STANDARDS FÜR DIE GRUPPENPROPHYLAXE IN ÖSTERREICH - Tagung 2006 der Koordinationsstelle Zahnstatus
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
GESUNDHEIT ÖSTERREICH GMBH GESCHÄFTSBEREICH ÖBIG STANDARDS FÜR DIE GRUPPENPROPHYLAXE IN ÖSTERREICH Tagung 2006 der Koordinationsstelle Zahnstatus IM AUFTRAG DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR GESUNDHEIT, FAMILIE UND JUGEND
Gesundheit Österreich GmbH Geschäftsbereich ÖBIG STANDARDS FÜR DIE GRUPPENPROPHYLAXE IN ÖSTERREICH Dokumentation der Tagung vom 27. November 2006 Wien, Juni 2007 Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend
ISBN 10 3-85159-095-3 ISBN 13 978-3-85159-095-1 Gesundheit Österreich GmbH / Geschäftsbereich ÖBIG; A-1010 Wien, Stubenring 6; Telefon +43 1 515 61-0, Fax +43 1 513 84 72; E-Mail: nachname@oebig.at; http://www.goeg.at; http://www.oebig.org Der Umwelt zuliebe: Dieser Bericht ist auf chlorfrei gebleichtem Papier ohne optische Aufhel- ler hergestellt.
Inhaltsübersicht Programm Einleitung Begrüßung Evidenz in der Gruppenprophylaxe Standards für die Gruppenprophylaxe in Österreich – Vorschlag der OSR-Kommission „Zahnmedizin, Prophylaxe“ Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Programmablauf Ab 9.30 Uhr Registrierung, Tagungsunterlagen, Kaffee 10.00 Uhr Begrüßung und Einleitung LR Emil Schabl, NÖ LReg. Dr. Johanna Geyer, BMGF (nunmehr BMGFJ) Mag. Gabriele Sax, GÖG/ÖBIG 10.30 Uhr Evidenz in der Gruppenprophylaxe Dr. Giorgio Menghini, Leiter der Beratungsstelle Präventive Zahnmedi- zin des Zahnmedizinischen Zentrums der Universität Zürich 11.00 Standards für die Gruppenprophylaxe in Österreich – Vorschlag der OSR-Kommission „Zahnmedizin, Prophylaxe“ Mag. Gabriele Sax 11.30 Uhr Bildung von Arbeitsgruppen zur Diskussion 12.00 Uhr MITTAGSPAUSE 13.00 Uhr Arbeitsgruppen-Diskussionen 15.30 Uhr Präsentation der Arbeitsgruppen-Ergebnisse im Plenum und Diskussion Ende ca. 16.30 Uhr Ort: Landhaus St. Pölten, 3100 St. Pölten, Landhausplatz 1
Einleitung Im Auftrag des nunmehrigen Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend (BMGFJ) erhebt die Koordinationsstelle Zahnstatus der Gesundheit Österreich GmbH / ÖBIG sowohl den Zahnstatus als auch die Kariesprophylaxeaktivitäten in Österreich in regelmäßigen Abständen. Nach 2003 wurde 2006 der aktuelle Bericht zu den Kariesprophy- laxeaktivitäten vorgelegt, wobei sich zeigte, dass in allen Bundesländern Zahngesundheits- projekte existieren und diese sich in ihrem Aufbau, in der Struktur und auch in den Inhalten mitunter deutlich unterscheiden. Schon während der Fachtagung 2005 wurde der Themenbereich Gruppenprophylaxe – basierend auf den Ergebnissen aller Zahnstatuserhebungen – diskutiert. Dabei wurde unter anderem das Fehlen von österreichweit einheitlichen Standards für die Gruppenprophylaxe festgestellt. Diese Standards sollten als Richtschnur für die (Weiter-)Entwicklung der Pro- gramme in Hinblick auf Zielgruppen, Inhalte oder Frequenzen dienen. Im Rahmen der Kommission „Zahnmedizin, Prophylaxe“ des Obersten Sanitätsrates (OSR) wurde in der Folge ein Vorschlag für Standards in der oralen Gruppenprophylaxe entwickelt. Zahnstatuserhebungen zeigen eine Verbesserung im Gesundheitszustand sowohl internati- onal als auch in Österreich. Im Kontext der Gruppenprophylaxe erscheint von Interesse, welche speziellen Maßnahmen nachweisbare Verbesserungen nach sich ziehen. Das Einleitungsreferat der Fachtagung hielt daher Dr. Giorgio Menghini von der Kantonalen Beratungsstelle Präventive Zahnmedizin des Zahnmedizinischen Zentrums Zürich mit dem Thema „Evidenz in der Gruppenprophylaxe“. Der Teilnehmerkreis der Fachtagung 2006 umfasste sowohl Vertreter/innen der Kariespro- phylaxeorganisationen als auch des Gesundheitsressorts. Die Teilnehmer/innen begrüßten den OSR-Entwurf für Standards in der Gruppenprophylaxe und stimmten den Vorschlägen der OSR-Kommission grundsätzlich zu. In der Diskussion wurden Ergänzungen vorgenom- men sowie Vorschläge zur Implementierung der Standards entwickelt. Die Vereine knüpften an die Standards die Hoffnung, Argumente zur Absicherung und zum notwendigen Ausbau der Programme zu erhalten. Der vorliegende Tagungsband dokumentiert die Präsentationen der Vortragenden und fasst die Diskussion zum Entwurf der Standards zusammen. Wir bedanken uns bei der Niederösterreichischen Landesregierung, Herrn Landesrat Emil Schabl, für die Einladung ins Niederösterreichische Landhaus.
Begrüßung durch Landesrat Emil Schabl, NÖ LReg. Zusammenfassung der Begrüßungsrede von LR Schabl Appollonia 2020 – Kariesprophylaxe für Kinder in NÖ Das Kariesprophylaxe-Projekt „Apollonia 2020“ wird in Niederösterreich seit 2001 flächende- ckend in allen Kindergärten und seit 2003 auch in Volks-, Sonder- und Privatschulen durch- geführt. Im heurigen Schuljahr erfolgte der Ausbau auf die dritte Schulstufe. Ziel des Projektes ist es, den Kindern so früh wie möglich die Wichtigkeit der Zahngesund- heit- und pflege zu vermitteln. Pädagoginnen und Pädagogen, die zu Zahngesundheitserzieherinnen und -erziehern (ZGE) ausgebildet wurden, besuchen mindestens zweimal pro Jahr die Kindergärten und Schulen und zeigen den Kindern spielerisch den richtigen Umgang mit der Zahnbürste. Natürlich sind auch die Eltern in dieses Projekt eingebunden. Im Rahmen spezieller Eltern- abende erfahren sie alles Wissenswerte zu „Appollonia 2020“, um auch im Alltag die richtige Umsetzung des Erlernten zu gewährleisten. Außerdem werden die Kinder im Kindergarten alle zwei Jahre und in den Schulen in der ersten und vierten Schulstufe von einem Paten- zahnarzt/einer Patenzahnärztin untersucht, aber nicht behandelt, mit dem Ziel, den Kindern die Angst vor dem Zahnarzt zu nehmen bzw. sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Untersuchungsergebnisse: Im Vergleich zum Vorjahr konnte eine deutliche Steigerung des Anteils an kariesfreien Zähnen um 3,4 Prozent auf 54,5 Prozent erreicht werden, was uns dem WHO-Ziel, wonach 80 Prozent der Sechsjährigen Kinder kariesfrei sein sollen, wieder ein Stückchen näher bringt. In den Kindergärten wurden 16.676 Kinder (55,6% aller niederösterreichischen Kinder) mit einem Durchschnittsalter von 4,63 Jahren erreicht. Bei den 13.305 (44,4 %) betreuten Volksschulkindern lag das Durchschnittsalter bei 6,86 Jahren. Das Land Niederösterreich fördert die Kariesprophylaxemaßnahmen seit dem Jahr 2002 bis heute mit EURO 1.847.252,40.
Begrüßungsrede Dr. Johanna Geyer, BMGF (nunmehr BMGFJ) Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich sehr, Sie heute als Vertreterin des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen zur 10. Fachtagung der ÖBIG-Koordinationsstelle Zahnstatus hier im wunderschönen Landhaus in St. Pölten begrüßen zu dürfen. Wir sind mit unserer Fachtagung, die bereits in einigen Bundesländern abgehalten werden konnte, damit zum ersten Mal zu Gast in Nieder- österreich. Ich darf mich bei dieser Gelegenheit bei unserem Gastgeber Herrn Landesrat Emil Schabl und der Niederösterreichischen Landesregierung sehr herzlich für die Einladung ins Landhaus und die Unterstützung bei der Organisation bedanken. Erfreulicherweise hat sich die Zahngesundheit der österreichischen Bevölkerung in allen untersuchten Indikatoraltersgruppen deutlich verbessert. Diese positive Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in Österreich eine kleine Gruppe von Men- schen mit teilweise sehr kranken Gebissen lebt. Die Bemühungen in der Gruppen- und Individualprophylaxe müssen daher auch in Zukunft weiter fortgesetzt werden, um die von der WHO formulierten Ziele für die Zahngesundheit für das Jahr 2020 zu erreichen und die Lebensqualität der Bevölkerung, die auch von der Mundgesundheit abhängt, entscheidend verbessern zu können. Neben der erhöhten Verfügbarkeit von lokalen Fluoriden und den verbesserten Lebensbe- dingungen, haben insbesondere Maßnahmen der Gruppenprophylaxe zur Verbesserung der Mundgesundheit beigetragen. Da Prophylaxe vorwiegend in die Kompetenz der Länder fällt, haben sich in Österreich in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche, sehr erfolgreiche Kariesprophylaxeprogramme entwickelt. Ich darf mich daher auch bei all jenen, die sich so erfolgreich für die Umsetzung der Kariesprophylaxeprojekte in den Bundesländern eingesetzt haben, sehr herzlich für ihr Engagement bedanken. Gruppenprophylaxe versteht sich dabei als eine generelle Erziehung zu gesunder Lebens- weise und zielt darauf ab, die Eigenverantwortung für die persönliche Gesundheit zu verbes- sern. Gruppenprophylaxe ist somit auch ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsförderung, die ja ebenfalls das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung stärken will. Es ist daher wichtig, die Zahngesundheit noch mehr in den Lebensalltag und das Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen zu integrieren und die Zahngesundheit noch stärker in die allge- meine Gesundheitsförderung einzubinden. Gruppenprophylaktische Maßnahmen sollten dabei möglichst frühzeitig einsetzen und möglichst flächendeckend durchgeführt werden. Für die Feststellung des Bedarfs und für die Planung effizienter Prophylaxemaßnahmen stellen regelmäßige Zahnstatuserhebungen eine wichtige Grundlage dar. Die Ergebnisse epidemiologischer Untersuchungen bilden aber auch eine wichtige Grundlage für die Opti- mierung und Anpassung gruppenprophylaktischer Programme an Veränderungen der Ka- riesprävalenz und des Kariesrisikos.
Die Koordinationsstelle Zahnstatus des ÖBIG führt daher im Auftrag des Gesundheitsres- sorts bereits seit mehr als zehn Jahren regelmäßig international vergleichbare, bundesweite Zahnstatuserhebungen durch, die auch zur Evaluierung der Kariesprophylaxemaßnahmen herangezogen werden können. In Kooperation mit dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und gefördert vom Fonds Gesundes Österreich werden im Rah- men der diesjährigen Erhebung bei den Sechsjährigen in sechs Bundesländern auch Unter- suchungen auf Länderebene durchgeführt. Eine Auswertung auf Länderebene ermöglicht eine Ergebnisevaluation der in den jeweiligen Bundesländern durchgeführten Prophylaxe- programme und wird seitens des Ministeriums sehr begrüßt. Wir hoffen und wünschen uns daher, dass diese Kooperation auch in Zukunft bei den Altersgruppen der 12- und 18- Jährigen fortgesetzt werden kann. Thema der heurigen Tagung ist daher die Gruppenprophylaxe und zwar im Speziellen „Standards für die Gruppenprophylaxe“. Wir haben dieses Thema unter anderem deshalb gewählt, weil sich bei der vorjährigen ÖBIG-Tagung bereits eine Arbeitsgruppe mit der Gruppenprophylaxe beschäftigt hat, und hier u. a. auch der Wunsch nach Österreich weit gültigen Standards in der Gruppenprophylaxe formuliert wurde. In der Arbeit der Kommission „Zahnmedizin, Prophylaxe“ des Obersten Sanitätsrates wurden diese Anregungen aufgegriffen und ein Konzept für Standards in der Gruppenprophylaxe erarbeitet. Dieses Konzept der OSR-Unterkommission wird Ihnen heute Frau Mag. Gabriele Sax, die Leiterin der ÖBIG Koordinationsstelle präsentieren. Die Vorschläge sollen im Rah- men der heutigen Fachtagung in zwei Arbeitsgruppen diskutiert und ergänzt werden. Die von Ihnen erarbeiteten Ergebnisse werden dann wieder in die Arbeit der OSR-Unterkommission einfließen. Einleitend wird Dr. Giorgio Menghini, Leiter der Beratungsstelle Präventive Zahnmedizin des Zahnmedizinischen Zentrums der Universität Zürich, den wir bereits einmal bei einer ÖBIG- Tagung in Wien begrüßen durften, in seinem Impulsreferat über die Evidenz in der Gruppen- prophylaxe referieren. Nach diesen beiden Einführungsreferaten bitten wir Sie, in den Arbeitskreisen Ihre Expertise und ihre Erfahrungen mit der Gruppenprophylaxe einzubringen und abschließend im Plenum vorzustellen und zu diskutieren. Ich darf mich abschließend bei Frau Mag. Sax und allen, die bei der Organisation dieser Tagung mitgeholfen haben, sehr herzlich bedanken und wünsche Ihnen eine interessante Veranstaltung und eine anregende Diskussion.
Evidenz in der Gruppenprophylaxe Dr. Giorgio Menghini von der Universität Zürich gab in seiner Powerpoint-Präsentation einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse von Studien bzgl. des präventiven Faktors der Fluoride in Zahnpasten und Gels, für die die Wirksamkeit außer Zweifel steht. Die Wirksamkeit von Gruppenprophylaxemaßnahmen (deren Struktur und Inhalte er ab- schließend vorstellte) wurde anhand der Entwicklung der Daten zum Zahngesundheitszu- stand gezeigt. Aus den Ergebnissen zog Dr. Menghini den Schluss, dass im Bereich der Oralprophylaxe das „Gießkannenprinzip“ bestens funktioniert. Nicht nur der Kariesbefall hat sich insgesamt reduziert, auch bei Schülerinnen und Schülern mit hohem Kariesbefall war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Es sollte daher das Basisprophylaxeprogramm keinesfalls durch ein Risikogruppenprogramm ersetzt werden. Um eine weitere Reduktion des Kariesbefalls zu erreichen, sollten gezielt die wichtigsten Kariesprädilektionsstellen (d. s. die Fissuren und Grübchen der Molaren) wirksam geschützt werden. Dies umfasst eine gezielte Reinigung der im Durchbruch stehenden Molaren und die Applikation von Fluorid- lack auf im Durchbruch stehende Molaren (zwei Mal pro Jahr). Eine zusätzliche Verbesserung der oralen Gesundheit der Jugendlichen und jungen Erwach- senen erfordert eine langfristige Betreuung. In der Schweiz werden daher bei der Schulent- lassung „Zahnpässe“ ausgegeben. Da die Daten zeigen, dass kariesaktive Kinder bereits beim Eintritt in den Kindergarten einen hohen Kariesbefall aufweisen, ist die Vorverlegung der Prophylaxemaßnahmen auf den frühestmöglichen Zeitpunkt zu empfehlen. Seit 2003 werden in der Schweiz in allen Informa- tionsblättern und Broschüren dieselben Piktogramme und Empfehlungen verwendet. Diese umfassen nur die wichtigsten Empfehlungen, um damit einen hohen Wiedererkennungseffekt zu erzielen. Diese Empfehlungen sind: • Zähnebürsten mit fluoridierter Kinderzahnpasta einmal täglich ab Durchbruch des ersten Milchzahnes • Keine Nuckelflaschen in der Nacht Gleichzeitig wurde ein Programm für gesunde Milchzähne ab dem Babyalter entwickelt, das eine Betreuung über den Weg der Mütterberaterinnen und Pädiater/innen sowie die Kinder- krippen vorsieht. Ein begleitendes Monitoring liefert Daten über den Zahngesundheitszu- stand und Risikoindikatoren der Kleinsten.
Evidenz in der Gruppenprophylaxe Dr. G. Menghini Station für Orale Epidemiologie Klinik PPK ZZMK der Universität Zürich 1 Fluoridierungsmassnahmen in der Schweiz Fluoridiertes Speisesalz Kinderzahnpaste Zahnpaste 0,025 % F bis 0,15 % F 1. Zahndurchbruch F-Gelée 1,25 % F wöchentlich F-Spülung 0,025 % F täglich Geburt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 12 14 16 Jahre 2 1
Verkauf von Speisesalz in der Schweiz (Pakete und Dosen) 100 90 Jodiert & fluoridiert 80 70 Jodiert 60 Ohne Zusätze 50 40 30 20 10 0 1983 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 3 Kariespräventive Wirkung von F-Zahnpasten - Kinder und Jugendliche (DMFS) - PF = prevented fraction (Verhüteter Anteil %) Anzahl Publ. PF 95% VB 70 24% 21 - 28 % Marhinho et al. Cochrane Database of Systematic Reviews (2, 2005) 26 25% Twetman et al. Acta Odontol Scand (2003) 4 2
Kariespräventive Wirkung von Fluoridgelées - Kinder und Jugendliche (DMFS) - PF = prevented fraction (Verhüteter Anteil %) Anzahl Publ. PF 95% VB 23 28% 19 - 37 % Marhinho et al. Cochrane Database of Systematic Reviews (2, 2005) 5 Zahngesundheitserziehung in Kindergarten und Schulen - Administrative Strukturen Bund Kantone Gesundheitswesen / Schulwesen Gesetze und Verordnungen Gemeinden Schulzahnpflege 6 3
Die Gemeinden organisieren die Schulzahnpflege. Sie umfasst: - vorbeugenden Massnahmen gegen den Gebisszerfall bei Schülern - die regelmässige Aufklärung von Eltern und Schülern über die zweckmässige Ernährung und Mundpflege - die regelmässige zahnärztliche Untersuchung und Behandlung der Schüler 7 Als vorbeugende Massnahmen gegen den Gebisszerfall sind insbesondere zu veranlassen: - Vorkehren zur Einschränkung des Konsums von Süssigkeiten, namentlich auf den Schulliegenschaften - die aktive Förderung der Mundpflege bei Schülern, namentlich die Anleitung zur richtigen Mundpflege und deren Kontrolle - Massnahmen mit fluoridhaltigen oder anderen zahn- erhaltenden Mitteln ohne Ausübung eines Zwanges 8 4
Aufklärung über Ernährung und Mundpflege - die Lehrer unterrichten die Schüler periodisch über die zweckmässige Ernährung und Mundpflege und halten sie zur Befolgung dieser Grundsätze an - neben den Lehrern können weitere Hilfskräfte beigezogen werden 9 Ausbildung der Schulzahnpflegehelferinnen Zweitägige Einführungskurse (Neu: 3. Tag für nicht dental Vorgebildete) Präventivzahnmedizin Organisation Pädagogik / Didaktik Eintägige Fortbildungskurse Pädagogik / Didaktik Präventivzahnmedizin Ernährung Kantonale Tagungen und Zusammenkünfte Lokal organisiert Verschiedene Themen 10 5
Einsatz der Schulzahnpflegehelferinnen «Teilzeitlich tätige gemeindeeigene Schulzahnpflegehelferin (SZPH)»: Stundenweise von einer oder mehreren Gemeinden angestellt Lehrpersonen teilweise: Selten ausschliesslich meist in Kooperation mit der SZPH Vollzeitlich durch den Kanton oder (in Städten) durch Schulzahnkliniken angestellte SZPH 11 Aktive Schulzahnpflegehelferinnen (SZPH) 2006 2 52 2 303 1 205 5 67 12 27 121 2 4 40 16 11 102 7 14 16 29 6 118 3 14 12 6
Zahngesundheits-Erziehung Werte Motivation Selbstwert- gefühl Wissen Verstehen Norm Können (Üben) Soziale Unterstützung Fähigkeit (Kompetenz) 13 Mundhygiene bei Jugendlichen, internat. Vergleich 2001/2002 Oral Health: „How often do you brush your theet?“ 14 7
QuickTime™ and a QuickTime™ and a QuickTime™ and a GIF decompressor GIF decompressor GIF decompressor are needed to see this picture. are needed to see this picture. are needed to see this picture. Zur Anzeige wird der QuickTime™ Dekompressor „GIF“ benötigt. Zur Anzeige wird der QuickTime™ Dekompressor „GIF“ benötigt. Zur Anzeige wird der QuickTime™ Dekompressor „GIF“ benötigt. 15 Untersuchung und Behandlung der Zähne - die Zähne der Schüler sind mindestens einmal im Jahr durch einen Zahnarzt zu untersuchen. Die Untersuchung ist obligatorisch. Die Gemeinden tragen die Kosten. 16 8
Jährliche, obligatorische Zahnuntersuchung Schulzahnärzte: Niedergelassene ZÄ unter Vertrag mit der Gemeinde; direkt durch Gemeinde bezahlt Freie Zahnarztwahl: Abrechnung der ZÄ mit Gemeinde mittels Gutschein Schulzahnkliniken mit angestellten ZÄ dch. Gemeinde (Stadt) betrieben (Schulzahnärztl. Dienst) + Behandlung überwiesener besonderer Fälle (z.B. Behinderte) + Ausbildung in Kinderzahnmedizin 17 18 9
Qualität und Vergleichbarkeit der Daten - Zufallsstichprobe, Genauigkeit der Schätzung - Standardisierte Methodik (klinisch visuell + BW) - Robuste Indizes (dmft bzw. DMFT) - Wiederholbarkeit der Messungen: - Kalibrierung, Überprüfung (Kappa / ICC) - 10% der Individuen doppelt untersucht 19 Kariesbefall bei 12-jährigen Schülern aus verschiedenen Regionen der Schweiz DMFT (Durchschnitt) ZH 16 Gemeinden ZH Stadt Zurich 9 VD 3 Gemeinden VD Stadt Yverdon 8 NE & FR 2 Gemeinden GL 14 Gemeinden TI 5 Gemeinden 7 SG 2 Gemeinden SG Stadt Wil 6 BL 5 4 3 - -90% 90% 2 1 0 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2005 Stat. Orale Epidemiol. Uni. ZH 20 10
Int. Vergleichsdaten (ab 2000), 12-Jährige Bulgarien 4.4 Polen 3.8 Litauen 3.6 Lettland 3.5 Albanien 3.0 Tschechische Rep. 2.5 Griechenland 2.2 Norwegen 1.5 Finnland 1.2 Schweden 1.1 Belgien 1.1 Spanien 1.1 Italien 1.1 Deutschland 1.0 Österreich 1.0 Dänemark 0.8 Niederlande 0.8 Ver. Königreich 0.7 Stadt Winterthur 1.1 Stadt Zürich 0.9 Kt. Zürich 0.9 DMFT 0 1 2 3 4 5 21 Significant caries index (SiC) bei 12-jährigen Schülern, Kanton Zürich DMFT (Durchschnitt) Das Drittel der Schüler mit dem 14 höchsten Kariesbefall 12 Übrige Schüler (2/3) 10 8 6 4 2 0 1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 Stat. Orale Epidemiol. Uni. ZH 22 11
Schlussfolgerung Nr. 1 Das „Giesskannen-Prinzip“ hat bestens funktioniert: - die kollektiven und semi-kollektiven Vorbeu- gungsmassnahmen (billig) haben seit den 60er Jahren eine 90%ige Kariesreduktion bewirkt - auch bei den Schülern mit einem „hohen Kariesbefall“ ist eine deutliche Verbesserung der oralen Gesundheit beobachtet worden - die Einführung von speziellen Vorbeugungs- programmen für Individuen mit erhöhtem Karies- risiko ist nicht prioritär (Kosten / Wirksamkeit ?) 23 Kariesprädilektionsstellen, 12-Jährige, Kt. ZH DFS Glattflächen (Front & Seitenzähne) 14 Approximalflächen (seitlich, radiologisch) 12 Fissuren & Grübchen 10 8 6 4 2 0 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2005 Stat. Orale Epidemiol. Uni. ZH 24 12
Approximalflächen, 12-Jährige, Kt. ZH DFS DS 7 FS 6 5 4 3 2 1 0 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2005 Stat. Orale Epidemiol. Uni. ZH 25 Approximalflächen, Initialläsionen, Kt. ZH % Schüler D1-2S 100 10 90 9 12-Jährige 14-Jährige 80 8 70 7 60 6 50 5 40 4 30 3 20 2 10 1 0 0 1964 72 80 88 96 2005 1964 72 80 88 96 2005 Stat. Orale Epidemiol. Uni. ZH 26 13
Fissuren & Grübchen, 12-Jährige, Kt. ZH DFS DS 7 FS 6 5 4 3 2 1 0 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2005 Stat. Orale Epidemiol. Uni. ZH 27 Schlussfolgerung Nr. 2 Eine weitere Reduktion des Kariesbefalls kann nur durch Massnahmen erzielt werden, die die wichtigsten Kariesprädilektionsstellen (Fiss & Grü) wirksam schützen: - gezielte Reinigung der im Durchbruch stehenden Molaren - Applikation von F-Lack (Duraphat) auf im Durchbruch stehende Molaren (2 x Jahr) 28 14
Kariespräventive Wirkung von Fluoridlacken - Kinder und Jugendliche (DMFS) - PF = prevented fraction (Verhüteter Anteil %) Anzahl Publ. PF 95% VB 7 46% 30 - 63 % Marhinho et al. Cochrane Database of Systematic Reviews (2, 2005) 8 38% 19 - 57 % Helfenstein & Steiner Community Dent Oral Epidemiol (1994) 24 30% Lars et al. Acta Odontol Scand (2004) 29 Kariesbefall bei Schweizer Rekruten DMFT (Durchschnitt) 18 16.0 16 14.6 14 12 10 8.6 8 6 - 80% 4.8 4 3.0 2 0 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Stat. Orale Epidemiol. Uni. ZH 30 15
Schätzung des Karieszuwachses (DFS) im Alter von 15 bis 20 Jahren, Kanton Zürich Zeitspanne DFS DFS 15-J 20-J Zuwachs 1979/80--1985 9.7 17.3 7.6 1991/92--1996 2.9 9.4 6.5 2000--2006 1.7 4.0 2.2 31 Schlussfolgerung Nr. 3 Der geschätzte Karieszuwachs nach der Schulentlassung ist erstmals kleiner als in den vergangenen Jahrzehnten. Eine zusätzliche Verbesserung der oralen Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist durch langfristige Betreuung zu erzielen: - Abgabe eines „Zahnpasses“ bei der Schulentlassung 32 16
33 Kariesbefall bei Erwachsenen, Kanton ZH DMFT MT 25 DT 23.2 23.7 22.9 FT 22.0 20.7 20.7 20.2 20 17.8 16.2 15 11.2 9.6 10 6.9 5 0 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 Alter (J) 1992 1999 Untersuchungsjahr Stat. Orale Epidemiol. Univ. ZH 34 17
Kariesbefall bei 7-jährigen Schülern aus verschiedenen Regionen der Schweiz dmft (Durchschnitt) ZH 16 Gemeinden 8 ZH Stadt Zurich GL 14 Gemeinden TI 5 Gemeinden 7 BL 6 5 4 3 2 1 0 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2005 Stat. Orale Epidemiol. Uni. ZH 35 Int. Vergleichsdaten (ab 2000), 5 / 7-Jährige Tschechische Rep. 3.3 Lettland 3.1 Belgien 2.4 Österreich 2.1 Niederlande 1.8 Italien 1.8 Ver. Königreich 1.5 5J Norwegen 1.4 6J Finnland 1.4 7J Dänemark 0.8 Stadt Zürich 2.5 Stadt Winterthur 2.0 Kt. Zürich 1.6 dmft 0 1 2 3 4 36 18
Kariesbefall bei 7-jährigen Schulkindern, Kanton Zürich 2005, Stadt Zürich 2006 % Kinder mit Karies 100 Kanton Zürich 92% 90 88% Stadt Zürich 80 70 60 50% 50 44% 41% 40 36% 32% 33% 30 20 10 0 Alle Schweizer Ausl. nicht Ex-Yu Ausl. Ex-Yu 37 Kariesbefall bei 5-jährigen Kindergärtlern, Winterthur 2001 dmft dt mt ft Ka-freie 2.42 1.87 0.07 0.48 55 % 38 19
Kariesbefall bei 5-jährigen Kindergärtlern, Winterthur 2001 % Kinder mit Karies 100 90 87% 80 70 60 50% 50 45% 40 38% 30 20 10 0 Alle Schweizer Ausl. nicht Ex-Yu Ausl. Ex-Yu 39 Kariesbefall bei 5- und 7-jährigen, Kindern Winterthur 2001/02 dmft Ka-freie 5-Jährige 2.42 55 % 7-Jährige 1.96 55 % 40 20
Schlussfolgerung Nr. 4 Kariesaktive Kinder weisen beim Eintritt in den Kindergarten bereits einen hohen Kariesbefall auf. - die Maßnahmen zur Kariesvorbeugung im Milchgebiss müssen vor den Kindergarten vorverlegt werden (zum frühestmöglichen Zeitpunkt) 41 Informationskampagne Seit 2003 in allen Info-blättern, Brochuren, etc. identische Pictogramme und Empfehlungen nur die wichtigste Empfehlungen Wiedererkennung 42 21
1. Zähnebürsten 1x täglich mit fluoridierter Kinder- zahnpasta, ab Durchbruch des 1. Milchzahnes 2. Keine Schoppenflasche in der Nacht 43 2003 Programm für die Schweiz Menghini, G. und Steiner, M.: Schweizer Programm für gesunde Milchzähne ab dem Babyalter: ein Vorschlag Schweiz Monatsschrift Zahnmed 113, 2003 1. Weg: Mütterberaterinnen und Pädiater 2. Weg: Kinderkrippen 3. Monitoring 44 22
Kariesprävalenz bei 2-jährigen Kindern (ECC), Stadt Zürich 2003 Zufallstichprobe N = 1000 ber. Stichprobe N = 986 Beteiligung 78 % 45 Kariesprävalenz bei 2-jährigen Kindern (ECC), Stadt Zürich 2003 Karies im: Schmelz Dentin Anteil Kinder: 13 % 13 % 46 23
Kariesprävalenz bei 2-jährigen Kindern (ECC), Stadt Zürich 2003 % Kinder mit Karies 45 40 39% 35 30 25 20 15 13% 12% 10 8% 5 0 Alle Schweizer Ausl. nicht Ex-Yu Ausl. Ex-Yu 47 Tabelle 5 Mit der Kariesprävalenz (d2mft>0) assoziierte Variablen. Resultate der multiplen logistischen Regressionsanalyse. Variable P Odds 95%-VB ratio Kinder von NonCH-Müttern (N=445, Fälle=72) (1) Plaque mit Sonde feststellbar 1x/Tag) n.s. 48 24
STADT ZÜRICH, 2003 RESULTATE FRAGEBOGEN 2jährige Kleinkinder 1) Kind in CH geboren 94 % 2) Mutter in CH geboren 39 % 3) Zähnebürsten täglich 75 % 4) Fluoridtabletten 2% 5) F-Speisesalz 91 % 6) Nuggi 44 % Stat. Orale Epidemiol. Univ. ZH 49 STADT ZÜRICH, 2003 RESULTATE FRAGEBOGEN 2jährige Kleinkinder 7) gestillt 2% 8) Süssigkeiten zwischen Mahl. 94 % 9) benützt Schoppenflasche 80 % 10) Schoppenflasche nachts 42 % Stat. Orale Epidemiol. Univ. ZH 50 25
STADT ZÜRICH, 2003 2jährige Kleinkinder RESULTATE SCHLUSSUMFRAGE Beteiligung 55% 1) Positives Erlebnis fürs Kind 86 % 2) Würden wieder kommen 95 % 3) Kind erstmals beim ZAZ 94 % 4) Genügend Info erhalten 96 % 5) Neues und Wichtiges erfahren 55 % Stat. Orale Epidemiol. Univ. ZH 51 STADT ZÜRICH, 2003 2jährige Kleinkinder RESULTATE SCHLUSSUMFRAGE Beteiligung 55% 6) Zuvor beraten (MH / Ernährung) 40 % von: - Kinderarzt 34 % - Mütterberaterin 24 % - Andere 20 % - Zahnarzt 15 % - Dentalhygienikerin 7% Stat. Orale Epidemiol. Univ. ZH 52 26
STADT ZÜRICH, 2003 2jährige Kleinkinder RESULTATE SCHLUSSUMFRAGE Beteiligung 55% 7) Essen, MH umgestellt 49 % was: - Zähneputzen 36 % - zuckerh. Getränke 19 % - zuckerh. Zwisch-Mahlz. 17 % - Schoppen b. Einschlafen 10 % - Inhalt Schoppenflasche 10 % Stat. Orale Epidemiol. Univ. ZH 53 STADT ZÜRICH, 2003 2jährige Kleinkinder RESULTATE SCHLUSSUMFRAGE Beteiligung 55% 8) Hauptsächliche Betreung tagsüber - Mutter 62 % - Kinderkrippe 20 % - Vater 12 % - Grosseltern 4% - Kindermädchen 2% Stat. Orale Epidemiol. Univ. ZH 54 27
2004 Verteiler: Mütterberaterinnen in ganzer Schweiz; Pädiater, Zahnärzte, 55 2005 Verteiler: Konsumenten/innen in ganzer Schweiz 350‘000 Expl. durch Migros 56 28
2006 Verteiler: Medizinalberufe in ganzer Schweiz 57 2005 2006 58 29
2006 Verteiler: In ganzer Schweiz durch Pro Juventute 59 2006 60 30
2006 Verteiler: Kinderspielgruppen, Kinderkrippen 61 31
Standards in der oralen Gruppenprophylaxe in Österreich Mag. Gabriele Sax präsentierte den OSR-Vorschlag zur Gruppenprophylaxe in Österreich. Gesundheitsförderung und Kariesprophylaxe liegen in Österreich im Aufgabenbereich der Bundesländer. Dementsprechend haben sich über die Jahre unterschiedliche Kariesprophy- laxeprojekte und -programme herausgebildet. Im Rahmen der Tagung 2005 der Koordinationsstelle Zahnstatus wurde das Fehlen von Standards als ein Problem der Gruppenprophylaxe festgestellt. In der Folge beschäftigte sich die OSR-Kommission „Zahnmedizin, Prophylaxe“ mit dem Thema und erstellte einen Vor- schlag für solche Standards. Der Zweck von Standards ist die Qualitätssicherung. In der Medizin/Gesundheitsversor- gung werden drei Stufen von Standards bzw. Leitlinien unterschieden: 1. Stufe (S1) Expertengruppe 2. Stufe (S2) Formale Konsensfindung 3. Stufe (S3) Leitlinie mit allen fünf Elementen der systematischen Erstellung Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (http://www.awmf-leitlinien.de) hat im Bereich der Zahnmedizin bisher drei Leitlinien heraus- gegeben, davon zwei aus dem Bereich der Prävention zu den Themen Fissurenversiegelung und Fluoride. Die Standards der OSR-Kommission entsprechen der 1. Stufe (Expertengruppe). Die Kom- mission bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Universitätszahnkliniken, der Kinderzahnheilkunde, Gruppenprophylaxe, Dentalhygiene, Sozialversicherung, Zahnärzte- kammer sowie der Patienteninteressen (VKI). Ihre Aufgabe besteht in der Beratung der Gesundheitsministerin. Der Entwurf zu Standards in der Gruppenprophylaxe gliedert sich in die Bereiche: A. Strategische Ausrichtung B. Zielgruppen C. Inhalte D. Frequenz E. Aus- und Fortbildung F. Qualitätssicherung
Ad A. Strategische Ausrichtung Weiterentwicklung von einem zielgruppenorientierten zu einem settingorientierten Pro- gramm Erlass seitens der für die Betreuungseinrichtungen zuständigen Stellen wird dafür als hilfreich erachtet Ad B. Zielgruppen 1. Minimum: flächendeckende Betreuung von Kindergärten und Volksschulen (inkl. Eltern) In allen Bundesländern sind dies die Hauptzielgruppen (außer in Kärnten (dzt. nur Kindergärten), Graz (Kariesprophylaxe durch das Schulzahnambulatorium)); noch nicht überall flächendeckend 2. Erste Ausbaustufen Eltern der Null- bis Dreijährigen: Klagenfurt, Tirol, Vorarlberg; Projektstatus: Oberösterreich, Salzburg Kinder und Jugendliche nach der Volksschule: Graz, Vorarlberg; Projektstatus: Oberösterreich, Tirol 3. Weitere Zielgruppen Erwachsene, insbes. solche mit einer Krankheit, die zusätzliche Probleme im Mund schaffen kann (z. B. Diabetes): Tirol: Gesundheitsmessen Menschen mit „special needs“: Tirol, Vorarlberg: Behindertenbetreuungseinrichtungen Schulungen für Betreuungspersonal / Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (Integra- tion in Curricula der Gesundheitsberufe) Schulungen zu Prophylaxemaßnahmen für Betreuungspersonen (z. B. Tagesmütter, Betreuer/innen in Kindergärten, Ganztagsschulen, Horten, ...)
4. Risikogruppen Das sind Kinder mit vielen kariösen Zähnen. Derzeit fehlen noch Konzepte, wie diese Kinder im Rahmen der Gruppenprophylaxe betreut werden könnten. Es stellt sich die Frage, ob die Betreuung nicht eher im Rahmen der Individualprophylaxe erfolgen sollte. Festgehalten wird, dass die Risikogruppenprophylaxe die Basis- Gruppenprophylaxe nicht ersetzen darf: Beispiele für Betreuung von Risikogruppen: Schulzahnambulatorium Graz; das Wie- ner Kariesprophylaxeprogramm verfolgt einen Risikogruppenansatz; Projektphase: Tirol; Planung: Salzburg, Vorarlberg Ad C. Inhalte 1. Zahngesundheitsunterricht Entstehung von Karies und Zahnfleischerkrankungen Putztechnik – Mundhygieneverhalten Anfärbeeinheiten Ernährung Hinführen zum regelmäßigen Zahnarztbesuch Fluoride 2. Zahnärztliche Untersuchung Information der Eltern bzgl. eines Behandlungsbedarfes (Feedback über tatsächliche Durchführung!) Angstabbau vor „dem Zahnarzt“ Ad D. Frequenz 1. Zahngesundheitsunterricht Minimum: Zweimal pro Jahr: Wird bereits erfüllt in: Kärnten (KG), Klagenfurt (KG), Niederösterreich, Oberöster- reich, Salzburg, Graz, Vorarlberg, Wien Ausbauen auf vier Kontakte pro Jahr in Kindergärten und drei Kontakte pro Jahr in Volksschulen: Bereits erfüllt in: Steiermark, Tirol
2. Zahnärztliche Untersuchung: jährlich: Burgenland, Graz, Vorarlberg, Wien Kärnten, Salzburg, Steiermark führen keine zahnärztlichen Untersuchungen im Rahmen der Gruppenprophylaxe durch Zahnärztliche Untersuchungen könnten in Kooperation mit der niedergelassenen Zahnärzte- schaft durchgeführt werden. Dazu hilfreiche Maßnahmen: „Patenzahnärzteschaft“ als Fortbildungspunkte anerkennen (ÖZÄK) „Patenzahnärzteschaft“ im Rahmen der Spezialisierung auf Kinderzahnheilkunde vorsehen (ZÄK/BMBWK) Entwicklung von Incentives für einen jährlichen Zahnarztbesuch mit dem Kind (SVT) Ad E. Aus- und Fortbildung 1. Für Zahngesundheitserzieher/innen Konsens zwischen Oberösterreich (im Rahmen des PGA sind damit auch Kärnten und Wien vertreten), Salzburg, Tirol und Vorarlberg Grundausbildung: Drei Tage, modular aufgebaut Gesamt: 120 Unterrichtseinheiten (UE); 1 UE = 50 Minuten o Zahnmedizin: 10 UE: Zahnanatomie 3 UE Pathologie (Plaque, Kariesentstehung, Gingivitis, etc.) 3 UE Fluoride, Zahnputztechniken, Ernährung (Zucker) 4 UE o Pädagogik-Didaktik 20 UE: Grundlagen Psychologie und Umsetzung 10 UE Didaktik und Realisierbarkeit 10 UE o Prüfungsgespräch als Abschluss (oder am Ende der Ausbildung) o Hospitation: ~ 30 Stunden 14 h Hospitation / 16 h Praxis Erweiterungsmodule Regelmäßige Fortbildung
2. Für Zahnärztinnen und Zahnärzte in der Gruppenprophylaxe o Pädagogische Grundlagen für altersadäquaten Umgang mit Kindern (z. B. gemeinsam mit ZGE-Ausbildung) o Abstimmung der Empfehlungen zwischen ZGE und Zahnärztinnen und Zahnärzten Ad F. Qualitätssicherung Drei Ebenen der Qualitätssicherung (QS) 1. Struktur 2. Prozess 3. Ergebnis Mitarbeiter/innengespräche zur Reflexion der Arbeit, regelmäßige Fortbildungsveranstal- tungen, Unterrichtsbeobachtung Teambesprechungen, externe Supervision (PGA), monatlicher Qualitätsarbeitskreis (OÖ-K-W) Feedback von betreuten Institutionen, Eltern Zahnstatuserhebungen auf (zumindest) Länder-Ebene Weitere Vorgehensweise o Diskussion des Vorschlags o Zustimmung, Änderungs- bzw. Ergänzungsbedarf, o Einarbeiten der Ergebnisse der Diskussion in den OSR-Entwurf o Entwicklung von Maßnahmen, um die Standards in Praxis umsetzbar zu machen o Übermittlung des Papiers als Empfehlung der OSR-Kommission o Maßnahmenempfehlungen der Fachtagung
Zusammenfassung der Diskussion des Entwurfs der OSR-Kommission „Zahnmedizin, Prophylaxe“ zu „Standards in der Gruppenprophylaxe“ An der Diskussion nahmen Vertreterinnen und Vertreter von Kariesprophylaxeorganisationen aus fast allen Bundesländern und des BMGF teil. Die Weiterentwicklung der Kariesprophylaxeprogramme zu settingorientierten Gesund- heitsförderungsprogrammen wurde von allen grundsätzlich zustimmend aufgenommen. Es wurde dabei auf folgende Punkte hingewiesen: • evtl. notwendige bauliche Maßnahmen in den Einrichtungen, • die Möglichkeit zur Aufbewahrung von Zahnbürsten (jedes Kind soll eine eigene Zahnbürste haben) muss gegeben sein, • notwendige Motivationsarbeit beim Personal der Einrichtungen, • Mundhygiene in Kindergarten und Schule darf Eltern nicht aus der Pflicht entlassen, • österreichweit einheitliche Erlässe, • durch Information der Eltern, „Druck von unten“ erzeugen (Broschüre als 1. Schritt). Der Definition und Reihenfolge der Zielgruppen wird ebenfalls grundsätzlich zugestimmt. Die Umsetzung ist jedoch eine Kostenfrage. In der Diskussion werden Beispiele aus den Bundesländern zu Maßnahmen in einzelnen Zielgruppen vorgestellt: Null- bis Dreijährige: Tirol verweist darauf, dass die Betreuung der Geburtenstationen wieder aufgegeben wurde, da zum einen die Verweildauer immer kürzer wird und zum anderen diese kurze Zeit ausge- füllt ist mit diversen Untersuchungen und Besuchen. Die Betreuung im Rahmen von Ge- burtsvorbereitungskursen und Eltern-Kind-Zentren funktioniert dagegen sehr gut. In Tirol erfolgt die Betreuung in Form von „Sprechstunden“; die dafür zuständigen Zahnge- sundheitserzieherinnen (ZGE) haben eine gesonderte Fortbildung (insbes. Rhetorikkurse) erhalten. Es gibt dafür auch eine türkische Zahnärztin, um Mütter auch in deren Sprache beraten zu können. In Oberösterreich werden sechs IGLU-Stellen betreut. Die Durchführung erfolgt in Form eines einstündigen Vortrages. Dieser Teil des Programms hat ein eigenes Budget. Zehn- bis 14-Jährige: In Oberösterreich wurde in Hauptschulen im Bezirk Braunau ein Pilotprojekt durchgeführt: Das Programm bestand aus einem Vortrag in der Schule (2 Unterrichtseinheiten, Power- point-Vortrag) mit anschließenden E-Learning-Modulen. Der Pilotversuch wird derzeit evalu- iert. Bei positivem Ausgang wird der Pilotversuch ausgedehnt. In diesem Fall ist es vorstell- bar, dass der PGA OÖ ein entsprechendes Fortbildungsmodul für ZGE anbieten wird.
Das Grazer Schulzahnambulatorium führt Untersuchungen in Hauptschulen mit individuellen Gesprächen durch. Schulungen für Betreuungspersonal: Hr. Kainzner/Gebro verweist auf die CD „Zahngesundheit im Alter“ der Fa. GABA. Risikogruppen: Das Schulzahnambulatorium Graz hat einen „Stufenplan“ eingeführt. Wird im Rahmen der zahnärztlichen Untersuchungen festgestellt, dass empfohlene zahnärztliche Maßnahmen nicht durchgeführt werden, wird Kontakt mit den Eltern aufgenommen. Bleibt auch dies folgenlos, wird mit den Sozialarbeiterinnen und -arbeitern Kontakt aufgenommen und diese gehen mit dem betroffenen Kind zum Zahnarzt. (In diesem Zusammenhang wird auf ein Modell in Schweden verwiesen: Demnach können Eltern wegen Unterlassung der Sorge- pflicht angezeigt werden, wenn diese mit dem Kind nicht zum Zahnarzt gehen). In Tirol werden bei Risikogruppen zusätzliche Anfärbeeinheiten im Beisein der Eltern durch- geführt. Bezüglich der im Rahmen der Kariesprophylaxeprogramme zu vermittelnden Inhalte werden folgende Punkte angeführt: Ad Zahngesunde Ernährung – die wichtigsten Themen: • Hinweis auf versteckten Zucker (Fertiggerichte, Müsli, Fruchtjoghurts, spezielle „Kin- derprodukte“...), Abbau von Kohlehydraten • Erosion – Säuren • Getränke: Empfehlung Wasser (Bsp. aus der Steiermark: Errichtung von Trinkbrun- nen statt Getränkeautomaten in Volksschulen; die Errichtung wird durch Wasserver- sorgungsunternehmen gesponsert) • Frequenz ist wichtiger als Menge --> vernünftiger Umgang mit Süßigkeiten statt Ver- boten • Schuljause – Frühstück Anfärbeeinheiten: In Tirol werden die Zähne der Kinder im Kindergarten im Beisein der Eltern eingefärbt, bei Kindern in der Volksschule ohne Eltern. Ad Elterninfo – die wichtigsten Inhalte: - den Eltern zeigen, wie man nachputzt - 6er = 1. bleibender Zahn - Bedeutung der Milchzähne
- Klare, prägnante Aussagen - Ernährung - Das Kariesprophylaxeprogramm erläutern Thema Fluoride auf die Liste der expliziten Empfehlungen bzw. eigenes Kapitel in den Standards Lack/Gel ist dzt. in den Gruppenprophylaxeprogrammen kein Thema. Es wird auch Wider- stand seitens der Eltern erwartet. In Gemeinden mit hohem natürlichem Fluoridgehalt im Trinkwasser sollen die Eltern darauf hingewiesen werden. Fr. Prof. Nell von der Zahnklinik Wien arbeitet derzeit an einer entspre- chenden Katalogisierung. OÖ führt jedes Jahr zu Schulbeginn Ausbildungskurse für ZGE durch. Es wird vereinbart, dass jeweils im Juni eine österreichweite Ausschreibung erfolgt (z. B. über Newsletter der Koordinationsstelle Zahnstatus). Ebenso sollen Fortbildungskurse, die von den verschiedenen Kariesprophylaxevereinen geplant werden, ausgeschrieben werden. Weiters wird auf die zweitägigen Fortbildungsveranstaltungen zur Gesundheitsförderung des Fonds Gesundes Österreich (www.fgoe.org) verwiesen. Die wichtigsten und empfehlenswerten Qualitätssicherungs-Maßnahmen seitens der Bundesländer sind: Ausbildung, regelmäßige Fortbildungen Supervision der ZGE Begleitung/Mitgehen zum Unterricht („Begleit“-ZGE erhalten dafür eine gesonderte Fort- bildung) Regelmäßige Teamsitzungen Arbeitskreis Qualitätssicherung (OÖ: alle 2 Monate) Grundsätzlich werden die Standards begrüßt, da sie • Argumentation für Kariesprophylaxeprogramme sowie • eine Absicherung der Programme darstellen.
Explizite Empfehlungen seitens der OSR-Kommission werden zu folgenden Themen- bereichen gewünscht: • Fluoride • Zeitpunkt des Zähneputzens (insbesondere in der Früh – vor/nach dem Frühstück) • Zahnputztechnik(en) Vorgeschlagene Maßnahmen zur Implementierung der „Standards“ • Überarbeitung des Papiers im Rahmen der nächsten Sitzung der OSR-Kommission „Zahnmedizin, Prophylaxe“ (28.2.2007) – Hinweis einfügen, wer aller mitgearbeitet hat/eingebunden war • Übermittlung des Papiers an alle Kariesprophylaxevereine zur Stellungnahme • Weiterleitung der Standards an die OSR-Hauptkommission zur Beschlussfassung und Übermittlung an den/die Bundesminister/in für Gesundheit • Präsentation der Standards in der Landessanitätsdirektorenkonferenz • Präsentation der Standards in der Hauptverbandskonferenz
Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Name Institut Ingo Appé Amt der Kärntner Landesregierung Karin Baatz AKS ZAVOMED Niederösterreich Maria Bischof Schulzahnambulatorium Graz Kerstin Bormann FONDS SOZIALES WIEN Michaela Brammer Amt der Kärntner Landesregierung Stefan Brugger avomed – Arbeitskreis für Vorsorgemedizin und Gesundheitsförderung in Tirol Irene Ederer Burgenländische Gebietskrankenkasse Johanna Geyer Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend, Wien Maria Halder-Kessler avomed – Arbeitskreis für Vorsorgemedizin und Gesundheitsförderung in Tirol Magdalena Helmreich GS I St. Pölten Ursula Hübel Stadt Wien; Bereichsleitung für Struktur- entwicklung Irene Hubinger PGA – Verein für prophylaktische Gesund- heitsarbeit, Linz Brigitte Jauernik Amt der Steiermärkischen Landesregierung Michael Kainzner Gebro Pharma GmbH, Fieberbrunn Barbara Korisis Styria Vitalis, Graz Ulrike Kranz PGA – Verein für prophylaktische Gesund- heitsarbeit, Klagenfurt Claudia Krischka Amt der Burgenländischen Landesregierung Giorgio Menghini Zahnmedizinisches Zentrum Univ. Zürich Inge Mösslachner AVOS – Arbeitskreis Vorsorgemedizin Salzburg
Name Institut Christiane Renate Probst Zahnambulatorium Linz Gabriele Sax Gesundheit Österreich GmbH / ÖBIG, Wien Emil Schabl Niederösterreichische Landesregierung Magdalena Schmidt Schulzahnambulatorium Graz Eveline Sommeraurer Styria Vitalis, Graz Judith Spanswagner Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend, Wien Stefan Spitzbart Hauptverband der Österreichischen Sozial- versicherungsträger, Wien Melanie Wagner PGA – Verein für prophylaktische Gesund- heitsarbeit, Wien Adelheid Wörnhör-Klein PGA – Verein für prophylaktische Gesund- heitsarbeit, Linz Franz Wutte Amt der Kärntner Landesregierung
Sie können auch lesen