"Selbstbestimmtes Leben im Alter" - Zweiter Demografiegipfel der Bundesregierung - Ergebnisse der Arbeitsgruppe - BMFSFJ
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Zweiter Demografiegipfel der Bundesregierung – Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Selbstbestimmtes Leben im Alter“ Auszug aus der Gipfelbroschüre „Jedes Alter zählt“ des Zweiten Demografiegipfels am 14. 5. 2013
22 | JEDES ALTER ZÄHLT Selbstbestimmtes Leben im Alter Vorsitz: Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ko-Vorsitz: Prof. Dr. Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister a. D. Strategisches Konzept „Selbstbestimmt altern“ • Kommunen entwickeln ihre Beratungs- und Unterstützungsangebote für ein selbstbestimmtes Leben im Alter in Richtung auf Zusammenarbeit und Vernetzung weiter. • Die Bundesregierung bündelt ihre Unterstützungsmöglichkeiten unter drei Strategieschwerpunkten: sorgende Gemeinschaften; Wohnen und Mobilität; Prävention, Gesundheitsförderung und Pflege. • Bund, Länder und Verbände haben die „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive Altenpflege“ gestartet und einen Ausbildungspakt unterzeichnet.
III. SELBSTBESTIMMTES LEBEN IM ALTER | 23 III. Selbstbestimmtes Leben im Alter 1. Einführung 2. Handlungsfelder Die höhere Lebenserwartung spiegelt verbesserte Gesund- 2.1 Rahmenkonzept heits- und Lebenschancen wider; immer mehr Menschen „Sorgende Gemeinschaften“ leben ein längeres, aktives Alter. Gleichzeitig sind steigen- de Unterstützungsbedarfe zu erwarten; in Zukunft wird Sorgende Gemeinschaften organisieren sich auf kommu- die Zahl der Pflegebedürftigen steigen. Mit den Potenzia- naler Ebene und setzen sich aus öffentlichen Einrichtun- len verfügbarer Zeit, besserer Gesundheit und höherer gen, privatwirtschaftlich orientierten Dienstleistern, Bildung für die Einzelnen gewinnen gleichzeitig die Mög- gemeinnützigen Organisationen, ehrenamtlich Tätigen lichkeiten älterer Menschen, einen verantwortlichen und nicht zuletzt den Menschen im Wohnviertel zusam- Beitrag zum Gelingen von Gesellschaft zu leisten, an men. Gemeinsam erbringen sie besondere Leistungskom- Bedeutung. Dabei steht die Verantwortung des Staates – binationen, maßgeschneiderte Dienstleistungen oder Bund, Länder und Kommunen – für das selbstbestimmte neue Akteurskooperationen; allgemein finden sie ihren Leben im Alter mit der Eigenverantwortung der Men- Ausdruck in Orten, Verfahren und den Menschen, die sich schen in einer Wechselwirkung: Angebote und Vorausset- dafür engagieren. Sorgende Gemeinschaften umfassen alle zungen müssen vorhanden sein; es ist an den älteren Generationen. Bezogen auf ältere Menschen leisten sie Menschen selbst, sie zu nutzen. Selbst- und Mitverantwor- Beiträge zu Unterstützung und Pflege und bieten gleich- tung, Bezogenheit auf andere und der Wunsch nach zeitig Gelegenheit zu Aktivität und Engagement. Selbstbestimmung und Teilhabe verlieren nicht an Bedeu- tung, sobald ein Mensch Unterstützung oder Pflege Vernetzte Anlaufstellen im Wohnviertel, die bestehende braucht. Strukturen und Angebote für ein aktives Alter Strukturen (zum Beispiel Senioren-/Quartiertreffs, Pflege- sollten nach Möglichkeit auch Menschen mit Unterstüt- stützpunkte, Mehrgenerationenhäuser) integrieren, spie- zungs- und Pflegebedarf zur Verfügung stehen. Deren len dabei eine wichtige Rolle. Sie führen Informations- Situation und Bedürfnisse allerdings erfordern darüber und Beratungsangebote, Unterstützung und bürgerschaft- hinaus besondere Vorkehrungen. liches Engagement zusammen. Kommunen, die sich am Programm „Anlaufstellen für ältere Menschen“ oder an Auf der Grundlage des Leitbilds sorgender Gemeinschaf- dem Förderschwerpunkt der Bundesregierung „Kommu- ten hat die Arbeitsgruppe „Selbstbestimmtes Leben im nale Beratungsstellen‚ Besser Leben im Alter durch Tech- Alter“ ein strategisches Konzept „Selbstbestimmt altern“ nik“ beteiligen, entwickeln sich in diese Richtung weiter. entwickelt, das beide Dimensionen, das aktive Altern wie den Bedarf an Unterstützung und Pflege, verbindet. Es Auch der wachsende Unterstützungs- und Pflegebedarf beschreibt Leitlinien und Handlungsempfehlungen und erfordert das Zusammenwirken von Eigenverantwortung, hat im Blick, dass Lösungen vor Ort aufgrund der regional familiärer Unterstützung, bürgerschaftlichem Engage- unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedarfe vielfältig ment, professionellen Sozialdiensten und staatlicher sind. Die Bundesregierung nimmt den Dialogprozess im Absicherung. Auf lokaler Ebene gelingt dies am besten. Die Rahmen der Demografiestrategie zum Anlass, ihre eigenen Gestaltungspartner unterstützen die Vision eines sozial- Maßnahmen unter drei Strategieschwerpunkten ressort- raumbezogenen Miteinanders und tragen dazu bei, For- übergreifend zu bündeln. Für das aktive wie für das unter- men guter Praxis zu verbreiten. stützungsbedürftige Alter gleichermaßen relevant sind die Chancen, die technologische Innovationen bieten. Ihre Da sich die Situation vor Ort sehr unterschiedlich gestal- Erforschung ist weiterhin von grundlegender Bedeutung. tet, muss jede Stadt, jede Gemeinde, jeder Landkreis selbst Strategien entwickeln und umsetzen. Überall jedoch gilt: Politik für eine älter werdende Gesellschaft muss mit den Bürgerinnen und Bürgern, ob alt oder jung, und mit ihren Interessenvertretungen gemeinsam gestaltet werden – im Demografiedialog. Beteiligungsmöglichkeiten sollten
24 | JEDES ALTER ZÄHLT insbesondere auch für ältere Migrantinnen und Migranten unter Einbeziehung freiwilliger Hilfe geben bereits geschaffen werden. gesammelte gute Erfahrungen weiter. Die Bereitstellung von finanziellen Mitteln, Personal und Räumlichkeiten Kernmaßnahmen der Bundesregierung für diese Aufgabe bedarf weiterhin gemeinsamer An- strengungen. D as Programm „Anlaufstellen für ältere Menschen“ unterstützt die Weiterentwicklung vernetzter Anlauf- H aushaltsnahe Dienstleistungen und unentgeltliche stellen im Wohnviertel und die Entwicklung bzw. Er- Hilfen stärken: Unterstützung in Alltag und Haushalt ist weiterung kommunaler Konzepte und Strategien. eine Chance für alle Generationen. Ältere Menschen, die auf diese Weise ihre Selbstständigkeit erhalten, bilden U nter dem Förderschwerpunkt „Kommunale Bera- ein wachsendes Kundensegment. Haushaltsnahe tungsstellen‚ Besser Leben im Alter durch Technik“ Dienstleistungen müssen leicht zugänglich, qualitativ werden kommunale Beratungsmaßnahmen zu techni- gut, transparent und bezahlbar sein. In der Arbeitsgrup- schen Hilfs- und Assistenzsystemen für mehr Lebens- pe „Familie als Gemeinschaft stärken“ wird empfohlen, qualität und Selbstbestimmung im Alter unterstützt. Plattformen für die Vermittlung von Dienstleistungen zu entwickeln und die Qualifizierung der Anbieter zu D as Wissenschaftsjahr 2013 „Die demografische Chan- befördern. ce“ bringt Bürgerinnen und Bürger mit Wissenschaft und Forschung in den Dialog über Herausforderungen K ommunale Demografiekonzepte entwickeln und und Gestaltungsmöglichkeiten des demografischen austauschen: Demografiepolitik erfordert die Abstim- Wandels. mung von Sozial- und Wohnungspolitik, Infrastruktur- und Sozialplanung. Sie sollte mit realistischen Zielen D ie Bundesregierung bündelt ihre Maßnahmen für versehen und öffentlich diskutiert werden. Ressourcen sorgende Gemeinschaften auf lokaler Ebene nach abge- sollten auch in einen stärkeren Austausch und Vernet- stimmten inhaltlichen Leitlinien und durch intensiven zung (lokal bis bundesweit) investiert werden. Austausch zwischen den durchführenden Ressorts. Weitere Maßnahmen und Empfehlungen aus dem 2.2 Wohnen und Mobilität im Alter strategischen Konzept „Selbstbestimmtes Altern“ Um älteren oder in ihrer Mobilität eingeschränkten Men- A ltersbilder verändern: Selbstbestimmtes Leben im schen einen Verbleib in der gewohnten Umgebung zu Alter fordert Altersbilder, die für die Vielfalt des Alters, ermöglichen, ist ein breites Angebot an alters- und behin- für Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten im Alter dertengerechtem bezahlbarem Wohnraum unverzichtbar. sensibilisieren. Notwendig ist die Anpassung von Wohnungsbestand, Wohnumfeld und Infrastruktur. Bis 2020 müssten etwa E ngagement fördern: durch gute Zusammenarbeit drei Millionen Wohnungen, in denen mobilitätseinge- zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen, eine Anerken- schränkte Menschen wohnen, mit Investitionskosten von nungskultur und eine kommunale Infrastruktur. Neben ca. 39 Milliarden Euro saniert werden. Priorität hat der der Unterstützung durch Bund, Länder und Kommunen alters- und behindertengerechte Umbau des Wohnungs- sind auch Unternehmen, Stiftungen und andere Organi- bestandes nach den technischen Mindestanforderungen, sationen der Zivilgesellschaft daran beteiligt und ge- die im Rahmen des Programms „Altersgerecht umbauen“ fragt. entwickelt worden sind. Dabei wird der Bedarf an altersge- rechten Wohnungen in Abhängigkeit von der unterschied- Ü bergänge gestalten: Eine Aufgabe der Zukunft wird es lichen Entwicklung des Anteils älterer Menschen regional sein, die Verlängerung des Arbeitslebens mit Aktivitäten stark schwanken. Die Weiterentwicklung der Bestände ist in anderen Bereichen (Familie, Zivilgesellschaft) auszu- Aufgabe von Wohnungsunternehmen, Kleinvermietern balancieren. und selbstnutzenden Eigentümern. Sie sind dazu bereit und engagieren sich schon jetzt auf vielfältige Weise. G emeinwesenarbeit fördern: Zur Ausstattung vernetzter Aufgrund der zum Teil erheblichen Umbaukosten kann Anlaufstellen im Wohnviertel gehören Gemeinschafts- eine schnelle Ausweitung des Angebotes vielfach jedoch räume sowie Personal für koordinierende Aufgaben. nur durch gezielte staatliche Förderung erreicht werden. Modellprojekte quartiersnaher Pflegearrangements So wird die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum
III. SELBSTBESTIMMTES LEBEN IM ALTER | 25 neben dem aktuellen Eigenmittelprogramm der Kredit zu sorgen. Auch wird die Genehmigung flexibler Bedie- anstalt für Wiederaufbau (KfW) „Altersgerecht Umbauen“ nungsformen im ÖPNV erleichtert. zum Beispiel auch durch die soziale Wohnraumförderung unterstützt. Die Zuständigkeit hierfür liegt bei den Län- D ie Forschungsagenda der Bundesregierung für den dern; der Bund beteiligt sich mit Kompensationsmitteln, demografischen Wandel „Das Alter hat Zukunft“ unter- die bis 2013 zweckgebunden für investive Maßnahmen stützt die Erforschung und Verbreitung innovativer der Wohnraumförderung eingesetzt werden müssen. Aus Technik. Förderschwerpunkte sind zum Beispiel „Mobil dem Kreis der Gestaltungspartner wird gefordert, den bis ins hohe Alter – nahtlose Mobilitätsketten zur Besei- altersgerechten Umbau nicht nur durch zinsgünstige tigung, Umgehung und Überwindung von Barrieren“ Kredite, sondern (wie bereits bis 2011) auch durch Zu- und „Altersgerechte Assistenzsysteme für ein gesundes schüsse zu fördern. und unabhängiges Leben“. In der Verbindung von altersgerechtem Umbau, Dienst- Weitere Maßnahmen und Empfehlungen aus dem leistungen und ambulanter Pflege können ältere Men- strategischen Konzept „Selbstbestimmtes Altern“ schen auch bei Unterstützungs- und Pflegebedarf in der angestammten Wohnung bleiben. Ist dies nicht mehr S oziale Wohnraumförderung erhalten: Die Zuständig- möglich, sollten ergänzend zur stationären Pflege Wohn- keit liegt bei den Ländern; der Bund beteiligt sich mit und Betreuungsformen vorhanden sein, die möglichst Kompensationsmitteln, die den Wegfall früherer Bun- lange eine Versorgung in der Wohnung ermöglichen. desfinanzhilfen bis 2019 kompensieren. Wer sein Leben selbstbestimmt gestalten will, muss auch B eratung verbessern: Wohnberatung ausbauen, auch mobil sein können – ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem mit Blick auf das wachsende Interesse an gemeinschaft- öffentlichen schienen- und straßengebundenen Perso- lichen Wohnprojekten. nennahverkehr oder mit dem Auto. Die Erreichbarkeit von öffentlichen und privaten Angeboten der Daseinsvorsorge N eue Wohnformen stärken: Durch das Pflege-Neuaus- wird für ältere Menschen zu einer wachsenden Herausfor- richtungs-Gesetz (PNG) sind zusätzliche Leistungen für derung. Das eigene Auto ist gerade für viele ältere Men- Pflegebedürftige in ambulant betreuten Wohngruppen schen – besonders in ländlichen Regionen – für die eigene und eine Anschubfinanzierung zur Gründung dieser Versorgung und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben Wohngruppen eingeführt worden. Zudem werden zur häufig unverzichtbar. Als Alternative zum eigenen Auto wissenschaftlich gestützten Weiterentwicklung neuer kommt dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Wohnformen modellhafte innovative Konzepte einer eine Schlüsselrolle zu. In vielen ländlichen Regionen muss bewohnerorientierten, individuellen Versorgung Pflege- der ÖPNV aufgrund zurückgehender Schülerzahlen zu- bedürftiger gefördert. nehmend um öffentliche und private Bedarfsverkehre flexibel ergänzt werden, um die Mobilität für ältere Men- Klare Abgrenzung zwischen innovativen vorstationären schen zu sichern. Übergreifenden integrierten Mobilitäts- Wohnformen und Heimen: Die Immobilienwirtschaft konzepten kommt in Zukunft daher eine wachsende beschäftigt sich seit Jahren mit der Schnittstelle zwischen Bedeutung zu. Innovative Technik und Maßnahmen zur Wohnungs- und Betreuungsangeboten. Die rechtlichen altersgerechten Gestaltung können in der Wohnung Rahmenbedingungen zwischen allgemeinem Mietrecht, ebenso wie im Verkehr ein selbstbestimmtes Leben er- Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz und Heimrecht leichtern. sollten solche Kooperationen nicht erschweren. Kernmaßnahmen der Bundesregierung F lexible Verkehrsangebote in ländlichen Räumen stär- ken, zum Beispiel im Rahmen von integrierten Mobili- D ie Eigenmittelprogramme „Altersgerecht umbauen“ tätskonzepten durch Ergänzung des klassischen Buslini- und „Barrierearme Stadt“ der KfW im Auftrag der enverkehrs um öffentliche und private Bedarfsverkehre Bundesregierung stellen zinsgünstige Kredite bereit. (Rufbusse, Anrufsammeltaxen, Bürger- oder Kombibus- se, Mitfahrten in Privatfahrzeugen etc.) und Carsha- I ndem 2013 in Kraft gesetzten novellierten Personen- ring-/Carpooling-Angebote. beförderungsgesetz wird den Aufgabenträgern aufgege- ben, grundsätzlich bis 2022 für eine vollständige barrie- V erkehrssicherheit verbessern, zum Beispiel durch refreie Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs Fahrerassistenzsysteme und personalisierte Navigati-
26 | JEDES ALTER ZÄHLT onshilfen, die im Auto dazu beitragen können, nachlas- Stärkung von Nachbarschaft und Wohnviertel sowie der sende körperliche Fertigkeiten auszugleichen. Das Unterstützung pflegender Angehöriger verbinden. Dazu Verkehrssicherheitsprogramm der Bundesregierung, die ist es auch notwendig, dass sich die professionellen Helfer- Initiative „Straße des 21. Jahrhunderts“ sowie weitere berufe wie Medizin und Pflege an die sich verändernden Forschungsprojekte dienen diesem Ziel. Herausforderungen anpassen. B arrieren in der Infrastruktur der Deutsche Bahn AG Kernmaßnahmen der Bundesregierung abbauen durch barrierefreie Gestaltung weiterer Bahn- höfe, Verbesserungen in vorhandenen Fahrzeugen, bei Ä ltere Menschen sind eine zentrale Zielgruppe der Kundeninformation und Service sowie bei zukünftigen Präventionsstrategie und des von der Bundesregierung Zuggenerationen. am 20. März 2013 beschlossenen Gesetzentwurfs zur Förderung der Prävention. Für Leistungen zur primären Prävention sollen die Krankenkassen deutlich mehr 2.3 Prävention, Gesundheitsförderung ausgeben als bisher; zum Beispiel sollen die Ausgaben und Pflege für Leistungen zur Prävention in Lebenswelten der Versicherten (unter anderem in Seniorenheimen) min- Ältere Menschen sind von den meisten Krankheiten destens verdreifacht werden. Außerdem sollen die stärker betroffen als jüngere. Zudem wächst das Risiko Krankenkassen mit ihren Leistungen zur primären einer chronischen Erkrankung und des gleichzeitigen Prävention und mit Unterstützung der Bundeszentrale Auftretens mehrerer Erkrankungen. Bis ins hohe Lebens- für gesundheitliche Aufklärung das Gesundheitsziel alter und auch bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit verfügen „gesund älter werden“ umsetzen. ältere Menschen jedoch über Rehabilitationspotenziale ebenso wie über die Möglichkeit, sich präventiv um ihre I nder Forschungsagenda der Bundesregierung für den Gesundheit zu kümmern. Geistige und körperliche Aktivi- demografischen Wandel „Das Alter hat Zukunft“ sind täten sowie eine gesundheitsbewusste Lebensführung den Themen „Gesundheit“ und „Pflege“ zwei eigene leisten einen wichtigen Beitrag, um lange gesund und Forschungsfelder gewidmet. Dabei werden unter ande- selbstständig leben zu können. Gesundheitsförderung und rem im Rahmen des Wettbewerbs „Gesundheits- und Prävention haben insofern hohe und zunehmende Bedeu- Dienstleistungsregionen von morgen“ Regionen und tung für ein selbstbestimmtes Leben im Alter. Erfolg regionale Verbünde unterstützt, die modellhaft Lösun- versprechend sind vor allem sozialraumbezogene Maß- gen für eine bessere Vernetzung von medizinischen, nahmen, die die Lebenswelten und das Umfeld der Men- pflegerischen und sozialen Dienstleistungen entwickeln schen einbeziehen. Heute werden 70 % aller Pflegebedürf- (2013 bis 2016). tigen zu Hause versorgt, davon zwei Drittel allein durch Angehörige. In Zukunft ist zu erwarten, dass aufgrund der D ie Bundesregierung hat gemeinsam mit den Ländern steigenden Lebenserwartung auch die Zahl der Pflegebe- und Verbänden im Jahr 2011 eine „Ausbildungs- und dürftigen weiter deutlich ansteigen wird – je nach demo- Qualifizierungsoffensive Altenpflege“ gestartet und grafischen Rahmenbedingungen regional sehr unter- Ende 2012 einen Ausbildungspakt mit konkreten Ver- schiedlich. Ihre Angehörigen werden aber oftmals – viel- einbarungen unterzeichnet. Ein Gesetzesentwurf für ein fach aus Gründen berufsbedingter Mobilität – nicht in der Pflegeberufegesetz wird erarbeitet. Nähe leben und nicht die Möglichkeit haben, sie zu pfle- gen. Um das erforderliche qualifizierte Personal für die M itdem Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz werden die Pflege zu gewinnen, ist es erforderlich, die Aus-, Fort- und Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung des Weiterbildung in den Pflegeberufen zu stärken und die individuellen Wohnumfelds, die Förderung des Auf- Attraktivität des Beschäftigungsfeldes zu steigern. und Ausbaus von Selbsthilfegruppen und die Einbezie- hung von ehrenamtlich Engagierten in die Pflege ge- Gleichzeitig muss Pflege stärker kleinräumig organisiert stärkt. Modellprogramme unterstützen die Erprobung werden. Professionelle Strukturen sollten von bürger- von Betreuungsdiensten und die Weiterentwicklung schaftlichem Engagement begleitet und im Sozialraum neuer Wohnformen. Auch pflegende Angehörige wer- verankert werden. Bundesregierung und Gestaltungspart- den entlastet. ner unterstützen daher die Weiterentwicklung und Ver- breitung von quartiersbezogenen Pflegearrangements, die professionelle Pflege mit freiwilligem Engagement, einer
III. SELBSTBESTIMMTES LEBEN IM ALTER | 27 Weitere Maßnahmen und Empfehlungen aus dem P flegende Angehörige unterstützen: Gesellschaftliche strategischen Konzept „Selbstbestimmtes Altern“ Anerkennung, Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, Selbsthilfe-, Beratungs- und Entlastungsangebote hel- P rävention ausbauen: Durch kognitive und körperliche fen, Pflege besser zu bewältigen. Aktivität sowie durch gesundheitsbewusste Lebens führung in allen Abschnitten des Lebenslaufs werden I nnovative Technik nutzen, zum Beispiel durch automa- wichtige Beiträge zur Erhaltung von Selbstständigkeit, tische Routine- und Dokumentationstätigkeiten in der Selbstbestimmung und Teilhabe bis ins hohe Lebens Pflege: Die Bundesregierung fördert die Entwicklung alter geleistet. Die Krankenkassen haben sich darauf dieser Technologien in dem Förderschwerpunkt „Assis- verständigt, älteren Versicherten bei der Angebots tierte Pflege von morgen – ambulante technische Unter- planung und Ansprache verstärkte Aufmerksamkeit zu stützung und Vernetzung von Patienten, Angehörigen widmen. und Pflegekräften“. D ie Erforschung des Alter(n)s vorantreiben: Die Bundes- H ospizarbeit und Palliativmedizin unterstützen: ambu- regierung fördert dies mit einer Initiative zur Unterstüt- lante und stationäre Hospizarbeit, eine Palliativversor- zung neuer Nachwuchsgruppen und Lehrstühle für gung auch zu Hause, Hospizkultur und Palliativkompe- Geriatrie und Gerontologie. tenz in Einrichtungen der stationären Altenpflege. S portangebote auf ältere Menschen zuschneiden: In verschiedenen Projekten hat der Deutsche Olympische Sportbund zum Beispiel Modelle für Neu- und Wieder- einsteiger entwickelt. K ommunen bewegungsfreundlich gestalten: Dazu gehören Sportstätten und Schwimmbäder, Walking strecken und Spazierwege, Bänke und öffentliche Toilet- ten, Bewegungsparcours und Fahrradwege ebenso wie die Beseitigung von Stolperfallen und eine sichere Beleuchtung. A ngebote zu Hause machen: Auch für multimorbide und pflegebedürftige Menschen sind Bewegungsange- bote geeignet, um die Gesundheit zu erhalten. Je älter die Zielgruppe und je eingeschränkter die Möglichkei- ten, desto wichtiger werden aufsuchende Angebote. A ndere Hilfen gehen einer rechtlichen Betreuung vor: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Stärkung der Funktionen der Betreuungsbehörde. R ehabilitation vor Pflege: Rehabilitationsmaßnahmen, insbesondere die geriatrische Rehabilitation, können gerade auch für pflegebedürftige oder von Pflegebedürf- tigkeit bedrohte Menschen von großem Nutzen sein. V om Krankenhaus in den Alltag zurückfinden: Nach Krankenhausaufenthalten kommt es bei verändertem Unterstützungs- und Pflegebedarf auf eine bedarfsge- rechte Anpassung der Wohn- und Lebensbedingungen an die neue Situation an.
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