ÖSTERREICH - SPANISCH DIE WELT LERNT

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ÖSTERREICH - SPANISCH DIE WELT LERNT
DIE WELT LERNT
   SPANISCH

ÖSTERREICH
     2020
ÖSTERREICH - SPANISCH DIE WELT LERNT
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Einführung

Spanisch als Fremdsprache wurde in Österreich relativ spät eingeführt. Einer der Faktoren, die
diese Verzögerung beeinflussten, war, dass es in den Jahre 1960‘ und 70‘ keiner erwähnenswerte
Einwandererstrom aus Spanien nach Österreich gab, wie nach anderen Nachbarländern wie
Westdeutschland oder der Schweiz. Derzeit erreicht die in Österreich im konsularischen Register
eingetragene spanische Bevölkerung circa 8.000 Bürger, wesentlicher weniger als in Deutschland
oder in der Schweiz.

       Andererseits haben die historischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die
dieselbe Dynastie zwei Jahrhunderte lang teilten, dazu geführt, die Spur von Spanien in Österreich
bemerkbar zu machen. In den österreichischen Museen werden bedeutende Werke spanischer
Künstler von hoher Qualität ausgestellt. Viele Österreicher wählen Spanien als Reiseziel.

       Außerdem wird Spanisch besonders bei jungen Menschen als nützliche und praktische
Sprache wahrgenommen, sowohl wegen der Bedeutung Spaniens in der Europäischen Union als
auch wegen des Interesses an den spanischsprachigen Ländern in Amerika. Spanisch festigt sich
als eine interessante Option für die Entwicklung der beruflichen oder akademischen Karriere.
Immer mehr österreichische StudentInnen werden vom Studium in Spanien angezogen, oft über
das Erasmus-Programm.

       Dies hat zur Folge, dass die Nachfrage nach Spanisch zunimmt, insbesondere in dem
voruniversitären Bereich. Spanisch ist auch eine sehr gefragte Sprache in der Erwachsenenbildung.

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Spanisch lernen in Österreich
Spanisch als Fremdsprache wird vor allem in den Bundesländern Wien, Salzburg, Oberösterreich
und Niederösterreich und generell vorwiegend im Sekundarstufenbereich gewählt. In anderen
Bundesländern wie Tirol oder Kärnten gibt es mehr SchülerInnen, die aufgrund von politischen
Interessen und der geografischen Nachbarschaft Italienisch wählen.

       In der österreichischen Bildungslandschaft, insbesondere in den sekundären und höheren
Schulen, gibt es aus der Sicht der Lehrpläne viele Möglichkeiten Spanisch anzubieten. Wie auch
andere Fremdsprachen kann Spanisch in der Sekundarstufe des österreichischen Bildungssystems
angeboten werden, als 2. Pflichtsprache, Wahlpflicht Sprache, und als Freigegenstand.

Kindergarten
Obwohl es nicht üblich ist, eine Fremdsprache (außer Englisch) im Kindergarten einzuführen,
es gibt mehrere Kindergruppen in Wien, die Spanisch als Kennzeichen anbieten, wie den
Kindergarten Dadlergasse, der zum Bildungsgrätzl Schönbrunn gehört.

Volksschule
In der Volksschule besteht die Möglichkeit eine zweite Fremdsprache einzuführen, und es gibt
einige Schulen in Wien, wo man Spanisch lernen kann, obwohl die zweite Fremdsprache in der
Volkschule immer noch selten vorkommt.

      Zwei CLIL-Projekte (Content and Language Integrated Learning) sind hier besonders
nennenswert. Diese Projekte sind „Arco Iris“, das in der Volksschule Herbststraße durchgeführt
wird und „Mariposa“, das in drei Schulen ausgeführt wird: GTVS Reichsapfelgasse, Integrative

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Schule Hernals und Volksschule Kolonitzgasse. Diese Schulen führen Spanisch in allen Klassen,
von der 1. bis zur 4. Außerdem werden verschiedene Fächer mithilfe des CLIL (Language Integrated
Learning Content) Konzept auf Deutsch und zur gleichen Zeit auch auf Spanisch vermittelt. Hier
arbeitet also ein spanischer Muttersprachler mit einem österreichischen Lehrer zusammen. Diese
Projekte werden von dem Europa Büro des Stadtschulrates für Wien gefördert.

Sekundarstufe (NMS und AHS)
Auf der Sekundarstufe werden zwei Fremdsprachen eingeführt. Daher ist Spanisch hier
weiterverbreitet. Die Neuen Mittelschulen unterrichten generell nur eine einzige Fremdsprache.
Das ist im Allgemeinen Englisch. Wenn jedoch eine Schule Sprachen als Schwerpunkt im Lehrplan
hat, dann wird in vielen Fällen Spanisch als zweite Fremdsprache gewählt.

       Spanisch wird in einigen NMS in den Bundesländern Vorarlberg (8 Zentren), Steiermark (9
Zentren) und Wien (8 Zentren) als zweite Fremdsprache angeboten. Unter den acht NMS-Zentren
in Wien, die Spanisch als zweitsprachliche Sprache anbieten, ist die WMS Kauergasse, die ein vom
Europa Büro koordiniertes Projekt mit dem Namen SIM (Spanisch in der Mittelschule) durchführt
und mit dem Mariposa-Projekt verbunden ist. SchülerInnen der Reichsapfelgasse werden da
aufgenommen, so dass das Projekt kontinuierlich durchgeführt werden kann. Insgesamt werden
in Wien auf den genannten Stufen etwa 500 Schüler von diesen Programmen profitieren.

       Eine besondere Erwähnung verdient das “Bildungsgrätzl Schönbrunn”: im 15.
Gemeindebezirk arbeiten drei Schulen und ein Kindergarten eng zusammen, mit Spanisch als
Schwerpunkt von Kindergarten bis Matura. Die GTVS Reichsapfelgasse und die WMS Kauergasse,
mit dem Kindergarten Dadlergasse und BG Henriettenplatz bilden das Bildungsgrätzl Schönbrunn
zusammen. Das BG Schönbrunn war Vorreiter als pädagogisches Organisationsmodell. Das
Motto der Wiener Bildungsgrätzl lautet: Man braucht einen Grätzl, um ein Kind großzuziehen.
Das Kennzeichen der BG Schönbrunn ist: Spanisch vom Kindergarten bis zur Matura. Das
Leitungsteam der verschiedenen Einrichtungen trifft sich regelmäßig, um gemeinsame
Bildungsprojekte zu erörtern. Der Bildungsrat arbeitet aktiv an seinen Aktivitäten mit und möchte
diese Zusammenarbeit vertiefen.

Berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BHS)
Spanisch als Fremdsprache wird vor allem in den kaufmännischen Schulen (Handel und Wirtschaft)
unterrichtet, aber auch in den humanberuflichen Schulen und ebenso im Tourismus, in den
Modeschulen, technischen und industriellen Schulen. In Wien wird Spanisch in jeder zweite BMHS

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unterrichtet. Der höchste Anteil der Schüler in den Wirtschaftszweigen nach Branchen liegt bei 27,3%
der Schüler der Kaufmännischen höheren Schulen und 32,7% der Wirtschaftsberufliche höheren
Schulen, was auf die Wahrnehmung von Spanisch als nützliche Sprache für Geschäfte hindeutet.

       Abschließend zunächst das Schaubild, das die Anzahl der Lernenden von zweiten Sprachen
in ganz Österreich und in allen voruniversitären Stufen, über die letzten Jahre hinweg beschreibt.
Der positive Trend von Spanisch ist deutlich:

                        Zweite Fremdsprache in den voruniversitären
                                        Stufen (%)

Universitäten
Das Romanistik Institut umfasst auch die spanischen Studiengänge (Hispanistik) in Österreich,
sodass Studenten mindestens zwei romanische Sprachen studieren. Im Allgemeinen erfreute sich
Spanisch im Studium, gerade im Vergleich zu anderen Sprachen, die traditionell ebenso gern
studiert werden, an wachsender Beliebtheit. Besonders wichtig wird dabei Spanisch im Lehramt.
In diesen Studien wurde ein allmählicher, möglicherweise konjunktureller Rückgang festgestellt.
Die nachstehende Grafik zeigt die Entwicklung der Zahl der LehrerInnen in romanischen
Sprachen als Unterrichtsfach.

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       Doch Spanisch wird nicht nur am Romanistik Institut studiert. Einige Universitäten und
Hochschulen (besonders technische oder wirtschaftliche) verfügen ebenfalls über Romanistik und
spanische Abteilungen. Hier wird Spanisch oft als Ergänzung zum Studium gewählt. Die Sprache
hat also ebenfalls große Bedeutung für Studenten anderer, nicht romanischer Studiengänge.
Darüber hinaus bieten die Sprachzentren der Universitäten ebenfalls Spanischkurse.

Instituto Cervantes Wien

Das Institut Cervantes ist seit 1994 in Wien tätig. Die Arbeit am Institut umfasst sowohl das
Unterrichten von Spanisch als Fremdsprache als auch die Förderung der spanischsprachigen
Kultur, mit einem Programm von Ausstellungen, Konferenzen, Konzerte, Lehrerausbildung, usw.
Das Institut verfügt über eine reiche Bibliothek und bietet auch Kurse in anderen offiziellen
Sprachen Spaniens: Katalanisch, Baskisch und Galicisch. Im Jahr 2020 verfügt das Institut
Cervantes in Wien über 20 LehrerInnen. Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der Studenten in
den letzten Jahren.

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      Stufen             2013-14          2014-15         2015-16       2016-17   2017-18   2018-19   2019-20

         A1                 265              332            215           373       246       264       141
         A2                 138              169            130           180       147       158       84
         B1                  91              129            185           225       138       174       137
         B2                  25               45             44           107       147       152       116
      C1 y C2                62               17             18           42        38        123       149
         E1                 137               82            112           170       195       260       276
         E2                 180              207            246           264       136       117       127
         E3                  39              167            294           276       299       238       147
        Total               937             1.148          1.244         1.637     1.398     1.486     1.177

(E1, 2, 3: Fachspezifische und sonstige Sprachkurse)

Spanische Internationale
Bildungsprogramme in Österrecih
Das spanische Ministerium für Bildung und Berufsausbildung (MEFP) wird in Österreich durch
einen Bildungsreferenten vertreten, der vom Bildungsbüro des spanischen Ministeriums in Bern
ausgesandt wird. Das Bildungsberatungsbüro in Wien existiert seit dem Schuljahr 2006-07. Es
befindet sich in der spanischen Botschaft in Wien, was eine weitere Beteiligung und Kooperation
bei gemeinsamen Aktivitäten ermöglicht.

        Eines der Bildungsprogramme des spanischen Ministeriums ist der spanische Kultur-und
Sprachunterricht für spanische Kinder bzw. Kinder von spanischen BürgerInnen, im Alter von 7
bis 17 Jahren. Das Programm gibt es in Wien seit 2006 und heißt ALCE (Aula de Lengua y Cultura
Españolas). Derzeit gibt es verschiedene Gruppen, denen insgesamt mehr als 130 SchülerInnen
innewohnen. Der Unterricht findet am Nachmittag in der Radetzkyschule in Wien statt. Zum
größten Teil sind die SchülerInnen Kinder von Spanisch-österreichischen Familien. Sie kommen
überwiegend aus Wien und auch aus einigen niederösterreichischen Gemeinden. Die Zahl der
SchülerInnen erhöht sich jedes Jahr, wie man in folgender Tabelle sehen kann:

       Ein weiteres Projekt des MEFPs in Österreich ist das Programm der SprachassistentInnen,
die von Oktober bis Mai in den AHS und BHS im Fremdsprachenunterricht assistieren. Dieses
Programm besteht schon seit über 9 Jahren. Im Schuljahr 2020-2021 gibt es 35 SprachassistentInnen
(20,7% mehr als vor zehn Jahren), anwesend in allen Bundesländern.

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       Gleichzeitig assistieren auch etwa 80 österreichische SprachassistentInnen in den
spanischen Primarschulen, Sekundarschulen und auch in den offiziellen Sprachschulen. Die
Anzahl erhöht sich jedes Jahr, auf Grund der höheren Nachfrage.

        Das Programm der Sprachassistenten ist nicht nur ein sehr wichtiges Programm für die
Förderung der spanischen Sprache in Österreich und der deutschen Sprache in Spanien. Es
ist auch eine bereichernde Erfahrung für die AssistentInnen und eines der Programme, dass
die SchülerInnen und LehrerInnen sehr zu schätzen wissen. Ein Seminar für die spanischen
SprachassistentInnen wird vom Bildungsberatungsbüro in Zusammenarbeit mit dem
österreichischen BMBWF und dem Cervantes Institut in Wien jedes Jahr organisiert.

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       Ein anderes interessantes Programm für österreichische LehrerInnen ist das
Hospitationspraktikum, wodurch österreichische LehrerInnen, die hier Spanisch unterrichten,
eine Schule in Spanien besuchen können. Umgekehrt ermöglicht es einigen LehrerInnen aus
Spanien einen zweiwöchigen Aufenthalt an einer österreichischen Schule.

        Im Rahmen der Lehrerfortbildung arbeitet das Bildungsberatungsbüro mit mehreren
Institutionen zusammen, primär mit dem AAPE (Asociación Austriaca de Profesores de Español),
dem Österreichischen Spanischlehrerverband. Ein weiterer Partner in diesem Bereich sind die
Pädagogik Hochschulen der verschiedenen Bundesländer, die für die Ausbildung österreichischer
Lehrer zuständig sind. Diese Zusammenarbeit wird durch die ARGEleiter, die spanischen
Koordinatoren durchgeführt.

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        In Rahmen der Zusammenarbeit mit den Universitäten fand die zweite spanische
Fachsprachenkonferenz an der WU Wien im Mai 2019 statt. Diese „Jornadas de Español para
Fines Específicos de Viena“ ( JEFEVI) wurde gemeinsam von dem Bildungsrat in der Schweiz und
Österreich, der WU und der AAPE organisiert. Im April 2021 hat die dritte Fachsprachenkonferenz
stattgefunden. Die Beiträge zu den Konferenzen wurden über den Bildungsrat veröffentlicht und
sind auf unserer Webseite verfügbar.

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