Stellungnahme der Ständigen Impfkommission zu Impfungen von Personal in medizinischen Einrichtungen in Deutschland - RKI
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Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 13 Stellungnahme der Ständigen Impfkommission zu Impfungen von Personal in medizinischen Einrichtungen in Deutschland richtungen, im Rettungsdienst, in Pflegediensten Die Stellungnahme berücksichtigt noch nicht oder in Gesundheitsämtern) (s. Tab. 1) tätig sind, ha- die Empfehlung zur Impfung von medizini- ben einerseits ein erhöhtes Risiko, sich bei Patient schem Personal gegen COVID-19. Hierzu wird Innen mit Infektionskrankheiten anzustecken, kön- auf die COVID-19-Impfempfehlung verwiesen, nen andererseits aber auch Infektionserreger weiter die regelmäßig aktualisiert wird. übertragen.1–3 Die Weiterverbreitung innerhalb der Gesundheitseinrichtung begünstigt das Entstehen bzw. Fortbestehen nosokomialer Ausbrüche. Ent- sprechend ist ein umfassender Impfschutz des Per- sonals erforderlich. 1. Hintergrund Impfungen von Personal in medizinischen Einrich- Dies ist besonders wichtig bei der Versorgung von tungen kommt eine besondere Bedeutung zu. PatientInnen, die keine Immunität aufweisen, weil Einerseits ist das Personal aufgrund seiner berufli- sie (i) ungeimpft sind, (ii) nicht geimpft werden kön- chen Tätigkeit einem erhöhten Expositionsrisiko nen (z. B. Kontraindikation von Lebendimpfstoffen gegenüber bestimmten Infektionserregern ausge- bei Immunsuppression; fehlende Zulassung von setzt; die beruflich indizierte Impfung dient hier Influenza-Impfstoffen für Säuglinge unter 6 Mona- dem individuellen Schutz des Personals vor Infek ten und von Masern-Mumps-Röteln-(MMR-)Impf- tionen. Andererseits kann das Personal selbst zu ei- stoffen für Säuglinge unter 9 Monaten), oder (iii) ner Infektionsquelle für die von ihm betreuten nach einer Impfung keine zufriedenstellende Im- PatientInnen oder für KollegInnen werden. Die munantwort entwickelt haben (z. B. immunsuppri- Impfung medizinischen Personals kann somit auch mierte Personen und ältere Personen). Bei vielen der Verhinderung von impfpräventablen nosokomi- impfpräventablen Infektionen kann eine Übertra- alen Infektionen der betreuten PatientInnen dienen gung bereits in der Inkubationszeit erfolgen, d. h. be- (sog. Drittschutz). Empfehlungen der Ständigen vor bei dem Infizierten erste Symptome auftreten. Impfkommission (STIKO) nach § 20 Abs. 2 Infek Ebenso sind Ansteckungen bei subklinischem tionsschutzgesetz (IfSG) berücksichtigen grund- Krankheitsverlauf oder asymptomatischen Infektio- sätzlich beide Aspekte. nen möglich. Für eine Vielzahl impfpräventabler In- fektionskrankheiten sind nosokomiale Übertragun- Ziel dieser Stellungnahme der STIKO ist es, die gen und Ausbrüche beschrieben, bei denen in medi- Leiter medizinischer Einrichtungen und die mit der zinischen Einrichtungen Tätige beteiligt waren.4 –6 Umsetzung von Impfungen beauftragten Personen dabei zu unterstützen, die Übertragung von impf- Vor diesem Hintergrund sollte Personal in medizini- präventablen Infektionskrankheiten in ihren Zu- schen Einrichtungen über einen möglichst vollstän- ständigkeitsbereichen zu verhindern und bei dem digen Impfschutz verfügen, der gleichermaßen ei- in medizinischen Einrichtungen tätigen Personal nen individuellen Schutz vermittelt und eine wichti- für einen ihrem Einsatzgebiet entsprechenden aus- ge Maßnahme für den PatientInnenschutz darstellt. reichenden Impfschutz zu sorgen. Zahlreiche Studien haben nachgewiesen, dass der Personen, die in medizinischen Einrichtungen (z. B. Impfschutz bei medizinischem Personal häufig un- in Krankenhäusern, Arztpraxen, Rehabilitationsein- genügend ist.7– 9 Dabei sind die Impfquoten für e inen
Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 14 vollständigen Schutz gegen Tetanus und Diphtherie 3. Beruflich indizierte Impfempfeh (Standardimpfungen) in der Regel höher als für den lungen der STIKO für Personal in Schutz gegen Masern, Mumps und Röteln oder ge- medizinischen Einrichtungen und gen Hepatitis B (beruflich indizierte Impfungen).10 Einrichtungen der Pflege Gravierende Defizite zeigen sich bei der Influen- Die STIKO berücksichtigt bei ihren beruflich indi- za-Impfung.11,12 Für einen sicheren Impfschutz ist es zierten Impfungen (sog. Indikationsimpfungen der wichtig, regelmäßig den Impfstatus von Beschäftig- Kategorie B) sowohl das erhöhte arbeitsbedingte ten in medizinischen Einrichtungen zu überprüfen, individuelle Expositionsrisiko des Beschäftigten, als Impflücken zu schließen und Beschäftigte rechtzei- auch den Schutz Dritter im Rahmen der beruflichen tig an notwendige Auffrischimpfungen bzw. fehlen- Tätigkeit.14 Durch Letzteres wird der PatientInnen- de Impfungen zu erinnern. Um die Akzeptanz von schutz in medizinischen Einrichtungen besonders Impfungen (z. B. Influenza-Impfung) zu verbessern, gefördert. Grundsätzlich sollten alle Beschäftigten in ist es hilfreich, niederschwellige Impfangebote in medizinischen Einrichtungen mit den für das jewei- den Institutionen zu organisieren. lige Alter empfohlenen Standardimpfungen versorgt sein. Spezifische berufliche Impferfordernisse erge- ben sich aus Tätigkeiten in definierten Bereichen, 2. Definition von Personal in die ein erhöhtes Ansteckungs- bzw. Übertragungs medizinischen Einrichtungen in den risiko für Infektionen aufweisen. STIKO-Empfehlungen Unter Gesundheitspersonal sind alle Personen zu Für Personal in medizinischen Einrichtungen und verstehen, die in Einrichtungen des Gesundheitswe- stationären Pflegeeinrichtungen empfiehlt die sens tätig sind und die aufgrund des PatientInnen STIKO aktuell die in Tabelle 2 zusammengefassten kontaktes oder des Kontaktes mit potenziell infek Impfungen. tiösen Materialien (z. B. Blut, Sekrete, Exkrete sowie kontaminierte Oberflächen oder Tröpfchen bzw. Aerosole) ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Die ▶▶ Krankenhäuser STIKO hat in ihren Empfehlungen zur Anglei- ▶▶ Einrichtungen für ambulantes Operieren chung der beruflich indizierten MMR- und ▶▶ Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen, in denen eine den Krankenhäusern vergleichbare medizinische Versorgung erfolgt Varizellen-Impfung für medizinisches Personal die Indikationsgruppen neu definiert. Es werden für die ▶▶ Dialyseeinrichtungen Beschäftigten, zu denen auch Auszubildende, Prak- ▶▶ Tageskliniken tikantInnen, Studierende und ehrenamtlich Tätige ▶▶ Entbindungseinrichtungen gehören, bestimmte Tätigkeitsbereiche definiert, in ▶▶ Behandlungs- oder Versorgungseinrichtungen, die mit einer der denen die Empfehlungen gelten. zuvor genannten Einrichtungen vergleichbar sind ▶▶ ÄrztInnenpraxen Bei der Definition der Tätigkeitsbereiche orientiert ▶▶ ZahnärztInnenpraxen sich die STIKO an gesetzlichen Regelungen.13 ▶▶ Praxen sonstiger humanmedizinischer Heilberufe* Darunter fallen neben den unter medizinischen Ein- ▶▶ Einrichtungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, in denen richtungen gemäß § 23 Absatz 3 Satz 1 IfSG genann- medizinische Untersuchungen, Präventionsmaßnahmen oder ambulante Behandlungen durchgeführt werden ten Einrichtungen (s. Tab. 1) jedoch auch stationäre ▶▶ ambulante Pflegedienste, die ambulante Intensivpflege in Pflegeeinrichtungen gemäß § 71 SGB XI. Stationäre Einrichtungen, Wohngruppen oder sonstigen gemeinschaft lichen Wohnformen erbringen Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime) sind demnach selbständig wirtschaftende Einrichtungen, in denen ▶▶ Rettungsdienste Pflegebedürftige (i) unter ständiger Verantwortung * Unter dem Begriffe „Heilberufe“ wird eine Reihe von Berufsfel- dern in der stationären und ambulanten Betreuung spezifiziert einer ausgebildeten Pflegefachkraft (ii) ganztägig (www.bundestag.de/resource/blob/418610/198af9fae0d- (vollstationär) oder tagsüber oder nachts (teilstatio- 559572b69be74e301d0b9/wd-9-100-15-pdf-data.pdf); hier wird auch das Heilgewerbe aufgeführt, das Heilpraktiker umfasst. när) untergebracht und versorgt werden können. Tab. 1 | Medizinische Einrichtungen (gemäß § 23 (3) IfSG)
Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 15 Impfung gegen Kate- Indikation Anwendungshinweise gorie (Packungsbeilage/Fachinformation beachten) Hepatitis A B Personen mit erhöhtem beruflichen Expositionsrisiko Grundimmunisierung und Auffrischimpfung nach einschließlich Auszubildender, PraktikantInnen, Angaben in den Fachinformationen. Studierender und ehrenamtlich Tätiger mit vergleich barem Expositionsrisiko in folgenden Bereichen: ▶▶ Gesundheitsdienst (inkl. Sanitäts- und Rettungs- dienst, Küche, Labor, technischer und Reinigungs- dienst, psychiatrische und Fürsorgeeinrichtungen). Hepatitis B B Personen mit erhöhtem beruflichen Expositionsrisiko Grundimmunisierung nach Angaben in den Fachinforma- einschließlich Auszubildender, PraktikantInnen, tionen. Studierender und ehrenamtlich Tätiger mit vergleich Zur Kontrolle des Impferfolgs sollte 4 – 8 Wochen nach barem Expositionsrisiko, z. B. Personal in medizini- der 3. Impfstoffdosis Anti-HBs quantitativ bestimmt schen Einrichtungen (einschließlich Labor- und werden (erfolgreiche Impfung: Anti-HBs ≥ 100 IE/l). Reinigungspersonal), Sanitäts- und Rettungsdienst, betriebliche ErsthelferInnen, PolizistInnen, Personal Nach erfolgreicher Impfung, d. h. Anti-HBs ≥ 100 IE/l, von Einrichtungen, in denen eine erhöhte Prävalenz von sind im Allgemeinen keine weiteren Auffrischimpfungen Hepatitis-B-Infizierten zu erwarten ist (z. B. Gefängnisse, erforderlich. Asylbewerberheime, Behinderteneinrichtungen). Ausnahme: ggf. Personen mit besonders hohem individuellen Expositionsrisiko (Anti-HBs-Kontrolle nach 10 Jahren; Auffrischimpfung, wenn Anti-HBs < 100 IE/l). Influenza B Personen mit erhöhter Gefährdung, z. B. medizinisches Jährliche Impfung im Herbst mit einem inaktivierten Personal, Personen in Einrichtungen mit umfangrei- quadrivalenten Impfstoff mit aktueller von der WHO chem Publikumsverkehr sowie Personen, die als empfohlener Antigenkombination. mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risiko- personen fungieren können. Masern, B Nach 1970 geborene Personen (einschließlich Insgesamt 2-malige Impfung mit einem MMR-Impfstoff Mumps, Auszubildende, PraktikantInnen, Studierende und (bei gleichzeitiger Indikation zur Varizellen-Impfung ggf. Röteln ehrenamtlich Tätige) in folgenden Tätigkeitsbereichen: MMRV-Kombinationsimpfstoff verwenden). Die Anzahl (MMR) ▶▶ Medizinische Einrichtungen (gemäß § 23 (3) Satz 1 der notwendigen Impfstoffdosen richtet sich nach der IfSG) inklusive Einrichtungen sonstiger humanmedi- Komponente mit den wenigsten dokumentierten zinischer Heilberufe Impfungen. ▶▶ Tätigkeiten mit Kontakt zu potenziell infektiösem Bei Frauen ist für jede der drei Impfstoffkomponenten Material (M–M–R) eine 2-malige Impfung erforderlich. ▶▶ Einrichtungen der Pflege (gemäß § 71 SGB XI) Bei Männern ist für die Masern- und Mumps-Impfstoff- komponente eine 2-malige Impfung erforderlich. Zum Schutz gegen Röteln reicht eine 1-malige Impfung aus. Es existieren keine Sicherheitsbedenken gegen weitere MMR-Impfung(en) bei bestehender Immunität gegen eine der Komponenten. Meningokokken B Gefährdetes Laborpersonal (bei Arbeiten mit dem Impfung mit 4-valentem ACWY-Konjugat-Impfstoff und Risiko eines N.-meningitidis-haltigen Aerosols). einem MenB-Impfstoff). Pertussis B Personal im Gesundheitsdienst sowie in Gemein- Tdap-Kombinationsimpfstoff, bei entsprechender schaftseinrichtungen soll alle 10 Jahre 1 Dosis Indikation Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff Pertussis-Impfstoff erhalten. Poliomyelitis B ▶▶ Medizinisches Personal, das engen Kontakt zu Ausstehende Impfungen der Grundimmunisierung sollen Erkrankten haben kann; mit IPV nachgeholt werden. Bei Personen mit weiter ▶▶ Personal in Laboren mit Infektionsrisiko bestehendem Expositionsrisiko sollten Auffrischimpfun- gen alle 10 Jahre erfolgen. Varizellen B Seronegative Personen (einschließlich Auszubildende, Insgesamt 2-malige Impfung PraktikantInnen, Studierende und ehrenamtlich Tätige) (bei gleichzeitiger Indikation zur MMR-Impfung ggf. in folgenden Tätigkeitsbereichen: MMRV-Kombinationsimpfstoff verwenden) ▶▶ Medizinische Einrichtungen (gemäß § 23 (3) Satz 1 IfSG) inklusive Einrichtungen sonstiger humanmedi- zinischer Heilberufe ▶▶ Tätigkeiten mit Kontakt zu potenziell infektiösem Material ▶▶ Einrichtungen der Pflege (gemäß § 71 SGB XI) Tab. 2 | Auszug aus Tabelle 2 der Empfehlungen zu Standardimpfungen des Erwachsenenalters sowie zu Indikations- und Auffrischimpfungen für alle Altersgruppen
Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 16 Infektionskrankheit Gesundheitspersonal-assoziierte Impfung/Postexpositionsprophylaxe (PEP) Übertragungen Hepatitis A Erreger: Hepatitis-A-Virus (HAV) ▶▶ Nosokomiale Hepatitis-A-Ausbrüche Impfung: 2-malige Impfung mit monovalentem Hepatitis- Übertragungsweg: fäkal-oral durch sind selten16 – 18 A-Totimpfstoff (0, 6 – 12 Monate) oder 3-malige Impfung mit Kontakt- oder Schmierinfektion ▶▶ Berücksichtigung der allgemeinen Hepatitis A+B-Kombinationsimpfstoff (0, 1 und 6 Monate) Inkubationszeit: 15 – 50 d Hygieneschutzmaßnahmen kann das Wirksamkeit: nach 1-maliger Impfung 94 %; nach 2-maliger (durchschnittlich 25 – 30 d) Infektionsrisiko deutlich verringern17 Impfung: 100 %.19 Schutzdauer mindestens 30 Jahre. Ansteckungsfähigkeit: 1 – 2 Wochen ▶▶ Impfung kann in Bereichen mit hohem PEP: Postexpositionelle Impfung mit monovalentem vor und bis zu 1 Woche nach beruflichen Infektionsrisiko erwogen HAV-Impfstoff innerhalb von 14 Tagen nach Exposition. Auftreten des Ikterus oder der werden.17 Die serologische Vortestung Nach einer Exposition von Personen, für die eine Hepatitis A Transaminasenerhöhung auf Anti-HAV ist nur bei den Personen eine besonders große Gefahr darstellt (z. B. chronisch HBV- R0: 2,8 sinnvoll, die länger in Endemiegebieten oder HCV-Infizierte), sollte simultan mit der ersten Impfung gelebt haben oder in Familien aus ein Immunglobulin-Präparat gegeben werden. s. a. Endemiegebieten aufgewachsen sind „RKI-Ratgeber Hepatitis A“ oder vor 1950 geboren wurden. Hepatitis B Erreger: Hepatitis-B-Virus (HBV) ▶▶ Inzidenz von Krankenhaus-assoziierten Impfung: Rekombinanter HBV-Impfstoff oder Hepatitis-A- Übertragungsweg: Kontakt mit Blut HBV-Infektionen ist seit Einführung und -B-Kombinationsimpfstoff zur Grundimmunisierung mit oder Körpersekreten (perkutan, der Impfung von Gesundheitspersonal 3 Impfstoffdosen (0, 1, 6 Monate); Kontrolle des Impferfolgs perinatal, Sexualkontakte) deutlich zurückgegangen1 4 bis 8 Wochen nach 3. Impfstoffdosis (erfolgreiche Impfung Inkubationszeit: 45 bis 180 d ▶▶ Infektionsrisiko besteht bei Stich- und bei Anti-HBs ≥ 100 IE/l). (durchschnittlich 60 bis 120 d) Schnittverletzungen und bei Wirksamkeit: > 90 % nach 3-maliger Impfung (bei Impfung Ansteckungsfähigkeit: mehrere Blutkontakt mit Schleimhaut oder nicht im Alter ≤ 40 Jahre); Effektivität der Impfung nimmt mit dem Wochen vor Symptombeginn und intakter Haut Alter ab (> 40 Jahre: < 90 %; > 60 Jahre: < 75 %); solange HBV-DNA nachweisbar ist ▶▶ Prävalenz von HBV bei Krankenhaus ▶▶ Nach erfolgreicher Impfung, d. h. Anti-HBs ≥ 100 IE/l, sind Kontagionsindex: bei Nadelstich patientInnen höher als in der im Allgemeinen keine weiteren Auffrischimpfungen verletzungen bei HBsAg und Bevölkerung21 erforderlich. Ausnahme: PatientInnen mit humoraler HBeAg pos. Patienten: 37 – 62 % 20 ▶▶ HBV gehört zu den häufigsten Immundefizienz (jährliche Anti-HBs-Kontrolle, Auffrisch R0: 1,53 Ursachen von nosokomialen impfung wenn Anti-HBs < 100 IE/l). Übertragungen und Ausbrüchen, bei ▶▶ Bei im Säuglingsalter gegen Hepatitis B geimpften denen Gesundheitspersonal beteiligt Personen mit neu aufgetretenem Hepatitis-B-Risiko ist22 (z. B. Aufnahme einer Tätigkeit im Gesundheitswesen) und unbekanntem Anti-HBs sollte eine weitere Impfstoffdosis gegeben und anschließend serologisch kontrolliert werden. ▶▶ Bei besonders hohem individuellen Expositionsrisiko Kontrolle des Anti-HBs-Spiegels nach 10 Jahren und Auffrischimpfung, wenn Anti-HBs < 100 IE/l. ▶▶ Bei Low-Respondern (Anti-HBs 10–99 IE/l) sofortige weitere Impfstoffdosis mit Anti-HBs-Kontrolle nach 4–8 Wochen; falls der Anti-HBs-Spiegel weiterhin < 100 IE/l, bis zu 2 weitere Impfstoffdosen. Die ergänzenden Hinweise der STIKO in diesem Kasten sind nicht in den bestehenden STIKO-Empfehlungen (Epid Bull 34/2020) aufgeführt. Eine Kostenübernahme sollte vorher geklärt werden. Weiteres Procedere bei Low-Respondern, wenn auch durch die Verabreichung weiterer Impfstoffdosen kein Anstieg des Anti-HBs-Spiegels erreicht wird: (a) Gabe eines Hepatitis-B-Impfstoffs, der eine höhere Antigenmenge (40 μg) enthält (HBVaxPro 40) mit erneuter Antikörperkontrolle nach 4 – 8 Wochen; (b) Wechsel zu einem stärker adjuvantierten Impfstoff (z. B. Fendrix [Off-label-use, da nur für Dialyse-Patienten zugelassen]); (c) Impfung mit der trivalenten Hepatitis-B-Vakzine Sci-B-Vac (in Deutschland nicht zugelassen23,24). Bei Non-Respondern (Anti-HBs < 10 IE/L) zum Ausschluss ▶▶ einer bestehenden chronischen HBV-Infektion HBsAg und Anti-HBc bestimmen; falls beide Parameter negativ, wird weiteres Vorgehen wie bei Low-Respondern empfohlen PEP: In Abhängigkeit des HBs-Ag-Status des Indexpatienten und des Impfstatus der betroffenen Person sowie deren Anti-HBs-Wert muss aktiv und ggf. passiv geimpft werden. Näheres s. Kapitel 5.3 in den STIKO-Impfempfehlungen (Fortsetzung Tab. 3 auf S. 17) Tab. 3 | Informationen zu ausgewählten impfpräventablen Infektionskrankheiten und den beruflich indizierten Impfempfehlungen für Personal in medizinischen Einrichtungen R0 = Basisreproduktionszahl (bezeichnet die Anzahl der Individuen, die eine infizierte Person in einer suszeptiblen Gruppe durchschnittlich ansteckt).
Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 17 (Fortsetzung Tab. 3 von S. 16) Infektionskrankheit Gesundheitspersonal-assoziierte Impfung/Postexpositionsprophylaxe (PEP) Übertragungen Influenza Erreger: Influenza-A- und -B-Viren ▶▶ Gesundheitspersonal ist am Impfung: jährlich mit inaktiviertem quadrivalenten Impfstoff Übertragungsweg: über Tröpfchen- Arbeitsplatz einem erhöhten zu Beginn der Influenza-Saison infektion und über die kontaminier- Expositionsrisiko gegenüber Wirksamkeit: durchschnittlich ca. 40 – 60 %; abhängig vom ten Hände bei Schleimhautkontakt Influenzaviren ausgesetzt und Alter der zu impfenden Person und der Übereinstimmung Inkubationszeit: 1 bis 2 d gefährdet bei Infektion PatientInnen der Impfstämme mit den zirkulierenden Influenzastämmen Ansteckungsfähigkeit: 24 h vor bis und MitarbeiterInnen1 ▶▶ Mögliche Strategien zur Steigerung der Impfquoten bei 5 d nach Symptombeginn ▶▶ Influenza-Ausbrüche in Krankenhäu- Gesundheitspersonal: Fortbildungen zu Influenza, einfach Kontagionsindex: 15 – 75 % sern und Pflegeeinrichtungen sind mit erreichbare Impfangebote (z. B. aufsuchendes Impfen, R0: 2 – 3 niedrigen Impfquoten des Gesund- Kampagnen, Inzentivierung der Impfung27). heitspersonals assoziiert25 ▶▶ Jährliche Bestimmung und Publikation der Impfquoten bei ▶▶ Die Impfung von Gesundheitspersonal Gesundheitspersonal in den Einrichtungen unterstützt die gehört zu den wichtigsten Maßnahmen Compliance der jährlichen Wiederimpfung28 zur Reduktion der Influenza-Virusüber- tragung in medizinischen Einrichtun- gen und der Prävention nosokomialer Ausbrüche1,4,26 Masern Erreger: Masern-Virus ▶▶ Bei an Masern erkrankten Patienten ist Impfung: 2-malige Impfung (Mindestabstand 4 Wochen) mit Übertragungsweg: über Tröpfchen eine stationäre Aufnahme häufig attenuiertem Lebendimpfstoff (MMR-Kombinationsimpf- und Kontakt mit respiratorischen aufgrund der Schwere der Erkrankung stoff) aller nach 1970 Geborener mit unklarem Impfstatus Sekreten notwendig; dies begünstigt den Eintrag oder ohne Impfung; 1-malige Impfung bei Personen mit nur Inkubationszeit: 7 – 21 d (durch- und die Weiterverbreitung innerhalb einer Impfung in der Kindheit; bei gleichzeitiger Indikation schnittlich 13 – 14 d). des Krankenhauses28 für Varizellen auch als MMRV-Kombinationsimpfstoff Ansteckungsfähigkeit: 3 – 5 d vor ▶▶ Gesundheitspersonal hat im Vergleich Wirksamkeit: nach 1-maliger Impfung 92 %,33,34 nach Exanthemausbruch bis 4 d danach zum Bevölkerungsdurchschnitt ein 2-maliger Impfung 95 – 100 %34 – 37 Kontagionsindex: nahe 100 % 2- bis 19-fach erhöhtes Infektions PEP: Impfung mit einem MMR(V)-Impfstoff möglichst R0: 12 –18 risiko1,29 innerhalb von 3 Tagen nach Exposition ▶▶ Bei nosokomialen Masern-Ausbrüchen ▶▶ bei kontraindizierter aktiver Impfung für ungeschützte sind sowohl Übertragungen durch Personen mit hohem Komplikationsrisiko (empfängliche PatientInnen wie auch durch Schwangere, Immundefiziente) Gabe von Standardimmun- Gesundheitspersonal beschrieben6,30,31 globulinen (Off-label-use) so schnell wie möglich innerhalb ▶▶ Nosokomiale Masern-Infektionen sind von 6 Tagen nach Exposition: 1 x 400 mg/kg KG intravenös bei Grundkrankheiten der betroffenen PatientInnen mit einer hohen Komplikationsrate assoziiert32 Meningokokken Erreger: Neisseria meningitidis Impfung: 1-malige Impfung mit einem 4-valenten Übertragungsweg: über Tröpfchen ACWY-Konjugatimpfstoff und MenB-Impfstoff (2 oder (enger Kontakt mit oropharyn 3 Dosen, je nach verwendetem Impfstoff) für gefährdetes gealem Sekret) Laborpersonal (bei Arbeiten mit Expositionsrisiko gegenüber Inkubationszeit: 2 – 10 d (durch- einem N.-meningitidis-haltigen Aerosol). schnittlich 3 – 4 d) PEP: Rifampicin (2 x 600 mg p.o. für 2 Tage) oder Cipro Ansteckungsfähigkeit: 7 d vor floxacin 1 x 500 mg p.o.) bis zu 10 Tage nach letzter Symptombeginn bis 24 h nach Exposition für Personen mit Kontakt zu oropharyngealen Beginn einer erfolgreichen Sekreten einer Person, die an einer invasiven Meningo ß-Laktam-Antibiotikatherapie kokken-Infektion erkrankt ist. Kontagionsindex: 40 % R0: 4 – 7 Mumps Erreger: Mumps-Virus ▶▶ Nosokomiale Mumps-Ausbrüche Impfung: 2-malige Impfung (Mindestabstand 4 Wochen) Übertragungsweg: vor allem über kommen vor, sind aber selten38,39 mit attenuiertem Lebendimpfstoff (MMR-Kombinationsimpf- Tröpfchen und Kontakt mit Speichel ▶▶ Gesundheitspersonal hat ein erhöhtes stoff) aller nach 1970 Geborener mit unklarem Impfstatus Inkubationszeit: 12 – 25 d Mumps-Infektionsrisiko und gefährdet oder ohne Impfung; 1-malige Impfung bei Personen mit nur (durchschnittlich 16 – 18 d) nicht geschützte PatientInnen1 einer Impfung in der Kindheit; bei gleichzeitiger Indikation Ansteckungsfähigkeit: hoch ▶▶ Symptomatische Re-Infektionen für Varizellen auch als MMRV-Kombinationsimpfstoff während 2 d vor bis 4 d nach können bei Mumps in seltenen Fällen Wirksamkeit: nach 1-maliger Impfung 78 % (49 – 92 %) und Symptombeginn (möglich vorkommen40 nach einer 2-maligen Impfung 88 % (66 – 95 %) innerhalb 7 d vor und 9 d nach PEP: postexpositionelle Impfungen können die Erkrankung Parotisschwellung) nicht verhindern,38,41 bieten aber einen Schutz bei zukünf Kontagionsindex: 40 % tigen Expositionen. R0: 4 – 7 1-malige Impfung mit MMR-Impfstoff möglichst innerhalb von 3 Tagen nach Exposition, für Ungeimpfte bzw. in der Kindheit nur einmal geimpfte Personen oder Personen mit unklarem Impfstatus mit Kontakt zu Mumpskranken. (Fortsetzung Tab. 3 auf S. 18)
Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 18 (Fortsetzung Tab. 3 von S. 17) Infektionskrankheit Gesundheitspersonal-assoziierte Impfung/Postexpositionsprophylaxe (PEP) Übertragungen Pertussis Erreger: Bordetella pertussis ▶▶ Nosokomiale Pertussis-Ausbrüche Impfung: Impfung mit Tdap-Kombinationsimpfstoff alle Übertragungsweg: über Tröpfchen sind vielfach dokumentiert 42 – 46 10 Jahre durch engen Kontakt mit Infizierten ▶▶ Die lange Inkubationszeit und die Wirksamkeit: variabel, Studien zufolge 85 – 92 %. Ein (bis zu ca. 1 m) durch Husten, unspezifische Symptomatik führen zu serologisches Korrelat für die Pertussis-Immunität ist nicht Niesen oder Sprechen verspäteter Diagnose der Pertussis- etabliert. Inkubationszeit: 6 – 20 d (durch- Erkrankung und begünstigen die Cave: Eine Pertussis-Impfung nach Exposition bietet keinen schnittlich 9 –10 d) Übertragung. ausreichenden Schutz.5 Trotz einer Pertussis-Impfung vor Ansteckungsfähigkeit: vom ▶▶ Die Übertragung von Pertussis im Exposition kann eine PEP indiziert sein (s. u.). Auftreten der katarrhalischen Krankenhaus zwischen Besuchern und PEP: Chemoprophylaxe mit einem Makrolid Symptomatik bis zu 3 Wochen nach PatientInnen sowie zwischen (z. B. Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin) für: Beginn des Hustens; Gesundheitspersonal und PatientInnen ▶▶ Ungeimpfte Personen mit engen Kontakten zu einer Antibiotische Therapie verkürzt die und vice versa ist dokumentiert28 erkrankten Person in der Familie, Wohngemeinschaft oder Dauer der Ansteckungsfähigkeit auf einer Gemeinschafts- oder Gesundheitseinrichtung etwa 3 – 7 d nach Therapiebeginn ▶▶ Geimpfte Kontaktpersonen sind zwar vor Erkrankung Kontagionsindex: 90 % weitgehend geschützt, können aber vorübergehend R0: 12 –17 Bordetellen ausscheiden und eine Infektionsquelle Reinfektionen möglich darstellen. Sie sollten daher eine PEP bekommen, wenn sich in ihrer Umgebung gefährdete Personen (z. B. ungeimpfte oder nicht vollständig geimpfte Säuglinge, Kinder mit kardialen oder pulmonalen Grundleiden oder Schwangere im letzten Trimester) befinden. Röteln Erreger: Röteln-Virus ▶▶ Nach Einführung der Röteln-Impfung Impfstoff: 2-malige Impfung (Mindestabstand 4 Wochen) mit Übertragungsweg: über Tröpfchen wurde über keine nosokomialen attenuiertem Lebendimpfstoff (MMR-Kombinationsimpfstoff) und Kontakt mit respiratorischen Röteln-Fälle in Europa berichtet 1,28,47 für nach 1970 geborene ungeimpfte Frauen oder Frauen mit Sekreten ▶▶ Ein besonderes Risiko besteht für unklarem Impfstatus; 1-malige Impfung für nach 1970 Inkubationszeit: 14 – 21 d nicht-immune Schwangere und ihr geborene Frauen mit nur einer Impfung in der Kindheit und Ansteckungsfähigkeit: 7 d vor bis ungeborenes Kind. für nach 1970 geborene Männer; bei gleichzeitiger Indikation 7 d nach Ausbruch des Exanthems für Varizellen auch als MMRV-Kombinationsimpfstoff Kontagionsindex: 15 – 20 % Wirksamkeit: nach 1-maliger Impfung 95 % R0: 3 – 8 PEP: Postexpositionelle Impfungen können eine Erkrankung nicht sicher verhindern, bieten aber einen Schutz bei zukünftigen Expositionen. Fehlende Impfungen sollten entsprechend den STIKO- Empfehlungen mit einem MMR (V)-Impfstoff nachgeholt werden. Varizellen Erreger: Varizella-Zoster-Virus (VZV) 98 % der in Deutschland aufgewachse- Impfstoff: 2-malige Impfung (0, 1 – 2 Monate) von Übertragungsweg: über Tröpfchen nen Erwachsenen weisen derzeit eine seronegativem Gesundheitspersonal mit attenuiertem und als Kontaktinfektion über natürlich erworbene Immunität auf Varizellen-Lebendimpfstoff; bei gleichzeitiger Indikation für Bläscheninhalt oder Konjunktival (in Tropen und Subtropen andere MMR auch als MMRV-Kombinationsimpfstoff; flüssigkeit Epidemiologie) Wirksamkeit: nach 1-maliger Impfung 81 %; nach 2-maliger Inkubationszeit: 8 – 21 d (durch- ▶▶ Nosokomiale VZV-Übertragungen Impfung: 92 % 51 schnittlich 14 –16 d); nach passiver nach Durchbruchinfektionen sind PEP: Postexpositionelle Varizellen-Impfung innerhalb von 5 d Immunisierung bis zu 28 Tage beschrieben48,49 nach Exposition oder innerhalb von 3 d nach Beginn des Ansteckungsfähigkeit: 1 – 2 d vor bis ▶▶ Besonders gefährdet sind nicht- Exanthems beim Indexfall. Unabhängig davon sollte der i. d. R. 5 – 7 Tage nach Exanthem immune Schwangere, Neugeborene Kontakt zu Risikopersonen unbedingt vermieden werden. beginn (bis zur vollständigen von suszeptiblen Müttern, Früh Postexpositionelle Gabe von Varizella-Zoster-Immunglobulin Verkrustung der Bläschen) geborene und Immunsupprimierte (VZIG) sobald wie möglich und nicht später als 96 h nach Kontagionsindex: über 90 % ▶▶ Impfung von Gesundheitspersonal mit Exposition für Personen mit erhöhtem Risiko für Varizellen- R0: 10 –12 Kontakt zu den oben genannten Komplikationen, u. a.: Risikogruppen dringend notwendig50 ▶▶ ungeimpfte Schwangere ohne serologischen Nachweis von VZV-Antikörpern oder ggf. ohne Varizellen-Anamnese, ▶▶ immunkompromittierte Personen mit unsicherer oder fehlender Varizellen-Immunität.
Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 19 4. Steckbriefe zu impfpräventablen zum Kontaktmanagement, wird auf die Empfeh- Krankheiten lung der Kommission für Krankenhaushygiene und Die in Tabelle 3 aufgeführten ausgewählten impf- Infektionsprävention (KRINKO) „Infektionspräven- präventablen Krankheiten geben einen Überblick tion im Rahmen der Pflege und Behandlung von zum Infektionsrisiko von Personal in medizini- Patienten mit übertragbaren Krankheiten“15 und auf schen Einrichtungen, zu den Übertragungswegen, die Empfehlungen der KRINKO zu „Impfungen zur Dauer der Ansteckungsfähigkeit, zur Infektiosi- von Personal in medizinischen Einrichtungen in tät (Kontagionsindex/Basisreproduktionszahl [R0]), Deutschland“ hingewiesen sowie auf die Ratgeber zum Ausbruchspotenzial, zum Impfschema ein- des Robert Koch-Instituts (RKI) verwiesen, die um- schließlich notwendiger Auffrischimpfungen, zur fangreiche Informationen zu wichtigen Infektions- Vakzineeffektivität und zur Postexpositions krankheiten geben. prophylaxe (PEP). Für weitere Informationen, u. a. Regelungen nach dem Masernschutzgesetz (MSG) Das Gesetz für den Schutz vor Masern und zur Sollte ein neu einzustellender Mitarbeiter der Stärkung der Impfprävention (Masernschutzgesetz Nachweispflicht nicht nachkommen, so darf dieser (§ 20 IfSG Abs. 8 – 14), MSG) ist am 1. März 2020 in nicht eingestellt werden. Kommt ein bereits Kraft getreten. Die gesetzlichen Vorgaben orientie- angestellter Mitarbeiter dieser Pflicht bis zum ren sich an den Empfehlungen der STIKO. Die Ablauf des 31. Juli 2021 nicht nach, so ist der Vorgaben werden hier mitaufgeführt, da die Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, dieses dem Umsetzung des Gesetzes für Leiter von medizini- zuständigen Gesundheitsamt zu melden. Das schen Einrichtungen besonders wichtig ist. Gesundheitsamt ist ermächtigt, im Einzelfall entsprechend der bestehenden Risiken zu entschei- Nach dem Gesetz müssen alle nach 1970 geborenen den, ob nach Ablauf einer angemessenen Frist Beschäftigen, die in Einrichtungen nach § 23 Absatz Tätigkeitsverbote ausgesprochen oder ob alternativ 3 Satz 1 (s. Tab. 1) tätig sind, bei Neueinstellung Geldbußen verhängt werden. Die Leitung einer einen ausreichenden Impfschutz gegen Masern Einrichtung, die entgegen der gesetzlichen Verbote, oder eine Immunität gegen Masern aufweisen. Der eine Person beschäftigt oder im Falle einer Benach- Nachweis kann durch die Vorlage von zwei doku- richtigungspflicht die Gesundheitsämter nicht mentierten Impfungen im Impfbuch oder ein informiert sowie Personen, die trotz Nachweis- ärztliches Zeugnis über einen den Empfehlungen pflicht und Aufforderung des Gesundheitsamtes der STIKO entsprechenden Masern-Impfschutz keinen Nachweis innerhalb einer angemessenen erfolgen. Der Nachweis kann ebenfalls durch ein Frist erbringen, müssen mit einer Geldbuße bis zu ärztliches Zeugnis über das Vorliegen einer 2.500 EUR rechnen. Immunität gegen Masern (z. B. nach serologische Testung auf Masern-Antikörper) erfolgen. Alle, die Im Gegensatz zur STIKO-Empfehlung schließt das am 1. März 2020 bereits in den betroffenen MSG bei den medizinischen Einrichtungen die Einrichtungen tätig sind, müssen den Nachweis stationären Pflegeeinrichtungen nicht mit ein. spätestens bis zum 31. Juli 2021 vorlegen. Wer wegen einer medizinischen Kontraindikation nicht Für weitere Details wird auf die Informationsseite geimpft werden kann, muss dies durch ein ärztli- zum Masernschutzgesetz verwiesen, die gemein- ches Zeugnis belegen. Vor 1971 Geborene sind von sam von BMG, PEI, BZgA und RKI entwickelt der Nachweispflicht ausgenommen. wurde: https://www.masernschutz.de/
Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 20 Mitarbeitern eines Universitätsklinikums. Literatur Dtsch Med Wochenschr 2011;136(24):1299-304 1 Sydnor E, Perl TM. Healthcare providers as sources of vaccine-preventable diseases. Vaccine 12 Neufeind J WR, Bödeker B, Wichmann O. 2014;32(38):4814-22 Impfquoten und Impfmotivation bei Klinikpersonal in der Influenza-Saison 2016/2017. Epid Bull 2 Haviari S, Bénet T, Saadatian-Elahi M, André P, 2018;32:313-21 Loulergue P, Vanhems P. Vaccination of healthcare workers: A review. Hum Vaccin Immunother 13 Mitteilung der Ständige Impfkommission (STIKO) 2015;11(11):2522-37 beim Robert Koch-Institut. Empfehlung und wissenschaftliche Begründung für die Angleichung 3 Huttunen R, Syrjanen J. Healthcare workers as der beruflich indizierten Masern-Mumps-Röteln- vectors of infectious diseases. Eur J Clin Microbiol (MMR) und Varizellen-Impfung. Epid Bull Infect Dis 2014;33(9):1477-88 2020;02:1-22 4 Eibach D, Casalegno JS, Bouscambert M, Benet T, 14 Ständige Impfkommission. Empfehlungen der Regis C, Comte B, et al. Routes of transmission Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert during a nosocomial influenza A(H3N2) outbreak Koch-Institut. Epid Bull 2018(34):335-82 among geriatric patients and healthcare workers. J Hosp Infect 2014;86(3):188-93 15 Empfehlung der Kommission für Krankenhaus hygiene und Infektionsprävention (KRINKO). 5 Paterson JM, Sheppeard V. Nosocomial pertussis Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und infection of infants: still a risk in 2009. Communica- Behandlung von Patienten mit übertragbaren ble diseases intelligence quarterly report Krankheiten. Bundesgesundheitsbl 2015;58:1151-70 2010;34(4):440-3 16 Doebbeling BN, Li N, Wenzel RP. An outbreak of 6 Hiller U, Mankertz A, Koneke N, Wicker S. Hospital hepatitis A among health care workers: risk factors outbreak of measles – Evaluation and costs of for transmission. American journal of public health 10 occupational cases among healthcare worker in 1993;83(12):1679-84 Germany, February to March 2017. Vaccine 2019;37(14):1905-9 17 Chodick G, Ashkenazi S, Aloni H, Peled T, Lerman Y. Hepatitis A virus seropositivity among 7 Fiebelkorn AP, Seward JF, Orenstein WA. A global hospital and community healthcare workers in perspective of vaccination of healthcare personnel Israel-the role of occupation, demography and against measles: Systematic review. Vaccine socioeconomic background. J Hosp Infect 2014;32(38):4823-39 2003;54(2):135-40 8 Maltezou HC, Gargalianos P, Nikolaidis P, 18 Orenstein WA, Wu E, Wilkins J, Robinson K, Katerelos P, Tedoma N, Maltezos E, et al. Attitudes Francis DP, Timko N, et al. Hospital-acquired towards mandatory vaccination and vaccination hepatitis a: report of an outbreak. Pediatrics coverage against vaccine-preventable diseases 1981;67(4):494-7 among health-care workers in tertiary-care hospitals. J Infect 2012;64(3):319-24 19 Andre F, Van Damme P, Safary A, Banatvala J. Inactivated hepatitis A vaccine: immunogenicity, 9 Loulergue P, Launay O. Vaccinations among efficacy, safety and review of official recommen medical and nursing students: Coverage and dations for use. Expert review of vaccines opportunities. Vaccine 2014;32(38):4855-9 2002;1(1):9-23 10 Voigt K, Kühne F, Twork S, Göbel A, Kugler J, 20 Updated U.S. Public Health Service Guidelines for Bergmann A. Aktueller Impfstatus in unterschied the Management of Occupational Exposures to lichen medizinischen Berufsgruppen in Branden- HBV, HCV, and HIV and Recommendations for burg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Gesundheits- Postexposure Prophylaxis. MMWR Recomm Rep wesen 2008;70(07):408-14 2001;50(Rr-11):1-52 11 Roggendorf H, Sprave T, Hertel S, Morscheck F, 21 Wicker S, Cinatl J, Berger A, Doerr HW, Gottschalk Roggendorf M. Die Influenza-Impfrate bei R, Rabenau HF. Determination of risk of infection with blood-borne pathogens following a needlestick
Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 21 injury in hospital workers. Ann Occup Hyg challenges and economic impact. J Infect Dis 2008;52(7):615-22 2011;203(11):1517-25 22 Danzmann L, Gastmeier P, Schwab F, Vonberg R-P. 33 Marin M, Nguyen HQ, Langidrik JR, Edwards R, Health care workers causing large nosocomial Briand K, Papania MJ, et al. Measles transmission outbreaks: a systematic review. BMC Infect Dis and vaccine effectiveness during a large outbreak 2013;13(1):98 on a densely populated island: implications for vaccination policy. Clin Infect Dis 2006;42(3):315-9 23 Shouval D, Roggendorf H, Roggendorf M. Enhanced immune response to hepatitis B 34 World Health O. Measles vaccines: WHO position vaccination through immunization with a Pre-S1/ paper, April 2017 – Recommendations. Vaccine Pre-S2/S Vaccine. Med Microbiol Immunol 2019;37(2):219-22 2015;204(1):57-68 35 Uzicanin A, Zimmerman L. Field effectiveness of 24 Roggendorf H. Non-Responder nach Hepatitis-B- live attenuated measles-containing vaccines: Impfung: Problemlösung ist in Reichweite. Dtsch a review of published literature. J Infect Dis Arztebl 2015;Jg. 112(Heft 39):1575-6 2011;204 Suppl 1:S133-48 25 Salgado CD, Giannetta ET, Hayden FG, Farr BM. 36 Davidkin I, Jokinen S, Broman M, Leinikki P, Preventing nosocomial influenza by improving the Peltola H. Persistence of measles, mumps, and vaccine acceptance rate of clinicians. Infect Control rubella antibodies in an MMR-vaccinated cohort: Hosp Epidemiol 2004;25(11):923-8 a 20-year follow-up. J Infect Dis 2008;197(7):950-6 26 Maltezou HC, Drancourt M. Nosocomial influenza 37 Strebel PM, Papania MJ, Fiebelkorn AP, Halsey NA. in children. J Hosp Infect 2003;55(2):83-91 Measles Vaccines. In: Plotkin SA, Orenstein WA, Offit PA, editors. Vaccines. 6th: Saunders Elsevier; 27 Ajenjo MC, Woeltje KF, Babcock HM, Gemeinhart 2013. p. 352-87 N, Jones M, Fraser VJ. Influenza vaccination among healthcare workers: ten-year experience of a large 38 Wharton M, Cochi SL, Hutcheson RH, Schaffner W. healthcare organization. Infect Control Hosp Mumps transmission in hospitals. Arch Intern Med Epidemiol 2010;31(3):233-40 1990;150(1):47-9 28 Immunization of health-care personnel: 39 Fischer PR, Brunetti C, Welch V, Christenson JC. recommendations of the Advisory Committee on Nosocomial mumps: report of an outbreak and its Immunization Practices (ACIP). MMWR Recomm control. American journal of infection control Rep 2011;60(Rr-7):1-45 1996;24(1):13-8 29 Steingart KR, Thomas AR, Dykewicz CA, Redd SC. 40 Hatanaka A, Kamada T, Honda K, Tazaki A, Transmission of measles virus in healthcare Kishine N, Kawashima Y. [Three cases of suspected settings during a communitywide outbreak. Infect re-infection of mumps virus]. Nihon Jibiinkoka Control Hosp Epidemiol 1999;20(2):115-9 Gakkai Kaiho 2012;115(8):787-90 30 Kommission für Krankenhaushygiene und 41 Wharton M, Cochi SL, Hutcheson RH, Bistowish Infektionsprävention (KRINKO). Infektionspräven JM, Schaffner W. A large outbreak of mumps in the tion im Rahmen der Pflege und Behandlung von postvaccine era. J Infect Dis 1988;158(6):1253-60 Patienten mit übertragbaren Krankheiten. Bundes- 42 Bechini A, Tiscione E, Boccalini S, Levi M, Bonanni gesundheitsbl 2015(58):1151-70 P. Acellular pertussis vaccine use in risk groups 31 Mendelson GM, Roth CE, Wreghitt TG, Brown NM, (adolescents, pregnant women, newborns and Ziegler E, Lever AM. Nosocomial transmission of health care workers): a review of evidences and measles to healthcare workers. Time for a national recommendations. Vaccine 2012;30(35):5179-90 screening and immunization policy for NHS staff? 43 Heininger U. Vaccination of health care workers J Hosp Infect 2000;44(2):154-5 against pertussis: meeting the need for safety 32 Chen SY, Anderson S, Kutty PK, Lugo F, McDonald within hospitals. Vaccine 2014;32(38):4840-3 M, Rota PA, et al. Health care-associated measles outbreak in the United States after an importation:
Epidemiologisches Bulletin 4 | 2021 28. Januar 2021 22 44 Maltezou HC, Ftika L, Theodoridou M. Nosocomial Vorgeschlagene Zitierweise pertussis in neonatal units. J Hosp Infect AG Impfen von medizinischem Personal der 2013;85(4):243-8 Ständigen Impfkommission (STIKO): 45 Bassinet L, Matrat M, Njamkepo E, Aberrane S, Stellungnahme der Ständigen Impfkommission Housset B, Guiso N. Nosocomial pertussis zu Impfungen von Personal in medizinischen outbreak among adult patients and healthcare Einrichtungen in Deutschland workers. Infect Control Hosp Epidemiol Epid Bull 2021;4:13 -22 | DOI 10.25646/7654 2004;25(11):995-7 46 Robert Koch-Institut. Keuchhusten: Ein Ausbruch in einer geburtshilflichen Abteilung. Epid Bull 2006;50 447-50 Interessenkonflikt Die Autorinnen und Autoren geben an, dass keine 47 Plotkin SA. Rubelaa vaccine. In: Plotkin S OW, Interessenkonflikte bestehen. Offit P, editor. Vaccine 6th edition. Philadelphia: Saunders WB; 2012. p. 688-718 48 Adler AL, Casper C, Boeckh M, Heath J, Zerr DM. Danksagung An outbreak of varicella with likely breakthrough Die STIKO bedankt sich herzlich für die fachlich disease in a population of pediatric cancer patients. wertvolle und konstruktive Unterstützung durch die Infect Control Hosp Epidemiol 2008;29(9):866-70 Mitglieder der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) Prof. Dr. Heike 49 Wurtz R, Check IJ. Breakthrough varicella infection von Baum, Prof. Dr. Ursel Heudorf und Dr. Anne in a healthcare worker despite immunity after va- Marcic und bei Prof. Dr. Mardjan Arvand und ricella vaccination. Infect Control Hosp Epidemiol Dr. Vanda Marujo vom Robert Koch-Institut. 1999;20(8):561-2 50 Facanha MC, Monroe AC. Occupational and noso- comial transmission of varicella. Braz J Infect Dis 2006;10(2):156-8 51 Marin M, Marti M, Kambhampati A, Jeram SM, Seward JF. Global Varicella Vaccine Effectiveness: A Meta-analysis. Pediatrics 2016;137(3):e20153741 Autorinnen und Autoren AG Impfen von medizinischem Personal der Ständigen Impfkommission (STIKO): a) Dr. Judith Koch | a) PD Dr. Ole Wichmann | b) Prof Dr. Christian Bogdan | b) Dr. Marianne Littmann | b) Prof. Dr. Thomas Mertens | b) Dr. Marianne Röbl- Mathieu | b) Dipl.-Med. Gudrun Widders | b) Prof. Dr. Dr. Sabine Wicker a) Robert Koch-Institut, Abt. 3 Infektionsepidemiologie, Fachgebiet 33 Impfprävention b) Mitglied der STIKO Korrespondenz: KochJ@rki.de
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