Sicherheit beim Bergwandern
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Sicherheit beim Bergwandern Die Bedeutung von Wegmarkierungen Wandern ist Bergsport Nummer eins. In der Schweiz wie auch an- derswo. In der letzten Ausgabe #102 hat Ueli Mosimann in seinem Beitrag zu den SAC-Schwierigkeitsskalen auch die Berg- und Alpin- wanderskala vorgestellt. Wie diese entstanden ist und welche Be- deutung die Bewertung und Markierung von Wegen für das Unfall- geschehen hat, beschreibt er im Folgenden. von Ueli Mosimann Alpinwanderweg / 28 Personen / 12 % Bergweg / 154 Personen / 64 % nicht markierter Pfad / 23 Personen / 9 % Abb. 1 Tödliche Wanderunfälle durch Absturz in der Schweiz während der letzten 10 Jahre in Bezug auf die Wegkategorie. Wanderweg / 36 Personen / 15 % Wie vermutlich in allen Alpenländern zählen auch in der Schweiz Wandern und Bergwandern zu den beliebtesten Sportarten. Gemäss diversen Erhebungen und Hochrechnungen sind rund 2.7 Millionen Personen der Schweizer Bevölkerung gelegentlich oder häufig als Wandernde unterwegs. Auch ausländische Gäste sind dem Schwei- zer Wegenetz unterwegs, Schätzungen zufolge kommen so jährlich nochmals gut 300.000 Personen hinzu. Gewandert wird auch im Flachland, aber besonders beliebt ist dies vor allem in den Bergen: Eine Erhebung des Schweizer Alpen-Clubs SAC zeigt, dass rund zwei Drittel der Wandernden oder rund 2 Millionen Personen jährlich in den Bergen unterwegs sind. u Unfallgeschehen Bergwandern ist aber kein Spaziergang: Mehr als 1.000 Personen, die auf einer Bergwanderung in eine Notlage geraten oder verunfallt sind, müssen in der Schweiz alljährlich von der Bergrettung gerettet oder geborgen werden. Von diesen sind im Durchschnitt der letzten dreissig Jahre 44 Beteiligte pro Jahr tödlich verunfallt 1. Diese Zahl er- scheint auf den ersten Blick hoch zu sein, muss aber in Relation zur geschätzten Zahl der Akteure gesehen werden: Von 100.000 Aus- 88 / bergundsteigen #103 / sommer 18
2 Foto: Schweizer Wanderwege übenden verunfallen im Durchschnitt jährlich rund 2 Bergwandern- Abb. 1 Tödliche Wanderunfälle durch Absturz in der Schweiz de, das sind deutlich weniger als bei anderen Bergsportaktivitäten während der letzten 10 Jahre in Bezug auf die Wegkategorie. in der Schweiz 2. Dennoch ist auch beim Bergwandern jeder tödliche Deutlich am zahlreichsten sind solche auf Bergwegen (weiss-rot- Unfall ein Unfall zu viel und es stellen sich Fragen nach den Ursa- weiss), markant seltener auf Alpinwanderwegen (weiss-blau-weiss) chen und möglichen Präventionsmassnahmen. sowie auf nicht markierten Pfaden. Diese Verteilung ist plausibel: Weitaus am meisten frequentiert werden Bergwege und Alpinwan- Unfallursachen derwege – nicht markierte Pfade hingegen deutlich weniger. Erklä- rungsbedürftig hingegen ist der Anteil solcher Unfälle auf Wander- Mehr als die Hälfte aller verunfallten Bergwanderer stirbt an den Fol- wegen, wo definitionsgemäss geländebedingt eigentlich keine gen eines Absturzes. Auslöser hierzu ist vorwiegend ein Ausrutschen Absturzgefahr besteht. Die Erklärung hierzu: In diesen Zahlen sind oder Stolpern. Auf exponierten Wegabschnitten kann dies rasch zu auch Ereignisse in unmittelbarer Nähe der entsprechenden Weg- einem fatalen Absturz führen. Die Statistik zeigt, dass häufig ältere kategorie eingeschlossen. Ursachen für solche Unfälle sind: Weg Wandernde betroffen sind. So war beispielsweise 2017 mehr als die verloren, gewollte Abkürzung, Fotografieren ... Hälfte aller tödlich abgestürzten Bergwanderer in der Schweiz über 60 Jahre alt. Nachlassende Trittsicherheit und abnehmendes Reakti- Abb. 2 Bergwandern zählt auch in der Schweiz zu den belieb- onsvermögen erhöhen bei Senioren die Absturzgefahr. testen Freizeitaktivitäten. Quelle: Schweizer Wanderwege 1 Prävention Gemäss den Definitionen der Schweizer Statistik sind Todesfälle infolge von Erkrankung (dazu zählen medizinisch gesehen auch Die Alpinverbände der Alpenländer und weitere Institutionen3 sind solche infolge Herz-Kreislaufversagens) keine Unfälle. Solche Ereig- seit Jahren sehr aktiv, um die Bergwandernden mit Hinweisen zur nisse werden nur in der übergeordneten Notfallstatistik ausgewiesen. 2 Planung, Verhaltensempfehlungen etc. zu unterstützen. Da Wander-, Bei den Hochtouren sind dies 14, beim Klettern 8 und bei Skitou- Bergwander- und Alpinwanderwege bezüglich Trittsicherheit, Expo- ren 6 tödlich Verunfallte pro Jahr und 100.000 Ausübenden. 3 niertheit, Kraxelstellen und Absturzgefahr sehr unterschiedliche An- Hauptsächlich die Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu in CH 89
Abb. 3 Die unterschiedlichen Signalisationen in den deutsch- Abb. 4 Typischer Hauptwegweiserstandort mit allen Weg- sprachen Alpenländern. Quelle: Wegehandbuch DAV & ÖAV kategorien, zusätzlich ergänzt mit touristischen Hinweisen. Bergwegekategorisierung Tirol Sbg, Stmk Vorarlberg Schweiz K, OÖ, NÖ, Bayern Allgäu Alpine Route Bergweg schwierig Bergweg mittelschwierig Bergweg einfach Talwege forderungen stellen, ist auch eine Kategorisierung in Anforderungs- auch die anspruchsvolleren Bergwege einbezogen, dies mit den klassen von zentraler Bedeutung. Dies mit dem Ziel, dass die Ak- Farben weiss-rot-weiss. Die zunehmende Asphaltierung von Wander- teure nicht auf Routen unterwegs sind, welchen sie nicht gewach- wegen durch Forst- und Alpwirtschaftsstrassen führte in den Siebzi- sen sind. In den deutschsprachigen Alpenländern hat sich hierzu gerjahren zu einer Volksinitiative mit dem Ziel, dieser Entwicklung eine dreistufige Einteilung (leicht - mittelschwer - schwierig) durch- Einhalt zu gebieten. Diese Initiative wurde bundesweit mit grosser gesetzt. Allerdings ist es bislang nicht gelungen, dazu auch eine Mehrheit angenommen und der Erhalt und die Pflege des Wegenet- einheitliche, länderübergreifende Signalisation (Markierung) einzu- zes sind seit 1979 in der Bundesverfassung der Schweiz verankert. führen (vgl. Abb. 3). In der föderalistischen Schweiz braucht die Umsetzung von solchen Einzigartig ist, dass in der Schweiz das Wander- und Bergwegnetz in Vorgaben etwas Zeit: Das eigentliche Gesetz über Fuss- und Wander- einem Bundesgesetz verankert ist. Wie es dazu kam und wie diese wege (FWG) ist seit 1986 in Kraft und überträgt den Vollzug den ein- gesetzlichen Vorgaben in der Praxis umgesetzt werden, soll deshalb zelnen Kantonen. in diesem Beitrag näher vorgestellt werden. Auch in den Achtzigerjahren definierte der SAC eine weitere Katego- rie mit der Bezeichnung „Alpine Routen“ mit der Signalisation weiss- g blau-weiss. Dies mit der Absicht, für die Markierung von sehr an- spruchsvollen Bergwanderrouten weiterhin freie Hand zu haben. Geschichtliches In der Folge wurden zahlreiche derartige Pfade markiert, dies oft von hüttenbesitzenden SAC Sektionen. Die einheitliche Signalisation von Wanderwegen entstand durch eine private Initiative mit der Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft Im Zuge der Erweiterung der Führerliteratur mit anspruchsvollen für Wanderwege“ im Jahr 1934. Diese befasste sich zunächst nur mit Alpinwanderungen hat der SAC schliesslich im Jahr 2003 eine sechs- einfachen Fuss- und Wanderwegen und dafür kennzeichnete man stufige Berg- und Alpinwanderskala4 eingeführt (Abb. 5). Diese um- Wegweiser und Markierungen mit gelber Farbe. In Zusammenarbeit fasst das ganze Spektrum von leichten Wanderungen (T1) bis hin zu mit dem Schweizer Alpen-Club SAC wurden ein paar Jahre später sehr anspruchsvollen Routen (T6). 90
Abb. 5 SAC-Berg- und Alpinwanderskala. [1] FWG: Gesetz über Fuss- und Wanderwege der Schweiz, betrifft nur Wege im Bereich T1 bis T4 Grad Weg / Gelände Anforderungen Beispieltouren T1 Weg gut gebahnt. Falls vorhanden, sind Keine, auch mit Turnschuhen geeignet. Männlichen - Kleine Scheidegg, Wandern exponierte Stellen sehr gut gesichert. Ab- Orientierung problemlos, in der Regel Hüttenweg Jurahaus, Cabane sturzgefahr kann bei normalem Verhalten auch ohne Karte möglich. Mont Raimeux, Strada Alta weitgehend ausgeschlossen werden. Falls Leventina, Vermigelhütte. nach FWG [1]-Normen markiert: gelb. T2 Weg mit durchgehendem Trassee. Falls Etwas Trittsicherheit. Trekkingschuhe Wildhornhütte, Bergseehütte, Bergwandern FWG-konform markiert: weiss-rot-weiss. sind empfehlenswert. Elementares Täschhütte ab Täschalp, Passo Gelände teilweise steil, Absturzgefahr Orientierungsvermögen. Campolungo, Capanna Cristal- nicht ausgeschlossen. lina von Ossasco. T3 Weg am Boden nicht unbedingt durchge- Gute Trittsicherheit. Gute Trekking- Hohtürli, Sefinenfurgge, anspruchs- hend sichtbar. Ausgesetzte Stellen kön- schuhe. Durchschnittliches Orientie- Fründenhütte, Grosser Mythen, volles Berg- nen mit Seilen oder Ketten gesichert sein. rungsvermögen. Elementare alpine Pizzo Centrale vom Gotthard- wandern Eventuell braucht man die Hände fürs Erfahrung. pass. Gleichgewicht. Falls markiert: weiss-rot- weiss. Zum Teil exponierte Stellen mit Absturzgefahr, Geröllflächen, weglose Schrofen. T4 Wegspur nicht zwingend vorhanden. An Vertrautheit mit exponiertem Gelände. Fornohütte, Schreckhornhütte, Alpin- gewissen Stellen braucht es die Hände Stabile Trekkingschuhe. Gewisse Gelän- Dossenhütte, Mischabelhütte, wandern zum Vorwärtskommen. Falls markiert: debeurteilung und gutes Orientierungs- Übergang Voralphütte- Berg- weiss-blau-weiss. Gelände bereits recht vermögen. Alpine Erfahrung. Bei Wetter- seehütte, Vorder Glärnisch, exponiert, heikle Grashalden, Schrofen, sturz kann ein Rückzug schwierig werden. Steghorn (Leiterli), Piz Terri, einfache Firnfelder und apere Gletscher- Pass Casnile Sud. passagen. Falls markiert: weiss-blau- weiss. T5 Oft weglos. Einzelne einfache Kletter- Bergschuhe. Sichere Geländebeurtei- Cabane Dent Blanche, anspruchs- stellen. Falls Route markiert: weiss-blau- lung und sehr gutes Orientierungsver- Büttlasse, Salbitbiwak, volles Alpin- weiss. Exponiert, anspruchsvolles Ge- mögen. Gute Alpinerfahrung und im Sustenjoch Nordflanke, wandern lände, steile Schrofen. Apere Gletscher hochalpinen Gelände. Elementare Bristen, und Firnfelder mit Ausrutschgefahr. Kenntnisse im Umgang mit Pickel Pass Cacciabella. Falls markiert: weiss-blau-weiss. und Seil. T6 Meist weglos. Kletterstellen bis II. Meist Ausgezeichnetes Orientierungsvermö- Niesengrat (Fromberghorn schwieriges nicht markiert. Häufig sehr exponiert. gen. Ausgereifte Alpinerfahrung und Nord), Glärnisch Guppengrat, Alpinwandern Heikles Schrofengelände. Apere Gletscher Vertrautheit im Umgang mit alpintech- Via alta della Verzasca. mit erhöhter Ausrutschgefahr. nischen Hilfsmitteln. 4 Siehe den Beitrag „Anspruchsvoll, exponiert oder heikel“ in bergundsteigen #102. 91
Abb. 6 Typischer Bergweg der Kategorie weiss-rot-weiss. Abb. 7 Besonders bei Wegkehren und Abzweigungen ist eine Immer noch gut gebahnt, aber ein Stolpern kann zu einem klare Markierung wichtig. Foto: Ueli Mosimann schwerwiegenden Absturz führen. Foto: Ueli Mosimann Seit ein paar Jahren unterliegt auch die weiss-blau-weisse Signa- Zusammen mit dem Bundesamt für Strassen ASTRA koordiniert und lisation dem Regelwerk des Gesetzes über die Fuss- und Wander- unterstützt der Dachverband der Wanderwege Schweiz die lokalen wege. Die Argumente der Aufsichtsorgane, dass dieses Gesetz keine (meist kantonalen) Organisationen, welche zusammen mit den Ge- „wilden“ Markierungen im Gelände erlaube, haben sich letztlich meinden für den Bau und Unterhalt zuständig sind. Die von den durchgesetzt. In diesem Zusammenhang stellt sich sogleich die Kantonen genehmigten und laufend aktualisierten Sachpläne der Frage, wie es mit anderen inoffiziellen Wegzeichen steht, die vieler- Wegenetze werden von der schweizerischen Landestopografie orts Alpinisten am frühen Morgen in der Dunkelheit den Weg von swisstopo übernommen und sowohl als käufliche Papierkarten der Hütte zum Gletscher weisen oder den Zustieg zu einem Kletter- wie auch (unentgeltlich) online zur Verfügung gestellt. Zusätzliche, gebiet offenbaren. Hier ist man pragmatisch genug, dies weiterhin aber teilweise kostenpflichtige Funktionen – wie selber Routen zuzulassen. zeichnen und als GPS Tracks verwalten – bietet das Portal von Schweiz Mobil. Dort sind allerdings nicht alle Bergwege und bis heute Alpinwanderwege gar nicht enthalten. Die Digitalisierung der d Wander- und Bergweginformationen ist damit sicher noch nicht ab- geschlossen. Im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung und dem Die aktuelle Situation damit verbundenen Schwund des Permafrostes wird im Hochgebirge auch die Problematik von Steinschlag, Felsstürzen und Murgängen Das ganze „offizielle“ Wegenetz in der Schweiz umfasst rund aktueller und wird höchstwahrscheinlich vermehrt zu Warnungen 65.000 km: Davon sind ca. 64 % einfache Fusswege im Flachland und Sperrungen von Berg- und Alpinwanderwegen führen. Bis heute oder in den voralpinen Hügelzonen, 35 % sind Bergwege im Schwie- sind solche Informationen nur bei den lokalen Organisationen ab- rigkeitsgrad T2/T3 und nur 1 %, aber immerhin 650 km, sind Alpin- rufbar. Diese auch in die nationalen Portale zu integrieren, wäre wanderwege ab T4. Unterwegs informieren ca. 50.000 Wegweiser sicher für die Bergwanderer eine wertvolle Planungshilfe. Standorte über Wegkategorie, Ziel und an den Hauptstandorten Interessant wird auch sein, wie der SAC sein Portefeuille von und wichtigen Verzweigungen auch über den Zeitbedarf. Der pri- nicht offiziellen Alpinwanderrouten in sein im Aufbau befindliches märe Vollzug gemäss FWG ist weitgehend abgeschlossen: Tourenportal Suisse Alpine 2020 integrieren wird. 92
Abb. 8 „Wanderwege werden mit unterschiedlichen Farben markiert. Können Sie sagen, was diese Farben bedeuten?“ Mehr als die Hälfte der Befragten kennt die Bedeutung der Signalisation nicht – Auszug einer Erhebung der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu der Schweiz: Hoch ist dieser Anteil besonders bei der jüngsten Alterskategorie und in der Westschweiz (Zahlen in den eckigen Klammern = Anzahl befragter Personen). Quelle Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu. Total [1.001] 44 8 48 Geschlecht Männer [476] 45 9 46 Frauen [525] 45 6 49 Alter 15-29 Jahre [183] 33 9 58 30-44 Jahre [285] 49 6 45 45-59 Jahre [266] 50 8 42 60-74 Jahre [191] 45 10 45 75-85 Jahre [76] 45 8 47 Region D-CH [499] 49 6 45 W-CH [301] 31 9 60 I-CH [201 52 26 22 0% 20% 40% 60% 80% 100% Schwierigkeitskategorie Anderes Weiss nicht / keine Angabe s Wegenetzes, sondern auch um Tipps und Hinweise zur Vorbereitung und dem sicheren Verhalten unterwegs. Der Erfolg solcher Aufklä- Signalisation und Unfallprävention rungskampagnen ist zumindest kurzfristig nicht direkt messbar, ist aber sicher ein wichtiger Beitrag zur Unfallprävention beim Berg- Berg- und Alpinwandern ist die einfachste Form des Bergsteigens wandern. Direkter erkennbar sind hingegen unfallverhütende Mass- und die Eintrittsschwelle ist dementsprechend tief. Mit dem begrüs- nahmen durch Einsätze der Bergrettung. In der Schweiz wurden zum senswerten Willen, sich frei in der Bergwelt zu bewegen, ist man so- Beispiel 2017 insgesamt 1.237 Bergwandernde gerettet oder gebor- fort dabei. Doch, wie bereits erwähnt: Bergwandern ist kein Spazier- gen. Von diesen waren 319 Personen unverletzt. Häufig hatten sich gang! Mit den Parametern Schwierigkeitsklasse, Zeitbedarf und Ori- diese verstiegen oder waren verirrt, weil sie vom Weg abgekommen entierung kann eine klare Signalisation grundsätzlich sowohl bei waren. Wieweit bei solchen Ereignissen unzureichende Wegmarkie- der Planung wie auch unterwegs sehr wertvolle Dienste zur Unfall- rungen eine Rolle spielten, kann den Einsatzdaten nicht entnommen prävention beitragen. Wie bekannt ist aber die Bedeutung der werden, aber bestimmt konnten durch die Intervention der Bergret- Schwierigkeitskategorien? Umfragen der bereits erwähnten Bera- tung wiederholt schwere Unfälle verhindert werden. Es gibt immer tungsstelle für Unfallverhütung bfu zeigen hierzu ein eher ernüch- wieder spezielle Umstände, welche zu solchen Blockierungssituatio- terndes Bild: „Weniger als die Hälfte aller Befragten weiss, dass die nen führen. Hierzu zwei Beispiele von Vorfällen: unterschiedlichen farblichen Markierungen den Schwierigkeitsgrad der Wander- und Bergwege signalisieren. Deutlich unterdurch- Eine Wanderin ist auf einem einfachen Wanderweg mit ihrem nicht schnittlich bekannt ist diese Signalfunktion in der Westschweiz angeleinten Hund unterwegs. Dieser verläuft sich in abschüssiges sowie bei den jüngsten Befragten (siehe Abb. 8).“ Es ist offensicht- Gelände und ist scheinbar blockiert. Die verzweifelte Halterin steigt lich, dass hier bezüglich Information Handlungsbedarf besteht. Zu- ihm nach, gerät selber in eine aussichtslose Lage und muss die sammen mit den Dachverbänden der Schweizer Wanderwege und Bergrettung alarmieren. Als diese eintrifft, ist der Hund schon längst der Seilbahnen Schweiz hat die Beratungsstelle für Unfallverhütung wieder auf dem sicheren Forstweg, seine Herrin hingegen muss aus 2013 eine Kampagne „Bergwandern – aber sicher“ lanciert. Bei die- ihrer prekären Situation gerettet werden. ser geht es nicht nur um die Aufklärung zur Signalisierung des Ein Bergwanderer kommt vom Weg ab und versteigt sich. Auf der 93
Abb. 9, 10 Auch nicht offizielle Wegzeichen wie Steinmänner oder weitere Hinweise können hilfreich sein. Foto: Ueli Mosimann Suche nach einem Ausweg stösst er auf rot-gelbe Markierungen, mit denen im Kanton Graubünden die Grenzen der Wildschutzge- biete gekennzeichnet werden. Der Mann hält diese für Wegzeichen, folgt diesen unbeirrt, gerät in äusserst abschüssiges Gelände und muss die Bergrettung alarmieren. Diese kann ihn unverletzt aus seiner misslichen Lage befreien. f Fazit Hochgerechnet auf alle Alpenländer sind natürlich noch viel mehr Bergwandernde unterwegs und auch die Unfallzahlen sind dement- sprechend höher 5. Eine klare Signalisation und Markierung kann – wie erläutert – durchaus Unfälle verhindern, auch wenn dies nicht immer gelingt. Weshalb dann, zumindest in den deutschsprachigen Alpenländern, keine wirklich einheitliche Regelung? Dies kann im Rahmen dieses Beitrages nicht beantwortet werden. Regionale und nationale Besonderheiten haben offensichtlich ein starkes Gewicht. Man erlebt dies auch bei einem Grenzübertritt im Individual- oder 5 Aufgrund der unterschiedlichen Erfassungskriterien sind die div. öffentlichen Verkehr selbst im EU-Raum immer wieder: Man muss Erhebenden und Unfallstatistiken selbst im deutschsprachigen sich nach wie vor mit unterschiedlichen Regelungen und Alpenraum nicht direkt vergleichbar. Signalisationen zurechtfinden. 94
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