Sollten Frauen mit kardiovaskulären Erkrankungen anders behandelt werden? Thesen für eine bessere Versorgung - Dr. med. Anja Schade Abteilung für ...

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Sollten Frauen mit kardiovaskulären Erkrankungen anders behandelt werden? Thesen für eine bessere Versorgung - Dr. med. Anja Schade Abteilung für ...
Sollten Frauen mit
kardiovaskulären Erkrankungen
anders behandelt werden?

…Thesen für eine bessere Versorgung

Dr. med. Anja Schade
Abteilung für Rhythmologie in der Klinik für Kardiologie
Helios Klinikum Erfurt
Sollten Frauen mit kardiovaskulären Erkrankungen anders behandelt werden? Thesen für eine bessere Versorgung - Dr. med. Anja Schade Abteilung für ...
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43 jährige Frau
•   Gerade neuen Job als „Packerin“ in einer Versandfirma
•   Schmerzen zwischen den Schulterblättern, Übelkeit, Schweißausbruch
•   Hausarzt: Schmerzmedikament Ibuprofen und Physiotherapie
•   Nach 10 Tagen Luftnot, Übelkeit, Übelkeit, Schwindel, Schwäche
    Sohn ruft den Notarzt - Notaufnahme
    Anamnese: Diabetikerin, Raucherin
    EKG:

• Die Folgen:
Schwere Herzschwäche
Plötzlicher Herztod                                                      3
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Herzinfarkt   = Notfall                112

                          Innerhalb von 1 -2 Stunden!

                                            Anja Schade   05.03.2019   4
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Wer bekommt einen Herzinfarkt?
- Mythos und Realität -

                 Fakten über Herzinfarkt und Frauen:

                 • Fast genauso häufig wie Männer, im Mittel
                   aber 10 J später
                 • haben aber das gleiche Risiko wie Männer zu
                   versterben (26 000 Frauen und 33 000 Männer
                   starben an einem Herzinfarkt 2010 in Deutschland)
                 • Risikofaktoren werden bei Frauen seltener
                   ernst genommen u. behandelt

                                                          Anja Schade   05.03.2019   5
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Symptomatik

Typische Beschwerden:                  Untypische Beschwerden, die auch
                                       auf einen Infarkt deuten können:

• Schmerzen/ Enge im Brustkorb         • Übelkeit
• Ausstrahlung in linken Arm/ Kiefer   • Rückenschmerzen
• Blässe                               • Schmerzen im Oberbauch
• Schweißausbruch                      • Brechreiz, Erbrechen
• Angstgefühl

                                                           Titel der Präsentation   6
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Was hat dazu geführt, dass die Patientin zu spät
 behandelt wurde?

• Wissen über die atypische Symptomatik und das
  Infarktrisiko bei Frauen ist gering (GenCAD:
  nur 7-29% der Frauen wissen dass KV
  Erkrankungen die häufigste Todesursache sind)

• Frauen wissen zuwenig über ihre RF (Stress
  wird als Hauptrisikofaktor angenommen, nicht
  aber Diabetes, Bewegungsmangel und Rauchen)

                                                  Anja Schade   05.03.2019   7
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Rauchen und Diabetes bei Frauen steigt Risiko
für Herzinfarkt überdurchschnittlich

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Geschlechtsspezifische Unterschiede bei
    kardiovaskulären Erkrankungen
                              ♀ Herzschwäche häufiger        ♀ ASS hilft schlechter
♀ Belastungs-EKG              durch steifen Herzmuskel/
weniger aussagekäftig         Füllungsstörung
                                                          ♀ Betablocker
                                                          schlechter verträglich
 Herzdurchblutungsstörungen                               (Verteilungsvolumen)
 ♂ häufiger durch Verengung
 der großen Herzgefässe                         ♀ Resynchronisations-
 ♀ Funktionsstörung der kleinen                 therapie effektiver bei
 Gefässe/ Gefässverkrampfung                    Herzpumpschwäche (HSM)

                               ♀ häufiger Stress-
♀ mit Vorhofflimmern                                  ♀ Implantierter
                               kardiomyopathie
erleiden unbehandelt                                  Defibrillator weniger
häufiger einen Schlaganfall                           sinnvoll?
                                                                   Anja Schade   05.03.2019   9
Sollten Frauen mit kardiovaskulären Erkrankungen anders behandelt werden? Thesen für eine bessere Versorgung - Dr. med. Anja Schade Abteilung für ...
Zusammenfassung: Frauenherzen sind anders!

                             Herzerkrankungen bei Frauen

                             • Treten später auf
                             • Zeigen häufiger untypische
                               Symptome
                             • Treten in anderer Form auf
                             • Risikofaktoren wie Diabetes
                               und Rauchen wirken stärker
                             • Reagieren teilweise anders
                               auf Therapien
                             • Sind z.T. mit stärkeren
                               Risiken assoziiert

                                                           10
Thesen für eine bessere
Versorgung

                          11
Forschung
Frauen (und Alte) sind in kardiovaskulären Studien
entsprechend der Erkrankungshäufung unterrepräsentiert
Beispiel: Prophylaktische Therapie mit
implantierbarem Defibrillator bei Herzschwäche

          Narbenbildung
                                  Implantierter Defibrillator

          verursacht
                                  • kann Kammerflattern/-flimmern
          lebensbedrohliche         behandeln,vor plötzlichem Herztod
          Herzrhythmusstörungen     schützen

                                  • Hat aber auch negative Effekte
                                    (unnötige Schocks, Infektion)

                                                  Berra S et al. Europace (2018) 20, 897–901   05.03.2019   14
Zulassungsstudien haben eine Reduktion der
   Sterblichkeit gezeigt

• Frauen unterrepräsentiert, weil
  Herzerkrankungen erst in
  höherem Alter auftreten

• Subgruppenanalyse zeigt:
  Männer profitieren, Frauen
  eventuell nicht (kleine Fallzahl)

                                      Berra S et al. Europace (2018) 20, 897–901   05.03.2019   15
Mehr öffentlich geförderte Forschung notwendig

                                 Industriefinanzierung
                                 • Innovationen voranbringen

                                 Öffentliche Finanzierung
                                 • Sachverhalte untersuchen,
                                   die für die Industrie nicht
                                   interessant sind
                                 • Vermeidung von
                                   Wahrnehmungsverzerrungen
                                   (Nichtpublikation negativer
                                   Ergebnisse)

                                             Anja Schade   05.03.2019   16
Leuchtturmprojekt: Randomisierte RESET-CRT-Studie

•   Leipzig Heart Institute mit dem Helios Herzzentrum Leipzig
•   BARMER,
•   CRI
•   UKSH (Universitätsklinikum Schleswig-Holstein)
•   Gefördert durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen
    Bundesausschusses (GBA) für drei Jahre mit 5,4 Millionen Euro.

Frage:
Braucht man einen Defibrillator, bei Patienten die mit einer
Resynchronisationstherapie versorgt wurden?

                                                                     Anja Schade   05.03.2019   17
Resynchronisationstherapie

Störung der            Ineffektive             Resynchronisations-
elektrischen Leitung   (asynchrone)            Schrittmacher
bei Herzschwäche       Herzmuskelkontraktion   verbessert Herzleistung

                                                      Anja Schade   05.03.2019   18
These 1

Bei Forschung zu kardiovaskulären Erkrankungen müssen
Frauen und Alte mehr in den Fokus genommen werden.
Dazu braucht es mehr industrieunabhängige Forschung.
Prävention
Effekte einer Lebensstiländerung

Herzinfarktrisiko
Mediterrane Kost     um bis zu 50%              Diabetes mellitus
Regelmäßiger Sport   um 80%                     80% der Typ II Diabetiker sind übergewichtig

Rauchverzicht        um 50% bereits nach 1 J.   Gewichtsnormalisierung kann in vielen Fällen den
                                                Blutzucker normalisieren

Kardiovaskuläre Sterblichkeit/
Gesamtsterblichkeit                             Blutdruck

Regelmäßiger Sport      um 50%/ 30%             10 kg Gewichtsabnahme       um 10-20 mmHg
                                                Reduzierte Kochsalzzufuhr   um 5-9 mmHg
                                                Gesunde Ernährung           um 8-14 mmHg
                                                Regelmäßiger Sport          um 4-9 mmHg
                                                In Summe mind.              um 20 mmHg
                                                1 Blutdruckmedikament       um 10 mmHg
Frauen rauchen fast so häufig wie Männer
Der Rauchstop ist schwerer.

                                           22
Frauen profitieren stärker von Sport,
bewegen sich aber im Mittel weniger

                                        23
Sozioökonomischer Status bestimmt
        Bewegungsmangel

    Lampert, Bundesgesundheitsbl 2012; 55:102–110
                                                    24
Prävention bedeutet

Aufklärung über:

• Risikofaktoren (Diabetes und Rauchen sind bei Frauen Killer Nummer 1)
  und Vorsorgeuntersuchungen

• Präventive Maßnahmen/ Sportprogramme/ Bedeutung
  blutdrucksenkender Therapie

• Herzinfarkterkennung (Übelkeit, Schweißausbruch, Schwäche,
  Oberbauch-und Schulterschmerzen können Anzeichen sein)

                                                        Titel der Präsentation   XX.XX.20XX   25
Gesundheitliche Prävention und Aufklärung

  • Muss in Kindergarten und Schule beginnen
    (Lebensgewohnheiten prägen)

  • Am Arbeitsplatz gefördert werden
    (Aufklärungsveranstaltungen, Betriebssport)

  • Allen Schichten leicht zugänglich gemacht
    werden (angemessene Medienwahl)

Broschüren und Infomaterialien:

http://www.frauengesundheitsportal.de/
                                                  26
These 2
Kardiovaskuläre Prävention und Aufklärung müssen bereits

junge Menschen und alle Schichten erreichen.

Sie muss geschechtsspezifische Besonderheiten einbeziehen.
Zugang zu gesundheitlicher Versorgung
Bevölkerungsanteil ≥65 J. und kardiologische Versorgung

                                                      29
Versorgung in Krankenhäusern in Thüringen
                                               Nur 4 zertifizierte
                                               Brustschmerzeinheiten

In Thüringen gibt es genug Herzkatheterlabore, aber zuwenige,
die 24h täglich einen Herzinfarkt versorgen können                     30
Sektorenübergreifende Bedarfs-und Versorgungsplanung,
die auch adäquate Transportkonzepte einschließt

 • Portalpraxen (Notfallversorgung)
 • Belegärztliche Einrichtungen fördern in
   strukturschwachen Regionen mit drohender
   Unterversorgung
 • MVZ ggf. mit Praxiskliniken
 • Ambulante Gesundheitszentren (Polikliniken)
 • Ambulante spezialfachärztliche Versorgung
   (für seltenere Erkrankungen)

                                                        31
These 3

Wir brauchen eine bessere und gemeinsame Steuerung von
ambulanter und stationärer Versorgung inklusive neuer
Versorgungsformen.
Frauenherzen sind besonders...

- Herzinfarkte treten häufig mit atypischer Symptomatik auf,
- Risikofaktoren wie Diabetes und Nikotin wirken schwerer,
- Behandlungen bei Herzschwäche u. Rhythmusstörungen wirken anders.

Sie sollten teilweise anders behandelt werden.

- industrieunabhängige Forschung kann helfen, die unterschiedliche
  Effektivität von therapeutischen Maßnahmen aufzudecken
- Prävention muss frühzeitig beginnen und alle Schichten erreichen
- ambulante und stationäre Versorgung müssen sektorenübergreifend
geplant werden (inklusive neuer Versorgungskonzepte)
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