Sportevents USA vs. Europa - eine vergleichende Analyse hinsichtlich des Rahmenprogramms
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Bachelorarbeit im Rahmen des Bachelorstudiums an der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen EHSM „Sportevents USA vs. Europa – eine vergleichende Analyse hinsichtlich des Rahmenprogramms“ Abbildung 1. Titelbild Stadion Stadio Autor: Joel Weiss Referentin: Ariane Weber Sulz AG, 04. Juni 2021
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ........................................................................................................................... 1 1.1 Hintergrund und Ausgangslage ................................................................................... 1 1.1.1 Das europäische und amerikanische Sportsystem ................................................ 4 1.1.2 Die grössten Sportveranstaltungen ....................................................................... 6 1.1.3 NFL vs. UCL ........................................................................................................ 8 1.1.4 Konsumenten und Eventisierung ......................................................................... 9 1.2 Forschungsfrage und Ziele ........................................................................................ 10 2 Methode ............................................................................................................................ 11 2.1 Untersuchungsgruppe ................................................................................................ 11 2.2 Untersuchungsdesign ................................................................................................. 12 2.3 Untersuchungsinstrumente ........................................................................................ 16 2.4 Datenauswertung/Datenanalyse................................................................................. 16 3 Resultate ........................................................................................................................... 17 4 Diskussion ........................................................................................................................ 21 4.1 Unterschiede der Veranstaltungen ............................................................................. 21 4.2 Analysierte Unterschiede ........................................................................................... 25 4.3 Kritische Hinterfragung der Untersuchung ............................................................... 26 4.4 Weiterführende Fragestellungen................................................................................ 27 4.5 Bedeutung der Arbeit für die Praxis .......................................................................... 27 5 Konklusion ....................................................................................................................... 29 Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 31 Allgemein ............................................................................................................................. 31 Unterhaltungsprogramm....................................................................................................... 32 Super Bowl ........................................................................................................................... 33 UEFA Champions League ................................................................................................... 34 Eigenständigkeits- und Urheberrechtserklärung ...................................................................... 36
Eigenständigkeitserklärung .................................................................................................. 36 Urheberrechtserklärung ........................................................................................................ 36 Anhang ..................................................................................................................................... 37 Anhang A: Kodierleitfaden und Überkategorien ................................................................. 37 Anhang B: Analysetabelle Super Bowl LIV ........................................................................ 41 Anhang C: Analysetabelle Champions League Finale 2019 ................................................ 48
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1. Titelbild Stadion ....................................................................................1Deckblatt Abbildung 2. Vorgehensweise Kodierung ............................................................................... 13 Tabellenverzeichnis Tabelle 1. Übersicht der Videos ............................................................................................... 12 Tabelle 2. Zuordnung Rahmen- und Hauptprogramm ............................................................. 14 Tabelle 3. Kategorien der Überkategorie: Spiel ....................................................................... 18 Tabelle 4. Kategorien der weiteren Überkategorien ................................................................ 20 Abkürzungsverzeichnis NFL National Football League NBA National Basketball Association SB Super Bowl UEFA Union of European Football Associations UCL UEFA Champions League UCLF UEFA Champions League Finale USA United States of America
Abstract Einleitung: Sportevents üben auf grosse Teile der Weltbevölkerung eine hohe Anziehungskraft aus. Dabei versuchen Veranstalter durch abwechslungsreiche Rahmenprogramm-Massnahmen mehr Zuschauer für einen Event zu aktivieren. Die United States of America (USA) scheinen hierbei in Bezug auf die Eventisierung und Kommerzialisierung eine Vorreiterrolle gegenüber Europa zu haben. Ziel und Fragestellung: Ziel der Untersuchung ist es, anhand einer vergleichenden Analyse, Unterschiede zwischen dem amerikanischen Super Bowl (SB) LIV und dem europäischen UEFA Champions League Finale (UCLF) 2019 in Bezug auf das Rahmenprogramm während des Spiels festzustellen. Methode: Nach erfolgter Literaturrecherche wurden vier Videos zu den Veranstaltungen mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring untersucht und ausgewertet. Die Kategorien des Kodierleitfadens wurden induktiv gebildet. Resultate: Anhand der identifizierten Kategorien in Bezug auf das Rahmenprogramm während des Spiels, wurde festgestellt, dass der amerikanische SB LIV in allen Kategorien ausser der „Trainer- und Spielervorbereitung“ dem europäischen UCLF 2019 hinsichtlich der Anzahl, Dauer und Vielfalt überlegen war. Diskussion und Konklusion: Die Ergebnisse der Untersuchung können Grossveranstaltern Hinweise bieten, in welchen Kategorien man sich noch entwickeln kann. Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf das Potential der fokussierten und differenzierten Betrachtung des Rahmenprogramms bei grossen Sportevents hin und verweisen auf die Notwendigkeit einer grösseren Stichprobe bei den Untersuchungen.
1 Einleitung 1.1 Hintergrund und Ausgangslage Sportevents haben in der Öffentlichkeit eine starke Anziehungskraft. So wurde in der Studie „Sport Schweiz 2020“ festgestellt, dass eine klare Mehrheit der Schweizer Bevölkerung Sportanlässe als wichtig einschätzt (Lamprecht, Bürgi, & Stamm, 2020). Die Bereiche Fernseh- und Radioverträge, Marketing/Sponsoring, Ticketing und Hospitality sind entscheidend für den finanziellen Erfolg eines Events. Dabei spielen die Zuschauer für den wirtschaftlichen Erfolg eine wesentliche Rolle. Sie schauen sich Spiele im Fernseher an, kaufen Tickets oder können durch Werbesponsoring zu Mehrkäufen bewegt werden. Noch vor einigen Jahren reichte es den Zuschauern aus sich ein Spiel anzuschauen, lediglich um zwei Teams gegeneinander antreten zu sehen. Ob eine Person ein Spiel heutzutage verfolgt, hängt jedoch von mehr Faktoren ab. Durch die zunehmende Kommerzialisierung in der Sportindustrie wurde das Entertainment während eines Spiels ausgeweitet. Darunter fällt auch der Begriff der Eventisierung. Hitzler definiert den Begriff folgendermassen: Dabei werden sowohl überkommene Formen kultureller Veranstaltungen (wie z.B. Nachbarschaftsgeselligkeiten, Jubiläen aller Art, Geburtstags- und Hochzeitsfeiern, Gottesdienste, wissenschaftliche Vorträge, politische Kundgebungen, Sportwettkämpfe und vieles andere mehr) mit neuen oder aus anderen Zusammenhängen übernommenen, erlebnissteigernden Unterhaltungselementen und Konsumangeboten angereichert, … (Hitzler, 2011, S. 19-20) In der Eventisierung werden also bei Sportevents Elemente wie Shows, Stars oder Werbung eingesetzt, um die Veranstaltung aufzuwerten und damit attraktiver für Zuschauer zu machen. Bühler und Nufer (2011) gingen sogar so weit, dass sie den Begriff Eventisierung als eine Tendenz beschrieben, bei welcher der Fokus bei Sportveranstaltungen mehr auf Show und Unterhaltung liegt als auf dem sportlichen Wettkampf (S. 442). Insbesondere in den United States of America (USA) gleicht ein Sportevent nicht mehr einem traditionellen Wettkampf, sondern wurde zu einem massentauglichen Unterhaltungsprodukt. Ein Journalist der Los Angeles Times brachte dies deutlich zum Ausdruck, indem er seine Leser anlässlich das alljährigen Super Bowls der NFL (National Football League) in einem Artikel 1
fragte, wie oft sie den Satz „I only watch the Super Bowl for the commercials“ von Nicht- Football Fans gehört hatten (Wilhalme, 2015). Die USA scheint im Vergleich zu Europa in Bezug auf die Eventisierung in Führung zu liegen. Dabei ist es jedoch wichtig die Eigenheiten der Sportkonsumenten und deren Bedürfnisse zu verstehen. Bühler und Nufer erklären die Unterschiede des Konsumverhaltens der Europäer bei Sportveranstaltungen mit folgenden Worten: Ein weiterer Unterschied zwischen den Sportfans aus den einzelnen westeuropäischen Ländern ist im Konsumentenverhalten festzustellen. Dies beginnt schon beim passiven Konsum von Sportveranstaltungen und beim Verhalten der Stadionbesucher. In Grossbritannien nehmen die Stadionbesucher erst kurz vor dem Anpfiff ihre Plätze ein und verlassen das Stadion nach dem Abpfiff auch relativ schnell wieder. Bei den wenigsten britischen Sportveranstaltungen findet daher auch ein grosses Rahmenprogramm statt. In Deutschland strömen die Menschen hingegen schon weit vor Spielbeginn in die Arenen und wollen dementsprechend auch unterhalten werden. Daraus folgt eine höhere Verweildauer in der Sportarena, was wiederum zu höheren Cateringumsätzen führt (Nufer & Bühler, 2011, S. 440). Ein Rahmenprogramm soll demnach Zuschauer zusätzlich unterhalten und diese länger an eine Veranstaltung binden. In einem Beitrag beschreibt Eventportal.de das Rahmenprogramm als das Programm, welches zur Ergänzung des Hauptprogramms stattfindet und primär zu dessen Auflockerung dient („Ideen für Rahmenprogramme“, 2018). Bei Sportveranstaltungen wird dies gezielt umgesetzt. Markante Begrifflichkeiten sind die Eröffnungszeremonie, Halbzeitshow sowie die Siegerehrung. Sie alle können sich klar vom Hauptprogramm abgrenzen, da sie eine Nebenschauplatz zur eigentlichen Veranstaltung darstellen. Die Eröffnungszeremonie beschreibt dabei, wie der Name bereits verrät, den Prozess von Beginn der effektiven Veranstaltung bis Übergang zum Hauptprogramm. Das entsprechende Gegenstück wäre dabei die Siegehrung bzw. Schlussfeier. Sie beschreibt sämtliche Inhalte welche gezeigt werden, nachdem das Hauptprogramm beendet wurde. Ein Beispiel aus der Praxis wäre die Eröffnungs- und Schlussfeier bei den Olympischen Spielen. Die Durchführung hat dabei nach strengen Vorschriften des International Olympic Comitee Protocol Guide abzulaufen. Mit dem Empfang des Staatsoberhaupts, der Vorstellung des Gastgeberlandes mit künstlerischen Darbietungen in Form von Tanz, Musik oder Gesang bis 2
hin zum Entzünden des olympischen Kessels durch den Fackelträger, versuchen die Veranstalter der Olympischen Spiele bei den Zuschauern einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. (International Olympic Committee, 2014) Auch die Halbzeitshow soll einen Zuschauer in Pausen des Hauptprogramms zusätzlich unterhalten. Eine Halbzeitshow eignet sich vor allem bei Sportarten welche reglementarisch durch eine Unterbrechung des eigentlichen Spiels pausiert werden müssen. Zuschauer können diese Unterbrechung nutzen um das Hospitality-Programm des Events zu nutzen. Veranstalter versuchen jedoch im Zuge der Eventisierung Besucher ständig zu unterhalten. Eines der bekanntesten Beispiele hierbei stellt die Halftime Show des amerikanischen Super Bowls dar. Beim Super Bowl (SB) treten seit Jahren berühmte Künstler der Musikwelt auf und bieten mit Shows und „Specialguests“ ein einzigartiges Fan-Erlebnis. Im Allgemeinen muss jedoch erwähnt sein, dass der Zeitpunkt für Start und Ende einer Eröffnungszeremonie, Halbzeitshow oder Siegerehrung vom Ermessen des Veranstalters abhängt und damit variabel ist. In den USA wurde vor allem bei Footballspielen das Rahmenprogramm stark ausgeweitet und familientauglich gemacht. Die Fans erscheinen Stunden vor dem Anpfiff und verweilen auch noch nach dem Abpfiff. Mit dem ausgeweiteten Rahmenprogramm bestehend aus Tailgate-, Pre-Game- und After-Game Party wird ein Besuch der Veranstaltung zu einem Tagesausflug für die ganze Familie. Sehr beliebt scheinen dabei die Tailgate-Partys zu sein. Tailgate beschreibt eine soziale Festaktivität, wobei sich Fans, insbesondere aus Nordamerika auf den Parkplätzen rund um das Stadion versammeln und feiern. Ein BBC-Reporter beschreibt die Tailgate-Partys wie folgt: „Fans cram barbecue grills, tents and even televisions into their cars, decorated with team colours, and head to the stadium car park to eat, drink and play games, often for several hours before a game begins.“ (Vardi, 2014) Es stellt sich die Frage, ob genannte Eventformate wie die Tailgateparty auch in Europa stattfinden und falls ja in welchem Format. Diese Arbeit soll dazu einen Beitrag leisten und untersuchen, worin sich das Rahmenprogramm während eines Spiels von europäischen und amerikanischen Sportveranstaltungen unterscheiden. Daraus abgeleitet soll sich so ein Mehrwert herauskristallisieren, welcher für Sporteventmanager und TV-Sender von zusätzlichem Nutzen sein kann. 3
1.1.1 Das europäische und amerikanische Sportsystem Um einen Vergleich der Regionen zu erhalten, müssen zuerst die grundlegenden Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Sportsysteme erläutert werden. Die höheren Sportligen der jeweiligen Regionen unterscheiden sich vor allem im Aufbau der Ligen und der Zusammenstellung der Mannschaften. Aufbau In Europa regeln die Verbände das Geschehen innerhalb der Ligen. Sie wirken als eine übergreifende Organisation für den Sport. Möchte eine Mannschaft von einer tieferen Liga in eine höhere aufsteigen, muss sich diese sportlich beweisen. Die aus den Spielergebnissen entstandene Ligatabelle entscheidet über den Auf- oder Abstieg einer Mannschaft. In amerikanischen Profiligen, auch Major-Leagues genannt, gibt es keine Aufsteiger und Absteiger. Die Teams sind meist als Franchise-Lizenznehmer organisiert. Das heisst, die Teams kaufen sich in die Liga ein. Ähnlich wie bei einem Franchise Unternehmen erhalten die Teams durch den „Kauf“ einer Lizenz die Berechtigung in der Liga mitspielen zu dürfen. Die Lizenzvergabe erfolgt über den jeweiligen Ligaverband. Die Besitzer der Franchises sind oft privat, was dazu führt, dass die Teams als Wirtschaftsunternehmen betrachtet werden. Der Besitzer eines Clubs ist dabei unabhängig vom Standort des Clubs. Heisst, verschlechtern sich die finanziellen Rahmenbedingungen in einer Stadt, kann der Eigentümer samt Team in eine andere Metropole umziehen. Als Beispiel aus der NFL in den USA sind die Oakland Raiders zu nennen. Da das Stadion der Raiders in die Jahre gekommen ist und man zu keiner Einigung mit der Stadt kommen konnte, siedelten die Raiders nach Las Vegas um (Franke, 2017). Dieses Beispiel zeigt, dass die wirtschaftlichen Interessen bei amerikanischen Verbänden sehr stark im Vordergrund stehen und der Ligaaufstieg, nicht wie in Europa auf der Mannschaftsleistung, sondern auf den finanziellen Ressourcen der Eigentümer basiert. 4
Zusammenstellung der Mannschaften Die Zusammenstellung von Teams in Europa läuft mehrheitlich ohne grössere Wettbewerbseinschränkungen ab. Grundsätzlich können so viele Spieler gekauft werden, wie man möchte bzw. wie man sich finanziell leisten kann. In der USA hingegen sind die Ausgaben stark reglementiert. Beispielsweise darf keines der 30 Teams in der NBA (National Basketball Association) mehr als 15 Spieler unter Vertrag stellen. Ebenfalls reglementiert sind die Arbeitsplätze rund um den Sport, wie zum Beispiel: Physiotrainer, Sportpsychologen oder Ernährungscoaches. (Lagenstein, 2016, S. 14) Um neue Spieler zu akquirieren, gibt es in der USA drei Möglichkeiten: (1) Vertragsfreie Spieler können über eine sogenannten Free Agency verpflichtet werden. (2) Ein eigener Spieler kann mit einem Spieler aus einem anderen Team getauscht werden. (3) Ein Liga-Neuling wird gedraftet. Beim NFL Draft handelt es sich um eine Veranstaltung der NFL, bei welcher die NFL-Teams die Rechte an verfügbaren Amateur- und Jugendspielern erwerben. Die Amateur- und Jugendspieler haben zuvor in den Teams der Colleges und Universitäten gespielt. (Sport1.de, 2021) Dabei entscheidend ist immer das sogenannte „Salary Cap“. Es beschreibt die Gehaltsobergrenze, wieviel für einen Spieler ausgegeben werden darf. Diese Grenze wird mittels der Einnahmen der Liga ermittelt. (Brooke, 2013) In Europa werden Spieler häufig noch während eines laufenden Vertrags gekauft. Hierbei muss der Käufer jedoch eine Ablösesumme bezahlen. Die französische Profi-Fussballmannschaft Paris Saint German hat für den brasilianischen Top-Spieler Neymar da Silva Santos Júnior eine Ablösesumme von 222 Mio. Euro bezahlt (Transfermarkt.ch, 2021). In Europa ist eine Chancengleichheit in der Klubakquise für Profispieler wie in den USA nicht wirklich gegeben. Das Draft-System in Amerika fördert die Chancengleichheit im Vergleich zu Europa um Einiges besser. Das Draft-System schreibt vor, dass schlechtere Teams das Vorzugsrecht auf Liga Neulinge haben. So können schlechtere Teams in der neuen Saison durch talentierte Neulinge wieder an die Spitze kommen. Dies wirkt sich jedoch negativ auf die Neulinge aus. Sie haben die Wahl beim Team, welches sie gedraftet hat, zu unterschreiben oder sie riskieren es eine komplette Saison nicht in der höchsten Liga zu spielen, weil kein anderes NFL-Team mit ihnen einen Vertrag eingehen möchte. 5
1.1.2 Die grössten Sportveranstaltungen Die grössten Events der jeweiligen Region, welche miteinander verglichen werden können, sind der SB und das Finale der UEFA Champions League (UCL). Super Bowl Der alljährliche SB ist der Abschluss der NFL-Saison und findet dabei Zuschauer weit über die amerikanischen Grenzen hinaus. Mit Halftime Shows, starker Perfomance der Teams und weiteren Inszenierungen verwandelt sich der Event zu einem erfolgreichen Entertainmentprodukt. Im Bereich der Reichweite und des Umsatzes vermag kein anderer amerikanischer Sportevent an den SB anzuknüpfen. Einer Schätzung der Kantar Group zufolge wurde für den SB LIV während dem Spiel Werbeausgaben von 435 Mio. USD berechnet. Beim SB 2019 waren es im Vergleich noch 336 Mio. USD. Spitzenreiter waren hier Anheuser Busch InBev und PepsiCo. Anheuser Busch InBev zahlte für vier Minuten Werbespots 41 Mio. USD. PepsiCo kaufte sich drei Minuten Werbung für 31 Mio. USD. Die Veranstaltung wird von Unternehmen gerne als Plattform genutzt, um eine Steigerung der Markenbekanntheit herbeizuführen. Zu den Neulingen, die im Jahr 2020 das erste Mal dabei waren, zählen Facebook, Walmart, Little Caesars, Sabra, Quibi und die Kampagnen für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Michael Bloomberg und Donald Trump. (Swallen, 2020) Nicht nur durch die Werbeeinnahmen verdient der SB einen Haufen Geld, auch durch die Ticketverkäufe entsteht eine ordentliche Summe. Der SB LIV verkaufte seine Tickets für einen Durchschnittspreis von 6’414 USD (Bengel, 2020). Im Vergleich dazu: Im Jahr 2008 kostete ein typisches SB Ticket noch 700 USD. Auch in Bezug auf die Reichweite kann keine amerikanische Veranstaltung mit dem SB mithalten. Zwischen 2000 und 2009 sahen den SB durchschnittlich knapp über 90 Millionen Zuschauer in den Vereinigten Staaten. Zum Vergleich: Das Finale der NBA sahen im gleichen Zeitraum 14,3 Millionen Zuschauer pro Spiel, die World Series (Major League Baseball) knapp 19 Millionen Zuschauer pro Spiel und der Stanley Cup der National Hockey League (NHL) nur 4,1 Millionen Zuschauer pro Spiel. Aber nicht nur Sportprogramme werden vom SB in den Schatten gestellt. Auch die Oscar- Verleihung erreichte im gleichen Zeitraum durchschnittlich nur 39,7 Millionen Zuschauer. (Matheson, 2008) Und auch heute noch kann der SB auf vergangene Einschaltquoten anknüpfen. Am SB LV (2021) verfolgten rund 91,6 Millionen Menschen auf CBS das Finalspiel. Obwohl dies die 6
niedrigste Gesamtzuschauerzahl seit 2007 darstellt, rechnete die NFL mit steigenden Einnahmen für Fernsehrechte in den kommenden Jahren. Die niedrige Zuschauerzahl im Vergleich zu den Vorjahren kann jedoch einfach erklärt werden. Die Einschaltquoten werden anhand der Zuschauer pro Minute über die gesamte Spiellänge ermittelt. Ist der Ausgang eines Spiels nun spannend bzw. ungewiss, werden mehr Leute einschalten. Dementsprechend steigen die Einschaltquoten. (Draper, 2020) Das Endresultat am SB LV war relativ früh entschieden, daher waren die Einschaltquoten nicht so hoch wie im Jahr 2015, als die Partie erst wenige Sekunden vor Schluss durch einen Touchdown Pass entschieden wurde. Champions League Finale Eine adäquate Veranstaltung in ähnlichem Ausmass wie der SB, stellt das UEFA Champions League Finale (UCLF) dar. Die UEFA ist die Union of European Football Associations. Sie ist also der europäische Fussballverband. Der UEFA unterstellt sind die europäischen Fussballverbände und somit auch der Schweizer Fussballverband. Die UEFA richtet europäische Fussballwettbewerbe aus, darunter auch die UCL. Die UCL stellt, wie der Name bereits verrät, die grösste europäische Spielklasse für Vereine dar. In einem Wettbewerb aus Qualifikationsphase, Gruppenphase und Finalspielen wird das beste Team aus 32 europäischen Mannschaften ermittelt. Das UCLF 2020 erreichte auf ZDF Rekordzahlen. 12,79 Millionen Zuschauer sorgten für einen Ausnahmezustand (Schröder, 2020). Ab der Gruppenphase der UCL-Saison 2018/19 ergab sich eine insgesamte Zuschauerzahl von über 1,1 Milliarden Zuschauern (UEFA Jahresbericht 2018/19). Für Medienrechte erhielt die UCL zusammen mit dem Super Cup über 2,4 Milliarden Euro (UEFA Financial Report 2018/19). 7
1.1.3 NFL vs. UCL Um die grössten Ligen von Europa und Amerika besser zu verstehen, sollen diese nochmals miteinander verglichen werden. Die portugiesische University of Aveiro hat mit mehreren Forschern eine Analyse durchgeführt, bei welcher die NFL und die UCL miteinander verglichen wurden (Vieira, Tavares, & Cipriano, 2018). Die Analyse zeigt, dass die NFL, obwohl die UCL einen grösseren Bekanntheitsgrad und ein breiteres Publikum hat, auf allen Ebenen mehr Einnahmen erzielen kann. Dabei spielen mehrere Gründe eine Rolle. Die NFL hat insgesamt 267 Spiele, während die UCL nur 125 Spiele hat. Das bedeutet, dass NFL-Sponsorings teurer sind, da Sponsoren an mehr Spielen gezeigt werden können. Weiter hat ein Fussballspiel 90 Minuten Spielzeit mit einer Unterbrechung, während NFL-Spiele viele Unterbrechungen haben, die zur Werbung genutzt werden und sogar als Entertainmentprodukt angesehen werden können. Die Spielpläne und -tage sind zudem völlig unterschiedlich. In der NFL finden Spiele meist an Sonntagen statt, dann haben die meisten Menschen frei und wenig Termine. Die UCL hält ihre Spiele hingegen dienstags und mittwochs, also an Werktagen, ab. Ein weiterer Aspekt ist, dass es nur eine NFL gibt, während die UCL mit nationalen Ligen um Fernseh- und kommerzielle Rechte konkurriert. Ein praktisches Beispiel dafür ist, dass jeder, der Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo spielen sehen möchte, zwischen der UCL und der höchsten professionellen Fußballliga der Männer in Spanien und Italien wählen kann. Um wiederum einen bestimmten Football-Spieler zu sehen, ist es notwendig, ausschliesslich die NFL zu sehen. Auch die Tatsache, dass in der NFL immer die gleichen Vereine spielen, ist ein Mehrwert. In der UCL hängt die Anwesenheit der Vereine von den sportlichen Ergebnissen in der jeweiligen Landesliga und deren Leistung im gesamten Wettbewerb ab. Auch was die Chancengleichheit anbelangt ist die NFL fairer, da der Wettbewerb es auch schlechteren Teams ermöglicht sich zu entwickeln. In der Analyse wird ausserdem erwähnt, dass in der NFL ein regelrechter Wettbewerb um Werbeplätze besteht. Allein im Jahr 2015 wurde ein Umsatzplus von 360 Millionen USD erzielt. Bei UCL ist es anders. Werbeplätze sind begrenzt und es gibt keinen Bieterwettstreit für Werbezeit. Einerseits weist das UCL-Finale höhere Werte in Bezug auf die Bekanntheit auf, sowohl in Bezug auf die Zuschauerzahlen, was dazu beiträgt, dass der Fussball globaler und verwurzelter ist, als auch in Bezug auf die Follower in den sozialen Netzwerken. Im Gegensatz dazu kreiert der SB höhere finanzielle Werte, die daraus resultieren, dass er als das grösste Werbeereignis der Welt gilt, bei dem 2019 eine vier Minuten Werbung 41 Millionen Dollar kostete. (Vieira et al., 2018) 8
1.1.4 Konsumenten und Eventisierung Zu viele Nutzergruppen sind vom Konsumenten, bzw. vom Zuschauer abhängig. Die Notwendigkeit von Zuschauern ist unabdingbar. Daher ist es das Ziel eines Veranstalters seinen Kunden zu kennen und zu wissen welche Bedürfnisse dieser hat, bzw. wie eine Veranstaltung zu inszenieren ist um möglichst viele Konsumenten zufriedenzustellen. Die Entscheidung ob ein Zuschauer ein Spiel anschaut, hängt dabei von vier Variablen ab: (a) Spielattraktivität (z.B. individuelle Fähigkeiten, Mannschaftsrekorde, Ligazugehörigkeit, Rekordleistungen, Nähe zum Wettbewerb, besondere Ereignisse und Unterhaltung); (b) Ökonomie (z.B. Ticketpreis, Werbeaktionen, Einkommen, Ersatzunterhaltungsformen, Fernseheffekt und Konkurrenz durch andere Sportereignisse); (c) Soziodemographie (z.B. Bevölkerung, Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Beruf, Bildung und Geographie); (d) Zuschauerpräferenz (z.B. Zeitplan, Bequemlichkeit, Unterkunft, Wetter, Stadionqualität und Teamgeschichte in einer Gemeinde) (Greenstein & Marcum, 1981; Hart, Hutton, & Sharot, 1975; Schofield, 1983). Auch wenn die Athleten, die Teams und das Spiel an sich nach wie vor die Hauptattraktion einer Veranstaltung darstellen (James & Ross, 2004), ist es unabdingbar geworden die Zuschauer zusätzlich zum eigentlichen Spiel zu unterhalten. Es wurde aufgezeigt, dass Unterhaltung und Stimulationssuche die wesentlichen Hauptgründe darstellen, welche den Konsum von Zuschauersportarten steigern. Die Motive dabei sind: Vergnügen, Sensation, Zufriedenheit oder Glücksgefühle (Zhang, Piatt, Ostroff, & Wright, 2005). Der SB stellt dabei eine interessante Verschmelzung von Sport und Show dar. Im Vergleich zum SB ist anzunehmen, dass europäische Spitzen-Sportveranstaltungen wie das UCLF in der Eventisierung während eines Spiels Nachholbedarf aufweisen. 9
1.2 Forschungsfrage und Ziele Um die Eventisierung von sportlichen Grossveranstaltungen besser zu verstehen, werden in dieser Arbeit die finanziell erfolgreichsten und von der Reichweite grössten Sportevents der jeweilen Regionen USA und Europa miteinander verglichen. In der USA handelt es sich dabei um den SB der NFL und in Europa um das Finale der UCL. Als praktisches Beispiel wird dabei das UCLF 2019 und der SB LIV genommen. Die Forschungsfrage lautet demnach: Wie unterscheidet sich das Rahmenprogramm während dem amerikanischen NFL Super Bowl LIV im Vergleich zum UEFA Champions League Finale 2019? Die Events werden dabei mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) analysiert und anschliessend verglichen. Mit einer induktiven Kategorienbildung sollen die für das Rahmenprogramm während der Spiele relevanten Elemente gebildet und anschliessend kodiert werden. Bei der Kodierung muss ein Abstraktionsniveau festgelegt und Paraphrasen generalisiert werden. Die Inhalte der Videoausschnitten werden deskriptiv zusammengefasst. Das Ziel dieser Arbeit ist die Eventisierung von europäischen Sport-Grossveranstaltungen gegenüber den USA abzuwägen und somit Veranstaltern von Sportgrossevents oder auch TV- Sendern aufzuzeigen welche Rahmenprogramm-Optionen zur Verfügung stehen können. Die gewonnen Resultate der Arbeit sollen zusätzlich Erkenntnisse liefern, die für weitere wissenschaftliche Studien genutzt werden können. 10
2 Methode 2.1 Untersuchungsgruppe Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden die Spiele des Super Bowls LIV und des UCL Finals 2019 untersucht. Auch wenn der SB LV wie auch das UCLF 2020 aktuellere Beispiele wären, wurden diese nicht in Erwägung gezogen, da die Umstände der Corona-Pandemie die Ergebnisse verfälscht hätten. Da ein Grossteil der Zuschauer die Events Live von zuhause verfolgen würde, orientierte sich die Analyse an der Sichtweise eines Zuschauers am Fernseher. Die Bildschirm-Perspektive birgt viele Vorteile. Es werden Ausschnitte gezeigt, die man als Stadionbesucher nicht sehen würde. Darunter z.B. das Bereitstellen der Spieler im Tunnel vor dem Spiel, Fernaufnahmen des Stadions oder Nahaufnahmen von Superstars. Als Untersuchungsmedium wurden demnach Videoaufnahmen der jeweiligen Spiele analysiert. Dadurch dass ein Zugang für Originalvideos fehlte, musste auf öffentlich zugängliche Videos zurückgegriffen werden. Diese Massnahme führte dazu, dass die Ausschnitte des Champions League Finals in mehrere Videos aufgeteilt werden musste, da zum Zeitpunkt der Erstellung der Arbeit keine vollständigen Videos vorhanden waren. Bei der Wahl der Videos wurde darauf geachtet, dass sie eine gute Qualität und einen grossen Umfang aufweisen. Die zur Untersuchung geeigneten Videos wurden in Tabelle 1 aufgeführt. 11
Tabelle 1 Übersicht der Videos Spiel Spieldatum Videodauer Plattform Streaming Service [hh:mm:ss] UEFA Champions 01.06.2019 01:51:46 Tokyvideo.com BT Sport 2 HD Live League Final 2019 21:00 Uhr (Spiel CL) Ortszeit UEFA Champions 01.06.2019 00:23:21 Youtube.com BT Sport 2 HD Live League Final 2019 21:00 Uhr (Siegerehrung CL) Ortszeit UEFA Champions 01.06.2019 00:06:43 Dailymotion BT Sport League Final 2019 21:00 Uhr (Imagine Dragons CL) Ortszeit Super Bowl LIV 02.02.2020 03:30:05 Youtube.com Prosieben (Programm SB) 18:30 Uhr Ortszeit Anmerkungen. Die Dauer beschreibt den vollständig zu untersuchenden Umfang. Die Spielaufnahme des Champions League Finals 2019 (Spiel CL) wurde vom Internet gelöscht, befindet sich jedoch noch im Besitz des Autors. Die Videolinks sind im Literaturverzeichnis ersichtlich. Tabelle 1. Übersicht der Videos 2.2 Untersuchungsdesign Die Untersuchung orientierte sich an der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010). Besonders an folgenden Grundprinzipien: • Induktive Kategorienanwendung (Methode der zusammenfassenden Inhaltsanalyse) • Erstellung eines Kodierleitfadens • Systematisches Durcharbeiten des gesamten Materials mithilfe der Kategorien und des Kodierleitfadens. Weiterentwicklung der Kategorien. • Auswertung und Interpretation der Ergebnisse in Bezug auf die Fragestellung Auch wenn die qualitative Inhaltsanalyse einer definierten Systematik folgt, besitzt sie als Analyseinstrument keine starren Richtlinien. Dementsprechend wurde die Analysetechnik der Forschungsfrage und dem Material angepasst. In der ersten Phase wurden mittels Literaturrecherchen auf Plattformen wie „Google Scholar“ oder „swisscovery“ den Hintergrund und die theoretische Ausgangslage erarbeitet. 12
In einer zweiten Phase wurde die Forschungsfrage beantwortet, indem Videos zu den jeweiligen Veranstaltungen analysiert wurden. Die Videos wurden in drei Teile aufgegliedert: Im ersten Teil wurde die Eröffnungszeremonie untersucht, also alles bis Anpfiff der Matches. Im zweiten Teil wurde das Spiel selbst untersucht, von Anpfiff bis Abpfiff. Anschliessend wurde im dritten Teil die Siegerehrung untersucht. Im ersten und dritten Teil musste auf eine spezifische Kodierung der Ausschnitte verzichtet werden, da eine zeitliche Zuordnung nicht exakt gewesen wäre. Auch bei der SB Halftime Show musste dabei auf eine spezifische Kodierung verzichtet werden. Dies deshalb, weil der Szenenwechsel zu schnell war und man nicht immer erkennen konnte welche Kategorien nun betroffen waren. Aufgrund dessen wurde für den ersten Teil die Überkategorie Eröffnungszeremonie, für den dritten Teil die Überkategorie Siegerehrung und für die SB Halftime Show die Überkategorie Halftime Show definiert. In diesen Überkategorien wurden die jeweiligen Unterkategorien einfach kodiert. Für den zweiten Teil erfolgte eine vollständige Kodierung anhand des Kodierleitfadens. Folgende Darstellung soll einen Überblick über die Kodierung vermitteln: Kodierung Einfach Kodiert Vollständig Kodiert Eröffnungszeremonie Spiel Halftime Show Siegerehrung Abbildung 2. Vorgehensweise Kodierung Ebenfalls musste definiert werden, wann ein Videoausschnitt zum Haupt- oder Rahmenprogramm gehört. Dies ist wichtig, da das Rahmenprogramm eine Ergänzung zum Hauptprogramm darstellte. 13
Es muss verstanden werden, dass man hier zwischen planbaren und zufälligen, für den Zuschauer attraktiven, Einblendungen unterschied. Die planbaren Elemente wurden vor einem Spiel von Eventmanagern festgelegt und können so dem Rahmenprogramm zugewiesen werden. Ein zufälliges Ereignis, dass z.B. durch eine Torchance oder einen Touchdown hervorgerufen, aber vom Sender gezeigt wurde, weil es für den Zuschauer interessant sein könnte, würde eher dem Hauptprogramm zugewiesen werden. Eine solche Definition war dabei von Nöten, da in der Untersuchung nur auf das Rahmenprogramm eingegangen werden soll. Die folgende Tabelle zeigt dabei auf, bei welchen Elementen auf eine Codierung verzichtet wurde: Tabelle 2 Zuordnung Rahmen -und Hauptprogramm Rahmenprogramm Hauptprogramm Planbare, ausschmückende Ergänzungen zum Situationsbedingte Einblendungen des Senders beim Hauptprogramm. Grundsätzlich alles, was im Spiel, unteranderem: Kodierleitfaden einer Kategorie zugeordnet − Einblendung von Zuschauerreaktionen werden kann. − Einblendungen von Reaktionen von Trainern, Referees oder Spielern. (z.B Abklatschen) − Auditive Beiträge der Kommentatoren während des Spiels − Digitale Transitionen (Szenewechsel) − Virtuelle Einblendung von Spiellinien − Spielwiederholungen − Flitzer − Spielstandbanner mit Angaben Aber auch: − Bandenwerbung − Musik im Hintergrund Tabelle 2. Zuordnung Rahmen- und Hauptprogramm Anschliessend wurde ein Kodierleitfaden entwickelt, welcher aufzeigt welche Rahmenprogrammkomponenten in den Videos vorkommen. Dazu wurden die Videos angeschaut und Kategorien identifiziert. Anschliessend wurden die Videos nach dem Kodierleitfaden codiert. Wiederum wurden die Videos anhand der identifizierten Kategorien untersucht. Die codierten Daten wurden anschliessend ausgewertet und interpretiert. 14
Systematische Vorgehensweise Um einen wissenschaftlichen Ablauf zu garantieren, wurde sich an dem Ablaufmodel und Prozessmodel der zusammenfassenden Inhaltsanalyse orientiert (Mayring, 2010). Die Kategorien des Rahmenprogramms wurden nach der induktiven Kategorienentwicklung gebildet (Kategorie-Bildungsprozess). Eine induktive Kategorienbildung wurde bevorzugt, da die Aspekte in Bezug auf das Rahmenprogramm neu erschienen. Ebenfalls sollten nur die Unterschiede zwischen den beiden Events sichtbar gemacht werden. Daher erschien es sinnvoll mithilfe der induktiven Kategorienbildung die Kategorien direkt aus dem Material heraus zu bilden. Mayring beschreibt diese Form auch als zusammenfassende Kategorienbildung. Durch diese Reduzierung auf Kategorien wurden die Daten schlussendlich übersichtlicher, womit die Forschungsfrage besser beantwortet werden konnte. Die Fragestellung der Analyse war dabei wegweisend für die Zuweisung einer Kategoriendefinition. In einem ersten Schritt wurde das Abstraktionsniveau festgelegt und die Paraphrasen generalisiert. Das Abstraktionsniveau legte dabei fest, welche Paraphrasen noch in die zu bildenden Kategorien gehörten. Konnten die Paraphrasen keiner Kategorie zugeordnet werden, entstand eine neue Kategorie. In einem zweiten Schritt wurden die Ausschnitte paraphrasiert. Da keine transkribierten Texteinheiten vorlagen, wurden hier, die in Videoausschnitten relevanten Inhalte, deskriptiv zusammengefasst. Die Kodiereinheit, wie auch die Kontexteinheit wurden so bestimmt, dass kodiert wurde, sobald die im Videoausschnitt ersichtlichen Inhalte einer Kodierregel zugeordnet werden konnten. Eine zeitliche Begrenzung erschien dabei störend. Es sollte versucht werden möglichst viele Daten zu gewinnen. In einem letzten Schritt wurden nun die paraphrasierten Ausschnitte zu einem Kodierleitfaden zusammengefasst und rücküberprüft. Nach der Festlegung der Kategorien und der Erstellung des Kodierleitfadens wurden die Videos Sequenz für Sequenz durchgearbeitet. Die Durcharbeitung und anschliessende Zuweisung des Materials wird auch Kodierung genannt. Stösst man nun auf Stellen, welche nicht einer Kategorie zugewiesen werden konnten, wurde eine neue Kategorie gebildet. Die dadurch entstanden Kategorien wurden in den Kodierleitfaden aufgenommen. Abschliessend wurden die Ergebnisse im Sinne der Fragestellung miteinander verglichen und somit Unterschiede tabellarisch sichtbar gemacht. 15
2.3 Untersuchungsinstrumente Die Untersuchung basierte auf Videoanalysen. Bei der Festlegung des zu untersuchenden Umfangs stellte sich die Schwierigkeit diese zu definieren. Die Videoaufnahmen wiesen Gemeinsamkeiten in ihrem Aufbau auf. Die SB-Aufnahmen besassen die Eventeile Pre-Event, das Spiel an sich, wie auch die Siegerehrung. Beim UCLF mussten sich die drei Teile aus verschiedenen Videos aber vom gleichen Streaming-Provider zusammengesucht werden. Je nach Streaming-Provider unterschieden sich die gezeigten Inhalte. Es wurde jedoch darauf geachtet die Spielaufnahmen zu nehmen, welche einen möglichst grossen Umfang aufwiesen. Da bei Online-Videos das Risiko bestand, dass diese nach einer Weile von Netz genommen werden könnten, wurden die Videos heruntergeladen und von zwei unabhängigen Geräten gespeichert. Der Kodierleitfaden wurde angelehnt am Ablaufmodel für zusammenfassende Inhaltsanalysen von Mayring (2010). Die Vorgehensweise ermöglichte einen systematischen und wissenschaftlich erprobten Ablauf. Der Kodierleitfaden ist im Anhang A zu entnehmen. Die graphische Darstellung wie auch die Auswertung der Daten erfolgte mittels Microsoft Excel 2019. 2.4 Datenauswertung Die Aufnahmen wurden nicht transkribiert, da die für die Forschungsfrage relevanten Elemente sich ausschliesslich auf das sicht- und hörbare Rahmenprogramm fokussierten. Um die Daten jedoch objektiv nachvollziehbar zu machen, wurden die für das Rahmenprogramm relevanten Sequenzen in der jeweiligen Analysetabelle der Veranstaltungen festgehalten. Die Analysetabelle für den SB LIV befindet sich im Anhang B, die Tabelle für das UCLF 2019 im Anhang C. 16
3 Resultate Um die Resultate dieser Arbeit besser zu verstehen, müssen zuerst die kodierten Kategorien erläutert werden. In Tabelle 3 sind dabei alle Kategorien, die in der zu untersuchenden Veranstaltungen vorkamen, aufgelistet. In dieser Tabelle sind ausschliesslich die Kategorien der Überkategorie „Spiel“ ersichtlich. Diese Daten wurden vollständig kodiert und stellen den Hauptbestandteil zur Beantwortung der Fragestellung dar. Mit der „Anzahl [n]“ wird gezeigt wie oft eine Kategorie in der Untersuchung des Events kodiert werden musste. Mit der „Zeit [mm:ss]“ wird gemessen, wie lange eine Kodierung auf dem Bildschirm zu sehen war. Bei allen Kategorien, welche mehr als einmal vorkamen, wurden die Dauer der Kodierung miteinander addiert und als Summe dargestellt. Die Kategorie „Auf- und Abbau Bühne“ wurde jeweils kodiert, sobald eine Bühne auf- oder abgebaut wurde. Kurz vor der Halftime Show war dies beim SB einmal der Fall (SB 2.04). Die Kategorie „Interviewer“ wurde dann kodiert, wenn ein Interviewer gezeigt oder Interviews mit Spielern durchgeführt wurden. Beim SB war dies zweimal der Fall wobei der Interviewer von ran.de, Max Hielke, Eindrücke aus dem Stadion präsentierte (SB 1.66; SB 3.11). Die Kategorie „Kommentatoren Office“ wurde immer dann angewendet, wenn die Kommentatoren eines Spiels zu sehen und zu hören waren. Zahlreiche Kodierungen gab es dabei beim SB was zu einer Gesamtzeit von 12 Minuten und 51 Sekunden führte (siehe Tabelle 3). Bei der Kategorie „Prominente Zuschauer“ wurden Inhalte kodiert, sobald in den Videos Prominente Zuschauer bei der jeweiligen Veranstaltung eingeblendet wurden. Die Kategorie „Social Media Einblendung“ wurde immer dann kodiert, wenn Social Media Ausschnitte gezeigt wurden oder auf Social Media-Kanäle hingewiesen wurde. Beim SB waren dies beispielsweise Einblendungen von „ran“ (Sport-Broadcaster) wobei sie auf ihren Twitter-Account verwiesen haben (SB 1.56). Bei der Kategorie „Spieler- oder Trainervorbereitung“ ging es darum, dass die Ausschnitte immer dann kodiert wurden, wenn Sportler oder Trainer in der Matchvorbereitung gezeigt wurden. Das UCLF hatte eine Einblendung mit über zwei Minuten Zeitspanne. Der SB hatte zwei Einblendungen zusammen unter einer Minute. Bei der „Spielanimation“ wurde immer dann codiert, wenn eine Animation am Bildschirm eingeblendet wurde. Dies war zum Beispiel beim SB eine graphische Einblendung, wenn ein Touchdown erzielt wurde (SB 1.77) oder beim UCLF wenn es eine Spielstand- und Torschützen Einblendung gab (CL 1.52). Sobald das Stadion von aussen aufgenommen und dem Zuschauer präsentiert wurde, wurde dies der Kategorie „Stadionaufnahmen“ zugewiesen. Die Kategorien „Werbeeinblendungen“ und „Werbespots“ wurde so unterschieden, dass bei 17
Werbeeinblendungen immer dann kodiert wurde, wenn eine Einblendung auf dem Bildschirm erscheint für einen weiteren Event oder eine bestimmte Sache. Dies zum Beispiel beim UCLF als der Sender eine Werbeeinblendung machte für ein Produktpaket welches sie anboten (CL 1.24). Demgegenüber wurden Werbespots kodiert, wenn mind. ein Werbespot eingeblendet wurde. Das war einmal der Fall als der Sender des Super Bowls einen „Chio-Chips“ und „Check24“ Werbespot zeigte. Genaue Angaben zu den einzelnen Kodierungen der Veranstaltungen sind im Anhang B und C ersichtlich. Bei der Betrachtung der vollständig kodierten Daten während des Spiels fiel auf, dass der SB LIV gegenüber dem UCL Finale 2019 in fast allen Kategorien mehr in Erscheinung trat und dabei auch länger. Nur in der Kategorie „Spieler- und Trainervorbereitung“ konnte das UCLF mehr Zeit am Bildschirm aufweisen. Auch in den Bereichen Werbeeinblendungen und Werbespots wurde seitens SB mehr unternommen als beim UCLF. Folgende Tabelle gibt Aufschluss über die Verteilung der Kategorien innerhalb der jeweiligen Events. Tabelle 3 Zuordnung der Kategorien welche innerhalb der Überkategorie „Spiel“ vollständig kodiert wurden Kategorien UEFA Champions League 2019 Super Bowl LIV Anzahl [n] Zeit [mm:ss] Anzahl [n] Zeit [mm:ss] Auf- und Abbau Bühne 0 00:00 1 00:02 Interviewer 0 00:00 2 01:40 Kommentatoren Office 0 00:00 19 12:51 Prominente Zuschauer 0 00:00 5 01:02 Social Media Einblendung 0 00:00 8 02:31 Spieler- oder 1 02:21 2 00:56 Trainervorbereitung Spielanimation 31 04:49 120 13:12 Stadionaufnahmen 1 00:04 19 02:28 Werbeeinblendungen 5 01:06 13 01:59 Werbespots 0 00:00 1 00:13 Anmerkungen. Alle Kategorien, die bei beiden Events nicht kodiert werden mussten, wurden auch nicht in die Tabelle aufgenommen. Die Halbzeit-Einblendungen wurden ebenfalls in die vollständige Kodierung eingenommen. Tabelle 3. Kategorien der Überkategorie: Spiel 18
Neben dem Rahmenprogramm des Spiels wurde auch die Eröffnungszeremonie, Halftime Show wie auch die Siegerehrung kodiert. Hierbei handelt es sich um eine einfache Kodierung, das heisst es wurde ein gesamtheitlicher Zeitabschnitt für die Überkategorien gebildet. Dieser Teil der Arbeit gehört nicht direkt zur Untersuchung, sondern ergänzt die Studie lediglich. Die Ergebnisse zeigten auf, welche zusätzlichen Kategorien in den Überkategorien vorkamen. Dabei wurde geschaut, ob eine Kategorie im jeweiligen Zeitabschnitt vorhanden war oder nicht. Es wurde erkannt, dass beim UCLF 2019 auf eine Halftime Show verzichtet wurde. Dementsprechend gab es auch keine Kategorien, die hier anfallen konnten. Ebenfalls auffallend war, dass die Kategorien „Kommentatoren Office“ wie auch „Militärauftritt“ nur beim SB LIV vorhanden waren. Im Gegenzug gab es bei der Eröffnungszeremonie des Champions League Finals 2019 eine „Schweige Minute“ für einen verstorbenen Fussballer (CL 1.16). Nachfolgende Tabelle gibt Aufschluss über die Zuordnung der Kategorien innerhalb der jeweiligen Events. Detaillierte Angaben wann eine Kategorie kodiert wurde, können im Kodierleitfaden im Anhang A entnommen werden. 19
Tabelle 4 Zuordnung der Kategorien innerhalb der Überkategorien „Eröffnungszeremonie, Halftime Show und Siegerehrung“, welche einfach kodiert wurden. Kategorien UEFA Champions Super Bowl LIV League 2019 Überkategorien EZ HS SE EZ HS SE Auf- und Abbau Bühne ✓ - ✓ X X X Einsatz von Stars ✓ - X ✓ ✓ X Feuerwerkshow ✓ - ✓ X ✓ X Gruppenaufführung ✓ - X ✓ ✓ X Interviewer X - ✓ X X ✓ Kommentatoren Office X - X ✓ X ✓ Lichtshow ✓ - ✓ X ✓ X Medaillenübergabe X - ✓ X X ✓ Militärauftritt X - X ✓ X X Münzwurf X - X ✓ X X Musikshow ✓ - X ✓ ✓ X Pokaleinblendung ✓ - ✓ X X ✓ Prominente Zuschauer X - ✓ X X X Social Media Einblendung X - X X X X Schweige Minute ✓ - X X X X Spieler- oder ✓ - ✓ ✓ X ✓ Trainervorbereitung Spielanimation ✓ - ✓ ✓ ✓ ✓ Stadionaufnahmen ✓ - ✓ ✓ ✓ ✓ Tanzshow ✓ - X X ✓ X Werbeeinblendungen ✓ - X X ✓ X Werbespots X - X ✓ X X Anmerkungen. Beim UEFA Champions League Finale (UCLF) 2019 gab es keine Halftime Show. Die Spalte wurde deshalb mit einem „ - “ gekennzeichnet. EZ = Eröffnungszeremonie; HS = Halftime Show; SE = Siegerehrung; ✓ = vorhanden; X = nicht vorhanden. Tabelle 4. Kategorien der weiteren Überkategorien 20
4 Diskussion Der Vergleich der beiden Veranstaltungen lässt vermuten, dass zwischen den beiden Regionen Unterschiede bestehen. Folglich wird die Forschungsfrage „Wie unterscheidet sich das Rahmenprogramm während dem amerikanischen NFL Super Bowl LIV im Vergleich zum UEFA Champions League Finale 2019?“ im Kapitel 4.1 diskutiert. 4.1 Unterschiede der Veranstaltungen Um die Forschungsfrage zu beantworten, werden die Resultate der Untersuchung mit den Erkenntnissen aus der Literatur überprüft. Zunächst muss jedoch erwähnt werden, dass sich der geringe Umfang an Rahmenprogramereignissen beim UCLF anhand der Spieldauer und dem Konsumentenverhalten erklären lässt. Unterschiede beim Umfang an Rahmenprogrammereignissen Die reguläre Spielzeit eines Fussballspiels der UCL beträgt 90 Minuten. Mit Eröffnungszeremonie, Halbzeitpausen, Verletzungen während des Spiels und Siegerehrung kann sich die Veranstaltung auf gut zwei Stunden ausweiten. Ein NFL Spiel dauert laut Uhr lediglich 60 Minuten. Mit den ständigen Unterbrüchen, der Aufteilung der Spielzeit in vier Viertel, Timeouts oder Ballbesitzwechsel kann ein NFL Spiel jedoch bis zu drei Stunden dauern. Auch läuft ein NFL Spiel nach einem Spielzug nicht weiter, sondern wird gestoppt. Beim Fussball läuft die Zeit weiter und wird anschliessend als Nachspielzeit nachgeholt. Ein NFL Spiel dauert demnach ungefähr 50 Prozent länger als ein UCL-Spiel. Der erhöhte zeitliche Umfang wie auch die vielen Pausen führen zum einen dazu, dass Spiele für Sponsoren und Broadcaster attraktiver sind, aber auch, dass dem Zuschauer mehr Inhalte gezeigt werden können. Die Untersuchung konnte diese Feststellung bestätigen. Beim SB führte dies dazu, dass während des Spiels ein Interviewer nähere Informationen über die Ereignisse im Stadion berichten konnte (SB 1.66; SB 3.11). Auch wurde der Austragungsort und das Stadion selbst beim SB um eine Vielzahl mehr gezeigt als beim UCLF. Auffallend war, dass die Kommentatoren beim SB oft eingeblendet wurden. Sie diskutierten dabei die Spiele und konnten mit ihrer Expertenmeinung dem Zuschauer tiefere Einblicke in die gemachten Spielzüge geben. Des Weiteren nutzte der Sender die Pausen, um Werbung in eigener Sache zu machen (SB 2.47), aber auch, um mit den Zuschauern zu interagieren. Dies passierte unter anderem in Form eines Hashtags, wobei die Zuschauer Bilder von sich auf Social Media 21
hochladen konnten und sie anschliessend mit ein wenig Glück live beim Sender gezeigt wurden (SB 1.56). Aber auch in Form von „Football-Unterricht“ wurden Werbeeinblendungen gemacht, sodass Zuschauer mehr über die Sportart erfuhren und diese so besser verstehen konnten (SB 1.21; SB 1.29). Diese Bemühungen trugen dazu bei dem Sport eine grosse Anziehungskraft zu verleihen. Auch die Broadcaster des UCL-Finals konnten Werbeeinblendungen schalten (CL 1.24), konnten dies aber nicht im gleichen Umfang wie die Broadcaster des Super Bowls, da es nicht so viele Spielunterbrüche gab. Auch wurden beim SB mehr prominente Persönlichkeiten gezeigt. Zum einen werden Promis gerne für Werbespots während des SB eingesetzt. Sie wurden aber auch gerne als Zuschauer während des Spiels gezeigt. Beim UCLF wurde lediglich bei der Eröffnungszeremonie die Mitglieder der Musikband Imagine Dragons gezeigt (CL 1.03). Beim SB hingegen wurden Stars nebst der Eröffnungszeremonie auch noch in der Halftime Show gezeigt. Das waren unter anderen der Profi-Boxer Floyd Mayweather (SB 1.51) oder das Musikpaar Beyoncé und Jay-Z (SB 1.89). Eine Studie aus dem Jahr 2001 hatte herausgefunden, dass viele Zuschauer bei der Oscar-Verleihung in Hollywood einschalten, um zu sehen was die Filmstars tragen. Genauso schalten viele Zuschauer beim SB ein, um zu sehen was ihre Lieblingswerbeträger zu sagen haben. (Tomkovick, Yelkur, & Christians, 2001) In Bezug auf die Spielanimationen kann gesagt werden, dass vor allem beim SB die individuellen Spielerstatistiken mehr hervorgehoben wurden. Nach fast jedem Spielzug wurde eingeblendet wie weit die Offensive vorgerückt war oder wie weit der Quarterback den Football geworfen hatte (SB 1.71; SB 1.91). Aber auch beim UCLF wurden Statistiken eingeblendet wie Teamaufstellungen, Spielstände, Torschützen, Ballbesitz oder Passgenauigkeit (CL 1.21; CL 1.28; CL 1.43; CL 1.39). Hier schienen beide Veranstalter sich zu bemühen dem Zuschauer zusätzliche Informationen bereitzustellen. Auffällig erwiesen sich die Resultate im Bereich Werbespots. Auch wenn hier der SB mit einem Werbespot (SB 2.17) die Nase vorne hatte, ist bekannt, dass die SB-Veranstalter während des Spiels mehrere Werbespots zeigen. Die Abwesenheit liess sich damit erklären, dass das Untersuchungsvideo an bestimmten Stellen womöglich aus urheberrechtlichen Gründen geschnitten wurde. Auch soll hinzugefügt werden, dass die vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Inhalte nicht deckungsgleich sein müssen mit der Umsetzung der Broadcaster die den Zuschauern das jeweilige Spiel präsentieren. 22
Unterschiede im Konsumentenverhalten Es zeigte sich, dass beim UCLF die Spieler und Trainer mehr in ihrer Vorbereitung gezeigt wurden als beim SB. Der höhere Umfang der Spieler- und Trainervorbereitung, wie auch der geringere Umfang des Rahmenprogramms an sich, konnte mit den Erkenntnissen von Bühler und Nufer (2011) bestätigt werden. Sie beschrieben in ihrem Buch, dass in Westeuropa bei einem Stadionbesuch vor allem der sportliche Wettkampf bzw. das Spiel selbst im Vordergrund stünde, wohingegen in Nordamerika das Rahmenprogramm und das Catering eine wesentlich grössere Rolle spielte. Weiter wurde erwähnt, dass westeuropäische Sportfans nur selten ihre Plätze verliessen. Sie erklärten, dass Sportfans in Westeuropa sich nur ungern vom eigentlichen Spielgeschehen ablenken liessen. Die Kommerzialisierung des westeuropäischen Sports wird kritisch hinterfragt und sogar von einigen Ultragruppierungen aktiv bekämpft (S.442). In Amerika hingegen ist eine Kommerzialisierung des Sports sogar eher erwünscht. Einer Studie von James und Ross (2002) zufolge, sind „Minor League Zuschauer“, also Zuschauer der unteren Sportligen, eher durch Unterhaltungs- und soziale Interaktionsmotive motiviert. Bei der UEFA ist auch ein Umdenken im Gange. Der Marketingdirektor der UEFA, Guy- Laurent Epstein, erklärte in einem Interview, dass man im Falle des Champions League Finals ein breiteres Publikum ansprechen wolle. Er erklärte, dass das UCLF nicht mit einem Ligaspiel vergleichbar wäre, da es auf einem neutralen Boden stattfinde und ein neutrales Publikum (Fans beider Vereine in gleicher Anzahl) habe. Bereits ein Jahr vor dem UCLF 2019 konnte sich die Pre-Game Show, welche ebenfalls von Pepsi gesponsert wurde, sehen lassen. Epstein sagte dazu, dass der Auftritt von Dua Lipa beim Finale in Kiew im letzten Jahr (2018) der meistgesehene einzelne Social-Media-Inhalt der UEFA überhaupt war. Auch ein Jahr später wollte man an diesen Erfolg anknüpfen beim Spiel Liverpool-Tottenham im Madrider Wanda Metropolitano-Stadion. Zum Auftritt der Imagine Dragons beim Finale 2019 betonte Mark Kirkham, Pepsis Marketingleiter für Westeuropa, wie wichtig es wäre, dass die Eröffnungszeremonie nicht zum Hauptevent wird, sondern man das Fanerlebnis verbessern möchte. Im Artikel wurde ebenfalls erwähnt, wie zuversichtlich Kirkham sei, dass die Champions League-Show vor dem Spiel irgendwann einen ähnlichen Status wie die SB Halftime Show haben würde. (Homewood, 2019) 23
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