Strandhaft Die Rückkehr des Badeanzugs - The Brando
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Freitag, 4. Mai 2018 Nr. 971 Strandhaft Die Rückkehr des Badeanzugs
REISEN
Tarita Teriipaia und
Marlon Brando bei
den Dreharbeiten zu
„Meuterei auf der Bounty“
im Jahr 1962.
Brandos Badeanstalt
Nach den Dreharbeiten zu „Meuterei auf der Bounty“ pachtete Marlon Brando das
Südseeatoll Tetiaroa. Seine Enkelin Tumi führte uns über die Insel, die jetzt Luxusresort ist.
TEXT • ULF LIPPITZ
arlon Brando wollte an einem Strand sterben, mir sehe, vielleicht einige Wale, die am Horizont nach Luft
M an eine Kokospalme gelehnt, den Blick auf
den Pazifik gerichtet. Er wusste auch wo: auf
Tetiaroa, 50 Kilometer nördlich von Tahiti,
schnappen, dann muss ich mich jedes Mal zwicken.“ Die
Gäste, die neben ihm sitzen, an einem Glas Marlon’s Mojito
nippen (mit Kokosnusswasser) oder einen polynesischen
FOTOS • Picturedesk / Ronald Grant Archive / Mary Evan; The Brando
seinem Atoll, seinem Stück Paradies, seinem Traum von Salat mit Melonen, Ananas, getrockneten Tomaten und Ko-
einer Insel. Er hat sich nicht erfüllt. kosnussflocken essen, zwickt nix.
Dafür hat sein Traum einen Verwalter gefunden. Richard „The Brando“ ist seit 2014 ein Versteck für Vermögende,
Bailey führt Tetiaroa als exklusives Urlaubsresort. Der 63- 35 Villen verschwinden hinter Hecken und Palmen, es gibt
jährige Amerikaner hat die Anlage noch zu Brandos Lebzei- einwandfrei funktionierendes Internet, eine Forschungs-
ten bauen lassen – unter der ausdrücklichen Bedingung des stationundeine27QuadratkilometergroßeLagunemittro-
Schauspielers, dass Tetiaroa nachhaltig funktionieren pischen Fischen. Leonardo DiCaprio und Johnny Depp er-
muss. Marlon Brando war vieles: Oscar-Preisträger, Frau- holten sich auf der Insel, Pippa Middleton und James Mat-
enheld, Kontrollfreak – und Naturschützer. thews feierten hier ihre Flitterwochen, und Barack Obama
„Wenn ich abends an der Südspitze der Insel sitze“, sagt zog sich nach seiner Präsidentschaft für einige Wochen
Bailey, „die Überreste des Tages aufsauge, die Lagune vor dorthin zurück, um an seinen Memoiren zu schreiben.
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REISEN
Zehn Jahre nach Brandos Tod trafen die ersten Resort- dedieProduktioneinFlop,fürBrandoderBeginneinesneu-
gäste auf der Landebahn der sechs Quadratkilometer gro- en Lebens. In Tahiti heirate er seine Leinwandpartnerin
ßen Insel ein. 15 Jahre nach dem denkwürdigen Tag, an dem Terita Teriipaia, die 20 Jahre jünger als er war und die Groß-
Bailey einen Anruf von Marlon Brando erhielt. 1966 hatte mutter von Tumi Brando ist. Sie lebt nach wie vor auf Tahiti,
der Schauspieler Tetiaroa, ein Atoll aus zwölf kleinen „sehr zurückgezogen“, wie die Enkelin sagt.
Inseln, sogenannten Motus, auf 99 Jahre gepachtet. Auf
einer von ihnen eröffnete er eine Bungalowanlage für Tou- Rückzug vom Rückzugsort • Vermutlich hält die alte
risten. Bailey übernachtete dort in den 1980er-Jahren, um Dame wenig von ihrem Ex-Gatten, wie man ihrer Autobio-
ein romantisches Wochenende mit seiner tahitianischen grafie entnehmen kann. Ihr erstes Treffen in einem Hotel-
Frau zu verbringen. „Romantisch ja, komfortabel nein.“ zimmer endete damit, dass sie einander mit Gegenständen
Die strohgedeckten Hütten waren stickig und dunkel. bewarfen. Danach seien Affären mit anderen Frauen und
Ratten flitzten durch die Küche. Ein Journalist aus den USA Gewaltandrohungen auf der Tagesordnung gewesen. Chris-
besuchte Marlon Brando auf Tetiaroa und beschrieb, wie tian Brando, Sohn aus erster Ehe, hat 1990 den Freund sei-
ein Angestellter die Hütte entlüftete, indem er mit einer ner Halbschwester Cheyenne in Brandos Villa in Los Ange-
Machete in die Strohwand schlug. Die Wirkung war phäno- Tetiaroa – das sind zwölf Inseln mit 500 Hektar Land. les erschossen. Der Vater des Getöteten, ein Politiker aus
Groß genug, um darauf ein Öko-Resort zu verstecken.
menal. Tausende Gelsen piesackten den Gast nun völlig un- Tahiti, drohte Brando, ihn strafrechtlich verfolgen zu las-
gestört. Die Los Angeles Times urteilte, das Hotel sei der sen, sollte er je wieder tahitianischen Boden betreten. Und
„eleganteste Slum“ der Südsee. so zog sich Marlon Brando von seinem Rückzugsort zurück.
Jetzt ist es der exklusivste Fleck Französisch-Polyne- Das alte Hotel schloss in den 90er-Jahren, auf der Insel
siens. Wer heute aus der Hauptstadt Papeete kommend lassen. Bitte keine herkömmlichen Cremes verwenden, lebten nur noch Tumi und ihre Eltern. Den Großvater sahen
nach 20 Minuten mit dem Kleinflugzeug landet, sieht die warnt der französische Concierge. Die Inhaltsstoffe blei- sie einmal im Jahr in Los Angeles. Sie wohnten in der Villa
versteckten Villen, die Batterie von Solarpaneelen am Pis- chen die Korallenriffe aus. Also empfiehlt er das hauseige- am Mulholland Drive, besuchten Opas Freunde in anderen
tenrand und dahinter die schwarzen Vulkansteine für den ne Produkt. Frontalunterricht trotz Luxus. Und es gibt vie- Villen, „wo alles größer und glänzender war“. Natürlich er-
Feuerlauf.DiewurdenextrafürDiCapriozusammengesam- les, was hergezeigt werden muss, um den kolossalen Preis zählte man sich die alten Geschichten. Wie der Opa einst die
melt, der das traditionelle Ritual ausprobieren wollte. (3000 Euro pro Nacht) zu rechtfertigen, etwa die Salzwas- halbblinde alte Dame, die auf jeden Neuankömmling mit
serpumpe, die kaltes Meerwasser aus 936 Meter Tiefe hebt einer Flinte schoss, bekniete, ihm Tetiaroa zu verkaufen.
Authentische Mahnmale • Nördlich der Startbahn und für die Klimaanlage nutzt. Die Ratten und Mücken sind Sie tat es nur unter der Bedingung, dass er die Natur intakt
stehen noch einige der alten Hütten. Mahnmale an eine Zeit verschwunden dank eines Vernichtungsfeldzugs von Wis- halte. Denn Tetiaroa war jahrhundertelang Ausflugsziel für
ohne Komfort. Für die einen eine Zumutung, für die ande- senschaftern der Universität von Tahiti. The Brando ist die Chefclans aus Tahiti, ein Feriendomizil für die Ober-
ren ein Lebensgefühl. „Authentisch“ seien die, sagt Tumi kuratierte Natur mit viel Instagram-Potenzial. schicht – also gar nicht so viel anders als heute.
Brando, eine Enkelin des Stars. „Grandpa, nicht Marlon, Die Verlockung, in diesem Teil der Welt zu bleiben, war Tumi Brando mag den Wind, wenn er über Tetiaroa
nicht Brando“, liebte es einfach. Die 30-Jährige hat die ers- auch für die Seeleute des englischen Segelschiffs Bounty so peitscht, sie liebt die Seevögel, die in der Luft ihre Manöver
ten drei Lebensjahre auf Tetiaroa verbracht, danach ist sie groß, dass sie 1789 eine Meuterei gegen ihren sadistischen fliegen. Sie ist froh, dass die Mermaid Bay an der Ostseite
immer wieder auf Besuch hergekommen. Jetzt ist sie das Kapitän anzettelten und sich mit polynesischen Frauen auf noch genauso unbebaut ist und grünblau schimmert wie in
einzige Familienmitglied, das noch auf der Insel arbeitet. unbewohnte Inseln zurückzogen. Die Verfilmung in Meute- ihren Schulferien. Für sie hat sich der Traum von ihrer Insel
TumiBrandosahdieBulldozer,diedenBodenfürdieFun- rei auf der Bounty war es schließlich, die Marlon Brando erhalten. Für Marlon Brando hat er sich nicht erfüllt. Er
damente aufrissen, und war skeptisch. Heute hat sie mit 1960 zum ersten Mal nach Tahiti verschlug. starb 2004 auf einer Intensivstation in Los Angeles, 14 Jah-
dem blitzsauberen Resort Frieden geschlossen. Auch weil ImFilmspielterdenOffizierChristianFletcher.Dabeige- re nachdem er Tetiaroa das letzte Mal betreten hatte.
sich die millionenschweren Gäste bereitwillig die Kläranla- lang es ihm als erstem Hollywood-Schauspieler, eine Gage Info: thebrando.com; Service-Infos unter derStandard.at/Reisen
ge, Mülltrennung und den richtigenSonnenschutz erklären von einer Million Dollar auszuhandeln. Für das Studio wur- Die Reise erfolgte auf Einladung von The Brando und Tahiti Tourisme.
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