Markenkommunikation in Krisenzeiten - Wie Unternehmen und Marken jetzt zukunftsorientiert kommunizieren sollten - Agentur pilot
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PILOT RADAR Markenkommunikation in Krisenzeiten Wie Unternehmen und Marken jetzt zukunftsorientiert kommunizieren sollten
Inhalt Intro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Phasen der Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Phase 1: Lockdown-Schock . . . . . . . . . . . . . . 8 Phase 2: Ernüchterung und Reality Check . . . . 11 Phase 3: Sehnsucht nach einem neuen Normal 14 Phase 4: Blick nach vorn . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Outro: Learning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Intro Krise ist nicht gleich Krise Es gibt keine verbindlichen Blaupausen zur kommunikativen Bewältigung von Außnahmesituationen. 4
pilot Radar: kontinuierliche Befragungswellen Welle 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 KW 12 13 14 15 16 17 18 19 20 22 24 26 28 n = 1.000, repräsentative Online-Befragung Stimmung in Implikationen für Konsumverfassung der Bevölkerung Werbung und Marken Dies gilt ganz besonders für die Corona-Krise, die uns reihe „pilot Radar“ gestartet. Abgefragt wurden Items mit einem wochenlangen Lockdown in eine Situation zur Stimmungslage und zu Einstellungen, zum Konsum- gezwungen hat, wie wir sie alle noch nicht erlebt haben. und Medienverhalten sowie zur Markenwahrnehmung Auch nicht die Werbewirtschaft. Kein Wunder also, dass der Deutschen in Zeiten der Krise. Werbetreibende sehr unterschiedlich reagiert haben: Wie ein Katalysator hat Corona das Spannungsfeld von sofortigem Kampagnenstopp über konsistentes von gesellschaftlichen Veränderungen und Konsumver- Festhalten an Jahresstrategien bis hin zu Budgeterhö- halten für Marken und ihre Kommunikation verstärkt. hungen. In diesem PILOTSPOTLIGHT analysieren wir daher Um die Bedürfnislage der Menschen besser zu ver- nicht nur die Phasen der Krise mit ihren wichtigsten stehen und situativ ausgerichtete Empfehlungen für die Auswirkungen auf die Markenkommunikation, sondern Markenkommunikation entwickeln zu können, hat pilot leiten auch zentrale Empfehlungen für die Zukunft ab. zu Beginn des Shutdowns die repräsentative Studien- 5
Phasen der Krise Vom akuten Schock zur Neuorientierung Auf der Basis von verschiedenen Modellen der Psychologie (z. B. Verena Kast, Johan Cullberg) wissen wir heute, dass Menschen in Krisen verschiedene Phasen durchlaufen: 6
Phasen der Krise GESELLSCHAFT Akuter Schock Reaktion Akzeptanz Neuorientierung INDIVIDUUM • Phase 1 „Akuter Schock“: eine Art Lähmung und bild, zum Konsumverhalten oder Einschätzungen der Nicht-wahrhaben-Wollen dominieren. persönlichen Situation Woche für Woche erhoben, wo- durch in der Zeitreihe klare Tendenzen und selbst kleine • Phase 2 „Reaktion“: chaotische Emotionen, Veränderungen deutlich wurden. Gleichzeitig wurden Verdrängung und Aufkeimen von Angstgefühlen. in jeder Welle neue Fragestellungen zu aktuellen Ent- wicklungen und Themen mit aufgenommen, um deren • Phase 3 „Akzeptanz“: konstruktives Akzeptieren und Einfluss nachzuvollziehen. Suchen nach Lösungen. Dabei zeigte sich deutlich, dass jede Phase eine spezi- fische kommunikative Antwort erfordert und dass unre- • Phase 4 „Neuorientierung“: Fokus auf Konsequenzen flektiertes Festhalten an Standardlösungen für Marken für den Betroffenen selbst sowie sein Umfeld und sogar zu einem Problem werden kann. seine Umwelt. Das umfangreiche Studiendesign des pilot Radars und die hohe Frequenz der Feldarbeit erlauben eine genaue Beobachtung von Veränderungen nach einzelnen Kri- senphasen. So wurden Frage-Cluster zum Stimmungs- 7
Phase 1 Lockdown- Schock Im Januar ist von einem neuartigen Corona-Virus in China die Rede, Ende Februar richtet die Bundesregierung einen Krisenstab ein, Anfang März werden die ersten Veranstal- tungen abgesagt, am 22. März heißt es schließlich: „Lockdown“. Noch in der gleichen Woche geht die erste Umfragewelle des pilot Radars ins Feld, denn klar ist: Nichts ist mehr, wie es vorher war. Werbungtreibende müssen in ihrer Markenkommunikation auf diese ein- schneidenden Ereignisse reagieren und ihre Strategien kontinuierlich und agil anpassen. | KW 12 – 14 8
Stimmungsbild und Einstellungen Implikationen für die Markenkommunikation • Corona wird zum alltagsbeherrschenden Thema. Im Spannungsfeld zwischen der Sehnsucht nach Normalität, der hohen Sorge vor gesundheitlichen • Der Sorgenfaktor ist hoch Risiken und einer unsicheren Zukunft stehen (Gesundheit und wirtschaftliche Entwicklung). Marken vor einer besonderen Herausforderung: flexibles Agieren ohne hektischen Aktionismus. Es • Starker Gemeinschaftssinn in der Gesellschaft. gilt, die aktuellen gesellschaftlichen Strömungen zu antizipieren. • Verändertes Freizeitverhalten durch Quarantäne: Boom der Indoor-Hobbys. Manche Marken nutzen das (kurzzeitige) Momentum des gesellschaftlichen Zusammenhalts • Steigender Medienkonsum und profilieren sich über „Danke“-Kampagnen. Die (TV, Streaming und Social Media). Menschen beurteilen das in dieser Phase positiv. Schnell zeigt sich aber auch, dass jedes Unter- nehmen individuelle Lösungen finden muss, um authentischen Purpose in Form von lebensbejahen- Konsumverhalten und Markenorientierung den und konstruktiven Inhalten zu finden. Und: In Zeiten der Homebound Economy sind gerade • Marken genießen hohen Stellenwert: dialogorientierte Strategien besonders gefragt. Die Hälfte der Befragten traut ihnen zu, mehr an die Gesellschaft als an den eigenen Profit zu Besser vermeiden: eine kommunikative denken. Dieser Wert sinkt kontinuierlich, im Schockstarre. Sonst droht die Gefahr, essenzielles Gegenzug steigt das Preisbewusstsein. Markenkapital zu vernichten. Selbst starke Marken sind nicht automatisch krisenresistent und können • Stabile Ausgabebereitschaft korreliert mit dem in Wettbewerbssituationen geraten, in denen der Grad der Besorgtheit: Je größer die Sorgen sind, Preis das stärkere Kaufargument bietet. desto weniger Geld sind die Menschen bereit auszugeben (vgl. Grafik 1 und 2, n. S.). Empfehlung: imagebildende Ansprache und glaubwürdiger Nachweis, dass das Unternehmen • E-Commerce profitiert vom Shutdown, was die bereit ist, Verantwortung für das Gemeinwohl zu Rabattfixierung befeuert. übernehmen. • Zeit der Hamsterkäufe: Toilettenpapier, Hefe oder haltbare Lebensmittel sind gefragt – selbst Jünge- re (18 bis 29 Jahre) entdecken die Vorratshaltung. 9
Sorgenbarometer der Deutschen (Grafik 1) 75 77 75 71 67 65 61 59 61 56 58 52 48 41 42 42 37 38 33 33 29 25 24 25 Macht mir sehr große / eher große Sorgen Macht mir eher weniger / überhaupt keine Sorgen Frage: Bitte denken Sie an das Thema Corona-Virus. Wie würden Sie Ihre persönliche Wahrnehmung dieses Themas beschreiben? Stabile Kaufbereitschaft (Grafik 2) 61 61 57 56 58 59 54 54 54 56 50 45 43 41 42 40 39 39 37 36 34 34 5 4 5 4 4 4 5 4 3 5 5 Ich werde weniger Geld ausgeben. Ich werde genauso viel Geld ausgeben. Ich bin bereit, mehr Geld auszugeben. Frage: Wie schätzen Sie ganz allgemein Ihre Ausgabebereitschaft für neue Waren und Dienstleistungen in den nächsten Wochen ein – verglichen mit der Zeit vor der Corona-Krise? Angaben in % Phase 1 (KW12-KW14) Phase 2 (KW15-KW17) Phase 3 (KW18-KW22) Phase 4 (KW24-KW28) Quelle: pilot Radar / Basis: Gesamt / n = 1.000 10
Phase 2 Ernüchterung und Reality Check Nach einer Verlängerung der Kontaktbeschränkungen sehnen sich Ende April alle nach ersten vorsichtigen Locke- rungen. Geschäfte bis 800 m2 dürfen wieder öffnen und die Maskenpflicht wird eingeführt, die in den kommenden Wochen zum „neuen Normal“ wird. Ob EU oder Bundesre- gierung – milliardenschwere Konjunktur- und Kreditpro- gramme sollen die Wirtschaft wieder in Schwung bringen, Sozialleistungen werden ausgebaut. Es gibt erste positive Meldungen über die Entwicklung von Impfstoffen. Gleich- zeitig steigt der gesellschaftliche Frust: Am 1. Mai wird daher nicht für Arbeitnehmerrechte protestiert, sondern gegen Hygieneauflagen und Abstandsgebote. Verschwö- rungstheorien haben Hochkonjunktur. | KW 15 – 17 11
Stimmungsbild und Einstellungen • Immer beliebter: Motive, die Rabatte oder Sonder- angebote kommunizieren. • Corona spaltet die Gesellschaft in Lockdown- Befürworter und -Gegner und offenbart Span- nungsfelder zwischen dem Wunsch nach körper- licher Unversehrtheit und wachsender Angst vor Implikationen für die Markenkommunikation finanziellen Risiken. Situative Haltungskampagnen haben ausgedient, • Zusammengehörigkeitsgefühl weicht Ernüchte- stattdessen verstärkt sich der Konsumentenfokus rung und Fixierung auf das eigene Schicksal (vgl. auf den Preis. Die Menschen wollen kaufen – und Grafik 3, rechts). damit einen Schritt zurück in die Normalität gehen. Für Marken bedeutet das, die Produktbotschaften • Optimismus, dass sich die Lage schnell wieder diesem Trend anzupassen, z. B. über Preiskam- normalisiert, sinkt, dafür steigen das Lagerkoller- pagnen. Die Markenkommunikation steht vor der Gefühl und das Bedürfnis nach Realitätsflucht. Aufgabe, das Verhältnis zwischen inhaltlichem Anspruch und Produktwerbung sensibel auszuta- • Urlaubsplanung verliert vorerst an Relevanz. rieren. Der Medienkonsum stabilisiert sich auf sehr hohem Niveau, der Hunger nach Informationen Konsumverhalten und Markenorientierung lässt etwas nach, das Bedürfnis nach Ablenkung ist unverändert hoch. TV erzielt sehr hohe Reichwei- • Mit den ersten Lockerungen steigt die Anschaf- ten, kann aber vom Nutzungshype in der Belegung fungsabsicht für Waren, deren Kauf im Lockdown nicht profitieren. zurückgestellt wurde, wie Möbel oder Brillen. Eine lukrative Option für Werbungtreibende: • Nach Öffnung der Geschäfte bleibt der große Schon lange nicht mehr hatte ein reichweitenstar- Ansturm wegen Abstandsregelung und Masken- kes Massenmedium wie TV ein so attraktives pflicht aus. Preis-Leistungs-Verhältnis. • Phänomene wie Social Distancing führen dazu, dass Konsumenten Marken im gesellschaftlichen wie persönlichen Kontext völlig neu bewerten (vgl. Grafik 3, rechts). • Deutlich veränderte Einstellung zur Werbung: Der Sättigungsgrad in Bezug auf situative Haltungskampagnen ist erreicht, Marken haben genug „Danke“ gesagt. 12
Stimmungsbild in Corona-Zeiten (Grafik 3) 70 Die Corona-Krise schweißt uns als Gesellschaft 63 59 stärker zusammen. 50 50 50 Ich traue den meisten Marken / Unternehmen zu, 37 36 dass sie mehr an die Gesellschaft als an den Profit denken. 28 29 57 Ich vertraue der Politik / Verwaltung, dass sie die 65 58 Lage sehr gut im Griff hat. 60 58 94 In der Corona-Krise trägt jeder Einzelne Verantwortung 89 87 für die Gemeinschaft, nicht nur für sich selbst. 87 89 Frage: Nachfolgend sehen Sie einige Aussagen, die wir von anderen Menschen zur Corona-Krise gehört haben. Wie ist das bei Ihnen persönlich? Inwiefern stimmen Sie diesen Aussagen zu? Veränderte Einstellung zur Werbung (Grafik 4) 63 55 58 58 56 54 58 56 54 58 55 56 50 53 53 52 51 50 47 44 46 43 44 47 41 40 41 Werbung, die Sonderangebote / Werbung, die zeigt, welchen positiven Werbung, die zeigt, wie wir als Rabatte zeigt. Beitrag Marken aktuell leisten. Gesellschaft zusammenstehen. Frage: Wie beurteilen Sie aktuell diese inhaltlichen Ausgestaltungsarten von Werbung? Antwortmöglichkeiten: „gefällt mir gar nicht”, „gefällt mir weniger gut”, „ist mir egal”, „gefällt mir eher gut”, „gefällt mir besonders gut” / Grafik zeigt Top-2-Werte (eher gut/besonders gut) Angaben in % Phase 1 (KW12-KW14) Phase 2 (KW15-KW17) Phase 3 (KW18-KW22) Phase 4 (KW24-KW28) Quelle: pilot Radar / Basis: Gesamt / n = 1.000 13
Phase 3 Sehnsucht nach einem neuen Normal Während die Ministerpräsidenten über den Grad der Locke- rungen streiten, sorgen die Bürger für Fakten: Am sonnigen Pfingstwochenende werden die Ausflugsziele gestürmt. Zur Freude der Fußballfans startet die Bundesliga wieder – als Geisterspiele, aber Deutschland übernimmt damit eine Vorreiterrolle. Mecklenburg-Vorpommern heißt wieder Urlauber willkommen. Und die ersten Impfstofftests an Menschen verlaufen erfolgreich. | KW 18 – 22 14
Stimmungsbild und Einstellungen • Regionale Urlaubsangebote profitieren von den ersten Lockerungen. • Der Einfluss von Corona auf das tägliche Leben sinkt, die persönliche wirtschaftliche Situation gewinnt an Bedeutung. Implikationen für die Markenkommunikation • Optimismus macht sich breit, fast die Hälfte der Deutschen ist Anfang Juni der Meinung, „dass Der Blick auf die Produkte verändert sich, das sich die Lage schnell wieder normalisiert“. Markenkapital gerät zunehmend unter Druck. Aber die intensivere Auseinandersetzung der Menschen • Der Zwiespalt der Gefühle bleibt: Trotz sinkender mit dem Konsum birgt auch Chancen für Marken. Infektionszahlen ist die Furcht vor einer Erkran- Die richtige Zeit, das Wertegerüst von Unterneh- kung groß. men zu überprüfen und die Markenstrategie glaub- würdig daran auszurichten. • Persönliche Kontakte werden wieder intensiviert. Kampagnen zu Sonderangeboten oder Rabat- ten erfahren weiter hohen Zuspruch, Motive zum • Das Gemeinschaftsgefühl schwindet weiter, im gesellschaftlichen Beitrag von Marken verlieren an Spannungsfeld zwischen Verantwortungsgefühl Zustimmung. für die Gesellschaft und Individualinteressen, Die Herausforderung für Unternehmen: Stär- bleibt aber immer noch auf einem hohen Niveau. kung ihrer Marken über stringente werteorien- tierte Strategien für die Zeiten eines möglichen Konjunktureinbruchs. Um einem zunehmenden Preisdruck zu begegnen, sollte die Marke im Rele- Konsumverhalten und Markenorientierung vant Set der Konsumenten verankert werden und gute Argumente für einen Kaufwunsch liefern. • Trotz konjunktureller Alarmstimmung: Die Menschen wünschen sich positive Marken- Ausgabebereitschaft der Konsumenten ist unver- botschaften: Zuversicht und ein gewisses Quantum ändert stabil, solange sie sich in einer wirtschaft- Euphorie. Statt Corona-Washing heißt es nun, lich sicheren Situation sehen. Menschen, die von Phantasien der Hoffnung und Zuversicht zu entwi- der Krise wirtschaftlich betroffen sind, wollen ckeln. ihre Ausgaben zurückfahren (vgl. Grafik 5, n. S.). Für Mediastrategien gilt: Die Dynamik bei der intendierten Mehrnutzung von „Indoor-Medien“ • Preisfokussierung übertrumpft Markenorientie- schwächt sich kontinuierlich ab, liegt aber immer rung bei Produkten des täglichen Bedarfs sowie noch über den üblichen Durchschnittswerten, bei größeren Anschaffungen (vgl. Grafik 6, n. S.). wodurch sich unverändert hervorragende Reich- weitenziele umsetzen lassen. Das Smartphone als • Konsumverhalten tendiert zu Smart Shopping mit mobiler Alltagsbegleiter rückt wieder stärker in digitalem Preisvergleich für die Wunschmarke. den Fokus. 15
Wirtschaftliche Situation beeinflusst Konsumbereitschaft (Grafik 5) Menschen, die weder persönlich noch am Menschen, die persönlich von der Krise Rande von der Krise wirtschaftlich betroffen sind wirtschaftlich betroffen sind 71 67 70 65 63 63 59 60 58 59 56 59 56 57 52 53 44 43 43 38 40 36 35 32 30 35 35 37 28 25 30 27 Ich werde weniger Geld ausgeben. Ich werde genauso viel Geld ausgeben. Ich werde weniger Geld ausgeben. Ich werde genauso viel Geld ausgeben. Frage: Nachfolgend sehen Sie einige Aussagen, die wir von anderen Menschen zur Corona-Krise gehört haben. Wie ist das bei Ihnen persönlich? Inwiefern stimmen Sie diesen Aussagen zu? Preisfixierung nimmt in der Krise zu (Grafik 6) 60 59 56 56 57 56 57 57 56 56 53 52 39 37 40 39 40 36 37 36 38 35 35 37 5 7 6 6 5 5 5 5 4 2 4 4 Ich achte vor allem / eher auf den Preis. Ich achte auf den Preis und die Marke. Ich achte vor allem / eher auf die Marke. Frage: Achten Sie beim Einkaufen von Waren des täglichen Bedarfs eher auf den Preis oder eher auf die Marke? Angaben in % Phase 1 (KW12-KW14) Phase 2 (KW15-KW17) Phase 3 (KW18-KW22) Phase 4 (KW24-KW28) Quelle: pilot Radar / Basis: Gesamt / n = 1.000 16
Phase 4 Blick nach vorn Die Infektionszahlen gehen zurück, Sorgen bereitet die Wirtschaft. Die Bundesregierung beschließt das Konjunk- turpaket 2, darunter eine Senkung der Mehrwertsteuer und einen Kinderbonus. Die Hygiene-Beschränkungen werden zunehmend gelockert. Mitte Juni startet die Corona-Warn- App. Gleichzeitig erfordern lokale „Super Spreader“-Ereig- nisse die Rückkehr zu punktuellen Lockdowns und führen uns vor Augen, dass uns die Pandemie noch längere Zeit begleiten wird. Die Fortschritte in der Impfstoffentwick- lung machen Hoffnung. Und Mallorca öffnet die Tore für Touristen – und schließt gleich wieder den Ballermann. | Ab KW 24 17
Stimmungsbild und Einstellungen • Mit den neuen Freiheiten und Grenzöffnungen steigt die Lust an der Urlaubsplanung, die nach • Das Sorgenbarometer fällt, der Grad der wie vor eine hohe Relevanz hat. Entspanntheit nimmt zu und die persönliche finanzielle Situation bleibt relevant. • Das Leben verlagert sich wieder nach draußen, Implikationen für die Markenkommunikation das Freizeitverhalten normalisiert sich, Beein- trächtigungen durch Corona werden immer weni- Mehrwertsteuersenkung als Konjunkturmotor: ger wahrgenommen (vgl. Grafik 7, rechts). Viele Konsumenten sind skeptisch, ob Handel und Unternehmen diese Steuererleichterung uneinge- • Die Stimmungslage bleibt komplex zwischen schränkt weitergeben. In Kombination mit dem Zuversicht und Verunsicherung, getrieben durch Relevanzverlust, den Marken während der Coro- aktuelle Skandalmeldungen (z. B. fleischverarbei- na-Zeit in der Wahrnehmung der Konsumenten tende Industrie). gegenüber Preisargumenten erlitten haben, gilt es nun, das Vertrauen in Marken und Unternehmen • Das Interesse am Konjunkturpaket ist groß, der zu stärken. Eine wirkungsvolle Maßnahme: die große „Wumms“ wird aber nicht erwartet. Steuererleichterung ohne Einschränkungen weiter- zugeben – und dies glaubwürdig zu vermitteln. Eine Chance für Marken ergibt sich aus dem Konsumverhalten und Markenorientierung eskapistischen Bedürfnis, sich nun etwas zu gönnen und unterwegs zu sein. Für ein begrenztes • Die Krise sorgt zunehmend für eine Spaltung der Zeitfenster entstehen dadurch kommunikative Gesellschaft (vgl. Grafik 8, rechts). Diese zeichnet Ansatzpunkte über die Inszenierung inspirieren- sich auch finanziell ab: Die Hälfte der Deutschen der Verwendungsanlässe. Denn: Corona hat den sieht sich von der Krise weder persönlich noch Deutschen zwar die Freude am Einkaufsbummel am Rande wirtschaftlich betroffen. Ein Drittel getrübt, die Lust am Konsum aber ist geblieben. der Deutschen befürchtet Einbußen und plant, die Dies können Marken nun befeuern. Optionen erge- Ausgaben zu reduzieren. ben sich für höherpreisige Produkte wie Genuss- mittel, Markenkleidung, Outdoorprodukte oder • Dem gut situierten Teil der Deutschen ist es Technik. Insbesondere die Kreation ist hier aufge- gerade jetzt wichtig, sich etwas Gutes zu tun: rufen, genau dieses Lebensgefühl zu unterstützen. feiern mit Freunden, Online-Shopping, Restau- rantbesuche oder Anschaffungen für den Wohn- raum. • Die Maskenpflicht beeinträchtigt das Einkaufser- lebnis und dämpft den Handel. 18
Einfluss von Corona auf das tägliche Leben sinkt (Grafik 7) In folgenden Bereichen hat sich etwas „sehr stark geändert”: 67 69 66 63 59 57 45 40 35 32 32 30 30 29 28 29 25 21 22 22 21 19 18 18 19 17 17 17 15 13 15 14 13 11 11 10 Gewohnte Ausübung der Arbeit Treffen mit Freunden outdoor Einkauf des täglichen Bedarfs Nutzung Fernsehen Frage: Welchen Einfluss hat das Thema Corona-Virus auf diese Bereiche Ihres täglichen Lebens? Krise spaltet die Gesellschaft (Grafik 8) 41 Ich bin optimistisch, dass sich die Lage schnell wieder 43 normalisiert. 42 49 41 33 Nach der Corona-Krise wird für mich persönlich vieles 29 schlechter sein als zuvor. 33 29 33 Frage: Nachfolgend sehen Sie einige Aussagen, die wir von anderen Menschen zur Corona-Krise gehört haben. Wie ist das bei Ihnen persönlich? Inwiefern stimmen Sie diesen Aussagen zu? Angaben in % Phase 1 (KW12-KW14) Phase 2 (KW15-KW17) Phase 3 (KW18-KW22) Phase 4 (KW24-KW28) Quelle: pilot Radar / Basis: Gesamt / n = 1.000 19
Outro Learnings für die Marken- kommunikation Das Kapitel Corona ist vermutlich längst noch nicht abge- schlossen, dennoch zeichnen sich bereits klare Tendenzen ab, was die Menschen von Marken erwarten und welche Erkenntnisse sich für werbungtreibende Unternehmen daraus ergeben: 20
Nicht werben ist die schlechteste Lösung müssen Unternehmen frühzeitig und konsequent reagie- ren. Denn nur starke Marken, die einen überzeugenden Krisen schaden der Brand Awareness – schon alleine Konsumwunsch auslösen können und fest im Relevant durch die thematische Überlagerung und den gestiege- Set verankert sind, können sich in schwierigen Wettbe- nen News-Flow und Noise-Level. Es zeigt sich aber, dass werbssituationen oder rezessiven Konjunkturphasen Marken, die konstant weiterwerben, ein deutlich höhe- erfolgreich behaupten. res Ad-Awareness-Niveau halten können als Marken, die in den kommunikativen Shutdown geschickt und deren Der Wert einer werteorientierten Kommunikation Kampagnen gestoppt werden (siehe Grafik 10, n. S.). Gerade in Krisen erwarten die Menschen von Unterneh- Krisen erfordern gezielt ausgesteuerte men und Marken Haltung. Durch die hohe Volatilität Phasen-Strategien – beispielsweise durch neue Lebenssituationen – gilt es gerade jetzt, Markenwerte neu zu diskutieren und Einstellungen und Verhalten verändern sich unter dem auszurichten. Um dies glaubwürdig transportieren zu Eindruck besonderer Ereignisse. Bei längeren Krisen können, muss es auf der Basis eines soliden Wertege- wie der Corona-Pandemie erfolgt dies in verschiedenen rüstes des Unternehmens erfolgen. Situative Haltungs- Phasen. Werbungtreibende Unternehmen sollten diese kampagnen wie „Danke“-Aktionen haben nur eine kurze Strömungen antizipieren und ihre Markenstrategien agil Halbwertszeit. auf die aktuellen Bedürfnislagen der Menschen ausrich- ten. Schließlich gibt es weiterhin viele Unbekannte: Nachhaltigkeit bleibt eines der Top-Themen von einem zweiten Shutdown bis zur Rezession. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen über kontinuierliche Die Themen Sustainability und soziale Verantwortung Trackings verfügen, die das Lebensgefühl, Konsum- konnten ihre Relevanz auch durch die Krise hindurch verhalten und die Mediennutzung ihrer Zielgruppen konsistent erhalten. Die Menschen überdenken – auch erfassen. und gerade – in schwierigen Zeiten ihr eigenes Handeln sowie mögliche kausale Zusammenhänge und setzen Konsumverhalten im Wandel sich mit Verzicht und Nachhaltigkeit auseinander. Von den Unternehmen erwarten sie ein glaubwürdiges Nicht nur Stimmungen schwanken, auch die Einstellung Engagement und Handeln, das langfristig verfolgt und zum Konsum. Die Menschen zeigen sich unverändert konsequent durchgehalten wird (vgl. Grafik 9, n. S.). offen für werbliche Botschaften, setzen sich aber inten- siver mit dem Thema Konsum auseinander. Zwischen Fazit Hamsterkauf und „Gönn dir was“-Momentum öffnet sich ein breites Kommunikationsspektrum. Der Handel Dieses PILOTSPOTLIGHT zeigt, wie volatil die Umwelt sieht sich anders gefordert als der E-Commerce, daher ist, sich gelebte Glaubenssätze von einem auf den erfordert jede Kategorie eine spezifische Bedürfnis- und anderen Tag verändern können und getroffene Entschei- Motivanalyse. Dies kann sich beispielsweise auf den dungen immer auch zeitnah adjustiert werden müssen – Wunsch nach Inspiration oder konstruktiver Lebens- ohne dabei aktionistisch langfristige Strategien aus den hilfe beziehen. Augen zu verlieren. Was sich in Krisenzeiten bewährt: die viel beschworene und notwendige Kollaboration von Marken unter Druck Marktpartnern (Kunden – Agenturen – Vermarktern), das richtige Mindset sowie ein handlungsfördernder Es ist nicht nur ein Krisenthema, aber Corona hat die Datenschatz. Entwicklung beschleunigt: Die Markenorientierung erodiert zugunsten einer zunehmenden Preisfixierung. Dies gefährdet langfristig das Markenkapital. Darauf 21
Nachhaltigkeit als krisenresistentes Thema (Grafik 9) Mir gefällt Werbung ... Top 2 (Gefällt mir eher gut/besonders gut) ... die zeigt, welchen positiven Beitrag Marken 52 52 50 53 4 8 35 43 10 (zukünftig) für die Gesellschaft leisten können. ... die das soziale Engagement von Unternehmen / 51 51 52 53 5 7 35 42 11 Marken thematisiert. ... die auf die Nachhaltigkeitsstrategie des werbenden 57 59 59 3 8 30 44 16 55 Unternehmens eingeht. KW 22 KW 24 KW 26 KW 28 Angaben in % Gefällt mir gar nicht Gefällt mir weniger gut Ist mir egal Gefällt mir eher gut Gefällt mir besonders gut Frage: Bleiben wir einmal bei dem Thema Marken und Werbung. Unabhängig von der Corona-Krise können Marken in ihrer Werbung ja unterschiedlich stark Themen wie soziales Engagement, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung aufgreifen. Inwiefern gefällt Ihnen dies persönlich gut oder weniger gut? Quelle: pilot Radar / Basis: Gesamt / n = 1.000 / Das linke Balkendiagram visualisiert KW28 Werbe-Shutdown schadet den Marken (Grafik 10) Jahreswechsel Beginn der • Insgesamt wurden 116 Marken des YouGov BrandIndex betrachtet. 2019/2020 Corona-Krise In der Krise weitergeworben 80 In der Krise begonnen Ad Awareness Index Nicht in der Krise geworben Gar nicht geworben 70 • Im Fokus stand bei der Betrachtung die Ad Awareness der jeweiligen Markencluster. 60 • Es zeigt sich, dass Marken, die nicht aufgehört haben zu werben, im Vergleich ein deutlich stärkeres Ad-Awareness-Niveau halten konnten. 50 40 Datenbasis YouGov BrandIndex | 116 Marken ab KW11 (Start verschärfter 52 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Einschränkungen in DE) in Betrachtung | Ad-Awareness-Verläufe stellen Kalenderwoche eine Verdurchschnittlichung aller Marken eines Typs dar. 22
Martina Vollbehr Chris Schneider Geschäftsführerin pilot Insight & Strategy Geschäftsleiter | Director Strategy M.Vollbehr@pilot.de C.Schneider@pilot.de Sie möchten unsere Agenturpublika- pilot Hamburg GmbH & Co. KG tion als Digitalversion oder im Abo? Neue Rabenstraße 12 Dann registrieren Sie sich hier: 20354 Hamburg pilot.de/pilotspotlight
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