HOTELLERIE DEUTSCHLAND MIT EXKURS ZU ÖSTERREICH - IMMAC Holding AG
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Inhalt INHALTSVERZEICHNIS Glossar für Begriffe und Abkürzungen 3 Tabellenverzeichnis 4 Abbildungsverzeichnis 5 1. Zielsetzung 6 1.1 Informationsgewinnung und Quellenverweise 6 1.2 Aufbau 6 2. Konjunktur 6 2.1 Gesamtwirtschaft 6 2.2 Tourismuswirtschaft 9 3. Marktteilnehmer und Kennzahlen 10 3.1 Marktteilnehmer 10 3.2 Kennzahlen 11 4. Nachfrage im Beherbergungsgewerbe 12 5. Angebot im Beherbergungsgewerbe 17 5.1 Struktur des Beherbergungsgewerbes und -angebotes 17 5.1.1 Hotel 18 5.1.2 Hotel garni 18 5.1.3 Gasthof 18 5.1.4 Pension 18 5.2 Hotellerie nach Zielgruppenausrichtung 18 5.3 Entwicklung des Angebotes im Beherbergungsgewerbe 19 6. Kategorisierung von Hotels und Hotels garnis 25 6.1 Hotelklassifizierung nach Sternekategorien 25 6.2 Internationale Kategorisierung nach Performance und Ausstattungsqualität 27 6.3 Marken/Ketten- und Privathotellerie 28 6.3.1 Marken- und Kettenhotellerie 28 6.3.2 Privathotellerie 30 7. Vertragsarten in der Hotellerie 32 7.1 Pachtvertrag 32 7.2 Managementvertrag 32 7.3 Hybridvertrag 32 7.4 Franchisevertrag 33 8. Immobilieninvestmentmarkt 34 9. Trends in der Hotellerie 37 9.1 Vertriebskanäle und Online-Buchungen 37 9.2 Einfluss politischer und wirtschaftlicher Ereignisse auf den Hotelleriemarkt 39 10. Exkurs: Tourismus- und Hotelleriemarkt in Österreich 42 11. Fazit 44 2
Glossar GLOSSAR FÜR BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN ADR/ARR Average Daily Rate/Average Room-Rate; durchschnittlicher Zimmererlös. Diese Kennzahl berechnet sich aus dem Nettogesamterlös (Beherbergung ohne Umsatzsteuer und Frühstück) dividiert durch die Zahl der verkauften Zimmer. AHGZ Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung Beherbergungs- Örtliche Einheiten, die dazu dienen, Gästen im privaten oder geschäftlichen Reiseverkehr eine befristete Über- Betrieb/gewerbe nachtungsmöglichkeit bereitzustellen; das Beherbergungsgewerbe setzt sich aus der Hotellerie und der Parahotellerie zusammen. BIP Bruttoinlandsprodukt; gibt den Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen) an, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt werden und dem Endverbrauch dienen. Das BIP gilt als Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft. BIP pro Kopf Wird das BIP durch die Gesamtbevölkerung einer Volkswirtschaft geteilt, erhält man die wirtschaftlich erbrachte Leistung pro Kopf. bspw. beispielsweise bzw. beziehungsweise DEHOGA Deutscher Hotel- und Gaststättenverband; die DEHOGA führt in Deutschland die kostenpflichtige Hotelklassifikation nach Sternen durch. Seit dem 01.01.2010 gilt für die DEHOGA das einheitliche Hotelklassifizierungssystem von Hotelstars Union. Destatis Statistisches Bundesamt DHV Deutscher Heilbäderverband e. V. DTV Deutscher Tourismusverband e. V. DZT Deutsche Zentrale für Tourismus Economy/Budget Hotelkategorie, die vergleichbar ist mit zertifizierten Hotels der 1- bis 2-Sterne-Kategorie. EU Europäische Union; umfasst folgende Mitgliedsstaaten: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finn- land, Frankreich, Griechenland, Großbritannien & Nordirland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn und Zypern. Eurostat Offizielles Statistisches Amt der Europäischen Union EZB Europäische Zentralbank: Zentralbank der 19 EU-Mitgliedsstaaten, die den Euro eingeführt haben. Gasthof Ein ländlicher Betrieb, der neben Gastronomie Unterkünfte anbietet; gehört der übergeordneten Hotellerie an. GfK Gesellschaft für Konsumforschung; berechnet u. a. die Kaufkraft je Einwohner. Hotel Ein Hotel ist ein Beherbergungs- und Verpflegungsbetrieb, der sich durch seine Ausstattung sowie seinen Service auszeichnet; gehört der übergeordneten Hotellerie an. Hotel garni Eine Beherbergungsstätte, in der als Mahlzeit höchstens ein Frühstück angeboten wird; gehört der übergeordneten Hotellerie an. Hotelkette Kettenhotels zeichnen sich durch großvolumige Betriebe aus, die unter einer bestimmten Marke geführt werden und häufig größeren Konzernen angehören. Hotellerie Setzt sich aus folgenden Betriebsarten zusammen: Hotel, Hotel garni, Gasthof und Pension. Hotelmarke Markenhotellerie wird als Überbegriff für Hotels verwendet, die hinsichtlich Konzept, Gestaltung und Zugehörigkeit an eine bestimmte Hotelkette gebunden sind. Hotelstars Union Zusammenschluss von folgenden Hotelverbänden: Deutschland, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz, Tschechien, Ungarn, Estland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Griechenland, Belgien, Dänemark, Liechtenstein und Slowenien. Die genannten Länder haben sich damit auf grundlegende Standards für die Hotelklassifizierung geeinigt. Die operative Klassifizierung der Hotels in Deutschland findet hingegen durch die DEHOGA statt. 3
Glossar | Tabellen GLOSSAR FÜR BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN HOTREC Hotels, Restaurants und Cafés in Europa: Europäischer Dachverband des Gaststättenwesens. IHA Hotelverband Deutschland (International Hotel Association); Branchenverband der Hotellerie, vertritt die Interessen der Hotellerie auf nationaler und internationaler Ebene gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Kaufkraft Die Kaufkraft ist laut GfK die Summe aller Nettoeinkünfte der Bevölkerung sowie von Kapitaleinkünften und staatlichen Transferzahlungen. Diese Einkommen werden von den privaten Haushalten zum Teil für Konsumzwecke (Reisen, Ausgaben im Einzelhandel), zum Teil für die Miete, das Sparen und die Altersvorsorge verwendet. Midscale Hotelkategorie, die vergleichbar ist mit zertifizierten Hotels der 3- bis 4-Sterne-Kategorie. Mio. Million(en) Mrd. Milliarde(n) Occ Occupancy-Rate; Auslastungsrate; kann in Bezug auf die Zimmer oder die Betten angegeben bzw. berechnet werden. Pension Eine Pension bietet normalerweise Unterkünfte für mehr als eine Nacht und Speisen für Hausgäste an, gehört der über- geordneten Hotellerie an. RevPAR Revenue Per Available Room; durchschnittlicher Netto-Logiserlös pro verfügbarem (und nicht der verkauften) Zimmer. s. siehe TIN Touristische Informationsnorm; Sammlung von Normen, Definitionen und Standards für den Tourismus in Deutschland. TSA Tourismus-Satellitenkonto: Als Querschnittsbranche ist der Tourismus nicht in der amtlichen Statistik vorzufinden. Daher wird der ökonomische Stellenwert der Branche im Rahmen dieses Satellitenkontos erfasst. u. a. unter anderem u. ä. und ähnlich Upscale Hotelkategorie, die vergleichbar ist mit zertifizierten Hotels der 5-Sterne-Kategorie. WIFO Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Top-10-Städte (ab 100.000 Einwohner) mit den meisten Übernachtungen 14 Tabelle 2: Top-10-Reiseregionen Deutschlands 2017 14 Tabelle 3: Klassifizierte Hotelbetriebe in Deutschland im Jahr 2018 (Stand: Januar) 26 Tabelle 4: Größte Hotelketten weltweit nach Zimmerzahl in Deutschland im Jahr 2017 31 Tabelle 5: Größte deutsche Hotelketten mit Hauptsitz in Deutschland nach Zimmerzahl im Jahr 2017 31 Tabelle 6: Größte Hotelmarken in Deutschland im Jahr 2017 31 Tabelle 7: Größte deutsche Hotelmarken mit Hauptsitz in Deutschland im Jahr 2017 31 Tabelle 8: Verteilung der Business-Modelle aus Sicht der Top-10-Hotelketten in Deutschland 2017 33 Tabelle 9: Vertriebskanäle der Hotels in Deutschland bis 2016 39 Tabelle 10: Online-Hotelbuchungsportale als Vertriebskanäle der Hotels in Deutschland bis 2016 39 4
Abbildungen ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt in Deutschland von 2000 bis 2017 7 Abbildung 2: Arbeitslosenquote in Deutschland von 2005 bis 2017 7 Abbildung 3: Kaufkraftindex je Einwohner in Deutschland im Jahr 2018 8 Abbildung 4: Touristischer Gesamtkonsum in Deutschland im Jahr 2015 9 Abbildung 5: Anteil der EU-Länder an allen Übernachtungen innerhalb der EU im Jahr 2016 12 Abbildung 6: Entwicklung von Ankünften und Übernachtungen bis 2017 13 Abbildung 7: Entwicklung des Inlandstourismus in Deutschland bis 2017 13 Abbildung 8: Verteilung der Übernachtungen in der Hotellerie bis 2017 15 Abbildung 9: Entwicklung der Nachfrage bis 2030 16 Abbildung 10: Struktur des Gastgewerbes 17 Abbildung 11: Geöffnete Beherbergungsbetriebe in der Hotellerie bis 2017 19 Abbildung 12: Marktanteile der Betriebsarten in der Hotellerie bis 2017 20 Abbildung 13: Marktanteile der Betriebsarten nach Betten bis 2017 20 Abbildung 14: Durchschnittliche Bettenzahl je Betriebsart bis 2017 21 Abbildung 15: Übernachtungen und Auslastung in der Hotellerie bis 2017 21 Abbildung 16: Zimmerauslastung der deutschen Hotellerie bis 2017 22 Abbildung 17: Hotelperformance bis 2017 22 Abbildung 18: Nettoumsatz der Hotellerie in Deutschland bis 2016 23 Abbildung 19: Historische Entwicklung der Pipeline 23 Abbildung 20: Top-Länder mit Hotelzimmern in Bau 24 Abbildung 21: Zahl der zertifizierten Hotels in Deutschland bis 2017 25 Abbildung 22: Kriterienbereiche zur Hotelklassifizierung gemäß der Hotelstars Union 26 Abbildung 23: Economy/Budget, Midscale und Upscale bis 2017 28 Abbildung 24: Zimmer nach Marken- und Privathotellerie im Jahr 2017 29 Abbildung 25: Markenhotellerie in Deutschland bis 2017 29 Abbildung 26: Spitzenrenditen bis Q1/2018 34 Abbildung 27: Transaktionsvolumen Hotelimmobilien 2013 bis 2017 34 Abbildung 28: Hotel-Investments nach Käufergruppen im Jahr 2018 (Q1–3) 35 Abbildung 29: Hotel-Investments nach Städten im Jahr 2018 (Q1–3) 35 Abbildung 30: Spitzenrendite von Hotelimmobilien bis 2017 36 Abbildung 31: Internetnutzer in Deutschland bis 2018 38 Abbildung 32: BIP und RevPAR in Deutschland bis 2017 40 Abbildung 33: Leitzinssatz der EZB bis 2018 41 Abbildung 34: Übernachtungszuwächse in Deutschland während der WM im Jahr 2006 41 Abbildung 35: Übernachtungen in Österreich nach Herkunftsländern im Jahr 2017 42 Abbildung 36: Entwicklung der Bettenauslastung nach Winter- und Sommersaison bis 2017 43 Abbildung 37: Betriebe in Österreich nach Unterkunftsart und Saison im Jahr 2017 43 5
Zielsetzung | Konjunktur 1 ZIELSETZUNG Das Ziel der vorliegenden Marktstudie – des Statistischen Bundesamtes. Alle wei- ausführliche Analyse der Nachfrage sowie erstellt vom Fachbereich IMMAC research teren Informationen stammen im Wesent- des Angebotes im Beherbergungsgewerbe. – ist es, den Beherbergungsmarkt im All- lichen aus unterschiedlichen Sekundär- Darin enthalten sind u. a. Erläuterungen zur gemeinen und den Hotelleriemarkt im Spe- quellen wie z. B. dem Hotelmarktbericht Struktur des Beherbergungsgewerbes und ziellen in Deutschland detailliert zu ana- Deutschland der IHA. Das Datenmaterial den unterschiedlichen Betriebsarten. lysieren. Dabei werden für diesen Markt für Österreich basiert auf Angaben von Sta- relevante Kennzahlen definiert und sowohl tistik Austria und der Wirtschaftskammer Anschließend erfolgt die Erläuterung unter- die Angebots- als auch die Nachfrage- Österreich. Die detaillierten Quellenangaben schiedlicher Kategorisierungsmöglichkeiten seite beleuchtet. Zudem erfolgt ein Exkurs erfolgen textnah durch entsprechende Fuß- von Hotels und Hotels garnis. Darunter fällt zum Tourismus- und Hotelleriemarkt in noten. Daher wird in dieser Ausarbeitung auch die Hotelklassifizierung nach Sterne Österreich. auf ein Quellenverzeichnis verzichtet. Fer- kategorien. Um die Perspektive eines Hotel- ner sind alle Abbildungen und Tabellen investments genauer zu beleuchten, wer- 1.1 Informationsgewinnung eigene Darstellungen. Daher werden in den den in den darauf nachfolgenden Kapiteln und Quellenverweise Abbildungen lediglich die zugehörigen Quel- gängige Vertragsarten vorgestellt und ein len genannt. Überblick über den Hotelimmobilieninvest- Die vorliegende Marktstudie beruht auf dem mentmarkt gewährt. Im abschließenden im Recherchezeitraum vom 01.10.2018 bis 1.2 Aufbau Kapitel wird auf Trends und mögliche kon- 21.11.2018 eingeholten Datenmaterial zum junkturelle Einflüsse auf die deutsche Hotel- Angebot und zur Nachfrage im Beherber- Zunächst werden ausgehend von einer all- lerie eingegangen. Ferner folgt ein Exkurs gungs- und Hotelleriegewerbe in Deutsch- gemeinen Betrachtung der Gesamt- und zum Tourismus- und Hotelleriemarkt in land. Dabei basieren die von IMMAC Tourismuswirtschaft in Deutschland die Österreich. In der Zusammenfassung wer- research ermittelten statistischen Daten hin- wichtigsten Kennzahlen und Marktteil- den die zentralen Kernaussagen aller Kapitel sichtlich der Struktur des Beherbergungs- nehmer im Beherbergungsgewerbe vor- zusammengefasst und es erfolgt ein Fazit. gewerbes in Deutschland auf den Angaben gestellt. Aufbauend darauf erfolgt eine 2 KONJUNKTUR Die konjunkturelle Lage hat sich in den Touristen. Mehr als die Hälfte davon reiste Touristen immer größerer Beliebtheit. Dieser vergangenen Jahren sowohl aus Perspek- nach Europa. Zusätzlich schätzt die Welt- Trend konvergiert mit der Konjunkturent- tive der Gesamtwirtschaft als auch der tourismusorganisation (UNWTO), dass die wicklung der vergangenen Jahre. Tourismuswirtschaft in Deutschland positiv Zahl der weltweiten Touristen bis zum Jahr entwickelt – das BIP (Bruttoinlandsprodukt) 2030 auf circa 1,8 Mrd. steigen wird.1 Ein wichtiger Indikator, der Hinweise auf die ist gestiegen und die Arbeitslosenquote wirtschaftliche Entwicklung eines Landes sank zuletzt auf einen historischen Tiefstand. In einer zunehmend global vernetzten Welt gibt, ist das BIP. Wenn man dieses durch die Und auch die Tourismusbranche trägt einen werden die Wege kürzer und der inter- Bevölkerungszahl teilt, erhält man den Pro- wichtigen Teil zur Gesamtwirtschaft bei. nationale Austausch immer selbstverständ- Kopf-Wert. Das BIP misst den Wert aller neu licher. Zudem hat sich die Weltwirtschaft geschaffenen Waren und Dienstleistungen Die nachfolgenden Kapitel zeigen in einem in den vergangenen Jahren, besonders innerhalb eines Jahres, soweit diese nicht Überblick die wesentlichen Indikatoren der seit den Einbrüchen in der globalen Wirt- als Vorleistung für die Produktion anderer Gesamt- und Tourismuswirtschaft auf und schafts- und Finanzkrise in den Jahren Waren und Dienstleistungen verwendet bilden somit die Grundlage für die weite- 2007/2008/2009, erholt und stetig positiv werden.2 Bis auf leichte Einbrüche im Jahr ren Untersuchungen des Beherbergungs- entwickelt. In Bezug auf den Tourismus- und 2009, bedingt durch die weltweite Wirt- marktes in Deutschland. Beherbergungsmarkt sind dies Effekte, die schafts- und Finanzkrise, hat sich das BIP sich vorteilhaft und vielversprechend auf die insgesamt sowie pro Kopf in Deutsch- 2.1 Gesamtwirtschaft Branche auswirken. Deutschland profitiert land durchweg positiv entwickelt. Im Zeit- von dieser Entwicklung besonders. Bedingt raum von 2000 bis 2017 ist das BIP pro Laut dem Bundesministerium für Wirt- durch politische Unruhen und terroristische Kopf von 25.983 Euro auf 39.649 Euro schaft und Energie (BMWi) gab es im Jahr Anschläge im Ausland erfreut sich Deutsch- p. a. gestiegen. Dies entspricht einer 2017 weltweit rund 1,32 Mrd. internationale land als ein als stabil geltendes Land unter Steigerung um rund 53 Prozent. 1 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2018): Tourismuspolitik – Tourismus. Online: www.bmwi.de. 2 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Bruttoinlandsprodukt. Online: www.destatis.de. 6
Konjunktur Der Verlauf der Arbeitslosenquote deutet Bruttoinlandsprodukt in Deutschland von 2000 bis 2017 ebenfalls auf eine positive konjunkturelle Entwicklung in Deutschland hin. Seit dem 40.000 € 3.000 € Jahr 2005 fiel diese von 11,7 Prozent auf 5,7 Prozent im Jahr 2017.5 Den niedrigs- 35.000 € ten Stand erreichte die Arbeitslosenquote 2.500 € schließlich im September 2018. Mit fünf 30.000 € Prozent betrug die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland damals rund 2,26 Mio. Men- 2.000 € 25.000 € BIP gesamt in Mrd. € schen.6 Damit rückte der Wert weiter an die BIP pro Kopf in € als Vollbeschäftigung definierten zwei Pro- 20.000 € zent Arbeitslosenquote heran. 1.500 € Tourismus ist auch vom verfügbaren Ein- 15.000 € kommen und der Kaufkraft abhängig. 1.000 € Die Kaufkraft ist laut GfK die Summe aller 10.000 € Nettoeinkünfte der Bevölkerung sowie von 25.983 26.741 27.224 27.875 28.288 29.483 31.031 31.719 30.569 32.137 33.673 34.296 35.045 36.287 37.324 38.370 39.649 27.082 500 € Kapitaleinkünften und staatlichen Transfer- 5.000 € zahlungen. Die Karte auf Seite 8 zeigt den Kaufkraftindex je Einwohner in Deutsch- 0€ 0€ land im Jahr 2018 (Landesdurchschnitt = 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 100). Es wird deutlich, dass die Stadt- und BIP pro Kopf BIP gesamt Landkreise um die Städte München, Stutt- gart, Frankfurt, Köln und Düsseldorf sowie Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt in Deutschland von 2000 bis 2017 3 4 Hamburg einen besonders hohen Kaufkraft- index aufweisen. Dies deutet auf besonders wirtschaftsstarke Regionen im Vergleich zu anderen Teilen Deutschlands hin. Der deutschlandweite Vergleich der Kauf- Arbeitslosenquote in Deutschland von 2005 bis 2017 kraft zeigt jedoch auch, dass sich die 12 Wirtschaft grundsätzlich positiv entwickelt hat. Im Jahr 2011 belief sich die Kauf- kraft je Einwohner in Deutschland auf ins- 10 gesamt 19.684 Euro und stieg bis 2018 auf 22.949 Euro.10 Dies entspricht einer Steigerung um über 16 Prozent. 8 6 4 11,7 % 11,0 % 7,8 % 8,1 % 7,7 % 7,1 % 6,8 % 6,9 % 6,7 % 6,4 % 6,1 % 9,0 % 2 5,7% 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Abbildung 2: Arbeitslosenquote in Deutschland von 2005 bis 2017 7 8 9 3 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen. Online: www.destatis.de. 4 Werte in jeweiligen Preisen. 5 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Arbeitsmarkt. Online: www.destatis.de. 6 Bundesagentur für Arbeit (2018): Der Arbeitsmarkt im September 2018. Online: www.arbeitsagentur.de. 7 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Arbeitsmarkt. Online: www.destatis.de. 8 Es handelt sich hierbei um die Arbeitslosenquote aller zivilen Erwerbspersonen. 9 Seit dem Berichtsmonat Juli 2010 werden nur noch ungeförderte Arbeitsstellen ausgewiesen. 10 GfK GeoMarketing GmbH (2018): Kaufkraft 2018 – Deutschland. 7
Konjunktur Kaufkraftindex je Einwohner in Deutschland im Jahr 2018 Kaufkraftindex je Einwohner in den Stadt-/Landkreisen unter 72 72 bis unter 80 80 bis unter 88 88 bis unter 96 96 bis unter 104 104 bis unter 112 112 bis unter 120 120 bis unter 128 128 und mehr (Landesdurchschnitt = 100) Staats-/Landesgrenze Kreisgrenze Abbildung 3: Kaufkraftindex je Einwohner in Deutschland im Jahr 2018 11 11 GfK GeoMarketing GmbH (2018): Kaufkraft 2018 – Deutschland. 8
Konjunktur 2.2 Tourismuswirtschaft Touristischer Gesamtkonsum in Deutschland im Jahr 2015 Die deutsche Tourismuswirtschaft wird in der amtlichen Wirtschaftsstatistik nicht als 8,0 % eigener Wirtschaftszweig abgebildet. Sie gilt als sogenannte „Querschnittsbranche“, da Inländische Gäste die von Touristen nachgefragten Produkte 13,8 % Ausländische Gäste und Dienstleistungen unterschiedlichen Branchen zugeordnet werden können. Anderer Konsum Hinzu kommt, dass diese zum Teil nicht ausschließlich von Touristen nachgefragt und genutzt werden. Als Beispiel ist der öffentliche Personennahverkehr zu nennen, der sowohl von Touristen als auch Pendlern genutzt wird.12 Diese Faktoren erschweren 78,2 % es, die Bedeutung der Tourismuswirtschaft anhand der Zahlen der amtlichen Wirt- schaftsstatistik herauszulesen. Abbildung 4: Touristischer Gesamtkonsum im Jahr 2015 17 Aus diesem Grund hat das Bundes- ministerium für Wirtschaft und Energie eine Studie mit dem Titel „Wirtschaftsfaktor Tourismus in Deutschland“ veröffentlicht, um die ökonomische Bedeutung dieser Bran- che zu erfassen und verlässliche Daten zur Tourismuswirtschaft somit 3,9 Prozent der Verfügung zu stellen.13 gesamten Bruttowertschöpfung Deutsch- lands ein. Damit trägt sie einen vergleich- Die nachfolgende Abbildung zeigt den baren Wert wie der Einzelhandel oder der touristischen Gesamtkonsum in Deutsch- Maschinenbau zur Bruttowertschöpfung land im Jahr 2015 auf. Mit rund 224,6 Mrd. bei.15 Euro entfielen 78,2 Prozent der Ausgaben für touristischen Konsum auf inländische Bei den Beschäftigungsanteilen rangiert Gäste. Ausländische Gäste konsumier- die Tourismuswirtschaft mit 6,8 Prozent ten in Deutschland für ca. 39,6 Mrd. Euro, der gesamten Bruttowertschöpfung knapp rund 23 Mrd. Euro sind laut Quelle u. a. das hinter Wirtschaftszweigen wie dem Einzel- Ergebnis staatlicher Zuschüsse für kultu- handel (7,5 Prozent) oder dem Gesundheits- relle Leistungen.14 Umgerechnet nimmt die wesen (7,2 Prozent).16 12 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2017): Wirtschaftsfaktor Tourismus in Deutsch- land – Kennzahlen einer umsatzstarken Querschnittsbranche, S. 22. Online: www.bmwi.de. 13 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2017): Wirtschaftsfaktor Tourismus in Deutsch- land – Kennzahlen einer umsatzstarken Querschnittsbranche, S. 10. Online: www.bmwi.de. 14 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2017): Wirtschaftsfaktor Tourismus in Deutsch- land – Kennzahlen einer umsatzstarken Querschnittsbranche, S. 21. Online: www.bmwi.de. 15 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2017): Wirtschaftsfaktor Tourismus in Deutsch- land – Kennzahlen einer umsatzstarken Querschnittsbranche, S. 8. Online: www.bmwi.de. 16 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2017): Wirtschaftsfaktor Tourismus in Deutsch- land – Kennzahlen einer umsatzstarken Querschnittsbranche, S. 28. Online: www.bmwi.de. 17 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2017): Wirtschaftsfaktor Tourismus in Deutsch- land – Kennzahlen einer umsatzstarken Querschnittsbranche, S. 21. Online: www.bmwi.de. 9
Marktteilnehmer und Kennzahlen 3 MARKTTEILNEHMER UND KENNZAHLEN Wie in jeder anderen Branche auch gibt dabei auch von der Deutschen Hotelklassi- Primärdatenquelle. Das Statistische es wichtige Marktteilnehmer, die als fizierung gesprochen. Diese ist laut dem Bundesamt gibt zur Methodik der Monats- Informationsquelle und Interessenver- Bundesverband ein Markenprodukt von erhebung im Tourismus Folgendes an: tretung die jeweilige Branche prägen. Ent- internationalem Standard, das regelmäßig sprechend werden im Folgenden die wich- an die sich verändernden Anforderungen „Die Monatserhebung im Tourismus ist tigsten Vertreter und Unternehmen des und Markentrends angepasst wird.19 die zentrale statistische Informationsquelle Beherbergungsmarktes bzw. der Hotelle- zum Inlandstourismus in Deutschland. Es rie kurz dargestellt und inhaltlich in einen Hotelstars Union wurde unter Schirmherr- handelt sich hierbei um eine Totalerhebung Kontext gesetzt. Zudem werden die präg- schaft von HOTREC (Hospitality Europe; mit einer sogenannten Abschneidegrenze. nantesten Kennzahlen zur Ermittlung der europäischer Dachverband für Hotels, Es werden also nur Betriebe betrachtet, die Hotel-Performance anhand von kurzen Restaurants und Cafés) von den Hotel- eine bestimmte Mindestgröße aufweisen. Rechenbeispielen erläutert. verbänden aus Deutschland, den Nieder- landen, Österreich, Schweden, der Schweiz, Zweck der monatlichen Erhebung im Touris- 3.1 Marktteilnehmer Tschechien und Ungarn gegründet. In den mus ist zum einen die kurzfristige Informa- nachfolgenden Jahren sind Estland, Lett- tion über die konjunkturelle Entwicklung Verbände der Tourismuswirtschaft land, Litauen, Luxemburg, Malta, Belgien, im Beherbergungsgewerbe. Darüber hin- Es gibt drei Verbände, die für die Definition Dänemark, Griechenland, Liechtenstein aus liefert sie aber auch Informationen der Betriebsarten sowie wichtiger Fach- und Slowenien der Hotelstars Union bei- über Strukturen des Inlandstourismus. begriffe im Tourismus zuständig sind: der getreten.20 Ab Januar 2010 wurde ein Klassi- Ihre Ergebnisse dienen als Grundlage für Deutsche Tourismusverband e. V. (DTV), der fizierungssystem eingeführt, welches in allen tourismuspolitische Entscheidungen, für Deutsche Heilbäderverband (DHV) sowie Ländern die gleichen Kriterien bei der Zerti- infrastrukturelle Planungen sowie für Maß- der Deutsche Hotel- und Gaststättenver- fizierung nutzt. Somit sollten nun beispiels- nahmen der Tourismuswerbung und der band (DEHOGA Bundesverband). weise alle 2-Sterne-Hotels in den Mitglieds- Marktforschung. Mit den Ergebnissen der staaten über dieselben Standards verfügen. Monatserhebung im Tourismus werden Der DTV gründete sich bereits im Jahr 1902 auch Datenlieferverpflichtungen gegen- als „Bund Deutscher Verkehrsvereine“ und Die HOTREC (HOTels, REstaurants und über der EU erfüllt. […]. Berichtspflichtig ist laut Quelle der „einzig föderal aufgebaute Cafés) ist der europäische Dachverband sind demnach alle Beherbergungs- touristische Dachverband kommunaler, des Gaststättenwesens und repräsentiert stätten und Campingplätze sowie die ent- regionaler und landesweiter Tourismus- die Interessen von über 40 Mitgliedsver- sprechenden fachlichen Betriebsteile, die organisationen“.18 Der Dachverband des bänden aus fast 30 EU-Staaten gegenüber zehn und mehr Schlafgelegenheiten bzw. Deutschlandtourismus finanziert sich zudem den EU-Institutionen. bei Campingplätzen zehn und mehr Stell- ausschließlich über Mitgliedsbeiträge. plätze aufweisen. Kurorte, Heilbäder sowie Mitglieder der Der DEHOGA Bundesverband versteht sich wissenschaftlichen Vereinigung für Bäder- Gesamtdeutsche Ergebnisse sind ab dem als Unternehmer- und Berufsorganisation und Klimakunde e. V. werden in Deutschland Berichtsjahr 1992 verfügbar und bis ein- mit Fokus auf dem mittelständischen durch den Deutschen Heilbäderverband schließlich des Berichtsjahrs 2010 vergleich- Gastgewerbe in Deutschland. Insgesamt e. V. (DHV) vertreten und gefördert. Der Ver- bar. Ab dem Berichtsjahr 2011 weist die gliedert sich der Verband in 17 Landes- band verfolgt das Ziel, „die gemeinsamen Zeitreihe einen Bruch auf. Grund ist eine Vor- verbände und zwei Fachverbände (Hotel- Interessen seiner Mitglieder auf nationaler, gabe der EU-Verordnung über die europäi- verband Deutschland und Union der europäischer und internationaler Ebene sche Tourismusstatistik, nach der ab dem Pächter von Autobahn-Service-Betrieben) in der Öffentlichkeit […] gegenüber den Berichtsjahr 2012 die Abschneidegrenze für auf. Zudem setzt er sich in der Politik für zuständigen Ministerien sowie gegenüber die Auskunftspflicht von neun auf zehn Bet- die Zukunft des Gastgewerbes ein. Eine Behörden“ wahrzunehmen.21 ten bzw. von drei auf zehn Stellplätzen erhöht besondere Rolle nimmt der Verband bei der werden musste. Damit die Ergebnisse des für Hotels kostenpflichtigen Vergabe der Anbieter von statistischen Daten Jahres 2012 mit dem Vorjahr verglichen wer- Sternezertifizierungen, im weiteren Verlauf der Tourismuswirtschaft den können (Stichwort V ̦ eränderungsraten‘), auch als DEHOGA-Standards bezeichnet, hat das Statistische Bundesamt die Ergeb- ein. In Zusammenarbeit mit der Hotelstars Statistisches Bundesamt: nisse des Jahres 2011 nachträglich auf die Union legt er die Kriterien fest, die für das Das Statistische Bundesamt erhebt Daten neue Abschneidegrenze umgerechnet. Dies Erreichen einer bestimmten Sternekategorie zum Inlandstourismus und gilt somit für hat zur Folge, dass der Bruch in den Zeit- notwendig sind. Auf nationaler Ebene wird den Beherbergungsmarkt als die wichtigste reihen, die seit 2012 (Monatsergebnisse) 18 DTV (2018): Deutscher Tourismusverband e. V. Online: www.deutschertourismusverband.de. 19 DEHOGA (2018): Deutscher Hotel- und Gaststättenverband. Online: www.dehoga-bundesverband.de. 20 Hotelstars Union (2018): Portal Hotelstars Union. Online: www.hotelstars.eu. 21 DHV (2018): Deutscher Heilbäderverband e. V. Online: www.deutscher-heilbaederverband.de. 10
Marktteilnehmer und Kennzahlen bzw. 2013 (Jahresergebnisse) veröffent- Interessen effektiver durchsetzen zu kön- Auslastung pro Zimmer von wesentlich licht werden, schon ab dem Jahr 2011 und nen.23 Der IHA veröffentlicht jährlich die größerer Bedeutung. Diese Kennzahl kann nicht erst ab 2012 auftritt. […]. Die Erhebung Studie mit dem Titel „Hotelmarkt Deutsch- jedoch insbesondere regional nicht beliebig erstreckt sich auf die Gruppen 55.1 ̦ Hotels, land“ und publiziert damit eines der wich- von jedem Marktteilnehmer ermittelt wer- Gasthöfe und Pensionen‘, 55.2 „Ferien- tigsten Fachliteraturwerke der Branche. den, sondern wird von großen Dienstleis- unterkünfte und ähnliche Beherbergungs- Neben Sekundärquellen verwendet der IHA tungs- und Beratungsunternehmen der stätten“ und 55.3 „Campingplätze“ sowie darin eigens erhobene Daten. Die Studie Hotellerie, bspw. STR und STR Global, auf Vorsorge- und Rehabilitationskliniken gilt in der Branche als etabliert und wird ermittelt. Aus der öffentlich zugänglichen (Wirtschaftsunterklasse 86.10.3) und auf sehr oft als Quelle genannt und zitiert. Statistik wird die Auslastung der Zimmer nur Schulungsheime (Wirtschaftsklassen 85.53 für Hotelleriebetriebe mit 25 und mehr Zim- und 85.59) der nationalen Wirtschaftszweig- STR und STR Global: mern in ganz Deutschland erhoben. Eine klassifikation 2008 (WZ 2008). STR Global ist eine wesentliche Quelle, regionale Unterteilung findet hierbei nicht wenn es um Benchmarks sowie Angebots- statt. Die Auslastung pro Zimmer liefert Hin- Erhebungsmerkmale der Monatserhebung und Nachfragedaten rund um die globale weise auf den erwarteten Cashflow eines im Tourismus sind die Zahl der Ankünfte Hotel-Performance geht. Maklerunter- Betriebes. Entsprechend ist dieser Wert bei und der Übernachtungen von Gästen. […]. nehmen und Experten in der Hotellerie- der Ermittlung der nachhaltig erzielbaren Erhoben werden bei Betriebsstätten außer- branche stützen sich in ihren Publikationen Pacht eine elementare Größe. dem die Zahl der angebotenen Schlaf- auf die Daten dieses Dienstleisters. Wäh- gelegenheiten, bei Campingplätzen die rend STR auf den Markt in Nordamerika Average-Daily-Rate (ADR/ARR): Anzahl der Stellplätze und bei Betrieben fokussiert, erhebt STR Global Daten für Die Average-Daily-Rate bzw. Average- der Hotellerie zusätzlich die Zahl der Gäste- alle weiteren Märkte weltweit. Das im Jahr Room-Rate (ADR/ARR) ist der durch- zimmer am 31. Juli. Für Hotelleriebetriebe 1985 gegründete Unternehmen hat Unter- schnittliche Zimmererlös. Diese Kennzahl mit 25 und mehr Zimmern wird außerdem nehmenssitze in Hendersonville, London berechnet sich aus dem Nettogesamterlös monatlich die Auslastung der Gästezimmer und Singapur.24 (Beherbergung ohne Umsatzsteuer und erhoben. Im Bereich des Campings wird nur Frühstück) dividiert durch die Zahl der ver- das Urlaubscamping erhoben, nicht jedoch 3.2 Kennzahlen kauften Zimmer.26 das Dauercamping“.22 Um die Performance eines Hotellerie- Beispielrechnung: Eurostat: betriebes bewerten zu können, werden Über ein Onlineportal wurden an einem Eurostat ist das offizielle Statistische Amt meist die folgenden drei Indikatoren hinzu- Tag 20 Zimmer zum Preis von je 95 Euro der Europäischen Union. Hier werden u. a. gezogen: Occupancy-Rate (Occ), Average- gebucht (Summe = 1.900 Euro). Über die Daten zum Tourismus in den jeweiligen Daily-Rate bzw. die Average-Room-Rate hoteleigene Webseite wurden am gleichen EU-Ländern zur Verfügung gestellt. Um die (ADR/ ARR) sowie der Revenue-Per-Avai- Tag 25 Z immer zum Preis von je 85 Euro Bundesrepublik Deutschland im europäi- lable-Room (RevPAR). Übersetzt entspricht gebucht (Summe = 2.125 Euro). Durch die schen Kontext bewerten zu können, bietet dies der Auslastungsrate, der durch- Summe des Erlöses und die anschließende es sich entsprechend an, auf diese Daten- schnittlich erzielten Hotelzimmerrate an Division durch die Zahl der verkauften Zim- bank zurückzugreifen. Wichtig ist jedoch, einem Tag und dem Erlös pro verfügbarer mer ergibt sich die ADR/ARR: dass die Daten von Eurostat nur bedingt mit Zimmerkapazität. Diese Kennzahlen geben den Daten des Statistischen Bundesamtes Aufschluss über die Performance eines ADR bzw. ARR = (€ 1.900 + € 2.125)/45 vergleichbar sind. Hintergrund dessen sind Betriebes und zeigen im Vergleich dessen = € 89,4 unterschiedliche Erfassungsmethoden. Position in einem Markt auf. Der durchschnittliche Erlös der verkauften IHA: Occupancy-Rate (Occ) Zimmer lag somit an diesem Tag bei Der Hotelverband Deutschland (IHA) ist laut Die Occupancy-Rate (Occ), d. h. die Aus- 89,40 Euro. eigenen Angaben der Branchenverband der lastungsrate eines Betriebes, stellt das Hotellerie in Deutschland. Der Verband ver- Verhältnis von belegten zu verfügbaren Revenue per available room (RevPAR): tritt seine rund 1.300 Mitglieder auf natio- Zimmern bzw. Betten dar.25 Anhand der Der Revenue per available room (RevPAR) naler und internationaler Ebene gegenüber amtlichen Statistik kann die Auslastungsrate entspricht dem durchschnittlichen Net- Politik und Öffentlichkeit. Zudem arbei- der belegten Betten aller Beherbergungs- to-Logiserlös pro verfügbare (und nicht tet er mit anderen in- und ausländischen betriebe ermittelt werden. Aus betriebs- der verkauften) Zimmer.27 Diese Kennzahl Verbänden zusammen, um gemeinsame wirtschaftlicher Sicht ist jedoch die berechnet sich über den durchschnittlichen 22 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Statistisches Jahrbuch 2018 – 26 Gastgewerbe und Tourismus, S. 628. Online: www.destatis.de. 23 IHA (2018): Hotelverband Deutschland (IHA). Online: www.hotellerie.de. 24 STR (2018): About STR. Online: www.strglobal.com. 25 Eurostat (2018): Glossary: Net occupancy rate. Online: www.ec.europa.eu. 26 Hotour Hotel Consulting (2010): Grundlagen des Hotelinvestments, S. 162. 27 Hotour Hotel Consulting (2010): Grundlagen des Hotelinvestments, S. 183. 11
Marktteilnehmer und Kennzahlen | Nachfrage im Beherbergungsgewerbe Netto-Zimmerpreis multipliziert mit der Zur Berechnung des RevPAR gibt es zwei Beispielrechnung 2: durchschnittlichen Zimmerauslastung28 und unterschiedliche Rechenwege: Ein Betrieb hatte im letzten Jahr eine setzt sich somit aus der oben erläuterten Belegung 75 % und einen durchschnittlichen Occupancy-Rate sowie der Average-Daily- Beispielrechnung 1: Zimmerpreis (ADR/ARR) von 87,42 Euro. Rate zusammen. Entsprechend wird mit Der Logiserlös eines Betriebes beträgt dieser Kennzahl die durchschnittliche jährlich 3.470.292,25 Euro. Auf das Jahr 75% (Belegung in %)* € 87,42 (durch- Zimmerrate ins Verhältnis zur Belegung gerechnet hat der Betrieb 52.925 verfüg- schnittlicher Zimmerpreis bzw. ADR netto) gesetzt. Sinkt der RevPAR, so wirkt sich bare Zimmer. = € 65,57 dies negativ auf den Erlös aus. Teilweise wird der RevPAR auch als „Zimmer-Yield“ € 3.470.292,25 (Logiserlös netto)/52.925 Der RevPAR – d. h. der Logiserlös pro ver- bezeichnet.29 Zudem gilt der RevPAR als (Zahl der verfügbaren Zimmer) = € 65,57 fügbarem Zimmer – liegt bei 65,57 Euro. aussagekräftige Kennzahl zum Vergleich von Hotels mit unterschiedlicher Größe und Angebotsstruktur. 4 NACHFRAGE IM BEHERBERGUNGSGEWERBE Die Nachfrage im Beherbergungsgewerbe Verteilung des Übernachtungsaufkommens in der EU kann über die Zahl der Übernachtungen in den jeweiligen Betrieben ermittelt werden. Wichtig ist bei der nachfolgenden Ana- lyse, dass sich diese auf den Inlandstouris- 15,6 % mus bezieht. Entsprechend werden somit Vereinigtes Königreich beispielsweise nur Übernachtungen dar- 30,3 % Spanien gestellt, die in Deutschland erfolgten. Über- nachtungen außerhalb des Bundesgebietes Frankreich 14,9 % werden nicht berücksichtigt. Italien Innerhalb der EU nimmt Deutschland in Deutschland Bezug auf die Zahl der registrierten Über- nachtungen den fünften Platz ein. Nur das 12,7 % 13,3 % sonstige EU-Mitglieder Vereinigte Königreich, Spanien, Frankreich und Italien hatten im Jahr 201630 einen höhe- 13,2 % ren Anteil am gesamten Übernachtungs- aufkommen in der EU. Alle fünf Länder zusammen konnten 2016 fast 70 Prozent Abbildung 5: Anteil der EU-Länder an allen Übernachtungen innerhalb der EU im Jahr 2016 32 aller in der EU erfolgten Übernachtungen für sich verbuchen.31 In Deutschland ist zudem zum achten Mal in Folge die Zahl der registrierten Über- sogar ein prozentuales Wachstum von über über 32 Prozent.33 Auffällig ist, dass die nachtungen gestiegen. Im Vergleich zum 56 Prozent. Die Zahl der Übernachtungen durchschnittliche Verweildauer zwischen Vorjahr stieg 2017 die Zahl der Ankünfte stieg im Vergleich zu 2016 um 2,7 Prozent 2000 und 2017 abgenommen hat. Wurden um 3,8 Prozent auf 178,2 Mio. Wählt man auf mittlerweile 459,5 Mio. Im Vergleich zum im Jahr 2000 noch durchschnittlich 3,07 das Jahr 2000 als Basis, so ergibt sich hier Jahr 2000 erfolgte hier eine Steigerung von Übernachtungen je Reise getätigt, so waren 28 AHGZ (2018): Revenue Per Available Room. Online: www.ahgz.de 29 Spalteholz Hotelkompetenz GmbH & Co. KG (2018): RevPAR – Revenue per available room. Online: www.spalteholz.com. 30 Es werden Daten aus dem Jahr 2016 herangezogen, da für 2017 nicht für alle Länder in der EU Daten vorliegen. Die von Eurostat angegebene Zahl der Übernachtungen unterscheidet sich geringfügig von der Angabe des Statistischen Bundesamtes. Der Grund hierfür ist, dass „sonstige Beherbergungs- betriebe“ auf EU-Ebene nicht berücksichtigt werden. 31 Eurostat (2018): Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben für Touristen – Aufenthaltsland: Insgesamt. Online: www.appsso.eurostat.ec.europa.eu. 32 Eurostat (2018): Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben für Touristen – Aufenthaltsland: Insgesamt. Online: www.appsso.eurostat.ec.europa.eu. 33 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte und Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, Jahre – Tabelle 45412-0001. Online: www.destatis.de. 12
Nachfrage im Beherbergungsgewerbe dies 2017 nur noch durchschnittlich 2,58 Entwicklung von Ankünften und Übernachtungen von 2000 bis 2017 Übernachtungen. Gründe hierfür könnten 180 4,0 der steigende Anteil an Geschäftsreisenden 170 und der Trend zu Städtereisen sein. Ankünfte und Übernachtungen Index (2000 = 100) 160 178,2 Mio. Ankünfte 3,5 150 Durchschnittliche Aufenthaltsdauer Dass die Tourismusbranche teilweise von 459,5 Mio. 140 Übernachtungen globalen Ereignissen beeinflusst wird, zeigte 130 3,0 sich in den Jahren der weltweiten Finanz- 120 markt- und Wirtschaftskrise. Damals ist die 110 Zahl der Übernachtungen leicht rückläufig 113,7 Mio. Ankünfte 2,5 100 gewesen. Mit deutlichem Anziehen der 90 347,4 Mio. Übernachtungen Konjunktur stieg jedoch ab dem Jahr 2010 80 2,0 auch wieder die Zahl der registrierten Über- 70 nachtungen in Deutschland. 60 1,5 50 Die Gründe für das deutlich steigende Über- 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011* 2012 2013 2014 2015 2016 2017 nachtungsaufkommen liegen in der hohen Ankünfte Übernachtungen Ø Aufenthaltsdauer Binnennachfrage. Wie Abbildung 7 deutlich zeigt, ist Deutschland nach wie vor für die Abbildung 6: Entwicklung von Ankünften und Übernachtungen von 2000 bis 2017 34 35 Deutschen das wichtigste Reiseland. Auch *Ab 2011: Angaben beziehen sich auf Beherbergungsbetriebe mit 10 und mehr Schlafgelegenheiten (vorher: 9 und mehr) bzw. auf Campingplätze mit 10 und mehr Stellplätzen. wenn der Anteil des Inlandstourismus im Ver- gleich zu den vergangenen Jahren gesunken ist, entfielen im Jahr 2017 dennoch rund 82 Europa ist für Deutschland nach wie vor der 2,3 Prozent an den ausländischen Über- Prozent der Übernachtungen auf Gäste aus wichtigste Quellmarkt. Im Jahr 2017 wur- nachtungen für Deutschland der zweit- dem Inland. Lediglich 18 Prozent der Über- den durch ausländische Hotelgäste Über- wichtigste Markt. Im Vergleich zu 2000 haben nachtungen wurden von ausländischen Gäs- nachtungen zu 95 Prozent von Europäern Übernachtungen von Gästen aus Asien sogar ten getätigt.36 getätigt.38 Asien ist mit einem Anteil von ein Wachstum von einem Prozentpunkt.39 Anteil des Inlandstourismus in Deutschland von 1994 bis 2017 90 % 85 % 80 % 75 % 82,71 % 82,99 % 83,34 % 82,31 % 82,72 % 82,67 % 82,52 % 83,09 % 82,64 % 81,74 % 86,62 % 85,99 % 84,93 % 84,86 % 84,70 % 85,13 % 84,14 % 83,80 % 83,10 % 82,54 % 82,18 % 81,74 % 81,92 % 81,74 % 70 % 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011* 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Abbildung 7: Entwicklung des Inlandstourismus in Deutschland bis 2017 37 *Ab 2011: Angaben beziehen sich auf Beherbergungsbetriebe mit 10 und mehr Schlafgelegenheiten (vorher: 9 und mehr) bzw. auf Campingplätze mit 10 und mehr Stellplätzen. Ab 2004 einschl. Campingplätze. 34 tatistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte und Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, S Jahre – Tabelle 45412-0001. Online: www.destatis.de. 35 Ab dem Berichtsjahr 2011 liegt der Erhebung im Tourismus eine neue Abschneidegrenze für die Auskunftspflicht zugrunde. Bei den Beherbergungsbetrieben wurde die Mindestzahl der Schlafgelegenheiten von 9 auf 10 bzw. bei den Campingplätzen von 3 auf 10 Stellplätze angehoben. Daher sind die Daten ab 2011 nur noch bedingt mit den Daten aus den Vorjahren vergleichbar. Ab 2004 einschließlich Campingplätze. 36 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte und Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, Jahre – Tabelle 45412-0001. Online: www.destatis.de; Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, Jahre, ausgewählte Herkunftsländer der Gäste – Tabelle 45412-0008. Online: www.destatis.de. 37 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, Jahre, ausgewählte Herkunftsländer der Gäste – Tabelle 45412-0008. Online: www.destatis.de. 38 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, Jahre, Herkunft der Gäste nach Kontinenten – Tabelle 45412-0007. Online: www.destatis.de. 39 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte, Übernachtungen und durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, Jahre, Herkunft der Gäste nach Kontinenten – Tabelle 45412-0007. Online: www.destatis.de. 13
Nachfrage im Beherbergungsgewerbe Somit unterscheidet sich der deutsche Top-10-Städte (ab 100.000 Einwohner) mit den meisten Übernachtungen Beherbergungsmarkt deutlich von dem seiner europäischen Nachbarn. Im Durch- Anteil an Über Anteil an Anzahl Über Veränderung schnitt entfallen in allen EU-Ländern 54 Pro- nachtungen allen Über- Rang Stadt nachtungen gegenüber in Städten ab nachtungen in zent der Übernachtungen auf ausländische in Mio. Vorjahr in % 100.000 EW Deutschland Gäste. In Griechenland, Spanien und Öster- reich wurden bspw. über 60 Prozent der 1 Berlin 31,2 0,3 22 % 7% Übernachtungen von Ausländern getätigt. 2 München 15,7 11,6 11 % 3% Nur Polen und Rumänien haben 2016 weni- 3 Hamburg 13,8 3,7 10 % 3% ger Übernachtungen durch ausländische Frankfurt 4 9,5 8,4 7% 2% Gäste als Deutschland verbucht.40 41 am Main 5 Köln 6,2 8,1 4% 1% Die in Deutschland insgesamt getätigten 6 Düsseldorf 4,8 4,6 3% 1% Übernachtungen verteilen sich nicht homo- 7 Dresden 4,4 3,8 3% 1% gen über das gesamte Bundesgebiet. Viel- mehr ergeben sich bei einer regionalen 8 Stuttgart 3,8 2,0 3% 1% Betrachtung klare Schwerpunktgebiete. Die 9 Nürnberg 3,3 3,3 2% 1% Top-10-Städte42 registrierten im Jahr 2017 10 Leipzig 3,2 9,4 2% 1% über 21 Prozent aller angefallenen Über- Summe 95,95 67 % 21 % nachtungen in Beherbergungsbetrieben in Tabelle 1: Top-10-Städte (ab 100.000 Einwohner) mit den meisten Übernachtungen 43 Deutschland. Es zeigt sich, dass alle Top- 10-Reiseregionen im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum der Zahl der Übernachtungen verzeichnet haben. Diese generierten 2017 über 30 Prozent aller Übernachtungen in Deutschland. Der Trend des Städtetourismus ist folg- lich ungebrochen. Und dies, obwohl einige Top-10-Reiseregionen Deutschlands 2017 Städte in Deutschland seit dem Jahr 2009 Rang Reisegebiet Zahl der Übernachtungen in Mio. eine sogenannte Kulturförderabgabe oder 1 Berlin 31,15 auch Bettensteuer eingeführt haben, die den städtischen Verwaltungen jährlich 2 München 15,66 beachtliche Beträge in die Kassen spülen. 3 Hamburg 13,82 4 Ostsee 13,77 Parallel zum Reise-Fokus auf die deut- 5 Main und Taunus 13,32 schen Großstädte ist eine Zunahme der 6 Allgäu 12,92 Übernachtungen in den deutschen Ferien- regionen zu beobachten. Zu den Top-10- 7 Nordsee 10,22 Reiseregionen Deutschlands gehörten 8 Südlicher Schwarzwald 9,70 neben den drei Großstädten Berlin, Mün- 9 Vorpommern 9,49 chen und Hamburg u. a. die Ostsee sowie 10 Nördliches Baden-Württemberg 9,25 das Reisegebiet Main und Taunus.44 139,31 (entspricht 30 % aller Summe Übernachtungen in Deutschland) Von Bedeutung ist auch die Differenzie- Tabelle 2: Top-10-Reiseregionen Deutschlands 2017 45 rung zwischen Privat- und Geschäfts- reisen. Geschäftsreisen sind stark von der wirtschaftlichen Lage, sowohl des jeweiligen 40 Eurostat (2018): Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben für Touristen. – Aufenthaltsland: Ausland. Online: www.appsso.eurostat.ec.europa.eu. 41 s werden die Daten aus dem Jahr 2016 herangezogen, da für 2017 nicht für alle Länder in der EU Daten vorliegen. Die von Eurostat angegebene Zahl der Über- E nachtungen unterscheidet sich geringfügig von zu der Angabe des Statistischen Bundesamtes. Der Grund hierfür ist, dass „sonstige Beherbergungsbetriebe“ auf EU-Ebene nicht berücksichtigt werden. 42 ab 100.000 Einwohnern. 43 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Tourismus in Zahlen 2017 – 4.1 Ankünfte und Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben 2017 in Städten ab 100.000 Einwohnern. Online: www.destatis.de. 44 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte, Übernachtungen, durchschnittliche Aufenthaltsdauer, Deutschland, Jahre, Wohnsitz der Gäste, Reisegebiete – Tabelle 45412-0016. Online: www.destatis.de. 45 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte, Übernahtungen, durchschnittliche Aufenthaltsdauer, Deutschland, Jahre, Wohnsitz der Gäste, Reisegebiete – Tabelle 45412-0016. Online: www.destatis.de. 14
Nachfrage im Beherbergungsgewerbe Unternehmens als auch von der globa- Verteilung der Übernachtungen in der Hotellerie bis 2017 len Konjunktur insgesamt, abhängig. Die 100 % 7% 5% 8% 6% 7% 5% 7% 5% Übernachtungen von Geschäftsreisenden 9% 6% 7% 5% 7% 6% 9% 6% 8% 6% 8% 6% 8% 6% 7% 6% 10 % 7 % 10 % 7 % 10 % 7 % 9% 7% 9% 6% 10 % 8 % konzentrieren sich zudem weniger auf die typischen Ferienzeiträume, sondern ver- 80 % teilen sich über das gesamte Jahr. Somit 20 % 20 % 20 % 20 % 19 % 19 % 20 % 20 % 20 % 20 % 20 % 21 % 21 % 22 % 22 % 23 % 23 % 22% können sie die saisonalen Schwankungen der Privatreisen in Teilen kompensieren. 60 % Insbesondere Großstädte, Messestandorte und größere Wirtschaftsagglomerationen profitieren von Geschäftsreisenden. 40 % 62 % 63 % 63 % 65 % 65 % 65 % 66 % 66 % 66 % 66 % 66 % 66 % 66 % 66 % 66 % 66 % 66 % 63% Die Erhebung des Tourismus durch das Sta- 20 % tistische Bundesamt berücksichtigt nicht, aus welchem Grund Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben oder gar der 0% Hotellerie erfolgen. Entsprechend ist es nicht 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011* 2012 2013 2014 2015 2016 2017 möglich, zwischen Übernachtungen, die Hotels Hotels garnis Gasthöfe Pensionen aus privaten und solchen, die aus geschäft- lichen Gründen getätigt wurden, zu unter- Abbildung 8: Verteilung der Übernachtungen in der Hotellerie bis 2017 48 49 *Ab 2011: Angaben beziehen sich auf Beherbergungsbetriebe mit 10 und mehr Schlafgelegen- scheiden. Marktexperten gehen vor allem * Ab 2011 Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben mit 10 und heiten (vorher: 9 und mehr) bzw. auf Campingplätze mit 10 und mehr Stellplätzen. für die Großstädte Deutschlands von einem mehr Schlafgelegenheiten bzw. auf Campingplätzen mit 10 und mehr Stellplätzen. sehr hohen Anteil des Geschäftstourismus aus. Entsprechend können diese Stand- orte in Zeiten konjunkturellen Abschwungs besonders hohe Auswirkungen auf den zwischen 2000 und 2017, neben dem Hotel, Lediglich die Deutsche Zentrale für Touris- RevPAR erfahren. Marktanteile gewonnen. So konnte hier mus e. V. (DZT) hat in einer 2014 veröffent- ein Wachstum um rund 3 Prozentpunkte lichten Studie eine voraussichtliche Ent- Da der Beherbergungsmarkt mehrere auf 23 Prozent registriert werden.46 Hinter- wicklung der Nachfrage bis ins Jahr 2030 Betriebsarten umfasst, bietet sich hier grund dessen ist, dass insbesondere der neu berechnet.50 Wichtig hierbei ist jedoch, ebenfalls eine detaillierte Betrachtung an. aufgekommene Budget-Bereich vornehmlich dass sich die Studie lediglich auf den Anteil Im Jahr 2017 entfielen 63 Prozent aller Hotels garnis beinhaltet. So wird oftmals ein der ausländischen Gäste in Deutschland inländischen Übernachtungen auf die Motel One oder auch ein B&B Hotel in der konzentriert. Da dieser Anteil mit unter Hotellerie (bestehend aus den Betriebsarten Statistik als Hotel garni geführt, d. h. eine 15 Prozent sehr gering ist, können aus Hotel, Hotel garni, Pension und Gasthof). Mit Beherbergungsstätte, in der als Mahlzeit der Veröffentlichung des DZT auch keine 18 Prozent bilden „Ferienunterkünfte u. ä. höchstens ein Frühstück angeboten wird.47 validen Aussagen zur Gesamtentwicklung Beherbergungsstätten“ die zweitbeliebteste abgeleitet werden. Übernachtungsform. Ausblick Reisen ist ein Luxusgut, wodurch es in Obwohl viele Parameter die Nachfrage Wird wiederum eine Aufsplittung der Hotel- einem gewissen Maße auch konjunkturell bestimmen und keine Prognosen von lerie nach den Betriebsarten Hotel, Hotel abhängig ist. Hinzu können Faktoren wie Marktteilnehmern getätigt werden, können garni, Pension und Gasthof vorgenommen, Image, Stimmung und Emotionen für oder von IMMAC research aufgestellte Szena- so zeigt sich deutlich, dass Hotels das Gros gegen Reiseregionen bzw. Länder spre- rien einen möglichen Ausblick geben. Diese der Übernachtungen abschöpfen. Auf diese chen. Entsprechend schwierig gestalten Szenarien sollen nicht als strenges mathe- Betriebsart entfielen im Jahr 2000 rund sich Aussagen zur zukünftigen Entwicklung matisch valides Modell verstanden werden, 62 Prozent aller Übernachtungen in der der Nachfrage im Beherbergungs- und im sondern vielmehr Tendenzen bei unter- Hotellerie. Bis 2017 konnte hier sogar ein Speziellen im Hotelleriemarkt innerhalb von schiedlichen zukünftigen Entwicklungen Wachstum auf 66 Prozent generiert wer- Deutschland. aufzeigen. Diese Tendenzen ergeben sich den. Einzig die Betriebsart Hotel garni hat aus Annahmen der Vergangenheit, die 46 tatistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte und Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, Jahre, Betriebsarten – Tabelle 45412-0005 S Online: www.destatis.de. 47 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Glossar zu Tourismus. Online: www.destatis.de. 48 Statistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte und Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, Jahre, Betriebsarten – Tabelle 45412-0005 Online: www.destatis.de. 49 Ab dem Berichtsjahr 2011 liegt der Erhebung im Tourismus eine neue Abschneidegrenze für die Auskunftspflicht zugrunde. Bei den Beherbergungsbetrieben wurde die Mindestzahl der Schlafgelegenheiten von 9 auf 10 bzw. bei den Campingplätzen von 3 auf 10 Stellplätze angehoben. Daher sind die Daten ab 2011 nur bedingt mit den Daten aus den Vorjahren vergleichbar. Ab 2004 einschließlich Campingplätze. 50 Deutsche Zentrale für Tourismus e. V. (DZT) (2014): DZT-Prognose 2030 für das Deutschland-Incoming – Chancen für Wachstum erkennen! Online: www.germany.travel.de. 15
Nachfrage im Beherbergungsgewerbe für die Zukunft fortgeschrieben werden. Zeitspanne haben die Übernachtungen pro Somit zeigt sich, dass auch in Zeiten Letztlich muss jedoch an dieser Stelle fest- Jahr durchschnittlich um 1,8 Prozent wirtschaftlicher Unsicherheit insgesamt gehalten werden, dass aus Entwicklungen zugenommen. Bei einer Fortschreibung die- eine positive Entwicklung der Reisetätig- der Vergangenheit nicht auf zukünftige Ent- ses Trends bis ins Jahr 2030 ergeben sich keit stattfinden kann. Denn in Zeiten kon- wicklungen geschlossen werden kann. somit rund 577 Mio. Übernachtungen. Zum junkturellen Abschwungs werden v. a. Vergleich: Im gleichen Zeitraum ist das BIP Geschäftsreisen weiterhin getätigt. Es ent- Von IMMAC research wurden zwei Sze- um rund 4 Prozent pro Jahr gestiegen. steht jedoch eine Preissensibilität, welche narien bis ins Jahr 2030 aufgestellt. Beide die Übernachtungen in ein preisgünstigeres stützen sich auf die Entwicklung der Über- Trend 2007 bis 2009: Bei sinkender Kon- Hotelleriesegment verschiebt. Grundsätz- nachtungen zu einem definierten Zeitpunkt. junktur kann es zu Einbußen im Touris- lich ist davon auszugehen, dass aufgrund Diese prozentuale Veränderung pro Jahr mus kommen. Die weltweite Finanzkrise der stetig zunehmenden Mobilität und wurde dann als Trend für die Jahre 2018 bis hatte entsprechend Auswirkungen auf das der veränderten Lebensformen die Über- 2030 fortgeschrieben. Die Szenarien mit Beherbergungsgewerbe und im Speziellen nachtungen innerhalb von Deutschland min- den entsprechenden Zeiträumen wurden die Hotellerie. Von 2007 bis 2009 wurde destens stabil bis leicht steigend sind. Dies wie folgt gewählt: mit 0,9 Prozent dennoch eine Zunahme bestätigen ebenso weitere Marktexperten. der Übernachtungen pro Jahr verzeichnet. Da sich der Inlandstourismus Deutschlands Trend 1992 bis 2017: Ein langer Betrachtungs- Bei einer Fortschreibung dieses konser- primär aus Inlandsgästen speist, ist die zeitraum verringert den Einfluss von Extrem- vativen Trends ergeben sich im Jahr 2030 Nachfrage nur in geringem Maße von glo- werten. Die längste mögliche Zeitreihe der insgesamt 519 Mio. Übernachtungen. Zum balen Ereignissen abhängig. Übernachtungen in Deutschland liegt für den Vergleich: Im gleichen Zeitraum war das BIP Zeitraum von 1992 bis 2017 vor. In dieser rückläufig. Entwicklung der Nachfrage bis 2030 700.000.000 Steigerung um 1,8 % p. a. 600.000.000 Übernachtungen pro Jahr 500.000.000 Steigerung um 0,9 % p. a. 400.000.000 300.000.000 200.000.000 100.000.000 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2018 2022 2024 2026 2028 2030 Übernachtungen laut Statistischem Bundesamt Trend 2007 bis 2009 Trend 1992 bis 2017 Abbildung 9: Entwicklung der Nachfrage bis 2030 51 52 51 tatistisches Bundesamt (Destatis) (2018): Ankünfte und Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben: Deutschland, Jahre – Tabelle 45412-0001. S Online: www.destatis.de. 52 Ab 2018 eigene Berechnungen. 16
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