximal 7,00 €/m² zulässig. Kosten der Unterkunft Bedarfsgemeinschaften nach SGB II und SGB XII haben Anspruch auf staatliche Finanzie- rung einer Wohnung. Die zulässige Mietobergrenze dieser „Kosten der Unterkunft“ richtet sich nach der Anzahl der Haushaltsmitglieder. Weiterhin ist für die Kostenübernahme eine der Haushaltsgröße „angemessene“ Wohnungsgröße einzuhalten. Für einen Singlehaushalt sind dies bis zu 50 m², während die Angemessenheit laut Niedersächsischen Wohnraum- förderbestimmungen für einen Drei-Personenhaushalt bei 75 m² Wohnfläche liegt. Laut Angaben des Jobcenters Stade liegt die Höhe der übernommenen Kosten der Unter- kunft in der Hansestadt Buxtehude seit dem 1.1.2016 für einen Singlehaushalt bei 482 €. Bei einer angemessenen Wohnungsgröße von 50 m² entspräche dies einer Miete von 9,64 €/m². Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass es sich um eine Brutto-Kaltmiete handelt, d.h. Zugaben für die Übernahme von kalten Nebenkosten (z.B. Wasser- und Abfallgebühren) sind darin bereits enthalten. Für eine Vergleichbarkeit von Bewilligungsmiete und Angebotsmieten am frei finanzierten Markt, die in der Regel als Netto-Kaltmieten ausgewiesen sind, wird von den Kosten der Unterkunft pauschal ein Wert für anfallende Nebenkosten abgezogen. Der Deutsche Mieterbund weist anhand seiner Datenerhebungen für das Land Niedersachsen eine 27
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG durchschnittliche Höhe von 1,76 €/m² für „kalte“ Nebenkosten aus. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die „bereinigten“ Kosten der Unterkunft, in deren Höhe die Mietkosten für einen Transferleistungsempfänger übernommen werden. Haushaltsgröße Angemessene Kosten der Unter- Kosten der Unter- in Personen Wohnungsgröße kunft (brutto kalt) kunft (netto kalt*) in m² €/m² €/m² 1 50 9,64 7,88 2 60 9,73 7,97 3 75 9,27 7,51 4 85 9,54 7,78 5 95 9,76 8,00 Tab. 5: Kosten der Unterkunft in Buxtehude Quelle: Jobcenter Stade/DMB *von der Bruttokaltmiete wurden kalte Betriebskosten in Höhe von 1,76 €/m² abgezogen Angebotsmieten am frei finanzierten Markt Laut Stichtagsauswertungen der Datenbank des ImmobilienScout24 liegt die Durch- schnittsmiete für eine Mietwohnung in Buxtehude im Jahr 2015 bei 7,90 €/m². Die Auswer- tung nach Wohnungsgrößen zeigt deutlich, dass die durchschnittlichen Miethöhen nach Wohnungsgrößen variieren. Während eine mittelgroße Wohnung (61-75 m² Wohnfläche) für durchschnittlich 7,71 €/m² am Markt angeboten wird, werden für eine kleine Single- wohnung (50 m² Wohnfläche) bereits 8,74 EUR/m² verlangt. Wohnfläche Anteil am Gesamtangebot Angebotsmiete €/m² bis 50 m² 11 % 8,74 51 bis 60 m² 6% 7,84 61 bis 75 m² 36 % 7,71 76 bis 85 m² 15 % 8,38 86 bis 95 m² 15 % 7,56 über 95 m² 17 % 7,60 Tab. 6:Angebotsmiete nach Wohnungsgröße Quelle: ImmobilienScout24 28
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Mietpreishöhen im Vergleich Durch die Gegenüberstellung der Miethöhen wird Folgendes deutlich: Die maximal übernommenen Kosten der Unterkunft sind höher als die zulässige Bewilli- gungsmiete für eine neu gebaute geförderte Wohnung. Das heißt, dass mit dem Neubau geförderter Wohnungen ein zusätzliches Wohnungsangebot für Transferleistungsemp- fänger geschaffen würde. Die übernommenen Kosten der Unterkunft liegen je nach Haushaltsgröße unterhalb der Angebotsmieten am frei finanzierten Mietmarkt. Bis Ende des Jahres 2015 lag die durch- schnittliche Höhe der übernommenen Kosten der Unterkunft noch bei 6,67 €/m² netto- kalt und damit mehr als 1 €/m² unter den aktuellen Schwellenwerten. Durch die Anhe- bung dieses Kostensatzes zu Beginn des Jahres 2016 haben sich Engpässe in der Versorgungssituation am frei finanzierten Markt etwas entspannt. Je nach Haushalts- größe bestehen jedoch weiterhin große Herausforderungen, eine angemessene frei finanzierte Wohnung zu finden (insbesondere für Singles). Hinzu kommt, dass auch Haushalte höherer Einkommensklassen frei finanzierte Wohnungen nachfragen und als Mitkonkurrenten um Wohnungen von Vermietern häufig bevorzugt werden. Die Bewilligungsmiete liegt weit unterhalb der vom Staat übernommenen Kosten der Unterkunft. Dies hat zur Folge, dass die derzeitige Höhe der Bewilligungsmiete für Inves- toren in Buxtehude keinen Anreiz bietet, für den Neubau von Mietwohnungen Landes- wohnraumfördermittel in Anspruch zu nehmen und sich damit an die Bewilligungsmiete von 5,60 bzw. 7,00 €/m² zu binden, wenn gleichzeitig die Miete einer freifinanzierten Wohnung bis zu einer Höhe von 7,97 €/m² (2-Personenhaushalte) im Rahmen der Übernahme von Kosten der Unterkunft getragen wird. Kosten der Unterkunft Bewilligungs- Angebotsmiete €/m² miete ImmobilienScout24 €/m² €/m² 8,74 8,38 7,88 7,97 7,78 7,84 7,00 5,6 Singles Paare Familien untere obere Singles Paare Familien 4 Einkom- Einkom- 4 Personen mens- mens- Personen gruppe gruppe Abb. 15: Mietpreishöhen im Vergleich Quelle: Hansestadt Buxtehude; ImmobilienScout24, JobCenter Stade 29
SCHULTEN STADT- UND RAUMENTWICKLUNG Entwicklung preisgebundener Wohnungen Der Bestand an öffentlich geförderten Wohnungen belief sich im Jahr 2014 in der Hanse- stadt Buxtehude auf 510 Wohnungen, das entspricht einem Anteil von ca. 2,5 Prozent am gesamten Wohnungsbestand in der Stadt. Vergleichswerte aus anderen Kommunen in Niedersachsen liegen dem Gutachter nicht vor. Zieht man als Benchmark jedoch die Angaben der nordrhein-westfälischen Wohnungsmarktbeobachtung der NRWBank hinzu, zeigt sich, dass ein Anteil von ca. 2,5 Prozent als sehr gering eingestuft werden kann. Innerhalb der Jahre 2012 bis 2014 hat sich der preisgebundene Wohnungsbestand um ca. 22 Prozent verringert. Bis zum Jahr 2020 ist das Auslaufen der Bindungen bei weiteren ca. 30 Prozent der Wohnungen zu erwarten. Aufgrund der angespannten Marktlage sind für einen Teil dieser Wohnungen Modernisierungsaktivitäten zu erwarten, die mit einer Anhe- bung der Mietpreise einhergehen werden. Ähnliche Trends konnten die Marktexperten bereits in der Vergangenheit bei ausgelaufenen Belegungsbindungen im Mietwohnungsbe- stand beobachten. Ein Neubau von gefördertem Wohnungsbestand hat in den vergangenen Jahren nicht stattgefunden. Ausgelaufene Bindungen wurden demnach weder quantitativ kompensiert, noch wurden neue Qualitäten (z.B. Barrierearmut oder heutige energetische Standards betreffend) am preisgünstigen Markt geschaffen. 700 Anzahl preisgebundener Mietwohnungen 600 500 400 652 300 547 510 438 414 200 355 100 0 2012 2013 2014 2015 2016 2020 Abb. 16: Entwicklung preisgebundener Wohnungen Quelle: Hansestadt Buxtehude 30
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