Schulterchirurgie - Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für ...

 
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Schulterchirurgie - Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für ...
EUR 9,– Jahrgang 23/2018 Österreichische Post AG, MZ 09Z038204M, Retouren an PF555, 1008 Wien
                                                                        ISSN 1997-8308, Universimed CMC GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien

                                                                                                              Offizielles Medium der
                                                                                                              ÖGO, ÖGU und ÖGOuT

                                                                                                                           6 / 2018

                                                               Orthopädie &
                                                              Traumatologie
                                www.universimed.com
                                                              Rheumatologie
© iStockphoto.com/AlenaPaulus

                                                          Themenschwerpunkt | ab Seite 12

                                                          Schulterchirurgie
                                                          Rheumatologie | Seite 60
                                                          Neue Kriterien für die
                                                          Klassifikation des SLE
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22. GOTS TREFFEN Österreich
© Bernhard Fiedler

                                                  WINTERSPORT – QUO VADIS ?
                                   THEMEN              • Winter-Sportverletzungen und deren Auswirkungen • Knieverletzungen und deren Behandlung
                                                       • Ortho meets Trauma • Vorträge, Diskussionen, Workshops, Consensus
                                                       SPORTRESORT HOHE SALVE
                                   NEUE LOCATION       A-6361 Hopfgarten im Brixental, Meierhofgasse 26
                                                       Mail: event/hohesalve.at • Web: www.hohesalve.at • Tel.: +43 5335 2420 505
                                                       Medizinischer Ehrengast: Professor Dr. Romain Seil, Luxemburg, GOTS-Präsident
                                   EHRENGÄSTE          Sportehrengast: Mag. Anton Innauer, ehemaliger Skispringer und Skisprungtrainer,
                                                       Olympiasieger und Weltmeister

                                   WISSENSCHAFTLICHE   Univ.Prof. Dr. Stefan Nehrer, Donau Universität Krems,
                                   LEITUNG             Zentrum für regenerative Medizin • Web: www.donau-uni.ac.at/zm
                                                       Dr. Klaus Dann, Ordinationsgemeinschaft top-med • Web: www.top-med.at

                          28. bis 31. März 2019                                           Hopfgarten im Brixental
                                                       • Diplom-Sportmedizin der ÖÄK Ärztesport
                                   EINGEREICHT FÜR     • DFP-Programm Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
                                                       • Fachspezifische Punkte nur für ÖÄK Diplome
                                   ORGANISATION        Mag. Eva Haas • Mail: office@evahaas.at • Tel.: +43 (0)664 406 4711

                                                                              www.gots.at
                                                                                        Vorträge | Diskussionen | Consensus | Workshops
                               he date
                        Save t OTP III
                             kurs
                      Grund Mai 2019
                              .
                       9. – 11 orf/See
                              rsd
                       Pode
Schulterchirurgie - Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für ...
Editorial

                            C. Lindengrün                                                           ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!
   Es ist bereits die letzte Ausgabe des Jahres 2018, die hier                                                                   Patientinnen und Patienten der
vor Ihnen liegt. Fast 500 Seiten JATROS Orthopädie & Trau-                                                                       Orthopädie verständlich aufzu-
matologie Rheumatologie haben wir heuer gedruckt. Ohne                                                                           bereiten. Das zunehmende Interesse
Ihre Hilfe wäre es nicht möglich gewesen, diese Seiten mit                                                                       der Leser zeigt uns, dass wir damit
ansprechenden, informativen Beiträgen zu füllen. Ich                                                                             eine Lücke füllen konnten. In
möchte mich daher bedanken: bei all den Experten, die mich                                                                       vierteljährlichen Abständen wird
bei der Themenauswahl unterstützt haben (in der aktuellen                                                                        top Orthopädie weiterhin patienten-
Ausgabe waren dies Prof. Christian Fialka und Dr. Werner                                                                         relevante Themen aufgreifen. Wenn
Anderl); bei den Autoren für ihre Bereitschaft, ihr Wissen via                                                                   Sie diese Broschüren auch Ihren
JATROS an Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben; bei                                                                            Patienten im Wartezimmer kosten-
unseren Inserenten und Sponsoren für die gute Zusammen-                                                                          frei zur Verfügung stellen wollen:
arbeit und freundliche Unterstützung und bei den Leserin-                                    Patientenzeitung für Ihr            Das Bestellformular finden Sie unter
nen und Lesern für ihr Feedback und den wertvollen Input.                                    Wartezimmer                         www.universimed.com/top-ortho.
Es ist mir aber auch ein Anliegen, mich bei meinen Kollegin-
nen und Kollegen hier im Universimed-Verlag zu bedanken,
die „im Hintergrund“ für die hohe Qualität von JATROS                                           Im Namen des gesamten Teams wünsche ich Ihnen nun
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie sorgen und                                          einen angenehmen Jahresausklang und einen guten Start ins
deren Namen in bescheidener Schriftgröße im Impressum                                        neue Jahr.
auf Seite 7 erscheinen.
                                                                                                 Ihre
   Neben den sechs JATROS-Ausgaben haben wir heuer neu
auch vier Ausgaben der Patientenzeitung top Orthopädie                                           Mag. Christine Lindengrün
produziert. In Zusammenarbeit mit dem BVdO bemühen wir                                           Chefredaktion
uns, wissenschaftliche und medizinische Informationen für                                        christine.lindengruen@universimed.com

Wissenschaftliche Beiräte
D. Aletaha, Wien; W. Anderl, Wien; C. Bach, Leverkusen; N. Böhler, Linz; P. Bösch, Wr. Neustadt; H. Boszotta, Eisenstadt; M. Breitenseher, Horn; W. Brodner, Krems; E. Cauza,
Wien; K. Dann, Wien; M. Dominkus, Wien; U. Dorn, Salzburg; R. Dorotka, Wien; A. Engel, Wien; L. Erlacher, Wien; R. Eyb, Wien; C. Fialka, Wien; M. Friedrich, Wien; R. Ganger, Wien;
A. Giurea, Wien; R. Graf, Stolzalpe; W. Graninger, Graz; W. Grechenig, Graz; F. Grill, Wien; J. Grisar, Wien; G. Grohs, Wien; G. Gruber, Graz; K. Gstaltner, Wien; J. Hochreiter, Linz;
S. Hofmann, Stolzalpe; H. Imhof, Wien; S. Junk-Jantsch, Wien; F. Kainberger, Wien; R. Kdolsky, Wien; K. Knahr, Wien; R. Kotz, Wien; P. Krepler, Wien; M. Krismer, Innsbruck; W.
Lack, Wien; B. Leeb, Stockerau; K. Machold, Wien; R. Maier, Baden; S. Marlovits; Wien; M. Mousavi, Wien; T. Muellner, Wien; S. Nehrer, Krems; T. Neubauer, Horn; M. Nicolakis,
Wien; M. Nogler, Innsbruck; A. Pachucki, Amstetten; G. Pflüger, Wien; R. Puchner, Wels; F. Rainer, Graz; H. Resch, Salzburg; P. Ritschl, Wien; K. Schatz, Wien; G. Schippinger, Graz;
M. Schirmer, Innsbruck; W. Schneider, Wien; H. Seitz, Judenburg; F. Singer, Laab i. W.; H. Tilscher, Wien; K. Trieb, Wels; H.-J. Trnka, Wien; C. Tschauner, Stolzalpe; A. Ulreich,
Gröbming; V. Vécsei, Wien; A. Wanivenhaus, Wien; R. Windhager, Wien; C. Wurnig, Wien; P. Zenz, Wien; J. Zwerina, Wien

          Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018                                                                                                                         3
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GOTS
                               34. Jahreskongress
                               der Gesellschaft für Orthopädisch-
                               Traumatologische Sportmedizin
                               27. – 29. Juni 2019
                               Salzburg Congress, Österreich

                                     au pt th em  en             • Sp ort im Senium
                                   H
                                                                 • Sp or t m it Prothese
                                   • Prävention von                      ab – Rehab –
                                     Sp or tver letz un ge  n    • Pr eh
                                                   Fo lgen         w an  n fangen wir
                                   • Sport und                     es an?
                                     bei Kindern
                                             h op s | In st ruktio n skur  se | Symposien
                                     Works

                    Kongresspräsident                     Wissenschaftliche Organisation
                    Dr. med. univ. Rolf Michael Krifter   Prof. Dr. med. Stefan Nehrer
                                                          Prof. Dr. med. Romain Seil
                    Kongresssekretär                      Prof. Dr. med. Thomas Tischer
                    Dr. med. univ. Christian Lang         Dr. med. Casper Grim
                                                          Dr. Alli Gokeler

                    www.gots-kongress.org | Veranstalter: Intercongress GmbH

Partner der GOTS:
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Inhalt

                                                                              ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

    ÖGOuT                                                                24 Biomechanische Untersuchung der
                                                                            Tubercula-Refixation mit Kabel- oder
8     Der neue Facharzt für
                                                                            Faden-Cerclagen an die inverse
      Orthopädie und Traumatologie
                                                                            Schulterprothese
                                                                              D. Knierzinger, Innsbruck
    GOTS-NACHRICHTEN
                                                                         28 Das „Plumbersyndrom“
10    Kinder- und Jugendsport:                                                A. Prodinger, Stolzalpe
      Effekte und Gefahren
                                                                              

    SCHULTER                                                             32 Entgeltliche Einschaltung
                                                                            Die arthroskopische J-Span-Plastik bei vorderer
12    Microfracturing:
                                                                            Schulterinstabilität mit knöchernem Glenoiddefekt
      auch in der Schulter eine Option
      J. K. Frank, Wien
      W. Anderl, Mödling                                                 ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE

14    Infektionen in der Schulter-                                       36 Entgeltliche Einschaltung
      ­arthroskopie: selten, aber                                           Impuls Hüfte – Tradition aus Leidenschaft
       nicht zu unterschätzen
      W. Anderl, Mödling,                                                38 Aufnahme und Freisetzung von ­Antibiotika
      L. Pauzenberger, Wien                                                in humanen Knochenblöcken
                                                                              M. Barbeck, Hamburg
18    Tranexamsäure – Goldstandard                                            
      auch in der Schulterendoprothetik
      L. Pauzenberger, Wien                                              41   Einfluss des OP-Zeitpunktes
                                                                             bei hüftnahen Brüchen
                                                                              T. Klestil, Krems, Baden/Mödling/Hainburg
21    Die Labral-Bridge-Technik – ein Update:                                 
      Erfahrungen und Weiterentwicklung
      R. C. Ostermann, Wien                                              43 Roboterassistiertes Armtraining
                                                                           nach Schlaganfall

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• Gehört zu den Keramiken mit der höchsten Berstfestigkeit
• Glenosphäre aus vitamys mit hoher Oxidations-, Alterungs- und Abriebbeständigkeit

       Mathys   Orthopädie
        Orthopädie & TraumatologieGmbH    • Triesterstraße
                                   Rheumatologie 6 / 2018  10 / 4 / 4 / 4 • 2351 Wiener Neudorf • Österreich                        5
       www.mathysmedical.com
Schulterchirurgie - Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für ...
Österreichische Gesellschaft für
Kongress

ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

                                           Rheumatologie & Rehabilitation
                                           Jahrestagung
                                              29. 11. – 1. 12. 2018, Wien

                                                      w w w. r h e u m at o l o g i e . at

Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie & Rehabilitation (ÖGR) • Präsident: Dr. Rudolf Puchner, Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie und
Gastroenterologie, Wels • Wissenschaftliche Leitung: Assoz.-Prof. Priv.-Doz. Dr. med. univ. Christian Dejaco Ph. D.,MBA, Krankenhaus Bruneck, Dienst für Rheumatologie
• Tagungsort: Tech Gate Vienna – Wissenschafts- und Technologiepark, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien • ÖGR-Tagungssekretariat: Michaela Lederer, Boerhaavegasse 3/1/2,
1030 Wien, Tel/Fax: (+43/1) 80 39 880, E-Mail: office@rheumatologie.at • Fachausstellung: Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft, Freyung 6, 1010 Wien,
Tel.: (+43/1) 536 63-33, Fax: (+43/1) 535 60 16, E-Mail: maw@media.co.at, www.maw.co.at

6                                                                                                                    Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018
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Inhalt

                                                                                                                                            ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE RHEUMATOLOGIE

44 ASCO 2018                                                                                                                         63 Neue EULAR-Leitlinie Handarthrose
   Fortschritte in der Sarkomtherapie                                                                                                   Fünf Prinzipien und zehn Empfehlungen
         T. Brodowicz, Wien                                                                                                             für eine bessere Lebensqualität
         
                                                                                                                                     66 Interview
47 Kurzfassung der Ergebnisse der                                                                                                       „Ein offener Dialog ist mir wichtig“
   Klausurtagung der Österreichischen                                                                                                          K. Redlich, Wien
   Gesellschaft für Fußchirurgie                                                                                                               
         A. Wanivenhaus, Wien
                                                                                                                                     68 Interview
  OSTEOLOGIE                                                                                                                            Neue Wege in der Rehabilitation
                                                                                                                                               G. Stummvoll, Baden
54 Neue Erkenntnisse in der Osteoporosetherapie                                                                                                
   Ein gutes Paar: Vitamin D und Vitamin K
                                                                                                                                     70 DGRh 2018
                                                                                                                                        Zwillingsforschung zeigt:
  RHEUMATOLOGIE                                                                                                                         Gene sind nicht allein verantwortlich
56 26. Osteoporoseforum
   Harte Schale, weicher Kern

58 Entgeltliche Einschaltung
   Baricitinib überzeugend wirksam
   bei rheumatoider Arthritis

60 Systemischer Lupus erythematodes
   Neue Kriterien für die Klassifikation des SLE

Impressum
Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH, Markgraf-Rüdiger-Straße 6–8, 1150 Wien. E-Mail: office@universimed.com. Tel.: +43 1 876 79 56. Fax: +43 1 876 79 56-20.
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zentrum GmbH, 1032 Wien. Artikel mit grauer Hinterlegung sind im Sinne des Österreichischen Mediengesetzes §26 als Werbung, Promotion oder entgeltliche Einschaltung zu verste-
hen. Gerichtsstand: Wien. Offenlegung: Herausgeber: Universimed Cross Media Content GmbH (100%ige Tochter der Universimed Holding GmbH). Eigentümer und Medieninhaber:
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Bezugsbedingungen Abonnement: Bestellung bei Universimed oder unter www.universimed.com. Jahresabo EUR 45,–, Einzelheft EUR 9,– inkl. MwSt. und Versand innerhalb von Österreich; im Ausland zzgl. Versandspesen. ISSN 1997-8308. Das Medium JATROS
Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie ist für den persönlichen Nutzen des Lesers konzipiert und beinhaltet Informationen aus den Bereichen Expertenmeinung, wissenschaftliche Studien und Kongresse. Namentlich gekennzeichnete Artikel und sonstige Beiträge
sind die persönliche und/oder wissenschaftliche Meinung des Verfassers und müssen daher nicht mit der Meinung der Redaktion und des Herausgebers übereinstimmen. Mit der Übergabe von Manuskripten und Bildern gehen sämtliche Nutzungsrechte in Print und Inter-
net an Universimed über. Copyright: Alle Rechte liegen bei Universimed. Nachdruck oder Vervielfältigung – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Die wiedergegebene Meinung deckt sich
nicht in jedem Fall mit der Meinung des Herausgebers, sondern dient der Information des Lesers. Die am Ende jedes Artikels vorhandene Zahlenkom­bination (z.B.: n0918) stellt eine interne Kodierung dar. Geschlechterbe-
zeichnung: Um die Les­barkeit der Informa­tionen zu erleichtern, wird bei Personenbezeich­nungen in der Regel die männliche Form verwendet. Es sind jedoch jeweils männliche und weibliche Per­­so­nen gemeint.

              Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018                                                                                                                                                                                               7
Schulterchirurgie - Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für ...
ÖGOuT                                                         Österreichische
                                                              Gesellschaft für
ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE                                    Unfallchirurgie                C. Fialka, Wien

Der neue Facharzt für
Orthopädie und Traumatologie

Liebe Kolleginnen!
Liebe Kollegen!
Liebe Freunde der österreichischen
Orthopädie und Traumatologie!

   Die Statistik der Österreichischen Ärztekammer weist mit   berechtigt, nach Eintragung in die Ärzteliste die Facharzt-
April 2018 199 Fachärzte aus, die sich Fachärzte für Ortho-   bezeichnung Orthopädie und Traumatologie zu führen.“
pädie und Traumatologie nennen dürfen.                           OA Dr. Nicola Stadler hat ihre speziell ergänzende Ausbil-
   Drei Jahre nach der Schaffung des neuen Sonderfaches ist   dung an der Unfallabteilung absolviert. Sie hat sich für den
dies nur durch Übergangsbestimmungen möglich. Davon gibt      neuen Facharzt entschieden, da er eine umfassendere Ausbil-
es 2 Varianten: Mit §27 der ÄAO 2015 wurde für Turnusärzte    dung im Bereich des Bewegungssystems bietet. Das Team der
für Unfallchirurgie und Orthopädie die Möglichkeit geschaf-   Unfallabteilung hatte sie schon von früher gekannt und sie
fen, die begonnenen Ausbildungen im neuen Sonderfach          konnte schon nach kurzer Zeit Traumapatienten vorerst kon-
abzuschließen:                                                servativ und dann operativ betreuen. Heute noch macht sie
   „(4) Personen, die bis 31. Mai 2015 eine Ausbildung im     Dienste auf der Unfallabteilung, um die traumatologische
Hauptfach Unfallchirurgie oder im Hauptfach Orthopädie        Praxis zu erweitern. Der neue Facharzt ist nach ihrer Mei-
und Orthopädische Chirurgie begonnen haben, haben bei         nung die Zukunft.
einem Wechsel in die Ausbildung zum Sonderfach Orthopä-          OA Dr. Christof Pirkl ist einer von jenen Unfallchirurgen,
die und Traumatologie gemäß § 15 Abs. 1 Z 22 zumindest        die diese Möglichkeit der Übergangsbestimmungen wahrge-
jeweils 32 Monate Ausbildung im Hauptfach Unfallchirurgie     nommen haben. Die Kommission in der Österreichischen
sowie Orthopädie und Orthopädische Chirurgie gemäß der        Ärztekammer hatte ihm eine 12 Monate dauernde zusätzli-
Ärztinnen-/Ärzte-Ausbildungsordnung 2006 nachzuweisen         che Ausbildung vorgeschrieben, die er an der orthopädischen
oder noch zu absolvieren. Die auf die Dauer von 72 Monaten    Abteilung im eigenen Haus absolvierte. Fragt man ihn nach
fehlenden Ausbildungszeiten können durch Ausbildungszei-      seiner Motivation, nennt er fachliche Weiterentwicklung, die
ten in bereits absolvierten Pflichtnebenfächern oder Wahl­    verbleibenden Jahre im Beruf und die besseren Karriere-
nebenfächern gemäß der Ärztinnen-/Ärzte-Ausbildungsord-       chancen. Er beschreibt das inzwischen abgeschlossene Aus-
nung 2006 oder durch sonstige bereits absolvierte oder zu     bildungsjahr als interessant, aber auch als nicht ganz ein-
absolvierende Ausbildungszeiten, insbesondere in konserva-    fach; vor allem durch die ausschließliche Verfügbarkeit auf
tiven Fachgebieten, abgedeckt werden.“                        der eigenen Unfallabteilung erst nach 16 Uhr. Müsste er sich
                                                              heute nochmals entscheiden, würde er es wieder tun.
   Aber auch fertigen Fachärzten für Unfallchirurgie oder        Einer der Ersten, der diese Übergangsbestimmungen in
Orthopädie und Orthopädische Chirurgie wird mit §34 ÄAO       Anspruch genommen hatte, ist OA Dr. Thomas Höritzer. Die
2015 die Möglichkeit des Überganges in das neue Sonderfach    zusätzliche Ausbildungszeit empfand er als fachliche Berei-
Orthopädie und Traumatologie geboten:                         cherung vor allem im Bereich der Kinderorthopädie, der Vor-
   „(1) Fachärztinnen/Fachärzte, die auf Grundlage entspre-   fußchirurgie und der minimal invasiven Endoprothetik.
chender Ausbildungen zur Führung der Facharztbezeichnung      Auch heute hält er seine Entscheidung, die Übergangsbestim-
Orthopädie und Orthopädische Chirurgie oder Unfallchirur-     mungen zu nutzen, für richtig.
gie berechtigt waren, sind                                       Neben der erfreulichen Entwicklung im neuen Sonderfach
   1. nach einer bis 31. Mai 2021 absolvierten speziellen     Orthopädie und Traumatologie, die sich sicher auch 2019
ergänzenden Ausbildung auf Grundlage der Ausbildungsin-       fortsetzen wird, sichern natürlich auch mehr als 2500 Fach-
halte des Sonderfaches Orthopädie und Traumatologie in der    ärzte für Unfallchirurgie und Orthopädie die Versorgung der
Dauer von zumindest zwölf und höchstens 27 Monaten und        Patienten mit orthopädisch-traumatologischen Krankheitsbil-
   2. nach Absolvierung der Facharztprüfung für das Sonder-   dern, und das ist jeder Fünfte, der ein Krankenhaus betritt.
fach Orthopädie und Traumatologie                             Für all diese stellen die drei Fachgesellschaften ÖGOuT, ÖGU

8                                                                                     Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018
Schulterchirurgie - Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie - österreichische Gesellschaft für ...
© Fleischmann
                                                                                                                                                    ÖGOuT
                                      K. Trieb, Wels                                                         ORTHOPÄDIE & TRAUMATOLOGIE

                                       35. Jahrestagung der Österr. Gesellschaft
                                      für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
                                              „Vielfalt in der Orthopädie“
                                                 22.–24. Mai 2019, Wels

                                         55. Jahrestagung der Österr. Gesellschaft
                                                     für Unfallchirurgie
                                          „Knie & Kniegelenksnahe Strukturen“
                                                3.–5. Oktober 2019, Salzburg

                und ÖGO zahlreiche Fort- und Weiterbildungsveranstaltun-
                gen zur Verfügung.
                   Besonders möchten wir auf die 35. Jahrestagung der
                Österreichischen Gesellschaft für Orthopädie und orthopä-
                dische Chirurgie vom 22. bis 24. Mai 2019 in Wels und auf         Prof. Dr. Christian Fialka                       Prof. Dr. Klemens Trieb
                die 55. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für    
                Unfallchirurgie vom 3. bis 5. Oktober 2019 in Salzburg hin-
                weisen. Der ÖGO-Kongress thematisiert die „Vielfalt in der                                                  Österreichische Gesellschaft für
                Orthopädie“ anhand von Krankheitsbildern wie Rheuma,                                                 Orthopädie und Traumatologie (ÖGOuT)
                Tumor, Arthrose und Trauma; der ÖGU-Kongress hat den
                inhaltlichen Schwerpunkt „Knie & Kniegelenksnahe Struk-                                                              Redaktion der Mitteilung:
                turen“.                                                                                          Dr. Erwin Lintner (office@orthopaedics.or.at)

                   Wir hoffen, dass Sie zahlreich unser Angebot an wissen-                                                        Geschäftsstelle der ÖGOuT:
                schaftlicher Weiterbildung auch im Jahr 2019 annehmen. n                                              Mag. Birgit Magyar (office@oegout.at)

                      Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018                                                                                    9
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GOTS-NACHRICHTEN

Kinder- und Jugendsport: Effekte und Gefahren
Sport im Kindes- und Jugendalter wird angesichts von Bewegungsmangel und Übergewicht immer wich-
tiger. Welche Besonderheiten im Unterschied zum Sport im Erwachsenenalter beachtet werden müssen.

Z   ahlreiche wissenschaftliche Arbeiten
    belegen, wie wichtig körperliche Akti-
vität und Sport im Kindes- und Jugendal-
ter sind. Die Gesundheit wird dadurch
unter verschiedenen Aspekten positiv be-
einflusst. Neben präventiven Effekten für
das Herz-Kreislauf-System (Hypertonie
etc.) und den Stoffwechsel (Diabetes, Adi-
positas etc.) lassen sich überdies positive
Auswirkungen auf die Schulleistung und
nicht zuletzt auf die Psyche und die Per-
sönlichkeitsentwicklung feststellen. Der
Bewegungsapparat kann sich an Belastun-
gen adaptieren und über eine Stärkung
knöcherner Strukturen und des die Gelen-
ke umgebenden Bindegewebeapparates
(Muskeln, Sehnen) die Leistungsfähigkeit
steigern. Selbstverständlich müssen die
sportlichen Aktivitäten bei Kindern und
Jugendlichen an die individuellen Mög-
lichkeiten angepasst werden.
   In diesem Zusammenhang ist nicht zu-
letzt die Einführung Olympischer Jugend-      fende Verletzungen mit Beteiligung der       lasteten Körperregionen zu kennen und
spiele zu nennen, an der analog zu den        Wachstumsfuge zu Achsabweichungen            somit frühzeitig zu reagieren.
Olympischen Spielen junge Sportler im         führen, die je nach Ausprägung auch Spät-
Alter von 14 bis 18 Jahren teilnehmen         schäden nach sich ziehen können.             Spezifische Verletzungsmuster
können. Die erstmals im Jahr 2010 (Som-           Aber auch repetitive gleichförmige Mi-
merspiele) beziehungsweise 2012 (Win-         krotraumata werden in gewissen Sportar-         Im Vergleich zu Erwachsenen finden
terspiele) durchgeführten Wettkämpfe          ten dafür verantwortlich gemacht, dass       sich bei Kindern deutlich weniger Muskel-
haben dazu geführt, dass Kinder und Ju-       Epiphysen unphysiologisch belastet wer-      und Sehnenverletzungen. Es treten jedoch
gendliche in vielen Sportarten durch die      den und damit ein Fehlwachstum einge-        Entzündungen und Reizzustände am Seh-
Errichtung von Jugendleistungszentren         leitet wird. Am auffälligsten sind diese     nenansatz auf. Häufig sind die Ansatzzo-
und Sportinternaten schon in jungen Jah-      Phänomene bei jugendlichen Fußballspie-      nen der großen Sehnen an den Apophysen
ren hochintensiv belastet werden und so-      lern an den Kniegelenken (O-Beine) sowie     betroffen. Auch hier ist die Kniegelenk-
mit der wachsende Bewegungsapparat            an den Hüftgelenken durch die Ausbil-        region mit der Ansatzzone der Patella-
gefordert wird. Aber nicht nur im Leis-       dung eines femoroazetabulären Impinge-       sehne an der Tibia prädisponiert.
tungssport, sondern auch im Breitensport      ments, wodurch das normale Bewegungs-           Neben Überlastungsreaktionen mit
finden sich in der medizinischen Betreu-      spiel gestört ist.                           Entzündungssymptomatik kann es auch
ung Besonderheiten, welche den Jugend-            Bei akuten Verletzungen im Kindesalter   zu Dislokationen oder kompletten Ausriss-
lichen vom Erwachsenen unterscheiden.         sollte daher im gelenknahen Bereich nach     verletzungen der Apophyse kommen, die
Worauf muss geachtet werden?                  klinischer Untersuchung frühzeitig eine      je nach Dislokationsgrad ein operatives
                                              bildgebende Diagnostik veranlasst wer-       Vorgehen notwendig machen. Dagegen
Schwachstelle Wachstumsfuge                   den. Bei Kindern und Jugendlichen, die       können knöcherne Verletzungen ohne Ge-
                                              mit Leistungsanspruch ein erhöhtes Trai-     lenkbeteiligung je nach Alter und Lokali-
   Sowohl akute Verletzungen als auch         ningsvolumen absolvieren, sollte an die      sation in vielen Fällen konservativ behan-
chronische Belastungen können zu Verlet-      Ausbildung derartiger Phänomene gedacht      delt werden, da selbst bei Dislokation bei
zungen der Wachstumsfuge und einem            und beim Auftreten erster klinischer Be-     jungen Kindern Selbstheilungs- und Kor-
Fehlwachstum der betroffenen Extremität       schwerden eine weiterführende Diagnos-       rekturprozesse vorhanden sind, die zu
führen. Insbesondere im Bereich des El-       tik in die Wege geleitet werden. Für den     einer folgenlosen Ausheilung führen kön-
lenbogens und Kniegelenks können gelenk-      betreuenden Sportarzt ist es erforderlich,   nen. Bei Jugendlichen werden zunehmend
nahe oder auch das Gelenk direkt betref-      die sportartspezifisch unterschiedlich be-   operative Maßnahmen empfohlen, um

10                                                                                            Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018
GOTS-NACHRICHTEN

frühzeitig eine stabile Situation herbeizu-            Sporttauglichkeit                                       Beurteilung der Sporttauglichkeit bei or-
führen und Folgeschäden möglichst zu                                                                           thopädischen Erkrankungen erforderlich.
vermeiden.                                                 Die Bewertung der Sporttauglichkeit                 Zu nennen wäre dabei beispielsweise die
                                                       bei Einschränkungen im Bereich des Be-                  Hüftdysplasie, da hier das Ausmaß der
Therapie und Rehabilitation                            wegungsapparates ist bisweilen nicht ein-               Veränderung und die sportartspezifische
                                                       fach. Akute Verletzungen lassen sich häu-               Belastung des betroffenen Körperteils be-
   Therapeutische Maßnahmen richten                    fig relativ sicher einschätzen, und auch die            rücksichtigt werden müssen. Es gibt nur
sich nach der betroffenen Extremität, der              Ausheilung kann bei einem regelhaften                   sehr wenige wissenschaftliche Studien zu
vorliegenden Verletzung, der Versorgung                Verlauf zeitlich kalkuliert werden. Hieraus             den betroffenen Krankheitsbildern und
und dem Alter des Kindes beziehungswei-                resultieren Empfehlungen für den Schul-                 sportlicher Belastbarkeit. Die Kommission
se Jugendlichen. Bei Kindern im Alter von              und Vereinssport.                                       Kindersportorthopädie der GOTS wird
10–12 Jahren ist zumeist eine eher defen-                  Bei Überlastungsphänomenen können                   sich dieser Thematik annehmen und re-
sive Nachbehandlung anzuraten, da die                  in den meisten Fällen nur Sportpausen                   gelmäßig über Empfehlungen informie-
Kinder alleine durch ihren Bewegungs-                  gegebenenfalls mit begleitenden physika-                ren.(red)                              n
drang nach Rückgang der Schmerzen zu-                  lischen Maßnahmen eine Ausheilung be-
nehmend belasten und sich mit ihren Ak-                wirken. Erst wenn sich eine beschwerde-                                   Autor: Prof. Dr. Holger Schmitt
tivitäten an den dabei auftretenden Be-                freie Situation unter Alltagsbedingungen                            Deutsches Gelenkzentrum Heidelberg
schwerden orientieren. Im Jugendalter                  für mindestens 2 Wochen eingestellt hat,                    Leiter der Kommission Kindersportorthopädie
richten sich die therapeutischen Empfeh-               kann in Absprache mit den beteiligten                                                           der GOTS
lungen häufig nach denen der Erwachse-                 Trainern und Eltern eine Wiederaufnahme                                                                  n
nen und müssen in vielen Fällen nicht                  der sportlichen Aktivitäten geplant werden.             Quelle:
abweichen.                                             Ein hohes Maß an Erfahrung ist bei der                  www.gots.org

   Frühjahr 2019: Start des 2. Lehr-
   ganges „Sportmedizin, MSc“
                                                                           Berufsbegleitender Universitätslehrgang
   In Kooperation zwischen der Donau-Universität
   Krems, der Gesellschaft für Orthopädisch-Trauma-
   tologische Sportmedizin (GOTS) und der Österrei-
   chischen Gesellschaft für Sportmedizin und Prä-
   vention (ÖGSMP) wurde der interdisziplinäre Mas-                        Sportmedizin, MSc
   terstudiengang „Sportmedizin, MSc“ entwickelt                                                                                                           hjahr 2019
                                                                           www.donau-uni.ac.at/sportmedizin                                      sstart Frü en!
                                                                                                                                        Lehrgang     h bewerb
   und konnte im April 2018 erstmals erfolgreich                                                                                           Jetzt noc
   gestartet werden. Über die Dauer von 5 Semestern
   bietet der modular aufgebaute, berufsbegleitende
   Studiengang eine fachspezifische Weiterbildung                          Ziel des Universitätslehrganges „Sportme-
   im Bereich der Sportmedizin auf aktuellem wissen-                       dizin, MSc“ ist es, den AbsolventInnen eine
                                                                           kompetente medizinische Betreuung von
   schaftlichem Niveau und zielt ab auf die Befähi-                        SportlerInnen aller Leistungsstufen – vom
   gung zu einer kompetenten medizinischen Betreu-                         Breiten- bis zum Spitzensport – zu ermög-
                                                                           lichen. Ein komplexes Weiterbildungskon-
   ung von Sportlerinnen und Sportlern aller Leis-
                                                                           zept vereint sportmedizinische Grundlagen
   tungsstufen – vom Breiten- bis zum Spitzensport.                        sowie Inhalte verwandter Fachdisziplinen
   Thematisch bietet der Lehrgang eine Vertiefung im                       auf aktuellem wissenschaftlichem Niveau.
                                                                           Die enge Zusammenarbeit mit unseren
   Bereich der Sportmedizin des Bewegungsappara-                           Partnerinstitutionen GOTS und ÖGSMP
   tes (Ortho-/Trauma-/physikalische Medizin) oder                         stellt die Praxisnähe der Studieninhalte si-
                                                                           cher.
   alternativ dazu im Bereich der leistungsphysiologi-
   schen/internistischen Sportmedizin.                                     Start:        15.01.2019 (Wahlfach A) bzw.
   Im Frühjahr 2019 werden wieder 24 Studienplätze                                       04.03.2019 (Wahlfach B)
   angeboten – der Studieneinstieg ist abhängig vom                        Dauer:        5 Semester berufsbegleitend
   Wahlfach: 15. 1. 2019 Wahlfach A: orthopädisch-                         Abschluss:    Master of Science (MSc)
   traumatologische, physikalische Sportmedizin,
   4. 3. 2019 Wahlfach B: leistungsphysiologische,
   internistische, pädiatrische Sportmedizin
   Detaillierte Informationen zum Curriculum, zur                          Donau-Universität Krems
                                                                           Zentrum für Gesundheitswissenschaften und Medizin
   Organisation und zur Anmeldung erhalten Sie
   unter www.donau-uni.ac.at/sportmedizin.                                 Michaela Moser, BA
                                                                           E-mail: michaela.moser@donau-uni.ac.at
                                                                           Tel.: +43 (0)2732 893-3116
       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018                  www.donau-uni.ac.at/sportmedizin                                                     11
Referat                                                                               J. K. Frank, Wien
                                                                                    W. Anderl, Mödling
SCHULTER

Microfracturing:
auch in der Schulter eine Option
Durch die steigende Anzahl an durchgeführten Schulterarthroskopien werden auch bei
jüngeren Patienten vermehrt glenohumerale Knorpelläsionen diagnostiziert. Die
Therapie solcher Läsionen stellt in diesem Patientenkollektiv eine Herausforderung für
die behandelnden Ärzte dar. Ziel der Behandlung ist, neben der Wiederherstellung
bestmöglicher Funktion, eine Progression zur Omarthrose zu verzögern und einen
frühen Gelenkersatz zu vermeiden.

K    norpelläsionen bedeuten für den Pati-
     enten neben Schmerzen auch eine
Einschränkung der Funktion und führen
                                                Knorpeldefekte des Humeruskopfes und
                                                Glenoids zur Darstellung. Goldstandard
                                                der radiologischen Bildgebung osteochon-
                                                                                                 chens soll eine Blutung induziert wer-
                                                                                                 den.16 Nach dem Wolff’schen Gesetz kön-
                                                                                                 nen sich undifferenzierte Stammzellen
in weiterer Folge zur Progression einer         draler Läsionen ist die MRT, wobei die           aus dem Knochenmark (Fibroblasten) in
Omarthrose. Während die Therapieoptio-          Sensitivität hierbei durch die Knorpeldi-        Abhängigkeit von der mechanischen Be-
nen für diffuse Knorpelschäden in einem         cke der glenohumeralen Gelenkspartner            anspruchung zu Tenozyten (unter Zugbe-
älteren, sportlich inaktiven Patientenkol-      limitiert ist.5 In einer Studie von Krishnan     anspruchung), Osteozyten (unter Druck)
lektiv im Sinne einer endoprothetischen         et al.6 zeigt sich dabei, dass mittels MRT       oder Chondrozyten (unter wechselnden
Versorgung hinlänglich bekannt sind, so         70% der nachfolgend arthroskopisch be-           Druck- und Zugkräften bzw. Scherkräften)
stellen isolierte, umschriebene Knorpellä-      stätigten chondralen Läsionen identifiziert      ausdifferenzieren.17, 18
sionen vor allem bei jüngeren Patienten         werden. Bei jüngeren Patienten können               Gelangen Fibroblasten mit einem Blut-
eine therapeutische Herausforderung             fokale chondrale Läsionen oft nur als Aus-       koagel aus dem Knochenmark in einen
dar.1, 2 Konservative Therapieoptionen be-      schlussdiagnose gestellt werden.7 Die Prä-       Knorpeldefekt, so kann sich das Koagel
stehen hauptsächlich aus oraler Medikati-       valenz symptomatischer chondraler Läsi-          unter günstigen mechanischen Bedingun-
on mit antiinflammatorischen Präparaten,        onen (Outerbridge II–IV)8 in diagnosti-          gen (Gelenkbewegungen ohne Überbelas-
intraartikulären Injektionen oder physika-      schen Arthroskopien wurde dabei mit bis          tung) zu Faserknorpel entwickeln und
lischer Therapie.1 Jedoch hat sich in der       zu 17% beschrieben.9, 10                         eine Defektauffüllung bewirken. Im anglo-
Literatur gezeigt, dass es bei diesen Knor-                                                      amerikanischen Raum wird in diesem
pelläsionen nahezu nie zu einer selbst-             Während im Kniegelenk seit Steadman          Zusammenhang oft der Begriff des „Su-
ständigen Heilung bzw. vollständigen Be-        et al.11 der positive Effekt knochenmark-        perclots“ verwendet, welcher das große
schwerdebesserung kommt, unabhängig             stimulierender Verfahren bereits gründ-          Potenzial eines Blutkoagels mit entwick-
davon, ob die Läsion akut, chronisch oder       lich erforscht und in der Literatur belegt       lungsfähigen Zellen und Zytokinen be-
degenerativ auftritt.3, 4                       ist, zeigt sich im Vergleich dazu im Bereich     schreibt.19, 20 Entscheidend hervorzuhe-
    Letztlich ist somit oft eine chirurgische   des Schultergelenks nur eine sehr spärli-        ben ist, dass der Ersatzknorpel nicht die
Therapie indiziert. Für die Wahl des chir-      che Datenlage. Morphologisch zeigen sich         Qualität eines hyalinen Knorpels aufweist,
urgischen Verfahrens sind vor allem Grö-        jedoch signifikante Unterschiede zwischen        wobei der Anteil an Kollagen Typ II unter
ße, Tiefe und Lokalisation des Defekts          dem Knie und dem Schultergelenk mit einer        50% liegt.21–23
entscheidend. Zu berücksichtigen sind           geringeren Knorpeldicke vor allem im
weiters die Stabilität des Gelenks, Begleit-    Bereich des Glenoids und des Humerus-            OP-Technik
pathologien sowie patientenspezifische          kopfes von etwa 1,88mm bzw. 1,24mm.12, 13
Faktoren.                                                                                           Zunächst wird im Rahmen einer diag-
                                                   Die Indikation zur arthroskopischen           nostischen Arthroskopie eine Evaluation
Diagnose                                        Mikrofrakturierung der Schulter kann bei         des Knorpelschadens vorgenommen. Die
                                                hochgradigen fokalen Knorpelschäden              Lokalisation und Ausdehnung des Defek-
   Die Diagnose osteochondraler Läsionen        von limitierter Ausdehnung gestellt wer-         tes müssen inspektorisch und durch Tast-
lässt sich glenohumeral nicht immer ein-        den.14 Die maximale Defektgröße, bei der         hakenuntersuchung bestimmt werden.
deutig stellen. Hohen Stellenwert haben         das Verfahren sinnvoll ist, wird mit ca.         Eine Beurteilung möglicher Begleitverlet-
einerseits die klinische Untersuchung, an-      25mm im Durchmesser angegeben.15                 zungen der Rotatorenmanschette, des La-
dererseits die radiologische Bildgebung.           Ziel dieser Operationstechnik ist die         brums oder der Bizepssehne ist obligat.
Mittels Standardröntgen der Schulter            Stimulation von Knorpelersatzgewebe.             Nach Überprüfen der Indikation wird zu-
kommen allerdings meist nur sehr große          Durch Perforation des subchondralen Kno-         nächst ein sorgfältiges Débridement

12                                                                                                   Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018
Referat

                                                                                                                                                                      SCHULTER

durchgeführt. Degeneratives Knorpelge-                                                                                     Durchführbarkeit, die geringe Patienten-

                                                                                                     © Herz Jesu KH Wien
webe muss radikal und vollständig bis in                                                                                   morbidität und die Kosteneffektivität.2
die Randbereiche des Defektes entfernt                                                                                        Auf Basis der bestehenden Literatur
werden. Entscheidend für den Erfolg der                                                                                    zeigt sich die arthroskopische Mikrofrak-
Technik ist die Schaffung einer stabilen                                                                                   turierung als zuverlässig und erfolgreich,
Schulter am Defektrand. Nur dadurch                                                                                        sowohl als eigenständiges als auch als be-
wird ein mechanisch geschützter Hohl-                                                                                      gleitendes Verfahren. Weitere Studien sind
raum geschaffen, in dem die Organisation                                                                                   jedoch erforderlich, um die Effektivität
eines Blutkoagels stattfinden kann.15 Für                                                                                  und Ökonomie im Vergleich zu konkurrie-
die eigentliche Mikrofrakturierung stehen                                                                                  renden Verfahren zu untersuchen.        n
gebogene Ahlen mit verschiedenen Win-
kelgraden zur Verfügung. Der subchond-                                                                                                                                 Autoren:
rale Knochen wird nun von peripher be-                                                                                                               Dr. Julia Katharina Frank
ginnend perforiert. Die Löcher sollten                                                                                                            II. Orthopädische Abteilung,
                                                       Abb. 1
mindestens 3–4mm auseinanderliegen,                                                                                                             Herz Jesu Krankenhaus Wien
um einen Kollaps der Knochenbrücken zu                                                                                           E-Mail: JuliaKatharina.Frank@kh-herzjesu.at
verhindern.11
                                                       humeralen als auch isolierten glenoidalen                                                             Dr. Werner Anderl
Nachbehandlung                                         Knorpelläsionen zeigen. Eigene Untersu-                                                 Vienna Shoulder & Sports Clinic
                                                       chungen zeigten bei einem Nachuntersu-                                              Schulter und Sport Zentrum Mödling
   Die postoperative Therapie wurde nach               chungszeitraum von 10 Jahren sehr gute                                                      E-Mail: ordination@anderl.at
dem Vorbild des arthroskopischen Mi-                   klinische Ergebnisse sowohl für isolierte                                                                                   n04
crofracturing am Kniegelenk modifiziert.               humerale als auch isolierte glenoidale Lä-
Das Tragen und Heben von schweren Ge-                  sionen. In der Mehrzahl der Fälle konnte
wichten soll unterlassen werden. Eine pas-             radiologisch keine Progression der Arth-
sive und assistive Physiotherapie ist be-              rose festgestellt werden. Bei bipolaren                             Literatur:
reits direkt postoperativ möglich, wäh-                Läsionen zeigten sich klinisch schlechtere                          1 Millett PJ et al.: Arthroscopy 2009; 25(8): 856-63 2 Elser
rend eine aktive Physiotherapie erst nach              Ergebnisse. An dieser Stelle muss jedoch                            F et al.: Arthroscopy 2010; 26(5): 685-96 3 McCarty LP,
6 Wochen begonnen werden soll.24 Das                   festgehalten werden, dass in sämtlichen                             Cole BJ: Arthroscopy 2005; 21(9): 1131-42 4 Mundi R et al.:
postoperative Nachbehandlungsschema                    Studien die Anzahl der bipolaren Läsionen                           Am J Sports Med 2016; 44(7): 1888-95 5 Carroll KW et al.:
                                                                                                                           Am J Roentgenol 2001; 176(2): 393-7 6 Krishnan SG et al.:
muss jedoch je nach Behandlung der Be-                 innerhalb der Gruppen sehr klein war und
                                                                                                                           J Bone Joint Surg Am 2007; 89(4): 727-34 7 Bhatia S et al.:
gleitpathologie adaptiert werden.16                    somit nur eine eingeschränkte Aussage                               Adv Orthop 2012; 2012: 846843 8 Steadman JR et al.: Ar-
   Bereits publizierte mittel- bis langfris-           diesbezüglich getroffen werden kann.                                throscopy 2003; 19(5): 477-84 9 Paley KJ et al.: Arthro-
tige Ergebnisse in der Literatur zeigen sich              Bei allen klinisch guten Ergebnissen                             scopy 2000; 16(1): 35-40 10 Gartsman GM, Taverna E: Ar-
vielversprechend. Mikrofrakturierung im                muss beachtet werden, dass die Patienten                            throscopy 1997; 13(4): 450-5 11 Steadman JR et al.: Clin
                                                                                                                           Orthop Relat Res 2001; (391 Suppl): S362-9 12 Frank RM
Schulterbereich erzielt demnach gute Er-               auch eine Behandlung von Begleitpatho-
                                                                                                                           et al.: Am J Sports Med 2010; 38(4): 772-81 13 Yeh LR et
gebnisse zur Reduktion der Schmerzsym-                 logien erhielten, welche ebenfalls einen                            al.: Skeletal Radiol 1998; 27(9): 500-4 14 Outerbridge RE:
ptomatik und der Bewegungseinschrän-                   Einfluss auf das gute klinische Outcome                             J Bone Joint Surg Br 1961; 43-B: 752-7 15 Banke IJ et al.:
kung. Einige Autoren postulieren, dass die             haben.12, 24, 25                                                    Orthopäde 2011; 40(1): 85-92 16 Hensley CP, Sum J: Int J
Erfolgsrate abhängig von der Lokalisation                 Nach Hünnebeck et al.24 beeinflusst die                          Sports Phys Ther 2011; 6(1): 10-26 17 Buckwalter JA: J
                                                                                                                           Orthop Sports Phys Ther 1998; 28(4): 192-202 18 Buck-
des Knorpelschadens ist und bessere Er-                Mikrofrakturierung nicht die radiologi-
                                                                                                                           alter JA: Clin Orthop Relat Res 2002; (402): 21-37 19 Gill
gebnisse bei isolierten humeralen Defek-               sche Arthroseprogression. Bei Patienten                             TJ et al.: J Orthop Sports Phys Ther 2006; 36(10): 728-38
ten erzielt werden können.24–26 Eine Stu-              ohne radiologische Arthrosezeichen prä-                             20 Lewis PB et al.: J Orthop Sports Phys Ther 2006;
die von Kerr und McCarty25 verglich uni-               operativ erbringt die Behandlung bessere                            36(10): 717-27 21 Cuéllar A et al.: Arthrosc Tech 2016; 5(2):
polare mit bipolaren Läsionen und konnte               Ergebnisse und stellt somit eine gute lang-                         e223-7 22 Gillogly SD et al.: J Orthop Sports Phys Ther
                                                                                                                           1998; 28(4): 241-51 23 Browne JE, Branch TP: J Am Acad
zeigen, dass Patienten mit unipolaren                  fristige Therapieoption bei akzidentell
                                                                                                                           Orthop Surg 8(3): 180-9 24 Hünnebeck SM et al.: Obere
Läsionen höhere Outcome-Scores aufwie-                 entdeckten Chondralschäden der Schulter                             Extrem 2017; 12(3): 165-70 25 Kerr BJ, McCarty EC: Clin
sen. Hünnebeck et al.24 konnten gute kli-              dar. Vorteile der Mikrofrakturierung sind                           Orthop Relat Res 2008; 466(3): 634-8 26 Snow M, Funk L:
nische Ergebnisse sowohl bei isolierten                die vergleichsweise einfache technische                             Int J Shoulder Surg 2008; 2(4): 72

       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018                                                                                                                            13
Referat
                                                                            W. Anderl, Mödling,
SCHULTER                                                                 L. Pauzenberger, Wien

Infektionen in der Schulterarthroskopie:
selten, aber nicht zu unterschätzen
Insgesamt stellen Infektionen in der Schulterarthroskopie                                   KEYPOINTS
glücklicherweise eine seltene, jedoch aufgrund der damit                                    ●● Infektionen in der Schulterar-
                                                                                                  throskopie sind glücklicher-
einhergehenden erheblichen Morbidität ernst zu nehmende
                                                                                                  weise selten, können jedoch
Komplikation dar, welche durch die steigende Zahl an                                              mit erheblicher Morbidität ein-
                                                                                                  hergehen.
Schulterarthroskopien weiter an Bedeutung gewinnen wird. Liegt der
                                                                                            ●● Für die erfolgreiche Therapie
Verdacht einer postoperativen Infektion nahe, sind die rasche
                                                                                                  sind eine schnelle Diagnose
Diagnosestellung sowie Therapieeinleitung entscheidend für ein                                    und rasche Behandlung uner-
                                                                                                  lässlich.
gutes funktionelles Ergebnis. Eckpfeiler der Therapie ist ein
                                                                                            ●● Eckpfeiler der Therapie ist ein
ausgiebiges chirurgisches Débridement inklusive Materialentfernung
                                                                                                  ausgiebiges chirurgisches
in Kombination mit adäquater Antibiose.                                                           Débridement inklusive Materi-
                                                                                                  alentfernung in Kombination
                                                                                                  mit adäquater Antibiose.

D    ie arthroskopische Versorgung von
     Pathologien des Schultergelenks
entwickelte sich in den letzten Jahren zu
                                            Antibiotika behandelt. Eine weitere Dia-
                                            gnostik wurde nicht durchgeführt. Da
                                            diese Maßnahme allerdings keinerlei Bes-
                                                                                            ●● Stellt sich ein Patient nach
                                                                                                  Schulterarthroskopie mit
                                                                                                  Schmerzen vor, so ist auch bei
einer der am häufigsten durchgeführten      serung brachte, wurde die Antibiose be-
                                                                                                  nur geringen klinischen Symp-
und erfolgreichsten orthopädischen          endet und der Patient zur weiteren Be-
                                                                                                  tomen an die Möglichkeit
Operationen weltweit. Die Zahl der jähr-    handlung an den Physiotherapeuten ver-
                                                                                                  einer Infektion zu denken.
lich ambulant durchgeführten arthrosko-     wiesen. Circa 6 Monate nach initialer
pischen Rekonstruktionen der Rotato-        Operation wurde der Patient an unserer
renmanschette wurde dabei zuletzt auf       Abteilung mit weiterhin bestehender
über 300 000 alleine in den USA ge-         Symptomatik vorstellig. Es zeigte sich die    unter oraler Antibiose für 4 Wochen nach
schätzt.1, 2 Obwohl es sich bei der arth-   Schulter äußerlich nur minimal gerötet,       Hause entlassen werden. Im Zuge der
roskopischen Versorgung der Schulter        jedoch druckdolent, Fieber bestand kei-       Nachkontrollen zeigte sich der Patient in-
generell um erfolgreiche und sichere        nes, jedoch berichtete der Patient bei ge-    fektfrei und größtenteils auch relativ frei
Operationen handelt, kommen Kompli-         nauer Anamnese von Abgeschlagenheit           von Schmerzen, jedoch war die Funktion
kationen dennoch gelegentlich vor. 3, 4     und zuvor unbekanntem deutlichem              der betroffenen Schulter bzw. des Armes
Dabei machen Infektionen mit einer In-      Nachtschweiß. Im Labor ergab sich einzig      massivst beeinträchtigt, seiner manuellen
zidenz von bis zu 3,4% einen zwar rela-     ein leicht erhöhter CRP-Wert (18,5mg/l).      Arbeit konnte der Patient nicht mehr
tiv geringen, aber aufgrund der damit       Eine durchgeführte Gelenkspunktion er-        nachgehen. Derzeit wünscht der Patient
einhergehenden schwerwiegenden Fol-         gab getrübtes Punktat, sodass die Indika-     aufgrund der relativen Schmerzfreiheit
gen für das Schultergelenk und somit die    tion zur Schulterarthroskopie gestellt        keine Operation, jedoch ist im Falle zu-
Funktion des gesamten Armes nicht un-       wurde. Intraoperativ bestätigte sich der      nehmender Beschwerden aufgrund der
wesentlichen Teil aus. 3–7                  Verdacht einer chronischen Infektion.         kompletten Destruktion des Gelenks bzw.
                                            Durch das protrahierte Infektgeschehen        der Rotatorenmanschette die Implantati-
Kasuistik                                   bestanden quasi das gesamte Gelenk be-        on einer inversen Schulterprothese ange-
                                            treffende massive Chondrolysen, die Ro-       dacht. Ob der Patient zu seiner berufli-
   Ein 43-jähriger, handwerklich tätiger    tatorenmanschette war irreparabel dest-       chen Tätigkeit zurückkehren kann, ist
Patient unterzog sich an einer auswärti-    ruiert (Abb. 1). Sämtliche Materialien der    mehr als fraglich.
gen Abteilung einer arthroskopischen Ro-    Erstoperation wurden entfernt, ein Dé-
tatorenmanschettenrekonstruktion. Circa     bridement wurde durchgeführt und das          Eigene Erfahrungen
4 Wochen nach Operation stellte sich der    Gelenk ausgiebig gespült. Dieser Eingriff
Patient mit diffusen Schulterschmerzen      wurde nach 3 Tagen nochmals wieder-              In eigenen Untersuchungen wurden
und leicht erhöhten Entzündungsparame-      holt. Nach 5 Tagen intravenöser Antibio-      alle Patienten, die über einen 10-Jahres-
tern wieder an der erstbehandelnden Ab-     tikatherapie konnte der Patient in gutem      Zeitraum an unserer Abteilung arthrosko-
teilung vor. Daraufhin wurde der Patient    Allgemeinzustand, mit blandem Lokalbe-        pisch mit einer Naht der Rotatorenman-
intermittierend 6 Wochen lang mit oralen    fund und sinkenden Entzündungswerten          schette versorgt wurden, erfasst.8 Dabei

14                                                                                           Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018
Referat

                                                                                                                                       SCHULTER

 • Rasche Diagnose                                                                                    klinischer Verlauf mit typischen Infektzei-
      • Genaue Anamnese und klinische Untersuchung                                                      chen wie deutlich reduziertem Allgemein-
      • Laborwerte                                                                                      zustand, Fieber, Schmerzen, Sekretion
      • Gelenkspunktion                                                                                 und hohen laborchemischen Infektpara-
      • Bei unklarem Befund Indikation zur quasi diagnostischen Arthroskopie                            metern zeigte, verliefen Infektionen mit C.
                                                                                                        acnes klinisch relativ lange unauffällig mit
 • Genaues Débridement, Fremdmaterialentfernung und ausgiebige Spülung                                 oft nicht bzw. nur minimal erhöhten La-
     • Offen vs. arthroskopisch – höhere Invasivität vs. mehrmalige Operationen                         borwerten und hauptsächlich diffuser
 • Breitbandantibiotika i.v. (ca. 5d) und orale Antibiotika (ca. 14d)                                  Schmerzsymptomatik.
     • Kefazolin & Fusidin/Moxifloxacin bis zur Erregeridentifikation
                                                                                                            Liegt der Verdacht auf eine Infektion
 • C. acnes: Kefazolin & Moxifloxacin/Doxycyclin (14d i.v. + 4–6 Wochen p.o.)
                                                                                                        nahe, so sind die rasche diagnostische
Tab. 1: Vorgehen bei Verdacht auf Infektion nach arthroskopischer Operation                             Abklärung und Therapie die entscheiden-
                                                                                                        den Faktoren für ein funktionell zufrie-
                                                                                                        denstellendes Outcome. Aufgrund oft
ergab sich eine totale Infektionsrate von               bei stellte sich als einziges uniform vor-      nicht aussagekräftiger Laborwerte und
8,5 pro 1000 Operationen bzw. eine Re-                  handenes Symptom diffuser Schmerz im            unspezifischer Klinik ist bei fraglichem
duktion auf 2,8 pro 1000 Operationen                    Bereich der operierten Schulter heraus,         Infektgeschehen eine genaue Anamnese
nach Einführung routinemäßiger prophy-                  dessen Auftreten in den ersten postopera-       wichtig sowie immer auch eine Gelenks-
laktischer perioperativer Antibiose ab                  tiven Wochen sicherlich im Rahmen des           punktion durchzuführen. Erhärtet sich in
2010. Eine Analyse zeigte bei einer ähnli-              normalen Verlaufs nichts per se Unge-           Zusammenschau aller erhobenen Befunde
chen Anzahl an nicht rekonstruktiven Ein-               wöhnliches darstellt. Eindeutige klinische      der Verdacht auf eine Infektion, sollte oh-
griffen (z.B. Entfernung eines Kalkdepots,              Zeichen für eine vorliegende Infektion          ne Verzögerung eine operative Therapie
AC-Gelenksresektionen etc.) keine einzige               waren nicht regelhaft vorhanden. So zeig-       eingeleitet werden. In diesem speziellen
Infektion, unabhängig davon, ob prophy-                 ten sich lokale Infektzeichen nur bei etwa      Setting kann bei unklarem Befund durch-
laktisch ein Antibiotikum verabreicht wur-              zwei Dritteln, eine Sekretion bei der Hälf-     aus auch die Indikation zur quasi diagnos-
de. Wir empfehlen deshalb unbedingt die                 te und Fieber gar nur bei knapp einem           tischen Arthroskopie gegeben sein. Be-
Gabe einer antibiotischen Prophylaxe, z.B.              Drittel der Fälle. Diese uneindeutige klini-    steht der Verdacht einer möglichen Infek-
mit einem Cephalosporin der 1. Generati-                sche Präsentation erschwert oft die rasche      tion, insbesondere nach vorangegange-
on (z.B. 2000mg Kefazolin i.v.) oder alter-             Diagnose einer Infektion. Vor allem, wenn       nem Eingriff mit Einbringung von Fremd-
nativ bei relevanten Allergien mit einem                sich die initiale postoperative und die frü-    materialien (z.B. Fadenanker etc.), ist die
Lincosamid (z.B. 900mg Clindamycin i.v.),               he Rehabilitationsphase unauffällig dar-        alleinige Antibiotikagabe ohne chirurgi-
für alle arthroskopischen Rotatorenman-                 stellen, ist auch bei Fehlen klarer Infekt-     sches Débridement nicht mehr zulässig
schetten-Rekonstruktionen sowie sämtli-                 zeichen immer an die Möglichkeit einer          (vgl. Kasuistik).
che Eingriffe, bei denen mit der Einbrin-               Infektion zu denken und eine solche aus-            Dabei stellt sich die Frage, ob der Ein-
gung von Fremdmaterialien zu rechnen                    zuschließen. Oft lassen sich bei genauer        griff wiederum rein arthroskopisch oder
ist. Für die übrigen Arthroskopien des                  Anamnese schließlich doch subtile Hin-          in offener Weise durchgeführt werden
Schultergelenks scheint eine solche pro-                weise auf ein Infektgeschehen erheben           soll. Die Vor- und Nachteile beider Verfah-
phylaktische Antibiotikagabe nicht zwin-                (z.B. verstärkter Nachtschweiß etc.). Im        ren müssen abgewogen werden. Über die
gend erforderlich.                                      Zweifel sollten die entsprechenden Blut-        letzten 10 Jahre mussten wir die Erfah-
                                                        parameter kontrolliert werden, wobei sich       rung machen, dass rein arthroskopische
    Insgesamt konnte als häufigster Erreger             in unserer Untersuchung nur CRP als re-         Revisionen jeweils mehrmals wiederholt
Staphylococcus epidermidis in 39% der Fäl-              gelmäßig erhöht ergab.                          werden mussten, um ein zufriedenstellen-
le isoliert werden, gefolgt von Cutibacteri-               Dabei ist festzuhalten, dass in Abhän-       des Ergebnis zu erreichen, wohingegen
um acnes (vormals Propionibacterium ac-                 gigkeit vom verursachenden Pathogen             offen operativ behandelte Infekte meist
nes)9 in 29% und Staphylococcus aureus in               sowohl die klinische Symptomatik als            (>95%) mit einem einzigen Eingriff sa-
7% der Fälle. Dabei ist jedoch äußerst                  auch die laborchemische Aufarbeitung            niert werden konnten. Es steht hierbei die
interessant, dass durch die Einführung                  deutlich variieren können. So gibt es deut-     minimal invasive, weichteilschonende (M.
routinemäßiger prophylaktischer Antibio-                liche Unterschiede zwischen den Infekti-        subscapularis bzw. M. deltoideus) Vorge-
tikagabe in unserer Patientenpopulation                 onen mit den „klassischen“ Gelenksempy-         hensweise im Rahmen der Arthroskopie
nur mehr Infektionen mit C. acnes auftraten.            emerregern (z.B. S. epidermidis, S. aureus      dem damit verbundenen protrahierten
                                                        etc.) und Infektionen mit C. acnes. So stell-   Infektgeschehen sowie den Nachteilen
   Im Durchschnitt wurden die Patienten                 ten sich Patienten mit ersteren Infektionen     mehrmaliger Operationen gegenüber. Ein
mit Infektionszeichen 28 Tage (2–6 Wo-                  deutlich früher wieder mit Beschwerden          Vorteil der offenen Operation ist weiters
chen) nach Operation wieder an unserer                  vor (ca. 24d) als Patienten mit C.-acnes-       die Möglichkeit einer einfachen Rekonst-
Abteilung vorstellig. Obwohl sich Patien-               Infektionen (ca. 42d). Während sich bei         ruktion der defekten Rotatorenmanschet-
ten oft mit typischer Anamnese und Klinik               Patienten mit den häufigen Erregern S.          te in transossärer Technik ohne neuerliche
zeigen, war dies nicht immer der Fall. Da-              epidermidis und S. aureus ein fulminanter       Einbringung von Ankermaterialien (die

        Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018                                                                                        15
Referat

SCHULTER

Abb. 1: Intraoperative arthroskopische Bilder der Schulter eines 44-jährigen Patienten mit ausgedehnter Chondrolyse bei inadäquat behandelter chro-
nischer Infektion 6 Monate nach initialer Rotatorenmanschettennaht

alleinige Einbringung von Fadenmaterial           muss in weiteren Studien jedoch noch                                                          Autoren:
scheint keinen negativen Einfluss auf die         untersucht werden. Weitere, jedoch nicht                                             Dr. Werner Anderl
Infektausheilung zu haben). Welche Me-            näher untersuchte Möglichkeiten, um das                                Vienna Shoulder & Sports Clinic
thode gewählt wird, bleibt letztlich dem          Infektionsrisiko potenziell zu reduzieren,                         Schulter und Sport Zentrum Mödling
Chirurgen unter Beachtung der individu-           umfassen unter anderem die sorgfältigst                                       E-Mail: werner@anderl.at
ellen Patientensituation überlassen. Mit          sterile Handhabung von Fadenmateriali-
beiden Methoden konnten unserer Erfah-            en, die in und aus der Schulter geshuttelt                                       Dr. Leo Pauzenberger
rung nach auch im mittel- bis langfristigen       werden, möglicherweise die Verwendung                                    Vienna Shoulder & Sports Clinic
Verlauf zufriedenstellende bis gute funk-         von Kanülen, besonders in komplexen Fäl-                                                          Wien
tionelle Ergebnisse erzielt werden.               len mit vorhersehbar vielen Portalwech-                                           E-Mail: p.leo@gmx.at
                                                  seln bzw. Hautpassagen, sowie eine mög-                                                                    n04
   Sollte sich nach Infektausheilung eine         lichst zügige Operation durch einen erfah-
Defektsituation zeigen, so kommen bei in-         renen Operateur.                                   Literatur:
takten Knorpelverhältnissen z.B. Mus-                                                                1 Iyengar JJ et al.: Arthroscopy 2014; 30: 284-8 2 Jain NB
keltransferoperationen zum Einsatz, um            Schlussfolgerung                                   et al.: BMC Musculoskelet Disord 2014; 15: 4 3 Brislin KJ
                                                                                                     et al.: Arthroscopy 2007; 23: 124-8 4 Berjano P et al.: Arth-
eine zumindest teilweise Wiederherstellung
                                                                                                     roscopy 1998; 14: 785-8 5 Weber SC et al.: Arthroscopy
der Funktion zu erreichen. Oft zeigt sich            Infektionen in der Schulterarthrosko-           2002; 18: 88-95 6 Heitmann C et al.: J Shoulder Elbow
nach durchgemachtem Infekt jedoch auch            pie sind glücklicherweise äußerst selten,          Surg 2004; 13: 13-7 7 Mirzayan R et al.: J Bone Joint Surg
eine ausgedehnte Knorpeldestruktion bzw.          können jedoch mit erheblicher Morbidität           Am 2000; 82-A: 1115-21 8 Pauzenberger L et al.: Knee
eine rasch progrediente sekundäre gleno-          einhergehen. Für die erfolgreiche Thera-           Surg Sports Traumatol Arthrosc 2017; 25(2): 595-601
                                                                                                     9 Scholz CFP, Kilian M: Int J Syst Evol Microbiol 2016;
humerale Arthrose, sodass auch bei relativ        pie sind eine rasche Diagnose und Be-
                                                                                                     66(11): 4422-2 10 Dizay HH et al.: J Shoulder Elbow Surg
jungen Patienten durchaus die Indikation          handlung unerlässlich. Stellt sich ein Pa-         2017; 26(7): 1190-5 11 Sabetta JR et al.: J Shoulder Elbow
zur endoprothetischen Versorgung bzw. in-         tient in den Wochen nach Schulterarthro-           Surg 2015; 24(7): 995-1004 12 Kolakowski L et al.: J
versen Schulterprothese zu stellen ist.           skopie mit Schmerzen vor, so ist auch bei          Shoulder Elbow Surg 2018; 27(9): 1539-44 13 Scheer VM
                                                  nur geringen klinischen Symptomen an               et al.: J Shoulder Elbow Surg 2018; 27(6): 957-61

   Im Gegensatz zu anderen Pathogenen             die Möglichkeit einer Infektion zu den-
erweisen sich die üblichen prophylakti-           ken. Bei fraglichem Infektgeschehen ist
schen Maßnahmen als nicht annähernd               eine genaue Anamnese besonders wich-
effektiv, weshalb in den letzten Jahren           tig, immer sollte im Zweifel auch eine
zahlreiche Strategien zur Verminderung            Gelenkspunktion durchgeführt werden.
des Infektionsrisikos durch C. acnes unter-       Erhärtet sich der Verdacht auf eine Infek-
sucht wurden. Am meisten Erfolg zu ver-           tion in Zusammenschau der Befunde, soll-
sprechen scheint derzeit die Applikation          te ohne Verzögerung mit der Therapie
von auch in der Aknetherapie eingesetz-           begonnen werden. Die Eckpfeiler stellt
tem 5%igem Benzylperoxid-Gel 2x/Tag für           dabei ein sorgfältiges chirurgisches Dé-
48h bzw. 1x morgens vor Schulteroperati-          bridement inklusive Materialentfernung
onen, welche das Vorkommen von C. acnes           in Kombination mit adäquater Antibiose
im OP-Gebiet an der Schulter deutlich             dar. Wird rasch auf eine Infektion re-
reduziert.10–13 Ob sich diese Verminde-           agiert, können im mittel- bis langfristigen
rung auch in einer Reduktion von postope-         Verlauf vielfach gute funktionelle Ergeb-
rativen Infektionen manifestieren wird,           nisse erzielt werden.                    n

16                                                                                                       Orthopädie & Traumatologie Rheumatologie 6 / 2018
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