Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 2009-2020 - Univ.-Prof. Dr. Christoph Breuer Dr. Kirstin Hallmann Rolf Meier
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Projektbericht 2011 Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 2009-2020 Univ.-Prof. Dr. Christoph Breuer Dr. Kirstin Hallmann Rolf Meier Köln, März 2011
Inhaltsverzeichnis Seite 1 Projektziele und Arbeitsschritte 4 2 Sportaktive 5 3 Organisationsformen 5 4 Sportarten 6 5 Bestand 7 6 Leitfaden-Berechnung 8 6.1 Basis Bevölkerungsbefragung für den Vereinssport 8 7 Kleinräumige Perspektive 10 7.1 Sportaktive und Organisationsformen 11 7.2 Sportarten 12 7.3 Bestands-Bedarfsbilanzierung 14 8 Kunstrasengutachten 16 8.1 Rahmenbedingungen für Kunstrasenplätze 16 8.1.1 Material 17 8.1.2 Wartung und Instandhaltung 17 8.1.3 Kriterien bei einer Entscheidung über Kunstrasenplätze 19 8.1.4 Kosten-Nutzen-Analyse 19 8.2 Situationsanalyse 20 8.3 Bestands-Bedarfs-Bilanzierung für die Gesamtstadt 25 8.4 Kleinräumige Bestands-Bedarfs-Bilanzierung 27 8.5 Zwischenfazit 29 8.6 Wissenschaftliche Gesamtbewertung und Handlungsempfehlungen 30 8.7 Nachtrag zum Kunstrasengutachten 32 9 Sportangebote 33 10 Sportwünsche 34 11 Kooperative Planung 36 11.1 Ziel und Ablauf der kooperativen Planung 36 11.2 Resümee der kooperativen Planung 36 Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 2
12 Gesamtbewertung und Empfehlungen 38 13 Literaturverzeichnis 44 14 Anhang 1: Methodische Angaben 45 14.1 Bevölkerungsbefragung 45 14.2 Berechnung der Sportaktiven 45 14.3 Sportstättenbedarfsrechnung 46 14.3.1 Bewertung der Beispielrechnung 46 14.3.2 Beispiele zur Bewertung der Beispielrechnung 49 15 Anhang 2: Kooperative Planung 54 15.1 Teilnehmer/innen an der AG 54 15.2 Untergruppen der Planungssitzung am 2.10.2010 54 15.3 Kooperative Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 54 15.4 Protokoll der kooperativen Planung 66 16 Anhang 3: Baumaßnahmen der Kreisstadt Bergheim im Anschluss an das Kunstrasengutachten 69 17 Glossar 71 Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 3
1 Projektziele und Arbeitsschritte Im März 2009 hat die Kreisstadt Bergheim das Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln beauftragt, eine Sportentwicklungsplanung durchzuführen. Aufgabe war die Erstellung eines Sportentwicklungsplans, der richtungsweisend für die Sportpolitik der nächsten Jahre sein und konkrete, nach Prioritäten geordnete Handlungsleitlinien und umsetz- bare Maßnahmen für die künftigen Planungen bei der Sportstätten-, Sportangebots- und Organisati- onsstruktur enthalten soll. Insbesondere der demographische Wandel, aber auch die mit dem sozialen Wandel einher gehende Individualisierung führen zu Veränderungen, die auch die Kreisstadt Bergheim betreffen. Diese wur- den im Rahmen der Sportentwicklungsplanung berücksichtigt. Vor dem Hintergrund dieser Aufgabenbeschreibung wurden als Ziele der Sportentwicklungsplanung und damit des Projektes genannt: - Erfassung und Bewertung der Sportaktivitäten und Sportbedarfe der Bevölkerung - Erfassung und Bewertung der Sportangebote - Bestandsaufnahme und Bewertung der Sportstätten; Bestands- und Bedarfs- Bilanzierung - Berechnung des zukünftigen Bedarfs an Sporträumen - Kooperative Planung Im Rahmen des Projekts wurde eine Bestandserhebung der Sportanlagen und -angebote gemeinsam mit dem Fachbereich 3 Personal, Organisation, Ordnung, Sport und Kultur der Kreisstadt Bergheim vorgenommen. Dies stellt die Angebotsseite dar. Des Weiteren wurde zur Bestimmung der Sportnachfrage eine Bevölkerungsbefragung (n = 1.507) durchgeführt. Angaben von Eltern zur Sportausübung ihrer Kinder wurden anschließend als eigene Fälle ergänzt, so dass sich die Stichprobe auf n = 1.940 beläuft. Die Bevölkerungsbefragung wurde für alle weiteren Berechnungen als Basis der Sportnachfrage verwendet. Die Bestands- und Bedarfsbilanzierung erfolgte nach dem Leitfaden für die Sportstättenentwick- lungsplanung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft sowie einiger Modifikationen des Leitfadens. Diese sind entsprechend gekennzeichnet. Neben dem aktuellen Status-Quo der Bestands-Bedarfs-Bilanzierung wurde für das Jahr 2020 eine Prognose berechnet. Diese beruht auf der für die Kreisstadt Bergheim vorhergesagten demographi- schen Entwicklung. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 4
2 Sportaktive Die Kreisstadt Bergheim zählt zu den sportaktiven Städten in Nordrhein-Westfalen. Wählt man einen 1 weiten Sportbegriff , so sind 74,8 % der Bevölkerung der Kreisstadt Bergheim regelmäßig (mindes- tens einmal pro Woche) sportlich aktiv. Damit treiben 46.000 Personen regelmäßig Sport. 2020 ist auf Basis der zu erwartenden demographischen Veränderungen mit einer Aktivenquote von 74,1 % zu rechnen, was 45.000 sportaktiven Personen entspricht (vgl. Tab. 1). Um diese Zahl einzuordnen muss ergänzt werden, dass für die vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement durchgeführten Sportentwicklungsprojekte in Kommunen in Deutschland Aktiven- quoten zwischen 65 % und 75 % berichtet werden können. 3 Organisationsformen Sportaktivitäten lassen sich in organisierten und nicht-organisierten Sport klassifizieren. Der organi- sierte Sport umfasst dabei einerseits den Vereinssport und andererseits Sport in kommerziellen Ein- richtungen. Der nicht-organisierte Sport bezeichnet das informelle Sporttreiben wie bspw. Laufen oder Nordic-Walking (wobei diese Sportarten auch im Verein ausgeübt werden können). Für vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement durchgeführte Sportentwicklungsprojekte können für den Vereinssport Aktivenquoten von 20-35 % berichtet werden, für Sport in kommerziel- len Einrichtungen Aktivenquoten zwischen 10 % und 23 % und für informelles Sporttreiben Aktiven- quoten zwischen 40-60 %. In Großstädten ist zu beobachten, dass sich die Aktivenquoten für Ver- einssport und Sport in kommerziellen Einrichtungen annähern, wohingegen in ländlichen Regionen der Vereinssport deutlich stärker ist. Informeller Sport dominiert in allen Regionen. Demographischer und sozioökonomischer Wandel werden die Bedeutung unterschiedlicher Sportan- bieter weiterhin beeinflussen. Die Bedeutung des Vereins ist in Bergheim mit einer Aktivitätsquote von Vereinssportlern von 28,1 % in 2009 moderat bis hoch. Folglich wird der Stellenwert des Vereins auch in Zukunft relativ stabil bleiben. Allerdings wird der Anteil vereinsaktiver Sportler bis 2020 durch sinkende Bevölkerungszahlen marginal abnehmen. Dies bedeutet einen leichten Rückgang der vereinsaktiven Sportler um 0,2 % auf 27,9 %. Mit Gegenmaßnahmen wie bspw. einer Angebotsoffen- sive besteht die Möglichkeit, diesem Trend entgegenzuwirken. Dies bedeutet, dass es in 2009 18.000 Sportaktive in Vereinen gibt und 2020 17.000 Sportaktive in Vereinen. Die Bedeutung kommerzieller Einrichtungen wird relativ stabil bleiben. Der Anteil an Personen, die bei kommerziellen Anbietern aktiv sind, wird von 18 % in 2009 auf 17,8 % in 2020 leicht sinken. Die Anzahl der Sportaktiven in kommerziellen Einrichtungen beträgt 2009 11.000 und in 2020 eben- falls 11.000 Personen. Informelles Sportreiben wird bis 2020 weiterhin dominant sein. Aktuell liegt der Anteil der Perso- nen, die informell Sport treiben bei 53,4 % und in 2020 wird dieser bei 52,7 % liegen (vgl. Tab. 1). Dies entspricht in 2009 33.000 Personen, die informell Sport treiben und in 2020 32.000 Personen. 1 Der weite Sportbegriff umfasst neben den klassischen Sportarten wie z.B. Fußball, Tennis, Handball auch Spazieren gehen und Radfahren. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 5
Tabelle 1: Sportaktive und Organisationsformen Sportaktive allgemein 2009 2020 Δ 2020-2009 Aktivenquote (weiter Sportbegriff) 74,8 74,1 -0,7 Anzahl Sportaktive 46.000 45.000 -1.000 Aktivitätsquote Vereine (Anteil an Bevöl- 28,1 27,9 -0,2 kerung) Sportaktive in Vereinen 18.000 17.000 -1.000 Sportaktive in kommerziellen Einrichtun- 18,0 17,8 -0,2 gen (Anteil an Bevölkerung) Sportaktive in kommerziellen Einrichtun- 11.000 11.000 0 gen Informell Sportaktive (Anteil an Bevölke- 53,4 52,7 -0,7 rung) Informell Sportaktive 33.000 32.000 -1.000 4 Sportarten 2 Die Sportartennachfrage wird relativ stabil bleiben. Die Sportarten Radfahren, Schwimmen, Lau- fen, Fitness sowie Fußball werden weiterhin zu den am stärksten verbreiteten Sportarten zählen. Die Nachfrage nach Radfahren wird in absoluten Zahlen voraussichtlich sinken (bedingt durch die sinkende Bevölkerungszahl). Dies entspricht einem Rückgang von 14.000 aktiven Radsportlern in 2009 auf 13.000 aktive Radsportler in 2020. Die Anzahl der Personen, die Schwimmen betreiben, wird mit 9.000 Personen konstant bleiben. Dies trifft auch auf die Sportarten Laufen (8.000 Sportak- tive in 2009 und 2020), Fitness (7.000 Sportaktive in 2009 und 2020), Fußball (6.500 Sportaktive in 2009 und 2020) und alle weiteren in Tabelle 2 aufgeführten Sportarten zu. Die Sportarten Radfahren, Schwimmen und Laufen befinden sich in den vom Institut für Sportöko- nomie und Sportmanagement untersuchten Kommunen immer unter den fünf meistgenannten Sport- arten. Tabelle 2: Sportaktive nach Sportarten Sportaktive nach Sportarten 2009 2020 Δ 2020-2009 (absolute Zahl) Radfahren 14.000 13.000 -1.000 21,9 % 21,7 % Schwimmen 9.000 9.000 0 15,2 % 15,1 % Laufen 8.000 8.000 0 14,0 % 13,4 % Fitness 7.000 7.000 0 10,3 % 10,1 % Fußball 6.500 6.500 0 10,8 % 10,7 % Walking und Nordic Walking 5.000 5.000 0 7,7 % 7,5 % 2 Mehrfachantworten waren möglich. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 6
Sportaktive nach Sportarten 2009 2020 Δ 2020-2009 (absolute Zahl) Gymnastik 5.000 5.000 0 7,7 % 7,8 % Spazieren/Wandern 4.000 4.000 0 6,6 % 6,7 % Tanzsport 2.700 2.700 0 4,5 % 4,5 % Turnen 1.800 1.800 0 2,9 % 2,9 % Tennis 1.800 1.800 0 3,0 % 3,1 % Weitere Sportarten 12.000 12.000 0 19,4 % 19,2 % 5 Bestand Der Bestand an Sportanlagen in der Kreisstadt Bergheim ist in Tabelle 3 dargestellt. Die Angaben basieren auf Daten, die von der Kreisstadt Bergheim zur Verfügung gestellt wurden. Die Angaben für das Jahr 2020 stellen eine einfache Fortschreibung von 2009 dar. Tabelle 3: Bestand an Sportanlagen (in Anlageneinheiten) Bestand an Sportanlagen 2009 2020* Sporthallen 29 29 3 Spielfelder Großspielfelder 18 18 Kleinspielfelder 4 4 sonstige Spielfelder 35 35 Hallenbad 3 3 Freibad 3 3 Leichtathletik-Anlagen (Standorte) 10 10 Leichtathletik-Anlagen (einzelne Anlagen) 31 31 Park (z.B. Grünflächen) 112 112 Golfanlagen 3 3 Reitanlagen 20 20 Fitness-Studios 8 8 Tennishallenplätze 9 9 Tennis-Freiplätze 34 34 Sonstige Sportanlagen 167 167 * z. Zt. keine Bestandsveränderung von der Kreisstadt Bergheim geplant, daher: einfache Fortschreibung von 2009 3 Die Spielfelder werden lediglich nachrichtlich im Bestand aufgeführt. Eine genaue Analyse der Spielfeldsitua- tion befindet sich im Kunstrasengutachten. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 7
Zu den sonstigen Sportanlagen zählen drei Schießanlagen, drei Skate-Anlagen, zwei Basketballplät- ze, zwei Beachvolleyballfelder, zwei Kletterwände/-anlagen, zwei Squash-Courts, eine Kegelbahn, ein Kraft-/Konditionsraum, ein Gymnastikraum, ein Modellflugplatz, ein Flugplatz/Schleppgelände und ein Bootshaus/-verleih sowie 77 Spielplätze, 51 Sportmöglichkeiten auf Schulhöfen und in Kinder- gärten/Kindertagesstätten, 13 Gemeinschaftssäle. 6 Leitfaden-Berechnung 6.1 Basis Bevölkerungsbefragung für den Vereinssport Die Berechnung des Bedarfs an Sportanlagen erfolgte nur für den außerschulischen Sport und wurde für alle Sportanlagen in der Kreisstadt Bergheim nach dem `Leitfaden für die Sportstättenentwick- lungsplanung‘ des Bundesinstituts für Sportwissenschaft vorgenommen (s. methodische Angaben). Die Bestands-Bedarfs-Bilanzierung weist die Differenz von Bedarf und Bestand an Sportstätten aus. Der `Leitfaden für die Sportstättenentwicklungsplanung‘ des Bundesinstituts für Sportwissenschaft gibt für die Berechnung des Sportstättenbedarfs nachfolgende Formel an: Sportbedarf*Zuordnungsfaktor/Belegungsdichte*Nutzungsdauer*Auslastungsfaktor Beispielrechnung für Tennisfreiluftplätze (vgl. auch Tab. 4 und Tab. 5): Um die Anwendung der Berechnungsformel nachvollziehbar zu machen, wird als Beispiel für eine Bedarfsberechnung die Berechnung des Bedarfs für Tennisfreiluftplätze für 2009 gewählt, da sich an diesem Beispiel die Logik der Berechnungsmethode gut erläutern und plausibel darstellen lässt. Der Sportbedarf `Tennis` berechnet sich (auf der Basis der Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung) aus der Anzahl der Tennisspieler (1.843) multipliziert mit der Häufigkeit des wöchentlichen Sportrei- bens (1,96 Mal pro Woche spielt der durchschnittliche Tennisspieler in Bergheim Tennis) und der Dauer der jeweiligen Trainingseinheit (93,93 Minuten). 1.843*1,96*94 = 339.554 (Sportbedarf in Minuten) = 5.659 (Sportbedarf in Stunden). Dieses Ergebnis wird mit dem Zuordnungsfaktor (0,86) multipliziert, der aus den Angaben der Bevölkerungsbefragung entnommen wird (86 % aller Tennis- spieler geben an, die Sportart auf Tennisfreiluftplätzen durchzuführen): 5.659 * 0,86 = 4.866. Dieser Wert wird gemäß der o.a. Formel durch das Produkt aus Belegungsdichte (3 Personen pro Platz als Mittelwert), Nutzungsdauer (70 Stunden laut Bestandsaufnahme) und Auslastungsfaktor (1) divi- diert: 4.863/4*70*1 = 17,37. Das heißt 18 Tennisfreiluftplätze können für 2009 als Bedarf in der Kreisstadt Bergheim festgehalten werden. Diesem Bedarf steht ein Bestand von 34 Tennisfreiluftplätzen gegenüber. Daraus ergibt sich ein Überhang von 16 Tennisfreiluftplätzen in 2009 (34 - 18 = 16). Da sich die Anzahl der Tennisspie- ler in Bergheim bis zum Jahr 2020 prognostisch leicht erhöhen wird, steigt der Bedarf an Tennisfrei- luftplätzen im Jahr 2020 auf 19 leicht an; der Überhang wird sich auf 15 Plätze reduzieren. Die der Berechnung zugrundeliegende Formel und die in der Beispielrechnung verwendeten Parame- ter sind teilweise normativ gesetzt und implizieren verschiedene Voraussetzungen und Annahmen. Die Parameter wurden in Absprache mit dem Fachbereich 3 Personal, Organisation, Ordnung, Sport Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 8
und Kultur der Kreisstadt Bergheim möglichst realistisch für verschiedene Sportanlagen festgelegt. Die Voraussetzungen bedürfen einer Kommentierung, um das Ergebnis der Bedarfsberechnung richtig bewerten zu können. Darüber hinaus sind die Ergebnisse nach der Formel des „Leitfadens“ auch aus mathematischer Sicht zu prüfen, da sich bei gleichbleibendem Zähler und geringer werdendem Nen- ner der Quotient, d.h. der Sportanlagenbedarf erhöht. Das bedeutet: je geringer die Nutzungsdauer einer Anlage und/oder je niedriger der Auslastungsfaktor ist, desto höher ist der rechnerische Sport- anlagenbedarf. Ohne diese Erläuterungen würden möglicherweise falsche Schlüsse für die Planung gezogen werden. Eine genaue Bewertung wird anhand der Beispielrechnungen für Tennisfreiluftplätze im Anhang 1 (Abschnitt 14.3) vorgenommen. Einordnung der Ergebnisse (vgl. auch Tab. 4 und Tab. 5) Die Bestands-Bedarfsbilanzierung zeigt auf, dass es einen erheblichen zusätzlichen Bedarf an Anla- geneinheiten für Sporthallen, Großspielfelder und Tennishallenplätze gibt. Der Fehlbedarf an Sport- hallen wird bis zum Jahr 2020 leicht sinken wohingegen der Fehlbedarf an Spielfeldern und Tennis- hallenplätzen stabil bleiben wird. Allein der Bedarf für die Sportart Gymnastik in Sporthallen liegt in 2009 bei fünf Anlageneinheiten Sporthallen und in 2020 ebenfalls bei fünf Anlageneinheiten Sport- hallen. Alle weiteren Anlagentypen stehen in ausreichender Zahl zur Verfügung. Tabelle 4: Bedarf an Sportanlagen für außerschulischen Sport (in Anlageneinheiten) Bedarf an Sportanlagen 2009 2020 Δ 2020-2009 Sporthallen 46 45 -1 Spielfelder Großspielfelder 28 28 0 Hallenbad 3 3 0 Freibad 3 3 0 Leichtathletik-Anlagen (Standorte) 1 1 0 Golfanlagen 1 1 0 Reitanlagen 11 11 0 Fitness-Studios 8 8 0 Tennishallenplätze 18 18 0 Tennis-Freiplätze 18 19 1 Sonstige Sportanlagen* 8 8 0 * Der aktuelle Bedarf, d.h. die tatsächliche Inanspruchnahme, besteht 2009 aus dem Gymnastikraum, dem Kraft-/Konditionsraum und weiteren Anlagen (Kinderspielplätze, Sportmöglichkeiten auf Schulhöfen und Grillhütten wurden bei der Bedarfsberechnung nicht berücksichtigt). Gegenüber dem Bestand gibt es derzeit also eine rechnerische Unterauslastung. Dies ist aber keineswegs so zu interpretieren, dass diese Sporträume überflüssig sind. Bei einer Optimierung des Belegungsmanagements für Sporthallen könnten sie vielmehr zukünftig vermehrt für sportliche Nutzung offen stehen, die bislang in den Sporthallen ausgeübt wurden. Diese mögliche Verlagerung aus den Sporthallen heraus betrifft alle Sportarten bzw. sportliche Betätigungen, die keine DIN- Architektur benötigen oder auch im Freien ausgeübt werden können, z.B. alle Formen von Gymnastik, Aerobic und Tanzen. Auf- grund dieser möglichen – aber nicht absehbaren - Zukunftsperspektive muss eine Prognose für 2020 unterbleiben. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 9
Tabelle 5: Bilanz der Sportanlagen für außerschulischen Sport (in Anlageneinheiten) Bilanz Sportanlagen 2009 2020 Δ 2020-2009 Sporthallen -17 -16 1 Spielfelder Großspielfelder -10 -10 0 Hallenbad 0 0 0 Freibad 0 0 0 Leichtathletik-Anlagen (Standorte) 9 9 0 Golfanlagen 2 2 0 Reitanlagen 9 9 0 Fitness-Studios 0 0 0 Tennishallenplätze -9 -9 0 Tennis-Freiplätze 16 15 -1 Sonstige Sportanlagen Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die Herausforderungen an die Sportinfrastruktur in der Kreis- stadt Bergheim sind stark ausgeprägt, weil ein Großteil der Anlagen vor Jahrzehnten erstellt wurde, sich das Sportverhalten der Menschen in den letzten Jahrzehnten aber geändert hat. Ein aktiver Lebensstil hat eine große Bedeutung gewonnen, so dass eine höhere Sportaktivität bei der Bevölke- rung festzustellen ist. Auch wenn sich die einheitengenaue Bilanzierung nach dem `Leitfaden des Bundesinstituts für Sportwissenschaft´ als problematisch erweist (Mehr-/Minderbedarf an Sportanlagen hängen weniger von den Aktivenzahlen ab, als vielmehr von der normativen Festlegung von Belegungsdichte, Nut- zungsdauer und Auslastung), so können dennoch rein rechnerisch folgende Befunde für den außer- schulischen Sport festgehalten werden: 1. Es besteht ein Mehrbedarf an Sporthallen, Spielfeldern und Tennishallenplätzen. 2. Es stehen genügend Hallenbäder, Freibäder, Leichtathletik-Anlagen, Golfanlagen, Reitanla- gen, Fitness-Studios, Tennis-Freiplätze und sonstige Sportanlagen zur Verfügung. 7 Kleinräumige Perspektive Für die kleinräumige Perspektive wurde die Kreisstadt Bergheim nach Rücksprache mit dem Fachbe- reich 2 der Stadtverwaltung in drei Teilräume gegliedert. Durch die hohe Stichprobengröße der Bevölkerungsbefragung (n = 1.940) sind diese Analysen repräsentativ. Die Sozialräume teilen sich auf wie folgt: Sozialraum 1: Ahe und Quadrath-Ichendorf Sozialraum 2: Bergheim-Mitte, Glesch, Kenten, Paffendorf, Thorr und Zieverich Sozialraum 3: Auenheim, Büsdorf, Fliesteden, Glessen, Niederaußem, Oberaußem und Rheidt-Hüchelhoven. Es folgt nun eine sozialraumscharfe Betrachtung des Sportverhaltens in der Kreisstadt Bergheim. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 10
7.1 Sportaktive und Organisationsformen Die Sportnachfrage weist teilweise erhebliche Unterschiede innerhalb des Stadtgebiets auf. Damit die Sportentwicklungsplanung diese kleinräumigen Besonderheiten hinreichend berücksichtigen kann, werden nachfolgend zentrale Besonderheiten dargestellt. Die Aufschlüsselung der Daten in die drei Teilräume zeigt auf, dass die Einwohner der ersten beiden Sozialräume unterhalb des städtischen Durchschnitts bezüglich der Sportaktivenquote liegen, wo- hingegen der dritte Sozialraum oberhalb des Durchschnitts von 74,8 % liegt. Die Aktivenquote be- trägt im ersten Sozialraum 73,6 %, im zweiten Sozialraum ebenfalls 73,6 % und im dritten Sozial- raum 75,2 %. Die Aktivitätsquote für Vereinssport ist im dritten Sozialraum am höchsten. Diese beträgt im ersten Sozialraum 25,5 %, im zweiten Sozialraum 27,1 % und im dritten Sozialraum 30,6 %. Sozialraum 2 stellt hingegen die höchste Aktivenquote für Sport in kommerziellen Einrichtungen mit einer Akti- venquote von 20,4 % dar. Im ersten Sozialraum liegt die Aktivenquote für Sporttreiben in kommer- ziellen Einrichtungen bei 17,7 % und im dritten Sozialraum ist diese noch geringer mit 15,3 %. In Sozialraum 1 ist im Vergleich mit den anderen Sozialräumen die Aktivenquote für den informellen Sport am höchsten (53,6 %) – diese beträgt in Sozialraum 2 52,1 % und in Sozialraum 3 53,3 %. Tabelle 6: Sportaktive und Organisationsformen nach Sozialräumen 2009 Sportaktive allgemein Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Aktivenquote (weiter Sportbegriff) 73,6 73,6 75,2 Anzahl Sportaktive 13.000 17.000 16.000 Aktivitätsquote Vereine (Anteil an Bevöl- 25,5 27,1 30,6 kerung) Sportaktive in Vereinen 5.000 6.000 7.000 Sportaktive in kommerziellen Einrichtun- 17,7 20,4 15,3 gen (Anteil an Bevölkerung) Sportaktive in kommerziellen Einrichtun- 3.000 5.000 3.000 gen Informell Sportaktive (Anteil an Bevölke- 53,6 52,1 53,3 rung) Informell Sportaktive 9.500 12.000 11.500 Die Aktivenquote wird bis 2020 voraussichtlich ohne entsprechende Gegenmaßnahmen in allen drei Teilräumen marginal sinken. In den Sozialräumen 1 und 2 liegt die Aktivenquote bei 73,5 % und in Sozialraum 3 bei 75,1 %. Weiterhin wird der dritte Sozialraum die höchste Aktivenquote für Sport im Verein aufweisen (30,6 %), der zweite Sozialraum für Sport in kommerziellen Einrichtungen (20,3 %) und der erste Sozialraum für informelles Sporttreiben (53,3 %). Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 11
Tabelle 7: Sportaktive und Organisationsformen nach Sozialräumen 2020 Sportaktive allgemein Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Aktivenquote (weiter Sportbegriff) 73,5 73,5 75,1 Anzahl Sportaktive 12.000 17.000 16.000 Aktivitätsquote Vereine (Anteil an Be- 25,5 27,1 30,6 völkerung) Sportaktive in Vereinen 4.000 6.000 7.000 Sportaktive in kommerziellen Einrich- 17,7 20,3 15,2 tungen (Anteil an Bevölkerung) Sportaktive in kommerziellen Einrich- 3.000 5.000 3.000 tungen Informell Sportaktive (Anteil an Bevöl- 53,3 51,8 53,1 kerung) Informell Sportaktive 9.000 12000 11.000 7.2 Sportarten Die Differenzen der Sportnachfrage in den einzelnen Teilräumen, die bereits für die Anzahl an Sport- aktiven und die Organisationsform zu beobachten war, setzen sich auch in der Sportausübung fort. Die wesentlichen sportartspezifischen Unterschiede werden nachfolgend kurz skizziert, dabei wird insbesondere die ‚Hochburg‘ der jeweiligen Sportart unten den drei Teilräumen genannt. Das Radfahren liegt in den Sozialräumen 1 (22,2 %) und 2 (22,1 %) leicht über dem gesamtstädti- schen Durchschnitt (21,9 %), Schwimmen ist insbesondere in den Sozialräumen 1 (16,3 %) und 3 (16,0 %) stark nachgefragt. Beim Laufen liegt der Sozialraum 1 genau auf Niveau des Gesamtdurch- schnitts (14,0 %), Sozialraum 3 (15,4 %) liegt über und Sozialraum 2 (12,4 %) unter Durchschnitt. Fitness ist in Sozialraum 3 (7,3 %) am wenigsten nachgefragt und liegt hier deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt (10,3 %). Fußball hingegen wird im selben Gebiet (Sozialraum 3; 11,5 %) am stärksten nachgefragt. Walking und Nordic Walking sind in Sozialraum 2 (8,2 %) am beliebtesten, wohingegen Spazieren und Wandern in Sozialraum 2 (6,7 %) und 3 (6,7 %) am stärksten betrieben werden. Sehr beliebt in Sozialraum 3 (9,1 %) ist auch Gymnastik, welches deutlich über dem Ge- samtdurchschnitt (7,7 %) liegt. Der Tanzsport ist in Sozialraum 1 (2,8 %) am wenigsten nachgefragt und liegt in den anderen beiden Sozialräumen (Sozialraum 2: 5,5 %; Sozialraum 3: 4,8 %) über dem Gesamtdurchschnitt (4,5 %). Turnen ist in den ersten beiden Sozialräumen am beliebtesten (Sozial- raum 1: 3,1 %; Sozialraum 2: 3,0 %), Sozialraum 3 ist dafür überdurchschnittlich in der Beliebtheit von Tennis (3,3 %). Weitere Sportarten werden in Sozialraum 2 am meisten ausgeübt. Tabelle 8: Sportaktive nach Sportarten in den Sozialräumen 2009 Sportaktive nach Sportarten Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Radfahren 4.000 5.000 5.000 22,2 % 22,1 % 20,8 % Schwimmen 3.000 3.000 3.000 16,3 % 13,2 % 16,0 % Laufen 2.000 3.000 3.000 14,0 % 12,4 % 15,4 % Fitness 2.000 3.000 2.000 Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 12
Sportaktive nach Sportarten Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 11,7 % 11,9 % 7,3 % Fußball 2.000 2.000 2.500 10,2 % 10,5 % 11,5 % Walking und Nordic Walking 1.000 2.000 2.000 7,4 % 8,2 % 7,2 % Gymnastik 1.000 2.000 2.000 6,7 % 7,0 % 9,1 % Spazieren/Wandern 1.000 2.000 1.000 6,3 % 6,7 % 6,7 % Tanzsport 500 1.200 1.000 2,8 % 5,5 % 4,8 % Turnen 500 700 600 3,1 % 3,0 % 2,6 % Tennis 500 600 700 2,9 % 2,7 % 3,3 % Weitere Sportarten 3.000 5.000 4.000 18,7 % 20,2 % 18,7 % Radfahren liegt auch 2020 in den Sozialräumen 1 (22,2 %) und 2 (22,1 %) noch über dem Gesamt- durchschnitt (21,7 %), gleiches gilt für Sozialraum 1 und 3 für den Schwimmsport (Sozialraum 1: 16,4 %; Sozialraum 3: 16,0 %) und Laufen (Sozialraum 1: 13,5 %; Sozialraum 3: 15,0 %). Fitness wird nur in Sozialraum 3 (7,2 %) deutlich unter dem gesamtstädtischen Durchschnitt von 10,1 % Fitnessaktiven liegen, wie auch schon im Jahr 2009. In Sozialraum 3 wird auch 2020 die Nachfrage für Fußball mit 11,4 % Fußballaktiven am stärksten sein. Walking und Nordic Walking bleiben auch bis 2020 in Sozialraum 2 mit 8,1 % Sportaktiven am stärksten vertreten. Gleiches gilt für den Sozialraum 3 mit 9,2 % Sportaktiven was Gymnastik betrifft. Spazieren und Wandern bleibt in den Sozialräumen 2 und 3 (je 6,8 %) am beliebtesten, was auch für Tanzsport in Sozialraum 2 (5,6 %) zutrifft. Ebenfalls keine gravierenden Veränderungen gibt es beim Turnen und Tennis was die Nach- frage betrifft. Auch die weiteren Sportarten bleiben auf gleichem Niveau wie 2009. Tabelle 9: Sportaktive nach Sportarten in den Sozialräumen 2020 Sportaktive nach Sportarten Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Radfahren 4.000 5.000 4.000 22,2 % 22,1 % 20,8 % Schwimmen 3.000 3.000 3.000 16,4 % 13,2 % 16,0 % Laufen 2.000 3.000 3.000 13,5 % 12,0 % 15,0 % Fitness 2.000 3.000 2.000 11,6 % 11,8 % 7,2 % Fußball 2.000 2.000 2.500 10,1 % 10,5 % 11,4 % Walking und Nordic Walking 1.000 2.000 2.000 7,4 % 8,1 % 7,1 % Gymnastik 1.000 2.000 2.000 6,8 % 7,1 % 9,2 % Spazieren/Wandern 1.000 2.000 1.000 Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 13
Sportaktive nach Sportarten Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 6,4 % 6,8 % 6,8 % Tanzsport 500 1.200 1.000 2,8 % 5,6 % 4,8 % Turnen 500 700 600 3,1 % 3,1 % 2,6 % Tennis 500 600 700 3,0 % 2,8 % 3,4 % Weitere Sportarten 3.000 5.000 4.000 18,7 % 20,2 % 18,6 % 7.3 Bestands-Bedarfsbilanzierung Die nachfolgende Tabelle weist aus, wie sich der Bestand an Sportanlagen über die drei Teilräume verteilt. Da aktuell keine weiteren Sportanlagen geplant sind, gelten die Werte sowohl für 2009 als auch für 2020. Tabelle 10: Bestand Sportanlagen in den Sozialräumen für 2009 und 2020 (in Anlageneinheiten) Bestand an Sportanlagen Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Sporthallen 6 13 10 4 Spielfelder Großspielfelder 3 5 10 Kleinspielfelder 0 4 0 sonstige Spielfelder 9 14 12 Hallenbad 1 1 1 Freibad 1 1 1 Leichtathletik-Anlagen (Standorte) 2 2 6 Leichtathletik-Anlagen (einzelne Anla- 7 8 16 gen) Park (z.B. Grünflächen) 26 52 34 Golfanlagen 0 2 1 Reitanlagen 0 7 13 Fitness-Studios 2 6 0 Tennishallenplätze 0 7 2 Tennis-Freiplätze 5 18 11 Sonstige Sportanlagen 41 73 66 Der Bedarf an Sportanlagen unterschiedlichsten Typs variiert zwischen den Sozialräumen. Der Mehr- bedarf an Anlageneinheiten für Sporthallen ist insbesondere in den Sozialräumen 1 und 3 sehr groß. Bezüglich Großspielfeldern ist der Mehrbedarf in allen drei Sozialräumen nahe gehend gleich groß, mit drei fehlenden Feldern in den Sozialräumen 1 und 2 bzw. vier fehlenden Feldern im Sozialraum 3. Der Bestand an Hallen- und Freibädern entspricht für alle 3 Sozialräume dem Bedarf für 2009. Im 4 Die Spielfelder werden lediglich im Bestand nachrichtlich aufgeführt. Eine genaue Analyse der Spielfeldsitua- tion befindet sich im Kunstrasengutachten. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 14
Sozialraum 1 ist ein Fehlbedarf an drei Reitanlagen und fünf Tennishallenplätzen zu konstatieren. Ebenfalls fünf fehlende Tennishallenplätze gibt es im Sozialraum 3 zu vermelden. Außerdem besteht im Sozialraum 3 ein Fehlbedarf an zwei Fitness-Studios. Tabelle 11: Bedarf an Sportanlagen in den Sozialräumen 2009 (in Anlageneinheiten) Bedarf an Sportanlagen Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Sporthallen 13 17 16 Spielfelder Großspielfelder 6 8 14 Hallenbad 1 1 1 Freibad 1 1 1 Leichtathletik-Anlagen (Standorte) 0 0 0 Golfanlagen 0 0 0 Reitanlagen 3 4 4 Fitness-Studios 2 4 2 Tennishallenplätze 5 6 7 Tennis-Freiplätze 5 6 7 Sonstige Sportanlagen 2 3 3 Tabelle 12: Bilanz Sportanlagen in den Sozialräumen 2009 (in Anlageneinheiten) Bilanz Sportanlagen Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Sporthallen -7 -4 -6 Spielfelder Großspielfelder -3 -3 -4 Hallenbad 0 0 0 Freibad 0 0 0 Leichtathletik-Anlagen (Standorte) 2 2 6 Golfanlagen 0 2 1 Reitanlagen -3 3 9 Fitness-Studios 0 2 -2 Tennishallenplätze -5 1 -5 Tennis-Freiplätze 0 12 4 Sonstige Sportanlagen 39 70 63 Der Bedarf an Sportanlagen in 2020 in den drei Sozialräumen weist ein nahezu identisches Bild zu dem Jahr 2009 aus. Lediglich der Bedarf an Sporthallen in Sozialraum 1 verringert sich um eine An- lageneinheit. Dies bedeutet jedoch auch, dass Sporthallen betreffend weiterhin ein hoher Fehlbedarf in allen drei Sozialräumen bestehen wird. Weiterhin gibt es eine Veränderung bei den Tennisfreiplät- zen um eine Anlageneinheit, jedoch handelt es sich hierbei um einen höheren Bestand als tatsächli- chen Bedarf im Vergleich zu 2009. Für alle weiteren Sportanlagen gibt es in der Bestands- Bedarfsbilanzierung keine Unterschiede zwischen 2009 und 2020. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 15
Tabelle 13: Bedarf an Sportanlagen in den Sozialräumen 2020 (in Anlageneinheiten) Bedarf an Sportanlagen Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Sporthallen 12 17 16 Spielfelder Großspielfelder 6 8 14 Hallenbad 1 1 1 Freibad 1 1 1 Leichtathletik-Anlagen (Standorte) 0 0 0 Golfanlagen 0 0 0 Reitanlagen 3 4 4 Fitness-Studios 2 4 2 Tennishallenplätze 5 6 7 Tennis-Freiplätze 5 7 7 Sonstige Sportanlagen 2 3 3 Tabelle 14: Bilanz Sportanlagen in den Sozialräumen 2020 (in Anlageneinheiten) Bilanz Sportanlagen Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Sporthallen -6 -4 -6 Spielfelder Großspielfelder -3 -3 -4 Hallenbad 0 0 0 Freibad 0 0 0 Leichtathletik-Anlagen (Standorte) 2 2 6 Golfanlagen 0 2 1 Reitanlagen -3 3 9 Fitness-Studios 0 2 -2 Tennishallenplätze -5 1 -5 Tennis-Freiplätze 0 11 4 Sonstige Sportanlagen 39 70 63 8 Kunstrasengutachten 8.1 Rahmenbedingungen für Kunstrasenplätze Kunstrasen gibt es bereits seit einigen Jahrzehnten, die ersten Kunststoffrasenplätze wurden in den 1970er Jahren in den USA entwickelt. Zu Beginn gab es materialtechnische, sportfunktionelle sowie schutzfunktionelle Probleme wie bspw. Nachgiebigkeit und Elastizität, Gleitverhalten und Ballverhal- ten (Meinel, 2008). Durch kontinuierliche Verbesserungen auf dem materialtechnischen, technologi- schen und biomechanischen Sektor besitzen die heutigen Kunstrasenplätze (3./4. Generation) ähnli- che Eigenschaften wie der Naturrasen (ebd.). Dies wird durch das Planungsbüro Hoppe (2010) bes- tätigt: „Der heute aktuelle Kunstrasen der 3./4. Generation rückt immer näher an das Spielverhalten Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 16
des Naturrasens heran. Die Fifa erlaubt den Einsatz von Kunstrasen sogar für Qualifikationsspiele der WM.“ 8.1.1 Material Ein Kunstrasenplatz ist eine wasserdurchlässige, mehrschichtige Konstruktion, die von oben nach unten wie folgt aufgebaut ist: - Kunststoffrasenbelag mit gefüllter oder ungefüllter Polschicht - Elastikschicht auf gebundener Tragschicht oder einer gebundenen elastischen Tragschicht - Ungebundene Tragschicht - Ggf. Filterschicht - Erdplanum - Baugrund (DFB, 2006, 5). Die Beläge werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt in drei Typen unterteilt: (1) Kunstrasenplätze der ersten Generation (ab Mitte 1970er Jahre) mit einer kurzen, unverfüllten Polschicht, verbunden mit einer Elastikschicht, (2) Kunstrasenplätze der zweiten Generation (Ende der 1980er Jahre) mit einer längeren, nicht zu dichten Polschicht, verfüllt mit Quarzsand auf einer elastifizierenden Schicht und (3) Kunstrasenplätze der dritten Generation (Ende der 1990er Jahre) mit einer Polschicht, bestehend aus sehr langen und weichen Kunststoffbändchen, welche mit Sand- und Gummigranulat verfüllt werden auf einer elastifizierenden Schicht (DFB, 2006, 5). (4) Die Kunststoffrasenbeläge der 4. Generation bestehen wiederum aus einer ungefüllten Polschicht und langflorigen Fasern (Hardmann & Gerber, 2004, 9). Beim Bau eines Kunststoffrasenplatzes stellt sich die Frage nach der geplanten Anwendung, da diese entscheidend für die Wahl des Belags ist. Soll es sich um ein reines Fußballspielfeld han- deln oder sollen weitere Sportarten wie Hockey berücksichtigt werden? 8.1.2 Wartung und Instandhaltung Des Weiteren müssen die jährlichen Pflegekosten der verschiedenen Beläge in Betracht gezogen werden. Hierzu gibt es in verschiedenen Quellen unterschiedliche Aussagen (DFB, 2006; Planungsbüro.Hoppe, 2010; Ulenberg, 2010). Oftmals fehlt hierbei eine Aufstellung der einzel- nen Posten der Kostenkalkulation. Daher wird an dieser Stelle eine Aufstellung von Ulenberg (2010) herangezogen, da diese eine detaillierte Kalkulation anbietet (s. methodische Anga- ben). Die dargestellten Pflegkosten sollen als Richtwerte dienen, da die tatsächlichen Kosten abhängig vom jeweiligen Dienstleister sind. Tabelle 15: Pflegekosten in Euro (Ulenberg 2010) Kunststoffrasen Kunststoffrasen Berechnungsgrundlage Tenne Sportrasen Sand/EPDM Sand/TPE ver- verfüllt füllt Pflegekosten pro Spiel- 20.869,03 31.416,36 14.772,90 15.379,80 feld/Jahr (7.630m²) Pflegekosten pro 2,74 4,12 1,94 2,02 m²/Jahr Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 17
Ein Kunstrasenplatz benötigt wie auch Naturrasen- und Tennenflächen regelmäßige Pflege. Die- se ist wesentlich für eine langfristige Werterhaltung. Die Befeuchtung des Kunstrasenplatzes verbessert die Gleiteigenschaften und kann Verletzungen vermindern, insbesondere in heißen Sommermonaten. Verunreinigungen des Spielfelds durch Laub oder Blüten sollten regelmäßig entfernt werden. Die Höhe und Gleichmäßigkeit des Füllmaterials beeinflussen das Ballverhal- ten (DFB, 2006, 13f.). Die Lebensdauer eines Kunstrasenplatzes beträgt 12 bis 15 Jahre. Danach bestehen zum einen die Möglichkeit einer Sanierung sowie zum anderen die Möglichkeit der Entsorgung. Der DFB empfiehlt in seiner Studie zum Kunstrasen folgendes: „Eine Deponierung von Kunststoffrasenflächen ist seit dem 1.6.2005 nicht mehr zulässig. Für die Entsorgung der verwendeten Materialien nach der Nutzung kommt daher nur noch die stoffliche oder energetische Verwertung in Frage. Um dies schon beim Bau eines Kunststoffrasenplatzes zu berück- sichtigen, ist insbesondere sicherzustellen, dass - schadstoffarme Materialien verwendet werden, - möglichst wenige unterschiedliche Materialsorten (bei Verbundmaterial) zum Einsatz kom- men, - eine gute Trennfähigkeit der einzelnen Schichten gewährleistet ist“(DFB, 2006, 15). Die Kosten für eine Sanierung betragen rund 216.000 € (Ulenberg, 2010). In den Empfehlungen für Kunststoffrasenplätze des DFB heißt es: „Je nach Belagstyp, aber un- abhängig von der Art der Nutzung (Trainings- oder Spielbetrieb) und von der Pflege ergeben sich unterschiedliche potentielle Nutzungsdauern“ (DFB, 2006, 11). Die möglichen Nutzungsstunden sind in einer großen Bandbreite angegeben, in der Regel wird die maximal angegebene Stundenzahl als Standardwert genommen: Naturrasen 400-800 Nutzungsstunden pro Jahr Tennenflächen 1.000-1.500 Nutzungsstunden pro Jahr Kunststoffrasen 2.000-2.500 Nutzungsstunden pro Jahr Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 18
8.1.3 Kriterien bei einer Entscheidung über Kunstrasenplätze Neben der Wirtschaftlichkeit gibt es weitere Kriterien, die bei der Entscheidung für oder gegen einen Kunstrasenplatz in Betracht gezogen werden müssen (vgl. Tabelle 16). Tabelle 16: Vor- und Nachteile eines Kunstrasenplatzes (EURAC, 2006, 12) Vorteile Nachteile Lange Lebensdauer Hohe Anschaffungskosten Schnelleres Spiel und höhere technische An- Schnelleres Spiel und höhere technische An- forderungen forderungen Hohe Belastbarkeit – insbesondere bei vielen Verunreinigungen müssen entfernt werden Mannschaften, die intensiv trainieren Geringere Wartung (Mäharbeiten und Düngen Geruch und Hitze in den Sommermonaten nicht mehr erforderlich) Bespielbarkeit bei jeder Witterung und zu je- der Jahreszeit (Spielbetrieb auch im Winter Teilweise Anschaffung neuer Wartungsgeräte möglich) Spieleigenschaft nahezu identisch mit Natur- rasen Teilweise Senkung des Verletzungsrisikos (Schonung der Muskeln und Gelenke) Besonders bei Jugend- und Mädchenmann- schaften beliebt Weiche Standortfaktoren wie die Erhöhung der sportlichen Aktivitäten und die Erhöhung der sozialen Resonanz sind für den Sport in einer Kommune wichtige Kriterien, die es zu berücksichtigen gilt. 8.1.4 Kosten-Nutzen-Analyse Eine Gegenüberstellung von den Kosten eines Naturrasenplatzes, eines Tennenplatzes und eines Kunstrasenplatzes soll weitere Einblicke zur Wirtschaftlichkeit beider Belagstypen bringen. Auch hier liefern verschiedene Quellen unterschiedliche Aussagen (Hardmann & Gerber, 2004; Planungsbüro.Hoppe, 2010; Ulenberg, 2010). Daher liegt der Fokus auf einer aktuellen Kalkulation (Ulenberg, 2010). Ulenberg (2010) geht in der Kalkulation von einer Spielflächengröße von 8.136 m² aus. Dies entspricht jedoch nicht der Standardgröße eines Spielfeldes, die mit 7.630 m² im BISp- Leitfaden angegeben wird. Die aufgeführten Kosten für Erstinvestition und Belagserneuerung können nach Expertengesprächen jedoch für die Standardgröße von 7.630 m² übernommen werden. Nichts- destotrotz muss angemerkt werden, dass jede Rechnung ortsspezifisch zu betrachten ist und die in Tabelle 17 aufgestellten Kosten lediglich als Richtwerte zu verstehen sind. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 19
Tabelle 17: Dynamische Investitionskostenrechnung für verschiedene Sportbeläge in Euro (Kosten auf 45 Jahre hochgerechnet von und 5 modifiziert nach Ulenberg, 2010, 23) Kunststoffra- Kunststoffrasen Tenne Sportrasen sen sand/EPDM sand/TPE verfüllt verfüllt INVESTITIONSKOSTEN Erstinvestition* 360.000 370.000 615.000 650.000 Sportplatzflä- 7.630 7.630 7.630 7.630 che/m² Preis pro m² 47,18 48,49 80,60 85,19 BELAGSERNEUERUNG Erste Erneuerung 10 20 15 15 nach n Jahren Kosten pro Erneue- 45.000 60.000 211.000 216.000 rung Kostenvergleich für 45 Jahre ab Belags- 157.500 75.000 422.000 432.000 investition für Er- neuerung Gesamtpreis Erneu- 20,64 9,83 55,31 56,62 erung pro m² * alle Zahlen gerundet Darüber hinaus fallen Pflegekosten an (vgl. Tabelle 15), die es unbedingt zu berücksichtigen gilt. Als Fazit lässt sich feststellen, dass die Investitionskosten und Kosten für die Belagserneuerung bei Kunststoffrasen im Vergleich zu Naturrasen und Tennenflächen bedeutend höher sind. Im Gegensatz dazu sind die jährlichen Pflegekosten viel geringer. Aus den Gesamtinvestitionen und deren jährlicher Abschreibung sowie den Pflegekosten lassen sich jährliche Kosten berechnen, die verglichen mit der maximalen Nutzungszeit Kosten pro Nutzungsstunde im Jahr ergeben. Eine Aufstellung hierzu befindet sich in den methodischen Angaben. 8.2 Situationsanalyse Die Bevölkerungsbefragung zeigt auf, dass die Kreisstadt Bergheim sportlich sehr aktiv ist und zu den aktivsten Städten in Nordrhein-Westfahlen zu zählen ist: 74,8% der Bergheimer Bevölke- rung ist mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv. Dieser Berechnung liegt ein weiter Sportbegriff zugrunde, der auch sportliche Tätigkeiten wie Radfahren und Spazieren umfasst. In 2020 werden weiterhin viele Einwohner Bergheims sportlich aktiv sein. Die Aktivenquote dürfte voraussichtlich auf 74,1% zurückgehen, was der zunehmend älter werdenden Bevölkerung zuzu- schreiben ist. Die Fußballnachfrage ist mit mehr als 10,8% und daraus resultierenden 6.500 Fußballaktiven hoch. Dies ändert sich bis 2020 aufgrund der demographischen Entwicklung nur marginal: 10,7% der Bergheimer spielt Fußball. Dies entspricht 6.500 Personen. Im Vergleich mit anderen Kommunen ist anzumerken, dass sich die Fußballnachfrage dort ohne entsprechen- 5 Mehrwertsteuer sind bei den Kosten inkludiert. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 20
de Gegenmaßnahmen rückläufig entwickelt, wie Ergebnisse anderer Sportentwicklungsprojekte des Instituts aufzeigen. Die Fußballaktiven spielen durchschnittlich 2,6 Mal in der Woche für je 112 Minuten Fußball. Die Kreisstadt Bergheim ist in drei Sozialräume unterteilt worden, um eine kleinräumige Be- trachtung der Sportnachfrage und des Sportangebots vorzunehmen. Durch die hohe Stichpro- bengröße der Bevölkerungsbefragung (n = 1.940) sind diese Analysen repräsentativ. Die Sozial- räume teilen sich auf wie folgt: Sozialraum 1: Ahe und Quadrath-Ichendorf Sozialraum 2: Bergheim-Mitte, Glesch, Kenten, Paffendorf, Thorr und Zieverich Sozialraum 3: Auenheim, Büsdorf, Fliesteden, Glessen, Niederaußem, Oberaußem und Rheidt- Hüchelhoven Folglich lässt sich die Fußballnachfrage auch in den drei Sozialräumen zusammenfassen. Eine Übersicht bietet nachfolgende Tabelle. Tabelle 18: Fußballnachfrage in den Sozialräumen (Anzahl Aktive und Anteile an der Gesamtbevölkerung) Jahr/Aktive Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 2009: Aktive 2.000 2.000 2.500 2009: Anteile 10,2% 10,5% 11,5% 2009: Aktive im Vereinsfußball 1.300 1.500 1.900 2009: Anteil des Vereinsfußballs 7,4% 6,7% 8,9% 2020: Aktive 2.000 2.000 2.500 2020: Anteil 10,1% 10,4% 11,4% 2020: Aktive im Vereinsfußball 1.200 1.500 1.900 2020: Anteil des Vereinsfußballs 7,4% 6,6% 8,8% Die Bestandsdaten zu den Sportanlagen sind durch die Kreisstadt Bergheim gut erhoben wor- den, so dass eine Einzelbetrachtung der Sportplätze möglich ist. Insgesamt gibt es 18 Sport- plätze, auf denen Vereinsfußball betrieben wird. Diese 18 Sportplätze sind Großspielfelder, fünf davon sind Rasenfelder und 13 haben einen Tennenbelag. Der Bestand der Spielfelder teilt sich auf, wie in Tabelle 19 dargestellt. Tabelle 19: Bestand an Spielfeldern in den Sozialräumen Bestand Sozialraum 1 Sozialraum 2 Sozialraum 3 Rasenspielfelder 1 1 3 Spielfelder mit Tennenbelag 2 4 7 Spielfelder 3 5 10 Durch die gute Datenlage werden die aktuellen Nutzungsparameter nicht pauschal pro Sozial- raum betrachtet, sondern singulär pro Anlage. Diese werden in Tabelle 20 für alle Spielfelder zusammengefasst dargestellt. Zunächst wird die Bedeutung der einzelnen Parameter erläutert. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 21
Die Öffnungszeit basiert auf der realen Öffnung der Anlage wohingegen die Nutzung real die tatsächlich belegten Stunden darstellt. Die Öffnungszeit für Tennen- und Rasenplätze ist ver- schieden. Daher ist die Tabelle 20 in Tennen- und Rasenplätze unterteilt. Die Belegungszeit basiert auf der Anzahl der Sportangebote. Dabei werden bis zu zwei Sportan- gebote pro Belegung einfach gewertet, da dies der regulären Kapazität nach dem BISp- Leitfaden mit 30 Personen pro Anlageneinheit in etwa entspricht. Aus Erfahrungswerten wurde die Belegung vom Institut auf 36 Personen pro Spielfeld erhöht. Dies entspricht der Praxis ten- denziell mehr als die vom BISp-Leitfaden angenommen 30 Personen, wie sich gezeigt hat. So- mit ist die Belegung von zwei Sportangeboten auf Spielfeldern als Standardwert zu betrachten. Alle darüber hinaus stattfindenden parallelen Angebote werden mit einem Faktor belegt (siehe methodische Angaben). Somit sind Spitzenraten zu bestimmten Zeiten in die Berechnung in- kludiert. Dies verdeutlicht sich im Vergleich der Spalten Nutzung real und Belegungszeit. Wenn folglich höhere Stundenangaben in der Spalte Belegungszeit als in der Spalte Nutzung real vor- liegen, liegt eine Überbelegung, die über dem Standard liegt, vor. Die Auslastung real basiert auf der tatsächlichen Belegungszeit und nicht auf der Nutzungszeit, so dass hohe Belegungen inkludiert sind. Der Rasenplatz in Quadrath-Ichendorf hat beispiels- weise eine Nutzungszeit von 15,5 Stunden in der Woche (bei 17,5 Stunden, die der Platz durch seine Öffnungszeiten zur Verfügung für den außerschulischen Sport steht), hingegen kann eine Belegungszeit von 18,5 Stunden nachgewiesen werden. Dies zeigt auf, dass der Platz nicht nur einfach oder doppelt belegt ist, sondern darüber hinaus eine drei- oder vierfach Belegung stattfindet. Dies ist entsprechend in der Berechnung der Auslastung real berücksichtigt. Die Auslastung real berechnet sich folglich aus dem Anteil der Belegungszeit (als Ist-Zustand) und der Öffnungszeit, die den Soll-Zustand darlegt. Daraus folgt, dass der idealtypische Wert der Auslastung aus ökonomischer Perspektive bei 1,0 liegt. Allgemein kann festgestellt werden, dass die Auslastung Werte unter 1,0 annehmen kann, was eine Unterauslastung bedeutet. Werte über 1,0 bedeuten eine Überauslastung, die durch Über- belegungen während einzelner Nutzungszeiten auf einer Sportanlage gegenüber der Öffnungs- zeit entstehen können (Köhl & Bach, 2006). Der Kommentar zum BISp-Leitfaden gibt als Auslastung Werte von 0,30-0,40 für Naturrasenfel- der – bezogen auf die Gesamtkapazität der Sportanlage – an. Die Gesamtkapazität bezieht sich nicht nur auf das nachmittägliche Öffnungszeitfenster, so dass davon auszugehen ist, dass die Auslastung in Bergheim über diesem Bereich ist, da die Belegung in den Nachmittags- und frü- hen Abendstunden sehr hoch ist. Die Ergebnisse in Tabelle 20 zeigen auf, dass Bergheim mit allen Plätzen über dieser Angabe liegt – wobei der Sportplatz in Fliesteden mit einer Auslas- tung von 0,47 nur marginal über dieser Auslastung liegt. Im Gegensatz dazu kann für den Ra- senplatz in Quadrath-Ichendorf eine Auslastung von 1,06 angegeben werden, so dass eindeutig eine Überbelegung vorliegt. Angaben zur Auslastung für Tennenplätze – bezogen auf die Gesamtkapazität – fehlen im BISp- Leitfaden, werden jedoch auf rund 0,6 durch den Auftragnehmer aufgrund von tatsächlichen Erfahrungswerten aus verschiedenen Sportentwicklungsprojekten in Bezug auf die tatsächlichen Öffnungszeiten taxiert. Die Kreisstadt Bergheim liegt hier durchschnittlich mit 0,66 etwas über diesem Bereich. Allerdings lassen sich zwischen den einzelnen Plätzen große Unterschiede be- Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 22
züglich der Auslastung feststellen: So ist für den Sportplatz Niederaußem eine Auslastungsquo- te von 1,02 zu verzeichnen während der Sportplatz Oberaußem Tenne 2 lediglich eine Auslas- tung von 0,18 aufweist. Tabelle 20: Darstellung aller Spielfelder Bergheims mit Nutzungs- und Auslastungsparametern sortiert nach Belag Öffnungs- Nutzung Belegungs- Auslastung Raum Anlage Belag zeit real zeit real Tenne 1 Sportplatz Ahe Tenne 22,5 12,50 12,50 0,56 Sportplatz Quadrath- 1 Tenne 22,5 17,00 18,00 0,80 Ichendorf 2 Sportzentrum Bergheim Tenne 1 22,5 14,00 19,75 0,88 2 Sportzentrum Bergheim Tenne 2 22,5 14,50 19,25 0,86 2 Sportplatz Glesch Tenne 22,5 15,50 18,00 0,80 2 Sportplatz Kenten Tenne 22,5 7,00 7,00 0,31 3 Sportplatz Büsdorf Tenne 22,5 12,00 12,00 0,53 3 Sportplatz Fliesteden Tenne 22,5 10,00 10,00 0,44 3 Sportplatz Glessen Tenne 22,5 16,50 19,25 0,86 3 Sportplatz Niederaußem Tenne 22,5 17,00 23,00 1,02 3 Sportplatz Oberaußem Tenne 1 22,5 3,50 4,25 0,19 3 Sportplatz Oberaußem Tenne 2 22,5 4,00 4,00 0,18 Sportplatz Rheidt- 3 Tenne 22,5 9,50 15,00 0,67 Hüchelhoven Rasen Sportplatz Quadrath- 1 Rasen 17,5 15,50 18,50 1,06 Ichendorf 2 Sportzentrum Bergheim Rasen 17,5 7,00 11,75 0,67 3 Sportplatz Fliesteden Rasen 17,5 7,50 8,25 0,47 3 Sportplatz Niederaußem Rasen 17,5 8,00 11,00 0,63 3 Sportplatz Oberaußem Rasen 17,5 9,00 12,00 0,69 Auf Basis der Empfehlungen des DFB zu den jährlich maximal möglichen Nutzungsstunden (Na- turrasen 800 Stunden und Tennenflächen 1.500 Stunden), die als Standardwert genommen wer- den, wurden in einem ersten Schritt die Nutzungsstunden als Belegungszeit im Jahr pro Anlage errechnet. Unter Berücksichtigung des Schulsports und Spielbetriebs am Wochenende (siehe methodische Angaben) ergibt sich somit eine Überbelastung für die Rasensportplätze in Quadrath-Ichendorf, Oberaußem, Bergheim und Niederaußem, sowie des Tennenplatzes in Nie- deraußem. Die Beanspruchung der beiden Tennenplätze in Bergheim und des Tennenplatzes in Glessen ist ebenfalls sehr hoch. Tabelle 21: Jährliche Belegungszeiten im Vergleich mit möglichen Nutzungsstunden pro Belag Belegungszeit im Raum Anlage Ergebnis Jahr in Stunden Sportplatz Quadrath-Ichendorf (Ra- 1 1.083 Überbelastung sen) 1 Sportplatz Ahe (Tenne) 1.091 im Rahmen der DFB-Studie Sportplatz Quadrath-Ichendorf 1 1.355 im Rahmen der DFB-Studie (Tenne) 2 Sportzentrum Bergheim (Rasen) 867 Überbelastung Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 23
Belegungszeit im Raum Anlage Ergebnis Jahr in Stunden 2 Sportzentrum Bergheim (Tenne 1) 1.439 im Rahmen der DFB-Studie 2 Sportzentrum Bergheim (Tenne 2) 1.415 im Rahmen der DFB-Studie 2 Sportplatz Glesch (Tenne) 1.355 im Rahmen der DFB-Studie 2 Sportplatz Kenten (Tenne) 827 im Rahmen der DFB-Studie 3 Sportplatz Fliesteden (Rasen) 755 im Rahmen der DFB-Studie 3 Sportplatz Niederaußem (Rasen) 843 Überbelastung 3 Sportplatz Oberaußem (Rasen) 875 Überbelastung 3 Sportplatz Büsdorf (Tenne) 1.067 im Rahmen der DFB-Studie 3 Sportplatz Fliesteden (Tenne) 971 im Rahmen der DFB-Studie 3 Sportplatz Glessen (Tenne) 1.415 im Rahmen der DFB-Studie 3 Sportplatz Niederaußem (Tenne) 1.595 Überbelastung 3 Sportplatz Oberaußem (Tenne 1) 695 im Rahmen der DFB-Studie 3 Sportplatz Oberaußem (Tenne 2) 683 im Rahmen der DFB-Studie Sportplatz Rheidt-Hüchelhoven 3 1.211 im Rahmen der DFB-Studie (Tenne) Zur vereinfachten Übersicht wird nachfolgend Tabelle 22 für Rasenplätze und Tennenplätze nach der jährlichen Belegungszeit aufgeteilt. Zudem wird der Zustand der Spielflächen dargestellt, der auf Angaben der Kreisstadt Bergheim beruht. Tabelle 22: Jährliche Belegungszeiten im Vergleich mit möglichen Nutzungsstunden pro Belag sortiert nach Belag Belegungszeit Raum Anlage Ergebnis Zustand Std./Jahr Tenne Sportplatz Niederaußem 3 1.595 Überbelastung sehr gut (Tenne) Sportzentrum Bergheim im Rahmen der DFB- 2 1.439 ausreichend (Tenne 1) Studie Sportzentrum Bergheim im Rahmen der DFB- 2 1.415 ausreichend (Tenne 2) Studie Sportplatz Glessen (Ten- im Rahmen der DFB- 3 1.415 sehr gut ne) Studie Sportplatz Glesch (Ten- im Rahmen der DFB- 2 1.355 gut ne) Studie ausreichend Sportplatz Quadrath- im Rahmen der DFB- 1 1.355 (Laufbahn: Ichendorf (Tenne) Studie schlecht) Sportplatz Rheidt- im Rahmen der DFB- 3 1.211 schlecht Hüchelhoven (Tenne) Studie im Rahmen der DFB- 1 Sportplatz Ahe (Tenne) 1.091 ausreichend Studie Sportplatz Büsdorf (Ten- im Rahmen der DFB- 3 1.067 ausreichend ne) Studie Sportplatz Fliesteden im Rahmen der DFB- 3 971 gut (Tenne) Studie Sportplatz Kenten (Ten- im Rahmen der DFB- 2 827 gut ne) Studie 3 Sportplatz Oberaußem 695 im Rahmen der DFB- ausreichend Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 24
Belegungszeit Raum Anlage Ergebnis Zustand Std./Jahr (Tenne 1) Studie Sportplatz Oberaußem im Rahmen der DFB- 3 683 ausreichend (Tenne 2) Studie Rasen Sportplatz Quadrath- 1 1.083 Überbelastung ausreichend Ichendorf (Rasen) Sportplatz Oberaußem 3 875 Überbelastung ausreichend (Rasen) Sportzentrum Bergheim 2 867 Überbelastung ausreichend (Rasen) Sportplatz Niederaußem 3 843 Überbelastung ausreichend (Rasen) Sportplatz Fliesteden im Rahmen der DFB- 3 755 ausreichend (Rasen) Studie Darüber hinaus gilt es zu berücksichtigen, wie der Zustand der Spielflächen zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist. Lediglich zwei Spielfelder befinden sich in einem sehr guten und drei Spielfelder in einem guten Zustand. Eine Umwandlung des Belags von Naturrasen oder Tennenfläche in Kunststoffrasen würde durch höhere mögliche Nutzungsstunden zum einen einer Überbelastung entgegenwirken und diese ausgleichen. Zum anderen gewährleistet die Umwandlung den Trainings- und Spielbetrieb auch im Winter, was angesichts der hohen Bedeutung des Fußballsports in der Kreisstadt Bergheim einem wichtigen Beitrag zur Sportversorgung entsprechen würde, insbesondere vor dem Hinter- grund der nicht möglichen Nutzung von Rasenfeldern in den fünf Wintermonaten. 8.3 Bestands-Bedarfs-Bilanzierung für die Gesamtstadt Als Basis für die Analysen dient jeweils das Sportverhalten der Vereinsfußballer, das bedeutet, dass der Schulsport und der nicht-organisierte Fußballsport für diese Analysen nicht berücksichtigt wer- 6 den. Die Bestands-Bedarfs-Bilanzierung nach dem Leitfaden des Bundesinstituts für Sportwissen- schaft nutzt zur Berechnung des Sportstättenbedarfs nachfolgende Formel (s. auch methodische Angaben und Glossar). Sportbedarf*Zuordnungsfaktor/Belegungsdichte*Nutzungsdauer*Auslastungsfaktor Auch hier wurde mit Standardwerten bezüglich der Belegung operiert (d.h. Doppelbelegung). Bei den anderen Parametern wurden die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung und der Bestandserhebung als Basis genommen. 6 Dies wird bei Analyse der weiteren Sportarten in der gesamtstädtischen Sportentwicklungsplanung berück- sichtigt werden. Sportentwicklungsplanung für die Kreisstadt Bergheim 25
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